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Kein Abschied- aber auch kein Wiedersehen von Jenny

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Teil 9

Setzt mich aus auf ein dunkles Meer,
Schwimmst nicht mehr hinterher.
Hast dich weggestohlen,
Hast dich weggestohlen.
Kalte Seele, blonder Blick,
Feiger Abgang, fieser Trick,
Kein Prozess, kein wieso.
Kein Prozess, kein wieso.
Lässt mich ertrinken, ertrinken im Strudel,
Lässt mich zurück...



Jack fuhr an diesem Abend ziellos durch die Strassen.

Zu viel ging in seinem Geist vor sich, als dass er einfach nur auf der Couch sitzen und auf den ausgeschalteten Fernseher starrten konnte.

Er hatte begonnen, alle Telefonanrufe zu ignorieren, um wenigstens etwas Frieden in sein Leben zurück zu bekommen.

Aber Trauer war ein langwieriger und zäher Prozess.

Er hatte gehofft, dass sich nach zwei Monaten etwas an seinem Gemütszustand ändern würde, aber weit gefehlt.

Wenn es in irgendeine Richtung ging, dann ging es bergab.

All die Worte und Taten, die dem 4. Oktober, dem Tag der Beerdigung gefolgt waren hatten geholfen- aber sie hatten Daniel nicht zurück gebracht. Und sie hatten seinen Schmerz nicht gemildert.

Es verging kein Tag, keine Stunde, keine Minute, in der er nicht an ihn dachte.

Er fragte sich, was Daniels letzte Gedanken gewesen waren und ob er lange hatte leiden müssen. Ob er als erster dran gewesen war oder ob er seinen Mitarbeitern beim Sterben hatte zusehen müssen.

Diese und viel grausamere Gedanken jagten ihm durch den Kopf und verfolgten ihn bis in die Nacht hinein.

Er hatte versucht, der Depression zu entrinnen, doch es war wie eine Kletterpartie an einer schroffen Felswand. Wann immer er dachte, er hatte endlich Halt gefunden, zerbröckelte der Stein, an dem er sich festhielt und er stürzte wieder nach unten.

Ein ewiges Auf und Ab, das ihn in den Wahnsinn trieb.

Nach einem Monat hatten sie die Terroristen gefunden, die Daniel getötet hatten- unglücklicherweise waren sie auf der Flucht erschossen worden. Und das, obwohl Jack den Job doch am liebsten selbst erfüllt hätte.

Der Hass auf diese Männer hatte sich wie ein Schleier auf seine Seele gelegt und überschattete all seine Handlungen.

Er hatte ihn verbittert.

Die Tatsache, dass er den Tod seines besten Freundes nicht selbst hatte rächen können machte ihn rasend.

Was hatten sich die Behörden überhaupt dabei gedacht? Es war sein Recht, für seinen Freund einzustehen. Und er wollte diese Männer leiden lassen. Er wollte sie so leiden lassen, wie Daniel hatte leiden müssen, bevor sie ihn kaltblütig erschossen hatten. Er wollte ihnen bewusst machen, wen sie getötet hatten.

Wer brauchte schon die Behörden, wenn einem Selbstjustiz weiter brachte?

Und wann würde diese elende Welt endlich aufhören, sich weiter zu drehen? Wie konnten die Menschen einfach so weiter leben, wussten sie denn nicht, dass Daniel tot war? Was mit ihm gestorben war? Wie konnten sie einfach so zu ihren Schreibtischen zurückkehren, als sei nie etwas geschehen?

Jack verfluchte sie alle.

Er wollte in die Welt hinaus schreien, wollte jeden dazu bringen, ihm zuzuhören, um den Menschen klar zu machen, was für eine Tragödie sich abgespielt hatte und sie für ihren Mangel an Aufmerksamkeit zur Verantwortung ziehen.

[i9Wie konnte das Leben der anderen weiter gehen, wenn seins doch zum Stillstand gekommen war?[/i9

Er fuhr den Highway entlang Richtung Ortsausgang. Er musste aus diesem Käfig heraus, selbst wenn es nur für ein paar Minuten war.

Die Enge brachte ihn um.

