Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

TGE Combined - Fire of War von Atlan, Colonel Maybourne

[Reviews - 1]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
1.07 Gegenreaktion
von Atlan




General Sebastian Degenhardt blickte durch den Raum, der von Uniformträgern sämtlicher Güte gefüllt war, vom Major aufwärts. Es war jetzt schon einige Wochen her, seitdem der CIS, die militärische Strafverfolgungsbehörde, Oberstleutnant Franziska Rust, Leutnant Julia von Sachlingen und Stabsfeldwebel Ralf Sikermann in Gewahrsam genommen hatte. Und genau deshalb saß der Chef des Sternentorkommandos jetzt in diesem Raum und musste sich die Blicke seiner Vorgesetzten und Kollegen aussetzen. Die Tür zu dem Raum, der in einer der oberen Ebenen des Oktagons, des Hauptquartiers der Erdstreitkräfte, lag, öffnete sich plötzlich und der Chef des Heeres, Field Marshall Gustav Adler trat ein. Sofort rückten Stühle und die Offiziere erhoben sich vor dem eintretenden Vorgesetzten. „Setzen sie sich bitte“, bat der Feldmarschall und nahm am Kopfende des langen Konferenztisches Platz, genau gegenüber von Degenhardt. „Fangen wir gleich an“, sagte Feldmarschall Adler und nickte einem Unteroffizier zu, der in einer Ecke des Raumes saß. Dieser nickte und drückte einen in der Wand eingelassenen Knopf tief in die Fassung und wandte sich dann seinem Laptop zu, um sich bereit zu machen zu protokollieren. Durch den unscheinbaren Knopf war der Raum jetzt abhörsicher und Feldmarschall Adler blickte seine Generäle an. „Also, ich höre.“

Einige Offiziere gaben ein vorsichtiges Hüsteln von sich, bis Oberstleutnant Palowski, Offizier für Öffentlichkeitsarbeit bei den Erdstreitkräften, das Wort erhob. „Nun, Field Marshall, ich weiß nicht, was erwähnt werden könnte, was wir nicht schon längst wissen. Die ganze Sache ist einfach eine Katastrophe. Aus Public Relation Gründen und auch bezogen auf die Moral der Truppe.“
„Warum nennen wir das Kind nicht beim Namen?“, fragte Degenhardt ärgerlich. Er hatte es satt, dass seit Wochen über das Thema geredet wurde, aber es allen zu peinlich war, auch nur ein Wort zu fiel darüber zu verlieren. Es waren immerhin seine Leute, um die es hier ging, sein Team, das ihm so nah war, wie seine eigene Familie.
Feldmarschall Adler stellte mit dem Kommandeur des STK Blickkontakt her. „Also, General, dann wollen wir mal darüber reden. Reden wir doch einmal darüber, warum sich drei Mitglieder von ST 1, drei der höchstdekoriertesten und verdientesten Soldaten des Planetens, einer Anklage wegen Mordes und Kriegsverbrechen vor dem Militärgericht gegenübersehen.“ Die Stimme des Stabschefs des Heeres war völlig ruhig, aber man merkte dennoch, dass der Marschall nur so darauf brannte die Wahrheit zu erfahren, Unterton hin oder her.

