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Bittersüße Ewigkeit von Fermina

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Vorwort

1. Vielen Dank an Antares, die sich viel Mühe mit dem Betalesen gegeben hat. 2. Die Geschichte besteht aus drei Teilen 3. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. Die Fanfiction ist in dem von mir gewohnten Stil geschrieben und mit einem überraschenden und nachdenklichen Schluss. Ihr könnt mir gerne schreiben, was ihr über die Story denkt. :o-)
Bittersüße Ewigkeit


Teil 1


“Because ten billion
years' time is so fragile,
so ephemeral ...
it arouses such a bittersweet,
almost heartbreaking fondness”(1)




Ziemlich viele Krümel landeten auf dem Besprechungszimmertisch, als Rodney McKay sich einen von den unwiderstehlichen Keksen genüsslich in den Mund schob, die sie vor einigen Tagen auf einem Planeten als Gastgeschenk empfangen hatten.
Er spülte geräuschvoll die letzten Reste mit einem Schluck Ersatzkaffee hinunter und wischte dann theatralisch mit einer ausladenden Handbewegung die Krümel vom Tisch.

McKay sah wie immer die vielen Blicke der Personen nicht, die angenervt darauf warteten, dass er seine kleine Zwischenmalzeit beendete und sich dem ernsten Thema zuwandte, das sie alle dazu veranlasst hatte, in diesem Raum zusammen zu kommen.
Endlich sah er nach rechts und erblickte einen grinsenden Lt. Ford.
„Schmecken die Kekse?“
„Oh, ja, sehr! Danke!“, antwortete McKay, der den Sarkasmus in der Stimme Fords nicht erkannt hatte.
Schließlich ergriff Dr. Elizabeth Weir das Wort.
„Dann können wir ja beginnen. John, bitte erläutern Sie uns den Grund für diese Besprechung!“
Major John Sheppard hatte einen kleinen Schuhkarton vor sich auf dem Tisch aufgebaut und erhob nun den Blick, der seit dem Beginn der Besprechung auf dem Karton geruht hatte.

„In den letzten zwei Wochen haben wir verschiedene Planeten besucht…“
„Fünf, um genau zu sein“, warf McKay dazwischen, denn er konnte Ungenauigkeit nicht ausstehen.
Sheppard zog die Augenbrauen zusammen und bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick, der jedoch nicht böse gemeint war, wie McKay wusste.
„Also, wir haben fünf Planeten besucht…“, fuhr Sheppard fort. „…und jedes Mal stießen wir auf ein Stück Holz“, er hob es zu Demonstration aus dem Karton. „…oder einen Stein…“, es erklang ein dumpfes Geräusch, als er ihn auf den Tisch legte. „…auf dem immer dieselbe Stargate Adresse eingraviert war.“

Er blickte in die Runde, als müssten sie selbst darauf kommen, worauf er hinauswollte.

McKay untersuchte unterdessen seine Taschen nach einem weiteren Keks.
„Es ist doch ganz offensichtlich, dass man uns auf dem Planeten, zu dem diese Stargate Adresse gehört, locken will“, sagte Sheppard.
„Woher wissen Sie denn, dass, wer auch immer diese Adressen eingraviert hat, ausgerechnet uns meint, Sir?“, fragte Ford und beugte sich vor, um einen besseren Blick auf die Objekte werfen zu können.
„Wir wissen es nicht!“, nuschelte McKay, der schon wieder mit vollem Mund sprach.
„Rodney hat Recht. Wir wissen es nicht genau“, sagte Weir, griff nach dem Stein und betrachtete ihn, als ließe sich noch etwas entdecken, was das Team von ungefähr einem Dutzend Forschern übersehen haben könnte.

Sheppard schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht, wieso Sie noch Zweifel haben. Für mich sieht das ganz klar nach einer Falle aus!“
„Ich muss Major Sheppard zustimmen.“ Teyla mischte sich nun in die Unterhaltung ein. „Kaum waren wir auf einer dieser fünf Planeten angekommen, stolperten wir über die Stargate Adressen, als ob sie jemand immer genau dort platziert hatte, wo wir sie auf jeden Fall finden mussten. Und es war nicht von Bedeutung, wie wir den Planeten betraten. Wenn wir mit einem Jumper flogen, stießen wir auf die Fundstücke an der Stelle, an der wir ihn verließen. Reisten wir zu Fuß, lagen die Objekte direkt vor dem Stargate.“

Weir schien zu verstehen, was Teyla meinte und nickte langsam. „Ich sehe noch etwas ganz Anderes in der Situation, jetzt wo Teyla es uns so darlegt, und das würde der Bedeutung einer möglichen Falle noch mehr Gewicht geben…“

Alle Blicke der Runde ruhten gespannt auf ihr. Sogar McKay schenkte ihr nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit
„Nehmen wir mal an, es ist tatsächlich eine Falle: Wie kann derjenige, der die Objekte verteilt hat, wissen, wo Sie als nächstes auskommen werden?“
„Oh, …da gibt es etliche Möglichkeiten. Zum einen, könnte derjenige unsere Database angezapft haben oder auch auf jedem Planeten der gesamten Galaxie eines dieser Objekte mit den Adressen platziert haben. Zusätzlich besteht die Chance, dass es ein Wesen von höherer Intelligenz ist, das unsere Gedanken liest und danach handelt…“, sagte McKay und fügte, nachdem er die erschreckten Gesichter der Anwesenden sah, selbst alarmiert hinzu: „Ich halte aber eine Möglichkeit unwahrscheinlicher als die andere…!“
„Mir macht vor allem diese Möglichkeit des Wissens, über das die Personen verfügen könnten, Sorgen“, sagte Dr.Weir.

„Was ist also unser nächster Schritt?“, fragte Ford, dem man ansehen konnte, dass er am liebsten sofort aufbrechen würde, um den Planeten, auf den die Fundstücken hinwiesen, auszukundschaften und das Rätsel zu lösen.
Sheppard sprach das aus, was Ford gedacht hatte: „Ich schlage vor, wir knöpfen uns den Planeten mal vor, zu dem die Adresse führt. Wir müssen wissen, was dahinter steckt!“
„Ist das nicht ein bisschen zu gefährlich, einfach so den Planeten zu besuchen?“, fragte Teyla mit besorgtem Gesicht.

