Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Echange Etudiant von Kes

[Reviews - 1]   Drucker Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Vorwort



Spoiler: Planet der Eiszeit, Gipfeltreffen, ein paar andere kleine hier und da. Und ihr solltet über die Tollaner und die Nox bescheid wissen.
Staffel: 4

Anmerkung: Den Titel widme ich meiner Freundin, die Französisch mehr liebt als ihr Leben.;-) fg - Um dieser Story folgen zu können, muss man nicht zwingend einen Französischkurs belegen, wenn ihr also die gleiche Einstellung habt wie obengenannte Freundin, ignoriert einfach die Zeilen, die wenn man sie spricht so klingen wie ein Papagei, der sein Beißholz verschluckt hat. Sind eh nicht von mir, hab sie von Jean-Jacques Goldmann geklaut. Achja: GEBT MIR FEEDBACK!!!
Echange Etudiant


Prolog

Die Einheimischen auf P3XP555 waren friedlich und gastfreundlich.
Eine weitere interessante Kultur für Daniel, ein weiterer Fehlschlag auf der Suche nach hilfreichen Verbündeten.
Es schien sich allmählich ein Muster abzuzeichnen. Die Erde half den weniger Entwickelten Völkern, die ihnen nicht helfen konnten. Dafür halfen die höher entwickelten Völker sich am liebsten selbst und waren grundsätzlich nicht daran interessiert, der Erde zu helfen.
Die Tollaner waren ein gutes Beispiel.
O'Neill konnte diese arroganten Typen nicht ausstehen. Samt der hohen Kanzlerin und all ihren... Kriechern. Ironie des Schicksals: Die Tollaner waren Verbündete der Tok'ra... Gott, diese arroganten, hochgestochenen Schlangenköpfe konnten seinetwegen mit den Tollanern in eine Galaxie verschwinden, in der nicht einmal die Besatzung der Enterprise sie würde wiederfinden können.
Für seinen Geschmack hatten sie eindeutig zu viel Kontakt mit diesen Parasiten. Martouf war ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen - er traute diesem Kerl nicht weiter als er ihn werfen konnte. Und jetzt tauchte auch noch alle paar Tage diese Anise auf.
Freya. Wie auch immer. Nicht genug damit, dass ihm diese Typen schon von weitem unheimlich waren, nein, diese bestimmte Tok'ra hatte offensichtlich auch noch einen Narren an ihm gefressen. Folgte ihm ständig, lauerte förmlich auf eine Gelegenheit, mit ihm allein zu sein. Was er zu verhindern wusste. Jedenfalls meistens.
Nicht, dass sie nicht verdammt heiß aussah... Aber er konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass sich eine kleine widerliche Schlange an ihrem Gehirn "festgesaugt" hatte, die ihre Stimme verzerrte und ihre Augen glühen ließ.
Die Tok'ra erinnerten einfach zu stark an die Goa'uld um sie wirklich ins Herz zu schließen.

Außerdem war da noch Carter.
Natürlich, sie würden nie zusammen sein, und irgendwann würde er sich damit abfinden müssen, dass es keinen Sinn hatte, alle anderen Frauen zu ignorieren. Oder er würde sein Leben allein verbringen. Aber die Zeit war noch nicht reif dafür. Wenn er ehrlich war, würde diese Zeit vermutlich nie kommen und er würde sein Leben allein verbringen. Aber nicht völlig allein. Er war in ihrer Nähe. Er konnte mit ihr lachen, mit ihr reden, wenn er wollte mit ihr schweigen. Er konnte nicht mit ihr zusammen einschlafen - was machte es für einen Unterschied? Nur einen sehr geringen.
Jedenfalls versuchte er verzweifelt, sich das einzureden.

"Sir?"

"Carter?"

Sie saß ein paar Schritte weiter auf ihrem ausgerollten Schlafsack und starrte ins Lagerfeuer.
Genaugenommen, berichtigte er sich, schlief er mit ihr ein.

Sie riss sich vom Anblick der warmen Flammen los und sah ihn an. Sie war müde und hatte Mühe, sich zu konzentrieren.
Sie war aufgewacht und hatte ihm angeboten, seine Wache zu übernehmen, weil sie ihn ohnehin in einer Stunde ablösen sollte. Aber er hatte darauf bestanden, wach zu bleiben. Und sie musste zugeben, dass er tatsächlich nicht müde aussah.

"Schlafen sie eigentlich überhaupt manchmal, Sir?"

Jack lachte leise.

"Legen sie sich wieder hin, Carter."

"Nein, im Ernst. Sir. Sie und Teal'c... sie sind mir ein Rätsel. Wobei... er meditiert wenigstens." Sie deutete auf Daniel. "Und Daniel könnte man an den Füßen packen und in die Mitte eines Highways schleppen. Er würde nicht mal zwinkern."

"Ich schlafe auch, Carter", versicherte er ihr.

"Das glaube ich nicht, Sir. Jedes Mal, wenn ich Wache habe und denke sie schlafen... ein winziges Geräusch und ihre Augen sind offen.
Sie bewegen sich nicht, damit ich es nicht merke, aber..."

"Carter."

Sein Ton sagte alles. Er versuchte zwar freundlich zu klingen, aber es war klar, dass er diese Unterhaltung lieber nicht führen wollte. Carter widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Feuer. Sie war es gewöhnt, dass er sich auf diese Art von Gesprächen nicht einließ. Sie nahm an, dass er nichts persönliches von sich preisgeben wollte. Und das konnte sie sogar verstehen. Im Moment war es schwierig genug, die Professionalität zwischen ihnen aufrecht zu erhalten. Nach der Zatarc-Geschichte. Und Schlafgewohnheiten gehörten wohl in die Kategorie "unprofessionelle Gesprächsthemen".

"Schätze die Nummer mit dem Tiefschlaf hab ich mir abgewöhnt."

Wow. Hatte sie sich verhört?

"Dass sich während ich geschlafen habe mal ein Messer zwischen meine Rippen verirrt hat, hat sicherlich dazu beigetragen...", sagte er wie beiläufig.

Sie versuchte, nicht allzu verblüfft zu wirken, als sie ihn ansah.

Ihr fragender Blick erinnerte ihn daran, dass sie nicht wissen konnte, wovon er sprach.

"Irak."

"Das muss furchtbar gewesen sein, Sir." Noch während sie den Satz aussprach verfluchte sie sich dafür. Furchtbar war ganz bestimmt eine lächerliche Umschreibung für das, was er durchgemacht hatte.

"Na ja, hab schon bessere Zeiten erlebt. Aber wenigstens wurde ich von meiner Hockey-Sucht kuriert."

"Sir?"

"Oh, ich habe mein Leben lang Hockey gespielt. Sara wollte mich immer davon überzeugen, es aufzugeben, weil sie Angst hatte, ich würde mich eines Tages dabei umbringen..."

"Wahrscheinlich haben sie mehr Zeit auf der Strafbank verbracht, als auf dem Eis", sagte Sam.

Er lächelte. Sie kannte ihn fast schon zu gut.

"Jedenfalls hatte sich das einigermaßen erledigt, nachdem mein Knie Bekanntschaft mit einem Stahlrohr gemacht hatte." Er schwieg einen Moment. "Glauben sie mir Carter, ich hab schon so einiges erlebt, aber nichts kommt an den Schmerz heran, wenn ihre Kniescheibe zertrümmert wird."

Sie versuchte, es sich nicht vorzustellen, aber sie konnte den Schmerz fast in ihrem eigenen Knie spüren.

"Soviel zu Hockey. Oh, und Free climbing. Sara schickt dem Kerl noch heute jedes Jahr zu Weihnachten eine Dankeskarte."

Sam lachte.

Er hatte dieses unbeschreibliche Talent über schreckliche Dinge zu reden und sie trotzdem zum Lachen zu bringen. Er wertete damit nichts ab, er machte ihr nur klar, dass davon die Welt nicht unterging. Und das brauchte sie ab und zu.
Sein Knie würde nie mehr so sein wie früher, er hatte noch heute Alpträume - innere und äußere Narben - aber das Leben ging weiter. Wenn sie an seiner Seite durch das Stargate ging, hatte sie keine Angst. Sie wusste, was immer auf der anderen Seite auf sie wartete, er würde auf die eine oder andere Weise damit umgehen können.
Manchmal glaubte sie sogar, dass sie ihm zu sehr vertraute. Dann musste sie sich daran erinnern, dass er auch nur ein Mensch war, dass er auch Angst haben musste... und dass er weder einen Laserblick hatte, noch fliegen konnte.

