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Tot zu sein ist komisch von Tanagra

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Tot zu sein ist komisch


Endlich frei! Wenigstens ein Wochenende. Nach der letzten Lagebesprechung ging SG-1 zum Umkleideraum, um sich in Zivilkleidung zu werfen und heimwärts zu fahren. Die Männer ließen Sam wie fast immer den Vortritt und warteten draußen, denn es gab noch immer keinen eigenen Damenumkleideraum im SGC.
"SG-1 in den Besprechungsraum!" kam plötzlich ein Aufruf über Lautsprecher, und Jack O'Neill und Daniel Jackson stöhnten im Chor: "Oh nein!" Teal'c zog nur eine Augenbraue hoch und sagte nichts. Er hatte es schon so oft erlebt, dass sie im letzten Moment zurückbeordert wurden, dass er auch diesmal schon fast damit gerechnet hatte.
Jack klopfte energisch an die Tür des Umkleideraums.
"Carter, werfen Sie sich wieder in Schale, es wird wohl nichts mit dem Wochenende!" Dann marschierte er schon mal mit den anderen los zum Besprechungsraum, wo sie bereits von General Hammond erwartet wurden.
"Colonel, es tut mir leid, dass ich Sie zurückrufen muss, aber ich habe eine wichtige Mission. Sehen Sie selbst."
In dem Augenblick ging die Tür auf, und Sam Carter kam herein.
"Entschuldigung, Sir," sagte sie an Hammond gewandt. "Ich war schon fast umgezogen."
"Setzen Sie sich, Major. Ich werde Ihnen zeigen, was so wichtig ist."
Er startete das Videoband mit der Aufzeichnung einer MALP-Aufklärungssonde.
Der Planet sah nicht besonders aufregend aus, eine freie Fläche vor dem Stargate, im Hintergrund ein Wald, ein paar Steine.
Jack seufzte. "Wirklich spannend, Sir..." aber dann lehnte er sich plötzlich mit zusammengekniffenen Augen vor.
Auf dem Bildschirm war eine Bewegung in der Luft zu erkennen, irgendein Objekt zog da vorbei.
"Was war das denn?" fragte er.
"Wir haben die Daten schon analysiert, es ist kein Vogel oder ein anderes fliegendes Lebewesen sondern eine Art Gleiter. Allerdings ein Modell, das wir bisher nicht kennen, wie es scheint. Teal'c?" General Hammond sah den Jaffa fragend an. "Haben Sie so was schon einmal gesehen?"
Teal'c verfolgte die Aufzeichnung sehr aufmerksam, schüttelte dann aber den Kopf.
"Nein, General Hammond."
Hammond nickte und sah Colonel O'Neill an.
"Sie starten sofort nach P3R721."
"Sir?" Carter sah den General irritiert an. "Das ist eigentlich die Mission, für die SG-5 eingeteilt war."
Jack zog die Augenbrauen hoch und warf ihr einen Blick zu. Er würde nie verstehen, wie sie diese Buchstaben-Zahlen-Kombinationen so exakt im Kopf behalten konnte.
"Das ist richtig, Major. Aber die Mission ist zu wichtig. Da will ich meine besten Leute schicken."
"Na toll," bemerkte Jack sarkastisch. "Vielen Dank für das Lob, Sir. Das wird wahrscheinlich noch auf meinem Grabstein stehen: Er hatte kein Privatleben, starb völlig überarbeitet an einem Herzinfarkt, aber er war unser bester Mann!"
General Hammond kannte derartige Bemerkungen von Colonel O'Neill und ging gar nicht weiter darauf ein.
"Finden Sie heraus, ob das eine neue Goa'uld-Technologie ist oder ob vielleicht andere Lebensformen dahinterstecken, die für uns interessant sein könnten. Wir werden das Tor zu jeder vollen Stunde aktivieren, so dass Sie Funkkontakt aufnehmen können. Ansonsten gibt es keine zeitliche Begrenzung für Ihre Mission."
"Open-End-Veranstaltungen liebe ich besonders," bemerkte Jack wenig begeistert und erhob sich. Auch die anderen Teammitglieder standen jetzt auf und begaben sich zum Stargate-Raum, wo die Koordinaten des Planeten bereits angewählt wurden.

Auf P3R721 dämmerte es bereits, als sie ankamen.
Die Umgebung sah friedlich aus, kein Anzeichen einer Zivilisation war zu erkennen. Der Himmel blieb leer.
