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Himmel und Hölle von Selana

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5. Ein freudiges Wiedersehen

Am anderen Morgen brachen sie früh auf, sie hofften, ihr Ziel bis zum Abend zu erreichen. Es würde nicht einfach sein und noch ein anstrengender Marsch werden.
Gegen Mittag hielten sie an, als über ihnen einige Gleiter auftauchten. Die Jaffa gaben die Suche nach ihnen nicht auf. Einer der Gleiter kam gefährlich nahe an ihr Versteck heran, als er dicht über den Baumwipfeln dahinflog und nur die dichten Blätter verhinderten, dass sie entdeckt wurden. Schliesslich beschleunigte der Gleiter und verschwand.
”Ob er uns entdeckt hat?" fragte Ferretti. ”Er rückte uns ziemlich dicht auf den Pelz."
Rya’c musterte Ferretti erstaunt von oben bis unten: ”Ich sehe keinen Pelz an dir. Und es ist mir nicht bekannt, das die Tau’ri einen Pelz besitzen."
Diese Worte brachen die Anspannungen der letzten Minuten. O’Neill brach in Gelächter aus und Ferretti meinte: ”Mein Junge, du musst noch viel von uns lernen. Das ist nur so eine Redensart und bedeutet, dass die Verfolger uns sehr nahe waren."
”Ach so!" Rya’c sah beruhigt aus. Die Vorstellung, dass die Menschen einen Pelz besaßen, schien ihm nicht behagt zu haben.
Martouf lächelte nur. Er war die letzte Zeit nur mit Menschen zusammen gewesen und kannte ihre Eigenarten, und auch für ihre Vorliebe in Redensarten zu sprechen. Lantasch übernahm nur dann den gemeinsamen Körper, wenn andere Tok’ra in der Nähe waren. Er hatte gelernt, dass unverschmelzte Menschen es lieber hatten, sich mit ihresgleichen zu unterhalten.
Nach dieser kurzen unfreiwilligen Rast beschlossen sie weiterzugehen. Inzwischen war es wieder drückend heiß und die Luft so schwül, dass jeder seine Kraft auf das Gehen konzentrierte und nur das notwendigste sprach. Nach zwei Stunden tauchte vor ihnen eine Lücke im Wald auf und sie beschlossen diese am Rande zu umgehen, weil sie im offenen Gelände leicht entdeckt werden konnten.
Als sie die Lichtung umlaufen hatten und wieder in den Urwald eindringen wollten, waren die Horus-Krieger da. O’Neill, Rya’c, Ferretti und Martouf blickten in die Mündungen von vier Strahlenlanzen. Nach wenigen Augenblicken senkten die Krieger die Waffen allerdings wieder.
”Jack! Du bist es tatsächlich!" Bevor er es verhindert konnte, lief der Krieger auf ihn zu und umarmte ihn. O’Neill sah den Horus-Wächter verwundert an. Durch den Helm klang die Stimme verzerrt, doch irgendwie wusste er, dass er diese Stimme kannte.
Der Krieger ließ seinen Helm im Anzug verschwinden und Jack blickte in zwei blaue Augen und in ein strahlendes Gesicht. Auch die drei übrigen Krieger zeigten ihre Gesichter.
”Sam!" O’Neill konnte es nicht fassen, ihr so unverhofft gegenüberzustehen. Dann blickte er die anderen an: ”Daniel, Teal’c! Was, um aller Welt, macht ihr hier?"
”Ist das deine Art alte Freunde zu begrüßen?" fragte Daniel lächelnd.
”Nein! Nein, ganz und gar nicht", antwortete Jack. Er befreite sich sanft aus Sams Armen und umarmte seine Freunde. Die vierte Person erkannte er sofort, auch wenn er ihr noch nie begegnet war – Rebecca Morgan. O’Neill nickte ihr freundlich zu.
Sie sah O’Neill nur kurz an, bevor ihr Blick auf Martouf fiel. Ihre Augen begannen zu leuchten. ”Wir alle dachten, die Goa’uld hätten dich noch in ihrer Gewalt.” Verdammt, dass wollte sie doch gar nicht sagen. Sie wollte Marouf sagen, wie sehr sie ihn vermisst hatte; ihm gestehen, was für eine große Angst sie um ihm gehabt hatte, als bekannt wurde, dass die Jaffa ihn gefangen hatten; wie sehr sie ihn liebte. Doch sobald er ihr gegenüber stand, wurde sie so nervös, dass sie alles vergaß, was sie ihm eigentlich sagen wollte.
Martouf lächelte sie an. Ein Lächeln, in dem sich Rebecca verlieren könnte. ”O’Neill und Ferretti haben mich mit Hilfe des Jaffa befreit.” Rebecca blickte verlegen zur Seite und der Augenblick der Magie war vorüber.
Alle Blicke richteten sich nun auf den jungen Mann und O’Neill wusste, dass er eine Überraschung für Teal’c hatte. ”Teal’c, mein Freund", begann O’Neill. ”Ich hörte, dass Carter und du die einzigen gewesen sind, die nicht an meinen Tod glaubten?"
”Das ist korrekt!" antwortete Teal’c neutral, doch in seinen Gesichtszügen las O’Neill, dass sein Freund sich ebenso freute ihn wieder zu sehen, wie er Teal’c.
”Teal’c, ich habe eine Überraschung für dich." O’Neill war nicht entgangen, dass Teal’c den Jaffa nicht aus den Augen ließ. ”Du kennst den jungen Mann?"
”Ich habe ihn noch nie gesehen...und doch ist mir, als müsste ich ihn kennen."
Rya’c sagte die ganze Zeit kein Wort. Er hatte seinen Vater sofort erkannt, doch er wollte O’Neill die Überraschung nicht verderben.
