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Himmel und Hölle von Selana

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4. Ein gefährliches Unternehmen

”Da kommen sie. Bist du sicher, dass du das tun willst?" Ferretti war immer noch nicht überzeugt, dass dieser Tok’ra das Risiko wert war, dass sie alle bei dieser Befreiungsaktion eingingen. Er kannte Martouf nur vom Hörensagen.
O’Neill nickte nachdrücklich. ”Er kann uns bestimmt zu Carter führen. Martouf würde für uns das gleiche tun."
”Da bin ich mir nicht so sicher. Er ist ein Goa’uld", meinte Ferretti noch nicht ganz überzeugt.
”Er ist ein Tok’ra, eigentlich solltest du inzwischen den Unterschied gelernt haben. Doch jetzt Ruhe! Es geht gleich los", kritisierte O’Neill Ferretti.
Ferretti brummte etwas vor sich hin, dass O’Neill nicht verstand, aber Jack achtete nicht weiter auf seinen Freund, denn inzwischen erreichte die von ihnen beobachtete Fahrzeugkolonne den Engpass. O’Neill war es schleierhaft warum die Jaffa Bodenfahrzeuge für Martouf’s Transport benutzten, doch vielleicht war Samuels Macht doch nicht so groß, wie bisher angenommen worden war. Heru’ur war seit zwei Jahren nicht mehr auf der Erde gewesen, und so fehlte Samuels der Nachschub.
Oder es war eine groß angelegte Falle! Andererseits war seit langer Zeit nichts mehr passiert und Samuels fühlte sich vielleicht zu sicher.
Wie auch immer, O’Neill hatte für jeden denkbaren Fall vorgesorgt. Eigentlich konnte nichts schief gehen. Sollte alles eine Falle sein, trat Plan B in Kraft und sie würden blitzschnell in den nahen Tunneln verschwinden. O’Neill holte sein Funkgerät heraus und macht sich bereit, dass vereinbarte Signal zu senden.
Ferretti hatte nicht nur ein oder zwei Mann zur Hilfe geholt, sondern sie waren zwanzig Personen. Donovan hatte sie besorgt. Die Widerstandskämpfer dieser Stadt brannten darauf, etwas gegen die verhassten Besatzer zu unternehmen, und diese Befreiungsaktion, sei sie auch noch so verrückt, kam ihnen gerade recht.
Als die vier Fahrzeuge in den Pass einfuhren, gab O’Neill das Startsignal. Die Widerstandskämpfer erhoben sich aus ihren Deckungen und eröffneten das Feuer auf die Fahrzeuge. Die Geschosse zischten auf die Begleitfahrzeuge zu und ließ zwei von ihnen explodierten. Hoffentlich befand sich Martouf auch wirklich in dem mittleren, doch der Informant hatte Stein und Bein geschworen, dass es so war. Der Mann war ein Bewacher von Martouf.
O’Neill hatte inzwischen sein normales Aussehen zurück, denn die Maskerade hielt nicht ewig. Als sie zu dieser Mission aufbrachen, hatte er sie nicht erneuern lassen, denn nach der Befreiung wollten sie sofort mit Martouf aufbrechen.
Eine der Mini-Raketen zischte an ihm vorbei, zerstörte das dritte Fahrzeug und beschädigte das vierte, in dem sich Martouf befand. Nun stürmten die Freiheitskämpfer die Kolonne. Keiner der Verteidiger wehrte sich und in O’Neill begannen tausend Warnglocken anzuschlagen. Das ging fast zu einfach. Jack erreichte die Tür und riss sie auf, doch anstatt Martouf, sah er direkt in die Mündung einer Zatnickatel. O’Neill warf sich zurück und der Schuss verfehlte ihn knapp. Zwei Widerstandskämpfer stürmten das Fahrzeug und überwältigten den Jaffa.
O’Neill begriff sofort: ”Rückzug! Das ist eine Falle! Nehmt den Jaffa mit. Plan B tritt in Kraft!"
In diesem Moment ging der Luftangriff los, doch da O’Neill auch mit so einem Fall gerechnet hatte, traf sie diese Aktion nicht unvorbereitet. Dieser Punkt war nicht nur wegen seiner günstigen Lage ausgesucht worden, sondern auch, weil in im Berg Fluchttunnel lagen. In der Nähe befand sich eine ehemalige Bergwerksmine, und so war der Fels von Minengängen durchzogen. Unter starkem Beschuss verschwanden die Widerstandskämpfer im nahen Eingang der Mine und sprengten den Gang hinter sich. Dann eilten sie durch die Tunnels, um bald darauf, auf der anderen Seite des Berges, wieder ins Freie zu gelangen.