Degenhardt grinste aus seinem unerfindlichen Grund kurz und hob dann die Schultern. „Ich weiß nicht, warum der CIS meine Leute eingesperrt hat. Ich kann ihnen nur sagen, dass ich für diese Leute meine Hand ins Feuer lege! Sie sind die besten Soldaten, die meiner Einheit unterstellt sind und auf gar keinen Fall haben sie Kriegsverbrechen begangen!“ „Das mag ja so sein“, sagte ein französischer Oberst, den Degenhardt nicht kannte. „aber auch Sie, General, können auch nicht abstreiten, dass Rust, Sachlingen und Sikermann vernichtenden Beweisen gegenüberstehen. Ihre Leitungen für diese Welt betrachtend oder nicht. Das Verfahren wird nur noch aufgehalten, weil der Ehemann von Leutnant von Sachlingen die besten Anwälte seiner Firma drauf angesetzt hat.“
Degenhardt gab einen missmutigen Ton von sich, auch wenn der Oberst Recht hatte. Die Beweise, die gegen ST 1 vorlagen, wonach sie an dem Massaker auf einer Slaklavenhändlerwelt beteiligt gewesen waren, waren leider sehr belastend. „Ich kann ihnen nur immer wieder und wieder sagen, dass sie das nicht waren. Ich weiß, dass es auffällig ist, dass es genau einen Tag, nachdem man ein, als Sklave verschlepptes, ST-Teammitglied befreit hatte stattfand. Aber keines meiner Teams war damals unterwegs.“
„Was ist damals eigentlich genau passiert?“, wollte ein schwedischer General wissen, der eine Akte durchblätterte, die sich auf das Thema bezog. „Ich meine, können Sie, oder viel mehr wir, sicher sein, dass ST 1 nicht hinter ihrem Rücken operiert hat?“ „Absolut“, sagte Degenhardt sofort. Und begann zu erklären. „ST 1 war damals von seiner Mission zurückgekehrt, die befreite Russin in ihrer Begleitung. Sie können sich natürlich vorstellen, wie empört die Leute damals im STK, milde ausgedrückt, waren.“ Ein trockenes Lachen durch fuhr den Raum, da schließlich jeder wusste, wie STKs darauf reagierten, wenn ihren Leuten etwas zustoß. „Obwohl alle extrem aufgeregt waren, hat nicht einer auch nur daran gedacht, irgendeinen x-beliebigen Sklavenhändlerplaneten anzugreifen und die Leute niederzumetzeln. Das passt einfach nicht zu uns.“ „Das Problem ist nun mal, dass die Beweise sich immer mehr verhärten, das ist ja unser Dilemma“, sagte eine Offizierin aus Israel. „Wenn wir nicht mit Beweisen aufkommen können, dass ST 1 keine Schuld trifft, dann verlieren wir nicht nur 50% unseres wertvollsten Aktivpostens, sondern auch noch Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit und auf anderen Welten.“
Während die Offiziere weiter die Lage besprachen, war Oberst Nina König, die sich ebenfalls im Raum aufhielt, aber geschwiegen hatte, sehr nachdenklich geworden. Und auf Grund der Natur der wahren Täter konnte sie auch nichts sagen. Anfangs hatte sie das auch nicht für nötig gehalten, da der CIS nur Indizien hatte und die Drei von ST 1 zum Verhör abgeholt hatte. Doch jetzt sah es so aus, dass sie einen Weg finden musste, ST 1 vor der Anklagebank zu retten. Denn anders als die Offiziere hier im Raum wusste sie nämlich, dass ST 1 keine Schuld traf. Sondern einzig und allein TRAV.


„Besuchszeit“, dröhnte eine Stimme durch die Lautsprecheranlage des Militärgefängnisses 'Fort Luna'. Das Militärgefängnis befand sich auf der Rückseite des Mondes, wohin alle Militärs gebracht wurden, die sich besonders schwerer Verbrechen strafbar gemacht hatten, oder auf einen Prozess warteten. Der Ort war sowohl praktisch, als auch juristisch, ideal. Da die Erdstreitkräfte eine eigene, internationale, Militärgerichtsbarkeit hatten, brauchte man auch einen Ort, an dem diese ihren Sitz hatte. Die Wahl war auf den Mond gefallen, der schon seit Jahren internationale Stationen, wie Mondbasis Alpha, oder diverse Forschungsstationen beherbergte. Hinzu kam noch, dass eine Flucht, laut den Konstrukteuren, komplett ausgeschlossen war.
Doch das interessierte drei besondere Insassen dieser Anstalt, in der sowohl Frauen und Männer zugleich, aber in verschiedenen Trakten, einsaßen, absolut nicht. Ralf Sikermann, Julia von Sachlingen und Franziska Rust warteten schon im Besucherraum, als vier ihrer Bekannten den Raum betraten und zu ihnen herüberkamen. Daniel Jackson, Gideon von Sachlingen, Rene Rust, die ihre Tochter an der Hand hielt und Vala Mal Doran, die wiederum Ralfs kleine Tochter auf dem Arm hatte. Ralf hatte – zur Überraschung aller – darum gebeten gehabt, dass Vala sich um seine Tochter kümmern durfte, solange er sich in Haft befand. Das lag jedoch größtenteils daran, dass Vala die einzige war, bei der die Kleine sich wohlfühlte. Es fühlte eine allgemeine und herzliche Begrüßung, dann ließen sich alle an einem großen, runden Tisch in einer Ecke nieder und verhielten sich fast so, als hielten sie Kriegsrat. Was dem jedoch ziemlich nahkommen könnte. „Also?“, fragte Franzi sofort, nachdem sie ihre Tochter auf dem Schoss hatte, an Gideon gewand. Gideon Freiherr von Sachlingen zuckte nur mit den Schultern und sah verlegen zu Daniel. Der Archäologe schnaufte. „Was gibt es schon groß zu erzählen? Die Anklage ist einfach zu gut gewappnet. Der Ankläger hat mit einen Zeugen nach dem Anderen aufgetrumpt, die er aufrufen will. Wohingegen unsere Seite...“ „Wohingegen mein Anwaltsteam mit ihrem Latein am Ende ist“, ergänzte Gideon wütend. Ihm gefiel es nicht gerade, dass die besten Anwälte, die er sich leisten konnte, nichts anderes tun konnten, als den Beginn der Verhandlung aufzuschieben. „Denk daran, dass du sie feuerst, wenn das alles vorbei ist“, sagte Jules wütend, während sie ihren Ein-Jährigen Sohn Tobias auf ihrem Knie wibbte. Gideon nickte nachdenklich. „Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm“, versuchte Vala aufmunternd zu sagen.
Ralf hüstelte belustigt. „Wovon träumst du nachts...“ Schnell erhob er den Finger, als Vala schon zur Antwort ansetzen wollte. „Sags lieber nicht.“ Er gab stattdessen Vala wieder seine Tochter auf den Schoss, die schon ganz dringend wieder zu ihr herüber wollte. „Sonst noch was?“, fragte Franzi.

