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Kein Abschied- aber auch kein Wiedersehen von Jenny

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Teil 6

Der Horror wirkt so täuschend echt und doch nimmt es seinen guten Lauf.
Denn sicher ist ich träum nur schlecht
und wach in ein paar Minuten auf.
Vernommen, vernommen hab ich´s schon,
doch weiss, es muss ein Missverständnis sein.
Irgendeine Störung in der Kommunikation...bitte, bitte komm jetzt endlich heim...



Drei Tage später...

„Wenn Sie mir bitte folgen wollen, wir haben eine große Auswahl an verschiedensten Särgen, entsprechend Ihrem Geschmack und Budget. Bevorzugen Sie eine bestimmte Farbe?“

Jack fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln und gab sich die grösste Mühe, seine Wut zu unterdrücken.

Was war das hier, ein Shoppingparadies?

Gab es auch Särge im Angebot? Oder konnte er seinen Senior Citizen Discount benutzen? Oder die Coupons aus der Tageszeitung von letzter Woche?

Er war bereit das Bestattungsinstitut zu verlassen, doch er musste das hier durchziehen. Wenn er sich nicht persönlich um alles kümmerte, würde die Aufgabe irgendeinem Schwachkopf vom Militär in die Hände fallen, der Daniel wahrscheinlich nicht einmal persönlich kannte.

Jack war all das so leid.

Was zur Hölle tat er überhaupt hier? Was für ein ungerechtes Leben war das? Daniel sollte vor ihm sterben? Und nicht einmal als der Held, der er war, sondern als Opfer eines Terroristenangriffs.

Die Welt stand Kopf. Das war alles nicht richtig, nicht fair.

Warum lebte er noch?

Warum hatte Daniel sterben müssen?

„Sir?“, räusperte sich der Bestatter, der erwartungsvoll vor einer Reihe verschiedenfarbig lackierter Särge stehen geblieben war.

Jack überflog die traurige Sammlung und fand alles von normal bis kitschig. Das Ende der Reihe zierte ein Kindersarg mit aufgemalten Autos. Hatten die Menschen überhaupt keinen Sinn mehr für Pietät? Aber wenn sie niemand wählen würde, würde das Bestattungsinstitut sie ja nicht ausstellen.

Er fixierte sich schnell auf ein rotbraunes Modell der Marke „Wisconsin“ für knappe viertausend Dollar. Der Sarg war schlicht doch geschmackvoll.

Genau das, wonach er suchte.

Der Bestatter begann seine gut einstudierte Rede über die Vorteile des Holzsarges gegenüber den neueren Modellen mit all dem Schnickschnack.

Jack hörte ihm nicht zu, sondern starrte auf das Innere des Sarges, wo ein weißes Kissen seinen neuen Bewohner zum Einzug einlud. Die Seitenwände waren ebenfalls mit weißem Satin verarbeitet und kleinere Muster waren in das Material gestickt worden. Daniel würde es bestimmt mögen...

Er kam wieder zu sich als der Bestatter seine Rede über das Bestattungs- Komplett- Sorglos Paket beendet hatte für nur 12,000$, also ein richtiges Schnäppchen und so viel weniger Ärger als wenn man sich selbst um alles kümmerte.

„Wann wird der Leichnam hierher gebracht?“, war Jacks einziger Kommentar auf sein Shoppingerlebnis hin.

Drei Tage waren vergangen und Daniels Körper...Leichnam wurde immer noch in diesem verdammten Südamerika gelagert, in irgendeinem verdammten Kühlhaus in irgendeinem verdammten Krankenhaus in irgendeiner verdammten Stadt!

Es machte Jack krank.

Schon schlimm genug das all das geschehen war, aber jetzt konnte er nicht mal seinen Freund beschützen. Er war hilflos der Dummheit anderer Menschen ausgesetzt, in einem Land, dass zu seinem Verhängnis wurde.

Der Mann räusperte sich und zuckte dann mit den Schultern.

„Ich telefoniere täglich mit den Behörden vor Ort aber die Papiere sind wohl noch nicht genehmigt worden.“

„Was für Papiere?“, wollte Jack dann wissen.

„Die Ausfuhrgenehmigung.“

„Soll das heißen Daniel wird wie reguläre Fracht behandelt, die durch den Zoll gehen muss?“

Ihm wurde bei dem Gedanken schlecht. Das hier war tatsächlich ein Albtraum. Diese ganze verdammt Welt war ein Albtraum.

„Auch wenn es absurd klingt, aber so ist es leider. Ich habe gestern mit einem Bestattungsinstitut vor Ort telefoniert und eine Einbalsamierung des Leichnams angeordnet.“

„Hohoho.“, unterbrach ihn Jack mit ausgestrecktem Arm, „Sollte ich nicht ein Mitspracherecht haben, was mit ihm passiert? Ich bin der Repräsentant von Daniels Nachlass.“

Der Bestatter war nicht besonders beeindruckt sondern faltete die Hände ineinander.

„Mr. O’Neill...“

„General.“, fiel ihm Jack ins Wort.

