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TGE Combined - Finishing the Fight von Atlan, Colonel Maybourne

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III. Akt
2.13 Blaze of Glory, Teil 1
von Atlan





Fleet Admiral Johannes Heimeshoff wusste nicht genau, wie lange er geschlafen hatte. Seit einigen Wochen befand er sich nun an Bord von UNS Victory, einer brandneuen Dreadnoght und das Flaggschiff der ehemals so stolzen Earth Force Navy. Nun war Heimeshoff von einem summenden Intercom geweckt worden. Verschlafen griff er nach dem Knopf, der es ihm ermöglichte mit seinem Gesprächtspartner Kontakt aufzunehmen. „Heimeshoff hier, was gibt es denn?“ „Es tut mir Leid, sie gestört zu haben, Fleet Admiral“, begann der Flaggkommandant Heimeshoffs, Captain John Bagashu. „aber das III. Kampfgeschwader hat sich aus dem Wegasystem zurückgemeldet.“ Heimeshoff war sogleich hellwach. Seitdem bekannt war, dass die Invasion der Erde bevorstand, hatte sich die Navy in einem mehr als einwöchigen Alarmzustand befunden, Tarnbootgeschwader waren als Späher ausgeschickt worden, um rechtzeitig zu melden, wann die feindliche Flotte sich zum auslaufen bereit machte. „Also, wie ist die Lage, Captain?“, fragte Heimeshoff gespannt. „Die feindliche Flotte macht sich zum auslaufen bereit, Admiral. Captain Norris schätzt, dass sie heute Nachmittag auslaufen und dann gegen Abend im Solsystem sind. Sie meldet “ Heimeshoff war einige Augenblicke lang stumm, dann entgegnete er: „Danke, Captain, Befehl für Norris: Rücksturz zur Erde. Und rufen sie bitte alles vom Geschwaderkommandeur aufwärts zu einem Treffen um... 1100 Uhr Erdstandardzeit zusammen. Das Treffen wird im Observationsraum der Victory stattfinden.“ „Aye, aye, Admiral“, bestätigte Captain Bagashu und kappte die Verbindung von seiner Seite. Heimeshoff legte sich seinerseits noch einmal kurz ins Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ein letztes Mal Kraftschöpfen bevor es zur großen Schlacht kam. Unified Nations gegen Ori, Freiheit gegen Unterdrückung, Gut gegen Böse, aber was für Heimeshoff am wichtigsten war: Johannes Heimeshoff gegen Piet Hata.


Vergeltungsadmiral Piet Hata blickte nachdenklich aus dem großen Fenster seines Quartiers, in der Hand ein Glas Ice-Brandy. Er nippte gedankenversunken an dem Brandy, doch so ganz wollte er ihm nicht schmecken. Es war schon ein Witz. Jahrelang, über ein Jahrzehnt lang sogar, hatte er Dakamar gehasst. Der Mann war ein solcher Opportunist gewesen, so eine Nervensäge, so ein Mistkerl, der die Ori immer wieder verspottet hatte. Er hatte ihn so gehasst, ganz besonders jedoch sein Talent. In den ganzen Jahren, wo Dakamar im Ruhestand gewesen war, hatte sich Hata anhören müssen, wie sehr er doch überlegen war. Hata war immer die zweite Wahl gewesen, immer. Das war einfach nicht fair gewesen. Er war bis zuletzt ein treuer Anhänger der Ori gewesen und Faaron Dakamar ein Heide, der leider auch der beste Navytaktiker der Ori-Galaxie gewesen war. Hata lächelte und betrachtete sein Glas Brandy. Und nun? Nun war auch Hata vom Glauben abgefallen, nun war Hata selbst in Dakamars Position. Der beste Navytaktiker der den Ori geblieben war, gezwungen einen finalen Schlag gegen die Erde auszuführen. Er wollte nicht. Er war es nun, der der Opportunist war. Er hatte vorgeschlagen einen Quasi-Frieden mit der Erde auszuhandeln, vielleicht sich in die Pegasusgalaxie zurückzuziehen und mit Unterstützung aus der nun abgeschnittenen Heimat das Ori-Imperium dort zu stabilisieren und vielleicht in hundert Jahren erneut die Erde anzugreifen. Doch die Ori hatten abgelehnt. Sie wollten die Erde im hier und jetzt. Piet Hata war wirklich der neue Dakamar. Auch sein Heimatplanet war nun das Druckmittel. Die Orici hatten es ihm klar gemacht: kämpfe diese Schlacht oder deine Familie und dein ganzer Planet sterben im Feuer. Welche Wahl blieb ihm also? Er musste sie nicht beantworten. Es war Zeit für Taten. Er ging zum Intercom. „Hier ist Admiral Hata. Ich will ein Treffen mit meinen Geschwaderchefs in einer Stunde an Bord der Zorn von Oben.“ Er kappte die Verbindung und warf erneut einen Blick auf seinen Brandy. Angeekelt war er das halbvolle Glas auf den Boden, wo er in tausende Glasscheiben zersplitterte.


