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Life is a Lemon von Kes

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Vorwort

Bitte lesen: Um das Ganze hier für Canon-Freunde erträglich zu halten, sagen wir: *vor* Letters from Pegasus und nehmen an, dass am Ende von Brotherhood folgendes passiert ist: Die Bruderschaft hat beschlossen, unserem heiß geliebten Team das (voll geladene) ZPM zu überlassen, sie selbst können damit ja nicht wirklich etwas anfangen und vielleicht kann es in Atlantis etwas bewegen und die ganze Galaxis vor den Wraith retten. Außerdem sind die Mutterschiffe noch nicht auf direktem Anflug auf Altlantis, diesen Teil der Handlung schieben wir einfach mal ein Weilchen auf, okay? Ich weiß, das sind ein paar einschneidende Veränderungen, aber damit diese Geschichte hier funktioniert, sind sie nötig. Und sie sind nicht allzu unrealistisch, also: Augen zu und durch.

Rodneys POV
Life is a Lemon


Kapitel 1


Neuer Tag, neues Glück.

Das war sein zweiter Gedanke, als er an diesem Morgen die Augen aufschlug und in völlige Dunkelheit blickte. Das erste Ärgernis des Tages, und er war noch nicht einmal aufgestanden. Ein Ärgernis, das sich in zwei Teile spalten ließ, und wie alles in seinem Leben: bereit zur Inspektion und Analyse.

Teil 1: *Sheppard* wachte niemals in völliger Dunkelheit auf. Zumindest öffnete er nie die Augen, wenn es in seinem Quartier völlig dunkel war. Weil die Antiker-Technologie intuitiv darauf reagierte, ob er schlief, oder wach war.
Das an sich war nicht Teil des Problems, es interessierte ihn nicht im geringsten, wie, wann oder wo Major Sheppard aufwachte und unter welchen Lichtbedingungen er es tat. Was ihn ärgerte, war die Tatsache, dass sie nun *beide* das Gen hatten. Aber er, McKay, musste sich noch immer konzentrieren, um auch nur so eine lächerliche Kleinigkeit wie die Atlantis-Version eines Lichtschalters zu betätigen. Er wusste, dass es daran liegen musste, dass Sheppard das Gen von Geburt an hatte, während er es nur künstlich erhalten hatte, dass seines nicht so stark... oder nicht so fest in seinem Körper verankert, nicht eingespielt war.

Aber manchmal, an Morgen wie diesem, hatte er den Eindruck, dass es einfach Schikane war.

Das Antiker-Gen trug womöglich, ähnlich wie die Gene der Goa’uld, nicht nur simple Erbinformationen, sondern das Wissen und das Wesen aller Antiker in sich. Es war ein denkendes Gen. Ein intelligentes Gen. Ein schadenfreudiges Gen. Ein Gen, das – wie alle Gene, so schien es ihm – auf Sheppards Frisur hereingefallen war. Ein Gen, das Sheppard mochte, und ihn offenbar nicht. An manchen Tagen schien ihm diese Erklärung so einleuchtend wie jede andere.

Vor allem der Teil mit den Haaren.

Die Haare. Es war so etwas wie ein feststehender Begriff für ihn. Wie... wie Die Streisand. Sheppards Haare hatten eindeutig eine eigene Identität. Und wenn man sie charakterisieren wollte, war eine Diva-Persönlichkeit vielleicht nicht unpassend. Er dachte kurz darüber nach, ob es sich lohnen würde, diese Entdeckung in eine Unterhaltung mit dem Major einzubauen.

Er beschloss, den Kommentar für besondere Anlässe in der Hinterhand zu behalten.

Teil 2: Warum um alles in der Welt war es völlig dunkel, wenn er aufwachte? Dass es daran lag, dass das Licht nicht auf seinen Bewusstheitszustand reagierte, war offensichtlich – Verweis nach Teil 1 – aber was hatte die Antiker dazu bewegt, ihre Beleuchtung so zu kalibrieren, dass nachts nicht ein *einziger* Lichtschimmer zu sehen war? Nichts! Es war unnatürlich. Selbst im SGC, das komplett unter der Erde lag und keine Fenster hatte, im Gegensatz zu seinem Quartier hier in Atlantis, war es niemals so dunkel gewesen. Selbst wenn es nur ein winziger Lichtspalt unter der Tür war, *etwas* war da gewesen, außer völliger Schwärze. Es machte ihn nervös. Und was das größere Problem war, er konnte die Motivation nicht nachvollziehen. War es nicht unvorteilhaft, eine völlig unnatürliche Atmosphäre zu schaffen, in einem Raum, in dem Menschen wohnten? Die Antiker schienen so hoch entwickelt, fast allwissend, und doch missachteten sie solch grundlegende Regeln der menschlichen Natur? Es war ihm ein Rätsel. Und Rätsel, die er nicht lösen konnte, waren keine guten Rätsel. Deshalb: Ärgernis Nummer 2. Von dem sich wiederum ein Zweigärgernis abspaltete, doch er würde nicht – nicht einmal in Gedanken – darauf eingehen, dass er in der Dunkelheit seines Quartiers mehr Angst als Vaterlandsliebe hatte. Davon mal ganz abgesehen, dass es mit seiner Vaterlandsliebe ohnehin nicht weit her war. Er hatte ohne moralische Probleme für die USA, die Russen und unzählige andere Nationen gearbeitet, da konnte man wohl kaum von ausgeprägtem kanadischem Patriotismus sprechen. Überhaupt hatte er nur sehr, sehr wenige moralische Grundsätze, die im täglichen Leben zum Einsatz kamen. Oder besser gesagt, in *seinem* täglichen Leben. Das sich wohl unbestreitbar wesentlich von den Leben der meisten anderen Menschen zu Hause unterschied. Konnte man da überhaupt noch von moralischen Normen sprechen? Seiner Meinung nach nicht. Welche Regeln trafen hier schon noch zu? Es ging ums Überleben. Um das Überleben der Kolonie, sowie um sein eigenes Überleben.

