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Seven days to live von Daniel-chan

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Vorwort

Diese Story hat mit dem Film "Seven days to live" nur den Titel und das Genre gemeinsam! Teile dieser Story entstammen meinen Träumen..... Ich muss psychisch krank sein!
Seven days to live


SG-1 war schon lange im Besprechungsraum versammelt. Nurnoch Daniel fehlte. Jack beschäftigte sich ungeduldig und gelangweilt mit einem Fleck auf dem Tisch, der sich partout nicht entfernen lassen wollte. "Daniel Jackson verspätet sich aber heute extrem", bemerkte Teal´C und warf einen Blick auf seine Uhr. "Vielleicht hat er verschlafen", dachte Jack laut. Sam lächelte schelmisch.
Sie sah Daniel vor ihrem geistigen Auge, wie so oft an seinem Schreibtisch eingeschlafen. General Hammond stand auf und ging zum Telefon. Alle warteten gespannt, während er wählte. Nichts geschah. Sie warteten fast drei Minuten. "Dann schläft er aber tief", erwiderte der General und legte wieder auf. "Soll ich ihn persönlich wecken, Sir?" fragte der Colonel. General Hammond nickte. "Gut, Colonel. Und bringen Sie ihn gleich zu mir." Alle standen auf und verließen nach und nach dem Raum. Jack machte sich sofort auf den Weg.

Vor Daniels Wohnung angekommen klingelte er erst. Niemand öffnete, keine Stimme rief ihn. Jack versuchte es noch mal, aber auch diesesmal geschah nichts. Er zog ungeduldig den Zweitschlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Türe. Die Wohnung sah aus wie immer. Nichts ungewöhnliches. "Daniel?" rief Jack. Aber niemand antwortete. Jack ging ins Schlafzimmer. Das Bett war völlig unbenutzt; Daniel war nicht da. Jack verlies das Zimmer wieder und suchte den Rest der Wohnung ab. Aber Daniel war und blieb verschwunden. Langsam machte Jack sich Sorgen. Auf Tisch im Wohnzimmer fand er Daniels Brille. Daniel würde niemals ohne sie weggehen, dachte Jack und steckte sie ein. Er versuchte seine Fantasien bezüglich Daniels Verschwinden zu verdrängen und kehrte zur Basis zurück.

"Wieso zitterst du so?" fragte er. "Hast du Angst vor mir?" Daniel konnte nicht sprechen. Es war fast völlig dunkel um ihn herum. Nur ein schwaches Licht, wie von einer Öllampe flackerte in der Ferne. Etwas klebte auf seinem Mund. Seine Hände waren mit Isolierband an etwas aus Metall gefesselt. Er saß auf einem kalten harten Boden. Daniel zerrte an seinen Fesseln, konnte sich aber nicht befreien. "Ja, gut so", flüsterte der Fremde. Er hatte ein Messer in der Hand. Es reflektierte das schwache Licht.
Daniel wand sich hin und her, als der Fremde sein T-Shirt packte und es mit dem Messer aufschlitzte. "Deine Angst macht mich so geil", flüsterte er in Daniels Ohr und drängte sich zwischen seine Beine. Er begann Daniel am ganzen Körper zu streicheln, die Spitze der Klinge über seine Haut fahren zu lassen. Daniel wollte schreien. Jack, hilft mir! schoss ihm durch den Kopf.

Eine Woche später...

Eine betrübte Unruhe schwebte über der gesamten Basis. Alle die Daniel kannten machten sich Sorgen um ihn. Es gab keine Spur von ihm, nicht den kleinsten Anhaltspunkt wo er sein könnte. Selbst die Polizei kam in ihren Ermittlungen nicht weiter. Niemand hatte etwas gesehen oder gehört. Auch die Befragung von Daniels Nachbarn ergab nichts. Die Meisten kannten ihn gar nicht. Jack machte diese Ungewissheit fast wahnsinnig. Es gab Momente, da wünschte er sich, jemand käme rein und sagte, dass Daniel tot sei.
Dann wäre wenigstens diese furchtbare Ungewissheit vorbei.... Was wenn sie Daniel niemals fanden? Eine weitere spurlos verschwundene Person mehr in den Akten.... Wen kümmerte das schon? Jack hielt es nichtmehr aus! Wenn das so weiter geht.... dachte er. "Könntest du das unterlassen?" unterbrach ihn eine Stimme in seinen Gedanken.
Es war Teal´C. "Was?" fragte Jack verwirrt. "Du läufst im Kreis wie ein klaustrophobischer Tiger", erklärte Teal´C. "Immer noch besser als klaustrophilie", erwiderte Jack. "Manchmal hab ich das Gefühl, dass Daniel darunter leidet...." Teal´C antwortete nicht. Jack biss sich in die Hand vor Nervosität. Teal´C hatte Recht. Er musste hier raus.

Daniel weinte. Es war alles, was er in seiner Verzweiflung tun konnte. Es half, zu weinen. All das Leid der vergangenen Tage rann über seine Wangen, tropfte auf den Boden. Er lag auf dem Boden des dunklen Raums. Nackt, geschunden, geschändet...
Hunger und Durst spürte er bereits nichtmehr. Manchmal bekam er etwas zu trinken. Daniel hatte Angst. Sein Peiniger hatte bereits einen festen Tagesablauf. Morgens kam er herein, gab Daniel etwas Wasser. Dann setzte er sich hin und betrachtete ihn eine ganze Weile, sprach mit ihm. Er erzählte ihm, was er noch alles mit ihm vor hatte, bevor er ihn zurück brachte. Dann stand er auf.
Er nahm Daniel hoch, warf ihn auf ein Bett oder einen Tisch, oder gleich auf den Boden. Dann begann er Daniel zu streicheln, zu küssen. Schließlich drängte er sich zwischen Daniels Beine und missbrauchte ihn. Einige Stunden später kam er wieder und begann ihn zu foltern. Quälte ihn mit allen möglichen Gegenständen und Instrumenten. Besonderen Spaß hatte es ihm bereitet Daniel Wunden, ähnlich den Stigmata zuzufügen. Es brannte schrecklich, schmerzte unermesslich. Diese Qualen zogen sich bis tief in die Nacht hin, danach folgte wieder der Missbrauch. Daniel zitterte. Bald würde es morgen sein....

Jack spazierte durch den Wald des Cheyenne Mountain um sich abzulenken. Die frische Luft tat gut. So früh morgens war sie feucht und kalt. Manchmal hatte Jack das Gefühl, jemand würde ihn rufen. Aber jetzt war ihm das egal. Er konzentrierte sich ganz auf das Grün der Blätter um ihn herum. Es entspannte seine übermüdeten Augen. Doch seine Gedanken kreißten immer wieder um Daniel. Er stellte sich alles mögliche vor, was ihm passiert sein könnte.
Aber a priori wusste er, dass dies nichts brachte. Im Gegenteil, würde es ihn eher noch schneller in den Wahnsinn treiben.

Drei weitere Wochen später....

Der fremde Mann zog Daniel auf die Beine. Daniel stöhnte. Sein Körper wurde unablässig von Schmerzen gepeinigt. Sein Peiniger hatte ihm mit einer Glasscherbe "Kunstwerke" in die Haut geritzt. Jetzt sollte der Höhepunkt seiner Folter folgen. Daniel sollte sterben. Er setzte ihn auf einen Stuhl und injizierte ihm eine Flüssigkeit. Daniel dämmerte in die Bewusstlosigkeit fort.

Als er wieder zu sich kam, waren sie in einem Wald. Daniel sah sich um, alles kam ihm so vertraut vor. Langsam erinnerte er sich. Sie waren in der Nähe der Basis. Er war an einen Baum gefesselt. Plötzlich tauchte der fremde Mann hinter ihm auf. "Na? Gut geschlafen?" fragte er lächelnd. Zum ersten mal konnte Daniel sein Gesicht sehen. Der junge Mann war erschreckend schön.
Ein weiches, weibliches Gesicht, warm und freundlich. Niemand würde ihm glauben, wenn er ihn beschuldigte... Grüne Augen sahen Daniel neugierig an. "Ich habe alles vorbereitet", sagte der Fremde. Er löste die Fesseln und zerrte Daniel durch den Wald. Er lies ihn vor einer großen Grube auf den Boden fallen. Sie war etwa acht Meter tief, drei Meter breit und zwei Meter lang. Die Innenseite war mit Steinen ausgekleidet. Er musste sie schon lange bevor er Daniel eingesperrt hatte vorbereitet haben.
Neben der Grube auf dem Boden lag eine Art Deckel. Er war aus Holz, Erde und Schieferplatten gefertigt. Sicher sehr schwer, dachte Daniel geistesabwesend. Teilnahmslos saß er da, während sein Peiniger ihm die Hände auf dem Rücken fesselte. Er hatte nicht die Kraft sich zu wehren. Sein Körper schmerzte überall und lies keine schnelle Bewegung zu. Plötzlich wurde es dunkel. Erschrocken zog Daniel die Luft ein. Doch er musste feststellen, dass der Fremde ihm einen Plastikbeutel über den Kopf gestülpt hatte. Panik stieg in ihm auf.
Er konnte nicht atmen. Hilfe! Jack! Hilf mir! "Wunderschön diese Agonie vor der Zerstörung", flüsterte der Fremde. Daniel zappelte wild in Todesangst. Doch seine Bewegungen wurden langsamer, hörten schließlich ganz auf. "Alles was ich je wollte warst du...." Der Mann zog den Beutel wieder ab und lies ihn los. Daniel stürzte in das tiefe Loch.

