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Kein Abschied- aber auch kein Wiedersehen von Jenny

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Teil 2

Ich rutsch' tiefer in den Sessel und fühl' mich benommen.
Dreh' mich zur Seite doch du bist längst weg.
Les' im Abspann unsere Namen verschwommen.
Jetzt noch 'ne Änderung im Drehbuch, das hätt' wohl keinen Zweck.



Zwei Jahre später hatte Jack damit abgeschlossen.

Die schmerzlichen Erinnerungen an Daniels Weggang waren erfolgreich verdrängt und das Leben ging weiter.

Jack hatte nie mehr von ihm gehört, hatte duzende Emails geschrieben, doch trotz der Tatsache, dass Daniels Emailaccount noch aktiv war, erhielt er keine Antwort.

Sein Mobiltelefon war abgeschaltet und niemand in Chicago wusste von ihm.

Oft stundenlang hatte er dagesessen und rumtelefoniert, hatte ein Spiel daraus gemacht, ihn zu jagen.

Sobald er eine Spur hatte zeichnete er sie in seine Weltkarte ein, doch Daniels Zickzack-Kurs trieb ihn in den Wahnsinn.

An einem Tag wollte jemand aus Paris ihn gesehen haben, die Woche darauf meldete sich ein Mann aus Belize. Daniel war verdammt gut darin geworden, ihm aus dem Weg zu gehen und irgendwann beschloss Jack, dass es das beste war, seine Suche einfach einzustellen.

Daniel hatte seinen Pfad gewählt, sollte er damit glücklich werden.

Er selbst hatte genug Probleme.

Die Beziehung zu Sam war kurze Zeit später in die Brüche gegangen. Sie gab ihm die Schuld daran, meinte, er sei zu oft weg, hatte zu wenig Zeit für sie. Jack war der Meinung, dass sie zu hohe Ansprüche an ihn stellte.

Er konnte nicht einfach mir nix dir nix aus Washington zurückkehren und ihr eine heile Welt vorspielen, die es schon längst nicht mehr gab.

Doch die Wahrheit war, das der Alltag ihre Beziehung eingeholt hatte.

Die ständige Trennung, die räumliche Ferne, der Stress, ihre unterschiedlichen Ansichten, wie das gemeinsame Zusammenleben aussehen sollte...all das hatte dazu geführt, dass sie nach fast fuenf Jahren einfach Schluss machten und ihr Leben so weiterführten, als sei nie etwas geschehen.

Er kam nach wie vor zu Besuch in den Komplex, tauschte einige freundliche Worte mit seinen alten Kollegen aus und verschwand dann für mehrere Monate.

Er fühlte sich wieder frei.

Die Beziehung zu Sam hatte ihn eingeschränkt. Zwar hatte er sie über alles geliebt, dennoch fühlte er sich, als hätte sie seine Federn gestutzt und ihm die Unabhängigkeit genommen, die er so bitter nötig hatte.

Jack hatte seine Vorstellungen vom Leben, brauchte die Natur und dann und wann einfach die Ruhe. Er mochte keine langen Dialoge, doch Sam wollte über alles reden, wollte Probleme besprechen, wo es doch eigentlich nichts mehr zu besprechen gab.

Er hingegen forderte bedingungsloses Vertrauen und jemandem, der seine Gedanken von seinen Augen ablesen konnte.

Irgendwann hatten sie dann einfach eingesehen, das sie beide zu verschieden waren und in ihrem Partner nach etwas suchten, das nicht erfüllt werden konnte.

Ihre Trennung war friedlich verlaufen, es gab keine bösen Nachworte mehr, die Anschuldigungen waren schon Monate zuvor ausgetauscht worden, in der Zeit, bevor sie sich nur noch anschwiegen. Bevor sie alles in sich hinein fraßen, statt es gemeinsam zu besprechen. Als sie sich noch liebten...

Sie nahmen sich ein letztes Mal in den Arm und dann packte Jack seine Sachen und verließ ihr Haus in Colorado Springs.

Er musste sich eingestehen, dass er nicht mehr derselbe Mann wie früher war.

Er brauchte jetzt umso mehr Freiräume, zog sich gerne allein auf ein Bier zurück, ließ die Vergangenheit Revue passieren und genoss die Ruhe. Sehr oft dachte er an sein Team, all die verrückten Abenteuer, die sie erlebt hatten.