„Meine Damen und Herren, es freut mich, dass sie so schnell kommen konnten“, sagte Admiral Heimeshoff freundlich und nahm am Kopf des Konferenztisches Platz. Der Observationsraum der Victory war gefüllt mit goldenen Streifen und schwarzen Uniformen. Lebende Legenden waren anwesend, ebenso verdiente und altgediente Offiziere und auch die neuen Gesichter, die die leeren Plätze von toten Freunden füllten. Da war einmal Admiral Helena Reed, die Viscountess Reed und seine Stellvertreterin. Er hatte sie bewusst auf diesen Posten berufen. Sie war nicht nur in seinen Augen eine der besten Strateginnen, die er je gesehen hatte, sondern auch eine charismatische Anführerin und sollte irgendetwas mit ihm an diesem Tag geschehen, dann würde sie ihn sicherlich stolz machen, da war er sicher. Dann war da noch Vice Admiral Steven Caldwell, sein alter Freund und Waffenbruder. Auf ihn hatte er sich immer verlassen können, weshalb er auch schon eine bestimmte Rolle für ihn vorgesehen hatte bei dieser finalen Schlacht. Zu seiner linken saß Rear Admiral Peter Müller, der Befehlshaber der T-Boote. Sein Protege, nie übertroffener Flaggkommandant und persönlicher Freund. Zum Ende des Tisches saßen dann noch zwei bekannte Gesichter: die Commodores John Sheppard und Samantha Carter. John Sheppard hatte seinen letzten Job gut gemacht, ohne ihn würde dieser Tag noch dunkler sein. Er hatte seinen Teil bereits schon zu genüge getan. Er würde bei dieser Schlacht nicht in der ersten Reihe kämpfen. Und Samantha Carter... er wusste nicht, ob diese Frau zu den besten Offizieren gehörte, die er kannte und eine Heldin war, oder ob sie gefährlich war. Die meisten der anderen Admirale und Commodores kannte er nicht wirklich persönlich, doch er war sich sicher, dass jeder von ihnen an diesem Tag über sich hinauswachsen würde.
Heimeshoff nickte jedem einzelnen zu und begann dann mit dem – hoffentlich – letzten Schlachtplan-Briefing des Krieges. „Wie sie wahrscheinlich inzwischen alle wissen, wird die Flotte der Ori bis zum Abend bei uns eintreffen. Es wird die letzte Raumschlacht dieses Krieges werden und ich bin zuversichtlich, dass wir sie für uns entscheiden werden.“ Er machte eine Kunstpause und blickte die Admirale an. Sie waren nicht gerade zuversichtlich. Er griff zu einer kleinen Fernbedienung und drückte einen Knopf tief ein. Langsam öffneten sich die Abdeckungen, die das Observationsdeck normalerweise schützten und gaben den Blick frei auf die Erde, die da langsam unter ihnen vorbeizog. Europa war gerade in Sicht gekommen. „Wir werden siegen, weil wir den Heimvorteil haben. Weil wir nicht erinnert werden müssen wofür wir kämpfen. Weil wir unseren Grund direkt unter uns haben. Wir kämpfen für die Erde, ein letztes Mal. Lassen sie uns das nie vergessen.“ Er räusperte sich. „Ich bin mir bewusst, dass es nicht gerade gut für uns aussieht, aber nachdem ich gestern noch einmal die Unterlagen und Pläne durchgegangen bin, bin ich mir sicherer, denn je, dass wir noch einmal das Blatt wenden können. Ich weiß, dass wir einen großen Nachteil an Schiffen haben. Letzendlich läuft es darauf hinaus, dass wir 39 Kampfschiffe und 56 Tarnboote haben, also insgesamt 95 Schiffe, und die Ori 104 Kampfschiffe und 27 Transportschiffe. 39 Kampfschiffe gegen 104 Kampfschiffe. So sieht die Rechnung aus.“ Er blickte zu Admiral Reed, die ihn nur durchdringend ansah. Sie wusste scheinbar nicht, was sie von dieser Motivationsrede halten sollte. Heimeshoff lächelte väterlich. „Wir haben zwei Trümpfe, die es gilt auszunutzen: unsere Dreadnoughts und unsere Raumforts. Und ich denke, ich bin mit einem Schlachtplan aufgekommen, der unsere Siegeschancen sehr hoch einschätzt. Es geht wieder nur um nackte Zahlen. Die Ori haben zwar über einhundert Kampfschiffe, doch was zählt sind ihre 34 Linienschiffe, die Mutterschiffe und Schlachtschiffe. Dagegen rechnen wir unsere Linienschiffe, die Dreadnoughts, die Schlachtschiffe, die Träger-Schlachtschiffe und unsere Schlachtkreuzer. Wir kommen auf 17 Schiffe.“ „Damit sind wir immer noch 2:1 in der Unterzahl“, warf Admiral Caldwell mahnend ein. Admiral Reed blickte plötzlich auf und Heimeshoff grinste innerlich. Sie hatte wohl seinen Gedanken aufgeschnappt. „Nicht“, begann die Britin. „wenn wir unseren Reichweitenvorteil ausspielen. Wir haben eine fast dreifache Raketenreichweite gegenüber den Ori. Wenn wir sie in offenen Raum locken können, irgendwo wo sie keine Deckung suchen können, dann können wir sie mächtig bluten lassen, bevor wir auf Energiewaffenreichweite kommen.“ „So war mein Gedanke“, meinte Heimeshoff nickend und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Schön und gut, aber was geschieht mit dem Rest der Flotte?“, fragte Admiral Müller. „Die Ori werden sie als Kanonenfutter benutzen, so wie üblich, und uns unseren Raketenvorrat aufbrauchen lassen.“ „Nein, wir werden die Linienschiffe von den kleineren Kampfschiffen trennen“, erklärte Heimeshoff. „Ich werde Hata am Rande von Alpha Centauri stellen und seine restliche Flotte zur Erde vorstoßen lassen, doch dort werden Vice Admiral Heimeshoff und der Rest der Homefleet bereits warten und sie in ein Gefecht verwickeln. Mit den Glasgows im Rücken wird es ihren Job erleichtern.“ „Könnte klappen“, meinte Sheppard nachdenklich. „Es muss klappen“, korrigierte Heimeshoff ihn. „Wenn es noch jemanden gibt, der Einwände hat, dann soll er sie jetzt bitte nennen.“ Niemand erhob seine Stimme. Heimeshoff lächelte zufrieden. „Sehr gut, dann kommen wir nun zu den Rollen, die jeder einzelne von ihnen spielen wird...“


„Ehre sei den Ori!“ Der diensthabende Originritter, der den Konferenzraum bewachte, stand stramm und schlug die Hacken zusammen, als Admiral Hata eben diesen betrat. Die anwesenden Admirale erhoben sich von ihren Stühlen, nur die zwei anwesenden Priore behielten ihren Platz. Hata wusste warum. Allein der Höflichkeit halber erhoben sich die Priore meist, wenn er einen Raum betrat, nicht nur, weil er der Oberbefehlshaber war und in der Gunst der Orici gestanden hatte. Das Plusquamperfekt schien hier angemessen, denn Hata war sich bewusst, dass er nicht mehr in der Gunst der Orici stand, denn sonst würden sie ihn weder zwingen einen übereilten Angriff einzuleiten, noch seinen Planeten als Druckmittel benutzen. Er schüttelte sich innerlich, als wollte er die ablenkenden Gedanken aus seinem Kopf kriegen. Jetzt ging es um wichtigeres.
Piet Hata nickte freundlich und begab sich zu seinem Platz am Kopf des Konferenztisches. „Bitte, setzen sie sich, meine Herren. Wir wollen beginnen.“ Der Vergeltungsadmiral räusperte sich und warf einen kurzen Blick auf seine Notizen, dann fing er an.
„Dies ist unsere letzte Besprechung, bevor wir in die Schlacht um die Erde ziehen, darum möchte ich vorher noch einige Dinge klar machen. Ja, die Erdlinge sind praktisch geschlagen. Ja, ihr Militär ist aufgerieben und bis auf eine Handvoll Elite-Division besteht es aus zwangseingezogenen und notdürftig ausgebildeten Soldaten. Ja, ihre Navy ist uns inzwischen 2,5:1 unterlegen. Aber ich kann sie nur davor warnen die Erdlinge zu unterschätzen. Hier geht es um ihr Heimatsystem. Wir werden nur wenige Lichtstunden von ihrem Planeten entfernt kämpfen und sie werden die Gründe, für die sie kämpfen, direkt hinter sich wissen: ihre Familien, ihre Freunde, ihr Leben und ihre Freiheit. In den letzten Jahren hat ihr Widerstand vielleicht nachgelassen, aber glauben sie mir, dass es diesmal nicht der Fall sein wird. Wir werden diesmal für jede Planetenbahn, die wir näher an die Erde herankommen, mit sehr viel Blut zahlen müssen. Vergessen sie das ja nicht, wenn wir aus dem Hyperraum springen.“ Hata blickte seine Admirale durchdringend an, dann nickte er und sein verdusterter Blick klärte sich etwas. „Nun denn, dann lege ich ihnen nun meine Strategie offen.“ Hata faltete seine Hände im Schoß. „Unser größtes Problem wird sein an diesen berüchtigten Glasgow-Festungen vorbeizukommen, doch dafür habe ich bereits eine Lösung gefunden. Ich werde unsere Großkampfschiffe in ein direktes Gefecht mit den irdischen Großkampfschiffen schicken. Sobald all ihre großen Einheiten gebunden sind, wird die Erde nur von wenigen kleinen Schiffen und den Festungen geschützt sein. Dann schicken wir unsere kleineren Einheiten rein. Sie sind ideal für den Job. Klein und wendig sollten sie den Super-Massebeschleunigern der Glasgows lang genug ausweichen können, bis sie eine genügend große Anzahl vernichtet haben, um die Transporter durchstoßen zu lassen.“ Da meldete sich ein Himmelsadmiral zu Wort. „Verzeihung, Admiral, aber ich dachte, über der Erde würden sich über einhundert dieser Festungen befinden. Wie sollen wir sie alle ausschalten, ohne zu große Verluste hin nehmen zu müssen?“ „Wir müssen nicht alle Stationen ausschalten, mein Guter, nur eine Handvoll. Wir durchbrechen das Verteidigungsgitter an einem Punkt und schicken die Transporter durch. Die Erdlinge werden es nicht wagen ihre Massebeschleuniger in Richtung Planet abzufeuern, ohne irreversible Schäden an der Umwelt und Bevölkerung zu verursachen.“ Hata sah mit Zufriedenheit, wie alle anwesenden Admirale angetan waren von seinem Plan. „Dann komme ich nun zu ihren Aufgaben, meine Herren...“


