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TGE Combined - Finishing the Fight von Atlan, Colonel Maybourne

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2.07 Sanctuary, Teil 2
von Atlan




Die Besatzungsmitglieder der Heredions Stolz, die sich zu diesem Augenblick auf der Flaggbrücke befanden hatten, blickten allesamt ihren Geschwaderkommandanten in Schock und mit großen Augen an. Faaron Dakamar, Seelenadmiral, dekorierter Befehlshaber und der Mann, der den Schlachtplan zusammengestellt hatte, wegen dem sie überhaupt hier waren, hatte den Geschwader-Prior niedergeschossen.
Der kopflose und verschmorte Körper des Priors war erst vor Augenblicken auf den Boden geknallt und Dakamars Plasmapistole gab noch zischende Geräusche von sich, als dieser sich auf der Flaggbrücke umsah und dann grinsend ein irdisches Anti-Prior-Störgerät unter seinem Kommandosessel hervorholte. Er wog es kurz in den Händen und warf es dann auf den Stuhl. Erneut blickte er die immer noch zu Salzsäulen erstarrten Offizieren und Matrosen an. „Also bitte, meine Herren, als ob es bei mir nicht einfach nur eine Frage der Zeit war, bis ich überlaufe. Sie können sich nun entscheiden, ob sie mir helfen, oder ob sie sich zu den Rettungskapseln begeben und dort ihr Glück versuchen.“ Faaron Dakamar steckte die Plasmapistole zurück ins Holster. „Ich warte...“ Achtzehn Mann warfen sich vielsagende Blicke zu und zehn Sekunden später ergriffen fünf Mann die Flucht. Dakamars Adjutant trat vor und salutierte. „Ihre Befehle bitte, Admiral. Wir wollen doch nicht, dass Admiral Hata uns abschießt, während wir zu den Erdlingen fliegen.“
Dakamar nickte, wandte sich dem Bildschirm zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sehr schön. Befehl an das Geschwader: Hyperantrieb aufladen und einen Hypersprung zu den vereinbarten Koordinaten machen.“ „Sprung in sechzig Sekunden, Admiral“, bestätigte der Adjutant, der in Kontakt mit allen Kapitänen des meuternden Geschwaders stand. Dakamar nickte zufrieden. „Dann hoch mit den Schilden und stellen sie mich zur Ori-Flotte durch.“ Der Adjutant blickte verwirrt drein. „Sir, wollen sie denen etwa mitteilen, dass wir desertieren? Bei allem Respekt, das können wir auch noch machen, wenn wir schon am Treffpunkt sind.“ Dakamar sah dem jungen Heredionen in die Augen. „Ich verstehe, was sie meinen, aber darum geht es mir nicht. Es geht mir darum, die Moral auf den anderen Schiffen zu senken, Meutereien zu starten und die Flotte in Aufruhr zu bringen... und natürlich um den guten Hata rasend zu machen. Also, öffnen sie bitte einen Kanal zur Flotte und wenn möglich auch zu den Erdstreitkräften. Sie sollen erfahren, dass wir in friedlichen Absichten kommen.“ Wortlos bestätigte der Adjutant den Befehl und machte sich daran eine Frequenz zu suchen, die alle empfingen.
Eine deutlich spürbare Explosion erschütterte das Deck zu Dakamars Füßen. Er sah in die Gesichter seiner Crew, sorgfältig darauf bedacht seine eigene Sorge zu verbergen und ihnen Zuversicht ob ihres Plans zu schenken, die einige just in diesem Augenblick vermissen ließen. „Weitermachen“, befahl er, "Adjutant, ich will diese Verbindung zu Hata.“ Als die Blicke sich wieder von ihm lösten, führte er eine Hand an sein rechtes Ohr und murmelte in das Mirkophon seines Headsets: „Dakamar hier. Chief, wie ist die Lage?“ „Sie haben versucht zum Maschinenkern durchzubrechen, aber wir haben sie in der Wartungsbucht auf Deck 12 festgenagelt“, drang die Stimme des Gunnery Chiefs der Marines der 'Heredions Stolz', dessen Männer die Originritter angegangen waren, untermalt von einer Geräuschkulisse aus Gewehrfeuer und Schreien aus seinem Kopfhöher. „Wir können sie noch im Schach halten, aber ich weis nicht für wie lange.“ „Durchhalten“, murmelte er leise. „Nach dem Sprung schicke ich ihnen sofort Verstärkung von den anderen Schiffen.“ „Aye, Sir, aye“, bestätigte der Chief trocken und kappte die Verbindung, um sihc wieder in den Kampf zu werfen.



Vergeltungsadmiral Piet Hata saß zufrieden auf dem Kommandosessel seiner Flaggbrücke und betrachtete auf dem Hauptschirm gerade die eintreffende überlichtschnelle Sensortelemetrie. Reibungslos; großartig; phantastisch; nicht zu Träumen gewagt; das waren Worte, die dem Oberbefehlshaber in den Sinn kamen, wenn er sich diese Schlacht ansah. Nein, es war keine Schlacht, es war ein Gemetzel. Die Originarmee war der Metzger, der ohne Vorwarnung über das Wega-System hergefallen war und die 2. Flotte der Erdstreitkräfte war das hilflose Vieh, das zur Schlachtbank geführt wurde. Die Beseitigung des Minenfeldes, das die Erdlinge ausgelegt hatten, um seine Flotte abzubremsen, hatte ihn zwar 'einige' Schiffe gekostet (seine Untergebenen sprachen von über dreißig verlorenen Fregatten und Zerstörern), doch diese Verluste hatte er vorher einkalkuliert und abgesegnet.
Auch die irdischen Tarnboote, die erste Verteidigungslinie des Wega-Systems, bereiteten weder große Überraschungen, noch Probleme. Hata kannte die eine große Schwachstelle der Tarnboote: es waren nicht die inzwischen ortbaren Ausstrahlungen, die die Boote von sich geben konnten, nein es war die Tatsache, dass sie eine Offensivwaffe waren. T-Boote hatten in den letzten Jahren immer offensiv agiert und jedesmal, wenn sie defensiv handelten, spiegelte sich dies in einem großen Blutzoll wieder – wie auch hier. Hata lächelte. Commodore Samantha Carter, die stellv. BdT und Befehlshaberin der Tarnboote in diesem Sektor, erlebte gerade die Abreibung ihres Lebens.