”Das ging aber ganz schön schief ", meinte Ferretti zu O‘Neill. „Wenn du nicht mit so einem Fall gerechnet hättest, wären wir jetzt alle tot oder in Gefangenschaft."
”Ich rechne immer mit so einem Fall", meinte O’Neill wütend, weil sein schöner Plan so danebengegangen war. ”Was ist passiert?"
Ferretti zuckte mit den Achseln: ”Ich weiss nicht."
Einer der Widerstandskämpfer hatte die Frage gehört. ”Claude war immer sehr zuverlässig. Er muss enttarnt worden sein. Anders kann ich mir das nicht erklären."
”Haben wir Verluste?" fragte O’Neill den Mann.
”Vier meiner Männer wurden bei dem Angriff getötet, bevor sie den Eingang der Mine erreichten", antwortete der Mann wütend. ”Doch ohne deine Vorsorge, O’Neill, wären es mehr gewesen. Doch was nun? Dein Plan Martouf zu befreien kannst du vergessen."
O’Neill lächelte hintergründig. ”Ganz im Gegenteil. Unser Gefangener wird uns verraten, wo sich Martouf nun wirklich befindet und dann werden wir ihn herausholen."
”Du gibst wohl nie auf, was?" fragte der Widerstandskämpfer.
”Nicht so lange ich lebe", gab O’Neill zu. ”Wird der Jaffa uns auch verraten, was er weiß?"
Jetzt lächelte der Widerstandskämpfer. ”Wir haben da so unsere Methoden."
”Folter? Ich weiß nicht, habt ihr keine besseren Möglichkeiten?"
”Wir sind keine Barbaren, obwohl der Jaffa nichts Besseres verdient hätte, aber wir haben einen Tok’ra in unserer Gruppe, und die haben so ihre eigenen Methoden."
”Die sind wohl überall?" fragte O’Neill.
”Natürlich! Ohne sie wären wir schon längst aufgeflogen. Und seit sie von uns im Tausch für ihre Hilfe Wirte bekommen, ist ihre Zahl gestiegen."
Der Berg reichte bis an die Stadt heran. Als sie den Tunnel verließen, sah O’Neill, dass sie in einem verlassenen Lagerhaus herauskamen. ”Falls die Jaffa den Eingang entdecken ist niemand gefährdet", erklärte der Widerstandskämpfer. Er gab seinen Leuten ein Zeichen und wandte sich erneut an O’Neill: ”Du wartest am besten hier auf unsere Rückkehr. Durch den missglückten Befreiungsversuch werden die Patrouillen draußen verstärkt worden sein und du hast dich nicht mehr verkleidet."
O’Neill musste zustimmen und machte sich zusammen mit Ferretti auf eine längere Wartezeit gefasst. Vielleicht klappte es doch noch Martouf zu befreien.
Der Widerstandskämpfer kehrte erst nach zehn Stunden zurück. ”Es tut mir leid, dass ihr so lange warten musstest, aber draussen ist die Hölle los. Die Jaffa suchen nach uns die ganze Stadt ab. Wahrscheinlich kommen sie auch hierher. Ihr müsst sofort verschwinden. Am besten geht ihr in den Tunnel zurück und versucht euer Glück an einem anderen Ausgang." Er winkte seinen Begleiter heran. ”Das ist John. Er wird euch führen."
”Halt! Was ist mit Martouf?" fragte O’Neill. ”Was hat die Befragung des Jaffa gebracht?"
Der Widerstandskämpfer, O’Neill kannte nicht einmal seinen Namen, sah betreten zu Boden. ”Ihr könnt den Tok‘ra nicht befreien. Er befindet sich in der nahen Garnison und die angebliche Überführung war nur eine Finte um uns herauszulocken. Sie hofften wohl, uns dadurch fangen zu können, besonders dich, Colonel. Sie wollen Martouf in zehn Tagen zu Samuels bringen, aber direkt von der Garnison aus."
”Dann werde ich ihn dort herausholen."
”Du bist verrückt. Niemand schafft das. Ich werde meine Leute dafür nicht opfern. Geht jetzt! John, du weißt, was du zu tun hast."
O’Neill erkannte, dass sein Gegenüber nicht bereit war ihm länger zu helfen, im Gegenteil, er wollte ihn los werden. Seine Gegenwart in seiner Gruppe war ihm zu gefährlich. Nun gut, dann würde er Martouf eben alleine befreien.
John führte sie in die Tunnels zurück und ging voran. Nach kurzer Zeit holte O’Neill ihn ein. ”Wohin bringst du uns?"
