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Ein Himmel ohne Sterne von Sphere

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Vorwort

Es handelt sich im Wesentlichen um eine Action-Geschichte, die aber auch ihre nachdenklichen Momente hat. Sie greift auf Einiges an technischen Asgard-Spielereien zurück und spielt in einer fremdartigen Welt. Auch verleiht sie unseren guten, aber etwas steifen Freunden von den Asgard etwas mehr Profil. Obwohl sie in der fünften Staffel spielt, gibt es auch einige aktuelle Bezüge. // Ich weiß natürlich, dass die Geschichte nicht sonderlich kurz ist, aber lasst euch bitte DAVON nicht vom Lesen abhalten!
Ein Himmel ohne Sterne


KAPITEL 1

Mit einem Mal verstand Jack, warum die Asgard sie so sehr wegen ihrer Fähigkeit zu kämpfen schätzten. Sie selbst konnten es nämlich nicht. Das war offensichtlich.
Die beiden Asgard standen in der Mitte des Korridors ihres Schiffes. Sie waren in bläulich-silbrige Hightech-Monturen gehüllt und trugen silbern glänzende, elegante und schlanke Gewehre, die länger waren als ein Asgard hoch und die sie aus unerfindlichen Gründen trotz ihrer schwächlichen Arme noch tragen konnten.
All dieser Ausrüstung zum Trotz wirkten die kleinen Gestalten dennoch verloren, als der Schwarm Replikatoren auf sie einstürmte.
Dabei bemühten sie sich durchaus: Immer wieder rasten grellweiße Strahlen aus den Mündungen ihrer Waffen, durchschnitten den ein oder anderen Robo-Käfer und fraßen danach tiefe Furchen in das Metall des Korridors. Jack hatte noch keine andere Strahlenwaffe gesehen, die bei den Replikatoren mehr verursachte als ein kurzes, irritiertes Zögern und dennoch: Es dauerte nicht lange, bis sich aus zwei oder drei Bruchstücken wieder ein ganzer Replikator zusammensetzte, der sofort dem Schwarm zu folgen begann.
Das alles schien die Asgard nicht zu interessieren. Obwohl sie es trotz der großen Menge an Käfern schafften, Schüsse ins Leere zu setzen, obwohl ihre Treffer kaum Verluste verursachten, blieben sie stehen. Sie kämpften nicht, sie setzten lediglich ihre Technologie ein! Und entweder die Technik erfüllte ihren Zweck oder sie tat es nicht.
Offensichtlich tat sie das nicht, aber auf die Idee, dass dies zum Teil daran lag, wie sie diese Technik einsetzten, kamen sie wohl nicht.
All das registrierte Jack in den wenigen Sekunden, bis er und sein Team auf gleicher Höhe wie die Asgard waren. Er hob seine eigene Waffe und eröffnete das Feuer.
Eine P-90 verschoss 15 Projektile pro Sekunde. Bei Dauerfeuer entleerte dies das Magazin in drei-eindrittel Sekunden, zerschmetterte diese Lego-Insekten jedoch mit einer Wucht, bei der keine noch so ausgefeilte Asgardwaffe mithalten konnte.
Die Replikatoren zerplatzten förmlich unter dem Beschuss. Aus ihrer Gruppierung gelöste Module wirbelten durch die Luft und regneten zu Boden, die meisten durch die Wucht der Erschütterung oder des Aufschlags so stark beschädigt, dass sie sich nur selten zu einem neuen Käfer formierten.
Dennoch kamen immer neue nach und obwohl ihr Vormarsch sich verlangsamt hatte, bewegten sie sich doch unaufhaltsam auf ihre Position zu. Das leise Kreischen ihrer Gelenke, das Klicken ihrer Beine auf dem Boden war selbst durch das Knattern ihrer Waffen hinweg zu hören und ging Jack durch Mark und Bein. Er hasste diese Geräusche.
„Zurück!“, befahl Jack.
Doch die Asgard standen da wie angewurzelt, feuerten mit einer Ruhe vor sich hin, für die Jack nur Verständnislosigkeit aufbringen konnte.
„Zurück! “, wiederholte er und gab dem Asgard neben ihm einen sanften Stoß. Doch statt zu schwanken, stand dieser erstaunlicherweise unverrückbar wie ein Fels.
Verdammt, war alles, wozu Jack zu denken im Stande war. Grimmig setzte er den Beschuss fort, bestrich mit seiner Waffe den Korridor vor ihm, doch er sah keine Chance den Asgard zu helfen, wenn sie weiterhin dort stehen bleiben wollten. Für jede zerstörte Maschine kam eine neue nach. Es war abzusehen, dass die Replikatoren sie sehr schnell erreichen würden.
Von einem Moment zum anderen strömten dann jedoch keine weiteren Käfer nach. So plötzlich wie der Schwarm aufgetaucht war, so abrupt endete er. Ehe Jack es sich versah, waren die verbliebenen Roboter weggeputzt.
Als der Krach ihrer Waffen verstummte, herrschte plötzlich eine unheimliche Stille. Misstrauisch beobachtete Jack die dicke Schicht aus Replikatormodulen und Gewehrkugeln am Boden, ob sich darin nicht doch vielleicht etwas bewegte. Er kickte in den Haufen leerer Magazine zu seinen Füßen und ließ einige davon nach vorn schlittern. Noch immer rührte sich nichts, erhoben sich keine neuen Techno-Käfer aus den eigenen Trümmern.
Sie hatten wohl tatsächlich gewonnen.
Jack drehte sich zu dem Asgard neben ihm herum. „Was ist an dem Wort zurück so schwer zu begreifen?!“, fuhr er ihn an.
Das kleine Wesen sah ihn ruhig aus den beiden riesigen, schwarzen Augen an. „Nichts“, erklärte es unnahbar.
„Also warum seid ihr dann nicht zurückgewichen?“, warf Jack dem Asgard an den für seine Größe überproportional großen Kopf. „Ihr habt euch und mein Team gefährdet!“
Der Blick des Asgards wurde intensiver. Obwohl er sein Haupt in den Nacken legen musste, um Jack ins Gesicht zu sehen, blickte er ihn dennoch so an wie eine lästige Bakterie unter dem Mikroskop. „Du bist O’Neill, nicht wahr?“, fragte er.
„Zwei L“, bestätigte Jack, dabei möglichst verärgert klingend, um sich nicht den Wind aus den Segeln nehmen zu lassen.
„Obwohl du auf ausdrücklichen Wunsch von Commander Thor hier bist, gibt dir das uns gegenüber noch lange keine Anweisungsbefugnis“, erklärte Jacks Gegenüber höflich, aber bestimmt.
„Das ist doch...“, begann Jack in aufschäumendem Ärger, mäßigte sich dann jedoch. Der Asgard war schließlich nicht irgendein Rekrut, den er nach Belieben hätte zusammenstauchen können. „Wir standen kurz davor, überrannt zu werden“, zwang er sich daher zu einer Erklärung. „Wären wir ein paar Meter zurückgewichen, hätte uns das den nötigen Abstand gegeben, um aus sicherer Entfernung weiter kämpfen zu können.“
„Du schätzt die Lage falsch ein. Wir standen zu keinem Zeitpunkt davor, überrannt zu werden“, musste Jack sich anhören.
„Was?!“, zischte er ungläubig.
„Diese Gewehre stellen die neueste Generation an replikatorbrechenden Waffen dar und sind das Beste, was unsere Wissenschaft je hervorgebracht hat“, sprach der Asgard wie zu einem kleinen und nicht allzu klugen Kind. „Unsere Chancen, diesen Kampf zu gewinnen, standen daher optimal.“
„Eure Chancen?! Ich werd euch sagen...“
„Jack...“ Daniels mahnende Stimme ließ ihn verstummen.
Jack und der Asgard starrten sich einen Moment stumm an.
Dann ergriff der zweite Asgard das Wort. „Natürlich wissen wir eure Geste durchaus zu schätzen“, erklärte er diplomatisch. „Obwohl eure Unterstützung vollkommen unnötig war, sind wir euch dennoch zu Dank verpflichtet.“
„Gegenseitige Hilfe ist die Grundlage jeder Allianz“, nahm Daniel den dargebotenen Ball auf. „Wir haben euch gerne geholfen.“
Die beiden Asgard nickten. Dann schulterten sie mit ungelenken Bewegungen die viel zu großen Waffen. Einen Moment fürchtete Jack, die Gewehre würden gleich zu Boden poltern, aber obwohl die beiden sich recht umständlich anstellten, schienen sie das nicht zum ersten Mal zu tun. Schweigend wandten sie sich ab und verschwanden durch den Korridor.
Immer noch mit seinem gekränkten Stolz kämpfend meinte Jack: „Teal’c, bitte kneif mich.“
Der brennende Schmerz in seinem Arm bewies, dass er nicht träumte. Er war tatsächlich gerade Zeuge bodenloser Arroganz geworden. War es denn so schwer einzusehen, dass ein paar Halbwilde mit Metallkugeln und etwas explosivem Pulver mehr bewirken konnten, als Jahrtausende der Asgardtechnik?
Oder war es gar nicht so einfach? Sie mochten hin und wieder auch mal etwas arrogant sein, aber gewöhnlich verstanden sich die Asgard darauf, dies zu verbergen.
Tatsache war, dass sie es mit einem Volk zu tun hatten, welches alt geworden war. Zwar waren die Asgard deswegen nicht müde oder hätten Probleme gehabt, ihre bestehende Technik weiterzuentwickeln. Aber mit Innovationen taten sie sich schwer. Und vielleicht nicht nur damit.
Wäre es möglich, dass sie sich in all den Jahrtausenden so weit entwickelt hatten, dass sie gar nicht mehr in der Lage waren, Furcht zu empfinden? Dass sie sich schnell verändernde Situationen, dass sie Kampfsituationen gar nicht mehr einschätzen konnten? Jack dachte dabei noch gar nicht an die Einschätzungen eines erfahrenen Soldaten, sondern eher an einen Höhlenmenschen, der wusste, wann er fliehen und wann er kämpfen musste.
Und wenn dem so war, dass die Asgard damit völlig überfordert waren, dann war es keine Arroganz gewesen, was sie eben erlebt hatten. Sondern einfach nur Ehrlichkeit.
Ehrlichkeit, welche auf den Zustand der Asgard schließen ließ.
Und das beunruhigte ihn mehr, als jede Beleidigung es hätte tun können.