Die Admirale Heimeshoff und Reed schritten langsam durch einen der zahllosen Gänge des Flaggschiffs UNS Victory. „Jedes mal, wenn ich ein Schiff vor einer Schlacht inspiziere, läuft es mir kalt den Rücken runter“, meinte Helena Reed zu ihrem Freund und Kampfgefährten. „Wieso das?“, fragte Heimeshoff und wusste doch schon die Antwort. „Man macht nur vor einer bevorstehenden Niederlage noch einmal einen Rundgang, Johannes“, entgegnete Reed. „Als Britin solltest du doch wissen, dass Nelson vor Trafalgar einen Rundgang über die damalige Victory gemacht hat“, korrigierte Heimeshoff die Admiralin lächelnd. „Aber Nelson kam von Trafalgar nie zurück“, konterte Reed. „Ich hoffe, du hast nicht vor in Nelsons Fußstapfen zu treten.“ „Oh nein, ich gedenke noch einige Jahre zu leben“, sagte Heimeshoff und lachte kurz auf, wurde dann jedoch schnell ernst und griff in die Innentasche seiner Uniformsjacke. „Aber sollte mir etwas passieren... dann sorg doch bitte dafür, dass dieser Brief an meine Familie geht.“ Reed nahm den Brief entgegen, wog ihn kurz in den Händen und verstaute ihn dann in ihrer Tasche. „Soweit wird es nicht kommen.“ „Dein Wort in Gottes Gehörgang“, murmelte Heimeshoff und schlurfte weiter den Gang entlang.
„Ist auf der Indefatigable alles in Ordung?“, fragte Heimeshoff jetzt und wechselte damit das Thema. „Wie man es nimmt. Die Leute haben Angst“, meinte Reed und zuckte mit den Schultern. „Aber meine Offiziere und meine Spacer sind allesamt Profis. Sie werden mich mit Stolz erfüllen.“ „Das werden sie sicher, da mach ich mir keine Gedanken“, sagte Heimeshoff und warf einen Blick auf seine Uhr. „Ich denke, du musst zurück auf dein Schiff. Wir starten in weniger als einer Stunde.“ Reed blickte ebenfalls auf ihre Armbanduhr. „Ja... du hast Recht. Nun denn...“ Sie stellte sich vor Heimeshoff auf und salutierte fast schon feierlich. Sie lächelte. „Viel Glück, Fleet Admiral Heimeshoff.“ Heimeshoff lächelte ebenfalls und erwiderte den Salut. „Ihnen auch, Admiral Reed.“ Dann trennten sich ihre Wege.


In New York City stürmte Vizepräsident Reineke wütend in das Vorzimmer des Präsidenten der Unified Nations und blickte kurz zum Sekretär. „Ist der Präsident da? Es ist dringend.“ „Der Präsident befindet sich gerade in einem wichtigen Gespräch, Mister Vice President“, protestierte der Sekretär. „Danach habe ich nicht gefragt, ich wollte wissen, ob er da ist“, korrigierte der immer noch wütende Vizepräsident den eingeschüchterten Sekretär und öffnete stattdessen die gepanzerte und schallsichere Tür zum Büro des Präsidenten, nur um sie dann um so schwungvoller hinter sich zu schließen.
Reineke sah sich um und sah Präsident Mukara und einige Mitglieder des Kabinetts auf einer Couch in der rechten Ecke des Raumes in ein Gespräch verwickelt. „Bitte entschuldigen sie mein Auftreten, meine Damen und Herren, aber ich muss den Präsidenten alleine sprechen. Es dauert nur einen Moment“, sagte Reineke trocken und blickte die Politiker streng an, bis diese – äußerst verwirrt – nachgaben und schnell aus dem Büro huschten. Präsident Mukara sah seinen Stellvertreter in einer Mischung aus Tadel und Verwirrung an. „Alex, gibt es einen Grund, warum du hier reingestürmt kommst, wie ein Berseker?“ „Einen Grund?“, fragte Reineke amüsiert und zornig zugleich. „Einen Grund?“ Der Präsident runzelte verwirrt die Stirn. „Vielleicht solltest du von vorne anfangen, damit ich dich auch verstehe:“ Der Vizepräsident kam der Aufforderung des Staatsoberhauptes gerne nach und holte ein Datenpad hervor. „Vice Admiral König hat mich soeben informiert, dass du dich weigerst in den Kommandostand nach Sibirien zu evakuieren. Was soll der Mist?“ Präsident Mukara lächelte knapp. „Alex... um die Sache einfach mal abzukürzen: ich werde nicht evakuieren. Ich bleibe in der Hauptstadt.“ „Warum? Damit du beim ersten Orbitalbombardement sterben kannst?“, fragte Reineke wütend. Er war in den letzten Kriegsjahren selten einer Meinung mit Mukara gewesen, doch er hatte ihn immer respektiert, ob als Freund oder als Mann, der hinter seinen Entscheidungen stand. „Irgendjemand muss mit gutem Beispiel vorangehen“, antwortete Mukara knapp. „Nimm die vom Kabinett mit, die gehen wollen, wir anderen bleiben hier.“ „Und sollte dir etwas passieren...“, begann Reineke fast schon verzweifelt nach Argumenten ringend, wurde jedoch vom Präsidenten unterbrochen: „Sollte mir etwas passieren, dann passiert es eben. Die Erde wird dich haben und du bist mehr als qualifiziert, um unser Volk zu retten. Aber soweit wird es nicht kommen, glaube mir. Fleet Admiral Heimeshoff wird die Ori aufhalten und dann können wir uns dem Neuaufbau in Frieden zuwenden.“ „Ich teile deinen Optimismus nicht“, meinte Reineke kopfschüttelnd. Lukanga Mukara lächelte kopfschüttelnd. „Das tust du selten, ich weiß. Und das ist auch gut so. Und jetzt mach dich schon auf den Weg zum sibirischen Stützpunkt.“ Der Präsident erhob sich und reichte Reineke die Hand, die letzterer auch prompt ergriff. „Viel Glück, mein Freund.“ „Gleichfalls, Lukanga“, antwortete Reineke aufrichtig und verließ dann ohne weitere Worte das Büro.

„Ich nehme an, es ist nicht nach Plan gelaufen“, meinte die Direktorin des Office of Naval Intelligence, Vice Admiral Nina König, zu Reineke, als dieser den bereits auf dem Dach des UN-Gebäudes wartenden Falcon bestieg. „Sieht so aus“, meinte Reineke trocken. König schüttelte nur abfällig mit dem Kopf. „Dieser Narr. Läuft blindlinks in sein Verderben.“ „Mukara mag alles mögliche sein, aber er ist kein Narr“, entgegnete Reineke streng. König lachte kurz auf. „Wie dem auch sei... er hat uns damit einen großen Gefallen getan. Sollte es zur Invasion kommen, dann brauchen wir einen Kriegs-Präsidenten, nicht so ein Weichei. Ich habe es schon vor Jahren gesagt: so einen Präsidenten verdient die Erde nicht.“ Reineke lächelte, als er vom aufsteigenden Falcon einen letzten Blick auf das UN-Gebäude warf, fast so, als würde er den Regierungssitz nie wiedersehen. „Ganz im Gegenteil, Nina. Mukara ist der Präsident den die Erde verdient, aber nicht der, den sie gerade braucht.“ „Genau, das wärst nämlich du“, konterte König. „Du bist der Präsident den die Erde momentan bräuchte, wenn auch nicht der, den sie verdient hat.“ „Wenn du meinst“, sagte Reineke und zuckte mit den Schultern. „Und jetzt Schluss damit. Informier mich lieber, wie es an der Front aussieht.“ König nickte und sofort kam die Admiralin zum Geschäftlichen zurück. „Die Flotte ist vor fünfundzwanzig Minuten Erdstandardzeit ausgelaufen. Die kleinen Einheiten bilden einen Verteidigungsgürtel um die Erde, die Großkampfschiffe sind auf dem Weg den Feind im Alpha-Centauri-System abzufangen. Heimeshoff hat was von einer neuen Strategie erzählt, die er sich mit Reed ausgedacht hat, aber mehr konnte er wegen dem Kommunikations-Blackout nicht mehr erzählen. Er klang jedoch optimistisch, keine Ahnung, was damit ist.“ Sie warf einen weiteren Blick auf ihren kleinen PDA. „Unsere Truppen werden gerade in Bunker verlegt, wir haben 46 kampfbereite Division auf dem Boden, das 95th FOT befindet sich zur Verstärkung der Bordtrupps auf den Schiffen und den Glasgows. Der Großteil der Bevölkerung wird momentan ebenfalls in Bunker verlegt, ab 20 Uhr tritt eine Ausgangssperre in Kraft. Wir sind so gut gewappnet, wie es nur geht.“ „Dann wollen wir hoffen, dass es reicht“, murmelte Reineke und verschränkte die Arme vor der Brust, während der Helikopter sich immer weiter von New York City entfernte. „Das Spiel beginnt.“


