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Life’s too short (C-6) – Verhandlungen von JolinarJackson

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Vorwort



Spoiler: ’Cold Lazarus – Die Auferstehung’ und ‘Brief candle'

Spielt nach ’Revisions – Die Macht des Speichers’. Dies ist der 6. Teil meiner Slash-Reihe ’Life’s too short’. Feedbacks wären nett!
Life’s too short – Verhandlungen


Es klingelte und Jack sah auf die Uhr. Seine Augen schlossen sich wieder gequält und er wollte gerade weiterschlafen, als die Türglocke sich erneut meldete.

“J’ck?“, fragte Daniel verschlafen.

“Was?“, fragte der Colonel müde zurück. Daniel kämpfte sich einigermaßen aus der festen Umarmung seines Freundes los und schob ihn Richtung Bettkante.

“Tür“, war alles, was er sagte.

“Warum ich?“, war die verstimmte Antwort. Daniel drehte sich mit dem Rücken zu Jack und antwortete: “Dein Haus.“ Jack öffnete die Augen wieder und stand halb komatös auf. Verdammt, Daniel hatte Recht.

Es war zehn Uhr morgens. Wer klingelte um so eine unchristliche Zeit an seiner Tür?

Na ja, unchristlich, wenn man spät von einer anstrengenden Mission zurückkehrt und dann noch anderweitigen ... Beschäftigungen mit seinem Geliebten nachgegangen war. Es klingelte erneut. “Ja, Gott verdammt!“, rief Jack und zog sich sein T-Shirt an, bevor er die Tür des Schlafzimmers öffnete und den Flur hinunter zur Haustür taumelte. Er wischte sich übers Gesicht und öffnete. Schock durchzog sein verschlafenes Gehirn, als er die blonde, hübsche Frau vor der Tür wiedererkannte.

“Sara?!“

“Störe ich? Hast du etwa noch geschlafen?“, fragte seine Ex-Frau und blickte ihn entschuldigend an.

“Du hast dreimal geklingelt, Sara. Wäre es dir nicht möglich gewesen, nach dem ersten Mal zu erkennen, dass ich noch schlafe?“

Ein verletzter Ausdruck erschien auf Saras Gesicht: “Entschuldige, aber ich ... ich war gerade in der Gegend und ich ... habe da was vor mir hergeschoben. Ich muss mit dir reden. Es ist sehr wichtig.“ Jack zog die Augenbrauen hoch. Sara und er hatten seit der Sache mit den Kristallen vor sechs Jahren beständig Kontakt gehalten. Sie telefonierten dann und wann und seit Sam und Daniel Jack dazu gebracht hatten, sich einen Computer und Internet anzuschaffen, schrieben sie sich auch hin und wieder eine Mail. In den letzten Wochen hatte es keine Andeutung darauf gegeben, dass Sara etwas vor sich herschob, wie sie sagte. Neugierig trat er zur Seite, um sie einzulassen, versteckte ein Gähnen. Er lächelte Sara zu und nahm sie kurz freundschaftlich in den Arm.

“Entschuldige, Sara ... ich war lang arbeiten und ... na ja, es wurde spät gestern“, erklärte er und ließ seine Ex-Frau eintreten. “Kaffee?“, fragte er.

Sie lächelte: “Nein, keinen Kaffee. Lieber einen Tee.“ Jack führte sie in seine Küche.

Er stellte Wasser auf. “Entschuldige, ich gehe mich kurz anziehen. Mach es dir bequem!“, sagte er und Sara setzte sich dankbar auf einen der Küchenstühle. Jack verließ die Küche und eilte ins Schlafzimmer. Er schloss die Tür hinter sich und küsste Daniel auf die Stirn. “Daniel? Wach auf!“

“J’ck?“, fragte der junge Mann. Er schlug die Augen auf: “Kaffee?“

Jack lächelte und schüttelte den Kopf: “Sara ist hier.“

Überrascht hob Daniel etwas den Kopf: “Deine Ex-Frau?“

“Ja“, antwortete Jack. Er starrte auf das Kissen neben Daniels Kopf, bis dem Archäologen plötzlich klar wurde, warum Jack ihn wieder geweckt hatte.

“Sie weiß nichts über uns“, vermutete Daniel. Jack zuckte mit den Schultern. “Jack, ihr mailt euch seit sechs Jahren, ihr telefoniert ab und zu. Ich dachte, euer Verhältnis wäre wunderbar. Müssen wir uns denn vor jedem verstecken?“, wollte Daniel wissen. Jack seufzte gequält. “Jack, ich ... es ist nur ... ich will nicht immer so tun, als wäre nicht mehr als Freundschaft zwischen uns. Ich will ...“

Jack schüttelte den Kopf. “Du wusstest, worauf du dich einlässt.“

“Sie ist nicht im Militär. Und sie wird uns nicht verraten. Was du von ihr erzählst ... das würde sie nicht tun. Wir haben gesagt, dass Militärangehörige nicht davon erfahren dürfen, bis auf die, die schon davon wissen. Aber Sara ist nicht im Militär.“

Jack streichelte Daniels Wange. “Ich habe sie mal geheiratet, Daniel. Wie soll ich meiner Ex-Frau erklären, dass ich ... sie ist so eifersüchtig gewesen, früher“, erklärte Jack.

Daniel zog die Decke über seinen Kopf, ein Zeichen, dass das Gespräch beendet war. Jack schluckte hart und sagte leise: “Ich liebe dich.“ Er ging zur Tür.

“Jack?“ Daniel blickte über den Saum der Decke Jack hinterher. Der Colonel drehte sich zu ihm um. “Ich dich auch. Ich würde keine Beziehung mit dir haben, wenn es nicht so wäre.“ Jack nickte und schloss die Tür hinter sich, als er den Raum verließ. In den letzten Wochen war ihm vermehrt aufgefallen, wie sehr Daniel ihre versteckte Beziehung hasste. Wie sehr er es gerne öffentlich machen würde. Jack konnte nichts dagegen tun. Er war nicht bereit, das SGC zu verlassen, noch nicht. Sie hatten über Möglichkeiten diskutiert, waren aber zu keinem Ergebnis gekommen. Seit ein paar Tagen wich Daniel dem Thema aus und meinte nur, dass sie es nicht ändern könnten.

“Das Wasser hat gekocht, ich habe einfach schon ...“ Sara stockte in ihren Worten, als sie Jack anblickte. “Wolltest du dich nicht anziehen?“, fragte sie.

Jack sah an sich hinab: “Oh ... ich ... habe vergessen, dass meine Hose im Wohnzimmer ist. Im Wohnzimmer.“ Er eilte in den angegebenen Raum und fand glücklicherweise eine frisch gewaschene Jeans im Wäschekorb neben dem Fernsehsessel. Schnell zog er sie an. Er sah sich um und erblickte ein blaues Sweatshirt von Daniel auf der Couch, das gestern Abend dort zurückgelassen worden war. Er streifte es über, dann kehrte er in die Küche zurück. “Fertig!“, verkündete er grinsend und Sara drehte sich, vor der Teekanne stehend, um.

Sie zog die Augenbrauen zusammen: “Die Hose ist ... etwas zu kurz, oder?“ Jacks Blick wanderte nach unten. Oh! Daniels Hose! Obwohl die beiden Männer fast gleich groß waren, blieben dennoch ein paar Zentimeter Unterschied.

“Ach, was, das passt schon“, meinte er abwinkend und griff nervös über Saras Kopf hinweg in den Schrank. “Ich mache das schon“, sagte er. Er stellte die Tassen auf den Tisch, bevor er den Tee eingoss, “Willst du etwas essen?“

Sara schüttelte den Kopf: “Nicht nötig. Ich wollte nur kurz mit dir reden.“

Sie schien zu zögern, blickte in den Flur und Jack fragte: “Was?“

“Ich habe gerade Stimmen im Schlafzimmer gehört, als du weg warst ... hast du Besuch?“

Jack schüttelte rasch den Kopf, wünschte Sara hätte sie beim Frühstück oder noch später überrascht. Dann hätte er Daniel nicht ausschließen müssen, hätte seine Anwesenheit erklären können. “Der Fernseher. Was gibt’s?“, fragte Jack und reichte ihr den Zucker.

“Jack, du hast doch schon ein paar Mal Edward getroffen“, erklärte Sara.

Jack nickte grinsend: “Der alte Eddie.“

“Jack, er kann nichts für seinen Namen“, schimpfte Sara.

Jack nickte reuevoll: “Dein Mann ist okay. Wirklich!“

Sara lächelte leicht. “Gut, du erinnerst dich also, dass wir verheiratet sind. Erstaunlich! Du warst nicht bei der Hochzeit.“

Jack seufzte gequält und murmelte: “Musst du immer wieder darauf rumhacken? Der Kerl ist jünger als ich. Wie sähe das denn aus? Als hättest du mich wegen ihm verlassen ... ihn mit seinen ganzen Banker-Freunden.“

Sara grinste: “Als du mich geheiratet hast, war ich auch jünger als du – acht ganze Jahre, Jack.“ Dann fuhr sie fort: “Jack ... wir erwarten ein Kind.“ Jack verschluckte sich an seinem Tee. Er begann zu husten. “Jack?“, fragte Sara besorgt.

Er winkte ab: “Ein ... ein Baby?“

Sara nickte: “Ein Baby, Jack. Ich dachte, du solltest es wissen.“

Er nickte langsam: “Danke, Sara.“

“Du verstehst es?“, fragte Sara unsicher.

Er nickte: “Ihr seid verheiratet, Sara. Da musste das ja mal passieren.“

“Passieren?“

“Na ja, diese ... Baby-Sache eben.“ Jack drehte seine Tasse auf dem Tisch, das Kratzen der Keramik auf dem Holz in der eintretenden Stille überlaut.

Sara zog missbilligend die Stirn in Falten. “Ich weiß, dass ich nicht mehr die Jüngste bin, Jack. Mein Arzt sagt selbst, dass er nur selten Patientinnen in meinem Alter hat, die schwanger werden.“

Jack schüttelte den Kopf und schnaubte: “Ein Baby, Sara. In den Monaten, in denen wir unsere Ehe kitten wollten, hast du immer wieder gesagt, du willst nie wieder Kinder haben. Da hast du deine Meinung also doch noch mal geändert?“

“Ich muss dich garantiert nicht um Erlaubnis bitten!“, meinte Sara empört.

Jack stand auf und lief unruhig hin und her. “Ihr erwartet ein Kind, Sara. Mit mir wolltest du keines mehr, aber mit ihm.“

“Du kannst die Situation nicht vergleichen. Charlie ist seit acht Jahren tot. Damals waren es gerade mal Monate. Und du hast kein Recht eifersüchtig zu sein ... ich glaube, ich sollte gehen“, erwiderte Sara und stand auf.

“Warte!“, sagte Jack und sie wandte sich zu ihm um, “Es ... es tut mir leid.“

Sara blickte kurz zu Boden. “Ich wollte nur, dass du es weißt. Ich will nicht mit dir streiten, Jack.“

“Dann haben wir was gemeinsam.“

Sie setzte sich wieder. Jack nickte langsam und nahm ebenfalls wieder Platz. Er schluckte: “Wann ist es denn ... so weit?“

“Ich bin im zweiten Monat, also im Oktober“, meinte Sara. Dann erblickte sie etwas auf dem Regal über der Kaffeemaschine. “Jack?“, fragte sie langsam.

“Hm?“ Er blickte auf.

Sara ging zum Regal hinüber und nahm das kleine Döschen mit Daniels Antihistaminen herunter. Sie hatten im Laufe der Zeit festgestellt, dass es einfacher war, sie in der Küche aufzubewahren. Daniel konnte sie nicht verfehlen, wenn er zu seinem Kaffee griff. Obwohl er schon seit Jahren Medikamente einnahm, vergaß er ab und zu doch die Allergie-Mittel, wenn er morgens einen Bericht las, um sich auf ein Briefing vorzubereiten. Sara las das Etikett. Besorgt schaute sie ihn an. “Du hast Allergien? Seit wann das?“

Er zögerte, dann gab er auf. Wenn er jetzt mit dem Lügen anfing, würde er sich irgendwann so sehr darin verstricken, dass er nicht mehr aufhören konnte. “Nein, die gehören Daniel. Meinem Freund“, erklärte er so ruhig, wie es ihm möglich war.

“Freund?“ Prüfend blickte Sara ihn an, irgendetwas in Jacks Tonfall kam ihr merkwürdig vor. Dann verschränkte sie die Arme. “Deinem ... Freund Freund? Oder deinem Freund

“Letzteres“, antwortete Jack, “Wir ... haben eine Beziehung.“

Sara starrte ihn an. “Daniel ist ein Mann, nehme ich an.“

“Ja“, antwortete Jack. Sara stellte wütend die Dose auf die Theke. “Du machst mir Vorwürfe und verheimlichst mir so etwas? Dass du plötzlich ... schwul bist?“

Jack senkte den Blick. “Na ja, es ist ...“

“Das ist doch unfassbar!“, murmelte Sara, “Du bist wütend auf mich und hast gleichzeitig ein so großes Geheimnis.“ Ihre Züge klärten sich, als ihr etwas klar wurde. “Sag mal, Jack, der Fernseher ...“

“Daniel ist im Schlafzimmer.“

“Du hast ihm gesagt, er soll nicht rauskommen, hm? Damit ich ihn nicht zu Gesicht bekomme, deinen rätselhaften Freund. Von all den unaufrichtigen, idiotischen ...“

Jack stand auf. Abwehrend hob er die Hände. “Moment mal! Das ist mein Haus und mein Leben! Und ich werde mich nicht von dir hier verurteilen lassen!“

“Verurteilen? Ich verurteile dich nicht, weil du mit einem Mann schläfst, Jack. Ich bin wütend, weil du mich all die Jahre angelogen hast. Einfach gelogen! Du hast behauptet, du hättest niemanden gefunden, der dir gefiele. Keine neue Beziehung. Nein! Gar nicht!“

“Wir sind erst seit Ende des letzten Jahres zusammen“, versuchte Jack, sich zu rechtfertigen.