Plötzlich riss Daniel die Augen auf. Es war dunkel und kalt. Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Er sah nach oben. Durch einige kleine Ritze drang Sonnenlicht in die Grube. "Hilfe!" schrie Daniel. Keine Antwort. "Helft mir! Ich bin hier unten! Jack! Hört mich den keiner?!" Es dauerte lange bis Daniel über sich Geräusche hörte. Schwere Schritte, wie von Soldaten, aber weit entfernt. "Hallo!" schrie Daniel.
Hoffnung keimte in ihm auf. Er versuchte aufzustehen, aber seine Beine versagten ihren Dienst. "Hilfe!" Die Schritte verstummten. "Hast du was gehört?" hörte Daniel die dumpfe Stimme eines Soldaten. "Nein", erwiderte sein Kamerad. Nach einer Weile gingen sie weiter. "Ich bin hier!" schrie Daniel, dass es in seiner Kehle schmerzte. "Hier bin ich! Wartet doch! Helft mir! Hilfe!" Aber niemand half ihm. Daniel lies sich gegen die Wand seines Verlieses fallen. "Helft mir", flüsterte er und Tränen traten ihm in die Augen.

Sieben Tage später....

Es regnete. Es regnete seit Tagen in Strömen. Sam dachte, wenn es so weiter regnete, würde das Wasser den Berg abtragen. Sie hoffte nur, dass Daniel irgendwo im Trockenen war.... Ihr war plötzlich eiskalt geworden. Wie ein Todeshauch. Sie zog sich ihre Jacke an, aber es wurde nicht wärmer. Sie zog sich in ihr Quartier zurück und wickelte sich in ihre Bettdecke.
Dennoch hatte sie ein Gefühl, als würde die Kälte sie durchdringen. Als käme sie nicht von Außen, sondern aus ihrem Körper. Sie stand auf um die Türe, die sie offen gelassen hatte zu schließen. Plötzlich blieb sie stehen. Sam riss weit die Augen auf. Vor ihrer Tür lief jemand vorbei. Er warf ihr einen kurzen gleichgültigen Blick zu. Dann war er verschwunden. Daniel! schoss es ihr durch den Kopf. Das war Daniel gewesen! Endlich löste sich die Starre aus ihrem Körper und sie rannte auf den Flur. "Daniel!" rief sie.
Aber da war niemand. Sie zitterte jetzt stärker. Dann schüttelte sie den Kopf. Einbildung! Es konnte unmöglich Daniel gewesen sein. Sie ging wieder in ihr Quartier und schloss sich ein.

Einige Tage danach....

Endlich hatte es aufgehört zu regnen. General Hammond hatte bereits im Stillen nach einem Ersatz für Daniel gesucht. Niemand wagte es auszusprechen, aber alle wussten tief im Innersten, Daniel würde nicht wiederkommen. Jack betrat den Duschraum. Wasser... dachte er. Davon hatten sie die letzten Tage wirklich genug gehabt. Er legte sein Handtuch ab und stellte sich unter einen der Duschköpfe. Jack drehte das Wasser heiß auf und schloss die Augen. Das heiße Wasser verbrannte seine Haut und er wollte es abstellen, aber seine Hand bewegte sich nicht. Immer heißer und heißer prasselte es auf ihn herab. Es schmerzte, Jack zitterte.
Plötzlich war noch jemand im Raum. Jack konnte ihn nicht sehen, doch er wusste, dass er da war. Mit viel Mühe konnte er den Kopf drehen und sah.... Daniel, der hinter ihm stand. Er sah ihn vorwurfsvoll und stumm an. Jack riss die Augen weit auf. Daniel war nur mit einem langen, zerrissenen Nachthemd bekleidet. Überall sah Jack Wunden und Blutflecken auf seinem Körper.
Seine Haare, die um einiges gewachsen waren, hingen ihm nass ins Gesicht. Jack konnte jede Vene und Arterie in seinem bleichen Gesicht, auf seinen Armen und Beinen erkennen. Er wollte etwas sagen, ihn rufen, doch kein Laut kam aus seiner Kehle. Daniel ging auf ihn zu... und durch ihn hindurch! Eine Eiseskälte ergriff von Jacks Körper besitz. Nur für einen Moment, dann spürte er wieder das heiße Wasser. Endlich konnte er sich wieder bewegen. Er sprang unter der Dusche hervor und schrie vor Schmerz. Sein Körper war überall mit Brandwunden bedeckt. Er sah sich verwirrt um, doch Daniel war verschwunden. Zitternd sank Jack auf die Knie. "Daniel", keuchte er und lies den Schmerz abklingen. Er konnte kaum noch atmen. Was war das eben? dachte er. Wieso....?
Jack kam der Duschraum auf einmal unendlich groß und bedrohlich vor. Rasch trocknete er sich ab und verschwand.

Um seine Nerven zu beruhigen und um sich von dem Erlebnis im Duschraum abzulenken, ging er wieder im Wald spazieren. Früher hatte er das oft mit Daniel gemacht. Sie waren durch den Wald gelaufen und hatten über alles mögliche gesprochen. Frei von jeder Vorschrift und Regel. Einfach zwei Freunde, die sich unterhielten. Jetzt fühlte Jack sich unendlich einsam. Manchmal wachte er nachts auf, weil er glaubte Daniels Stimme zu hören, die nach ihm rief.
Immer öfter wurde er von imaginären Hilferufen und Schmerzensschreien geweckt. Jack ging immer weiter, oder die Umgebung wahr zu nehmen. Dies war für einen Soldaten wie ihn sehr ungewöhnlich, ja sogar gefährlich. Jemand hätte ihn aus zwei Metern Entfernung erschießen können, er hätte es nicht gemerkt, sosehr war er in Gedanken. "O´Neill?" riss ihn plötzlich Teal´Cs Stimme aus seinen Gedanken.
Jack riss den Kopf herum. Sam und Teal´C waren ihm gefolgt. "Geht es Ihnen gut, Sir?" fragte Sam und kam näher. Jack nickte leicht. Wortlos drehte er sich um und ging weiter. Teal´C und Sam folgten ihm schweigend. Jack achtete nicht auf sie, er driftete wieder in seine gedankliche Welt ab. Plötzlich gab der Boden unter ihm leicht nach. Er blieb stehen. Es knarrte laut unter ihm. Mit dem Stiefel fegte er einige nasse Blätter zur Seite. Der Regen hatte viel Erde weggeschwemmt und es kamen zusammengenagelte Bretter zum Vorschein. "Was ist das?" fragte Sam mehr sich selbst als Jack. Jack ging einige Schritte weiter.
Das Holz knarrte unter ihm. Teal´C kniete sich nieder und legte noch mehr der Bretter frei. Jack sah sich aufmerksam um, wobei er noch zwei Schritte tat. Plötzlich gab der Untergrund krachend seinem Gewicht nach. Jack konnte vor Schreck nichtmal um Hilfe rufen. Platschend landete er in tiefem Wasser. Jack strampelte sich panisch wieder an die Oberfläche. "Colonel!" rief Sam. Sie traute sich nicht sich dem Loch zu nähern. "Alles in Ordnung, O´Neill?" Sie hatten das Platschen gehört und hofften, dass Jack nichts passiert war.
Er hustete sich die Seele aus dem Leib. "Ja.... alles Okay", würgte er hervor. Nachdem der erste Schock überwunden war, stellte er fest, dass ihm das Wasser knapp bis zur Brust reichte. Er sah nach oben. Ohne fremde Hilfe würde er es nicht schaffen hier wieder raus zu kommen. "Sir, bleiben Sie ganz ruhig, wir holen Hilfe!" rief Sam. "Ist gut", antwortete Jack und hörte, wie sie sich entfernten. In der Zwischenzeit wollte er sich sein Gefängnis etwas genauer ansehen. Er watete durch das Wasser bis er auf eine Wand traf. Da es sehr dunkel war, konnte er nicht viel sehen. Jack zog seine Taschenlampe und leuchtete die Wand ab. Seine Finger glitten über die glatten Steine, bis sie eine Unebenheit fanden. Er leuchtete darauf um sie genauer anzusehen. Es waren kleine Kratzer im Stein, wie von Fingernägeln. Jack schluckte. Zum ersten Mal dachte er darüber nach, wozu hier eigentlich diese Grube war. Langsam ging er weiter.
"Colonel O´Neill?" hörte er General Hammonds Stimme über sich. "Ja, Sir. Alles in Ordnung", rief Jack nach oben und machte einige Schritte vorwärts. Plötzlich stieß er mit dem Fuß irgendwo gegen. Jack hielt inne. Was es auch war, es war sehr weich und gab nach. Jack holte tief Luft und tauchte unter. Das schmutzige Wasser war so trüb, dass er nichts erkennen konnte. Aber als er das Etwas mit der Hand berührte, es abtastete, setzte sein Herz einen Schlag aus. Es war ein Mensch!
Jack tauchte wieder auf. "General! Hier unten ist jemand!" rief er und tauchte sofort wieder unter. Er packte die Person an den Armen. Es war eindeutig ein Mann. Jack tauchte auf und atmete tief ein. Dann zog er die Leiche langsam an die Oberfläche. Langsam tauchte das bleiche Gesicht aus dem Wasser auf. Jack gab ein ersticktes Keuchen von sich. Er holte tief Luft um seiner Trauer, seiner Wut und Verzweiflung Luft zu machen. "NEIN!!!!"