Commodore Sam Carter wurde übel. Ihre Tarnboote hatten vor zwanzig Minuten Tuchfühlung mit dem Feind aufgenommen und vor achtzehn Minuten war die Höhle über sie hineingebrochen. „Es ist so simpel, dass es fast schon wieder genial ist“, murmelte sie, als sie sich die Geschehnisse von Bord T-32 aus ansah. Hata nutzte sein Offensivpotenzial hervorragend aus. Seine großen Pötte, alles vom Kreuzer an aufwärts, hatten das Minenfeld unbeschadet überwunden, indem Hata seine Zerstörer und Fregatten selbstmörderisch losgeschickt hatte, um es auszulösen (und da gab es noch Leute, die sich wunderten, warum man ihn 'den Schlächter' nannte), und eröffneten nun ein blindes Sperrfeuer und schoben die Tarnboote praktisch wie mit einem Besen vor sich her. Einem tödlichen Besen, den wer nicht wich, der wurde vernichtet, so wie die siebenundzwanzig Tarnboote, die sich praktisch vor ihren Augen aufgelöst hatten. „Commodore?!“, rief sie plötzlich Master Chief Tully wieder zur Besinnung. Sam blickte ihn niedergeschlagen an. „Das wars, Tully, das wars“, sagte sie mit gebrochener Stimme. „Aye, Skipper, aber wie soll es weitergehen?“, fragte Tully eindringlich. „Da draußen sind noch vier Geschwader, die auf Befehle warten. Commodore...“ Das rief Sam Carter zurück in die Wirklichkeit. Sie musste retten, was noch zu retten war. Es war nun an der 2. Flotte die Ori aufzuhalten, Sam musste die Tarnboote zurückziehen, oder die Anzahl der sinnlosen Tode dieses Tages würden noch höher steigen, als sie ohnehin waren. „Rückzug, Mr. Tully, alle Einheiten ins Solsystem zurückziehen. Wir können hier nichts mehr tun.“ „Aye, Skipper“, bestätigte Tully niedergeschlagen und gab den seit einer halben Ewigkeit erwarteten Befehl sich zurückzuziehen.


„Der Feind zieht sich zurück, Admiral“, wurde Hata nur Augenblicke später gemeldet. Hata lächelte und erhob sich. „Meine Herren, sie sehen hier das Ende der irdischen Tarnboot-Taktik. Es wird Zeit, dass wir uns dem richtigen Feind zuwenden. Haben die Späher schon berichtet, wie viele Schiffe uns nun wirklich gegenüberstehen?“ Hatas Adjutant trat näher. „Sir, die Späher haben 85 Schiffe gemeldet, die sich auf der Bahn des zehnten Planeten gesammelt haben. Die Rede ist von einem Träger, zwei Schlachtschiffen, sieben Schlachtkreuzern, zwölf schweren Kreuzern, dreiundzwanzig leichten Kreuzern und vierzig Fregatten. Die sich zurückziehenden Tarnboote haben wir nicht gezählt.“ „Wissen wir, wer das Kommando führt?“, fragte Hata neugierig. Die letzten Geheimdienstinformationen, die er erhalten hatte, sprachen davon, dass Admiral Dame Helena Reed, 1st Viscountess Reed, das Kommando über die 2. Flotte abgegeben hatte, doch er wusste nicht, wer sie ersetzt hatte. Der Adjutant antwortete: „Von dem, was wir mithören können, ist der Kommandeur Vice Admiral Gong Ho.“ „Ah, der gute Ho“, bestätigte Hata lächelnd. „Der Mann ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Es wird Zeit, dass er dafür zahlt. Signalisieren sie der Flotte vorzurücken.“ „Ja, Sir“, bestätigte der Adjutant und wollte sich gerade daran machen den Befehl weiterzugeben, als es plötzlich hieß: „Signal von der Heredions Stolz, Admiral Dakamar an die gesamte Flotte.“ Hata blickte verwirrt auf, als er die Durchsage vernahm:
„Hier ist Admiral Faaron Dakamar von Bord der Heredion Stolz, Flaggschiff der neu-konstituierten Heredion Space Navy an die Invasionsflotte der Orignarmee und an die Erdstreitkräfte. Nachdem wir jahrelang in den Dienst der Ori gezwungen waren, wurde es Zeit für die Söhne Heredions die Fesseln der Unterdrückung abzustreifen. Und so, heute am vielleicht schwärzesten Tag der Erde, sagen wir: Ihr seit nicht alleine, ihr habt noch Freunde. Dakamar Ende und aus.“
Piet Hata verzog sein Gesicht, als Dakamars Übertragung beendet war. „Dakamar... ich reiche ihm die Hand zur Versöhnung und er tritt mir beim weggehen in den Hintern. Befehl an die Flotte, eröffnen sie das Feuer auf Dakamars Geschwader. Tötet die Verräter!“


„Die Oriflotte eröffnet das Feuer auf uns!“, meldete Dakamars Adjutant. „Macht nichts“, entgegnete jener und machte es sich auf seinem Kommandosessel bequem. „Hyperraumsprung auslösen. Verschwinden wir aus diesem ungastlichen System.“ Mit diesen Worten nahmen die Heredions Stolz und die anderen elf Schlachtkreuzer Fahrt auf und verschwanden im Hyperraum, bevor auch nur die erste feindliche Rakete sie treffen konnte.
Der Flug durch andere Dimension des Hyperraums dauerte nicht lange. Es galt nur achtundzwanzig Lichtjahre zu überwinden und so, nur fünf Minuten später, verließ die Heredion Space Navy den Hyperraum an den Ausläufern des irdischen Sonnensystems. „Sensorabtastung, wenn ich bitten darf“, befahl Dakamar und stellte zeitgleich eine Bildsprechverbindung mit der Brücke der Heredions Stolz her. Teeral Rehma meldete sich persönlich. „Glückwunsch, Faaron, hat ja alles geklappt“, meinte Rehma zufrieden. Dakamar nickte nachdenklich. „Ja, scheint jedenfalls so. Was ist mit den Originrittern, die noch an Bord sind?“ „Wir haben sie eingeschlossen und momentan halte ich sie damit in Schach, dass ich jederzeit die Luft abschalten kann. Aber ich glaube, der Bluff hält nicht mehr lange. Sonst noch was?“ Dakamar nickte. „Der schwierige Teil kommt noch. Halte dich bereit.“ Das Gespräch zwischen den beiden wurde jäh von Dakamars Adjutant unterbrochen, der seinem Vorgesetzten meldete: „Admiral, die irdische Home Fleet rückt an und befiehlt uns, uns zu ergeben oder vernichtet zu werden.“ „Kommen sie ersterem nach“, befahl Dakamar und kratzte sich am Kinn. „Und richten sie Fleet Admiral Heimeshoff meine Grüße aus. Wenn er seine Enterkommandos schickt, soll er sich vor den feindlichen Originrittern in Acht nehmen. Und sagen sie ihm, dass ich ihn so schnell, wie möglich sprechen möchte. Es geht um die Zukunft der Erde und Heredions.“