Die Anderen sahen sich alle an, als wollte jeder dem anderen den Advocatus Diavoli zu schieben. Schließlich war es Teal'C, der das Wort ergriff. „Die Anklage gegen Jules soll erweitert werden.“
„Was?!“, stieß Jules - temperamentvoll wie üblich – aus. Rene nickte. „Ja, der Ankläger, irgendsoein pressegeiler Winkel-Advokat von der Militärjustiz, will den Hype wieder aufleben lassen, Jules zu hassen.“ „Mal was ganz neues“, murmelte Franzi. „Was er will noch zur Anklage hinzufügen?“ Rene überlegte kurz. „Im Prinzip alles, was die 'Sternenkillerin'-Jules angeblich einmal verbrochen hat.“ Jules winkte fast schon gelangweilt ab. „Als ob der das könnte. Erstens hab ich so was nie gemacht und zweitens, wäre ich dann schon längst angeklagt worden.“ „Wahrscheinlich ist er einer von diesen Leuten, die unbedingt ihre fünfzehn Minuten Ruhm wollen“, erklärte Daniel. „Ich hab mal im Internet nachgesehen. Er gehört der republikanischen Partei an und stammt aus Florida, aus Kinseys ehemaligem Umfeld“ Ralf runzelte die Stirn. „Das erklärt dann einiges. Wahrscheinlich ist will er dem lieben Kinsey einen Gefallen tun, indem er uns besonders ran nimmt. Egal, wie es am Ende ausgeht, unser Ruf ist wohl ruiniert, wenn nicht die komplette Anklage fallen gelassen wird.“ Alle nickten einhellig, bevor Gideon erneut mit den Schultern zuckte. „Wie dem auch sei, innerhalb der nächsten Woche beginnt der Prozess. Wollen wir mal hoffen, dass die Wahrheit siegt und nicht diese Lügenbarone.“ Die Anderen nickten einhellig, woraufhin sie sich mit anderen Dingen beschäftigten, um die drei Gefangenen abzulenken.


Der anstehende Prozess war nun schon seit Tagen ein Thema bei GBN und anderen Medien, die - nach alter Tradition - gerne ein Thema breittraten, bis alles fünfmal gesagt worden war. Zudem hatte die Anklage von drei Mitgliedern von ST 1 dafür gesorgt, dass die Erde buchstäblich entzweit war. Praktisch die halbe Welt stand hinter ST 1, wie sie es schon in der Vergangenheit gewesen waren, während der andere Teil der Welt unbedingt diesen Prozess wünschten und ihn als Chance ansehen, endlich ST 1 in seiner jetzigen Form loszuwerden. Wobei natürlich die (inoffizielle) politische Richtung eines Nachrichtenblatts eine Rolle spielte. So hieß es schon am Abend des Tages, an dem die Anklage bekannt geworden war, in den Nachrichten von GBN, die die typischen liberalen Medien vertraten: „Nächste Woche Mittwoch wird der Prozess von Oberstleutnant Rust, Leutnant von Sachlingen und Stabsfeldwebel Sikermann vor dem Kriegsgericht in Den Haag eröffnet werden. Die drei Soldaten der Erdstreitkräfte wurden wegen mehrfachem Mord an Nicht-Kombattanten in einem nicht an einem Konflikt beteiligten Staat, beziehungsweise Planeten, angeklagt. Vor beinahe zwei Jahren sollen die drei Soldaten an einem nicht autorisierten Angriff auf eine Sklavenschule im 4905. Sternensystem teilgenommen haben, wobei zwei Dutzend Sklavenhändler getötet wurden. Befreite Sklaven hatten nie sagen können, von wem der Angriff durchgeführt worden war. Was auch immer sich in diesem Prozess noch ereignen sollte, sie erfahren es als erste bei GBN.“