„Alle Decks haben Klarmeldung gegeben, Admiral“, meldete Stabschef Captain Hillard dem Fleet Admiral. Heimeshoff setzte sich auf seinem Kommandosessel auf der Flaggbrücke von UNS Victory zurecht und nickte knapp. „Gut. Raketensilos scharfmachen, die Graser anheizen. Geben sie mir eine Verbindung zur Flotte. ETA der Ori?“ Captain Hillard gab die Befehle schnell weiter und antwortete dann fix auf die letzte Frage des Admirals: „Feindliche Flotte zehn Minuten weg. Verbindung wird jetzt aufgebaut.“ Heimeshoff nickte und räusperte sich noch einmal, dann aktivierte er das flottenweite Intercom.
„Hier spricht der Admiral. Spacer und Offiziere, wir befinden uns nun am Scheideweg. Ich werde euch nicht beleidigen, indem ich sage, dass wir diese Schlacht hundertprozentig überstehen werden. Wir werden es wohl nicht. Jedenfalls nicht alle von uns. Doch das muss ich euch nicht noch einmal sagen. Ich habe diese Ansprache schon so viele Male in den letzten zwei Jahrzehnten gehalten, dass ich einfach nicht mehr kann. Deswegen möchte ich mit euch allen lieber eines meiner Lieblingszitate teilen.“ Der Fleet Admiral erhob sich und zog ein Buch hervor: Shakespeare, Henry V. um genau zu sein. Er räusperte sich und las:
„This story shall the good man teach his son;
And Crispin Crispian shall ne'er go by,
From this day to the ending of the world,
But we in it shall be remember'd;
We few, we happy few, we band of brothers;
For he today that sheds his blood with me
Shall be my brother; be he ne'er so vile,
This day shall gentle his condition:
And gentlemen in England now a-bed
Shall think themselves accursed they were not here,
And hold their manhoods cheap whiles any speaks
That fought with us upon Saint Crispin's day.“
Der Admiral räusperte sich erneut. Auf der Flaggbrücke war es totenstill, seitdem Heimeshoff Shakespeare zitiert hatte. „Ich trage diese Rede aus Henry V. immer bei mir, wenn ich in eine Schlacht ziehe. Und heute, am Ende der Welt, erscheint es mir nur passend, dass ihr es erfahrt. Es erschien mir passend. Auch wir stehen, wie so oft, in der Minderzahl. Doch ich möchte niemanden mehr an meiner Seite wissen, als euch. Ob ich euch nun persönlich kenne, oder nur vom sehen, oder noch nie gesehen habe. Jeder einzelne von euch, ob Offizier, Spacer oder Marine, jeder einzelne von euch, der heute sein Blut mit mir vergießt, ist mein Bruder, ist meine Schwester. Das wollte ich euch nur wissen lassen. Viel Glück euch allen. Für die Erde und unsere Familien.“ Heimeshoff nickte seinem Kommunikationsoffizier zu und der kappte die Verbindung. „ETA?“
Captain Hillard sah auf einen nahen Bildschirm. „Zwei Minuten.“ „Dann funken sie jetzt das Flaggschiff der Armada an, ich wünsche direkt mit Admiral Piet Hata zu sprechen“, sagte Heimeshoff und ließ sich wieder in seinem Sessel nieder. Captain Hillard zögerte kurz, dann führte er den Befehl seines Admirals aus.


„Admiral Hata, wir werden gerufen“, meldete der Funker der Flaggbrücke der Zorn von Oben, Flaggschiff der Oriflotte. Hata wirbelte herum. „Von wem? Ich hatte doch absolute Funkstille befohlen, bis wir eintreffen.“ „Die Funkstille wurde auch eingehalten, Admiral, wir werden über Subraumfunk gerufen.“ „Quelle?“, fragte Hata schnell. „Alpha-Centauri-System... Fleet Admiral Johannes Heimeshoff persönlich.“ Hata war ebenso überrascht wie der Funker über den plötzlichen Anrufes des Feindes. Das war mal etwas neues. Wann rief man schon einmal seinen Feind an, bevor man sich zum Kampf traf? „Wir verlangsamen unseren Flug auf ein Minimum, voller Scan vom Alpha-Centauri-System“, befahl Hata und rückte seine Uniformjacke zurecht. „Auf den Schirm.“
Es dauerte nur eine Sekunde, dann erschien das Gesicht von Admiral Heimeshoff auf dem Hauptschirm der Flaggbrücke. „Admiral Heimeshoff, wie komme ich zu der Ehre?“, fragte Hata freundlich mit einem hinterhältigen Unterton. „Wollen sie sich ergeben?“ „Tut mir Leid, sie enttäuschen zu müssen, Hata“, entgegnete Heimeshoff trocken. „Heute geht dieser Krieg zu ende.“ „Tatsächlich?“, fragte Hata. „Ja“, bestätigte Heimeshoff knapp und nickte leicht. „Und nun kommen sie schon aus dem Hyperraum, damit wir es beenden können.“ „Geben sie mir doch bitte eine Sekunde“, meinte Hata und ließ die Lautsprecher und seine Seite des Schirms ausschalten.
„Was gibt es für neue Informationen?“, wollte Hata prompt vom Sensormaat wissen. „Sieht nach der gesamten Schlachtflotte der Erde aus. Schlachtschiffe, Schlachtkreuzer, Träger und diese neuen 'Dreadnoughts'.“ „Keine Tarnboote und Fregatten?“, fragte Hata überrascht nach. Der Sensormaat zuckte mit den Schultern. „Negativ, Admiral. Dank dem Sensorupgrade können wir inzwischen durch die Tarnung der T-Boote sehen, also bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich nur um die Schlachtflotte handelt.“ Hata nickte nachdenklich. „Irgendeine Spur von einem Minenfeld? Die Erdlinge versuchen es doch immer wieder mit der selben alten Leier.“ „Nein, Admiral, auch kein Minenfeld.“ „Danke“, meinte Hata knapp und wandt sich seinem Stabschef zu. Er lächelte.
„Alles in Ordnung, Admiral?“, fragte der Stabschef neugierig. „Alles bestens, Schiffsmeister. Es sieht so aus, als hätten Heimeshoff und ich die gleiche Idee gehabt. Wie heißt es so schön in diesem alten irdischen Sprichwort? Zwei Dumme ein Gedanke? Er verfolgt die gleiche Strategie, wie ich. Schlachtflotte gegen Schlachtflotte, während die Unterstützungseinheiten die Erde gegen unsere Unterstützungseinheiten verteidigen.“ Der Stabschef lächelte. „Das macht uns die Sache dann ja wesentlich einfacher.“ Hata lächelte. „Das bleibt noch abzuwarten. Signal an die Flotte: Plan A verläuft, wie geplant. Wir springen auf 500.000 Kilometer Abstand aus dem Hyperraum zur feindlichen Flotte und nähern uns mit Sublichtmotoren. Sollte der Feind irgendwelche fiesen Überraschungen für uns haben, dann will ich einen Spielraum zum manövrieren. Schirm wieder einschalten.“
Erneut erschien das Gesicht von Admiral Heimeshoff auf dem Schirm und Hata lächelte ihm kalt zu. „Nun denn, Fleet Admiral, möge der Kampf beginnen. Hata aus.“