General Hammond, Sam und Dr. Fraiser waren vor Schreck zusammengefahren, als sie Jacks Aufschrei hörten. Ein fürchterlicher Verdacht machte sich in ihren Gedanken Platz. So schnell wie möglich wurde die Abdeckung der Grube entfernt. General Hammond trat an den Rand und wollte etwas sagen, hielt jedoch inne. Jack lehnte sich gegen die Wand. Zärtlich hielt er Daniel in den Armen, streichelte seine Wange.
"Es wird alles gut", flüsterte er. "Ich bin ja bei dir, wir gehen jetzt nach hause. Es wird alles wieder gut." Jacks Stimme hatte angefangen zu zittern und Tränen füllten seine Augen. Sam schlug sich die Hände vor den Mund um nicht laut zu schreien. Sie sank neben den Anderen auf die Knie und weinte bitterlich. Janet legte die Arme um sie und weinte ebenfalls. Alle Umstehenden senkten betrübt die Köpfe. Jack wiegte Daniel sanft hin und her. Leise begann er zu singen:
"Kimi wo, kimi wo aishiteru.... hokuru ne mitsurete iru... kimi wo, kimi wo shi shiteru.... saruiu hororu..." Es war das Schlaflied, das Daniels Mutter immer gesungen hatte. "Hakore haschita na kushitemo anakaho nushinahate mo ekiru kaniri ho enahore anaya kita iri...." Es war ein trauriges Bild. Jack war vollkommen der Wirklichkeit entrückt, sosehr stand er unter Schock. Niemand hatte den Colonel bisher in einem solchen Zustand gesehen, und allen brach es das Herz.

Jack saß auf seinem Bett. Er saß einfach so da, starrte ins Leere. Dr. Fraiser wollte heute ihren Obduktionsbericht abgeben. Jack interessierte es nicht. Daniel war tot, auch der Bericht würde das nicht ändern. Er würde es eher noch viel unerträglicher machen. Er würde es ihnen schwarz auf weiß ins Gedächtnis brennen. Jack weinte nicht. Seine Augen waren so trocken das es brannte. Er hatte bereits alle Tränen vergossen. Er konnte nichtmehr weinen.
Immer wieder sah er Daniels bleiches Gesicht vor sich. Er sah genauso aus, wie er ihn in den Duschräumen gesehen hatte. Jack senkte den Kopf. Plötzlich wurde es eiskalt im Zimmer. Er blickte wieder auf. Ihm gegenüber an der Wand stand Daniel. Emotionslos sah er ihn an. Jack blieb der Mund offen stehen. Daniel kam langsam auf ihn zu.
Er war triefend nass und hinterlies feuchte Spuren auf dem Boden. Jack hatte plötzlich ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Er rückte von Daniel weg gegen die Wand. Daniel kam näher. Er lehnte sich auf das Bett und sah Jack tief in die Augen. Jack spürte die Grabeskälte, die von ihm ausging. Daniel kam mit seinem Mund Jacks Ohr ganz nahe. "Sieben Tage", flüsterte er mit rauer Stimme. Die Worte hallten in Jacks Kopf wieder. Sieben Tage..... sieben Tage.... sieben Tage.... "Was...", begann Jack. "was willst du mir damit sagen?" Sein Gegenüber sah ihn nur wortlos an. Dann öffnete Daniel den Mund und lies einen markerschütternden hohen schrillen Schrei los. Dieses Geräusch ging Jack durch und durch. Es bohrte sich wie ein Eiszapfen tief in sein Herz. Daniel beugte sich weiter vor und durchdrang Jacks Körper.
Seine Gestalt löste sich in einer eisigen Wolke auf. Jack war wie erstarrt. Doch nicht wegen der Kälte. In Daniels Schrei lag all das Leid, all die Qual der letzten Wochen. Jack begann nachzudenken. Bis jetzt war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass Daniel ermordet worden war. Er hatte nicht daran gedacht, dass er eines qualvollen Todes gestorben sein könnte. Aber jetzt... Jetzt hatte er ein neues Ziel. Er wollte den Menschen finden, der Daniel getötet hatte. Er wollte ihn leiden sehen.

Dr. Fraiser verteilte Kopien ihres Berichtes an alle Anwesenden. Sam traute sich gar nicht die Mappe zu öffnen. Jack klappte sie zögerlich auf. Sein Blick fiel sofort auf die Reihe an Fotos. Fotos von Daniels geschundenem Körper. Seine Handgelenke, an denen das Isolierband helle Spuren hinterlassen hatte. Sein Hals, mit Würgemalen übersät. Sein Rücken, voll von roten Striemen und Verbrennugen. Seine Arme, mit tiefen Narben und Kratzern bedeckt. Seine Beine, durch Hämatome entstellte Oberschenkel. Jack überflog den Text, der sich über mehrere Seiten hin erstreckte. .... Wasser in den Lunge..... ....Tod durch Ertrinken.... ....Hämatome an den Beinen.... ....schwere Verbrennungen.... ....wiederholter sexueller Missbrauch... ....innere Blutungen.... ...gebrochene Rippen.... ....dehydriert.... Diese paar Worte sagten ihm genug.
Wer auch immer das getan hatte, er war ein Monster. Ein gnadenloser Sadist. Jack zitterte vor Wut. Laut knallte er die Mappe auf den Tisch und sprang auf. Ungezügelter Zorn lag in seinen Augen. Er stürmte auf die Türe zu. "Wo wollen Sie hin, Colonel?" fragte General Hammond. "Ich gehe diesen Scheißkerl suchen, der Daniel das angetan hat!" schrie Jack. Teal´C war aufgestanden und hielt ihn zurück. Er befürchtete, Jack könnte sich selbst und andere in seinem Zorn verletzten. "Und was wollen Sie mit ihm anstellen?" fragte Dr. Fraiser. "Selbst wenn Sie ihn finden...."
"Er soll leiden!" schrie Jack sie an. "Ich hänge ihn an seinen Gedärmen auf! Ich reiße ihm das Herz raus und werde es verbrennen! Ich reiße ihm seine Eier ab und lasse sie ihn fressen! Ich...." Jack bekam von seiner Schreierei keine Luft mehr. Hustend brach er zusammen. "Dieser Dreckskerl soll leiden!" keuchte er. "Leiden, so wie Daniel leiden musste!"
"Colonel O´Neill beruhigen Sie sich!" bat der General, bei allem Verständnis. Dr. Fraiser wollte ihm etwas verabreichen, aber das war gar nicht nötig. Jack verließen plötzlich alle seine Kräfte. Erschöpft von der ganzen Aufregung der letzten Wochen sank er auf dem Boden zusammen. Erst jetzt wurde ihm das ganze Elend bewusst, all diese furchtbaren Dinge. "Kommen Sie Colonel", sagte Dr. Fraiser und half ihm auf. Sei führte ihn auf die Krankenstation. Dort sollte er sich etwas ausruhen.

Jack schlief in dieser Nacht auf der Krankenstation. Dr. Fraiser wollte ihn unter Aufsicht haben. Im Traum sah Jack immer wieder Daniel vor sich. Wie er ihn gefunden hatte. Er sah Daniel, wie sie sich am Abend vor seinem Verschwinden verabschiedet hatten. "Dann bis morgen, Jack", sagte Daniel und drehte sich um. Jack sah ihm nach. "Geh nicht!" rief er ihm nach und streckte die Hände nach ihm aus. Aber Daniel war bereits zu weit weg. Er konnte ihn nichtmehr erreichen. "DANIEL!" schrie Jack verzweifelt. Mit diesem Schrei schreckte er schweißgebadet aus dem Schlaf hoch. Dr. Fraiser kam sofort angerannt.
"Ist alles in Ordnung, Sir?" fragte sie besorgt und wischte ihm den Schweiß von der Stirn. Jack zitterte. Ihm war kalt. Er fühlte sich, als ob ihm niewieder warm werden würde. "Daniel...", wisperte er mit zittriger Stimme. Dr. Fraiser setzte sich zu ihm aufs Bett. Sie strich ihm sanft durch die Haare. "Ich weiß, für uns alle ist das sehr schwer", flüsterte sie mit einem mütterlichen Unterton in der Stimme. "Aber Sie müssen stark sein. Daniel würde nicht wollen, dass Sie sich so quälen." Stark sein? Sein ganzes Leben lang hatte er stark sein müssen. Immer hatte er Daniel bewundert, wie er seine Gefühle so offen ausleben konnte.... durfte. Jack zog die Beine an und legte die Stirn auf die Knie. Er rief sich wieder das Wiegenlied, das er von Daniel gelernt hatte ins Gedächtnis und begann im Takt mit zu wiegen. Kimi wo, kimi wo aishiteru.... Du bist der, du bist der, denn ich über alles liebe.... Dr. Fraiser drückte ihn sanft in die Matratze zurück. Jack dämmerte langsam wieder in einen traumlosen Schlaf weg.