Trotz des unerwarteten Seitenwechsels von Dakamars Geschwader lief die Invasion des Wega-Systems und besonders Sanctuarys ungestört weiter. Auf der Höhe des zehnten Planeten stellte die 2. Flotte unter dem Kommando von Vice Admiral Gong Ho die Invasionsflotte der Ori zum Kampf. 85 Schiffe standen auf der Seite der Erde und 152 Schiffe auf Seiten der Ori, die Truppentransporter nicht einbezogen. Was die Anzahl an Schiffen anging, stand die Erde gar nicht mal schlecht da, doch das wirkliche Problem war, dass die Ori wesentlich größere Einheiten aufzubieten hatte, als die Erde. Nur zehn Schiffe der Erde konnten wirklich als starke Einheiten gelten und dazu gehörte ein Träger-Schlachtschiff, die Brothers Wright; zwei Schlachtschiffe, die Bismarck und die George Washington; und die sieben Schlachtkreuzer.
Seit über zwanzig Jahren, auch in diesen verhängnisvollen letzten Jahren des Erd-Ori Krieges, hatte es auf der Erde immer gehießen, dass ein guter irdischer Raumschiffkommandant jeden Feind besiegen konnte. Es spielte keine Rolle, wie viele Schiffe der Feind hatte, wie viele schwere Einheiten, wie viele Raketen, wie viele Männer. Wie groß auch am Ende die Verluste der Erde sein mochten, es stand fest, dass eine Erdflotte auch eine Übermacht besiegen konnten. Doch Admiral Hata hatte schon mehrmals bewiesen, dass dies eine Fehleinschätzung war. Am Ende zählte es doch, wie viele Schiffe du hattest. Stellte man sich in einer offenen, traditionellen Raumschlacht, einer zwei zu eins Übermacht eines inzwischen äußerst ebenbürtigen, wenn nicht besser ausgebildeten und erfahrenen Gegner, dann kam man nicht mehr hinaus. Doch was Hata nicht wusste war, dass die Erdschiffe nicht hier waren, um zu entkommen.

Vice Admiral Gong Ho stand von seinem Kommandosessel an Bord der Brothers Wright auf und wandte sich seinem Stabschef zu, der neben ihm auf der Flaggbrücke stand. „Alles vorbereitet?“ „Alles vorbereitet, Admiral. Die Flotte steht bereit und wartet nur darauf das Feuer zu eröffnen.“ Die Stimme des Stabschefs hatte etwas endgültiges und Gong Ho merkte das. Er blickte den jungen Mann an. „Alles in Ordnung, Commander?“ „Ja, Sir. Es wird Zeit, dass wir den Ori Paroli bieten“, antwortete der Stabschef. „Aber das ist doch nicht alles, oder?“, fragte der Vice Admiral. „Haben sie Angst?“ Er fragte leise genug, damit niemand etwas mitbekam. „Ja, Sir, aber nicht um mein Leben. Ich bin bereit mein Leben für die Erde zu lassen, aber ich habe Angst um meine Famlie. Sie müssen wissen, Sir... sie leben auf Sanctuary.“ Der Befehlshaber der 2. Flotte verstand. „In Ordnung, Commander. Dann lassen sie uns dafür sorgen, dass wir den Flüchtlingstransporten genug Zeit verschaffen, um den Planeten zu evakuieren.“ „Aye, Sir“, bestätigte der Stabschef pflichtbewusst und nahm seine Position ein.
Vice Admiral Gong Ho nahm seinerseits Platz in seinem Kommandosessel und öffnete einen Kanal zur Flotte. „Hier ist der Admiral, an alle Schiffe der 2. Flotte... Waffenfreigabe, Feuer nach eigenem Ermessen. Zeigen wir ihnen, was in der 2. Flotte steckt.“ Und mit diesen Worten zog die 2. Flotte in die Schlacht – ihre letzte Schlacht.


Eine halbe Stunde später standen die Mitglieder von ST 1 auf einem der zahlreichen Landefelder von Sanctuary und waren nun schon seit sechs Stunden mit der Evakuierung von Zivilisten beschäftigt. Drei Millionen Menschen lebten auf Sanctuary und bisher hatten die Erdstreitkräfte erst weniger als drei Prozent davon per Transportschiff evakuieren können. Die Schiffe flogen pausenlos zwischen Wega und Sol hin und her und versuchten so viele Menschen, wie möglich, in Sicherheit zu bringen.
„Was meint ihr, wie sich die 2. Flotte geschlagen hat?“, fragte Vala grübelnd, während sie die verschreckten und von angst erfüllten Zivilisten zu den Luftschleusen der Evak-Raumschiffe dirigierte. Beinahe zeitgleich erfüllten Donner und Blitze den Himmel und ST 1 konnte gerade noch rechtzeitig hochsehen, um mit anzusehen, wie große Stücke eines Glasgow-Raumforts in der oberen Atmosphäre verbrannten. „Soviel dazu...“, murmelte Ralf und betätigte sein Funkgerät. „Sigma Tango Eins an alle Enforcer: Abwehrstellungen einnehmen. Es geht gleich los.“ Dann winkte er Vala und Marko zu sich. „Los, bis zu unserer Evakuierung werden wir ein bisschen Höhenluft schnuppern.“ Er deutete auf einen Baby Tiger Angriffshubschrauber, der nebenbei stand. Vala schwang sich in das Cockpit, während Ralf und Marko ihre Sturmgewehre gegen Scharfschützengewehre vertauschten und auf den Kufen Platz nahmen. „Wenn wir denn evakuiert werden“, meinte Vala während sie die Systeme warm laufen ließ. „Wir werden evakuiert“, sagte Ralf. „Und jetzt los, die Ori werden nicht auf uns warten.“ Vala bestätigte und nur Momente später hob der Baby Tiger vom Boden ab und flog in Richtung der Abwehrstellungen, die rund um die Stadt Landing Falls eingenommen worden waren.