Heimeshoff legte die Fingerspitzen aneinander und drehte sich zu Captain Hillard. „Wir nehmen Angriffsposition, Captain, Angriffsformation Delta-VI.“ „Delta-VI, aye, Admiral“, bestätigte der Stabschef und begab sich zu seiner Kampfstation.
Das letzte große Gefecht des Krieges begann. Die Orischiffe sprangen beinahe punktgenau 500.000 Kilometer von den Erdschiffen aus dem Hyperraum und formierten sich. Die Mutterschiffe zuerst, dann die Schlachtschiffe, ordneten sie eines neben dem anderen auf, linke Seite an rechte Seite. Es war die bevorzugte Kampfformation der Ori – die 'Dampfwalze' – und das aus zwei wichtigen Gründen. Die Ori setzten in Raumgefechten meist auf ihr überlegenes Hauptgeschütz und besaßen nur relativ schwache Seitenbewaffnungen, die meisten Waffen waren am Bug angebracht, als ob es sich um gigantische Kampfjets handelte. So würden sie nun langsam auf den Feind zufliegen und ihn dann mit vereintem Linienfeuer auseinander nehmen. Hata hatte diese Formation vor Jahren auf Daten Dakamars entwickelt und sah auch keinen Grund sie zu verändern. Sie war narrensicher. Seine Schiffe schützten gegenseitig ihre Breitseiten, also konnten die Energie auf die Frontschilde umgeleitet werden und waren so für die Standardbewaffnungen eines Erdschiffs praktisch undurchdringlich. Wann immer die Dampfwalze angewandt wurde, gab es einen Sieg für die Ori.
Heimeshoff war sich dessen wohl bewusst. Doch der irdische Flottenadmiral hatte zwei Vorteile, von denen sein Feind nichts wusste: neue Schiffe und neue Waffensysteme.
Formation Delta-VI wurde in diesem Moment ausgeführt. Sechszehn Erdschiffe – die Dreadnoughts Victory, Indefatigable, Erwin Rommel, Georgy Schukov, George S. Patton, Napoleon Bonaparte, Yamamoto Isoroku, Iron Duke und Jeanne d'Arc, die Schlachtschiffe Julius Caesar, Atatürk und Leonardo DaVinci, die Schlachtkreuzer Leonidas, Richellieu und Agaki und das zum Schlachtschiff umgebaute Trägerschiff Graf Zeppelin – formierten sich in einem Schlachtwall nebeneinander und imitierten so den Feind. Wären da nicht die neuen Systeme, die man zur Verfügung hatte, dann wäre das absoluter Wahnsinn.
„Alle Schiffe in Position, Admiral“, meldete Captain Hillard. „Wir befinden uns am Kopf des Schlachtwalls mit Geschwader 1, die Indy (Kurzform für Indefatigable) und das 2. Geschwader sind ebenfalls in Position.“ „Sehr gut, Captain. Abfangkurs zur feindlichen Flotte. Wir fliegen ihr direkt in den Rachen. Geben sie mir 2000g Beschleunigung.“ „2000g, Frontalkurs zur Feindflotte, aye“, bestätigte Hillard und ließ die Crew der Flaggbrücke die Befehle an den Rest der Flotte weitergeben. Heimeshoff lehnte sich daraufhin in seinem Sessel zurück, schloss die Augen und legte die Fingerkuppen aneinander. Sechszehn irdische 'Linienschiffe' gegen 34 Ori-Schiffe ähnlicher Typen. Er lächelte. Gute Chancen. „Beschleunigen.“


„Alarmstufe 1, Home Fleet auf Stand-Bye!“, bellte Hochadmiral Faaron Dakamar von Bord der Flaggbrücke der HSN Heredions Stolz, einem der zwölf Schlachtkreuzer, mit denen er desertiert waren. Inzwischen hatte man alle Schäden ausgebessert und die zu kleinen heredionischen Crews um irdische Spacer ergänzt. Dakamar blickte nun angestrengt auf die vielen Bildschirme und Sensoren vor ihm und sagte nun wesentlich ruhiger: „Stellen sie mich zu Vice Admiral Caldwell an Bord von ODP Glasgow durch.“ Nur Augenblicke später erschien das Gesicht von Steven Caldwell auf dem großen Bildschirm der Flaggbrücke. In Abwesenheit von Fleet Admiral Heimeshoff und Admiral Reed war Caldwell als dritthöchster Marineoffizier mit der solaren Verteidigung betraut worden, welches er sich mit Dakamar teilte, dessen Planet ja nun auch ein Teil des Solsystems war. „Admiral, fangen ihre Instrumente auch das auf, was meine mir melden?“, fragte Dakamar zur Begrüßung. Caldwell nickte grimmig. „Wir sehen es auch, High Admiral.“
Nachdem die Großkampfschiffe der Ori von der Schlachtflotte der Erde bei Alpha-Centauri in einen Kampf verwickelt worden war, waren die Unterstützungseinheiten der Ori bis zum Solsystem vorgeprescht und hatten auf der Höhe des Mars den Hyperraum verlassen und bombardierten momentan die orbitalen Einrichtungen. Die Sensordaten der Schiffe waren nun durch Bojen nahe des fünften (ehemals vierten) Planeten bestätigt worden. 70 Kampfschiffe vom Schlachtkreuzer abwärts waren auf dem Weg zur Erde, keine Spur von den von der Schlachtflotte gemeldeten 27 Transportschiffe und den 24 Schlachtkreuzern..
Dakamar nahm ein Datenpad von seinem Stabschef an und blickte nun ebenfalls grimmig drein. „Wie wir es gedacht hatten. Die Unterstützungsflotte der Ori, minus der Schlachtkruezer und Transporter. 21 Kreuzer, drei Zerstörer und 22 Fregatten.“ „Gegen unsere 12 Schlachtkreuzer, 7 Schwere Kreuzer, 2 Leichte Kreuzer, 13 Fregatten und 56 Tarnboote.“ Dakamar nickte. „Hören sie, Admiral, ich nehme ihre Schweren und Leichten Kreuzer mit und stelle die Flotte zwischen hier und dem Mars. Ich bin mir sehr sicher, dass die Schlachtkreuzer und Transporter nur darauf warten aus dem Hyperraum zu springen, sobald wir weg sind, um dann die Stationen, Fregatten und T-Boote im Alleingang aufzunehmen. Tun wir ihnen den Gefallen.“ Er grinste hinterhältig und Caldwell verstand. „In Ordnung, wir halten die Stellung. Viel Glück.“ „Ihnen auch, Admiral“, meinte Dakamar und kappte die Verbindung. „Befehl an die irdischen Kreuzer: zu uns aufschließen und den Feind angreifen.“ So setzten sich heredionische und irdische Einheiten in Bewegung. Ihr Ziel: Mars.


Die Kampfentfernung zwischen den zwei Schlachtflotten war inzwischen auf 270.000 Kilometer gesunken und sekündlich kamen sie sich näher. Hata war momentan noch sehr gelassen. Es würde sicher noch zehn oder zwölf Minuten dauern, bis der Feind auf Kampfreichweite heran war. Aus Erfahrung ließ sich sagen, dass die irdische Kampfreichweite bei etwa 20.000 Kilometern lag. Da sie jedoch neue Schiffe, die ominösen Dreadnoughts der Rommel-Klasse, hatten, nahm er an, dass sie auch die Kampfreichweite erhöht hatten. Vielleicht lag sie jetzt bei 40.000 Kilometern. Das waren immer noch über 200.000 Kilometer, die überwunden werden mussten.
„Entfernung des Feindes?“, fragte er. „260.000 Kilometer“, kam die Rückmeldung prompt. Hata nickte und lehnte sich zurück. Noch sehr viel Zeit.
„Achtung feindlicher Raketenabschuss!“, rief der Sensormaat der Flaggbrücke der Zorn von Oben schrill und Hata schreckte hoch. „Ich hoffe, dass das ein schlechter Scherz ist“, meinte Hata, doch der Raumfahrer sah ihn schockiert an. „Nein, Admiral, der Feind hat auf 255.000 Kilometern das Feuer eröffnet. „Was?“, fragte Hata schockiert. „Positiv. Wir haben fünfhundert Raketen im Anflug.“ „Fünf...“ Hata stockte. Jetzt machte alles Sinn. Jetzt ergab es Sinn, dass der Feind direkt auf ihn zuflog und nicht die normale Linienformation einnahm, um so ein geringeres Ziel abzugeben. Sie mussten nicht. Sie hatten ihre Raketenreichweite um das zehnfache erhöht. Hata reagierte schnell. Plan A musste über Bord geworfen werden. „Maximale Beschleunigung, wir gehen auf Abfangkurs. Alle nichtbenötigte Energie in die Bugschilde und den Antrieb. Neue ETA zum Feind?“ „Jetzt fünf Minuten, Admiral“, meinte der Stabschef. „Feindliche Raketen hier in einer Minute!“ „Auf Aufschlag vorbereiten, aber Kurs fortsetzen“, befahl Hata und krallte sich in die Lehne des Sessels, um den Aufprall der Raketen abzuwarten.