"Wollen wir gleich unser Lager aufschlagen, Sir?" fragte Sam mit einem Blick auf die tiefer sinkende Sonne.
"Nein, wir gehen noch ein Stück, zumindest bis zum Waldrand. Hier im freien Gelände sind wir ein ideales Ziel, falls es doch ein Goa'uld-Gleiter war."
Also marschierten sie los über die Ebene auf die Bäume zu. Es war weiter entfernt, als es zunächst den Anschein gehabt hatte, aber sie blieben weiter unbehelligt. Am Waldrand legten sie dann ihre Ausrüstung ab und bauten die Zelte für die Nacht auf. Teal'c übernahm die erste Wache, und die anderen verzogen sich schnell in ihre Schlafsäcke, weil alle ziemlich erschöpft waren. Teal'c schloß die Augen und wandte seinen Geist tief nach innen. Trotzdem wäre ihm kein Geräusch und keine Bewegung in seiner Umgebung entgangen. Es blieb jedoch alles ruhig, und er weckte Jack nicht, als eigentlich Wachwechsel an der Zeit gewesen wäre, sondern ließ ihn schlafen.
Am nächsten Morgen, als die Sonne gerade aufging, kroch Jack aus dem Zelt, streckte sich und kam zu Teal'c hinüber.
"Danke," sagte er nur. Teal'c neigte den Kopf. Sie verstanden sich ohne große Worte.
Nun krochen auch Daniel und Sam aus ihren Zelten, und nach einem kargen Frühstück packten sie alles wieder zusammen.
"Wo werden wir langgehen, Sir?" fragte Sam, und Jack unterzog die Umgebung einer gründlichen Musterung.
"Ich denke, es wird das beste sein, wenn wir erst mal am Waldrand langgehen," stellte er fest. "Im Wald bekommen wir vielleicht gar nicht mit, wenn so ein Gleiter am Himmel ist."
Also nahmen sie ihren Marsch wieder auf und behielten den Himmel aufmerksam im Auge.
Nach zwei Stunden kamen sie an eine Schneise im Wald.
"Jack, das sieht aus, als wäre hier so eine Art Landebahn oder Straße in die Landschaft gehauen worden," stellte Daniel fest, und Jack konnte ihm nur zustimmen. Dem natürlichen Wachstumsmuster des Waldes entsprach das sicher nicht.
"Mal sehen, wo das hinführt."
Also folgten sie dem Verlauf der Schneise, links und rechts von ihnen waren jetzt Bäume. Teal'c war noch aufmerksamer als sonst und beobachtete den Waldrand zu beiden Seiten ständig. Daniel war die Aufregung, endlich auf Zeichen von Leben zu stoßen, deutlich anzumerken, und ihm war das Tempo, das Jack vorlegte, fast zu langsam. So dauerte es auch nicht lange, bis er den anderen ein Stück voraus war. Dann entdeckte er im Wald zu seiner Rechten ein Glitzern.
"Leute, hier ist irgendwas!" rief er, und die anderen eilten herbei. Sie sahen es auch, wie es unregelmäßig aus dem Unterholz aufblitzte.
"Was kann das sein?" überlegte Sam, und Daniel kämpfte sich schon durch das Gestrüpp, um nachzusehen.
"Daniel," ermahnte Jack ihn. "Nichts anfassen!" Er folgte dem Wissenschaftler mit den anderen ins Unterholz.
Daniel war stehengeblieben und blickte auf ein glitzerndes bläuliches Licht, das unter einer abgestorbenen Baumwurzel hevorzuleuchten schien.
Sie standen alle dicht beieinander und besahen sich das Phänomen.
"Das gefällt mir nicht," stellte Jack unruhig fest.
"Wenn ich nur besser rankäme..." sagte Daniel und beugte sich noch weiter vor.
Plötzlich wurde das Licht grell und tauchte sie alle in einen gleißenden Blitz. Auf der Stelle verloren sie das Bewusstsein und sanken zu Boden. Das Licht nahm wieder seine bläuliche Farbe an und schien sie wie mit einem Laser abzutasten. Dann verschwanden sie plötzlich alle gleichzeitig, als hätten sie diesen Planeten nie betreten.

Als Sam wieder zu sich kam, sah sie Daniel über sich gebeugt.
