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Hoffentlich geht es schnell von Jenny

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Vorwort


Spoiler: Missing Scenes zu Meridian
Hoffentlich geht es schnell


„Er sieht furchtbar aus.“
Sams Worte schnitten sich noch tiefer in ihr Herz, als es sein Anblick bereits tat. Die Geschehnisse hatten so schnell aufeinander stattgefunden, dass sie noch nicht einmal damit fertig war, den ersten Schlag des Tages zu verkraften.
Daniel war verletzt worden.
Doch diesmal waren es nicht nur ein paar Kratzer oder eine gebrochene Rippe gewesen.
Diesmal sollte sie eine neun- Gray- Verstrahlung behandeln.
Fraiser ging im Geist ihre komplette medizinische Ausbildung noch einmal durch, doch so oft sie es auch tat, jede Antwort zerschmetterte ihre letzten Hoffnungen ein weiteres Mal.
Es gab keine Möglichkeit, eine derartige Verstrahlung zu heilen.
Keine irdische Möglichkeit.
Doch was nun? Sollten sie ihre ganzen Verbündeten um Hilfe bitten?
Soviel Zeit blieb nicht.
Vor einer halben Stunde waren die ersten schwereren Symptome der Nekrosis aufgetreten. Daniel hatte angefangen, Blut und Gallenflüssigkeit auszuspuken, die sich im Rahmen der zellulären Veränderung durch das zerfallende Gewebe hindurch bahnten. Seine Nierenfunktion ließ merklich nach, Blut war in seine Lungen eingedrungen und schränkten das Atmen mehr und mehr ein.
Fraiser biss sich auf die Lippe, als sie daran dachte, wie er in wenigen Stunden aussehen würde.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die zellulären Veränderungen auch seine oberste Hautschicht erreichten und das volle Ausmaß seiner Verletzung sichtbar wurde.
Das sie bis dahin Hilfe von ihren Alliierten bekommen würden, hielt sie von ihrem ärztlichen Standpunkt aus gesehen für unmöglich.
Genauso wie bei Daniel die Nekrose, fraß sie die Verzweiflung von innen her auf.
Es gab rational gesehen rein gar nichts, was sie tun konnte, doch vielleicht...vielleicht hatte sie auch einfach nur zu stark in eine Richtung gedacht.
Möglicherweise gab es doch einen Weg und sie war kurz davor, über die Lösung zu stolpern.
Ihr Blick wanderte kurz zu Sam, die verzweifelt durch die Scheibe zu Daniel starrte, der irgendwo zwischen Bewusstlosigkeit und Halbschlaf vor sich hin dämmerte.
Janet hoffte nur, dass er nicht allzu viel von den Schmerzen mitbekam. Doch auch ihre Mittel waren begrenzt.
Die Ladung Demerol, die sie ihm vor wenigen Minuten gegeben hatte, war eigentlich eine Tagesdosis, allerdings standen seine Chancen schlecht, den nächsten Tag überhaupt noch zu erleben. Es war ihre einzige Chance, etwas für ihn zu tun, denn die Schmerzen, die er aushalten musste, waren unerträglich.
„Und es wird noch schlimmer werden.“, fügte sie dann hinzu, nur um noch einmal von der Wahrheit ihrer Worte erschüttert zu werden. Aber sie musste es Sam klarmachen.
„Es wird hoffentlich schnell gehen.“
Es hörte sich grausam an, doch viel grausamer war das, was er in einigen Stunden durchleiden würde. Sie hoffte, dass sein Körper schon vorher aufgab, bevor er überhaupt das Endstadium erreichte.
Ein einziges Mal hatte sie ein Video eines verstrahlten Patienten auf einem Seminar in Osteuropa gesehen, der das Endstadium der Nekrose durchleiden musste. Die Haut des Mannes war so verbrannt, dass man an mehreren Stellen bis auf die Knochen blicken konnte. Auch von seinem Gesicht war nicht mehr viel übriggeblieben bis auf einige Zähne und zwei gequälte Augen.
Ganze zwei Tage hatte der Mann derartig leiden müssen, bevor er endlich starb. Und nur der Gedanke daran, dass es Daniel ebenso gehen würde, riss sie innerlich in Stücke.
Doch auf der anderen Seite war sie dankbar für jede weitere Minute, die sie mit ihm verbringen konnte.
Immerhin war er doch ihr Freund und mit jeder Stunde, die er überlebte, stiegen die Chancen, dass sie vielleicht einen ihre Alliierten erfolgreich um Hilfe bitten konnten.
Es war eine äußerst prekäre Situation für Janet.
Nekrose war eine der schlimmsten Dinge, die sie als Ärztin je erlebt hatte. Und nun musste sie es bei einem ihrer besten Freunde diagnostizieren.
Janet sah, wie Sam sich gegen diese Erklärung wehren wollte, so tat, als ob es nicht der Realität entsprach, doch dann schloss sie einfach für eine Sekunde die Augen und blickte wieder zu Daniel.
„Ich bin sicher, du tust alles, was in deiner Macht steht...“, antwortete die Astrophysikerin mit brüchiger Stimme und knabberte am Daumennagel- ihre Art der Stressbewältigung.
