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TGE Combined - Finishing the Fight von Atlan, Colonel Maybourne

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2.02 Die Mission von T-32
von Atlan



Captain Samantha Carter von der Earth Force Navy blickte nachdenklich aus dem Fenster ihres Jumpers, die Befehle des Oberkommandos noch immer in ihrer Jackentasche. Sie musste nun schon seit mindestens dreizehn Jahren im All herum galoppieren, doch noch immer konnte sie sich nicht satt sehen an der unendlichen Weite und dem Blick hinunter auf den Blauen Planeten, den sie, wie so viele andere, in diesem Vernichtungskrieg verteidigte. In letzter Zeit hatte sich der Blick auf die Erde jedoch aus dem nahen Weltall jedoch stark verändert. 104 bis an die Zähne bewaffnete Raumforts begleiteten die Erde nun in einem geosynchronen Orbit. Seit dem letzten Angriff der Ori auf die Erde im Jahr 2016, bei dem zwei Millionen Zivilisten umgekommen waren, und der stetigen Schwächung der Navy war die Flottenleitung dazu übergegangen sich einzugraben und dazu gehörte die Errichtung dieser Raumforts, deren Konstruktion über vier Jahre in Anspruch genommen hatte und erst jetzt wurden die letzten acht Forts in Betrieb genommen.
Sam war ihrerseits auf dem Weg zu einem dieser Forts, Glasgow, benannt nach der Stadt über die es schwebte. Nach einem recht kurzen Landurlaub und einem Briefing mit der Marinekriegsleitung musste sie sich nun wieder zurück an Bord ihres Schiffes melden, welches an Glasgow festgemacht hatte, zusammen mit dem Rest des Geschwaders, das Sam kommandierte.
Der Jumper flog nun in den großen Hangar der Raumstation ein und Sam verließ das Fluggerät so schnell, wie es ihr möglich war, ihr Seesack über der Schulter. Als hätte er gewusst, wann er zu erscheinen hatte, wartete dort auch schon Sams Eins-O, Lt. Commander Nathan McGuffin. McGuffin war, wie viele andere in Sams Mannschaft auch, ein Kind des Krieges, aufgewachsen in den 2000ern und 2010ern, und nun zum Planetaren Wehrdienst berufen, hatte er noch seinen 28. Geburtstag vor sich, gab sich jedoch die absolute Mühe professionell und knallhart zu sein, wie es sich für den Ersten Offizier auf einem Raumschiff halt gehörte. Er salutierte zackig. „Willkommen zurück, Captain, T-32 und Kampfgeschwader XII voll einsatzbereit und warten auf ihre Befehle, Ma'am.“ „Gut, Nathan“, entgegnete Sam und erwiderte die Ehrenbezeugung. „Wir müssen nämlich auch innerhalb der nächsten sechs Stunden auslaufen. Fleet Admiral Heimeshoff hat mal wieder einen Auftrag für das Geschwader.“ Lt. Commander McGuffin lächelte knapp. „Wie üblich also, Ma'am?“ „Absolut, Nathan, absolut“, antwortete Sam gut gelaunt. „Machen sie das Geschwader auslaufbereit, wer noch keinen Landgang hatte, darf sich drei Stunden lang auf der Station frei bewegen, danach drei Stunden lang aufs Ohr hauen.“ „Aye, aye“, bestätigte McGuffin zackig. „Darf ich fragen, worin unser Auftrag besteht, wenn der Fleet Admiral wünscht, dass wir so schnell auslaufen? Wir sind kaum eine Woche wieder hier.“ „Alles zu seiner Zeit, Nathan, sie werden es erfahren, wenn ich die Mannschaft informiere. Top Secret, sie verstehen?“ Sie zwinkerte leicht und der Eins-O nickte verstehend. „Gut, dann auf zum Schiff, Eins-O.“


T-32 war vielleicht nicht die Valley Forge, aber es war ein verdammt gutes Kriegsschiff, wie Sam fand. T-32 war, wie der Name sagte, das zweiunddreißigste Tarnboot, dass die Erde in Dienst gestellt hatte. Und bedachte man, dass T-32 seit dreieinhalb Jahren auf Kaperfahrt war und noch nicht abgeschossen worden war, war dies alleine imposant.
Ein Tarnboot war laut der Definition der Erdstreitkräfte ein 'leicht gepanzertes, sich tarnendes Kriegsschiff, das separat von einem Flottenverband operierte und in Kampfgeschwadern mit dem Handelskrieg und dem Abschuss von Ori-Einheiten betraut ist'. Diese Definition brachte es, wie Sam fand, auf den Punkt, wenn auch die Punkte 'zerbrechliches Kanu', 'Verrücktheit' und 'geringe Überlebenschancen' fehlten. Aber man musste ja auch an die Propagandisten denken. Fakt blieb nun einmal, dass ein Tarnboot die 21. Jahrhundert-Version eines deutschen Unterseebootes aus dem Zweiten Weltkrieg war und die 21. Jahrhundert-Version der Schlacht um den Atlantik kämpfte – und langsam aber sicher, wie den Rest des Krieges, verlor. Natürlich, die Abschüsse der Tarnboot-Geschwader waren immer noch höher, als die der zwei Großkampfschiff-Flotten und die Tarnboot-Crews waren allesamt Helden und hoch ausgezeichnet, aber Tatsache war auch, dass von über 500 bisher gebauten T-Booten mehr als 200 schon mit Mann und Maus untergegangen waren. Dennoch sah Sam ein, dass die Tarnboote noch immer die beste Möglichkeit boten, den Aufmarsch der Ori zu verlangsamen und ihre großen Schiffe auszunehmen. Immerhin würde es den Erdstreitkräften die Möglichkeit geben ihre Verluste zu ersetzen und die Raumforts um Sanctuary auszubauen.