McKay war völlig ihrer Meinung.

„Ich glaube, es ist gefährlicher, wenn wir nichts unternehmen. Falls unbekannte Feinde unsere Daten anzapfen können, oder andere Wege haben uns auszuspionieren, dann sollten wir sobald wie möglich herausfinden, warum sie das tun können und vor allen Dingen, was sie vorhaben!“, antwortete Shepard.

„Gut!“, schloss Weir, „Ich gebe Ihnen grünes Licht für diese Mission, Major. Ich verlange aber, dass Sie schärfste Sicherheitsvorkehrungen treffen und den Planeten nicht betreten, bevor wir nicht eine Sonde vorgeschickt haben!“

***

McKay schlief schlecht in der Nacht vor der Mission. Er hatte seltsame Träume, in denen sich viele negative Geschehnisse aus seiner Kindheit wiederholten.

Schweißgebadet wachte er auf.

Er fragte sich erfolglos, warum er sich jetzt an diese Träume erinnerte, obwohl er jene Erlebnisse mit seinem Therapeuten bereits vor Jahrzehnten in zahlreichen Gesprächen als verarbeitet abgehakt hatte.

McKay hoffte, dass er vor der Mission noch ein wenig Schlaf bekommen würde. Auf Atlantis konnte man es sich nicht erlauben, unausgeschlafen zu sein, denn es standen fast täglich Notfälle auf der Tagesordnung und schließlich war er einer der wichtigsten Personen auf der Basis… wenn nicht sogar der Wichtigste.

***

Am nächsten Morgen hatte McKay die Alpträume vergessen und stritt sich beim Frühstück wie gewöhnlich mit Dr. Beckett über belanglose Themen. McKay war überzeugt davon, dass Beckett bloß neidisch auf ihn war, weil er nicht Mitglied in einem Team war und die Basis nur zu besonderen Anlässen verlassen durfte.

Leider blieb nicht viel Zeit zum Frühstücken. Sie wollten um 0800 aufbrechen. McKay hatte gerade noch genug Zeit, sich die Taschen mit Proviant voll zu stopfen. Aus Erfahrung wusste er, dass er in diesem Fall eher Vorsicht als Nachsicht walten lasse musste.
All zu oft hatten sie auf einem Planeten länger zugebracht, als sie eigentlich geplant hatten und ohne Nahrung war er nicht nur für sich selber, sondern auch für seine Teammitglieder, unerträglich. Nicht zu vergessen der hypoglykämische Schock, der ihm drohen konnte. Vergangene Woche hatte er Ford zufällig dabei beobachtet, wie auch er heimlich zusätzlichen Proviant für ihn einpackte.

Schließlich machte sich McKay auf den Weg zum Gate.

„Sind Sie soweit, McKay?“, fragte Sheppard.
„Ja, ich bin soweit. Hat Zelenka schon die Sonde auf den Planeten geschickt?“, fragte McKay.
„Er ist gerade dabei.“
Sie stiegen die Stufen zur Kommandozentrale hinauf und betraten sie. Teyla und Ford standen hinter Zelenka, der mit einem Joystick die kleine fahrbare Sonde steuerte.

Die Sonde, die sie M(cKay)Z(elenka)-I getauft hatten, war eine Eigenkreation von ihm und Zelenka gewesen. Sie war viel kleiner als das übliche MALP und besaß eine eigene Gate-Wähleinrichtung, die sie einem beschädigten Puddlejumper entnommen und in ihr System integriert hatten. Wenn sich also das Tor auf der anderen Seite deaktivierte, war die MZ-I in der Lage sich nach Hause zu wählen. Zusätzlich konnte sie sich auch im Weltraum bewegen, falls ein Tor sich im Orbit eines Planeten befand.

„Wann ist die MZ denn endlich auf der anderen Seite?“, fragte McKay ungeduldig, denn der Bildschirm zeigte noch immer ein erbarmungsloses Schwarz.
„Sie ist schon längst auf der anderen Seite“, antwortete Zelenka in seinem gewohnten tschechischen Akzent. „Es ist ziemlich dunkel und ich kann das Licht aus irgendeinem Grund nicht einschalten. Es klemmt…“
„…Funktioniert ja echt super, Ihre MZ-I“, spöttelte Sheppard, der es gewohnt war, dass er die Sachen auf der Basis benennen durfte.
„Ich versuche, sie ein wenig nach vorn zu bewegen“, er drückte den Joystick nach vorn und nur wenige Sekunden später schaltete sich zu McKay Erleichterung doch die Lampe ein und unterstützte den leichten bläulichen Schimmer des Stargates durch weißes, kaltes Licht.
„Sieht wie eine Höhle aus!“, sagte plötzlich die Stimme von Dr. Weir hinter ihnen.
„Es ist in der Tat eine Höhle!“, sagte Zelenka und steuerte die MZ-I zielstrebig vom Tor weg, einen kleinen Gang entlang.

Das kleine Gerät mühte sich um die spitzen Stalagmiten herum, die wie Zähne eines Ungeheuers im Schein der Lampe wirkten. Doch es wurde langsam heller und bald war die Sonde am Ende der Höhle angelangt.
Durch eine runde Öffnung gelangte die MZ-I ins Freie und fand sich sogleich auf einem Plateau wieder. Ein auffallend großer Mond hüllte die kleine Ebene unter dem Plateau in einen milchigen Schleier.
Alles wirkte friedlich.

„Sieht alles ganz unverdächtig aus“, stellte Dr. Weir fest.
„Atmosphäre, Temperatur…alles okay…!“, entnahm Zelenka den Messangaben, die die Sonde nun lieferte.

McKay kam es definitiv zu ruhig vor.