”Das wundert mich nicht", fuhr Jack fort. ”Er hat sich sehr verändert, seit wir ihn das letzte Mal sahen. Damals war er noch ein Kind." Als Jack sah, dass Teal’c zu begreifen begann, nickte er zustimmend. ”Ganz recht, das ist Rya’c, dein Sohn. Und wir alle verdanken ihm unser Leben."
”Rya’c!" Teal’c gab seine bisherige Beherrschung auf und eilte zu seinem Sohn, um ihn zu umarmen.
”Ist das wirklich Rya’c?" fragte Carter und sah Jack an. Als O’Neill nickte. ”Das ist wirklich großartig für Teal’c, doch jetzt sag mir, Jack, wo warst du die ganze Zeit über?" Carter fiel nicht auf, dass sie ihren ehemaligen Vorgesetzten duzte. Doch es fiel ihr auf, dass er noch immer so aussah wie vor zehn Jahren. Bei ihrer Umarmung hatte sie gespürt, dass er kein Goa’uld war. Sam konnte ihr Glück noch nicht begreifen, und sobald die Gelegenheit günstig war, würde sie ihm sagen, was sie für ihn empfand. Sie hatten genug Zeit verloren. Und irgendwie spürte sie, dass Jack ihre Gefühle erwiderte. Sam hatte es in seinen Augen erkannt.
Carters Blick fiel auf Rebecca. ”Ich bin unhöflich, darf ich dir Rebecca Morgan vorstellen? Sie hat..."
”Sie hat mich ersetzt, ich weiß", unterbrach O’Neill Sam. ”Ich freue mich Sie kennen zu lernen, Rebecca. Ich darf Sie doch so nennen? Nennen Sie mich einfach Jack." Er reichte ihr die Hand und Morgan erwiderte seinen festen Händedruck. Rebecca sah ihm in die Augen und konnte sich seinem Charme nicht entziehen. Außerdem sah sie, dass er es ehrlich meinte. Und sie musste zugeben, dass Sam nicht unrecht hatte – O‘Neill sah wirklich gut aus. Außerdem hatte er Martouf gerettet. ”Die Ehre ist ganz meinerseits", antwortete sie deshalb freundlich. ”Sam hat mir schon so viel von Ihnen erzählt, dass ich mich freue, Sie endlich persönlich kennen zu lernen.”
”So?” Ein prüfender Blick traf Carter, die bei Morgans Worten rot geworden war. ”Ich hoffe, es waren nur gute Dinge.”
”Du hast meine Frage noch nicht beantwortet", bemerkte Carter schnell, um von diesem Thema abzulenken.
O’Neill erzählte zum wiederholten Male, was mit ihm passiert war, und die anderen hörten gebannt zu.
”Eine Zeitreise also; und für dich sind nur Tage vergangen? Das ist unglaublich", meinte Sam. ”Das erklärt aber dein unverändertes Aussehen."
Jack grinste sie an, während sich Daniel zu Wort meldete. ”Das ist faszinierend, Jack! Ein Zeittor und kein Sternentor. Das erklärt natürlich viel. Du musst mir später ausführlich alles erzählen." Er sah zu Boden und als Daniel aufblickte, sagte er mit veränderter Stimme: ”Mich interessiert das noch mehr, Tau’ri. Du musst wissen, dass ich mich schon seit langem mit Zeitreisen beschäftige. Seit meiner Geburt, vor tausend Jahren, interessiere ich mich für dieses Thema."
Jack wich erschrocken einen Schritt vor Daniel zurück, bis er begriff: ”Was? Du nun auch, Daniel?”
”Oh, verzeih mir, O’Neill. Ich habe vergessen mich vorzustellen. Ich bin Baldur und Daniel war so freundlich mein neuer Wirt zu werden, als Shiro, mein vorheriger Wirt starb."
”Ich nehme an Shiro wurde getötet?” vermutete O’Neill.
”Nein, er starb an Altersschwäche. Ich bin Wissenschaftler und Forscher, kein Kämpfer. Euren Kampf unterstütze ich nur, weil ich die Tau’ri mag”, erklärte Baldur. ”Und weil ich Daniel mag.”
O’Neill überwand seine Überraschung Daniel so unverhofft als Tok’ra wieder zu sehen: ”Es freut mich, dass du uns magst, und ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen, doch..."
”...doch, du willst dich lieber mit Daniel unterhalten?" stellte Baldur fest.
Jack nickte. ”Du musst das verstehen, es ist einfach ungewohnt für mich. Doch sobald wir Zeit haben, werde ich deiner Bitte nachkommen und dir deine Fragen beantworten", versprach O’Neill. Er wollte Baldur nicht verärgern, schließlich war es Daniel, den er vor sich hatte...
”Kein Problem", entgegnete Baldur. Und im nächsten Augenblick konnte sich Jack wieder mit Daniel unterhalten.
”Daniel, mach das nicht mit mir. Das ist ja mehr als irritierend”, schalt O’Neill seinen Freund.
Daniel lächelte nur. ”Ich weiss, du musst dich noch an die Tok’ra gewöhnen, doch keine Sorge, Baldur ist eine faszinierende Persönlichkeit. Ich diskutiere gerne mit ihm."
”Diskutieren? Aber geht denn das?"
”Oh, das ist, wie, wenn du dich mit dir selbst unterhältst. Ist ein ganz tolles Gefühl, kann ich dir sagen. Du solltest selbst ein Tok’ra werden."
”Oh danke! Das muss ich mir noch reiflich überlegen. Aber werden die Tok’ra nicht nur 200 Jahre oder so alt?"