Sam und Lt. Commander McGuffin begaben sich auf das Promenadendeck der Glasgow-Station, wo es einige Bars und Restaurants gab, um müden Navybesatzungen etwas Heimat bieten zu können. Aus einigen der Kneipen waren laute Seemannslieder zu hören und ebenso bahnten sich mindestens zwei Schlägereien an, wenn man von der Lautstärke ausging. „Leute von unserem Boot?“, fragte Sam und warf einen Blick in die Kneipe 'Starlight', wo gerade ein stämmiger Unteroffizier von zwei Stationstechnikern angegriffen wurde, es ihnen jedoch teuer zu stehen kommen ließ. „Sieht nach Master Chief Tully aus, wenn sie mich fragen“, meinte McGuffin ärgerlich. „Und ein paar andere aus dem Maschinenraum.“ Er ließ die Fingerknochen knacken. „Soll ich?“ Sam schüttelte nur den Kopf. „Nein, lassen sie sie. Nichts, was der Doc nicht fixen kann.“ „Aber bevor die MP sie verhaftet, sollten wir das lieber aufbrechen“, schlug McGuffin vor und sah bereits zwei Sergeants der Militärpolizei aus einem nahen Aufzug steigen und die inzwischen ausgeartete Schlägerei aufzubrechen. Sam lächelte gutmütig, fasste McGuffin an die Schulter und führte ihn weiter. „Nathan, irgendwann werden sie selbst ein Schiff kommandieren und sie müssen wissen, wie es auf einem Raumschiff abläuft, wenn die Crew funktionieren soll.“ Sie überlegte kurz, wie sie es erklären sollte, dann fuhr sie fort: „Nehmen sie T-32. Ein kleines Raumschiff von nicht mal einhundert Metern Länge und die Crew ist darauf für Monate eingesperrt. Das ist nie gut für die Moral, da ist es gut, wenn sie jetzt noch einmal Dampf ablassen.“ McGuffin nickte verstehend und rief den Fahrstuhl zu den Landebuchten.
Sam beschloss das Thema zu wechseln und fragte nach einigen Momenten des Schweigens: „Hat der LI schon gemeldet, ob unser kleines Problem mit dem Sublichtantrieb behoben wurde?“ McGuffin rollte mit den Augen. „Es war ein schwerer Softwarefehler. Der Leitende musste die komplette Software neu aufspielen und lässt auf meinen Befehl hin nun seit drei Tagen stündlich Tests durchlaufen.“ „Gut, sehr gut“, kommentierte Sam zufrieden. „Hat man uns die Aale geliefert, die wir wollten?“ McGuffin verzog das Gesicht. „Skipper... um es kurz zu machen, nein. Der Stationkommandant hat den Befehl erhalten nicht mehr Aale auszugeben, als benötigt werden. Er sagt, dass zwanzig mehr, als ausreichend sind. Sie kennen ja den neuen Befehl.“ Sams freundliches Gesicht verzog sich zu einer ernsthaften Grimasse. „Dann muss ich ihn gleich mal anrufen. Wir brauchen unbedingt ein volles Magazin für unseren neuen Auftrag... verdammt.“ McGuffin hob die Augenbrauen. Wenn der neue Auftrag ein volles Magazin an Aalen, speziell für die Tarnboote entwickelte Stealth-Torpedos, verlangte, dann musste es wirklich allerhöchste Priorität besitzen. „Captain, dürfte ich vielleicht fragen, worin unser Auftrag besteht, wenn wir ein volles Magazin Aale benötigen?“ „Tut mir Leid, Nathan, aber der Befehl des Admirals steht. Sie werden es zusammen mit der Mannschaft erfahren, wenn wir unterwegs sind. Sie wissen doch, wie gefährlich es ist, in einem Raumhafen darüber zu sprechen“, sagte Sam und zwinkerte ihm aufmunternd zu. Natürlich, der Feind konnte schließlich zu jedem Zeitpunkt seine Spione in der Nähe haben und plaudernde Raumschiffcrews aushorchen. Das hatte schon mehr als eine Crew das Leben gekostet.

Endlich, nach einer halben Ewigkeit in einem Aufzug, dessen Geschwindigkeit Sam an die Aufzüge in 'Mass Effect' erinnerte, öffneten sich schließlich die Aufzugtüren und gaben den Blick auf den mit den T-Booten des Kampfgeschwaders XII frei. Von Antigravfeldern gehalten schwebe T-32 nur fünfzig Metern von den beiden Offizieren entfernt. Natürlich konnte T-32 nicht mit dem Charme und der Nostalgie der beiden Valley Forges konkurrieren, die Sam zuvor kommandiert hatte, aber dafür, dass man einem Captain nach dem Verlust von zwei Schiffen normalerweise überhaupt kein Kommando mehr gab, hatte sie mit T-32 und dem Kommando über das gesamte Einsatzgeschwader doch noch einen recht guten Fang gemacht. Wie jedes Tarnboot hatte dieses Boot vom Typ T-IIB einen länglichen, schlanken Rumpf, der tropfenförmig am Bug zusammenlief. Von den Ausmaßen her, war T-32 unwesentlich kleiner als eine Fregatte, knapp 95 Meter, aber die Unterschiede lagen im Inneren. Wie der Name schon sagte, war ein Tarnboot ein kleines Raumschiff, das mit der neusten Tarntechnologie ausgerüstet war und von der Funktion her mit einem Unterseeboot aus früheren Kriegen der nassen Navies vergleichbar war. Sam mochte es nicht, wenn die Crews der Großraumschiffe und die Marines abfällig von den T-Booten sprachen, denn dafür hatten sie zu viel geleistet.
Als im August 2016 die Ori in einem Handstreich das Milchstraßen-Supertor an sich gebracht hatten und nicht nur die drei verbliebenden Asgardschiffe, sondern auch die Tria vernichtet hatten, war die Not groß gewesen. Trotz Jahren der Vorbereitung hatten die Erdstreitkräfte der erstarkten Originarmee am Ende doch nicht genügend Material entgegen zu setzen gehabt. Die Erde wäre schon 2017 gefallen, wären da nicht der Befehlshaber der Tarnboote (kurz: BdT) Rear Admiral Peter Müller und die Tarnboot-Crews gewesen. Müller hatte als Erster erkannt, wie man die Tarnboote am besten einsetzen konnte, hatte gute Kommandeure um sich herum versammelt, um sie auf die großen Schlachtschiffe und natürlich die Handelskriegsführung anzusetzen. Milliarden an Schiffstonnage und hunderttausende Orikrieger, aber ebenso auch zehntausend tapfere T-Boot-Fahrer, starben, bis die Ori ihre Offensive abbrachen und dazu übergingen sich von System zu System an die Erde heranzuarbeiten. Sam musste zugeben, dass es funktionierte. Die Erde hatte sich in den letzten vier Jahren aus hunderten von Systemen zurückziehen müssen und in den Rückzugschlachten Division um Division, Schiff um Schiff und Befehlshaber um Befehlshaber verloren. Der Schmerz um den Verlust so vieler guter Freunde und Bekannter schmerzte Sam jedesmal, wenn sie daran dachte. In der Pegasusgalaxie galten Ronon Dex und Acastus Kolya als M.I.A. (Missing in Action) und würden in wenigen Monaten entgültig als verloren gelten. Todd und die Wraith versteckten sich seit dem Genozid, das man unter ihnen angerichtet hatte und in der Milchstraße sah es nicht besser aus. Armelia war an den Boden gebunden und konnte auf Grund einer Nervenverletzung kein Kommando mehr führen. Der verstorbene Fleet Admiral Pierre Dreyfus war mit der halben Flotte bei der dritten Schlacht um Arcadia untergegangen, als er diesen letzten großen Raumsieg in drei Jahren eingefahren hatte und dann war da noch Major Svetlana McKay. Der Tod Svetlanas war für Sam doch am schwersten zu verarbeiten. Es war erst vor acht Monaten gewesen, als die Meldung herein kam, dass Major Svetlana McKay und das 1st Bataillon des 2nd Regiments der 95th FOT im Einsatz als gefallen gemeldet wurden.