Wenn sie in irgend einer "gewöhnlichen" Spezialeinheit gewesen wären, hätte sie vielleicht die Vorschriften genommen und ihnen einen Tritt verpasst, der sie ohne Schwierigkeiten in die Umlaufbahn von Chula’k katapultiert hätte.
Aber sie waren im SGC. Diese Sache war einfach zu groß, zu unglaublich, um sie aufzugeben. Diese Arbeit war zehtausend mal besser als alles, was sie sich für ihr Leben erträumt hatte. Das Stargate war etwas, wofür ein Leben nicht ausreichte. Sie dachte schon heute mit Grauen daran, dass sie einmal zu alt sein würde für den aktiven Dienst. Und irgendwann würde sie schließlich endgültig pensioniert werden. Wenn sie bis dahin nicht von irgend einem Schlangenkopf umgebracht worden war.

„Carter?“

„Sir?“

Daniel gab ein leises Grunzen von sich, als er sich im Schlaf drehte. Sie rückt ihren Schlafsack etwas näher an den des Colonels, um die anderen mit ihrem nächtlichen Plausch nicht zu wecken.

„Ich hab mir überlegt...“

„Was denn, Sir?“, fragte sie, als er nicht weiter zu reden schien.

„Wenn ein Wurmloch nur zwischen zwei Sternentoren entstehen kann, wie kam die Voyager dann in diese fremde Galaxie?“

~*~*~*~*~*~*~*~*~

"Guten Morgen Leute!"

O'Neill saß innerhalb einer Zehntelsekunde senkrecht auf seinem Schlafsack. Ratsch. Ein Stück von Carters Jacke war an seiner Armbanduhr hängen geblieben. Sie setzte sich verschlafen auf. Major Griff grinste breit, als die beiden ihn verstört ansahen.

Carter begann langsam zu registrieren, dass sie in den Armen des Colonels aufgewacht war. Sie konnte sich nicht mehr so genau erinnern, aber sie musste eingeschlafen sein, nachdem sie sich an ihn gelehnt hatte...

O'Neill stand auf. Wann zum Teufel war er eingeschlafen?

"Major Griff, was tun sie hier?"

"Oh, wir wollten nicht stören, Sir." Diesen Kommentar hatte er sich nicht verkneifen können. Sein ganzes Team versuchte verzweifelt, nicht zu schadenfroh zu grinsen. Schließlich wollte sich niemand mit dem berüchtigten Colonel O'Neill anlegen.

O'Neill bedachte Griff mit einem seiner patentierten Blicke, der dem Major klar machte, dass es gesünder für ihn und seine Karriere war, keine weitere Bemerkung zu machen.

Der Major verstand den Hinweis.

"Sir, die Anwesenheit von Major Carter wird auf der Erde benötigt. Probleme mit dem Wahlcomputer, Sir. Wir sind hier um SG1 nach Hause zu holen."

Teal'c, der seinen Schlafsack bereits aufgerollt hatte, hob eine Augenbraue. Daniel murmelte etwas in den Ärmel seiner Jacke, unter dem er sein Gesicht vor der Morgensonne versteckte.

"Aufstehen, Danny, unser Campingurlaub ist vorzeitig beendet."

Es wird nie etwas zustande gebracht, wenn man sich erst mit allem befasst, was dagegen spricht.
Dr. Samuel Johnson

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

“Ich komme mir vor wie in einem dieser Nachkriegsfilme. Mit geheimen Treffen mit den Alliierten und so was. Fehlt nur noch, dass ich anfange schwarz-weiß zu sehen...“

„Ja, und Teal’c ist Humphrey Bogart. Können wir jetzt weiter machen?“, fragte Daniel ungeduldig.

Teal’c hob eine Augenbraue.

„Wer ist Humphrey Bogart?“

„Daniel, ich hab einfach ein ungutes Gefühl dabei.“

„Janet, kommen sie schon! Ich dachte ihnen würde so was Spaß machen! Außerdem: geht ihnen das nicht auf die Nerven? Als müssten sie ewig die sechste Klasse wiederholen... oder jahrelang den selben Film ansehen!“

„Auch ich bin der Meinung, dass es an der Zeit ist, die Beziehung zwischen Majorcarter und O’Neill voranzutreiben. Sie scheinen unsere Hilfe zu benötigen.“

Das Gesicht des Jaffas zeigte den Anflug eines Lächelns.

„Ich bin gerne bereit, das Risiko einzugehen, die beiden zu verärgern, Doktor Frasier.“

„Ich meine, denken sie nicht, dass es weit genug ist? Sogar Griff lässt ständig irgendwelche Bemerkungen fallen. Und die beiden fangen an sich aus dem Weg zu gehen. Für gewöhnlich halte ich mich aus Jacks Angelegenheiten raus. Aber es geht hier nicht nur um ihn. Und das Team leidet darunter.“

Janet hob resignierend die Hände.

„Na gut, okay. Sam wird wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit mir sprechen, aber okay.“

„Vorausgesetzt, was wir vorhaben funktioniert nicht. Aber das wird es“, versicherte Daniel ihr.

Er klopfte ihr ermutigend auf die Schulter.

„Bis jetzt ist das Timing perfekt und niemand hat den Schwindel mit den Computerproblemen bemerkt. Also, was kommt als nächstes?“

Der General betrat mit schnellen Schritten den Kontrollraum.

„Iris schließen!“

Lt. Simmons gab den entsprechenden Befehl in den Computer ein.

„Iris wird geschlossen.“

„Wer ist draußen?“, fragte Colonel O’Neill, der kurz nach dem General den Raum betreten hatte.

„SG2 und SG9, Sir. Noch kein Signal.“

„Halten sie sie geschlossen, Sohn.“

„Ja, Sir. Ähm... Sir? Die Iris ist...“

„Tja, Sir, wenn ich raten soll: Tollaner oder Nox, 50:50. Was ist ihr Tipp?“

Der General nickte. Es war nicht das erste Mal, dass die Tollaner oder die Nox die Iris auf diese Weise überwunden hatten. Das Titan schien sich zu biegen, weich zu werden, fast flüssig zu sein. Die SFs im Torraum hatten ihre Waffen entsichert und waren bereit zu schießen.
Erst als Lya die Iris durchschritt, gab der General den Befehl, nicht zu feuern.
Seine dunkle Stimme mit dem unverkennbaren texanischen Akzent drang über das Intercom.

„Lya, willkommen. Was ist der Anlass ihres Besuches?“

Die Soldaten hatten noch immer ihre MGs im Anschlag. Ein Zeichen des Misstrauens gegenüber den Nox, ja, aber genauso ein Zeichen der Vernunft. Das SGC hatte gelernt, mit allem zu rechnen.
Die junge Frau beugte ihren Kopf zur Begrüßung. Sie stand noch immer auf der Rampe, wenige Schritte von der Iris entfernt.
Hammond ließ den Alarm abschalten.

„General Hammond, ich bin gekommen um ein Anliegen von großer Wichtigkeit zu besprechen. Es wird sich zeigen, ob die Tau’ri zu einem möglichen Verbündeten der Nox und der Tollaner herangereift sind.“

Lya schritt die metallene Rampe hinab.
Der General war inzwischen im Torraum angelangt, dicht gefolgt von Colonel O’Neill.

„Bitte, folgen sie mir.”

Lya nickte würdevoll - wie es ihre Art war - und folgte dem General zum Besprechungszimmer.

„Um das Vertrauen zwischen unseren beiden Welten zu stärken, bitten wir um einen Austausch.“

Den General beschlich ein ungutes Gefühl.

„Ein Austausch von was?“, fragte er bevor er hinzufügte: „Auch wir haben ein großes Interesse daran, die Beziehung zwischen der Erde und unseren Verbündeten zu vertiefen.“

Lya nickte.

„Wie ihr wisst, befinden sich die Nox in einer Allianz mit den Tollanern, die euch wie wir technologisch noch weit überlegen sind.“

Colonel O’Neill verdrehte die Augen.

„Tatsächlich?“, murmelte er in seinen Kaffeebecher.

Lya bedachte ihn mit einem kaum wahrnehmbaren Seitenblick.

„Um das noch sehr junge Volk der Tau’ri eines Tages in diese Allianz aufnehmen zu können, möchten wir ein tieferes Verständnis unserer unterschiedlichen Kulturen ermöglichen“, erklärte sie.

„Und das bedeutet?“

O’Neill versuchte mit einem etwas gezwungenen Lächeln über die Ungeduld in seiner Stimme hinwegzutäuschen. Die Tollaner und die Nox waren wichtige Verbündete.

„Ein Austausch unserer Kulturen soll stattfinden“, sagte sie, ihr Lächeln freundlich wie immer.

„So eine Art Schüleraustausch?“, meldete Daniel sich zu Wort. „Sie wollen, dass jemand von uns eine Weile bei den Tollanern oder den Nox lebt und im Gegenzug dafür schicken sie uns jemanden von ihnen?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

Lya nickte.