„Dann steht unserer Reise nichts mehr im Wege!“, freute sich Sheppard, der wahrscheinlich auch dieser Meinung gewesen wäre, wenn auf dem Planeten gerade ein Krieg oder etwas ähnlich Barbarisches stattgefunden hätte.

„Seien Sie bloß vorsichtig!“, warnte Weir. „Es kann durchaus sein, dass auf diesem Planeten etwas nicht so ganz in Ordnung ist– behalten Sie das bloß immer im Gedächtnis. Ich bin aber optimistisch, dass wir Sie möglichst bald zurück erwarten können.“

Ihre Augen bekamen den Ausdruck, den sie immer bekam, wenn sie ein Team durch das Tor schickte. Eine Mischung aus Entschlossenheit und Aufregung, als ob sie gleich selber durch das Tor reisen würde - mit einem Hauch von Sorge um ihr Team.

***

McKay betrat hinter Sheppard die puddlejumper-große Fläche vor dem Stargate. Er tauchte in das silbrige Blau des Ereignishorizontes des Sternentores der Antiker ein - nicht ohne wie gewöhnlich die Luft anzuhalten.

Es war dunkel und McKay konnte nur raten, wem er da gerade auf die Füße gelatscht war. Als Ford mit einem Jaulen antwortete, wusste er es. Der Schimmer des Ereignishorizontes spendete nur spärlich Licht und ihre MZ-I mit der Jumbotaschenlampe war noch nicht wieder in die Höhle zurückgekehrt.

Sheppards Lampe an seiner Waffe leuchtete grell auf, als die Funkgeräte sagten: „Ich möchte, dass wir in Kontakt bleiben, bis Sie die Höhle verlassen haben!“

Jetzt schalteten auch die anderen ihre Taschenlampen ein und wandten sich Richtung Ausgang der Höhle. Sie erreichten ihn außerordentlich schnell.

McKay war der Weg viel länger vorgekommen, als er ihn durch die Kamera der Sonde betrachtet hatte. Und die „Zähne“ der Tropfsteinhöhle waren ebenfalls nicht so gewaltig. Aus seiner jetzigen Perspektive erkannte McKay, dass der Gang der Höhle wohl vor einigen tausend Jahren geräumig genug für einen Puddlejumper gewesen war.

Langsam bekam er den Eindruck, dass die Antiker ziemlich bequeme Menschen gewesen sein mussten.

Vor der Höhle stolperte Sheppard beinahe über die MZ-I.
„Seinen Sie doch vorsichtig!“, rief McKay nicht ohne einen Hauch von Ärger in der Stimme. „Diese Sonde ist unbezahlbar!“
„So unbezahlbar wie meine Gesundheit?“, fauchte Sheppard zurück, so dass McKay seine Mundwinkel ärgerlich verzog. Er packte sich die Sonde und drehte sie herum.

Zu seinem Funkgerät sagte er: „Zelenka, Sie können die Sonde nun zurückfahren. Und bitte überprüfen Sie das Licht.“
Er verkniff sich sein Verlangen, der Sonde, seinem Baby, einen Klaps zu geben, als sie wieder in die Höhle fuhr.
„Alles klar, McKay!“, antwortete Zelenka, der die Steuerung wieder übernahm.

Schließlich sprach Weir erneut und fragte: „Major, was geht dort bei Ihnen vor?“
Allen fiel plötzlich auf, wie still dieser Planet war. Es war nicht ein einziger Laut zu hören. Die Stimme von Dr. Weir durchschnitt diese Stille wie ein scharfes Messer.
„Major?!“
Drängend fragte sie erneut, als er nicht antwortete.
Sheppard schrak ungewöhnlicher Weise zusammen. McKay sah das nicht ohne eine Spur von Genugtuung, weil für seinen Geschmack der Major mit seiner draufgängerischen Art ein wenig zu viel Erfolg hatte.
Er spürte also die unheimliche Atmosphäre genauso wie er.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Doch, Dr. Weir, es ist alles in Ordnung. Beinahe zu ordentlich“, antwortete Sheppard zögernd.
„Hier herrscht eine Grabesstille“, unterstützte McKay den Major. „Wie in einem Vakuum.“
„Danke McKay, genau das Bild, das ich jetzt brauchte“, bemerkte Sheppard sarkastisch.
„Können Sie eine unmittelbare Gefahr ausmachen?“, war Dr. Weirs nächste Frage.
„Nein“, sagte der Major und wandte seinen Blick von der vom Mond beschienen, kargen, Ebene ab und drehte sich zur Höhle um, wo sich die Geräusche, die die MZ-I verursachte, langsam entfernten.
„Machen Sie sich ein erstes Bild von dem Planeten“, ordnete Weir an. „Dann kehren Sie bitte umgehend zurück.“

McKay blickte immer noch auf die Ebene unter ihm. Er stand mit dem Rücken zu dem kalten und zerklüfteten Gebirge, in dem sich das Stargate befand. In weiter Ferne zeichnete sich scharf die Horizontlinie ab. Es gab nicht einen einzigen Baum.
Trotz des Mondlichtes, das alle Farben entfremdete, konnte er ein leichtes Blassgrün ausmachen, das es auf der ganzen Ebene nur in einer Schattierung zu geben schien. Das ließ sie noch flächiger wirken.
Plötzlich fiel ihm ein, wie diese Ebene aussah. Sie wirkte wie aufgemalt. Wie die einfache Kulisse eine Schultheateraufführung. Der große Mond tat das übrige.

„Major Sheppard?“
Teyla legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Was ist, Teyla?“; fragte er und drehte sich zu ihr um.
„Ich spüre etwas sehr Eigenartiges!“
„Wraith?“, fragte Sheppard sofort, denn Teyla war für diese Gabe, die Wraith vor ihrer Ankunft zu spüren, bekannt.
„Nein“, antwortete sie sanft. „Es ist ein anderes Gefühl. Fremd und bizarr.“

Weir, die noch nicht die Verbindung unterbrochen hatte, mischte sich: „Was spielt sich bei Ihnen ab?“
„Teyla spürt etwas Seltsames und es sind nicht die Wraith!“, antwortete Sheppard.