Der Lift war groß und geräumig. So wie eigentlich alles hier recht groß war – riesig für die Maßstäbe der Asgard. Aber diese mochten es wohl so.
Mit einem leisen Zischen glitten die Türen beiseite und entließen SG-1 auf die Brücke des Schiffs.
Dies war kein kleines Einmannschiff, wie das, welches sie gestern geborgen hatte. Es war auch nicht evakuiert worden, wie einst die Beliskner. Nein, es war voll besetzt und quoll vor Asgard geradezu über.
Zwar konnte Jack den Eigennamen des Schiffs nicht aussprechen, geschweige denn ihn sich merken. Was ihm dafür umso leichter fiel, war die Typenbezeichnung: Es war ein Schiff der O’Neill-Klasse und das erfüllte ihn mit einem gewissen Stolz.
Aufgrund des neuen Schiffstyps sah die Brücke ein wenig anders aus als sie es bisher zu sehen bekommen hatten. Die Brücke ließ sich sowohl über einen Lift, als auch über das angrenzende Deck betreten. Von der Rückseite her, wo sie standen, führten an beiden Seiten Rampen hoch zu einer Galerie. Die Wand über und unter den Galerien war gesäumt von Kontrollpulten, vor denen Asgard saßen und stumm ihre angeblichen „Steine“ umher schoben.
Beide Hälften der vorne unterbrochenen Galerie wurden durch eine glasig-grüne Scheibe miteinander verbunden, deren Oberseite völlig leer war. Darunter stand der große, löffelartige Sessel von Thor, flankiert von zwei mächtigen, runden Pulten, die drehbar waren und in denen sich jeweils ein Asgard aufhielt.
Die Vorderseite der Brücke schließlich wurde von drei großformatigen holographischen Displays dominiert, welche sich beliebig umgruppieren ließen. Links davon war in den Boden eine Kommunikationsplattform eingelassen.
Für Jack gab es keinen Grund zu jubeln, nur weil sie den zurückliegenden Kampf im Korridor gewonnen hatten. Er wusste, wie es im Rest des Schiffes aussah.
„Thor, mein Freund“, eröffnete Jack diesem, als sie die Mitte der Brücke erreicht hatten. „Ich glaube, ihr seid dabei, diesen Kampf zu verlieren...“ Jack sah sich um. Der hier herrschenden Ruhe zu urteilen, schienen diese Stoiker seine Sorge nicht zu teilen.
Auf dem Grund von Thors Augen glaubte Jack so etwas wie Trauer zu erkennen. „Dies ist der Grund, aus dem ich euch auf die Brücke gebeten habe, O’Neill“, erklärte er, kam jedoch vorerst nicht dazu, dies weiter darzulegen.
Das mittlere Holodisplay, welches bisher die vorbeiziehenden blauen Streifen des Hyperraumes gezeigt hatte, zeigte auf einmal nur noch die Schwärze des Leerraumes zwischen den Galaxien.
„Commander Thor“, erklärte der Asgard an dem linken Pult vor ihnen ruhig. Er hieß Herodot oder Hermiod oder so ähnlich. „Wir haben soeben den Hyperraum verlassen.“
Thor nahm seinen beinahe überrascht wirkenden Blick vom Holodisplay und fragte: „Die Replikatoren?“
„Nein. Die Hyperantriebsmotoren sind nicht beeinträchtigt. Trotzdem können wir kein Hyperraumfenster mehr öffnen.“
Schweigen.
„Vielleicht eine Anomalie im Hyperraum selbst?“, fragte dann – natürlich – Carter.
„Leider sind die Sensoren ausgefallen, welche derartige Anomalien detektieren würden.“ Hermiod stellte eine Tatsache fest und klang auch genau so.
„Dann seht doch einfach aus dem Fenster“, hörte Jack sich seine dumme Idee aussprechen.
„Es ist nicht gesagt, dass eine solche Störung optisch sichtbare Effekte hervorrufen würde, welche wir von unserer Position aus erkennen könnten“, hielt der Chefingenieur und Stellvertreter Thors ihm vor.
„Aber es wäre durchaus möglich“, schlug sich Carter auf Jacks Seite.
Thor machte so etwas wie ein Nicken und Jack vermerkte zufrieden, dass seine Idee wohl doch nicht so dumm gewesen war.
Der Bildschirm zeigte noch immer die sternenlose Schwärze, welche das Raumschiff gerade durchflog. Es war nur ein kleiner und verwaschener Fleck zu sehen, der wohl die von ihnen angesteuerte heimatliche Milchstraße darstellte. Abgesehen davon, dass sie eigentlich vorerst im Hyperraum hatten bleiben wollen, war dies der erwartete Anblick. Innerhalb einer Galaxie maß man die Entfernung zum nächsten Stern in Lichtjahren. Hier jedoch, auf halbem Weg zwischen den Sterneninseln, waren es Millionen Lichtjahre bis man wieder auf einen Planeten hoffen konnte. Allzu viele Galaxien, die hell genug waren, damit man sie auf diese Entfernung mit bloßem Auge noch sehen konnte, gab es entsprechend nicht.
Der heimatliche Lichtklecks begann langsam nach rechts zu wandern und ließ den Schirm nun völlig dunkel werden, als er aus dessen Anzeigebereich herauswanderte. Es dauerte eine ganze Weile, bis ein weiterer Fleck erschien, der irgendwann verharrte und nach unten wanderte, als die Kamera nach oben schwenkte.
Die ganze Zeit hatte Jack erwartet, gleich ein farbenprächtiges, nebulöses Etwas zu erblicken. Weltraumanomalien waren immer sehr bunt und hübsch anzusehen, wie er gelernt hatte. Als Carter dann „Halt“ rief, war er direkt enttäuscht.
Es war nur ein einzelner blauer Punkt.
„Das sieht aus wie ein Stern“, meinte die Wissenschaftlerin seines Teams.
„Das ist nicht möglich“, erwiderte Thor sachlich. „Zwischen den Galaxien können sich weder Sterne bilden, noch ist ein blauer Stern langlebig genug, um aus einer Galaxis herausgeschleudert zu werden und innerhalb seiner Lebensspanne bis hierher zu kommen.“
„Wem erzählst du das? Dennoch ist er da!“ Es war nicht schwer, Carters Begeisterung über dieses Rätsel zu bemerken.
„Was immer es ist“, warf Hermiod ein. „Es wird größer.“
„Das heißt, dass wir damit zusammenstoßen werden?“, fragte Daniel mit leichtem Entsetzen in der Stimme.
„Dies lässt sich zur Zeit noch nicht sagen.“ Überflüssig zu erwähnen, wie leidenschaftslos Hermiod klang.
„In der Zwischenzeit gibt es dringendere Probleme“, meldete sich wieder Thor zu Wort. „Probleme, wegen denen ich euch ursprünglich hierher gerufen habe.“ Er wedelte mit der Hand und das linke der drei Holodisplays begann, eine Außenansicht des Schiffes zu zeigen – es war ein schönes und ausgesprochen elegantes Schiff, wie Jack fand. Die Typenbezeichnung passte sehr gut...