"Alles okay, Sam?" fragte er besorgt, und sie nickte. "Ich glaube schon, Daniel." Sie sah sich um. Anscheinend befanden sie sich in einem geschlossenen Raum ohne Fenster, der aber trotzdem nicht vollkommen dunkel war. Die Lichtquelle war allerdings nicht zu identifizieren. Es schienen die Wände selbst zu sein, die ein wenig glimmten.
"Der Colonel und Teal'c?" fragte sie, und von schräg hinter ihr kam Antwort.
"Ich bin hier, Major Carter." Das war Teal'c.
"Jack ist nicht hier," entgegnete Daniel auf ihren suchenden Blick.
"Wie kann das sein?" fragte sie besorgt. "Wir waren doch alle zusammen." Sie überlegte.
"Wie spät ist es?"
"Stargate-Aktivierung war vor 10 Minuten, aber unsere gesamte Ausrüstung ist weg, auch die Funkgeräte," ahnte Teal'c, worauf sie hinauswollte.
Sam rappelte sich auf und erkundete den Raum. Es gab eine Tür, aber die war nicht zu öffnen. Ansonsten waren da nur diese schwach leuchtenden Wände. Der Boden war trocken und weich, aber sie konnte nicht feststellen, aus welchem Material er war. Die Temperatur war angenehm - alles in allem hatten sie schon schlimmere Zellen gesehen. Nichtsdestotrotz waren sie gefangen, und einer von ihnen fehlte.
"Vielleicht hat es Jack nicht erwischt," überlegte Daniel, aber in dem Moment ging die Tür fast lautlos auf, und Jack taumelte herein.
"Colonel!" rief Sam erleichtert und lief auf ihn zu. Erschrocken griff sie nach seinem Arm und stützte ihn, als seine Knie nachgaben.. Vorsichtig ließ sie ihn zu Boden gleiten.
"Jack, was ist denn passiert?!" fragte Daniel bestürzt, als er sah, in welch schlechtem Zustand sein Freund sich befand. O'Neill antwortete nicht, er hatte offensichtlich Mühe, bei Bewusstsein zu bleiben.
"Was ist das da an seiner Stirn?" Sam deutete auf eine Art Metallknopf, der an Jacks Haaransatz schimmerte.
"Was?" fragte Jack schwach und versuchte eine Hand zu der Stelle zu heben, aber er kam nicht weit, ihn verließ die Kraft. "Verdammt, das soll endlich aufhören," stöhnte er.
"Aufhören? Was, Jack?" wollte Daniel wissen. "Was ist mit Ihnen passiert?"
"Schmerzen," flüsterte Jack nur, und die anderen blickten sich betroffen an.
"Teal'c, ist das Goa'uld-Technik?" fragte Sam und deutete auf den Knopf an Jacks Stirn. Es sah ähnlich aus wie eines dieser Erinnerungsgeräte der Goa'uld und Tok'ra, aber nicht genauso. "Ich kann es Dir nicht mit Sicherheit sagen, Major Carter, aber ich glaube nicht. Zumindest habe ich so was noch nicht gesehen. Ich weiß nicht, was es bewirkt."
"Haben Sie jemanden von denen gesehen?" fragte Daniel den Colonel. "Was wollten die von Ihnen wissen?"
Jack stöhnte und öffnete schwerfällig die Augen. "Niemand... zu sehen. Sie haben... keine einzige Frage... nur Schmerzen." Endlich verlor er das Bewusstsein. Sam fuhr im besorgt über die Stirn.
"Was haben die nur mit ihm gemacht?" fragte sie leise und streichelte gedankenverloren weiter sein Gesicht.
Teal'c und Daniel machten sich daran, die Wände des Raums noch mal gründlich zu untersuchen, ob es vielleicht doch irgendwo eine Öffnung gab. Sam beschäftigte sich mit der Tür, durch die O'Neill hereingekommen war. Keiner von Ihnen hatte jedoch Erfolg. Dabei erwarteten sie jeden Augenblick, dass jemand kommen würde, um den nächsten von ihnen abzuholen, aber es passierte nichts, die Tür öffnete sich nicht. Irgendwann kam Jack wieder zu sich.
"Was... wo bin ich?" fragte er und versuchte sich aufzurichten, stellte aber sehr schnell fest, dass das keine gute Idee war. "Wow, mein Schädel..."
