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Himmel und Hölle von Selana

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10. Auf Leben und Tod

Sie hatten ihr Auftauchen so gewählt, daß sie in der Dunkelheit in den Randgebieten der Stadt herauskamen, mitten in einem fast reifen Maisfeld. Als erstes wollten sie mit Dr. Fraiser Kontakt aufnehmen. Logan kannte einige Mitglieder von Fraisers Gruppe. Ihre Priestergewänder stellten sich als gute Tarnung heraus, als sie belebtere Regionen der Stadt erreichten. Niemand beachtete sie. Ihr Ziel, ein kleines pyramidenförmiges Haus, lag abseits in einer Seitenstraße.
Inzwischen war es längst hell geworden. Der Hausbesitzer erschien sofort nach ihrem Klopfen. Er erkannte Logan und blickte ihn überrascht an. Schnell bat er sie in sein Haus: ”Warum kommst du zurück? Alle Ordnungskräfte der Stadt suchen nach dir."
”Ich habe meine Gründe und bringe Freunde mit. Wir müssen zu Dr. Fraiser. Das, auf das sie so lange zugearbeitet hat, ist in greifbare Nähe gerückt", erklärte Logan.
”Was meinst du damit?" fragte der Mann überrascht.
”Die Rückeroberung unseres Planeten", erläuterte O’Neill ihm.
Der Mann sah Jack an und erkannte auch ihn: ”Du bist Jack O’Neill."
”Ja, der bin ich. Hör zu, Freund, es eilt. Jede Sekunde ist kostbar."
”Nun gut, aber ihr versteht, dass ich vorsichtig sein muss?" Und als die anderen nickten. ”Dann kommt mit."
Sie folgten ihm in einen dunklen Keller, von dem aus es einen Zugang zu den unterirdischen Anlagen gab. Der Mann verschloss den Eingang sorgfältig hinter ihnen. Nach kurzer Zeit befahl er ihnen zu warten. Ihr Versteck lag noch nicht in einem Tok’ra-Tunnel, der Mann war sehr bedachtsam.
Eine halbe Stunde später erschien Janet Fraiser in Begleitung einer schwer bewaffneten Gruppe ihrer Widerstandskämpfer. Sie wollte kein Risiko eingehen. Sie beachtete die anderen erst gar nicht, sondern wandte sich an Logan. Janet ergriff seine Hand und schloss die Augen. Kurz darauf öffnete sie ihre Augen und der Hauch eines winzigen Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Erst jetzt begrüßte sie die anderen Mitglieder von SG-1 und ihre Begleiter, dann erklärte sie: ”Logans Art der telepathischen Verbindung ist unnachahmlich. So bin ich sicher, dass ihr wirklich meine Freunde seid. Und nun sagt mir, was ist geschehen?"
O‘Neill erklärte ihr die Situation und Dr. Fraiser begriff sofort. ”Ich werde meinen Leuten das Signal geben. Sie werden überrascht sein, dass es schon losgeht, aber wir sind seit Jahren auf diesen Tag vorbereitet. Und nun..., ich hoffe, alles wird gut gehen."
”Das hoffen wir auch", stimmte O’Neill ihr zu. ”Während deine Leute alle wichtigen Positionen der Stadt besetzen werden wir Heru’ur und Samuels töten oder gefangen nehmen. Gleichzeitig wird eine Gruppe das Sternentor erobern. Wir müssen aber aufpassen, dass alle Aktionen koordiniert geschehen. Heru’ur darf keine Gelegenheit haben zu fliehen. Und mit Samuels habe ich noch eine persönliche Rechnung zu begleichen."
Fraiser würde die Aktionen in der Stadt leiten, während das SG-1-Team, Rya’c und Martouf versuchen wollten in Heru’ur’s Palast einzudringen. Osiris, Serina und Harun bekamen den Auftrag das Sternentor zu erobern. Eine Gruppe aus Fraisers Widerständlern würde ihnen helfen.
Als sie sich trennten war es 7.00 Uhr morgens und es wurde vereinbart, dass die Aktionen um 11.00 Uhr beginnen sollten. Sie besprachen noch die genauen Einzelheiten und trennten sich dann.
Der Countdown begann...