Plötzlich gab Ford einen erschreckten Laut von sich. Auch McKay sah, was Ford so bestürzte.
Dann sagte der Lt. mit aufgeregter Stimme: „Es tut sich etwas.“
Teyla und der Major, die ein wenig seitlich gestanden hatte, drehten sich wieder zur Ebene.

Sie hatte zu flimmern begonnen, als ob der Boden eine unglaubliche Hitze entwickelte. Alles verschwamm vor McKays Augen. Er versuchte vergeblich einen Punkt zu fixieren, doch es wurde ihm schwindelig dabei.

„Was zum Teufel geht da vor?“, fragte Sheppard laut.
„Major, erstatten Sie sofort Bericht. Was…!“, Dr. Weirs Übertragung wurde plötzlich unterbrochen.

Alle drehten sich zu dem Gebirgsausläufer und mussten mit einem furchtbaren Entsetzen feststellen, dass dasselbe Phänomen nicht nur die Ebene erfasst hatte, sondern auch das Gebirge – und mit ihm die Höhle mit dem Stargate. Die Landschaft um sie herum waberte und zerfloss.
Zu der Szenerie mischte sich nun auch noch ein lauter und schräger Ton, der klang, als würden mehrere Personen mit langen Fingernägeln verschieden schnell über eine lange Tafel kratzen.

„Was geht hier vor, McKay?!“, schrie Sheppard nicht ohne eine Spur Verunsicherung in der Stimme.
„Woher soll ich das wissen?“, brüllte McKay zurück.
„Sie sind der Experte!“, antwortete Sheppard.
„Der Experte?! Der Experte für welches von den Dingen, die gerade geschehen????“.
McKay war sauer. Glaubte der Major wirklich, dass immer, wenn er nicht mehr weiter wusste, automatisch er verantwortlich war?

Doch ihr Streitgespräch kam zu einem schnellen Ende, als Teyla mit schmerzverzerrtem Gesicht wie in Zeitlupe zu Boden ging. Sie hielt sich verkrampft mit beiden Händen die Ohren zu.
Sheppard hockte sich hilfsbereit neben sie und drehte sie auf den Rücken.
Brüllend und das hohe Kreischen übertönend, verkündete er: „Sie ist bewusstlos!“

Hilflos und hektisch sah sich McKay um. Er hatte keinen blassen Schimmer, was hier gespielt wurde, auch wenn er nicht gern zugab, dass er von etwas keine Ahnung hatte.
Das Verschwommene war inzwischen sehr dicht geworden und es existierte nur noch ein schmaler Korridor „natürlicher“ Landschaft, in welchem sie sich befanden. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen.

Oder doch?

Er erinnerte sich plötzlich und unerwartet an eine Szene in einem Schwimmbad vor vielen Jahren.

Es gab dort ein Becken, das viele Wasserfälle besaß. Wenn man sich hinter einen der Wasserfälle stellte, sah die Umgebung durch das Wasser genauso aus, wie das, was sich nun vor ihren Augen abspielte.

„Was tun Sie da?“, rief Ford McKay zu, als dieser auf Wand des Korridors schritt, die nun nichts mehr durchscheinen ließ.
„Ich will etwas ausprobieren!“

Den Wasserfall in dem Schwimmbad vor Augen ging er auf die Wand zu. Er streckte die Hand aus, um das Phänomen zu berühren.
Es war nicht nass, nicht einmal feucht, aber dafür angenehm warm. Es war ein bisschen so, als wenn man seine Hand in die Oberfläche des Ereignishorizontes steckte, nur mit dem Unterschied, dass der Ereignishorizont eiskalt war.

War das eine Art Schild? …Oder ein Vorhang? Ihm fiel sein verwunderlicher Gedanke mit der Kulisse des Schultheaters wieder ein.

Plötzlich schrie Major Sheppard hinter ihm: „McKay!!!!!! Schauen Sie rechts …und links!“

Umgehend riss er seinen Kopf herum und sah, wie auch die beiden verbliebenen, offenen Seiten, von eigenartigen Wänden verschlossen wurden. Doch sie schienen nicht stehen bleiben zu wollen.
Es blieben ihnen nur noch Sekunden.
Ob sie sie zerquetschen konnten?

„Deckung!“, rief Sheppard unnötigerweise, denn alle stürzten sich nun intuitiv zu Boden, obwohl sie ahnten, dass es nichts bringen würde.
McKay schloss die Augen und dachte an seine Katze daheim auf der Erde und an seine Schwester.

Doch es geschah nichts. Beziehungsweise – fast nichts. Es gab einen lauten Knall, den McKay trotz zugehaltener Ohren hörte.

Dann nur noch Stille.

***

Als McKay endlich die Augen öffnete, war Major Sheppard der einzige, der sich bereits aufgerichtet hatte und mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck in die Ferne starrte.

„Schauen Sie sich das an, McKay!“, sagte Sheppard bewundernd ohne den Blick von der interessanten Aussicht, die sich ihm offensichtlich bot, abzuwenden.

McKay stand langsam auf und folgte mit dem Blick dem ausgestreckten Zeigefinger des Majors. Er drehte sich beim Aufstehen in jene Richtung, in der vor einigen Minuten noch die Ebene gewesen war. Doch das Einzige, das noch genauso aussah wie zuvor, war der große Mond.

Der Rest hatte sich völlig verändert. Vor ihnen erstreckte sich eine riesige Stadt. Es handelte sich jedoch um keine einfache, bäuerliche Stadt, wie sie sie schon viele Male in der Pegasusgalaxie besucht hatten, sondern um eine futuristisch anmutende Konstruktion mit gigantischen Ausmaßen.