Zur selben Zeit hatte auch Fox-News einen Beitrag gesendet, der einem sehr republikanischen, Anti-STK gesinnten Publikum zusagte: „Heute bei Fox-News: Die militärischen Mitglieder des ST1-Teams des Sternentorkommandos wurde wegen mehrfachen Mordes angeklagt, die sie vor anderthalb Jahren begangen haben und derer sie jetzt vom CIS überführt wurden. Die Angeklagten Franziska Rust, Ralf Sikermann und Julia von Sachlingen, die schon mehrmals wegen Nichteinhaltung der Genfer Konventionen und der Rules of Engagements aufgefallen war, in das Militärgefängnis auf dem Mond gebracht, wo sie die Zeit bis zu ihrem Prozessbeginn verbringen werden. Eine Verurteilung wird von Experten für höchst wahrscheinlich gehalten.“
Die ganze Erde teilte sich wegen dieses Prozesses und der Anklage der drei berühmten und hochdekorierten Soldaten praktisch in zwei Lager. Die Unterstützer ST1s und ihre Gegner.


Eine Stunde vor Prozessbeginn saß Oberst Nina König in ihrem Büro und telefonierte mit einem Informanten, der direkt an der Quelle zur Militärjustiz positioniert sah. „Tanaka, was haben sie zu berichten?“, fragte der weibliche Oberst ohne Umschweife. „Wie sie sich schon dachten, Ma'am, die Verteidigung von ST 1 bröckelt, trotz der Spitzenanwälte, die von Sachlingen auf den Plan gerufen hat“, antwortete der Agent im Felde. „Was ist mit dem Ankläger... wie hieß er noch? Major Winchester?“, fragte Nina König. „Irgendeine Chance, dass er doch nicht gewinnt?“ Sie hörte ihren Agenten nachdenklich seufzen. „Schwer zu sagen. Der Mann ist ein eingewachsener Feind des STKs und gleichzeitig ein glühender Verehrer von Robert Kinsey. Zudem sprechen alle Fakten für ihn und seine Anklage. Also nein, ich glaube nicht, dass er verlieren könnte oder wollte.“ „Danke, Tanaka. Ich melde mich wieder“, sagte Nina und legte den Hörer auf. Sie lehnte sich daraufhin in ihrem Sessel zurück und verschränkte die Arme – dank modernster Asgardtechnologie war es möglich gewesen ihr Prototypen eines bionischen Arms und eines ebenso bionischen neuen Auges zu transplantieren, um die weg gesprengten Körperteile zu ersetzen, woran sie sich jedoch erst gewöhnen musste – und dachte angestrengt nach.