Piet Hatas Laune hatte sich, trotz des Verrates Dakamars, wieder deutlich gebessert. Die zweite Flotte war bis auf einige glückliche Schiffe zerschlagen worden und die Verluste waren... vertragbar gewesen, Nachschub aus der Heimatgalaxie würde seine Flotte wieder verstärken, also waren auch die Ausfälle bei den Großkampfschiffen vertragbar. Doch es waren diese elenden Orbitalforts, die die Invasion Sanctuarys weiter hinauszögerten. Wenn er sich so ansah, wie die kleinen Einheiten seiner Flotte große Probleme hatten von den monströsen Raumstationen nicht zerstört zu werden, während seine großen Einheiten außerhalb der Reichweite der stationären Massebeschleuniger blieben, konnte er nicht anders und die Beharrlichkeit der Menschen bewundern. Die 2. Flotte hatte zwar nur eine halbe Stunde standgehalten und Admiral Gong Hos Flaggschiff war bereits nach wenigen Minuten zerstört gewesen, doch die Menschen von der Ere hatten nicht aufgegeben und praktisch bis zum letzten Mann gekämpft, bis schließlich die Schlacht verloren war und die wenigen Fregatten und einige Kreuzer und Schlachtkreuzer das Weite gesucht hatten. Ohne zu übertreiben, war dies ein Tontaubenschießen auf einen beinahe hilflosen Feind gewesen und die Erdlinge waren regelrecht in ihr Verderben hineingelaufen. Er bewunderte den Mut der Erdlinge. Auch wenn sie Narren waren, war der Mut von Narren immer noch Mut.
„Admiral, der Schiffsmeister der Donner meldet, dass nun ein genügend großes Fenster im planetaren Sicherheitsnetz offen ist, dass wir mit der Landung beginnen können und dass die größeren Einheiten ohne Gefahr nachgezogen werden können“, meldete Hatas Adjutant und holte ihn aus seinen Gedanken. „Sehr gut, starten sie die Operation. Die Flotte soll sich sammeln und sich den restlichen Raumforts zuwenden. Ich will aber zumindest eine Station intakt eingenommen wissen, um die Technologie zu erkunden. Wie lange, bis wir im Orbit von Sanctuary sind?“, fragte Hata. „Etwa zwei Stunden, bis wir dort sein können, unser Antrieb wurde in der Schlacht beschädigt und die Ingenieure möchten sich das lieber einmal ansehen“, erklärte der Adjutant. „Das sollte unser geringstes Problem sein, wir haben es ja jetzt nicht eilig. Die Erdlinge können jetzt sowieso nichts mehr ausrichten.“


„Oh mein Gott“, stieß Admiral Dame Helena Reed geschockt aus, als sie an Bord ihres neuen Flaggschiffs, der UNS Indefatigable, erste Sensordaten von der Schlacht um Sanctuary erhielt. Die Indefatigable, eine brandneue Dreadnoght der Erwin Rommel – Klasse, war zusammen mit ihrem Schwesterschiff, der UNS Georgy Schukow, von Fleet Admiral Heimeshoff nach Sanctuary entsandt worden, als die Überlebenden des Aufeinandertreffens der beiden Flotten auf der Erde Bericht erstattet hatten. Eigentlich hatte Heimeshoff, herzlos wie es vielleicht klang, die schweren Einheiten alle im Solsystem behalten wollen, damit der Feind von der Existenz der neuen Dreadnoghts erst erfuhr, wenn er die Invasion der Erde startete, doch Reed und ONI-Chefin Admiral König hatten darauf bestanden wenigstens die Enforcer, Marines und Fast Orbital Troopers von Sanctuary zu evakuieren und noch so vielen Ziviltransportern wie möglich die Flucht zu ermöglichen. Tragischer weise hatte die Mobilisierung der erst vor wenigen Tagen in Dienst gestellten Dreadnoghts zu viel Zeit in Anspruch genommen, um noch etwas bei der Schlacht zu Gunsten der Erdlinge herumzureißen, doch so wie Reed an Hand der Sensortelemetrie erkennen konnte, hätten zwei Schiffe, mächtig wie sie auch sein möchten, keine Chance gehabt.
„Oh mein Gott“, wiederholte nun auch Admiral König, die direkt neben Admiral Reed stand und die Meldungen mit ihr verfolgte. Auch sie hatte die Stärke der Invasionsflotte unterschätzt und wahrscheinlich gar nicht dafür plädiert eine Streitmacht zu entsenden, um sie im Kampf zu stellen. Es wäre besser gewesen Sanctuary gleich aufzugeben, aber nein, sie hatte unbedingt darauf bestehen müssen.
„Können die Ori uns sehen?“, fragte König die Befehlshaberin der Home Fleet, die es sich nicht hatte nehmen lassen, selbst diese Rettungsmission anzuführen. „Unser Stealth sollte uns noch für eine Weile, wie Sensorschatten aussehen lassen“, meinte Admiral Reed nachdenklich. „Aber sobald wir die Truppen am Boden kontaktieren, wird jede Sekunde zählen. Die Hauptflotte der Ori ist nicht mehr weit entfernt.“ „Weit genug, damit wir alle Leute raus holen können?“, fragte König. Reed verzog nur das Gesicht als Antwort und König nickte. „Verstehe. Dann lassen sie uns anfangen.“
Reed kam dieser Aufforderung nur allzu gerne nach. „Brücke, kontaktieren sie sofort alle Transportschiffe mit Flüchtlingen auf dem Planeten und sagen sie, dass sie sofort starten sollen. Wir geben Deckung mit unseren Schiffswaffen, sobald wir im Orbit sind. Und danach alle Einheiten, die sich noch in Landing Falls befinden, kontaktieren. Wir holen sie da jetzt raus.“ König räusperte sich und blickte die Offizierskollegin aus kalten Augenhöhlen an. „Und wenn sie schon mal dabei sind, Admiral, dann schicken sie folgenden Befehl an alle Enforcer auf dem Planeten: Generalorder Nero.“

