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Unterwegs mit SG-X (E-2) - Nemesis von JolinarJackson, Alina, Jadda, Mac

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Unterwegs mit SG-X - Nemesis


Dies ist eine Fanfiction ... oder?

PROLOG

Sam stellte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch, das sie direkt neben der Dusche bereit gelegt hatte.

Sie wickelte sich darin ein und verließ die Duschkabine. Mit den Händen fuhr sie sich durch die nassen Haare und seufzte bei einem Blick auf die Uhr. Jetzt hätte sie das Projekt beenden können. Genau jetzt um 0730, doch General Hammond hatte sie gestern konsequent zur Seite genommen und nach Hause geschickt.

Dabei war sie schon so nah an der Analyse dran gewesen! Wütend rechnete Sam nach, dass sie mit SG-1 in den nächsten paar Wochen ständig auf Mission war. Erst auf Abydos, um dort nach dem Rechten zu sehen. Eine Routine-Mission nach P1X-325 schloss sich an und dann - endlich auch mal etwas Positives im Terminplan - noch die erste Mission nach P5X-356. Dort war die Konstellation der Trabanten nun endlich günstig genug, um ein schwarzes Loch aus sicherer Entfernung beobachten zu können.

Doch leider dauerte diese Abwechslung nur drei Tage lang. Und zum Schluss erwartete ausgerechnet Anise sie, um mit SG-1 über eine neue Entwicklung auf dem Gebiet der Zatarc-Technologie zu sprechen, die doch garantiert schon gar nicht mehr so aktuell war. Wo blieb da noch Zeit für die Wissenschaft?

Sam griff nach der Bürste, wurde plötzlich geblendet und von einem leuchtenden Licht eingehüllt. Als sie die Augen wieder öffnete, stand sie in einem kleinen Raum. Und durch ein Panorama-Fenster konnte sie die Erde sehen ...

***

Jack verließ pfeifend sein kleines Häuschen und holte die Zeitung hinein. Drinnen warf er den Bademantel wieder zur Seite, den er zum Schutz vor der Kälte draußen angezogen hatte und setzte sich an den Küchentisch, um zu frühstücken.

Er war mit sich selbst vollkommen zufrieden. Gestern hatte er Hammond gesteckt, dass Sam sich seit über einer Woche zu Tode schuftete und dieser hatte endlich eingegriffen. Auf Jack als ihren kommandierenden Offizier hatte sie ja nicht hören wollen. Das hatte sie sich wahrscheinlich von Daniel abgeguckt.

Hinzu kam dieser absolut freudig-faszinierte Ausdruck auf ihrem Gesicht, wenn sie sich von ihren Schweiß-Arbeiten an irgendeinem Ding zu ihm herumdrehte, lächelte und fragte: “Was kann ich für Sie tun, Sir?“

Wie konnte er da widerstehen und anstatt einen eindeutigen Befehl zu geben, nämlich nach Hause zu gehen, kam immer: “Woran arbeiten Sie denn gerade, Major?“ Jack warf einen kurzen Blick auf die Schlagzeilen und griff nach der Marmelade. Plötzlich hüllte ihn ein gleißendes Licht ein und nur einen Moment später stand er – mit dem Marmeladen-Glas in der einen, der Zeitung in der anderen Hand und in Boxershorts und nacktem Oberkörper – in einem kleinen Raum, den er nur zu gut kannte.

“Sir?!“

Er drehte sich um. Vor ihm stand Sam, vor Kälte leicht zitternd. Was ja auch kein Wunder war, schließlich trug sie auch nur ein kleines Handtuch, das sie wie ein Kleid um sich gewickelt hatte.

Ein sehr kurzes Kleid. “Was ist passiert?“ fragte Jack verwirrt.

“Ich habe keine Ahnung, Sir“, war die Standard-Antwort.

“Ist ja mal was Neues“, meinte er schulterzuckend, “Sie sind ja klitschnass, Major.“ Er starrte sie ungeniert an. Sam warf ihm einen 7000-Volt-Janet-Fraiser-Blick zu und erwiderte gereizt: “Ich stieg gerade aus der Dusche.“ Jack starrte sie immer noch an. “Nicht, dass Sie sich für irgendetwas zu schämen bräuchten“, murmelte er.

“Sir!“

Er schaffte es, ihr in die Augen zu schauen. “Würden Sie sich bitte umdrehen?“ hakte sie nach.

“Ich könnte auch gehen, aber“, er machte eine ungeschickte Handbewegung, bei der die Marmelade etwas durchgeschüttelt wurde, “es gibt keine Türen.“

“Wo sind wir überhaupt?“ fragte Sam nun und presste das Handtuch enger an sich.

“Im Paradies?“ fragte Jack leise, als sie sich umdrehte und ihm einen Blick auf ihre ebenso notdürftig betuchte Rückseite gewährte. Sie hörte es nicht oder wollte es nicht hören. Erneut füllte ein blendendes Licht den Raum. Daniel blickte sich perplex um. “... noch nicht fertig ... stellen“, murmelte er. Die Kaffeetasse und die Pfannkuchen in seiner Hand zeugten von einem ’nahrhaften’ Kantinen-Frühstück. “Major Hales?“ fragte er verwundert, drehte sich um und blickte Jack an. “Willst du Marmelade zu deinen Pfannkuchen?“ fragte der Colonel.

“Uhm ...“ Daniel drehte sich einmal um die eigene Achse. Sein Blick blieb kurz an Sam hängen, dann schaute er wieder zu Jack.

“Wie?“

“Vergiss es!“ meinte Jack.

“Wo sind wir?“ fragte Daniel und nippte an seinem Kaffee.

“Oh, glaub mir, du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, meinte Jack beruhigend, “Und Teal’c wird wohl auch gleich kommen, wetten? Um fünf Dollar, Daniel!“

Daniel blickte ihn fragend an.

“Thor?“ hakte Sam nach. Jack nickte. Teal’c materialisierte zwischen ihnen. Jack riss die erschrocken die Augen auf und konnte in letzter Sekunde einem rechten Haken seines Kameraden ausweichen. Keuchend richtete er sich wieder auf, während Teal’c die Hände mit den Boxhandschuhen schlagartig sinken ließ. “O’Neill?“

“Gewonnen!!“ feixte Jack und begrüßte Teal’c fröhlich: “Guten Morgen! Training mit SG-7?“ Teal’c nickte und streifte die Handschuhe ab. Erneut leuchtete ein Licht auf und plötzlich stand Thor vor ihnen. Er blinzelte einmal kurz mit seinen großen schwarzen Augen und sagte dann: “Ich grüße euch.“

“Thor, mein Freund“, meinte Jack und lächelte ihn an, “Diesmal hast du es wirklich verpatzt.“ Thor blinzelte erneut: “Warum? Wie ich sehe, seid ihr alle bekleidet und somit nicht in einem Zustand der Scham. Ihr seid doch bereits vollständig aus eurer Ruhephase erwacht und bereitet euch auf euren Dienst vor, oder nicht?“

Sam grinste humorlos. “Unter ’bekleidet’ verstehe ich etwas anderes“, meinte sie. Daniel blickte zu ihr hinüber, reichte sein Frühstück an Teal’c weiter und legte ihr seine Uniform-Jacke um die Schultern. Dann entledigte er Teal’c gezwungenermaßen wieder seiner dazu gewonnenen Last, da der Jaffa ihm diese direkt unter die Nase hielt. Thor schien nicht zu verstehen.

“Thor – Kumpel – weißt du, was eine Uhr ist? Unten bei uns auf der Erde – in Amerika - stehen die Menschen gerade erst auf. Wir sind nicht immer auf Abruf, weißt du?“ erklärte Jack und ging in die Hocke, um dem Asgard in die Augen sehen zu können. “Ich habe extra darauf geachtet, eure Privatsphäre zu wahren. Deshalb habe ich euch auch nicht früher hierher transportiert“, meinte Thor und blickte von einem zum anderen. “So wichtig?“ hakte Jack nach.

“Allerdings, O’Neill. Replikatoren übernahmen Othalla“, antwortete Thor.

“Replikatoren? Aber wir haben die Viecher doch erledigt, oder?“ hakte Jack nach.

“Das nahmen wir an“, antwortete der Asgard.

“Doch offensichtlich entspricht das nicht dem aktuellen Stand der Dinge“, meinte Teal’c. Thor blinzelte und bewegte verneinend den Kopf.

“Wie konnte das passieren?“ fragte Sam.

“Ich kann es nicht genau sagen“, antwortete Thor.

“Habt ihr kleinen Kerlchen wieder die Nase in Dinge gesteckt, mit denen ihr nicht umgehen könnt?“ hakte Jack lauernd nach.

“O’Neill. Wir haben jeden Replikator entfernt, den wir noch in unseren Laboren hatten, nachdem Major Carters Idee uns rettete“, berichtete der Kommandeur.

“Ja, sie ist für blöde Ideen berüchtigt. Aber irgendwo müssen die Dinger doch hergekommen sein“, meinte Jack.

“Das ist eine logische Schlussfolgerung, doch ich kann dir nicht viel dazu sagen. Sie kommen aus den Tiefen unseres Planeten. Aus dem Bereich, in dem wir Artefakte von anderen Sternen sammeln“, berichtete der Kommandeur.

“Geht es vielleicht einen Tick genauer?“ bohrte Jack weiter. Thor verneinte stumm. “Niemand von uns sah, woher sie kamen. Doch sie waren plötzlich in großer Anzahl da. Uns wurde schnell klar, dass wir Othalla nicht halten können. Wir verließen den Planeten“, berichtete Thor.

“Okay, wo liegt jetzt das Problem, um das wir uns kümmern sollen?“ fragte Jack. Thor sagte traurig: “Die Asgard können nicht zurück auf diesen Planeten.“

“Warum nicht?“ fragte Daniel.

“Die Replikatoren haben ein Schutzschild generiert, das unsere Physiologie abstößt“, berichtete der Asgard.

“Was?“ entfuhr es Sam, “Wie ... ist das möglich?“

“Diese fortschrittliche Technologie stammt von einer der vier Rassen, die sich zu einer Allianz zusammenschlossen und lagerte in einem unserer Archive. In besagter Allianz solltet ihr die fünfte Rasse werden“, erklärte Thor. Jack nickte: “Sagten mir deine kleinen Freunde.“ Thor blickte ihn an, blinzelte zweimal und sagte dann: “Ich kann euch nicht mehr sagen.“

“Und dieses Schild ist ein Abwehrsystem, das auf eine bestimmte Physiologie ausgerichtet werden kann? - Wie funktioniert es?“ Sam war hin und weg vor Begeisterung.

“Es diente seinerzeit zur Verteidigung gegen die Goa’uld. Doch seine Technologie war so komplex, dass nur eines von ihnen hergestellt wurde“, erklärte Thor. Jack wurde ungeduldig: “Was sollen wir tun?“

“Auf dem Planeten ließen wir eine kleine Gruppe zurück. Es handelt sich um Asgard-Forscher. Es gelang ihnen nicht zu fliehen. Ihr müsst ihnen helfen und das, was sie zu retten versuchten ebenfalls. Eigentlich ist es noch wichtiger als die Asgard selbst. Ich würde euch nicht fragen, wenn es sich nur um das Leben einiger meines Volkes handeln würde. Doch die Archive enthalten fortschrittliche Technologien. Sollten die Replikatoren sie sich aneignen, wäre das fatal ...“

Jack nickte verstehend. Thor fügte hinzu: “Eure Physiologie wird nicht von dem Schild abgestoßen.“

“Der Fall ist klar. Aber ich weiß nicht, ob wir vier -“

“Ihr werdet zu acht sein“, unterbrach Thor.

“Okay. Dann ... Carter, was halten Sie von SG-3?“ fragte Jack. Der Major nickte.

“Nein, ihr werdet eine Gruppe von Menschen mitnehmen, die wir erwählt haben. Euer Einsatz auf einem Planeten der Tok’ra hat die Aufmerksamkeit vieler Goa’uld auf euch gezogen – mehr noch als gewöhnlich. Man spricht von der Vernichtung einer hohen Menge an Naquadah“, erzählte Thor.

“Die SG-X-Mission? Das war vor Monaten. Und weiter?“ hakte Jack nach.

“Ihr werdet diese Einheit – SG-X, wie du sie nennst, O’Neill – mitnehmen“, erklärte Thor.

“Was?“ entfuhr es Daniel.

“Nein!“ sagte Jack. Thor blickte ihn fragend an. “Thor, mein Freund, wir können diese Leute nicht mitnehmen. Sie gehören nicht zum SGC. Sie sind Zivilisten. Wir wissen doch beide, dass man mit Zivilisten wenig anfangen kann“, sagte Jack. Daniel räusperte sich.

“Mit den meisten“, verbesserte Jack sich.

“Wir wollen, dass ihr mit SG-X kämpft. Wenn es stimmt, was ich hörte, war die Gruppe im Wesentlichen daran beteiligt, dass Anubis der Zugriff auf ein großes Naquadah-Vorkommen verwährt wurde. Sie sind demnach fähig, mit euch zu kämpfen“, wiederholte Thor.

“Thor, eine von ihnen ist noch ein junges Mädchen. Sie sind nicht trainiert worden. Sie haben keine Ahnung von Kämpfen“, erklärte Jack energisch.

“Sie besiegten mit euch Anubis.“

“Nein, Thor. Wir hatten nichts mit dem Abschuss des Schiffes zu tun, das auf dem Planeten abstürzte und in die Mine einschlug.“ Daniel zuckte mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf.

“SG-X hat sich tapfer geschlagen“, warf Teal’c ein. Jack wandte sich zu ihm um. “Bist du verrückt?“

“Nein, O’Neill. Ich sage nur meine Meinung“, entgegnete der Jaffa stoisch.

“Du fällst mir in den Rücken“, merkte Jack an.

“Das mag aus deiner Perspektive so aussehen, aber aus meiner Sicht sind SG-X mächtige Krieger – nicht nur des Geistes. Sie haben Ausdauer, Mut und Geschicklichkeit bewiesen. Auf Chulak würden sie als vollwertige Krieger gelten“, entgegnete Teal’c.

“Es ist völlig egal, Thor. Sie erinnern sich nicht mehr“, erklärte nun auch Sam.

“Ihr werdet sie mitnehmen, sie wurden erwählt. Es geht nicht anders. Ihre Anwesenheit ist nichts, was weiterer Diskussionen bedarf“, beharrte der kleine Asgard. SG-1 starrte ihn an. “Ah ... uhm ... woher weißt du eigentlich von ihnen?“ fragte Sam schließlich.

“Wir Asgard haben auch unsere Quellen, Major Carter“, erwiderte Thor mit einem typisch langsamen Blinzeln. Sam nickte und fuhr sich durch die feuchten Haare.

“Ich bin sicher, diese Entscheidung könnt ihr nicht alleine fällen. Ich werde euch zu eurem Kommandanten bringen“, sagte Thor. Jack riss die Augen auf: “Oh nein, Thor, das wirst du nicht! THOR!!!“ Doch Thor war schon in einem hellen Licht verschwunden. Jack drehte sich zu seinem Team um. Bevor er etwas sagen konnte, setzte der Transport ein.

***

General Hammond stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Ein Blick in den Konferenzraum verriet ihm, dass SG-1 noch immer nicht gekommen war. Dabei waren Major Carter und Dr. Jackson normalerweise mindestens schon zehn Minuten vor den Besprechungen anwesend. Er blickte auf die Uhr. Sie hatten noch 30 Sekunden.

Ein gleißendes Licht erfüllte das ganze Büro und Hammond musste die Augen schließen. Als er sie wieder öffnete, stand SG-1 vor ihm. Jack trug nur Boxershorts und T-Shirt und hielt eine Zeitung und ein Glas Marmelade in der Hand. Sam stand zitternd neben ihm. Sie war mit einem Handtuch bekleidet, das sie um sich gewickelt hatte – sah man mal von der grünen Uniform-Jacke ab. Dr. Jackson sah aus, als hätte er mal wieder die ganze Nacht durchgearbeitet. Er machte einen überarbeiteten Eindruck und Hammond wusste aus Missions-Berichten von SG-12, dass etwas wirklich faszinierendes gefunden worden war, an dem Daniel arbeiten wollte.

Der Kaffee in seiner Hand war bestimmt nicht der erste seit Mitternacht und die Pfannkuchen sollten wohl ein spärliches Frühstück darstellen. Und Teal’c hielt die Boxerhandschuhe in der Hand, mit denen der General ihn zum Training hatte gehen sehen.

Alle vier zusammen gaben ein Bild ab, das man im SGC wohl nie wieder sehen würde. Einer dieser seltenen Momente, die man fotografieren müsste, dachte Hammond automatisch. - Und er musste sich darin auskennen, schließlich hatte er Enkel.

Doch momentan überwog bei ihm die Fassungslosigkeit. Mit offenem Mund starrte er sein bestes Team an – das Vorzeige-Team! Jack blickte auf die Uhr. “Pünktlich auf die Sekunde, Sir.“ Es war Schlag 0800. Hammond rührte sich noch immer nicht. Jack griff nach Daniels Pfannkuchen und stellte sie vor dem General auf den Tisch. Seine Zeitung folgte: “Guten Morgen! Es gibt Neuigkeiten!“

***
***
***

Déjà-vu

Fünf Stunden später saß SG-1 angezogen und sich sichtlich wohler fühlend mit General Hammond im Besprechungsraum. Es hatte seine Zeit gedauert, bis alle Formalitäten erledigt waren.

Hammond musste zunächst mit dem Präsidenten reden und ein anderes Team war mit einem diplomatischen Notfall zurückgekehrt, der unbedingt Hammonds Aufmerksamkeit bedurfte. “Ich habe mit dem Präsidenten über Ihren kleinen ... Ausflug gesprochen. Er schickt einen Abgesandten“, berichtete Hammond nun also und setzte sich zurecht. Jack nickte, kam dann auf ein anderes Thema zu sprechen: “Sir, wir sollten SG-X nicht wieder erinnern. Das ist eine ganz ... uhm, mit Verlaub, Sir ... blöde Idee.“

Fragend blickte Daniel zu Jack hinüber. “Wie meinst du das?“ fragte er.