Es war schon irre gewesen.

Hätte ihm jemand so etwas vor der ersten Stargatemission aufgetischt, er hätte ihn für komplett durchgeknallt gehalten...

Nun hatte er wieder alle Zeit der Welt um sein Leben zu genießen, ging oft Abends in ein Lokal und traf hin und wieder auch Frauen. Aber es war nie etwas ernstes.

Jack war ein gebranntes Kind und scheute das Feuer.

Für eine feste Beziehung war er nicht mehr in der Stimmung, wollte stattdessen lieber seinen Seelenfrieden. Und er wollte seine Freunde um sich herum haben, wollte Erinnerungen aufleben lassen und dankbar sein für all die Jahre, die sie zusammen verbracht hatten.

Er nippte an seinem Bier und schaute geistesabwesend die Nachrichten. Dann und wann erwischte er sich doch immer wieder, wie er archäologische Dokumentationen verfolgte und darauf hoffte, ein Lebenszeichen von Daniel zu sehen.

Es war ihm egal, ob er ihn erreichte oder nicht. Hauptsache er wusste, es ging ihm gut.

An diesem Tag geschah dann das Unerwartete.

Bevor das Wetter gezeigt wurde, kündigte die Nachrichtensprecherin den erstaunlichen Fund einer alten Pyramide in Südamerika an. Das Kamerabild war schlecht und der starke Regen vor Ort machte es schwierig, etwas zu erkennen.

Jack hatte sich gerade gefragt, wie man unter solchen Bedingungen überhaupt arbeiten konnte, als jemand mit dunkler Brille und grünem Bandana durchs Bild huschte.

Abrupt saß er aufrecht auf seiner Couch und verfolgte den Bericht. Die Szene war nur kurz gewesen, aber die Gesichtszüge und die Art, wie er lief, ließen ihn keine Minute zweifeln.

„Die Pyramide wurde auf das Jahr siebentausend vor Christus zurück datiert und wirft den Wissenschaftlern viele Fragen auf.“, erklärte die Außenreporterin, „Wie konnte eine solch frühe Kultur ohne sichtbare Spuren dieses Bauwerk aufschichten? Wie war es ihnen möglich, die gigantische Treppe, die das Tor zum Himmel darstellen soll anzufertigen? Vielleicht kann mir Doktor Nicholas Jackson die Frage beantworten, er ist der Leiter dieser Ausgrabung.“

Damit schwenkte die Kamera wieder auf Daniel, der sich offensichtlich große Mühe gab, nicht erkannt zu werden und der Frau schnell verdeutlichte, dass er an einem Interview nicht interessiert war.

Damit gab sie enttäuscht wieder in die Nachrichtenstation ab und Jack schaltete den Fernseher aus.

Dieser verdammte...nein, das konnte er nicht glauben. Daniel hatte tatsächlich den Vornamen seines Großvaters angenommen um anonym zu bleiben. Wie konnte er nur so dumm sein und diese List nicht erkennen?

Jack spürte das Kribbeln in seinen Fingerspitzen, als er von der Couch aufstand. Wie es schien war die Jagd wieder eröffnet und als erstes würde er sich die Aufzeichnung des Berichts liefern lassen.

Daniel mochte gut im Versteckspiel sein, doch er war nicht gut genug um einem alten Special Ops Offizier zu entkommen.

+++

Der lange Flug war ermüdend gewesen, doch Jacks Laune konnte er nicht verderben.

Er war daran gewöhnt.

Vom Anbeginn seiner militärischen Karriere war er an Langstreckenflüge gewöhnt, und die meisten von ihnen waren weitaus weniger komfortabel als ein Sitz in der Business Class.

Während der Pilot das lokale Wetter beschrieb, dehnte er seine steifen Muskeln und griff nach dem Handgepäck. Viel hatte er nicht mit sich genommen, ein paar T- Shirts, kurze und lange Hosen und Moskitospray. Zum Überleben im Dschungel von Belize brauchte er nicht sonderlich viel.

Die Passagiere wurden ungeduldig, als die Treppe an das Flugzeug herangefahren wurde und er ließ einem Bankdirektor den Vortritt, mit dem er sich wahrend des Fluges über Patzer bei der Hochzeit unterhalten hatte.