Das Außergewöhnlichste war wohl vor allem die Farbe. Die Stadt bestand, so wie es aussah, ausschließlich aus einem bläulich glänzenden Material, das den Mond tausendfach widerspiegelte und sein Licht in alle Richtungen sandte. Sie war auf einer perfekten runden Fläche erbaut, die einen weiteren Kreis, durch Wasser getrennt, umschloss. Auf dieser Insel, in der Mitte, stand ein riesiges, viereckiges Gebäude, welches zum Himmel hin spitz zulief, dessen vier Seiten sich jedoch am Schluss nicht trafen, sondern durch eine kleine Plattform abgeschlossen wurden.
Um dieses Gebäude herum erstreckten sich weitere Bauwerke, die jedoch nicht senkrecht in den Himmel gebaut worden waren, sondern ähnlich riesigen Kristallen spitz in alle Richtungen abstanden.

Auf dem äußeren Ring waren kleinere Häuser dicht und wild durcheinander gebaut worden, so dass es schwer war, ein einzelnes zu fixieren.

„Das ist ja unfassbar!“, stellte McKay fest. „…aber irgendwie habe ich es ja auch geahnt!“
„Wie bitte?!“; fragte Sheppard. „Was haben Sie geahnt?“
„Na jaa… die Ebene mit dem Mond sah halt aus wie eine Theaterkulisse und die komische Wand wie ein Vorhang und dann…!“, als er Sheppards Blick bemerkte, der dem einer Person glich, die gerade einem Verrückten zuhörte, hielt er inne und murmelte: „…Egal…!“

„Ich will Ihre Unterredung ja nur ungern stören, aber Teyla ist immer noch bewusstlos und ich glaube, sie bräuchte dringend einen Arzt! Sie reagiert einfach nicht. Es kann sein, dass sie in eine Art Koma gefallen ist!“

Sofort drehten sich McKay und Sheppard zu Ford und Teyla um, die schlapp in den Armen des Lt. hing.

Der Major seufzte. „Was machen Sie bloß, Teyla?“, sagte er und nahm sie so vorsichtig wie es nur eben ging Huckepack.

„Vielleicht sollten wir uns auf den Weg in die Stadt machen. Der Eingang zur Höhle ist jedenfalls verschwunden“, sagte Ford.

Erschreckt bemerkte McKay, dass Ford Recht hatte. Dort waren weder ein Eingang noch irgendwelche Anzeichen dafür, dass es jemals eine Höhle in diesem Ausläufer des Gebirges gegeben haben könnte.

Doch Sheppard hatte ganz offensichtlich seinen optimistischen Tag, denn er sagte: „Wir finden bestimmt irgendeinen Weg. Diese Stadt scheint mir doch sehr fortschrittlich zu sein. Vielleicht gibt es hier sogar Raumschiffe und wenn wir nicht durch das Stargate nach Hause reisen können, dann vielleicht per Schiff. Lassen Sie uns gehen!“ Er fing an vorsichtig einen kleinen Pfad hinunter zu steigen.

McKay eilte hinter ihm her. „Na klar“, warf er dem Major an den Kopf. „Die warten bestimmt auch schon auf uns, damit wir mit einem ihrer Schiff nach Atlantis zurückfliegen können. Wir wissen doch gar nicht wer hier lebt und ob das überhaupt Menschen sind, die diese Stadt bewohnen…“
„In erster Linie müssen wir zunächst einmal Teyla helfen und der einzige Weg, das zu erreichen, ist diese Stadt dort unten. Oder sehen Sie noch eine andere Möglichkeit, McKay?“
„Na ja, ich könnte hier mit Teyla warten und ihr holt in der Stadt Hilfe! Wir wissen sowieso nicht was sie hat und da könnte ihr der Transport unter Umständen schaden. Jedenfalls hat uns das Dr. Beckett beim der letzten Erste Hilfe Übung erläutert.“
„Kommt nicht in Frage, McKay. Es gibt hier keine Deckung, die genügend Schutz bieten kann, um Sie beide zu verstecken, bis wir zurück sind. Wir gehen zusammen!“

Irgendwo hatte der Major Recht mit dem, was er sagte.
Aber McKay verspürte ein bisschen Sorge, dass der Major, draufgängerisch und leichtsinnig wie er sich nur all zu gern verhielt, in die Stadt trampeln würde und sie in einen größeren Schlamassel manövrierte, als sich ohnehin schon befanden.


***

Erst nach etwa zwei langen Stunden erreichten sie die Ausläufer der Kristallstadt, wie McKay sie im Geheimen getauft hatte.

Dem Major liefen die Schweißperlen herunter.
Sie hatten sich abgewechselt, Teyla zu tragen, doch McKay hatte nur einen kleinen Weg geschafft. Er war eben kein Sportler und er hatte Ford und Sheppard überzeugen können, dass es für Teyla auf seinem Rücken gefährlich werden konnte, wenn ihn die Kräfte verließen. Sheppard hatte irgendetwas von ‚Glauben Sie bloß nicht, dass Sie von mir getragen werden, wenn Sie mal ohnmächtig werden!’ gemurmelt.

Jetzt tat es McKay ein bisschen Leid, dass er sich um die Aufgabe gedrückt hatte, als er merkte, was für einen fertigen Eindruck die beiden Soldaten machten.

Er ging ausnahmsweise voraus und stutzte, als sie die Stelle erreichten, an der die Kristallstadt ihren Anfang nahm. Der Übergang war so abrupt, dass man meinen konnte, jemand hätte die Stadt aus ihrer üblichen Umgebung herausgeschnitten und in dieser Wüste willkürlich abgesetzt. Denn sogar der Boden war aus dem silbrig-blauen Material gefertigt.

Vorsichtig streckte er einen Fuß vor und prüfte das Material, indem er es mit der Schuhspitze berührte. Es war hart wie Stahl und so glatt wie Glas. Nur zu gern hätte er gewusst, um welchen Stoff es sich dabei handelte. Entfernt erinnerte es ihn es an Diamanten, aber er hatte noch nie zuvor blaue Diamanten gesehen, auch wenn er wusste, dass es sie gab.