8.00 Uhr
Noch immer als Priester verkleidet bewegte sich die kleine Gruppe durch die Stadt. Teal’c und Rya’c hatten sich als Horus-Wachen verkleidet. Niemand hielt sie auf oder sprach sie an. Eine Gruppe von Priestern in Begleitung von einigen Horus-Wächtern war ein alltäglicher Anblick für die Menschen. So näherten sie sich langsam dem Zentrum der Stadt, wo alle Straßen sternförmig auf einem riesigen Platz zusammenliefen. Dort, in der Mitte, stand der Palast von Heru’ur.
Sie blieben erst einmal am Rande des Platzes stehen und sondierten die Lage. Zu dieser Stunde wimmelte es von Menschen, Jaffa und Priestern. Der Platz war gepflastert, überall standen riesige Horus-Statuen und Figuren anderer ägyptischen Götter. Es funkelte in Gold, und die mit Kristallen verzierten Figuren blitzten auf, wenn ein Sonnenstrahl sie traf. Es war ein Anblick, der sie in ihren Bann zog.
”Gehen wir!" bestimmte O’Neill schließlich.
Langsam überquerten sie, ohne nach rechts oder links zu blicken, den Platz. Der gepflasterte Boden war ungewohnt zu begehen, doch sobald sie den inneren Bereich des Areals erreichten, wurden aus den Pflastersteinen kunstvoll gefertigte Mosaik-Steine. Jeder Stein mit altägyptischen Symbolen versehen. Was musste das für Arbeit gewesen sein, diese kleinen Kunstwerke anzufertigen.
Endlich näherten sie sich dem Vorplatz des Palastes. Nun galt es vorsichtiger zu werden. Eine etwa hundert Meter lange und zwanzig Meter breite Marmor-Treppe führte bis zum Palast hinauf. Auf den Treppenstufen waren erneut Figuren abgestellt, die diesmal hauptsächlich Heru’ur in den verschiedensten Positionen darstellten. Der Goa’uld hielt sich in der Tat für einen Gott. Nun, O’Neill schwor sich, dass sie ihm diesen Glauben bald austreiben würden.
Der Colonel sah sich um. Ihre Gruppe war nicht die einzige, welche die Treppe betrat um zum Palast hinaufzugehen, doch es waren bedeutend weniger, wie unten auf dem Platz, und wenn sie noch länger stehen blieben würden sie auffallen.
”Wir dürfen nicht zögern", empfahl Daniel auch schon und bewies, dass er ähnlich wie O’Neill dachte. ”Wir fallen sonst auf."
”Ich werde die Führung übernehmen", sagte Baldur und O’Neill zuckte etwas zusammen. Er vergaß immer wieder, dass Daniel auch ein Tok’ra war. ”Ich habe Erfahrung mit solchen Sachen."
”Du?" fragte O’Neill überrascht.
”Ich bin nicht nur ein Wissenschaftler und Forscher, Jack", antwortete Baldur.
”Du musst mir unbedingt mehr von dir erzählen", verlangte O’Neill.
”Aber nicht jetzt. Lasst mich vorangehen." Baldur/Daniel ging mit energischen Schritten bis zum Palasteingang hinauf. Eine Gruppe Horus-Wachen hielt dort Wache.
”Halt!" wurden sie auch schon aufgehalten.
O’Neill hoffte, dass der Wächter Daniel nicht erkannte, schließlich wurde auch er gesucht, doch Baldur stellte sich so geschickt hin, dass sein Gesicht im Schatten lag, doch seine Stimme war dafür um so beherrschender.
”Shall telk ma! Du wagst es, einen deiner Herren und seine Diener aufzuhalten?"
O’Neill sah Daniels Augen aufleuchten und senkte noch weiter seinen Kopf um ein Grinsen zu verbergen. Außerdem durfte niemand sein Gesicht sehen.
Die Horus-Wache zuckte erschreckt zurück. ”Verzeih, Herr, aber wir haben unsere Anweisungen jeden zu kontrollieren, der den Palast betritt."
”Das gilt auch für deine Herren?" fragte Baldur in so drohendem Tonfall, dass die Wache noch weiter zurückwich und so ungewollt den Weg frei gab.
Die Gruppe schlüpfte in den Palast und O’Neill glaubte, die Blicke des Wächters wie Dolchstoße in seinem Rücken zu spüren. Was, wenn er Alarm schlug?
Baldur bemerkte: ”Kommt schnell weiter, bevor der Wächter sich auf seine Pflicht besinnt und uns doch noch Schwierigkeiten macht."