„Wir möchten zweien ihrer Leute für 14 Erdentage unsere Kultur nahe bringen. Zu einem späteren Zeitpunkt möchten wir mit ihrem Einverständnis einen Ähnlichen Austausch zwischen dem Volk der Tau’ri und der Tollaner durchführen“, erklärte sie, dem General zugewandt.

Hammond schien den Vorschlag einen Augenblick zu durchdenken, dann nickte er.

„Ich bin sicher, es werden sich viele Freiwillige für diesen Austausch melden. Wir werden die beiden am besten geeigneten Kandidaten auswählen.“

„General Hammond, wir möchten ihre Fähigkeit, die richtigen Personen für diese bedeutende Aufgabe auszuwählen, nicht in Frage stellen“, Lya wartete auf einen Einspruch von Hammond und fuhr fort, als er keine Anstalten machte, sie zu unterbrechen: „Doch wir haben bereits eine Vorstellung davon, wer die Tau’ri auf Nox vertreten soll.“

Der General war nicht überrascht.

„Ich bin für Vorschläge offen.“

Sie nickte.

„Wir bitten darum, Major Carter und Colonel O’Neill für die Dauer der 14 Tage bei uns aufnehmen zu dürfen.“

Der Colonel verschluckte sich an seinem Kaffee. Hilfesuchend richtete er seinen Blick auf General Hammond, während Carter gar nicht erst versuchte, ihre Aufregung zu verbergen.

„Sir, ich kann nicht für Colonel O’Neill sprechen, aber ich bin gerne bereit, an diesem Projekt teilzunehmen.“

„Colonel?“

Alle Blicke richteten sich auf O’Neill.
Er schluckte.

„Sir?” Er räusperte sich. “Nun ja, Sir, was würde in dieser Zeit mit SG1 passieren, Sir? Ich meine, dass dieses Schüleraustausch-Ding die Gelegenheit für Carter ist, ist mir klar, aber ich, Sir? Wäre ich nicht besser aufgehoben... ich weiß nicht... auf irgend einer Goa’uld-Heimatwelt? Oder so?“

Der Blick des Generals sagte mehr als Worte: Nicht sehr diplomatisch.

„Aber natürlich... wenn die Nox mich ausgewählt haben, wer bin ich, diese Einladung auszuschlagen?“

Er versuchte, sein überzeugendstes „Ich bin völlig zufrieden mit der Situation“ -Gesicht zu machen, während er innerlich seinen Kopf gegen die Wand hämmerte. Er mochte die Nox, aber er sah sich bereits 14 Tage lang neben Carter hertrotten, die ihm jedes einzelne Gerät der Nox auf Fachchinesisch erklärte, während er versuchte, nichts zu sagen, was die diplomatischen Beziehungen zwischen der Erde und ihren Verbündeten gefährden könnte. Also würde er vermutlich 14 Tage lang gar nichts sagen.

Daniel tauschte einen kurzen Blick mit der Lya aus und versuchte das Grinsen, das sich anbahnte, zurückzubeißen.

General Hammond startete seinen Laptop. Er hatte vor, beschäftigt auszusehen, wenn Dr. Jackson sein Büro betrat, was innerhalb der nächsten Minuten geschehen würde, sofern er in dieser Einrichtung noch das Kommando hatte. Und er hatte kein Memo bekommen, in dem etwas anderes stand.
Sein Computer war gerade vollständig hochgefahren, als es an der Tür klopfte.

„Herein!“

Dr. Jackson steckte erst seinen Kopf durch die leicht geöffnete Tür, dann folgte scheinbar etwas widerwillig der Rest seines Körpers.

„General? Sie wollten mich sprechen?“

Hammond gab sein Passwort ein - Zweifingersuchsystem, wie Jack seine Methode zu tippen nannte, - und ließ sich Zeit, bis er zu Daniel aufsah.

„Dr. Jackson, ich möchte sie etwas fragen“, begann er.

Daniel trat einen Schritt näher an den Schreibtisch des Generals heran, die Arme vor der Brust verschränkt.

„Wie viele Kommandos habe ich in meiner Zeit beim Militär geführt?“

Daniel zögerte.

„Sicherlich eine Menge, Sir....“

Der General nickte.

„Sicherlich. Was glauben sie, habe ich in all den Jahren gelernt, Dr. Jackson?“

Daniel zog es vor, auf diese Frage nicht zu antworten, sondern abzuwarten, auf was dieses Gespräch hinauslief.

„Nun, zum Beispiel zu erkennen, wenn Leute unter meinem Befehl versuchen, mich zum Narren zu halten.“

„Sir?“

„Und ich habe gelernt, zu erkennen, wann ich einschreiten muss.“

Daniels Schultern sanken. Der General würde ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Wie zum Teufel war er dahintergekommen?

„Und in diesem Fall, denke ich, ist ein Einschreiten nicht erforderlich“, redete Hammond weiter.

Daniel sah ihn an, als wäre ihm gerade ein Goa’uld aus der Stirn gewachsen.

„Ich überlasse ihnen die Verantwortung.“

„Sir?“

„Doktor?“

„Ja, Sir.“

Daniel drehte sich zur Tür.

„General, was wenn....“

„Ich will nichts mehr über diese Sache hören, Dr. Jackson. Um genau zu sein, weiß ich noch nicht einmal, wovon sie eigentlich sprechen.“

„Ja, Sir.“

„Schließen sie die Tür hinter sich und lassen sie unseren Gast nicht zu lange warten!“


„O-kay...“

O’Neill starrte auf die Stelle, an der noch vor ein paar Sekunden Lya gestanden hatte.

„Ich hatte mir unsere Ankunft hier ein bisschen anders vorgestellt, aber...o-kay...?“

Der Ereignishorizont hatte sich gerade erst hinter ihnen geschlossen.
Carter hob in einer Geste von Ahnungslosigkeit die Hände.

„Vermutlich will sie, dass wir hier warten...“

„Ja, vermutlich.“

~*~*~*~*~*~*~*~*~

„Carter?“

Carter schreckte aus ihren Gedanken.

„Sir?“

Sie hatte die vergangene halbe Stunde auf die Grashalme vor ihren Füßen gestarrt.
Jack setzte sich neben sie ins Gras.

„Ich kann keine Spur von den Waldschraten entdecken.“

„Sir...“

„Ja, ich weiß, nicht beleidigend oder unhöflich sein, diplomatische Beziehungen, bla bla, sie können uns wahrscheinlich hören, aber... ist es nicht unhöflich, seine Gäste zwei Stunden warten zu lassen?“

„Vielleicht so eine Art... Brauch?“

Sie erntete einen skeptischen Blick.

„Ich hab ein paar hundert Meter nördlich von hier eine Lichtung gesehen, ich schlage vor wir richten uns dort für die Nacht ein.“

„Sir...“

„Carter, ob wir hier an einem Schüleraustausch teilnehmen oder nicht, es bleibt eine Tatsache, dass wir auf einem fremden Planeten sind, und zwar auf einem fremden Planeten, auf dem wir vor nicht allzu langer Zeit von Apophis angegriffen wurden. Keine Ahnung was die Nox unter Gastfreundschaft verstehen, aber ich möchte auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Und sollten sie sich doch dazu entschließen sich noch einmal blicken zu lassen während der nächsten Wochen“, er betonte besonders das Wort „Wochen“, „bin ich mir sicher, sie finden uns.“

Carter war nicht seiner Meinung, aber das war nichts Ungewöhnliches und egal wie lange sie schon zum selben Team gehörten, er war immer noch ihr Vorgesetzter. Und Vorgesetzten widersprach man nicht. Sie schnallte sich ihr Sturmgepäck um und folgte ihrem CO in Richtung Wald.

„Vielleicht stehen wir auf der Warteliste für die Schüleraustausch-Jugendherberge...“, murmelte er.

„Ich muss sagen, ich habe das Gefühl...“, Carter überlegte, wie sie den Satz am verständlichsten beenden sollte.

„Verarscht zu werden? Das ist nämlich das Gefühl, das ich habe, Major.“

Major. Das bedeutete nichts gutes. Besonders nicht in diesem Ton. Aber was zum Teufel konnte sie dafür, dass die Nox seit vier Tagen nichts von sich hatte sehen lassen? Am zweiten Tag war Lya zurückgekehrt - für die Dauer von mindestens zwei Minuten - und hatte ihnen erklärt, sie sollten sich keine Sorgen machen und ihren Aufenthalt genießen. Die Nox würden sich zeigen, wenn es an der Zeit wäre. Vier Tage. Und noch immer kein Nox in Sicht.

