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Kein Abschied- aber auch kein Wiedersehen von Jenny

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Teil 10

Es ist nicht zu beschreiben, wie kalt und leer es ist.
Ich versuche nicht zu zeigen, wie sehr ich dich vermiss.
Meine Freunde tun ihr bestes,
Aber das Beste ist nicht gut genug.
für das was du mir warst hat diese Welt kein Substitut.
Dies ist ein Akt der Verzweiflung,
Ein stummer Schrei.
Eines Menschen voller Leiden, seiner Wunde die nicht heilt.
Es ist ein letzter Kampf, gegen das woran es liegt.
Wie ein Vogel mit nur einem Flügel der bestimmt nicht fliegt...



„Warum fühle ich mich ihm in meinem Wagen näher, als wenn ich an seinem Grab stehe?“

Jacks Frage war ungewohnt offen und Teal’c zögerte für eine Weile, um nach einer passenden Antwort zu suchen. Doch auch dem Jaffa mangelte es fünf Monate nach dem schrecklichen Unglück noch immer an den richtigen Worten.

Sie alle hatten versucht das beste aus den Umständen zu machen, doch so sehr sich auch zwangen, es war nichts mehr wie zuvor.

„Vielleicht ist seine Seele nicht dort, wo sein Körper ist, sondern bei den Menschen, die ihn geliebt haben.“

Jack schnaufte verächtlich und schüttelte den Kopf.

Er war nicht um ein Uhr morgens in Teal’c Quartier gestürmt um diese stumpfsinnigen Redewendungen zu hören. Stattdessen hatte er gehofft, von dem Jaffa etwas weisere Antworten zu erhalten um seine derzeitige Situation zu verstehen.

„Du klingst schon wie Oprah, T.“

Damit stand er von dem Hocker auf und wollte Teal’cs Quartier verlassen, als dieser ihn zurück hielt.

„Ich verstehe, dass euer weltliches Fernsehen den Tod zu einem Klischee gemacht hat, aber das ändert nichts an den Fakten.“

Jack drehte sich abrupt um und hob anerkennend die Augenbrauen.

„Netter Ausdruck.“

Teal’c senkte als Zeichen der Dankbarkeit kurz seinen Kopf.

„Wie auch immer O’Neill, ich bin der festen Überzeugung, dass Danieljackson noch immer hier bei uns ist. Auch wenn die Antiker offensichtlich nicht eingeschritten sind, ist es für mich schwer nachvollziehbar, dass sein Geist einfach verschwinden würde.“

Jack senkte den Kopf und nahm einen tiefen Atemzug.

„Du hast recht.“

Vielleicht gab es im Universum noch weit mehr, als sie bisher entdeckt hatten. Vielleicht waren die Antiker nicht die einzigen, die Leute „auferstehen“ ließen. Oder vielleicht lagen sie mit ihrer Theorie ganz falsch, dass nur das „Aufsteigen“ ein Weiterleben der Seele bedeutete. Möglicherweise gab es noch andere Wege, die sie bisher einfach noch nicht erforscht hatten.

„Und du musst lernen dir dafür zu vergeben, dass du noch am Leben bist, O’Neill.“, fuhr Teal’c dann fort und riss Jack komplett aus den Gedanken.

Wie...woher...woher wusste er das?

Er blickte dem Jaffa tief in die Augen und spürte, wie er ihn wie offenes Buch las. Die beiden Männer standen sich sekundenlang schweigend gegenüber, bis Jack schließlich langsam den Kopf schüttelte.

„Das kann ich aber nicht, Teal’c.“

Der Jaffa trat einen Schritt auf ihn zu und das Licht der vielen Kerzen seines Quartiers beleuchtete eine Seite seines traurigen Gesichts.

„Du musst es, denn es war nicht deine Schuld...Und du hättest es nicht verhindern können.“, Teal’cs Augen verdunkelten sich plötzlich,“ Wärst du dort geblieben, wärst du nun auch tot, egal was du glaubst, welch einen Unterschied deine Präsenz gemacht hätte. Ihr wärt beide tot und Danieljackson hätte den Menschen verloren, der sich immer am stärksten für ihn eingesetzt hat- selbst nach seinem Tod.“

Jack schluckte hart.