“Wie viele Mails haben wir in der Zeit wohl geschrieben? Wie oft telefoniert, Jack?“

Jack schüttelte den Kopf. “Ich bin im Militär, Sara.“

“Du hättest es mir sagen können, Jack. Ich bin kein Militär.“

Jack lachte leise und antwortete: “Genau das sagt er auch.“ Sara seufzte und fragte: “Kann ich ihn sprechen? Kenne ich ihn überhaupt?“ Jack schüttelte den Kopf. “Nicht wirklich. Du hast ihn gesehen – damals.“

Sara schluckte langsam. “Aber nicht der große Schwarze -“

“Nein!“, antwortete Jack, “Daniel ist ... Archäologe bei uns.“

“Bei diesem Stargate-Programm? Andere Planeten erforschen?“

Jack nickte.

“Mehr hast du mir nie darüber gesagt. Ihr erforscht andere Planeten und ... Charlie war eine außerirdische Lebensform. Darfst du mir nicht mehr sagen oder ... willst du nicht?“

Jack senkte den Blick. “Mehr geht nicht.“

“Okay. Darum geht es auch gar nicht“, räumte Sara ein und setzte sich. Sie starrte nachdenklich in ihren Tee. Jack setzte sich wieder ihr gegenüber und antwortete: “Der junge Mann mit der Brille und den langen Haaren.“ Sara dachte kurz nach, dann lachte sie. “Das ist Daniel?“

“Ja. Er hat sich verändert seitdem. Die Haare sind kurz und er hat trainiert. Aber ... ja.“

“Kann ich ihn kennen lernen?“, fragte Sara.

***

Jack drückte Daniel eine Kaffeetasse in die Hand, als er in die Küche trat und deutete dann auf Sara. “Daniel Jackson - Sara Bogosian.“

Daniel lächelte zurückhaltend und Sara tat es ihm nach. Stille folgte. Sara räusperte sich: “Sie sind also Archäologe.“

“Ja“, antwortete Daniel.

Es wurde wieder ruhig und Jack schluckte schwer. Jetzt, da alles raus war, hatte er das Bedürfnis, dass seine Ex-Frau und Daniel sich gut verstanden. Im Moment sah es noch nicht so gut aus. Daniel starrte in seinen ersten Kaffee des Tages, frisch geduscht und mit feuchten Haaren und Sara rührte in ihrem Tee.

“Okay. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam frühstücken, nur, um das Eis zu brechen. Sara, du musst doch nicht wirklich gleich wieder weg, oder?“

Ein Handy klingelte und Daniel stellte seine Kaffeetasse ab. “Meins“, verkündete er und eilte ins Wohnzimmer.

“Er scheint nett zu sein“, meinte Sara vorsichtig.

“Ihr habt erst drei Worte gewechselt“, erwiderte Jack.

Sara seufzte. “Jack, es ... wäre vielleicht besser, wenn ich gehe. Er fühlt sich unwohl. Man sieht es ihm an.“

Jack schüttelte beschwörend den Kopf. “Er ist nur noch etwas verschlafen, Sara. Und schüchtern. Du solltest da nicht zu viel hineinlesen.“

Daniel kam wieder in die Küche und wandte sich an Jack: “Der General sagt, er braucht mich für ... ein Projekt. Ich muss gehen.“

“Ein Projekt?“

“Ja, du weißt schon ... diese 15er Sache“, erklärte Daniel möglichst ungenau, um nicht Sara gegenüber gegen irgendwelche Vorschriften zu verstoßen. Er war auch noch zu verwirrt und müde, um irgendeinen klareren Gedanken zu fassen, als die Tatsache, dass Jacks Ex-Frau hier war.

“Okay!“, sagte Jack leise. “Daniel?“ Der jüngere Mann hob die Augenbrauen. “Wir ... wir haben den Rest der Woche Urlaub.“

“Jack, es ist wirklich dringend! Außerdem ... habt ihr beide für heute sicherlich viel zu bereden. Ich brauche sicher nur heute arbeiten“, erklärte Daniel. Dann ging er ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen und das Haus so schnell wie möglich zu verlassen.

***

“General Hammond!“, grüßte Daniel, als er den Konferenzraum betrat. Lächelnd wandte der General sich ihm zu: “Dr. Jackson! Schön, dass Sie es trotz Ihres Urlaubs einrichten konnten.“

Daniel nickte und wandte sich dann an den anwesenden Anführer von SG-15: “Scott! Wo liegt das Problem?“

“Die haben uns eiskalt auflaufen lassen, Daniel!“, erklärte Colonel Scott Bui und schüttelte fassungslos den Kopf.

Daniel blickte fragend zu Hammond und dieser ergänzte: “P1U-838 – die Sigmoner sind auf einmal nicht mehr bereit, den Vertrag über den Naquadah- und Antibiotika-Austausch zu unterzeichnen.“

“Nun gut“, meinte Daniel und nippte an seinem Kaffee, “aber was habe ich damit zu tun, Sir?“

“Ihr Anführer vertraut Ihnen, Daniel“, erklärte Scott und hob fragend die Augenbrauen, “Sie haben Eindruck auf die Leute gemacht.“

Daniel seufzte. “Wann brechen wir auf?“

“Sofort! Mein Team ist noch drüben“, antwortete Scott Bui und Hammond nickte zustimmend.

***

Daniel schloss die Tür auf und warf den Schlüssel mit geübtem Schwung auf die Kommode, bevor er die Tür mit einem Fuß zustieß und gleichzeitig die Jacke auszog. Er atmete tief ein und erkannte den Geruch von Lasagne. “Jack?!“

“Im Wohnzimmer!“

Er seufzte und zog den kleinen Lederbeutel aus seiner Jackentasche. “Ich habe was für dich!“, rief er, während er sich auf den Weg zu seinem Liebhaber machte und krampfhaft überlegte, wie er Jack erklären sollte, dass er auch den Rest des Urlaubs für diese Verhandlungen würde opfern müssen. Da kam Jack auch schon um die Ecke gehetzt und blieb erleichtert ausatmend stehen, als er Daniel erblickte.

“Gott sei Dank!“, seufzte er.

Verwirrt zog Daniel die Augenbrauen hoch. “Was?“

“Ich dachte, du würdest ins Wohnzimmer kommen“, erklärte Jack zögerlich und trat näher auf Daniel zu, um ihm zur Begrüßung einen Kuss zu geben.

“Ja, das hatte ich vor“, lächelte Daniel und legte seine Arme um Jacks Nacken.

“Nein, du weißt schon“, meinte Jack und lehnte sich vor, um Daniel ins Ohr zu flüstern, “Nackt.“

Daniel schwieg einen Moment überrascht, dann lachte er. “Das hättest du wohl gerne“, neckte er und Jack zuckte mit den Schultern.

“Ja ... schon. Als du gerufen hast, du hättest was für mich ...“

“... hast du gedacht, ich würde nackt ins Wohnzimmer kommen?! Ich habe noch nicht mal zu Abend gegessen, Jack.“ Daniel schüttelte den Kopf. “Du kommst auf Ideen.“ Er nahm eine von Jacks Händen und legte den Lederbeutel hinein. “Vom Khan für dich.“

“Khan?“

“Na ja, die Mission vor einer Woche. Colonel Bui hatte Probleme und sie riefen mich und der Khan war enttäuscht, dass weder du noch Sam noch Teal’c mich begleitet haben. Einmal im Jahr stellen sie diese Süßigkeiten her und sie hatten dieses Jahr eine so gute Kräuterernte, dass sie einen Überschuss produzieren konnten – den sie an uns als Geste der Freundschaft verschenken wollten.“

Jack lächelte. “Die Leute stehen eben auf uns.“

“Ja“, antwortete Daniel, “Das sind Kräuterbonbons, wenn ich ihn richtig verstanden habe.“

“Und wenn nicht?“

“Giftig ist es jedenfalls nicht“, antwortete Daniel und zwinkerte ihm zu.

“Sehr witzig!“, antwortete Jack.

“Sag mal, warum beunruhigt es dich eigentlich so, dass ich nackt ins Wohnzimmer kommen könnte?“, wollte Daniel plötzlich wissen. Jack atmete tief ein.

Er wollte gerade antworten, da sagte Sara: “Oh, Entschuldigung!“ Sie lehnte im Durchgang zum Wohnzimmer. “Hi, Daniel!“

Der jüngere Mann löste sich von Jack und trat auf sie zu. “Hi!“

“Sara bleibt zum Essen. Ich habe Lasagne gemacht“, erklärte Jack.

“Oh!“, machte Daniel und setzte ein Lächeln auf, “Toll!“

Es wurde ruhig und während Sara und Daniel sich in erschreckender Ähnlichkeit auf die Unterlippe bissen, kam Jack der Gedanke, er müsse die Stimmung etwas auflockern. Er räusperte sich und sagte: “Daniel hat mir Bonbons mitgebracht!... Und Sara ist schwanger!“ Beide schauten ihn leicht verwirrt an und er zuckte mit den Schultern. “Wollen wir essen?“

***

“Das ist wirklich lecker, Jack“, meinte Sara und grinste kurz, bevor sie wieder dazu überging, verlegen auf ihren Teller zu starren und zu essen.

Daniel stocherte in seinem Salat herum und räusperte sich: “Ja, ist gut, Jack.“ Jack lächelte humorlos und Stille senkte sich wieder herab.

Dann seufzte er und sagte schnell: “Ich brauche ein Bier.“

“Bring mir eins mit!“, bat Daniel.

“Mir auch!“, murmelte Sara. Jack schüttelte den Kopf und deutete nacheinander auf seine Gegenwart und seine Vergangenheit, während er sagte: “Du bist nach einem Bier betrunken und das will ich Sara wirklich nicht zumuten. Und du bist schwanger!“ Mit diesen Worten floh er in die Küche.

“Das ist nicht wahr!“, jammerte Daniel.

“Er könnte so solidarisch sein und auch nichts trinken“, murmelte Sara.

“Genau!“, antwortete Daniel, “Ich bin ja schon froh, dass er nicht die Gläser mit den Simpsons drauf gedeckt hat.“

Sara lachte. “Das gibt es nicht. Er besitzt diese grässlichen Dinger immer noch? Beim Mittagessen habe ich jahrelang nichts anderes als Homer und Marge gesehen. Und als Charlie geboren wurde, kaufte er auch noch Bart.“

Daniel nickte. “Inzwischen hat er auch Lisa und Maggie bei ebay ersteigert.“

Sara schüttelte den Kopf.

Jack stand währenddessen in der Küche und tat sein Bestes, eine Flasche Bier innerhalb von drei Minuten auszutrinken. Das war schlimmer, als er gedacht hatte. Daniel dachte, Sara könne ihn nicht ausstehen und Sara dachte ähnlich über Daniel. Anders konnte es nicht sein, denn die beiden waren sonst immer sehr kontaktfreudig und aufgeschlossen anderen gegenüber. Ein Lachen aus dem angrenzenden Esszimmer ließ ihn aufhorchen. Er ging auf die Tür zu und trat über die Schwelle, beobachtete, wie Daniel und Sara sich anscheinend glänzend unterhielten. Endlich!

Er lächelte. Diese Hürde war genommen. Da erblickte Sara ihn und lächelte. “Ist das wahr, Jack? Dachtest du wirklich, Daniel würde nackt ins Wohnzimmer kommen?“

Jacks Lächeln gefror.

“Weißt du noch? Das hast du dir bei mir auch immer gewünscht“, fügte seine Ex-Frau hinzu. Jack kehrte in die Küche zurück. Er brauchte dringend noch ein Bier.

***

“Jaaack?“, fragte Daniel lang gezogen und der Colonel drehte sich um, lehnte sich mit dem Rücken gegen die geschlossene Haustür. Sie hatten sich versichert, dass Sara von ihrem Ehemann abgeholt wurde und jetzt fand Daniel, es sei an der Zeit, Jack zu beichten. Daniel trat näher an ihn heran und legte ihm die Arme um die Hüfte, küsste ihn auf die Lippen. “Ich muss da etwas mit dir klären.“

“Klären?“, fragte Jack und legte eine Hand auf Daniels Hinterkopf, spielte mit den kurzen Haaren.

“Mhm“, machte Daniel und streichelte Jacks Rücken. Er blickte ihm in die Augen und biss sich auf die Unterlippe.

“Verdammt noch mal, Danny! Tu das nicht!“, murmelte Jack lächelnd.

“Was passiert sonst?“, fragte Daniel und Jack grinste. Dann klärten sich seine Gesichtszüge. “Du versuchst, mich gnädig zu stimmen!“, beschuldigte er seinen Geliebten und trat zur Seite, schob Daniels Hände von sich. Dieser seufzte und starrte verlegen zu Boden. “Was ist los, Daniel?“, fragte Jack streng.

“Du hörst dich an wie einer meiner Pflegeväter“, jammerte der Archäologe.

“Daniel!“

“Diese Mission mit dem Khan. Wir haben damals den Kontakt aufgebaut, bevor SG-15 übernommen hat“, erinnerte Daniel zögerlich.

“Ja“, antwortete Jack, “Die Leute stehen auf uns.“

Daniel seufzte. “Scheinbar will Colonel Bui, dass ich sein Team auf der Mission begleite. Der Khan will, dass ich weiterhin anwesend bin.“

Jack verschränkte die Arme. “Und du hast zugesagt.“

Daniel verdrehte die Augen und trat wieder auf Jack zu, streichelte seine Wange. “Hör auf damit!“, verlangte Jack und schob Daniels Hand weg, “Wir haben Urlaub, Daniel!“

“Ich weiß.“

“Wir haben sowieso kaum Zeit füreinander!“

“Ich weiß.“

“Warum kannst du nicht Nein sagen, wenn dich jemand darum bittet, bei Verhandlungen oder Ausgrabungen zu helfen?!“

“Jack, ich ... das ist nun mal mein Job. Wie oft habe ich noch Gelegenheit, ihn zu machen? Ich gehe beinahe nur noch auf Missionen, bei denen Soldaten gefragt sind.“

“Das ist kein Grund, dich in unserem Urlaub, den wir gemeinsam verbringen wollten, mit Arbeit einzudecken!“

“Jack, ich ... es tut mir leid. Du weißt doch, wie das ist.“

Jack seufzte und meinte dann ruhiger: “In den letzten Monaten ist es einfach schwieriger geworden, genug Zeit miteinander zu verbringen. Ich ...“ Jack nahm Daniel in den Arm.