Die anderen kamen zu ihm, und Teal'c richtete ihn so weit auf, dass er sich an die Wand lehnen und den Raum in Augenschein nehmen konnte. Jede Bewegung bereitete ihm offensichtlich Schmerzen.
"Sieht wohl nicht besonders gut für uns aus, oder?" vermutete er.
"Das ist korrekt," antwortete Teal'c.
"Goa'uld?"
"Ich glaube nicht. Von uns ist bisher keiner behelligt worden. Untypisch für Goa'uld. Sie kosten ihre Macht und das Leiden ihrer Opfer gern aus. Sie wären hier schon aufgetaucht."
"Wer..." Jack zuckte zusammen, als der Schmerz wieder stärker wurde. "Wer dann?"
Plötzlich schrie er auf und krümmte sich wieder zusammen. Er keuchte und biss die Zähne so fest zusammen, dass es knirschte.
"Colonel?!" fragte Carter mit Panik in der Stimme. Auch die anderen waren erschrocken zusammengezuckt und sahen Jack jetzt entsetzt an, der auf dem Boden hin und hergeworfen wurde, ohne dass jemand erkennen konnte, wer oder was ihm das antat.
Nach einigen Minuten, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkamen, lag er wieder still auf der Seite.
Sam war sofort bei ihm und fühlte den Puls.
"Oh mein Gott, er atmet kaum noch. Der Puls ist fast nicht fühlbar. Was tun die mit ihm?!" Sie sah sich zornig im Raum um, versuchte an den Wänden oder der Decke irgendetwas zu entdecken, was ihr einen Anhaltspunkt geben könnte.
"Vielleicht sollten wir versuchen das Ding an seiner Stirn zu entfernen," schlug Daniel vor und sah fragend erst zu Teal'c und dann zu Sam. "Vielleicht steuern sie über diese Sonde die Schmerzen."
Da niemandem etwas Besseres einfiel, drehte Daniel Jack auf den Rücken, damit sie besser an sein Gesicht herankamen. Doch dann wurden Daniels Augen groß.
"Sam..." Sie hatte in ihrer Jacke gewühlt, um irgendwas zu finden, was man als Instrument zum Entfernen der Sonde hätte benutzen können, und sah nun auf. Sie schluckte. Aus Jacks Mundwinkel lief ein dünner Blutfaden, und auch aus dem rechten Ohr blutete er.
"Das sieht nicht gut aus," bemerkte Daniel und hob die Hände, um zu zeigen, dass er keine Ahnung hatte, was er tun sollte. "Er braucht dringend medizinische Hilfe. Und wenn die ihn noch mal mit diesem Ding... oder wie auch immer... malträtieren, dann kann ihm wahrscheinlich keiner mehr helfen."
Teal'c war wieder zu der Tür gegangen und untersuchte sie noch mal gründlich, auch wenn das jeder von ihnen bestimmt schon dreimal getan hatte. Aber auch diesmal fand er keinen Mechanismus, keine Möglichkeit, wie er sie hätte öffnen können.
Jack war immer noch ohne Bewusstsein, und Sam pulte mit den Fingern an der Stirnsonde herum, allerdings ohne sie auch nur einen Millimeter zu bewegen.
"Sam..." sagte er plötzlich ganz leise. Er war wieder wach, öffnete langsam die Augen und sah Carter, die dicht über ihn gebeugt war.
"So hätte ich es gern...jeden Morgen." Er hustete und verzog das Gesicht vor Schmerz. Seine Augenlider flatterten, dann war er wieder ohne Bewusstsein.
"Ist er wach?" fragte Daniel, der das Husten gehört hatte, und kam zu ihnen.
"Nicht mehr," antwortete Sam leise. Sie sah sehr besorgt aus. "Tu mir das nicht an, Jack!" flüsterte sie. "Bleib bei uns!"
"Sam," Daniel schluckte. "Ich glaube,... irgendwie... er atmet nicht mehr."
Ihr Kopf flog herum, und ihre Hand tastete nochmals an seinem Hals nach dem Puls - vergebens.
"NEIN!" brüllte sie und schlug mit der Faust auf seine Brust.
"Das lasse ich nicht zu! Daniel, übernehmen Sie die Herzmassage! LOS!"
Sie beugte sich über Jack, legte seinen Kopf in den Nacken und begann mit der Beatmung, während Daniel verbissen versuchte das Herz wieder zum Schlagen zu bringen.
Es knackte, und Daniel fuhr leichenblass zusammen.
