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TGE Combined - Fire of War von Atlan, Colonel Maybourne

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1.39 Der Anfang vom Ende Teil 1
von Atlan



6. November 2012:

„Meine Damen und Herren, ich bitte um ihre Aufmerksamkeit.“ Fleet Admiral Pierre Dreyfus, ehemals Oberbefehlshaber der 2. Flotte, betrat den großen Konferenzraum des Hauptquartiers der Erdstreitkräfte auf Sanctuary. Prinzipiell handelte es sich um nichts weiter, als die übliche allmonatliche Besprechung zur Kriegslage, an dem meist eine Hand voll Generäle und Admiräle teilnahmen, doch aufgrund einer kürzlich erfolgten Änderung der Situation hatten die Stabschefs die gesamte Generalität und Admiraliät der drei Teilstreitkräfte einberufen. Dies war natürlich wegen des Krieges, wo 80% der aktiven Flaggoffiziere im Feld waren, eine logistische Hürde gewesen, die man letzlich damit gelöst hatte, dass die meisten Offiziere als Hologramme anwesend sein konnten. Sebastian Degenhardt jedoch war in persona anwesend. Vor drei Wochen hatte man ihn nach Sanctuary abkommandiert, befördert und zum Chief of the Enforcer ernannt. Die Enforcer waren die neue Bezeichnung der Special Forces, die nun aus der EF Army ausgegliedert worden und zur eigenen Teilstreitkraft erklärt worden waren.
Der Generalleutnant sah sich in dem Raum um. Es war sehr irritierend anstelle von vier verschiedenen Teilstreitkräften nur noch zwei verschiedene Uniformen vor sich zu haben.
Dies war Teil der Umstrukturierung der Erdstreitkräfte in ihre neue, finale Form. Man war zum Schluss gekommen, dass die traditionelle Einordnung in Heer, Luftwaffe und Marine/Raumflotte nicht mehr adäquat für das Weltraumzeitalter war. Die Luftwaffe konnte nicht mehr ohne die Raumflotte existieren und die Jagdfliegerei verlor aufgrund der verbesserten Nahbereichsabwehr der Kriegsschiffe immer mehr an Bedeutung, weswegen man sich entschlossen hatte beide Teilstreitkräfte zusammenzulegen, um den 'Tod' der Luftwaffe, der innerhalb der nächsten Jahre eintreten würde, so reibungslos wie möglich von statten gehen zu lassen. Ebenso waren es das EFMC gewesen, dass bisher die Hauptlast des Kampfes getragen hatte und nicht die Army. Im Endeffekt lief es darauf hinaus, dass die Marines zur eigenen Teilstreitkraft erklärt worden waren, aus der Navy ausgegliedert wurden und die Army absorbierten. Die gute Presse und das Prestique des Earth Force Marine Corps hatten ihm geholfen.
Die Enforcer, Degenhardts Schützlinge, waren da schon eine andere Angelegenheit. Als klar geworden war, dass der Krieg nicht auf die Schnelle zu gewinnen sein würde, hatte man den Haushalt für die Spezialeinheiten drastisch erhöht und zusammen mit George Hammond, Jack O'Neill, Ernst Allert und Franziska Rust hatte Degenhardt darauf gedrängt noch einen Schritt weiterzugehen und die Teilstreitkräfte EF Navy und EFMC um die Enforcer zu ergänzen. Man hatte dem Antrag schließlich stattgegeben.
Da die Existenz der Enforcer geheim war, trug Degenhardt die Dienstuniform des Marine Corps, wenn diese auch durch das schlichte Barettabzeichen der Enforcer ergänzt worden war. Er straffte die Uniformjacke noch einmal, bevor das Meeting begann.