“Wie ich das meine?“ echote der Colonel ungläubig, “Wie werde ich das wohl meinen? SG-X hat keinerlei Erinnerung mehr an die Geschehnisse. Es ist unnötig, sie wieder einzuweihen. Ich will nicht noch mal dasselbe Theater durchmachen müssen. Wir als die großen Fernseh-Helden und SG-X ... na ja ... sprachlos.“ Jack wurde gegen Ende hin immer leiser. Ein Räuspern später fügte er hinzu: “... und weil es nicht grade gute Erinnerungen wären.“ Daniel machte einen skeptischen Gesichtsausdruck.

“Sir, eine Wiedereinweihung halte ich für das kleinste Problem, da die Palacer sich bei einer stärkeren Erinnerungsreizung von ganz alleine wieder zurecht finden würden“, erklärte Sam.

“Woher wissen Sie das?“ fragte Jack.

“Dad hat es mir erklärt. Wir lösten eine Gedächtnislücke mit Hilfe eines Pulvers aus, das man SG-X ins Wasser gab. Daraufhin wurden sie bewusstlos. Mit einem Erinnerungsgerät verschafften wir uns Zugang und überschrieben die Teile ihrer Erlebnisse, die als gefährlich eingestuft wurden. Wir gaben ihnen aber nur die Grundidee. Wie der Set-Besuch letztlich ablief, blieb ihrer Fantasie überlassen“, erklärte sein Major. Hammond nickte.

“Und die Angehörigen?“ hakte Daniel nach. Sam musterte ihn und Jack mit einem Blick der deutlich aussagte, was sie davon hielt, wenn man ihr bei ihren Ausführungen nicht zuhörte. Jack deutete diesen Gesichtsausdruck richtig und verteidigte sich: “Hey, das ist fünf Monate her. Was erwarten Sie denn von uns, Carter?“ Sam schüttelte zerstreut den Kopf und wiederholte das genaue Vorgehen der Zatarc-Methode: “Bei den Angehörigen war solch eine Maßnahme unnötig. Nachdem unsere Leute mit ihnen geredet hatten, hielten sie die abrupte Abreise für den Gag eines Gewinnspieles.“

“Ah ja“, meinte Jack.

“Damit ist unser Problem aber jetzt noch nicht gelöst“, warf Daniel ein. Sam nickte zustimmend.

“Ich denke schon, dass es das ist.“

Alle wandten sich zur Tür. Major Davis trat ein: “General, darf ich teilnehmen? Ich komme mit wichtigen Nachrichten vom Präsidenten. Der Generalstab hat mit ihm bereits über alles Wichtige gesprochen, das Sie uns mitteilten, Sir. Und Senator Kinsey gab mir Auskunft über das Ergebnis des Gespräches.“ Hammond nickte und Davis ließ sich auf einen der schwarzen Ledersessel sinken.

“Wie meinten Sie das eben?“ fragte Daniel nun erwartungsvoll. Davis blickte ihn einen Moment zögerlich an, dann meinte er in Hammonds Richtung: “Der Präsident verbietet eine Wiedereinweihung des gesamten Teams in das Stargate-Programm.“

“Was?“ entfuhr es Daniel und Sam synchron. “Aber wieso denn?“ fragte Sam dann erregt.

“Weil es zu gefährlich wäre. Es handelt sich bei SG-X um drei Frauen und ein junges Mädchen. Und der Präsident sieht keinen Grund, sie wieder in das Projekt -“

“Weil sie Frauen sind?“ hakte Sam lauernd nach.

“Nein, weil sie Zivilisten sind“, erwiderte Davis, “und als Zivilisten -“

“Sie haben uns das Leben gerettet“, unterbrach ihn Sam. Davis blickte sie an: “SG-1 war schon des öfteren in schwierigen Situationen, Major. Sie haben es immer geschafft, zu entkommen.“

“Diesmal bestimmt nicht. Oder wir hätten Verluste hinnehmen müssen“, räumte Jack ein.

“Das ist korrekt“, stimmte Teal’c zu.

“Außerdem wäre da immer noch das Thema ’Alina’“, fügte Daniel hinzu.

“Ich sagte, dass der Präsident nicht einer Wiedereinweihung des gesamten Teams zustimmt“, wiederholte Davis.

“Wie dürfen wir das verstehen?“ fragte Hammond und lehnte sich neugierig vor.

“Wir haben die Emailaccounts der Palacer gecheckt -“

“Sie haben was getan?“ hakte Daniel nach.

“Die Mails der Palacer gecheckt“, wiederholte Davis ruhig, “Und wir mussten mit Bestürzung feststellen, dass sich in der Mailbox von Jolinar_Jackson der Entwurf einer E-Mail an die anderen Mitglieder des SG-X-Teams befand, die haargenau jede Einzelheit der Mission mit diesem Team wiedergab.“ Es wurde still.

“Die Mail wurde nie weggeschickt. Doch das tröstet nicht über die Tatsache hinweg, dass sie sich erinnert“, nutzte Major Davis das Schweigen, “Einem Befehl des Präsidenten können Sie sich nicht widersetzen.“ Der General nickte langsam. Auch Jack schien einzusehen, dass jegliches weiteres Sträuben zwecklos war.

“Wie sieht Ihr Plan aus?“ fragte Jack nun.

“Wir holen Jolinar_Jackson hierher und ziehen die Übertragung durch. Dann wird sie nach Hause geschickt ... natürlich wird sie sich an nichts erinnern. Sie ist bereits in Deutschland abgeholt worden und vor einer halben Stunde gelandet. Sie wartet in einem der Verhör-Räume“, berichtete Davis.

“Das ging aber schnell“, murrte Jack.

“Der Plan und dieser Termin stehen seit zwei Wochen. Wir warteten die Ferien des Mädchens ab“, erklärte Davis.

“Und wann wollten Sie uns das mitteilen?“ fragte Hammond.

“Ich hätte Sie schon früh genug unterrichtet, Sir“, erwiderte Davis. SG-1 war sprachlos.

“Die Tok’ra haben doch einen Wirt, oder?“ hakte Davis nach. Sam nickte und sagte leise: “Dad erwähnte so etwas.“

“Colonel O’Neill, wir wissen auch, dass Sie dem Asgard Thor Hilfe im Kampf gegen einige Replikatoren zugesichert haben ...“

Jack blickte auf in die Augen des jungen Majors. Der schüttelte den Kopf während er mit leichtem Bedauern in der Stimme verkündete: “Der Präsident verbietet laut Senator Kinsey auch diesen Einsatz.“ Jack stand ruckartig auf: “Na herrlich! Erst nutzen wir Freunde aus und dann lassen wir Verbündete im Stich!“ An Hammond gewandt, fügte er hinzu: “Bitte um Erlaubnis, wegtreten zu dürfen, Sir.“ Hammond nickte. Jack stürmte aus dem Raum. Daniel sprang hastig auf und rannte hinter ihm her.

“Wo will er denn hin?“ fragte Davis verwirrt.

“Zu den Verhör-Räumen, nehme ich an“, antwortete der General. Davis verzog das Gesicht. “Aber ich war nicht der einzige Gesandte vom Pentagon!“ Sein Blick sprach regelrechte Bände und Sam und Teal’c warfen dem General fragende Blicke zu. Der nickte ihnen nur zu und die zwei folgten ihrem Vorgesetzten.

***

Es war ein seltsames Leben, das momentan meinen Alltag bestimmte. Ich hatte mich erinnert und mir wurde bewusst, dass ich einen Symbionten in mir trug.

Was ich vor meinen Erinnerungen als die erste Begegnung zwischen mir und Minnesota in der Video-Abteilung des Kaufhauses hielt, war wahrscheinlich vorher bestimmt.

Ich glaubte normalerweise nicht an das Schicksal, aber dass wir zur selben Zeit mit etwa derselben Idee im selben Kaufhaus gewesen waren, war sicher mehr als purer Zufall. Die nächsten drei Monate verliefen schleppend. Im Gegensatz zu den anderen wusste ich genau, was passiert war. Curai hatte es mir gezeigt, als ich Alinas Bericht entdeckte.

Und ich war ihr dankbar dafür. Sie war es auch, die mir in diesen ersten Monaten geholfen hatte, mit mir geredet hatte.

Soweit man dies als reden bezeichnen konnte. Die ersten Tage waren ein Schock gewesen ... doch ich hatte angefangen, es zu akzeptieren.

Ich traf mich ab und zu mit Minnesota, verschwieg ihr gekonnt die Wahrheit, die hinter ihrer Lieblings-Serie steckte und versuchte, mich auch überall sonst normal zu geben. Curai ging mit mir zur Schule, lernte gemeinsam mit mir den Stoff der 12. Klasse und zog Erinnerungen aus früheren Schuljahren aus meinem Unterbewusstsein. Was im Mathe-Unterricht nicht gerade negativ rüberkam, da sie mir Erinnerungen an frühere Stunden lieferte, die ich selbst nicht mehr heraufbeschwören konnte.

Ihre Begeisterung für Französisch und Englisch wurde bald nervig und in Politik und Wirtschaft wurde ich nicht nur von außen mit Fakten über die aktuelle Lage unseres Landes beworfen, sondern innerlich mit Fragen dazu gelöchert. Ich ließ plötzlich keine Nachrichtensendung mehr aus und auch Seifen-Opern hatten für Curai einen hohen Stellenwert.

Ich bedauerte öfters, dass nicht mehr das Thema ’Ägypten’ in Geschichte behandelt wurde. Ich ließ keinen Unterrichtstag mehr aus, da ich vollkommen gesund war. Dabei hatte ich einige freie Tage zwischendurch immer willkommen geheißen. Nur mit viel Mühe konnte ich Curai davon abhalten, dass sie immer gleich alle kleineren Verletzungen heilen wollte. Jeder kleine Schnitt in einen Finger oder jeder neue blaue Fleck brachte immer wieder eine Diskussion mit sich – es wurde nervig mit der Zeit.

Der einzige Punkt im Fernsehprogramm, bei dem sie ruhiger - geradezu nachdenklich - wurde, war ’Stargate’. Die neusten Entwicklungen bereiteten ihr Sorge, ich fühlte es. Ich sah nicht nur die Wiederholungen der dritten Staffel, sondern bestellte mir auch die Original-Videos 5. Staffel aus Amerika, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.

Allmählich griff Curais Unruhe auch auf mich über. Dann stießen Mac und Jadda zu uns – im vierten Monat nach unserer Rückkehr. Es geschah einfach so. Mac gab mir ein Feedback auf eine Story, die ich beendet hatte, bevor das alles geschah.

Ich antwortete ihr und eine Mail-Freundschaft baute sich auf. Zeitgleich schloss Minnesota enge Freundschaft mit Jadda und es dauerte nicht lange und wir vier trafen zusammen. Es war von Anfang an etwas Besonderes in unserer Freundschaft gewesen. Ich fühlte mich immer schlechter. Die anderen witzelten darüber, dass wir uns vielleicht schon mal getroffen hatten, in einem früheren Leben, vielleicht, da wir einfach instinktiv wussten, was der andere dachte – ich wusste wieso. Und dann – bei einem SG-Fan-Treffen – fanden sie heraus, dass wir alle zur selben Zeit in Vancouver gewesen waren.

Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich zurückzog und keinen Kontakt mehr zu den anderen hatte.

Ich war auch dem Palace möglichst fern geblieben, seit sie von Vancouver sprachen und von dem ’Set-Besuch’ ... ich hätte sie nicht anlügen können. Dafür bedeuteten sie mir zu viel. Lange hatte ich überlegt, Minnesota, Jadda und Mac anzurufen, seit ich alles wieder wusste.

Doch ich wusste, ich durfte das nicht ...

Es war klar gewesen, dass es soweit war, als eine Abgesandte der USAF in zivilen Kleidern vor meiner Tür stand und mir ihren Ausweis entgegen hielt. Ich hatte darauf gewartet.

Ich korrigierte mich in Gedanken. Wir hatten beide darauf gewartet.

Uns regelrecht danach gesehnt. Seit ich es wieder wusste. Das Zusammenleben mit Curai war unerträglich geworden. Seit etwa einem Monat machte die Tok’ra mir ständig Vorwürfe. Dass wir Alina nicht hätten zurücklassen sollen, dass wir falsch gehandelt hätten, dass ich einen entsetzlichen Fehler beging, als ich den anderen die Wahrheit verschwieg. Ich vermisste Alina wahnsinnig. Trotz der kurzen Zeit, in der wir zusammen gewesen waren, waren die Bande so stark geworden, dass ich es kaum aushielt, wenn ich immer wieder von ihrem Tod träumte.

Ich war fertig. Ich konnte nicht mehr. Und Curai machte alles nicht besser. Seit gestern sprach sie nicht mehr mit mir. Wir hatten uns entfremdet.

Tok’ra teilen die Empfindungen mit ihrem Wirt und Curai war sehr leidenschaftlich, wenn es um Freundschaft ging. Eine Einstellung, die sie von anderen Tok’ra unterschied, war, dass sie es für falsch hielt, ein Leben zu opfern, um Hunderte zu retten. Ich hatte sie geschätzt deshalb ... jetzt hasste ich sie.

Und nun starrte ich die Wand des Verhör-Raumes an und versuchte, meiner Gedanken Herr zu werden. Die zerlesenen Blätter vor mir auf dem Tisch waren übersät mit Randbemerkungen, die ich mit Bleistift dorthin geschrieben hatte.

Der eigentliche Text stammte nicht von mir, aber das durfte niemand wissen. Sie durften es mir nicht wegnehmen. Ich griff nach den Blättern und ließ sie in meiner Reisetasche neben dem Tisch verschwinden. Dann fixierte ich wieder die Wand vor mir. Curais Vorwürfe waren unentschuldbar. Und das Schlimmste war, dass ich nicht aus dem Zimmer gehen und sie stehen lassen konnte, dass sie immer bei mir war. ’So fühlt man sich als Goa’uld also.’ Das war der schlimmste Satz, den ich jemals hatte denken können.

Und jetzt war wegen dieses gemeinen Satzes von mir und den bösen Vorwürfen von ihr alles zerstört. Lange verstaubte der Entwurf einer Erklärung in meiner Mailbox. Ich hatte sie innerhalb einer Stunde niedergeschrieben ... die gekürzte Version des ausführlichen Berichtes, den ich protokolliert hatte. Der in meiner Reisetasche auf einer Diskette schlummerte, weil ein kleiner Teil von mir geglaubt hatte, dass auch Jadda, Minnesota und Mac kommen würden. Nun, ich hatte mich getäuscht.

Ich war allein ... und ich wusste, dass mich nichts Positives erwarten würde. Wusste es, seit mir die USAF-Abgesandte das Ticket in die Hand gedrückt hatte.

’Déjà-vu’, hätte Daniel gesagt. ’Déjà-vu.’

Die Tür öffnete sich. Ich glaubte zu wissen, wer eintrat. Und ich hatte mich auch dabei getäuscht.

***

“Jack, warte!“ Daniel holte seinen Freund ein und versperrte ihm den Weg, “Nicht, Jack!“ Der Colonel starrte ihn an.

“Sie können da jetzt nicht rein“, schloss Sam sich an und blieb gemeinsam mit Teal’c bei Jack und Daniel stehen. “Und warum nicht, Carter?“ hakte Jack gereizt nach. Hilflos blickte Sam zu Daniel. “Momentan wird sie wahrscheinlich verhört. Wir können da nicht einfach so reinplatzen“, meinte der Archäologe hastig.

“Ach, können wir nicht?“ Jack rief den Lift.

“Jack -“

“Daniel!“ Fest blickte der Colonel seinen jüngeren Freund einige Sekunden an. Daniel starrte mit offenem Mund zurück, dann blickte er zu Sam. “Ich habe keine Argumente. Eigentlich bin ich der Meinung, wir sollten es tun“, meinte er entschuldigend und zuckte mit den Schultern.

“Verhören sie wie eine Schwerverbrecherin ... wie eine Fremde ... eine Zivilistin ohne Ahnung von ’Bluebook’...“, murmelte Jack wütend vor sich hin, “Und dann überlassen sie die anderen auch noch ihrem Schicksal. Wir hätten diese Sache niemals zulassen sollen. Als ob sie nicht das Recht hätten, es zu erfahren ... verdammter Lift!“ Kräftig trat er gegen die Tür. Diese öffnete sich nun provozierend langsam.

“Endlich!“ schnaubte Jack und betrat die enge Kabine, hieb auf die 16, “Und dann verbieten sie uns auch noch, Thor zu helfen. Als wäre die ganze Misere nicht schon schlimm genug. Dass ohne den kleinen Kerl schon längst eine ganze Flotte von Mutterschiffen vor der Tür stände, wird geflissentlich ignoriert.“

“Das kommt mir auch spanisch vor“, murmelte Sam nachdenklich. Daniel nickte: “Bisher hatte der Präsident doch zumindest nichts gegen Rettungsaktionen von so hohen Verbündeten wie den Asgard.“

“Diese Rasse könnte extrem wichtig für die Bekämpfung der Goa’uld und den Schutz der Erde sein“, stimmte Teal’c zu.

“Ja ... solange nicht wieder ein Naquadah-Meteor zu Besuch kommt“, brummelte Jack. Der Fahrstuhl hielt und sie stiegen aus. An mehreren geöffneten Türen zu Verhör-Räumen ging es vorbei, bis sie schließlich eine verschlossen vorfanden. Jack warf einen Blick durch das Fenster und fluchte unterdrückt. “Was macht der denn hier?“

***

“Was geschah dann?“ Er drehte sich zu mir um und setzte sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. Ich schaute ihn unwissend an. “Wann?“

“Nachdem Sie es geschafft hatten, in die Tok’ra-Anlagen zu gelangen. Was geschah nach Ihrer doch sehr reibungslos verlaufenen Rettungsaktion aus dem Schlachtschiff?“ fragte Kinsey erneut.

“Ich war noch nie auf einem Goa’uld-Schlachtschiff, aber falls Sie das Ha’tak meinen, gebe ich Ihnen keine Auskunft. Ich bin sicher, SG-1 hat Berichte geschrieben. Ich bin nur wegen Curai hier“, meinte ich.

“Ach ja, wie kam es eigentlich zu diesem kleinen Unfall?“ wollte Kinsey wissen.