Doch Janet schüttelte den Kopf, wissend, dass sie es in der Spiegelung der Scheibe erkannte.
„Beruhigungsmittel und Schmerztabletten. Mehr können wir nicht für ihn tun.“, sie unterbrach ihre vorbereitete Erklärung an Sam. Zu sehr traf sie das alles, zu sehr zehrte es an ihren Nerven.
Janet spürte, wie Tränen in ihr aufkamen.
Sie wollte Daniel nicht verlieren, doch was sollte sie tun? Sein Schicksal lag in ihrer Hand und es gab kein verdammtes Wundermittel auf der Welt, das ihm helfen konnte!
Sie würde ihn verlieren, und das schon sehr bald.
Und dazu noch auf eine der grausamsten Arten, die es gab.
„Du hast keine Ahnung, wie schmerzhaft das ganze für ihn ist..“, eine unsichtbare Hand drückte ihr bei diesen Worten den Magen zusammen. Alles in ihr tat weh, verkrampfte sich bei dem Gedanken, wie schlimm es bald werden würde.
Daniel hatte es nicht verdient, so zu enden.
In ihrer Verzweiflung sah sie nur noch einen Ausweg.
„Weißt du, ich sage so etwas normalerweise nicht, weil es gegen meine Berufsauffassung verstößt, aber...“, noch einmal atmete sie tief durch. Sie wusste nicht, wie Sam darauf reagieren würde, vielleicht verstand sie es, vielleicht bekam sie auch einen Wutausbruch, es war ihr egal, “Es wäre viel besser für ihn, wenn wir...“
Sie konnte den Satz nicht beenden.
Sie konnte einfach nicht aussprechen, was sie jetzt dachte.
Trotzdem nickte Sam kaum merklich und schloss dann wieder die Augen.
Sie hatte es verstanden...
Auch der Astrophysikerin war spätestens jetzt klar, dass es keine Rettung mehr gab.
Daniel machte da unten unmenschliche Qualen durch und alles , was sie tun konnten, war zuzusehen, wie er zugrunde ging.
Janet konnte es nicht.
Doch trotzdem musste sie es tun, deshalb war sie Ärztin geworden. Es war ihr Job, den Leuten beizustehen, während sie ihre Hilfe brauchten.
Und solange Daniel noch am Leben war, gab es weiterhin die Möglichkeit, dass SG-1 von irgendeinem Planeten mit dem versprochenen Heilmittel wieder kam.
Vielleicht fanden sie ja doch etwas...
+++
Kurze Zeit später hatte sie sich mit Sam im Isolierraum wiedergefunden, als die Astrophysikerin ihr Goa`uld- Heilgerät benutzen wollte.
Janet gab zu, dass es durchaus eine Möglichkeit war. Und wenn es ihn nur zur 1. Stufe der Verstrahlung zurückführte, gab ihnen das doch ein größeres Zeitfenster. Obendrein würde es Daniels Schmerzen lindern.
Allerdings war die Wirkung verheerend gewesen.
Statt die Symptome zu lindern, hatte dieses Ding ihn prompt in die nächste Stufe der Krankheit katapultiert. Jetzt hatte es die sogenannte Ataxie auf den Plan gerufen, eine Koordinationsstörung, die zu Krämpfen führte. Innerhalb von Sekunden konnte der Patient eine Atemlähmung erleiden oder die eigene Zunge verschlucken und ersticken.
Ein einziger Anfall konnte töten, wenn man es nicht richtig behandelte.
Die aufgetretene Ataxie bedeutete, dass die Strahlung mittlerweile auch sein Gehirn erreicht hatte.
Dies war das vorletzte Stadium der Erkrankung, bevor der Tod eintrat. Jetzt konnte es nur noch zu dem Zersetzen der oberen Hautschichten kommen, bis sein Körper sich von innen her so aufgefressen hatte, dass alle lebenswichtigen Organe ihre Funktion einstellten.
Jedoch erreichten nur noch wenige dieses Stadium und sie wünschte Daniel, dass es ihm nicht ebenso ging.
Das Gefühl, dass die eigene Haut sich auflöste und nur das blanke Fleisch übrigbleibt, musste grauenvoll sein.
Jetzt, so hatte sie Sam erklärt, würde er bleibende Schäden zurückbehalten, selbst wenn sie ihn halbwegs heilen konnten. Vielleicht konnte man durch Goa`uld Technologie zumindest die zerstörten Stellen im Gehirn wieder reparieren, aber der damit verbundene Verlust der Koordination und Kontrolle über viele der wichtigen Körperfunktionen war irreparabel.
Sobald das Gehirn von der Verstrahlung betroffen war, war es ohne außerirdische Hilfe nur noch eine Frage von wenigen Stunden, bis der Tod eintrat.
Und der Gedanke daran, wie viel Menschlichkeit, Intelligenz und Verständnis da gerade mit zerfressen wurden, machte Janet krank.
Sam hatte schon vor einiger Zeit die Isolierstation wieder verlassen, in Tränen aufgelöst, weil ihre Idee nicht funktionierte. Doch es hatte nur eine Möglichkeit gegeben, es herauszufinden.