/Hi Jack, ich bins Daniel. Ich...ich schätze ich wollte mich nur dafür bedanken, dass du den ganzen Weg hierher geflogen bist, um mich zu sehen. Es bedeutet mir eine ganze Menge...Ich muss mich jetzt wieder an die Arbeit machen, wir sehen uns in ein paar Wochen. Bye./

Wie sollte es nur ohne ihn weiter gehen?

Wusste das Schicksal denn nicht, dass es zwei Menschen umbrachte, wenn es Daniel von ihm nahm? Wer zog in dieser verrückten Welt überhaupt die Fäden?

Wer traf die Entscheidungen über Leben und Tod? Wer war dafür verantwortlich, dass Daniel genau an diesem Tag, genau an diesem Ort war und einer der vier Menschen sein musste, die getötet wurden? Warum hatte er nicht fliehen können?

Herrgott, warum waren bereits zwei Monate vergangen und er wusste noch immer nicht detailliert, was geschehen war?!

Alles was er immer wieder hörte war, dass Terroristen das Camp gestürmt hatten, die Leiter der Expedition zusammen trieben, beschimpften und töteten.

Wie konnten zwei Leute fliehen, ohne dass es bemerkt wurde? Warum war Daniel nicht unter ihnen?

Jack kam wieder zu sich, nachdem er über die Grenzmarkierung an der Seite des Highways gefahren war. Das laute Rattern der Reifen weckte ihn für eine kurze Zeit komplett auf, ehe er wieder in seinen Halbschlaf zurück kehrte.

Er hatte das oft erlebt in den letzten Wochen.

Auf seiner Fahrt durch die Stadt würde er am Punkt A starten und erst wieder komplett zu sich kommen, als er Punkt B erreicht hatte, ohne sich daran zu erinnern, wie er dort hin gekommen war.

Vielleicht waren bei ihm tatsächlich mehrere Sicherungen durchgebrannt, seitdem...

Das war Jacks einzige Zeitrechnung.

Das davor und das danach.

Davor...gut.

Danach...Horror, Wut, Verzweiflung. Und Schmerz.

Ein Schmerz, den er gehofft hatte nie mehr spüren zu müssen.

Aber jetzt war es Gewissheit. Und der Schmerz war eine Konstante, die ihn überall hin begleitete.

Wenn er lachte tat es weh, wenn er weinte tat es weh. Wenn er nichts tat, tat es weh.

Was sollte er nur ohne ihn machen?

Das Klingeln seines Handys weckte ihn auf und er verlangsamte etwas, um den Anruf entgegenzunehmen.

Nur wenige Leute hatten diese private Nummer, daher nahm er an, dass es wichtig war.

Um sicher zu gehen schaute er auf das Display und sah...Daniels Namen.

Er zuckte ruckartig zusammen und der Wagen schoss nach links.

Das Telefon flog aus seiner Hand und landete auf dem Beifahrersitz, während Jack verzweifelt versuchte, sein Fahrzeug wieder in den Griff zu kriegen. Mehrmals landete er beinahe im Graben, bis er die Gewalt über die Lenkung zurückerhielt und am Straßenrand anhielt.

Sein Herz raste und er griff rasch nach seinem Handy.

Wer spielte hier solche Tricks mit ihm?

Daniels Handy war längst in seinem Haus untergebracht und still gelegt worden. Wie konnte er dann einen Anruf bekommen?

Er griff nach dem Mobiltelefon und war überrascht, als er keine Nachricht wegen eines entgangenen Anrufs erhielt. Skeptisch ging er ins Hauptmenü und suchte nach der Liste der letzten entgangenen Anrufe. Aber auch dort war kein Anruf von Daniel aufgezeichnet worden.

Eine Gänsehaut breitete sich über seinen gesamten Körper aus und Jack brauchte lange, um sich wieder zu beruhigen.

Es musste der Stress der letzten Wochen sein.

Er begann sich zu wünschen, dass Daniel sich meldete, als hatte er Halluzinationen.

Gottverdammtes Gehirn. Es trieb ihn noch zur Weißglut.

Wütend nahm er die nächste Abfahrt und machte sich auf den Heimweg.

+++

An diesem Abend lag Jack lange wach.