„Skipper?“, fragte Lt. Commander McGuffin und riss Sam aus ihren Gedanken. Sam sah auf, nickte und tätschelte dann den Rumpf von T-32. „Sie hat uns gute Dienste geleistet, nicht wahr?“ „Und sie wird uns noch weitere gute Dienste leisten, Skipper“, sagte McGuffin zuversichtlich und trat in die Verbindungsröhre zwischen Anlegeplatz und Schiff. Er trat durch die geöffnete Luke von T-32, während Sam wartete. Das Protokoll musste eingehalten werden, ob Sam es mochte oder nicht. McGuffin betätigte derweil das Intercom und verkündete der Besatzung: „Achtung, Achtung, Steuerbordwache antreten zum Empfang des Captains. Im Laufschritt!“
Sam schüttelte nur belustigt den Kopf, als in Windeseile die Steuerbordwache, sowie der Bootsmannsmaat (oder Bosuns Mate) antraten und letztgenannter die Bootsmannspfeife benutzte, um die Ankunft des Captains zu signalisieren. Die Bosuns Mate, Chief Petty Officer Ren Ishii, salutierte als der Captain vor ihr stehen blieb. „Alles in Ordnung, Chief?“ Ishii schluckte. „Skipper, es tut mir Leid, dass der Bosun nicht hier ist, um sie zu begrüßen. Ich weiß nicht, wo er ist.“ Sam lächelte gutmütig. „Machen sie sich mal keine Sorge, Chief, ich weiß genau, wo Tully ist. In der Brig der Station.“ Chief Ishii rollte wütend mit den Augen und Sam fuhr fort: „Ren, tun sie mir doch bitte einen Gefallen: nehmen sie sich zwei Mann und holen Tully und die anderen Unruhestifter aus unserer Mannschaft in etwa anderthalb Stunden aus der Brig. Wir brauchen sie auf ihren Stationen.“ Die Bosuns Mate salutierte zackig. „Aye, Ma'am, betrachten sie es als erledigt.“ Sam nickte ihr zu und ging an Bord.


Als Sam fünf Stunden später ihren Kopf aus ihrer 'Kabine' ins Innere des Tarnbootes steckte, fiel ihr wieder einmal auf, dass T-32 – wie alle Tarnboote – alles andere, als komfortabel zu nennen war. Wie jedes Boot vom Typ T-IIB hatte es nur vier Decks, um alle lebens- und kriegswichtigen Instrumente und Einrichtungen zu beherbergen und da musste man auch schon mal den Kopf und den Bauch umziehen, um sich fortbewegen zu können. Sams 'Kabine' bestand nur aus einer Koje und einem Kleiderschrank, den sie zudem als Schreibtisch nutzen konnte. Doch selbst damit war Sam besser dran, als der Rest der Crew. Während die fünf Offiziere an Bord ihre eigenen Kojen und zumindest etwas Privatsphäre genießen konnten, gab es für den Rest der Besatzung keinen Freiraum. Die Kojen wurden im Wechsel der Schichten belegt, es gab zwei Aufenthaltsräume – einen für jede Wache –, einen 'Waschraum', wo man sich alle zwei Tage mit chemischen Mitteln reinigen durfte und einmal im Monat mit Wasser, und eine Messe und das war alles, was die Crew zu Verfügung hatte. Dennoch hatte sie in all ihren Jahren noch nie Beschwerden gehört, weder von der Mannschaft, noch von den Offizieren. Der Mannschaft war bewusst, dass in einem Vernichtungskrieg nun einmal kein Platz für Komfort war und die Offiziere nahmen das Unbehagen auf sich, weil man auf Tarnbooten am schnellsten die Chance auf Beförderung und Ehrungen erhielt.
Sam straffte ihre Borduniform zurecht während sie schnellen Schrittes die Kommandobrücke aufsuchte. Sie spürte die Schwingungen des Bodens, wie jeder andere alte Weltraumhase. Der Leitende Ingenieur hatte den Antrieb hochgefahren, ein Zeichen, dass die Abreise bevorstand. Sam ging im Kopf noch einmal ihre motivierende Rede vor, voll mit Plattitüden und ordentlich Pathos. Wenn es nach ihr ginge, dann würde sie diese Reden nicht mehr halten. Doch es ging nicht nach ihr, sondern nach dem Flottenkommando, das diese Motivationsreden befohlen hatte. Und wer war Sam Carter schon, um das allwissende Oberkommando anzuzweifeln...

„Achtung an Deck, der Skipper!“, bellte Commander McGuffin ernst, als Sam die Brücke betrat und augenblicklich alle Anwesenden auf die Füße kamen. „Stehen sie bequem“, befahl sie mit einer wegwerfenden Handbewegung und verlangte von Junior Lieutenant Serina Gibbons, die Zweite Offizierin, stumm den Wartungsbericht, den diese schon angespannt in den Händen hielt. Sam überflog diesen in Windeseile, freute sich, dass die Torpedosilos nun endlich wieder mit Aalen vollbestückt waren, und nickte dann der Brückencrew an den ringsum angeordneten Konsolen aufmunternd zu. Sie ging zum Kartentisch in der Mitte der Brücke, über dem alle wichtigen Statusinstrumente auf einem Rundelle angeordnet waren. Anders, als auf größeren Kriegsschiffen, hatte der Captain hier keinen eigenen Kommandostuhl, aber Sam war das schon von den Fregatten der Visby-Klasse gewohnt. Sie griff Mikrofon für interne und geschwadergeschäftliche Kommunikation und das schrille Pfeifen einer Bootsmannspfeife durchfuhr das Schiff und, wie Sam annahm, gleichzeitig alle anderen Schiffe des Geschwaders. Da der Bosun immer noch seinen Rausch in der Brig ausschlief, musste diese alte Aufnahme herhalten. Es galt schließlich die Tradition zu bewahren. Sam räusperte sich. „Tapfere Männer und Frauen des Geschwaders, hier spricht der Captain. Heute geht es wieder auf große Fahrt. Es wird mal wieder Zeit ein paar Orischiffe zu versenken und ich bin mir ziemlich sicher, dass es den meisten von euch schon wieder in den Fingern juckt.“ Sam gönnte sich ein vornehmes Geräusch, das man als Belustigung interpretieren könnte, wurde dann aber schnell wieder ernst: „Raumfahrer, ich will ehrlich mit euch sein. Die Kriegslage hat sich, trotz der Bemühungen der Tarnbootgeschwader und der 2. Flotte, nicht zu unseren Gunsten gewandt. Noch immer wird unsere Heimat von den Ori bedroht... doch dies wird sich schon bald ändern. Noch kann ich euch nichts genaueres sagen, doch eines kann ich euch versprechen: wenn wir nach Hause zurückkehren werdet ihr wissen, wer diesen Krieg gewinnen wird. Das ist alles, zurück an die Arbeit, wir haben einen Krieg zu gewinnen!“ Sam kappte die Verbindung und erntete einen kurzen Applaus von der Brückencrew. Nathan McGuffin trat näher an Sam heran und knirschte: „Sehr motivierend, Ma'am, ganz, wie der Admiral es verordnet hat.“ „Danke, Eins-O, sehr hilfreich“, kommentierte Sam die Aussage ihres Stellvertreters. „Bringen sie uns raus, Lt. Commander. Hangartore öffnen, Verankerungen lösen, beide Maschinen 1/10 voraus, Geschwader soll uns folgen, wie die Küken der Mutter.“ „Aye, aye, Skipper“, bestätigte McGuffin und gab dem Navigator die entsprechenden Instruktionen.