ST 1 musste jetzt den Kopf dafür hinhalten, dass TRAV, damals eigentlich noch DRAV, Mist gebaut hatte. König hatte schon kurz nach der Rückkehr von ST 1 von dem Sklavenplaneten von den dortigen Ereignissen gehört und sofort darauf reagiert, wenn sie auch zugeben musste, dass es ziemlich übertrieben war – selbst für ihre Verhältnisse. Sie hatte eine Sondereinheit des TRAV aktiviert und ihnen befohlen den Sklavenhändler auf dem Planeten und einem weiteren in galaktischer Nähe einen Besuch abzustatten. Ein Exempel. Doch das Einsatzkommando, das im Prinzip aus einem Haufen von Jason Bournes bestand, hatte ihr Exempel ein wenig übertrieben. König war es nicht schwer gefallen, diese Einsätze geheim zu halten, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Lucianer Allianz dies tatsächlich bei einem Treffen mit Vertretern der Erde zu sprache bringen würden. Die selbe Vereinigung von Menschen, die mehr Dreck am stecken hatten, als ein Kohleschüpper auf einem alten Flussdampfer. Der Criminal Invastigative Service der Erdstreitkräfte war schließlich darauf angesetzt worden. Die Ermittler, die natürlich ebenso wenig wie das STK oder der Rest der Streitkräfte über die Einsätze des Sonderkommandos wussten, hatten nur eins und eins zusammenzählen müssen: ST 1 war nur wenige Stunden vorher auf dem Planeten gewesen und kurz darauf waren alle Sklavenhändler tot gewesen. König musste zugeben, dass sie wohl auf ähnliches gekommen wäre, wenn TRAV nicht so gut im Vertuschen wäre. Und daran lag wiederum der Haken.
ST 1 war wegen der Verbrechen – und da machte sie sich gar keine Mühe einen anderen Begriff zu suchen – des TRAV, ihrer Entscheidungen, nun in dieser misslichen Lage. Und der einzige Weg, wie das Team da herauskommen konnte, war eine Niederlegung der Anklage. Doch das hieße gleichzeitig, dass der Major Winchester sowohl vom Einsatzkommando in Kenntnis gesetzt werden musste, als auch davon erfahren würde, dass Oberst Nina König in persona Morde in Auftrag gab. Das war inoffiziell natürlich längst bekannt, eine Zugabe dieser Umstände wäre für Nina aber mit Harakiri gleichzusetzen. Und das würde ein neo-konsvervativer, republikanischer Anhänger von Robert Kinsey, der für die Neo-Konservativen zu einem Märtyrer geworden war, wie Weihnachten, Ostern und ein Sechser im Lotto sein. ST 1 wäre zwar gerettet, aber TRAV hätte sich mit so einer Tat in den Ereignishorizont eines Schwarzen Loches katapultiert. Und das ging einfach nicht während eines intergalaktischen Krieges von nie dagewesenen Ausmaßen. Der Geheimdienst durfte nicht einen einzigen Augenblick wegen Untersuchungen ausfallen, oder es würde eine Katastrophe geben.

Irgendwie musste ihr eine Lösung einfallen, denn das wenigste was sie wollte war, dass drei verdiente Soldaten ihretwegen im Knast landen würden. Und dafür würde sie sich Hilfe holen müssen. Sie hieb auf den Schalter der Gegensprechanlage ihres Schreibtisches. „Shosanna, ist Vizedirektor Maybourne auf dem Planeten?“ Es dauerte einen Moment, dann antwortete die Ordonanz: „Jawohl, Oberst. Vizedirektor Maybourne befindet sich sogar in seinem Büro.“
„Sehr gut, dann melden sie ihm, dass er mich sofort aufzusuchen wünsche. Es eilt“, befahl Nina König und lehnte sich wieder in ihrem breiten Sessel zurück.


Harry Maybourne, Colonel und Vizedirektor von TRAV, stand fünf Minuten später bei Nina König auf der Matte. Er klopfte an die bereits geöffnete Bürotür. „Sie wollten mich sprechen, Nina?“
Sie nickte. „Ja, Harold, kommen sie bitte rein und schließen sie die Tür.“ Maybourne nickte und tat, wie geheißen. Es musste schon was wichtiges sein, denn nur dann benutzte seine Chefin die Langform seines Namens. Er ließ sich der Geheimdienstchefin gegenüber in einem ebenso bequemen Sessel nieder. „Was gibt es?“ „Ich brauche Ihre Hilfe“, antwortete Nina. „Es geht um den Prozess von Rust, von Sachlingen und Sikermann. Wie Sie wissen, Harry, ist es nur unsere Schuld, dass sie in diese missliche Lage geraten sind.“ Harry nickte verstehend. Er war in die Operation genauso verstrickt, wie Nina König. „Natürlich und ich hab schon vor Monaten gesagt, dass das irgendwann auffliegen wird.“ Seine Chefin nickte nur bestätigend. „Ich weiß, ich weiß. Aber jetzt müssen wir Schadensbegrenzung betreiben, was bedeutet, dass die Anklage gegen die Drei sofort fallen gelassen werden muss.“ Harry Maybourne verschränkte die Arme vor der Brust und sah nachdenklich drein. „Das würde aber bedeuten, dass wir diesem Winchester erzählen müssten, was wirklich passiert ist. Der Kerl wird, seine Geheimhaltungspflicht hin oder her, sofort zu Fox und GBN rennen und das raus posaunen, eindeutig bei seinem Profil.“ „Deswegen ließ ich Sie ja kommen“, erklärte Nina. „Ich will einen Weg finden, wie wir beides kriegen können: ST 1 frei und uns aus der Schusslinie.“ Harry überlegte kurz und grinste dann. Er lehnte sich vor. „Ich glaube, da hab ich schon eine Idee. Wir schlagen diese Kerle mit ihren Methoden.“ Nina König hob die Augenbrauen und stützte sich mit den Ellenbogen auf ihren Schreibtisch auf. „Da bin ich ja mal Ohr.“


