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Weihnachtserkenntnisse von emdol

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Vorwort



Spoiler: Der falsche Klon, Threads
Staffel: 7

Herzlich bedanken möchte ich mich bei meiner Betareaderin Athor, die wie immer ihr Bestes gegeben hat. *grins*

Weihnachtserkenntnisse


Jack O`Neill lehnte seinen Kopf an die kühle Scheibe des Torraumes und hing seinen Gedanken nach. Ein leises Seufzen entwich seinen Lippen. Er hatte es vermisst. Die Menschen, die Geräusche, die vertrauten Gespräche, ja, selbst die Streitgespräche mit Daniel fehlten ihm.
Es kam in diesen Tagen nicht oft vor, dass der Leiter der „Homeworld Security“ dem SGC einen Besuch abstattete. Normalerweise wartete so viel Arbeit auf den zwei Sterne General in Washington, dass ein- sich- wegschleichen, von den Papierbergen und den „Betonköpfen“ von Politikern, äußerst schwer war.
Doch heute war ein besonderer Tag, denn für heute hatte er sich mit seinem ehemaligen Team verabredet. Wie so oft in den letzten neun Jahren, wollten sie auch dieses Jahr Weihnachten zusammen feiern. Sam hatte zu sich nach Hause eingeladen, sie wollten gemeinsam essen und alte Zeiten und Geschichten aufleben lassen.

„General, Sir?“ sprach der diensthabende Offizier Smitters Jack O`Neill an.
„Ich warte auf SG1, Smitters. Sie sollten doch heute Nachmittag von ihrer Mission zurück kehren.
„Eigentlich schon Sir, aber Sie wissen doch wie es ist. Die Aliens kennen nun einmal kein Weihnachten und somit gibt es für die Schorkaner auch keinen Grund die Verhandlungen mit SG1 zu unterbrechen. Vor zwei Stunden hat Dr. Jackson eine Nachricht übermittelt, dass es noch ein bis zwei Tage länger dauern wird.“
Bei dieser Mitteilung drehte Jack sich um und schaute den Soldaten direkt an.
„Für so etwas haben wir doch SG 9, das Diplomatenteam. Warum müssen es immer Daniel und die anderen sein?“
Jack bemerkte wie seine Stimme einen leicht jammernden Unterton bekam und schnell räusperte er sich, um über die Worte hinweg zu täuschen.
„Es tut mir leid General, Weihnachten wird für SG1 wohl ausfallen. Da sie auch das einzige Team draußen sind, hat General Landry die diensthabende Mannschaft auf ein Minimum reduziert. Wenn Sie jetzt möchten, werde ich Ihnen die nötigen Papiere zur Unterschrift vorlegen“, wechselte Smitters das Thema.
Jack deutete ein kurzes Nicken an und zog sich in sein ehemaliges Büro zurück.

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Eine knappe Stunde später hatte Jack auch die letzte Arbeit vor Weihnachten erledigt.
Er lehnte sich in dem bequemen Sessel zurück und hing seinen Gedanken nach.
Ein Gefühl des Verlorenseins breitete sich in ihm aus. Hin und wieder überkam ihn dieses Empfinden, wie zum Beispiel gleich nach seiner Ernennung zum Brigadier General, als es sich das erste Mal gezeigt hatte.
Damals hatte er es niedergeschrieben und eigentlich wollte er den Brief an Hammond schicken. - Es war allerdings nie dazu gekommen.

Natürlich gab es auch schöne Zeiten als General. In den Restaurants bekam man die besten Plätze, im Pentagon hatte er einen eigenen Parkplatz, obwohl er der Meinung war, dieses sei eine Verschwendung. Jeden Morgen holte ihn ein Fahrzeug der Air Force vor der Tür ab, so das er bereits auf der Fahrt zur Arbeit einige Dinge erledigen konnte.