„Wollen Sie hier Wurzeln schlagen, McKay?“, fragte Sheppard genervt hinter ihm.
„Ich bin nur vorsichtig, Major!“, antwortete McKay und lenkte langsam seinen Blick in die Richtung, in der sich die Mitte der Kristallstadt befand.
Eine lange, breite Straße führte geradewegs auf sie zu. An ihren beiden Seiten standen so etwas wie Häuser, die genau wie die großen Gebäude, die sie vom Plateau aus gesehen hatten, windschief waren und Kristallformen besaßen, als wenn sie in großer Eile hatten wachsen müssen.

Eine gespenstige Stille lag über der Stadt. Es gab kein Geräusch, außer dem Atem und den Schritten, die sie selbst verursachten. Langsam gingen sie an den Reihen von Behausungen vorbei; beinahe schlichen sie, um sich der Umgebung besser an zu passen. Ab und zu gingen Seitenstraßen von der Hauptstraße nach links und rechts ab.
Sie wussten nicht so genau, wohin sie sich wenden sollten. Es gab so etwas wie verschlossene Türen in den Häusern, obwohl auch jene keineswegs symmetrisch waren.

Diplomatisch wäre es auf jeden Fall, zuerst das Oberhaupt dieser Stadt aufzusuchen, dachte McKay.
Doch wer lebte in so einer Stadt?

Er begann sich nun auch langsam zu fragen, woher der Sauerstoff rührte, den sie atmeten. Denn falls es nicht auf der anderen Seite des Planeten ein umfangreiches Regenwaldgebiet gab, so gab das in jedem Fall einen guten Anlass sich zu wundern. Er hatte seit ihrer Ankunft noch keinen einzigen Baum entdecken können, noch keine Pflanze gesehen.
Seine Gedanken wanderten. Vielleicht hab es ja einen anderen Organismus, der durch die Reduktion von Kohlendioxid oder einer anderen sauerstoffhaltigen Substanz, den Sauerstoff dieses Planeten bewirkte.

Das würde es sein.

Plötzlich schrak McKay inmitten eines Gedankenganges zusammen.
„Was ist?!“, raunte Ford ihm von hinten zu.
McKay drehte sich zu ihm um und legte einen Finger auf den Mund.

Es bedurfte auch keiner Erklärung. McKay war sich sicher, dass die beiden Soldaten nun auch die schweren Stiefelschritte von mindestens zwei weiteren Personen vernahmen, die sich im Laufschritt zu nähern schienen.

Ohne es zu wissen, wich McKay einige Schritte zurück. Ford und Sheppard blickten sich Deckung herbeisehnend um. Abgesehen von den Seitenstraßen, gab es keine großen Zwischenräume zwischen den einzelnen Häusern. Immer nur einzelne, kleine Schlitze, zwischen den kalten Wänden, die sich im Winkel trafen und zu einer Fläche verschmolzen.

Als McKay bereits einen Speer hinter einer Ecke hervorkommend erblicken konnte, wurden sie plötzlich von mehreren kräftigen Händen von hinten gepackt und eiligst in eines der Häuser gezogen, dem sie ihren Rücken zugewandt hatten.

Es wurde dunkel um McKay. Erst als sich seine Augen an das Halbdunkel, das nur durch eine kleine, violett strahlende Fackel ein wenig erhellt wurde, gewöhnt hatten, sah er einen Mann und eine Frau in dicke Gewänder mit langen Kapuzen gehüllt. Aufmerksam wurden er und die anderen von ihnen gemustert.

„Hallo!“, versuchte Sheppard eine erste Kontaktaufnahme.
Doch die beiden Menschen legten sogleich ihre Finger auf den Mund und bedeuteten ihnen so still zu sein.

McKay, der einem Fenster mit ungleich langen Rahmen und geschwärzten Fensterglas am nächsten stand, suchte die Fläche vor dem Haus ab.

Im hellen Licht des Mondes, entdeckte er zuerst die Stiefel, die sie zuvor nur gehört hatten. Sie waren so blau, wie alles in der Kristallstadt. Langsam hob er den Blick und konnte eine dunkelblaue Strumpfhose ausmachen, die in Oberschenkelhöhe unter einer Art Rock verschwand. Der Rock wiederum wurde im Schritt von einem, natürlich blauen Kettenlatz bedeckt und an der Hüfte durch einen imposanten Gürtel von dem Schild über dem Bauch abgegrenzt. Unter dem Schild, konnte er dasselbe Material ausmachen, aus dem auch der Rock bestand. Über die Schulter schwang sich bis zum Brustbereich eine Art schimmernder Rüstungslatz.
Doch beim Kopf hielt McKay plötzlich in seiner Betrachtung inne, als er mit einer erschreckenden Erkenntnis auf der Stirn des Kriegers, der eine schwarze Hautfarbe besaß, ein Zeichen entdeckte, das die silbrigen Umrisse der Skyline der Mitte der Kristallstadt zeigte.

Wie war das möglich?, war alles, was McKay noch denken konnte.

„Wie sieht der denn aus?“, hörte er dann Sheppard hinter sich flüstern, der auch den Krieger betrachtete.

Er drehte sich wieder zum Rest des Personenkreises um.

Der Mann hatte inzwischen noch mehre von den lila verbrennenden Fackeln entzündet, die an glatten, aber getrübten Wänden befestigt waren. Jetzt saß er auf leinenartigen Kissen, neben der Frau auf dem unangenehm glatten und kalt wirkenden Boden.

Der sehr alt wirkende Mann machte eine ausladende Handbewegung zu den übrigen Kissen. Offensichtlich wünschte er, dass sie sich setzten.
Kopfschüttelnd, als wollte McKay den Gedanken vertreiben, der ihm eben erst gekommen war, setzte er sich.

„Was ist los, McKay?!“, fragte Ford so leise, dass McKay es ihm beinahe von den Lippen ablesen musste.
Wieder schüttelte er, ein wenig unsicher, den Kopf. Er musste jetzt zuerst denken.