”Zum anderen Ende der Stadt. Von dort aus könnt ihr euch in die Wälder schlagen und warten bis Gras über die Sache gewachsen ist. In den Wäldern haben wir auch ein kleines Versteck eingerichtet. Dort könnt ihr bleiben solange ihr wollt."
”Wo liegt diese Garnison?" fragte der Colonel.
”Ganz in der Nähe der Stadt, aber du hast gehört, was unser Anführer gesagt hat - du kannst den Tok’ra nicht befreien."
”Ich kann, und ich werde!" Noch nie war O’Neill sich so sicher gewesen.
Drei Stunden später befanden sie sich in dem Versteck im Wald, eine kleine Höhle, jedoch bequem eingerichtet und reichlich mit Nahrungsmittel versorgt. Von hier aus konnten sie alles überdenken. Ferretti wusste wo die Garnison lag, und die nächsten zwei Tagen waren sie damit beschäftigt alles auszukundschaften.
Auf einem übersichtlichen Gelände stand die Garnison, mitten in einem breiten Tal. Die Berge waren weit im Hintergrund nur noch als Schemen zu erkennen. Die Garnision bestand aus zehn Gebäuden, jedoch streng bewacht und mit Energie-Zäunen umgeben. Sie konnten sich nicht näher als zwanzig Meter heranwagen; einmal hatten sie versucht einzudringen und dabei einen Alarm ausgelöst. Nur mit Mühe war ihnen die Flucht gelungen. Seitdem waren sie vorsichtiger. Sie hatten zirka hundert Jaffa und zwanzig Todes-Gleiter gezählt. Genug, um die kleine Stadt zu überwachen und zu beherrschen, zumal in der Stadt eine weitere Einheit stationiert war.
”Wir müssen uns hineinschleichen, Martouf befreien, einen der Gleiter stehlen und fliehen", erklärte O’Neill.
”Einfach so?" fragte Ferretti ungläubig. ”Verzeih mir, wenn ich das sage, aber du bist verrückt."
O’Neill verzog belustigt sein Gesicht. ”Das sagten schon viele zu mir, aber niemand wird mit so einer Aktion rechnen. Wenn wir schnell handeln könnte es klappen."
”Oder wir könnten schnell sterben."
”Wir überwältigen eine Patrouille, stehlen ihre Uniformen und schleichen hinein", schlug O’Neill vor.
”Hinein klappt das, aber was ist mit heraus?"
”Das werden wir dann schon sehen. In Kürze müsste eine Patrouille auftauchen. Ziehen wir uns zurück und warten", bestimmte O’Neill.
”Du willst es gleich machen?"
”Warum nicht? Ist es morgen oder übermorgen weniger gefährlich? Außerdem zählt jede Minute."
”Also gut! Wer möchte schon ewig leben", bemerkte Ferretti mit einem resignierten Seitenblick auf O’Neill, weil er wusste, dass er den Colonel nicht umstimmen konnte. Und im Stich würde er ihn auf keinen Fall lassen.
”Eigentlich hatte ich vor noch einige Jahre zu leben", warf O’Neill trocken ein. ”Und diesen Spruch fand ich schon immer unmöglich."
”Ich erinnere mich an eine Zeit in der das anders war."
Ein Schatten zog über O’Neills Gesicht. ”Diese Zeit ist lange vorbei. Es war nicht einfach den Verlust eines Kindes zu verkraften. Eigentlich schafft man das nie, doch man lernt damit zu leben."
Das verstand Ferretti sehr gut. Er hoffte, diese Erfahrung niemals machen zu müssen. Doch da er keine Kinder besaß, war dies nicht sehr wahrscheinlich.
Sie zogen sich zurück und warteten. Nach einer Stunde tauchte eine Gruppe von vier Horus-Wachen in voller Maskierung auf. Sie warteten bis die Jaffa vorbei waren, dann erhoben sie sich aus ihrer Deckung. Die vier Krieger hatten keine Chance gegen den Überraschungsangriff. O’Neill hatte keine Skrupel, denn die Jaffa hatten Millionen Menschen getötet und noch mehr versklavt. Zweien zogen sie die Uniformen aus und ließen sie dann mit einem dritten Schuss verschwinden. Sie warteten bis sich von mehreren Seiten Patrouillen dem schwer bewachten Tor näherten und schlossen sich einfach an. Da sie hineingingen kontrollierte sie niemand. Wer würde schon so verrückt sein, sich in die Höhle des Löwen zu wagen?
Da es inzwischen dunkel geworden war, zogen sich O’Neill und Ferretti in den Schatten eines Gebäudes zurück, um zu beraten, was als nächstes zu tun war.