Er machte sich keine Illusionen darüber, ein Held zu sein, selbstlos, unerschütterlich, furchtlos und... in seinen Augen medikamentenbedürftig.

Bates zum Beispiel.

McKay hatte keinerlei Zweifel, dass der Marine sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit in die Fluten von Atlantis stürzen würde, wenn auch nur irgendeine noch so weit entfernte Aussicht auf Lösung *irgendeines* Problems bestand.

„Ja, hier bin ich, und ich liebe das Leben, an sich und mein eigenes, aber für das Wohl der Gemeinschaft, für *die Sache*, opfere ich mich bereitwillig, gar gerne – ohne noch einmal darüber nachzudenken.“

So schätzte er Bates ein. Obwohl er wohl kaum der Typ Mann war, der vor seinem selbstlosen Abgang noch eine Rede schwingen würde. Aber das war unwesentlich; *denken* würde er es mit Sicherheit. Amerikanische Erziehung. Er konnte nur die Augen verdrehen, wenn er daran dachte, mit was Amerikas Eltern, Amerikas Lehrer und Amerikas Militär-Ausbilder ihre Schützlinge bombardieren mussten, um diese Art von Lebenseinstellung zu erzeugen. Keine dumme Idee, sondern eine sehr wirkungsvolle, wenn man das Wohl seiner Nation und das seines fetten Arsches im Sinn hatte, der irgendwo auf einem Sessel im Weißen Haus, im Kongress oder gar in einer Bank saß. Obwohl er sich nicht sicher war, ob die Amerikaner nicht mittlerweile mehr oder weniger komplett in ihrer eigenen Ideologie untergegangen waren. Wer hatte schon noch den Überblick? Wem konnte man noch einen klaren, unbeeinflussten Verstand zurechnen? Den Jungs im Pentagon ganz bestimmt nicht.

Und Bates mit absoluter *Sicherheit* nicht.

Sheppard war da schon wieder eine andere Geschichte.

Eine Akte, in der das Wort „Insubordination“ so oft vorkam wie in anderen Akten der Buchstabe E. Wer in der Antarktis stationiert war, musste nach McKays Meinung in den Augen seiner Vorgesetzten etwas Grundlegendes falsch gemacht haben. In der Hinsicht war der Südpol wie Sibirien... und wie man dort landete, wusste er schließlich aus eigener Erfahrung.

Sheppard hatte eindeutig seine eigene Vorstellung von Lebensregeln. Seine eigene Moral. Und seinen eigenen Verstand.
Nicht, dass es da keine Probleme gab. Mal abgesehen von den Haaren.

„McKay?“

Ah, wenn man von der Diva sprach... Er dachte das Licht an, was, wenn man es genau betrachtete, schon wesentlich leichter war als noch vor ein paar Wochen, und griff nach dem Funkgerät auf dem Tisch neben seinem Bett.

„Hier“, meldete er sich.

„Frühstück in einer halben Stunde.“

Für einen kurzen, schrecklichen Augenblick sah er Sheppard mit Lockenwicklern, einem Haarnetz, Kittelschürze, komplett mit Nudelholz vor sich.

„Okay, Mom. McKay aus.”

Nicht, dass seine Mutter je so herumgelaufen war. Oder ihn ans Frühstück erinnert hatte. Okay, vielleicht als er noch sehr, sehr jung gewesen und sein egozentrisches Wesen noch nicht so ausgeprägt war. Also bevor er acht wurde. Seine Eltern hatten nie wirklich verstanden, was im Kopf ihres Sprösslings vorging, und hatten es für besser gehalten, sich von ihrem Sohn zu distanzieren, als zu versuchen, diesen Umstand zu ändern. Was ihnen ohnehin nicht gelungen wäre, seiner bescheidenen Meinung nach. Außerdem hatten sie genügend mit sich selbst zu tun gehabt. Mahlzeiten waren in seiner Familie das kleinste Problem gewesen.

Auf also zum Gemeinsamen Frühstück.

Ein Kapitel seines Lebens in Atlantis, das Großbuchstaben verdiente. Sheppard hatte es eingeführt, und er ließ sich nicht davon abbringen, egal, wie oft McKay sich beschwerte, zu spät kam oder unausstehlich war, während es stattfand. Er vermutete, dass es etwas damit zu tun hatte, dass Sheppard den Drang hatte, Ford eine heile Welt zum Aufwachsen zu bieten. Der junge Marine erweckte den Mutterinstinkt vieler auf dieser Basis. Er persönlich hielt es für unangebracht, bedachte man, dass der Junge in der Regel genug Sprengstoff mit sich herum trug um sie alle ins Jenseits zu befördern.

McKay durchlief seine Morgenroutine im Bad, zog sich an – wobei er zu ignorieren versuchte, dass sein T-Shirt blau war, schon wieder, wie jeden Tag – und machte sich auf den Weg zur Messe, um mit seinen Teamkollegen in friedlicher, idyllischer Atmosphäre sein Frühstück einzunehmen. Wenn man das Zeug, das die Küche ihnen hier servierte, so bezeichnen konnte.