Am nächsten Tag....

Wieder saßen alle im Besprechungsraum. General Hammond hoffte, die gestern abgebrochene Besprechung heute sachlich fortführen zu können. Dr. Fraiser sah einen nach dem anderen schweigend an. Jack wirkte wieder völlig normal. Äußerlich zumindest. Innerlich kämpfte er immer noch mit sich selbst. Er zwang sich zur Ruhe, aber sein Erlebnis mit Daniel in seinem Quartier, oder wie man das auch immer bezeichnen mochte, lies ihm keine Ruhe. Soviel Hass, Zorn, Leid, Trauer und Hilflosigkeit hatten in seiner Stimme gelegen. Sieben Tage... sieben Tage.... sieben Tage....
Was bedeutete das? Was wollte er ihm damit sagen? Wieso....? Jack wurde plötzlich wieder in die Realität zurückgeholt. "Sir?" fragte Sam und sah ihn fragend an. "Alles in Ordnung", erwiderte er knapp. "Jedenfalls, hat Daniel noch gelebt, als er in diese.... Grube geworfen wurde", fuhr Dr. Fraiser in ihren Erklärungen fort. "Ich weiß nur nicht, wie lange er da unten überleben konnte..." "Sieben Tage", unterbrach sie Jack. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzschlag. Sieben Tage!
Daniel hatte sieben Tage in diesem Loch gesessen und niemand hatte seine Schreie gehört! Sieben Tage hatte er noch gelebt! Jack wurde plötzlich so vieles klar. Alles ergab jetzt einen Sinn. Dr. Fraiser nickte langsam. "Das wäre dann aber die oberste Grenze", sagte sie. "Ich vermute, er ist während diesen schweren Regenfällen ertrunken." "So tief war das Wasser doch gar nicht", widersprach Teal´C. "Ja, schon. Aber es hat Tagelang geregnet", erklärte sie. "Ich vermute, er ist irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen und..." Ihr Blick sagte alles was nötig war. Vor Jacks Augen blitzte es auf. Verschwommen sah er ein Bild.
Es wackelte und wurde immer wieder unterbrochen. Doch er erkannte Daniel. Er sah ihn, wie er im Wasser stand. Die Hände blutig gekratzt, nachdem er endlich die Fesseln losgeworden war. An die Wand gelehnt, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Wieder blitzte es. Daniel schloss die Augen. Ganz langsam glitt sein Körper tiefer ins Wasser. Verzweifelt streckte er die Hand nach oben aus. Aber niemand half ihm. Dann war er verschwunden. Mit einem erneuten Blitz war das Bild verschwunden. "Ja, so wird es sein", keuchte er. Er war plötzlich unheimlich blass. Was hatte Daniel in diesem Moment wohl gedacht? Was war sein letzter Gedanke?

Jack war wieder zuhause. Den Bericht von Dr. Fraiser hatte er mitgenommen. Er lag vor ihm auf dem Tisch. Verschwommen kehrte die Erinnerung zurück. Wie er Daniel gefunden hatte. Niemals würde er dieses bleiche unwirkliche Gesicht vergessen. Wie aus Porzellan hatte es ausgesehen. Seine Haut war eiskalt gewesen. Jack hatte ihn lange festgehalten und gestreichelt. Wie ein kleines Baby. Endlich hatte er Daniel gefunden, doch er war zu spät gekommen. Jack senkte den Kopf.
Das Läuten der Türklingel lies ihn hochfahren. Er atmete tief durch und ging zur Tür. Es waren Sam, Janet und Teal´C. "Dürfen wir reinkommen, Sir?" fragte Sam. Jack nickte und sah sie zum ersten Mal seit Wochen wieder genau an. Ihre Augen waren blutunterlaufen und von dunklen Schatten umrahmt. Man sah ihr deutlich an, dass sie kaum noch schlief. Insgesamt machte sie einen sehr ungesunden Eindruck. Janet sah nicht viel besser aus. "Geht es ihnen gut?" fragte sie. Jack lächelte gequält. "Ich schmiere mir das Blut meiner Kollegen ins Gesicht um lebendiger auszusehen", erwiderte er. Sam lächelte über seinen Sarkasmus. Jack winkte sie herein und sie versammelten sich im Wohnzimmer. "Wir wollten...." begann Sam brach jedoch ab. Irgendwie fand sie nicht die richtigen Worte. "Wir dachte, es wäre ganz gut.... wenn wir uns alle..." "Wenn wir uns unsere Trauer von der Seele reden?" schlug Jack vor und setzte sich. Sam nickte. Alle schwiegen.
Jack griff nach der Mappe mit dem Bericht. Er schlug sie auf und nahm die Fotos heraus. Jack betrachtete die Bilder. "Sir?" "Wenn ich diese Bilder sehe....", sagte Jack ohne sie anzusehen. "Sehe ich Daniel vor mir... wie dieses Monster ihn verletzt.... Wie er um Hilfe schreit... um Gnade bettelt.... wie er stirbt...." Sam schluckte. "Es macht mich fast wahnsinnig.... Ich sehe ihn schon wie ein Gespenst vor mir stehen...." Janet horchte auf. Auch Teal´C hob interessiert die Augenbraue. "Er hat mir auch das.... mit den sieben Tagen gesagt...." Jack sah Janet eindringlich an. "Ich bin verrückt, oder?" "Ich habe ihn auch gesehen", meldete sich Sam zu Wort. "Vor meinem Quartier. Dann war er plötzlich verschwunden...." Ihre Hände waren ineinander verschlungen und zitterten. Janet schluckte.
"Ich höre ihn jede Nacht... wie er schreit.... wie er uns ruft...." Teal´C senkte den Blick. "Mir geht es genauso." Jack warf unbewusst einen Blick auf die Uhr. Es war fast zehn und die Sonne war bereits untergegangen. Plötzlich fiel ihm auf, dass sich das Zimmer langsam aber stetig verdunkelte. Doch es lag nicht an der kommenden Nacht. Auch die Lampe an der Decke schien kein Licht mehr zu spenden, sondern den Raum eher noch düsterer wirken zu lassen. "Und wenn es wirklich Daniel ist?" warf Sam plötzlich ein. Ihr Blick hatte etwas panisches. "Wenn er wirklich... ein Geist ist?" Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Jack nickte zaghaft. Ungläubig sah Janet ihn an. "Das, was ich gesehen habe....", flüsterte Jack. "So etwas.... kann nicht meiner Fantasie entstammen...." Sam rieb sich mit den Händen über ihre Arme. "Spürt ihr das auch?" fragte sie und augenblicklich begann Janet vor Kälte zu zittern. "Woher kommt diese Kälte?" fragte sie. Die beiden Frauen rückten näher zusammen. Jack stand auf und wollte das Fenster schließen. Doch als er die Hand nach dem Fenstergriff ausstreckte, bemerkte er die Eisblumen auf dem Glas. Sie bewegten sich plötzlich, krochen auf seine Hand zu. Hastig zog Jack die Hand zurück. Irgendetwas lag in der Luft, das spürte er. Etwas würde passieren...
Eilig kehrte er zu den anderen zurück. Als Jack sich wieder setzten wollte, fegte ein eisiger Wind den Obduktionsbericht vom Tisch. Teal´C bückte sich und sammelte die Blätter wieder ein. Als er nach einem der Fotos griff, erstarrte er. "O´Neill", flüsterte er. Jack wusste, dass dieser Tonfall nichts gutes verheißen konnte. Jack nahm sich eines der Bilder und betrachtete es. Erschrocken riss er die Augen auf. Das Bild zeigte, was er im Besprechungsraum gesehen hatte, wie einen Film.... Das Bild war genauso verwackelt, unscharf und flackerte fürchterlich... Wie in seiner Vision.... Erschrocken schleuderte er das Bild von sich weg. Janet hob es auf und sah es an. Um nicht zu schreien schlug sie sich die Hand vor den Mund. Sam schrie plötzlich auf. Sie fiel rückwärts von ihrem Platz und lag jetzt auf dem Boden. Verzweifelt schlug sie um sich, versuchte einen unsichtbaren Gegner wegzustoßen.
"NEIN!" schrie sie panisch. "Geh weg! Lass mich! Ich will das nicht sehen!" Vor ihrem geistigen Auge sah Sam Daniels ganze Qual im Zeitraffer ablaufen. Sie wollte es nicht sehen; schloss die Augen. Aber es wurde nicht besser, im Gegenteil. Jetzt sah sie es noch klarer vor sich, hörte die Schreie, das Geflüster seines Peinigers. Sie hielt sich die Ohren zu und weinte. "Sam!" rief Janet und wollte ihr auf helfen. Doch Sam schlug wie verrückt um sich. Dabei zerbrach sie eine Vase, die auf einem Beistelltisch platziert war. Jack lief ins Badezimmer um Verbandszeug zu holen. Sam rollte sich auf dem Teppich zusammen und schlurzte. Teal´C sah sich aufmerksam um. Irgendwie hatte er das Gefühl, nicht alleine zu sein.