Die Indefatigable und die Georgy Schukow kamen endlich im Orbit von Sanctuary an und richteten ein wahres Gemetzel unter den kleineren Einheiten der Oriflotte an, die bereits im Orbit und damit beschäftigt waren, die Raumforts aus dem Weg zu räumen, sodass die größeren Einheiten nicht gefährdet würden. Die schweren Graser, die zahllosen Raketen mit Antimateriegefechtsköpfen, die drei schweren Massebeschleunigungs-Geschütze am Rumpf der beiden Dreadnoghts, zerfetzten einen Zerstörer nach dem anderen und Fregatte um Fregatte. Beinahe war es so, als wäre die Revanche für die Vernichtung der 2. Flotte bereits gekommen, doch das war nicht nicht der Plan. Die Indefatigable und die Schukow gaben Deckungsfeuer für ihre schnell startenden Jumper und Evak-Shuttles, die den Auftrag hatten, alle Truppen zu evakuieren. Gleichzeitig schützten ihre defensiven Lastercluster die fliehenden Zivilschiffe vor ansonsten tödlich gewesenen feindlichen Raketen. Es wurde Zeit, dass die Erdlinge von Sanctuary verschwanden.


„Nehmt das, ihr blassen Mondgesichter!“, bellte Marko Fuhrmann und feuerte sein Scharfschützengewehr ab, um so gleich einem Orikrieger den Schädel wegzublasen. Er suchte ein neues Ziel, schoss erneut, doch diesmal traf er nicht. Er drehte sich zu Vala um. „Halt die Maschine ruhig, wie soll man denn hier ordentlich arbeiten?!“ „Sag das den Ori, nicht mir!“, brüllte Vala über den Lärm von Triebwerken, Geschützen und anderen Luftfahrzeugen hinweg und feuerte eine Luft-Luft-Rakete auf eine angreifende Ori-Raumfähre. Die Rakete traf den Ori mitten ins rechte Triebwerk und ließ ihn brennend zu Boden stürzen. „Könnt ihr euch nicht mal in einem Kriegsgebiet benehmen?“, fragte Ralf wütend und konzentrierte sich darauf einen hochrangingen Ori-Offizier aufs Korn zu nehmen, den er gerade am Boden entdeckt hatte.
Die Straßen von Landing Falls, einer der kolonialen Vorzeigestädte der Erde, glichen einem Schlachtfeld. Erdtruppen hatten sich in den Wolkenkratzern und allen möglichen hohen Gebäuden der Innenstadt und Außenbezirke verschanzt, Panzer rollten über die Asphaltdecke der Straßen und die Maschinengewehre von Jaguar-Jeeps heulten auf. Dutzende Tote, hunderte von Verwundeten krochen über die Straße und tausende über tausende Orikrieger machten sich daran die größte und wichtigste Stadt Sanctuarys einzunehmen.
Vala war gerade damit beschäftigt ihre Maschinenkanone gegen ankommende feindliche Flugzeuge einzusetzen, als sie stockte und sich an ihr Headset fasste, wo gerade eine Mitteilung durchkam. „Leute, das glaubt ihr mir nicht... zwei Dreadnoghts sind im Orbit eingetroffen und fahren mit den Ori Schlitten. Wir werden endlich evakuiert.“ „Na also“, meinte Marko und schoss zur Feier des Tages einem weiteren Untergruppenführer einer Ori-Kompanie in den Kopf. „Wo sollen wir hin, um abgeholt zu werden?“ Vala sah ihn plötzlich verwirrt an. „Ich glaube, das wird Ralf Admiral König persönlich fragen können.“ „Für mich?“, fragte Ralf und suchte die richtige Frequenz an seinem Funkgerät. „Oh Mann, ich ahne schon wieder...“ Er murmelte etwas in seinen nicht existenten Bart und sprach dann mit Admiral König. „Admiral, hier Sergeant Major Sikermann. Sie haben nach mir verlangt?“ „Ganz recht, Sikermann, ich habe für ihr Team einen letzten Auftrag, bevor sie nach Hause können“, sagte Admiral König über Funk. „Was für einen Auftrag? Hier liegt schon alles in Trümmern und die Ori marschieren überall.“ „Eben deshalb“, meinte König und fuhr fort: „Originritter des 14. Regiments haben bereits das ONI-Gebäude im Herzen der Stadt eingenommen, bevor die Sturmpioniere Generalorder Nero ausführen konnten.“ Ralf runzelte die Stirn. Generalorder Nero bedeutete im Prinzip eine Strategie der verbrannten Erde. Alle wichtigen Einrichtungen und Fahrzeuge wurden beim Rückzug gesprengt, damit die Ori sie nicht für sich nutzen konnten und wenn die ONI-Zentrale in Landing Falls in die Hände der Ori fiel... nicht auszudenken, was das für die Verteidigung der Erde bedeutete. „Alles klar, Admiral, wir sind unterwegs.“ „Freut mich zu hören, Sergeant, viel Glück“, meinte Admiral König und machte die Frequenz frei. Ralf wandt sich an sein Team. „Planänderung, wir können erst rausgeholt werden, wenn wir ein kleines Feuerwerk veranstaltet haben. Vala, setz einen Kurs auf das ONI-Gebäude.“ Anschließend griff erneut zum Funkgerät. „Sigma Tango Eins an Howling Commandos, Gunny, sind sie noch am Leben?“