„Sir, bei allem Respekt, Zynismus ist nicht die Lösung dieses Problems.“

„Problem? Was für ein Problem, Major? Ich sehe kein Problem. Alles ist wunderbar. Ein vierzehntägiger Campingtrip. Daniel und Teal’c reisen mit SG 6 von einem potentiellen Goa’uld-Planeten zum nächsten. Wir campen. Ein Hoch auf diplomatische Beziehungen.”

Carter versuchte ruhig zu atmen. Insubordination, war das Wort, das sich in ihrem Kopf wiederholte.

„Sir, ich weiß, sie wären lieber da draußen, aber so lange wir hier sind, sollten wir das Beste daraus machen.“

„Hätte ich wenigstens meinen GameBoy eingepackt.“

Dieser typische O’Neill-Kommentar brachte Carter zum Lächeln.

„Wieso haben sie es nicht getan, Sir?“

O’Neill zögerte.

“Na ja, ich wollte die Erde nicht unnötig blamieren. Ich nehme an, die Nox haben etwas… fortschrittlichere Videospiele…”

Jetzt grinste sie.

„Ja, ich bin sicher die Nox sind verrückt nach Resident Evil und... Crash Bandicoot.“

„Wer ist das nicht.“

„National Hockey League.“

“Oh, ja.”

“NFL…

„Carter, hören sie auf...“

„Curling...“

O’Neills sehnsüchtiger Blick machte einem ironischen Platz.

„Witzig, Carter, Curling ist besser als gar kein Sport.“

„Curling ist gar kein Sport.“

„Synchronschwimmen ist kein Sport. Sie haben etwas gegen Eissportarten.“

Fast überhörte er Carters kleinlaute Antwort.

„Ich kann nicht Schlittschuh-Laufen.“

„Was haben sie gesagt, Carter?“

Diesmal etwas lauter: „Ich kann nicht Schlittschuh-Laufen, Sir.“


Leave the problems of God to God and karma to karma. Today you’re here and nothing you can do will change that. Today you’re alive and here and honored, and blessed with good fortune. Look at this sunset, it’s beautiful, neh? This sunset exists. Tomorrow does not exist. There is only now. Please look. It is so beautiful and it will never happen ever again, never, not this sunset, never in all infinity. Lose yourself in it, make yourself one with nature and do not worry about karma, yours, mine, or that of the village.
James Clavell: “Shogun”

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

O’Neill saß im Gras am Ufer des kleinen Sees, den er am zweiten Tag ihres Aufenthaltes entdeckt hatte.
Platsch.
Ein weiterer Stein, der dem Untergang geweiht war. Im wörtlichen Sinn.
Er schüttelte geistesabwesend den Kopf.
Carter lief irgendwo in der Nähe des Sternentors herum, wo sie mit einem ihrer zwei Dutzend Messgeräte eine Spur von... irgendwas entdeckt hatte.
Sie hielten Funkkontakt.
Platsch.
O’Neill streckte seine Beine aus. Seine Knie schmerzten. Genau wie sein Rücken.
Seit einer Woche warteten sie jetzt auf ein Zeichen der Nox, doch es ließ sich niemand blicken. Er hatte es inzwischen aufgegeben, zu fluchen und nach den „Waldschraten“, wie er sie nannte, zu rufen.
Verschwendete Energie.
Sie hatten Kontakt mit der Erde aufgenommen, aber natürlich konnten sie noch nicht zurückkehren. Die Nox hatten einen Grund für alles, was sie taten - jedenfalls glaubte das Daniel - und es wäre „unhöflich“ vorzeitig den Planeten zu verlassen.
Unhöflich. Genau.
Platsch.
Er stützte seine Ellbogen hinter sich im Gras ab und ließ seinen Rücken behutsam Richtung Boden sinken.
Eine Woche Camping hinterließ seine Spuren bei einem Mann von... weit über 40.
Er schloss die Augen.
Okay, weit, weit über 40.
Ein weiterer Stein wurde auf den Weg ins Verderben geschickt.
Kein Platsch.
Kein Platsch?
O’Neill öffnete die Augen.
Hatte er gerade einen ganzen See verfehlt??
Er setzte sich schneller auf, als es seinem Rücken lieb war, aber sein Körper war den Missbrauch von Hunderten von Missionen gewohnt.
Er starrte mit offenem Mund auf den See.
Okay, er hatte nur für einen Moment die Augen geschlossen, richtig?
Er sah sich um. Nichts hatte sich verändert.
Er berührte das Gras unter sich. Weich, saftig grün, leicht gewärmt von der Sonne.
Sein Blick kehrte zurück zum See.
Was zum Teufel?
Er griff nach seinem Funkgerät.

„Carter, kommen!“

„Sir? Ich höre.“

„Ist ihnen irgend etwas Merkwürdiges aufgefallen? Hat sich bei ihnen irgendwas... verändert?“

„Sir?“

„Vielleicht sollten sie her kommen und sich das ansehen, Carter. O’Neill Ende.“

„Ja, Sir. Carter Ende.“

O’Neill stand auf und ging näher an den See heran.
Er war neugierig, aber gleichzeitig vorsichtig. Misstrauisch und das aus gutem Grund.
Der See war zugefroren.
Eis.
Die Temperatur war kein Grad gefallen, doch der See, in den er vor zwei Minuten noch einen Stein nach dem anderen geworfen hatte, war zugefroren.
Genauso gut hätte ein Fluss aufwärts fließen können.
Es widersprach allen Naturgesetzen. Trotzdem war es unverkennbar Eis.
O’Neill widerstand dem Drang, sich zu zwicken. Es war kein Traum. Irgend etwas auf diesem Planeten musste verrückt spielen.

~*~*~*~*~*~*~*~*~

Es dauerte nur wenige Minuten, bis er Carters Schritte hörte.

„Sir?“

Er streckte seine rechte Hand in die Luft und signalisierte ihr noch einen Moment Geduld zu haben.
Noch einen Schritt weiter.
Es war idiotisch von ihm, leichtsinnig, fahrlässig. Er hatte keine Ahnung, auf was genau er stand, was passieren würde, wenn es brach, ob es vielleicht so schnell verschwinden würde, wie es aufgetaucht war. Vielleicht hatte irgend eine Chemikalie das Wasser erstarren lassen und er würde sich auflösen wie in reiner Salzsäure, wenn das „Eis“ brach.
Vielleicht war es aber auch einfach nur gefrorenes Wasser.
Noch ein Schritt.
Er näherte sich jetzt allmählich der Mitte des Sees und das Eis machte noch immer keine Anstalten, nachzugeben.
Es erinnerte ihn an Minessota im Winter. An den vereisten See, auf dem sein Großvater ihm das Schlittschuh-Laufen beigebracht hatte.
Er lächelte.

„Carter kommen sie her! Das müssen sie sich ansehen!“

„Sir?“

Carter, die auf das Okay des Colonels gewartet hatte, ging näher an den See heran.

„Wie kann das sein, Sir? Die Temperatur beträgt...“, sie warf einen Blick auf das kleine schwarze Messgerät in ihrer Hand, „18 Grad Celsius!“

Sie kam noch etwas näher, ohne dabei zu vergessen einen gewissen Sicherheitsabstand einzuhalten.

„Das ist nach den Gesetzen der Physik völlig unmöglich!“

Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich und O’Neill kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie auf Wissenschaftsmodus umgeschaltet hatte.

„Es sei denn... irgend etwas hat die Temperatur des Wassers selbst beeinflusst... eine chemische Reaktion, die...“

„Carter!“

„Sir?“

„Kommen sie her!“


Daniel begleitete Alif durch die verwinkelten Gänge des Stargate-Centers.

„Allmählich finde ich mich in eurer Welt zurecht.“

Der „Austausch-Nox“ berührte im Vorbeigehen die graue Wand, die den Korridor von der Krankenstation trennte.

„Aber sie gefällt mir nicht.“

Daniel öffnete die ebenfalls graue Stahltür zu Janets Büro.

„Nun ja, nicht unsere ganze Welt sieht so aus. Erinnerst du dich an die Bilder, die ich dir gezeigt habe? Die Filme?“

Der junge Nox nickte. Er sah aus wie ein Mensch von etwa zwanzig, was bei dieser Spezies natürlich nichts zu bedeuten hatte. Er betrat das Büro und nahm auf Daniels Bedeuten hin auf einem der zwei Stühle vor Janets Schreibtisch Platz.

„Doch ein Großteil eurer Welt“, er deutete wieder auf die Wände, die auf der Krankenstation genau so grau waren, wie im Rest des SGCs, „ist so wie diese Einrichtung.“

Daniel nahm Luft um zu antworten, als Janet durch die Tür kam und ihm glücklicherweise einen Anlass gab, das Thema zu wechseln.

„Daniel, Alif“, begrüßte sie die beiden, „ich dachte schon, General Hammond würde die Besprechung mit ihnen nie beenden.“

Daniel rieb sich die Augen.