Niemand machte ihr einen Vorwurf, wahrscheinlich nicht einmal Daniel.
Erschöpft überprüfte sie die Verbände, die sie um seine Arme gelegt hatten, um die ersten offenen Stellen der Verstrahlung zu schützen. Jede Minute vergrößerte sich das Ausmaß der Verbrennung ein bisschen mehr und Janet seufzte verzweifelt.
Hoffentlich ging es wirklich schnell.
Routiniert griff sie nach ihrem Stethoskop und legte es an den letzten Teil seines Oberkörpers, der noch nicht einbandagiert war. Unruhig lauschte sie den Herztönen und überprüfte ihre Ergebnisse auf dem EKG- Monitor.
Mittlerweile war die Funktion der Herzklappen eingeschränkt und manches von dem Blut floss wieder in die Herzkammer zurück, statt weitergepumpt zu werden. Stadium zwei war also voll im Gang.
Auch die Atemgeräusche hatten sich weiter verschlechtert. Seine Lungen arbeiteten vielleicht noch mit einer Effizient von 55%, das war nicht besonders aufmunternd.
Janet legte das Stethoskop beiseite und holte etwas Feuchtigkeitscreme. Zumindest linderte es für wenige Minuten die Schmerzen.
Als sie es vorsichtig auf Daniels Stirn auftrug, schien er zu sich zu kommen.
„Heiß.“, flüsterte er mit brüchiger Stimme. Janet brach das fast das Herz.
„Ich weiß. Wir arbeiten gerade daran, die Symptome zu lindern.“, erklärte sie professionell. Sie durfte jetzt keine Gefühle zeigen, sondern musste einen klaren Kopf behalten. Was sie danach tat, war ihr überlassen, aber solange sie in dem weißen Kittel steckte, war es ihre Pflicht, standhaft zu bleiben.
„Lüg...ner...“, entgegnete Daniel und öffnete die Augen. Seine Pupillen waren enorm groß und zeigten kaum noch etwas von dem hellen blau, was sie sonst so gerne gesehen hatte. Er musste trotz all der Medikamente schlimme Schmerzen haben. Immer wieder überfluteten ihn Krampfanfälle, das stetige Zittern seiner Arme und Gesichtsmuskeln war da noch das kleinere Übel. Daniel schaffte es kaum, die Augen aufzubehalten. Allein mit ihr zu sprechen musste eine unglaubliche Tortur für ihn sein.
Und selbst jetzt, in seinem kritischen Zustand war er noch immer wachsam seiner Umwelt gegenüber.
Tatsache war, er hatte sie ertappt. Niemand konnte die Symptome lindern.
„Wir haben noch nicht aufgegeben, Daniel.“, sprach sie dann in einem gleichbleibenden Ton und trug etwas von der Salbe auf seine Wangen auf. Normalerweise war dies die Arbeit der Krankenschwestern, doch im Moment war ihr das ziemlich egal.
Sie wollte in den letzten Stunden für ihn da sein.
„Wird nicht ändern...Ende...“, entgegnete er und es tat ihr in der Seele weh, ihn so sprechen zu hören. Für Daniel musste es wahrscheinlich das allerschlimmste in der Welt sein zu bemerken, wie sein eigener Verstand langsam aber sicher von der Strahlung aufgefressen wurde, oder merkte er es gar nicht?
Janet wusste es nicht und es war ihr ebenfalls egal. Letztendlich änderte es nichts mehr am Endresultat, da hatte er recht.
„Ich weiß.“, gestand sie unter Tränen und wandte sich wieder einem der Monitore zu, um die Fassung zurückzugewinnen.
„Aufhören...bitte...“, flüsterte Daniel plötzlich und diese Worte gingen ihr durch Mark und Bein. Sie betete, es falsch verstanden zu haben, vielleicht phantasierte er auch nur.
„Womit soll ich aufhören?“, fragte sie dann und beugte sich über ihn.
Diesmal dauerte es eine Weile, bis er antwortete. Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die aufgerissenen Lippen und zögerte, bis ihr Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt war.
„Eu...than-asie...“, sprach er dann unter größten Anstrengungen und Fraiser blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
„Nein, das...das kann ich nicht tun, Daniel. Es verstößt gegen jede Vorschrift, die ich einzuhalten habe...“, gab sie zurück und hatte es schwer, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten.
„Bitte...“, flehte er und spukte wieder etwas Blut aus. Mittlerweile war es dunkelrot, ein sehr ernstes Zeichen.
Janet wischte es weg und tätschelte ihm vorsichtig die Wange. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, als Daniel noch einmal die Augen öffnete und sie mit wachem Verstand anblickte.
„Beende das...bitte...“
Fraiser begann zu weinen, wie sie es noch nie zuvor bei einem Patienten getan hatte. Daniel war einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben und nun bat er sie, ihn zu töten?
Konnte sie denn mit dieser Gewissheit leben, falls sie fünf Minuten nach der tödlichen Injektion Hilfe von irgendeinem ausserirdischen Volk bekamen?
Konnte sie überhaupt damit leben?
Die Frage war wohl eher, konnte er noch weiter so leben?