”Vielleicht vergisst er uns auch", hoffte Carter und sah zurück. ”Schließlich sind wir nur eine harmlose Gruppe von Priestern und zwei Wachen, die ihren Herrn begleiten." Der Wächter beachtete sie nicht weiter, sondern wandte seine Aufmerksamkeit einer weiteren Gruppe Priester zu, die gerade den Palast betreten wollte.
”Darauf würde ich mich nicht verlassen", meinte Baldur. ”Aber wir können in dem riesigen Palast untertauchen. Zur Sicherheit werden wir die Priestergewänder ablegen und uns passendere Bekleidung suchen."
”Und die wäre?" frage O’Neill.
”Wie wäre es als Horus-Soldaten?" schlug Baldur vor.
”Schon wieder?" seufzte O’Neill, stimmte Baldur dann aber zu. ”Dann können wir uns an der Suche nach der Gruppe Priester beteiligen, wenn der Wächter am Eingang doch Alarm schlägt", meinte Jack grinsend.

9.00 Uhr, im Palast Heru’urs
Die Gruppe Horus-Wachen, die durch den Palast marschierte, fiel nicht auf. Es war nicht schwer gewesen, sich die Uniformen zu besorgen, zumal sie mit den Falken-Masken ihre Gesichter gut verbergen konnten. Die Zeit drängte, doch noch immer hatten sie keine Spur von Heru’ur oder Samuels gefunden. Der Palast war so groß, dass es eine Suche wie eine Nadel im Heuhaufen war. Noch war kein Alarm gegeben worden, der Wächter am Eingang hatte sie nicht gemeldet. Aus welchem Grund auch immer, diese Nachlässigkeit würde denen noch leid tun, dachte O’Neill grimmig, während sie ihre Suche fortsetzten. Ihm fiel der Thronsaal ein, den Heru’ur gerne benutzte. Vielleicht hielt er sich dort auf. O’Neill und Carter kannten den Weg...

10.00 Uhr, am anderen Ende der Stadt
Inzwischen waren die Angriffe auf die wichtigsten Stellen der Stadt vorbereitet worden. Janet Fraisers Leute berichteten, dass Heru’ur sich in seinem Palast aufhalten musste.
Harun meinte: ”Das bedeutet, dass O’Neills Gruppe ihr Ziel erreichen kann. Hoffen wir, dass alles gut geht. Es wird nicht leicht sein so nahe an Heru’ur heranzukommen um ihn töten zu können."
”Was ist mit deinem Schiff?" fragte Fraiser Osiris. ”Ist es bereit?"
”Ja, sobald ich den Angriffsbefehl gebe, wird Ashley die beiden großen Schiffe von Heru’ur angreifen und hoffentlich vernichten."
”Hoffentlich?"
”Es kann immer unvorhergesehenes geschehen", meinte Osiris. ”Aber eigentlich sollten meine Leute keine Schwierigkeiten haben. Sobald sie angreifen, wird das Unruhe in den Reihen von Heru’ur hervorrufen und das nützen wir für unsere Angriffe aus."
”Meine Leute stehen auch bereit. Ich lasse euch nun zu dem Sternentor bringen. Der Tunnel, den du mit Carter und O’Neill zur Flucht benutzt hast, ist zwar zerstört, aber wir haben längst einen neuen geschaffen", erklärte Janet. ”Ich werde hier auf den Angriff warten und alles koordinieren. Am Sternentor wartet schon die Gruppe, die euch helfen wird, dass Tor zu erobern."
Osiris, Serina und Harun nickten und folgten ihrem Führer durch die Tunnels, um ungefährdet das Sternentor zu erreichen.

10.45 Uhr, irgendwo im Sonnensystem
Inzwischen wartete Ashley, der Kommandant der Callisto und Stellvertreter Osiris, auf das Signal. Die Ortungsgeräte der Callisto hatten den genauen Standpunkt der beiden Pyramiden-Schiffe Heru’urs festgestellt und Ashley war der Überzeugung, dass es für ihn ein leichtes sein würde, diese zu zerstören.
Ashley war ein normaler Mensch, der es bisher abgelehnt hatte ein Wirt zu werden. Es gab genug Menschen an Bord des Schiffes, die dies als höchste Ehre ansahen, doch er selbst war bisher noch nicht bereit gewesen ein Wirt zu werden. Osiris und die anderen Wirte akzeptierten das. Wäre das anders, hätte Osiris ihn kaum zum Kommandanten der Callisto ernannt. Ashley war ein großer schlanker Mann mit kurzen schwarzen Haaren und hageren Gesichtszügen. In Kürze würde er seinen 47. Geburtstag feiern; Kommandant war er seit fünfzehn Jahren.