Die Maschinen des nicht einmal einhundert Meter langen Tarnbootes erwachten zum Leben, als die Antigrav-Halterungen sich auf Befehl des Hafenmeisters ausschalteten und T-32 alleine die Kraft aufbringen musste, um sich am fliegen zu halten. T-32, sowie die anderen elf Einheiten des Geschwaders verließen daraufhin langsam und beinahe majestätisch den großen Hangar des Raumflorts und nahmen langsam Fahrt auf, während sie auf den offenen Raum zuhielten. Auf der Brücke beobachtete Sam die Anzeigen, die allesamt im grünen Bereich lagen. Sam nickte zufrieden. Die Zeit im Trockendock hatte sich gut ausgezahlt. Noch vor einigen Monaten hatte T-32 mit seinen Antigravitationsfeldern zu kämpfen gehabt. Sam wandte sich McGuffin zu. „Eins-O, Signal an das Geschwader, wir gehen auf Hypergeschwindigkeit. Kurs nehmen auf den Hawking-Eta.“ McGuffin überschlug kurz im Kopf die Sternenkarten und warf Sam einen fragenden Blick zu. Der Skipper lächelte jedoch nur. „Ganz recht, Eins-O, mitten in einen feindlichen Sternhaufen. Und jetzt, wenn ich bitten dürfte, Kurs setzen.“ „Aye, aye, Skipper“, bestätigte McGuffin und begab sich zum Navigator, um mit diesem den schnellsten Weg zum Hawking-Eta auszurechnen. Es würde keine lange Reise werden, denn besagter Sternencluster lag nur etwa fünftausend Lichtjahre hinter der Frontlinie, aber das größte Problem wurde es, sich an den Wachstationen und Hypersensoren des Feindes vorbeizuschleichen. Doch wofür wurden denn Schmuggler bezahlt, damit sie sichere Routen auskundschafteten und an ONI weitergaben?
„Kurs gesetzt, Skipper“, bestätigte McGuffin in einem Wirrwar von sich überlapenden und wiederholten und bestätigten Befehlen. „Dann gehen wir auf Hypergeschwindigkeit, Eins-O“, beschloss Sam und hielt sich mit einer Hand am Kartentisch fest. Ein weiser Schritt, denn nur Augenblicke darauf beschleunigte T-32 und drang in das blaue Wabern des Parallelraumes ein, der im Alltag einfach als Hyperraum bezeichnet wurde. Wie jedes Schiff von geringer Größe wurde das Tarnboot dabei ordentlich durchgeschüttelt, als sie die Barriere der beiden Dimensionen überschritten.
Sam räusperte sich nach einiger Zeit und wandte sich wieder an McGuffin. „Eins-O, ich erwarte die Offiziere beider Wachen um 1830 Uhr zum Abendessen in der Offiziersmesse. Es wird Zeit, dass sie erfahren, was unser Auftrag ist.“


Die Offiziersmesse von T-32 verdiente kaum ihren Namen. Es war nicht mehr als ein kleines Séparé innerhalb der eigentlichen Messe und konnte mit Hilfe einer schallsicheren Trennwand vom Rest der Kantine abgekanzelt werden, um so den Offizieren etwas Privatsphäre bei den Mahlzeiten zu lassen. Da die Offiziersmesse für das gemeinsame Speisen einer Wache und des Captains ausgelegt war, beäugte Sam mit sehr viel Geduld, wie sich die vier Offiziere versuchten zu arrangieren. Als dann endlich Commander McGuffin links und der Leitende Ingenier Senior Lieutenant Gustav Björnsdotter rechts von ihr, sowie die Waffenoffizierin Serina Gibbons und Tarnoffizier Ensign Malek Bin Al-Saud vor ihr Platz genommen hatten, räusperte sich Sam. „Wie sie ja sicherlich mitbekommen haben, habe ich seit unserem Aufbruch ein Geheimnis um unseren Auftrag gemacht. Es wird Zeit, dass sie erfahren, worum es sich handelt. Ich habe vor zwei Stunden bereits die anderen Kommandanten informiert. Die Mannschaft werden wir dann bei Zeiten informieren, aber momentan sehe ich noch keinen Grund, sie zu beunruhigen.“ Sie blickte in die angestrengten und neugierigen Gesichter ihrer jungen Offiziere und holte dann langsam einen kleinen Hologrammprojektor aus einer der vielen unergründlichen Taschen ihrer Borduniform. „Das“, sagte San gedehnt und aktivierte den Projektor. „ist der Hawing-Eta und das hier, ist das 1340. Sternensystem. Das ist unser exaktes Ziel.“ Sie deutete mit dem kleinen rechten Finger auf besagtes Sternensystem am äußeren südlichen Rand des Sternenclusters, welches auch sofort herangezoomt wurde. Nun zeigte das Hologramm das System einer gelben Sonne vom Sol-Typ, die von fünf unterschiedlich großen, nichtbewohnbaren Planeten und einem Asteroidengürtel umgeben wurde. Sam lächelte, als sie das verwirrt wirkende Gesicht der jungen Serina Gibbons bemerkte. „Möchten sie ihre Gedanken mit uns teilen, Ms. Gibbons?“ Die junge Waffenoffizierin schreckte aus ihren Gedanken hoch und errötete, als sie vom Captain – auf einem Schiff gleichzusetzen mit Gott – direkt angesprochen wurde. Ein Junior Lieutenant tat sich immer schwer, aber besonders schwer war es sicherlich, wenn man nur einer unter vier Offizieren war und nicht in der Masse untertauchen konnte. Sam lächelte die junge Britin mütterlich an. „Immer frei heraus, Ms. Gibbons, ich beiße nur Ori.“ Lieutenant Gibbons brachte sich schließlich dazu, etwas zu äußern. „Skipper... so wie ich es sehe, ist das 1340. Sternensystem von absolut keinem strategischen oder logistischen Wert.“ Sam lächelte und nickte zufrieden. „Und nun wundern sie sich, warum wir dorthin abkommandiert wurden?“ Die junge Offizierin nickte nun etwas selbstbewusster und Sam lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, um endlich mit den Informationen herauszurücken. „Der Grund ist, dass unser guter Bekannter Vergeltungsadmiral Piet Hata, Oberbefehlshaber Milchstraße und Kommandeur der Zweiten Ori-Flotte, seine ganze Armada in weniger als zwei Wochen durch das System führen wird und wir damit beauftagt wurden das 1340. System samt Armada zu sprenen.“

