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Himmel und Hölle von Selana

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8. Ein seltsamer Fremder

Einige Wochen waren seit ihrer Gefangennahme vergangen. O’Neill und Carter hatten die Hoffnung auf Fluch fast schon aufgegeben. Nur die Tatsache, dass bisher noch keiner ihrer Freunde vom Widerstand gefangen worden war, gab ihnen immer wieder neuen Mut. Ihr neuer Freund Logan war auch keine große Hilfe. Der Tok’ra war ihnen beiden ein Rätsel. Und seit einer Woche hatten sie ihn nicht mehr gesehen. Hatte Heru’ur ihn töten lassen oder war er nun doch in dessen Dienste getreten?
Inzwischen wussten sie, dass sein Symbiont Osiris hieß, doch das sagte ihnen beiden nicht viel. Soweit Jack sich erinnern konnte, war Osiris der Gott des Todes gewesen, der über die Unterwelt herrschte. Doch so genau wusste er das auch nicht, denn Geschichte war Daniels Gebiet. Warum Logan so viele Geheimnis wegen seinem Symbionten machte, konnte Jack sich nicht erklären und auch Sams Wissen über die Goa’uld durch Jolinar war nur fragmentartig. Gleich nach ihrer Flucht wollte er Daniel fragen. Bei diesem Gedanken lächelte O’Neill. Er nahm es noch immer als selbstverständlich an, dass sie fliehen konnten.
”Du lächelst?" Carter war O‘Neills Gesichtsausdruck nicht entgangen.
”Ich dachte gerade an Daniel, und das er sicher die Bedeutung von Osiris kennen würde", erklärte Jack.
”Warum machst du dir Gedanken über Osiris? Sollten wir nicht lieber über einen Fluchtplan nachdenken?"
”Aber natürlich! Als ob ich das nicht tun würde.” Er stockte einen Moment. ”Jetzt weiß ich es. Wir gehen einfach durch die Wände, wie die Tolaner", meinte Jack trocken.
Sam warf ihm für diese Bemerkung einen schwer zu deutenden Blick zu.
”Unser Freund Logan täuscht Heru’ur, indem er vorgibt auf seine Seite überwechseln zu wollen, doch wir wissen, dass er das nicht vorhat."
”Was ist, wenn wir uns täuschen? Er benimmt sich zwar wie ein Tok’ra, doch er behauptet selbst keiner zu sein. Zum ersten Mal seit langem, weiß ich nicht, was ich von einem Goa’uld halten soll. Ich spüre, dass er auf unserer Seite ist, und doch..." Sam zögerte beim Weitersprechen.
”Hmm! Es ist denkbar, dass er uns täuscht? Logan, bzw. Osiris, ist trotz allem ein Goa’uld", gab O’Neill zu.
Die unüberhörbaren Schritte von Horus-Wachen waren im Gang zu hören. Sekunden später tauchte Logan in Begleitung von sechs Jaffa vor dem Energieschirm ihrer Gefängniszelle auf. Er trug nun die rotgoldene Bekleidung der Goa’uld und lächelte sie an.
”Wenn man vom Teufel spricht!” bemerkte O’Neill. ”Ein beeindruckendes Aufgebot hast du da bei dir. Du hast dich also endgültig entschieden, Logan? Oder sollte ich dich besser Osiris nennen, denn ich vermute, dass dein Wirt in diesem Fall nicht viel zu sagen hat?" wandte O’Neill sich an den Fremden.
”Da irrst du dich, O’Neill", antwortete Osiris. ”Logan und ich handeln als Einheit. Was ich möchte, will Logan auch."
O’Neill verzog angewidert das Gesicht. ”Ja, das glaube ich gern. Und dabei begann ich euch Tok’ra sympathisch zu finden."
Osiris Augen begannen zu leuchten. ”Ich bin kein Tok’ra!"
”Nein, natürlich nicht", bemerkte O’Neill sarkastisch. ”Du bist ein Goa’uld."
”Ich bin auch kein Goa’uld. Ich bin Osiris." Als sei damit alles gesagt, wandte er sich an die Wächter. ”Holt sie heraus und passt gut auf." An O’Neill und Carter gewandt: ”Heru’ur will euch sehen."
Jack ahnte, dass es diesmal keiner der üblichen Besuche war. Bisher hatte Heru’ur kein Interesse an ihnen gezeigt. Das er sie nun persönlich sehen wollte bedeutete nichts Gutes.
”Und was will Heru’ur von uns? Sollen wir wieder wie Tiere vor einer Kamera gezeigt werden? Oder will er uns erneut seine Macht demonstrieren?" fragte O’Neill.