Teal’c hatte es genau auf den Punkt gebracht. All diese Gedanken waren ihm in den letzten Monaten gekommen. Welch einen Unterschied hätte es gemacht, wäre er im Camp geblieben? Hätte er Daniel beschützen können? Hätten sie die Terroristen übewältigen können? Wäre er auch gestorben?

Die Wahrscheinlichkeit dafür war sehr groß. Aber zumindest wäre Daniel dann nicht alleine gewesen.

„Denkst du, Danieljackson hätte dich an seiner Seite gewollt? Hätte dich zusehen lassen wollen, als diese Männer ihn ermordeten? Denkst du, es hätte einen Unterschied gemacht? Ist es nicht auch in seinem Interesse, dass du noch am Leben bist?“

Teal’cs Worte begannen ihn nervös zu machen. Konnte der Jaffa seit neustem seine Gedanken lesen?

„Wie machst du das?“, fragte er ihn dann und runzelte die Stirn, „Woher weißt du all das, Teal’c?“

Verständnis umspielte den Blick des Jaffa, als er leicht den Kopf senkte. Menschen, die ihn nicht kannten wäre die Geste gar nicht aufgefallen, aber für Jack bedeutete es alles.

„Weil ich mit Danieljackson ebenfalls einen meiner besten Freunde verloren haben, O’Neill.“

+++

Jack fand sich an dem selben Tag noch an Daniels Grab wieder.

Er hatte sich für einen hellgrauen Stein entschieden. In der Mitte hatte er ein Bild von ihm einarbeiten lassen, links und rechts darüber waren bemalte Rosen und darunter seine Lebensdaten.

Geliebter Bruder, Enkelsohn und Freund.

Der Bestatter hatte ihn überrascht angeblickt, als er nach dieser Inschrift verlangte, doch Jack hatte seinen Willen durchgesetzt.

Daniel mochte keinen leiblichen Bruder haben, aber er war das nächste an einem Bruder, was ein Mensch sein konnte.

Und Jack würde sich nicht mit Leuten wie Bregman oder Sarah Gardner unter die Kategorie Freunde schreiben lassen. Sie waren mehr als nur Freunde, sie waren Seelenverwandte.

Sie konnten einander in die Augen blicken und wussten, was der andere dachte- mit wem sollte er das jetzt tun? Wer würde ihn jetzt wie ein offenes Buch lesen, ohne das Jack viel erklären musste?

Warum konnte das nicht alles ein schrecklicher Albtraum sein? Warum konnte er sich nicht in den Arm kneifen und schweißgebadet aufwachen? Warum durfte er nicht an Daniels Stelle sein?

Tränen bildeten sich in seinen Augen.

Es waren über zweiundzwanzig Jahre her, seit er wirklich geweint hatte. Zweiundzwanzig Jahre...

Und die Zeit dazwischen hatte er genutzt, um all seinen Kummer in sich hinein zu fressen. Was für eine Verschwendung.

Er wischte sich schnell die Tränen vom Gesicht für den Fall, dass jemand den Friedhof betrat.

Es kam immer seltener vor, dass er Bekannte an Daniels Grab traf. Wie es das Sprichwort schon sagte, das schöne an Bedrängnis war, dass man die falschen Freunde los wurde. Es war erstaunlich gewesen, wie viele Leute sich nach dieser Tragödie von ihm abgeseilt hatten, obwohl sie auf der Trauerfeier noch große Reden geschwungen hatten und schworen, ihn niemals zu vergessen. Und sie konnten in fünf Monaten nicht einmal das Grab besuchen...

Und gerade die, deren Loyalität er über Jahre hinterfragt hatte setzten sich nun für ihn ein.

Diese Welt war aus den Fugen geraten...

Jack legte die Blumen vor dem Grab nieder und stieg wieder in seinen Wagen.

Es machte alles keinen Unterschied mehr.

Die Welt würde sich weiter drehen, ganz egal, ob Daniel oder er noch am Leben war. Wen würde es kümmern? Wessen Leben würde es noch beeinflussen?

Seit Monaten hatte er nicht mehr gearbeitet und plante sein Nichtstun auch in naher Zukunft fortzusetzen. Was nützte ihm seine Arbeit, wenn er sich nicht konzentrieren konnte? Wenn es keinen Unterschied mehr für Daniel machte?

Das Kapitel war abgeschlossen und egal was er tat, es hatte keinen Zweck.