“Ich glaube nicht, dass ich Ihnen das sagen will. Ich will jemand anderen sprechen. Jemanden aus der Basis. Oder jemanden, der mir sympathisch ist - ist Major Davis noch da? Ich weiß, dass er noch hier sein muss, er muss den General unterrichten und ich mag ihn“, sagte ich.

“Ich komme aus der Basis“, zischte Kinsey gereizt.

“Soweit ich weiß nicht und selbst wenn: Ich kann Sie nicht ausstehen! Sie sind ein riesengroßes A -“

“Ich warne Sie!“ Er war aufgestanden und hatte sich vorgebeugt.

Ich senkte den Blick.

“Die Überwachungskameras haben aufgezeichnet, dass Sie einige Blätter in Ihrer Tasche verschwinden ließen.“ Er klang wieder ruhiger. Ich verkrampfte mich, rührte aber keinen Finger.

“Dürfte ich sie sehen?“

“Nein!“ Ich stand auf, griff nach der Tasche und hielt sie hinter meinen Rücken. “Nein“, wiederholte ich fest.

“Warum weigern Sie sich, zu kooperieren?“

“Weil es Sie verdammt noch mal nichts angeht! Das ist meine Sache. Die Blätter gehören mir. Sie werden sie nicht einmal anrühren“, zischte ich.

“Ich kann Hilfe holen“, drohte er. Die Tür öffnete sich.

“Verdammt, noch mal, Kinsey, lassen Sie sie in Ruhe.“

Ich starrte Jack an.

“Ich glaube nicht, dass Sie die ganze Sache etwas angeht, Colonel“, meinte Kinsey überheblich und drehte sich zu Jack um. “Diese Sache geht mich etwas an. Ich bin stellvertretender Leiter dieser Basis und ich kann mich nicht erinnern, dass der General Ihnen eine Einladung geschickt hat. Das hätte er mir nämlich garantiert gesagt, damit ich rechtzeitig fliehen kann“, meinte Jack ebenso arrogant.

“Außerdem leitete Colonel O’Neill die Mission nach P3S-338. SG-X war ihm unterstellt – er hat auch jetzt noch die Verantwortung“, erinnerte Sam frech.

“SG-X?“ hakte Kinsey verständnislos nach.

“Sie haben wohl keine Hausaufgaben gemacht?“ meinte Jack.

“Davon stand nichts in Ihrem Bericht. Und Sie sollten sich unterstehen, so mit einem Mitglied des Stabes zu sprechen, Major Carter“, zischte der Senator aufgebracht. Sam zuckte die Schultern.

“Der Präsident wird davon in Kenntnis gesetzt, O’Neill. Sobald er von seiner Reise zurückkehrt“, knurrte Kinsey wütend.

“So, der Präsident ist also unterwegs? Sagen Sie mir: Wie konnten Sie samt Generalstab dann eigentlich nach seiner Meinung bei unserem kleinen Problem fragen? Wir wissen, dass die Hälfte des Generalstabes gekauft ist. Und ich glaube nicht, dass der Präsident damit einverstanden ist“, konterte Jack. Kinsey packte wutschnaubend seinen Aktenkoffer und verließ rasch das Zimmer. Es wurde einen Moment still. Ich atmete erleichtert aus: “Danke.“ Ich trat auf Jack zu, schloss ihn in eine kurze Umarmung.

Er schien irritiert, wusste offenbar nicht, wo er seine Arme jetzt hintun sollte. “Steigert das Selbstwert-Gefühl“, meinte er lächelnd. Ich löste mich von ihm. “Merkte ich.“ Dann wandte ich mich Sam zu und umarmte auch sie. Ich spürte ihren ehemaligen Symbionten. Während der Mission bei den Tok’ra hatte ich mich nicht darauf konzentrieren können, doch nun spürte ich die Hitzewelle und ein leichtes Prickeln nur allzu deutlich, das mir zeigte, dass Sam ihren Körper früher mit einem Symbionten geteilt hatte.

Es war ein merkwürdiges Gefühl und als ich in Teal’cs Richtung blickte, wallte es erneut auf.

“Alles klar bei dir?“ fragte sie. Ich nickte und zögerte, ehe ich zu Teal’c sagte: “Für eine Umarmung musst du schon etwas weiter runter kommen.“ Er blickte mich an. “Es existiert kein Höhenunterschied zwischen uns“, meinte er ruhig. Ich lächelte: “Uhm ... kein gewöhnlicher, das ist wahr. Aber du bist mindestens 1 Meter größer als ich und ich denke, eine Umarmung definiert sich dadurch, dass -“

“Ich weiß, wie man eine Umarmung definiert, Jolinar_Jackson.“

Ehe ich reagieren konnte, hatte er mich hochgehoben und in die Arme genommen.

Dann setzte er mich wieder ab. “Daniel?“

Er umarmte mich. Ich lächelte ihm zu und wandte mich um, um das kleine Zimmer zu verlassen.

“Wo willst du denn hin?“ fragte Jack. Ich blieb stehen und atmete durch: “An die frische Luft und vielleicht in eines der Quartiere um ein bisschen zu schlafen, bevor die Tok’ra kommen. Der Flug war anstrengend.“

“Das kann noch dauern, bis die aufkreuzen.“

Ich ließ die Tasche fallen und setzte mich auf sie, um die Ellbogen auf den Knien abzustützen. Ich war froh, SG-1 wieder gegenüber zu stehen, doch andererseits sagte mir mein Stolz, dass ich sie geflissentlich links liegen lassen sollte. Immerhin hatten sie unser Gedächtnis gelöscht.

Doch durch die herzliche Begrüßung, in die ich automatisch gefallen war, war eine völlige Ignoranz unmöglich geworden. Müde fuhr ich mir über die Augen: “Nur ich?“ Es war eine Feststellung. Dennoch sprach ich sie fragend aus. Die anderen schwiegen. Ich nickte langsam und sagte traurig: “Wegen Curai, schon klar. Und dann ... wird mein Gedächtnis wieder gelöscht.“

“Gehen wir!“ meinte Jack und zog mich auf die Beine. “Wohin?“ fragte ich.

“Irgendwohin, wo keine Mikros installiert sind ... die Gästequartiere?“ schlug Jack vor. Langsam nickte ich.

***

“Ich habe jetzt seit ungefähr einem Monat keinen Kontakt mehr zu den anderen gehabt“, endete ich mit meinem Bericht. Jack nickte.

“Sir?“ Sam betrat das Quartier, in dem wir uns versammelt hatten und schaute Jack bezeichnend an. “Was haben Sie rausgefunden?“ wollte der Colonel wissen. Sam blickte ihn wissend an und sagte dann: “Tatsächlich hat General Hammond laut eigener Aussage nicht mit dem Präsidenten, sondern mit Senator Kinsey gesprochen, als er von unserem kleinen ... Ausflug sprach.“

“Wieso denn das? Hat er die falsche Nummer gedrückt?“ fragte Jack.

“Nein, Sir. Es sieht ganz so aus, als sei der Präsident tatsächlich überraschend zu einer Reise nach Europa aufgebrochen und hat Senator Kinsey vorübergehend die Aufsicht über den Generalstab übertragen. Und da die Sache sehr eilte, blieb dem General nicht anderes übrig als ...“, sagte sie.

“Was?“ fragte Jack ungläubig.

“Ausgerechnet Kinsey?“ hakte Daniel nach.

“Das ist in der Tat ungewöhnlich“, meinte Teal’c.

“Tja, aber es ist wahr“, erwiderte Sam.

“Dann hat Hammond also mit Kinsey über Thors Probleme geredet und nicht mit dem Präsidenten. Das würde erklären, warum der Kerl hier war und es würde begründen, warum eine Unterstützung der Asgard abgelehnt wurde. Kinsey konnte sich noch nie für das Projekt erwärmen“, meinte Daniel.

“Thor hat Probleme?“ hakte ich nach.

“Wir erklären das später. Zuvor muss ich noch etwas erledigen“, meinte Jack und stand rasch auf.

“Wo wollen Sie hin?“ fragte Sam.

“Besorgt JJ was zu essen und erklärt ihr alles! Ich muss mit dem General sprechen. Vielleicht ist der Präsident ja schon zurück ... und vielleicht schuldet er uns noch einen Gefallen“, meinte Jack lächelnd und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Verwundert schauten wir ihm nach.

Briefe

2 Tage später:

Jadda schreckte hoch. Mit einem Blick auf die Leuchtziffern ihres Weckers stellte sie fest, dass es 9.00 Uhr morgens war. Sie fühlte sich müde, sie hatte wieder die halbe Nacht wach gelegen.

Immer diese Alpträume ... immer wieder dieselben ... immer diese innere Angst. Schon seit Tagen ging das so. Eigentlich hatte sie sich nach dem Trip nach Vancouver wieder auf die Arbeit gefreut, doch nun schleppte sie sich jeden Morgen widerwillig in die Bibliothek.

Meist hing sie nach Feierabend am Computer im Netz und verlor sich in den Geschichten, die sie dort zu lesen fand. Bis sie sich ins Bett begab und wieder träumte. Und jeder Traum endete mit dem gleichen panischen Gefühl der Angst. Überall Dunkelheit und dann dieses grelle schmerzende Licht, das direkt in ihrem Kopf zu explodieren schien. Und dann schmerzten auch verschiedene Stellen an ihrem Oberkörper und im Gesicht wieder. Und manchmal – nur, wenn sie gerade wieder erwacht war – meinte sie, eine seltsam verzerrte Stimme zu hören ...

Sie schüttelte den Gedanken ab. Sie hatte sich im Chat mit Minnesota unterhalten ... auch sie hatte des öfteren Alpträume – viele davon ähnelten seltsamerweise den ihren. Sie stand auf und setzte sich im Schein der Nachttischlampe an ihren Schreibtisch. Dort schaltete sie eine zusätzliche Leuchte an. Sie wollte die Jalousien nicht hochziehen, wollte dem hellen, fröhlichen Licht des nachweihnachtlichen Winters nicht gestatten, sie in den Alltag zu holen ... heute nicht. Gedankenverloren saß sie an ihrem Schreibtisch und reinigte ihre Kamera ... irritiert sah sie, dass darin noch ein Film steckte.

Der müsste dann ja noch aus Vancouver sein, denn seitdem hatte sie die Kamera nicht mehr in der Hand gehabt. Freunde hatten sich schon deshalb gewundert, sie besorgt angesprochen, doch sie wusste nicht, warum sie keine Lust empfand, zu knipsen. Irgendwie hatte sie ungewöhnlich wenig Bilder für eine solche Gelegenheit geschossen.

Jadda nahm den Film heraus und steckte ihn in die Tasche, die an ihrem Schreibtischstuhl hing. ’Werde ihn gleich nachher entwickeln lassen ...’, dachte sie dabei. Sie starrte auf den Monitor ihres PCs, schaltete das Gerät ein. Vielleicht war ein Update da ... ’Wann habe ich das letzte Mal was von JJ gelesen? Wann ist sie das letzte Mal im Forum gewesen?’

’Es ist, als wäre sie tot’
, hatte Minnesota mal gesagt, ’keine Antwort auf die E-Mails, keine Antwort auf irgendwelche Postings, keine Stories, Feedbacks.’ Die Telefonanrufe waren kurz.

’Sei nicht böse! Ich habe zu tun’, war die häufigste Ausrede. Und als Minnesota auf einer Radtour beschlossen hatte, mal bei JJ vorbeizusehen, war diese so gezwungen normal gewesen, dass es nicht zum Aushalten war.

Plötzlich klingelte es an der Tür ... Jadda ging nach vorn und öffnete.

“Ein Einschreiben für Sie.“ Der junge Mann lächelte sie an. “Oh danke.“ Bestimmt wieder ein vergessener Strafzettel wegen Falschparkens. Jadda öffnete den Brief lustlos. Das fehlte ihr bei ihrer Laune grad noch, sie hatte eh Kopfschmerzen.

Kein Wunder - sie schlief ja auch kaum noch und machte ihrem Boardtitel ’Nachteule’ wirklich alle Ehre. Was war das ...?

Jadda stoppte ihren Weg ins Schlafzimmer. Ein Flugticket? Aber ... für Morgen. USA. Wer ...?

Da war noch etwas. Ein Brief. Jadda ließ sich auf das Sofa fallen. Wer sollte ...?

Sie begann zu lesen. Dort stand nicht viel. Eine Liste mit Namen und ein Photo. Das ... das konnte nicht sein. Das war ja sie und da neben ihr, das waren eindeutig Mac und Alina, daneben Minnesota und Snakie. Unten drunter nur ein Satz: ’Bitte komm und zu niemandem ein Wort.’ Jadda blieb sitzen. Was sollte sie tun? Was sollte sie auf der Arbeit erzählen, sie hatte morgen eigentlich eine Sitzung ...?

Sie sah zum Telefon hinüber. Sollte sie Minnesota anrufen? Schwindel ergriff sie, zog sie in einen Hagel aus Bildern und Stimmen ...

***

Minnesota saß am Tisch und stützte nachdenklich den Kopf auf. Ihr Blick ging ins Leere. Wie sollte sie das nur ihrem Chef erklären?

Das Projekt war mitten in der Testphase, Abnahmetest, kurz vor der Praxiseinführung. Sie konnte nicht schon wieder ungeplant kurzfristig Urlaub ohne triftigen Grund nehmen. Das ging nicht. Aber irgendwas sagte ihr, sie musste dieses Ticket nutzen. Bilder kamen in ihr hoch. Sie hatte diese Bilder oft gesehen.

Immer wieder. Sie aber als Phantasie abgetan. Und was, wenn sie der Realität entsprangen? ’Bitte komm und zu niemanden ein Wort.’ Dieser Satz ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie musste einen Weg finden! ’Was ist mit JoJa ...?’ dachte Minnesota. Auch ihr Name stand auf der Liste.

’Soll ich mich in den Wagen setzen und zu ihr fahren? Wie lange hat JoJa sich nicht gemeldet?’ Und jetzt wieder nach Vancouver – wo die Erinnerungen an diesen unglaublichen Ausflug doch schon schwach genug waren ...? Die Tür ging und fiel kurz darauf ins Schloss. Wie sollte sie ihrem Mann das denn erklären?

Würde er das kurzfristige Einspringen für einen Kollegen auf einem Kongress in Kanada schlucken? Ihr war nicht wohl bei dieser Notlüge, aber das war der einzige Weg. So musste es einfach gehen. Sie griff zum Telefon. ’Bitte komm und zu niemandem ein Wort.’ Einzelne Bilder tauchten vor ihren Augen auf und für den Moment nahm es ihr die Luft zum Atmen ...

***

Mac starrte auf den Brief in ihrer Hand. ’Bitte komm und zu niemandem ein Wort.’ Nein, zu wem denn auch? Sie war unterwegs gewesen, mit dem Sternentor ... jetzt wusste sie alles wieder. Alles war auf sie eingestürzt. Schwindel wütete noch immer in ihr und ihr war warm. Die ganzen Erinnerungen, so schnell, so viel ... sie zitterte leicht. ’Ob JJ es gewusst hat?’ Das würde einiges erklären. Macs Kater strich ihr um die Beine, sie bemerkte ihn nicht. ’Bitte komm und zu niemandem ein Wort.’

Wessen Handschrift war das?

Keine von einem, den sie kannte. Jedenfalls war der Satz auf Deutsch geschrieben. ’Bitte komm ...’ Mac schüttelte den Kopf. ’... und zu niemandem ein Wort.’ Und wenn sie Hilfe brauchten? Wenn sie sich entschuldigen wollten? Wenn sie ...? ’... zu niemanden ein Wort.’ Das Telefon war schneller in ihrer Hand, als sie daran denken konnte. Sie wählte atemlos, wartete.

“Hallo!“

“Minnesota? Hast du Post gekriegt?“ Atemlose Stille.

“Ja ... und Jadda auch“, lautete dann die Antwort.

“Was tut ihr? Was ist mit JJ?“ fragte Mac.

“Ihre Schwester sagt, sie sei verreist. Urplötzlich. Hat was von einer E-Mailbekanntschaft in Amerika gefaselt und ist mit einer Frau verschwunden. Ihre Mutter hat auch nichts weiter gesagt. JJ ist doch vor ein paar Wochen 18 geworden ...“ , berichtete Minnesota aufgeregt. Mac zögerte. “Glaubst du, mit ihr ist alles in Ordnung? Ich meine, ich erinnere mich, dass sie ... na ja ...“

“Eine Schlange im Kopf hat? Ihrem Board-Namen alle Ehre macht? Gott, ich habe nicht gewusst, dass dieser Spitzname so zutrifft. ’Snakehead’! Hätten wir uns nichts besseres einfallen lassen können? Oh Mann!!“

“Sie hat nie etwas gesagt“, meinte Mac.

“Was sollte sie schon sagen? Sicher ist sie deshalb so zurückgezogen. Seit wir über Vancouver sprachen, erinnerst du dich?“

“Ja. Und ich erinnere mich an noch mehr, seit ich das Foto sah ...“

“Wir werden sehen, was morgen geschieht. Jadda und ich gehen zum Flughafen. Kommst du? Dann treffen wir uns an der Abfertigung“ , schlug Minnesota vor. Mac nickte, dann fiel ihr ein, dass ihre Gesprächspartnerin das nicht sehen konnte, so sagte sie: “Ja. Du ... erinnerst du dich auch?“ Es wurde still.

“Ja, es ging sehr schnell. Ich zittere jetzt noch. Unglaublich!“ sagte Minnesota leise.

“Wie konnte das nur passieren? Warum ist uns das alles nicht schon früher eingefallen?“

“Ich wette, diese Fragen werden wir klären können, wenn wir ins SGC kommen. Die Briefe sind sicher von dort“ , sagte Minnesota. Sie verabschiedeten sich und legten auf.

Das Wiedersehen

Das kleine Zimmer im Obergeschoss hatte etwas Vertrautes.