”Diesmal werden es Verhöre sein. Heru’ur will einiges über den Widerstand wissen", erklärte Osiris.
”Darüber weiß ich gar nichts. Ich war die ganzen Jahre über weg und bin erst jetzt wieder zu meinen Freunden gestoßen..."
”Das ist ein weiteres Rätsel über das Heru’ur mehr wissen möchte. Wo du die ganzen Jahre warst. Wer dich versteckt hat", Osiris sah O’Neill lauernd an. ”Mich interessiert das auch sehr."
”Oh, ich war bei unseren Freunden, den Asgarder", log O’Neill. ”Heru’ur hat auf Chimeria ja schon die Bekanntschaft mit Thor gemacht. Er hat das bestimmt noch in guter Erinnerung."
Zum ersten Mal sah Osiris überrascht aus. ”Du kennst die Asgarder?"
”Sogar persönlich", erwiderte O’Neill und amüsierte sich königlich über den erstaunten Gesichtsausdruck des anderen.
”Interessant", meinte Osiris und musterte O’Neill mit wachsendem Respekt. ”Doch genug geredet jetzt. Bringen wir sie in den Verhörraum, der Doktor wartet schon."
Eskortiert von den sechs Wachen hatten O’Neill und Carter keine andere Wahl, als Osiris zu begleiten. Jack drückte Carters Hand. Was immer auch passieren würde, noch waren sie zusammen.
Der Raum, in den sie nun gebracht wurden, war voll gestopft mit Computern und Monitoren. Mitten drin stand ein hoher Sessel, an dem oben ein Helm befestigt war. Er erinnerte O’Neill fatal an einen elektrischen Stuhl, und er konnte nicht verhindern, dass sich ein flaues Gefühl in seinem Magen ausbreitete. Zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, befanden sich in dem Raum und wandten ihnen den Rücken zu.
Bei ihrem Eintritt hörte die Frau auf zu arbeiten und drehte sich langsam herum. O’Neill erstarrte, als er in ihr Gesicht blickte, denn obwohl zehn Jahre seit ihrer letzten Begegnung vergangen waren, erkannte er sie sofort.
”Janet...!"
Die Frau lächelte sie an: ”Hallo, Jack! Hallo, Sam! Es ist lange her."
Carter überwand ihre Überraschung. ”Ich kann es nicht glauben, du arbeitest für diese Ungeheuer? Und die ganzen Jahre hielten wir dich für tot."
Dr. Janet Fraiser, ehemalige Stations-Ärztin der SGC-Einheiten, sah sie beide grimmig an. ”Das war ich fast auch, doch Samuels war so großzügig mein Leben retten zu lassen. Und als dank arbeite ich seitdem für ihn."
”Du machst das freiwillig? Ohne Zwang?" fragte Jack ungläubig.
”Natürlich! Wo sonst könnte ich mit so großzügigen Mitteln und neuen Technologien arbeiten?" Sie wandte sich an die Jaffa. ”Wir fangen mit dem Mann an. Bindet ihn auf dem Stuhl fest."
”Janet! Nein, dass darfst du nicht machen!" versuchte Carter an Fraisers Gerechtigkeitssinn zu appellieren. ”Wir sind doch Freunde!"
”Wir waren Freunde", stellte Dr. Fraiser richtig. ”Jetzt seid ihr meine Feinde." Sie sah zu, wie die Jaffa O’Neill auf dem Stuhl festbanden und ihm den Helm aufsetzten.
”Du scheinst mehr als besorgt um ihn zu sein”, stellte Janet Fraiser fest. ”Läuft da etwas zwischen euch?"
”Das geht dich nichts an, Verräterin!" antwortete Carter böse.
”Oh! Das tut weh so genannt zu werden", meinte Fraiser in sarkastischem Tonfall. ”Aber ich habe recht mit meiner Vermutung in Bezug auf euch beide. Gut, das zu wissen. Keine Sorge, es wird deinem Liebsten nicht weh tun. Es ist etwas unangenehm, sicher, aber dafür wird er uns auch alles sagen, was wir wissen wollen." Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Uhr und Carter hatte den Eindruck, dass Dr. Fraiser nervös wurde. Sie warf einen weiteren Blick auf die Tür und dann auf O’Neill. ”Nun gut, dann fangen wir eben an. Ich kann nicht länger warten. Niedrigste Stufe", befahl sie dem Mann am Monitor.
”Janet...!" versuchte Carter es nochmals.
”Sei still!" fuhr Fraiser Sam an. Fraiser warf einen Blick auf Osiris, der sie nur ansah und nach menschlicher Art mit den Schultern zuckte.