Die Generäle und Admiräle sahen die Chefs der Teilstreitkräfte, Fleet Admiral Dreyfus, Chief of the Enforcer Sebastian Degenhardt und den Commandant of the EFMC Kalim S. Malik, brummig an.
Degenhardt räusperte sich, als er mit Malik einige Blicke austauschte. Flaggoffiziere waren eine eigene Art von Menschen. Sie waren Soldaten durch und durch, waren schon Jahrzehnte im Militär und gewöhnt an die Traditionen und den Korpsgeist ihrer Truppengattungen. Und nun hatte eine kleine Clique von Offizieren, 'le huit terrible', wie man die Gruppe um Dreyfus, Malik, Degenhardt, Heimeshoff, O'Neill, Rust, Allert und Dame Helena Reed nannte, alles unternommen, um absolut alles auf den Kopf zu stellen.
Stolze Heeressoldaten waren jetzt Jarheads, stolze Jetpiloten nun arbeitslos und zu allem Überfluss auch noch Marineschnösel und 'le huit terrible' hatten den Zorn von dutzenden Flaggoffizieren auf sich gezogen. Zu diesen hätte sogar Degenhardts alter Freund und Mentor Feldmarschall A.D. Alexander Reineke gehört, wäre er nicht schon im Ruhestand und es ihn persönlich noch betroffen hätte.
Dreyfus räusperte sich nun seinerseits und beschloss mit dem ersten Meeting der neuorganisierten Erdstreitkräfte zu beginnen.
„Meine Damen und Herren, wie sie sicherlich an ihren Frontabschnitten festgestellt haben, ist am Morgen des 11. Oktober um 0900 Uhr Erdstandardzeit etwas eigenartiges und doch wunderbares geschehen: die Originarmee hat jedwede Kampfhandlung eingestellt und verharrt ruhig und defensiv in ihren Stellungen. Admiral Armelia hat ihrerseits bestätigt, dass in der Pegasusgalaxie die Fronten ebenfalls zum erliegen gekommen sind. Damit sehen wir uns nun einer knapp einmonatigen Kampfpause gegenüber“ Der Fleet Admiral machte eine kurze Pause und stützte sich auf den vor ihm stehenden Konferenztisch. „Also, hat irgendjemand eine Ahnung, weshalb dies so ist?“
Die Hologramme der via Subraumkommunikation zugeschalteten und die wenigen anwesenden Offiziere hüllten sich in ein allgemeines Schweigen. Der Grund dafür war schlichte Unwissenheit. Ihnen allen war diese Kampfpause aus heiterem Himmel ein wahrer Segen gewesen, um ihre Truppen neu zu versorgen, neue Schiffe in Dienst stellen zu können und schlichtweg auf Zeit spielen zu können.
Der nur holographisch anwesende Major General John MacTavish von den Orbitalspringern, seinem Schulterabzeichen nach der Kommandeur der 144th FOT, war der erste, der sich zu Wort meldete. „Wahrscheinlich haben sie eingesehen, dass sie nicht gewinnen können, wenn die Fast Orbital Troopers im Spiel sind.“ Degenhardt rollte mit den Augen. Diese Aussage strotzte gerade nur zu vor Arroganz, erntete jedoch einige freundliche Lacher und gedämpften Applaus von den anderen Generälen. „General... bei allem gebührenden Respekt ihren Männern und ihren Leistungen gegenüber, alles und jeder im Universum kann besiegt werden, auch FOTs.“ General MacTavish verschränkte die Arme vor der Brust und sah Degenhardt ernster, als bisher an. „Dann kennen sie meine Soldaten und Soldatinnen wohl nicht, Sir.“ Er lehnte sich zurück und legte die Stirn in Falten. „Aber wenn wir mal einen Moment wieder ernst sein wollen, so stimme ich ihnen zu, dass da mehr dahinter steckt. Ich habe letzte Woche einen Spähtrupp ausgeschickt, um die Lage zu sondieren. Die Ori haben nur Warnschüsse abgegeben und der Trupp kehrte wohlbehalten zurück.“ „Ja, das war seltsam“, murmelte Commandant Malik, als er sich an den Bericht erinnerte. Eine Generalin, die Kommandantin der 202nd Air Cavalry um genauer zu sein, warf daraufhin ein: „Es kann ja wohl nicht sein, dass die Ori plötzlich ihren Eroberungswillen verloren haben und Frieden wollen, oder?“ Admiral Heimeshoff, der ebenfalls nur als Hologramm anwesend war und sich bisher unauffällig verhalten hatte, blickte auf. „Was ist, wenn es genauso ist? Ich weiß, wenn man so drüber nachdenkt, dann ist es unvorstellbar. Die Ori führen nicht drei Jahre lang einen Krieg um zwei Galaxien, lösen ein millionenfaches Sterben aus, zerstören den Heiligen Gral, die einzige Möglichkeit sie direkt anzugreifen... und hören dann plötzlich auf. Doch welche andere Möglichkeit gibt es?“ „Vielleicht hat ihr Lieblingsfeind ja wieder mal was damit zu tun“, schlug jemand vor. Heimeshoff lächelte leicht. „Naja, Dakamar mag vielleicht der kompetenteste Befehlshaber sein, den die Ori haben, doch es grenzt an Paranoia anzunehmen, dass er in jeder Operation seine Finger hat.“ „Es erinnert aber stark an ihn“, warf General MacTavish ein. „Ich erinnere mich noch an Operation Flammenschwert.“ Degenhardt und Heimeshoff verzogen zeitgleich das Gesicht. Die feindliche Operation Flammenschwert war es vor wenigen Monaten gewesen, die den Ori die Oberhand gegeben hatte. Die Erde hatte innerhalb von sechs Monaten mehr Verluste erlitten, als in den zwei Jahren zuvor. Eine Million tote und verwundete Soldaten und Zivilisten. MacTavish fuhr fort: „Nun, denken sie doch mal nach, oder bin ich der einzige, dem die Gemeinsamkeiten auffallen? Die Ori stellen von jetzt auf gleich ihre Operationen ein, lassen alles für eine Weile auf sich beruhen und greifen wieder an, wenn wir uns zu sicher fühlen.“
Admiral Dreyfus nickte nachdenklich. „Ich verstehe ihre Sorgen, General, aber die Situation ist diesmal anders. Wir bleiben weiterhin wachsam und nutzen diese Feuerpause, um unsere Armeen zu verstärken. Bedenkt man, dass der galaktische Stellungskrieg dafür gesorgt hat, dass es weder vor, noch zurück und nur eine Menge Tote gab, konnten die Ori uns keinen besseren Gefallen tun.“ Es war General Degenhardt, der diesmal MacTavish beipflichten musste. „Nun ja, die Ori haben immer einen Plan.“ „Also sind wir wieder am Anfang...“, murmelte Admiral Heimeshoff genervt.
Degenhardt schüttelte den Kopf, als plötzlich eine angeregte Diskussion zwischen Dutzenden Generälen und Admirälen entbrannte. Er ging zum Kaffeeautomaten. Das würde eine lange Besprechung werden...