„Vor 15 eurer Minuten begann einer unser Neutrino-Reaktoren größere Mengen an Delta-Strahlung zu emittieren. Dies geschieht gewöhnlich nur bei einer Überhitzung. Da sich die Reaktoren nicht herunterfahren lassen, waren wir gezwungen ihn auszuwerfen.“ Thor hob noch einmal mit der Hand. Die Außenansicht des Schiffs drehte sich und zoomte auf einen Teil der Hülle. „Wir vermuten, dass die Replikatoren einen Teil der Radiatoren konsumiert haben, welche gewöhnlich die von den Reaktoren erzeugte Wärme ins All abstrahlen. Da die Strahlung die Replikatoren nicht beeinträchtigt, sind die Auswurfsmechanismen inzwischen von ihnen blockiert worden.
Wir würden es begrüßen, wenn ihr die Replikatoren von den Radiatoren vertreiben würdet, um zu verhindern, dass sie weiteren Schaden anrichten.“
„Na, klar doch.“ In Jacks Worten klang jedoch kein Sarkasmus mit. Zwar kam er sich manchmal von den Alliierten der Erde reichlich ausgenutzt vor. Nachdem er aber den Mist gesehen hatte, den die Kerle im Korridor produziert hatten, kam er nicht umhin, Thor zuzustimmen. Außerdem gehörten die Asgard zu den Aliens, denen er gerne half.
„Die Radiatoren befinden sich an der Außenhülle des Schiffs“, stellte Teal’c fest.
Dies ließ Jack jetzt doch aufseufzen. „Okay. Teal’c – dann werden wir uns mal die Raumanzüge anziehen.“
„Das wird nicht nötig sein, O’Neill“, hielt ihn Thor zurück. „Unter den gegebenen Umständen werden wir euch mit den notwendigen Mitteln ausstatten.“ Er starrte intensiv neben seinen Sessel. Das gleißende Licht eines Asgard-Transportvorgangs leuchtete auf, verharrte etwas länger als gewöhnlich und ließ etwas auf dem Boden zurück, als es erlosch. „Dies sind vergrößerte Varianten der von uns benutzten Schutzanzüge“, erklärte Thor.
„Cool!“ Jack sah auf den bläulich-silbernen Stoff, der dort am Boden lag und fragte sich, warum die Dinge sonst nicht auch so einfach waren.
Ja – warum eigentlich nicht? „Wir hätten gerne ein Dutzend davon“, fügte er hinzu.
„Die Asgard werden den Menschen niemals einen Teil ihrer Technologie zur Verfügung stellen“, schnarrte Hermiod ungnädig von der Seite.
Im Grunde hatte Jack besseres zu tun, als sich mit einem humorlosen Asgard wie Hermiod zu streiten. Daher widmete er sich wieder den Anzügen und stellte fest, dass sie ausgesprochen leicht waren. „Entschuldige, Thor“, meinte er, dann doch etwas skeptisch. „Aber der hier ist mir zu groß.“ Er sah hinüber zu Teal’c. „Ich fürchte, der passt keinem von uns.“
Thor schien das jedenfalls nicht zu stören. Er blinzelte nachsichtig und bat Jack dann: „Du solltest ihn jetzt anlegen, O’Neill.“
Eigentlich sah Jack keinen Sinn darin, Kleidung anzuprobieren von der klar war, dass sie ihm nicht passen würde. „Einfach überstreifen?“, fragte er dann trotzdem.
„Es sei denn, du möchtest die Recyclingsysteme des Anzugs in vollem Unfang nutzen. In diesem Fall solltest du deine vorhandene Kleidung vorher ablegen. Auch der Tragekomfort sollte sich dadurch erhöhen.“
Jack brauchte einen Moment, bis er verstand: Nein, er hatte nicht vor, sich in die Hose zu machen.
Also zog er lediglich die schwarze SG-Weste aus und schlüpfte schließlich seufzend in die Hosenbeine. Gleichzeitig wies sein Team an, diesem Beispiel zu folgen.
„Ist das alles?“, fragte Daniel ungläubig, während auch er in den einteiligen Anzug schlüpfte. „Gibt es keinen Rucksack mit Lebenserhaltungssystemen oder so?“
„Alle benötigte Hardware befindet sich im Material des Anzuges“, beteuerte Hermiod von seiner Konsole her.
Jack befühlte den Stoff genauer. Er war einige Millimeter dick, ließ sich knittern und verbiegen, jedoch kaum eindrücken.
„Der Anzug verfügt über einen Schutzschirm. Dieser dient allerdings nur dem Schutz vor extremen Umwelteinflüssen. Gegen Energiewaffen bietet er nur unzureichenden Schutz und Replikatoren können ihn durchdringen“, erläuterte Thor. „Die eingebauten Kraftverstärker sind für uns sehr wichtig, da sie einem Asgard das Tragen schwerer Gerätschaften erlauben. Für euch dürften sie zwar unnötig sein, jedoch haben wir sie der Einfachheit halber in der Konstruktion belassen.“
Das erklärte jedenfalls die Stärke der Asgard im Korridor.
„Kraftverstärker?“, echote Daniel. „Also daher kommt die Legende von deinem Machtgürtel und den Eisenhandschuhen?“
Der Blick des vermeintlichen Donnergottes schien ausdrücken zu wollen, dass er so etwas nicht mit Außenstehenden diskutierte.
Inzwischen hatte Jack den Anzug übergestreift und kam sich in dem schlappernden Stofffetzen ziemlich albern vor. Es gab nicht einmal einen Reißverschluss, mit dem er ihn an der Vorderseite hätte schließen können.
Ehe er sich jedoch beschweren konnte, kam Leben in den Anzug.
Mit einem schmatzenden Geräusch zog er sich um ihn zusammen, schmiegte sich an seinen Körper und verschloss sich.
Einen Moment war Jack wie gelähmt. Dann entspannte er sich, denn der Anzug machte keinerlei Anstalten ihn zu zerquetschen. Die Tatsache, dass er ziemlich eng anlag, bemerkte er nicht etwa dadurch, dass es ihn irgendwo gekniffen hätte, sondern daran, dass sein Blick etwas länger als angemessen an Carter haften blieb. Erst danach fiel ihm auf, dass der Stoff der Uniform äußerst dicht an seinen Körper gepresst wurde, was durchaus ein etwas gewöhnungsbedürftiges Gefühl war.
„Eine Frage hätte ich, wenn wir es schon sein sollen, welche die Replikatoren vertreiben“, kam es schließlich von Daniel. „Die Kugeln unserer Waffen werden doch von Explosionen angetrieben – von Feuer. Und Feuer braucht doch Sauerstoff, den es im Vakuum nicht gibt. Womit sollen wir da draußen also schießen?“
Verdammt. Jack hatte eigentlich keine Lust auf diese komischen Asgard-Gewehre.
„Das ist kein Problem“, beantwortete Carter die Frage, während sie die SG-Weste einfach über ihrem Anzug anlegte. „Der nötige Sauerstoff ist bereits im Pulver vorhanden. Unsere Waffen funktionieren sogar besser, wenn sich die Explosionen ohne den Gegendruck einer Atmosphäre ins Vakuum ausdehnen können.“
Das war ein Wort. Zufrieden hob Jack seine Waffe vom Boden auf und sah grimmig hinüber zum Holodisplay. Seiner Ansicht nach hatten sie nun genug Zeit vertrödelt.