Sam musste hilflos mit ansehen, wie der Mann am Monitor einige Schalter betätigte und Jack gleich darauf zusammenzuckte und sein ganzer Körper sich zu verkrampften begann.
”Du sagtest, es würde ihm keine Schmerzen bereiten", sagte Sam wütend zu Janet Fraiser.
”Dann habe ich wohl gelogen", Janet beachtete Carter nicht weiter und ging zu O‘Neill hinüber. ”Das war erst der Anfang, Jack, du solltest uns lieber sagen, was wir wissen wollen."
”Geh zur Hölle!" antwortete O’Neill nur.
”Nach dir, Jack!" erwiderte Fraiser und gab dem Mann am Monitor ein Zeichen, woraufhin dieser die Schalter weiter nach unten zog.
O’Neill biss die Zähne zusammen, als der Schmerz verstärkt durch seinen Körper fuhr. Dr. Fraiser sah zur Tür und atmete erleichtert auf, als sie den erwarteten Mann eintreten sah. Sie hatte schon befürchtet, das Schauspiel noch länger durchführen zu müssen.
Der Neuankömmling nickte ihr zu: ”Alles ist bereit, Doktor. Die Aktion kann beginnen."
”Endlich, ich befürchtete schon das schlimmste." Sie sah die Horus-Wächter an und rief: ”Jaffa, kree!"
Im gleichen Moment hoben zwei der Jaffa ihre Zatnickatels und feuerten auf ihre Kameraden. Diese, total überrascht von dem unerwarteten Angriff, kamen nicht mehr dazu, sich zu wehren.
Fraiser hatte im gleichen Moment eine Waffe in der Hand und feuerte zweimal auf den Mann am Monitor und tötete ihn. ”Tut mir leid, Mike, aber du standest leider auf der falschen Seite." Dann eilte Janet zu O’Neill und befreite ihn aus dem Stuhl. Gleichzeitig sagte sie: ”Tut mir leid, Jack, aber leider hat sich unsere Befreiungsaktion etwas verzögert." Sie half ihm aus dem Stuhl, während Carter etwas perplex zu ihm eilte und ihn stützte.
”Alles in Ordnung, Jack?" fragte Sam besorgt.
”Klar doch", antwortete O’Neill, obwohl das gelogen war. Jeder Muskel in seinem Körper tat ihm noch weh, und er verstand überhaupt nichts mehr. ”Was sollte das alles, Janet?"
”Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Unsere Tat ist nicht unbemerkt geblieben. Kommt mit!"
Ohne weiter zu fragen folgten sie Fraiser, Osiris und den Jaffa nach draußen. Sie liefen einen Gang entlang und einer der Horus-Wachen öffnete in der Wand eine Geheimtür. Dahinter befand sich ein schmaler Gang, dem sie folgten. Eine viertel Stunde ging es konstant nach unten.
Dr. Fraiser hielt plötzlich ohne sichtbaren Grund an: ”Hier verschwinden wir im Untergrund."
Jack sah, dass Janet eines dieser seltsamen Goa’uld-Geräte am Finger trug und damit die Wand berührte. ”Kommt dicht zu mir!", befahl sie. Kaum standen sie beieinander; tauchten aus dem Nichts die Ringe eines Materie-Transmitters auf, und im nächsten Augenblick fanden sie sich in einem der Tok’ra-Tunnel wieder.
Weit entfernt glaubte O’Neill einen dumpfen Knall zu hören und auf einen bezeichnenden Blick auf Fraiser, den die Ärztin richtig deutete, sagte diese: "Wir haben die Gänge hinter uns gesprengt. Der Materie-Transmitter wird auch zerstört. Es darf keine Spur zu uns führen."
"Wo sind wir?" Inzwischen fühlte O‘Neill sich wieder besser. Die Schmerzen waren verklungen.
”Ganz tief im Untergrund von Memphis. Heru’ur und Samuels haben keine Ahnung von der Existenz der Tok’ra-Tunnel. Bis jetzt wenigstens. Eure Gefangennahme hat für uns alles verändert", erklärte Janet Fraiser.
”Sind wir jetzt sicher? Kannst du uns erklären, was das alles sollte?" fragte Carter.
”Wir erreichen in Kürze eine unserer Wohnkammern. Dort werde ich euch alles erklären", erwiderte Fraiser und lief weiter.
Eine halbe Stunde später waren sie am Ziel. ”Setzt euch”, forderte die Ärztin sie auf. ”Wir ruhen uns etwas aus bevor wir weitergehen. Und ich kann eure Neugierde befriedigen."