”Wir sind drinn, aber was jetzt?" Ferretti hielt das ganze noch immer für Wahnsinn, obwohl der erste Teil einwandfrei geklappt hatte.
”Als erstes finden wir heraus, wo Martouf gefangen gehalten wird. Dann sehen wir weiter." O’Neill war innerlich nicht so überzeugt, dass es klappen würde, doch nun waren sie hier und es galt das Beste daraus zu machen.
Sie beschlossen im Schutze der Dunkelheit ein Gebäude nach dem anderen zu durchsuchen. Auffallen würden sie nicht groß, denn dauernd waren kleine Gruppen auf dem Gelände unterwegs. Sie mussten nur vermeiden mit den anderen ins Gespräch zu kommen.
Nachdem sie in jede Unterkunft einen Blick hineingeworfen hatten, fanden sie schliesslich das einzige schwer bewachte Gebäude der Garnison. Es standen einige Wächter davor, drinnen hielten sich bestimmt weitere auf. Und es eilte, denn, als sie einige Wachen belauschten, erfuhren sie, dass der Gefangene am morgen fortgebracht werden sollte.
O’Neill kam eine Idee. Warum immer alles kompliziert machen? Die einfachste Vorgehensweise war immer die effektivste. Die Gleiter stellten die beste Fluchtmöglichkeit dar und sie hatten reichlich Sprengstoff dabei. Sie wollten wenigstens die Hälfte der Gleiter damit unschädlich machen. Die Gleiter waren in zwei Hangars untergebracht. In einen schlichen sie hinein. Die beiden Wächter konnten sie leicht ausschalten. O’Neill und Ferretti verteilten zwei Drittel ihres Vorrats an Sprengstoff in den Gleitern und stellten die Zündungen so ein, dass jede halbe Minute einer explodierte. Die Jaffa würden einen Angriff vermuten, und in dem Chaos hofften sie, Martouf befreien zu können.
Sie schlichen zu der Rückseite des Backsteingebäudes, dass als Gefängnis diente. O’Neill holte weiteren Sprengstoff heraus und befestigte ihn an der Mauer. Dann zogen sie sich zurück und warteten.
Als der erste Gleiter in dem weit entfernten Gebäude explodierte, liefen wie erwartet die ersten Jaffa aus den umliegenden Häusern. O’Neill hatte den Sprengstoff am Gefängnis so eingestellt, dass er in zwei Minuten explodieren würde. Vier weitere Gleiter wurden zerstört und vergrößerten das Chaos noch weiter. Als der Sprengstoff die Gefängniswand zum Einsturz brachte, sprangen O’Neill und Ferretti durch die zerstörte Mauer hinein. Die Wachen schöpften im ersten Moment keinen Verdacht. Erst, als O’Neill und Ferretti ihre Zatnickatels hoben und zu feuern anfingen, begriffen die Jaffa, dass sie keine Freunde waren.
Wegen der Explosionen waren einige Wächter hinausgestürmt, so dass sich nur noch fünf im Gebäude aufhielten. Martouf trat überrascht an die Gitterstäbe seiner einfachen Zelle heran, als die beiden Jaffa das Feuer auf die Wächter eröffneten. Diese hatten den Überraschungsmoment auf ihrer Seite und töteten die fünf Wächter im Handstreich. Einer lief auf seine Zelle zu und feuerte dreimal auf das Schloss, dass dem Beschuss der Energiewaffe nicht stand hielt und zerschmolz. Sein Retter riss die Tür auf und der Tok‘ra verließ die Zelle.
”Alles in Ordnung, Martouf?" fragte sein Retter. Dessen Stimme hörte sich durch den Falkenhelm dumpf und verzerrt an, doch irgendwie kam sie Martouf bekannt vor.
Der Tok‘ra sagte nur: ”Vielen Dank." Noch traute er seiner Rettung nicht richtig.
”Folge uns, wir dürfen keine Sekunde verlieren", antwortete sein Gegenüber.
Martouf kletterte hinter dem Krieger aus der zerstörten Rückwand. Sein zweiter Befreier wartete schon draußen auf sie und rief: ”Jack, wir müssen uns beeilen! Sie werden Martoufs Flucht entdecken!"
”Dann los", antwortete Jack und sie liefen zum zweiten Gleiter-Hangar. Auf dem Weg dorthin wurden sie entdeckt.
”Der Gefangene! Er will fliehen!"
Der Ruf pflanzte sich fort und die ersten Schüsse schlugen neben ihnen ein. Es war nicht weit, und das Glück war weiter mit ihnen. In dem Gebäude waren keine Wächter.