Sam beobachtete mit einem gewissen Vergnügen, wie einem Offizier nach dem anderen die Kinnlade hinunterfiel. Die vier Marineoffiziere brauchten auch danach noch eine Weile, um sich von dieser Äußerung eines tollkühnen Plans wieder zu erholen. „Einen Stern sprengen?“, fragte Lieutenant Gustav Björnsdotter und kratzte sich seine durch die Arbeit in diversen Maschinenräumen vernarbte rechte Wange. Von den Offzieren war er der älteste, denn er hatte sich sein Offizierspatent im Alter von 35 Jahren verdient, als es in der Flotte einen erheblichen Mangel an Leitenden Ingenieren gegeben hatte. „Ist das denn überhaupt möglich ohne Stargate? Beim letzten Mal, als ich nachgesehen hatte, hatten wir nämlich keines mit der Post geliefert gekriegt.“ „Glauben sie mir, LI, es ist absolut möglich. Ich muss es wissen, ich hab es Anno 2014 erfunden. Der 'Sternenknacker' befindet sich momentan auf T-153 und Commander Ramirez hütet ihn, wie eine Glucke ihre Kinder.“ „Klingt auf jeden Fall interessant“, gab der schwedische LI zu. „Freut mich, dass wir ihre Zustimmung haben, LI“, entgegnete Sam und fuhr mit der Erleuterung des Plans fort: „Während T-153 die Sprengung der Sonne vorbereitet, wird es unsere Aufgabe sein uns aus die Lauer zu legen und beim Eintreffen der Armada diese entweder solange aufzuhalten oder lahnzulegen, dass sie nicht mehr per Hypergeschwindigkeit entkommen können. Wir selbt springen dann im letzten Moment weg.“ Einige Augenblicke war es still, bis Lt. Commander McGuffin schließlich sagte: „Klingt sehr waghalsig“ Sams fast schon ewiges Lächeln verschwand und die Kommandantin wurde plötzlich ganz ernst. „Das ist es in der Tat, Eins-O, und mit einer der Gründe, warum man uns geschickt hat und nicht zumindest ein oder zwei Geschwader der 2. Flotte entstandt hat. Wenn wir siegen? Um so besser, dann können wir den Krieg auf lange Sicht sogar noch gewinnen und uns sehr schnell wieder Luft machen. Aber wenn wir verlieren?“ Sam schüttelte nur mit dem Kopf und sah dann einen ihrer Offiziere nach dem anderen an. „Ich bin mir bewusst, dass es für sie unsagbar schwierig aussehen muss. Ich weiß, dass es nicht fair ist das Schicksal der Menschheit auf ihre jungen Schultern zu verteilen... Aber glauben sie mir eines: in meiner Zeit vor der Navy, in der Pegasusgalaxie, auf Atlantis und dann später auf der Valley Forge, bin ich schon in aussichtsloseren Situationen gewesen und es ging mir wie ihnen. Ich war jung, ich war unerfahren und ich wurde mehrmals vor aussichtslose Aktionen gestellt und ich bin daran gewachsen. Und glauben sie mir: sie schaffen das auch. Ich habe Vertrauen in sie alle.“ Noch einmal lies Sam Carter ihren Blick über die vier Offiziere schweifen. „Nun denn... lassen sie uns essen. Wir haben noch Zeit uns vorzubereiten.“ Mit diesen Worten rief Sam nach dem Smutje.


Die Reise hinter die feindlichen Linien in den darauffolgenden Wochen verlief relativ ereignislos. Da die Besatzung jedoch inzwischen von Sam über den Auftrag informiert worden war, waren die meisten Crewmitglieder – auf jedem der zwölf Boote – mehr als glücklich damit. Nach dreiundzwanzig Tagen (24 Missionstage) erreichte Kampfgeschwader XII dann schließlich das 1340. Sternensystem und begann mit der Ausführung des Auftrags.
Am 25. Missionstag kam es dann für alle Beteiligten zu einem unerwarteten und schicksalshaften Ereignis.


Nathan McGuffin schlürfte gelangweilt an seinem Kaffee und beobachtete das Treiben auf der abgedunkelten Brücke. Es war die zweite Backbordwache des Tages und McGuffin hatte diese freiwillig übernommen. Er konnte momentan sowieso nicht gut schlafen und ein bisschen Ablenkung, auch wenn es Arbeit war, konnte da Wunder wirken. Das Gegenteil konnte man jedoch von seinem Sandwich sagen. „Und da heißt es, dass rehydrierte Nahrungsmittel so schmecken sollen, wie normale...“, murmelte der Eins-O angewidert und erntete ein höfliches Lächeln vom Navigator, der gerade nichts zu tun hatte, da T-32 – wie der Rest des Geschwaders – an einem bestimmten Punkt im System festgemacht hatte und nun bei heruntergefahrenem Antrieb der Feindflotte auflauerte. McGuffin schlenderte anderschließend mehrmals von einem Ende der Brücke zum anderen und widmete sich einem alles andere als spannenden Bericht über Gefechtsübungen in den Bug-Torpedoräumen, als er durch den sich überlappenden Schrei des Sensormaates aufgeschreckt wurde: „Commander, Kontakt mit feindlichen Zerstörern! Mindestens ein Dutzend“
McGuffins Augen weiteten sich und für das tausendstel einer Sekunde war der junge Erste Offizer, wie geschockt. Doch er war zu pflichtbewusst und professionell, um sich und die ihm anvertrauten Besatzungsmitglieder dadurch in Gefahr zu verbringen. Er schluckte also seinen Schock hinunter und befahl augenblicklich: „Gefechtsalarm geben, alle Mann an Deck! Sofort auf Tarnmodus gehen... und wecken sie den Captain!“