* * *


EIN TAG ZUVOR

Eigentlich hatte Daniel erwartet, dass es kaum eine harmlosere Mission als diese geben könnte.
Seit sie Jacob Carters abgestürztes Frachtschiff wieder flott gemacht hatten – und damit die Erde vor einem Asteroiden aus Naquada gerettet hatten – hatte Sam Druck bei General Hammond gemacht. Mit dem Goa’uld-Raumschiff verfügten sie über die Möglichkeit, überlichtschnelle Reisen an Orte anzutreten, die über kein Stargate verfügten. Sam wollte diese neu gewonnene Fähigkeit nutzen, um ein besonderes astrophysikalisches Phänomen zu untersuchen.
Offensichtlich hatte der General irgendwann nachgegeben und so hatten sie sich auf den Weg gemacht. Inzwischen war das Ziel erreicht.
Das Sonnensystem wurde von einer großen, roten Sonne dominiert. Der zweite Stern war dagegen kaum zu sehen. Was jedoch deutlich auf seine Anwesenheit hinwies, war der gewaltige Materieschlauch, der sich zwischen den beiden Sonnen erstreckte.
Dass sich in diesem Schlauch Materie von dem großen Stern zum kleinen bewegte, wusste Daniel zwar, konnte es allerdings nicht erkennen. Die Szenerie wirkte im Gegenteil wie eingefroren. Genau wie Wolken, die sich auch nicht zu bewegen schienen, wenn man sie nicht lange genug beobachtete.
Das System verfügte über keine Planeten oder sonst etwas, das nicht ausschließlich wissenschaftlichen Wert gehabt hätte. Wenn sie also tatsächlich dort jemandem begegnen sollten, dann nur einem friedlichen Forscher. Was also hätte schief gehen sollen? Es gab nur sie und die beiden Sterne.
„Und Sie sind sicher, dass es sicher ist?“, wiederholte Jack seine Frage.
Sam rollte mit den Augen. „Sir“, erklärte sie ihm ruhig. „Der Weiße Zwerg saugt seit vielen, vielen Jahren Materie von seinem Nachbarn ab. Was meinen Sie, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass er gerade jetzt die kritische Masse überschreitet und zur Supernova wird?“
Darüber musste Jack eine Weile nachdenken. „Okay!“ Er stieß sich von der Wand des Cockpits ab, an welcher er bis eben gelehnt hatte, winkte zufrieden Teal’c und verkrümelte sich mit diesem in den Frachtraum.
Etwas ratlos blieb Daniel zurück. Es kam nicht oft vor, dass er während einer Mission nichts zu tun hatte. Zwar hatte er sich etwas Arbeit aus dem SGC mitgebracht, aber irgendwie kam es ihm reichlich unpassend vor, während einer Mission an so etwas zu arbeiten.
„Was genau untersuchen Sie denn da?“, fragte er Sam schließlich. Viel zu oft wurde sie von Jack bei ihren Ausführungen abgewürgt. Jetzt könnte sie sich einmal aussprechen.
„Ich...“, begann sie, stockte aber dann. „Tut mir leid, Daniel“, erklärte sie ihm bedauernd und schüttelte den Kopf. „Ich würde das jetzt gerne tun und nicht darüber reden.“
„Schon verstanden“, machte er einen Rückzieher. Offensichtlich war es ihr diesmal ganz recht gewesen, nicht in Details gehen zu müssen.
Da Daniel nichts Besseres zu tun wusste, ging er nach hinten in den Frachtraum. Dieser war gefüllt mit Kisten voller Ausrüstung und Waffen, welche irgendwann einmal eingeladen worden waren und die niemand für ihre Mission hatte ausladen wollen. Zwischen all den Kisten saßen Jack und Teal’c am Boden, Spielkarten in der Hand.
„Hey, Daniel“, rief Jack. „Teal’c kennt da ein tolles Spiel von Chulak. Braucht leider mindestens drei Personen. Sie wissen nicht zufällig jemanden, der Lust hätte mitzuspielen?“
Daniel brauchte keine zweite Einladung. Ganz abgesehen davon, dass es genau den gesuchten Zeitvertreib darstellte, war Daniel stets neugierig auf Einblicke in andere Kulturen.
Das Spiel war allein schon deswegen recht interessant, weil man es mit drei unvollständigen Kartensätzen spielte. Wie Daniel rein zufällig wusste, spielten die Jaffa ihre Spiele nicht mir Karten aus Karton, sondern mit hölzernen Chips, deren Art und Menge sich von gewöhnlichen Spielkarten unterschied. Dies machte die ungewöhnliche Kartenmischung notwendig, die Daniel nun in der Hand hielt.
Zwar glaubte er, sehr schnell die Regeln zu begreifen – was er allerdings nicht verstand, war das kurze, tiefe Grummeln, welches Teal’c des Öfteren von sich gab. Es dauerte eine Weile, bis er erkannte, dass es eine Art unterdrücktes Lachen darstellte. Daniel hatte zu vermuten begonnen, dass das Spiel irgendeinen tieferen Sinn aufwies, den er nicht durchschaute, war jedoch bis heute nicht dazu gekommen, Näheres herauszufinden.
„Teal’c!“, rief es auf einmal vom Vorderteil des Schiffes her. „Wir müssen hier weg. Jetzt! “


