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Kein Abschied- aber auch kein Wiedersehen von Jenny

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Teil 11

Wenn der Kompass nur Himmel und Hölle zeigt,
alle Sinne verschwimmen.
Wenn Du Dir nicht vergeben kannst,
Keiner Deine Feuer löscht.

Ich dreh mich um Dich,
Ich dreh mich um Dich,
Stell mich vor den bösen Blick.
Deine Tränen werd ich übernehmen,
Alle Qualen, alle Folter überstehn.
Auch wenn Du verzweifelst,
gehe ich neben Dir.
Wenn sich alles verdunkelt,
bring’ ich Dich durch die Nacht.



Ein Jahr war vergangen und er war noch immer am Leben.

Surprise!

Jack lächelte verbittert. Was für ein Erfolg.

Das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint, damit er auch genug leiden konnte, bevor er letztendlich starb. Wie bei Daniel eben, nur viel...viel länger.

Er hatte sich von fast allen Freunden isoliert, wollte auf unbestimmte Zeit alleine sein, bis er überhaupt erst begreifen konnte, was geschehen war.

Selbst nach über einem halben Jahr hatte er immer noch nicht einsehen können, dass sein Freund nicht zurück kommen würde. Egal wie sehr er sich vom Gegenteil überzeugen wollte, es kam ihm immer nur so vor, als sei Daniel auf einer langen Ausgrabungsexpedition und bald zurück.

Doch endlich, nach einem Jahr, fast auf den Tag genau, traf ihn die Einsicht.

Für Wochen hatte er diesen unglaublichen Schmerz mit sich herum getragen, hatte kaum gegessen und noch weniger geschlafen, einfach nur gelitten.

Alles war wieder so intensiv, als wäre es eben erst passiert.

Noch einmal spürte er die Verzweiflung, das Wissen, so nah an ihm dran gewesen zu sein und trotzdem unfähig, seinen Tod zu verhindern. Es hatte ihn fast aufgefressen.

Doch dann, an einem regnerischen und kalten Tag, war der Schmerz auf einmal verschwunden. Sein ständiger Begleiter für all die Monate war urplötzlich in eine Schublade gerutscht, war zwar zugängig, aber von einem Tag auf den anderen gebändigt.

Zum ersten Mal sah er wieder durch den Nebel, der seinen Geist für all die Monate verschleiert hatte.

Wo er vorher auf eine alte und dreckige Herbstwiese geblickt hatte, fand er plötzlich den kleinen spätblühenden Löwenzahn, der sein zierliches Köpflein dem Wind entgegen stellte.

Wo er sich vorher über die anderen Autofahrer beschwert hatte und rücksichtslos seine Wege erledigte, hielt er plötzlich wieder an, um Leute vor ihm über die Strasse zu lassen.

Jack war sich nicht sicher, ob er froh oder traurig über die Wendung sein wollte.

Hatte seine Trauer nun ein Ende? Oder hatte er einfach nur die Depression besiegt? Oder viel schlimmer, hatte er Daniel endgültig und unabsichtlich aus seinem Geist verdrängt? Warum war ihm nicht mehr ständig nach trauern? Warum freute er sich plötzlich wieder über Dinge wie Hockeyspiele oder Homer Simpson?

Warum durfte er wieder glücklich sein, obwohl Daniel noch immer tot war?

Es war ihm unverständlich.

Und so hatte Jack die nächsten Woche ständig zwischen Auf und Ab gelebt, freute sich über eine grüne Ampel und verfluchte im nächsten Augenblick die Strassen, brachte den Mut auf um Sam anzurufen und beendete das Gespräch, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte.

Er traute sich selbst nicht mehr ganz.

In einer Zeitschrift hatte er gelesen, dass dies ein Teil des seelischen Heilungsprozesses war, aber wollte er wirklich geheilt werden? Wollte er nicht lieber an der Trauer zugrunde gehen? Immerhin war er Daniels bester Freund.

Würde Daniel das wollen? Natürlich nicht. Würde er sich anders verhalten, wäre die Situation umgekehrt verlaufen? Ungewiss.

Jack wusste nicht, ob er ein Recht darauf hatte, wieder glücklich zu sein...

Ob seine Trauer und sein Elend lange genug angedauert hatten, um Daniels tragischen Tod zu rechtfertigen.

Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und stieg aus dem Wagen.

Am Straßenrand hatte er ein Schild gesehen, „Great Dane Puppies for sale“. Vielleicht war das für ihn im Moment das allerbeste.

Ein Welpe würde ihm helfen, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren- und viel besser, er würde die Stille in seinem Haus beenden.

Bevor er den Mut verlor, lief er auf das alte Bauernhaus zu und klopfte.

Im Inneren konnte er das Wimmern und Bellen von mehreren Hunden ausmachen. Zumindest gab es noch Welpen.

Doch auch nach dritten Klopfen meldete sich niemand und Jack nahm an, dass die Familie für ein paar Stunden weggefahren war. Er würde es später wieder versuchen...wenn er nicht vorher wieder einen Stimmungseinbruch erlitt.

+++

Eine Woche später saß er in seinem Keller und faltete Daniels Hemden sorgfältig, um sie in einer großen Plastikbox zu verstauen. Er würde sie in naher Zukunft sowieso nicht wieder anziehen. Aber falls er entschied, wieder zurückzukehren, in welchem Zeitraum auch immer, standen sie für ihn bereit.

Als er das abgeschlossen hatte, beschriftete er die Box und stellte sie neben die mit den Hosen.