Zudem war die Bezahlung so gut, dass er Cassandra jeden Monat einen kleinen Scheck zukommen lassen konnte. Immerhin sollte sie als Studentin nicht noch nebenher arbeiten müssen.
Na gut, dachte Jack, Carter hat schon recht damit, dass ich Cassie verwöhne. Aber diesen Spaß wollte er sich jedoch nicht nehmen lassen.
Wäre Charlie noch am Leben gewesen, dann hätte er ja auch ein eventuelles Studium finanziell unterstützt, also bekam eben sie das Geld.
Jack bemerkte wie er nach und nach in eine depressive Stimmung verfiel. Dieses wollte er auf keinem Fall zulassen und so stand er auf und verließ das Büro.

Colonel Smitters hatte auf seine Bitte hin die wachhabende Mannschaft in der Kantine versammelt. Jack seufzte, gleich würde er das machen, was zwar nicht zu seinen liebsten Tätigkeiten zählte, aber eben auch zu seinen Pflichten gehörte, eine Rede halten.
Als er den Raum betrat, rief Smitters: “Achtung!“ Sofort nahmen die Soldaten Haltung an.
Jack begab sich zu einem, in weihnachtlichem Grün dekorierten Tisch, wo ein kleines Büfett für die Soldaten aufgebaut war.
Mit fester Stimme begann er seine Ansprach: “Wie Sie alle wissen hasse ich es, Ansprachen zu halten. Dennoch werde ich genau dieses machen. - Aber keine Angst, es wird nur eine Kurze werden.“ Bei diesen Worten lachte die versammelte Mannschaft und einige klatschten sogar. Jack schaute von seinem Zettel auf und hielt kurz die Hände hoch, um so für Ruhe zu sorgen und setzte die Rede fort:„Sie sollten mit dem Lachen aufhören, denn Sie wissen ja noch nicht, was ich zu sagen habe.“ Wieder hörte man ein leises Lachen der Soldaten und der wenigen Wissenschaftler, die anwesend waren.
„Ich möchte Ihnen allen Danken, dass Sie im vergangenen Jahr mitgeholfen haben, die Erde ein wenig sicherer zu machen. Ohne Ihre Mithilfe hätte kein Team die Erfolge mit nach Hause bringen können, die sie im vergangenen Jahr gemacht haben. Es sind immer die Menschen hinter den Kulissen, die das Räderwerk am Laufen halten. Dieses gilt ganz besonders für eine Einrichtung wie das SGC. Hierfür möchte ich mich bedanken und ich wünsche Ihnen und ihren Familien ein gesundes und glückliches Weihnachtsfest. Jetzt dürfen Sie klatschen.“
Bei diesen letzten Worten fingen die Anwesenden an zu klatschen und riefen ihrem General ein vielstimmiges: „Frohe Weihnachten, Sir“ zu.
Jack O`Neill bedankte sich beim Verlassen der Kantine noch per Handschlag bei einigen, ihm besser bekannten Soldaten, und lief dann schnellen Schrittes aus dem Raum.
Enttäuscht, dass es nun kein Weihnachtsfest nach alter SG 1 Tradition geben würde, verließ Jack den Cheyenne Mountain.

Sich leicht verloren fühlend, fuhr er durch die Stadt. Jetzt, wo die anderen auf irgendwelchen intergalaktischen Missionen unterwegs waren, hatte Jack auch keinen Schlafplatz mehr.
Sie wollten zwar bei Carter feiern, aber Daniel hatte Jack sein Gästebett angeboten. Natürlich hätten sie dann, bis zu seinem Rückflug am nächsten Tag, die Zeit genutzt, um sich mal wieder in Ruhe unterhalten zu können.
Zwar hatte er immer noch den Zweitschlüssel von Daniels Appartement. Aber Jacks Anstandsgefühl verwehrte es ihm, dass er ohne Daniel die Wohnung aufsuchte.

So fuhr Jack weiter ziellos durch die Stadt und obwohl er ohne weiteres ein Hotelzimmer hätte nehmen können, wiederstrebte ihm dieser Gedanke.
An jeder Ampel beobachtete er die Menschen bei ihrem geschäftigen Treiben. So wie sie, war auch Jack früher einmal zu Weihnachten gewesen. Immer auf dem letzten Augenblick die Geschenke besorgen, wenn Sara sie nicht schon gekauft hatte, was aber meist der Fall gewesen war. Nicht immer hatte er die Zeit dazu gehabt. Manches mal war er nicht einmal über die Festtage zuhause gewesen. Der Gedanke an die verlorene Zeit mit seiner Familie diente auch nicht gerade zum Aufhellen seiner Stimmung.