* * *


Ein einziges Mal hatte Daniel einen dieser NASA Raumanzüge getragen und war froh gewesen, dass er im Weiteren davon verschont geblieben war.
Sie waren dick, bestanden aus soundsoviel Schichten, einschließlich Wasserkühlung und Heizung, hatten starre Handschuhe und waren unangenehm schwer. Wirklich schlimm war es geworden, als er durch das Stargate getreten war und sich der Anzug ruckartig wie ein Luftballon im Vakuum aufgebläht hatte. Er hatte sich nur mühsam bewegen können und das hatte seine Begeisterung für die Mission damals beinahe gedämpft.
Die Raumanzüge der Asgard waren nicht nur federleicht, sie waren auch von einem Schutzschild umgeben, welcher die Luft im Inneren hielt. Entsprechend blähte sich der Anzug auch nicht auf und Daniel konnte genauso gemütlich auf der Hülle des Schiffes stehen, wie in seinem Inneren.
Das heißt, er hätte dort gemütlich stehen können, wenn Thor sie zu ihrem Vergnügen hier her gebeamt hätte. So aber stand er nun vor einem der Radiatoren – einer Art Passivkühler, der so groß wie ein zweistöckiges Haus und bedeckt von Replikatoren war, die bereits riesige Löcher in ihn hineingefressen hatten.
Ohne zu zögern griff Daniel nach dem Gewehr und entsicherte es.
Das Sternentor hatte sehr schnell dafür gesorgt, dass ein Teil seiner Skrupel dahingeschwunden war und es gab Momente, in denen bereitete ihm das Angst. In diesem Augenblick jedoch, brauchte er definitiv kein schlechtes Gewissen zu haben.
Betrachtete man es aus Sicht der Replikatoren, so waren sie niemandes Feind. Wenn sie Raumschiffe und Planeten angriffen, dann taten sie das nicht aus Bosheit. Wenn sie Sternenreiche stürzten, dann strebten sie dabei nicht nach Reichtum oder Macht. Ihr einziges Interesse lag darin, sich zu vermehren. Die dafür notwendigen Rohstoffe entnahmen sie ihrer Umgebung. Und da es sich bei den Rohstoffen um Materialien wie Stahl oder veredeltes Trinium handelte, die in der Natur so nicht vorkamen, war die „Umgebung“ stets eine technisierte Zivilisation und nie eine unbewohnte Welt. Wehrte sich die Zivilisation, so taten das auch die Replikatoren.
Zwar waren sie intelligent in dem Sinne, dass sie geplant vorgehen konnten und lernfähig waren. Jedoch verfügten sie über keinerlei Bewusstsein, geschweige denn die Fähigkeit, über ihr eigenes Tun nachzudenken. Es waren seelenlose Maschinen, eine Krankheit, die zwar ebenfalls keine bösen Absichten hatte, aber dennoch bedingungslos bekämpft werden musste, wenn sie auftrat.
Als Daniel das erste Mal eine vollautomatische Waffe abgefeuert hatte, hatte er noch geglaubt, taub werden zu müssen. Diesmal hörte er nichts. Die Waffe wurde vom Schutzschirm nicht eingeschlossen – durfte nicht eingeschlossen werden, um freies Schussfeld zu haben – aber draußen gab es keine Luft, welche den Schall hätte leiten können. Das Mündungsfeuer war völlig geräuschlos. Eine lautlose Waffe in der Hand zu halten und trotzdem sich bemühen zu müssen, dass ihre Erschütterungen sie nicht aus dem Ziel laufen ließen, hatte etwas seltsam Unwirkliches an sich.
Die Replikatoren reagierten schnell. Keiner von ihnen setzte seine Mahlzeit fort, keiner zog sich in die Deckung der Oberseite des Kühlers zurück. Sie alle drehten sich um und kamen die senkrechte Wand heruntergestürmt. Schnell hatten die ersten den Boden erreicht und wären auch längst bei ihnen gewesen, wenn sie nicht zuvor genauso lautlos zerplatzt wären, wie ihre Waffen feuerten.
Bauteile stoben in alle Richtungen davon. Viele von ihnen verließen das schwache Schwerefeld der Mjölnir, wurden herausgeschleudert in das gähnend-schwarze, scheinbar alles-verschlingende Nichts über ihnen oder schlitterten bis über den Rand des Schiffes hinweg.
Plötzlich stieß sich einer der größeren Käfer von der Wand ab und landete unmittelbar vor Daniels Füßen.
Er zuckte zusammen und schoss.
Wäre der Käfer nicht so beschäftigt damit gewesen, sich am Boden festzukrallen, damit die Wucht seines eigenen Aufpralls ihn nicht ins All schleuderte, hätte das böse enden können. Die Tatsache, dass Daniel sicher war, solange ihn keiner der Replikatoren erreichte, konnte ihn in diesem Augenblick nur noch wenig beruhigen, zu nahe war ihm das riesige Viech eben gekommen.
Die Säure der Replikatoren war giftig. Sie konnten mit einer Beiläufigkeit töten, dass man ihren Opfern manchmal gar nicht ansah, was sie getötet hatte. Aber wenn sie böse wurden, wenn man sie wirklich wütend machte... Die Säure fraß sich selbst durch den härtesten Asgard-Verbundstoff. Daniel hatte die Akte mit den Fotos der Toten an Bord des russischen U-Bootes gesehen und wünschte sich bis heute, er hätte seine Neugier besser gezügelt.
Eine Granate flog auf einer seltsam schwankenden Bahn, welche ihr das unregelmäßige Schwerefeld nahe der Außenhülle des Schiffes diktierte, auf das Dach des Radiators und schleuderte in einer grellen Explosion dutzende von Käfern davon.
Es war ein purer Reflex von ihm, das Feuer einzustellen, als die Käfer mit einem Mal stehen blieben. Dann drehten sie um und machten, dass sie davonkamen.
Daniel zögerte nicht. Ob jetzt oder später, die Replikatoren mussten zerstört werden. Er war der erste, der erneut das Feuer auf den fliehenden Gegner eröffnete.
Dann waren sie fort. Sofort schloss sein Schirm die nicht mehr benötige Waffe mit ein.
„Ähm. O’Neill an Thor...“ Daniel sah, wie Jack etwas ratlos gegen die Scheibe seines Helmes klopfte.
„O’Neill?“, erklang sofort die Stimme des Asgard aus dem Funkgerät des Anzuges.
„Hab ich irgendwas verpasst? Die Käfer ziehen sich zurück!“
Schweigen. Einzig die Schutzschirme, die stückweise zwischen ihren Füßen und der Schiffshülle eingequetscht waren, erzeugten dort unten ein kaum wahrnehmbares Brummen.
„Möglicherweise habt ihr sie in die Flucht geschlagen“, schlug Thor dann vor.
Während Jack das als äußerst unwahrscheinlich ablehnte, hatte Daniel das Bedürfnis, nach oben zu sehen. Dorthin, wo nur das Nichts des intergalaktischen Leerraumes sein sollte.
„Leute“, hörte er sich sagen und deutete nervös nach oben. „Die gute Nachricht ist, dass wir nicht in die Sonne stürzen werden...“