Trotz seiner schlechten Erfahrungen konnte Jack sich anpassen, konnte über die Witze seines Nebenmannes lachen, obwohl ihm nicht danach war.

Er konnte ein Chamäleon sein und niemand würde je erfahren, wer er wirklich war oder was er dachte.

Es dauerte nicht lange und er verließ das Flugzeug, ließ die Sicherheitskontrollen hinter sich und schnappte sich das nächste Taxi Richtung Stadtmitte.

Der Tag war noch jung und so beschloss Jack, sich gleich auf die Suche zu machen. Diesmal wollte er Daniel nicht die Gelegenheit geben, kurz vor ihrem Wiedersehen zu verschwinden.

Er checkte in sein Zimmer ein, nahm das Nötigste mit sich und verschwand dann zwischen Häuserblocks und kleinen Verkaufsbuden, auf der Suche nach einem Führer.

+++

„Hey Daniel.“

Der leise Gruß ließ ihn augenblicklich auffahren. Ein kleiner Spachtel, mit dem er versucht hatte, einige alte Steinblöcke freizulegen fiel zu Boden und versank im rotbraunen Schlamm der Umgebung.

„Oder sollte ich lieber Nicholas sagen?“

Der stille Vorwurf wirkte wie eine Faust ins Gesicht.

Er wünschte sich an irgendeinen entlegenen Ort dieser Welt, nur fort von hier. Fort von den alten Erinnerungen, vom Schmerz, der übermächtigen Enttäuschung. Aber er war gefangen in seinem eigenen Dilemma.

Daniels Labyrinth aus Lügen und Verstecken war durchschaut worden und somit nutzlos.

Wie oft schon war er im Geiste dieses Szenario durchgegangen, hatte nach Ausreden gesucht oder vielleicht auch einer Entschuldigung. Aber er war sich nie darüber schlüssig geworden, wie er reagieren würde, wenn er Jack jemals wieder gegenüber stand.

Doch nun war der Moment gekommen.

Zwei Jahre lang hatte sein Spiel funktioniert, zwei Jahre lang war er fast wöchentlich von Ort zu Ort gereist. Manchmal, besonders auf langen Flügen vermisste er das Sternentor, die rasanten Reisen durch das Universum.

Aber wie er es an dem Abend beschlossen hatte, an dem Jack ihn in seinem Apartment besuchte; er wollte wieder zurück zu seinen Wurzeln, wollte den wahren Daniel wieder finden, einen unabhängigen, starrköpfigen Träumer, den anderer Leute Meinung schon längst nichts mehr bedeutete.

Er wollte wieder da sein, wo er vor Beginn des Stargateprogrammes war. Natürlich vermisste er nicht all die leeren Vorlesungsräume, aber er vermisste seinen alten Charakter. Über die Jahre hinweg war er mit SG-1, mit seinen Teammitgliedern sozusagen verschmolzen, hatte gelernt sich auf sie zu verlassen und hin und wieder auch mal Militär zu sein.

Und natürlich kam es, wie es kommen musste.

Sein Vertrauen war zerstört worden, seine Abhängigkeit war ihm zum Verhängnis geworden.

Er hatte gelernt die gemeinsamen Abenteuer zu schätzen und zu genießen. Umso mehr tat es dann weh, als ihm das entrissen wurde.

Und sein bester Freund, der sich vor vielen Jahren mal sein „Seelenverwandter“ nannte, hatte seine Position aufgegeben und war weggezogen, hatte ihn in dem Wirrwarr zurückgelassen und so getan, als hätte es die vorangegangenen Jahre nie gegeben.

Ja, er gestand sich ein, dass sein bisheriges Leben ein einziges Chaos gewesen war. Darum brauchte er auch seine Ausgrabungen, sein Wissen, eine Konstante, die sich nicht änderte, egal in welche Richtung der Wind sich drehte.

Er brauchte Sicherheit, das Gefühl gebraucht zu werden, egal was geschah.

Er wollte wieder er selbst werden.

Leider hatte er nach zwei Jahren festgestellt, dass die Einsamkeit ihn jetzt mehr störte, als er es geplant hatte.

Früher im SGC hatte er wenigstens noch die Mannschaft hinter sich, doch jetzt, während der Ausgrabungen hatte er ständig irgendwelche Geier um sich herum, die nur darauf warteten, dem berühmten Daniel Jackson zu beweisen, dass seine Theorien nicht richtig waren. Und es gab nach all den Jahren immer noch Leute, die sich über seine alten UFO- Vorlesungen amüsierten.