Daniel war tot, Vergangenheit, eine schöne Erinnerung. Aber nicht mehr da.

/Vielleicht bin ich ja das Opfer des groessten „Versteckte Kamera Scams“, den es je gegeben hat...also gut Dannyboy, du kannst jetzt raus kommen, wir hatten alle eine lustige Zeit, aber du kannst jetzt wieder zu uns zurück kommen.../

Jack trat aufs Gaspedal, als er den Highway erreichte und fuhr in den Abend hinein. Was sollte er auch daheim machen? Alles, was er dort vorfand war Hausarbeit und nervige Anrufe. Er hatte dafür keine Zeit.

Er fragte sich, ob es in dem scheinbar fragilem Gefüge des Schicksals einen Unterschied machen würde, wenn er die Kontrolle über seinen Wagen verlor und mit Tempo 180 gegen einen Brückenpfeiler fuhr?

Was würden sie wohl über ihn sagen auf der Trauerfeier?

Wahrscheinlich würde der gesamte NID vorbeikommen und seinen Tod betrauern, Sam würde komplett die Fassung verlieren und alle anderen?

Er wusste es nicht und es störte ihn auch nicht. Niemand fragte ihn nach seiner Meinung, bevor man Daniel aus seinem Leben riss.

Ein Schuss unterbrach das monotone Schnurren des Motors und Jack erschrak dermaßen, dass er eine Notbremsung durchführte. Zu seinem Glück – Gott sei Dank hatte er so viel verdammtes Glück- geriet der Wagen nicht ins Schlingern und er war alleine auf dem Highway.

Es hatte sich so angehört, als sei der Schuss direkt neben ihm abgefeuert worden und Jack nahm an, dass es mit seinem Wagen zu tun hatte. War vielleicht eine Feder gebrochen? Oder ein Reifen geplatzt? Das fehlte ihm gerade noch, mitten im Nirgendwo in der Dunkelheit strandete er mit seinem Wagen.

Er überprüfte im Rückspiegel, dass kein Auto kam und stieg aus, um sein Fahrzeug zu untersuchen. In der Dämmerung konnte er nicht viel erkennen, also holte er seine Taschenlampe aus dem Kofferraum und machte sich an die Arbeit.

Die Reifen, Federn und Stossdämpfer waren in Ordnung, der Motor lief bestens, nichts hatte seine Scheiben getroffen, denn sie waren alle noch intakt und wiesen nicht einmal Kratzer auf. Der Wagen war gerade mal acht Monate alt und Jack konnte an nichts anderes denken, dass so ein Geräusch hervorrufen könnte.

Und er konnte schwören, dass es sich wie ein Gewehrschuss angehört hatte. Direkt neben ihm, nicht im angrenzendem Wald. Die Lautstärke, die Nähe...

/Du drehst durch, du drehst durch, du drehst durch./

Jack schloss die Motorhaube und schlug mit beiden Händen fest darauf, um etwas Dampf abzulassen.

Das trieb ihn noch in den Wahnsinn!

Empfing er hier wirklich Zeichen seines Freundes oder waren es nur seltsame Zufälle, die ihn ernsthaft an seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit zweifeln ließen?

Passierte das hier wirklich?

Aber wie konnte man sich all das einbilden?

Erst der Anruf, jetzt der Schuss.

Und selbst wenn es Zeichen waren, was sagten sie aus? Was wollte Daniel ihm damit klar machen?

Verzweifelt fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht und stieg wieder in seinen Wagen.

Genug Depression für diesen Abend, er musste nach Hause, um sich auf den nächsten Tag voller Wut, Verzweiflung und Ausweglosigkeit vorzubereiten.

+++

/ Ich habe über eine ganze Menge nachgedacht...und ich weiss, ich klinge nicht immer so, als ob ich dir glaube, aber ich glaube an dich./

Jack fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und atmete seufzend aus.

Wie konnte er nur so tief sinken?

Wie hatte all das passieren können? Warum fand er sich nun an der Schwelle der Verzweiflung wieder, während um ihn herum das Leben weiter ging?

Es waren sieben Monate vergangen, doch es fühlte sich nach wie vor an, als sei es erst gestern passiert.

Die Wut über die wiederfahrene Ungerechtigkeit flammte in ihm und wartete darauf, heraus gelassen zu werden. Doch an wem sollte er es schon auslassen? Die Mörder waren tot, erschossen von ihrer eigenen Regierung. Wen sonst gab es zu bestrafen?