Daniel erwiderte die Umarmung liebevoll. “Lass uns die letzten Stunden noch nutzen“, murmelte er lächelnd und Jack grinste. “Ja, das sollten wir.“

***

Als Jack am nächsten Morgen aufstand, war Daniel schon weg. Auf dem Küchentisch neben der Morgenzeitung und dem Lederbeutel mit den geschenkten Süßigkeiten, fand Jack jedoch eine Nachricht von seinem Geliebten.

Es tut mir wirklich leid! Ich liebe dich! Bis heute Abend.

Er lächelte und legte sie zur Seite, bevor er neugierig zu dem Lederbeutel griff. Er zog eines der bräunlichen, formlosen Bonbons heraus und steckte es in den Mund. Es schmeckte gut. Wirklich! Das Telefon klingelte. “O’Neill?“, meldete er sich.

“Morgen, Jack! Ich bin’s!“

Er lächelte. “Sara!“

“Edward ist heute auf Geschäftsreise gegangen und ich dachte, wir drei könnten uns zum Essen treffen, etwas bummeln und vielleicht ins Kino gehen.“

Jack seufzte. “Mach aus drei zwei und du hast einen Deal.“

“Ist Daniel nicht da?“

“Er arbeitet. Es ist wichtig. Das weiß ich, aber ...“

“... aber du bist trotzdem enttäuscht“ , sagte Sara verständnisvoll.

“Ich kann froh sein, wenn ich ihn diese Woche überhaupt noch sehe. Aber ich kann es schon verstehen. Unsere Arbeit ... es ist schwer für ihn, sich linguistisch auszuleben.“ Jack seufzte, als er erneut die Wahrheit hinter diesen Worten erkannte. Manchmal tat Daniel ihm deswegen leid. “Ich hole dich gegen eins ab.“

“Okay, Jack. Bis dann!“

***

Als Jack spät am Abend in seine Einfahrt fuhr, Daniels Auto bemerkte und Licht im Haus brennen sah, dachte er kurz daran, dass er vergessen hatte, eine Nachricht zu schreiben, um seine Abwesenheit zu erklären. Er schloss auf und zog Jacke und Schuhe aus, bevor er zunächst in die Küche ging. Im Wohnzimmer lief der Fernseher und Jack machte die Geräusche eines Dokumentarfilms aus. Jack schnappte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, überlegte es sich anders und stellte es wieder zurück, bevor er ins Wohnzimmer ging, um nach Daniel zu sehen, der nicht mal ein Wort des Grußes gerufen hatte. Der jüngere Mann schlief. Jack seufzte und schaltete den Fernseher aus, bevor er sich auf die Kante des Sofas setzte und die Wolldecke von der Lehne zog, um den Archäologen zuzudecken. Daniel blinzelte und erkannte den Colonel. “Hey!“, meinte Jack.

Daniel zog seine Brille ab und legte sie auf den Wohnzimmertisch. “Hey! Wo warst du?“

“Unterwegs mit Sara“, antwortete Jack.

Daniel sah zur Uhr des Videorekorders. “Bis jetzt?“ Er konnte den leicht vorwurfsvollen Unterton nicht aus seiner Stimme heraushalten.

“Wir waren um neun im Kino“, erklärte Jack.

“Ach so“, antwortete Daniel.

“Wie liefen die Verhandlungen?“, fragte Jack.

“Schleppend. Es liegt noch einiges vor uns. Oh!“, fiel es Daniel ein und er lächelte, griff unter die Fernsehzeitschrift auf dem Tisch, “Ich habe dir was mitgebracht.“

“Schon wieder? Willst du mich von deiner Affäre mit Scott Bui ablenken?“

“Nein“, antwortete Daniel und setzte sich auf, gab Jack einen weiteren Lederbeutel. Er küsste ihn auf die Lippen. “Ich bereue immer noch“, erklärte er schulterzuckend.

Jack blickte in den Beutel. “Bonbons. Die solltest du mal essen! Die sind echt gut“, meinte Jack.

“Ich könnte sie in den Vertrag einbauen“, schlug Daniel vor.

“Das dachte ich auch. Danke!“, antwortete Jack. Daniel lächelte. Er lehnte sich vor und küsste Jack sanft.

“Tut mir leid“, flüsterte er anschließend erneut und Jack seufzte, “Ich gebe zu, dass ich diese Mission gerne angenommen habe.“

“Schon okay. Hör auf mit dem Entschuldigen. Dir kann man nur schwerlich nicht verzeihen“, antwortete er.

“Ein Kompliment?“

“Darauf kannst du wetten“, antwortete Jack und fragte dann: “Bett?“

Daniel lächelte. “Darauf kannst du wetten.“

***

Drei Tage und Nächte vergingen, die Daniel aus Zeitgründen in der Basis und auf dem Planeten verbrachte. Als Resultat sahen sich die Liebhaber nicht mehr und die seltenen Telefongespräche wurden ständig von den neuesten Nachrichten aus den Verhandlungsräumen unterbrochen. Jack wurde langsam wieder wütend und ging sogar ein oder zweimal ganz bewusst nicht ans Telefon, wenn es klingelte. Daniel fühlte sich schlecht und brachte die Verhandlungen so schnell voran, wie nur irgend möglich.

Jack verbrachte seine Zeit mit Sara und die beiden kamen sich wieder so nah wie schon lange nicht mehr. Nachdem Daniel die Verhandlungen am Donnerstagnachmittag mit Colonel Scott Bui und dem Khan offiziell beendet hatte, ging er sofort in sein Büro und rief bei Jack an, um sich anzukündigen. Jack ging nicht ans Telefon, also hinterließ Daniel eine Nachricht und machte sich auf den Heimweg, nachdem Janet ihn durchgecheckt und streng ermahnt hatte, mal wieder zu schlafen und für mindestens zwei Tage keine einzige Tasse Kaffee zu sich zu nehmen.

Sich wie ein gestrafter Schuljunge fühlend, schloss Daniel die Haustür auf und trat in den Flur. Das erste, was ihm ins Auge fiel, war Saras Mantel in der Garderobe. Er ging ins Wohnzimmer und lehnte sich gegen den Türrahmen. “Hey!“, grüßte er und Sara wandte ihm den Blick zu.

“Daniel!“, lächelte sie und stand auf, umarmte ihn kurz.

“Wie geht’s dir?“, wollte er wissen und sie legte eine Hand auf ihren Bauch.

“ Uns geht es prächtig.“

Er lächelte und schaute dann zu Jack, der ihn missmutig über das Schachbrett hinweg anblickte. “Wieder daheim?“, fragte er ungerührt.

Daniel nickte. Dann seufzte er und ging die Küche, um sich was zu essen zu machen. Er würde mit Jack reden, wenn Sara weg war. Er hatte einiges wieder gut zu machen.

***

Daniel war über seinem Buch eingeschlafen und bekam somit nicht mit, dass Sara das Haus verließ. Er erwachte, als Jack ins Bett krabbelte und ihm die Brille abnahm. “Was?“, fragte er verschlafen und Jack lachte leise.

“Du hättest nicht wach bleiben müssen ... oder zumindest den Versuch starten“, meinte er und klappte das Buch zu, legte es auf Daniels Nachttisch. Er beugte sich über Daniel und küsste ihn auf die Stirn, bevor er das Licht ausschaltete und sich neben ihn legte, eine Hand in Daniels Haaren vergraben.

“Ich wollte mit dir reden“, meinte Daniel und drehte sich auf die Seite, rückte näher an Jack heran und schlang einen Arm um seine Hüfte.

“Vergiss es! Ich habe übertrieben. Es ist ja nicht so, als wärst du wegen einem Projekt im Berg gewesen, für das noch genügend Zeit nach dem Urlaub gewesen wäre. Die Verhandlungen waren wichtig. Ich war nur enttäuscht.“

“Und ich hätte Nein sagen können“, antwortete Daniel.

“Vielleicht. Wir holen alles nächsten Urlaub nach. In Minnesota – ohne Handys“, betonte Jack.

“Tut mir leid“, sagte Daniel leise.

“Mir auch. Dich vor Sara so anzufahren war ungerecht. Sie ist früher ausgerastet, wenn mir vor Gästen so was ihr gegenüber rausgerutscht ist.“

Daniel lachte. “Du hattest also Gesellschaft in den letzten Tagen?“, fragte er dann, streichelte Jacks Brust.

“Seltsam, dass wir in den letzten Jahren so wenig Kontakt hatten“, antwortete Jack bedauernd. Daniel antwortete darauf nicht. Jack beugte sich vor und küsste ihn. “Soll ich dir was sagen? Es tut gut, mit ihr über uns zu reden. Mit jemand anderem, als Teal’c, Carter oder Fraiser. Ich meine, sie kommt nicht aus dem Mountain, nicht aus einer militärischen Struktur. Mit Carter und Fraiser dürften wir eigentlich gar nicht reden und wir müssen vorsichtig sein, um sie nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Teal’c kennt solche Beziehungen zwar von Chulak, aber er könnte auch Probleme bekommen.“

Daniel nickte langsam.

“Dass wir uns verstecken müssen, tut mir leid“, flüsterte Jack und streichelte Daniels Arm, zog ihn näher. Daniel schmiegte sich an ihn.

“Mir auch, Jack.“

***

Daniel sah auf, als Lt. Colonel Archeard am Donnerstag sein Büro betrat. Er lächelte dem SG-15-Mitglied zu und fragte: “Was gibt’s?“

“Haben Sie schon die Protokolle der Verhandlungen? Ich müsste für meinen Bericht noch mal reinsehen“, erklärte Archeard und Daniel nickte.

“Ja, die Hälfte ist schon fertig.“

“Nur die Hälfte?“, fragte der Lt. Colonel. Daniel ignorierte den gereizten Tonfall.

Der Mann hatte ihn noch nie richtig leiden können, es bisher aber immer hinter einer professionellen Maske versteckt. “Ja, mehr habe ich nicht geschafft. Die Sprache der Sigmoner ist ziemlich kompliziert und ich hatte den Rest der letzten Woche Urlaub.“

Archeard schnaubte und schnappte Daniel die Mappe aus den Händen. “Dann beeilen Sie sich gefälligst!“, schnauzte er Daniel an und ehe der Archäologe eine Antwort geben konnte, war der Soldat davon gestürmt. Ungläubig starrte Daniel ihm nach.

***

“Archeard war heute seltsam“, berichtete Daniel am Abend in Jacks Küche und nippte an seinem Kaffee.

“Definiere seltsam!“, meinte Jack und stellte die Spülmaschine an. Dann setzte er sich Daniel gegenüber.

“Er hat mich angefahren, weil ich den Bericht über die Sigmon-Mission noch nicht fertig hatte. Ich weiß, dass er mich nicht so gut leiden kann, aber das war schon sehr hart an der Grenze“, meinte Daniel und schüttelte ratlos den Kopf.

“Vielleicht hatte er nur einen schlechten Tag“, meinte Jack. Daniel zuckte mit den Schultern und seufzte. Jack beschloss, das Thema zu wechseln. “Danny, Sara will am Wochenende vorbei kommen. Ich dachte, wir laden auch noch Carter und Teal’c ein und Sara kann ihren Mann mitbringen.“

Daniel nickte langsam, offenbar in Gedanken noch immer bei Archeard. “Klar. Hört sich gut an.“

“Du hast nichts dagegen?“, fragte Jack.

“Wieso sollte ich?“

Jack zögerte: “Na ja, Sara ist ... meine Ex-Frau.“

“Und wieder verheiratet. Jack, ich vertraue dir.“ Daniel lächelte und Jack zuckte mit den Schultern.

***

“Haben Sie die Protokolle fertig?“, schnappte Archeard am nächsten Vormittag, gleich, nachdem er eingetreten war. Daniel atmete tief durch und antwortete langsam: “Nein! Aber ich arbeite daran.“

“Sie hatten schon vier Tage! Arbeiten Sie schneller!“

“Hören Sie, Sie können es ja gerne selbst versuchen!“, antwortete Daniel gereizt und stand auf, breitete auffordernd die Arme aus, um auf seinen Stuhl zu verweisen.

“Das ist Ihr Job, Doktor. Deshalb sind Sie hier. Und mein Job ist es, auf Missionen zu gehen und Berichte zu schreiben. Das ist mir allerdings nicht möglich, wenn Sie so blockieren und nicht fähig sind, Ihren Teil der Arbeit zu erledigen!“

“In Ordnung, das reicht! Ich werde Ihr Verhalten Colonel Bui melden!“, antwortete Daniel, “Ich arbeite so schnell ich kann und wenn ich könnte, würde ich Ihnen die Protokolle noch heute vorlegen!“ Damit wandte er sich um und zog einen Stapel Bücher in das Licht seiner Schreibtischlampe. “Sehen Sie die? Das sind Referenzbücher. Und zwar acht Stück! Denken Sie mal darüber nach, wie lange es dauert, die durchzugehen!“ Daniel blickte wieder zu Archeard auf und wurde im nächsten Moment von einem Faustschlag nach hinten geworfen.

Benommen stöhnte er auf. Archeard packte den Archäologen am Uniformkragen und zog ihn nah in sich ran, bevor er zischte: “Na warte, du kleiner -“

“Archeard, zurücktreten!“, fauchte Scott Bui von der Tür. “Lassen Sie Dr. Jackson auf der Stelle los, haben wir uns verstanden?!“ Daniel fiel zurück, als sein Angreifer ihn los ließ. Noch immer vollkommen überrascht und benommen starrte er den Anführer der SG-15-Einheit an, der in seinem Büro stand und Archeard wütend anfunkelte. “Benimmt man sich so einem Zivilisten gegenüber, Lt. Colonel?!“, wollte Bui wissen, doch Archeard lachte nur.

“Sie können mir ebenso wenig sagen wie dieser kleine Spinner, Sir. Ihre Führungsqualitäten sind ein Jammer!“

Bui winkte einem vorbeigehenden Soldaten und deutete auf Archeard. “Festnehmen! Wir sprechen uns noch, Lt. Colonel!“

Während Archeard sich überheblich grinsend Handschellen anlegen und abführen ließ, kam Bui zu Daniel hinüber und ging neben ihm in die Hocke. “Daniel, alles in Ordnung?“

“Ja ...“, murmelte Daniel, “ja, ich denke schon. Nur überrascht.“ Bui zog ihn vorsichtig auf die Füße.