Als Jack erneut an einer roten Ampel stehen bleiben musste, fiel ihm plötzlich ein, wen er besuchen könnte. Diese Person, ebenfalls ohne Anhang, würde auch kein Weihnachten feiern, da war er sich ganz sicher. Er wusste auch schon das rechte Geschenk für diesen Anlass.
An der nächsten Ecke fuhr Jack auf den Parkplatz und ging ins Geschäft.

*******************

Eine knappe Stunde später stand Jack im Flur des Appartementhauses und klopfte an die Tür. Erst nach mehrmaligem und heftigem dagegen Schlagen, wurde sie geöffnet. Eine junge Person mit fürchterlich zersausten Haaren stand vor ihm.

„Sag nicht, du hast geschlafen. Oder hast du eine Freundin bei dir?“, erkundigte Jack sich lachend.
„Was? Was willst du denn hier?“, kam die grummelnde Antwort zurück.
„Na, na, zuerst einmal möchte ich von dir hereingebeten werden, meine Arme werden vom Tragen der schweren Taschen schon ganz lang“, versuchte Jack sich, mit diesem plumpen Hinweis, Zutritt zu verschaffen.
„Warum?“, erwiderte sein Gegenüber gereizt. „Ich habe dich nicht eingeladen.“
Leicht genervt schaute Jack O`Neill auf die Person, die die Tür versperrte.
„Vielleicht“, erzählte Jack mit einem triumphalen Lächeln auf den Lippen, „vielleicht, weil in diesen Taschen haufenweise Budweiser Six-Pacs sind?“
„Budw....., komm schon rein“, antwortete der junge Mann und gab endlich die Tür frei.
Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer, wo Jack die Taschen auf dem Tisch abstellte.
Danach schaute er sich in dem Raum um. Das Zimmer war nicht groß, aber doch sehr gut eingerichtet.

„Mensch, Daniel würde hier sofort Quartier beziehen. Seit wann machst du denn einen auf Ethno?“ Jack schaute sich anerkennend um und bemerkte, wie gut die Erdfarben der Einrichtung mit dem gedeckten Weiß der Wände harmonierten.
„Ich dachte, ich würde hier an den Wänden Berge von Bildern nackter Frauen vorfinden. Zumindest habe ich gedacht, du hättest dich mehr auf Teenager eingestellt.“

Jon O`Neill schaute mit zusammen gekniffenen Augen auf Jack.
„Nur, weil in deiner ersten Wohnung die Wände so ausgesehen haben, muss ich mich ja nicht genauso einrichten. Abgesehen davon: ich mag äußerlich wie ein Teenager aussehen, aber das bedeutet ja nicht, dass ich mich wie einer benehmen muss“, entgegnete Jon ziemlich angesäuert und frustriert.

Nachdem die ersten zwei Flaschen Bier geöffnet waren, setzten sich Jon und Jack im Wohnzimmer auf die Couch. Die ersten Minuten verbrachten die beiden Männer mit Smalltalk. Erst danach stellte Jon seine Frage.
„Was führt dich nun wirklich zu mir? Zwei Jahre lang höre und sehe ich nichts von Dir und so mir nichts, dir nichts, stehst Du nun plötzlich als eine Art „Weihnachtsmann“ vor mir.“
Jons leicht vorwurfsvoller Tonfall ging nicht ungehört an Jack vorbei.
Mit dem Lable seiner Bierflasche spielend, überlegte Jack seine Antwort.
„Eigentlich hatte ich nicht vor dich zu besuchen.“ Jack verzog entschuldigend sein Gesicht und schaute in Jons Richtung.
„Also, na ja..., so meinte ich es auch nicht“, brachte Jack gepresst heraus, als er Jons Reaktion auf seine harsch klingenden Worte sah.
„Mit einfachen Worten gesagt, Jack, die haben dich hängen lassen und du weißt nicht wohin.“
„Warum musst Du so direkt sein, Jon?“, jaulte Jack getroffen auf.
„Oh, vielleicht, weil ich Du bin?“ Jon schaute seinem Original direkt in die Augen und zog in bester Teal`c Manier die Augenbrauen hoch.
„Ich weiß von Daniel, dass ihr bei Carter feiern wolltet“, erzählte Jon beschwichtigend.
„Du hast Kontakt zu Daniel?“, fragend schaute Jack zu Jon.