”Da sind wir wirklich gespannt." Ein Blick O‘Neills traf Osiris. ”Auch in Bezug auf deine Rolle in dieser Charade."
Osiris lächelte nur und überließ es Fraiser zu erzählen. ”In einer Beziehung habe ich nicht gelogen. Ich habe wirklich bisher für den Goa‘uld gearbeitet und das freiwillig und ohne Zwang. Bei der Räumung der SGC-Einheiten wurde ich lebensgefährlich verletzt. Ich weiß nur noch, dass ich bewusstlos wurde und dann in einem dieser Sarkophags erwachte. Über mir Samuels, welcher dafür gesorgt hat, dass ich geheilt wurde. Er fand mich wichtig genug, um für Heru’ur zu arbeiten. Anfangs zögerte ich, weil ich Samuels verachtete und nicht für die Goa’uld arbeiten wollte. Doch schließlich erkannte ich, dass ich besser für den Widerstand arbeiten konnte, indem ich so tat, als würde ich freiwillig für Heru’ur arbeiten. Anfangs überwachten sie mich noch, doch schließlich überzeugte ich sie von meiner Ehrlichkeit. Ich wurde nach Memphis gebracht, und sofort begann ich damit, die Widerstandsgruppe aufzubauen. Wir arbeiteten unauffällig und so, dass niemand von unserer Existenz erfuhr. Dann verschwand Heru’ur für zwei Jahre, und in dieser Zeit baute ich unsere Gruppe aus. Wir bauten die Tok’ra-Tunnel so tief in den Untergrund, dass wir vor jeder Ortung sicher waren. Ich musste viel in diesen Jahren tun, was mir widerstrebte, doch unzählige Menschen konnten wir heimlich retten und aus der Stadt schaffen. Viele blieben hier und arbeiten für uns in den Tunnel-Anlagen. Ihr werdet überrascht sein, was wir bisher schon geschaffen haben. Dann kam Osiris, und ich gewann ihn als Verbündeten. Schließlich wurdet ihr gefangen, und nun waren wir gezwungen einen Plan zu eurer Befreiung auszuarbeiten. Wir brauchten die ganzen Wochen dazu, um alles vorzubreiten und heute schlugen wir zu. Dieses Verhör habe ich angeordnet, angeblich im Auftrag von Heru’ur. Dabei weiß dieser gar nichts davon. Leider bin ich nun entlarvt, denn der Raum wurde mit Kameras überwacht, doch das ist nicht zu ändern. Ich werde in Zukunft vom Untergrund aus arbeiten. Ärgerlich ist nur, dass Heru’ur nun von unserer Existenz weiß."
”Ich entschuldige mich für die vorherigen Bemerkungen", sagte Carter. ”Aber..."
”Kein aber, keine Entschuldigung", unterbrach Janet sie. ”Du tatest nur, was dein Herz dir befahl."
Eine Weile herrschte Stille im Raum, dann sagte Dr. Fraiser. ”Es ist Zeit, wir müssen weiter."
Die Ärztin führte sie eine weitere Stunde durch die unterirdische Anlage, bis sie in belebteren Abschnitten herauskamen. Immer öfters trafen sie auf Menschen, die irgendwelchen Beschäftigungen nachgingen. Die meisten grüßten Janet freundlich, die Neuankömmlinge traf dagegen manch neugieriger Blick.
”Das ist unser Arbeitsbereich. Hier haben wir alles ausgebaut. Die anderen Tunnels dienen nur zur Verbindung mit anderen Teilen der Stadt oder zur Flucht.” Dr. Fraiser führte sie in einen großen Kristall-Raum, in dem zehn Menschen an Computern und Monitoren saßen. O’Neill ging neugierig von einem zum anderen. Jeder Bildschirm zeigte einen anderen Teil der Stadt, und in diesem Moment begriff O’Neill, wie weiträumig und groß die Widerstandsgruppe schon war.
”Habt ihr keine Angst geortet zu werden?" wandte sich Jack an einen der Männer am Monitor.
Dieser sah O’Neill kurz an, bevor er antwortete: ”Diese Gefahr besteht nicht. Die Kristalle schützen uns, dann sind wir sehr tief in der Erde. Bisher wurde noch keine unserer Höhlen entdeckt."
”Und ihr überwacht die ganze Stadt?"
”Ja. Wir haben unsere Kameras überall verteilt." Der Mann betätigte einige Schalter und das Bild auf dem Monitor wechselte in regelmäßigen Abständen. O’Neill konnte zum ersten Mal sämtliche Teile der Stadt sehen.