Ich begann allmählich, mich hier zu entspannen. Nach zwei Tagen in Sams Haus wurde das auch mal Zeit. Nachdem beschlossen worden war, dass ich erst mal bleiben würde, bis klar war, wann die Tok’ra Zeit hatten, hatte Janet recht schnell geschaltet und festgelegt, dass ich bei einem Mitglied des Teams unterkommen sollte. Beinahe zur selben Zeit hatte sie mit Sam gesprochen und diese hatte eingewilligt. Sie selbst war in den letzten zwei Tagen tagsüber immer in der Basis gewesen, ich hatte meine Zeit mit Lesen, Fernsehen und mit Cassandra verbracht.

Das Haus verließ ich nur, um zu Janet zu gehen, die einige Busstationen weiter wohnte. Morgen sollten die Tok’ra endlich einige Abgesandte schicken, was für mich mit einem Besuch in der Basis gleich kam. Ich dachte viel nach über die Übertragung. Curai und ich stritten. Mir war klar, dass es so nicht weitergehen konnte, aber andererseits war ich kurz davor nachzugeben und mich zu entschuldigen, bevor ich keine Gelegenheit mehr hatte. Ich hatte Angst vor der Übertragung und Curai wusste das.

Genauso, wie ich ihre Gefühle dem gegenüber spüren konnte, war sie in der Lage, meine zu spüren. Sie schien recht entschlossen, was die Sache anging und ich verstand sie. Wenn ich die Wahl zwischen einem Wirtskörper, mit dem ich mich ständig stritt und meiner Heimat hätte ... ich würde letzteres sogar vorziehen, wenn zwischen uns alles in Ordnung wäre. Ich vermisste SG-X schmerzlicher als in den letzten Wochen. Jetzt könnte ich ihre Unterstützung gebrauchen. Und das Schlimmste war, dass ich schuld an meiner Situation war.

Ich musste dem alleine gegenüber treten, weil ich zu feige gewesen war, um ihnen die Wahrheit zu sagen. Ich betrachtete die sorgfältig geführte Schrift auf den Blättern, die auf meinem Kopfkissen lagen.

Heute ist der 03. Juni
Goa’uld greifen uns an! Wir müssen fliehen und weg hier. Wir waren sogar schon oben am Tor, aber die Jaffa versperren es. Sie haben Jadda. Hoffentlich tun sie ihr nichts Schlimmeres als Folter an ... es mag verrückt klingen, doch ich würde es niemals ertragen, wenn Jadda Wirt wäre. Da wäre Folter die weniger schlimme Lösung. Es klingt hart, aber es ist die Wahrheit. Wenn wir doch nur


“Was?“ flüsterte ich, “Wenn wir doch nur was?“ Ich legte die Blätter auf meinen Nachttisch und löschte das Licht. Es war spät. Ich musste versuchen, wenigstens etwas Schlaf zu bekommen. Auch wenn ich ihn nicht mehr so dringend benötigte wie früher, hatte ich im letzten Monat nur allzu oft wach gelegen und nicht geschlafen ... nächtelang! Curai konnte mir da auch nicht mehr helfen. Ich war vollkommen ausgelaugt. Bisher hatte mir noch niemand genau erklärt, was nun mit Thor los war, doch ich wusste, dass ich das früher oder später sowieso herausbekam.

Nachdem Hammond seine Beziehungen ausgenutzt und den Präsidenten in Europa erreicht hatte, stellte sich schnell heraus, dass er mit den Entscheidungen Senator Kinseys nicht gerade einverstanden war. Er hatte ihn prompt von seinen Pflichten als Generalstabs-Vorsitzenden enthoben und General Hammond für eine Rettungsmission nach Othalla autorisiert.

Allerdings hätte eine Enthebung aus dem Amt des Generalstabsvorsitzenden zu viele Fragen aufgeworfen und so musste der Präsident sich damit zufrieden geben, dass er sich zumindest jetzt nicht mehr einmischen konnte. Ich schloss müde die Augen und schlief fast augenblicklich ein.

***

“Jadda! Hallo? Hey, Eulchen, wach auf!“

Sie schlug die Augen auf und blickte auf den Sitz in der Reihe vor ihr. “Was?“ fragte sie verwirrt.

“Wir landen gleich“, unterrichtete Minnesota sie. “Wie spät?“ fragte Jadda schläfrig.

“Uhm ... 11.30 Ortszeit“, teilte Mac mit.

“Oh, Mann!“ murmelte Jadda.

“Alles klar?“ Minnesota klang besorgt.

“Ja, mir ... mir geht es gut ... denke ich“, antwortete Jadda bedächtig.

“Denkst du?“ hakte Minnesota nach. Auch Mac blickte skeptisch, während sie den Sicherheitsgurt anlegte.

“Ja, ich ... das übliche“, murmelte Jadda. Minnesota nickte langsam.

“Nur diesmal ist es kein abgedrehter Alptraum mehr wegen zu hohem ’Stargate’-Konsums, richtig?“ hakte Mac nach. Jadda nickte. Sie zitterte leicht und fror plötzlich etwas.

“Jadda?“

Es holte sie in die Realität zurück.

“Dein Gurt!“ Minnesota hielt ihr den Gegenstand entgegen. “Entschuldige, Min“, murmelte Jadda.

“Schon gut“, meinte Mac und Minnesota nickte. “Wer würde da nicht schlecht träumen?“

Diese rhetorische Frage veranlasste Jadda zu einem verzweifelten Lächeln.

“Oh ja, besser als Rocky-Horror-Picture-Show“, lachte Mac. Man sah ihr an, dass sie nur versuchte, Jadda aufzuheitern. Tatsächlich lächelte diese leicht, während das Flugzeug zur Landung ansetzte. “Hab ich mal in San Francisco gesehen. Kein Vergleich!“ erwiderte sie.

“Nicht mehr lange und wir können uns unsere Erklärung abholen“, meinte Mac. Minnesota nickte: “Auf die bin ich wirklich gespannt.“

***

“Verdammt!“

Mein Blick senkte sich. Ich sah Jack am Boden liegen, unverletzt. Auf ihm lag Alina ... in ihrem Rücken konnte ich den Austrittsweg einer Stabwaffen-Salve erkennen.

“Oh Gott!“ Jack drehte den Körper des Mädchens, sodass sie ihn anschaute. Sie keuchte schwer und ihr ganzer Körper war verkrampft. “Du,… du bist okay?“ flüsterte sie. Jack nickte stumm. Alina versuchte ihn anzulächeln, doch die Bewegung stoppte, bevor sie sie zu Ende bringen konnte. Die Anspannung löste sich und ihr Blick wurde starr. Jack blickte nur entgeistert auf das leblose Gesicht. “Sie ist tot.“


“Nein“, flüsterte ich und schlug die Augen auf. Die Dunkelheit des Zimmers schlug mir entgegen, erhellt vom Licht des neuen Tages, das durch einige Spalten in der Jalousie fiel. Ich tastete nach dem Lichtschalter und richtete mich auf. Es klopfte. Das Geräusch ließ mich zusammenfahren. “Wer ist da?“ fragte ich keuchend. Die Antwort ließ einen Moment auf sich warten.

“Sam! Wenn du noch frühstücken willst, bevor wir fahren, beeil dich! Der Colonel holt uns in einer halben Stunde ab.“

“Moment!“ Ich sprang aus dem Bett und zog mich an. Dann eilte ich ins Bad und betrat eine viertel Stunde später schließlich die Küche.

“Morgen!“ Sam stellte einen Teller mit Pfannkuchen vor mir ab. Ich zögerte. “Uhm -“

“Nein, ich habe sie nicht gemacht“, unterbrach sie und blickte mich wissend an. Ich fragte vorsichtig: “Wer dann?“

“Oh, du bist schon da“, bemerkte ein Mann hinter mir. Ich drehte mich um. Jack winkte mit den Autoschlüsseln: “Wann können wir?“

“Ich denke, in zehn Minuten. Ich rechnete damit, noch etwas mehr Zeit zu haben. Sam sagte, du kämst erst in einer halben Stunde“, erklärte ich.

“Ja, eigentlich schon, aber ich überlegte es mir anders. Ich wollte nicht, dass du unter Carters Kochkünsten leidest.“

“Sir!“

Er grinste sie an. “Schon gut, Carter! Jemand, der rund um die Uhr im Labor sitzt und irgendwelche Dinge generiert, kalibriert und koeffisonstwas, der kann einfach nicht wissen, dass in ein Keks-Rezept Milch gehört. Sie sind Opfer Ihrer Wissenschaft. Ich gebe Ihnen nicht die Schuld. Es waren tolle Kekse und wir haben sie alle sehr genossen“, frotzelte er, “Aber mal ganz nebenbei: Es gibt Rezepte für so was.“

“Erstens: Es waren keine Kekse, es war ein Kuchen - er ist mir nur etwas kaputt gegangen. Zweitens: Ich wollte es selbst versuchen, Sir. Diesen Kuchen habe ich früher mal gebacken und ich dachte, ich erinnere mich an das Rezept“, erklärte Sam stolz.

“Wissenschaftler!“ stöhnte Jack.

“Oh ja? Dabei sagen Sie immer, Daniel würde gut kochen.“

“Der nimmt ja auch Unterricht bei Fraiser.“

“Wir können los!“ unterbrach ich das Wortgefecht. Jack grinste. “Hat es denn geschmeckt?“

Sam blickte prüfend zu mir. Jack warf mir einen fragenden Blick zu. Ich schluckte. “Uhm ... ja“, antwortete ich schließlich zögernd. Jack grinste Sam triumphierend an und warf seine Schlüssel einmal kurz in die Luft: “Na dann los!“

***

“Doch eigentlich ist es egal, wie weit man auf diesem Gebiet bewandert ist. Auf Narneja lebt eine völlig neue Zivilisation, die kaum noch etwas mit den Azteken zu tun hat“, erklärte Daniel. Teal’c nickte langsam: “Das ist korrekt, Daniel Jackson. Dennoch wollten sie SG-12 als Menschenopfer darbringen.“

Ich starrte ihn ungläubig an. “Echt?“

Daniel lächelte: “Ich habe Dr. Coburn noch nie so rennen sehen. Er rannte durch den Horizont und direkt in die Krankenstation.“

“Er ist sehr sportlich“, entgegnete Teal’c.

“Wurde jemand verletzt?“ fragte ich.

“Nein, doch der Planet wurde sofort von der Anwahlliste gestrichen“, meinte Daniel. Sam klopfte und trat ein: “Ich habe hier was für dich.“ Sie hielt mir einen Kleiderstapel entgegen. “Was -“

“Sie dürften deine Größe haben.“

Erstaunt blickte ich sie an. “Aber -“

“Kein Problem! Ich habe doch gesehen, wie du und Alina letztes Mal hier rumgelaufen seid. Es ist in Ordnung. Lt. Haley trägt dieselbe Größe. Keine Umstände. Letztes Mal hatten wir es nur nicht griffbereit“, sagte sie. Ich lächelte: “Danke.“ Sie wandte sich um und wollte gehen, blickte dann aber noch einmal zurück: “Gehen wir zu Mittag essen?“ Ich nickte nur, denn die Pfannkuchen hatten nicht gerade meinen Hunger gestillt.

“Klar, Sam, wir kommen gleich!“ erwiderte Daniel.

“Gut, bis dann!“ Sam verließ das Büro. Ich blickte auf die Kleider hinunter: “Ich ziehe mich um.“

“Wir nehmen einen Aufzug. Teal’c und ich gehen dann schon mal vor in die Kantine“, meinte Daniel. Gemeinsam gingen wir den Gang hinunter und betraten den Lift. Auf Ebene 22 verabschiedete ich mich für einen Moment und betrat eine der Frauen-Umkleiden. Ich begann damit, mich umzuziehen und blickte zur Uhr. Die Tok’ra dürften bald eintreffen. Ich schüttelte den Kopf, steckte Alinas Bericht wie immer in meine Hosentasche und verließ den Raum mit dem Gedanken, dass ich mich wohl nicht mehr mit Curai vertragen würde, bevor der Austausch stattfand.

Sie reagierte auf keinen meiner Rufe. Ich betrat wieder den Lift und nahm in Gedanken versunken den Weg zur Kantine.

“JJ!“

Mein Kopf ruckte hoch. An der Ecke zur Kantine stand Sam mit Jack, Teal’c und Daniel und sie unterhielten sich mit drei weiteren Personen. Das waren doch ... ??? Jadda blickte zu mir herüber, eine Hand zum Gruß erhoben. Ungläubig starrte ich sie, Minnesota und auch Mac an. “Hi!“ rief Mac. Ich atmete ein und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch mir fehlten plötzlich die Worte. Stattdessen ging ich mit schnellen Schritten auf die drei zu und blieb vor ihnen stehen. “Hey!“ trug nun auch Minnesota ihren Teil zu der Begrüßung bei.

Ich wischte mir über die Augen und stürzte auf Mac zu, um sie zu umarmen. Sie erwiderte die stürmische Begrüßung lachend und auch Minnesota und Jadda schlossen sich ausgelassen an. “Hey, du lebst ja doch noch!“ grinste Jadda und schloss mich fest in die Arme. Ich lächelte und wischte mir erneut über die Augen, senkte den Blick: “Tut mir leid!“ Minnesota legte mir eine Hand auf die Schultern, bevor sie mich ebenfalls in die Arme nahm. “Kein Grund, die Fassung zu verlieren“, lächelte sie.

“Seit wann -“

“Vor etwa zwei Stunden gelandet, vor fünf Minuten angekommen und sehr hungrig“, unterbrach Jadda mich. “Du hast es gewusst?“ fragte ich an Sam gewandt.

“Überraschung!“ grinste Jack.

“Lust auf Mittagessen?“ fragte Sam die neu Eingetroffenen.

“Mhm ... Kantinenfutter!“ grinste Minnesota, “Aber erst bringen wir unser Gepäck weg, okay?“

“Dieselben Quartiere wie letztes Mal?“ fragte Mac und verschwand nach einem Nicken Jacks schon den Flur runter zum Lift. Fröhlich plappernd folgten ihr die beiden anderen. Ich blickte zu SG-1. “Danke!“

“Hey, der Präsident war mir was schuldig“, meinte Jack schulterzuckend, “Per Express ging die Post nach Deutschland und von dort kamen die drei dann hierher geflattert. Ich habe einzig das Taxi hierher bestellt.“

Ich lachte. “Einen Transporter mit komfortablen Sitzbänken?“ hakte ich dann nach.

“Nein, eher ein Hummer“, antwortete er. Wir mussten noch etwa fünf Minuten warten, dann war unüberhörbar, dass die anderen zurückkamen. “Ich sterbe vor Hunger!“ rief Minnesota ausgelassen und schob mich vorwärts zur Kantine. Ich lachte. “Ich glaube, da bist du nicht die Einzige!“

***

“Warum habt ihr unser Gedächtnis gelöscht?“ fragte ich und kam damit auf ein ernsteres Thema zu sprechen. In der letzten halben Stunde hatten wir berichtet, was so alles seit unserem Fortgang aus dem SGC geschehen war und wie wir uns ’kennen lernten’. SG-1 hatte im Gegenzug erzählt, wie sie unser Gedächtnis gelöscht hatten.

“Eigentlich wollten wir euch damit einen Gefallen tun“, meinte Jack schulterzuckend und löffelte blaue Götterspeise in sich hinein. Ich verzog etwas angeekelt das Gesicht und widmete mich wieder dem Käsekuchen auf meinem Teller.

“Es war aber kein Gefallen. Wir wollten doch nicht vergessen, was geschehen ist. Dadurch, dass die Erinnerungen alle auf einmal zurückkamen, habt ihr es auch nicht zum Besseren gewendet“, kritisierte Mac.

“Es ging auch um die Geheimhaltung“, meinte Sam.

“Die Geheimhaltung? Ihr traut uns also doch nicht, oder was?“ echote Minnesota.

“Wow, also echt!“ empörte ich mich.

“Wir hätten doch niemals was gesagt. Nicht mal den Palacern, obwohl die Versuchung sicher groß wäre“, meinte Jadda.

“Eben!“ betonte Jack. Wir seufzten und verdrehten die Augen. Jadda beugte sich ernst vor: “Ihr versteht nicht wie das ist, etwas zu fühlen, aber nicht zu wissen wieso. Träume, deren Ursprung man sich nicht erklären kann.“ Daniel schaute auf die Uhr, vielleicht auch um diese Situation hier zu durchbrechen.

“Okay“, meinte nun auch Sam und stand auf, “General Hammond will Othalla anwählen lassen. Wollt ihr mitkommen?“

“Zur fantastischsten Show der Welt?“ fragte ich ungläubig, als könnte ich nicht glauben, dass Sam das gerade gefragt hatte.

“Hey, aber über diese Gedächtnis-Lösch-Aktion müssen wir noch einmal reden. Glaubt ja nicht, das sei aus der Welt!“ meinte Minnesota bestimmt und stand ebenfalls auf.

***

“Wie wollt ihr Othalla anwählen?“ fragte Mac nun und beobachtete verschiedene Männer und Frauen in weißen Kitteln, die im Torraum und in der Kontrollzentrale umher liefen.

“Na ja, wir tippen die Koordinaten -“

“Jack!“ Empört blickte ich ihn an. “Was?“ fragte er.

“Uns ist durchaus bewusst, wie das funktioniert. Wir könnten es inzwischen wahrscheinlich sogar selbst, aber ...“ Minnesota ließ den Satz unvollendet und blickte zu Mac. “Aber wie versorgt ihr das Tor mit der nötigen Energie für so einen Anwähl-Versuch. Es geht ja nicht um einen normal entfernten Planeten“, präzisierte diese ihre Frage nun. Jack blickte uns an, zuckte mit den Schultern und meinte: “Keine Ahnung!“

“Wir haben einen Generator mit zusätzlicher Stromversorgung angeschlossen“, berichtete Sam.

“Ach so.“ Ich nickte verstehend.

“Chevron eins aktiviert.“

Ich schaute zu dem Tor hinunter, dessen Ring nun langsam einen Zirkel zog.

“Chevron zwei aktiviert.“

“Und ihr schickt eine Sonde?“ schätzte Minnesota. Sam nickte.

“Chevron drei aktiviert.“

“Wir müssen uns ansehen, was da los ist, bevor wir hingehen“, erläuterte sie. Daniel verschränkte die Arme.

“Wer weiß, wie viele von den Viechern da rumkriechen“, bestätigte Jack.