„Daniel ist von der ganzen Truppe der Einzige, der Kontakt zu mir aufrecht gehalten hat. Er hat mir manches Mal geholfen, wenn die Verzweiflung über meine Situation zu groß wurde. Ja, Jack, Verzweiflung kennzeichnet immer noch mein Leben. Es ist nicht so einfach, wie Du es Dir vielleicht denkst. Aber Gott sei Dank ist Daniel für mich da, denn er nimmt Deinen Spruch sehr ernst und lässt keinen zurück. Er hat mir im übrigen auch von euerer Feier erzählt,“ Enttäuschung spiegelte sich in seiner Stimme wieder.

„.... die ja jetzt nicht stattfindet, weil irgend ein Alien meint, er müsse unbedingt mit SG1 verhandeln. Okay, anderes Thema.“ Genervt wiegelte Jack die Angelegenheit mit seinen Händen ab und stand auf. Er ging auch nicht weiter auf den Jons Tonfall ein.
„War wohl eine schlechte Idee hierher zu kommen. Ich denke, ich sollte dich jetzt alleine lassen und gehen.“

„Warum?“, entgegnete Jon auf seine trockene Art und Weise.

„Weil ich über solche Sachen nicht mehr mit Dir reden darf und Du wahrscheinlich Besseres vorhast. Immerhin ist Weihnachten und Du willst bestimmt noch mit ein paar Freunden abhängen.“

„Eigentlich solltest Du mich aber besser kennen, Jack. Genau so wenig wie Du Weihnachten feierst, feiere ich es. Das ich aber nicht feiere ist bei mir mittlerweile eher der Mangel an Freunden ohne Elternanhang, und die Ermangelung einer Lebenspartnerin, als die Vergangenheit. Ich würde ansonsten in dieser Zeit ein Weihnachtsfest mit allem Drum und Dran gestalten und mich von ganzem Herzen darüber freuen.“ Jon legte jede Leidenschaft in seine Worte und schaute Jack herausfordernd an.

„Wow, mach mal halblang. Ich wollte Dir doch nicht auf den Schlips treten. Jack fühlte sich sichtlich unwohl bei Jons Worten.

„Und wenn ich schon dabei bin, Jack. Du solltest auch einmal über Weihnachten nachdenken. Weihnachten, wie Du und ich es kennen, ist nicht mit Charlie gestorben, auch wenn Du immer noch davon überzeugt bist. Jedenfalls denke ich heute nicht mehr so.“

„Ich weiß gar nicht, warum Du mich so anfährst, Jon. Ich feiere auch dieses Fest. Immerhin war ich ja wohl hier, um mit meinen Freunden zu feiern“, verteidigte sich Jack.
Jon schüttelte vehement den Kopf.

„Was?“ fragte Jack genervt.

„Das glaubst Du doch wohl selber nicht, oder?“, bemerkte Jon schlicht, bevor er fortfuhr: „Selbst das SG-1 Weihnachtsfest ist für Dich ja nichts weiter, als ein gemütlicher Abend mit Freunden, die dann ein Geschenk erhalten. Das nenne ich nicht Weihnachten. Zu diesem Fest gehören noch viele andere Sachen.“

Jack, der vorher in Richtung Tür gegangen war, drehte sich um und setzte sich in einen Sessel. Jons Worte hatten ihn doch tiefer berührt, als er sich selbst eingestehen wollte.

„Jack, ich möchte nicht mit Dir streiten, auch kannst Du gerne bleiben, ich biete Dir für heute Nacht sogar meine Couch an. Was ich Dir nur sagen möchte ist, dass Du nicht immer in der Vergangenheit leben solltest.