Eine halbe Stunde später begann das Militärgericht gegen Ralf, Franzi und Jules. Die drei Angeklagten standen neben ihren beiden Anwälten hinter dem Tisch der Verteidigung. Ihre Uniformen strotzten vor Ehrenzeichen und Medaillen, wie das Ehrenkreuz der Bundeswehr, den Silver Star der US Streitkräfte und ein Dutzend weiterer Ehrzeichen von Länder überall auf der Welt. Die metallenen Orden strahlten im Licht der Saallampen, als wollten sie jeden darauf aufmerksam machen, wie viel ST 1 für die Erde getan hatte und, dass sie zu ehrenhaft waren, um die Taten zu begehen, derer sie angeklagt waren. „Achtung, erheben sie sich für den Vorsitzenden!“, rief der Gerichtsdiener, als der Richter hereinkam und zu seinem Platz ging, alle anderen im Saal hatten sich erhoben, um dem Richter Respekt zu zollen. Als der Militärrichter, ein Generalmajor des Heeres, hinter seiner Richterbank Platz genommen hatte, setzten sich alle Anwesenden. „Das Militärgericht ist eröffnet“, sagte der Militärrichter. „Bevor wir anfangen, noch Fragen oder Anträge?“

Sofort erhob sich der Ankläger von seinem Platz. Major Winchester, Jurist und eine aalglatte Persönlichkeit, räusperte sich. „Jawohl, Euer Ehren. Die Anklage wünscht die Anklagepunkte gegen Leutnant von Sachlingen zu erweitern.“ Jules reagierte darauf gar nicht, denn es war ja schon seit einigen Tagen klar, dass Winchester es ausnutzen würde, wenn sie schon einmal angeklagt war.
„Um welche Punkte, Major?“, fragte der Richter interessiert. „Euer Ehren, die Anklage wünscht die Punkte um folgende zu erweitern: Ermordung unbewaffneter Kriegsgefangener, Folter von Kriegsgefangenen, Missachtung der Rules of Engagement zu diversen Gelegenheiten, das Schlagen von Vorgesetzten und ungebührliches Verhalten Vorgesetzten gegenüber.“ „Einspruch, Euer Ehren!“, rief der Hauptverteidiger sofort und erhob sich. „Euer Ehren, all diese Anklagepunkte sind nichtig und nur dazu da, um meine Mandantin in Misskredit zu bringen. Hätte sich Leutnant von Sachlingen dieser Taten strafbar gemacht, derer man sie sie schon gerne beschuldigt, so hätte man sie schon längst derer angeklagt und nicht gewartet, bis es hilft. Ich bitte deshalb um Streichung aus dem Protokoll.“ Der Richter nickte zustimmend. „Ich bin ihrer Meinung, Einspruch angenommen. Herr Ankläger, beginnen sie nun bitte mit ihrem Eröffnungspladöyer.
Major Winchester erhob sich und wand sich an die Geschworenen. „Euer Ehren, sehr geehrte Mitglieder der Jury. In diesem Prozess werde ich beweisen, dass sich die Angeklagten der Verbrechen schuldig gemacht haben. Sie haben sich nicht nur der Vertuschung strafbar gemacht, sondern haben noch viel schlimmer, zahlreiche Morde an unbewaffneten Fremdweltern begangen.“ Die Erklärung des Anklägers ging noch eine knappe Minute länger, dann war der Verteidiger an der Reihe, der nur seinerseits erklärte, dass die Drei unschuldig seien und, dass er dies beabsichtige zu beweisen.Es wurden die ersten Zeugen gehört und die ersten Verhöre geführt. Nach etwa 120 Minuten vertagte der Richter die Sitzung schließlich auf den nächsten Tag.