“Und ihr haltet es für klug, eine Sonde zu schrotten? Die Viecher fressen das Ding doch an“, meinte Minnesota.

“Wir haben nur das Nötigste an einem improvisierten Fahrgestell angebracht. Alles Teile, die wir entbehren können“, erwiderte Sam.

“Chevron vier aktiviert.“

Ich beobachtete die Wanderung der 39 eingravierten Symbole. “Wozu neun?“ murmelte ich dann.

“Was?“ Jadda hatte mich gehört und blickte mich fragend an.

“Chevron fünf aktiviert.“

“Wozu hat das Tor eigentlich neun Chevrons?“ präzisierte ich.

Jadda zuckt mit den Schultern: “Für noch größere Entfernungen. Es ist wie eine vorgesetzte Ländervorwahl, nur dass sie nicht nur in ein anderes Land führt, sondern gleich in eine ganz andere Galaxie.“

“Mit dieser Frage beschäftigen sich eine Menge Leute“, erklärte Sam.

“Chevron sechs aktiviert.“

“Und haben sie eine Lösung?“ drängte Minnesota.

“Chevron sieben aktiviert.“

Sam schüttelte den Kopf. Ich blickte hinunter zum Tor und hielt den Atem an.

“Chevron 8 codiert!“ – Nichts geschah. Atemlose Stille herrschte, als das erwartete Geräusch des sich stabilisierenden Ereignishorizontes nicht erklang.

“Wie peinlich“, hörte ich Jack murmeln.

“Was ist da los?“ fragte Jadda und beugte sich vor, blickte auf die Computer-Anzeigen.

“Es lässt sich nicht aktivieren“, stellte Sam fest.

“Danke, Carter! Wäre ich nie drauf gekommen“, erwiderte Jack.

“Die Energieversorgung stimmt, der Chevron ist eingerastet ... was ist da los?“ fragte die Wissenschaftlerin.

“Vielleicht ist Thors Tor kaputt“, meinte Jack grinsend.

“Wie produktiv, Colonel!“ erwiderte Sam bissig.

“Nein, das kann nicht sein, dann wäre kein Chevron eingerastet“, erklärte Mac.

“Richtig!“ erwiderte Sam.

“Das ist seltsam“, murmelte Daniel.

“Allerdings“, stimmte Teal’c stoisch zu.

“Könnte es doch an der Energieversorgung liegen, Major?“ fragte Hammond nun. Sam löschte die Eingaben und startete erneut einen Wahlvorgang. Siler tippte einige Befehle in den Computer. “Das Energie-Level stimmt“, teilte er mit und deutete mit einem Stift auf den Monitor.

“Chevron eins aktiviert“, nahm Lt. Simmons seine Arbeit wieder auf. Sam nickte langsam und musterte die Angaben.

“Vielleicht ist das Tor blockiert?“ fragte Teal’c.

“Chevron zwei aktiviert.“

“Das wollen wir doch nicht hoffen“, meinte Daniel.

“Wenn es so wäre ... was tun wir dann?“ fragte Minnesota.

“Chevron drei aktiviert.“

“Wir nehmen ein Tel’tak“, meinte Sam.

“Wusste gar nicht, dass wir über so etwas verfügen“, meinte Jack sarkastisch.

“Natürlich müssten wir erst bei den Tok’ra nachfragen“, erklärte Sam und blickte kurz zu Jack hoch.

“Energieverbrauch steigt“, teilte Siler mit. Sam blickte zum Monitor: “Akzeptabler Bereich.“

“Bei den guten Tok’ra! Die werden uns auch garantiert ein Tel’tak leihen“, meinte Jack ironisch.

“Chevron vier ...“ Simmons unterbrach sich. Dann teilte er mit: “Major, wir kriegen Besuch.“

“Was?“

“Wenn man vom Teufel spricht“, grinste Jack. Sam warf ihm einen bösen Blick zu.

“Iris schließen!“ befahl Hammond. Nacheinander rasteten die Chevrons ein und der Ereignishorizont baute sich laut rauschend auf.

“Haben wir einen Code?“ fragte Hammond.

“Tok’ra-Kennung“, teilte Lt. Simmons nickend mit. Sam blickte auf den Monitor.

“Iris öffnen!“ befahl Hammond und machte sich auf den Weg nach unten.

***

“Oh Mann, hoffentlich ist es Jacob“, meinte ich. Minnesota nickte langsam.

“Gegen Malek hätte ich auch nichts einzuwenden“, erwiderte Jadda schulterzuckend.

“Das kann ich mir sehr gut vorstellen“, kommentierte ich grinsend. Sie blickte mich etwas irritiert an. Dann grinste sie zurück. Wir hatten unsere Wanderung zum Torraum beendet und kamen kurz nach SG-1 unten an.

Einen Moment später traten zwei Personen durch den Ereignishorizont. Die eine war mir auf den ersten Blick unbekannt, doch dann erinnerte ich mich an ihren Namen.

“Garshaw!“ Sam ging auf sie zu und ergriff ihre Hand. Die Hohe Rätin lächelte leicht und erwiderte die ungewohnte Begrüßung. Sam sah zum Sternentor hoch, das in diesem Moment erlosch. Etwas enttäuscht verzog sie das Gesicht. “Kommt mein Dad nicht?“ fragte sie.

“Er ist auf einer wichtigen Mission bei Systemlord Yarillo“, erwiderte Garshaw.

“Yarillo? Hört sich an wie ein Fruchtgummi“, kommentierte Jack.

“Die Mission ist von äußerst großer Bedeutung“, erwiderte Garshaws Begleiterin.

“Anise! Hey, Anise! Lange nicht gesehen ...“ Gezwungen fröhlich lächelte Jack.

“Es freut mich ebenso, dich zu sehen!“ erwiderte sie. Jack nickte langsam und schaute dann schnell in eine andere Richtung.

“Ich heiße Sie beide auf der Erde herzlich willkommen. Hohe Rätin, soweit ich mich erinnern kann, seid Ihr das erste Mal hier“, ergriff nun Hammond das Wort. Garshaw kam die Rampe herunter und nickte ihm zu. Dann senkte sie den Blick. Als sie ihn wieder hob, sprach Yosuuf: “General Hammond, tatsächlich treten wir das erste Mal durch das irdische Stargate. Bevor wir es vergessen, möchten wir euch im Namen aller Tok’ra noch einmal für die Vernichtung des Naquadahs danken. Es war wichtig für uns, doch noch wichtiger war es, dass Anubis es nicht in die Hände bekam. Wir haben Informationen über eine neue Waffe, die er konstruiert.“

“Er baut sie selbst?“ hakte Daniel erstaunt nach. Yosuuf nickte.

“Laut euren bisherigen Berichten benutzte Anubis immer Technologien, die mir unbekannt waren. Sie sind nicht Goa’uldtypisch“, nickte Teal’c.

“Das ist richtig. Wir nehmen an, sie wurde ebenso gestohlen wie das Sternentor“, erwiderte Yosuuf.

“Um noch mal auf die Naquadah-Vernichtung zurückzukommen ... das waren wir eigentlich gar nicht“, mischte Jack sich ein, “Irgend so ein schießwütiger Goa’uld hat das Feuer auf Taniths Schiff eröffnet und es hat BUMS gemacht. Uns hat die Druckwelle bis in den Torraum verfolgt.“

“Ihr müsst SG-X sein“, wurde nun Anise auf uns aufmerksam. Wir hatten uns bisher hinter dem Begrüßungskomitee gehalten, traten nun aber ebenfalls vor. “Ja – Hohe Rätin, Anise – das sind die Leute, die uns bei der Flucht von dem Planeten halfen. Jadda, Minnesota, Mac und JJ“, stellte Sam vor.

“Die Wirtin für Curai – wir hörten von euch allen“, nickte Anise. Ich senkte den Blick und überließ der Tok’ra die Kontrolle. “Hohe Rätin“, grüßte sie und verbeugte sich. Dann nickte sie Anise zu.

“Curai, ich bin froh zu sehen, dass du wohlauf bist“, erklärte Yosuuf.

“Ich hoffe, bald wieder nach Hause zurückkehren zu können“, erwiderte Curai nickend. Yosuuf kopierte die Bewegung und sagte dann: “Deshalb sind wir hier.“ Dann lächelte sie: “Malek und Selmak fragten des öfteren nach dir.“ Curai lächelte. Ich wusste, sie kannte Selmak schon seit langer Zeit. So lange wie ihr Leben andauerte. Sie war immer eine Lehrerin und Mentorin für Curai gewesen. Doch schließlich hatte Curai einen anderen Weg als die ältere Tok’ra eingeschlagen.

Sie hatte sich auf die Forschung konzentriert, war zu einer Expertin auf dem Gebiet der Allianz der vier Arten geworden.

Selmak hätte es lieber gesehen, wenn sie ein Teil des Rates geworden wäre, wie sie selbst, doch das hatte ihre Beziehung nicht erschüttert. Und mit Malek hatte Curai das letzte halbe Jahr vor den Geschehnissen auf diesem Planeten verbracht. Sie und Eu’ra hatten mit ihm gearbeitet.

Sie waren gute Freunde.

“Wir sollten in den Konferenzraum gehen“, schlug Hammond vor. Curai nickte und folgte ihm gemeinsam mit Anise und Garshaw. Der Rest vom SG-X-Team sah einen Moment irritiert hinter mir her. Erst jetzt wurde ihnen wieder bewusst, dass in diesem Körper nicht nur ein 18-jähriges Mädchen steckte. Sam, Daniel und Teal’c schlossen sich an. Jack, Jadda, Mac und Minnesota blieben zurück. “Also ... es gibt doch wirklich genug Tok’ra da draußen“, begann Jack eine Beschwerde. Jadda nickte.

“Und ausgerechnet sie muss kommen“, fuhr der Colonel dann fort.

“Die Welt und das Universum sind hart und ungerecht“, erwiderte Mac. Jack grinste: “Hah! Endlich jemand der mich versteht!“

“Glaub mir, es sind gar nicht so wenige Fans, die Anise nicht ausstehen können“, erwiderte Minnesota.

“Das ist gut. Ich fange langsam an, euch zu lieben“, triumphierte Jack und trottete hinter den anderen her, seufzte dabei überlaut und beinahe gequält. Lt. Simmons beobachtete ihn grinsend durch das Sichtfenster, bevor er sich schnellstens wieder seiner Arbeit widmete.

“Also ... diese Übertragungs-Sache findet doch hier statt, oder?“ hakte Minnesota versichernd nach.

“Ich fürchte nein, Min. Sie haben ja keinen neuen Wirt dabei gehabt“, antwortete Jadda.

“Also, mindestens zwei Sternentorreisen stecken dann für uns noch drin“, freute sich Mac. Minnesota nickte langsam: “Ist doch klar, dass wir Snakie nicht alleine gehen lassen, oder?“

“Oh, für diese neue Kreation wird sie dich umbringen“, prophezeite Jadda lächelnd.

“Phh. Wer sagt, dass sie es erfahren muss?“ konterte Minnesota.

“Lasst uns gehen, bevor die ohne uns anfangen“, ging Mac dazwischen und schritt beschwingt aus dem Torraum.

***

Curai ließ sich direkt neben Garshaw und Anise nieder. Neben uns setzte sich Minnesota. Mac und Jadda gesellten sich zu SG-1 auf der anderen Seite des Tisches.

“Ihr habt uns kontaktiert, um zu erfahren, ob wir einen Wirt für Curai gefunden haben und wir ließen euch unsererseits eine Nachricht zukommen, dass dies geschehen ist.“ Garshaw hatte nun wieder die Kontrolle.

Jack lehnte sich lässig zurück und sagte: “Aber ... da gibt es ein Problem, habe ich recht?“ Anise nickte. Dann senkte sie den Blick und Freya übernahm: “Leider ist Quasic unentschlossen. Sie ist sich plötzlich unsicher.“ Jack lehnte sich vor und holte tief Luft für einen Kommentar, aber Daniel fiel ihm ins Wort: “Warum?“ Ein warnender Seitenblick in Jacks Richtung ließ den Colonel sein Vorhaben vergessen.

“Sie hat gesehen, wie wir leben. Es entsprach nicht ihren Vorstellungen. Auch sie ist noch eine junge Wirtin, etwa so alt wie Curais aktueller Host“, erklärte Freya.

“Sie hat auch einen Namen“, kommentierte Mac. Freya blickte kurz zu ihr, dann zu Hammond. “Es wäre etwas Zeit vonnöten, um Quasic umzustimmen.“

“Ich bitte euch, habt ihr keine andere?“ fragte Jack.

“Dir ist wohl nicht bewusst, wie schwer es uns fällt, unser Überleben zu sichern, Colonel O’Neill“, ging Curai gereizt dazwischen. Er warf ihr einen etwas irritierten Blick zu. Es sah aus, als hätte er von ihrer Seite am wenigsten Einspruch erwartet. Ich ebenfalls.

<Es gibt keinen Grund, irritiert zu sein, Jolinar_Jackson>, sagte Curai nun zu mir.

<Aber du willst so schnell wie möglich nach Hause. Warum verteidigst du diese Quasic? Wenn man Tok’ra werden will, soll man das auch tun und nicht kurzfristig absagen>, erklärte ich meinen Standpunkt.

<Du verstehst uns eben nicht.>

“Momentan leider nicht. Eu’ra verriet all unsere Stellungen. Wir sind noch immer stark mit der Evakuierung beschäftigt und legen ein neues Tunnelsystem an. Viele Verluste waren folgenreich“, erklärte Garshaw und reagierte damit friedlicher auf Jacks Kommentar.

“Eu’ra hat uns alle getäuscht. Ich war ihre beste Freundin und auch mich konnte sie hinter das Licht führen. Sie verbarg ihre Absichten sogar vor ihrer Wirtin Casyim“, erklärte Curai.

“Und warum glaubt ihr nicht, dass Casyim auch bis zum Hals drinsteckte?“ hakte Jack nach.

“Weil ich die Wirtin genau kenne. Ihr ganzes Volk wurde von den Goa’uld versklavt und ausgebeutet. Selten sah ich einen solchen Hass in den Augen eines lebenden Wesens“, erklärte Garshaw. Ich übernahm die Kontrolle: “Wie lange wird es dauern?“

“Höchstens eine Woche“, antwortete Freya. Ich nickte langsam, dann stand ich auf: “Ich ... fühle mich nicht sonderlich. Ich gehe an die frische Luft.“

“Soll ich mitkommen?“ fragte Minnesota und die anderen beiden musterten mich aufmerksam. Ich lächelte gezwungen: “Nein, geht schon, danke. Ich denke, ich muss einen Moment überlegen.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ den Raum. Draußen lehnte ich mich gegen die Wand und atmete durch.

<Du fühlst dich nicht gut>, diagnostizierte Curai. Sie klang besorgt.

<Ich weiß nicht, ich musste plötzlich an ... ich musste da raus>, erwiderte ich dann. Ich marschierte den Gang hinunter: <Frische Luft.> Bilder flammten vor meinem inneren Auge auf. Alina lag neben mir in ihrem Schlafsack. “Bereust du es wirklich nicht?“

“Warum sollte ich es bereuen?“ - “Du?“

“Darüber muss ich nachdenken. Ähm ... bisher irgendwie schon. Ich meine, Jadda wurde gefoltert und Mac schwer verletzt.“

“Wir werden aber hier rauskommen. Denk an -“

“Das Versprechen, schon klar.“ - “Hey.“

“Hm?“

“Wollen wir uns mal treffen, wenn wir zurück sind?“

“Ja.“


Die Fahrstuhltüren schlossen sich hinter mir.

<Jolinar_Jackson!>

Ich schreckte hoch. <Was?>

<Willst du mir nicht antworten? Bereust du die Verschmelzung?>

Ich schwieg und Curai schmollte daraufhin.

Draußen war es kühl. Der Mond war aufgegangen und beleuchtete gemeinsam mit den Laternen am Rand der Straße den Cheyenne-Mountain-Complex. Der Grund meiner Flucht war absolut albern, ich konnte nicht glauben, dass ich das wirklich getan hatte.

Warum hatte ich nur so große Angst davor, es zuzugeben?

Ich kannte die Antwort für mein Zögern bezüglich der Übertragung, doch ich wollte jetzt nicht näher darüber nachdenken.

“Du fürchtest dich.“

Ich fuhr herum. Garshaw stand hinter mir. Ich senkte verlegen den Blick, schaute dann wieder auf: “Ich fürchte mich nicht, Hohe Rätin. Ich hatte nur gehofft, es würde schnell gehen, weil ...“ Ich ließ den Satz unvollendet.

“Weil es wehtut, geliebte Personen zu verlieren“, vollendete Garshaw ruhig, “Besonders, wenn man sie gerade erst kennen gelernt hat.“ Ich blickte sie fest an. Meine Hand steckte ich in die Hosentasche, umfasste die Blätter darin: “Curai und ich verstehen uns nicht. Wir können uns nicht ausstehen, fürchte ich. Haben es zu spät bemerkt.“ Garshaw zuckte mit den Schultern: “Curai ist ein äußerst wählerisches Wesen. Sie nimmt lieber den Tod in Kauf als einen unwürdigen Wirt zu nehmen.“

<Wählerisch?> wiederholte Curai empört.

“Soll mich das trösten?“ fragte ich unsicher. Die Tok’ra lachte. “Nein, Jolinar_Jackson. Ich will nur, dass du nachdenkst. Tok’ra und Wirte teilen die Emotionen in so großem Maße, dass es fast unmöglich ist zu unterscheiden, von wem sie stammen. Völlige Ablehnung ist also unmöglich.“

Ich kniff die Augen zusammen und musterte Garshaw fragend. “Wieso?“ fragte ich schließlich.

“Weil du sonst nicht mehr vor mir ständest. Curai hat sich entschieden, mit dir zu verschmelzen“, antwortete Garshaw, wandte sich um und ging zum Berg zurück. Ich starrte ihr nach.

***

<Jolinar_Jackson.>

Ich horchte innerlich auf und starrte äußerlich weiter zu der Stadt hinunter, die sich im Tal ausbreitete. Garshaw war schon lange wieder weg. Die Lichter zeigten das volle Leben dort unten an. Ich fühlte mich fehl am Platze. Ich sollte dort unten sein. Nicht hier – mit einer Schlange in meinem Kopf – als unfreiwillige Darstellerin in meiner etwas zu real gewordenen Lieblings-Serie.