„Hey, ich lebe nicht in der Vergangenheit. Immerhin habe ich die beiden Generalsterne angenommen und einen Neuanfang in Washington gewagt. Ich habe das Haus verkauft, meinen Truck und sogar das Motorrad. In meinem Vokabular nenne ich das: „nicht in der Vergangenheit leben“, stellte Jack ein bisschen beleidigt fest.
„Neuanfang oder Flucht, Jack?“

„Was? Wovon redest Du?“, entsetzt schaute Jack zu Jon.

„Ich meine damit, dass Du nach Washington geflohen bist, anstatt dir eine Zukunft aufzubauen und weil ich bis vor zwei Jahren auch Du war, weiß ich, wovon ich spreche.“

„Jon, ich brauche aber keinen zweiten Jack O`Neill, der mir sagt, was ich machen muss und was nicht. Ich weiß, was ich will. Ich habe die Sterne angenommen, um dem SGC den Rücken frei zu halten und.....“
„... und um Sam aus dem Weg zu gehen, stimmt`s?“, fiel Jon Jack ins Wort.
„Was hat Colonel Carter denn damit zu tun?“
„Jack, in meiner Anwesenheit brauchst Du Dich nicht dumm zu stellen. Zuerst einmal haben die meisten Menschen um Dich herum erkannt, dass Du intelligenter bist als Du es zeigst. Und Zweitens weiß ich, warum Du nach Washington gegangen bist und niemals den Versuch unternommen hast, mit Sam zusammen zu kommen.“
„Ach ja, Schlaumeier, warum denn?“ Jack reckte sein Kinn seitlich in die Höhe. Mit dieser Bewegung überspielte er immer Themen oder Gefühle, die ihm unangenehm waren.
„Ich weiß, dass Du auf sie verzichtest. - Aus Liebe auf sie verzichtest!“

„Ach Jon, hast Du jetzt die Branche gewechselt? Muss ich Dich jetzt Dr. Jon Freud nennen?“ Jack versuchte mit allen Mitteln Jon abzulenken, realisierte aber das Scheitern seines Vorhabens. Man kann einem, nein, besser gesagt, seinem Klon, nichts vormachen. Alle Verteidigungsmechanismen sind von vorne herein zum Scheitern verurteilt, weil sein Gegenüber sie kennt. Jack bemerkte, wie sein Widerstand gegen dieses tiefergehende Gespräch nachließ. Sogar das unangenehme Gefühl mit einem Teenager über seine innersten Vorgänge zu sprechen verschwand rapide.

Zu seiner eigenen Überraschung entdeckte Jack, dass mit dem Verschwinden des Widerstands, er zugleich diesem Gespräch nicht wirklich aus dem Weg gehen wollte. Im Gegenteil, Jons Gedanken waren auch seine und sie ausgesprochen zu hören, empfand er nicht mehr als unangenehm. Sie waren eher hilfreich bei diesem Problem. Viel zu lange schon machte er dies alles mit sich alleine aus. Hier hatte er im Grunde genommen die einmalige Möglichkeit mit sich selbst zu debattieren und doch kein Selbstgespräch zu führen. Niemals würde Jack seine innersten Gefühle jemandem anvertrauen, aber Jon war eben nicht irgend eine Person, Jon war Jack.
Darauf hin setzte er sich entspannter in den Sessel zurück und seine Gedanken spielten jetzt mit der Thematik.

Seit Jack den Generalsposten angenommen hatte, empfand er ein großes Verantwortungsgefühl für seine Leute, sogar mehr noch als zu seinen Colonelzeiten. Seit er in Washington an der „Quelle“ saß, bekam er nicht nur von der Verantwortung, sondern auch von den Kommandostrukturen mehr mit als früher. Er hörte auch die Gerüchte, die in den „Heiligen Hallen“ des Pentagons immer wieder auftauchten.
Gerüchte von Soldatinnen, die sich in ihren Diensträngen hochgeschlafen haben sollen. Die Männerwelt im Militär konnte und wollte keine Gedanken zulassen, dass Frauen auch verdiente Soldatinnen sein können. Gerade die alten Bosse oben, ganz oben, waren in ihren Dienstzeiten nie mit Soldatinnen in höheren Diensträngen konfrontiert gewesen. Sie haben nie, wie Jack es gesehen hat, die Stärke der Frauen erlebt. Ihre Intelligenz, ihre strategischen Fähigkeiten. Diese Männer sahen immer nur die Frau und sie füllten ihre Vorurteile immer aufs Neue auf. Diese Männer brauchten quasi immer wieder Beweise, die diese Vorurteile bestätigten. Hätte er das Recht gehabt, Sam dem auszusetzen?