”Nein, so alt kann ein menschlicher Wirt werden. Und wenn ein Tok’ra dann nicht rechtzeitig einen Wirt findet, muss auch er sterben, wie du ja weißt. Hat er immer einen Wirt zu seiner Verfügung, kann ein Tok’ra so alt wie jeder andere Goa’uld werden."
”Hm! Das hört sich an, als wärst du ganz begeistert ein Wirt zu sein."
”Das bin ich auch", erklärte Daniel. ”Das ganze Wissen, die Erfahrungen, die vielen..." Daniel stockte, als er Jacks Gesichtsausdruck sah. ”Ich sehe, dass ist noch zu früh für dich ist. Warte einige Zeit ab, dann wirst du es verstehen. Viele von uns Widerstandskämpfer werden Wirte, um so das Wissen der Menschheit zu vergrößern. Stell dir vor was passiert, wenn Heru’ur vertrieben ist. Wir bauen mit diesem neuen Wissen die Menschheit neu auf. Mit Technologien, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten. Wir können Raumschiffe bauen und dort das Universum erforschen, wo es keine Stargate gibt. Oder Sternentore dort errichten, wo wir es wünschen. Es ist einfach unvorstellbar."
”Das hört sich ja ganz toll an, Daniel, doch jetzt würde mich mehr interessieren, wie ihr uns gefunden habt. Warum seid ihr überhaupt hier?"
”Wir haben die Nachrichten gehört, in denen dich Samuels als Terrorist suchen lässt. So beschlossen wir, dich zu suchen und flogen in die U.S.A. Unterwegs bemerkten wir die Gleiter und haben uns einfach an der Suche beteiligt. Für mich und Teal’c, als Tok’ra und Jaffa, ist es einfach die Horus-Wachen zu täuschen, zumal wir auch deren Uniformen zur Tarnung tragen. So fanden wir euch."
”Dann war das euer Gleiter, den wir vor kurzem über uns sahen?" Als Daniel nickte: ”Aber wie habt ihr uns gefunden? Rya’c hat ein Gerät, dass verhindert, dass wir geortet werden können."
”Die Goa’uld haben nicht wie wir die Technik der Nox."
”Ihr habt wieder Kontakt mit den Nox?" fragte O’Neill erstaunt.
”Hin und wieder, aber das war vor der Invasion."
”Warum helfen die euch nicht?"
”Wahrscheinlich wissen die Nox nicht, dass Heru’ur die Erde erobert hat", vermutete Daniel nicht ganz überzeugt. Wahrscheinlicher war es, dass die Nox sich nicht dafür interessierten. Sie wollten in Ruhe gelassen werden.
”Dann sollten wir Kontakt mit ihnen aufnehmen", verlangte O’Neill.
”Wir wissen nicht wie. Sie haben sich total abgekapselt und ihr Sternentor ist unpassierbar. Und auf unsere Kontaktversuche haben sie nicht reagiert."
”Dann werden wir uns selbst helfen. Heru’ur muss von der Erde vertrieben werden", sagte O’Neill.
”Was glaubst du, was wir die letzten Jahre versucht haben? Denkst du, wir hätten uns nur versteckt?" meinte Daniel wütend.
”Nein, das nicht, aber..."
”Kein aber! Wenn du uns helfen willst gut, aber glaube nicht, dass es so einfach ist."
”Das glaube ich bestimmt nicht, doch ich werde auf keinen Fall nur in einem Versteck herumsitzen. Das ist nicht meine Art."
”Dann wird ab sofort SG-1 wieder aktiv werden", sagte Carter hinter ihnen. ”Es stört mich schon lange hauptsächlich nur hinter einem Schreibtisch zu sitzen und Befehle zu geben. Ab heute wird SG-1 Samuels das Fürchten lehren. Wir sind zurück...!"
”Und was machen wir nun?" Carter sah auffordernd in die Runde und erwartete Vorschläge. ”Unser Versteck im Dschungel von Amazonien existiert inzwischen nicht mehr, denn nach einer Evakuierung werden die Kristall-Tunnels zur Sicherheit zerstört."
”Wir könnten erst einmal in das Versteck in der Nähe gehen", schlug Martouf vor.
”Martoufs Vorschlag hört sich gut an. Die Horus-Krieger haben die Suche noch nicht aufgegeben", meinte Carter.
Da alle mit dem Vorschlag einverstanden waren, begaben sie sich zu dem großen Gleiter, mit dem das SG-1-Team gekommen war. Der Luftraum war im Moment klar, so flogen sie zu dem Versteck in der Nähe. Es handelte sich nicht um einen der Kristall-Tunnel der Tok’ra, sondern um ein verlassenes Dorf, mitten in den Bergen. Unter einem der zerstörten Häuser war ein großer Kellerraum eingerichtet worden, in dem haltbare Nahrungsmittel und Waffen gelagert wurden.
Nachdem sie sich eingerichtet hatten, trafen sie sich um zu besprechen, was als nächstes zu geschehen hatte. Die Sache mit dem Dreiecks-Tor beschäftigte sie.
Ein Stargate, das kein Sternentor, sondern ein Zeittor war!
Was für eine Vorstellung!
”Wir könnten das Tor benutzen und in die Vergangenheit gehen und die Invasion verhindern", schlug Morgan vor.
”Oh, oh! Warte!" Daniel war damit nicht einverstanden. Er sah zu Boden und als er wieder aufsah sagte Baldur: "Ich stimme Daniels Bedenken zu. Wenn wir in den Zeitverlauf eingreifen, wissen wir nicht, was wir damit anrichten. Warnte der Spruch auf dem Tor nicht ausdrücklich davor schon Geschehenes zu ändern? Vielleicht vernichten wir dadurch unsere ganze Existenz."