<Jolinar_Jackson>, wiederholte Curai.

<Ich höre dir zu. Was ist?> fragte ich barsch. Musste dieser Streit denn sein? War ich zu stur oder sie? <Was gibt es denn?> fragte ich noch einmal freundlicher.

<Du bist sehr unentschieden, oder nicht?> fragte die Tok’ra.

<Du kannst meine Gedanken lesen. Du müsstest es wissen>, erwiderte ich.

<Sie sind verwirrend. Sie gehen durcheinander. Du denkst etwas chaotischer als meine vorherige Wirtin Cavo’si>, erklärte Curai langsam, als erwarte sie, dass ich diese Worte als eine Beleidigung aufnehmen würde. Ich lächelte: <Willst du sagen, ich bin ... verrückt?> Curai zögerte.

<Es ist keine Beleidigung für mich>, erklärte ich ihr. <Nun gut, Jolinar_Jackson, dann bist du ... verrückt oder wie ihr Menschen es auch nennt ... nicht bei Sinnen>, sagte sie.

<Oh, letzteres war ein Beleidigung>, erklärte ich.

<Das entzieht sich meinem Verständnis>, erklärte Curai. Ich lächelte erneut, schwieg aber.

<Wir streiten ... wieso?> fragte Curai schließlich.

<Weil ich zu stolz bin, um nachzugeben und weil du zu stur bist, um deine Vorwürfe fallen zu lassen>, meinte ich. Schweigen.

<Curai ... was Garshaw sagte zu deinem Verhalten ... dass du wählerisch bist ...>

Sie kicherte leise. <Möglicherweise bin ich das. Vor Cavo’si habe ich fünf Wirte gehabt>, erklärte sie.

<Fünf? Du bist 50!> entfuhr es mir erstaunt.

<Sie waren allesamt sehr ... verstockt, eingeschränkt, hatten keinen Sinn für das Abenteuer. Ich schätze die Ta’uri dafür. Zumindest die meisten von euch haben es. Ihr seid eine starke Rasse, ihr habt euch von Ra befreit>, sagte Curai, <Außerdem brauche ich Wirte mit Neugierde und Abenteuer-Lust für meine Arbeit. Cavo’si war ... einzigartig.>

Nach einer Weile meinte sie: <Du bist bekümmert wegen Alina.>

<Ich spreche nicht gern darüber, Curai>, entgegnete ich.

<Ich bin nicht mehr als deine andere Hälfte>, meinte Curai.

<Also solltest du es wissen?> hakte ich nach. Sie schwieg wieder. Schließlich sagte sie: <Wir sind verschiedener Ansicht über sie und ihr Schicksal.> Nun schwieg ich.

<Ihr hättet es geschafft. Ihr hättet ihr helfen können. Ihr hättet ->

<Ich weiß sehr wohl, was wir hätten tun können oder nicht, Curai!>

<Kein Grund, wütend zu werden.>

<Und ob! Du gibst uns die Schuld an Alinas Tod.> Ich trat einen Stein so heftig, dass er ins Tal flog. Ich hörte ihn auf den Felsen aufschlagen, während er sich seinen Weg bahnte.

<Das ist nicht wahr. Ich gebe euch nicht die Schuld. Ich lege Alternativen dar>, erwiderte Curai völlig ruhig. Ich stieß mich vom Geländer ab: <Schon mal darüber nachgedacht, dass wir nur taten, was wir tun mussten?> Es wurde still.

<Lass uns nicht mehr darüber sprechen>, schlug die Tok’ra vor. Ich nickte: <Beschwöre bitte auch keine Erinnerungen mehr herauf!> Ich betrat den Lift.

Überlegungen

“Na gut“, seufzte Jack, als Garshaw gegangen war. Dann blickte er zu Anise. “Was ist mit Alina? Was habt ihr Neues rausgefunden?“ fragte er. Die Palacer wurden hellhörig und blickten Anise erwartungsvoll an. Die Tok’ra zögerte einen Moment, dann begann sie zu sprechen: “Wie ich euch bereits sagte, Colonel O’Neill, ist sie am Leben.“

“Was?“ unterbrach Minnesota überrascht, “Sie ist am Leben?“

“Und ihr habt es als unnötig angesehen, uns das zu sagen?“ hängte Mac dran. Minnesota verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich etwas beleidigt wirkend zurücksinken.

“Bisher wussten wir nur, dass sie lebt und in Anubis Gefangenschaft ist. Wenn er auch bisher recht desinteressiert an ihr war“, erwiderte Daniel und blickte die drei Palacer entschuldigend an.

“Wir sahen leider keine Möglichkeit, Anubis anzugreifen und Alina zu befreien. Es war zu gefährlich und wir wussten nicht genau, wo sie sich befand“, fügte Sam hinzu.

“Das letzte Mal haben wir vor etwas mehr als drei Monaten Neuigkeiten von den Tok’ra erfahren“, vollendete Jack und blickte Anise nun neugierig an. “Ich fürchte, ich überbringe schlechte Nachrichten“, begann die Tok’ra ihren Bericht erneut.

“Aha“, machte Jack. Ihm stand die Sorge ins Gesicht geschrieben.

“Es sieht ganz so aus, als sei Alina kurz nachdem ich euch die letzte Meldung überbrachte, schwer gefoltert und mit dem Sarkophag wiederbelebt worden. Und zwar mehrmals.“

“Wie oft?“ fragte Daniel.

“Wie wäre es, wenn eure tollen Spione mal etwas dagegen unternehmen würden?!“ rief Minnesota nach einem kurzen Moment der Stille aufgebracht.

“Ihr kennt die Auswirkungen!“ explodierte nun auch Jack.

“Es tut mir außerordentlich Leid, Colonel, doch vor drei Monaten verschwand sie aus unserem infiltrierten Bereich. Kurz bevor wir eine Rettung initiieren konnten“, berichtete Anise. Mit offenen Mündern starrten die Palacer Anise an. “Zwei Monate lang? In der Zeit kann man jemanden 100 Mal töten“, schimpfte Minnesota.

“Das kann nicht sein, das ist unmöglich“, murmelte Jadda fassungslos und warf Anise wütende Blicke zu. “Ich fürchte, es ist wahr. Die Informationen sind eindeutig“, sagte Anise.

“Das ist ja ...“ Jadda brach ab. “... nicht auch noch sie ...“, murmelte sie dann. Mac war sprachlos. Jack ergriff nun wieder das Wort: “Ihr seid verdammt noch mal unfähig! Anise oder Freya oder wer immer gerade in der Leitung ist, kann sich merken, dass die Allianz durch solche Aktionen wie das nicht weitergeben von Informationen bedroht ist!“ Anise nickte. Man sah ihr deutlich an, dass ihr diese Unterhaltung unangenehm war. “Ich kann nur wiederholen, dass es mir mehr als Leid tut. Natürlich wollten wir euch unterrichten, aber -“

“Der Brief ist wohl bei der Post verloren gegangen“, unterbrach Jack. Mac blickte das Wasserglas vor sich beinahe beschwörend an.

“Es gibt noch mehr Informationen“, versuchte Anise nun offensichtlich das Gespräch weiterzulenken.

“Ach ja?“ Jack warf ihr einen tödlichen Blick zu, doch das Selbstbewusstsein der Tok’ra war ungebrochen. “Es sieht ganz so aus, als wäre wieder eine mächtige Goa’uld aufgetaucht, die lange als verschollen galt – ähnlich wie Anubis.“

Teal’c blickte auf: “Du sprichst von Nephthys?“ Anise nickte: “Leider.“

“Nephtiwas?“ hakte Jack nach.

“Sie ist die ägyptische Göttin der Bestattungen und Beschützerin der Toten und des Sarges. Sie heiratete ihren Bruder Seth und ist die Tochter der Götter Geb und Nut. Ihre Schwester ist Isis. Aus einer Affäre mit Osiris entsprang ein schakalköpfiges Kind“, setzte Daniel ihn ins Bild.

“Sie ist Anubis Mutter“, verdeutlichte Anise nickend.

“Na reizend!“ äußerte Jack sich.

“Leider ist sie eine hochgefährliche Goa’uld. Früher bekleidete sie den Rang eines Systemlords, doch mit dem vermeintlichen Tod ihres Sohnes verschwand auch sie. Es wird gemunkelt, man habe versucht, sie zu töten. Ihr Imperium fiel in sich zusammen. Sokar eignete sich das Meiste davon an, außerdem bereicherten sich Yu, Yarillo und Amun-Re. Wir waren erstaunt, dass Anubis sie – laut unseren Informationen - bei sich aufnahm und ihr bei einer Machterneuerung half. Normalerweise gilt er nicht als sehr familiär.“

Anise schien nun in ihrem Element zu sein.

“Ich erinnere mich auch nicht gerade an Familien-Porträts im Mutterschiff“, bestätigte Jack.

“Nephthys muss etwas haben, was Anubis unbedingt in seinen Besitz bringen möchte“, sagte Sam.

“Warum nimmt er es sich dann nicht einfach?“ fragte Hammond.

“Möglicherweise handelt es sich um Wissen“, warf Daniel ein. Anise nickte: “Es wird berichtet, dass der Mordversuch an Nephthys mit einem Wissen zusammen hängt, das niemand haben darf. Wer den Mordversuch wagte, ist unbekannt. Es heißt, die Linvris hätten es getan, aber man weiß es nicht genau.“

“Wo finden wir Alina?“ fragte Jack nach einem Moment der Stille. Die Palacer im Raum blickten wieder auf.

“Wie schon gesagt, wir wissen es nicht“, sagte Anise.

“Das ist alles, was ihr habt?“ hakte Jack ungeduldig nach. Anise nickte: “Leider.“ Jack senkte den Blick.

“Ihr habt in den letzten drei Monaten nichts mehr von ihr gehört?“ fragte Jadda noch einmal. Anise nickte.

“Es tut mir leid“, warf Garshaw von der Tür aus ein.

“Wo ist JJ?“ fragte Jadda.

“Ich weiß es nicht. Ich ließ sie an der Oberfläche zurück, doch ich bezweifle, dass sie noch dort ist“, erwiderte die Tok’ra.

“Wir werden natürlich alles tun, um Quasic entsprechend umzustimmen“, lenkte Anise jetzt wieder auf ein anderes Thema. Die Palacer blickten sich an.

“Wir werden uns in ein paar Tagen noch einmal melden“, teilte Garshaw mit. Jack starrte vor sich hin. Der General nickte den beiden Tok’ra zu. “Ich bringe Sie in den Torraum“, sagte er und geleitete die beiden nach draußen.

“Diese unfähige, verlogene -“

“Colonel!“ unterbrach Sam.

“Miese, kleine, lügnerische, schlampig gekleidete Mistschlange!“ fluchte Minnesota. Jack blickte zu ihr: “Dito!“

“Alina ist verschwunden und die haben nicht die geringste Spur“, schloss Jadda sich an und schüttelte den Kopf.

“Unglaublich! Für wen halten die uns eigentlich?“ schimpfte Mac nun auch.

“Verdammt!“ fluchte Jack.

“Wir ... wir sollten JJ suchen. Sie sollte es auch erfahren“, meinte Jadda und stand auf. Die anderen beiden Palacer nickten und verließen mit ihr den Konferenzraum. SG-1 blieb schweigend zurück.

***

Ich stieß die Luft aus und starrte auf die Eiswürfel, die in meiner Cola allmählich schrumpften. Den Kopf in eine Hand gestützt war ich tief in Gedanken versunken, als Stühle mir gegenüber und neben mir gerückt wurden und sich drei Leute zu mir setzten. Ich blickte auf. Mac saß mir mit einer Kaffeetasse gegenüber, Jadda hatte eine Cola vor sich, neben mir erblickte ich Minnesota mit einer Tasse Tee.

“Hey!“ grüßte ich müde.

“Deine Familie ist da! Rede!“ verlangte Mac.

“Was beschäftigt dich?“ fragte Jadda geradeheraus und nahm einen Schluck Cola. Auch Mac trank nun. Sie verzog angewidert das Gesicht. “Gott, wie können Daniel und Sam das Zeug bloß trinken?“

“Beschäftigen?“ echote ich.

“Na ja, du sorgst dafür, dass niemand dich findet, lässt dich nicht in deinem Quartier blicken und starrst dein Getränk an, als wäre es eine ’Stargate’-Folge, in der Daniel furchtbar leidet. Was bedrückt dich?“ wiederholte Mac. Ich lächelte: “Hm.“ Dann räusperte ich mich und setzte mich auf: “Eigentlich nur diese Übertragungs-Sache, ich meine ...“ Ich brach ab, unschlüssig, wie ich es ausdrücken sollte.

“Oh, wir haben uns schon gedacht, dass es darum geht. Spuck’s aus!“ meinte Minnesota.

“Ich denke, ich werde es zweifellos überleben, ich kenne das ja. Ich habe das ja schon einmal gesehen ... ’Shan’aucs Opfer’“, erklärte ich. Dann verzog ich das Gesicht. “Lass es nicht so sein wie in dieser Folge“, flehte ich zu niemand bestimmten.

“Dennoch bist du nervös“, folgerte Mac.

“Nervös, ja. Aber ich habe das Gefühl ... klingt komisch, aber ich glaube, dass ich dadurch meine letzte Verbindung zu Alina verliere“, meinte ich. Die drei blickten sich unbehaglich an, Minnesota schüttelte schließlich den Kopf, als hätten sie ein stilles Einverständnis getroffen. Bevor ich eine entsprechende Frage stellen konnte, wollte Mac wissen: “Wie meinst du das?“

“Bisher hatte ich einen Grund zurückzukommen. Doch wenn Curai mich verlässt ...“

“Hast du ihn nicht mehr“, beendete Jadda den Satz. Minnesota nickte verstehend.

“Okay, und hinzu kommt noch, dass ich Curai verliere“, fuhr ich fort.

“Oh, wirklich? Soweit du uns heute Vormittag erzählt hast, habt ihr euch grauenhaft gestritten“, fragte Minnesota.

“Ja, wir hatten Meinungsverschiedenheiten. Aber das muss doch nicht heißen, dass wir uns hassen. Wir haben uns einigermaßen ausgesöhnt, vorhin“, verteidigte ich mich.

“Okay, wir sehen dein Problem. Erstens: Ich glaube, dass SG-1 uns nicht noch einmal so hintergehen wird. Sie waren ganz schön beschämt, habt ihr das nicht gemerkt? Zweitens: Dadurch, dass wir den Kontakt halten, verlieren wir die Verbindung zu Alina nicht und drittens: Daher auch nicht zu Curai. Und jetzt hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen, Snakehead!“ meinte Jadda streng.

“Oh, ich muss mir unbedingt ein paar neue Spitznamen für euch einfallen lassen. Das ist ja furchtbar“, beschwerte ich mich.

“Du liebst diesen Namen, also stell dich nicht so an“, meinte Mac.

“Meinetwegen, dennoch sollt ihr auch welche haben“, sagte ich.

“Na gut, dann denk mal drüber nach, ich persönlich bin mit meinen Eulenkreationen ganz glücklich“, meinte Jadda. Ich grinste leicht.

“So, und was machen wir nun mit der Mission?“ lenkte Minnesota auf ein neues Thema.

“Die Mission?“ echote ich.

“Na, Othalla und die Legospinnen. Die blasen wir natürlich ab. Ist doch klar. Keine Lust, noch mal jemanden zu verlieren“, sagte Minnesota nun fest.

“Du lügst“, murmelte Jadda.

Minnesota blickte sie verletzt an. “Du kannst das nicht ernst meinen, Min. Du hast den ganzen Flug über gewettert, dass du gern wieder mit würdest und so weiter und so fort“, erwiderte ihre Freundin den Blick. Minnesota murmelte etwas vor sich hin und trank einen Schluck Tee. “Ich werde nicht mitgehen. Ich habe näher darüber nachgedacht. Othalla wäre ja an sich noch okay, aber die Replikatoren ... wer bin ich? Ein Selbstmörder?“ konterte sie dann, “Andererseits: SG-1, Leute! Wer hätte keine Lust, mit ihnen auf Mission zu gehen. Ich meine, ihr erfreut euch in euren Stories daran, die Leutchen leiden zu lassen ...“

“Kein gutes Argument“, konterte Mac, “So was im Original ... nein danke.“

“Dennoch hat sie Recht. Wir können uns ja wohl schlecht verstecken, weil einmal ... was schief gegangen ist“, murmelte ich. Minnesota nickte.

“Wohl wahr!“ bestätigte Mac. Jadda schüttelte den Kopf: “Ich werde nicht mitgehen. Ich habe Alpträume. Sogar, als ich noch nicht wusste, dass wir mal durch das Tor gingen, hatte ich welche. Seit ich mich erinnere, ist es noch schlimmer geworden.“

“Ich weiß nicht, ob ich das tun soll“, meinte ich. Jadda begann zu lachen.

“Was ist?“ fragte ich.

“Ich bitte dich, Snakie. Daniel braucht dich nur einmal schief anzugucken und du tust es“, sagte sie.

“Wenn es danach geht, bist du ebenso fällig“, konterte ich. Jadda überlegte einen Moment, schwieg aber und wir beließen es dabei.

“Ich richte mich ganz nach euch. Was ich jeden Fall tue, ist, dich zur Übertragung zur begleiten“, meinte Mac. Die beiden andere nickten. “Das ist ja wohl klar“, meinte Minnesota. Ich seufzte: “Ich gehe mir was Frisches anziehen.“ Ich stand auf. Die anderen nickten. “Eine Dusche wäre jetzt genau das richtige“, stimmte Mac zu. Gemeinsam verließen wir die Kantine.

***

Es klopfte. “Moment bitte!“ Ich stand vom Stuhl auf und warf einen letzten Blick auf den Laptop, den ich mir bei Jadda ausgeliehen hatte.