”Stopp! Das letzte Bild nochmals zurück, Markus", sagte Dr. Fraiser hinter ihnen.
Markus gehorchte und O’Neill blickte auf ein Sternentor, dass mitten in einem blühenden Garten stand. Davor ein See, von dem unzählige Kanäle abzweigten und die umliegenden Felder bewässerten.
”Daher stammt also das viele Wasser, aber ist der See nicht etwas klein dafür?" meinte O’Neill.
Janet lächelte leicht. ”Du wirst dich wundern. Der See wird alle zwanzig Stunden von einer anderen Quelle gespeist - durch das Sternentor."
”Du scherzt? Wie und woher?"
”Die Gegenstelle des Sternentors ist ein Wasserplanet", erklärte Janet. ”Alle zwanzig Stunden wird das Tor aktiviert und das Wasser in den See geleitet. Von hier aus wird es über alle Felder gepumpt und damit sämtliche Pflanzen und Früchte, die hier wachsen, bewässert."
”Eine tolle Idee", meinte O’Neill. ”Aber, was ist mit der Gegenstelle? Sind die dortigen Bewohner damit einverstanden, dass ihr Wasser gestohlen wird?"
”Bisher wurden keine Bewohner gefunden."
”Nun, was aber nicht bedeutet, dass es keine gibt. Oder hat Heru’ur das nachprüfen lassen?"
”Ich denke nicht. Und wenn es welche gäbe, hätte der Goa’uld sie höchsten vernichten lassen. Doch jetzt sagt mir, was habt ihr weiter vor? Sollen wir euch aus der Stadt schmuggeln?"
”Uns? Was ist mit dir? Du kommst doch mit uns?" fragte Carter.
”Nein", Janet schüttelte entschieden den Kopf. ”Mein Platz ist hier. Ich bin in den unterirdischen Anlagen sicher."
”Ich hätte einen Vorschlag zu machen", mischte sich Osiris ein. ”Wir könnten durch das Sternentor gehen und die Callisto holen."
”Callisto?" fragte O’Neill.
”Die Callisto ist mein Raumschiff, das größte Pyramiden-Schiff, dass je gebaut wurde. Ich besitze es seit unzähligen Jahren und es ist der Rest, der mir von meinem Reich geblieben ist."
O’Neill sah den anderen an. Raumschiff, ehemaliges Reich? Wer, um alles in der Welt, war Osiris? Langsam wurde er neugierig und Osiris würde einiges erklären müssen. Auch, was sein Alter anging. Jack vermutete stark, dass er älter, als die üblichen Tok’ra war.
Osiris bemerkt O’Neills Blick und klopfte ihm leicht auf die Schultern. ”Du wirst neugierig, mein Freund, das sehe ich dir an. Aber noch ist nicht die Zeit alles zu erklären. Nur soviel - früher herrschte ich über unzählige Welten. Nicht als Tyrann wie die System-Fürsten, sondern mehr wie ein König, der seine Untertanen liebte. Als immer mehr System-Fürsten auftauchten, neideten sie mir mein Reich und versuchten mich zu vernichten. Erst waren es nur einzelne, dann verbündeten sie sich gegen mich. Und gegen diese vereinte Macht hatte ich keine Chance. Ich musste fliehen und untertauchen, viele Jahre lang. Nur die Callisto und ihre Besatzung ist mir geblieben. Wir gründeten auf dem Schiff einen Stadtstaat und die Menschen, die mir freiwillig dienten, gründeten Familien, bekamen Kinder, und so war es für mich kein Problem einen neuen Wirt zu finden, wenn mein alter Wirt starb, denn genau wie die Tok’ra benutze ich keinen Sarkophag um mein Leben zu verlängern. Vor einem halben Jahr war ich auf einem Planeten, nur drei meiner Leute begleiteten mich. Heru’ur überfiel uns, tötete meine Männer und nahm mich gefangen. Von der Callisto weiß er zum Glück nichts. Heru’urs zwei übrigen Pyramiden-Schiffe und die kleineren, die auf der Erde gebaut werden, bedeuten keine Gefahr für mein Schiff."
”Und du würdest für uns kämpfen?" fragte O’Neill. ”Unseren Kampf gegen Heru’ur mit diesem Schiff unterstützen?"
Osiris nickte nur.
”Dann lasst uns aufbrechen."
”Ich führe euch durch die Tunnels, direkt zum Sternentor", bot Janet an.
”Einverstanden", stimmte O’Neill zu. Es wurde Zeit etwas konkretes zu unternehmen.