Jack öffnete den Badezimmerschrank und holte Verbandszeug, Desinfektionsmittel und Watte heraus. Als er die Tür wieder schloss und in den Spiegel sah, keuchte er erschrocken. Hinter ihm im Spiegel sah er Daniel. Er wagte nicht sich umzudrehen. Daniel näherte sich leise. Jack spürte wie sich nasse, kalte Hände auf seine Schultern legten. "Ihr werdet alle leiden!" flüsterte Daniel mit kalter Stimme. Jack wollte etwas sagen, doch in diesem Moment implodierte der Spiegel. Die Wucht schleuderte Jack in die Dusche. Das Spiegelglas prasselte wie Regen auf ihn nieder, schnitt tief in seine Haut.
Als er die Augen wieder öffnete, stand Daniel über ihm. Die Haare hingen ihm tief ins Gesicht. Seine Augen waren nichtmehr blau. Nurnoch zwei leere schwarze Höhlen. Jack erinnerte sich. Die Augen zersetzen sich immer als erstes. Es war ein grausiger Anblick. Daniel sah nach oben. Falls man es sehen nennen konnte. Jack folgte seinen Blick. Langsam drehte sich der Knopf an der Duscharmatur. Jack schrie laut auf. Anstatt Wasser prasselte kaltes Blut auf ihn herab. Daniel sah wieder nach unten.
Jetzt fehlten die Augen nichtmehr. Aber sie waren kalt und erbarmungslos. Die Tür sprang auf und Teal´C stand im Raum. Er hatte Jacks Schrei gehört und wollte nachsehen. Erschrocken sah er von Jack zu Daniel und wieder zurück. Ein kaltes Knistern war zu hören. Daniels Gestalt zersprang wie Glas und er war verschwunden. Jack sah wie erstarrt auf die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte. "O´Neill?" Teal´C reichte ihm die Hand und half ihm wieder auf die Beine. Eilig verließen sie den Raum.

Janet erschrak, als sie Jack blutüberströmt auf sie zukommen sah. Er kniete neben Sam nieder und gab Janet das Verbandsmaterial. "Wie geht es ihr?" fragte er. Janet schüttelte den Kopf. "Da bin ich mir nicht sicher."
Sam hatte sich wieder beruhigt und schaute mit leeren Augen in eine weite Ferne. "Daniel...", flüsterte sie. "Hasst du uns so sehr....?" "Was?" fragte Jack und beugte sich über sie. "Daniel hasst uns...", wiederholte sie geistesabwesend. Janet zog sie wieder hoch. Langsam schien Sam wieder zusich zu kommen. Verwirrt sah sie sich um. "Jetzt noch mal in aller Ruhe", sagte Jack. Sam zitterte vor Angst. "Daniel.... er... er hasst uns....", flüsterte sie. Das Sprechen bereitete ihr Mühe. "Wieso sollte er das tun?" fragte Teal´C. Sams Lippen zitterten beim Sprechen.
"Weil.... weil...." "Ganz ruhig." Janet legte die Arme um Sam. Sam strich sich die Haare aus der Stirn. "Weil..... weil ihm niemand geholfen hat....", beendete sie den Satz unter vielen Schlurzern. "Weil... er ganz alleine... ganz elendig.... gestorben ist.... Er fühlt sich.... von uns verraten...." Jack schluckte schwer. Damit konnte sie durchaus recht haben. "Daniel..." Sam wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Daniel.... Er ist.... durch diesen grausamen Tod...." "Durch diesen grausamen Tod kennt er nurnoch Hass und Schmerz....", beendete Teal´C den Satz.
Sam nickte. "Er ist nichtmehr der Daniel.... den wir gekannt haben...", hauchte sie. "Er will uns sterben sehen... uns alle..." Jack erinnerte sich. Daniel hatte es ihm einmal erzählt. Die Seele eines ermordeten erlebt im Augenblick des Todes soviel Hass, Leid und Schmerz, dass dies die einzigen Gefühle sind, an die sie sich nach dem Tod noch erinnern kann. Erst wenn ihr Tod gerächt, oder ihre Rachegelüste befriedigt sind, kann sie ihren Frieden finden. Manche Seelen wissen gar nicht, begreifen gar nicht, dass sie tot sind. Sie können gar nicht anders handeln. Einige finden ihren Frieden, sobald ihre Leiche beerdigt ist. Jack überlegte.
"Wann soll die Beerdigung stattfinden?" fragte er. Janet überlegte. Wegen der Obduktion war Daniels Leiche noch in der Leichenhalle. "Nächste Woche.... denke ich..." Jack nickte. "Wir müssen das so schnell wie möglich hinter uns bringen", sagte er. "Vielleicht hört es danach ja auf." "Das glaube ich nicht...", flüsterte Sam, aber niemand hörte ihre Worte.

Einige Tage danach....

Nach diesem Abend hatte es keinen Zwischenfall mehr gegeben. Aber alle waren unruhig und ängstlich. Niemand traute sich mehr alleine nach hause. In ihrer Angst hatten sich alle bei Jack einquartiert. Jack zündete jeden Abend sobald es dunkel wurde fünf Kerzen an, die er wie die Augen auf einem Würfel in ihre Mitte stellte. Dies sollte ein Schutzsymbol sein, hatte ihm Daniel einmal gesagt. Doch wusste er nicht, ob man damit nichtnur Dämonen, sondern auch Geister fernhalten konnte... Er hoffte es einfach...
Innerlich lächelte er bitter über sich selbst. Er, der nie an solche Dinge wie Geister, Dämonen und Magie geglaubt hatte.... Zumal er sich im Traum nicht hätte einfallen lassen, einmal Angst vor Daniel haben zu müssen.... Doch jetzt... Die Sonne senkte sich bereits. Alle standen abmarschbereit vor dem Aufzug. Nurnoch Jack fehlte. Sie waren mit bei den Letzten, die die Basis verließen. Sam trat unruhig auf der Stelle. Janet war so unruhig, sie hätte eine Tasse Kaffee nervös machen können.
Teal´C lies es sich nicht anmerken, aber auch bei ihm schärfte die Angst alle Sinne. Jack trug neuerdings immer einen mit Blut geweihten Dolch am Gürtel. Endlich kam Jack hinzu. Schweigend sahen sie sich an, eine stumme Kommunikation. Nicht, dass er wirklich an diese magischen Kräfte glaubte, er fühlte sich einfach sicherer damit. Sam drückte den Fahrstuhlknopf. Quälend langsam zeigte die LED-Anzeige an, wie er sich näherte. Plötzlich ging das Licht aus! Sam schrie panisch.
Die letzten Wochen hatten so unglaublich an ihren Nerven gezerrt, dass sie die personifizierte Hysterie darstellte. Jack tastete mit der Hand durch die Luft, bis er Teal´C fand. Teal´C drückte kurz seine Hand, als Zeichen, das er ihn verstanden hatte. Janet hatte eine Taschenlampe dabei und reichte sie Jack. "Ein Stromausfall?" fragte Jack, wobei er den schwachen Lichtkegel der Taschenlampe über den Boden gleiten lies. Sam hatte sich wieder etwas gefangen. "Dann würde doch der Notstromgenerator anspringen", erwiderte sie. Jack atmete tief ein und betrat vorsichtig einen der Korridore. Die Anderen folgten ihm im Gänsemarsch. Sam klammerte sich an Janets Arm. Sie hatte das Gefühl, dass sie besser nicht die Letzte in der Schlange war. Die Letzten beißen eben die Hunde.... "Hallo?" rief Jack. Niemand antwortete.
Vorsichtig liefen sie weiter. Jedes noch so kleine Geräusch lies sie erschrocken zusammenfahren. "Wir können doch unmöglich ganz alleine hier sein", flüsterte Jack. Jede Sehne seines Körpers war zum zerreißen gespannt. Teal´C fühlte sich unbewaffnet gar nicht wohl. Andererseits, worauf wollte er den schießen? Dieser Gedanke beunruhigte sie zunehmend. Sie hatten einen Gegner, den sie weder verletzten noch einfangen konnten. "Was sollen wir tun, O´Neill?" fragte Teal´C irgendwann. "Wir können hier nicht ewig rumlaufen." Jack nickte. Hinter sich hörte er Sam schneller atmen. "Wieso ist hier niemand?" fragte sie. "Wo sind denn alle hin?"
Jack hatte sich dasselbe gefragt. Aber Sam beunruhigte es vielmehr als ihn. "WIESO IST HIER NIEMAND?!" schrie Sam verzweifelt. Panik überkam sie. Sie löste sich von Janet und lies sich gegen die Wand sinken. "Wir kommen hier nicht raus!" wimmerte sie. "Wir kommen hier niewieder raus! Er wird uns nicht gehen lassen!" Janet packte Sam bei den Armen und wollte sie beruhigen. "Sam, bleib ganz ruhig! Dies ist der falsche Zeitpunkt um in Panik zu geraten!" "NEIN!" Sam riss sich los und sprang auf. "Dies ist der ideale Zeitpunkt für Panik! Wir sind hier ganz alleine, es ist dunkel und irgendwo lauert der Tod auf uns, und wir können nichts dagegen tun! DIES IST DER IDEALE ZEITPUNKT FÜR PANIK!" "CARTER!!" Jack packte sie und schüttelte sie. "Wir werden hier nicht sterben!" schrie er. Sam verstummte.
Plötzlich spürte Jack, wie etwas Sam von ihm wegzog. Sam keuchte. Jetzt spürte sie es auch. Jack zog sie näher an sich ran, der Druck wurde immer stärker. Plötzlich riss es Sam nach hinten weg. Laut kreischend schlitterte sie über den Boden. Die Anderen rannten ihr hinterher. "JACK!" schrie sie. Hinter ihr sprang eine Türe auf. Jack sprang. Wie ein Baseballspieler schmiss er sich auf den Boden und packte ihre Beine. Doch er war nicht stark genug sie zu halten. Plötzlich wurde sie hochgerissen und durch die offene Türe geschleudert. Jack sah, wie sie gegen die gegenüberliegende Wand prallte. Laut krachend schlug die Türe hinter ihr zu.