„Dr. McKay! Doktor, ich habe nur eine kurze Frage...“

Jap, es entbehrte nicht einer gewissen Komik, wie verlässlich sein Wissenschaftsteam war. Nicht unbedingt, wenn es um wirklich Wesentliches ging – die Stadt vor der totalen Zerstörung zu retten oder einen vernünftigen Ersatz für Kaffee herzustellen, zum Beispiel – doch dafür war hundert Prozent darauf Verlass, dass spätestens drei Minuten nachdem McKay sein Quartier verließ der erste hilflose Ingenieur, Physiker, was auch immer, mit einem Klemmbrett neben ihm auftauchte und entschlossen versuchte Schritt zu halten. Eigentlich ging McKay nicht besonders schnell, obwohl er vielleicht unbewusst seine Schritte leicht verlängerte, wenn er vor der ersten Tasse Tee – Tee! – bereits mit der Inkompetenz anderer konfrontiert wurde, doch vor allen Dingen hatten seine Untergebenen Probleme mitzuhalten, weil sie verzweifelt versuchten, ihr gesamtes Anliegen in einen einzigen unendlich langen, komplizierten und lächerlich schnell gesprochenen Satz zu packen, bevor McKay sie mit einer ironischen Bemerkung abservierte, die jedem normalen Menschen Tränen in die Augen getrieben hätte.

Gott sei Dank ließ man keine normalen Menschen in seine Nähe. Die Suizidrate würde alles übersteigen, was die Wraith je erreichen könnten.

„Was?“, fragte er ohne den Hilfesuchenden eines Blickes zu würdigen.

„Möchten Sie mit dem ersten oder dem zweiten Team durchgehen?“

Abrupt blieb McKay stehen. Dr. Weinstein, wie er jetzt sehen konnte, lief noch drei Schritte weiter, bevor er den plötzlichen Stopp registrierte und sah ihn fragend an. Da war er. Der erste Gedanke, als er an diesem Morgen die Augen aufgeschlagen und in völlige Dunkelheit geblickt hatte.

McKay war stehen geblieben, weil es ihm nicht gelingen wollte, gleichzeitig seine Motorik zu kontrollieren *und* daran zu denken, dass er heute nach Hause gehen würde. Er hatte es, genau genommen, bisher nicht einmal gewagt daran zu denken. Im selben Moment, in dem er begann sich darauf zu freuen, würde – da war er sicher – irgendwo in den Weiten des Weltalls ein Außerirdischer (mit Antennen oder ohne, so spezifisch war seine Vorahnung nicht) von seinem außerirdischen Sofa aufstehen, den Finger heben, seine Frau (ebenfalls mit oder ohne Antennen) aus der außerirdischen Küche zu sich rufen und sagen: „Schatz, es ist an der Zeit, dass ich etwas bewege. Mich verwirkliche. Ich werde... einen intergalaktischen Zwischenfall verursachen. Ja. Was hältst du von Atlantis, Liebling?“ Er würde in sein Raumschiff steigen, ein paar andere Außerirdische zusammen trommeln, die ebenfalls Schiffe hatten (mit Antennen), die Waffen scharf machen und Kurs auf Atlantis setzen. Und noch heute Nachmittag ankommen.

„Dr. McKay? Doktor?“

„Mit dem ersten Team“, antwortete er und ließ Weinstein stehen.




Kapitel 2



„... Sie alle haben hervorragende Arbeit geleistet. Ich glaube, dass wir während der letzten Monate in Atlantis zusammen gewachsen sind. Wir haben Verluste erlitten – es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an die denken, die ihr Leben gegeben haben, um uns zu schützen, um diese einmalige, großartige Mission zum Erfolg zu führen. Sie sollen nicht umsonst gestorben sein. Wir werden diesen Kampf weiter führen. Und wir werden gewinnen. Nehmen Sie diesen Gedanken mit, wenn Sie heute durch das Tor gehen. Genießen Sie ihren Urlaub – und ich hoffe Sie bald wieder hier in Atlantis zu sehen. Das ist alles.“

Ah, eine nette Ansprache zum Ferienbeginn. McKay rieb sich die Hände. Er konnte es kaum erwarten, im nächsten Starbucks die Karte rauf und runter zu bestellen.

Er fragte sich, wie viele von ihrem „Landurlaub“ nicht mehr nach Atlanis zurück kehren würden.

Es war schon bemerkenswert, *wie sehr* man die einfachsten Dinge vermissen konnte.

Natürlich wusste das jeder: Bill, der auf seiner kleinen Farm in Kentucky wohnte, oder Bob, der den Pferdestall ausmistete – jeder Mensch hatte sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, wie es wäre, wenn er plötzlich auf einer Insel gestrandet wäre, auf der es... zum Beispiel... kein Bier gab. Und jeder wusste, wie erst dann auffallen würde, wie oft man eigentlich Bier getrunken hatte, ohne darüber nachzudenken, dass es vielleicht eines Tages nicht mehr selbstverständlich sein würde. In dieser Hinsicht hatte McKay nichts Neues entdeckt. Neu, und seiner Meinung nach ziemlich einzigartig, war die Erfahrung, ungefähr alle zwei Minuten über etwas zu stolpern, das nicht da war. Diese unbeschreibliche Anhäufung von Dingen, die fehlten, überstieg jede Vorstellungskraft. Wenn er morgens aufwachte, gab es keine Vorhänge zum Aufziehen. Wenn er in die Messe zum Frühstücken ging, gab es kein Besteck mit Plastikgriffen. Keine Wegwerf-Kaffeefilter. Schlecht gemähter Rasen, wenn man aus dem Küchenfenster sah. Fliesen.

Und das war nur die erste halbe Stunde.

Weir schaltete das Mikrofon aus und nickte den Abreisenden im Torraum zu.
Dank des voll geladenen, neuen ZPMs war das Atlantis-Team jetzt in der Lage, ein stabiles Wurmloch zur Erde zu etablieren – wenn auch die Häufigkeit dieses Kontaktes sehr eingeschränkt werden musste. Energie war kostbar. Das bedeutete im Klartext, dass dieser Trip nach Hause bis auf weiteres der einzige bleiben würde. Und verdammt, er würde die zwei Wochen genießen.