”Kannst du die Dinger fliegen, Martouf?" wandte sich Jack an den Tok’ra.
Martouf nickte und fragte neugierig: ”Wer bist du? Deine Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor."
O’Neill ließ den Falken-Helm im Anzug verschwinden und Martouf traute seinen Augen kaum. Er erkannte seinen Retter sofort, auch wenn sie sich nur wenige Male begegnet waren. ”O’Neill! Ich dachte du wärst tot!"
”Du bist nicht der einzige, der das annahm, doch wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen." Wie, um seine Worte zu unterstützen, stürmte ein Trupp Jaffa in den Hangar und zwang sie in Deckung zu gehen. ”Es scheint ein schlechter Tag zu werden", murmelte O’Neill und eröffnete das Feuer auf die Angreifer. Einen der Gleiter zu erreichen schien nun aussichtslos zu werden.
Er wurde erkannt. Der Ruf: ”Es ist Jack O’Neill, der gesuchte Terrorist", verbreitete sich unter den Jaffa, und jeder wollte sich das Kopfgeld verdienen.
Als sie schon fast die Hoffnung auf Rettung aufgaben, erhielten sie unerwartete Unterstützung. Einer der Angreifer wandte sich gegen seine Leute. Es war eine ähnliche Situation wie damals, als sie Teal’c kennen gelernt hatten. Mit dieser Hilfe konnte sie die Jaffa im Hangar in die Flucht schlagen und die Tür schließen.
”Das wird sie nur kurze Zeit aufhalten”, bemerkte der junge dunkelhäutige Jaffa, der sie gerettet hatte.
O’Neill musterte ihn, doch er konnte sich nicht erinnern ihn je gesehen zu haben. Er war auch viel zu jung, vielleicht zwanzig Jahre alt. Der Krieger musste noch ein Kind gewesen sein, als Samuels O’Neill durch das Stargate geschleudert und ihn dadurch in die Zukunft katapultiert hatte.
”Ich fliege einen Gleiter, O’Neill, und Martouf den anderen", schlug der Junge vor.
Mit diesen Worten bewies der Jaffa, dass er Jack kannte. Nun, was auch nicht ungewöhnlich war, schließlich zierte sein Bild viele Steckbriefe. O’Neill kletterte auf den Rücksitz des am nächst stehenden Gleiters, während der Jaffa es sich im Pilotensitz bequem machte. Martouf enterte den Gleiter neben ihnen, und Ferretti setzte sich hinter den Tok‘ra.
”Und jetzt?" fragte O’Neill und setzte gleichzeitig den Kopfhörer auf, um sich auch mit dem anderen Gleiter verständigen zu können.
”Martouf, feuere auf das Tor", befahl der Jaffa und eröffnete selbst das Feuer auf die noch abgestellten Gleiter. Martouf gehorchte und die beiden Gleiter konnten ungehindert aus dem Hangar schweben und im blauen Himmel verschwinden.
”Ob sie uns verfolgen?" hörte O’Neill Ferrettis Stimme in seinem Kopfhörer erklingen.
”Darauf kannst du dein Leben verwetten", antwortete O’Neill. ”Wir haben bestimmt nicht alle Gleiter zerstört. „Und wohin nun?"
”Ich kenne ein Versteck", mischte sich Martouf. Sie erklärten sich einverstanden.
Die nächsten Minuten beobachtete O’Neill den Boden und überlegte wohin sie flogen. ”Wo sind wir jetzt?" fragte er schließlich, weil die Landschaft immer gleich blieb - Urwälder und nochmals Urwälder.
”Über Guatemala", erklärte Martouf. ”In den Urwäldern besitzt der Widerstand ein weiteres Versteck, in dem wir erst einmal abwarten können."
”Wir werden verfolgt", informierte sie in diesem Moment der Jaffa.
O’Neill warf einen Blick um sich, konnte jedoch nichts erkennen. ”Wo?" fragte er.
”Auf vier Uhr", erklärte der Jaffa. ”Es sind vier Gleiter."
”Also zwei gegen einen", meinte O’Neill wenig begeistert. Er fühlte sich hilflos, weil er selbst nichts unternehmen konnte, und beschloss bei nächster Gelegenheit zu lernen, wie man einen dieser Gleiter flog.
”Ja, und es können noch mehr werden", bemerkte der Jaffa.
”Toll! Das muntert einen richtig auf", gab O’Neill zurück.
”Es war nicht meine Absicht dich aufzumuntern, sondern dich zu informieren", entgegnete der junge Krieger.