„Ich habe das Gefühl, er will uns dafür bestrafen, dass wir ihn nicht in unseren Plan eingeweiht haben.“

Janet lächelte.

„Tja, ich möchte jetzt nicht in ihrer Haut stecken.“

Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und zog einen Ordner hervor, der unter einem Stapel grüner und blauer Akten vergraben war.

„Dr. Frasier“, ertönte eine Stimme über das Intercom, „bitte sofort in General Hammonds Büro.“

Janet sah erst auf den Lautsprecher über der Tür, dann zu Daniel.

„Dr. Frasier bitte melden sie sich umgehend in General Hammonds Büro“, wiederholte die Stimme.

Daniel lächelte zufrieden.


Carter legte ihre Ausrüstung ab und betrat vorsichtig das Eis.

„Sir, halten sie das für eine gute Idee?“

O’Neill legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen.

„Carter“, ermahnte er sie, „verderben sie es nicht.“

Sie nickte und er sah zu, wie sie vom Wissenschaftsmodus zurück in den Normalbetrieb schaltete.

Sie lächelte.

Er kam ihr entgegen und nahm ihre Hand, um ihr Gleichgewicht zu stützen.

„Vorsichtig, versuchen sie, die Füße so wenig wie möglich anzuheben. Gleiten sie, dann fallen sie nicht so leicht hin.“

Auf der Mitte des Sees ließ er ihre Hand wieder los. Er blieb unmittelbar vor ihr stehen, um sie festhalten zu können, sollte sie ausrutschen.

„Okay?“, fragte er.

Sie nickte.

„Ja, Sir.“

„Also gut, lassen sie uns Schlittschuh-Laufen.“

„Ohne Schlittschuhe, Sir?“

O’Neill dachte einen Moment lang über eine Antwort nach, die Carter zufrieden stellen würde.
Ihm fiel nichts passendes ein.

„Anfängerübungen. Das Eis ist neu und glatt genug“, sagte er schließlich.

„Okay, Sir.“

Sie lächelte.

„Also, wichtig ist, dass sie beim Schwungholen den Halt nicht verlieren, sie müssen ihr Gewicht ausbalancieren...“, begann er.

Er machte ihr ein paar Bewegungen vor.

„Okay, jetzt sie, Carter.“

Carter versuchte es und verlor das Gleichgewicht, doch O’Neill war vorbereitet und fing sie auf.

„Noch mal“, ermutigte er sie, „wir haben den ganzen Tag.“

Carter nahm seine Hand und ließ sich von ihm über den See führen.
Schritt für Schritt wurde aus Gehen mehr und mehr Gleiten.

*
Je rêve son visage, je décline son corps
Et puis je l’imagine habitant mon décor
J’aurais tant à lui dire si j’avais su parler
Comment lui faire lire au fond de mes pensées?
*

O’Neill ließ sie los ohne anzuhalten und drehte sich mehrere Male um sich selbst, bevor er wieder zu ihr schlitterte und sie mit einem Kopfnicken aufforderte, das Gleiche zu versuchen.
Sie nahm Anlauf und schaffte eine Drehung, bevor sie wegrutschte und mit dem Gesicht zuerst auf dem Eis landete.

Sie lachte.

„Alles in Ordnung?“, fragte O’Neill.

Er half ihr auf.

Ihr strahlendes Gesicht war Antwort genug.

„Noch mal“, sagte sie.

*
Mais comment font ces autres à qui tout réussit ?
Qu’on me dise mes fautes, mes chimères aussi
Moi j’offrirais mon âme, mon cœur et tout de mon temps
Mais j’ai beau tout donné, tout n’est pas suffisant
*

Er nickte und für einen Moment standen sie sich gegenüber und lächelten. Ihre Hand in seiner, er in ihren Augen und sie in seinen. Dann ließ er sie wieder los und sie übten weiter.

*
S’il suffisait quand s’aime, s’il suffisait d’aimer
Si l’on changeait les choses un peu, rien qu’en aimant donner
S’il suffisait qu’on s’aime, s’il suffisait d’aimer
Je ferais de ce monde un rêve, une éternité
*

O’Neill versuchte nicht zu grinsen, als sie zum circa sechsten Mal hinfiel, aber es gelang ihm nur schlecht.
Carter verzog das Gesicht und bedachte ihn mit dem Blick eines beleidigten Kindes.
O’Neill lachte.

*
J’ai du sang dans mes songes, un pétale séché
Quand des larmes mes rongent que d’autres ont versées
La vie n’est pas étanche, mon île est sous le vent
Les portes laissent entrer les cris même en fermant
Dans un jardin l’enfant, sur un balcon des fleures
Ma vie paisible où j’entends battre tous les cœurs
Quand les nuages foncent, présages des malheurs
Quelles armes répondent aux pays de nos peurs ?
*

Carter stand auf und klopfte sich die Hose zum scheinbar hundertsten Mal ab.

„Kommen sie Carter, genug für heute.“

Sie lächelte und schlitterte zu ihrem CO, der bereits am Rande des Sees auf sie wartete.

„Ich komm schon noch dahinter, Sir“, versicherte sie ihm.

„Alles andere würde mein Weltbild aus dem Lot bringen, Carter. Kommen sie, Zeit fürs Abendessen. Hühnchen aus der Tube?“

„Klar, Sir, kann’s kaum erwarten.“

*
S’il suffisait quand s’aime, s’il suffisait d’aimer
Si l’on pouvait changer les choses et tout recommencer
S’il suffisait qu’on s’aime, s’il suffisait d’aimer
Nous ferions de ce rêve un monde
S’il suffisait d’aimer
*

„Tut’s noch weh?“

Sam grinste.

„Mein Vater hat immer gesagt: ‚Nicht jammern, Sammy. Jammern macht dich schwach, Jammern macht dich müde.’“

O’Neill beobachtete die dunkle Flüssigkeit in seiner Tasse, die sich wie ein kleiner Strudel um seinen Löffel drehte.

„Damit hatte er wahrscheinlich Recht.“

„Immer.“

Jack sah auf.

„Was?“

„Immer. Er hat immer Recht.“ Kleinlaut fügte sie hinzu: „Jedenfalls ist er fest davon überzeugt.“

„Wow, Zweifel am großen General Carter?“

Sie schüttelte den Kopf. Ihr Lächeln war nicht echt, aber - sagte sie sich - wenigstens versuchte sie es.

„Er ist ein guter Soldat. Und ein guter Vater.“

„Sie sehen ihn nur zu selten.“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Er war nie viel zu Hause, als ich klein war. Das hat sich nicht geändert. Heute kann ich verstehen, was er tut. Das macht es einfacher. Für uns beide, nehme ich an.“

O’Neill schwieg.

„Ich vermisse ihn.“

O’Neill starrte weiter in seine Blechtasse.

„Als Charlie sieben war, musste er in der Schule einen Vortrag darüber halten, wen er am meisten bewunderte. Er sagte: Meinen Dad.
Mein Dad spielt mit mir Baseball, wenn er zu Hause ist. Und wenn er unterwegs auf einer Mission ist, erschießt er böse Menschen, damit sie uns nichts tun können.“

Er lachte. Ein freudloses Lachen.

„Sie können sich vorstellen, dass ich daraufhin ein längeres Gespräch mit seiner Lehrerin hatte. Oder sie mit mir.“

Carter lächelte.

Als er sie ansah, stand in seinen Augen geschrieben, was er nicht sagen wollte. Womit er sie nicht belasten wollte: Ich habe ihn umgebracht.

Sie nahm seine Hand.
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. So viele hatten geredet. Was hatte es geholfen?

Er zog seine Hand vorsichtig zurück.

„Ich übernehme die erste Wache“, sagte er.

“It was the very thing he liked: to edge his way along the crowded paths of life, warning all human sympathy to keep its distance.”
Charles Dickens

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Die restliche Zeit verging langsamer als die vergangenen Tage. Genaugenommen kamen Sam die drei Tage bis zu ihrer Abreise länger vor als die 11 Tage, die sie bereits mit dem Colonel auf Nox war. Er hatte die Tür wieder geschlossen, die er zuvor einen Spalt weit für sie geöffnet hatte.
Keine Unterhaltungen mehr, wenn sie zusammen am Feuer saßen. Keine Eislaufstunden und kein „zufälliger“ Körperkontakt mehr.
Sie wusste nicht, was passiert war. Aber er hatte sich von ihr zurückgezogen.

„Packen sie den Rest zusammen, Carter, wir brechen auf.“

Sie hatten das meiste bereits am Vortag zum Stargate gebracht, und Sam begann die wenigen Dinge, die sie noch gebraucht hatten, einzupacken.