„Bin noch am Leben, Sikermann, was gibts?“, fragte Gunnery Sergeant Edward Buck Jr. vom Geschütz eines Jaguar-Jeeps aus laut in sein Funkgerät, während er Sperrfeuer für einige Marines gab, die zu einer Evak-Zone vorrückten. Ähnlich wie ST 1 hatte auch 'Sergeant Bucks Howling Commandos', die ihren Spitznamen nach der Infiltration von Hells Gate im Jahr 2011 erhalten hatten, den Auftrag erhalten sich noch nicht evakuieren zu lassen und stattdessen Deckung zu geben. „Gibts was besonderes, oder wollten sie sich mal nach dem Wetter erkundigen? Ich würde sagen wolkig mit Aussicht auf Plasmaartilleriebeschuss.“ „Klingt nicht gerade nett“, entgegnete Sikermann grinsend. „Hör mal her, Gunny, ich brauch dein Squad zur Ausführung von Generalorder 66. Wir treffen uns am ONI-Gebäude.“ „Sind unterwegs“, meinte Buck, kappte die Verbindung und streckte seinen Kopf in die Fahrkanzel des Jaguars, wo Lance Corporal Danielle Clerc einen heißen Fahrstil an den Tag legt. „Danielle...“ „Habs mit gekriegt, Gunny, halt dich fest“, meinte der weibliche Lance Corporal, wendete bei fast 80 km/h auf einer zerbombten Straße und fuhr dann in die andere Richtung zurück in die Innenstadt, während Gunny Buck das Maschinengewehr sprechen ließ.


Faaron Dakamar wurde von zwei bewaffneten Marines durch die Gänge von UNS Victory, einer brandneuen Dreadnoght und dem Flottenflaggschiff der Erdstreitkräfte, geführt, vorbei an erstaunten – und, wie Dakamar fand, glücklicherweise nicht hasserfüllten – Gesichtern von irdischen Spacern. Sie mussten schon mindestens einen halben Kilometer über mehrere Decks zurückgelegt haben, bis die Marines schließlich eine Tür öffneten und den abtrünnigen Admiral baten einzutreten. Sie selbst blieben draußen in Hab-acht Stellung stehen und bewachten den Raum. Dakamar war nicht erstaunt, als er sah, wer da in dem großen Konferenzraum bereits an der Kopfseite Platz genommen und die Fingerkuppen aneinander gelegt hatte. Dakamar salutierte lässig mit zwei Fingern. „Fleet Admiral Heimeshoff, endlich treffen wir uns mal.“
Fleet Admiral Johannes Heimeshoff nickt wortlos und deutete auf das andere Ende des Konferenztisches. Ansonsten war niemand im Raum, aber Dakamar war sich sicher, dass alles gesagte aufgezeichnet wurde. Er kam der Aufforderung des Befehlshabers der Earth Force Navy nach und nahm Platz. „Sie wollen sicherlich wissen, warum ich hier bin.“ „Das weiß ich schon, Admiral. Ihre Durchsage, die sie an die Oriflotte gehalten haben, bevor sie desertiert sind, wurde von meinen Leuten direkt an mich weitergeleitet“, sagte Admiral Heimeshoff. „Gut, dann muss ich ja nicht lange ausholen“, meinte Dakamar und verschränkte mit einem gutmütigen Grinsen die Hände vor der Brust. „Also, wie geht es jetzt weiter, Fleet Admiral? Stellen sie mich vor ein Kriegsverbrechertribunal, gewähren mir meinen letzten Wunsch und schuppen mich dann aus der Luftschleuse?“ Heimeshoff gönnte sich ein väterliches Lächeln und fuhr sich durch die ergrauten Haare. „Wenn es das wäre, was wir vor hätten, dann wären sie garantiert nicht direkt in die Höhle des Löwen geflogen, sondern irgendwo anders hin, und hätten sich nicht so auf dem Silberteller serviert. Nein, meine Vorgesetzten wollen erst einmal die wichtigste Frage überhaupt beantwortet wissen: Warum desertieren sie, zum Teufel noch mal, gerade jetzt? Wenn ich mich recht erinnere, haben wir zwischen 2010 und 2012 mehrere Male versucht sie dazu zu bewegen. Doch sie haben es jedesmal abgelehnt und haben stattdessen die Originarmee zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für die Menschheit gemacht“, meinte der Fleet Admiral und kniff seine Augen zusammen. Dakamar nickte für einige Sekunden stumm, dann sagte er: „Und jetzt wollen sie sicherlich wissen, was sich geändert hat?“ Heimeshoff zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass sie es nicht gemacht haben, weil die Ori sonst ihren Heimatplaneten zerstört hätten. Ein verständliches Motiv und der einzige Grund, warum sie nicht in der Luftschleuse landen werden und nicht vor ein Tribunal gestellt werden. Ich will nur wissen, was sich jetzt geändert hat, dass sie doch überlaufen. Heredion wird wahrscheinlich in dieser Sekunde von den Ori vernichtet.“ Dakamar gab dem Fleet Admiral eines seiner undurchschaubaren Lächeln und sah auf seine Uhr. „Oh, da wäre ich mir nicht so sicher. Ihr Flaggkommandant wird sich gleich mit einer interessanten Neuigkeit melden. In sechs Minuten, wenn alles nach Plan läuft. Warten wir solange?“
Sie warteten. Zwei Minuten verstrichen, dann drei, dann vier Minuten, nach fünf Minuten Stille wurde Heimeshoff langsam unruhig, sagte jedoch nichts und schließlich liefen die sechs Minuten aus und das Intercom meldete sich zu Wort. „Captain Sawyer an Fleet Admiral Heimeshoff, Sir, ich habe... Neuigkeiten.“ Heimeshoff hob eine Augenbraue und ging zum Intercom. „Heimeshoff hier, was gibt es denn Captain, dass sie so aus der Haut fahren lässt.“ „Admiral... wir haben plötzlich einen neuen Planeten im System.“ Heimeshoff hielt seine Überraschung nicht zurück und sah erst zu einem grinsenden Dakamar, der sich zurückhalten musste nicht in einen Freudentanz zu verfallen, und dann wieder zum Intercom. „Ein neur Planet?“ „Positiv, Admiral. Ein neuer Planet.“ „Wenn ich mich einmischen darf, meine Herren“, begann Dakamar, trat ans Intercom und räusperte sich. „Dieser 'neue Planet', wie sie es so schön ausdrücken, ist Heredion, meine Heimatwelt. Ich dachte mir, wenn ich schon überlaufe, warum nicht auch meine ori-hassende Heimatwelt?“ Heimeshoff deaktivierte das Intercom. „Was hat es damit auf sich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr Volk die Technologie hat, ganze Planeten zu versetzen. Selbst die Asgard und die Antiker können das nicht. Also, was wird hier gespielt, Admiral?“
Dakamar begab sich zurück zu seinem Stuhl und setzte sich in einer bequemen Pose hin. „Sagen wir einfach, ich habe einen Deal mit Apollo persönlich geschlossen.“ Heimeshoff trat an den Heredionen heran und rümpfte mehrmals seine Nase. „Betrunken sind sie nicht, also reden sie nicht so einen Unsinn. Der einzige 'Apollo' den ich kenne, ist seit achteinhalb Jahren tot.“ Dakamar grinste erneut. „Nicht tot. Aufgestiegen mit Hilfe ein paar seiner Verwandten... Hermes und Hestia, wenn ich mich recht erinenre und die Kinder, deren Namen mir nicht einfallen wollen. Der gute Woolsey hat mich vor ein paar Wochen kontaktiert und dazu bewogen überzulaufen.“ Heimeshoff ließ sich nicht anmerken, dass er Dakamar glaubte. Die Tatsache, dass Richard Woolsey in seinem Leben als Antiker den Namen Apollo getragen hatte un die Tatsache, dass Dakamar all diese Namen von Aufgestiegenen kannte, war für ihn Beweis genug, dass der heredionische Admiral mit offenen Karten spielte. Nur eine Handvoll Leute kannten die Wahrheit, und die Ori wussten nichts davon. Dakamar fuhr währenddessen fort: „Ich soll ihnen übrigens ausrichten, dass er sich demnächst noch mal melden wird, aber nicht in nächster Zeit. Die Verschiebung eines ganzen Planeten aus einer feindlichen Galaxis kostet anscheinend extrem viel Energie, wohl auch ein Grund, warum er sich acht Jahre lang nicht gemeldet hat, hat wohl so lange gebraucht, um die Energie zu sammeln. Aber seis drum... das Übernatürliche ist nicht mein Fachgebiet, Kriege zu gewinnen schon.“ Er erhob sich und ging auf den Fleet Admiral zu. „Glücklicherweise kenne ich einen Weg, wie dieser Krieg noch zu gewinnen ist. Zum einen mit guter alter Navytaktik, die wir gemeinsam sicherlich austüfteln können, und zum anderen mit einer Aktion, die so gefährlich und unmöglich ist, wie man es sich gar nicht vorstellen kann. Aber vorher möchte möchte ich etwas wissen, Fleet Admiral...“ Dakamar streckte seine rechte Hand aus. „Stellen wir alles andere hinten an und beenden erst einmal diesen Krieg? Danach können wir alles andere besprechen?“ Heimeshoff stand für einige Augenblicke stocksteif da, dann ergriff er Dakamars Hand und schüttelte sie kurz. „In Ordnung, ich veranlasse ein Treffen des Führungsstabes und der Regierung. Machen wir uns an die Arbeit.“