„Die Wächter sind nun weg. Wir können reden!“, sagte plötzlich der alte Mann.
Sheppard, dessen Blick bis gerade noch auf McKay geruht hatte, schaute dem alten Mann in die Augen.
„Danke, dass Sie uns vor der Konfrontation mit diesen Soldaten bewahrt haben!“, bedankte er sich bewusst diplomatisch.
„Es ist nicht alltäglich, dass Fremde auf diesem Wege in die Stadt gelangen“, sagte nun die Frau.
„Gewöhnlich werden sie durch unseren Herrscher, König und Gott Aeternitas an einen anderen Ort auf diesem Planeten gebracht. Und wenn Menschen in diese Stadt kommen, dann sind es alte Männer, die unserem König lange gedient haben, Wächter oder Frauen. Aber junge Männer wie Sie – betreten diese Stadt nicht. Zumindest nicht lebendig.“

Für eine Weile trat Stille ein.
Die Schatten auf den Wänden bewegten sich unruhig, obwohl es keinen spürbaren Luftzug gab.

McKay, der seine Vermutung noch nicht für reif genug fand, sie den anderen zu erklären, erkundigte sich bei dem alten Herrn nach dem Herrscher.
„Was ist dieser Aeternitas für eine Person?“
„Er ist ein Gott“, antwortete der Mann leise, als ob er fürchtete, dass Aeternitas ihn hören konnte, falls er lauter sprach.
„Aha!“, sagte Sheppard nicht ohne Spott in seiner Stimme. „Was bedeutet der Name McKay?“
„Es ist die Sprache der Antiker und bedeutet ‚Ewigkeit’“
„Ist Aeternitas ein Antiker?“, fragte Ford.
„Das glaube ich weniger. Die Antiker haben sich nie als Götter ausgegeben, wie beispielsweise die Asgard, wenn sie die umfangreichen Aufsätze zu den anderen außerirdischen Rassen der vier großen Spezies gelesen haben sollten, Major!“, antwortete McKay altklug.
„Das habe ich!“, brummte Sheppard.
„Sogar bei Teylas Volk sind sie als‚Vorfahren’ und nicht als Götter bekannt.“, fiel Ford dazu ein.

„Ich kenne die ‚Vorfahren’!“, mischte sich die Frau, deren viele Falten sie sehr alt aussehen ließen, plötzlich ein.
Aller Aufmerksamkeit richtete sich umgehend auf sie.
„Ich kenne sie aus den Erzählungen früherer Tage, als ich noch ein kleines Mädchen war und noch nicht auf diesem Planeten und in dieser Stadt zu Hause war.“
„Kennen Sie auch die Wraith?“, fragte Sheppard nun.
„Wraith…!“, murmelte der alte Mann nachdenklich. „Dieses Wort habe ich schon mehr als 50 Jahre nicht mehr gehört.“
„Die Wraith besuchen diesen Planeten nicht?“, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.

Überrascht drehte sich McKay nach der Stimme um. Teyla saß aufrecht, wieder halbwegs munter, auf einer Liege und schaute aufmerksam zu ihnen hinüber.

„Soweit ich aus Erzählungen weiß – waren sie niemals hier auf diesem Planeten.“

Sheppard war aufgesprungen und half Teyla zu dem Sitzkreis. In einer Zusammenfassung erzählte er, was passiert war, während sie bewusstlos gewesen war.

Als er bei der Stelle war, an dem sie Stadt vor ihren Augen aufgetaucht war, kam McKay ein Geistesblitz.
„Ich weiß, warum die Wraith nicht hier her kommen können!!!“, rief er.
„Warum?“, fragte Teyla, die von dem Tee trank, die die Frau ihr in eine merkwürdig würfelig geformte Tasse eingeschenkt hatte.
Selbstzufrieden antwortete er: „Es gibt einen Schutzmechanismus!“

Sheppard merkte, worauf er hinauswollte.
„Natürlich, Sie haben Recht! Deshalb ist die Stadt auch nicht aufgetaucht, als die MZ-I auf dem Plateau herum gefahren ist!“
„Ich gehe davon aus, dass der Mechanismus auf die menschlichen Gene oder eben auf die Spuren der Antikergene reagiert hat und deshalb die Stadt für uns sichtbar wurde.“

Verwirrt über die Ausdrücke, die sie gebrauchten, sagte der alte Mann: „Mich verwirren Ihre Worte. Von wo kommen Sie eigentlich?“
„Haben Sie schon einmal etwas von der Stadt der Vorfahren gehört?“, fragte Teyla die beiden.
„In den Erzählungen aus alter Zeit kommen die Vorfahren vor, nur auf diesem Planeten und an diesem Ort werden keine Geschichten von ihnen verbreitet und auch keine von ihrer Stadt.“
„Warum nicht? Sind sie etwa verboten?“, fragte Ford, der gleichzeitig sein Kissen zurechtzupfte.
„Nein, aber sie werden vergessen. Man gedenkt ihrer nicht und erzählt sie nicht den Nachkommen. Stattdessen sorgt Aeternitas dafür, dass von seinen Heldentaten und von seinen Kriegen in Legenden und Liedern erzählt wird.“

„Klingt irgendwie arrogant“, stellte Sheppard fest.
Arrogant; Dieses Wort verstärkte McKays Vermutung über den Herrscher und endlich fand er, war der Augenblick günstig, die anderen in seinen genialen Gedankengang einzuweihen.

Doch es kam nicht dazu, dass McKay sich den anderen mitteilte, denn plötzlich flog die Tür aus dem gläsernen Rahmen und zersplitterte krachend.

Vier Wächter standen dort und hielten längliche Waffen auf sie gerichtet.
Verzweifelt schauten sich die vier Teammitglieder mit erhobenen Händen um. Wenn sie nach ihren Waffen griffen, waren sie geliefert.
Man beschloss, ohne sich abzusprechen, einstimmig zu kapitulieren. Früher oder später mussten sie den Herrscher aufsuchen und dann hätte man die Konfrontation ohnehin nicht mehr verhindern können.