„Jack?“ Jon war aufgestanden und berührte sanft Jacks Schulter.
Jon sah an Jacks Augen, dass er in die Realität zurück kam.

„Ich gebe Dir mit allem Recht, Jon, was Du bist jetzt gesagt hast.“ Jacks Stimme wurde etwas leiser und Jon wusste, dass noch etwas sehr Wichtiges kommen würde. Jon setzte sich zum Zeichen seines aufmerksamen Zuhörens wieder hin.
„Es war niemals ein Vorstoß in die Zukunft. Washington war niemals ein Neuanfang. Es war tatsächlich eine Flucht. - Eine Flucht vor Sam. Du hast Recht damit, dass ich sie liebe. Und Du hast auch den Punkt getroffen, mit der Bemerkung, dass ich aus Liebe auf sie verzichte. Nicht zu Gunsten eines anderen Mannes, sondern wegen ihres Berufes. Ein Beruf, der nicht nur die Erfüllung ihrer Wünsche ist, nicht nur irgendeine Tätigkeit für sie ist, nein, für Sam bedeutet dieser Beruf ihr Leben. – Er ist ihr Leben!“, seufzte Jack.
„Welches Recht habe ich, ihr dieses Leben zu versauen, Jon?“ Obwohl er Jon angesprochen hatte, war die Frage wohl mehr an ihn selbst gerichtet. Gedankenvoll sprach Jack weiter: „Natürlich hätte ich in Pension gehen können. Wir hätten ein gemeinsames Leben beginnen können. Aber für welch einen Preis? Wo immer Sam dann auch hingegangen wäre, überall hätten die Menschen mit vorgehaltener Hand erzählt, sie hätte sich zum Colonel hochgeschlafen. Sie hätten geglaubt, dass wir schon eine Beziehung gehabt hätten, während wir noch in der gleichen Kommandostruktur gewesen waren. Niemand hätte uns geglaubt, dass es nicht so gewesen ist. Sams Verdienste für die Air Force, sogar für die ganze Welt, wären null und nichtig gewesen. Niemand hätte sie mehr akzeptiert. Sie hätte damit alles verloren, was sie sich einmal hart erarbeitet hat. Damit hätten sie einer guten Soldatin und einer guten Frau unrecht getan.“ Jack holte für einen Moment tief Luft. Alleine der Gedanke daran, was man Sam unterstellt hätte überwältigte ihn.
„Was wäre dann aus unserer Beziehung geworden? Eine Beziehung, die auf solch einem Fundament gebaut worden wäre?“ Mental sichtlich erschöpft ließ Jack sich in den Sessel zurückfallen.

Jon wartete mit seiner Antwort etwas, da Jack sich erst ein wenig beruhigen sollte.

„Ich stimme dir zu, Jack. Ich wette, selbst im SGC haben viele gedachten, dass ihr längst heimlich zusammen seid. Sie würden niemals etwas anderes glauben wollen“, vermutete Jon.
„Hast Du es ihr schon gesagt? Ich denke, Sam hat es verdient die Wahrheit zu erfahren. Nicht nur Du brauchst einen Neuanfang, sie hat auch ein Recht darauf.“ Jon sah Jack fragend an.

„Was glaubst Du, warum ich den Posten in Washington angenommen habe? Sehe ich so aus, als ob ich mit ihr darüber gesprochen hätte? Hey, du kennst mich!“, protestierte Jack. „Genau“, bestätigte Jon, „und findest du es fair, sie so im Unklaren zu lassen? Sie weiter Warten und Hoffen zu lassen?“
Jack schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich nicht. Ich werde also bei der nächsten Gelegenheit mit ihr reden. Sam sollte ebenfalls Klarheit haben, damit sie ihre Zukunft planen kann. Diese Erkenntnis wird uns Beiden zwar weh tun, aber noch können wir getrennt von einander an einer Zukunft basteln. – Zufrieden?“, fragte Jack, jedoch mehr erleichtert als verärgert.