Fraiser bestimmte vier Widerstandskämpfer, die sie begleiten sollten. Zwei Stunden später waren sie am Ziel. Mit einem weiteren Materie-Transmitter kamen sie in einem kleinen Raum heraus.
”Das ist ein Gebäude direkt am Sternentor. Bisher wurde der Ausgang selten benutzt", erklärte Dr. Fraiser ihnen.
Einer ihrer Männer war vorausgegangen und kehrte zurück. ”Draußen ist alles klar. Es sind nur die üblichen fünf Wachen da. Der nächste Wassertransport ist erst in sechs Stunden. Wir haben also Glück. Unser Mann im Kontrollraum ist der linke."
”Dann sollten wir handeln", ordnete O’Neill an.
Sie folgten dem Widerstandskämpfer durch einen schmucklosen Korridor zu einem Kontroll-Raum. Bei ihrem Eintritt sahen die fünf Techniker auf, doch die Zatnickatels der Widerstands-Kämpfer betäubte sie. Nur den Mann, der zu ihnen gehörte, verschonten sie.
”Wir müssen uns beeilen. Sobald ich das Sternentor aktiviere wird Alarm ausgelöst”, teilte der Techniker ihnen mit. ”Habt ihr die Koordinaten?"
Osiris nickte und zeigte dem Mann die entsprechenden Symbole. Der Techniker wählte und draußen begannen die Kristalle nacheinander aufzuleuchten, bis sich schließlich das Tor aufbaute.
Sofort ertönte eine Computer-Stimme: ”Achtung! Unerlaubte Sternentoraktivierung! Achtung! Unerlaubte Sternentoraktivierung”, gleichzeitig fing eine Sirene an zu heulen.
Die Widerstandskämpfer ignorierten die Stimme und die nervende Sirene und verließen den Kontroll-Raum, um ins Freie zu treten. Der Himmel empfing sie in strahlendem Blau und O’Neill genoss den Anblick. War es doch zum ersten Mal seit Wochen, dass er den Himmel als freier Mann betrachten konnte. Doch das würde nicht lange so sein, wenn sie sich nicht beeilten.
Osiris stand schon vor dem wabernden Tor und betrachtete es. O’Neill stellte sich neben ihn. ”Hoffentlich ist die Callisto noch dort, wo ich sie zurückließ. Ich gab meinem Stellvertreter zwar genaue Anweisungen, allerdings ahnte ich nicht, daß ich so lange weg sein würde", zum ersten Mal glaubte O’Neill Furcht in der Stimme des Tok’ra zu hören.
”Wir haben keine Zeit darüber nachzudenken”, O’Neill warf einen besorgten Blick in den Himmel. Jeden Moment konnten dort die Todesgleiter der Goa’ulds auftauchen.
”Schnell!” bemerkte auch Dr. Fraiser. ”Ihr habt höchstens noch eine Minute. Meine Männer und ich müssen gehen.
Osiris sah O’Neill noch einen Augenblick an und verschwand dann im Tor. O’Neill warf noch einen letzten Blick auf die Stadt, umarmte Janet und folgte Osiris ohne noch lange darüber nachzudenken, ob an ihrem Ziel die Empfangsstation offen war.
Carter umarmte Janet ebenfalls und eilte hinter den Männern her. Das Tor schloß sich sofort wieder.
Dr. Fraiser gab ihren Männern ein Zeichen, woraufhin alle zu dem Gebäude zurückliefen, denn am Himmel tauchten in diesen Sekunden die ersten Todes-Gleiter auf. Die Maschinen eröffneten sofort das Feuer auf die kleine Gruppe. Die Widerstandskämpfer schafften es gerade noch in das Gebäude zu flüchten und den Materie-Transporter zu aktiveren. Als sie die Tunnels erreichten, zündete Janet den Sprengsatz am Materie-Transporter. Sie hatten genau zwanzig Sekunden um sich in Sicherheit zu bringen. Anschließend zerstörten sie auch die umliegenden Tok’ra-Flucht-Tunnels. Nichts sollte ihren Verfolger den Weg zu ihnen zeigen.
Viele Lichtjahre entfernt materialisierten O’Neill, Carter und Osiris in der Empfangsstation des Sternentors. Die Halle war indentisch mit der, in welcher sie damals auf Apophis Raumschiff herausgekommen waren, nur viel größer.
Sie sahen sich zehn grimmig blickenden Männern und Frauen gegenüber, in einer Art Uniform, bestehend aus grüner Hose, weißem Hemd, kurzer Jacke und schwarzen Stiefeln. Als die Wachen Osiris erkannten senkten sich die Waffen.