Eigentlich wie immer, aber dieses Mal hatte er sich geweigert, auf Schlaftabletten zurück zu greifen. Alles was die taten war, ihn noch müder zu machen als er sowieso schon war.

Nein, er wollte endlich wieder einen klaren Kopf bekommen, wollte sich seiner Umgebung bewusst sein, ohne ständig das Gefühl zu haben, er lebe in einer anderen Welt als der Rest der Stadt.

Dr. Lam hatte ihn Tage nach der Trauerfeier auf das Problem Depression angesprochen, aber er hatte sie einfach ignoriert. Es gab keine Probleme, die er nicht selbst lösen konnte.

Wenn seine Depression in den Wahnsinn trieb, dann sollte es offensichtlich so sein, denn in diesem verdammten Universum hatte er sowieso kein Mitspracherecht über sein Schicksal. Wenn es nämlich so wäre, hätte er sich in einem Wimpernschlag für Daniel geopfert. Er hätte sein Leben für das seines besten Freundes gegeben, der noch viele Jahre auf dieser Welt verdient hätte. Er hätte hier sein sollen, wenn die Wahrheit über das Sternentorprogramm endlich an die Öffentlichkeit kam und der Rest der Welt erkannte, wie richtig Daniels Theorien vor zwanzig Jahren doch waren.

Aber nein, das Schicksal hatte entschieden, dass Daniel sterben musste.

Warum, darauf fand niemand eine Antwort.

Viele Besucher der Trauerfeier hatten versucht, in dem Geschehen etwas Gutes zu sehen. Die Skala reichte von „Wenigstens ging es schnell und er hat nicht leiden müssen.“ bis „Zumindest habt ihr euch noch einmal gesehen.“.

Jack hatte sich seine Kommentare erspart, es war es nicht wert gewesen.

All diese Menschen verstanden nicht, wie sehr Daniels Tod ihn wirklich traf.

Für sie war es ein Verlust, ein tragischer Verlust, aber eben nur ein Verlust. Doch für Jack war es sein schlimmster Albtraum.

Jedes mal, wenn Daniel in den letzten Jahren etwas geschehen war, hatte sich ihm der eine Gedanke aufgedrängt: Was, wenn er vor mir stirbt?

Immer wieder hatte er es verleugnet, die Antiker würden es schon richten.

Aber jetzt, da der schlimmste Fall eingetreten war, wusste er nicht, wie er reagieren sollte. All die Jahre, all die Missionen, während denen Daniel nur knapp dem Tod entkommen war, hatte er Zeit gehabt, diesen Fall zu überdenken. Doch er hatte niemals eine Antwort gefunden.

Und nun fand er sich in der Mitte dieses Durcheinanders wieder...

„Komm schon Daniel, tauch endlich auf.“, säuselte er vor sich hin, als er auf seiner Couch lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

Er starrte auf eines seiner Bilder von Daniel, konzentrierte sich auf all seine Sinne- und wartete.

Bestimmt würde er gleich auftauchen und sagen, dass die Antiker sich kurzfristig entschieden hatten, ihn doch noch einmal auferstehen zu lassen. Aller guten Dinge waren ja schließlich drei.

Er würde dieses helle Sweatshirt und die beige Hose tragen, Jack würde seinen Schuh nach ihm werfen und alles war wieder in Ordnung.

Doch der Raum blieb still.

Das einzige Geräusch war das wiederkehrende Ticken der Uhr neben dem Fernseher.

„Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, mir ein Zeichen zu schicken.“, fuhr er fort und nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche.

/Komm schon, Daniel. Lass das Licht an und aus gehen oder das Telefon klingeln. Oder erscheine mir einfach nur./

Aber nichts geschah.

Jack verstand es nicht.

Sollte es nicht so sein, dass er ihm erscheinen sollte, wenn er ihn am meisten brauchte? Dann wäre doch jetzt der perfekte Zeitpunkt.

Im absoluten Tiefpunkt seiner Depression könnte Daniel ihm ein Zeichen schicken, nur eine Nachricht, dass er noch immer irgendwo da draußen war- und er würde auch Jack damit retten.

Er starrte auf Daniels Bild und wartete.

Es sollte eine lange und ereignislose Nacht werden.


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