„General O’Neill...die Wahl, wann welche Schritte eingeleitet werden, um den Leichnam bestmöglich zu erhalten wurde Ihnen von Mutter Natur beraubt. Sie können einen Leichnam nur so lange in eine Kühltruhe stecken und erwarten, dass er in dem selben Zustand wieder herauskommt wie der, in dem Sie ihn zum letzten Mal gesehen haben. Ich verstehe Ihren Ärger in dieser Situation, aber wir müssen diese notwendigen Schritte einleiten- gerade um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen.“

Jack war still geworden und musterte die Gesichtszüge des Mannes. Aber er konnte sie nicht lesen, wusste nicht, ob er Mitgefühl oder Anmaßung zeigte, ob er sich über ihn lustig machte, oder tatsächlich verstand, wie es ihm ging.

Er bezweifelte es. Niemand konnte überhaupt erahnen, wie es ihm im Moment ging.

Jack selbst lebte in einem wirren Traum. Er nahm an, dass es eine Art Sicherungsmechanismus seines Gehirns war, eine Art Autopilot. Er sprach, atmete, reagierte- aber er lebte nicht. Fühlte nichts außer Wut. Wie eine Maschine organisierte er alles, setzte Unterschriften auf staatliche Dokumente, regelte die Trauerfeier...aber wo war er geblieben?

Was war mit ihm geschehen?

Er war längst woanders, an einem Ort, wo seine Seele Ruhe und Geborgenheit finden konnte. Aber wo war das? Bei Daniel? Würde er in Frieden ruhen nach all dem, was geschehen war?

Jack glaubte daran, dass manche Seelen weiterlebten, aber er konnte sich nicht daran gewöhnen seinen besten Freund jetzt auf einer anderen Ebene der Existenz zu suchen.

Eigentlich müsste er daran gewöhnt sein. Wie oft schon hatten sie gedacht, Daniel sei tot, wie oft hatte er ihm selbst beim Sterben zugesehen? Wie oft schon hatte er genau dieselben Gedanken in seinem Geist wiedergespielt, wie er es nun tat.

Doch diesmal gab es einen bedeutenden Unterschied.

Diesmal war es endgültig.

Keine Antiker, keine ausserirdischen auf-die-letzte-Minute-wirkenden Supertechnologien, nichts als der niederschmetternde Lauf der Dinge, die Grundlagen des Universums, Leben und Tod.

Daniel war tot, er selbst war am Leben.

Und das Universum erkannte nicht, dass das falsch war.

„Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, einen Kaffee vielleicht?“, bot der Bestatter nun mit einer freundlicheren Stimme an und begleitete Jack zurück in sein Büro.

„Ja, eine Tasse bitte.“

Seit dem Vorfall hatte er kaum etwas gegessen. Nur das Notwendigste, um seinen Kreislauf aufrecht zu erhalten. Eine Tasse Kaffee würde ihm gut tun, denn nach der Besprechung im Bestattungsinstitut stand der Besuch beim Rechtsanwalt an. Noch ein Termin. Mehrere Dinge, die Daniels persönlichen Besitzt anbetrafen mussten noch geregelt werden.

All das war so absurd.

Was machte den Tod heutzutage aus?

Wo war die Ehre im Sterben geblieben?

Sterben bestand aus drei Dingen. Sterben. Den Körper durch die Einbalsamierung erhalten, damit jeder ihn bei der Trauerfeier anstarren konnte und es ihnen so vorkam, als sei er noch am Leben. Und Anwälte.

Anwälte waren die wahren Gewinner in der Geschichte des Todes.

Sie regelten alles, kassierten groß ab und ließen sich dafür feiern.

Jack seufzte innerlich.

Alles zu seiner Zeit.

Er würde allen das an den Kopf werfen, was er von ihnen hielt- sobald er sie nicht mehr brauchte.

Aber im Moment war er auf ihre Hilfe angewiesen und machte gute Mine zum boesen Spiel.

Der Bestatter brachte ihm etwas Kaffee und wuehlte in den Unterlagen seines dicken Ordners mit Daniels Namen auf dem Cover.

„Das muss für Sie sehr schwer sein, Sir. Haben Sie Freunde, die Ihnen durch diese schwere Zeit helfen können?“

Bestatter- Smalltalk. Genau das hatte ihm gerade noch gefehlt.

„Ja.“, antwortete er, um diese Diskussion bereits im Keim zu ersticken. Was ging es diesen Mann an, wie er mit seiner Trauer klar kam? Er wurde dafür bezahlt, Daniel wieder zurück in die USA zu bringen, die Beerdigung zu organisieren und einen schönen Friedhof zu finden.

Er war kein Seelenklemptner.

Der Mann räusperte sich und reichte ihm dann einen Brief.

„Die Archäologische Gemeinschaft will einen Teil der Beerdigungskosten übernehmen und hat 55 Gäste für die Trauerfeier angemeldet.“

Jack kicherte unfreiwillig.

„Ich bin gerührt.“

Der Bestatter ignorierte seinen Einwurf und reichte ihm eine Broschüre.

„Darin werden Sie die Gebühren für Grabstellen und die Öffnung von Gräbern finden. Das wird allein von der Stadt Colorado Springs verwaltet. Wenn Sie Zeit haben sollten Sie in den nächsten Tagen dort vorbei schauen, ich weiß nicht, wie viele Gräber noch frei sind.“

Jack seufzte nur.


weiter: Kapitel 7
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