„Admiral Reed für sie“, meinte Captain Hillard zu Heimeshoff und aktivierte einen kleinen Nebenbildschirm. Heimeshoff nickte dem Stabschef dankbar zu und wandte sich dann seiner Stellvertreterin zu. Reed lächelte ihm über den Bildschirm zu. „Hata muss sich ganz schön erschrocken haben, wenn er einfach so seine Strategie über Bord wirft“, meinte sie. „Aber warum nur 500 Raketen?“ Reeds Frage war berechtigt. Eine einzelne Dreadnought trug 400 Viper-Raketen und weitere 400 in Reserve, die binnen kürzerster Zeit nachgeladen werden konnten. Bei 9 Dreadnoghts machte das 3600 Raketen und die anderen Schiffe trugen noch einmal 1,5mal so viel. Das machte 5400 Raketen – beziehungsweise 4900 Raketen, denn 500 waren bereits unterwegs zum Feind. „Ich wollte ihm was zu knabbern geben, erstmal den Schock wirken lassen“, meinte Heimeshoff. „Aber du hast Recht, es wird Zeit ihm alles entgegenzuwerfen. Ich habe nicht vor mich auf Breitseitenreichweite einzulassen, wenn es nicht sein muss. Wir feuern alles ab, was wir haben. Mein Stab gibt gleich die Feuerleitlösung durch.“ Reed nickte zufrieden und kappte die Verbindung. Heimeshoff wandte sich wieder dem Hauptbildschirm zu. Es war die Zeit der Abrechnung. Es war Zeit alles loszulassen, was möglich war. „Feuerleitlösung weitergeben. Alle Viper-Raketen abfeuern und dann direkt nachladen.“
Es dauerte keine dreißig Sekunden, dann feuerten die sechszehn irdischen Raumschiffe 4900 Raketen ab. Die gewaltigste Breitseite in der Geschichte der Erde und sie flog direkt auf den Feind zu.


„Bericht“, befahl Hata, als das Schiff durchgeschüttelt wurde. Die erste Salve von 500 Raketen war gerade über der Flotte eingebrochen. Jede hatte eine Sprengkraft von 400 Megatonnen gehabt, doch glücklicherweise hatte die Nahbereichsabwehr viele Raketen vorher runtergeholt, bevor sie ernstzunehmenden Schaden angerichtet hatten. „Schilde halten bei 80%“, kam die Meldung vom Stabschef. „Neue Salve unterwegs!“ „Wie viele diesmal?“, fragte Hata zornig. „4900“, sagte der Stabschef schockiert. „4900?“ Hata blickte schockiert auf und wiederholte die Zahl ungläubig. „Das halten wir nich aus. Von uns wird nichts mehr übrig sein, wenn wir in den Nahkampf übergehen... Es sei denn...“ „Admiral?“, fragte der Stabschef verwirrt. Hata lächelte jedoch nur dämonisch. „Befehl an die Flotte: Hypersprung vorbereiten.“


„Da stimmt was nicht...“, murmelte Heimeshoff, als er die neusten Sensordaten erhielt. Die Orischiffe machten nicht einmal den Anschein den unausweichlich näherkommenden Raketen auszuweichen. Das passte einfach nicht zu Hata, der bisher immer einen erstaunlichen Überlebensinstinkt gezeigt hatte. Und plötzlich kam die Meldung herein, die Heimeshoff am wenigsten erwartet hatte. „Admiral, die feindliche Flotte... ist verschwunden!“, rief Captain Hillard. „In den Hyperraum eingedrungen.“ Heimeshoff schluckte. „Voller Stop. Alle Energie auf Bug- und Heckschilde.“ Es war dieser Befehl, der die irdische Flotte vor dem Verderben bewahrte. Nur zwei Sekunden später sprangen die Orischiffe aus dem Hyperraum und fielen den Erdschiffen in den Rücken. Der blinde Hyperraumsprung ohne nennenswerte Vorbereitungszeit hatte jedoch seinen Tribut gefordert. So waren ein Schlachtschiff und zwei Mutterschiffe zerstört worden und mehrere weitere Schiffe wirkten angeschlagen, während sie ihre Geschütze auf die Erdschiffe abfeuerten.
„Volle Wende, Backbordmanöverdüsen ausblasen, Steuerbordsublicht auf null!“, befahl Heimeshoff und krallte sich instinktiv an den Lehnen seines Sessels fest.


„Jetzt bin ich dran“, sagte Hata zufrieden und drehte sich zu seinem Stabschef um. „Die Kampfflieger bereit machen, lasst sie aber noch in den Startbuchten.“ Der Stabschef gehorchte augenblicklich seinem Admiral und Hata wandte sich wieder den Geschehnissen zu. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Erdschiffe gewendet hatten, doch bis dahin konnten sich seine Schiffe noch einschießen. Heimeshoff hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Zugegeben. Doch jetzt, wo sie nur noch 18.000 Kilometer von einander entfernt und auf Energiewaffenreichweite waren, hatte die Stunde der Oriflotte – nein, seiner Flotte – geschlagen. Es war seine Flotte, sein Kampf. Er tat dies für sich, nicht für die Ori. Langsam verstand Hata warum Admirale wie Dakamar von ihren Gegenspielern immer in Erfurcht und mit Resekt sprachen. Heimeshoff war sein Gegner, daran würde sich in diesem Krieg nichts mehr ändern, doch gleichzeitig bewunderte er ihn und seine tapfere Navy, die sich der 2:1 Übermacht in den Weg stellten, um ihre Heimat zu schützen. Waren sie am Ende doch nicht so verschieden, wie er sein ganzes Leben über geglaubt hatte? Möglich, aber damit konnte er sich immer noch nach der Schlacht beschäftigen. „Die Kampfflieger starten, Formation auflösen. Die Kampfflieger sollen Unterstützungseinsätze gegen die feindliche Nahbereichsabwehr fliegen und sie ausschalten. Wir haben nicht so viele Raketen wie die Erdlinge, also müssen die, die wir haben, auch treffen.“


„Wende abgeschlossen in fünfzehn Sekunden, Schilde bei 20% und stetig fallend“, meldete Captain Hillard Admiral Heimeshoff. „Feind startet jetzt Kampfflieger. Wir zählen um die fünfhundert.“Sie wollen uns wohl mit Kanonenfutter ablenken“, schlussfolgerte Heimeshoff. „Die Nahbereichsabwehr kann sich darum kümmern. Sobald wir gewendet haben, lassen wir die Ori ihre eigene Medizin schmecken. Die Massebeschleuniger bereitmachen zum Salvenfeuer.“ Captain Hillard lächelte glücklich. Die Hauptgeschütze waren noch nie unter Gefechtsbedingungen abgefeuert worden, aber die Tests unter Schlachtfeldbedingungen hatten bereits ihre wahre Zerstörungskraft offenbart. „Aye, Admiral. Wir spielen die Revanchepartie.“ „Ganz recht, Captain. Heimeshoff blickte auf einen seiner Schirme. Die Wende war abgeschlossen und das keinen Augenblick zu früh. Heck- und Seitenschildgeneratoren waren arg in Mitleidenschaft gezogen und wurden bereits von Schadenbegrenzungsteams unter die Lupe genommen. „Feuerfreigabe für das Hauptgeschütz.“