Jack hatte seinen Keller aufräumen wollen und entschied, dass er Daniels Sachen am sichersten in Plastikboxen verwahrte. Zumindest waren sie dort geschützt vor Staub und Wasser.

„Tiny, komm her.“, rief er die neuste Bereicherung in seinem verrücktem Leben und ein kleiner schwarz weißer Däne machte sich langsam auf dem Weg die Treppen herunter.

Laut wimmernd machte der Welpe auf sich aufmerksam und Jack lächelte nur.

„Du bist ein größerer Nörgler als Daniel.“

Stolpernd kam sein neuer Hausbewohner neben ihm zum stehen und begann, an den Dingen, die auf dem Boden verstreut lagen herum zu schnuppern.

Jack beobachtete ihn für eine Weile und wandte sich dann wieder seiner Tätigkeit zu. Er musste noch immer Daniels persönliche Dinge verstauen.

Der Mann hatte so viele Unterlagen und Bücher, aber wirklich persönliche Dinge wie Briefe oder Bilder waren rar gesät.

Umso mehr schätze Jack die wenigen Dinge, die er fand, selbst wenn es nur eine kurze handgeschriebene Notiz war oder ein alter Schokoriegel. All das war Daniel. Es war sein Nachlass, sein Leben, sein Sein.

Jack schluckte die Traurigkeit herunter und beobachtete, wie Tiny an einem von Daniels Journalen herum schnupperte.

Eigentlich tat er das mit allen Dingen, aber aus irgendeinem Grund war der Welpe nur interessiert an dem einen Buch, das in einem Stapel von Büchern lag.

Jack rutschte zu ihm herüber und nahm es an sich.

Die Codierung an der Seite sagte ihm zunächst nichts, bis er die erste Seite aufschlug und zu lesen begann.

/Es ist erstaunlich, wie viel man über sich lernt, wenn man erst einmal vergisst, wer man war und sich selbst wieder neu kennen lernt. Es ist sicherlich eine Reise ins Ungewisse, ein Erlebnis und gleichzeitig das Beängstigendste, dem ich jemals gegenüberstand. Wie konnte ich auch wissen, wer ich wirklich war? Also musste ich mich auf die Worte meiner sogenannten Freunde verlassen, die ich nicht kannten, obwohl sie mich kannten. Das war sicherlich sehr verwirrend. Aber heute bin ich froh, dass ich es gemacht habe. Allein, gestrandet auf einem fremden Planeten, als Teil einer Meute von Nomaden habe ich mich einsam gefühlt. Ich war mit ihnen aber ich war dennoch keiner von ihnen. Und plötzlich, als ich unter all den Fremden mit den seltsamen Uniformen drei Menschen ausmachte, die mir bekannt vorkamen, wusste ich, dass ich nicht am richtigen Ort war. Ich wusste, dass es irgendeine Verbindung zu diesen Menschen gab, auch wenn ich mir deren Natur nicht bewusst war. Und ich hab die Herausforderung angenommen und bin ihnen zurück zur Erde- die sich später als mein Zuhause herausstellte- gefolgt. Was für eine Reise... Wer kann schon von sich behaupten zwei Mal zum ersten Mal durch das Sternentor gegangen zu sein? Und all die Menschen, die mich empfingen? Fremd und doch seltsam bekannt. Eine innere Beruhigung, die ich empfand, wenn ich in der Nähe von Jim war. Jack wird mir wahrscheinlich nie dafür verzeihen können, dass ich ihn ständig so nannte. Es war fast so, als konnte ein Teil meines durcheinander gewürfelten Gedächtnisses trotz des Antiker Einflusses noch immer eine Bindung zu ihm herstellen. Und erst das seltsame Gefühl, als mir sein richtiger Name zum ersten Mal wieder über die Lippen kam. „Jack“. Wie ein Wiedersehen nach vielen Jahren. Ich erinnere mich noch immer an seinen Blick, als er mich auf dem Planeten wieder erkannte. Es war diese Mischung aus Euphorie und Unglauben, wie ich sie bei ihm noch niemals gesehen habe. Ich bin froh, dass ich das für ihn tun kann. Er, von allen, verdient es am meisten, einen Freund an seiner Seite zu haben, der ihn gegen den Rest der Welt verteidigt. Jack hat genug durchgemacht, es wird Zeit, dass er wieder glücklich wird. Ich hoffe nur, dass ich niemals (wieder) vor ihm sterbe. Ich weiß, er wird sich schrecklichste Vorwürfe machen, obwohl ich voraussagen kann, dass es nicht seine Schuld sein wird. Aber das ist ihm egal, er wird sich trotzdem schuldig fühlen. Ich hoffe nur, dass er noch einmal den Weg zurück zur Hoffnung findet und dass mein Tod ihn nicht für den Rest seines Lebens verbittert. Er muss einsehen, dass wir alle nur Passanten in dieser rasanten Welt sind, keiner hat die Garantie auf ein ewiges Leben. Aber es ist das, was wir aus dieser unbestimmten Zeit erreichen, das den Unterschied macht. Jeder kann mit wenig Mühe sein Leben verschwenden, aber nur manche können es nutzen und mit ihrem Einsatz das Leben anderer verändern. Das erzeugt ein Vermächtnis, das noch lange in den Menschen der Nachwelt weiterlebt./

Damit brannte die Glühbirne in seinem Keller durch und Jack blieb in der Dunkelheit zurück.


weiter: Kapitel 12
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