„Und Du Jack? Wie stellst Du Dir Deine Zukunft vor? Ich glaube nicht, dass Du wie ein Priester leben willst, und das für den Rest Deines Lebens. Vielleicht gibt es in Washington eine nette Mitarbeiterin? Man weiß ja nie,“ gab Jon lachend von sich.

Jack fing ebenfalls an zu lachen, versank dann aber wieder in Gedanken.
Jon ließ ihn für eine knappe viertel Stunde allein und machte in dieser Zeit für sie beide einige Sandwichs und Kaffee zurecht. Als Jon mit dem Tablett ins Wohnzimmer zurück kam, beantwortete Jack Jons Frage.

„Ich schätze, das Zölibat wäre auf Dauer wirklich nichts für mich“, grinste Jack.
Im Gegenteil. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich sogar eine kurzlebige Beziehung gehabt. Ihr Name ist Kerry. Aber sie hat mir den Stuhl vor die Tür gesetzt.“

„Was, eine Frau setzt Dich vor die Tür? Jack, Du lässt nach.“ Amüsiertes Erstaunen war in Jons Gesicht abzulesen.
„Wäre ja nicht das erste Mal,“ erwiderte Jack leise und unerwartet ernst. „Immerhin hat Sara mich auch verlassen, uns verlassen,“ korrigierte Jack sich, da er wusste, dass Jon auch seinen Schmerz über die Trennung von Sara empfand mit ihm teilte. Beide Männer dachten für eine kurze Zeit an die Ehe die sie geführt hatten. Danach sprach Jack weiter.
„Kerry hat mich verlassen, weil sie meine Gefühle zu Sam bemerkt hatte. Ich konnte mich nicht hundertprozentig auf eine Beziehung mit ihr einlassen. Sie meinte, ich solle mir erst einmal über meine Gefühle zu Sam klar werden.“

„Na, dazu hast Du heute den ersten Schritt gemacht, Jack. Vielleicht nimmt sie Dich ja wieder“, neckte Jon lachend.
„Mit Deinem analytischen Denken könntest Du es noch sehr weit bringen, Jon, doch als Kuppler hättest du, glaube ich, weniger Erfolge“, stimmte Jack in Jons Lachen mit ein. „Du hast Dich in den letzten zwei Jahre wirklich sehr gut entwickelt. Was Du innerhalb einer Stunde aus mir heraus gebracht hast, haben die Psychoheinis nicht mal in Jahren geschafft“, gab Jack anerkennend zu.

„Tja Jack, ich habe in diesen Jahren durch eine harte Schule gehen müssen. Viele einsame Stunden habe ich hinter mich gebracht. Zu wissen, dass Sam für mich verloren ist, wenn auch aus anderen Gründen wie bei dir, war auch für mich eine schmerzliche Erfahrung. Dann ist da noch das kleine Problem, das ich mit Mädchen habe.“
„Probl..., was? Du mit Mädchen...., aber...., wieso das?“, stammelte Jack verständnislos vor sich hin.
Jons Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. Obwohl Jack sich nicht ganz Wohl in seiner Haut fühlte, wollte er von Jon wissen, was es mit diesem Problem auf sich hatte. Schließlich wäre es nur Fair. Er hatte sein Herz ausgeschüttet und nun war eben Jon an der Reihe.
„Also mach schon. Was ist los?“, forderte er Jon ermutigend auf.