“Das bin ich auch“, antwortete er, “Sie sollten das mal von Fraiser ansehen lassen.“

Daniel nickte zerstreut. “Danke, Scott.“

“Ich wollte eigentlich nach den Protokollen fragen.“

“Ich bin noch nicht durch. Archeard wollte dasselbe.“ Er kniff die Augen zusammen und tastete sein Gesicht ab.

***

“Autsch!“, kommentierte Janet, als sie Daniel erblickte und verließ ihren Platz neben dem Bett eines jungen Airmans, “Was hast du denn angestellt? Das sieht fast aus, als hätte dir jemand ein Veilchen verpasst.“ Daniel verdrehte die Augen und ließ sich von ihr zu einem leeren Bett führen.

“Möglicherweise, weil mir jemand ein Veilchen verpasst hat!“, fauchte er.

“Meine Güte!“, stöhnte Janet, “wir sind heute aber gereizt.“

“Entschuldige!“, murmelte Daniel und sie betastete vorsichtig sein Auge.

“Wer war das?“, wollte sie wissen.

“Michael Archeard“, antwortete Daniel und ließ Janets Abtasten über sich ergehen.

“Der dürfte Ärger bekommen ... oder hast du ihn provoziert?“ Janet lächelte beim letzten Teil des Satzes und Daniel grinste schwach zurück.

“Klar! Ich nehme es doch mit jedem hier auf! Und zwar regelmäßig!“

Janet lachte leise. “Okay, ich bringe dir was zum Kühlen und du bleibst erst Mal eine Weile hier sitzen.“ Sie sah auf die Uhr. “Und dann kannst du eigentlich schon nach Hause.“ Daniel nickte gehorsam.

***

“Hey, Daniel! Sorry, aber ich habe noch ...“ Jack hielt in seinem Satz inne und starrte seinen Geliebten einige Momente lang fassungslos von der Wohnzimmertür aus an. Dann kniff er die Augen zusammen. “Wer war das?!?“

Daniel seufzte und legte den Eisbeutel zurück auf sein Auge. “Ich habe Kopfschmerzen, Jack! Schrei bitte nicht so!“

Jack war mit wenigen Schritten neben ihm und setzte sich auf die Kante der Couch. “Wer hat dich geschlagen?“, fragte er wütend und zog den Eisbeutel herunter, tastete das Veilchen ab.

Daniel zögerte einige Augenblicke, dann schüttelte er den Kopf: “Nur, wenn du nicht sofort losfährst und ihn fertig machst!“

“Daniel! Das eine Mal -“

“Ich war kein Kind mehr, Jack. Und Makepeace hat die ganze Sache unendlich leid getan. So was passiert beim Training nun mal! Du hast ihn eine halbe Stunde lang zur Schnecke gemacht. Ich bin die Marines ein halbes Jahr lang nicht los geworden, weil sie sich über meine Unselbstständigkeit lustig machen mussten.“

Jack stöhnte genervt auf: “Das ist doch schon sechs Jahre her!“ Daniel gab sich geschlagen: “Michael Archeard kam in mein Büro gestürmt und wollte die Übersetzungen der Protokolle von Sigmon haben. Die hatte ich noch nicht fertig. Er regte sich auf und ich mich auch und dann schlug er mich. Scott Bui ging dazwischen.“

“Was denkt sich der Kerl eigentlich?!“, donnerte Jack wütend.

“Jack, was ist denn mit dir los?“, wollte Daniel wissen.

“Ich rege mich darüber auf, dass jemand dich geschlagen hat! Ist das verboten oder meine Sorge vielleicht unerwünscht?!“, knurrte Jack mürrisch.

Daniel richtete sich auf. “Bist du heute mit dem falschen Fuß aufgestanden? Du bist doch sonst nicht so ...“

“So was?!“

“So gereizt! Jack, beruhige dich! Bitte!“ Daniel ließ sich wieder zurücksinken und legte das Eis auf sein Auge, verzog das Gesicht, als hämmernde Kopfschmerzen sich bemerkbar machten. “Bitte nicht streiten.“ Er hörte Jack auf und ab gehen und öffnete die Augen einen Spalt, sah, wie der Colonel mit geballten Fäusten auf den Teppich starrte. “Bitte, Jack!“ Der Colonel schaute zu ihm und amtete tief durch, dann seufzte er und ließ sich neben Daniel auf die Couch fallen. Er legte eine Hand auf Daniels Füße und zog leicht an dem Stoff der Socken.

“Ich hatte einen schlimmen Tag. Stressig! Und Kopfweh habe ich auch. Am liebsten würde ich alles schlagen, was mir im Weg steht.“ Er ließ Daniels Füße los und lehnte sich vor, stützte den Kopf in die Hände.

Daniel runzelte die Stirn und setzte sich auf. “Ist alles okay? Stress macht dir doch sonst nichts aus.“

“Ja, schon! Vielleicht werde ich krank!“

Daniel streichelte Jacks Rücken und lehnte seine Stirn an Jacks Schläfe. “Jetzt ist ja Wochenende.“

Jack zog bedauernd die Stirn in Falten. “Ich muss in den Mountain.“

“Du musst arbeiten? Aber wir wollten doch -“

“Ich weiß. Ich weiß, dass wir in die Ausstellung in Denver wollten, aber ... Danny, ich kann mich da nicht rausreden.“ Er streichelte Daniels Wange. “Lass uns Sonntag gehen.“

“Da ist sie schon geschlossen“, antwortete der Archäologe. Jack seufzte, dann lächelte er: “Frag doch Sara! Sie geht sicher gerne mit dir hin! Ihre Schule ist wegen der Ferien geschlossen und Edward ist den ganzen Tag arbeiten! Carter muss mit mir im Berg bleiben und Teal’c hat auch schon was vor.“

“Es ging mir hauptsächlich darum, endlich mal wieder mit dir was zu unternehmen“, schmollte Daniel.

“Ich weiß.“ Jack sah Daniel bedauernd an, lehnte sich vor und küsste dessen Stirn. “Versuch es mit Sara, okay? Dann lernt ihr euch etwas besser kennen.“ Daniel gab ein zustimmendes Geräusch von sich. “Gut! Ach ja, ich habe da noch ein Paket, das zur Post muss. Und zwar dringend. Kannst du das dann gerade erledigen?“

Daniel nickte ergeben: “Porto zahlen?“

Jack grinste. “Ich zahle es dir zurück.“

“Das will ich auch hoffen, Colonel.“

***

Jack zuckte erschrocken zurück, als er am nächsten Morgen in die Küche trat und seine nackten Füße auf Wasser traten. “Verdammt, was ist denn hier los?“, murmelte er und starrte die Spülmaschine an, die sie am Vorabend vor dem Schlafengehen angestellt hatten. “Großartig! Einfach ... großartig!“ Er suchte einen Lappen und Eimer zusammen und begann, das Wasser aufzuwischen. “So stellt man sich einen Samstagmorgen vor“, murmelte er missmutig und er wurde wütend, als er auf die Uhr sah.

“Großartig! Ich komme zu spät!“

“Was ist denn hier passiert?“, fragte Daniel verschlafen und Jack stand auf, fuhr zu dem Archäologen herum.

“Wonach sieht’s denn aus?!“, fragte er gereizt und ging an Daniel vorbei aus der Küche, drückte den nassen Lappen in Daniels Hände, “Ich muss den Techniker anrufen. Ich komme zu spät!“ Daniel ging hinter ihm her ins Büro, wo Jack in seinen Unterlagen nach der Service-Nummer zu suchen begann.

“Das kann ich doch machen“, bot Daniel an.

Jack murmelte eine unverständliche Antwort und Daniel trat näher. “Hör zu! Zieh dich an, geh in den Mountain, ich erledige das! Ich habe Zeit!“

“Daniel, so sehr ich dich auch liebe: Ich möchte nicht, dass du in meinen Unterlagen herumschnüffelst!“, sagte Jack scharf, ohne seinen Freund anzusehen.

Daniel öffnete fassungslos den Mund, um eine Antwort zu geben, brachte aber schließlich nur hervor: “Herumschnüffeln?“

Jack starrte zu ihn nur an, ohne auf den Vorwurf in Daniels Stimme einzugehen. “Kümmere dich um die Küche! Ich mache das schon!“, wiederholte er noch einmal.

Daniel atmete tief ein und zwang sich, sich zu beruhigen, bevor er langsam fragte: “Jack? Bist du dir absolut sicher, dass alles in Ordnung ist? Ist etwas im Mountain passiert? Habe ich irgendetwas getan?“ Jack hielt inne und Daniel fuhr fort: “Seit gestern benimmst du dich unmöglich.“

“Nein, alles ist in Ordnung“, schnappte Jack.

“Das merke ich“, antwortete Daniel bemüht ruhig.

“Nur Kopfschmerzen!“, erwiderte Jack. Er griff zum Telefon und wählte, sprach ein paar Minuten, gab seine Adresse durch und legte dann auf.

“Jack -“

“Ich muss los, Daniel! Gegen fünf kommt der Techniker! Machst du auf?“

Daniel antwortete nicht. Jack schien das nicht zu stören, denn er zog sich rasch an, ging kurz ins Bad und kam dann zum Arbeitszimmer zurück. Er legte Daniel eine Hand in den Nacken und küsste ihn kurz auf die Stirn, bevor er das Haus verließ. Daniel starrte ihm verwirrt nach.

***

“Das klingt nicht nach Jack“, meinte Sara nachdenklich.

“Nein“, antwortete Daniel mit einem Seufzen und blinzelte geblendet, als sie aus dem Museum traten, “Aber er war schon gestern so merkwürdig.“

“Wegen des blauen Auges?“, fragte Sara und Daniel verdrehte die Augen.

“War natürlich klar, dass ich den Schlag dort abbekomme, wo man ihn noch tagelang sehen kann.“

Sara lachte und strich über ihren noch flachen Bauch. Daniel hatte beobachtet, dass sie das oft unterbewusst tat und er lächelte. “Soll es ein Junge werden oder lieber ein Mädchen?“

Sara grinste. “Edward will natürlich einen Jungen, aber ich fände ein Mädchen ganz schön. Letztendlich ist es aber völlig egal. Und? Hast du Kinder aus erster Ehe? Jack meinte, du wärst verheiratet gewesen.“

Daniel verzog das Gesicht. “Ja, das ist schon eine ganze Weile her. Sie ist gestorben ... sie wurde umgebracht.“

Sara schlucke hart. “Das tut mir leid. Ich wusste ja nicht -“

“Schon gut“, Daniel lächelte leicht, “Ich habe eine Weile gebraucht, aber jetzt denke ich nur noch an die schönen Dinge, die zwischen uns gewesen sind. Wir haben keine Kinder. Wir waren irgendwie noch nicht bereit dafür. Natürlich hat das ganze Dorf darauf gewartet, dass sie schwanger wird.“ Daniel lachte bei der Erinnerung an Kasufs und Skaa’ras gespannte Blicke jedes Mal, wenn sie sich in den Gassen der Wüstensiedlung trafen oder gegenseitig besuchten. Und jedes Mal musste er ihnen klar machen, dass er sehr glücklich mit seiner Frau war und Sha’re beschwören, dass sie fähig war, ein Kind zu bekommen.

Sara zog verwirrt die Stirn in Falten. “Das ganze Dorf? Wo habt ihr denn gelebt?“

Daniel bedauerte, vor Sara die Coverstory rausziehen zu müssen, aber es ging nicht anders. “Ägypten. Mitten in der Wüste. Da gibt es Orte, die noch nicht vollständig erforscht sind und dort leben die Menschen noch wie früher. Sha’res Volk lebte in einer dieser kleinen Siedlungen. Eigentlich wurde sie mir ... geschenkt. Es war ein kulturelles Missverständnis.“ Er lachte. “Ich habe erst nach einer Weile verstanden, dass sie meine Frau ist. Jack fand das Ganze ziemlich amüsant ... später. Zu der Zeit war er nicht ganz er selbst.“

Sara nickte traurig. “Ich weiß. Ich war dabei, als er zu dieser Mission abberufen wurde. Du glaubst nicht, wie oft er mit der Waffe in der Hand in Charlies Zimmer saß.“

Daniel nickte langsam. Er schaute auf die Uhr. “Wie auch immer, der Handwerker kommt bald. Ich sollte nach Hause.“

“Was wirst du wegen dieser Sache heute morgen unternehmen?“

Daniel zuckte mit den Schultern. “In mein Haus gehen, sobald der Handwerker weg ist.“

Sara nickte zustimmend. “Lass ihn ruhig betteln, Daniel. Glaub mir, das hilft am besten.“

Der Archäologe lächelte, als sie an ihren Autos ankamen. “Es war schön, Sara.“

Sie nickte. “Fand ich auch. Wiederholen wir das?“

“Wie wär’s mit einem Abendessen nächste Woche am Montag?“

“Gut. Ich rufe noch mal an.“ Damit winkte sie und stieg in ihr Auto.

Daniels Handy klingelte. “Jackson?“

“Daniel, kommst du bitte auf der Stelle in die Basis?“ , fragte Janet.

“Was? Wieso? Ist was passiert?“, wollte Daniel besorgt wissen und stieg in den Wagen.

“Michael Archeard ist nicht der einzige, der sich merkwürdig verhält. Es hat den nächsten aus SG-15 erwischt. Captain Taylor hat eine Kadettin zusammen geschlagen. Ich muss dich untersuchen, weil du mit ihnen auf dieser Mission warst.“

“Ich komme!“

***

“Muss die Basis unter Quarantäne?“, fragte Daniel. Janet schüttelte den Kopf.

“Wir wissen nicht viel über diese Krankheit. Nur, dass sie nicht ansteckend ist.“

“Wie kannst du das sagen, wenn du nicht weißt, was es ist?“, fragte Daniel und Janet notierte sich etwas in seiner Akte.

“Weil die üblichen Überträger laut Labor unter Garantie ausfallen. Und die Leute waren gründlich. Okay, du bist vollkommen in Ordnung!“, erklärte Janet.