Etwas an dem Benehmen des Jungen kam O’Neill sehr vertraut vor. Er erinnerte ihn stark an Teal’c, und plötzlich erkannte O’Neill, wie sehr er seine Freunde vermisste. Es wurde Zeit sie zu finden. Gemeinsam würde es viel leichter sein, die Goa’uld zu bekämpfen.
”Gleich wird es etwas turbulent werden, O’Neill. Ich hoffe, du hast einen guten Magen?" fragte der junge Krieger.
”Was denkst du? Ich mag zwar noch nie einen dieser Gleiter geflogen haben, aber dafür unsere Jets, und so verschieden sind die auch nicht", stellte O’Neill richtig.
Auf diese Antwort schien der Jaffa nur gewartet zu haben, denn sofort flog er einen Looping und schoss senkrecht nach oben. Als O’Neill wieder einigermaßen klar denken konnte, sah er unter sich einen anderen Gleiter. Der junge Jaffa eröffnete das Feuer und das feindliche Flugzeug explodierte. Auch Martouf hatte Erfolg und schoss einen Verfolger ab. Die zwei restlichen eröffneten das Feuer auf sie. Der Jaffa konnte gerade noch verhindern, dass sie getroffen wurden.
”Er ist über eurem Heck!" hörte O’Neill Martoufs Stimme. ”Ich übernehme ihn."
Sekunden später explodierte ihr Gegner dicht über ihnen, wodurch ihr Gleiter durch die herumfliegenden Trümmerstücke ebenfalls gestreift wurde.
O’Neill fühlte wie er durchgeschüttelt wurde, doch ihr Flugzeug schien nicht schwer beschädigt zu sein. ”Das war mehr als knapp. ”Wenn du nicht ein so guter Pilot wärst, mein Junge..."
”Einer muss noch da sein", warf Martouf ein. ”Ich sehe ihn aber nicht."
”Er ist dicht über dir!" rief O’Neill, weil er ihn in diesem Augenblick über dem Heck des Tok’ra entdeckte.
In diesem Moment eröffnete der Gleiter das Feuer. Martouf versuchte noch auszuweichen, doch jetzt verließ sie ihr bisheriges Glück. Seine Maschine wurde getroffen, fing Feuer und stürzte auf die Bäume zu.
”Martouf! Ferretti!" rief O’Neill in Sorge um seine Freunde.
Der Jaffa hatte sich nicht ablenken lassen und schoss in diesem Moment den letzten Gleiter ab. O’Neill beobachtete, dass Martouf den brennenden Gleiter dicht über den Baum-Wipfeln abfing, ihn jedoch nicht richtig unter seine Kontrolle brachte. Der Gleiter raste dicht über den Wäldern dahin und rasierte dabei die Gipfel der Bäume ab.
Undeutlich war Martoufs Stimme im Kopfhörer zu hören. ”Ich kann den Gleiter nicht mehr oben halten! Ich muss notlanden!"
O’Neill sah sich um. Ihre Maschine flog in größerer Höhe. ”In etwa zwei Kilometern Entfernung ist ein breiter Fluss und daneben eine Lichtung. Versuch dort zu landen. Wir kommen euch zu Hilfe."
Martouf schaffte es den Gleiter noch etwas zu halten und die Fluss-Lichtung anzusteuern. ”Ein Grad weiter nach links, dann fliegt ihr direkt auf die Lichtung zu", gab Jack von oben Kursanweisung.
Martoufs Gleiter krachte in die Bäume und zwei Gestalten sprangen aus der Maschine, bevor diese nur Sekunden später explodierte.
”Was jetzt, O’Neill?" fragte der Jaffa. ”Wir können sie in unserer Maschine nicht aufnehmen, weil dieser zu klein ist.
”Wir lassen sie auf keinen Fall zurück. Es wird schon gehen. Lande sofort den Gleiter", befahl O’Neill, weil er nicht daran dachte seine Freunde im Stich zulassen.
Der Jaffa gehorchte und setzte den Gleiter neben dem Fluss auf. Martouf und Ferretti liefen auf sie zu. O’Neill öffnete die Haube des Gleiters. ”Wir nehmen euch mit. Es wird allerdings etwas eng werden."
In diesem Moment schossen zwei weitere Verfolger über sie hinweg. Man hatte sie erneut entdeckt.
”Verdammt! Raus aus der Maschine", rief Jack.