Daniel schloss wieder die Augen und atmete schwer aus, bevor er zurück in seine Traumwelt sank.
Sie schätzte ein weiteres Mal seinen momentanen Zustand ein, nur um wieder herauszufinden, dass er furchtbar litt.
Allein schon die Verbrennungen an seinen Armen und Oberkörper waren kritisch und dann noch die inneren Blutungen, die Krämpfe und der Realitätsverlust.
In wenigen Minuten mussten sie damit beginnen, sein Gesicht einzubandagieren, denn auch dort riss die Haut nach und nach auf.
Er würde wie eine Mumie hier liegen bleiben und qualvoll auf den Tod warten müssen...
Das war kein Leben mehr.
Als sie Ärztin wurde hatten sie schwören müssen, dass sie bei jedem Patienten alles in ihrer Macht stehende tun würde, um sein Leiden zu lindern.
Tat sie das dann nicht, wenn sie ihn erlösen würde?
Eine Spritze, und er würde nicht mehr durch das letzte und vernichtende Stadium der Strahlenkrankheit gehen müssen...
War das die richtige Entscheidung?
Janet blickte zur Decke in der Hoffnung, dort die richtige Antwort zu finden. Als das nicht der Fall war, begab sie sich auf den Weg zu Hammonds Büro.
+++
Sie klopfte kurz an die Tür, nur um festzustellen, dass O’Neill bereits dort war. Scheinbar unterhielt er sich gerade wieder mit Hammond über die Kelownaner und ihre Starrköpfigkeit. Daniel hatte ihr noch vor einigen Stunden zu erklären versucht, dass sie keine Wahl hatten, was ihre Einstellung betraf, wohl aber, was die Zukunft ihres Planeten anging.
Sowohl der General, als auch Jack blickten sie an wie den Boten des Todes. Wahrscheinlich würde sie das früher oder später auch werden.
Janet schluckte hart und trat dann in das Büro ein.
„Hallo Doktor Fraiser.“, grüßte Hammond sie bedrückt, „Gibt es schon etwas Neues über Doktor Jacksons Zustand?“
Sie nickte und schloss die Tür wieder hinter sich.
„Nun Sir, er...“, sie musste seine Worte zunächst für sich behalten,“ Sein Zustand ist kritisch Sir. Seit Major Carters Versuch hat sich die Nekrosis bis zu seinem Kleinhirn vorgearbeitet, ich weiß nicht, wie lange ich ihn noch stabilisieren kann.“
Hammond nickte nur und Jack beließ es bei einem kurzen Fluchen.
Jeder von ihnen kannte den Ausgang dieser Krankheit, daher machte es keinen Sinn, sich falsche Hoffnungen zu machen.
„Wir vertrauen Ihnen, Doktor.“, erklärte Hammond dann und sie nickte.
Natürlich taten sie das, doch in diesem Fall half es Daniel wenig.
„Sir, ich würde gerne unter vier Augen mit Ihnen sprechen.“, bat sie dann, woraufhin Jack sie nervös musterte.
Möglicherweise hatte er bereits eine Ahnung, worum es hier ging.
„Tja...dann,“, begann der Colonel und drehte sich auf den Fersen Richtung Tür um, „Dann werd ich mal nach ihm sehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
„Überhaupt nichts.“, antwortete Fraiser bedrückt und machte dem Colonel Platz.
Als sie mit Hammond allein in dem Büro war, wies er ihr einen Sessel vor seinem Schreibtisch zu.
„Sprechen Sie, Doktor.“
Janet schluckte wieder und suchte nach den richtigen Worten.
„Sir, Daniels Zustand ist sehr kritisch. Er durchlebt gerade furchtbare Qualen, die ich selbst mit meinen Medikamenten nicht mehr lindern kann. Ich habe schon alles versucht, was mir die Schulmedizin bietet, aber nichts hilft.“
Hammond nickte verstehend.
„Gerade habe ich mit ihm sprechen können. Seit Sams...Major Carters Versuch, ihn mit dem Goa`uld- Gerät zu heilen, hat sich sein Zustand drastisch verschlechtert. Es dauert nicht mehr lange, und seine Gehirntätigkeit wird auf das Mindestmaß beschränkt sein. Krämpfe werden ihn in regelmäßigen Abständen heimsuchen und von den Verbrennungen, die sich immer weiter ausbreiten habe ich Ihnen schon erzählt.“
Wieder nickte Hammond.
„Erbitte die Erlaubnis, offen sprechen zu dürfen, Sir.“
Janet fühlte sich bei ihren Worten wie ein Monster. Möglicherweise dachte jeder Außenstehende, sie würde nicht genug tun, um Daniel am Leben zu halten, doch irgendwo gab es eine Grenze.
Eine Grenze zwischen einem lebensfähigem Leben und dem sinnlosen Leiden.
Diese Grenze hatte Daniel mittlerweile überschritten. Er wusste es, und sie ebenfalls. Deshalb saß sie nun auch in Hammonds Büro und versuchte ihm schonend beizubringen, worum Daniel sie gebeten hatte.
„Erlaubnis erteilt.“, antwortete der General und blickte sie unruhig an.