”Kommandant! Wir nähern uns der Position des ersten Schiffes."
Ashley, schlagartig in seinen Gedanken unterbrochen, sah auf den riesigen Bildschirm, der das feindliche Pyramidenschiff zeigte. In einiger Entfernung konnte er einen rötlichen Planeten sehen, den vierten Planeten des Systems und Nachbar-Planet von Tau’ri.
”Das Signal?" fragte Ashley seinen weiblichen Kommunikations-Offizier.
Sie sah auf. ”Noch nichts, Kommandant."
”Seien Sie wachsam, es muss jeden Augenblick kommen."
”Ja, Sir", bestätigte die Frau.
”Tarsis, alle Waffen einsatzbereit?" wandte Ashley sich dann an seinen Feuerleitoffizier.
”Alles klar", bestätigte dieser.
Ashley nickte und wartete...
”Kommandant! Das Signal!"
Ashley reagierte augenblicklich. ”An alle Stellen! Es geht los. Angriff!"
Das riesige Schiff erwachte zum Leben und näherte sich der Position des Pyramidenschiffes, dass noch nichts von dem Unheil ahnte, dass wenige Augenblicke später über es hereinbrechen sollte...
Wie ein Feuer speiender Drache tauchte die Callisto hinter ihrem Tarnschild auf und eröffnete das Feuer auf das andere Schiff. Der Gegner wurde überrascht und schaffte es nicht mehr den Schutzschild zu aktivieren, denn die Callisto hatte als erstes auf diese Stelle gefeuert und die Generatoren des Schildes vernichtet. Natürlich war das Pyramidenschiff dadurch noch nicht wehrlos. Die Besatzung reagierte sofort und erwiderte das Feuer, traf jedoch nur die Schilde des Angreifers ohne es zu beschädigen. Der Kommandant des Schiffes befahl die Kampfgleiter zu starten, und wenig später verließen ganze Schwärme von Todesgleitern das Mutterschiff. Sie griffen das fremde Schiff an, erreichten jedoch nur, daß ein Gleiter nach dem anderen abgeschossen wurde. Zum Entsetzen des Kommandanten des Pyramidenschiffes eröffneten zusätzlich viele seiner Todesgleiter das Feuer auf die eigenen Schiffe.
”Cheel koo makuu? Was ist da los?" herrschte er seinen Stellvertreter an.
”Ich weiß es nicht, Herr", antwortete dieser.
”Dann erkundige dich oder ich lasse dich wegen deiner Unfähigkeit hinrichten."
”Das glaube ich nicht", antwortete der Stellvertreter mit grimmiger Miene, und bevor einer der umstehenden es verhindern konnte, eröffnete er mit seiner Zatnickatel das Feuer auf den Kommandanten und tötete ihn.
”Kall tai, Tok’ra!" rief der Mann, bevor ihn selbst zwei Schüsse trafen, doch das Unheil war angerichtet. Ohne Kommandant und Stellvertreter brach das Chaos an Bord aus und das feindliche Schiff hatte leichtes Spiel.
Kurze Zeit später explodierte das riesige Schiff unter den ununterbrochenen Treffern der Callisto in einem riesigen Feuerball.

11.30 Uhr, Memphis, auf der Erde
”Was hast du da gesagt!" Heru’urs Stimme klirrte vor Kälte.
Samuels stand hinter dem Goa‘uld und grinste amüsiert, als er sah, wie der Zorn Heru’urs den Soldaten traf.
”Ein riesiges fremdes Raumschiff ist aus dem Nichts aufgetaucht und hat die Ra vernichtet, mein Lord", wiederholte der Krieger gehorsam und verbeugte sich tief, um die Wut Heru’urs nicht noch mehr herauszufordern.
Heru’ur sprang von seinem Sitzplatz auf und trat dicht vor den Krieger. Seine Augen schienen Funken zu sprühen. ”Wer hat das getan?"
”Das Schiff gehört weder Sokar noch Hathor. Es hat die übliche Pyramidenform, doch es ist von rötlicher Farbe und erheblich größer als unsere Schiffe."