Zwei Wochen ohne das ständige Warten – darauf, dass ein Team auf einer Erkundungsmission angegriffen wurde, dass ein Virus ausbrach, der irgendwo in der Stadt schlief, dass jemand einen falschen Knopf betätigte, weil er die Antikischen Worte für „Nicht drücken!“ nicht lesen konnte, dass die Wraith angriffen, dass der Strom ausging....... sein Blutdruck schoss schon beim bloßen Gedanken an all die möglichen Katastrophen in die Höhe.
Er konzentrierte sich auf das Einrasten der Chevrons und versuchte durchzuatmen. Zwei Wochen ohne.

„Okay! Wir sehen uns in vierzehn Tagen!“, rief Sheppard Elisabeth zu. McKay hob die Hand zum Abschied und folgte ihm durch das Tor.

Nach Monaten in Atlantis war der Lärm, der sie im Torraum des SGCs begrüßte, beinahe ohrenbetäubend.

Auf der Militärbasis waren ständig Alarmsirenen, Befehle, Durchsagen und schwere Schritte von Soldaten in voller Ausrüstung zu hören – Dinge, die in Atlantis eine Seltenheit gewesen waren. McKay spürte das erste zaghafte Pochen einer herannahenden Migräne, während er die Rampe hinunterging.

Aus dem Kontrollraum winkte General O’Neill mit den Fingern seiner linken Hand.

„Hallo Jungs und Mädels, schön euch mal wieder in der alten Milchstraße begrüßen zu dürfen!“




Kapitel 3


„Oh... oh Gott.“

McKay stieß die Tür seines Apartments vorsichtig mit einem Finger hinter sich zu und versuchte, sich zum nächsten Fenster vorzutasten, ohne auf etwas Unangenehmes zu treten. Seine größte Sorge dabei waren zunächst die Ameisen, die den Fußboden seines ehemaligen Zuhauses bevölkerten. Woher zum Teufel kamen diese Viecher? Er hatte nichts Essbares liegen gelassen, als er in die Pegasus-Galaxie aufgebrochen war. Eigentlich hatte er noch nicht einmal etwas Essbares *besessen*, das er hätte liegen lassen können. Er war bereits Wochen vorher kaum zu Hause gewesen, weil er mit der Arbeit in Area 51, dem SGC und der Antarktis beschäftigt gewesen war. Alles, um den Trip nach Atlantis vorzubereiten.

Er musste einen erheblichen Kraftaufwand anbringen, um das völlig verschmutzte Fenster zu öffnen. Wie konnte seine Wohnung in nur wenigen Monaten so herunter gekommen sein? Gut, okay, er war noch nie der reinliche Typ gewesen... er hatte eben andere Dinge im Kopf, wichtigere Dinge. Quantenphysik, Rettung der Menschheit... Wer würde da schon geputzte Fenster erwarten? Auf dem College hatte er einmal für ein Semester einen Vertrag mit einem Football-Spieler gehabt, der ihn dazu verpflichtete, als Gegenleistung für die Hausarbeiten, die McKay für ihn schrieb, sein Zimmer im Dormitorium sauber zu halten. Einmal die Woche stand zu dieser Zeit ein zwei Meter großer, zweihundert Pfund schwerer schwarzer Muskelkoloss in seinem Schlafzimmer und saugte den Teppich.

Er fragte sich, wo Aaron wohl heute lebte...

McKay lief auf Zehenspitzen in die Küche und stolperte dabei fast über die tote Ratte, die vor dem Kühlschrank lag, offenbar verendet bei dem Versuch, in McKays Heim etwas Nahrhaftes zu finden. Ein trauriges Schicksal, dem McKay selbst öfter als einmal nur knapp entgangen war. Doch wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere... in diesem Fall offensichtlich für die gesamten Ameisen des Stadtbezirks. Tja, fantastisch. Er hatte nicht vor, seinen Urlaub damit zu verbringen, kleinen, nervtötenden und häufig in Horrorfilmen auftauchenden Insekten nachzulaufen.

Er zog sein Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer der Auskunft. Sein Blick fiel noch einmal auf die verwesende Ratte und als sich am anderen Ende der Leitung eine junge Frau meldete, war er für den Bruchteil einer Sekunde – einer furchtbaren Sekunde – wieder auf dem gestrandeten Wraith-Schiff, Gall, auf schreckliche Weise gealtert, starrte ihm aus stumpfen Augen ins Gesicht...

„... wie kann ich Ihnen helfen?“

Er zuckte zusammen, als er aus der Erinnerung in die Gegenwart zurück kehrte.

„Die Nummer eines Kammerjägers bitte.“




Kapitel 4


„McKay? Was machen Sie hier? Ich dachte Sie wären zu Hause und würden sich in Ihrem eigenen Bett ausschlafen?“

„Es gab... Probleme... mit meiner Wohnung. Was machen *Sie* hier?“

Sheppard vergrub die Hände in den Taschen und wippte auf den Zehen auf und ab.

„Na ja, ich *habe* keine Wohnung. Ich war die letzten sechs Monate bevor ich nach Atlantis gegangen bin in der Antarktis stationiert, also...“

Oje. McKay wollte nicht, auf gar keinen Fall, in ein solches Gespräch mit Major Sheppard geraten. Sie arbeiteten zusammen, sie passten auf, dass der andere nicht erschossen wurde, aber sie *redeten* nicht. Und trotzdem, irgend etwas war da in Sheppards Blick, das ihn unfähig machte, einfach zu nicken und nach einer kurzen, unangenehmen Stille weiterzugehen. So wie sie es gewöhnlich handhabten.