Gott, er vermisste ihn so.

Gedankenverloren blickte er auf seine Haustür, wünschte sich zum tausendsten Mal, er würde einfach herein kommen, sich auf die Couch gegenüber von ihm setzen und ausspannen. Sie würden reden, über die alten Zeiten lachen, ein Hockeyspiel anschauen...

All das war ihm genommen worden.

Er war um viele Jahre der Freundschaft beraubt worden, ohne dass ihm jemals eine Wahl gelassen wurde. Niemals konnte er das in diesem Leben wieder bekommen, es war alles verloren.

Welchen Sinn machte all das nun also noch?

Wozu blieb er in diesem Leben, wenn alles, was geschah doch sowieso ausserhalb seiner Reichweite lag? Wenn er krampfhaft versuchte, die Menschen, die ihm am nächsten waren zu beschützen, nur um am Ende festzustellen, dass es keinen Sinn machte.

Egal wie sehr er sich anstrengte, wenn es ihre Zeit war, nahm das Schicksal ihm diese geliebten Menschen, ganz gleich mit welcher übermenschlichen Kraft er dagegen ankämpfte.

Jack trank einen Schluck Bier und verhärtete den Griff um seine Waffe.

So kalt fühlte sie sich an, so...unreal. So nüchtern.

Er konnte all das hier und jetzt beenden. Nur ein Schuss und er würde endlich heraus finden, ob es da draussen mehr als nur die Antiker gab. Vielleicht würde er Daniel wieder sehen. Nein, Daniel war im Himmel, er dagegen würde sich in südlicheren Gebieten wiederfinden.

All das läge hinter ihm, er bräuchte sich nicht mehr zu fragen, was als nächstes passieren würde. Wer nach ihm kommen würde, wann die Menschheit über das Stargateprogramm erfuhr. Oder aber wann er endlich ein passendes Ventil für seine Wut finden würde.

All das wäre gegessen.

Jack nahm einen weiteren Schluck, um den Mut aufzubringen.

Aber...Moment mal, Mut? Wie konnte er hier überhaupt von Mut reden? Er würde sich von dieser Welt stehlen, als einsamer, verbitterter Mann. Viele würden zu seiner Trauerfeier kommen, aber nur wenige würden sich an ihn erinnern. Sie würden über ihn reden, dass seine Reaktion absehbar gewesen sei. Immerhin war er schon immer ein durchgedrehter Special Ops Typ gewesen. Sie würden kopfschüttelnd an seinem Grab stehen und sich fragen, warum ein Mann, der so viel erlebt hatte nicht einmal den Mut zum Leben aufbringen konnte. Und sowas nennte sich der Führer von SG-1, dem Flagschiff des SGC...

Was für ein Feigling.

Es brauchte nicht viel Kraft oder Mut, um den Abzug zu ziehen, das konnte er wahrlich gut.

Nein, es brauchte eine ganze Menge Mut und Kraft, ihn nicht zu ziehen. Den Schritt zu wagen, und es nicht zu tun.

Jeder konnte sich so davon stehlen, sei es aus Gleichgütigkeit oder Schmerz. Aber nur wenige nahmen die Herausforderung an und gaben nicht auf.

Jack wollte einer von ihnen sein. Selbst wenn es nur für diesen Abend war und er sich morgen wieder auf seiner Couch sah, während er seine Waffe schussbereit in der Hand hielt. Selbst wenn es nur ein Tag war, eine Woche, ein Monat.

Wenn er jetzt abbrach, würde er niemals erfahren, was später passierte, wäre garantiert nicht in der Lage, die Dinge um ihn herum zu beeinflussen, statt hier in seinem Haus vor Selbstmitleid zu versinken. Er würde da sein, wenn die Menschheit von dem SGC erfuhr und würde ihnen erzählen können, was für ein Mensch Daniel Jackson gewesen war. Vielleicht würden sie ihm dann die Ehre erweisen, die er immer schon verdient hatte.

...Oder aber er konnte jetzt abdrücken.

Noch ein Schluck Bier und Jack lehnte sich müde auf seiner Couch zurück.

„Wir haben uns noch nie für den einfachsten Weg entschieden, oder Daniel?“, fragte er dann und ging zu Bett.


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