”Wir hätten die Möglichkeit den Tod vieler Menschen zu verhindern", Rebecca ließ sich nicht so leicht umstimmen.
”Man sollte in Geschehenes nicht eingreifen", meinte O’Neill. ”Außerdem, habt ihr nicht gesagt, dass Tor wäre vernichtet worden?"
”Das sagte man uns", gab Carter zu. ”Doch wissen wir, ob das die Wahrheit ist? Bisher konnte man noch nie ein Stargate vernichten.”
”Nein, ich bin dagegen", bemerkte Baldur. ”Es ist viel zu gefährlich mit der Zeit zu experimentieren. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir sollten unsere Zeit nicht damit vergeuden."
”Ich stimme Baldur zu", sagte Teal’c.
”Und ich bin auch gegen Zeitexperimente", meinte Rya’c. ”Selbst, wenn ich dadurch meine Mutter retten könnte."
Alle sahen jetzt Martouf an. Sein Symbiont Lantasch war der Älteste und damit erfahrenste im Raum, nach Baldur natürlich.
”Dagegen!" sagte Martouf.
In diesem Moment betrat Ferretti den Raum. ”Leute! Es gibt Neuigkeiten! Ich hörte den Funkverkehr der Horus ab. Heru’ur ist zurück und hält sich in der Verbotenen Stadt auf. Er hat eine Niederlage einstecken müssen. Eine Allianz, bestehend aus unserer Freundin Hathor und Sokar hat ihm eine schmerzliche Niederlage bereitet. Vier seiner sechs Pyramiden-Raumschiffe sollen zerstört worden sein. Mit den letzten ist er zur Erde geflüchtet. Und hier will er wohl die Wunden lecken und abwarten."
”Verbotene Stadt?" fragte O’Neill neugierig, weil er mit dem Begriff nichts anfangen konnte.
”Die liegt drüben in Afrika und heißt eigentlich Memphis. Doch viele nennen sie die Verbotene Stadt, weil jedem untersagt worden ist, dorthin zu gehen. Es sei denn, man wird eingeladen oder zwangsweise als Sklave hingebracht", erklärte Carter. ”Samuels residiert dort und Heru’ur lebt in dieser Stadt, wenn er sich auf der Erde aufhält."
”Aha! Und Heru’ur ist also besiegt worden. Das ist einerseits gut und andererseits schlecht für uns", meinte O’Neill.
”Wieso?" fragte Carter.
”Gut, weil Heru’ur durch die Niederlage geschwächt ist, schlecht, weil er seine Wut nun an den Menschen auslässt. Außerdem besteht die Gefahr, dass die anderen Goa’uld auch die Erde angreifen, weil sie Heru’ur endgültig vernichten wollen."
”Diese Gefahr besteht vorerst nicht", erklärte jetzt Lantasch. Die Augen des Tok’ra leuchteten auf, was seine innere Erregung bezeugte. ”Hathor und Sokar werden sich erst gegenseitig an den Kragen gehen. Es ist sowieso ein Wunder, dass zwei Goa’uld-Fürsten zusammengearbeitet haben. Jeder wird sich erst Heru’ur’s Herrschaftsgebiet unter den Nagel reißen wollen. Vielleicht begnügen sie sich auch damit, ihn nur vertrieben zu haben und seine Planeten einkassieren zu können."
”Und was ist in Memphis zu finden?" fragte O’Neill.
Daniel fühlte sich angesprochen: ”Memphis war früher eine der größten Städte im alten Ägypten. Heute existieren nur noch Ruinen davon. Heru’ur hat die alte Zeit Ägyptens wieder aufleben lassen und sich bei seiner Anwesenheit als Gott verehren lassen. Außerdem baute er die alte Stadt in allem Glanz und Glorie wieder auf. Sie steht nicht genau auf dem alten Platz von Memphis, doch ganz in der Nähe. Er ließ Pyramiden-Bauten errichten, Raumschiffwerften..."
”Raumschiffwerften? Sagtest du Raumschiffwerften?" unterbrach O’Neill Daniels Erklärungen.
”Ja, das sagte ich. Warum?" Daniel sah O’Neill an und erkannte in dessen Gesicht seine Absichten. "Oh nein! Bist du verrückt? Du willst doch nicht dorthin gehen? In die Verbotene Stadt?".
Genau das hatte O’Neill vor. ”Warum nicht? Gerade, weil es sich verrückt anhört, könnte es gelingen."
Ferretti bemerkte: ”Jeder hielt Jack für verrückt, als er Martouf alleine befreien wollte. Doch wie ihr seht ist unser Freund gesund und munter bei uns. Hätte O’Neill nicht das unerwartete getan, wäre Martouf vielleicht schon tot."
”Danke, Louis, für deine Unterstützung", sagte O’Neill und bedachte Ferretti mit einem dankerfüllten Blick, bevor er weiter sprach: ”Freunde! Ich bin nicht mehr euer Anführer, das ist Carter, aber mein Vorschlag wäre nach Memphis zu fliegen. Wir versuchen Heru’ur in unsere Gewalt zu bekommen oder ihn zu töten. Ist er erst einmal ausgeschaltet, ist die Invasion am Ende. Ohne ihren Gott können wir die Jaffa leicht vertreiben."
”Und was ist mit Samuels?" gab Rebecca zu bedenken. ”Hast du den ganz vergessen, großer Krieger?"
”Nein, ganz bestimmt nicht. Mit ihm habe ich noch eine alte Rechnung zu begleichen und nach Heru’ur werden wir ihn uns vorknöpfen."
”Ich stimme Jacks Plan zu. Schon lange stört es mich im Hintergrund zu agieren und nur kleine Aktionen, die im Grunde nichts bringen, zu befehlen. Es wird Zeit den ersten wirklichen Schritt zur Befreiung unseres Planeten zu unternehmen", Carter sah O’Neill bei diesen Worten an. ”Hast du auch schon einen Plan?"