Auch wenn es McKay nicht gefiel, dass sie als Gefangene zum Herrscher geführt wurden, so war es nun der einzige Weg.
Die schweren bewaffneten Krieger waren nicht sehr gesprächig auf dem Weg zu dem höchsten Gebäude der Stadt. Grob stießen sie das Atlantisteam vor sich her und langsam begriff McKay, welche Ausmaße diese Stadt hatte. Vom Aufbau und auch von der Form ähnelte sie ein wenig Atlantis.

Eine halbe Stunde später erreichten sie die Brücke zum inneren Ring, auf dem die hohen Gebäude standen.

Als er an der Brück vorbei schaute, sah er, dass dort Wellen unruhig gegen die gläsernen Wände klatschten. Dem salzigen Geruch nach zu urteilen, musste es also Meerwasser sein.

Ein plötzlicher, schmerzhafter Stoß mit der langen Waffe erinnerte ihn ans Weitergehen. Während sie die Brücke überquerten, die keinerlei Geländer besaß, starrte er an ihren Rändern vorbei hinunter ins Wasser, das schwarz und aufgebracht zurück starrte.

Er schätzte die Länge der Brücke auf 1000 Meter. Es gab noch mehrere Brücken, die sternförmig auf die Stadtmitte zuliefen. Nirgendwo waren Personen zu sehen. Die Stadt wirkte wie eine Geisterstadt.
Vielleicht gab es so eine Art Ausgangssperre, dachte McKay.

***


Die Eingangshalle des zentralen Gebäudes war allein schon eines Königs wert, fand McKay, zumindest eines außerirdischen König, verbesserte er sich.
Es gab vier große Torbögen auf allen Seiten, die in je einer perfekt gerade gearbeiteten riesigen, viereckigen Säule endeten. Zu den Seiten befanden sich drei flache Treppen, die in höhere Stockwerke führten. Von der Decke hing ein monumentales Mobile aus Splittern des blauen Materials, aus dem ja wirklich alles in dieser Stadt gemacht zu sein schien. Es reflektierte das Licht einer Lichtquelle, die McKay nicht im Stande war, auszumachen.
Die Wände aber waren das Eindrucksvollste. In sie waren Zeichnungen eingraviert, die Schlachtfelder zeigten, wilde Tiere und Drachen. Sie schienen von zahlreichen Geschichten zu erzählen.
Geschichten aus längst vergessener Zeit – so dachte McKay jedenfalls zu jenem Zeitpunkt.

Die Wächter drängten ihre Gruppe in der Mitte des Raumes zusammen. Genau dort, wo eine riesige Sonne mit einem integrierten Halbmond eingekerbt war.

Aus dem Splittermobile kamen plötzlich mehrere große Ringe auf das Atlantisteam und die Wächter herab gefallen und gerade als McKay darüber nachdachte, dass er von diesen Ringen zum Transport schon in den Aufzeichnungen im Stargate-Center auf der Erde gelesen hatte, befand er sich plötzlich in einem verdunkelten Raum wieder, in dem es übel roch.

„Wo sind wir?!“, fragte Sheppard einen der Wächter.
„Sind wir nicht auf dem Weg zum König?“, fragte McKay in einem Ton, der seinen Unglauben, dass sie nicht zum Herrscher unterwegs waren deutlich machte
„Ihr seid im Verließ!“ Der Wächter verzog keine Miene und daran meinte McKay erkennen zu können, dass er keinen Scherz machte.

„Aber wir sind Diplomaten!“, versuchte er es erneut.
„Eure Worte haben keine Bedeutung!“, sagte ein anderer Wächter. „Unser Gebieter hat uns befohlen, Euch ins Verließ zu sperren!“

„Ohne uns auch nur anzuhören?“, fragte Teyla.
„Wenn ihm danach ist, Euch anzuhören, so wird es geschehen, sonst werdet Ihr in diesem Verließ sterben, oder auf dem Schlachtfeld euer Ende finden.“

„Das glaube ich weniger!“, rief plötzlich Sheppard, der sich umdrehte und dem etwas überraschten Wächter einen Fußtritt in den Bauch verpasste.

Der Wächter taumelte auch tatsächlich etwas nach hinten, war jedoch nur wenige Sekunden durch den Schmerz abgelenkt. Er revanchierte sich bei dem Major durch einen blitzschnellen Schlag mit seiner Stabwaffe gegen Sheppards rechtes Knie, der sogleich zu Boden sackte.

„Ich warne Euch. Versucht so etwas nicht noch einmal, sonst werdet Ihr nicht mit einer einfachen zerschmetterten Kniescheibe davon kommen“, sagte der Wächter drohend und öffnete die Zellentür, die ihm am nächsten war. „Da hinein!“

Teyla und Ford halfen Sheppard in die mittelalterlich anmutende Zelle mit ein paar zerrissenen Tüchern auf dem Boden und schloss dann ohne Hast die Zelle.


„Und jetzt?“, fragte McKay.
„Was ist mit dem Knie, Major?“, fragte Ford.
„Er hat glücklicherweise meine Kniescheibe nicht richtig getroffen. Gebrochen ist nichts. Es tut nur höllisch weh“, antwortete Sheppard, der nun an eine Wand gelehnt saß. Er knüllte Tücher zusammen und legte sie unter das ausgestreckte Bein.

Die Lage wurde von Stunde zu Stunde auswegsloser. Zuerst verschwand ihre Möglichkeit durch das Stargate nach Atlantis zurück zu kehren und dann wurden sie auch noch von einem unbekannten Herrscher in ein dunkles Verlies gesperrt, bei dem die Chancen gut standen, darin verrotten zu müssen.

„Wir könnten schon mal einen Fluchtversuch planen“, schlug Ford vor, während er sich die Kappe vom Kopf nahm und sich über seine schwarzen Haare strich.
„Irgendwie sollten wir zu diesem König durchkommen. Vielleicht können wir mit ihm verhandeln“, sagte Sheppard. „Man müsste irgendwie sein Interesse wecken…“ Er legte seine Stirn in Falten.


weiter: Teil 2

Schlusswort:
Endnotenverzeichnis

(1) aus dem Film: Ima, Soko Ni Iru Boku (Now and Then, Here and There), 1999.

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