„Als ich damals Deinen Truck verließ, dachte ich, dass ich nicht nur einen Neuanfang in der Highschool brauchte, sondern auch neue Erfahrungen mit Mädchen. Immerhin war ich wieder ein Teenager und ich hatte die Möglichkeit mein ganzes Leben neu zu beeinflussen“, erklärte Jon langsam. Aber dieses Mal wollte ich keine hohlen Cheerleadertypen, mit denen Du dich immer abgegeben hast, sondern ich wollte eine Beziehung mit einem Mädchen, dass auch noch mehr im Kopf hat als Sport und Quaterbacks“, verpasste er Jack einen kleinen Seitenhieb. Doch bevor dieser reagieren konnte, erzählte Jon weiter: „Mann, bin ich damit auf die Nase gefallen. Mit keinem der Mädchen klappte es. Dann habe ich es, in meiner Verzweiflung, doch noch mit den Cheerleadern versucht. Aber das hat auch nicht funktioniert“, winkte Jon ab. „Es hat Monate gebraucht, bis ich den Grund dafür fand, warum ich mich mit keinem der Mädchen einlassen konnte.“

„Gott, Du bist doch wohl nicht schwul?“ Jack O`Neill schaute entsetzt und gleichzeitig auch neugierig zu Jon herüber. Dieser blickte fassungslos zurück.

„Ich bin genau so wenig schwul wie Du, Jack. Wenn ich schwul wäre, wärst Du es doch wohl auch, oder? Nein, für mich waren alle Mädchen wie Cassandra.“

Auf Jacks jetzt wirklich ratlosen Gesichtsausdruck hin, begann Jon mit seiner Erklärung: „Sie waren alle so alt wie Cassie, Jack. Cassie war auch für mich wie eine Tochter. Mein Kopf, meine Gedanken sind nach wie vor fünfzig. Mit einem der Mädchen auszugehen, sie zu küssen oder vielleicht mit ihnen ins Bett zu steigen, kam für mich nicht in Frage. Da hätte ich mich wie ein Pädophiler gefühlt.“
Jack sah Jon entsetzt an. Er versuchte ihn zu verstehen, gestand sich aber ein, sich niemals in so etwas hinein denken zu können. Jack konnte nur erahnen was in Jon vorgegangen sein muss.
„Ab diesem Augenblick begann eine einsame Zeit für mich“, fuhr Jon in seiner Beschreibung fort. „Erst in den letzten zwei Monaten taste ich mich wieder an mein Teenagerleben heran. Die Erinnerungen von meinem vorherigen Erwachsenenleben werden immer mehr von neuen Erfahrungen als junger Mensch verdrängt. Erst letzten Monat kam eine Neue in unsere Klasse. Sie ist ein Jahr älter als die anderen Mädchen, sie ist viel mit ihren Eltern herumgereist, und muss jetzt in einer niedrigeren Klasse anfangen. Weil sie so viel verpasst hat, helfe ich ihr beim Lernen. Ich glaube, mit uns kann es was werden. Sie ist eine sehr ernste und auch ein wenig zu stille junge Frau. Ich will sie nicht bedrängen. Also lasse ich alles ganz langsam angehen. Aber ich habe das erste Mal nach sehr langer Zeit die Hoffnung auf eine neue Zukunft.“ Diesmal war es Jon, der erschöpft in seinem Sessel zurück sank.

Nach einer Weile reichte Jon Jack eine Tasse Kaffee und ein Sandwich und beide Männer aßen still und in Gedanken versunken vor sich hin.

Nach einer Weile unterbrach Jack die Stille. „Für diesen Abend hätte mancher Psychiater eine Menge Geld bekommen“, grinste er Jon an. „Doch ich glaube fast, ich bin um ein paar Erkenntnisse reicher geworden und da sagt man immer, die Alten könnten von den Jungen nichts lernen.“
„Na dann: Frohe Weihnachten, Jack.“ Ein verstehendes Schmunzeln ging über Jons Gesicht. Dies war einfach Jacks Art Danke zu sagen. „Übrigens, das Bier war schon ein tolles Geschenk. Mit so etwas im Schlepptau kannst du gerne einmal wieder kommen.“ Einträchtig grinsten sie sich an.
„Was hältst du von einem Simpsons Weihnachtsspezial?“, fragte Jon und deutete auf seine DVD- Sammlung, die auf einem Regal stand.
„Aber immer doch“, nickte Jack zustimmend und prostete seinem zweiten „Ich“ mit einer neuen Flasche Bier zu.

Ende

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