”Ja, den habe ich. Habt ihr auch Kontakt mit anderen Widerstandsgruppen? Am besten wäre es eine in Afrika, in der Nähe der Verbotenen Stadt."
”Natürlich stehen wir mit anderen Gruppen in Kontakt. Einige Anführer kenne ich persönlich. Und in der Nähe von Memphis gibt es eine bekannte Gruppe", erklärte Carter.
”Wenn wir nach Afrika gehen und mit ihnen Kontakt aufnehmen, wird man uns anhören und unterstützen?" fragte O’Neill.
”Ganz sicher", bestätigte Carter. ”Ihr Anführer ist Scheich Harun el Raschid."
”Harun el Raschid? Der berühmte Herrscher aus der Erzählung "Tausend und eine Nacht?" warf O’Neill grinsend ein.
”Eigentlich heißt er Harun al Hamra, aber alle nennen ihn Harun el Raschid, in Gedenken an diese berühmte Erzählung. Und Harun hat nichts gegen diese Bezeichnung. Er fühlt sich sogar geehrt mit diesem großen Herrscher verglichen zu werden. Vor der Invasion war er ein Kaufmann und seine Familie war sehr reich und angesehen, doch dann hat er alles verloren."
”Ich sehe du kennst ihn gut?" fragte O’Neill und konnte nicht verhindern, dass so etwas wie Eifersucht in seiner Stimme durchklang.
Carter registrierte das erfreut, sagte es ihr doch, dass sie Jack nicht ganz gleichgültig war. Sie beschloss es richtig zu stellen, bevor er noch auf falsche Gedanken kam. ”Natürlich kenne ich ihn, doch unsere Beziehung ist rein geschäftlich." Sie verschwieg, dass es am Anfang anders gewesen war. Als sie Harun kennen lernte, war sie einsam gewesen und hatte jemanden gebraucht, der sie tröstete und Jack galt als tot. Doch ihre Beziehung war nur von kurzer Dauer gewesen, weil sie zu verschieden gewesen waren. Inzwischen waren sie nur noch gute Freunde. Und außer Harun und ihr wusste niemand von dieser Beziehung und so sollte es auch bleiben.
”Gut", sagte der Colonel erleichtert. Seine Augen kreuzten sich mit denen von Sam und er begriff in diesem Moment, dass sie dasselbe für ihn empfand, wie er für sie. Und er entschied sich mit ihr bei passender Gelegenheit auszusprechen. Es war viel zu viel Zeit vergangen, zumindest für Sam, um noch mehr zu vergeuden. Als er Carters Hand ergriff und sie drückte, schien die Zeit stillzustehen und alles andere um sie herum, als unwichtig abzustempeln.
Dieser magische Moment wurde durch Baldur unterbrochen, als er bemerkte: ”Wenn wir deinen, zugegebener Massen verrückten Plan verwirklichen wollen, sollten wir bald aufbrechen." Baldur ließ seine Augen aufleuchten, weil er erregt war. ”Ich denke, Tau’ri, gerade, weil er verrückt klingt, könnte er klappen."
”Danke für dein Lob, mein seltsamer Freund”, antwortete O’Neill und war etwas wütend darüber, dass Baldur den Moment zwischen ihm und Sam so abrupt unterbrochen hatte.
Baldur sagte nichts, doch sein Grinsen sagte mehr als tausend Worte. Und auch Daniel war der Blickkontakt zwischen Sam und Jack nicht entgangen und er hatte begriffen, dass es zwischen den beiden gefunkt hatte. Nun, er gönnte es ihnen ihr Glück gefunden zu haben. Doch gleichzeitig keimte so etwas wie Neid in ihm auf. Ihm war dieses Glück noch immer missgönnt...er hatte Sha’re noch nicht gefunden.
”Wir werden sie finden und zurückbekommen", tröstete Baldur ihn. Und Daniel wusste, dass sein Symbiont es ehrlich meinte. Denn, was immer er, Daniel, empfand, empfand auch sein anderes zweites Ich.
”Wo sie wohl ist? Apophis ist doch schon lange tot?" fragte er gedanklich zurück.
”Das kann ich dir auch nicht sagen. Ihr Goa’uld, Amonet, war die Königin von Apophis. Sie ist sicher geflohen und versteckt sich irgendwo. Und Sha’re ist sehr stark. Vielleicht gelingt es ihr Amonet zu beherrschen, denn wäre es nicht so, hätte diese euch damals an Apophis verraten, als du ihr halfst, das Kind auf die Welt zu bringen", gab Baldur zurück. Natürlich wusste er von dem Vorgang auf Abydos, als Sha’re Apophis Kind zur Welt brachte, doch nach der Geburt wieder von Amonet beherrscht wurde.
”Wenn wir sie finden, vielleicht können wir sie dann überreden bei mir zu bleiben. Wir könnten Amonet aus ihr entfernen und ihr eine Tok’ra geben. Dann wäre Sha’re eine von uns."
”Wenn wir sie finden, werden wir das tun, Daniel. Das verspreche ich dir", gab Baldur zurück.
Die anderen hatten nichts von den Zwiegespräch zwischen Daniel und seinem Symbionten mitbekommen. Sie hatten über die weitere Vorgehensweise diskutiert.
”Das letzte Mal hatten wir vor einem halben Jahr Kontakt mit Harun", sagte Carter gerade. ”Damals befand er sich in einem Kristall-Tunnel in der Wüste von Libyen, in den Ruinen der Stadt Ghadamis, seiner Heimatstadt. Dort besaß seine Familie auch die meisten Besitztümer. Eines haben wir vergessen zu sagen: in Memphis gibt es ein Sternentor, ich vermute, es ist das Tor aus der Antarktis."