"Ich glaub, ich hab ihm eine Rippe gebrochen," flüsterte er.
"Weiter!" keuchte Sam, doch irgendwann musste sie einsehen, dass es sinnlos war. Jacks Kopf rollte zur Seite, als sie ihn losließ. Keiner sagte etwas. Teal'c stand mit unergründlicher Miene und sah ins Leere, die Mundwinkel noch weiter heruntergezogen als sonst, und lediglich an dem Spiel seiner Halsmuskeln konnte man erkennen, dass er nur scheinbar emotionslos war.
Daniel hockte neben Jack und hatte den Kopf auf die Brust sinken lassen. Er fühlte sich leer und einsam. So viel hatte er verloren und jetzt auch noch seinen Freund, mit dem er schon so viel erlebt hatte.
Auch Sam kniete noch bei Jack, und ihre Hand zeichnete seine Gesichtszüge nach. Seine Augen waren geschlossen, und sie hätte alles gegeben, um noch einmal in das warme Braun zu sehen, wenn er sie anlächelte. Sie strich über seine Lippen, sein Kinn, seine Wangen. Dann kippte sie zur Seite weg und versank in Schwärze.

"Sam?!" hörte sie eine drängende Stimme.
Jack! schoss es ihr durch den Kopf. Sie schlug die Augen auf und erwartete, dass er über sie gebeugt wäre und sie besorgt ansähe, dass es alles nur ein furchtbarer Traum gewesen war. Aber es war Daniel, der sich über sie beugte, und in seinem Gesicht konnte sie lesen, dass es kein Traum gewesen war. Sie richtete sich vorsichtig auf und sah zu dem leblosen Körper neben sich. Etwas in ihr krampfte sich zusammen, es fühlte sich an, als würde irgendetwas zerreißen. Daniel nahm sie wortlos in den Arm, und sie schloss gequält die Augen. So bekam sie gar nicht mit, dass es etwas heller wurde im Raum, dann kam wieder ein gleißendes Licht, und wie beim ersten Mal fielen sie alle drei besinnungslos zu Boden.

Es war viel heller, das bemerkte er schon durch die geschlossenen Augenlider. Also öffnete er sie vorsichtig blinzelnd und fand sich in einem anderen Raum als eben noch. Von den anderen war nichts zu sehen, er war allein. Dieser Raum war sehr grell ausgeleuchtet, die Wände schienen aus Metall zu sein.
Plötzlich durchfuhr ihn ein Schmerz, der ihn in die Knie zwang. Er schrie auf. Sein Hirn arbeitete fieberhaft. Was ging hier vor? Gegen den Schmerz an hob Daniel eine Hand zu seiner Stirn, und wie er vermutet hatte, befand sich dort so ein Metallknopf, wie er ihn bei Jack gesehen hatte.
"Was wollt Ihr?!" schrie er, aber es gab keine Antwort. Die Schmerzen blieben und steigerten sich wellenartig, um dann wieder abzuflachen.
"Reicht es Euch nicht, dass Ihr Jack getötet habt?!" Seine Wut und Verzweiflung rissen ihn wieder auf die Füße.
"Seid Ihr zu feige, Euch zu zeigen? Selbst die Goa'uld haben den Anstand, sich zu erkennen zu geben, bevor sie töten! Was wollt Ihr von uns?!"
Der Schmerz umnebelte seine Wahrnehmung, und er drohte, in die Bewusstlosigkeit zu driften.
"Dieser hier ist nicht so widerstandsfähig wie der andere," hörte er eine Stimme. Er konnte nicht unterscheiden, ob er sie nur ihn seinem Kopf oder tatsächlich über seine Ohren wahrnahm. "Wir sollten mit der Dosierung vorsichtig sein, sonst ist es gleich vorbei. Oder wollen wir doch erst mit dem Weibchen weitermachen?" antwortete nun eine andere Stimme, die eher weiblich klang.
"Wer seid Ihr?" stammelte Daniel und versuchte sich auf die Stimmen zu konzentrieren.
"Meint Ihr mit Weibchen etwa Sam?"
Er hörte die Stimmen nicht mehr und dachte schon, er hätte entweder den Kontakt verloren oder sich alles nur eingebildet.
"Warum kann er uns hören?" Die weibliche Stimme klang irritiert. "Und warum nimmt er Kontakt auf? Er sollte sich auf seinen Schmerz konzentrieren, auf seinen Widerstand."