Heru’ur wandte sich von dem Krieger ab, ging auf und ab und überlegte. Niemand wagte ihn anzusprechen, um seinen Zorn nicht neu herauszufordern.
Plötzlich ahnte Heru’ur, wem das Schiff gehörte: ”Die Callisto! Es kann nur Osiris Schiff sein."
”Aber die Callisto gibt es nur in den Legenden", wagte einer seiner engsten Diener zu bemerken.
Heru’ur sah ihn wütend an, doch er beherrschte seinen Zorn. Es hatte wenig Sinn seine eigenen Krieger zu dezimieren, die er im Kampf gegen die Aufrührer noch gebrauchen konnte. Es war ungeheuerlich, dass die Sklaven es überhaupt wagten sich ihm zu widersetzen - und auch noch Erfolge verbuchten. Das verdankten sie nur Osiris. Er hätte ihn damals sofort töten sollen. Ein unverzeihlicher Fehler seinerseits, der ihm nun teuer zu stehen kam. ”Osiris galt ebenfalls als Legende, doch er war mein Gefangener, bis ihr unfähigen Narren ihn und die beiden Tau’ri entkommen ließet."
”Die verantwortlichen Wachen wurden bestraft, mein Lord", sagte sein Diener wieder.
Heru’ur erwiderte nichts darauf sondern befahl: ”Schickt alle verfügbaren Schiffe und die Hathor in den Kampf. Sie sollen das Schiff Osiris vernichten."
”Ja, mein Lord!" Der Krieger wandte sich ab und beeilte sich zu gehen um die Befehle auszuführen.
Ein Diener Samuels tauchte auf und flüsterte mit dem Menschen. Heru’ur entging das nicht und er wandte sich an den Tau’ri: ”Samuels, was ist da los?"
Samuels war blass geworden und schaffte es nur mit größter Anstrengung seine Panik zu unterdrücken: ”Mein Lord, mein Diener meldet, dass auf der ganzen Erde die Rebellen unsere wichtigsten Posten angreifen. Viele wurden schon vernichtet. Es sieht so aus..."
”Neiinn!" Heru’urs Wut wuchs ins Grenzenlose und diesmal traf sein Zorn Samuels. Ein Energiestoß aus der Waffe in Heru’urs Hand traf ihn und warf ihn in eine Ecke. Der Goa’uld beruhigte sich jedoch sofort. ”Organisiere sofort die Gegenangriffe, Samuels, ich erwarte in einer Stunde deine Erfolgsmeldung."
Samuels rappelte sich auf und lief, gefolgt von einigen Kriegern und seinem Diener, aus dem Raum. Jetzt befanden sich außer Heru’ur und seiner persönlichen Leibwache nur noch einige Horus-Wachen im Thronsaal. Diese standen statuengleich ringsum an den Wänden verteilt. Einer der Wächter bewegte sich jetzt und eröffnete das Feuer auf die Leibwächter Heru’urs. Dies war das Startsignal für sechs andere Wachen, die ihrerseits mit einem Angriff auf die übrigen Wächter begannen.
Heru’ur fuhr überrascht herum. Seine übrig gebliebenen Leibwächter begannen sich zu wehren, doch die Angreifer wichen geschickt aus und feuerten erneut. Die Leibwächter wurden getötet und nun stand Heru’ur seinen Feinden alleine gegenüber.
”Wer seid ihr?" herrschte er die Eindringlinge an.
Diese ließen die Helme im Anzug verschwinden.
”Ihr schon wieder!" grollte Heru’ur und wollte seinen Schutzschild aufbauen, doch O’Neill war schneller. Der Schuss aus der Zatnickatel traf Heru’ur und warf ihn zu Boden.
Ein leichtes Lächeln zog über O’Neills Gesicht. ”Der Schild hat dir schon einmal nicht geholfen." Er erreichte Heru’ur und nahm ihm die Waffen am Arm ab, sowie seine anderen Ausrüstungsgegenstände. ”Ich sollte dich jetzt töten, doch lebend bist du für uns wertvoller."
O’Neill wandte sich an Teal’c und Rya’c. ”Sichert die Tür und sorgt dafür, dass niemand hereinkommt. Unsere Gefangennahme Heru’urs wurde bestimmt bemerkt. Wir werden uns einige Zeit verschanzen müssen, bis unsere Leute die Stadt gesäubert haben."