O’Neill löschte das Feuer, über dem sie wie jeden Morgen Kaffee gekocht hatten.

„Ich werde die Nox vermissen. Ich hab mich richtig daran gewöhnt, sie jeden Tag nicht zu sehen“, sagte er in seiner üblichen sarkastischen Art.

Carter lächelte.

„Geht mir genauso, Sir.“

Sie hatte aufgehört, die Nox zu verteidigen. Sie war ebenso verärgert wie er. Na ja, vielleicht nicht ganz so verärgert. Und ihr Aufenthalt hatte auf eine gewisse Weise auch seine gute Seite gehabt. Zumindest bis zu diesem Abend am Feuer.

„Ich bin so weit, Sir.“

O’Neill nickte.

„Ich bin schon ganz heiß auf die Missions-Besprechung.“


Drei Wochen später

„Soviel zu dem, was wir bereits wissen. Colonel, ich möchte, dass sie und ihr Team mit Administrator Caldor sprechen. Herausfinden, ob eine Allianz in Frage kommt, was er zu bieten hat. Sehen sie sich auf dem Planeten um. Diesmal könnten wir Glück haben.“

Der General stand auf.
O’Neill und Carter taten das Gleiche.

„Ja, Sir“, sagte O’Neill.

Der General nickte und verließ den Raum.

„Okay Kinder, in einer Stunde brechen wir auf. Zieht euch was warmes an.“

O’Neill trat hinaus in den Korridor und Daniel sah zum hundertsten Mal in den letzten drei Wochen, wie er es vermied, Carter anzusehen.

Was zum Teufel war auf Nox passiert?
Daniel musste sich eingestehen, dass sein Plan gründlich daneben gegangen war.
Es war schlimmer als vorher.


Es war dunkel und heiß. Verdammt heiß.
Jona wachte auf. Die Bilder, die er im Schlaf gesehen hatte, verwischten als er seine Augen öffnete.
Wo war Tera?
Es war früh genug, er hatte noch Zeit, bevor seine Schicht begann.
Er wusste, dass er seine Kräfte sparen sollte, er hatte einen harten Tag vor sich. Die Generatoren mussten weiterlaufen. Sein Volk brauchte die Wärme.
Aber er konnte nicht mehr schlafen. Er wollte nach Tera sehen.
Er stand leise auf und schlich an den Betten seiner Kameraden vorbei. Er kannte den Weg. Auch im Halbdunkel.

„Tera.“

Er berührte ihre Schulter.

„Tera“, wiederholte er, seine Stimme kaum lauter als ein Flüstern.

Sie öffnete verschlafen erst ein Auge, dann, als sie ihn erkannte, das zweite.

„Jona.“

Sie lächelte.

„Ich hatte einen verrückten Traum“, flüsterte sie.

Er setzte sich mit angewinkelten Beinen auf den Boden neben ihrem Bett.

„Wir waren in einem großen Gebäude mit verwinkelten Gängen und Kammern. Irgendetwas oder irgendwer verfolgte uns. Und da war diese... so etwas wie eine Glaswand... Sie trennte uns und ich sagte dir, du solltest gehen, aber du wolltest nicht. Und als ich die Wand berührte, bekam ich einen Stromschlag...“

„Komischer Traum“, sagte er.

„Jona? Wie lange kennen wir uns schon?“

„Eine Ewigkeit, wieso?“

„Ich weiß nicht. Manchmal vergesse ich.“

„Wie lange wir uns kennen?“

Sie nickte.

„Ich hatte auch einen Traum“, sagte er.

„Wovon hast du geträumt?“, fragte sie, als er nicht weiter redete.

„Von dir“, flüsterte er und sie glaubte im Halbdunkel zu sehen, wie seine Wangen sich röteten.

Sie lächelte.

„Wirklich? Und was?“

Er grinste. Er hätte sie so gerne geküsst. Er wollte es tun, aber irgend etwas hielt ihn davon ab. Er wusste nicht, woher dieses Gefühl kam. Irgendwie stand es außer Frage, sie zu küssen.

„Später“, sagte er.


Als ihm klar wurde, dass er tatsächlich Jack O’Neill war, Colonel, USAF, fühlte er zwei Dinge:
Erleichterung.
Er musste sein Volk nicht vor dem Aussterben bewahren. Er musste nicht in der dunklen, stickigen Miene arbeiten.
Bedauern.
Er hatte sich gehen lassen. Er hatte vergessen, dass er Carter nicht an sich heran lassen durfte. Alles würde noch schwieriger werden.
Es war so einfach gewesen. Das würde es aber nicht mehr sein.

„Und. Colonel...“

„Major.“

„Der Mann mit der Glatze, der ihnen nicht mehr einfiel...“

„General Hammond.“

„Richtig.“

„Er ist aus Texas, wussten sie das? Langsam kehrt alles zurück.“

„Ja, Sir.“

„Sir... Gehen wir.“

„Ja, Sir.“

Alles war so einfach gewesen.


And even as I wander
I’m keeping you in sight
You’re a candle in the window on a cold dark winter’s night
And I’m getting closer than I ever thought I might
And I can’t fight this feeling anymore
I’ve forgotten what I started fighting for…
REO Speedwagon

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

„Hallo Sam.“

„Daniel.“

Sie begrüßte ihn mit einem ihrer patentierten Carter-Lächeln.

„Wie geht es ihnen? Ist die Erinnerung wieder da?“

„Ich denke ja. Die Abkürzungen, die in den letzten Tagen durch meinen Kopf geschwirrt sind, machen wieder Sinn. GDO, DHD...“

Sie betrachtete einen Moment lang eingehend ihre Schuhe. Dann erschien wieder das Carter-Lächeln auf ihrem Gesicht.

„Und der Colonel scheint General Hammond und Homer Simpson wieder auseinander halten zu können.“

„Haben sie ihn schon gesehen?“

„So viel ich weiß ist er nach Hause gefahren.“

Daniel setzte ein erstauntes Gesicht auf.

„Tatsächlich? Ich dachte er wäre noch bei General Hammond. Sagte er nicht, er würde uns in der Cafeteria treffen?“

Er hätte Eintritt bezahlt um diesen Blick zu sehen.

„Wirklich? Ich muss...“

Er konnte förmlich sehen wie sie nach dem Ende ihres Satzes suchte.

„Was müssen sie?“

Lass dem Feind keine Zeit über seinen nächsten Schritt nachzudenken.

„Meine Regentonne ist bestimmt längst übergelaufen. Ich muss unbedingt nach Hause. Meine Nachbarn müssen denken ich sei tot... hoffentlich haben sie meine Wohnung nicht schon weitervermietet!“

„Verstehe, ihre Regentonne. Ich bin sicher, das kann auch noch zwanzig Minuten länger warten. Kommen sie, ich würde gerne mal wieder etwas essen, das nicht weiß und breiig ist.“

Er schob sie den Gang hinunter ohne ihr eine Chance zur Widerrede zu lassen.
Natürlich war es gemein von ihm, sie so hereinzulegen - Jack war längst nicht mehr auf dem Stützpunkt, er hatte selbst gesehen, wie er weggefahren war - doch er konnte einfach nicht mit ansehen, wie sie verzweifelt versuchte, die letzten Wochen zu verdrängen. Er hatte fest vor, ihre Gefühle an die Oberfläche zu bringen. Und zwar wenn er anwesend war, um sie weich zu klopfen und ihr den Schubs in die richtige Richtung zu verpassen. Aber natürlich würde sie nie freiwillig mit ihm darüber reden. Also musste er sie zu ihrem Glück zwingen.
Die Cafeteria war fast leer und er hatte dafür gesorgt, dass weder Janet noch Teal’c noch sonst irgendwer in ihre kleine Sitzung hineinplatzen würden.

„Also, was haben sie jetzt vor?“

Direkte Konfrontation. Er wollte seine Zeit schließlich nicht damit verschwenden, um den heißen Brei herum zu reden.

„Was meinen sie?“

Entweder konnte sie besser schauspielern, als er angenommen hatte, oder sie wusste tatsächlich nicht, worauf er hinaus wollte.

„Ich meine sie und Jack. Und tun sie jetzt nicht so, als wüssten sie nicht, wovon ich spreche. Ihre Reaktion eben spricht Bände.“

„Daniel. Ich bin Major der U.S. Air Force und er ist mein direkter Vorgesetzter.“

„Das weiß ich. Aber ich werde das nicht länger als Ausrede akzeptieren.“

Was meinen sie damit?“

„Dass nicht die Vorschriften das Problem sind.“

„Ich verstehe nicht, was sie damit sagen wollen, Daniel.“

Daniel war nicht überrascht. Natürlich verstand sie es nicht. Oder viel wahrscheinlicher wollte sie es nicht verstehen. Sie klammerte sich sklavisch an die Vorschriften und merkte dabei vermutlich nicht einmal, dass sie sich hinter ihnen versteckte.