Daniel starrte hoch zur braun gefärbten, schlechten Nachricht, die nicht weniger bedrohlich, als es der Stern hätte sein können, über dem Schiff zu hängen schien.
„Ist es das, wofür ich es halte?“, fand Jack seine Sprache wieder.
„Wenn Sie es für einen Planeten halten, dann ja“, bestätigte Daniel. Das Ding war bereits verdammt nah, ließ gerade noch soviel vom „Himmel“ frei, dass man es nicht bemerkte, wenn man lediglich geradeaus blickte.
Die Oberfläche der Welt bestand aus graubraunen und teilweise bläulichen Landmassen. Aus der Tatsache, dass einige der erkennbaren Linien Daniel an Küstenstreifen erinnerten, schloss er, dass die tiefbraunen Flächen Ozeane darstellen – aus was auch immer sie bestanden. Die Wolken jedenfalls hatten eine gelbliche Farbe, womit für ihn endgültig klar war, dass er mit diesem Planeten jedenfalls nicht das Paradies vor sich hatte.
„Thor, kannst du unseren Kurs bestimmen?“, fragte Sam, die einen kühlen Kopf behalten hatte.
Nach kurzem Zögern kam die Antwort. „Wir bewegen uns auf den Planeten zu, allerdings nicht im freien Fall. Es steht zu vermuten, dass wir von einem Zugstrahl sicher zur Oberfläche hinabgeleitet werden.“
Also war es kein Zufall gewesen, dass sie am einzigen Stern inmitten dieser Leere aus dem Hyperraum gefallen waren, dachte Daniel. Es schien statt dessen irgendjemanden oder irgendetwas auf dieser Welt zu geben, der oder das großen technischen Aufwand betrieb, um sie zu sich zu holen. Möglicherweise waren sie bereits im Hyperraum vom Kurs abgebracht worden.
„Trotzdem würde ich es vorziehen, wieder rein zu kommen“, meinte O’Neill. „Es könnte hier draußen etwas stürmisch werden, wenn wir in die Atmosphäre eintreten.“
„Du hast recht O’Neill“, erklärte Thor. „Die Schutzschilde der Mjölnir sind leider ausgefallen. Die zu erwartende Reibungshitze würde euch zweifellos töten.“ Schweigen. „Allerdings sind die Transporter ebenfalls nicht mehr einsatzbereit. Ihr werdet eine Luftschleuse aufsuchen müssen. Die am nächsten liegende befindet sich links von euch, auf der Seitenfläche des Schiffes.“
Grimmig mahlten Daniels Zähne übereinander. Manchmal fragte er sich, ob Schwierigkeiten magnetisch waren und sie irgendwo in ihren Körpern starke Magnete bei sich trugen.
„Ihr solltet euch beeilen“, musste Thor zu allem Überfluss noch drängen.
„Dann los“, befahl Jack und gemeinsam wandten sie sich nach links. So schnell es ging, schritten sie über die silbrige, wie poliert glänzende Hülle des Asgardschiffes.
Nach Thors Angaben war es reines Glück, dass ein Teil der Schiffgravitation bis hier nach draußen drang. Entsprechend hatte sich auch keiner der Konstrukteure die Mühe gemacht, hier für ein gleichmäßiges Schwerefeld zu sorgen. So kam es vor, dass die Schwerkraft mal stärker, mal schwächer und mal gar nicht vorhanden war.
Das behauptete zumindest Thor. Daniel merkte davon nichts, da der Raumanzug ein eigenes Schwerefeld erzeugte, was ausgesprochen komfortabel war. Allerdings wirkte das Feld nur im Inneren des Kleidungsstücks. Am Boden hielt sie nicht Schwerkraft, sondern Zugstrahlprojektoren in ihren Sohlen. Das war auch der Grund, warum sie schritten und nicht rannten. Sie mussten stets mindestens einen Fuß am Boden halten, ansonsten bestand die Gefahr, dass sie, ohne es zu merken, in ein Gebiet der Schwerelosigkeit kamen und sich mit einer falschen Bewegung ins All abdriften ließen.
Daniel kniff die Augen zusammen. Irgendwie hatte er das Gefühl, nicht mehr richtig sehen zu können.
Er warf einen Blick zu den Freunden an seiner Seite und sah, dass sie in eine rötliche Aura gehüllt waren. Diese schien an ihren Köpfen zu beginnen und dann nach unten kegelförmig aufzufächern. Erst jetzt fiel Daniel der Rotstich auf, den auch die restliche Welt bekommen hatte.
Er machte Sam darauf aufmerksam. „Es sind vermutlich Ionen der oberen Atmosphärenschichten, die gegen unsere Schutzschilde schlagen und dort zum Leuchten angeregt werden“, vermutete sie.
„Ich verstehe nur Atmosphäre“, beschwerte sich Jack.
„Wir sollten uns beeilen, Sir“, erwiderte sie schlicht.
Das taten sie dann auch und erreichten schließlich den Rand der Mjölnir.
„Und jetzt?“, fragte Daniel etwas ratlos. Vorsichtig spähte er über den unermesslich tiefen Abgrund hinweg.
„Es sind unsere Stiefel, die sich am Schiff festsaugen“, erinnerte Sam. „Und die Anzüge sorgen dafür, dass bei unseren Stiefeln immer unten zu sein scheint, selbst wenn wir frei im All schweben würden. Wir könnten also genauso problemlos auf der Seitenwand des Schiffes entlang laufen, wie wir es gerade auf seiner Oberseite tun.“
Jack sah sie misstrauisch an. „Ja, Carter... Nur, wie kommen wir über die Kante?“, fragte Jack, welchem Sams Erklärung zu Daniels Verwunderung sofort einleuchtete.
„Ich glaube, da hinten ist die Schiffswandung abgerundet“, warf Daniel ein. Der Übergang zwischen Ober- und Seitenfläche erfolgte dort nur ganz allmählich.
Sam schüttelte in ihrem Helm den Kopf. „Wir haben für einen solchen Umweg keine Zeit!“
Ehe irgendwer noch etwas sagen konnte, hob Teal’c seinen rechten Fuß an, löste ihn von der Oberseite des Schiffes und lehnte sich etwas nach vorne. Als er ihn dann auf der Seitenfläche des Schiffes wieder absetzte, saugte sich der Stiefel daran fest und schien dort tatsächlich zu haften.
Dann begann Teal’c sich weiter nach vorne zu lehnen. Daniel musste einen Impuls unterdrücken, ihn nicht zurückzureißen, damit er nicht vornüber fiel. Es sah ziemlich grotesk aus, als Teal’c weit mehr als 45 Grad nach vorne gebeugt schließlich auch seinen linken Fuß vom Boden löste.
Langsam, ganz langsam begann er das rechte Bein durchzustrecken, mit dem er auf der Seitenfläche stand, zog das linke Bein nach und setzte es neben dem rechten wieder ab. Dann beugte er sich weiter nach vorn. Als Teal’c zur Ruhe kam, war die Seitenwand des Schiffes zu seinem Fußboden geworden.
Das Ganze sah aus, als ob eine optische Täuschung mit einem Mal Realität geworden wäre. Wie gebannt hatte Daniel den Vorgang verfolgt. „Alles okay?“, fragte er schließlich etwas ungläubig.
„Schwindlig“, erklärte Teal’c knapp.
„Na, dann los. Ihr habt den Mann gesehen“, forderte Jack sie auf und hob ebenfalls einen Fuß an, während er die Arme zum Balancieren ausstreckte.
Daniel sparte sich letzteres, da er ziemlich sicher war, dass es nicht helfen würde. Statt dessen atmete er tief durch und versuchte die Vorstellung loszuwerden, an einer steil abfallenden Klippe aus Metall zu stehen.
Er folgte Teal’cs Beispiel, winkelte den Fuß an und setzte ihn auf die Wand der Klippe. Dann schloss er die Augen, weil er fürchtete, sich sonst nicht überwinden zu können. Doch er öffnete sie sofort wieder, weil sein Gleichgewichtssinn nicht verstand, was los war: obwohl er seinen Körper nach vorne geneigt hatte, schien nichts dabei passiert zu sein.
Daniel sah sich um und erkannte, dass in Wahrheit lediglich sein Gefühl für unten unverändert geblieben war. Nach vorne geneigt hatte er sich durchaus. In seltsam verrenkter Haltung stand er nun auf der Kante. Diese wirkte jetzt aber nicht mehr wie die abrupte Grenze zu einem Abgrund, sondern wie die Spitze eines Berges, der nur noch allmählich vor ihm abfiel. Allmählich konnte Daniel nachvollziehen, warum Teal’c gemeint hatte, ihm wäre dabei schwindelig geworden.
Ohne darüber nachzudenken, lehnte sich Daniel weiter nach vorne und beobachtete, wie dadurch der scheinbare Berg immer flacher zu werden schien.
Schließlich konnte er den auf der Oberseite des Schiffes verbliebenen Fuß nicht mehr halten, zog ihn nach und setzte ihn auf der Ebene unter ihm wieder ab, welche eben noch eine steil abfallende Klippenwand gewesen war. Mit einem Mal stand er nun tatsächlich auf der Seitenwand des Schiffes!
Teal’c befand sich neben ihm. Scheinbar noch genauso wie zuvor, nur dass sein Schutzschirm inzwischen in einem hellen Orange strahlte und die Aura ihre Ausbreitungsrichtung geändert hatte. Der Blick durch die Helmscheibe zeigte, dass Teal’c die Augen geschlossen hatte. Daniel wurde dabei allerdings das Gefühl nicht los, dass es nicht nur das Leuchten der vorbeiströmenden Luft war, welche Teal’cs Gesichtsfarbe ungewöhnlich erscheinen ließen.
Als ob er bemerkt hätte, dass Daniel ihn beobachtete, verkündete Teal’c: „Mir ist übel.“ Der Schritt über die Kante hatte ihm und seinem Gleichgewichtssinn offenbar ziemlich schwer zugesetzt.
„Dir ist schon klar, dass du dich in dem Helm nicht übergeben darfst?“, fragte Daniel besorgt.
Teal’c senkte den Kopf in einem Nicken, schien es dann aber nicht wagen zu wollen, ihn wieder zu heben.
Sam trat an Teal’c heran. „Nicht erschrecken“, sprach sie in beruhigendem Tonfall. Ihr Schutzschirm, welcher bisher ein gleichmäßiges Oval mit möglichst geringer Angriffsfläche und ohne abrupte Krümmungen gebildet hatte, passte sich den neuen Erfordernissen an und schmiegte sich dicht um ihren Arm, als sie diesen Teal’c entgegenstreckte. Der Schirm brummte für einen Moment, als er auf den Kollegen traf, der Teal’c umschloss, zeigte dabei eine Art weißes Schneegestöber, wie ein Fernseher auf einem toten Kanal, und verschmolz mit seinem Partner.
Sam drückte eine Taste auf Teal’cs Arm, woraufhin sich dessen, bis auf einige wenige metallene Verstrebungen völlig durchsichtiger Helm zusammenfaltete, wie die Maske eines Horus-Kriegers.
Verwundert hob Teal’c den Kopf. Mit einem Mal schien er ungeschützt dem Vakuum ausgesetzt zu sein.
„Die Helme dienen nur als Sicherheit, falls die Schutzschirme ausfallen“, erklärte Sam.
„Das könnte allerdings bald geschehen“, behauptete Jack.
Sam zögerte. „Finden wir es doch raus“, erwiderte sie dann und ließ Teal’c wieder los. „Anzug – wie ist mein Schildstatus?“
Sofern der Anzug ihr antwortete, konnte Daniel das nicht hören. Jedoch erinnerte er sich daran, dass Thor gemeint hätte, dass man sich mit dem internen Computer des Anzugs ganz normal unterhalten könnte. Thor hatte allerdings so viel gesagt, bevor er sich trotz der Zeitnot hatte überwinden können sie schließlich nach draußen zu beamen, dass Daniel bis eben gar nicht mehr daran gedacht hatte.
„Anzug – wie ist mein Schildstatus?“, wiederholte er.
In der linken, unteren Ecke seines Blickfelds erschienen zwei Balken. Interessanterweise blieben sie dort auch, als er den Kopf drehte. Er konnte sich das nur so erklären, dass die Bilder nicht in die Helmscheibe, sondern direkt auf seine Netzhaut projiziert wurden. Natürlich war der Rand seines Sichtfeldes unscharf, wie das beim menschlichen Auge nun mal so war. Erst, wenn er gezielt die Balken anblickte, wurden sie deutlich lesbar.
„Der linke Balken zeigt die derzeitige Auslastung des Schirmes“, verkündete eine Stimme, die wie ein Asgard klang. Der Balken war mit 23% beschriftet, was bedeutete, dass der Schutzschirm mit den Luftteilchen durchaus fertig wurde. „Der rechte Balken zeigt den derzeitigen Energievorrat an.“ Dieser Balken war auf 89% gesunken. Daniel brauchte keine langen Erklärungen, um zu begreifen, dass der Schirm ausfallen würde, wenn der Balken nahe an die Null heran kam – geringe Schirmlast hin oder her.
„Geht’s wieder, Kumpel?“, fragte Jack Teal’c.
Dieser nickte jetzt schon wieder selbstsicherer. „Es geht, O’Neill.“
Inzwischen konnte Daniel auch an diversen Vorsprüngen der Schiffsoberfläche ein geisterhaftes, orangenes Leuchten ausmachen. Der Planet war inzwischen erschreckend nahe. Es schien so, als wolle ihnen nicht der Himmel, sondern der Erdboden auf den Kopf fallen.
„Dann weiter!“, beschloss Jack.
Gesagt, getan. Thor gab ihnen über Funk Anweisungen, welche Richtung genau sie einzuschlagen hatten und nach einigem Dahinschreiten fanden sie schließlich die Schleuse.