„Feuer in der Stellung!“, bellte Vala zur Warnung ins Funkgerät, bevor sie eine ihrer letzten Raketen in eine Panzersperre vor dem Haupteingang des ONI-Gebäudes jagte und die dort verschanzten Soldaten mit einer gewaltigen Feuersprunst ausschaltete. „Danke, ST 1, wir übernehmen“, meldete Gunnery Sergeant Buck über die gleiche Frequenz an den Baby Tiger von ST 1 und ließ erneut sein Maschinengewehr sprechen, während Danielle Clerc den Jaguar durch die bereits teilweise zerstörten Glastüren des Haupteinganges rasen ließ und den Jeep mit quietschenden Reifen vor einer Rolltreppe stehen ließ. Das achtköpfige Squad stieg aus und Buck lud sein Sturmgewehr durch. „Buck an ST 1, wir sind drin.“

„Positiv“, bestätigte Ralf und machte sich gleichzeitig daran die Schützen einer Flak-Batterie auszuschalten, die sich auf dem Dach des ONI-Gebäudes verschanzt hatten. Zwanzig Schüsse später, die zu gleichen Teilen von ihm und Marko stammten, und zwei kurze Salven aus Valas Maschinenkanone später war das Dach gesichert und Vala landete den Baby Tiger. „Wir sind jetzt auf dem Dach, der Serverraum ist auf der 52. Etage. Jeder von uns ist sechsundzwanzig Stockwerke entfernt. Wir arbeiten uns jeder zum Serverraum vor und treffen dann dort zusammen“, befahl Ralf. „Alles klar, wir sehen uns dort. Aber wir sollten uns beeilen, keine Ahnung, wie lange diese Geheimdienstler den Serverraum noch halten können“, gab Buck zu bedenken. „Sonst noch Befehle?“ „Die Oris töten, alle ONI-Angestellten retten, das Feuerwerk vorbereiten und dann so schnell, wie möglich verschwinden“, meinte Ralf grinsend und vertauschte sein Scharfschützengewehr gegen ein M8 Sturmgewehr.
„Klingt nach einem ganz normalen Tag im Büro“, meinte Buck grinsend und feuerte sein Sturmgewehr ab, als er das Ende der Rolltreppe erreicht hat. „Auf in den Kampf.“