Jack zerrte am Türknauf, warf sich dagegen, versuchte alles, doch die Tür blieb geschlossen. Plötzlich hörten sie von drinnen ein Geräusch. Ein Trommeln. Wie von weit unter ihnen. Trommeln in der Tiefe....
Jack fühlte die Vibration des Bodens. "Sam!" rief Janet und klopfte an die Tür. "Geht es dir gut?" "Seit still!" bat Teal´C und lauschte. Jack und Janet tat es ihm gleich. Tatsächlich hörten sie etwas. Ein leises Gemurmel. Eindeutig eine andere Sprache. "Nein!" Alle schreckten auf. Das war Sams Stimme! "Nein, bitte nicht! Bitte lass mich! Aaaaaaaaaaaaaaaah!" Es polterte, krachte; Glas zersprang. Sam schrie unentwegt. Abermals versuchten sie mit allen Mitteln in den Raum zu gelangen. Aber irgendwie hatte Jack das Gefühl, sie hätten die Tür nichtmal aufsprengen können! Das Gemurmel wurde lauter, schwoll zu einem furchtbaren Grollen an, das in der Brust vibrierte. Ein wortloses, hasserfülltes Grollen wie Donner fegte über sie hinweg. Es schien unendlich lange zu dauern. Jack erstarrte.
Es war, als würde er nicht auf eine Tür schauen, sondern in einen schwarzen Abgrund blicken. Und das Grollen war kein Geräusch mehr, sondern eine Kraft, die ihn in die Tiefe reißen wollte. Jack trat unbewusst von der Tür zurück. Die Schreie hatten aufgehört. Janet trat wieder näher an die Tür heran. Doch es war ein Gefühl, als würde die Schwerkraft in ihrer Nähe immermehr zunehmen, ihren Körper zusammendrücken. Wie zwei gleiche Pole eines Magneten stieß die Tür sie ab.
Doch Janet blieb davor stehen. Nach einer Ewigkeit, lies der Druck endlich nach. Jetzt konnte sie die Tür berühren, und sogar mühelos öffnen. Doch als sie das tat, stockte ihr der Atem.

Sam stürzte zu Boden. Krachend hörte sie die Tür hinter sich zufallen. Sie hörte die verzweifelten Rufe der Anderen hinter der Türe. Ängstlich rappelte sie sich auf. Sie wusste, die Türe würde sich nichtmehr öffnen lassen. Schwer atmend sah sie sich um. Sie war in Daniels ehemaligem Büro. Das einzige Licht kam von einer brennenden Kerze auf dem Schreibtisch. Überall standen noch seine Sachen, so wie er sie zurückgelassen hatte. Sam ging zum Schreibtisch. Sie nahm das Bild von Daniels Eltern in die Hand. Federleicht fuhr sie mit den Fingerspitzen darüber. Wie ähnlich Daniel doch seiner Mutter sah. Doch plötzlich zersprang das Glas und vor Schreck lies sie den Rahmen fallen. Das Bild fiel zu Boden.
Sam wollte es wieder aufheben, hielt jedoch inne. Blut quoll durch die spinnennetzförmigen Ritze im Glas. Sam richtete sich wieder auf. Hinter ihr knallte es. Ein Artefakt auf einem Regal war regelrecht explodiert. Es folgte ein zweites, ein drittes. Sam hob schützend die Hände, doch die Scherben schnitten sich tief in ihre Arme. Etwas hob sie von hinten hoch und warf sie über den Tisch. Ein Windstoß fegte Akten, Berichte und Bücher aus den Regalen. Sam presste sich fest auf den Untergrund. Wie ein Hurrikan umwirbelten sie alle möglichen Gegenstände, hinterließen hässliche Wunden auf ihrem Körper. Plötzlich traf sie irgendetwas Großes an der Flanke und warf sie auf den Boden. Sam verlor keine Zeit.
Sie krabbelte in eine Ecke des Raumes und presste sich gegen die Wand. Der Sturm legte sich und hinterlies ein unglaubliches Chaos. Im Licht der Kerze, die trotz allem immer noch brannte, erkannte sie Daniel. Leise murmelnd kam er auf sie zu. Sam verstand nicht was er sagte, sie kannte diese Sprache nicht. Aber sie ahnte, was er von ihr wollte. "NEIN!" flehte sie und drückte sich weiter in die Ecke. Daniel ging vor ihr in die Knie und packte sie an der Kehle. Seine Hand war eiskalt und fühlte sich fürchterlich an. Nass und unförmig, viel zu weich für menschliche Haut. Seine Augen waren vollkommen schwarz. Keine Iris, keine Pupillen, nur Dunkelheit. Seine Stimme wurde lauter. "Nein, bitte nicht! Bitte lass mich! Aaaaaaaaaaaaaaaah!" Sam hörte Stimmen in ihren Kopf. Bilder, die in ihre Gedanken vordrangen wie Nadeln. Daniels Stimme klang wie von weit her: "Horror vacui..... in vivo.... " Sam verstand nur einzelne Worte, nicht die kompletten Sätze.
Dafür waren die anderen Stimmen viel zu laut. "NEIN! Bitte nicht! Bitte hör auf!" Daniel schrie vor Schmerzen. "Oh, mein Süßer!" keuchte eine fremde Stimme. Ekel stieg in Sam auf. Ekel und Angst. Was sie da hörte, was sie da sah.... all das löste bei ihr ein Gefühl von Scham und Ekel hervor. Sie sah wie ein fremder Mann sich über sie beugte, wie er sie streichelte, sie küsste. Sie sah, was Daniel gesehen hatte. Fürchterliche Schmerzen ließen sie erzittern. Ohnmächtige Angst machte sich in ihr breit. Sie konnte nurnoch schreien. Mit zittrigen Händen tastete sie über den Boden. Das sollte aufhören! Es sollte endlich aufhören!

Jack stand hinter Janet. Fassungslos starrte er auf das Innere des Raumes. Alles war verwüstet. Der ganze Boden war mit Papier, Glassplittern und Blut bedeckt. Langsam lies Jack das Licht der Taschenlampe über den Boden kriechen. Janet krallte sich an seinen Arm. "Oh mein Gott", hauchte Jack mit rauer Stimme. In einer Ecke des Raumes zusammengekauert saß Sam. Um sie herum war alles voller Blut. Sie mussten es nicht überprüfen. Alles wussten, sie war tot. Janet kniete sich zitternd neben sie und richtete ihren zusammengesunkenen Körper auf. Einige große Scherben steckten in ihrem Körper. Eine davon hielt sie fest umklammert. Sie hatte sich selbst aufgeschlitzt. Eine Verzweiflungstat um dem Horror den sie erlebt hatte zu entrinnen.
Jack kämpfte mit den Tränen. Ihre Augen sahen ihn so kalt und unwirklich an. Fast schon glücklich, endlich erlöst zu sein. "Wie kann er nur..." keuchte er. "Wie kann er sie nur.... dazu treiben...?" "Vielleicht hatte Sam Recht. Vielleicht will er uns wirklich sterben sehen." Janet sah sie nicht an während sie das sagte. Jack presste fest die Lippen aufeinander. Er wollte gar nicht darüber nachdenken. Er drehte sich auf dem Absatz um und verlies den Raum. Schweren Herzens folgten seine Freunde ihm. Wenigstens muss sie jetzt keine Angst mehr haben, dachte Janet noch voll Bitterkeit.