„Sir, er weiß, dass er sterben wird. Diese Krankheit ist absolut vernichtend und er verliert bereits jegliche Koordination, sein Erinnerungsvermögen nimmt ab, er verkennt manchmal Personen, hat Halluzinationen...er verbrennt gerade bei lebendigem Leibe.“
„Worauf wollen Sie hinaus?“
„Sir, er hat mich gebeten, dem ein Ende zu setzen.“
Hammond schien nicht besonders überrascht zu sein, sondern seufzte nur leicht.
„Sir, es geht gegen meinen ärztlichen Eid, aber er hat mich darum gebeten. Um es mit den Worten des Colonel zu sagen, er geht zugrunde. In wenigen Stunden werden Sie ihn nicht mehr wiedererkennen, sobald sich die Strahlung durch die letzten Regionen seines Körpers gefressen hat. Die Frage ist, ob er das alles noch erleben muss, bevor er stirbt...“
Wieder drangen Tränen aus ihren Augen doch Hammond machte nicht die leisesten Anstalten, sie zurechtzuweisen.
„War er denn bei Bewusstsein, als er Sie darum gebeten hat?“, fragte er dann und sie nickte.
„So wach, wie man es bei seinem Zustand sein kann, Sir.“
Der General nickte und dachte einen Moment lang nach.
Sie beide kannten Daniel und es stand außer Frage, was sein Wunsch sein würde.
Anschließend deutete er auf das Stargate.
„Jacob sollte bald von seiner Mission zurückkehren, lassen Sie uns noch abwarten, ob er etwas für ihn tun kann. Wenn nicht, haben Sie grünes Licht, Doktor.“
Fraiser brach bei diesen Worten erneut in Tränen aus und akzeptierte ein Taschentuch, was ihr der General reichte. Gott, das war alles so...abstrakt. Ihr gesamtes Leben hatte sie dem Zweck gewidmet, so viele Leben wie möglich zu retten und jetzt sollte sie eines zerstören? Janet wusste, wenn das durchgestanden war, würde sie eine Menge Zeit brauchen, um wieder zu sich selbst zu finden, egal, wie das Resultat aussah.
„Niemand hat es verdient, so leiden zu müssen.“, dachte Hammond dann laut nach, “Geben Sie mir Bescheid, wenn es soweit ist, ich werde mit SG-1 sprechen, sie haben ein Recht, informiert zu werden.“
„Natürlich, Sir.“
Erleichtert nickte sie und machte sich aufgelöst auf den Weg zurück zur Krankenstation.
+++
Als sie dort ankam, hatte eine Krankenschwester bereits einen Verband um Daniels Kopf angelegt und ihre These traf zu.
Kaum etwas menschliches war mehr von der Figur auf der Liege auszumachen und glücklicherweise ersparten die Verbände seinen Freunden den Blick auf die tiefen Brandwunden.
O’Neill war ihr schon auf dem Hinweg begegnet. Nachdenklich und etwas grimmig hatte er am Ausgang des Isolierraumes gestanden und auf sie gewartet.
„Was geht hier vor sich, Doc?“
„Colonel, ich habe im Moment keine Zeit für solche Unterhaltungen.“
„Was wollten Sie mir in Hammonds Büro verschweigen?“
Es war klar, dass O’Neills Nerven blank lagen. Es ging jedem so.
„Daniel hat mich nur um etwas gebeten und ich habe mit dem General darüber gesprochen.“, Gott, wenn er es erfuhr, würde er sie in der Luft zerreißen. Aber andererseits ging es hier nicht um ihn, sondern um Daniels letzten Willen.
Die Augen des Colonels fixierten urplötzlich ihre und für eine Weile blickten sie sich still an. Wahrscheinlich wusste er, was sein Freund sich jetzt mehr als alles andere wünschen würde.
„Und?“, fragte er dann trotzig, so als wolle er die Wahrheit verleugnen.
„Wir ziehen es in Betracht.“, antwortete sie dann kühl und war wieder in der Krankenstation verschwunden.

Mittlerweile hatte eine erneute Überprüfung von Daniels Vitalwerten ihre Stimmung noch weiter gedrückt. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob er die nächste Stunde überhaupt noch erleben würde.
Der Großteil seiner Lungen war bereits mit Blut gefüllt und auch das Herz arbeitete nur noch unregelmäßig. Die Nieren hatten ihre Funktion fast vollständig eingestellt; jeder gesunde Mensch hatte bei solchen Symptomen schon sehr schlechte Chancen, zu überleben, wie sollte Daniel es dann schaffen?
Sein Körper bereitete sich auf das Sterben vor, daran bestand kein Zweifel.
Ein letzten Mal prüfte sie seinen Blutdruck und beugte sich dann zu ihm herunter.
„Daniel.“, sprach sie sanft, um ihn zu wecken, “Komm zu dir, es ist wichtig.“
Einige Sekunden vergingen, als das Piepen des EKG- Geräts schneller wurde und er langsam die Augen öffnete. Jedoch hatten diese fast all ihren Glanz verloren.
Matt und ausgelaugt blickte er zwischen den Verbänden hervor und sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurück halten.
„Daniel...“, erklärte sie dann schluchzend, „Ich habe mit General Hammond gesprochen.“
Sie spürte, wie seine Augen sie musterten.