Das Hauptgeschütz einer Dreadnoght der Rommel-Klasse war eigentlich ein Drillingsgeschütz und bestand aus drei in einem Dreieck angeordneten Massebeschleunigern, überdimensionierten Railguns, die 500 Kilogramm schwere Wolfram-Titan-Geschosse auf 1/3 der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen konnten, sechs Geschosse die Minute. Theoretisch sollten vier Geschosse ausreichen, um den Schild eines Schlachtschiffs zu durchdringen und das fünfte sollte es entweder zerstören oder verkrüppeln, damit die Graser ihm den Rest geben konnten.
Die Erdschiffe lagen den Orischiffen nun direkt gegenüber, Spoons durchdrangen das mehrere tausend Kilometer breite Niemandsland zwischen den Flotten. Noch immer feuerten die Hauptgeschütze der Orischiffe, doch noch war kein Erdschiff unter dem Trommelfeuer zusammengebrochen. Jetzt spielten die Erdschiffe ihren letzten Trumpf aus. Dreizehn von sechszehn Schiffen entluden binnen zwei Sekunden ihre Massebeschleuniger und 39 100.000 km/h schnelle Projektile hielten im Eiltempo auf die feindlichen Linien zu. Die feindlichen Spoons konnten sie nicht abfangen, sie wurden einfach zerrissen und die Spoons namen empfindliche Verluste hin. Es war fast schon unfair, wie schnell die Geschosse ihr Ziel erreicht haben. Kaum hatte man nach dem Abfeuern mit den Augen gezwinkert, waren sie auch schon eingeschlagen. Keine Nahbereichsabwehr in diesem Universum konnte dagegen etwas machen.
Ohnehin schon geschwächte Orischiffe wurden nun endgültig erlegt, als jeweils zwei oder drei Geschosse ihre Schilde zerfetzten und dann unbarmherzig weiter durch die Panzerungen schlugen. Vier von noch zehn Mutterschiffen gingen hilflos unter, zwei von zweiundzwanzig Schlachtschiffen folgten ihnen nach einer vollen Breitseite Graser.
Gleichzeitig feuerten die anderen Orischiffe weiter und senkten endlich die Schilde der Agaki, der Leonidas, der Julius Caeasr und der Leonardo DaVinci auf null und verkrüppelten sie fast ebenso schlimm mit ihren Plasmawaffen, wie die Erde es ihnen mit ihren Massebeschleunigern und Grasern angetan hatte.
Doch plötzlich herrschte Ruhe zwischen den beiden Flotten. Es war ein für die sonstigen Standard dieses Krieges eine bisher kurze Schlacht gewesen, doch man merkte, dass niemand irgendwem etwas geschenkt hatte. Beide Flotten waren angeschlagen, die Schilde aller Schiffe fast auf null, die Antriebe runter. Die letzten Salven der Flotten hatten den jeweils anderen schwer getroffen. Keine dieser Flotten war wirklich auf einen so verherenden Salvenkampf ausgelegt, Mündung an Mündung, Bug an Bug.


Heimeshoff rappelte sich auf. Während der letzten Salve war er aus seinem Sessel geflogen und an die Konsole vor ihm geschlagen. Ein Sanitäter kümmerte sich gerade um seine Kopfwunde. „Bericht!“, murmelte er. Captain Hillard, der sich seinen linken Arm gebrochen hatte, suchte gerade einen Bildschirm, der noch in Betrieb war. „Schilde unten, Panzerung hat gehalten ist jedoch an vielen Stellen geschmolzen oder gar nicht mehr vorhanden, Hüllenbrücke auf sieben Decks, einer der Massebeschleuniger ist offline, drei Graser sind zerstört.“ Heimeshoff schluckte. „Und der Feind?“ „Den hat es genauso schwer getroffen, wie uns. Die feindlichen Spoons sind im Kreuzfeuer einfach verdampft worden. Ich sehe nicht mal Trümmer. Unglaublich...“, murmelte der Stabschef. „Momentan herrscht scheinbar Waffenruhe.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, warum“, meinte Heimeshoff sarkastisch und besah sich die in Mitleidenschaft gezogene Flaggbrücke der Victory. „Admiral Reed für sie“, meinte Hillard schließlich, als er sich ans Headset fasste. „Prioritätskanal, nur Audio.“ Heimeshoff nickte und griff sich ebenfalls ein Headset. Sein Bildschirm war durch eine Überladung zerstört worden.
„Helena, alles in Ordnung bei euch?“, fragte Heimeshoff seine Stellvertreterin besorgt. „Ja, wir wurden nicht so schwer erwischt, wie der Rest der Flotte, aber unsere Sensoren wurden stark mitgenommen. Überlebende von der DaVinci oder den anderen Schiffen?“ Heimeshoff blickte kurz zu Hillard, der mithörte, doch der Stabschef schüttelte nur betrübt den Kopf. „Negativ, Helena, keine Rettungskapseln oder sonst was. Wie sieht es mit eurer Bewaffnung aus?“ „Massebeschleuniger beschädigt, Graser auf 60%. Auf die Entfernung kriegen wir nichts mehr hin, ebenso wie der Rest der Flotte. Ganz zu schweigen davon, dass das Nachladen der Raketen immer noch dreißzig Minuten dauert und so viel Zeit werden die Ori uns nicht geben.“ Heimeshoff blickte grimmig drein. „Der Feind ist in ebenso schlechter Verfassung, wie wir. Wir müssen doch noch irgendwas tun können.“ „Wir könnten immer noch nahe ranfahren aus zwei Metern Entfernung feuern, das sollte was bringen“, entgegnete Reed sarkastisch. Heimeshoff sah plötzlich auf. „Das ist es.“ „Das ist was?“, fragte Reed verwirrt. „Gib Befehl an das zweite Geschwader so viel aus dem Antrieb rauszuholen, wie nur möglich. Wir gehen zu einem altmodischen Breitseitengefecht über.“ Reed lachte dumpf auf. „Du bist verrückt, weißt du das?“ Einige Augenblicke schweigte sie und ebenso Heimeshoff, dann fügte Reed hinzu: „Aye, aye. Wir gehen so nah ran, wie wir können. Ich hoffe du weißt, was du tust.“ „Ich auch, Helena, ich auch“, murmelte Heimeshoff, kappte die Verbindung und gab seinerseits neue Befehle aus.


„Status?“, fragte Hata und hielt sich die Rippen, die er sich beim letzten Austausch von Salven wohl geprellt hatte. „Schilde bei allen Schiffen unten, Hauptgeschütze entweder komplett durch feindliche Massebeschleunigerprojektile zerstört oder so schwach, das sie nichts mehr ausrichten können“, wurde ihm von einem Offizier gemeldet, den er nicht kannte, da der Stabschef gerade zur Krankenstation getragen wurd.e Hata fletschte die Zähne. Das war einfach dumm gewesen. Dieses Manöver hatte beide Flotten beinahe zerstört. Doch wie sollte es jetzt weitergehen? „Was ist, wenn wir näher rangehen würden?“, fragte er den Offizier. „Die verlorene Leistung unserer Systeme würde durch die geringere Entfernung ausgeglichen“, entgegnete der Offizier nachdenklich. Als ob es mit dem Teufel zugehen würde, meldete der Sensormaat: „Feindliche Flotte setzt sich in Bewegung, schnell näherkommend.“ Hata lächelte trotz schmerzender Rippen. Zwei Dumme ein Gedanke...
„Befehl an die Flotte, dass wir auf Abfangkurs gehen, wir fliegen näher“, befahl er und schob sich zurück in seinen Sessel. „Wie viel näher, Admiral?“ Hata kniff die Augen zusammen. „Bis in ihren Rachen.“