„Warum besuchen Sie dann nicht Ihre Familie?“

Verdammt, *das* hatte er nun *wirklich* nicht fragen wollen! Und Sheppard sah noch mehr wie ein trauriges Hundebaby aus als vorher! Und das Schlimmste: er schien sich dessen noch nicht einmal bewusst zu sein! Oh Gott, das hier war ernst. Das hier würde zu ernsten Gesprächen führen. Über Gefühle und... Sheppards Kindheit, gefolgt von McKays Kindheit, Schulzeit, der erste Sex...

„Von meiner Familie ist nur mein Bruder übrig und... wir verstehen uns nicht so besonders gut...“

Warum erzählte Sheppard ihm das?? Vor allem wenn man bedachte, dass er am Gesichtsausdruck des Majors erkennen konnte, dass er sich genau das Selbe fragte!
McKay betrachtete eingehend den grauen Betonboden, auf dem sie standen, und nickte vor sich hin.

„Und darum verbringen Sie Ihren Urlaub jetzt hier? Im SGC? Ich meine, ich könnte mir interessantere Ziele vorstellen...“

Atlantis zum Beispiel... seltsam ironischer Gedanke.

„Nein, ich ähm... habe vor ein bisschen herumzufahren... Pizza zu essen, ein oder zwei Bier zu trinken... Sie wissen schon.“

Sheppard wedelte mit den Händen hin und her und wirkte dabei so verkrampft, als spräche er nicht von einem Abend in einer Kneipe, sondern davon, dass er vorhatte, sich Haarverlängerungen machen zu lassen, ein Tutu anzuziehen und in Ballettschuhen durch Dallas zu laufen.

„Bis zur Besinnungslosigkeit betrinken?“

„Ja.“

„Ja. Das ähm... ist gut. Gut. Ich habe auch äh... einiges vor. Also...“

„Sie könnten mich begleiten!“

Sie starrten sich einen Augenblick lang sprachlos an. Hatte Sheppard das gerade wirklich vorgeschlagen? Hatte der Mann überhaupt keine Kontrolle über das, was aus seinem Mund kam? Der Blick auf Sheppards eigenem Gesicht war genauso unbezahlbar wie der auf Rodneys.

Gleichzeitig erwachten sie aus ihrer Erstarrung und begannen, die Köpfe zu schütteln.

„Nein. Nein... nein....“, murmelten beide vor sich hin und folgten dem Gang in unterschiedliche Richtungen.





Kapitel 5


Etwas befand sich in seinem Mund. Nicht seine Zunge, etwas Fremdartiges. Das nicht in seinen Mund gehörte. Es schmeckte anders und war... trocken. Genau genommen schmeckte es widerlich.

„urgh...“

Vielleicht war es tot? Oh Gott, es schmeckte tot. Seit drei Tagen tot. Etwas musste vor drei Tagen in seinen Mund gekrochen und dann dort gestorben sein. Das war die einzige Erklärung...

„nghm... R’dney?“

McKay öffnete die Augen. Die einzige Erklärung für den fürchterlichen Geschmack in seinem Mund. Alles, was er jetzt brauchte, war eine Erklärung für die Anwesenheit eines gewissen Air Force Majors in dem selben Bett, in dem er gerade aufgewacht war.

Das einzig gute an dieser Situation so weit war der Anblick des Majors. An grauen, einsamen Herbstabenden, wenn er nicht wusste, was er mit sich anfangen sollte und die Welt hasste, würde er sich dieses Bild in Erinnerung rufen und lächeln:

Sheppards Unterhemd war völlig zerknittert, genauso wie sein Gesicht, sein Blick verschwommen und sein rechter Mundwinkel war etwas... feuchter als gewöhnlich. Aber der Höhepunkt waren Die Haare. Wie sollte er es beschreiben...

„He... Die Streisand wurde flachgelegt.“

Es war ein etwas beunruhigender Vergleich, bedachte man, dass er mit Sheppard im Bett lag und das Wort „flachlegen“ in dieser Situation wirklich nicht in seinem Vokabular vorkommen sollte – doch Die Haare waren so vollkommen platt gedrückt, dass ihm einfach nichts anderes dazu einfiel.

„Was?“

Sein Kommentar erntete ihm einen verständnislosen Blick, gepaart mit vorsichtigem Misstrauen. Vielleicht gut, dass sein Gegenüber noch nicht vollkommen wach war.

„Was tun Sie in meinem Bett?“

„Ihr Bett? Wo...“ Sheppard sah sich orientierungslos im Raum um und schien dabei zu keinem besonders zufrieden stellenden Ergebnis zu kommen. „Wo sind wir hier?“, fragte er schließlich, im selben Moment, in dem McKay klar wurde, dass sie natürlich *nicht* in *seinem* Bett sein konnten. Er sah sich ebenfalls um.

„In einem Motel... wie es aussieht.“ Er ließ seinen Kopf zurück aufs Kissen fallen und seufzte.

„Oh Gott...“ Sheppard wedelte mit der Hand zwischen ihnen hin und her. „Atmen Sie bitte in eine andere Richtung.“

„Verzeihung.“ McKay wandte den Kopf ab, bevor er weiter sprach. „An was können Sie sich erinnern?“

„Wir waren zusammen in dieser Bar... mit der blonden Kellnerin...“

„Ja“, Rodney nickte „und danach waren wir in der Bar mit der rothaarigen Kellnerin. Und dann waren wir in der Bar, in der alle Bedienungen blond waren und...“

Sheppard lächelte. „Oh ja...“

McKay hievte sich aus dem Bett und ging zum Fenster. Vor der Tür stand der Wagen, den die Air Force ihm für den zweiwöchigen Erdaufenthalt geliehen hatte.