Daniel lächelte. “Gut zu hören.“ Er sah auf die Uhr und seufzte. “Ich muss nach Hause.“

Janet nickte. “Du kannst gehen. Hättest du es auch, wüssten wir es. Die Inkubationszeit ist abgelaufen, wenn Archeard und Taylor Symptome zeigen. Ich rufe dich an, sobald es was Neues gibt.“

Daniel nickte. “Danke!“ Er nahm seine Jacke und machte sich auf, den Berg zu verlassen. Im Lift traf er auf Sam. “Hey!“

“Hey, Daniel!“

Daniel runzelte die Stirn. “Ist diese Besprechung von heute schon vorbei?“

Sie nickte. “Schon seit einer Stunde.“

“Eine Ahnung, wo Jack ist?“

“Nach Hause gefahren, denke ich. Er hat was von seiner Spülmaschine gemurmelt und einem Handwerker. Alles okay mit ihm? Er wirkte ziemlich unruhig“, antwortete der Major.

Daniel zuckte mit den Schultern. “Er behauptet, alles sei in Ordnung – nur Stress.“

Die Türen öffneten sich und sie stieg mit einem letzten Abschiedsgruß aus. Daniel seufzte. Er überlegte auf dem Weg zu seinem Auto, ob er zu Jack oder zu seinem eigenen Haus fahren sollte. Schließlich entschloss er sich gegen Jacks Haus und verließ das Gelände.

***

Jemand kroch neben ihm unter seine Bettdecke und drückte seine Arme gegen die Matzratze. Daniel blinzelte und atmete überrascht ein, nahm Jacks Geruch wahr. “Jack?“

“Sh!“ Er ließ einen von Daniels Armen los und drückte ihm die Hand auf den Mund. Unwillig drehte Daniel den Kopf weg und erklärte: “Hör auf mit dem Unsinn! Wir müssen erst reden!“ Er drehte seinen anderen Arm aus Jacks Griff frei und stand auf. Jack ließ sich frustriert auf das Bett fallen, während Daniel die Arme verschränkte und ihn wütend anstarrte. “Du kannst nicht einfach hier reinkommen und denken, mit Sex würde alles wieder gut! Ich habe geschlafen!“

“Du hast schon öfter geschlafen, bevor wir Sex hatten, Daniel! Ich wollte dich wecken!“ Jack tätschelte einladend das Bett neben ihm. “Komm her! Vergiss die Sache mit heute morgen“, grinste er und Daniel schüttelte ungläubig den Kopf.

“Vergessen? Ich soll tatsächlich vergessen, wie du mich heute behandelt hast?!“

“Ich gebe zu, das war nicht okay. Ich wollte es gerade wieder gut machen.“ Jack stand auf und trat auf Daniel zu, streichelte seinen Oberarm. Daniel zog seinen Arm weg.

“Ich bin nicht interessiert!“, damit ging er in die Küche. Er brauchte einen Kaffee. Die Uhr der Mikrowelle verriet ihm, dass es gerade mal fünf war.

Warum zum Teufel kam Jack um fünf Uhr morgens zu ihm?

Einschlafen würde er jetzt sowieso nicht mehr können. Draußen war es noch dunkel. Der Winter hielt sich mit aller Macht fest und machte die März-Nacht extrem kalt und ungemütlich. “Du willst mir nicht verzeihen?“, fragte Jack herausfordernd und Daniel drehte sich mit verschränkten Armen zu ihm um.

“Ich will eine vernünftige Entschuldigung.“

Frustriert warf Jack die Arme in die Luft und rief: “Das ist es immer! Du willst Entschuldigungen! Wenn dir etwas nicht passt, dann benimmst du dich wie ein Fünfjähriger, Daniel! Ich habe Neuigkeiten für dich – in einer Erwachsenenbeziehung läuft das nun mal nicht so!“

“Du willst mir sagen, wie es in einer Beziehung läuft, Jack?! Du?!“ Wütend starrte Daniel ihn an.

“Deine Ehe war ja auch nicht gerade von Erfolg gekrönt!“

Daniel wurde bleich im Gesicht und schnappte nach Luft. “Wie kannst du es wagen?“, fragte er gefährlich leise. Ihm war nach Schreien zumute, aber die Enttäuschung darüber, dass ausgerechnet Jack so etwas zu ihm sagen konnte, schnürte ihm die Kehle zu.

Jack trat auf ihn zu und zischte: “Fällt dir überhaupt auf, dass wir die Hälfte unserer Zeit mit Streitereien verbringen?“

Daniel senkte kurz den Blick und zwang sich zur Ruhe. “Allerdings. Die letzte war ja gerade heute ... gestern morgen, nicht wahr?!“

“Oh, klar! Es ist meine Schuld oder was?!“

“Es gab da einige Dinge, die ich an deiner Stelle niemals gesagt hätte, Jack!“ Daniel wandte sich seiner Kaffeemaschine zu und füllte Wasser ein. Jack packte seinen Arm und drehte ihn grob zu sich herum.

“Wie lange willst du mir das noch vorhalten?!“

Daniel schnaubte und antwortete: “Bis du einsiehst, dass es nicht dein Recht war, mich dermaßen -“

“Gott, Daniel! Werd erwachsen!“

Daniel riss sich los. “Wer ist hier der Meinung, mit Sex würde alles wieder gut?!“

“Okay!“, sagte Jack und stützte seine Arme rechts und links von Daniels Hüfte auf der Ablage ab, “Weißt du, was wir machen?! Wenn du der Meinung bist, nicht mit den Fehlern leben zu können, die ich habe -“

“Fehler?! Du nennst das von gestern einen -“

“Jetzt rede ich, Daniel!!“

Der Archäologe starrte Jack an. “Du unterbrichst mich doch ständig“, murmelte er traurig. Jack fixierte ihn kalt.

“Es ist aus.“

“Aus?“, wiederholte Daniel fassungslos. Jack nickte. Dann stieß er sich von der Ablage ab und ging Richtung Haustür. Daniel starrte ihm einen Moment bewegungslos nach, bevor er verzweifelt rief: “Jack?“ Er trat in den Flur und sah Jack an der Haustür, lief ihm nach und schob sich zwischen ihn und die Tür. “Jack, warte. Du kannst doch nicht einfach ...“ Er brach ab. Jack starrte an ihm vorbei auf die Tür. Daniel hob die Hände und legte sie auf Jacks Schultern, strich die Oberarme des Colonels entlang. Er konnte nicht aufgeben, was sie miteinander hatten. Jack kam ihm im Moment zwar wie ein Fremder vor, aber er liebte ihn und er brauchte ihn.

“Komm schon, Jack. Du kannst doch nicht einfach alles wegwerfen. Lass uns drüber reden. Lass uns nachdenken. Bitte, Jack“, beschwor er ihn, kam sich im selben Moment unter Jacks kalten, verständnislosen Augen wie ein Schwächling vor. Aber wenn Jack jetzt ging, würde Daniel alles verlieren, was ihn im Moment stabilisierte. Er konnte sich die Auswirkungen auf ihre Freundschaft nicht vorstellen – auf die Dynamik des Teams. “Jack?“ Er nahm ihn verzweifelt in die Arme. Er zitterte, aber er würde Jack jetzt nicht gehen lassen. Nicht kampflos. Er spürte Jacks Hände auf seinem Rücken, auf seinen Schultern, dann an seinen Oberarmen.

Jack löste mühsam Daniels Griff um seinen Nacken und Brustkorb und schob ihn zur Seite, verließ ohne ein weiteres Wort das Haus. Daniel stand reglos, wo Jack ihn zurückgelassen hatte und blickte auf das helle Holz der Eingangstür. Er hörte Jack das Auto starten und davon fahren. Langsam schloss er die Tür und ging in die Küche zurück, setzte den Kaffee auf und starrte mit verschränkten Armen aus dem Fenster in den frühen Morgen. Regen begann gegen die Scheibe zu trommeln und Daniel wischte sich widerwillig über die Augen, goss sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer, starrte in die Dunkelheit.

Das Licht aus seinem Schlafzimmer verlor sich im Korridor hinter dem Wohnzimmer und ließ es zu, dass Daniel nach draußen sehen konnte. Er schloss die Augen und schluckte hart.

Es war also vorbei? Einfach so? Er machte sich Sorgen. Der Mann, der gerade sein Haus verlassen hatte, war nicht derjenige gewesen, in den er sich verliebt hatte. Egal wie gestresst Jack war, egal was passiert war, egal worüber sie gestritten hatten – Jack hätte ihn niemals so hart angefasst oder solche Dinge gesagt. Daniel schämte sich, sich einzugestehen, dass er Jack auf einer Ebene dafür hasste. Ein Leben lang – seit er acht Jahre alt war – war Daniel auf sich alleine gestellt gewesen, hatte sich jedem verschlossen. Nicht mal Sarah Gardner war durch seine Schale gebrochen. Nur einen kleinen Kreis von Menschen ließ Daniel einige seiner wahren Gefühle sehen – machte sich verwundbar.

Sein Team, der General, Janet, einige Menschen auf Abydos ... doch nur zwei hatten seine Mauern so weit zerstört, dass sie alles von ihm sehen konnte, erfahren konnten ... zerstören konnten. Und das waren Sha’re und Jack. Sha’res Entführung und Tod hatten ihn vollkommen zerstört, hatten ihn so stark erschüttert, dass er für Monate nur auf Autopilot funktionierte. Jack hatte ihn immer wieder rausgezogen, hatte ihm geholfen.

Mit Jack eine Beziehung einzugehen war schwer gewesen, denn wenn sie scheiterten – das wussten sie beide – wäre eine Zusammenarbeit vielleicht nicht mehr möglich. Noch schlimmer: Wenn sie scheiterten – und Daniel war das von Anfang an klar gewesen – wäre er wieder zerstört. Und dieses Mal wäre Jack nicht da, um ihm zu helfen.

Er schüttelte langsam den Kopf. Er würde noch einmal mit Jack sprechen. Er konnte es nicht aufgeben. Möglicherweise brauchte Jack sogar Hilfe – selbst Sam war der Meinung, er würde sich merkwürdig benehmen und Jack ließ sein militärisches Pokerface nur sehr selten vor Sam und Teal’c fallen, niemals vor anderen Soldaten.

***

Daniel richtete sich dann vom Sofa auf. Die Kaffeetasse stand auf dem Tisch, ihr Inhalt war inzwischen kalt geworden und Daniel fuhr sich über die müden Augen. Er war wohl doch wieder eingeschlafen, ohne es zu merken. Dann fiel ihm sein Streit mit Jack ein – und sein Entschluss, es in Ordnung zu bringen. Er sprang auf und eilte ins Schlafzimmer, zog sich an und schaute dann auf die Uhr. Es war sieben Uhr früh und die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich mutig ihren Weg über den Horizont.

Daniel rasierte sich und verließ das Haus, stieg in sein Auto. Sein Handy klingelte und er steckte es in die Freisprechanlage, hob ab, während er den Motor startete. “Jackson?“

“Daniel, guten Morgen!“

“Janet, hi!“

“Alles in Ordnung? Du klingst müde“ , meinte die Ärztin.

Er hörte geschäftiges Treiben der Krankenstation im Hintergrund. “Ich bin müde. Weißt du zufällig, ob Jack schon da ist?“

“Der Colonel? Sam hat ihn vorhin schon gesucht. Ich nehme an, dass er heute später kommt. Ihr habt ja keine Missionen. Wieso?“

Daniel zögerte einen Moment, bog auf die Hauptstraße ab: “Wir haben gestritten.“

“Schlimm?“ , wollte Janet besorgt wissen und er hörte, wie die Geräusche im Hintergrund gedämpfter wurden. Janet hatte wohl die Tür zu ihrem Büro geschlossen.

“Sehr schlimm“, antwortete er leise. Er hörte Janet seufzen.

“Wer von euch hat ...“ Sie brach ab.

“Er“, antwortete Daniel, war froh, Janet nicht erklären zu müssen, was am Ende ihrer Diskussion geschehen war.

“Er ist in letzter Zeit merkwürdig gereizt“ , meinte Janet tröstend und Daniel hielt in einer Parklücke vor dem Coffeeshop, stellte den Motor ab.

“Ja.“ Er wollte nicht mehr länger darüber diskutieren und fragte: “Warum rufst du an?“

“Oh!“ Janet schien sich gerade wieder daran zu erinnern, dass sie etwas Bestimmtes wollte. “Es geht um SG-15.“

“Hat es doch noch jemanden erwischt?“, wollte Daniel wissen.

“Nein. Ich habe nachgedacht. Colonel Bui, Major Pierce und du – ihr müsst irgendwie immun sein.“

“Klar. Und weiter?“

“Weiter bin ich noch nicht. Wir untersuchen eure Blutproben auf Unterschiede. Aber es sieht finster aus.“

“Wie geht es den beiden Patienten?“

“Furchtbar. Archeard ist vor einer Stunde plötzlich zusammengebrochen und Taylor randaliert in ihrer Zelle, bedroht die Airmen vor der Tür. Ich weiß nicht, was mit ihnen nicht stimmt. Archeard hat Symptome, die sowohl auf Entzug als auch auf einen Virus deuten.“

“Aber sonst ist niemand krank?“, versicherte Daniel sich.

“Nein“ , antwortete Janet, “Ich habe bereits den Colonel und den Major befragt und ich wollte bei dir auch noch mal nachhaken: Gibt es irgendetwas, das die beiden gegessen oder getrunken haben und ihr drei nicht?“

Daniel dachte über die Frage nach. “Nein“, sagte er dann entschieden, “Der Stamm versammelte sich abends gemeinsam zum essen und alle nahmen von riesigen Platten. Ich kann verstehen, wenn der Khan und seine Leute keine Symptome zeigen, aber Bui, Pierce und ich ...“ Er brach ab.

“Schon klar“ , antwortete Janet, “Danke, Daniel! Sehen wir uns nachher?“

“Ja, ich schaue gerade noch bei Jack vorbei und versuche, mit ihm zu reden. Wir sehen uns in spätestens zwei Stunden.“ Er legte auf und holte sich einen Kaffee, bevor er den Motor wieder startete.

***

“Jack?“, rief Daniel, während er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Der Colonel musste wach sein, denn die Zeitung vor der Tür war verschwunden und er hörte das Radio. Tatsächlich tauchte Jack in der Wohnzimmertür auf. “Jack, wir müssen -“

“Gar nichts müssen wir“, antwortete der Colonel und verschwand ins Schlafzimmer, kehrte mit einer Tasche wieder zurück, die Daniel seit Monaten nicht mehr gesehen hatte. Damals hatte er in dieser Tasche seine Habseligkeiten verstaut gehabt, die er im SGC eingesammelt und in Jacks Haus gebracht hatte. Er benutzte die Tasche seit Jahren, wenn er irgendwo übernachtete oder verreiste und nur wenige Dinge brauchte. Jack drückte die Tasche in Daniels Hände.