Sam Carter erwachte wenige Augenblicke später durch die Alarmsirenen und das laute Klicken von Militärstiefeln auf metallernen Decks und wusste augenblicklich, dass irgendetwas unheimlich schief lief. Sie schwang sich aus ihrer Koje, stieß sich dabei natürlich den Kopf an der Decke und stieg fluchend in ihre Borduniform. Dann hechetete sie so schnell, wie die engen Gänge von T-32 und die durch eben diese wuselnden Matrosen es ihr zuließen, zur Brücke.
Dort angekommen war ihr erster Befehl: „Meldung! Womit haben wir es hier zu tun?“ McGuffin salutierte zackig und gab einen Überblick über die Lage. „Mindestens ein Dutzend feindlicher Schiffe, Mr. Stiles hat sie vor...“ McGuffin unterbrach sich und blickte auf die Borduhr. „vor einer Minute und vierundzwanzig Sekunden erstmals auf den Sensoren gehabt. Ich habe Befehl gegeben den Tarnmodus einzuleiten und das Geschwader hat ähnliche Maßnahmen getroffen. Lieutenant Björnsdotter fährt gerade den Antrieb hoch, damit wir manövrieren können. Feind ist in Waffenreichweite in elf Minuten.“ Sam nickte dem Eins-O anerkennend zu und klopfte Senior Spacer Jack Stiles dankbar auf die Schulter. „Neues vom Feind, Stiles?“ Der Matrose im Mannschaftsdienstgrad, der wie hypnotisiert auf seine Sensorenschirme starrte, schüttelte nachdenklich den Kopf. „Negativ, Skipper, Feind nähert sich aus dem Schatten der Sonne, was wohl erklärt, dass ich die Hyperraumdurchgänge nicht erkannt habe.“ „Von mir hören sie keine Vorwürfe, Stiles, sagen sie nur Bescheid, wenn sich etwas tut“, meinte Sam und begab sich zum Taktiktisch, um den sich bereits McGuffin und die vor wenigen Sekunden eingetroffene Lt. Gibbons versammelt hatten. McGuffin hatte bereits auf zweien der angebrachten Monitore eine Konferenzschaltung mit dem Maschinenraum und dem Tarnungs-Kontrollraum hergestellt. Lieutenant Björnsdotter und Ensign Al-Saud nickten Sam kurz zu, als diese in den Aufnahmebereich der Kameras trat. „Ladies und Gentlemen, ich weiß ja nicht, wie sie das sehen, aber ich glaube, dass wir in eine Falle gelockt worden sind“, sagte Sam frei heraus. „Eine Falle?“, fragte Lieutenant Gibbons ungläubig. „Könnte es sich nicht einfach nur um einen dummen Zufall handeln?“ Sam schüttelte leicht den Kopf. „Ein Geschwader Zerstörer, die in den letzten vier Jahren ständig mit der Bekämpfung von Tarnbooten beauftragt worden sind, kommt ganz zufällig in dieses unbedeutende System? Und bevor sie fragen: die Ori-Militärdoktrin überprüft ein Sonnensystem immer nur Stunden vor einem Angriff, nicht fünf Tage vorher. Ich vermute, man hat uns stattdessen bewusst hierher gelockt.“ „Wollten die Ori vielleicht einen großen Fang landen?“, mutmaßte Ensign Al-Saud. Sam fand keine Zeit eine Spekulation in den Raum zu werfen, denn in diesem Moment meldete sich wieder Senior Spacer Stiles zu Wort.
„Skipper...“, stieß der Sensormaat ungläubig aus. „T-153 liegt unter feindlichem Laser- und Raketenbeschuss.“ „Haben die sich gegen stehenden Befehl enttarnt?“, fragte Sam und verspürte schon Wut gegen den Kommandanten des Bootes. „Negativ, das ist es ja, was...“ Erneut unterbrach sich der Senior Spacer mitten im Satz, nur um den Kopf zu senken und dann wieder aufzusehen, um zu verkünden: „Tarnboot 153 zerstört. Feindliches Geschwader teilt sich nun in sechs Angriffsrotten und fliegt direkt, ich wiederhole, direkt auf und steuert sechs unserer Tarnboote an. Wir sind eines davon.“
Die Brücke fiel kurz in ein allgemeines und beängstigendes Schweigen und Sam war nach mehreren Sekunden die erste, die wieder etwas sagte. Sie schlug wütend mit der Faust auf den Taktiktisch. „Sie können durch unsere Tarnung sehen.“ „Unmöglich!“, wiedersprach Ensign Al-Saud und verteidigte seine Tarnvorrichtung. „Kein Orischiff konnte bisher unsere Tarnung überwinden.“ „Sie hatten vier Jahre Zeit“, konterte Commander McGuffin monoton. „und wir haben noch keinen Versuch unternommen unsere Tarnung zu verbessern. Natürlich finden sie dann irgendwann.“ „Vielleicht peilen sie uns auch nur an, weil wir uns seit der Positionierung vor Tagen nicht mehr bewegt haben. Eine Aufklärungssonde oder ein Späher könnte unsere Position markiert haben...“, überlegte Sam laut und wandte sich an den LI. „Lieutenant, wie siehts mit dem Antrieb aus?“ „Ich kann ihnen 50% Leistung geben, Skipper, geben sie mir zehn Minuten für den Rest.“ „Ich nehme ihre 50%, danke, LI“, sagte Sam. „Navigation, setzen sie einen willkürlichen Kurs mit den Sublichttriebwerken. Mal sehen, ob es nur Glück war, dass sie uns aufgespürt haben. Funker, Befehl an alle Tarnboote: sofortiger Rückstürz zur Erde. Sie sollen Bericht erstatten. Sollten wir ihnen innerhalb von vierundzwanzig Stunden nicht folgen, ist mit dem schlimmsten zu rechnen.“ Beide Seemänner bestätigten die Befehle mit einem lauten „Aye, aye“ und Sam wandt sich wieder den Offizieren zu. „So, jetzt heißt es abwarten, ob sie uns weiterhin folgen oder nicht. In beiden Fällen machen sie sich bereit für ein Gefecht. Alle Hyperantriebe sind noch offline und ein Kaltstart dauert, wie sie sicher wissen, etwa anderthalb Stunden. Wir müssen die Ori mindestens solange aufhalten, bis das Geschwader entkommen kann.“ Sie schlug erneut mit der Faust auf den Tisch, wütend über ihre Arroganz den Feind zu unterschätzen. „Sie haben uns mit heruntergelassenen Hosen erwischt...“, murmelte sie, würde jedoch ganz schnell wieder professionell. „Nun, es nützt alles nichts. Mr. Stiles?“ „Die Feindschiffe gehen auf Abfangkurs. Nein Schiffe verfolgen das Geschwader, drei hängen an unserem Schwanz.“