”Vater!" Eine junge Frau trat aus dem Kreis der Wachen und umarmte Osiris.
Logan antwortete: ”Serina, mein Kind, gut dich zu sehen."
”Wir haben uns große Sorgen gemacht. Als du nicht zurückkamst suchten wir dich, doch wir fanden keine Spur mehr. Was ist nur passiert? Wo warst du das letzte halbe Jahr? Und wo sind Karim, Mia und Itan?" Ihr Blick fiel auf die beiden Fremden. ”Willst du uns nicht deine Begleiter vorstellen?"
”Meine Freunde Jack O’Neill und Samantha Carter von der Ersten Welt", stellte Logan sie vor. ”Und das ist Serina, meine Tochter."
”Deine Tochter? Aber...!" Jack verschlug es die Stimme, dann begriff er: ”Die Tochter von Logan, richtig?"
Logan nickte. ”Wir beide, Osiris und ich, bilden eine Einheit.”
"Die Erste Welt? Aber Tau’ri gibt es nicht. Sie existiert nur in der Legende", warf Serina ein. Sie musterte Carter und O’Neill wie zwei seltsame Insekten, doch es schien ihr zu gefallen, was sie sah, denn sie lächelte plötzlich.
”Nicht mehr", stellte Logan richtig. ”Ich war auf Tau’ri. Eine schöne Welt, zumindest war sie es bis Heru’ur sie eroberte und die Menschen versklavte."
”Heru’ur!" Serina spuckte das Wort wie einen Fluch heraus. ”Immer wieder er." Ihre blauen Augen funkelten vor Zorn. Ihre langen blonden Haare umspielten ungebändigt ihre zierlichen Schultern und sie überragte Carter fast um zehn Zentimeter.
”Karim, Itan und Mia sind leider tot", fuhr Logan fort und beantwortete damit die Frage seiner Tochter. ”Sie wurden bei meiner Gefangennahme getötet."
Serinas Blick wurde noch zorniger. ”Wir müssen ihre Familien benachrichtigen. Und wir sollten Heru’ur endlich zur Hölle schicken."
Logan lächelte und meinte. ”Genau das haben wir vor. Ich habe meinen neuen Freunden versprochen, ihnen mit der Callisto zu helfen ihre Welt zurückzuerobern. Heru’ur hat nur noch zwei angeschlagene Pyramiden-Schiffe und einige kleinere, die auf der ersten Welt gebaut werden. Er wurde von Hathor und Sokar geschlagen und Tau’ri ist sein letzter Zufluchts-Ort."
”Den wir ihm auch noch nehmen werden", meinte Serina grimmig. Sie warf noch einen Blick auf Carter und O’Neill, dann drehte sie sich herum und stürmte mit energischen Schritten davon.
”Deine Tochter ist sehr lebhaft", stellte O’Neill grinsend fest. ”Sie scheint zu wissen, was sie will."
”Oh ja!" stimmte Logan seufzend zu. "Sie ist manchmal sehr schwierig und kaum davon abzuhalten irgendwelche Dummheiten zu begehen. Doch jetzt gehen wir zuerst zur Peltak. Wir müssen den Kurs nach Tau’ri eingeben."
Die beiden Menschen gingen mit Logan durch die Gänge des Raumschiffes. Die Wände waren mit Schriftzeichen verziert und strahlten und funkelten im reinsten Goldton. Überall diese Trennwände, die O’Neill nur zu gut in Erinnerung hatte, und die ihnen damals oft als Schutz gedient hatten. Nach einiger Zeit erreichten sie die Peltak, die Brücke des riesigen Raumschiffes. Dort wurden sie schon von Serina und einem Mann in mittleren Jahren erwartet.
Der Mann begrüßte Logan mit einer kurzen Verbeugung und der Tok’ra stellte ihn als Ashley, seinen Stellvertreter und Kommander des Schiffes, vor.
”Alle Startvorbereitungen sind getroffen. Du musst nur noch die Koordinaten eingeben, Vater", sagte Serina und machte eine auffordernde Handbewegung.
Logan trat an das Pult heran und bewegte seine Hände über die fremdartig aussehenden Schalter und Flächen. Plötzlich spürten sie einen sanften Ruck, und unwillkürlich sahen O’Neill und Carter sich nach einem sicheren Halt um, denn sie hatten keine Lust bei einer plötzlichen Beschleunigung zu Boden geschleudert zu werden, doch nichts dergleichen geschah. Die Wand vor ihnen erhellte sich und der Hyperraum war zu sehen. Sie mussten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Raum bewegen. Diesmal war der Anblick nicht furchterregend für O’Neill und Carter. Im Gegenteil, zum ersten Mal konnten sie den fantastischen Anblick genießen.