“Was ist da drin?“, fragte Daniel, wollte die Antwort eigentlich nicht hören.

“Ein paar deiner Sachen. Bücher, Klamotten ... den Rest musst du ein anderes Mal abholen.“

Daniel schloss einen Moment verzweifelt die Augen. “Jack -“

“Hier!“ Der Colonel legte einen Umschlag auf Daniels Tasche und wandte sich dann ab, um zurück ins Wohnzimmer zu gehen. “Du weißt, wo die Tür ist.“

Daniel ließ die Tasche und den Umschlag fallen und folgte Jack ins Wohnzimmer. “Du kannst doch nicht einfach ...“ Er unterbrach sich selbst, als er erkannte, dass Jack Besuch hatte. “Sara“, murmelte er überrascht.

“Hey, Daniel“, antwortete sie lächelnd, “Alles in Ordnung? Willst du dich vielleicht zu uns setzen?“

“Nein! Er wollte gerade gehen“, antwortete Jack und ergriff grob Daniels Arm, zog ihn mit sich in den Flur.

“Jack, lass ...“ Daniel riss sich los und blieb stehen, verschränkte die Arme. “Fass mich bloß nicht so an!“

Jack ergriff Daniels Jackenkragen und presste ihn gegen die Haustür, kam nah an ihn heran. “Verschwinde auf der Stelle.“ Dann lächelte er anzüglich, ließ seine Hand abwärts gleiten. “Oder hast du es dir anders überlegt?“

Daniel stieß Jacks Hand weg, legte seine Hände auf Jacks Brust und versuchte, ihn wegzudrücken. “Garantiert nicht!“

Jack ergriff seine Hände und zwang sie hinter Daniels Rücken, presste sich an ihn. Mit einer Hand hielt er Daniels Handgelenke, mit der anderen fuhr er Daniels Oberschenkel entlang. Fassungslos starrte Daniel ihn an. “Jack?“ Da war etwas in seinen Augen...

“Stell dich nicht so an, Danny.“

“Jack, Sara ist ...“

Jacks freie Hand presste sich auf Daniels Mund, ließ ihn verstummen. Und Daniel bekam Angst. Er stemmte sich gegen Jack, doch der Colonel lächelte nur, ließ ein Handgelenk los und ergriff das andere hart. Zu hart. Daniel keuchte. Er wusste, wie man jemandem das Handgelenk brach, Jack hatte es ihm selbst beigebracht. Aber er hatte nie damit gerechnet, es zu erleben. Jack festigte den Griff noch mehr und flüsterte: “Du hast zwei Möglichkeiten, Danny. Entweder du unterschreibst die Kündigung in dem Umschlag und machst, dass du verschwindest oder du wartest, bis ich Sara losgeworden bin und ... bleibst im Team.“

Daniel vergaß die Schmerzen in seiner Hand und schüttelte ungläubig den Kopf. “Komm schon, so naiv kannst nicht mal du sein, Daniel. Was denkst du? Dass ich tatsächlich etwas für dich empfinde?“ Jack lachte kalt und Daniel starrte voller Entsetzen in die Augen eines Fremden. Das war nicht sein Jack.

“Jack? Ich werde einfach gehen, wenn ihr ...“ Sara unterbrach sich, als sie die beiden Männer so eng aneinander gepresst erblickte. “Oh, mein Gott!“

“Geh zurück ins Wohnzimmer, Sara, ich bin hier gleich fertig! Dann diskutieren wir über deine Scheidung von Edward.“

“Wie bitte?!“, entfuhr es Sara schockiert. Jack starrte zu ihr.

Er grinste. “Du gehörst mir, Sara. Danny hier hat die Wahl, aber du hast mich geheiratet. Das kann eine Scheidung nicht wirklich rückgängig machen.“

Sara starrte Jack fassungslos an. Dann hob sie ihre Hand und sagte ruhig: “Jack, lass uns drüber reden.“

“Nein!“, antwortete er wütend und drückte Daniel härter an die Wand, “Wir reden nicht darüber!“

Daniel wandte Sara den Blick zu und schüttelte den Kopf, deutete mit seinen Augen auf die Verandatür, um ihr zu zeigen, sie solle verschwinden. “Jack, lass ... lass ihn los!“, bat Sara.

Jack wandte den Blick nicht von Daniels Gesicht. “Geh ins Wohnzimmer!“

Daniel warf der Verandatür erneut einen schnellen Blick zu und Jack festigte seinen Griff um das Handgelenk wieder. Daniel hörte etwas knacken und begann zu schreien, als feuriger Schmerz seinen Arm hinaufraste.

“Oh, mein Gott!“, rief Sara, “Jack! Jack, lass ihn los!“ Daniel wand sich in Jacks Griff, wimmerte, als Jack sein Handgelenk losließ und der Arm kraftlos an Daniels Seite hing. Er presste sich enger an die Wand und nutzte die Ablenkung, die Saras Rufe für Jack boten, um dem Colonel sein Knie in den Schoss zu rammen. Jack schrie auf und klappte zusammen.

“Sara, raus hier!“, rief Daniel und stieg über den am Boden liegenden Jack hinweg. “Hier!“, er gab ihr sein Handy, “Ruf den Mountain an, die Nummer ist gespeichert. Ich sorge dafür, dass Jack hier bleibt.“

“Daniel?“ Erschrocken starrte sie ihn an, dann zu ihrem Ex-Mann.

“Ich erkläre es dir später. Es gibt eine Erklärung, ich verspreche es. Geh!“ Daniel stieß sie vorsichtig Richtung Verandatür, damit sie nicht an Jack vorbei musste und fragte sich unwillkürlich, was genau er ihr später sagen wollte. Jack hatte sich inzwischen wieder gefangen und grinste Daniel an, während dieser sich wieder zu ihm umdrehte und ihn warnend anblickte. “Bleib, wo du bist!“

“Komm schon, Danny!“, grinste Jack.

“Nenn mich gefälligst nicht so! Ich habe keine Ahnung, wer du bist, aber garantiert nicht Jack.“ Er drehte sich kurz zur Verandatür, um zu sehen, ob Sara seinen Rat beherzigt und den Garten verlassen hatte, doch dieser Moment war alles, was Jack brauchte. Daniel drehte sich wieder zu ihm und sah nur noch einen Schatten über ihm aufragen, bevor er nach hinten gestoßen wurde, die Treppen zum Wohnzimmer hinunter stolperte und bei dem Versuch, sich am Sessel abzustützen die falsche Hand benutzte.

Er schrie erneut auf und spürte Jacks Hände an seiner Jacke. Er schlug mit seiner gesunden Hand blind zu und schien Jack empfindlich zu treffen, stolperte bei dem Versuch, aus seiner Reichweite zu gelangen und stürzte nach hinten. Dann wusste er nichts mehr.

***

Sam verschränkte die Arme und blickte durch das Fenster in Janets Büro auf die im Moment ruhig daliegende Krankenstation. “Wie sieht’s aus?“, fragte sie und Janet seufzte.

“Nicht gut! Colonel O’Neills Verhalten gleicht dem von Taylor und Archeard sehr. Zu sehr, als dass es ein Zufall sein könnte. Taylor ist vor einer halben Stunde in dasselbe Koma gefallen wie Archeard. Und der Colonel demoliert jetzt die Zelle, in der er sitzt. In der Zelle ihm gegenüber wurde vor drei Stunden eine Wissenschaftlerin aus der Biologie eingesperrt, weil sie ihr Labor in Folge eines Wutanfalls in tausend Scherben zerlegt hat.“

Teal’c hob eine Augenbraue. “Das ähnelt zu sehr der Seuche, die wir damals auf die Basis brachten“, meinte er.

“Ja“, antwortete Janet, “Ich muss dem General in einer halben Stunde berichten, dass auch Mitglieder des SGC, die in letzter Zeit keinen direkten Kontakt zu dem Planeten Sigmon hatten, krank werden. Es ist nicht ansteckend. Das Labor ist sich sicher. Und außerhalb der Basis gab es keine Vorfälle. Ich kann das nicht erklären.“

“Vor allem, da Daniel und der Rest von SG-15 keine Symptome zeigen ... und sie waren auf Sigmon“, meinte Sam nachdenklich.

Janet verdrehte die Augen. “Danke, jetzt fühle ich mich so viel besser.“

Eine Schwester klopfte an die Tür. “Dr. Jackson scheint wieder voll bei Bewusstsein zu sein“, berichtete sie und Janet nickte ihr dankbar zu.

“Dann wollen wir mal“, meinte sie und ging mit Sam und Teal’c im Schlepptau zu dem Bett hinüber, in dem Daniel lag. Ein ziemlich müder und verwirrter Archäologe blickte ihnen entgegen.

“Janet? Was ist passiert?“

“Woran erinnerst du dich?“, wollte die Ärztin wissen und Teal’c zog hinter sich den Vorhang zu.

Sam verschränkte die Arme und sah zu ihrem verletzten Teamkameraden hinunter. “Ich ... habe mit dir telefoniert“, antwortete Daniel.

Teal’c hob eine Augenbraue und Janet sah auf die Uhr. “Ja, vor etwa drei Stunden.“

“Was?“

“Ich muss gleich zum General, Daniel. Ich untersuche dich noch kurz und dann können Sam und Teal’c dich aufklären“, meinte Janet und begann mit dem Puls des Archäologen.

“Was fehlt mir? Ich fühle mich furchtbar“, erklärte Daniel und Janet nickte abgelenkt.

“Das wundert mich nicht. Du hast eine ziemlich schwere Kopfverletzung davongetragen. SHT Stufe 2. Du warst zwar schon seit knapp zwei Stunden wieder bei Bewusstsein, aber nicht ganz bei uns. Ist dir übel?“ Und sie leuchtete ihm in die Augen.

“Ja.“

“Schwindel?“

“Wenn ich den Kopf zu schnell drehe.“

“Schmerzen?“

Daniel nickte nur und Janet injizierte ein Schmerzmittel in seine Infusion. “Deine Pupillen reagieren wieder normal und das Schielen ist wieder weg. Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt.“

“Habe ich das?“

“Ja. Dein rechtes Handgelenk ist gebrochen. Erinnerst du dich, wie das passiert ist?“

Daniel schüttelte den Kopf. Janet strich ihm über die Stirn. “Ansonsten geht’s dir gut. Ich behalte dich zur Beobachtung hier. Jetzt muss ich zum General.“

Daniel nickte und schaute fragend zu Sam und Teal’c. Sam stieß die Luft aus und setzte sich neben ihn. “Sara rief vor ein paar Stunden an und meinte, wir sollten zu Colonel O’Neills Haus kommen. Als wir ankamen, haben wir dich im Wohnzimmer gefunden. Offenbar bist du gegen den Kaffeetisch gestürzt.“

Daniel zog die Augenbrauen zusammen. Dann zuckte er zusammen. “Oh, mein Gott! Jack ... er ... Sam, wo ist er?“

“In einer der Zellen. Er hat es auch, was auch immer ’es’ ist.“

“Erinnerst du dich wieder, Daniel Jackson?“, wollte Teal’c wissen.

Daniel nickte. “Es war Jack. Er hat mir die Hand gebrochen. Gott, er war vollkommen verändert. Ich hatte Angst vor ihm.“ Seine Augen weiteten sich erschrocken. “Sara war da! Wo ist sie?“

Sam nickte. “Es geht ihr gut. Sie hat alles heil überstanden. Ich habe den Colonel vorhin besucht und ... es ist nicht schön. Ich hatte auch Angst.“

“Noch keine Lösung?“, wollte Daniel erschöpft wissen und hob die Hand, betrachtete den dicken, weißen Gips. Er begann automatisch zu zittern, als er an die Erlebnisse im Haus zurückdachte. Mühsam konzentrierte er sich auf das einzig Positive an der ganzen Sache: Es war nicht Jack gewesen, der die Beziehung beendet hatte. Nicht Jack hatte diese furchtbaren Dinge zu ihm gesagt.

Sam legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Hey! Vielleicht sollten wir dich schlafen lassen, hm?“

“Ich verstehe nicht, was sie gemeinsam haben, Sam, aber ich weiß, dass ich es ... weiß. Es ist direkt vor mir. Ich kann es nur nicht greifen.“

“Schon gut“, meinte Sam beruhigend und schaute zu Teal’c. Daniel schien die Wirkungen des Schmerzmittels zu spüren. Er hatte die Augen geschlossen und murmelte: “Sie haben etwas gemeinsam. Alle drei.“ Teal’c erklärte sanft: “Eine der Wissenschaftlerinnen aus der Biologie ist ebenfalls infiziert.“

“Biologie?“, wiederholte Daniel lächelnd, “Gibt nicht viele, die wissen, dass Pierce ganz vernarrt in eine der Wissenschaftlerinnen dort ist.“ Sam lächelte unwillkürlich. Daniel ’litt’ nun eindeutig unter dem Einfluss von Schmerzmedikamenten.

“Jetzt wissen es zwei mehr.“

Daniel öffnete die Augen einen Spalt. “Er hat ihr einen Beutel mit diesen Kräuterbonbons mitgebracht. Jack ... Jack ist auch ganz verrückt danach.“

Sam lächelte belustigt und Teal’c ließ ein Zucken der Mundwinkel sehen. “Schlaf ein bisschen!“, meinte Sam beruhigend und stand auf, um Daniel alleine zu lassen. Sie hatten das Mehrbettzimmer beinahe verlassen, als sie Daniel rufen hörten: “Die Bonbons!“

***

Das Telefon des Generals klingelte und er hob ab. “Hammond?“

Janet beschäftigte sich mit den Krankenakten ihrer vier Patienten und schaute überrascht auf, als Hammond fragte: “Major, ist das Ihr Ernst?“ Er nickte und lauschte scheinbar einer Erklärung, bevor er sagte: “Ich schicke Dr. Fraiser sofort runter.“ Er legte auf und erhob sich. “Major Carter erzählte mir gerade, dass Dr. Jackson eine Idee bei unserem Problem hatte.“

“Daniel?“, wiederholte Janet überrascht, “Er sollte schlafen. Ich habe ihm ein Schmerzmittel gegeben.“

“Major Carter hält seine Theorie für gut. Der Junge schläft jetzt, aber er hat Major Carter und Teal’c noch einiges erklärt. Sehen wir uns die Sache an!“

Janet nickte und folgte dem General aus seinem Büro.