Sam gönnte sich ein makaberes Lächeln. Zum einen, weil es bewieß, dass der Feind eine Möglichkeit hatte, ein Tarnboot zu orten, zum anderen, weil der Rest des Geschwaders – trotz Verfolgern – sicher entkommen würde. Ein Tarnboot beschleunigte schneller, als ein Zerstörer und auf so kurze Entfernung würde kein vernünftiger Captain einen Hypersprung ausführen lassen. Es blieb einfach nicht genug Zeit, um zu beschleunigen und abzubremsen. Die enormen Kräfte würden ein Schiff schlichtweg auseinander reißen.
Sam räusperte sich. „Gut, gut, dann wollen wir mal. Ms. Gibbons, machen sie die Torpedos scharf aber nicht die Graser. Ich will erst herausfinden, was an unserem Schiff die Zerstörer zur Orientierung nutzen. Wenigstens zu etwas sinnvollem sollte unsere Exkursion doch gut gewesen sein.“ „Aye, Skipper, Torpedos aber nicht Graser“, bestätigte Lieutenant Gibbons und die Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück, zuversichtlich in ihren Kommandanten. „Halten sie die Tarnvorrichtung am laufen, Ensign, aber machen sie sich bereit innerhalb von Sekundenbruchteilen auf Schilde zu wechseln“, befahl Sam dem jungen Marik Bin Al-Saud.
„Feind in Waffenreichweite, startet fünf... korrigiere zehn Schiff-Schiff-Raketen mit Plasmagefechtsköpfen direkt gegen uns. Trotz der Tarnung!“, berichtete Sensormaat Stiles und betonte besonders den letzten Satz. „Nun denn, Eins-O, Befehl an alle Abteilungen: alle Systeme außer Tarnung, Lebenserhaltung, Licht und Gravitation deaktiveren.“ „Aye, aye, Skipper“, bestätigte McGuffin und grinste. Er wusste, was Sam Carter vorhatte. Auch im Jahr 2020 waren die einfachsten Methoden doch immer noch die besten.

Vom einen Augenblick auf den anderen gingen auf T-32 alle Systeme auf Stand-Bye. Aktive Sensoren, Funk, Sublichtantrieb und so vieles mehr wurden, wie der Skipper es befohlen hatte, ausgeschaltet. Die Situation rief bei vielen an Bord natürlich sofort Erinnerung an die alten U-Boot-Filme auf und – auch wenn es auf Grund der phyikalischen Beschaffenheiten des Weltalls unnötig war – alle an Bord hielten den Atem an. Wenn man einmal von der Tarnung absah, war ein Tarnboot äußerst fragil und schutzlos. Die zwei Grasergeschütztürme konnten mit der Hilfe eines resoluten Kommandanten durchaus einen Zerstörer im Artillerieduell aufs Korn nehmen, doch auf keinen Fall drei.
„Es klappt, Skipper, die feindlichen Raketen folgen uns nicht mehr, die Zerstörer verteilen sich, keiner befindet sich jedoch auf einem direkten Abfangkurs“, meldete Stiles, der über die passiven Sensoren gebäugt war und konnte seinen Satz durch die hohe Lautstärke gar nicht mehr zu Ende sprechen. Sam schickte ihrerseits ein Stoßgebet gen Himmel. Damit war bewiesen, dass die Ori ein oder mehrere Schiffssysteme orteten und nicht neue Sensoren entwickelt hatten, die durch die Tarnvorrichtung sehen konnten. Sam wartete, bis die Freundenstimmung ihrer Untergebenen sich gelegt hatte, dann sagte sie: „Dann wollen wir mal überprüfen, welches unserer Systeme die Ori so anziehend finden. Sublichtantrieb auf zehn Prozent Leistung, wenn ich bitten darf.“
Die Sublichtaggregate erwachten erneut zum Leben und dreißig Sekunden verstrichen, dann eine Minute, dann anderthalb. Jedes Mal meldete Stiles: „Feind immer noch in Waffenreichweite, aber kein weiterer Angriff.“ „Gut, dann ist es nicht der Antrieb..“, schlussfolgerte Sam. Eigentlich hatte sie es vermutet. Die vom Sublichtantrieb zurückgelassene Ionenspur wäre zwar in einem unbewohnten System ohne Flugverkehr wäre zwar mit modifizierten Sensoren annehmbar gut ortbar, doch die Ori würden ihr System sicherlich auch so auslegen, dass es in besiedelten und gut befahrenen Sonnensystemen gut funktionierte, wo sich die Ionenspuren nur so häuften. Es war also ein anderes Schiffsystem.
„Versuchen wir es mit mit Funksignalen. Normalfunk, ein konstantes Signal in alle Richtungen“, befahl Sam und war gespannt auf das Resultat, das wegen der Entfernung zwischen den Verfolgern und T-32 einige Zeit brauchen würde, um die Ori zu erreichen. Erneut verstrichen die Minuten, doch diesmal meldete Stiles: „Schiffe schießen wieder!“ „Sofort den Funk abschalten und unsere Position ändern, bringen sie uns tiefer, fünfhundert Klicks bei gleichbleibendem Parallelkurs zum Feind!“, befahl Sam, wie aus der Pistole geschossen. Die Matrosen gehorchten und auch dieses Mal gingen die Raketen ins Leere.
„Ein System haben wir schon mal“, sagte Sam zu McGuffin gewandt. „Ich hätte es mir denken können: ein Schiffsystem, das Impulse aussendet, die mit der richtigen Ausrüstung zurückverfolgt werden können. Clever, könnte von McKay sein.“ „Nicht von ihnen?“, fragte McGuffin belustigt. „Nein, ich hätte keine vier Jahre benötigt, um das auszuprobieren. Aber wir haben ja bisher auch nie einen Überlebenden übergelassen...“, antwortete Sam locker und zwinkerte dem Eins-O zu. „Wir probieren jetzt alles aus, was sonst noch konstante Impulse ausstrahlt.“ McGuffins Augen öffneten sich weit, als dieser darüber nachdachte. „Dann bleibt ja nur...“ „Exakt“, bestätigte Sam und nickte überrascht lächelnd. „Die aktiven Sensoren.“ „Jetzt fühl ich mich tatsächlich, wie auf einem U-Boot“, meinte McGuffin und gab Sams Order weiter: „Aktive Sensoren ein!“ Stiles machte sich daraufhin ans Werk und nur Augenblicke später meldete er: „Raketenbeschuss!“ „Danke, Mr. Stiles, wir gehen wieder auf passive Scanner!“, befahl Sam und sah zu McGuffin. „Lt. Commander, vermute ich recht, wenn ich sage, dass wir nun wissen, worauf wir demnächst achten müssen?“ „In der Tat, Skipper“, bestätigte McGuffin. Sam sah, dass sich Stiles plötzlich zu Wort meldete. „Was gibt es, Senior Spacer?“ „Skipper, als wir die aktiven Sensoren eingeschaltet hatten, hab ich etwas interessantes bemerkt: der Feind hat die Schilde unten und die Energie zum Antrieb und den Sensoren umgeleitet, wohl um uns besser zu verfolgen.“ Sam setzte ein triumphierendes Siegeslächeln auf. „Danke für die Information, Stiles. Eins-O, ich überlasse ihnen die nötigen Anweisungen.“ McGuffin nickte Sam dankbar zu und aktivierte das Intercom. „Hier spricht der Erste Offizier. Alle Stationen bereitmachen für die Torpedierung unserer Verfolger. Torpedoräume Klarmeldung! Waffenoffizier, Feuerleitlösung berechnen!“