Vice Admiral Steven Jethro Caldwell wusste nicht, wie lange er ohnmächtig gewesen war. Es war alles so schnell gegangen. Während er sich aufrappelte, hielt er sich den Kopf. Die Kommandozentrale von ODP Glasgow lag in Trümmern, überall knirschte es, als stünde die Station kurz davor auseinanderzubrechen. „Bericht!“, brüllte er mit beschlagener Stimme. Keine Antwort. Er blickte schließlich auf und erkannte, warum niemand antwortete: niemand konnte antworten, alle um ihn herum waren tot, eingeklemmt oder ohnmächtig. Caldwell schleppte sich schließlich zu einer noch funktionstüchtigen Station. Die Erinnerungen kamen zurück.
Kurz nachdem Dakamar mit den Kreuzern und Schlachtkreuzern aufgebrochen war die kleine Oriflotte nahe des Mars zu stellen waren, wie ursprünglich erwartet, die Schlachtkreuzer der Ori aus dem Hyperraum gekommen und hatten das Feuer eröffnet. Doch sie waren nicht alleine gewesen. Die 27 Transporter waren ebenso aus dem Hyperraum gesprungen. Es war blanker Wahnsinn, bedachte man, wie zerbrechlich Transportschiffe waren. Doch es war so wahnsinnig gewesen, dass niemand damit gerechnet hatte, dass es dazu käme. Und so waren es nicht nur 24 Schlachtkreuzer und 27 Transporter gewesen, sondern auch gut zweitausend Kampfflieger, die da aus den Hangars geschossen gekommen waren. Die orbitalen Verteidigungsstationen hatten ihr möglichstes getan die Schlachtkreuzer abzuwehren, doch die Ori hatten dagegengehalten und ihr Feuer auf die Stationen über Europa konzentriert. Die Spoons waren zu klein für die Super-Massebeschleuniger und waren durch die Nahbereichsabwehr geschlüpft. Die Stationen Nizza, Genf und Marseille waren zuerst gefallen, mehr hatte er nicht mehr mitbekommen, weil er durch einen herabgestürzten Stützbalken ohnmächtig geschlagen worden war. Erst jetzt, wo er den Statusbericht lesen konnte, war im bewusst, wie schlecht es stand. Das Verteidigungsgitter über dem europäischen Kontinent war durchbrochen. Nur noch Glasgow hielt dem anhaltenden feindlichen Feuer aus acht Schlachtkreuzern stand, während die Truppentransporter auf Stand-Bye für die Invasion waren. Schnell aktivierte Caldwell den Funk. „Caldwell an Dakamar, Caldwell an Dakamar, bitte kommen!“ „Caldwell? Der Göttin sei Dank, dass sie noch leben. Ich versuche sie seit zwanzig Minuten zu erreichen“, meldete sich Dakamar nach entlos scheinenden Sekunden. „Wie ist ihr Status?“ „Den Umständen entsprechend gut, wir haben einige Verluste hinnehmen müssen, aber nichts gravierendes. Wir sind auf dem Rückweg zur Erde. Die Ori haben einen guten Job geleistet uns abzulenken. Ich bin immer noch wütend, dass ich mich hab provoieren lassen.“ „Nicht ihre Schuld, Dakamar, wir haben uns gemeinsam dazu entschieden“, meinte Caldwell. „Aber beeilen sie sich. Ich muss jetzt das Signal zur Evakuierung geben, Glasgow wird nicht mehr lange existieren. Sie müssen sich beeilen, sonst beginnen die Ori ihre Invasion.“

„Wir sind gleich da“, murmelte Dakamar beruhigend und nickte seinem Stabschef zu. Die kombinierte Flotte aus heredionischen und irdischen Schiffen war auf halbem Weg zurück zur Erde, doch sie würden nicht rechtzeitig da sein. Deswegen hatte Dakamar eine kleine Überraschung für die Ori. „Hypersprung ausführen“, befahl er schließlich. Er hatte schon vorausahnend zu Beginn der Schlacht eine Hyperraumlösung berechnen lassen. Das kam ihnen nun zu Gute, als sie für zwei Sekunden in den Hyperraum eindrangen und den Orischiffen in den Rücken fielen. Die Flotte feuerte alles ab, was sie noch hatte und Dakamar lächelte, als er beobachtete, wie die Schlachtkreuzer von Glasgow abließen und ein Schlachtkreuzer nach dem anderen in Flammen aufging. „Sehr gute Arbeit, Leute, Bergungseinheiten starten und die Schiffbrüchigen und Opfer von Glasgow retten. Dann wenden wir uns den Transportern zu und...“ Er wollte sich gerade entspannen und den Kampf als gewonnen ansehen, als eine folgenschwere Meldung reinkam: „Admiral Dakamar, die Transporter dringen in die Atmosphäre ein, sie haben das Verteidigungsgitter überwunden und die Schlachtkreuzer...“ „Sprich schon!“, befahl Dakamar gereizt. „Die Schlachtkreuzer sind zwar jetzt zerstört, aber sie haben vorher noch Raketen abgeschossen und Plasmafeuer in Richtung Boden gefeuert.“ „Was?“, fragte Dakamar geschockt. „Können wir sie noch abfangen?“ Doch der Offzier schüttelte nur den Kopf und Dakamar sank in seinem Stuhl zusammen und blickte hinunter auf eine Erde, die in diesen Augenblicken in Flammen aufging.


„Feuer!“, befahl Admiral Heimeshoff energisch, als die beiden Schlachtflotten aufeinandertrafen. Panzerungen verbarsten, Menschen starben, als Graser und Plasmawaffen sich durch die jeweils anderen Schiffsrümpfe bohrten. Die Verlustmeldungen schnellten in die Höhe. Es war ein Kampf, der ohne Handschuhe, ohne Schutzschilde, ausgetragen wurde und das zahlte sich jetzt heim. Und dennoch schafften es die Erdlinge die Oberhand zu behalten. Ihre Schiffe hattten immer eine stärkere Panzerung aufgewisen, als die Orischiffe, die sich immer auf ihre Schilde verlassen hatten. Und so verging ein Orischiff nach dem anderen in einem leuchtenden orangeroten Feuerball. Doch ebenso starben die Attatürk, Graf Zeppelin und die angeschlagene Dreadnoght Jeanne d'Arc.
Heimeshoff drehte sich zu seinem Stabschef, der gerade triumphierend aufsah. „Alle Orischiffe vernichtet, nur die Zorn von Oben driftet...“ Weiter kam der Stabschef nicht, denn in diesem Moment rammte die entzwei gebrochene Zorn von Oben die UNS Victory.
Heimeshoff schloss die Augen und tat seinen letzten Atemszug, als die Flaggbrücke dem Vakuum des Alls ausgesetzt wurde. Seine letzten Gedanken galten seiner Familie zu Hause auf der Erde in der Gewissheit hier und heute ihre Freiheit und ihr Leben verteidigt zu haben. Dann wurde alles schwarz.


Auch Vergeltungsadmiral Piet Hata, der als einer der wenigen auf der Flaggbrücke der Zorn von Oben noch am Leben war und klammerte sich an eine Fotographie seiner Frau und seiner beiden Töchter. Auch er hatte mit dem Leben abgeschlossen. Es war bittere Ironie des Schicksals, dass weder er noch Heimeshoff diese Schlacht gewonnen hatten. Sie beide waren am Ende die Verlierer. Doch eines war sicher und half ihm ins Jenseits überzuwechseln: er hatte vielleicht nicht gewonnen, doch die Ori hatten auf jeden Fall verloren. Und auch er hauchte sein Leben aus.


Admiral Helena Reed war geschockt, als sie nur mit ansehen konnte, wie die eine Hälfte der Zorn von Oben in das verkrüppelte irdische Flaggschiff einschlug und eine klaffende Wunde hinterließ. „Ich will einen Bericht!“, bellte sie hilflos ihrem Stab zu. „Rettungsteams aussenden, wir müssen nach Überlebenden suchen!“ Doch auch dies brachte nichts mehr, denn nachdem sich ncoh einige dutzend Rettungskapseln von der Victory abgesprengt hatten, verging auch die Victory in einem großen Feuerball und ihre Trümmer und die der Zorn von Oben verteilten sich über tausende von Kilometern. Reed ließ sich in ihren Sessel fallen. „Befehl an das zweite Geschwader: wir kehren heim. Das erste Geschwader bleibt und sucht nach Überlebenden.“ Niedergeschlagen sank die Oberkommandierende wider Willen in sich zusammen. Sie hatte diese Schlacht vielleicht überlebt, doch wie alle anderen, war auch sie nun gezeichnet. Vielleicht war es nicht die größte Schlacht an der sie je teilgenommen hatte, doch bei Gott, es war die, die am meisten schmerzte. „Good Bye, alter Freund“, murmelte sie zu sich. „Good Bye, Admiral Heimeshoff.“




Fortsetzung folgt...
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