O’Neill hatte es richtig erkannt. Sie würden es nie schaffen, den gelandeten Gleiter in die Luft zu bekommen, denn der erste Angreifer war schon im Anflug. Martouf und Ferretti drehten um und liefen auf den Urwald zu, während der Jaffa und O’Neill aus der Maschine sprangen, als auch schon der Angreifer das Feuer eröffnete. Die Maschine explodierte und die Wucht war so groß, dass die beiden durch die Luft geschleudert wurden. Jack stürzte in den Fluss und bewegte sich nicht mehr. Der Jaffa landete wenige Meter entfernt und hatte mehr Glück. Er blieb unverletzt. Der Krieger kroch zu O’Neill und drehte ihn herum, um zu verhindern, dass er ertrank, dann packte er den Colonel unter den Achseln und schleifte ihn auf das Trockene. Ferretti und Martouf tauchten neben ihm auf und halfen ihm O’Neill in den nahen Wald zu tragen, weil in diesem Moment der zweite Gleiter über sie hinweg flog, ohne jedoch das Feuer zu eröffnen.
”Was ist mit ihm?" fragte Ferretti, als sie sich im Schutze der Bäume zu Boden sinken ließen und die Gleiter beobachteten, die nach ihnen suchten. ”Ist er schwer verletzt?"
Der Jaffa untersuchte ihn: ”Nein, er ist nur bewusstlos. Schnell, wir müssen hier weg. Es wird hier gleich von Kriegern nur so wimmeln."
Sie standen auf und trugen O’Neill mit sich. Als der Colonel wieder zu sich kam, blieben sie das erste Mal stehen.
Mit einem Stöhnen hielt Jack sich den schmerzenden Kopf. ”Was ist passiert?" fragte er noch ganz benommen. ”Warum bin ich so nass?”
”Unser Gleiter ist explodiert", erklärte der Jaffa. ”Du wurdest von der Explosion in den Fluss geschleudert und warst bewusstlos. Wir haben dich ein Stück getragen. Kannst du wieder gehen?"
Der Colonel nickte.
”Sie werden uns auf jeden Fall finden", meinte Ferretti. ”Wir sind zu Fuß, aber sie haben Gleiter.”
”Der Urwald ist unser Verbündeter", glaubte O’Neill. ”Solange wir uns in seinem Schutz bewegen finden sie uns nicht." Er strich sich über die nassen Kleider, was ihn nicht sehr störte, denn die Luft war drückend heiß. Kein Luftzug bewegt sich, um etwas Kühle zu verschaffen. Auch die anderen schwitzten in ihren Rüstungen, denn Martouf war der einzige, der leichte Bekleidung trug.
”Meinst du? Sie können uns mit ihrer Technik bestimmt aufspüren", Ferrettis Stimme war anzuhören, dass er sich um ihre Sicherheit sorgte.
”Nicht, wenn wir das tragen", meinte der Jaffa. Er zog drei kleine runde Scheiben heraus und gab jedem eine davon.
”Was ist das?" fragte O’Neill neugierig.
”Die Scheibe sendet ein Signal aus, dass unsere Wärme überdeckt. So sind wir sicher vor einer Entdeckung", erklärte der Jaffa.
Sie entledigten sich der Hitze wegen den schwersten Teilen ihrer Rüstung und befestigten die Scheiben in ihrer Bekleidung.
”Woher hast du die?" fragte O’Neill neugierig.
"Ich wartete schon lange auf eine solche Gelegenheit und habe immer einige der Scheiben dabei."
”Sehr praktisch. Doch nun, wie ist dein Name, mein junger Freund? Und warum hast du wildfremden Menschen geholfen?"
”Du bist kein Fremder für mich, O’Neill und du kennst mich auch. Wir sind uns schon mehrmals begegnet, doch damals war ich noch ein Junge."
”Nein, das ist nicht möglich!" O’Neill ahnte plötzlich, wen er vor sich hatte, und warum der Junge ihn an Teal’c erinnerte. ”Doch, O’Neill, ich bin Rya’c."
”Teal’cs Sohn! Ich fasse es nicht", O’Neill umarmte den jungen Mann erfreut. ”Du ahnst nicht, wie ich mich freue, dich zu sehen. Doch sag mir, wo ist dein Vater?"
Rya’c sah nachdenklich zu Boden. ”Ich weiss es nicht, doch ich suche ihn schon seit Jahren. Und als ich dich sah, dachte ich, dass du mich zu ihm führen kannst."
”Ich will eure Wiedersehensfreude ja nicht trüben, doch ich denke, wir sollten weitergehen", mischte sich Martouf ein. ”Ihr habt später Zeit euch auszusprechen, obwohl es mich auch sehr interessiert, wo du die letzten zehn Jahre gewesen bist, O‘Neill."
”Das ist wiederum eine lange Geschichte. Eigentlich bin ich nirgends gewesen. Doch Martouf hat recht. Suchen wir uns ein sicheres Versteck für die Nacht. Dann werde ich euch alles erzählen."