Der Hyper-Raum erstrahlte im tiefsten Blau, nur von weißen Schleiern unterbrochen, die sich manchmal um sich selbst drehten, größer wurden und wieder dem blau wichen, um erneut größer zu werden. Das ganze sah aus, als würden sie sich durch einen blauweißen Tunnel bewegen. Unwillkürlich fragte sich O’Neill wie hoch ihre Geschwindigkeit war.
”Das ist wunderschön", sagte Carter neben ihm. Bisher hatte sie auffallend geschwiegen und O’Neill sah sie an. Er ergriff ihre Hand und drückte sie. Sam hob den Blick und sie sahen sich in die Augen, und für einen Moment war selbst der unglaubliche Ausblick für sie unwichtig.
Serina war dieser Blick nicht entgangen und sie bemerkte vorlaut. ”Ihr beide seid wohl ein Paar, was?"
O’Neill und Sam blickten sie wie auf Kommando an, sagten jedoch beide nichts.
Serina hob abwehrend die Hände: ”Schon gut, ich bin schon ruhig.” Die beiden Fremden blickten wieder auf das Panorama vor ihren Augen, dass für Serina so selbstverständlich war, dass sie keinen Gedanken daran verschwendete. Die junge Frau musterte die beiden unmerklich und gab zu, dass sie ein schönes Paar waren. Die Menschen der ersten Welt faszinierten sie und Serina beschloss viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie wollte möglichst viel über die Tau’ri erfahren, denn schon als Kind hatten sie die Erzählungen darüber in den Bann gezogen. Als sie erwachsen wurde, hatte sie darüber gelacht und alles in das Reich der Märchen verbannt. Doch nun...
Logan fiel die ungewöhnliche Schweigsamkeit seiner Tochter auf und er bemerkte die Blicke, die sie den Menschen zuwarf. Vielleicht waren die beiden Tau’ri genau das richtige Mittel, um seine Tochter etwas zu zähmen, und sie konnte sicher viel von ihnen lernen und umgekehrt genauso.
”Wie lange brauchen wir bis zur Erde?" fragte Carter. Sie bemerkte Serinas fragenden Blick und erklärte: ”Wir nennen unseren Heimatplaneten Erde."
”Das ist ein seltsamer Name für einen Planeten. Jeder Planet hat Boden, also Erde. Aber er drückt die Bedeutung aus, die die Tau’ri ihrer Heimat entgegenbringen."
”Nicht immer, Serina," bemerkte O’Neill und dachte dabei an die Ausbeutung und Umweltverschmutzung, welche die Menschen der Erde angetan hatten. Doch das würde sich in Zukunft ändern, und die Erde würde mit dem Respekt behandelt werden, die sie verdiente. War sie nicht Heimat, Mutter, Ernährerin und Beschützerin für die Menschen? Doch bisher erntete sie dafür nur Undank und Ausbeutung.
”Also, wie lange?" fragte Carter nochmals.
Serina warf einen Blick auf die Instrumente und betätigte einige Schalter. Der Ausblick auf dem Bildschirm veränderte sich und machte einem riesigen Planeten mit einem großen roten Flecken Platz.
”Unglaublich! Der Jupiter!" hauchte Carter und konnte es nicht glauben.
”Wir sollten stoppen und erst einmal die Lage erkunden", schlug O’Neill vor.
”Jack hat recht!" sagte Osiris und wandte sich an Ashley und befahl ihm das Schiff anzuhalten.
Kurz darauf stand das riesige Pyramiden-Schiff in einer stationären Bahn hoch über dem Jupiter.
”Ich schicke meine Erkundigungssonden aus”, erklärte Ashley ihnen.
”Das ist eine gute Idee”, lobte Logan ihn. ”Die Sonden sind winzig und besitzen einen Tarnschirm. Die Goa’uld können sie nicht orten. Wir erfahren alles, gefährden dabei aber kein Menschenleben.”
Während Ashley die Sonden persönlich programmierte, fragte Serina: ”Was ist? Seid ihr beiden nicht neugierig? Möchtet ihr einen Rundgang durch das Schiff?”
”Ja, gerne”, stimmte Carter zu und auch O’Neill war damit einverstanden.
”Dann entschuldigt ihr uns, Vater?” fragte Serina. Sie wartete allerdings die Antwort nicht ab, sondern ging schon zur Eingangstür. O’Neill und Carter blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Während sie dabei waren das Schiff zu besichtigen, passierte auf der Erde auch einiges...!

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