„War die Haube schon zerkratzt als wir von Cheyenne Mountain los gefahren sind?“

Während Sheppard den Kopf grunzend unter dem Kissen vergrub, ließ McKay den vergangenen Abend noch einmal Revue passieren. Das, was er davon noch rekonstruieren konnte.

Nach der eiskalten und eindeutigen Entscheidung, *nicht* mit dem Major auszugehen, hatte er sich in sein Quartier zurück gezogen und für die Dauer von circa zehn Minuten die Wand gegenüber seinem Bett angestarrt, bis er die permanente Untätigkeit nicht mehr hatte ertragen können. Im Zimmer auf und ab zu gehen hatte ebenfalls nicht geholfen. Sein Labtop befand sich im Wissenschaftslabor, wo er – wie man ihm dort versichert hatte – bis auf weiteres nicht gesehen werden wollte.

Dann war er mit dem Major ausgegangen.

Wie sie jetzt allerdings hier gelandet waren...

„Ich glaube ich erinnere mich“, kam Sheppards kaum verständliche Stimme von unter dem Kopfkissen.

McKay begann nach seiner Hose zu suchen.

„Wir haben von Ihrer Schwester gesprochen... Jeannie?“

Mit einem Bein in der erfolgreich lokalisierten Hose hielt McKay inne. Oh nein. Er hüpfte zum Nachttisch auf seiner Seite des Betts und warf einen Blick auf die mitgenommen wirkende Broschüre des Motels.

„Wenn Sie mit dem Hüpfen warten würden bis Sie Hosen anhaben, McKay, wäre ich Ihnen wirklich dankbar“, bemerkte Sheppard und deutete dabei auf McKays spärlich bedeckte Körpermitte.

„Wir sind kurz vor der kanadischen Grenze“, entgegnete er und stieg jetzt auch mit dem zweiten Bein in seine Jeans.

„Hatte ich befürchtet. Ich glaube, ich bin gefahren...“

„Dann sind Sie auch für die zerkratzte Motorhaube verantwortlich“, ergriff McKay sofort die Gelegenheit.

Sheppard setzte sich endlich auf und begann nun ebenfalls nach diversen im Raum verteilten Kleidungsstücken zu suchen. „Ohhhh, nein. Sie waren derjenige, der plötzlich unbedingt seine Familienverhältnisse aufbessern wollte und *sofort* seine Schwester sehen musste!“

„Aber...“

„Und außerdem, McKay, waren *Sie* es, der mit völlig übertriebenem Enthusiasmus – und in einer übelst gescheiterten T.J. Hooker-Imitation – über die Haube des Wagens gerutscht ist.“ McKay schloss den Mund, den er zum protestieren geöffnet hatte. „Die Kerle im Fernsehen haben keine Metallnieten und Reißverschlüsse an ihren Hosen, McKay.“

McKay schien darüber nachzudenken. „Klettverschluss?“

„Ist anzunehmen.“

„Ah.“

„Wo genau sind wir?“

„Bismarck.“

„Bismarck? Bismarck, North Dakota?! Wie zum Teufel sind wir hier her gekommen? Das müssen... das müssen mindestens... sechshundert Meilen sein! Mindestens! Ich... wir können unmöglich so lange... und *betrunken*!“

„Ja. Ich werde sofort mit den Selbstkasteiungen und den Gewissensbissen anfangen, sobald ich meinen zweiten Schuh gefunden habe. Haben Sie meinen zweiten Schuh gesehen?“

„Nein.“

„Hm.“

„Unter meinem Nachttisch.“

„Ich frage gar nicht erst, wie der da...“

„Nein.“

„Nein.“

„Okay“, seufzte Sheppard. “Also wir sind irgendwie seit gestern Abend von Denver aus durch die halben Vereinigten Staaten gefahren – und ich danke den Göttern, dass wir nicht angehalten wurden –“

„Was denn, haben Sie in Atlantis etwa Verwendung für Ihren Führerschein?“

„Gefängnis, Rodney!! ... Jedenfalls bin ich der Meinung, dass wir, wo wir jetzt schon so weit gekommen sind, die Sache durchziehen sollten.“

McKay lehnte sich gegen die Badezimmertür. „Ich habe keine Ahnung, was ich zu meiner Schwester sagen soll.“

„Ihnen fällt etwas ein. Reden können Sie ziemlich gut, Rodney.“





Kapitel 6


„Wohin fahren wir eigentlich, McKay? Wohnt Ihre Schwester am Ende der zivilisierten Welt?“

Noch eine Stunde.

„Meine Schwester ist etwas... na ja... anders als ich. Wir hatten immer sehr unterschiedliche Weltanschauungen.“

„Hm... sie ist also nicht zynisch, arrogant, egozentrisch, narzisstisch...“

„Oh, doch, doch. Sie setzt nur etwas andere Prioritäten.“

Ein paar Kilometer lang herrschte Schweigen im Wagen.