Major Simon Winchester ließ sich, zufrieden mit dem ersten Verhandlungstag wie er war, mit einer Walküre der Streitkräfte nach Hause, ins heimische Florida fliegen. Die Walküre setzte ihn nahe an der Vorstadtsiedlung, in der er mit seiner Familie wohnte, ab. Die letzten hundert Meter ging er zu Fuß. Für ihn war die Verhandlung im Prinzip schon gewonnen. Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass die Angeklagten und die dahinter stehenden Generäle und Befehlshaber ebenso in Misskredit gebracht wurden. Das war er seinen Gönnern und seiner Partei schuldig und nur rechtens, wenn diese selbstgerechten STKler endlich einmal etwas Demut lernten. Zufrieden schloss er die Tür auf, wunderte sich noch, warum seine Kinder nicht im Garten spielten, und betrat dann das Haus. Sofort stürmte ihm seine Frau entgegen, die ziemlich aufgebracht schien. „Hast du die Kinder gesehen?“, fragte sie zittrig. „Die Kinder?“, fragte er und sah auf die Uhr. „Sind sie noch nicht aus der Schule zurück?“ „Nein, als ich sie abholen wollte, waren sie schon weg. Simon, ich hab Angst, dass sie jemand gekidnappt hat.“ Winchester wurde bleich, als er das hörte. „Male mal nicht den Teufel an die Wand“, sagte er beruhigend, sicher sind sie mit zu den Jeffersons gefahren und haben vergessen anzurufen, wie wärs, wenn du mal da anrufst?“, fragte er. Seine zittrige Frau nickte gequält und ging zum Telefon.

Nur wenige Augenblicke später hielt vor dem Haus der Winchesters ein schwarzer SUV mit getönten Scheiben. Die Hecktür öffnete sich und die beiden acht und neun Jahre alten Töchter von Simon Winchester kamen heraus gestürmt, in der einen Hand den Schulrucksack, in der anderen ein Eis. „Hallo, Daddy!“, riefen sie im Chor. Winchester umarmte seine Kinder herzlich, als ihm eine große Last von den Schultern fiel. „Kinder, wo wart ihr denn? Mama hat sich schon Sorgen gemacht.“ Die Kinder zeigten auf den SUV. „Die nette Tante hat uns von der Schule abgeholt. Sie sagte, dass sie mit dir zusammenarbeitet.“ Winchester runzelte die Stirn und sah, wie aus dem Geländewagen eine Frau ausstieg. Winchester hatte sie schon einmal gesehen, doch da hatte sie Uniform getragen: Oberst Nina König. „Geht doch schon mal rein und sagt Mama Hallo. Daddy muss noch mit der Tante reden und sich bedanken.“ Er ging auf den SUV zu, während die Kinder im Haus verschwanden.

„Was fällt ihnen ein?!“, fragte er wütend. „Was denn?“, stellte König eine Gegenfrage. „Ich wollte ihnen doch nur etwas Arbeit abnehmen und habe ihre süßen Mädchen von der Schule abgeholt. Und jetzt rein in den Wagen, wir machen eine Rundfahrt.“ Die letzten gesprochenen Worte waren eiskalt. Eiskalt wie die ganze Person. Winchester folgte der Anweisung und setzte sich in den SUV, der kurz darauf losfuhr, immer um den Block herum. „Was wollen sie?“, fragte Winchester ungehalten. Nina König legte die Stirn in Falten. „Ich werde ihnen die Wahrheit erzählen, was wirklich auf dem Sklavenplaneten passiert ist. Es war nicht ST 1, die dieses Massaker veranstaltet hat, sondern meine Leute.“ „Das sagen sie doch nur, um zu verhindern, dass ST 1 für seine Verbrechen bestraft wird“, meinte Winchester misstrauisch. Als Antwort reichte ihm König nur eine Akte. „Nein, hier sind die Beweise, dass es stimmt. Da steht alles drin.“ Winchester überflog die Akte und die darinliegenden Dokumente mit diversen Behördenstempeln, während König ihm die Wahrheit in Details erzählte. Schließlich sagte er ungläubig: „ST 1 ist unschuldig?“ „Schrecklich, nicht wahr?“, sagte Oberst König trocken. „Ja, sie sind unschuldig. Deswegen gibt es auch keinen Grund mehr, um die Anklage gegen sie aufrecht zu halten. Sie werden deshalb morgen früh als erstes dem Richter eine Veränderung offen tun.“
„Welche Veränderung?“, fragte Winchester, der immer noch misstrauisch war. „Nun, weder ST 1 noch TRAV darf es gewesen sein“, begann Nina. „Es wäre in beiden Fällen schlimm. Doch die Öffentlichkeit braucht einen Sündenbock und den werden wir im STK finden. Ihre Freunde in der Partei gewinnen also trotzdem.“ Sie reichte ihm eine weitere Akte und forderte die andere ein. „Hier sind gefälschte Beweise drin, die eine russische Einheit des STK für die Tat verantwortlich macht. Die Einheit ist komplett in einem Einsatz gegen die Ori gefallen Sie können sagen, dass die Beweise gerade erst entdeckt wurde. Dann sind alle zufrieden. ST 1, TRAV, die Öffentlichkeit und natürlich Sie.“