Ziellos liefen sie durch die Korridore. Schweigen hatte sich wie ein stickiger staubiger Mantel über sie gelegt. Niemand wagte zu sprechen, alle lauschten auf eventuelle verdächtige Geräusche. Jack lies den Lichtkegel der Taschenlampe im Zickzack über den Boden gleiten. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte er keinen Ton herausbekommen. Ein dicker Korken aus Sorge, Furcht und Trauer verschloß seine Kehle sorgfältig.
Es war kalt geworden, sehr kalt. Wie in einer Leichenhalle. Mit gesenktem Kopf lief Janet hinter ihnen her. Plötzlich riss sie den Kopf hoch und kreischte. Wild umsich schlagend rannte sie auf Jack zu. „Was ist?“ fragte Teal´C, da Jack immer noch ohne Stimme war. „Jemand hat mich an der Schulter berührt“, erklärte sie jetzt etwas ruhiger. Jack leuchtete den Gang hinter ihr aus. Nichts war zu sehen. Jack schluckte schmerzhaft. „Er treibt sein Spiel mit uns“, flüsterte er. „Er will uns in den Wahnsinn treiben.“ Janet trat einige Schritte rückwärts, bis sie völlig aus dem Licht der Taschenlampe verschwunden war. „Geht´s wieder?“ fragte Jack und wandte sich ihr zu. „Du solltest lieber nicht so weit von uns weggehen“, sagte Teal´C.
„Wieso nicht?“ gab sie schnippisch zurück. „Wer sagt mir, dass ihr es nicht seit, die mich in den Wahnsinn treiben wollen?“ „Janet?“ Ihr Blick war panisch, wie von einem gehetzten Tier. „Ihr seit doch gegen mich!“ zischte sie. „Ihr wollt mich auch sterben sehen!“ Ihre Augen schienen wie durch einen chemischen Trick die Farbe zu wechseln. Eines wurde fast schwarz, das andere wurde hellblau. „Janet, das sind nicht sie, die das sagt! Er ist es!“ erwiderte Jack so ruhig wie möglich. Janet schüttelte den Kopf. „Ihr habt Sam nicht geholfen, und ihr werdet auch mir nicht helfen!“ „Wir konnten ihr nicht helfen!“ verteidigte sich Teal´C. „Aber dich lassen wir nicht sterben!“ fügte Jack hinzu. „Ihr lügt doch!“ schrie sie. Jack hielt inne.
„Daniel?“ fragte er vorsichtig. Janet schwieg. Sie zischte nur wie eine gereizte Schlange. „Daniel, bist du das?“ Entschlossen kam Janet auf Jack zu und sah ihm tief in die Augen. „Du begehrst zu wissen um die Welt der Toten?“ fragte sie mit einer Stimme, die klang, als hätte sie zwanzig Jahre lang ihre Stimmbänder nicht benutzt. „Daniel, bitte hör auf damit!“ bat Jack, ja flehte er fast. „Es tut uns leid, was dir passiert ist. Niemand hat dir das gewünscht… Alle trauern um dich, fühlen mit dir….“ „Wieso hat dann jeder meine Schreie überhört?!“ schrie Daniel ihm wütend entgegen. „Ihr habt mich verraten! Mich alleine in diesem Drecksloch ersaufen lassen!“ Er schwieg einen Moment. „Dafür werdet ihr bestraft werden!“ „Wieso bist du so grausam Daniel Jackson?“ fragte Teal´C.
„Ich musste viel länger und viel schlimmer leiden als ihr! Also beschwert euch nicht!“ „Daniel…“, setzte Jack an, doch mit einem lauten Schrei erhob sich eine silbrige Wolke aus Janets Körper und verschwand in der Dunkelheit. Janet stürzte bewusstlos zu Boden. Jack hob sie vorsichtig hoch. Teal´C nahm sie auf den Rücken. Hinter ihnen explodierte plötzlich eine Deckenlampe. Funken sprühten, Plexiglas und Metal flog umher. Sie rannten ohne sich umzusehen den Korridor entlang davon. Eine Lampe nach der anderen zersprang mit einem ohrenbetäubenden Knall. „Was sollen wir tun?“ fragte Teal´C. Bei einem solchen Gegner war er ratlos. „Er treibt uns vor sich her!“ erwiderte Jack. „Er will uns noch nicht töten, sonst hätte er es längt getan!“ Jack wollte durch eine offene Tür laufen, doch sie schlug krachend vor ihm zu. Gleichzeitig fielen auch sämtliche anderen Türen auf dem Gang ins Schloß.
Sie konnten nur den Weg weiterlaufen, den Daniel ihnen bestimmte. Schließlich waren sie über einige Treppen und Gänge in den Duschräumen angekommen. „Was sollen wir hier?“ fragte Teal´C. „Frag das mal Daniel“, gab Jack keuchend zurück. Ihre Schritte hallten laut im leeren Raum wieder. Ein lautes Quietschen lies sie herumfahren. Wie in Jacks Haus drehte sich langsam der Knopf einer der Duscharmaturen. „Raus hier!“ rief Jack. Wie auf ein Kommando hin, sprangen sämtliche Duschen an und tränkten sie mit der warmen roten Flüssigkeit. Auf dem Gang ging ebenfalls die Feuerlöschanlage an. Doch zu ihrer großen Erleichterung prasselte jetzt Wasser auf sie nieder. In nur wenigen Minuten waren die Gänge stellenweise fast knietief überflutet.
Das Wasser suchte sich seinen Weg wo es nur eine Ritze gab. „Los, weiter!“ befahl der Colonel. Blind von Blut, Wasser und Dunkelheit wateten sie durch die Fluten. „Wir können doch nicht die ganze Zeit davonlaufen“, erwiderte Teal´C. „Hast du eine bessere Idee?“ Jack hustete heftig. Das Wasser lief ihm in die Augen, die Ohren, Mund und Nase. Auch die Erschöpfung machte sich langsam in seinen Gliedern breit. Das Laufen fiel immer schwerer, auch das Atmen schmerzte zusehens. Lange würde er das nichtmehr durchhalten. Jack blieb stehen. Mit einer Hand stützte er sich an der Wand ab. „Ich kann nichtmehr“, keuchte er. „Teal´C, nimm dir Janet und verschwinde. Such einen Fluchtweg.“ „Ich kann dich doch nicht zurücklassen“, erwiderte er. „Du hast uns selbst immer wieder gesagt, dass kein Teammitglied zurückgelassen wird!“
„Es gibt eben Ausnahmen. Sterben werde ich sowieso. Daniel will mich doch lieber als alle anderen tot sehen!“ Plötzlich packte etwas Jacks Beine und zog ihn nach unten. Tausend Hände zerrten an ihm und drückten ihn unter die Wasseroberfläche. Verzweifelt versuchte er wieder aufzutauchen, versuchte zu atmen, doch er konnte nicht. Da wurde er von vorne gepackt und hochgezogen. Teal´C hatte ihn mit einer Hand wieder aus dem Wasser gezogen.
Jack kam mühsam wieder auf die Beine. Hustend und keuchend zog er sich an der Wand hoch. Wieder hörten sie dieses wütende Grollen wie Donner. Wie eine Welle raste es über sie hinweg. Teal´C traf es wie ein Schlag. Um das Gleichgewicht halten zu können, musste er Janets Beine loslassen. Dabei rutschte sie von seinem Rücken und fiel ins Wasser. Jack wollte schreien, doch Wasser verschloss seine Lungen. Teal´C wollte sie greifen, doch da sprudelte ihm eine Fontäne aus Blut entgegen. Janet war verschwunden. Vollkommen verschwunden. Teal´C verscheuchte diesen Gedanken aus seinem Kopf und half Jack sich wieder auf die eigenen Beine zu stellen. „Ich konnte sie nicht halten“, entschuldigte sich der Jaffa. „Da haben wir ja was gemeinsam“, erwiderte Jack. Auch er hatte Sam nicht halten können, und nun war sie tot. Teal´C half Jack beim Laufen. Jack verlor nun wirklich den Mut.
Sam war tot, Janet war tot, Daniel ebenfalls. Wofür sollte er jetzt noch kämpfen? Für sein eigenes Leben? Teal´C konnte und musste sich selbst helfen. Dazu war er nichtmehr in der Lage. Unbewusst griff Jack nach einer Türklinge. Überrascht sah er Teal´C an, als die Tür sich ganz leicht öffnen lies. „Teal´C lass mich hier und such Hilfe“, sagte Jack. „Ich lasse dich nicht zurück“, gab der Jaffa zurück. „Das ist ein Befehl!“ erwiderte Jack hart. Widerwillig nickte Teal´C. Er trug Jack in den kleinen dunklen Raum und setzte ihn auf einen Stuhl. „Ich versuche schnell zurück zu sein“, versprach Teal´C und lies Jack die Taschenlampe da. Jack nickte und deutete auf die Tür. Teal´C lief ohne ihn viel schneller. Jack lehnte sich auf dem Stuhl zurück und wartete.

Sobald Teal´C den Raum verlassen hatte, klappte die Türe hinter ihm zu. Aber Teal´C achtete nicht auf den etwas zu lauten Knall. Das Wasser platschte zu laut um ihn herum. Teal´C lief immer weiter durch die Gänge. Er stieg einige Treppen hinauf und merkte, wie das Wasser seichter wurde. Endlich sah er ein Licht in der Ferne. Endlich!