***

“Alle Infizierten haben ihre Bonbons restlos aufgebraucht. Teal’c und ich schlagen vor, noch einmal nach Sigmon zu reisen und neue zu holen“, meine Sam und schaute zu Hammond, der ihr gegenüber in Janets Schreibtischstuhl saß. Janet hatte neben Sam Platz genommen und Teal’c stand wie ein stummer Wächter hinter den beiden Frauen.

“Warum gibt es auf Sigmon nicht solche Symptome?“, wollte Hammond wissen, doch Janet hatte eine Antwort parat: “Die Bonbons enthalten eine Pflanze, die die Sigmoner schon sehr früh in der Kindheit zu sich nehmen. Ihre Körper sind seit Generationen daran gewöhnt – möglicherweise ist es gar kein Gift- oder Suchtstoff mehr für sie - und außerdem sollten wir bedenken, dass es ein Gewürz sein könnte. Selbst wenn die Sigmoner die Bonbons nicht essen, nehmen sie diese Pflanze vielleicht über andere Wege auf.“

Sam nickte. “Daniel erzählte mir, dass die Sigmoner beinahe überall ein Gewürz beifügen, dass sich Kelre nennt.“

“Aber Dr. Jackson und der Rest von SG-15 haben mit den Sigmonern gegessen, dieses Kelre also zu sich genommen“, meinte Hammond.

Sam schüttelte den Kopf. “Scheinbar muss man es in einer bestimmten Menge einnehmen, bevor es bei Entzug negativ wirkt. Archeard, Taylor, der Colonel und Dr. Mansfield – alle vier aßen die Bonbons sehr gerne und regelmäßig, während Daniel und die anderen von SG-15 das nicht taten.“

“Daniel hielt sich an seine Schokolade und Bui mag nur Kaugummi. Pierce wusste, dass auch Pfefferminz auf Sigmon angebaut und den Bonbons beigefügt wird – darauf ist er allergisch. Die Bonbons gingen den vier im Laufe der letzten Tage aus – erst Archeard, dann Taylor, dann dem Colonel und Mansfield – sie sind auf Entzug, und ich kann ihnen nur helfen, wenn ich die genaue Zusammensetzung dieses Kelre kenne“, ergänzte Janet.

Es wurde kurz ruhig, während Hammond die gegebenen Informationen noch einmal durchdachte und dann nickte. “Major, Teal’c, Aufbruch in einer Stunde.“

***

Daniel öffnete nervös die Tür zu dem Raum, in dem Jack in einer der beiden Zellen saß. Janet hatte ihm für genau eine Stunde erlaubt, die Krankenstation zu verlassen. Wäre er bis zum Ablauf der Frist nicht wieder zurück, hatte sie gedroht, ihn von ein paar Pflegern einfangen und zurückbringen zu lassen. Daniel schloss die Tür hinter sich, steckte seine ID-Karte in die Hosentasche und schaute auf. Jack grinste ihn vom Bett aus an. Daniel atmete tief durch. Er musste das tun. Er musste versuchen, mit Jack zu reden.

Janet hatte ihn gebeten zu warten, bis sie eine Lösung gefunden hatten, doch das konnte er nicht. Jack hätte das Gleiche für ihn versucht. Der Colonel war krank und Daniel wollte ihm helfen. Dem wirklichen Jack, der irgendwo in seinem Körper gefangen war, zeigen, dass er ihm verzeihen konnte. “Hey, Jack!“

“Danny! Du hier?“ Jack stand auf und kam an das Gitter, blieb gerade außer Reichweite der Infrarotstrahlen stehen. “Hast du mich vermisst?“

“Wir haben eine Lösung gefunden und arbeiten an dem Problem“, ignorierte Daniel die Frage. Er trat näher an das Gitter heran und sagte leise: “Janet wird es bald raus haben, Jack.“ Jack lächelte: “Aber mir geht es gut.“ Daniel senkte rasch den Blick und verschränkte die Arme. Der Gips behinderte die Bewegung und Daniel steckte seine gesunde Hand in die Hosentasche.

Jack grinste anzüglich. “Ich gebe zu, ich hätte dir nicht die Hand brechen sollen.“

Daniel schüttelte den Kopf. “Jack, du bist krank. Nicht du selbst. Aber wir werden dir helfen.“

“Mir geht es fantastisch“, antwortete Jack.

Daniel biss sich auf die Unterlippe. “Nein.“

Jack zuckte mit den Schultern, dann taumelte er plötzlich. Erschrocken kam Daniel näher an das Gitter. “Jack?“

Der Colonel brach zusammen.

“Jack!“ Daniel eilte an die Tür und rief den Wachmann. Als dieser Jack am Boden sah, gab er Daniel die Zutrittskarte und griff zum Telefonhörer. Daniel öffnete die Tür zu der Zelle und eilte hinein, ging neben Jack auf die Knie. “Jack?“ Als er ausgriff, um den Puls des Colonels zu fühlen, öffnete dieser die Augen wieder und zog Daniel zu sich, positionierte sich auf ihm. Der Wachmann zog seine Waffe.

“Sei ein lieber Junge, Daniel“, flüsterte Jack, streichelte Daniels Oberschenkel und Daniel bäumte sich auf, versuchte, freizukommen, schlug sich den Kopf am Zementboden an. Trotz der Schmerzmittel begann sein Kopf zu hämmern und ihm wurde übel.

“Colonel, lassen Sie Dr. Jackson los!“, rief der Wachmann. Jack begann zu zittern und plötzlich brach er tatsächlich zusammen. Daniel blieb reglos unter ihm liegen und starrte schwer atmend zur Decke. “Dr. Jackson?“ Der Wachmann befreite Daniel von seiner Last und blickte ihn besorgt an. “Doktor?“

Daniel schloss die Augen, als die Kopfschmerzen unerträglich wurden und verlor das Bewusstsein.

***

“Daniel?“ Sanft drang Sams Stimme zu ihm durch und er öffnete die Augen. Er hatte wahnsinnige Kopfschmerzen und fühlte sich unendlich müde. Offenbar befand er sich wieder in der Krankenstation.

Sam und Teal’c standen an seiner Seite. “Was?“, fragte er verwirrt. “Ihr seid schon zurück?“

“Gerade eben erst. Wir waren sieben Stunden weg, Daniel.“

“Was ist passiert?“

Teal’c verschränkte die Hände hinter dem Rücken. “O’Neill hat dich vor kurzem erneut angegriffen, Daniel Jackson.“

Sam ergänzte: “Du musst dir den Kopf angeschlagen haben. Janet ist sehr besorgt. Ich würde nicht damit rechnen, morgen entlassen zu werden.“ Daniel schluckte und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. “Was ist mit Jack?“

Sam seufzte und schaute zu Teal’c. Dieser antwortete: “Er liegt im Koma wie Taylor und Archeard.“

“Ich muss ihn sehen“, antwortete Daniel, fühlte sich aber, als würden Gewichte ihn auf dem Bett festhalten. Janet kam hinzu: “Keine Chance, Daniel.“ Sie legte im sanft eine Hand auf die Stirn. “Du hast leichtes Fieber, du bist sehr erschöpft. Ich hätte dich vorhin nicht aufstehen lassen sollen. Und versuch erst gar nicht, mich umzustimmen.“

Sam schaltete sich bei Daniels enttäuschten Blick ein: “Das Labor hat die Lösung. Sie sagen, dass der Kelre-Entzug den Dopamin-Level erhöht. Man wird aggressiv, irrational ... und wenn man länger auf Entzug ist, schaltet der Körper ab, um sich wieder zu regenerieren.“

Daniel schüttelte den Kopf. “Dann brauchen wir gar kein Gegenmittel?“

Janet drückte eine Akte gegen ihren Oberkörper und verschränkte die Arme. “Nein, Daniel. Archeard wird der erste sein der aufwacht, dann Taylor, der Colonel und Mansfield.“

“Wie lange?“, wollte Daniel wissen.

“Archeard zeigt bereits erste Zeichen von zunehmender Gehirnaktivität. Also etwa zwei Tage. Wir nehmen an, dass die Heilung damit noch nicht abgeschlossen ist. Die vier werden sich müde fühlen und einige Tage Urlaub verschrieben bekommen“, erläuterte Janet.

Daniel räusperte sich. “Werden sie sich erinnern?“

Sam tauschte einen Blick mit Teal’c. Dann sagte sie: “Wissen wir nicht.“

“Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte ahnen müssen, dass etwas nicht stimmt. Dieser Wutanfall, den Jack an dem Abend bekommen hat, an dem Archeard mich angriff. Das Gespräch bei mir. Was in seinem Haus passiert ist ...“

“Wir haben es alle übersehen. Mansfield gilt als äußerst nett und ruhig. Man hat sie noch nie wütend erlebt. Niemand hat geahnt, dass etwas nicht mit ihr stimmt, bis sie ihr Labor ruinierte und erst anschließend fiel einigen ein, wie unruhig und gereizt sie in letzter Zeit gewesen war“, erklärte Janet. Dann seufzte sie. “Jetzt ist die Besuchszeit für euch beide aber vorbei. Daniel, du schläfst. Zwei Schläge gegen den Kopf innerhalb von 24 Stunden reichen. Du wirst entlassen, wenn der Colonel aufwacht. Anschließend kann ich dich wahrscheinlich sowieso nicht hier behalten.“

Daniel lächelte leicht. Janet scheuchte Sam und Teal’c hinaus und Daniel starrte an die Decke, versuchte, sich zu entspannen. Er fand nur wenig Schlaf, denn er fragte sich immer wieder, ob Jack sich erinnern würde und wenn ja, wie er auf die Dinge, die vorgefallen waren, reagierte.

***

Es dauerte etwas länger als zwei Tage. Janet entließ Daniel doch früher als gedacht aus der Krankenstation, ließ ihn allerdings auf der Basis unter Beobachtung. An dem Morgen, als Jack die Augen öffnete, saß Daniel neben ihm und ging einige Berichte durch. Jack starrte seinen Freund einige Momente stumm an. Als er den Gips sah, die verbliebene Verfärbung um das Auge, kehrte alles zu ihm zurück. Er schloss die Augen wieder und schüttelte den Kopf.

Die Erinnerungen an die letzten Tage kamen ihm wie ein Alptraum vor. Er konnte nicht begreifen, warum er sich so verhalten hatte. Er wusste nur, dass er wütend gewesen war. Und zwar sehr wütend. Und er hatte Daniel nicht nur verletzt, sondern ihn auch gegen seinen Willen fest gehalten, bedrängt ... er hoffte, Daniel würde ihm verzeihen können. Dass er hier an seinem Bett saß, war auf jeden Fall ein gutes Zeichen.

“Jack? Bist du wach?“, fragte eine sanfte Stimme.

Er wandte sich wieder zu Daniel um, schlug die Augen auf. Daniel lächelte, legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Hi!“

Jack schluckte hart. “Es tut mir so leid, Daniel“, flüsterte er.

Daniels Blick verfinsterte sich, bevor er sagte: “Das warst du nicht.“

“Daniel, ich habe dir die Hand gebrochen.“ Ihm fiel etwas ein und er fragte erschrocken. “Was ist mit Sara?“

“Laut Janet geht es ihr gut, aber ich habe sie noch nicht wieder gesprochen. Ich dachte, wir gehen persönlich bei ihr vorbei und erklären ihr alles. Sie hat die Freigabe, oder?“

“Seit dieser Geschichte vor sechs Jahren“, bestätigte Jack, “Zumindest das Allernötigste weiß sie.“ Er sah sich in dem abgeschirmten Bereich seines Bettes um. “Kameras?“, fragte er.

Daniel schüttelte den Kopf. “Toter Winkel“, antwortete er. Jack streckte die Hand aus und streichelte Daniels Wange.

“Komm her“, meinte er und war erleichtert, als Daniel sich ohne Zögern vorbeugte. Er wusste nicht, ob er dieses Vertrauen verdient hatte. Denn obwohl Daniel beide Jacks scheinbar genau unterscheiden konnte, trug er dennoch das Gesicht des Angreifers. Dankbar streichelte er Daniels Wange. Sie küssten sich sanft, dann fragte Jack: “Ich liebe dich, das weißt du, oder?“ Er musste es wissen.

Daniel nickte. “Du konntest ebenso wenig etwas dafür wie ich damals für die Dinge, die ich unter Entzug getan habe.“

Jack zog die Augenbrauen hoch: “Das war es also? Entzugserscheinungen?“ Daniel nickte. “Von den Bonbons.“

“Bonbons? Das darf doch nicht wahr sein! Ich wusste gar nicht, warum ich wütend auf dich war, Daniel. Was ich gesagt habe tut mir leid.“

Daniel nickte wieder und ergriff Jacks Hand. Das wusste er. Er lächelte Jack zu. Er hatte Jack schon immer ohne Einschränkungen vertraut. Im Laufe der Jahre hatte er dieses Vertrauen ab und zu bereuen müssen, doch Jack hatte es jedes Mal wieder gut gemacht. Und wenn er in Jacks Augen sah, konnte er den Unterschied zu dem anderen kalten und gefühllosen Jack ohne Schwierigkeiten erkennen. Er kam sich regelrecht dumm vor, dass er es nicht vorher gesehen hatte. Jack zog ihn langsam wieder näher, als hätte er Angst, Daniel würde bei jeder schnellen Bewegung zurückweichen und küsste Daniels Stirn. “Wann darf ich gehen?“

Daniel lächelte verstehend. “Das musst du Janet fragen. Aber die anderen beiden wurden fast sofort entlassen und zeigen keine Nachwirkungen. Sie haben jetzt eine Woche Urlaub bekommen.“

“Dann rufen wir jetzt den Doc und sobald sie bestätigt hat, dass es mir gut geht, fährst du nach Hause und fütterst die Fische. Dann kommst du zu mir. Und ich lasse dich nicht wieder weg, bis die Woche Urlaub vorbei ist.“

Daniel lächelte. “Ich darf arbeiten. Leichter Dienst.“

“In Ordnung, aber fünf Stunden, nachdem du das Bett verlassen hast, bist du wieder da, verstanden?“

Daniel wusste, dass Jack ihm so auf seine Weise zu verstehen gab, dass er Daniel für die nächsten Tage in seiner Nähe brauchte. Er musste die Bestätigung haben, dass Daniel nicht mehr wütend auf ihn war oder sogar Angst hatte, mit ihm völlig allein zu sein. So protestierte er nicht gegen die angedeuteten Befehle. Er selbst wollte auch so viel Zeit mit Jack wie möglich verbringen. Er war fest davon überzeugt, dass sie auch diese Krise überstehen würden.