„Er...er hat mir grünes Licht gegeben. Allerdings wollen wir noch abwarten, Jacob Carter will hierher kommen und versuchen, dir zu helfen.“
Daniel schloss für einen Moment die Augen, um Zustimmung auszudrücken und versuchte sich dann wieder im Sprechen.
„J...Jack.“
„Er ahnt glaube ich, was hier vor sich geht.“, erklärte sie und plötzlich klingelte das Telefon neben der Tür.
Sie stand auf und hörte sich die kurze Nachricht des Seargents an.
Noch einmal keimte Hoffnung in ihr auf, die Möglichkeit, Daniel zu retten schien zum greifen nahe zu sein. Trotzdem wollte sie mit ihrem Optimismus vorsichtig sein, zu oft schon hatte die Realität sie eines besseren belehrt.
Sie nutzte die letzten Sekunden, die sie mit Daniel allein in dem Isolierraum hatte und stellte sich neben ihn.
Noch immer blickte er sie mit halbgeschlossenen Lidern an, so als wüsste er, wie alles ausgehen würde.
Wusste sie es denn nicht auch?
„Daniel, Jacob ist hier.“
Er schien ihre Worte schon nicht mehr zu registrieren, denn stattdessen schloss er wieder die Augen.
„S-794.“, sprach er dann mit letzter Kraft und driftete zurück in die Bewusstlosigkeit.
Wenn Jacob ihm nicht bedeutend helfen konnte, würde dies wohl seine letzte „wache“ Minute gewesen sein, da war sie sich sicher. Bloß allein der Blick auf das EKG war aussagekräftig genug.
Janet wurde plötzlich von einer panischen Angst heimgesucht, so als müsse sie etwas unternehmen, aber sie wusste nicht, was.
Sie spürte, dass sie ihn gerade in diesem Moment als Patienten verlor.
Doch was sollte sie jetzt tun, was sie nicht schon vor Stunden getan hatte?
Ihre Frage blieb unbeantwortet, als Jacob plötzlich zusammen mit SG-1 in den Isolierraum stürzte.
+++
Erst vier Tage später hatte Janet den Mut gefasst, wieder zurück ins SGC zu gehen.
Nach Daniels Tod oder was auch immer für sein Verschwinden verantwortlich war, hatte man ihr eine Woche Urlaub genehmigt, obwohl das wahrscheinlich bei weitem nicht reichte.
Komplett erschöpft hatte sie nach dem Zwischenfall noch Stunden in der Krankenstation verharrt, für den Fall, dass Daniel zurück kam, doch nichts geschah.
Sie hatte von Anfang an gewusst, wie es ausgehen würde, trotzdem hatte sie alles in ihrer Macht stehende getan, um das Unvermeidbare zu verhindern.
Sie brauchte sich nichts vorzuwerfen, sie hatte alles richtig gemacht. Trotzdem war ihr nicht wohl bei dem Gedanken gewesen, ihn einfach so gehen zu lassen.
Ihr Gewissen sagte ihr, dass es seine einzige Chance war, doch ihr Herz sprach da ganz andere Dinge.
Gott, sie vermisste ihn schrecklich.
Binnen zweier Tage war eines der wichtigsten Mitglieder des SGC einfach aus ihrem Leben verschwunden, und das unter dramatischen Umständen.
Daniel hatte sein Leben für das unzähliger Kelownaner gegeben und dafür grausamste Schmerzen in Kauf genommen. Janet hatte das Gefühl, dass er sich zu Beginn den Konsequenzen seines Handelns gar nicht bewusst war. Doch bereut hatte er es trotzdem nicht.
Schließlich hatten seine Worte Sinn ergeben: er wäre sowieso gestorben, hätte nicht irgend jemand die Reaktion aufgehalten. Aber warum hatte er es sein müssen?
Ganz einfach, weil Daniel Jackson nie sein Leben über das anderer gestellt hätte.
Deswegen fehlte er ihnen jetzt auch so.
In einem Militärstützpunkt auf einen Mann zu treffen, der soviel Mitgefühl und Tapferkeit ausstrahlte, war selten.
Jeder, der ihn nicht kannte, hätte ihn mühelos als Fachidioten abgestempelt, aber Daniel war viel mehr als das gewesen. Er war ein Genie, ein hoffnungsloser Träumer und Idealist.
So hatten sie ihn alle kennen und lieben gelernt.
Aber egal was sie jetzt auch tat, es würde ihn nicht mehr zurück bringen.
Sie musste, wie sie es schon so oft gelernt hatte, loslassen.
Erschöpft unterschrieb sie das Ankunftsformular des SGC und wollte sich gerade abwenden, als Jack neben ihr erschien.
Sichtlich ausgelaugt blickte er sie an und schätzte, in welch einer Stimmung sie momentan war. Als ob er es nicht wüsste...
Er war es doch, der Jacobs Versuch abgebrochen hatte, angeblich, weil Daniel es ihm in einer anderen geistigen Ebene vermittelt hatte. Aber sie hätten doch zumindest abwarten und...letztendlich lief es auf dasselbe hinaus.