”Ein Sternentor zu besitzen wäre wichtig”, stimmte O’Neill zu.
”Und wie kommen wir nach Afrika? Hat sich das schon einer überlegt?" fragte Ferretti.
”Mit den Gleitern", erklärte Rya’c. ”Ich kenne sämtlich Codes. Viele Horus-Gleiter patrouillieren im Luftraum der Erde. Sobald es eine Begegnung gibt, strahlt man gegenseitig die Erkennungs-Codes aus. Bei so vielen Garnisonen auf der Erde ist es unmöglich, dass jeder jeden kennt. Außerdem sind wir mit dem Gleiter nicht lange unterwegs."
O’Neill nickte Rya’c anerkennend zu. ”Dann wäre ja alles geklärt. Starten wir."
”Sofort?" fragte Daniel.
”Colonel O’Neill hat recht. Wir sollten nicht länger zögern", bemerkte Teal’c.
Alle sahen den Jaffa an. Teal’c hatte bisher stumm zugehört und nur selten einen Kommentar abgegeben. Außerdem hatte es ihm Freude gemacht seinen Sohn nur zu beobachten. Rya’c war ein richtiger Mann geworden, ein Kämpfer. Und er war auf ihrer Seite, ein Umstand, den Teal’c nicht erwartet hatte. Er hatte nicht einmal damit gerechnet, dass Rya’c noch lebte. Und nun hatte er noch O’Neill das Leben gerettet.
Damit war Teal’c wieder zufrieden mit seinem Leben. Nur Drey’auc fehlte ihm, doch sie war tot. Teal’c sah zu O’Neill. Nach dessen Auftauchen war es selbstverständlich für ihn, in ihm wieder den Anführer zu sehen, auch wenn Captain Carter das noch offiziell war. Und selbst Carter akzeptierte ihn schon wieder als Anführer an, auch wenn sie das nicht aussprach. O’Neill selbst war zu höflich, um das zu verlangen. Es sprach für ihn, dass er bei jeder Entscheidung erst Carter’s Zustimmung einholte.
Nach Teal’c’s kurzem Kommentar war allen klar, dass es losgehen musste. Jeder suchte seine Ausrüstungsgegenstände zusammen und machte sich abflugbereit. Kurze Zeit später waren sie auf dem Weg nach Afrika.

Libysche Wüste, im Wadi Gawwal

Die kleine Widerstandsgruppe hatte den afrikanischen Kontinent erreicht und auch die Wüste bis Libyen überquert. Nur einmal war es kritisch geworden, als sie über dem Luftraum von Algerien einer anderen Gleiter-Patrouille begegnet waren. Doch dank Rya’c war alles gut gegangen.
Im Wadi Gawwal hatten sie den Gleiter versteckt und Kontakt mit der Widerstandsgruppe Harun al Hamra, genannt el Raschid, aufgenommen. Harun war überrascht gewesen, dass Carter ihn besuchte. Auch in Afrika war man über die neueste Entwicklung der Dinge auf dem Laufenden. Er hatte ihnen Koordinaten in der Wüste genannt, wo sie sich treffen wollten. Harun war misstrauisch und vorsichtig, schließlich konnte alles auch nur ein Falle für ihn sein. Nach dem SG-1-Team, war er der meist gesuchteste Mann auf dem Planeten. Heru’ur und Samuels würden den berühmten Widerstandskämpfer gerne in die Finger bekommen.
”Ob dein Harun bald kommt?" fragte O’Neill. Er saß zusammen mit Carter im Schutz einer Düne im Sand, abseits der anderen. Es war die erste Gelegenheit alleine zu reden, seit sie sich wieder getroffen hatten.
”Er ist nicht mein Harun, er ist nur ein guter Freund. So wie Daniel, Teal’c oder Rebecca", berichtigte Carter ihn.
O’Neill sah Carter an. ”Und was bin ich für dich? Ich weiß, bisher war ich dein Vorgesetzter, aber diese Zeit ist vorbei. Ich habe dich geliebt seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, damals, als du in der Cheyenne-Basis in mein Leben getreten bist. Ich habe das vor mir gut versteckt, doch jetzt bin ich nicht mehr Colonel, sondern nur ein ganz normaler Mann. Und irgendwie fühle ich, dass du dasselbe für mich empfindest."
Sam hob die Hand und strich ihm über die Wangen. ”Jack, dein Gefühl täuscht dich nicht. In dem Moment, als du in dem Tor verschwandest schien die Welt für mich einzustürzen. Ich begriff, dass ich dich verloren hatte und wie sehr ich dich liebte. Und ich verfluchte mich selbst dafür, es dir nicht gesagt zu haben. Doch es war zu spät, obwohl ich im inneren meines Herzens fühlte, dass du noch lebtest. Ich wusste es einfach, und ich hoffte bis zuletzt, dich wieder zu finden. Doch die Jahre vergingen und langsam begann ich die Hoffnung aufzugeben. Und dich jetzt zu sehen, bei mir zu haben, ist so..." Sam konnte nicht weiter sprechen, ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Jack nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Er wollte sie nie mehr loslassen. Einfach nur hier mit ihr zu sitzen und sie fühlen...
”Wie rührend! Ein echtes Liebespaar!"
Die spöttische Stimme ließ sie auseinander fahren. Sechs vermummte Gestalten umstanden sie und richteten Waffen auf sie.
”Jack O’Neill und Samantha Carter, die meist gesuchtesten Personen auf diesem Planeten", sprach der Mann weiter.