„Sam, ich weiß, dass ich kein Lehrbuch über gutfunktionierende Beziehungen zwischen Männern und Frauen schreiben werde, meine Frau war ein Geschenk und die meiste Zeit unserer Ehe über ein Goa’uld. Aber ich erkenne trotzdem, wenn jemand Angst hat nach seinen Gefühlen zu handeln.“

„Daniel-“

Er ließ sie nicht zu Wort kommen. „Ich weiß, dass das eine Sache zwischen ihnen und Jack ist, aber finden sie nicht, dass sie sich andern gegenüber unfair verhalten?“

„Wie bitte?“

„Nehmen sie zum Beispiel Teal’c!“

Er wusste, dass dieses Argument nicht besonders stichhaltig war, aber er musste ihr irgendwie klarmachen, dass sie eine Chance hatte, die andere nicht bekamen.

„Er hat sein zu Hause, die Frau die er liebt und seinen Sohn zurückgelassen, um mit uns gegen die Goa’uld zu kämpfen. Und jetzt ist er hier auf der Erde und was muss er sich ansehen? Wie zwei - verzeihen sie - dämliche Tau’ri sich sinnlos quälen und als Entschuldigung einen Absatz in einem veralteten Reglement vorschieben. Finden sie das fair?“

„Daniel-“

„Was muss noch passieren, damit sie endlich einsehen, dass sie in dieser Sache keine Wahl haben? Sie sind offensichtlich füreinander bestimmt! Meine Güte, Sam, man hat uns jegliche Erinnerung genommen und sie mit völlig anderen Persönlichkeiten überlagert und trotzdem waren sie beide von Anfang an unzertrennlich! Nicht einmal Brenna konnte erklären, warum sie sich aneinander erinnern konnten! Bei mir hat es Tage gedauert bis ich angefangen habe, vom Stargate zu träumen, nicht einmal Teal’c konnte sich an einen von uns erinnern! Fällt ihnen langsam etwas auf?“

Er wusste nicht so recht, ob er sich selber hätte überzeugen können mit seinem Gerede von Bestimmung, aber er war verzweifelt genug, es zu versuchen. Er fühlte sich auf eine seltsame Weise verantwortlich für die Situation, in der seine Freunde steckten. Obwohl er nüchtern betrachtet keinen Grund dafür hatte.

„Ich meine, sie können nicht bestreiten-“

„Daniel!“


„Sir?“

„Bitten sie mich herein, Sohn?“

„Natürlich, Sir, kommen sie rein!“

Jack schloss die Tür hinter General Hammond.

„Möchten sie ein Bier, Sir?“

Der General nickte.
Jack verschwand für einen Augenblick in der Küche und kehrte mit zwei Flaschen zurück.

„Und lassen sie das ‚Sir’ weg, ich statte ihnen einen Freundschaftsbesuch ab, Jack. Wie geht es ihnen?“

O’Neills misstrauischer Blick signalisierte Hammond, dass es nicht viel Sinn hatte, ihm etwas vorzuspielen. Aber er brauchte ein wenig Zeit, um ihn auf das Gespräch, das er mit ihm führen wollte, einzustimmen.

„Ganz gut. Dafür dass man mich mit einer falschen Persönlichkeit gestempelt und in einer unterirdischen Miene hat arbeiten lassen.“
Jack reichte dem General eine Flasche.

„Setzen sie sich.“

Der General gehorchte gerne. Er hatte ein paar unangenehme Minuten vor sich. Aber irgendjemand musste etwas tun. Und er war nicht nur als General für die ihm untergebenen Offiziere verantwortlich. Jack war ein Freund. Fast so etwas wie ein kleiner Bruder für ihn.

„Ihre Erinnerung ist wieder vollständig zurückgekehrt?“

„Nein, Sir. Nur die guten Passagen.“

Der General lächelte.

„Ich bin sicher, die zahlreichen Befehlsverweigerungen der letzten Jahre werden ihnen Stück für Stück wieder einfallen. Wenn nicht, kann ich ihnen gerne ihre Akte als Bettlektüre zur Verfügung stellen.“

O’Neill versuchte erfolglos sein Grinsen zu verbergen.

„Danke, ich denke das wird nicht nötig sein, Sir.“

Das Lächeln auf dem Gesicht des Generals wich einem ernsten Ausdruck.

„Jack, ich bin gekommen, weil ich etwas mit ihnen besprechen möchte.“

Der Ton des Generals ließ Jack aufhorchen.

„Ist etwas passiert während wir weg waren? Geht es ihrer Familie gut?“

Er erinnerte sich nur ungern an das letzte Mal, als Hammonds Familie wegen des Stargate-Programms bedroht worden war.

„Nein, Jack. Es geht um sie.“

„Um mich?“

Hammond zögerte einen Moment.

„Genaugenommen um sie und Major Carter.“

„Sir, sie müssen sich um mich und Major Carter keine Gedanken machen. Das, was auch immer auf diesem Planeten passiert ist - und es ist nichts passiert -, wird keinerlei Auswirkungen auf unsere Arbeit haben. Major Carter-“

„Jack!“

Der General konnte ein amüsiertes Grinsen über das plötzliche Pflichtbewusst des Colonels nicht verbergen.

„Genau das ist das Problem!“

„Sir?“

„Ich habe ihnen gesagt, sie sollen das Sir vergessen, ich bin als ihr Freund hier. Und als Freund sage ich ihnen, dass ich es nicht länger mit ansehen kann, wie sie und Major Carter...“

Er wusste nicht so recht, wie er den Satz diplomatisch zu Ende führen sollte.

„...nun, wie sie...“

Jack war sich nicht sicher, ob er wirklich hören wollte, was der General versuchte ihm zu sagen.

„Jack. Diese Angelegenheit bringt mich in eine unangenehme Situation. Als ihr Vorgesetzter ist es meine Pflicht, ihnen nahe zu legen, ihre Gefühle für Major Carter unter Kontrolle zu halten.“

Genau das hatte er erwartet.

„George, ich habe nicht vor-“

„Als ihr Freund allerdings, kann ich es nicht verantworten, dass sie länger so weitermachen, wie bisher. Jack, sie können mir etwas vor machen, sie können Dr. Jackson und Teal’c etwas vormachen, aber sie können nicht sich selbst täuschen.“

„Sir, ich versichere ihnen-“

„Ich weiß, dass das Stargate-Programm zu wichtig für sie ist, um es aufs Spiel zu setzen. Und ich weiß, dass sie nie etwas tun würden, das Major Carters Karriere gefährden könnte.“

O’Neill holte Luft um zu antworten, doch auch diesmal ließ der General ihm keine Chance. Er war offensichtlich fest entschlossen, seine Ansprache ohne Unterbrechung durchzuziehen.

“Aber wenn sie glauben, dass sie auf einer professionellen Basis zusammenarbeiten können, wenn sie weiter darauf bauen, dass es ihnen mit der Zeit nichts mehr ausmachen wird - dann werden sie das bitter bereuen, Jack.“

Jack wusste nicht, ob er den Verstand verloren hatte, oder ob sein Vorgesetzter tatsächlich gerade gesagt hatte, was er glaubte gehört zu haben.

„Jack, ich möchte nicht, dass sie einen Fehler machen. Ich weiß, dass sie viel verloren haben. Und ich weiß, dass sie glauben, alleine zu bleiben sei der bessere Weg. Aber genau das lässt sie gefährlich werden. Ich habe viele gute Soldaten wie sie gesehen. Und viele von ihnen sind umsonst gefallen. Sie verlieren leicht ihr Leben, wenn sie nicht mehr wissen wofür es sich zu leben lohnt.“

O’Neill überlegte einen Moment lang, ob der General vielleicht von einem bewusstseinsverändernden Virus befallen sein konnte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen.

„Ich weiß, dass ihnen das alles seltsam vorkommen muss-“

„Seltsam, Sir? Haben sie mir gerade geraten-“

„Ich habe ihnen gar nichts geraten, Jack. Ich habe nur gesagt, dass ich Prioritäten setzen muss. Und meine oberste Priorität ist das Wohl meiner Leute.“

Der General stellte seine halb leere Flasche auf den Couchtisch und stand auf.

„Lösen sie das Problem, Jack. Denken sie nicht an die Konsequenzen.“

Jack begleitete seinen Vorgesetzten zur Tür.