Dann ging ich zur Tür des Gäste-Quartiers und öffnete. “Anise?! Die anderen sagten, du wärest abgereist.“

“Nein, Garshaw ist aufgebrochen. Ich wollte noch bleiben, um mit dir zu sprechen“, sagte die Tok’ra und ging an mir vorbei in den Raum. “Komm doch rein!“ entgegnete ich, drehte mich zu ihr um und erkannte, dass sie sich kommentarlos auf den Stuhl am Tisch setzte, “Und setz dich doch!“ Anise beugte sich interessiert vor und begann, die Zeilen auf dem Bildschirm zu überfliegen: “Was ist das?“ Ich klappte den Laptop zu und beförderte ihn auf das Bett: “Was kann ich für dich tun?“

Anise blickte mich an. “Es geht um die Probleme von Thor“, erklärte sie. Ich nickte langsam und fragte interessiert: “Wer hat dir davon erzählt?“

“Colonel O’Neill war so freundlich“, erklärte Anise.

“Ach, war er das?“ hakte ich erstaunt nach.

“Du hast nicht zufällig vor, mit SG-1 zu gehen?“ fragte die Tok’ra. Ich zuckte mit den Schultern: “Ich bin unentschieden.“ Anise nickte langsam, senkte den Blick und Freya übernahm. “Es ist sehr wichtig, dass du den Auftrag ablehnst“, sagte sie.

“Was? Wieso?“ fragte ich.

“Curai ist bereit für die Übertragung, ist es nicht so?“ hakte Freya nach.

“Ebenso wie ich. Doch wie du schon gesagt hast, eure Wirtin hat sich noch nicht entscheiden und ihre Umstimmung kann noch etwas dauern. Wenn die anderen des Teams wirklich vorhaben, an dieser Aktion teilzunehmen, kann ich mich kaum verweigern. Wir sind ein Team“, erklärte ich.

“Aber Jolinar_Jackson, du kannst nicht die Entscheidung über Curais Leben fällen“, erklärte Freya.

“Was? Tue ich doch gar nicht!“ Es klopfte. “Ja?“ Jadda, Minnesota und Mac traten ein. “Oh, Besuch!“ bemerkte Jadda und wollte sich umdrehen und gehen, “Wir wollen nicht stören!“

“Nein, nein!“ Ich hob die Hände und hielt die drei auf, das Zimmer zu verlassen. “Es geht sowieso um eine Team-Angelegenheit.“

“Ach ja, worum geht es denn?“ fragte Mac neugierig.

“Es geht um die Mission nach Othalla“, erklärte ich.

“Ich wusste gar nicht, dass die für SG-1 schon beschlossene Sache ist“, meinte Jadda.

“Offenbar doch. Anise will nicht, dass ich mitgehe“, erklärte ich.

“Wegen Curai?“ hakte Minnesota nach. Freya nickte: “Es ist überaus wichtig, dass Jolinar_Jackson auf Abruf bleibt. Wir wissen nicht, wann Quasic einer Verschmelzung zustimmen wird, doch wenn es geschieht, dann sollte es schnell gehen.“

“Damit sie sich nicht mehr anders entscheidet?“ hakte Jadda bissig nach. Freya runzelte die Stirn: “Ich gewinne beinahe den Eindruck, dass ihr die Tok’ra nicht leiden könnt.“ Jadda setzte zu einer sehr ausführlichen Antwort an: “Das entspricht nicht ganz den Tatsachen, es gibt da den einen oder anderen, den wir sehr mögen ..., aber das einzige, was wir absolut nicht leiden können, ist -“

“Das ist nicht der Punkt!“ unterbrach Minnesota und warf ihrer Freundin einen warnenden Blick zu, “Natürlich haben wir keinen Hass auf die Tok’ra. Immerhin gehört eine von ihnen zu unseren engsten Freundinnen. Aber ich glaube kaum, dass du dir Sorgen um Curais Entscheidungsfreiheit machen musst. Erstens sieht es beinahe so aus, als wollte der größte Teil von uns sowieso nicht mit und zweitens ist es Curai, die jederzeit die Kontrolle übernehmen und JoJas Körper lenken kann.“

Freya dachte einen Augenblick nach.

“Ich werde nur gehen, wenn es sich ergibt und Curai einverstanden ist“, versicherte ich ihr.

<Was soll das?> mischte sich Curai nun ein.

<Wie was soll das? Was habe ich falsch gemacht?> fragte ich.

<Du triffst Entscheidungen, ohne mich befragt zu haben>, erklärte Curai.

<Was?!>

“Freut mich, das zu hören. Ich werde zu unserem Stützpunkt reisen und mit Garshaw reden“, teilte Freya mit. Jadda nickte. “Schön“, rutschte es ihr heraus. Freya wirkte irritiert, nickte uns dann aber zu und verließ mein Zimmer. “Wow! Meine Laune verbessert sich schlagartig!“ teilte Jadda mit. Dann fragte sie verstimmt: “Was tut die denn noch hier?“

“Tja, offenbar hatte sie nie vor abzureisen, bevor sie nicht mit mir gesprochen hat“, erklärte ich.

“Falsche Schlange! Erst wiegt sie dich in Sicherheit ...“, fluchte Minnesota. Ich senkte den Blick und ließ Curai an die Kontrolle. “Ich musste feststellen, dass Jolinar_Jackson Entscheidungen über meinen Kopf hinweg trifft. Und ich bin enttäuscht von euch allen!“ sagte sie fest. Erschrocken blickten die drei mich an. Jadda fing sich als erste wieder: “Curai? Wow, habe ja eine Ewigkeit nichts mehr von dir gehört.“

“Ihr solltet euch schämen!“ wetterte die Tok’ra weiter.

“Moment mal! JoJa hat keinerlei Entscheidung getroffen, die auf irgendeine Art und Weise nicht mit dir abgesprochen ist. Sie würde niemals auf diese Mission gehen ohne dich zu fragen“, schritt Minnesota ein.

“Warum sollten wir uns schämen? Wir haben nichts getan!“ verteidigte sich nun auch Mac.

“Genau!“ erwiderte Curai. Als sie nur verwirrte Blicke erntete, fügte sie hinzu: “Ich lernte euch als Krieger kennen. Ihr wart unerschrocken, ihr seid durch Todesgefahren gegangen und habt vielen Tok’ra auf vielen Basen das Leben gerettet, indem ihr Jacob und Malek geholfen habt, zu entkommen. Ihr solltet erneut kämpfen.“

“Hey, ich hatte Angst, okay?“ sagte Minnesota.

“Dennoch hast du gekämpft“, erwiderte Curai.

<Was soll das?> fragte ich.

“SG-1 wird nach Othalla reisen, um Thors Freunde vor den Replikatoren zu retten. Werdet ihr sie begleiten?“ fragte Curai, ohne auf mich einzugehen. Die drei blickten sich ratlos an. Mac seufzte: “Curai, das ist nicht so leicht, wie du dir das vorstellst -“

“Ich kämpfe seit 50 Jahren gegen die Goa’uld. Ich habe zwar eher selten in den Festungen der Systemlords operiert, doch ich habe viele Forschungen über die Allianz der vier Arten betrieben – ich bin Expertin. Und ich kann euch versichern, dass ihr schon sehr lange als die fünfte Art vorgesehen seid. Nicht erst, seit Dr. Jackson und Major Carter die Rätsel des Thor lösten, um in die Halle der Macht zu kommen. Und auch nicht, seit Colonel O’Neill die Aufmerksamkeit der Asgard erregte. Schon viel länger. Und wenn die Asgard Potential in euch sehen ...“

Curai führte den Satz nicht zu Ende.

“Du erwartest von uns, dass wir mitgehen“, folgerte Minnesota. Es wurde still. Curai schüttelte den Kopf: “Ich erwarte es nicht – ich rechne damit.“

“Und du bist einverstanden?“ hakte Mac nach. Curai nickte.

<Aber Anise will doch, dass ich hier bleibe>, erwiderte ich.

“Was ist mit Anise und Garshaw?“ fragte Jadda zur selben Zeit. Curai blickte sie an. “Garshaw war schon immer sehr dafür, die Menschen ihre Wege gehen zu lassen, wenn diese fest dazu stehen. Und Anise ...“ Sie hielt inne und dachte einen Augenblick nach. Dann lächelte sie: “Eigentlich kann ich sie nicht leiden.“

***

“Alina ist was ...?“ Geschockt blickte ich Jadda und die anderen an. “Die Tok’ra haben es uns erzählt. Die Informationen sind ziemlich sicher“, erklärte Mac und blickte mich traurig an. “Der Sarkophag?“ hakte ich noch einmal nach. Das konnte nicht sein, das war unmöglich! Der Konferenzraum lag einige Augenblicke still da, bis Jadda wieder sprach: “Sie sagen, sie hätten ihre Spur vor zwei Monaten verloren und vorher wurde sie schon mindestens einen Monat mit dem Ding ...’behandelt’.“

“Drei Monate?“ echote ich. In drei Monaten ...“Ihre Persönlichkeit“, murmelte ich. Minnesota und Mac nickten ernst.

“Meine Damen!“ Hammond ließ sich am Kopfende des Tisches nieder. Ich starrte die polierte Tischplatte an.

“Ja, Sir?“ erwiderte Minnesota eher gewohnheitsmäßig als gewollt. Eine ihrer Hände traf meine Schulter. Ich blickte zu ihr, lächelte leicht. “Sie ... lebt“, erklärte ich hilflos. Minnesota nickte langsam: “Wir retten sie.“ Sie zog mich über meine Stuhllehne kurz in ihre Arme. SG-1 betrat den Raum und setzte sich.

“Es geht um die Rettungsmission nach Othalla“, eröffnete Hammond.

“Ja, wir sind dabei“, teilte Jack unverzüglich mit.

“Anise erwähnte so etwas“, nickte ich.

“Anise? Woher weiß die das denn schon wieder?“ entrüstete sich Jack. Erstaunt blickte ich ihn an. “Sie sagte, sie hätte es von dir“, erklärte ich.

“Hey, der würde ich nicht mal meine Schuhgröße verraten“, wandte Jack ein.

“Vielleicht hat sie es in der Kantine aufgeschnappt“, lenkte Daniel ein. Jack nickte nachdenklich: “Kleines, hinterhältiges -“

“Colonel!“ ging Hammond dazwischen.

“Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen, Sir. Es sieht so aus, als würden die Asgard in echten Schwierigkeiten stecken“, kam Sam auf den Punkt zurück. Jack klappte die Briefing-Mappe auf und begann, ein kleines Stargate zu zeichnen. Äußerst interessiert schaute Mac ihm über die Schulter. Hammond nickte auf Sams Äußerung. “Mir ist durchaus bewusst, Major, dass wir eine schwerwiegende Entscheidung treffen müssen“, meinte er. Dabei blickte er zu uns. “Wir ...“ Zweifelnd sah Minnesota in die Runde.

“Mac?“ fragte ich. Mac nickte vor sich hin und starrte dabei weiter auf Jacks Meisterwerk und auch ich signalisierte Minnesota meine Zustimmung. Min sah Jadda an und nach kurzen Zögern senkte auch sie zustimmend den Kopf. Sie waren sich trotz aller zuvor geäußerten Bedenken einig. “Wir kommen mit“, sagte Minnesota dann bestimmt. Mac nahm Jack den Kugelschreiber aus der Hand und korrigierte die Zeichnung irgendwie. Ich konnte nicht erkennen was genau sie tat, doch als sie Jack wieder freien Blick auf sein Gemälde gab, zog er die Stirn in Falten und blickte sie erstaunt an.

“Echt?“ flüsterte er. Mac nickte: “Es sind neun. Eins liegt unter der Rampe, man sieht es nie.“ Jack nickte verstehend.

“Freut mich, das zu hören“, sagte Hammond in unsere Richtung. Mac starrte irritiert in die Runde: “Was machen wir?“ Ich lächelte. Offenbar wusste sie nicht, wozu sie gerade unbewusst ihre Zustimmung gegeben hatte. Jadda räusperte sich. “Können wir da mal aufpassen?“ fragte sie gespielt streng.

“Gut, ich unterrichte Sie dann später über Ihr primäres Reiseziel. Othalla ist immer noch nicht anwählbar, wir müssen also einen Zwischenstop vornehmen“, schloss Hammond, “Wegtreten!“

***

“Ich habe etwas für euch“, teilte Jadda mit und lächelte geheimnisvoll, als sie den Lift mit uns betrat. SG-1 war in den Kontrollraum hinuntergegangen, um der Abreise eines Teams beizuwohnen.

“Eine Überraschung?“ hakte ich nach.

“Ich liebe Überraschungen“, ergänzte Mac.

“Als das SGC uns die Briefe schickte, waren darin Fotos enthalten“, erläuterte Jadda, während wir den Lift verließen und die Gänge zu unseren Quartieren hinunter liefen. Ich nickte. Die drei hatten mir erzählt, auf welche Art und Weise ihre Erinnerungen zurückgekehrt waren. “Ich habe mehr als nur ein paar Fotos auf der Planetenoberfläche gemacht“, erklärte Jadda weiter, “Nachdem wir in den Tok’ra-Anlagen waren, habe ich weiter gemacht ... heimlich.“

“Moment!“ meinte ich, ging in mein Quartier und holte Jaddas Laptop heraus, “Alina hat es gemerkt.“, erwiderte ich, als ich wieder zu den anderen stieß. Jadda zuckte mit den Schultern: “Das weiß ich ... und noch jemand“, antwortete sie geheimnisvoll und öffnete ihre Quartier-Tür, “Und insgesamt habe ich zwei Filme verknipst. Einer war in meinem Rucksack, auf ihm war unter anderem das Foto aus unseren Briefen. Der andere steckte noch in der Kamera. Ich habe ihn entwickeln lassen – Express-Service vor der Abreise.“

“Das SGC hat aber ziemlich geschlampt, oder?“ wandte Minnesota ein.

“Oder jemand hat den Film großzügig übersehen“, sagte Jadda wissend. Ich blickte fragend. Jadda ignorierte es geheimnisvoll lächelnd. Ich legte den geliehenen Laptop auf dem Tisch ab und entnahm meine Diskette, legte sie auf den Tisch, um sie nach dem Treffen mitzunehmen. Jadda zog eine Foto-Tasche heraus und setzte sich auf das Bett.

“Oh, Mann, Jack würde dich so was von umbringen“, prophezeite ich. Jadda grinste und zog die Fotos hervor. “Leider sind es nicht viele, der Film wurde nicht voll“, erklärte sie schulterzuckend.

“Wie viele?“ fragte Minnesota.

“Elf“, lautete die Antwort. Ich krabbelte von der anderen Seite auf das Bett und blickte Jadda über die Schulter, während Mac und Minnesota neben ihr saßen. Das erste Foto zeigte Tunnelwände der Tok’ra-Basis. Das schimmernde Quarz war trotz der guten Foto-Qualität nicht so matt glänzend wie in meiner Erinnerung. Jadda legte es zur Seite und gab den Blick auf ein Bild von einer Gruppe Tok’ra frei.

“Malek?“ grinste ich.

“Malek und Eu’ra“, ergänzte Minnesota, “Glaubt ihr, die hatten was miteinander?“

“Eu’ra hätte es sich gewünscht“, erwiderte ich.

“Und Curai?“

Ich lachte bei Jaddas Frage auf. “Nur Freunde“, antwortete ich beruhigend, “Wie konnte Eu’ra das tun?“

“Sie war eine Goa’uld“, erwiderte Minnesota lakonisch. Ich zuckte mit den Schultern: “Goa’uld zu sein bedeutet doch nicht zwangsläufig, schlecht zu sein.“ Mac nickte: “Es bedeutet, ewig mies gelaunt zu sein, sich über die Qualen anderer zu freuen, mal hier und da einen Planeten zu versklaven und natürlich alle zum Wirt zu machen, die es verdienen. Ein Leben als Goa’uld beinhaltet den täglichen Drang, arme kleine Ta’uri zu befragen, die dann von SG-1 gerettet werden müssen.“

Ich begann zu kichern.

“Yu ist anders“, entgegnete Minnesota nachdenklich. Mac zuckte mit den Schultern: “Okay, es gibt Ausnahmen. Hast du dir die Bilder schon vorher angesehen gehabt?“ Jadda nickte zögernd: “Einen kurzen Blick riskiert. Ich wollte warten, bis wir Zeit haben, bevor ich sie auch euch zeige.“ Sie zeigte das Bild einer Zat-Waffe.

“Moment mal! Wir hatten bereits Zeit. Wir sind ewig lange geflogen und was war die letzten Monate?“ fragte Minnesota lauernd.

“Ich habe den Film erst vor meiner Abreise bemerkt. Ich habe monatelang nicht fotografiert – deshalb. Außerdem ... hatte ich gehofft, dass wir JoJa hier treffen und sie zusammen ansehen könnten. Und drittens ...“ Sie brach ab, schien nachzudenken.

“Na?“ hakte Minnesota prüfend nach.

“Okay, ich habe auf einen dramatischen Augenblick wie diesen gewartet: kurz vor der Abreise, alle sind aufgeregt. Ich dachte, wir könnten uns damit etwas entspannen“, gab Jadda zu. Minnesota blickte ihre Freundin noch einige Sekunden schweigend von der Seite an, dann zuckte sie mit den Schultern und fragte versöhnlich: “Wann hast du die alle gemacht?“

“Zu verschiedenen Zeitpunkten. Ich glaube, das letzte war vor dem Überfall auf das Tel’tak ... als ich gefangen wurde“, antwortete sie.

Jadda zeigte das nächste Bild. Sie grinste. “Das ist Min, wie sie tatkräftig eines von Sams Geräten zerstört.“ Kichernd blickte ich auf die etwas ratlos dastehende Minnesota, die auf ein Gerät in ihren Händen starrte. “Ich habe es nicht kaputt gemacht. Es hat gepiepst und ich hatte Angst, es beschädigt zu haben, doch ich habe es nicht beschädigt“, erwiderte Minnesota verteidigend.

“Sicher!“ erwiderte Jadda neckend. Auf dem nächsten Bild blickte Sam lächelnd in die Kamera. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie sich anschließend wieder ihrer Arbeit zuwandte. “Das ist schön!“ meinte ich.

“Sam war der Jemand, der es gemerkt hat“, erriet Minnesota. Jadda nickte: “Ich musste ihr versprechen, es niemandem zu zeigen ... ich glaube aber, ihr seid ausgenommen und ich denke, sie hat den Film in der Kamera gelassen.“

“Wir sollten es Jack in den Spind hängen“, schlug Mac vor.