Wieder drohte Daniel vor Schmerz das Bewusstsein zu verlieren, aber er fürchtete, dass er die Chance zur Kommunikation nicht ein zweites Mal erhalten würde, und so mobilisierte er alles, was an Kraft noch irgendwo in ihm steckte.
"Warum tut Ihr uns das an!" schrie er. "Wir sind Forscher, wir suchen nach Wissen. Wir hatten keine bösen Absichten."
Mit einem Mal ließ der Schmerz nach, und Daniel sank erleichtert auf die Knie. "Danke," murmelte er. "Danke."
"Was hältst Du davon?" fragte die weibliche Stimme verunsichert.
"Diese Spezies scheint differenzierter zu sein als die, die wir bisher hatten."
Wieder trat Schweigen ein.
"Hallo?" rief Daniel. Obwohl die Schmerzen fast vollständig verschwunden waren, fühlte er sich noch ziemlich angeschlagen. Er bekam keine Antwort, aber plötzlich begann die Luft vor ihm zu flimmern, und aus dem Licht bildeten sich zwei gleißende Körper, die in ihrer Form menschenähnlich schienen. Langsam wurden ihre Umrisse schärfer, und er erkannte so etwas wie Gesichter an ihnen.
"Was seid Ihr für eine Spezies?" fragte jetzt das Wesen mit der weiblichen Stimme, und Daniel meinte, Neugier in ihrem Gesicht zu erkennen.
"Menschen," antwortete er. "Vom Planeten Erde. Und wer seid Ihr?"
"Eykarier. Auch wir sind Forscher. Warum hinterfragst Du, was mit Dir passiert?" wollte nun das andere Wesen wissen. "Der erste hat seine ganze Energie darauf verwandt, den Schmerz zu besiegen, voller Hass, voller Aggression."
Daniel lachte freudlos.
"Was erwartet Ihr denn, wenn Ihr jemanden foltert?!"
"Warum hast dann Du Kontakt aufgenommen?"
"Naja," Daniel hob in einer hilflosen Geste die Arme.
"Jack ist eben... er war darauf trainiert, sich zu wehren, die Kontrolle zu behalten, um andere zu schützen und zu retten. Er war der Held von uns. Ich bin mehr ...der Diplomat."
Wieder folgte ein kurzes Schweigen, die beiden wechselten einen Blick. "Ganz offensichtlich ist Dein Weg der bessere," stellte der männlich wirkende Eykarier fest. "Wir werden Euch gehen lassen und unsere Experimente mit anderen Spezies fortführen. Das ist Dein Verdienst." Sie neigten die Köpfe ein wenig und sahen Daniel dann wieder an. "Wir hoffen, Dein Jack lernt etwas daraus."
Ihre Umrisse wurden wieder unschärfer, sie begannen zu verschwinden.
"WAS?!" schrie Daniel, wütend über die Arroganz dieser Wesen.
"Lernen! Jack wird nie wieder etwas lernen! Jack ist tot, weil Ihr ihn getötet habt für irgendein perverses Experiment!"
Die Konturen der Lichtwesen wurden wieder scharf, und sie sahen Daniel mit großen dunklen Augen verwundert an.
"Er hat ein Leben verloren," räumte die Eykarierin ein. "Aber sicher wird er bald das nächste aktivieren und..."
"NEIN!" brüllte Daniel. "Er ist TOT! Für unsere Spezies bedeutet der Tod, dass es vorbei ist! Das Leben ist vorbei!. Keine Reserve. Wir haben nur das eine." Ihm traten Tränen in die Augen.
"Nur das eine?" echoten die Wesen. "Aber die anderen Spezies, die wir untersucht haben, regenerieren sich immer wieder!" Sie sahen sich an und wirkten ratlos. "Auch wir haben mehrere Leben. Und Ihr habt wirklich nur das eine?"
"Nur das eine," bestätigte Daniel müde. "Und Jack war bereit, seines für andere zu geben, für seine Freunde, für andere Menschen, andere Lebewesen, die sich selbst nicht schützen oder wehren konnten, weil sie zu schwach waren. Er hat dieses eine Leben immer wieder für andere riskiert."
Die Eykarier traten näher an Daniel heran. "Warum hat er das getan?" fragte das weibliche Wesen verwundert. "Wenn er doch nur das eine hatte...?"