Damals schien ihm die Flucht in die Einsamkeit eine willkommene Änderung gewesen zu sein, doch nun vermisste er es, Freunde zu haben.

Wenn er abends alleine war, gab es niemanden, mit dem er sich auf einen Kaffee treffen konnte. Wenn er krank war, würde niemand für ihn Medizin besorgen, er musste sich im hundeelenden Zustand selbst auf den Weg zur nächsten Apotheke machen.

Und das schlimmste war...niemand beschützte ihn mehr.

Sein Ideal, zurück zu seinen alten Wurzeln zurück zu kehren, allein gegen die ganze Welt zu kämpfen und überall seinen Kopf durchzusetzen war kläglich gescheitert.

Stattdessen stieß er auf Feindseligkeiten, Eifersucht und Abneigung.

Und Daniel war mittlerweile erwachsen geworden, zu alt um noch den Enthusiasmus aufzubringen, jeden Einzelnen von ihnen vom Gegenteil zu überzeugen.

So sehr er zuvor allein sein wollte, so sehr bereute er es nun auch. Ganz egal wie schlimm ihm die Situation im SGC vorgekommen sein mochte, es war nichts gegen das hier.

Aber nach seiner Kündigung hatte es kein Zurück mehr gegeben, das wusste er.

Doch nun?

Was wollte Jack hier?

Er entliess eine leichtes Seufzen, als er das tropfnasse Bandana abnahm und sich zögerlich umdrehte.

„Was? Du weisst nicht, was du sagen sollst? So habe ich dich ja noch nie erlebt.“

Jacks hämische Worte durchschnitten die Stille zwischen ihnen, waren die einzigen Geräusche der Zivilisation zwischen dem endlosen Plätschern von feuchtwarmen Regentropfen auf den moosbefallenen Steinen.

Nach all den Versteckspielen innerhalb der Vereinigten Staaten und Europa fand er ihn hier, am entlegendsten Ort der Welt, wo es keine Mobiltelefone und kein High Speed Internet gab. Nicht mal einen Bankautomaten.

„Hi Jack.“, stiess er hervor.

Wie oft hatte er das vor vielen Jahren während ihrer gemeinsamen Dienstzeit gesagt. Doch jetzt fühlte sich der Ausspruch seltsam fremd an. Wie ein altes Lied, das man nach langer Zeit zum ersten Mal wieder hört.

„Wenigstens erinnerst du dich noch an meinen Namen.“, erwiderte O’Neill gespielt überrascht und deutete auf ein abgelegenes Zelt.

„Ich glaube wir sollten uns mal unterhalten.“

+++

Sie wollten darüber reden doch stattdessen schwiegen sie sich nur an.

Wortlos hatte Daniel nach einem Plastikbecher gegriffen, ihn mit Wasser aus dem Kanister gefüllt und reichte ihn Jack. Alles war besser als das, was aus dem naheliegenden Brunnen kam.

Die Atmosphäre war deprimierend und die Stille tat ihr übriges.

Minutenlang hatten beide dagestanden und warteten darauf, dass der jeweils andere anfing zu sprechen.

Doch erst nach einer Weile gewann Daniel den Mut, den ersten Schritt zu tun.

„Wie war dein Flug?“

Ungewillt darüber zu reden, zuckte Jack nur mit den Schultern.

„Okay.“

„Mhm.“

Daniel schenkte sich selbst etwas Wasser ein und starrte gedankenverloren auf einige Ausgrabungsfunde, die in dem Zelt darauf warteten, verpackt und verschifft zu werden.

Einige seiner Mitarbeiter hatten die Kartons schon vorbereitet, aber ihre Arbeit nicht abgeschlossen. Nun lag es an ihm, die Funde für den nächsten Morgen fachgerecht zu verpacken, bevor der Lagerfahrer vorbei kam und sie in die Stadt brachte. Er konnte sich einfach auf niemanden mehr verlassen...

„Dir scheint deine neue Arbeit ja Spass zu machen.“, entgegnete Jack und trat näher heran.

Nur noch ein Meter trennte sie.