Ein weiteres Mal erfüllte Gewusel T-32, als die einzelnen Stationen sich bereitmachten für die Torpedierung der drei feindlichen Zerstörer. Torpedierungen waren immer heikel, doch nicht der Teil, der das abfeuern der Waffensysteme beinhaltete, es war der Tei, der darauf folgte. Eine Feuerleitlösung konnte man auch mit den passiven Sensoren berechnen, es dauerte einfach nur länger und die Fehlerqoute lag etwas höher, doch ein guter Waffenoffizier bekam auch das hin. Das Problem beim abfeuern war die Tatsache, dass man nah genug heran musste, weit in die Reichweite feindlicher Raketen und Strahlenwaffen. Erschwerend kam noch hinzu, dass ein Tarnboot sich zum abfeuern – und noch einige Zeit dartauf - enttarnen musste, denn die starken Störfelder, die das Schiff schützen sollten, behinderten zugleich die sensible Elektronik der Aale. Dieses gigantische Manko war es, dass für die hohe Zerstörungsquote unter den Tarnbooten sorgte. Doch Sam Carter war entschlossen auch dieses Mal zu überleben.
Serina Gibbons wandte sich von ihrer Station ab und Sam zu. „Alles bereit, Skipper, auf ihr Signal. Ich habe acht Aale scharf und programmiert.“ Sam nickte und betrachtete das taktische Hologramm, das der Taktiktisch erzeugen konnte. „Verpassen sie dem Schiff, das uns am nächsten ist zwei Aale, den beiden anderen drei. Zur Not können wir noch die Graser nutzen.“ „Aye, aye, Skipper“, bestätigte Gibbons. „Bereit, wenn sie es sind.“ Sam nickte und war froh darüber. Wenn der Feind auf Energiewaffenreichweite war und man nicht mehr Entfernung zwischen sich und ihn bringen konnte, dann brachte man so einen Einsatz einfach hinter sich. So oder so, sie mussten den Feind vernichten. Einerseits, um beim Eintritt in den Hyperraum nicht in den Rücken geschossen zu werden (den Hyperantrieb zu laden dauerte schließlich achtzehn bis zwanzig Sekunden), anderererseits um ein Zeichen an die Ori zu schicken: die Tarnboote sind noch tötlich und ihr könnt weiterhin nichts dagegen tun. „Bereitmachen für Angriff, auf mein Zeichen enttarnen und feuern. Gleichzeitig eine Subraumnachricht an das Flottenkommando schicken, die über unsere Entdeckung berichtet. Diese Information muss unter allen Umständen durchkommen.“
Alle angesprochenen Männer und Frauen bestätigten noch einmal und schließlich befahl Sam: „Angriff!“

Nach Sam Carters Befehl ging alles rasend schnell. T-32 ließ von einem Moment auf den anderen die Tarnung herunter und war von da an von aller Welt aufspürbar. Nicht so jedoch die acht Aale, die von T-32 im Zeitraum von zwei Sekunden starteten und ihre Ziele ansteuerten. T-32 begann zu beschleunigen und einen anderen Kurs einzuschlagen. Welcher Kurs war hier egal, es ging nur ums Überleben bis der Hyperantrieb hochgefahren war.
„Wir führen einen willkürlichen Sprung aus“, befahl Sam. Ein willkürlicher Sprung durch den Hyperraum war riskant, da man ein Eintrittsfenster auf Gut Glück suchte, in dieser Situation jedoch besser, als hier zu bleiben. Und das wichtigste: es verkürzte die Zeit bis zum Sprung um die Hälfte, als den Navigationscomputer ein exaktes Fenster berechnen zu lassen. Der Navigator bestätigte Sams Befehl: „Willkürlicher Sprung in acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei...“
Zwei Sekunden vor dem Sprung passierte es. Der Zerstörer, der T-32 am nächsten war, feuerte zwei schwere Lasergeschütze auf das praktisch schutzlose Schiff ab. Der erste Schuss brauchte die Schutzschilde fast auf, der zweite Schuss versetzte ihnen den Gnadenstoß und riss die komplette Backbordseite auf. Sektionen wurden dem Vakuum des Weltalls ausgesetzt und mehrere Crewmitglieder wurden von den unbeschreiblichen Kräften in die Leere des Alls hinausgesogen. Und dennoch sprang T-32 in den Hyperraum. Dennoch trafen Sekunden später die Aale ihre Ziele und nahmen den Führungszerstörer und einen der beiden Begleitzerstörer mit sich.

„Bericht!“, befahl Sam und hielt sich am Taktiktisch fest. „Sektionen 3-5 auf den Decks 1 und 2 aufgerissen, Druckschotts und Kraftfelder in Funktion, aber ich weiß nicht, wie lange noch!“, bellte der LI über Intercom. „Skipper, wir müssen so schnell, wie es geht, raus aus dem Hyperraum. Ich brauch nicht auch noch die Strahlung, wenn ich uns retten soll!“ „Ich seh mal, was sich machen lässt, LI!“, entgegnete Sam fast schreiend und blickte, wie so oft an diesem Tag, zu Senior Spacer Stiles. „Mr. Stiles, wir brauchen einen netten Flecken und parken, haben sie da was in der Nähe?“ „Negativ, Skipper, ich bin so gut, wie blind, die Sensoren sind beschädigt.“ „Dann müssen wir uns auf unser Glück verlassen. Navigator, sobald wir etwas über... vier Lichtjahre zwischen uns und unsere letzte Position gebracht haben, verlassen wir den Hyperraum und verbleiben dort, bis die Reparaturen abgeschlossen sind.“

Vier Lichtjahre vom 1340. Sternensystem entfernt verließ T-32, schwer beschädigt und mit geschockter Crew, den Hyperraum. Es war kein Sternensystem, es war einfach nur der weite Weltraum zwischen zwei Systemen.
„Statusreports“, befahl Sam, die sich nun etwas beruhigt hatte. „Vier Tote, zwei weitere werden noch vermisst, schwere Schäden an Backbord, wir vollführen eine unkontrollierte Wende“, berichtete McGuffin, der sich an einer Konsole Informationen beschaffte. „In Ordnung, lecken wir unsere Wunden und dann nichts wie nach Hause“, meinte Sam und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nur Augenblicke vergingen, bis Stiles erneut die Stimme erhob. „Skipper!“
Diesmal musste Stiles nicht weitersprechen. Sam blickte auf einen ihrer Monitore, der die Aufnahmen einer Bug-Kamera widerspiegelte. Sie schloss resignierend die Augen. „Ich sehe es, Mr. Stiles.“ Ein Ori-Schlachtschiff der Aussteigende Gerechtigkeit – Klasse war fünfhundert Kilometer vor T-32 aus dem Hyperraum gekommen.





Fortsetzung folgt... im vierten Kapitel
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