Jack hatte wohl bemerkt, wie die Tür zugefallen war. „Und?“ fragte er laut. „Willst du mich jetzt ertrinken lassen?“ Es kam keine Antwort. „Gut, ich warte“, erwiderte Jack und schloss die Augen. Das Wasser stieg immer höher. Es reichte nun fast bis zu seiner Hüfte. „Wieso willst du nicht mit mir reden?“ Stille. „Ich würde gerne mit dir reden. Wenn ich schon sterben muss, will ich wenigstens mit dir reden können.“ Hinter ihm wurde es kälter, und auch ein wenig dunkler, wenn das überhaupt möglich war.
„Bist du einsam?“ fragte Jack ohne sich umzusehen. Er spürte Daniels Anwesenheit hinter ihm. „Du bist sicher sehr einsam“, fuhr er fort. „Soll ich bei dir bleiben? Ja?“ Daniel kam näher. „Ich würde dich niewieder alleine lassen. Und niemand würde dir jemals mehr wehtun.“ Jack wartete einen Moment. „Wenn es dich glücklich macht mich sterben zu sehen... dann töte mich ruhig.“ Jack spürte wie Daniels Hände unsichtbar über seinen Schultern schwebten. „Willst du reden?“ fragte Jack. „Manchmal hilft es, über das Erlebte zu reden... mit einem guten Freund.“ Wieder wartete Jack auf eine Antwort.
„Das heißt, falls du mich noch deinen Freund nennen willst. Nur dann....“ Jack sah, wie sich Daniels Hände neben ihm materialisierten. Es war, als würde sich die Luft selbst verdicken. Jack drehte sich um. In Daniels Augen sah er Verwirrung. Endlich, sah er in ihnen ein anderes menschliches Gefühl als Hass und Mordlust. „Fürchtest du dich?“ fragte Jack und reichte ihm die Hand. Daniel senkte die Arme.
Nachdenklich sah er auf Jacks Hand hinab, dann Jack in die Augen. „Ich fürchte mich nicht vor dir“, sagte Jack. „Das ist es doch, oder? Du kannst uns eigentlich nur Angst machen, was? Und je mehr Angst wir haben, desto größer wird deine Kraft.“ Daniel schwieg. Aber Jack wusste, dass er Recht hatte. Nach dieser Pause fühlte er sich schon viel besser. Jack stand auf. Zielsicher ging er durch Daniel hindurch. Ein Gefühl, wie tausend eisige Nadeln durchdrang ihn. Daniel sah ihn erschrocken und missbilligend an. „Tja, Daniel“, begann Jack. „Du kannst mir nicht weh tun.“ Jack lehnte sich gegen die Wand. „Jetzt komm schon, rede endlich mit mir.“ Daniels Augen verengten sich zu Schlitzen. „Du begehrst zu wissen um die Welt der Toten?“ fragte er.
„Ich kann sie dir zeigen. Aber du wirst es bitterlich bereuen!“ Daniel kam auf Jack zu und streckte die Hand aus. Mit den Zeigefinger berührte er kaummerklich Jacks Stirn. Ein erstickendes, krampfartiges Gefühl durchzuckte ihn. Im Zeitraffer sah er Bilder vor sich, hörte Stimmen, spürte Schmerzen und Qualen, Angst und Hoffnungslosigkeit. Jack schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis es endlich vorbei war. Er stürzte. Er fiel einfach nach hinten. Als würde er in ein schwarzes Loch fallen, bis in alle Ewigkeit. Er konnte sich gerade noch fangen, bevor er im Wasser versank. Lange saß er in der kalten dreckigen Brühe. Diese ganzen Bilder, Gefühle, Eindrücke.... all das musste er erstmal verarbeiten. „Oh Gott.... Daniel....“, keuchte er. „Zufrieden?“ knurrte Daniel. „Es tut mir so leid, Daniel“, erwiderte Jack. „Wirklich, es tut mir so unendlich leid.“
Daniel drehte sich um und verschwand. Jack rappelte sich auf. „Daniel! Bleib hier!“ rief er. Jack fiel plötzlich etwas auf. Er sah sich in dem Raum genauer um. Ein Computer, eine Lampe, ein Radio.... Der Strom musste ausgefallen sein, sonst hätte das Wasser längst unter Spannung gestanden. Jack musste hier raus. Es hatte keinen Sinn. Daniel hörte ihm nicht zu. Er musste etwas finden, womit er die Türe aufbrechen konnte. Jack suchte, fand aber nichts. Als er einen großen Schrank öffnete, um darin zu suchen, sprang er erschrocken zurück. Vor sich im Schrank sah er eine mumifizierte Leiche baumeln. Jack atmete tief durch. „Sehr witzig, Daniel“, sagte er laut. „Dein Humor ist wirklich Wahnsinn.“
Plötzlich streckte die Leiche die Hände nach ihm aus und zerrte ihm am Kragen dicht an sich heran. Ein Geruch von Sand und verdörrter Erde ging von ihr aus. Jack versuchte erfolglos sich loszureißen. So nah an der Mumie, warf er erstmals einen genauen Blick auf ihr Gesicht. Er schluckte, als er sich selbst erkannte. „Daniel...“, keuchte er, als die Mumie ihre verdörrten Finger um seinen Hals schlingen wollte. „Daniel... wieso fürchtest du dich so.... davor mit mir zu reden....?“ Daniel stand hinter ihm. Leise begann er zu sprechen. „A priori... ab ovo....... ad hoc........ ad oculus.... “ Jack verstand ihn nicht wirklich, nur einige Worte. Ab ovo.... von Anfang an.... Ad oculus.... vor Augen führen. „Daniel, bitte!“ flehte Jack, sich immernoch gegen sein totes Spiegelbild wehrend. „Weiß du.... ich habe geweint....“ begann er. „Ich habe.... um dich geweint..... als ich.... dich in meinen.... Armen hielt.... geweint, ja..... ich bin... total durchgedreht.... völlig irre..... wegen dir.... ich.... war.... so traurig.... so verzweifelt..... ich hab sogar.... für dich gesungen.... ja, ich....“
Die Mumie hielt plötzlich inne. Daniel kam näher. Neugierig sah er Jack an. „Weißt du noch?“ fragte Jack. „Dieses Liebeslied, was deine Mutter dir zum einschlafen vorgesungen hat? Du hast es mir beigebracht.“ Daniel sah an Jack vorbei, geradeso, als würde er in jene entfernte Vergangenheit blicken. Wieder in die glücklichen Tage seiner Kindheit zurückversetzt werden. Jack summte leise vor sich hin. Leise, ganz leise bemühte er sich so gut er es konnte zu singen. „Kimi wo, kimi wo aishiteru.... hokuru ne mitsurete iru... kimi wo, kimi wo shi shiteru.... saruiu hororu... Hakore haschita na kushitemo anakaho nushinahate mo ekiru kaniri ho enahore anaya kita iri....“ Daniels Augen flackerten. Jack sah die Tränen in seinen Augen schimmern. Oder bildete er es sich nur ein? „Weine nicht, Daniel“, flüsterte er. Daniel gab einen Wortlosen Schrei von sich. Plötzlich schlossen sich die Finger der Mumie unnachgiebig um Jacks Hals.
Jack schlug um sich, versuchte die dürren Finger von sich zu lösen. Daniel schrie, weinte ohne Tränen. Er krümmte sich zusammen und ging im Wasser unter. Jack sah schwarze Punkte vor seinen Augen tanzen. Das Wasser hinter ihm begann zu sprudeln wie mit Kohlensäure versetzt. Eine Fontäne erhob sich und ein Wesen aus reiner Energie erhob sich mit einem erlösten Schrei in die Luft und entschwebte durch die Decke. Die Mumie entlies Jack aus ihrem Griff und verschwand. Jack sah Daniel erleichtert nach. Es war vorbei, endlich vorbei..... Jack schloss die Augen und fiel rückwärts ins Wasser. Wie ein weicher Schleier nahm es ihn auf und umschloss ihn. Er spürte kaum noch, wie er auf dem Boden aufkam....

Eine Woche später....

Niemand konnte sich die seltsamen Geschehnisse erklären, und somit wurden sie mit dem Mantel des schweigens bedeckt und zu den Akten gelegt. Teal´C hatte natürlich über die Erklärung geschwiegen. Fast jeden Tag besuchte er den Friedhof. In einer Reihe, friedlich nebeneinander lagen dort Janet, Jack, Sam und Daniel begraben. Jetzt saß Teal´C wieder in seinem Quartier auf dem Boden und meditierte. Ein plötzlicher Luftzug lies ihn erwachen. Das Feuer einer Kerze direkt vor ihm flackerte wie verrückt. Aber es gab weder ein Fenster, noch stand die Tür offen. Es war also völlig unmöglich, dass.... Teal´C drehte sich um. Auf seinem Bett, im Schneidersitz wie er selbst, saß Daniel. Er sah ihn emotionslos an. Teal´C sprang auf. Quälend langsam drehte sich der Schlüssel im Schloss der Türe. Teal´C wollte ihn greifen, doch er schoss wie ein Pfeil an ihm vorbei und landete in Daniels ausgestreckter Hand....

Ende?
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