O’Neill befahl Heru’ur aufzustehen und Carter und Rebecca, ihn keine Sekunde aus den Augen zu lassen. Die beiden Frauen übernahmen mit dem größten Vergnügen die Bewachung des Goa’uld.
Dann trat O’Neill an die Überwachungsgeräte heran, doch er konnte die fremden Schriftzeichen nicht entziffern. Deshalb winkte er Daniel und Martouf heran. ”Könnt ihr feststellen, was auf der Erde los ist?"
”Kein Problem", antworte Baldur und auch Martouf bestätigte. Zu zweit aktivierten sie einige Bildschirme um zu erfahren, was auf der Erde geschah.
Heru’urs wütender Blick folgte ihnen. Es war ihm nicht entgangen, dass sich zwei Tok’ra unter den Feinden befanden. ”Tok’ra, kree schar!" fauchte er wütend, was sich für Carter und Morgan nach einem Fluch anhörte. Sie grinsten sich bezeichnend an, ließen den Goa’uld jedoch nicht aus den Augen.

Unter der Führung von Harun, Logan und Serina begann zur selben Zeit der Angriff auf das Sternentor. Die Wachen waren seit Logan, O’Neill und Carters Flucht verstärkt worden, doch mit einem Angriff der Widerstandskämpfer hatte niemand gerechnet. Allerdings würde ihr erster Erfolg nur ein Teilsieg sein, denn die Feinde würden mit Verstärkung zurückkommen. Zu ihrem Glück begann inzwischen der Angriff von allen Seiten in der Stadt, so dass die Horus-Krieger gezwungen waren, sich aufzuteilen.
”Das Gebiet um das Tor gehört uns", informierte sie in diesem Moment einer der Widerstandskämpfer.
”Was ist mit den Gebäuden?" fragte Harun.
”Die stecken noch voller Horus-Wachen, doch unsere Männer sind auch da auf dem Vormarsch", erklärte der Mann.
”Dann gehört das Sternentor bald uns", meinte Serina. ”Das ging aber schnell."
”Vielleicht zu schnell. Wir sollten nicht zu siegessicher sein", schwächte Harun ihren Erfolg ab. Er hatte in den Jahren des Widerstands gelernt vorsichtig zu sein.
Sie machten sich auf den Weg zum Sternentor und fast schien es, als hätten seine Worte das Unheil heraufbeschworen. Auf halben Weg tauchten die Todesgleiter auf und eröffneten das Feuer.
”In Deckung!" rief Harun.
Die Gruppe sprengte auseinander und versuchte vor den Gleitern zu fliehen, die in diesem Augenblick ihre zweite Angriffswelle flogen. Harun konnte gerade noch zur Seite springen, als neben, vor und hinter ihm, auch schon die Schüsse einschlugen und die Welt in einem Chaos aus Rauch und Feuer unterzugehen schien. Als die Sicht sich einigermaßen klärte, sah er zum Tor hinüber. Einige Widerstandskämpfer lagen leblos am Boden. Ein Blick nach oben belehrte ihn, dass die Gleiter zurückkehrten. Vom Sternentor her eröffneten die Widerstandskämpfer das Feuer auf die Gleiter, doch auch die dritte Welle kostete Opfer, obwohl auch einer der Gleiter abgeschossen wurde. Harun erkannte jedoch, dass ihm der Weg zum Tor durch die ununterbrochenen Angriffe abgeschnitten wurde, und er sah sich nach einer anderen Deckung um.
Es blieben nur die Felder übrig, und als erneut neben ihm Schüsse einschlugen, spurtete er los. Im Zickzacklauf erreichte er eines der Maisfelder, dessen Pflanzen hoch genug waren, um ihn zu verbergen. Einige Gleiter verfolgten ihn und verwandelten das Feld in eine brennende Fackel. Um ihn herum herrschte ein Durcheinander von Flammen und Rauchschwaden. Er konnte nichts mehr erkennen und bekam kaum noch Luft. Der Rauch ließ ihn husten und die Augen begannen zu tränen, doch gleichzeitig gaben die Schwaden ihm auch Deckung. Als die Flammenwand näher kam, änderte Harun seine Richtung und versuchte das brennende Feld zu verlassen. Die direkten Angriffe auf ihn hatten aufgehört, wahrscheinlich nahmen die Piloten an, ihn getötet zu haben.