Jack ging in die Hocke und presste die Finger auf den Knopf, den er für den unteren der drei hielt. Ohne zu murren wich das Schott beiseite. Murren tat lediglich Daniel, als ihm klar wurde, dass er eben nicht einfach in die entstandene Öffnung hineinhüpfen konnte, sondern statt dessen wieder ein Klettern über die Kante der Schleuse vor sich hatte.
Teal’c würde das bestimmt freuen...


* * *


EIN TAG ZUVOR

Natürlich war die Sache nicht ganz so einfach, wie sie es dem Colonel dargelegt hatte. Es war nur sehr wenig eine Frage der Wahrscheinlichkeit, wann der Stern explodierte.
Der Weiße Zwerg sammelte so lange Materie ein, bis Druck und Temperatur in seinem Inneren ausreichten, um den Kohlenstoff, aus dem er weitgehend bestand, in einem Fusionsvorgang zu zünden. Dies erfolgte explosiv und würde den Stern vollständig zerreißen.
Es gab Berechnungen darüber, wie lange es dauern würde, bis dieser Zeitpunkt kam. Die Veröffentlichung zu diesem Thema war gerade mal drei Jahre alt. Sam hatte sie gelesen, aber nicht nachgerechnet. Grund dafür war schlicht, dass solche Rechnungen toll aussahen und tolle Ergebnisse lieferten, nichtsdestotrotz aus den unterschiedlichsten Gründen gnadenlos ungenau oder auch falsch sein konnten. Genau deswegen war sie in dieses System geflogen. Sie wollte wissen, wie weit der Stern mit dem Aufsammeln wirklich war und dann die Theorie solange bearbeiten, bis sie die Wirklichkeit widerspiegelte.
Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass die Vorhersage aus der Veröffentlichung derart falsch war.
Also war es so gekommen, wie es kommen musste: der Stern war vor ihrer Nase explodiert. Und sie waren nah gewesen. Zu nah. Sie hatten nicht bleiben können, um das Schauspiel zu beobachten, sondern hatten in den Hyperraum fliehen müssen.
Nur war die durch die Explosion entstandene Tachyon-Stoßfront schneller gewesen und so war das gleiche geschehen, wie bei letzten Mal, als Sam eine Sonne in die Luft gejagt hatte: es hatte sie in eine andere Galaxie verschlagen.
Die Begeisterung war alles andere als groß gewesen, doch keiner hatte ihr einen ernstzunehmenden Vorwurf gemacht.
Da hatten sie also gesessen. In einem beschädigten Frachtschiff, in einer unbekannten Galaxie. Mit einem irreparabel beschädigten Hyperantrieb, der ihnen allerdings selbst, wenn er funktioniert hätte, niemals die Heimreise ermöglicht hätte.
Vor lauter Verzweiflung hatten sie beschlossen, einen Notruf zu senden und gehofft, doch einmal Glück zu haben und an jemand Freundlichen zu geraten.
Tatsächlich hatten sie Glück gehabt. Eine Menge sogar, denn die Galaxie war gar nicht so fremd. Es war die Galaxie Ida, die Heimat der Asgard. Ein kleines Schiff mit einem Asgard namens Aegir war sehr schnell zur Stelle und schleppte sie ab.
Es war offensichtlich gewesen, dass die Asgard ein schlechtes Gewissen hatten, ihnen bei der Sache mit dem Asteroiden nicht geholfen zu haben. Anders konnte Sam es sich nicht erklären, dass Aegir sie nicht zum nächsten Sternentor schleifte und gute Heimreise wünschte – wohlgemerkt ohne das für sie so wertvolle Frachtschiff.
Statt dessen brachte er sie zu einem modernen Asgardkreuzer, welcher sie sofort einschleuste. Das Schiff trug den Namen von Thors Hammer: Mjölnir. Derzeitiger Kommandant war Thor selbst und so kam es, dass der Oberkommandierende der Asgardflotte das Team höchstpersönlich nach Hause kutschierte.
So zumindest hatte der Plan ausgesehen, bis das Glück beschloss – möglicherweise aus Langeweile – sie wieder zu verlassen.
Sie hatten Ida noch nicht lange hinter sich gelassen, als die ersten Systeme des stolzen Schiffes ausfielen. Das leise Klicken und Quietschen in den Wänden war nicht nötig gewesen, um ihnen zu sagen, was da los war – die Asgard wussten es sofort. Alle ihre anderen Instinkte mochten längst vollkommen verkümmert sein, aber wenn Replikatoren an Bord waren, dann spürten die Asgard das.
Leider nur zu spät.
So spät, dass von den Kisten voller Ersatzmagazinen im Frachtraum ihres Schiffes am Ende der Mission sicher nichts mehr übrig sein würde.