Sie nächsten Stunden bewegten sie sich vorsichtig durch den Dschungel. Das Vorwärtskommen war schwierig, denn ständig mussten sie sich durch Gestrüpp schlagen, über Wurzeln steigen, Äste beiseite schieben, und alles wurde begleitet von den vielfältigen Geräuschen des Dschungels. Kleine Tiere nahmen vor ihren Reißaus und das Gebrüll von Affen und das Gezeter von irgendwelchen Vögeln war ihr ständiger Begleiter. Doch das alles zählte nichts, sie waren in Freiheit und hofften bald ihre Freunde wieder zu sehen. Diese Aussicht erfüllte alle mit ungeahnter Kraft und ließ sie den beschwerlichen Marsch durchhalten.
Als sich die Dunkelheit über das Land senkte, hielten sie nach einem Versteck für die Nacht Ausschau. Sie fanden eine trockene Unterkunft in den Wurzeln eines Urwaldriesen. Allerdings wagten sie kein Feuer anzuzünden, weil man das kilometerweit gesehen hätte. So begnügten sie sich mit einem kalten Abendessen.
O’Neill begann seine Geschichte zu erzählen; Rya’c und Martouf hörten fasziniert zu. Da Ferretti dies alles schon kannte, übernahm er die erste Wache.
Martouf war der erste, der etwas sagte, als O’Neill seine Geschichte beendet hatte. Er schloss kurz die Augen und sah zu Boden. Als er wieder aufblickte sprach er mit der tiefen und veränderter Stimme von Lantasch: ”Vor vielen Jahren habe ich von einem solchen Stargate gehört. Ich diente damals Hotep. Wir haben seine Funktion jedoch nie herausgefunden. Hotep schickte viele Sklaven durch das Tor, doch keiner wurde je wieder gesehen."
”Das wundert mich nicht", meinte O’Neill. ”Wahrscheinlich sind die armen Kerle irgendwann in der Zukunft gelandet, sofern sie es überlebten."
”Du hast sicher recht, O’Neill", fuhr Lantasch fort. ”Und es wundert mich, dass ihr Menschen mit eurem beschränkten Wissen herausgefunden habt, was Hotep nicht schaffte."
”Vielleicht seid ihr Goa’uld...pardon...Tok’ra, in deinem Fall, doch nicht so schlau und großartig, wie ihr immer annehmt. Ihr seid im Grunde nicht mehr als Diebe, die das Wissen ihrer Wirte übernehmen, sofern diese über eine höhere Zivilisation verfügen. Selbst die Sternentore habt ihr nicht erfunden, das waren die Antiker."
Die Augen des Tok’ra leuchteten kurz auf, ein Zeichen seiner Verärgerung, doch Martouf übernahm seinen Körper wieder. ”Du musst Lantasch verzeihen. Er ist manchmal..., wie soll ich es ausdrücken...?"
”...du meinst überheblich, unhöflich...?" half O’Neill aus.
Lantasch übernahm wieder: ”Du bist uns gegenüber auch nicht gerade sehr höflich, doch ich respektiere dich. Wenn meine Worte dich verletzt haben, dann bitte ich um Entschuldigung."
”Entschuldigung akzeptiert", meinte O’Neill versöhnlich. Im Grunde war er nicht ärgerlich. ”In einem hast du aber recht: es ist Zufall, dass wir die richtige Funktion des Dreieck-Tores herausgefunden haben. Und die anderen wussten nicht einmal, was mit mir passierte. Sie hielten mich für tot und stellten die Versuche mit dem Tor ein. Wir haben also nicht mehr herausgefunden wie..., wie nanntest du ihn?"
”Hotep", erklärte Lantasch.
”Richtig! Hotep! Ist das nun auch so ein Gott aus dem alten Ägypten?" Daniel fehlte O‘Neill einfach, denn er wüsste es bestimmt.
”Hotep war der ägyptische Gott der Friedsamkeit nach dem Tod", belehrte sie Ferretti, der die letzten Worte gehört hatte.
O’Neill sah ihn verwundert an.
”Nun, ja", sagte Ferretti in fast entschuldigendem Tonfall. ”Nach unseren Erfahrungen mit den Goa’uld, die sich als Götter der alten Ägypter ausgaben, habe ich mich mit der Kultur dieser Menschen beschäftigt."
”Aha!" O’Neill grinste, sagte aber nichts mehr. ”Wir sollten jetzt schlafen. Ich löse dich in zwei Stunden ab, Louis."
Ferretti nickte und begab sich wieder auf seinen Wachposten.
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