„Wenn ich das könnte, Sir.“

Konsequenzen.
Wenn er sich nicht sehr irrte, hatte der General ihm gerade die Erlaubnis gegeben, die Vorschriften zu brechen.
Aber waren das die Konsequenzen gewesen, vor denen er sich fürchtete?
Nein.
Wie oft hatte er in seiner Karriere mit dem Feuer gespielt. Er hatte es nicht darauf abgesehen, General zu werden. Und er würde auch seinem jetzigen Rang nicht nachweinen. Sicher war er stolz auf das, was er erreicht hatte. Damals, als er noch mit Sara verheiratet gewesen war, war er ein ehrgeiziger Soldat gewesen. Ein höherer Rang bedeutete höhere Bezahlung und ein besseres Leben für seine Familie. Doch heute sah sein Leben anders aus. Er hatte mehr gesehen als die meisten. Er reiste zu anderen Planeten. Sein Rang war lediglich Mittel zum Zweck um weiterhin die Möglichkeit zu haben, ein Team durch das Sternentor zu führen.
Das Militär war sein Leben, daran bestand kein Zweifel. Er war sein Leben lang Soldat gewesen. Doch was konnte er noch mehr erreichen? Er war der Verbindungsmann zwischen den Asgard und der Erde, er hatte im wahrsten Sinne des Wortes die Welt gerettet, Götter getötet. Was machte es noch für einen Unterschied, wie viele Sterne er auf der Uniform trug?
Das Militär stand nicht zwischen ihm und Sam. Sondern das Universum.
Aber andererseits war das Universum genau das, was sie miteinander verband.

„Sam, ich weiß, dass das alles sehr verrückt klingt für jemanden wie sie. Sie sind Soldat und Jack ist es auch. Aber wenn sie logisch darüber nachdenken-“

„Daniel, selbst wenn sie Recht hätten, ich könnte niemals nach einer Sonderbehandlung fragen. Sie sind Zivilist. Und ein Mann. Ich musste mir das, was ich erreicht habe, hart erarbeiten. Und ich bin nicht so weit gekommen, weil ich um Almosen gebettelt habe.“

Sie war so verdammt stur!

„Es geht hier doch nicht um Almosen! Der Punkt ist, dass die diplomatischen Verbindungen zwischen uns und anderen Planeten zum größten Teil von SG1 abhängig sind! Das verschafft ihnen einen gewaltigen Einfluss! Was glauben sie würde passieren, wenn man uns auflösen würde? Die Tollaner, die Nox und nicht zu vergessen die Asgard - sie vertrauen uns. Die Erde kann es sich nicht leisten, dieses Vertrauen aufs Spiel zu setzen. Außerdem sind sie der weltweit beste und erfahrenste Stargate-Experte. Was machen die, wenn das Ding mal nicht funktioniert? Einen Elektriker rufen?“

Die Vorstellung rief ein Grinsen auf Carters Gesicht.

„Ja, aber Daniel, was wenn der Colonel...“

„Da würde ich mir keine Gedanken machen.“


Das Tor öffnete sich mit dem vertrauten „Wusch“ und der Ereignishorizont warf sein schimmernd blaues Licht in den Torraum.

„Wir erhalten Tok’ra-Identifikation.“

Hammond nickte. Er hatte Jacob bereits erwartet.

„George!“, hörte er die Stimme seines Freundes. „Wo ist meine Tochter?“

Erst jetzt fiel Hammond auf, dass Major Carter nicht wie gewöhnlich im Kontroll-Raum war.

„Ich werde sie sofort holen lassen. Ich bin sicher, sie arbeitet an einem wichtigen Projekt“, sagte er über das Intercom.

Die beiden Männer trafen sich vor dem Besprechungszimmer.

„Die Goa’uld sollten besser nicht die Basis angreifen, wenn sie an ihrem Naquada-Reaktor arbeitet. Sie würde es verpassen“, sagte Jacob. „Ich werde mal nachsehen und sie überraschen.“

George nickte. Carter konnte ein wenig Ablenkung gebrauchen. Sie arbeitete zu viel in letzter Zeit.

<George scheint ein wenig besorgt zu sein, was deinen Tochter angeht>, sagte Selmac auf dem Weg zu Sams Labor.

<Wahrscheinlich arbeitet sie zu viel. Wie immer. Ich werde ein Wörtchen mit O’Neill wechseln, bevor wir abreisen.>

Selmac nickte mental.


O’Neill schloss die Tür ihres Labors hinter sich.

„Sir?“

Er schloss sonst nie die Tür. Ihre Tür war genaugenommen immer offen.

„Wir müssen reden“, sagte er.

„Sir?“

Ihr Herz klopfte entschieden zu schnell.

„Ich... ich hatte ein Gespräch mit Hammond.“

Sie schluckte.

„Sir?“

„Können sie bitte etwas anderes sagen als ‚Sir’?“

„Ja, Sir.“

Er rollte mit den Augen. „Carter, ich kann nicht... ich bin nicht gut, wenn es... ich meine ich gebe nicht gern zu... ich kann... auf diesem Eisplaneten, da... ich kann es nicht vergessen, Carter.“

Er hatte es gesagt. Nach all der Arbeit und Selbstdisziplin, die sie darin investiert hatte, es nicht anzusprechen. Wenn sie jetzt anfing, würde sie nicht mehr aufhören. Entweder sie schloss es weg, oder sie ließ es raus.

Seine Stimme war zu einem Flüstern geworden.

„Ich kann es nicht vergessen, Carter.


Als Jacob die verschlossene Tür sah, stoppte er. Irgendetwas stimmte nicht. Er ging etwas näher heran. Lauschen war nicht seine Art, auch nicht die von Selmac, aber irgendetwas hielt ihn davon ab, das Labor einfach so zu betreten.

„Ich kann es nicht vergessen, Carter.“

<Colonel O’Neill scheint bei deiner Tochter zu sein.>

„Ich auch nicht“, hörte er Sams Stimme.

Er wurde unruhig. Was zum Teufel war da los?

„Ich kann nicht so weiter machen. Ich kann... ich will das, was... wenn sie auch... ich will es nicht verschwenden. Ich... ich hätte nie geglaubt, dass ich noch mal jemanden... so brauchen würde. Könnte. Ich wollte es nicht, Sam. Ich hab versucht, dagegen anzukämpfen. Ich habe Angst sie zu verlieren, Carter.“

Jacobs Herz schlug schneller.

Machte dieser Kerl seiner Tochter gerade eine Liebeserklärung??

<Tu nicht so, als würde dich das überraschen.>

<Okay, das reicht. O’Neill ist ein guter Soldat. Einer der besten sogar. Aber er ist ein Irrer. Ich werde jetzt da rein gehen.>

<Jacob!>


Irgendwo in seinem nebligen Bewusstsein hörte Jack, wie sich hinter im die Tür des Labors öffnete. Aber er konnte es nicht über sich bringen, hinzusehen. Wenn er den Blickkontakt mit Sam brach, war sie vielleicht weg, wenn er wieder hinsah. Vielleicht waren dann die Gefühle weg, die sie für ihn hatte.

Er kniete vor dem Hocker, auf dem sie saß. Seine Knie beschwerten sich, aber wenn es irgendwann einen Grund gegeben hatte, seine alten Knochen zu ignorieren, dann jetzt.

Sie schloss die Augen und legte ihre Stirn gegen seine. Dann lächelte sie.

„Sie werden mich nicht verlieren, Sir“, flüsterte sie.

Jacob stand wie angewurzelt im Türrahmen.

<Was jetzt, mein Freund?>, neckte Selmac ihn.

Jacks Gesicht verzerrte sich wie unter Schmerzen. Er legte seine Hand um ihren Nacken ohne dabei die Augen zu öffnen und streichelte ihre blonden Haare.

So leise, dass Jacob sich nicht sicher war, es gehört zu haben, flüsterte er: „Ich liebe dich.“

Seine Tochter antwortete ebenso leise.

„Ich liebe dich.“

Jacob schlich sich wieder aus dem Raum. Er würde mit Hammond reden müssen. Seine Tochter war in diesen Irren verliebt. Und er würde dafür sorgen, dass er ihr nicht das Herz brach.

<Wenn George es herausfindet, wird er sie zur Verantwortung ziehen müssen>, warnte Selmac.

<George ist mir den einen oder anderen Gefallen schuldig.>

Selmac nickte.

<Die Tok’ra werden dafür sorgen, dass SG1 nichts geschieht. Aber es wird schwierig werden. Die Vorschriften haben durchaus eine berechtigte Grundlage.>

<Wir werden sehen, wie es weitergeht>, sagte Jacob, bevor er die Tür zu Hammonds Büro öffnete. <Wir werden sehen.>

*
S’il suffisait quand s’aime, s’il suffisait d’aimer
Si l’on changeait les choses un peu, rien qu’en aimant donner
S’il suffisait qu’on s’aime, s’il suffisait d’aimer
Je ferais de ce monde un rêve, une éternité
*

ENDE
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.