Ein seltsames Gefühl kam in Daniel hoch, eine Art Wille zur Zusammengehörigkeit. Egal wie gespannt die derzeitige Situation war, er fühlte sich in Jacks Gegenwart geborgen.

Auch wenn ihre letzten Dialoge nicht die freundlichsten gewesen waren, wusste Daniel doch tief in seinem Herzen, dass er für ihn da sein würde, wenn er wirklich Hilfe brauchte. Und keine Streiterei konnte das verhindern.

Es war das unausgesprochene Versprechen, das sie sich nach der Abydos Mission gegeben hatten...

Endlich sah Daniel auf und traf Jacks Blick.

„Deine scheint dich offensichtlich nicht auszufüllen. Immerhin hast du Zeit, mir nach zu spionieren.“

Noch immer war er etwas distanziert, leicht gereizt über des bisherigen Ausgang des Tages. Der Regen hatte die Ausgrabungsarbeiten um zwei Tage verlängert, die Universität saß ihm im Nacken und wollte Fortschritte sehen, die Arbeiter wurden unruhig und wollten ihr Geld. Und schon kam das nächste große Problem in Form eines USAF Generals.

„Ich glaube, das ist eine normale Reaktion, wenn man von dir vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Eine Email um mir Bescheid zu geben, dass alles ok ist, wäre nett gewesen.“

Jack war schnell wie eh und je. Daniel wusste, dass er mit seiner Antwort nicht so einfach davon kommen würde. Innerlich lächelte er über die Situation. So lange hatten sie sich nicht gesehen und waren schon wieder bei den typischen Jack- Daniel Dialogen angekommen.

„Tut mir leid wenn das hier nicht unbedingt der beste Platz für Wireless LAN ist.“

„Ach, bist du hier schon seit zwei Jahren?“

Ihre Diskussion begann sich im Kreis zu drehen und beide hielten inne, wussten sie doch, dass es sie nicht weiter brachte.

Erschöpft nach dem langen und auszehrenden Arbeitstag setzte Daniel sich auf einen Klappstuhl, deutete Jack an, dasselbe zu tun. Das Zelt bot wenig Komfort, aber es hielt den Regen ab, der seit Stunden schon ihr ewiger Begleiter war.

Unüblich für die Jahreszeit war es ein eiskalter Regen, der den Körper auskühlte und die Muskeln versteifte. Er machte die Arbeit fast unerträglich.

„Wie geht es Sam?“

Jack machte eine Grimasse und rieb sich dann den verspannten Nacken.

„Gut...schätze ich.“

„Du schätzte es?“

Er trank einen Schluck Wasser, ehe er fort fuhr.

„Wir...haben uns entschieden, nicht mehr länger zusammen zu leben.“

„Oh.“, bemerkte Daniel, wartete auf ausführlichere Details ihrer Trennung, aber sein Freund war wortkarg wie immer. Wenigstens hatte sich das nicht geändert.

Es tat ihm leid, dass sie sich getrennt hatten. Im nachhinein hatte er es Jack wirklich gegönnt. Und auch Sam. Die beiden waren ein gutes Team gewesen, auch wenn er nach wie vor die Ansicht vertrat, dass sie langfristig nicht zusammen gepasst hätten. Es war weniger der Altersunterschied als der Interessenkonflikt, der ihn immer besorgt hatte.

Jack mochte sich für eine Weile mit Sams technischen Interessen anfreunden können, aber auf Dauer würde es ihm zuviel werden. Ihr Enthusiasmus und Entdeckerwahn war einfach zu viel für den alten, entspannungsliebenden Jack O’Neill.

„Tut mir leid, wenn ich der Grund dafür war.“

Daniel war sich nicht sicher, wieso er das gesagt hatte. Es war ihm einfach über die Lippen gerutscht, ohne das er genauer darüber nachgedacht hatte.

„Warst du nicht...nicht direkt.“, entgegnete Jack und sah sich beschäftigt um.

Sie beide wussten es besser.

„Wie lange willst du dieses Spiel noch fortsetzen?“, fragte der General dann, um das Thema zu wechseln. Hier ging es schließlich nicht um ihn, sondern um Daniel.

„Du hast es doch bereits beendet. Wie könnte ich es dann fortsetzen?“

Die spitzfindige Antwort erregte Jacks Aufmerksamkeit und er wandte sich wieder seinem Freund zu.