Daniel lachte bitter. "Weil er das Leben als höchsten Wert auf der Welt einschätzte und größte Achtung vor dem Leben anderer hatte." Er schwieg einen Moment und sah sie dann fest an. "Ich denke, das ist etwas, was er Euch voraus hatte. Vielleicht werdet Ihr daraus etwas lernen."
Ein sehr unbehagliches Schweigen trat ein, und plötzlich sprachen die Eykarier sehr leise miteinander, so dass Daniel sie nicht mehr verstehen konnte. Sie schienen sich zu streiten oder zumindest unterschiedlicher Meinung zu sein, und Daniel hielt es für besser, erst einmal abzuwarten. Endlich schienen sie sich geeinigt zu haben, und die mit der weiblichen Stimme sprach ihn wieder an.
"Wir haben die Möglichkeit, das Leben Deines Freundes wieder zu aktivieren. Normalerweise nutzen wir diese Möglichkeit für uns selbst, weil die Anzahl der Anwendungen begrenzt ist. Wir geben also eines unserer Leben für das Deines Freundes."
"Das bedeutet also, Ihr gebt ihm zurück, was Ihr ihm genommen habt," stellte Daniel halb fragend fest, da er noch nicht ganz glauben konnte, was er da hörte, aber der selbstgerechte Unterton dieser Mitteilung erzeugte Übelkeit in ihm.
"Das tun wir." Einen Augenblick trat Stille ein, als erwarteten sie eine weitere Reaktion, aber Daniel schwieg. "Du siehst, wir haben tatsächlich etwas gelernt von Euch," fuhr der Eykarier fort. "Und dafür danken wir Euch." Wieder wurden die Wesen unschärfer.
"He! Wartet doch!" versuchte Daniel sie aufzuhalten. Er hatte noch so viele Fragen, aber diesmal verschwanden sie und kamen nicht wieder.
Jetzt glitt in einer der Metallwände eine Tür zur Seite, die in den Raum mit den anderen führte. Gleichzeitig wurde die gegenüberliegende Metallwand durchsichtig und gab den Blick auf den Wald frei.
Daniel lief in den dunkleren Raum, wo Teal'c und Sam sich vorsichtig der geöffneten Tür näherten.
"Daniel, sind Sie okay?" fragte Sam besorgt und blickte auf den Metallknopf an seiner Stirn.
"Mir geht es gut." Er griff sich an die Stirn, und jetzt ließ sich der Knopf ganz leicht entfernen. Er warf ihn achtlos weg."Was ist mit Jack?"
Sam wechselte mit Teal'c einen betroffenen Blick. Offenbar dachte sie, dass Daniel durch die Folter verwirrt wäre.
"Ich... bin auch okay," antwortete da eine leise Stimme hinter ihnen, und Sam wirbelte herum.
Ungläubig blickte sie in Jacks geöffnete Augen. Er war vorsichtig aufgestanden und kam jetzt noch etwas unsicher auf den Beinen zu ihnen.
"Jack!" Ihre Stimme überschlug sich, und sie fiel ihm so stürmisch um den Hals, dass er beinahe wieder zu Boden gegangen wäre. "Jack! Jack!" stammelte sie fassungslos, sah wieder in sein Gesicht, in seine Augen, dann endlich brach sie in Tränen aus.
Jack drückte sie fest an sich und sah über ihre Schulter zu Daniel.
"Danke," sagte er.
Daniel lächelte seinen Freund an und nickte glücklich. "Sie wissen, was passiert ist?" fragte er.
"Ja," sagte Jack und versuchte lächelnd, Sam sanft von sich wegzudrücken, aber sie ließ es nicht zu. Sie weinte noch immer.
"Ich war die ganze Zeit hier und irgendwie auch nicht," fuhr er fort. "Ich war bei Ihnen, als Sie mit diesen ... Wesen... geredet haben, und gleichzeitig war ich auch hier bei Teal'c und Sam. Nur in meinem Körper war ich nicht mehr." Er klang nachdenklich. "Der gehörte irgendwie gar nicht mehr zu mir. Es war sehr...sehr seltsam."
Jack küsste Sam zart auf die Schläfe, und jetzt ließ sie es widerstrebend zu, dass er sich etwas von ihr löste. Er sah zu Teal'c, der die ganze Zeit wortlos neben ihnen gestanden hatte. "Schön, dass Du wieder da bist, O'Neill!"