* * *


Sie waren sicher im Inneren des Schiffes angekommen, standen wieder in der Zentrale. Die drei Holodisplays hatten sich in ein einziges verwandelt und zeigten die näher kommende Oberfläche des fremden Planeten.
Scham erfüllte Teal’c. Einem Krieger hatte nicht schlecht zu werden. Sein Zustand hatte die Gefährten aufgehalten und somit einer unnötigen Gefahr ausgesetzt.
Es war schon schlimm genug gewesen, beinahe in Panik zu geraten, als O’Neill ihm einst erklärt hatte, er solle mit einem rucksackartigen Ding auf dem Rücken, von dem er nie geglaubt hätte, das es seinen Fall bremsen könnte, aus einem fliegenden Vehikel der Tau’ri springen. Doch damals hatte er getan wie geheißen und der Fallschirm hatte sich ohne Probleme geöffnet.
Diesmal dagegen hatte er die Probleme verursacht und das würde er so schnell nicht vergessen.
Auf dem Display wurden allmählich Details der Planetenoberfläche sichtbar. Das Land unter ihnen war grau und mit rechteckigen, blauen Flächen bedeckt, die wohl Felder waren. Auch Siedlungen schien es zu geben – oder waren es Großstädte? Teal’c war sich über die Größenverhältnisse noch nicht im Klaren.
Sie näherten sich der Küste von einem der braunen Ozeane her. Inzwischen waren sie so tief, dass Teal’c eine große, offenbar betonierte Fläche erkennen konnte, die von einigen wenigen, flachen Gebäuden gesäumt war.
„Sind das Menschen?“, fragte Daniel und deutete auf einige Pünktchen am Rand der Fläche.
„Möglicherweise das Empfangskomitee“, schlug Teal’c vor, der das Gefühl hatte, dass diese Fläche ihr Ziel darstellte.
Der Asgard an dem Pult rechts vor Thors Kommandosessel hieß Hyrrockin, war anscheinend weiblich und so eine Art Navigator. Die Weiblichkeit sah man ihr allerdings genauso wenig an, wie anderen Asgard ihre Männlichkeit. Ihr Name war identisch mit dem einer Riesin, welche der Legende nach als einzige in der Lage gewesen war, ein bestimmtes, ausgesprochen schweres Boot zu Wasser zu lassen. „Die Replikatoren zünden die Atmosphärentriebwerke“, meldete sie.
Ein Zittern durchlief das Schiff. Ganz offenbar nur widerstrebend begann die Mjölnir nach rechts zu schwenken, ohne jedoch ihren Sinkflug zu beenden.
„Warum haben die das nicht früher getan?“, sprach Daniel Jackson aus, was ihn bewegte.
„Die wollen doch landen“, klärte O’Neill ihn lakonisch auf. „Nur wollen sie selbst bestimmen wo.“
„Der Zugstrahl wurde deaktiviert“, kommentierte Hyrrockin das Aufhören des Zitterns.
Die Mjölnir senkte sich auf eines der mit blauen Gewächsen bepflanzten Felder herab, schien noch einen Moment zu zögern und setzte dann auf.
O’Neill deutete auf das Hologramm mit der Außenansicht. In einiger Entfernung war dort der Beginn des braunen Ozeans zu erkennen. „Also, entweder haben die hier weit mehr Probleme mit Umweltverschmutzung als wir oder...“ Der Satz versiegte mit einem „...ähm.“
„Es handelt sich um Schwefelsäure, O’Neill“, klärte ihn Thor auf.
O’Neill blickte angewidert auf das Display. „Wie nett...“
Mit seinem Unbehagen, sich auf einer Welt zu befinden, auf der die Ozeane nicht aus Wasser bestanden, war er dabei keineswegs alleine, denn auch Teal’c flößte der Anblick nicht gerade das Gefühl ein, hier zu Hause zu sein. Die gelben Wölkchen und das braune „Wasser“ vermittelten ihm den Eindruck einer vergifteten Umgebung. Sämtliche Farben wirkten irgendwie falsch und waren es vermutlich im Lichte der blauen Sonne auch. Bei gewöhnlicher Beleuchtung betrachtet, hätte sich bestimmt ein anderes Bild ergeben.
Das Holo, welches den Blick nach draußen zeigte, verschmälerte sich, um Platz für ein neues Display zu schaffen, welches eine Tabelle in Asgardschrift zeigte. „Die Außentemperatur beträgt 131°C“, las Thor ihnen vor. „Der Druck liegt bei etwa dem neunfachen eurer Welt und die Atmosphäre besteht weitgehend aus Neon und Argon.“
„Also das perfekte Urlaubsparadies“, kommentierte O’Neill.
„Kann es auf so einer Welt überhaupt Leben geben?“, fragte Daniel Jackson ungläubig und fast so, als gäbe es keine anderen Probleme.
„Natürlich. Den Asgard sind eine ganze Reihe von vergleichbaren Welten bekannt, die zwar über keine Intelligenz, allerdings über höheres Leben verfügen“, erklärte Thor bereitwillig. „Es basiert wie wir auf Kohlenstoff, weil es anders kaum herzustellen ist. Allerdings eignen sich die Edelgase der Atmosphäre nicht für eine irgendwie geartete Atmung. Statt dessen nehmen die Lebewesen meist roten Phosphor über die Nahrung auf. Dieser wird in ihrem Körper dann in eine energieärmere Modifikation überführt, was ohne die Zufuhr irgendeines anderen Stoffes funktioniert.“
„Aber wie...“, begann Major Carter sofort nachzufragen, wurde jedoch von einem gequälten „Jaaa!“ seitens Colonel O’Neill sehr schnell wieder unterbrochen.
Dieser schüttelte den Kopf, als hätte er Wasser in die Ohren bekommen, welches er nun verzweifelt versuchte, dort wieder herauszubekommen. Auf Carters vorwurfsvollen Blick meinte er: „Das können Sie doch sicher mit Thor irgendwann unter vier Augen bereden, oder?“. Dann begann er wieder wie abwesend an seinem schief gelegten Kopf herumzuklopfen.
Major Carter schien sich für diesen Vorschlag nicht sonderlich begeistern zu können, fügte sich aber.
Thor blinzelte, sah von einem zum anderen und war vermutlich zu intelligent, um den Dialog zwischen den beiden zu begreifen.
Hermiod entwickelte an seiner Konsole verstärkte Aktivität. „Es öffnen sich mehrere Luftschleusen im Schiff“, erklärte er. „Atmosphäre des Planeten dringt in die Korridore ein.“ Das Holo mit den Daten über den Planeten verschwand und machte Platz für eine Schiffskarte, in welcher einige Zonen zu blinken begannen. Groß waren diese allerdings nicht. „Die betroffenen Sektionen werden durch Notschotten und Kraftfelder abgeriegelt“, beruhigte Hermiod.
Erneut gruppierte sich die Holoanzeige um, kehrte zur Dreiteilung zurück und zeigte nun unter anderem eine etwas nach unten gekippte Außenansicht. Ein endloser Schwarm von Replikatoren regnete auf die Oberfläche des Planeten herab.
„Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“, kommentierte O’Neill den Vorgang.
Obwohl Teal’c nicht ganz klar war, was O’Neill damit sagen wollte, verstand er dennoch, was die Replikatoren antrieb: Der Planet stellte weit mehr Ressourcen zur Verfügung, als das Asgardschiff. Und diese Ressourcen wollten sie sich aneignen.
Doch statt loszustürmen, begannen die Käfer übereinander herzufallen, als wollten sie sich gegenseitig auffressen.
Leider war dem nicht so. Statt dessen verschmolzen sie und nahmen eine neue Form an.
In dieser neuen Konfiguration waren sie bestimmt dreimal so groß, wie die größten Modelle, welche ihnen bisher begegnet waren. Der neue, lang gezogenen Körper endete in zwei riesigen Beinen und erinnerte Teal’c an den einer Heuschrecke, wie sie nicht nur auf der Erde heimisch war.
Mit einem riesigen Satz sprang die erste Replikator-Heuschrecke los, flog viele Meter weit und berührte den Boden nur sehr kurz, bevor sie erneut sprang.
„Sie müssen eine große Entfernung zurücklegen, wenn sie die nächste Stadt erreichen wollen“, erklärte Major Carter tonlos. „Dass sie sich an die Gegebenheiten anpassen, macht durchaus Sinn.“
„Ja – aber Heuschrecken?!“, kam es von O’Neill.
„Sie werden wie eine der sieben Plagen über diese Welt herfallen“, seufzte Daniel Jackson, stets auch um das Wohl anderer besorgt.
Teal’c sah die Sache pragmatischer. Die Tatsache, dass die Replikatoren das Asgardschiff verließen, würde ihnen das Leben sehr erleichtern. Dass nun das Leben von jemandem schwerer werden würde, welcher sie mit Gewalt aus dem Hyperraum gerissen und schließlich hierher entführt hatte, erschien Teal’c als kein allzu hoher Preis.


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