“Okay, und wie kommen wir da ran?“ fragte ich. Sie zuckte mit den Schultern. Das nächste Bild zeigte hohe Felsen und ein Tel’tak etwa zehn Schritte entfernt. “Uhm ... die Mine“, erklärte Jadda. Beim nächsten Bild fing ich an zu grinsen.

“Oh!“ sagte Jadda. Ich beugte mich näher. Daniel beugte sich über eine Stelle am Boden und untersuchte sie genauestens.

“Das war ... die Steinplatte“, erklärte Jadda.

“Muss wirklich sehr ... heiß in der Mine gewesen sein“, erwiderte Minnesota lachend.

“Ah ... uhm ... kriege ich davon einen Abzug?“ fragte ich.

“Yepp!“ antwortete Jadda. Minnesota beugte sich vor und versuchte so, ein lautes Lachen zu unterdrücken. “Oh, mein Gott! Ihr seid doch nicht mehr ganz sauber!“ kicherte sie.

“Wieso?“ fragte ich.

“Also, wenn er wenigstens sein T-Shirt ausgezogen hätte, okay, aber ...“ Sie brach kopfschüttelnd ab. Jadda legte den Kopf schief und blickte das Bild an: “Also, eigentlich gefällt er mir in diesem Fall sogar besser mit T-Shirt.“

“Hätte nie geglaubt, dass du das sagst“, kicherte nun auch Mac.

“Oh, Jadda, erinnerst du dich an ’Planet der Eiszeit’?“ fragte ich. Sie grinste mich an. “Allerdings.“

“Da sah er gut aus“, murmelte ich.

“Okay, das reicht. Bevor ihr zwei in Ohnmacht fallt, beschlagnahme ich das besser“, grinste Minnesota. Sie nahm Jadda das Bild aus der Hand.

“Das ist die Schriftplatte“, erkannte ich das nächste Bild.

“Eine Frage ... wo ist das Ding eigentlich?“ fragte Jadda.

“Ich würde sagen ... im nichts zerblasen. Wir hatten ja keine Zeit sie mitzunehmen und sie war doch auch viel zu schwer“, erklärte Minnesota.

“Ob Daniel Fotos von diesem Ding hat?“ fragte Jadda sich.

“Bestimmt“, erwiderte ich. Jadda wiegte den Kopf.

“Meinst du nicht?“ wollte ich wissen.

“Keine Ahnung, aber wir sollten ihn fragen“, meinte Jadda. Ich nickte. Jadda legte das Bild zur Seite.

Es wurde still. “Wann wurde das gemacht?“ fragte Minnesota. Alina grinste Jack an, der sein Feuerzeug erhoben hielt und angeregt sprach. Offensichtlich machte er Abendessen.

“Er ... hat es ihr nicht geben können“, murmelte ich, “Er war am Boden zerstört, als ...“ Ich brach ab und senkte den Blick.

“Ja. Er ist es noch“, murmelte Mac.

“Ich weiß, was wir damit machen“, sagte Jadda und legte das Bild auf ihren Nachttisch.

“Okay!“ sagte Minnesota aufmunternd und nahm das nächste Bild ebenfalls an sich, “Daniel beim Übersetzen ist ebenfalls beschlagnahmt.“

“Uh, Min ... traurig, weil Jack so wenige Bilder abgekriegt hat?“ fragte Jadda neckend.

“Nein“, erwiderte diese, “entsetzt über dein Verhalten Malek gegenüber.“ Jadda grinste nun ebenfalls. “Oh, das war beim Abendessen“, sagte sie und deutete auf das nächste Bild.

“SG-X ... ohne Jadda“, stellte Mac fest.

“Ja, ich musste es doch heimlich machen. Stellt euch Jacks Gesicht vor, wenn ich ihn gefragt hätte, ob er mal auf den Auslöser drückt“, stellte Jadda fest.

“Wie wahr!“ murmelte Minnesota.

“Das letzte Bild“, verkündete Jadda.

“Ah ... was ist denn da passiert?“ fragte ich.

“Eine Zat. Ich glaube, ich drückte aus Versehen auf den Auslöser nach der Notlandung“, meinte Jadda.

“Und der Film war danach noch in Ordnung?“ fragte Minnesota ungläubig. Jadda nickte: “Scheint so, ha?“

“Wie kam die Kamera zurück?“ fragte Minnesota.

“Ich muss sie verloren haben. Als ich in der Zelle war, war sie weg, wie das andere Zeug. Wahrscheinlich war es Sam. Der Schusswechsel ... wir liefen eine Düne hoch, wir hatten unsere Deckung aufgeben müssen. Da wurde Sam getroffen. Irgendwie habe ich sie dann gestützt, während Teal’c vom Kamm der Düne Rückendeckung gegeben hat und ... die Kamera behinderte. Sam nahm sie und steckte sie unter ihre Jacke. Ich gab Sam an Teal’c weiter, als wir den Kamm überquert hatten. Dann traf es mich“, berichtete Jadda.

“Es ist so viel schief gegangen“, stellte Mac fest. Wir nickten. “Ich meine ... Alina und Jack waren doch ein wirklich gutes Gespann, so auf die Vater-Tochter-Art“, fügte sie hinzu.

“Und sie hat jedes Mal vor Freude fast einen Luftsprung gemacht, wenn Sam und Jack sich zulächelten“, nickte Minnesota.

“Dass das passieren musste“, murmelte ich.

“Ja“, antwortete Minnesota nur. Sie rutschte zur Seite und ich setzte mich zwischen sie und Jadda. Sie legte mir einen Arm um die Schultern.

“Ihr habt euch großartig verstanden“, sagte Mac.

“Ja, einfach so“, murmelte ich, “Ich verstehe einfach nicht, warum.“ Ich senkte den Blick.

“Ebenso wenig verstehen kann ich, dass Jadda gefoltert wurde“, erwiderte Minnesota. Die junge Frau neben mir zuckte zusammen. “Gefoltert ... aber nicht gebrochen“, murmelte sie. Mac nickte, streckte ihren Arm aus und legte ihn um Jaddas Schultern. Jadda versteifte sich leicht, lächelte selbstbewusst in Macs Richtung. “Alles in Ordnung“, versicherte sie. Mac nickte langsam, nahm den Arm herunter.

“Und die Handspange“, flüsterte Minnesota, “Es war furchtbar, ich dachte, er bringt mich um.“

“Ich hätte nie gedacht, dass Schussverletzungen so wehtun können“, murmelte Mac.

“Genug Wunden geleckt - lasst uns einfach wieder zurückkommen, okay?“ fragte ich leise. Ich streckte meine Hand aus. “Wir kommen alle wieder, um anschließend Alina zu holen“, sagte ich fest. Die anderen taten es mir nach. “Wir kehren zurück“, sagte Jadda. Im Chor wiederholten wir Alinas Worte: “Und zwar alle!“ Doch ich sah in Mins Augen, in Jaddas Haltung und Macs Gesichtszügen, dass sie genauso viel Angst hatten wie ich.

Und das entmutigte mich stärker, als es Worte jemals gekonnt hätten.

***

Jack ging den Gang hinunter und betrat sein Büro. Bevor sie abreisten, war er von Hammond verdonnert worden, noch den letzten Missions-Bericht abzugeben. Seufzend ließ Jack die Tür hinter sich ins Schloss fallen und trottete zu seinem Schreibtisch, ließ sich auf dem Stuhl nieder, um den Monitor einzuschalten. Auf dem Weg zu dem entsprechenden Knopf verharrte er. Seine Hand glitt höher und löste das mit Klebeband fixierte Foto vom Bildschirm.

***

“Daniel?“ Minnesota betrat das Labor des Archäologen. Er blickte auf, musterte uns kurz. “Was ist los?“ fragte er.

“Wir haben uns gefragt, ob du ... Aufnahmen der Steinplatte von der letzten Mission hast“, berichtete Mac, begann mit einer Figur auf Daniels Schreibtisch herumzuspielen. Er beobachtete sie einige Sekunden, schien nachzudenken. “Nein, ich habe alles durchgesehen, aber nein. Ich hielt es für unnötig, da wir doch das Original mitnehmen konnten. Na ja, zumindest war es so geplant“, erklärte er.

“Oh!“ machte ich, blickte ihn an, begann zu lächeln.

“Na ja, wir hätten da vielleicht ... ein Foto“, sagte Jadda vorsichtig. Daniel blickte sie groß an. “Woher?“ fragte er.

“Unter Umständen selbst gemacht“, murmelte Jaddas so leise und schnell vor sich hin, dass Daniel fragend die Augen zusammenkniff. “Wie?“ fragte er.

“Unter Umständen selbst gemacht“, wiederholte Jadda.

“Ach so. Wusste ich es doch!“

Wir starrten ihn an. “Sam hat es mir gesagt“, erklärte Daniel. Unbehaglich schaute er zu uns, als wir ihn weiter anstarrten.

“Danke!“ Er nahm das Foto und wedelte damit vor unseren Nasen herum. “Das könnte wichtig sein.“ Wir starrten ihn weiter an. “Und ich habe es Jack gesagt“, sagte er weiter. Nach einer Weile meinte er: “Jetzt hört schon auf damit! Ihr macht mich ganz wahnsinnig!“ Wir fingen uns und ich schüttelte den Kopf: “Ihr habt es die ganze Zeit gewusst?“

“Jack war nicht begeistert, aber es war zu spät. Ihr wart schon weg. Sam schwieg ziemlich lange und eigentlich waren wir ja auch gegen diese Amnesie-Sache. Wir dachten wohl, wenn ihr von selbst draufkommt, würdet ihr Kontakt suchen. Ihr habt es nicht gewusst?“ Wir schüttelten die Köpfe. Daniel lächelte: “Danke noch mal!“ Wir wandten uns zum Gehen.

“Jadda!“

Sie drehte sich um.

“Jack will keine Kamera in einem Umkreis von 10 km sehen, wenn wir abreisen“, sagte Daniel. Sie nickte: “Geht klar!“

***

Wir hatten uns in der Kantine versammelt und aßen zu Abend. Den Rest des Nachmittags hatten wir mit Reden verbracht. SG-1 war mit den Vorbereitungen für die Mission beschäftigt gewesen und so hatten wir uns ungestört unterhalten können.

Ich musterte meine Suppe skeptisch und rührte mit dem Löffel darin: “Was zum Teufel ist das?“ Ich wies einen langen, dünnen Gegenstand vor, der in der bräunlichen Brühe schwamm.

“Das sind Symbionten-Larven“, erklärte Mac grinsend. Ich blickte sie angewidert an. “Okay, ich hatte mal Hunger. Danke, Mac!“ meinte ich und stand auf, um mir etwas Ungefährlicheres vom Buffet zu holen. Als ich zurückkam, lächelte Mac mir entgegen. “Also, deine Larven-Suppe ist immer noch besser als mein Marchellos-Goa’uld-Killer-Eintopf“, entschuldigte sie sich. Ich grinste.

“Das ist Erbseneintopf“, berichtigte Jadda.

“So steht es auf der Karte“, korrigierte Mac leicht singend.

“Wenn wir schon dabei sind, die kulinarischen Köstlichkeiten dieser Kantine auseinander zu nehmen, dann sollte sich jeder vor meiner Replikatoren-Pizza in Acht nehmen, denn das“, Minnesota wies ein silbrig schimmerndes Etwas vor, “gehört garantiert nicht da drauf.“ Jadda lachte. “Das sind Heringe“, grinste sie.

“Ach ja? Steinharte Heringe - ich habe euch jedenfalls gewarnt“, erwiderte Minnesota und stahl sich eine Banane von mir.

“Ihr wolltet ja unbedingt was Warmes essen“, erklärte Jadda schulterzuckend und löffelte wieder blaue Götterspeise in sich hinein.

“Du isst das Zeug ununterbrochen, seit wir hier sind. Morgens, mittags, abends. Das ist ja furchtbar!“ beschwerte sich Minnesota.

“Es schmeckt“, erwiderte Jadda.

“Und wie geht’s eigentlich Curai?“ lenkte Minnesota beiläufig vom Thema ab.

“Sie war ruhig, diesen Nachmittag. Wir haben uns darauf geeinigt, nicht über ... Alina und die Umstände ihrer Gefangennahme zu sprechen. Wir hätten Alina nicht mehr helfen können, oder?“ fragte ich dann beinahe panisch. Minnesota schüttelte den Kopf: “Nein.“ Wieder wurde es ruhig. “Okay, um jetzt mal auf ein Thema zu kommen, das mich mehr als brennend interessiert, JJ ... wie lange wolltest du den Missions-Bericht noch vor uns geheim halten?“ Mein Löffel fiel mir aus der Hand und landete klirrend neben dem Joghurt-Becher.

“Bericht?“ hakte ich nach. Jadda nickte: “Du hast deine Diskette vergessen, bevor du gingst.“ Sie legte sie vor mir auf den Tisch. “Ihr habt sie euch angesehen?“ hakte ich nach.

“Es stand ’SG-X’ drauf“, begründete Jadda nickend. Ich senkte den Blick und schaute dann wieder auf. “Ich wollte ihn euch zeigen, aber ich wusste nicht ...“ Ich brach ab.

“Wie wir reagieren würden?“ half Minnesota nach. Ich nickte. Mac schüttelte den Kopf: “Wie sollten wir wohl reagieren? JJ, wir wussten nicht was los war, du hast dich zurück gezogen und nicht mehr mit uns gesprochen. Der Palace war plötzlich nicht mehr dein zu Hause: Keine Fanfictions, kein Forum, kein Chat ... gar nichts. Wir wären überglücklich gewesen, wenn du uns gesagt hättest was los ist.“ Bevor ich einlenken konnte, fuhr Jadda fort: “Okay, wir akzeptieren, dass da so was wie eine Mauer war. Du hattest vielleicht Angst, vielleicht warst du verwirrt, vielleicht die Geheimhaltung oder du wolltest uns nicht wehtun.

Fakt ist, dass du es getan hast. Kein Problem! Wir verstehen schon. Aber du hättest uns spätestens nach den Fotos davon“, sie wedelte mit der Diskette, “erzählen sollen. Das ist auch unser Leben.“

“Ich wollte, dass ihr ihn fertig schreibt“, sagte ich. Stille herrschte. “Mir fehlen Szenen. Es ist nicht komplett, es ist ... es fehlt etwas. Ich wollte euch darum bitten“, erklärte ich. Schweigen. “Tut ihr es?“ fragte ich verunsichert. Minnesota grinste. “Natürlich, Snakie. Du hättest nur was sagen müssen“, meinte sie.

“Snakie?“ Ich blickte sie an. “Tut mir leid, JoJa. Genau das bist du nun mal. Mit oder ohne Schlange“, erklärte Minnesota und zuckte entschuldigend die Schultern. Ich grinste.

“SG-X in den Konferenzraum!“ ertönte eine Lautsprecherdurchsage.

“Cool! Wir werden ausgerufen!“ begeisterte sich Mac und rannte davon. Lachend schauten wir ihr nach. “SG-X, hm?“ hakte ich nach.

“Allerdings. Wir waren es, sind es und werden es immer sein“, erklärte Minnesota.

“Hey, kommt ihr!?“ fragte Mac von der Tür. Ich nahm eine Hand voll Schokoriegel aus dem Weidenkorb auf der Theke und steckte sie in die Hosentaschen. “Uns fehlt nur noch eins: ein Anführer“, verkündete Jadda im Laufschritt, verstaute ebenfalls einige Riegel in ihrer Tasche. Ich lächelte.

“Wohl nicht“, erwiderte Mac.

“Nicht? Was denn?“ fragte Jadda erstaunt. Mac grinste. “Abzeichen ... und unsere Namen auf der Gehaltsliste.“ In dem Moment, in dem wir die Kantine verließen, hatte ich kurz das Gefühl, dass unser Besuch nicht so schnell enden würde wie wir glaubten.

Etwas geschah in diesem Augenblick! Und ich wusste, dass es nachhaltige Auswirkungen auf uns haben würde.

***

Othalla:

Sie lief mit schnellen Schritten durch den Gang und störte sich nicht an den Replikatoren, die um sie herum begannen, die Verkleidung der Wände zu fressen. Diese Wesen hatten kein Interesse an Menschen.

Sie öffnete per Berührung eines hell leuchtenden, ovalen Steines eine Tür und blickte in die Gesichter von fünf Asgard. Einer von ihnen berührte einen Knopf. Dieser leuchtete kurz hell auf und verdunkelte sich dann wieder. “Was willst du hier? Wer bist du?“ fragte nun einer der fünf.

“Mein Name ist für euch nicht länger von Bedeutung. Wo ist der sechste?“ Sie wusste, dass noch eines dieser Wesen bei den Asgard gewesen war. Sie wusste es genau.

“Wir sind die letzten, die übrig blieben“, behauptete ein anderer der kleinen Außerirdischen.

“Ihr lügt! Ich weiß, dass dort ein sechster war“, sagte sie bestimmt und trat drohend näher zu den Asgard. Sie griff in die Tasche des langen, dunklen Umhangs, den sie trug und zog eine kleine Kugel hervor. Sie hielt sie in die Höhe. Aufgeregt begann einer der Asgard den anderen etwas in ihrer eigenen Sprache zu erzählen. Diese blickten erschrocken zu ihr hinüber. “Wo ist der sechste?“ wiederholte sie ihre Frage. Die Asgard blieben stur. Sie ließ die Kugel fallen. Ein grelles Licht erstrahlte und sie schloss geblendet die Augen.

Als sie sie wieder öffnete, waren die Asgard verschwunden. Sie selbst blieb unberührt von dieser Technologie. “Narren!“ murmelte sie abfällig. Sie ging zu einem der Kontrollpulte und aktivierte einige Anzeigen. Ein holographischer Bildschirm tauchte auf und zeigte die rote Wärmesignatur einer Person an. Sie lächelte: “Nemesis bekommt immer was sie will.“ Sie verließ den Raum mit schnellen Schritten, als der Punkt in eine Sackgasse trat.

Was sie nicht mehr sah, war, dass die Wärmesignatur plötzlich erlosch.


weiter: Kapitel 2
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