Endlich erreichte er das Ende des Feldes und sah sich um. Das Sternentor war nicht zu sehen. Er musste sich bei der Flucht weiter entfernt haben, als angenommen. Harun verfluchte den Umstand von seinen Freunden getrennt worden zu sein und versuchte seinen Weg zurückzufinden. In diesem Moment gab es eine mächtige Explosion. Die Detonation ließ die Erde erbeben und Harun warf sich zu Boden und suchte Deckung, um nicht von herumfliegenden Trümmerstücken des abgeschossenen Gleiters getroffen zu werden.
Als die Erde ruhig wurde stand er auf und sah sich vier Horus-Wächter gegenüber, die genauso überrascht waren wie er. Die Krieger überwanden ihre Überraschung leider ziemlich rasch und hoben ihre Waffen. Harun warf sich zur Seite. Er hob seine Zatnickatel und feuerte und traf einen der Wächter, doch ein Schuss mit einer Stabwaffe zwang ihn seine Deckung zu verlassen. Neben ihm schlug ein weiterer Strahl ein und Harun warf sich herum. Sein nächster Schuss traf einen zweiten Krieger, doch die beiden übrigen hatten ihn im Visier. Harun konnte sie unmöglich beide töten und gab sich verloren. Zwei Schüsse aus einer Stabwaffe töteten die beiden Krieger von hinten. Harun sah sich nach dem unerwarteten Helfer um. Logan erhob sich aus seiner Deckung und winkte ihm zu.
”Danke, das war knapp", begrüßte Harun ihn erleichtert. ”Wo kommst du her?"
”Ich habe wohl den gleichen Fluchtweg wie du eingeschlagen", meinte Logan und lächelte seinen menschlichen Freund an. ”Und ich kam zur rechten Zeit."
”Das kann man wohl sagen." Harun sah sich um. ”Wir sollten zum Sternentor zurückkehren. Die Gleiter haben aufgehört anzugreifen. Haben wir alle abgeschossen?"
”Das bezweifle ich", meinte Logan. ”Viel wahrscheinlicher ist, dass sie zurückgerufen wurden. Vielleicht hat auch O’Neill Glück gehabt und Heru’ur ist erledigt."
Auf Logans Gesicht zeichnete sich ein Schrecken ab und er gab Harun einen so heftigen Stoß, dass dieser zu Boden stürzte. Der Schuss aus der Stabwaffe, der seinen Rücken getroffen hätte, traf Logan in die Brust. Harun hob seine Waffe und tötete den Horus-Krieger, den sie bisher für tot gehalten hatten.
”Logan!" besorgt wandte er sich dem Freund zu und drehte ihn zur Seite. Harun sah entsetzt, dass die Wunde schwerwiegend war. ”Logan...!"
Logan schlug die Augen auf. ”Du...du musst Osiris retten..." kam es mühsam über seine Lippen.
”Sei still! Ich werde euch beide retten", versprach Harun verzweifelt.
”Ich sterbe...", flüstere Logan und packte Harun am Arm. „Versprich mir Osiris nicht sterben zu lassen. Und auf meine Tochter aufzupassen."
”Aber wie? Er kann dich doch heilen", versuchte Harun es nochmals.
”Nein, ich sterbe. Versprich es mir."
”Aber, ...gut..., ich verspreche es dir. Osiris, hilf ihm!"
”Ich kann Logan nicht retten, denn die Wunden sind zu groß. Nur ein Sarkophag könnte das noch, doch das lehnen wir beide ab", sagte jetzt Osiris an Logans Stelle.
"Dann bringe ich euch zurück..."
”Nein, wir sterben. Jede Hilfe würde zu spät kommen."
”Ich lasse euch nicht sterben. Nicht euch beide", widersprach Harun nun entschlossen. Er hatte begriffen, was Logan von ihm verlangte.
In diesem Moment schlugen weitere Schüsse neben ihnen ein. ”Wir sind entdeckt worden. Flieh und rette dein Leben!" verlangte Osiris. ”Ich halte sie auf. Ich kann Logan nur noch wenige Minuten am Leben erhalten, doch das ist Zeit genug für dich zu fliehen. Wir dürfen nicht beide sterben."
”Das werden wir nicht. Ich rette dich", sagte Harun. ”Ich erfülle Logans letzten Wunsch."
”Du willst mein Wirt werden? Hast du dir das gut überlegt?"