Er nickte. Dann wandte er sich wieder Sam zu, hob mit dem Finger ihr Kinn und sah in ihre verheulten Augen.
"Wieder okay?" fragte er leise, und sie lächelte als Antwort.
"Dann lasst uns zusehen, dass wir hier wegkommen, bevor die es sich noch mal anders überlegen!"
Daniel zögerte einen Moment. "Jack, wir wissen nichts über die, aber sie scheinen hochentwickelt und sehr intelligent zu sein. Vielleicht könnte ich noch mal mit ihnen reden..."
"Wenn Sie hier bleiben wollen, Daniel, müssen Sie es allein tun," antwortete Jack ruhig. "Ich will hier weg, und zwar schnellstmöglich. Es ist nicht toll, tot zu sein, glauben Sie mir. Ich bin nicht scharf darauf, diese Erfahrung so bald zu wiederholen. Und eine Spezies, die ahnungslose Reisende für ihre Experimente benutzt, will ich nicht noch näher kennenlernen. Da sind mit die Goa'uld fast noch sympathischer." Er sah Daniel abwartend an, und der nickte.
"Also, gehen wir."

Sie verließen durch die transparente Wand den hellen Raum und waren wieder im Wald an der Stelle, wo es im Unterholz geblinkt hatte. Als sie sich umdrehten, war kein Raum und kein Gebäude zu erkennen. Vor ihnen waren einfach nur unzählige Bäume. Sie setzten sich in Bewegung zurück zum Stargate.
Als sie am Ende der Schneise ankamen und auf die Ebene am Waldrand sahen, flimmerte vor ihnen plötzlich die Luft.
"Verdammt, ich hab's geahnt, dass wir hier nicht so einfach wegkommen!" fluchte Jack.
Die Eykarier formten sich aus gelblichem Licht. Sam und Teal'c waren sehr überrascht, als sie die Wesen dieses Planeten erstmalig zu sehen bekamen.
"Ihr werdet Eure Ausrüstung am Tor finden, wir haben sie dort abgelegt." Die Eykarier blickten auf Jack, der den Kopf schief legte und den Blick misstrauisch erwiderte. "Durch unsere Reaktivierung ist Dein Körper besser, als er vorher war," teilte das weibliche Wesen mit.
"Oh, Danke!" entgegnete Jack zynisch. "Aber ich war vorher auch ganz zufrieden."
"Lebt wohl." Sie neigten die Köpfe und verblassten.
Daniel holte schon Luft, um sie zurückzuhalten, aber Jack warf ihm einen warnenden Blick zu. Als die Wesen ganz verschwunden waren, nahmen sie ihren Marsch wieder auf.
"Wie war das genau, als Sie tot waren?" fragte Daniel nach einer Weile. "Haben Sie ein Licht gesehen, einen Tunnel, irgendwas in der Art?"
Jack ging schweigend weiter, und als Daniel schon dachte, er wolle nicht antworten, sagte er: "Es war - widersprüchlich. Ich war da und doch irgendwie nicht. Kein Licht, kein Korridor, keiner, der einen abholt. Nichts von dem Zeug, was so populär ist. Ich habe Euch gesehen, alle gleichzeitig, auch als Ihr nicht alle im selben Raum wart, aber trotzdem hatte ich keinerlei Kontakt zu Euch. Und ich hatte auch keine Gefühle. Keine Schmerzen, keine Angst, aber auch nichts Positives. Irgendwie leer." Er sah Daniel ein wenig hilflos an. "Besser kann ich es wirklich nicht beschreiben. Tot zu sein ist ...komisch."
Sie waren beim Stargate angekommen, und dort lag tatsächlich ihre Ausrüstung am Fuß des DHD. Daniel wählte die Erde an, und Sam übermittelte den Iriscode.
"Ich werde jetzt mindestens einen ganzen Tag schlafen, sonst werde ich furchtbar ungemütlich!" kündigte Jack erschöpft an, als sie die Rampe hinaufgingen. "So eine Grenzerfahrung nimmt einen doch ganz schön mit."
Daniel sah ihn zweifelnd an.
"Wenn Dr. Fraiser von Ihrer Grenzerfahrung hört, werden Sie garantiert mindestens 2 Tage frei haben, Jack. Allerdings auf der Krankenstation."
"Phantastisch," stellte Jack fest und trat schicksalsergeben durch das Stargate.

Ende

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