Jack wollte aufstehen, doch ein Fußtritt warf ihn zu Boden. Als er wieder aufblickte, sah er genau in die Mündungen von vier Schnellfeuergewehren.
Die Wachen ergriffen auch Carter. O’Neill hatte keine Chance ihr zu helfen.
”Fesselt sie", sagte der Mann zu seinen Begleitern.
Angesichts der sechs Schnellfeuergewehre wäre jede Gegenwehr Selbstmord gewesen. Carter und O’Neill wurden entwaffnet und gefesselt. Dann wurden sie fortgebracht. Hinter einer Sanddüne warteten weitere Männer mit Kamelen.
”Ihr wisst Bescheid", sagte der Anführer. ”Ihr bringt sie in die Oase und wartet auf die Gleiter. Ich gehe alleine zu Harun und sagte ihm, dass alles klar ist. Er darf keinen Verdacht schöpfen, dass wir hinter der Entführung der beiden stecken. Lasst euch also auf keinen Fall erwischen."
Die Angesprochenen nickten und fesselten die Gefangenen auf die Kamele. Anschließend machte sich die kleine Karawane auf den Weg. Der Anführer sah ihnen befriedigt hinterher. Das hatte ja gut geklappt. Harun würde keinen Verdacht schöpfen, dass er, Omar, hinter dem Verschwinden der beiden stand, weil er ein Agent Samuels war. Endlich zahlte sich die Geduld aus, dass Nest der Widerständler noch nicht ausgehoben zu haben. Harun hatte keine Ahnung, dass jeder seiner Schritte überwacht wurde und er eigentlich nur an einer langen Leine lief, die jederzeit, wann immer Samuels es wünschte, eingezogen werden konnte. Als die Nachricht der SG-1-Widerstandsgruppe sie erreichte, hatte Omar sein Glück kaum begreifen können. Er hatte dafür gesorgt, dass er und einige seiner Vertrauten als Kundschafter vorausgeschickt wurden. Und nun hatten sie dadurch O’Neill und Carter gefangen, und er würde zusätzlich die Belohnung kassieren. Den Rest des SG-1-Teams würden sie in Kürze auch gefangen nehmen, doch vorerst wollte er damit noch warten. Sonst kam Harun noch auf die Idee, dass ein Verräter unter ihnen war. O’Neill und Carters Verschwinden konnte man vorerst noch damit erklären, dass die beiden sich verirrt hatten.
Von all dem ahnten die anderen im Team noch nichts. Sie warteten noch immer auf Harun, der sich viel Zeit ließ. Rebecca Morgan lief unruhig auf und ab. Sie hielt die ungewisse Wartezeit nicht mehr aus. Sie beneidete Sam, die sich mit O’Neill zurückgezogen hatte, um sich auszusprechen. Rebecca blickte heimlich zu Martouf, doch er saß nur da und sah vor sich hin. Vielleicht sollte sie endlich all ihren Mut zusammenraffen und ihn darauf ansprechen. Sie machte zwei Schritte auf ihn zu, doch dann verließ sie der Mut wieder und sie begann ihre Wanderung erneut aufzunehmen.
”Morgan, du machst mich noch ganz nervös. Setz dich endlich hin", verlangte Daniel. Das er Morgan sagte, bewies, dass er ebenfalls nervös oder besorgt war.
”Ach, halt doch den Mund, Jackson!" sagte Rebecca wütend.
Daniel grinste jetzt. Er hatte begriffen, warum Morgan so wütend war: ”Warum sagst du Martouf nicht endlich das du ihn liebst?"
Morgan sah ihn entgeistert an: ”Weiß denn jeder, was ich fühle, nur Martouf nicht?"
”Oh, ich denke, er weiß es auch. Er ist nur zu stur, es zuzugeben. Er braucht einen kleinen Anstoß. Vielleicht solltest du ihn dir einfach angeln, so wie Sam es gerade mit Jack macht."
”Ist das jetzt dein Rat oder der von Baldur?" fragte Morgan.
”Unser beider, doch als Mensch sage ich dir - warte nicht zu lange damit", empfahl Daniel.
Morgan sah zu Martouf und beschloss Daniels Rat zu befolgen. Diesmal würde sie nichts davon abhalten, doch das Schicksal machte ihr erneut einen Strich durch die Rechnung, denn in diesem Moment erschien Harun al Hamra mit einer Gruppe seiner Widerständler.
Daniel stand auf und ging ihm entgegen: ”Harun, endlich! Wir dachten schon, du würdest nicht kommen."
Harun umarmte Daniel und dann auch Morgan. ”Daniel, Rebecca, schön euch gesund zu sehen." Er nickte Teal’c zu und sah sich suchend um: ”Wo ist denn Sam? Ich sehe sie nicht."
Harun war etwa Mitte Dreißig, groß und schlank. Er trug die übliche Bekleidung eines Wüstenbewohners, mit turbanartigem Kopfschmuck, der sein langes schwarzes Haar verbarg. Seine Hautfarbe war etwas dunkler, was auf seine arabische Abstammung hinwies. Er sah genauso aus, wie man sich einen Scheich der Wüste vorstellte.
”Sam ist auch hier", erklärte Daniel. ”Sie spricht sich gerade mit Jack aus", er warf einen bedeutsamen Blick auf die Sanddünen hinter ihnen.
Harun sah ihn an: ”Es ist also wahr? Dieser Jack O’Neill, auf den Sam die ganzen Jahre gewartet hat, ist aufgetaucht?" Harun sah sehr enttäuscht aus.
Daniel begriff diesen Blick sofort: ”Ja, er ist da. Falls du dir wegen Sam Hoffnungen gemacht hast, vergiss sie schleunigst wieder."
Harun seufzte: ”Nicht zu ändern, Sam hatte schon immer ihren eigenen Kopf."