”Nein, aber ich lasse euch nicht beide sterben, verstanden? Logan hat mir gerade zweimal das Leben gerettet. Was muss ich also tun?"
”Leg dich neben mich und küss mich!"
”Was?!"
”Wir haben keine Zeit um zimperlich zu sein."
Harun gehorchte und legte seinen Mund auf den von Logan. Der Symbiont wechselte blitzschnell durch den Mund in Haruns Körper. Harun zuckte zusammen. Der Augenblick war zu überwältigend. Tausende, ja Millionen von Gedanken durchzuckten ihn; Erinnerungen von unzähligen Wirten vor ihm...
Die Stimme in ihm schreckte ihn hoch. ”Wir müssen fliehen. Die Horus-Wachen sind fast da!"
”Wer? Osiris, dass ist einfach überwältigend. Ich kann es nicht begreifen." Der Einschlag neben ihm belehrte ihn, dass es besser war auf seinen Symbionten zu hören. Harun warf noch einen letzten Blick auf seinen toten Freund Logan: ”Leb wohl, Freund...! Vielleicht sehen wir uns in einem besseren Leben wieder."
Mit einem Satz sprang Harun auf und lief los, als auch schon der nächste Schuss einschlug und genau die Stelle traf, an der er vor einer Sekunde noch gekauert hatte. Logans Körper verging in der entstehenden Feuersbrunst.
Harun lief um sein Leben. Das Sternentor war sein Ziel. Von dort tauchte nun Hilfe in Form von einigen Widerstandskämpfern auf.
”Harun! Hierher!" rief Serina von weitem. Schwer atmend erreichte Harun die sichere Deckung und ließ sich zu Boden fallen. Serina tauchte neben ihm auf.
”Hast du meinen Vater gesehen?" fragte sie in besorgtem Tonfall.
Harun sah traurig zu Boden und als er den Blick wieder hob leuchteten seine Augen auf. ”Logan ist tot, mein Kind!" antwortete Osiris an Haruns Stelle. ”Er gab sein Leben um Harun zu retten - und Harun hat mich gerettet."
Serina schreckte zurück. ”Nein, nein! Das ist unmöglich! Er ist nicht tot!" Sie wollte aufspringen und in die Richtung laufen, aus der Harun aufgetaucht war. Im letzten Moment packte Harun sie und zog die Frau in die sichere Deckung zurück.
”Bist du verrückt? Willst du auch sterben?”
Serina sah ihn einen Moment an ohne zu begreifen, dann fiel sie in seine Arme und fing an zu weinen. Harun umfaßte sie tröstend und wartete bis sie sich etwas beruhigt hatte.
Schließlich hob Serina den Blick und sah ihn aus tränenfeuchten Augen an: ”Ihr konntet ihn nicht retten?"
”Nein", antwortete Harun betrübt. ”Glaub mir, Serina, ich hätte mein Leben für deinen Vater gegeben, wenn ich es gekonnt hätte."
Sie sah ihm tief in die Augen und erkannte die Wahrheit darin. ”Ich möchte dir danken, dass du wenigstens Osiris gerettet hast, denn auch er ist irgendwie mein Vater. Aber bist du denn bereit ein Wirt zu sein?"
”Ich weiß nicht", Harun hob die Schultern.
”Wenn du es wünscht, kann ich mir einen anderen Wirt suchen", versprach Osiris.
”Darüber bin ich mir noch nicht im klaren", meinte Harun. ”Wenn du erlaubst, werde ich darüber nachdenken, doch irgendwie gefällt es mir dein Wirt zu sein. Es ist einfach überwältigend. Ich kann es nicht beschreiben.”
Serina brachte schon wieder ein leichtes Lächeln zustande, obwohl der Verlust des Vaters ihr fast das Herz brach. Doch war nicht etwas von ihm in diesem Tau’ri? Und es gab eine Zeit des Trauerns und eine Zeit des Kämpfens. Wenn ihr Vater nicht umsonst gestorben sein sollte, war nun die Zeit des Kämpfens da. Wenn die Zeit gekommen war, würde sie auf ihre Art um ihn trauern.
”Ich werde dir alles zeigen. Unser Schiff ist überwältigend. Dann kannst du in Ruhe überlegen”, bot Serina an.
Harun nickte. Später, wenn alles vorbei war, würde er Serinas Angebot annehmen, denn irgendwie war sie nun auch seine Tochter...
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