ST 1 und Bucks Commandos entfesselten einen regelrechten Sturm aus Feuer, Blei, Tod und Leiden auf die Orikrieger, denen sie in den Rücken fielen. Sie waren nicht an der Sicherung des Gebäudes interessiert gewesen, sondern an der Sicherung des Serverraums, der momentan noch von Sicherheitspersonal und Angestellten des Office of Naval Intelligence gehalten wurde.
Ralf Sikermann feuerte mehere gezielte Salven von 6,8mm Kugeln in die Orikrieger. Nein, das waren nicht die Orikrieger, gegen die er die letzten acht Jahre gekämpft hatte. Er hechtete von einer Deckung zur anderen, während Marko ihm und Vala Deckung gab. Das Spiel wiederholte sich ständig, bis sie zum Aufzug kamen. Warum sich von Etage zu Etage kämpfen, wenn sie doch auch mit dem Aufzug hin konnten? Diese Orikrieger kämen nicht auf die Idee die Aufzüge lahm zu legen. Das waren One-Week-Wonder, Amateure – Kanonenfutter. Hata war doch ein genialer Bastard, dachte sich Ralf, als er den Aufzug rief und über einen Berg von Leichen sah, während Marko Fuhrmann und Vala Mal Doran ihre Waffen nachluden. Sanctuary war den Ori egal, so wie es aussah und auch diese Geheimdienstinfos wären nur das Sahnehäupchen. Das hier war nur eine Generalprobe. Deswegen auch das Kanonenfutter. Hata behielt seine besten Spieler auf der Reservebank, während die Erdstreitkräfte einige ihrer Elite-Regimenter hier in den Kampf geschickt hatte.
Ralf bestieg den Aufzug und drückte den Knopf zur 26. Etage. Anschließend fütterte er den Anbaugranatwerfer seines Sturmgewehrs mit einer 40mm-Granate. Eine kleine Überraschung für die Ori, wenn man so wollte. Er sah zu Vala und Marko. Vala lud ihre Waffe noch einmal nach und Marko trommelte unruhig auf seiner Schrotflinte herum. Ralf verstand dies nur zu gut, auch er wollte von diesem Planeten runter. Ein lautes Pling-Geräusch ertönte, als der Aufzug ruckelnd anhielt. Ralf legte die Sturmwaffe an und fühte seinen Finger zum Abzug des Granatwerfers „Buck?“, fragte er ins Funkgerät. „Befinden uns im Treppenhaus, Sarge. Für meinen Geschmack war es bisher zu einfach.“ „Werden wir ja gleich sehen“, meinte Ralf, als sich die Türen des Aufzuges langsam öffneten. „Los gehts.“ Dann feuerte er die Granate ab.

Die 26. Etage hatte bis auf den durch Panzerglaswände abgetrennten Serverraum keine andere Einrichtungen, nur freie Flächen. Dutzende Orisoldaten langen in improvisierten Stellungen und belagerten den Serverraum, in dem, von dem was Ralf einsehen konnte, eine Hand voll Menschen unter Beschuss lagen und sporadisch zurückfeuerten. Die Ori warteten anscheinend nur darauf, dass ihnen die Munition ausging. Seine abgefeuerte Granate landete mitten zwischen zwei Stellungen, tötete drei Orikrieger und verletzte mehrere andere. Die Ori waren überrumpelt, dann ging alles ganz schnell. Einige wechselten die Deckung, um nicht direkt unter den Beschuss von ST 1 zu geraten, doch genau das war der Fehler. Bucks Commandos stürmten zeitgleich vom Treppenaufgang. Dann ging alles blitzschnell. Kugeln und Plasmasalven flogen, Männer starben und nach dreißig Sekunden war alles vorbei.
Zu schnell für Ralf, um alles richtig zu verarbeiten. Er hielt sich die rechte Schulter, wo ihn ein feindliches Plasmageschoss verbrannt hatte. Vala warf ihm schnell eine Morphiumspritze zu, machte sich dann aber schnell auf zum Serverraum. Die ONI-Angestellten verließen eben diesen mit einigen Festplatten unter den Arm geklemmt, während Vala und Marko überall C5-Ladungen legten. Ralf wandt sich währenddessen Eddie Buck zu. „Alles okay bei ihnen, Gunny?“, fragte er den Sergeant, der von Corporal Clerc gestützt wurde, weil ihm ein Ori ins Bein geschossen hatte. Bucks Gesicht zuckte vor Schmerz. „Geht schon, hab schon schlimmere Verwundungen gehabt. Außerdem geht es zwei von meinen Greenhornes schlechter.“ Er deutete über seine Schulter auf zwei tote FOTs, denen ein Mitglied von Bucks Squad gerade die Hundemarken abnahm. Ralf nickte grimmig. „Dann lassen sie uns verschwinden.“ Buck gehorchte dem Befehl nur allzu gerne und humpelte voraus.“ Ralf blickte Vala und Marko an, die mit dem Legen der Sprengladungen fertig waren. Vala warf Ralf den Zünder zu. „Das sollte reichen um das Gebäude zu zerlegen. Hier liegt überall noch Sprengstoff herum, also wird das eine nette Kettenreaktion.“ Ralf grinste. „Gut, aber ich will mir das lieber vom Orbit aus ansehen.“ Er griff zum Funkgerät. „Sigma Tango Eins an Admiral König. Exodus, ich wiederhole, Exodus!“ Einige Sekunden gab es nur Rauschen, bis schließlich die Stimme von Admiral König antwortete: „Verstanden, Exodus läuft an, Sergeant, gute Arbeit. Aber beeilen sie sich, wir können nicht mehr lange bleiben. Die Ori sind bald da.“ „Verstanden, over and out“, bestätigte Ralf und begab sich mit seinem Team im Laufschritt zum Aufzug und dann zum Dach.


Als sie so im Evak-Jumper saßen und auf das große Feuerwerk hinunter blickten, das einmal das ONI-Gebäude war, konnte Ralf nicht anders und denken, dass es eine passende Voraussicht auf das war, was mit Sanctuary in wenigen Augenblicken geschehen würde. Die letzetn Jumper landeten sicher im Hangar der Indefatigable und der Schukov und die beiden Erdschiffe verschwanden im Hyperraumm. Trotz Evakuierung, trotz Blutzoll der Erdstreitkräfte, blieben noch immer Menschen auf Sanctuary zurück. Zivilisten, die es nicht mehr geschafft hatten in ein Evakuierungsschiff zu steigen und abgeschnittene Soldaten, die keine Evak-Zone hatten erreichen können. All diese Menschen würden bald, wenn sich alle Orikrieger zurückgezogen und alles wertvolle geplündert worden war, vom Orbit aus einem tödlichen Bombardement ausgesetzt werden und nur Stunden später würde es keinen mehr von ihnen geben. Sanctuary war dann im Besitz des Feindes – doch nicht mehr lange. Ferngezündet explodierten die Sprengladungen überall auf dem Planeten und rissen alle Lebewesen, ob Feind oder zurückgelassener Freund, mit in den Abgrund.
Die letzte Bastion der Erde war fort und das letzte Ziel der Invasionsflotte der Ori stand bereits fest: die Erde.




Fortsetzung folgt...
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