”Das kannst du laut sagen. Ich werde die beiden holen lassen." Daniel wandte sich an Teal’c. ”Teal’c, du und Rya’c, geht und holt Jack und Sam."
Teal’c nickte und gab seinem Sohn ein Zeichen. Die beiden verschwanden hinter den Dünen um Carter und O’Neill zu holen.
Harun sah ihnen hinterher: ”Wer ist der junge Jaffa? Ich sah ihn noch nie bei euch."
”Das ist Rya’c", erklärte Daniel, als sei damit alles gesagt.
”Sein Sohn? Teal’c hat ihn also gefunden? Schön für ihn", sagte Harun und meinte es ehrlich.
”Eigentlich hat Rya’c uns gefunden..." Daniel erklärte Harun in knappen Worten, was bisher geschehen war. Hin und wieder warf er einen Blick zu den Dünen, hinter denen Teal’c und Rya’c verschwunden waren. Es dauerte lange, bis sie mit Sam und Jack zurückkehrten. So weit konnten sich die beiden doch nicht entfernt haben.
Daniel atmete erleichtert auf, als Teal’c und Rya’c zwischen den Dünen auftauchten, doch zu seinem Erstaunen ohne Sam und Jack. ”Wo sind sie?"
”Colonel O’Neill und Captain Carter sind verschwunden", erklärte Teal’c und Daniel sah die Sorge in seinem Gesicht.
”Was meinst du damit - verschwunden? Die beiden müssen doch da sein."
”Wir können sie nicht finden und sie reagieren auch nicht auf unsere Rufe", erklärte Teal’c.
”Ob sie sich verirrt haben?" fragte Rebecca besorgt. ”Dann sollten wir sie sofort suchen."
”Gibt es hier Treibsand oder so etwas ähnliches?" fragte Daniel Harun.
Dieser schüttelte den Kopf. ”Nicht das ich wüsste."
”Das bedeutet aber nicht, dass es nicht welchen geben könnte", bemerkte einer von Haruns Begleitern.
Daniel hatte den Mann noch nie gesehen und sah Harun fragend an.
”Das ist Omar. Er ist noch nicht lange bei mir und ist der einzige Überlebende einer befreundeten Gruppe. Omar hat recht. Wenn die beiden in einen Treibsand geraten sind oder sich verirrt haben, kann das ihr Leben gekostet haben. Wir helfen bei der Suche." Harun wandte sich an Omar: ”Bildet zwei Gruppen und sucht die beiden. Wir müssen sie finden."
”Natürlich, Harun." Omar zögerte einen Moment. ”Ich kenne die beiden zwar nicht, aber ich habe schon sehr viel von ihnen gehört und ich werde alles tun, um sie zu retten." Omar wandte sich ab und konnte nur mit Mühe ein triumphierendes Lächeln unterdrücken. Zum Glück hatte das keiner bemerkt.
Doch Omar irrte sich. Rebecca Morgan hatte es gesehen und stutzte. Da stimmte doch etwas nicht. Dieser Omar gefiel ihr nicht. Er versuchte zwar ein freundliches Gesicht zu machen, doch seine Augen verrieten ihn. Sie entschied ihn nicht aus dem Augen zu lassen und schloss sich deshalb seiner Suchgruppe an. Zielstrebig durchkämmten sie mühsam die Sanddünen. Das Gehen fiel nicht leicht, denn der Sand rutschte immer wieder ab und erschwerte das Vorwärtskommen. Sie suchten zwei Stunden ohne Erfolg und machten sich dann enttäuscht auf den Rückweg.
Morgan fiel auf, dass Omar als einziger nicht besorgt aussah: ”So!" wandte sie sich deshalb an ihn: ”Du warst also bisher bei einer anderen Gruppe. Es ist sicher schwer seine ganzen Freunde verloren zu haben."
Omars Gesicht verdunkelte sich. ”Da hast du recht. Ich verfluche die Jaffa und besonders Heru’ur. Wir hatten keine Chance, als sie bei Nacht über uns herfielen. Vorher führten wir einen Überfall durch, doch irgendwie müssen wir uns verraten haben. Mich hielten sie für tot und ließen mich schwer verletzt liegen. Haruns Gruppe fand mich. Ich wäre lieber auch gestorben. Aus welchem Grund habe ich es verdient, als einziger überlebt zu haben?"
Morgans Misstrauen sank etwas. Sie sah den Mann tröstend an: ”Das kann niemand sagen. Vielleicht bist du noch für etwas anderes bestimmt."
Omar sah sie dankbar an: ”Es tut mir leid, dass wir deine Freunde nicht gefunden haben.”
”Noch wissen wir nicht, ob sie tot sind. Es gibt noch Hoffnung, vielleicht hat eine der anderen Gruppen sie gefunden", versuchte Morgan sich selbst zu trösten.
Doch sie wurden enttäuscht, als sie bei den anderen ankamen. Niemand hatte Jack und Sam gefunden. Morgan warf einen Blick auf Omar, welcher aussah, als hätte er nichts anderes erwartet, oder, als hätte er gewusst, dass man die beiden nicht finden würde. Etwas stimmte mit Omar nicht. Rebecca fühlte das einfach. Sie würde weiter ein Auge auf ihn haben.
”Und was machen wir jetzt?" fragte Daniel.
”Ich lasse meine Leute weiter nach den beiden suchen. Inzwischen habe ich mehr Männer geholt. Wir werden die Wüste auf den Kopf stellen wenn nötig, um sie zu finden. Doch wir sollten unser Hauptquartier aufsuchen, denn es gibt einiges zu besprechen."
Sie erklärten sich schweren Herzens damit einverstanden und machten sie sich auf den Weg in Haruns Versteck.

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