Jacob hatte gesagt, dass er ihn nicht komplett heilen könne, doch zumindest eine siebzigprozentige Heilung wäre schon hilfreich gewesen.
Aber scheinbar hatte Daniel sich entgegen all dieser Möglichkeiten des Überlebens für den Tod entschieden- und O’Neill war sein Sprachrohr gewesen, der Mann, der ihn unter allen Umständen am Leben erhalten wollten.
Janet wollte sich momentan nicht in seine Lage versetzen, wahrscheinlich fühlte er sich grauenhaft. Aber wenn dies wirklich Daniels letzter Wunsch gewesen war- wovon sie überzeugt war- hatte er richtig gehandelt.
Jack hatte beschrieben, wie sie zusammen mit Omah im Torraum gewesen waren und Daniel sei ihr durch das geöffnete Stargate gefolgt, kurz bevor er starb. Dies gab ihr etwas Hoffnung, dass diese Wesen ihn in ihren Kreis aufgenommen hatten und er auf irgendeine Weise weiter existierte.
Wer wusste schon, wo Daniel jetzt steckte?
O’Neills Blick ruhte auf ihr und sie trat zu ihm, weit genug von dem Soldaten am Schreibtisch entfernt.
„Colonel, sie wollten mich sprechen?“, fragte sie und versuchte neutral zu bleiben. Allerdings war das in der momentanen Situation schwer.
O’Neill starrte sie unschlüssig an, bevor die Wut über das Geschehene wieder in ihm aufstieg und seine Augen sich verdunkelten.
„Wir räumen gerade Daniels Büro aus und haben einige Dinge gefunden, die Ihnen gehörten. Carter dachte, Sie wollen sie vielleicht zurück.“
Janet nickte.
„Ja, ich werde in einer halben Stunde vorbei schauen, muss erst noch etwas erledigen.“
„Patientenakten löschen?“, fragte O’Neill abfällig. Sein derzeitiger psychologischer Zustand war bedenklich, das wusste sie. Doch was half es ihm, wenn sie ihn für mehrere Wochen aus dem aktiven Dienst nahmen? Es würde alles nur noch schlimmer machen.
„Colonel!“, mahnte sie kurz und suchte dann wieder Augenkontakt, „Wir haben das richtige getan. Daniel wollte es so.“
Damit schloss sie sich mit ein. Sie alle standen hinter Daniels Entscheidung, die er klar und unzweifelhaft durch O’Neill ausgedrückt hatte. Was blieb ihnen sonst auch übrig? Sie konnten nicht für den Archäologen entscheiden, was er in dieser Situation tun sollte und es bedurfte nicht viel Vorstellungsvermögen um einzuschätzen, was humaner für ihn gewesen war.
Jack blickte sie böse an.
„Ich habe von General Hammond gehört, was Ihre Definition von Daniels Willen war.“
Janet erschrak etwas, doch sie hatte es erwartet.
„Es war nicht meine Definition, es war sein Wunsch. Er konnte es Ihnen nicht sagen, weil er wusste, Sie würden es nicht akzeptieren.“
Und sie beide wussten, dass Janet recht hatte. Natürlich hätte er es nicht akzeptiert. Unter keinen Umständen hätte Jack es zugelassen, dass sein Freund sich einfach nicht mehr helfen ließ, solange auch nur noch ein Tröpfchen Hoffnung bestand. Deshalb hatte Daniel sich zunächst an sie gewandt. Er wusste, dass sie ihn trotz ihrer Freundschaft bei seinem Wunsch unterstützen würde.
„Mal abgesehen von der Tatsache, dass er in meinem Unterbewusstsein gesteckt hat, bevor Omah ihn zu sich holte, hätten Sie uns wenigstens bescheid sagen können. Wenn Jacob nicht gekommen wäre, hätten Sie ihm dann einfach ne Spritze gesetzt und uns vor vollendete Tatsachen gestellt?...Und wenn Sie mich fragen-“
„Das tue ich aber nicht!“, unterbrach sie ihn schließlich. Jack wusste selbst genau, dass sie das nie getan hätte. Wäre es zu dem Fall der Fälle gekommen, hätte sie sich die Zeit genommen und die Situation und Daniels Wunsch mit seinen Freunden besprochen. O’Neill war einfach nur wütend und musste seinen Frust an irgendjemandem auslassen. Doch Janet hatte genug.
„Colonel, wenn Sie so davon überzeugt sind zu wissen, was Daniel wirklich wollte, dann überlegen Sie mal, wie Sie sich in der Lage verhalten hätten, wenn Sie spüren, wie Ihr Körper sich von innen her zersetzt, wie jede Ihrer Gehirnzellen nach und nach zerstört wird und Sie überhaupt nichts tun können, außer die Schmerzen zu ertragen und auf den Tod zu warten, während Sie von wiederkehrenden Krampfattacken heimgesucht werden!...Denn das musste er durchmachen und nichts auf der Welt hätte ihn retten können. Daniel wusste das und hat sich für ein besseres Ende entschieden!“
O’Neills Kinnlade klappte nach unten und auch die umstehenden Soldaten, die ihrer hitzigen Diskussion gefolgt waren, reagierten nicht minder entsetzt.