***

Jack beobachtete vom Sessel aus Daniel, als dieser mit einem Teller aus der Küche zurückkam. “Okay, wir haben Thunfisch und -“

“Ich nehme Thunfisch.“

Daniel hob die Augenbrauen. “Du weißt doch noch gar nicht, was auf dem anderen drauf ist.“

“Nichts kann besser auf einem Sandwich sein als Thunfisch.“

Daniel seufzte theatralisch und hielt ihm den Teller entgegen. Jack nahm das Thunfisch-Sandwich und fragte dann: “Was hast du?“ Daniel setzte sich auf das Sofa und antwortete: “Schinken-Käse.“

“Siehst du? Ich hatte Recht!“

Sie aßen schweigend, dann fragte Jack: “Wie geht es dir?“

Daniel schaute zu ihm. “Mir? Wieso mir? Du hast im Koma gelegen.“

“Daniel“, stöhnte Jack.

Der Archäologe senkte ertappt den Blick. “Ganz gut.“

Jack lehnte sich vor und stützte seinen Kopf in eine Hand. “Oh!“, meinte er, “In der Krankenstation klangst du etwas positiver. Du hast nachgedacht, als du zu Hause warst, um die Fische zu füttern, oder?“

“Etwas“, gab Daniel zu.

“Willst du reden?“, fragte Jack.

Daniel zog die Beine zu sich auf die Couch und stützte die Ellbogen auf die Seitenlehne. “Ich glaube, wir sollten reden.“

Jack wurde noch ernster und sagte dann: “Was ich alles gesagt habe, tut mir leid. Was ich getan habe, tut mir leid! Gott, Sara und du, ihr müsst mich hassen!“

“Jack -“

“Ich habe von ihr verlangt, ihren Mann zu verlassen!“

Daniel schluckte. “Ich bin sicher, sie wird es verstehen, wenn wir mit ihr reden. Sie kennt dich sehr gut. Sie wird wissen, dass du nicht du selbst gewesen bist.“

“Und du?“, fragte Jack.

“Ich?“, antwortete Daniel.

Jack blickte zu Boden. “Diese Sara-Sache, du weißt schon ...“ Er hoffte, dass Daniel wusste, wovon er sprach. Daniel sah ihn nicht an, setzte sich gerade hin, die Füße auf dem Boden und verschränkte umständlich die Arme. Scheinbar konnte nicht mal der Gips die Notwendigkeit dieser Haltung verhindern. Es war die, die Jack und Sam in den frühen Tagen von SG-1 die “Mauer“ genannt hatten. Niemand sollte Daniel anfassen. Er gab sich selbst Halt. Inzwischen sahen sie diese Bewegung nur noch selten.

Für gewöhnlich in einer schwierigen Situation oder wenn er nicht reden wollte.

“Das war so ...“, sagte Jack und es reichte.

“Ich weiß, dass du mich nicht betrügen würdest“, antwortete Daniel tonlos.

Jack rieb sich frustriert die Stirn. “Scheinbar will ich sie irgendwo in meinem Unterbewusstsein noch. Das denkst du, oder?“

“Du würdest mich nicht betrügen.“

“Aber verlassen“, antwortete Jack und Daniel blickte auf. “Das denkst du, oder? Dass ich mich für sie von dir trennen würde. Das beweist, wie unsicher du dir noch immer bist. Nicht über deine Gefühle, über meine. Deshalb willst du unsere Beziehung auch nicht mehr so geheim halten. Man soll wissen, dass ich zu dir gehöre.“ Daniel schüttelte den Kopf. Jack schwieg einen Augenblick. Dann sagte er leise: “Ich würde es so gerne tun - schon allein, weil es dich beruhigen würde -, aber ich kann dir das nicht geben, Daniel.“

“Wir haben darüber diskutiert. Ich weiß.“

Jack hielt es nicht mehr aus und stand auf. Er setzte sich neben Daniel und zog an seinem gesunden Arm, durchbrach die Mauer. “Komm her!“

Daniel schüttelte den Kopf und stand auf. “Nein, Jack, nicht jetzt!“ Er begann, nervös auf und ab zu gehen. Jack schluckte hart und stützte den Kopf in seine Hände, grub die Ellbogen in seine Oberschenkel. Daniel blieb mit dem Rücken zu ihm stehen. “Ich brauche ... jetzt etwas Abstand.“ Er wandte sich zu Jack um, nahm dessen Haltung wahr. Seine Augen weiteten sich verstehend. “Oh, Jack, es tut mir leid.“ Er ging zurück zu ihm und setzte sich auf den Couchtisch ihm gegenüber, streichelte Jacks Unterarme und lehnte seine Stirn gegen die von Jack.

“Hast du Angst vor mir?“, fragte der Colonel.

Daniel schüttelte den Kopf. “Nein. Das könnte ich nicht. Jack, ich war nur ...“ Er brach ab und kopierte Jacks Haltung, saß ihm schweigend gegenüber.

“Du weißt, ich würde dich nicht verlassen“, meinte Jack.

“Sag so was nicht“, antwortete Daniel kopfschüttelnd. Jack schaute ihn an. Daniel seufzte. “Ein Treffer mit der Stabwaffe würde reichen und ... du bist nicht mehr da.“

“Du weißt, was ich meine“, antwortete Jack. Daniel schwieg. Er hatte zu viele schlechte Erfahrungen in der Richtung gemacht. Jack wollte seine Wange streicheln, zog die Hand aber wieder zurück. Daniel bemerkte die Bewegung und schaute Jack aufmerksam an.

“Weißt du, ich kann ... ich weiß, das warst du nicht, aber ich kann ihn nicht so einfach vergessen wie ich gerne würde und wie ich das noch in der Krankenstation gedacht habe. Wie er geredet hat, was er wollte, was er dachte, wie ... grob er war.“ Daniel schüttelte den Kopf.

Jack seufzte gedrückt. “Er ist ein Teil von mir, Daniel.“

“Ich weiß.“

“Ich kann verstehen, wenn es dich erschreckt. Ich ... wusste, dass er irgendwo existiert, aber ich dachte nicht, dass er herauskommen würde.“

Daniel ergriff Jacks Handgelenke.

“Er ist nicht du. Er ist ein Teil von dir, aber ... nicht du. Ich ... habe auch so eine Seite in mir.“ Seine Gedanken wanderten kurz zu Shi’fus Lehre zurück, dem Traum, den er ihm gegeben hatte. “Das haben wir alle. Du warst krank, jetzt bist du wieder gesund.“ Er streichelte Jacks Stirn, lächelte leicht.

Jack blickte auf. “Was in meinem Haus passiert ist ...“

“Jack“, schüttelte Daniel den Kopf.

“Nein!“, erwiderte der Colonel. Er musste es sagen. Sie mussten darüber reden, sonst würde es zum Problem werden. Daniel verstand und schwieg.

“Was ich in meinem Haus getan habe ... ich erinnere mich an meine Gedanken und Gefühle. Wäre Sara nicht dazwischen gekommen, Daniel, wäre sie nicht da gewesen ... ich weiß nicht, ob ich mich hätte von einem Nein beeindrucken lassen. Und ... kampftechnisch ...“

Daniel senkte den Blick. An Kraft konnte er sich inzwischen ohne Probleme mit Jack messen. Doch was die Kampftechnik anging, so beherrschte er nur das Standard-Programm, während Jack jahrelang Ausbildungen darin genossen und mehr Erfahrung hatte. “Es hätte übel ausgehen können“, fuhr Jack fort.

Daniel starrte auf den Teppich. “Aber ich kann euch unterscheiden“, versprach er, “Was er getan hat, würdest du nie tun, Jack. Das weiß ich.“ Daniel lehnte sich vor und küsste Jack auf die Stirn.

Der Colonel blickte in seine Augen und antwortete mit einem leichten Kuss auf die Lippen. “Kannst du das wirklich?“, fragte er dann. Daniel nickte. Jack küsste ihn erneut, dieses Mal länger. Er zog Daniel näher und der Archäologe rutschte vom Tisch auf die Couch, hockte schließlich mit gespreizten Beinen auf Jacks Oberschenkeln.

“Und weißt du, wieso?“, wollte er wissen. Jack streichelte seinen Rücken. Neugierig hakte er nach: “Wieso?“ Daniel lehnte seine Stirn gegen Jacks und antwortete: “Er hat mich nie geküsst.“ Zur Bestätigung begann Jack einen Kuss, drückte Daniel an sich. Das Telefon klingelte.

“Oh, verdammt!“, murmelte Jack.

Daniel lachte leise und stand auf. “Das ist sowieso nicht gut für deine Knie.“

“Wir hätten uns später hinlegen können“, meinte Jack und ergriff das schnurlose Telefon auf dem Couchtisch. “O’Neill?“

Daniel ging in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Jack folgte ihm schon bald und nahm ihn in den Arm.

“Wer war dran?“, wollte Daniel wissen.

“Fraiser. Wollte wissen, ob ich noch immer in Ordnung bin“, antwortete Jack. Er zog Daniel in einen sanften Kuss. “Ich liebe dich.“ Daniel nickte: “Ich dich auch.“ Jack lächelte. Sie kamen in Ordnung. Er wusste es.

***

Am nächsten Nachmittag hatten sie endlich das fällige Gespräch mit Sara. Nach einer kurzen Begrüßung nahm Sara Jack in die Arme und sagte dann leise etwas zu ihm. Der Colonel nickte nur und drückte sie erneut an sich. Daniel wandte sich ab und schaute Saras Mann Edward an, der mit ihm in der Diele des Ehepaares darauf wartete, dass die ehemaligen Partner den privaten Teil ihres Gesprächs beendeten.

Edward bedeutete Daniel ihn in die Küche zu begleiten. “Sie sind mehr als Jacks Freund, der zur moralischen Unterstützung mitgekommen ist, oder?“, fragte er und stellte eine Tasse Kaffee für Daniel auf die Theke. Dann wandte er sich wieder dem Auflauf zu, der im Ofen garte.

“Wie kommen Sie darauf?“, wollte Daniel wissen.

Edward lachte. “Wie er Sie ansieht, wie er mit Ihnen spricht ...“

Daniel verzog das Gesicht. “Es dürfte nicht so offensichtlich sein“, meinte er.

“Ist es auch nicht“, beruhigte Edward ihn, “Aber ich habe während meiner Studienzeit ein homosexuelles Pärchen gekannt, das sich verstecken musste. Einer von ihnen war bei der Navy, der andere studierte mit mir. Ich habe gelernt, sie zu durchschauen. Es fiel niemandem sonst auf.“ Daniel seufzte und rührte in seinem Kaffee. “Außerdem hat Sara es mir gesagt“, meinte Edward dann und als Daniel überrascht aufblickte, strahlten die grünen Augen seines Gegenübers vor unterdrücktem Lachen.

Daniel lächelte kopfschüttelnd. Hinter ihm traten Jack und Sara in die Küche. Sara ging zu ihrem Mann und ließ sich in den Arm nehmen. Er küsste ihre Stirn. Daniel spürte Hände auf seinen Schultern und Jack fragte: “Wollen wir gehen? Du siehst müde aus.“

“Diese blöden Kopfschmerzen“, murmelte Daniel.

Sara lächelte einladend: “Wollt ihr nicht noch zum Essen bleiben? Edward macht gerade seinen berühmten Nudelauflauf und der müsste bald fertig sein.“

Jack schaute auf. “Danke, aber ich bringe ihn lieber nach Hause. Er hat gestern zu lange gearbeitet.“

Und Daniel fragte sich plötzlich, ob Jack wusste, dass Sara Edward alles erzählt hatte. Im Auto sprach er ihn darauf an. “Jack?“

“Hm?“ Der Colonel wandte ihm nur kurz den Blick zu, dann wurde die Ampel vor ihnen grün.

“Edward weiß es.“

Jack nickte: “Ja.“

“Warum? Du warst bisher immer so fest überzeugt, wir müssten vorsichtiger sein. Niemand außer Sam, Teal’c, der General und Janet sollten es wissen.“

“Ich weiß, dass es dich unglücklich macht“, antwortete Jack.

Daniel senkte den Blick. “Aber wir können nichts daran ändern“, meinte er dann.

“Zumindest etwas Entspannung sollten wir uns bei Sara und Edward gönnen dürfen. Als ich sie gestern wegen der Verabredung heute angerufen habe, habe ich sie gebeten, es Edward zu sagen. Ich meine, da wir die beiden in nächster Zeit häufiger sehen werden.“

“Häufiger?“, fragte Daniel. Jack bremste bei Rot und erklärte lächelnd: “Ich soll Pate werden.“ Daniel starrte ihn an. Das war gut, oder? Jack hatte Charlie geliebt wie nichts anderes auf der Welt. Das wusste Daniel. Er bildete sich nicht ein, mit Charlie in einer Liga spielen zu können. Aber das war okay. Die Frage war, ob Jack tatsächlich die Patenschaft für ein Kind von Sara übernehmen könnte – nicht sein eigenes, aber das seiner Ex-Frau, die er ebenfalls sehr geliebt hatte und noch immer liebte? Er beobachtete Jack aufmerksam, sah, wie ruhig er blieb. Jack bemerkte die Musterung, schaute zu Daniel hinüber. Er lächelte versichernd, ahnte, was in Daniels Kopf vorging.

Daniel lächelte zurück. “Das ist schön, Jack. Und was sagt Edward dazu?“

“Er ist einverstanden. Weißt du, eigentlich ist er ganz nett.“

Der Colonel schaute kurz um sich und als er feststellte, dass sonst niemand auf sie achtete, zog er Daniel für einen kurzen Kuss zu sich. “Ich liebe dich.“

Daniel grinste und antwortete: “Ich dich auch.“


ENDE

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