Ein kühler Windhauch weht durch mein Haar. Und durch mein Herz. Es ist kalt. Ich spüre, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Registriere es kaum.
Hier stehe ich nun.
Oben auf dem Berg in dem wir Tag für Tag arbeiten. In dem ich dich Tag für Tag sehe, mit dir rede und dir doch nicht das sagen kann, was ich sagen will.
Wir sprechen über alles mögliche. Über Belanglosigkeiten wie das freie Wochenende und über Missionen, die besonders schwierig waren oder sich auf eine andere Weise in unser Gedächtnis eingebrannt haben. Wir reden. Und sagen dennoch nie das, was wir wirklich sagen wollen. Wir leben nebeneinander her. Nicht miteinander.
Ich schaue dir in die Augen und sehe dort meine eigenen Emotionen widergespiegelt. Wir fühlen dasselbe. Daran gibt es keinen Zweifel. Wir hoffen, glauben und verzweifeln beide. Doch nicht gemeinsam.
Dein Blick, der so oft auf mir ruht, wenn du denkst ich würde es nicht merken, verraten mir das, was dein Mund nicht aussprechen kann. Darf. Auch mein Blick wandert oft zu dir. Versucht ein Lächeln, eine Regung in deinem Gesicht zu erhaschen. Ein Zeichen, das mir sagt, dass alles immer noch wie früher ist. Dass es nicht einfach ein Ende hat. Das würde ich nicht ertragen. Niemals.
Wir haben uns an unsere Gefühle füreinander gewöhnt. Auch wenn sie nicht erlaubt sind. Und mit der Zeit ist es besser geworden.
Dachte ich zumindest.
Doch jetzt stehe ich hier. Und denke wieder über alles nach. Wie es begonnen hat. Eine wundervolle Freundschaft. Sogar etwas mehr als das. Etwas, das andere eventuell als Liebe bezeichnen würden. Ich nicht. Wenn diese Gefühle für dich Liebe sind, warum tut es dann so weh?
Jeden Tag, wenn ich dich sehe, deinen Blick auffange, zerreißt es mich vor Schmerz. Dennoch bin ich glücklich.
Glücklich, dich sehen zu dürfen, mit dir sprechen und arbeiten zu dürfen. Auch wenn ich dir das, was mir auf der Seele lastet, niemals sagen darf.
Ich möchte dich berühren, dich umarmen, dich lieben und dir das sagen, was ich dir schon von Anfang an sagen wollte. Doch ich darf nicht. Ich kann nicht.
Es ist nicht so, wie wir zu Beginn dachten. Dass es nur die Regeln sind, die uns aufhalten. Es ist so viel mehr als das. Wir selbst sind es, die uns im Wege stehen.
Du bist mir nah, und doch so unglaublich fern. Wenn ich die Hand ausstrecken würde, könnte ich dich berühren, dir zeigen, was ich fühle. Auch wenn ich es nie über meine Lippen brächte, so könntest du es doch in meinen Augen sehen.
Aber ich kann nicht. Ich bringe es nicht über mich. Kann dir nicht sagen, nicht zeigen, wie viel du mir bedeutest, obwohl du doch dasselbe empfindest.
Mittlerweile bin ich mir jedoch nicht mehr sicher. Viel Zeit ist vergangen, seitdem du mir gestanden hast...gestehen musstest, dass du mehr als nur Freundschaft für mich empfindest. Zu viel?
Wenn es am Anfang schwer war, dir zu sagen, was ich für dich empfinde, so erscheint es mir jetzt, nach so langer Zeit, beinahe unmöglich.
Ich kann dir nicht sagen, wie viel du mir bedeutest. Nicht heute. Nicht Morgen. Nicht nächste Woche oder nächsten Monat.
Vielleicht niemals.
Nicht die Regeln sind es, die mich davon abhalten. Gewiss nicht. Ich selbst bin es. Meine verdammte Feigheit ist es.
Du hältst mich für furchtlos und stark. In Wahrheit bin ich mutlos und schwach.
Die Gefühle für dich drohen mich zu übermannen und oft frage ich mich: Wie habe ich mich bis jetzt zurückhalten können?
Doch jedes Mal, wenn ich dich erneut sehe, kann ich dir nicht zeigen, was du mir bedeutest.
Ich möchte es so sehr. Und kann nicht. Es geht nicht.
ENDE
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