Doch es war an der Zeit gewesen, den Colonel wachzurütteln. Zu lange schon hatte sie sich Vorwürfe gemacht, nur um dann festzustellen, dass sie nichts hätte tun können.
Ohne ein weiteres Wort machte sie sich auf den Weg zu den Schließfächern und ließ einen verdutzten O’Neill hinter sich.
+++
Das letzte, was Daniel ihr gesagt hatte, war die Nummer eines der Fächer hier gewesen. Wahrscheinlich hatte die Information so tief in seinem Unterbewusstsein gesteckt, dass er sie trotz all der Prozesse in seinem Körper und vor allem in seinem Gehirn, noch nicht vergessen hatte.
Sie suchte die alphabetisch geordneten Reihen durch, bis sie auf S stieß.
Ein einsamer Korridor erstreckte sich zu ihrer Rechten und lud sie ein, ihn zu betreten.
Janet folgte dem Gang und schon nach wenigen Metern stand sie vor dem kleinen Schließfach S- 794. Es war, als bräche eine Welt in ihr zusammen, so unvermittelt traf sie wieder dieses Gefühl, ihn für immer verloren zu haben.
Es tat ihr so weh, wie schon lange nichts mehr.
Daniel und der Rest von SG-1 waren ihre besten Freunde auf dem Stützpunkt und dann zuzusehen, wie er langsam aber sicher vor ihren Augen starb und es nichts gab, was sie hätte tun können...es war einer der Momente gewesen, an denen man zerbrechen konnte.
Sie klingelte mittels eines kleinen, an der Wand angebrachten Knopfes und schon bald kam ein Soldat auf sie zu.
„Doktor Fraiser.“, grüßte er sie förmlich und salutierte.
„Ich möchte das Fach öffnen, es gehörte Doktor Jackson. Er hat mich gebeten, es für ihn zu verwalten.“
Damit deutete sie auf die entsprechende Nummer.
„Nun Ma’am, eigentlich ist es uns nicht ohne Genehmigung des Generals gestattet, Schließfächer von verstorbenen Angestellten zu öffnen.“
„Wir wissen nicht, ob er tot ist.“, fauchte sie sofort zurück und erschrak sogar den Soldaten, „Außerdem können Sie gerne den General anrufen, er weiß bescheid.“
Der Mann nickte und verschwand für eine Minute zurück in sein Büro. Als er wieder kam, baumelte der Schlüssel für das Schließfach an seinem Finger.
„Alles in Ordnung, Doktor.“, sprach er schuldbewusst, schloss auf und ließ den Schlüssel neben dem Fach in einen kleinen Auffangbehälter fallen, „Bringen sie ihn wieder mit, wenn Sie fertig sind.“
Janet antwortete nicht einmal sondern starrte nur auf das fast leere Fach.
Einige alte Ketten und Mini- Skulpturen lagen hier und da verteilt, außerdem fand sie zwei Fotos, eines von Sha’re und Daniel, ein anderes von Jack und ihm vor dem Sternentor.
Janet schloss für einige Sekunden sie Augen, um die Schmerzen besser zu ertragen. Zu wenig Zeit war erst vergangen, seit sie ihn verloren hatten.
Als sie dann wieder in das Fach blickte, fiel ihr ein kleiner weißer Umschlag auf, der ihren Namen trug. Sie zog ihn vorsichtig hervor und war nicht überrascht, als sie die dünne schwarze Linie erkannte, die den Brief umrandete.
Es war beim Militär Tradition, für den Fall der Fälle immer eine letzte Botschaft irgendwo zu lagern, denn unvorbereitete Todesfälle traten im SGC leider viel zu oft auf.
Für einige Minuten hielt sie den Umschlag stumm in der Hand und dachte nach.
Vermutlich hatte Daniel dort alles notiert, was er sie nach seinem Tod noch wissen lassen wollte.
Doch war er denn wirklich tot? Konnten sie tatsächlich beweisen, dass er nach seinem...Aufstieg gestorben war?
Sie hatten keine Leiche, nichts, außer den EKG- Monitoren, die kurz davor einen Herzstillstand angekündigt hatten. Aber wer konnte schon damit rechnen, dass sein Patient sich plötzlich in ein helles Licht verwandelte und verschwand?
Was sollte sie nun also tun?
Sie wusste, dass das Öffnen dieses Briefs ihren Abschied von ihm darstellte.
Aber das war nicht das, was sie wollte.
Sie konnten nicht ausschließen, dass Daniel irgendwann wieder auftauchen würden, wahrscheinlich wenn sie ihn am wenigsten erwarteten. Oder vielleicht war er sogar jetzt in diesem Moment hier und beobachtete sie?
Janet musste auf einmal lächeln.
Nein, sie würde noch keinen Abschied von ihm nehmen, nicht, solange man nicht beweisen konnte, dass er wirklich tot war.
Und wann konnte man das bei Daniel Jackson schon mit Sicherheit sagen?
Sie legte den Brief zurück in das Fach und schloss ab.
Es wurde Zeit, wieder dorthin zurückzukehren, wo sie das tun konnte, was sie am besten beherrschte- Menschleben zu retten.

Ende


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