„Und diese Prioritäten setzt sie hier draußen... am Ende...“

„...der zivilisierten Welt. Ja. Sie ist der Ansicht, dass Großstädte den Untergang der Menschheit bedeuten. Oder irgend so was. Fragen Sie mich nicht.“

„Aber Sie ist *Ihre* Schwester, McKay!“

„Aber wir kennen uns eigentlich kaum! Ich meine, seit ich aus unserem Elternhaus ausgezogen bin, haben wir uns nicht mehr gesehen.“

„Warum das?“

„Weil sie andere Prioritäten setzt als ich.“

„Ah.“

Sie hatten beide Fenster bis zum Anschlag herunter gekurbelt, doch es half nur langsam, den Alkoholgestank aus dem Wagen zu befördern. Vielleicht, weil sie bisher nicht daran gedacht hatten, die leeren Flaschen wegzuwerfen, die sich auf der Rückbank gesammelt hatten. Oder weil die Straßenkarte – keiner von ihnen wusste mehr, woher sie stammte – während der Nacht offenbar in Bier getränkt worden war. Was das anging erinnerte McKay sich dunkel daran, gleich nachdem er einen Schluck aus seiner Flasche genommen hatte, etwas was Sheppard gesagt hatte unglaublich amüsant gefunden zu haben... Was er schon völlig für sich genommen für unglaublich hielt.

Noch eine Stunde bis zum Haus seiner Schwester. Er war nie dort gewesen. Der einzige Kontakt, den er mit ihr hatte, waren vereinzelte Briefe, in denen nie wirklich etwas gesagt wurde. Er kannte ihren Beruf, ihren Familienstand, ihren Wohnort, aber all das kannte auch jede Behörde, auf der sie je gewesen war. Er wusste, dass sie gerne von Natur umgeben war – worin sie sich unterschieden – und dass sie Katzen mochte – was sie verband. Er wusste noch mehr, aber nicht genug, um seine Schwester zu *kennen*.

„Also...“, begann Sheppard, doch McKay ließ ihn nicht weiter sprechen.

„Wissen Sie, ich frage mich immer noch, warum wir in diesem Motel nur *ein* Zimmer hatten...“ Es war nicht gerade das angenehmste Thema, das er je angeschnitten hatte – weit davon entfernt – aber es war etwas, das Sheppard für eine Weile davon abhalten würde, ihm Fragen über sein Familienleben zu stellen.

„Sie wollten kuscheln.“

Rodney verschluckte sich – diesmal nicht an Bier und er sprühte auch nichts aus seinem Mund wie vergangene Nacht, doch unangenehm war es immer noch.

„Ich... was?!“

Sheppard verdrehte die Augen. „Rodney, keine *Ahnung* warum wir uns ein Zimmer geteilt haben, vielleicht war das verdammte Motel ausgebucht!“

Oh. Gut.

„Also was ist jetzt mit Ihnen und Ihrer Schwester?“

Als ob er das wirklich hören wollte. McKay wollte es selbst nicht hören. Er hatte es zu Hause nicht mehr ausgehalten; die Streitereien seiner Eltern, sein Vater, der permanent betrunken war, seine Mutter die nie, niemals, etwas dagegen unternommen oder gar gesagt hatte. Also war er ohne zu zögern ans MIT gegangen um zu studieren und war nie mehr zurück gekehrt. Es verband ihn nichts mit seiner Familie. Und seine Schwester war dort geblieben. Sie war sieben Jahre jünger als er und damals noch zu klein, um selbstständig zu sein. Ohne die Anwesenheit eines Verbündeten hatte sie in seinem Elternhaus gewiss keine guten Erfahrungen gesammelt. Sie war nie an eine Universität gegangen, hatte nie einen herausragenden Job gehabt, obwohl sie als Kind die selben Veranlagungen wie ihr Bruder gezeigt hatte. Nachdem Rodney die – wohlgemerkt mäßige – Förderung seiner Eltern ihnen damit gedankt hatte, dass er abgehauen war und sich nicht mehr gemeldet hatte, bezweifelte er, dass seine Schwester in dieser Hinsicht unterstützt worden war.

Und je mehr er darüber nachdachte, desto weniger wollte er sie sehen.

„McKay?“

Was, wenn sie ihm für alles die Schuld gab?

„McKaahay?“

Er *war* an allem Schuld!

„Erde an Doktor Besserwisser!“

„Halten Sie den Mund! Ich weiß *nichts* besser! Ich habe keine Ahnung!“, fuhr er Sheppard an. „Warum ist alle Welt der Meinung, dass ich auf alles eine Antwort, für jedes Problem eine Lösung habe?“

Er merkte wie der Wagen langsamer wurde, was jedoch Sheppards einzige Reaktion zu sein schien.

„Ich habe keine Ahnung, was ich in Atlantis mache. Ich hangele mich von einer Improvisation zur nächsten. Ich habe keine Ahnung, wie man ein Team von genialen Wissenschaftlern leitet.“ Sein Atem wurde kürzer. „Ich habe keine Ahnung, warum ich wieder nach Atlantis zurück kehren sollte. Und ich habe absolut keine Ahnung, wie ich meiner Schwester unter die Augen treten soll, nachdem ich sie bei meinen verkommenen Eltern im Stich gelassen habe!“ Sein Atem wurde noch schneller und seine Hände begannen zu schwitzen. „Ich...“

Die Fahrertür wurde aufgerissen und McKay hielt sich verkrampft an seinem Sitz fest, bis ihm klar wurde, dass der Wagen nicht länger fuhr. Sheppard war ausgestiegen und zur Beifahrerseite gekommen, und redete jetzt auf ihn ein, obwohl Rodney nicht ein einziges Wort von dem Verstand, was er sagte. Er musste daran denken, dass Dr. Kanaga am Tag ihrer Ankunft auf der Erde die Kündigung eingereicht hatte. Dass Gall, Dumais und so viele andere nie wieder nach Hause kommen würden. Dass sie Familien gehabt hatten. Dass *er* noch am Leben war, und das *er* mit Abstand am unwürdigsten von allen war, jetzt Pizza und Käsesteaks zu essen und arabische Kaffeespezialitäten zu genießen. Wieder auf der Erde zu sein hatte ihn getroffen wie ein Schlag in die Magengrube. Er gehörte weder hier her noch nach Atlantis.