Winchester schluckte. „J.. Ja, geht in Ordnung. Schließlich ist es ja Gerechtigkeit, die wir alle wollen.“ Im schien es besser zu kooperieren. Er kannte den Ruf, der Oberst König stehts voraus eilte. „Ganz recht“, entgegnete die Direktorin des TRAV. „Doch... falls Sie auf die Idee kommen sollten, mit den Informationen über das Killerkomamndo, die ich Ihnen gerade offen gelegt habe, an die Öffentlichkeit zugehen, zu Fox-News oder Ihren Freunden in der Politik, dann können sie sicher sein, dass Sie sich nicht lange darüber freuen können. Denn dann...“ „Was dann?“, fragte Winchester trotzig. „Dann werden Sie aus eigener Hand erfahren, wozu der Geheimdienst im Stande ist“, antwortete König kühl. „Ein kleines, natürlich rein hypothetisches, Beispiel: Ich könnte einen Spezialisten schicken, der sich um Sie und Ihre Familie kümmert. Sie kennen doch sicher die Jason Bourne Filme, oder? Nun, Agenten mit solchen Fähigkeiten gibt es tatsächlich. Er könnte sie alle umbringen und es so aussehen lassen, dass Sie durchgedreht sind, ihre Familie mit ihrer Dienstwaffe erschossen und sich dann das Leben nahmen und alles auf irgendein Syndrom oder religiösen Wahn schieben.“ Sie sah ihn mit ihren beiden Augen – mit ihrem biologischen und ihrem bionischen – ernst an. „Und sollten Sie glauben, auch nur diesen hypothetischen Fall jemandem anzuvertrauen, finde ich das auch heraus und dann wird es noch schlimmer. Sorgen Sie nicht dafür, dass ich meine Hypothese in die Praxis umsetzen muss. Das ist besser für mich, besser für Sie und besser für Ihre Familie. Einen schönen Tag noch, Major.“ Mit diesen Worten hielt der SUV und Major Winchester stieg aus, die gefälschte Akte fest umklammert. Wo bin ich da nur herein geraten, dachte er, als ihm der Angstschweiß über die Stirn lief.


Am nächsten Morgen trat das Gericht, nach einer kurzen Unterbrechung, wieder zusammen. Der Richter erhob das Wort. „Nachdem ich die neuen Beweise, die die Anklage uns vorgelegt hat, geprüft habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Oberstleutnant Rust, Leutnant von Sachlingen und Stabsfeldwebel Sikermann in allen Punkten fälschlicherweise angeklagt wurden. Die Anklage ist hiermit fallen gelassen und die Angeklagten sofort frei zulassen. Die Sitzung ist beendet.“
Als der Hammer des Richters nieder fuhr, jubelte der Gerichtssaal, als die Freunde und Familie von Franzi, Jules und Ralf auf sie zu stürmte und sie glücklich umarmte.
Major Simon Winchester lächelte knapp, ordnete seine Papiere und blickte dann in den Zuschauerbereich. Von einem der hinteren Sitze erhob sich in diesem Moment Nina König, nickte ihm sachlich zu und verschwand beinahe lautlos aus dem Raum. Erleichtert atmete er auf, auch wenn der Geheimdienst ihm sicher noch einige Zeit über die Schulter schauen würde.

Nina König verließ mit einem zufriedenem Gesicht das Gebäude durch einen Nebeneingang, um den Kamerateams diverser Nachrichtensender zu entgehen. Draußen wartete schon eine Walküre, um sie zurück ins Büro zu bringen. Sie setzte sich in die Kabine und blickte dem Mann im schwarzen Overall und mit dem Pistolenhalfter beruhigt an. “Ich glaube, wir werden deine Dienste doch nicht in Anspruch nehmen müssen.” Der Assasine nickte stumm und lehnte sich zurück, während die TRAV-Walküre abhob und eine überaus zufriedene und siegreiche Nina König heimwärts trug. Sie blickte aus dem Fenster und sah gerade noch, wie das erleichterte ST 1 aus dem Gebäude trat und sich einer Flut von Journalisten stellte. 'Ich hoffe, das war das letzte Mal, dass ich was für euch richten muss', dachte sie, während das Gebäude aus ihrem Blickfeld verschwand.



Ende der Folge
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.