„Kommst du zurück?“

Hoffnung lag in seiner Stimme. Vielleicht, so wünschte er, konnten sie ihre alte Fehde beilegen und noch einmal von vorne anfangen.

Daniel war sich unschlüssig darüber, wie er diese Frage beantworten sollte und blickte wieder zu dem Tisch voller Artefakte. Er konnte nicht einfach mittendrin aufhören. Oder?

„Nein. Wahrscheinlich nicht. Ich weiss es nicht...Ich habe das hier angefangen und will es vorerst fortsetzen. Es macht sehr viel Spass.“

Jack vermied es, erneut den Vergleich zwischen Interstellarreisen und feuchtfröhlichen Ausgrabungen zu ziehen. Sie hatten das bereits geklärt.

„Denkst du, du wirst mal die Zeit finden, dich zu melden?“

Er hatte den Zweifel in Daniels Augen erkannt. So ganz wollte er noch nicht aufgeben.

„Bestimmt.“, der Archäologe fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare, „Ich werde noch zwei Wochen hier bleiben um die Ausgrabungen abzuschliessen, dann werde ich nach Chicago zurückkehren und die Arbeiten von Dr. Jordan übernehmen. Immerhin kann ich alles nun in einem komplett anderen Kontext sehen als noch vor zwanzig Jahren.“

Jack interessierte all das gar nicht. Er wollte etwas ganz anderes wissen.

„Dann bist du also ok?“

Wieder zögerte er. Dies war das absolut sicherste Anzeichen, dass Daniel mit der Situation nicht ganz so zufrieden war, wie er es ihm vorspielte.

Zögern bedeutete bei Daniel immer, dass er ungern log, sich aber eine gute Ausrede einfallen lassen musste, um unnötige Diskussionen zu umgehen.

„Ja...so könnte man es ausdrücken.“

Jack liess ihn gewähren. Wahrscheinlich, so nahm er an, hatte sich die archäologische Gesellschaft nicht so sehr weiterentwickelt, wie Daniel es sich gewünscht hatte. Vor siebzehn Jahren war er bereits seiner Zeit voraus gewesen, doch nun, mit all seinem Wissen...es musste frustrierend sein.

„Und zwischen uns...denkst du, wir können das ausarbeiten?“

Diesmal zögerte er nicht. Es schien, als hätte er sich die Antwort bereits zurecht gelegt.

„Ich denke wir sind mittlerweile alt genug, um über solche Kleinigkeiten hinweg zu sehen. Lass uns mal zusammen Kaffee trinken, wenn ich wieder in den USA bin. Ich könnte vorbei kommen, sobald ich alles in Chicago erledigt habe.“

Ein Lächeln zierte Daniels Lippen. Etwas, das Jack gern erwiderte.

„Hört sich gut an.“

Beide schwiegen für eine kleine Weile, dann deutete Daniel nach draussen, wo sich das Wasser weiterhin in dreckigen Pfützen sammelte, ehe es in den nahe liegenden Fluss strömte.

„Und nun sieh zu, dass du aus diesem schrecklichen Klima heraus kommst. Ich habe noch viel zu tun. Ich melde mich morgen bei dir.“

Jack musste zugeben, dass ihm das Wetter nicht allzu sehr zusagte und Daniel wirkte tatsächlich beschäftigt.

Das Hauptziel seiner Mission war erreicht, er hatte seinen Freund wieder gefunden und sie hatten den alten Streit beendet. Nun konnten sie nach vorne sehen, konnten sich treffen, alte Geschichten wieder aufleben lassen und füreinander da sein.

Er war erleichtert. Wer konnte schon ahnen, dass sein Plan sich so auswirken würde? Daniel hätte ihn aus dem Camp werfen können, oder aber, er konnte einfach wieder verschwunden sein, wie so viele Male zuvor.

Doch diesmal hatte das Glück gewollt, dass sie sich wieder trafen. Es war eine Fügung des Schicksals, ein Wink von oben oder einfach nur Zufall. Aber sie hatten sich wieder getroffen und Jack würde diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen.

„Pass auf dich auf, Daniel.“

Zufrieden umarmte er seinen Freund und ging aus dem Zelt.

Es sollte das letzte Mal sein, dass er ihn lebend zu Gesicht bekam.


weiter: Kapitel 3
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