„McKay!!“

„Meine Nachbarin hat meine Katze verkauft“, sagte er schließlich, als er wieder atmen konnte. Es ergab vielleicht keinen Sinn für Sheppard, doch für McKay hatten Details wie dieses eine neue Bedeutung angenommen.

Sheppard hatte seine Beine aus dem Auto gezogen, so dass er jetzt seitlich im Beifahrersitz saß, und seinen Kopf zwischen die Knie gedrückt, damit er aufhörte zu hyperventilieren. Es schien zu wirken.

„Und meine Wohnung muss ausgeräuchert werden.“

Sheppard sagte nichts. Warum um alles in der Welt hatten sie es für eine gute Idee gehalten, sich gleich nach ihrer Ankunft auf der Erde zu betrinken? Sheppard sagte immer noch nichts. Warum hatten sie nicht etwas Sinnvolles getan? Einen verdammten Sonnenuntergang beobachtet? Den Boden geküsst oder waren in ein Bordell gegangen? Nein, sie waren durch die Bars gezogen, hatten so viel getrunken wie ihr Magen aushalten konnte (und mehr) und waren zielstrebig aufgebrochen zu einem McKay-Selbsterkennungs-Trip. Sheppard starrte ihn nur weiter an. Warum hatten sie sich nicht mit den anderen Expeditionsmitgliedern zusammen gesetzt, warum hatten sie nicht die Familien der Verstorbenen – Gott, das Wort allein brachte ihm Übelkeit – besucht und ihnen erklärt, warum sie heute vor ihrer Tür standen und nicht ihre Söhne und Töchter. Warum zum Teufel sagte Sheppard nichts, um ihn aus diesem verdammten Gedankengewirr zu befreien?! Sheppard sagte nichts, sondern streckte einfach nur die Hand aus und strich mit dem Daumen über McKays Augenlid und Sheppards Finger waren nass, warum waren Sheppards Finger nass?

McKay stieß Sheppards Hände weg und wischte sich selbst die Augen trocken. Er begann langsam, seine Umgebung wieder wahr zu nehmen und stellte fest, dass sie an einer Raststätte stehen geblieben waren.

„Kaffee?“, fragte er

Sheppard nickte.

Sie redeten kein Wort miteinander, während sie ihren Kaffee tranken. McKay hatte sich außerdem einen Pfannkuchen bestellt, den er nicht anrührte. Als sie wieder im Auto saßen, war die Anspannung noch nicht verschwunden, aber seine Panik hatte sich zumindest ein wenig gelegt.

„Wir ziehen das durch, Rodney“, sagte Sheppard schließlich. Rodney nickte.

„Ist vielleicht die letzte Chance“, sagte er.

„Haben Sie darüber nachgedacht, nicht zurück zu gehen?“

Er hatte kaum über etwas anderes nachgedacht, seit er gehört hatte, dass sie zur Erde zurück kehren würden. Aber konnte er wirklich davon laufen? Nein. Nicht mehr. Er würde sich der Herausforderung stellen. Sicher, jeder Tag in der Pegasus-Galaxis konnte sein letzter sein. Doch das war in Ordnung. Er sah zu Sheppard hinüber. Er war nicht allein. Ford, Teyla, Beckett, Radek, Sheppard... sie waren Familie für ihn.

„Nein“, log McKay.

„Nein“, sagte Sheppard.

Sie brauchten noch zwanzig Minuten, um das Haus seiner Schwester zu finden. Es lag etwas außerhalb des Ortes und war das einzige in der Straße. Es war von Bäumen umgeben. Der Rasen war gepflegt, doch die Blumen und Sträucher wirkten natürlich, fast wild. Sie gingen den Pfad zur Tür Seite an Seite hinauf. McKay atmete tief durch und hob die Hand zum Klingeln. Dann hielt er inne. Wenn er sich jetzt umdrehte und zum Auto zurück ging... es war noch nicht zu spät.
Doch die Tür wurde geöffnet und eine junge Frau mit hellbraunem kurzem Haar starrte ihn an. Sie trug Jeans und ein verwaschenes Royal Canadian Air Force Academy T-Shirt. Für eine Weile war das einzige Geräusch der Fernseher, den man aus dem Haus hören konnte.

„Rodney?“, fragte sie schließlich, und begann zu lächeln.

Vielleicht konnte er es durchziehen.


Ende





Life is a lemon and I want my money back
(Text: Jim Steinman)

I want my money back!
It’s all or nothing, and nothing’s all I ever get
Everytime I turn it on, I burn it up and burn it out
It’s always something, there’s always something going wrong
That’s the only guarantee, that’s what this is all about
It’s a never ending attack
Everything’s a lie and that’s a fact
Life is a lemon and I want my money back

And all the morons, and all the stooges with their coins
They’re the ones that make the rules, it’s not a game, it’s just a rout
There’s desperation, there’s desperation in the air
It leaves a stain on all your clothes and no detergent gets it out
And we’re always slipping through the cracks
Then the movie’s over, fade to black
Life is a lemon and I want my money back

What about love? It’s defective – It’s always breaking in half
What about sex? It’s defective – It’s never built to really last
What about your family? It’s defective – all the batteries are shot
What about your friends? They’re defective – all the parts are out of stock
What about hope? It’s defective – It’s corroded and decayed
What about faith? It’s defective – It’s tattered and it’s frayed
What about your Gods? They’re defective – They forgot the warranty
What about your town? It’s defective – It’s a dead end street to me
What about your school? It’s defective – It’s a pack of useless lies
What about your work? It’s defective – It’s a crock and then you die
What about your childhood? It’s defective – It’s dead and buried in the past
What about your future? It’s defective – You can shove it up your ass!

Life is a lemon and I want my money back.

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