Zur gleichen Zeit befanden sich AR 1 und ST 1 auf der EDS Enterprise und waren in der Pegasusgalaxie aktiv. Aufgrund der unklaren Situation und den wenigen Informationen, die der Geheimdienst liefern konnte, hatte man die beiden Teams beauftragt Licht in die Angelegenheit zu bringen und den Nebel des Krieges zu lüften.
Jack O'Neill und Franzi Rust standen zusammen mit Admiral Armelia auf der Flaggbrücke und beobachteten, wie die Enterprise dem Planeten M3K-459 ansteuerte, der weit hinter den feindlichen Linien lag. „Das gefällt mir nicht“, murmelte Armelia nachdenklich. „Was meinen Sie?“, fragte Jack, der mit dem anderen Auge auf das Radar blickte. „Sieht nicht so aus, als würden die Ori angreifen.“ „Eben“, meinte Armelia und begann zu lächeln. Auf Franzis verwirrten Blick entgegnete sie: „Sehen Sie, Colonel Rust, was mich von meinen Artgenossen unterscheidet ist, dass ich doch noch ein bisschen Sorgfalt und Paranoia besitzte.“ Sie griff zu einem Headset. „Hier ist der Admiral, meinen Gruß an den CAG: Die Erste Schwadron soll starten und eine Sicherheitszone aufbauen.“ Anschließend drehte sie sich zu ihrem Stabschef. „Wir schwänken in einen Parkorbit ein, Commander. Informieren Sie bitte den Captain.“ Der Stabschef salutierte, als sich Armelia schon wieder Jack und Franzi zuwandte. „Okay, sie haben sechs Stunden, dann will ich wieder weg sein.“ „Alles klar, wir beeilen uns“, meinte Franzi. „Ich geh mich umziehen.“ Jack setzte eine Grimasse auf und blickte noch einmal auf den Bildschirm, wo der Planet nun groß und rund vor ihnen lag. „Seien Sie froh, dass Sie so einen coolen Exoanzug haben, Colonel...“ „Privileg des coolsten Teams, Jack“, neckte Franzi, als sie mit Jacks Begleitung die Flaggbrücke verließ. Armelia ließ sich ihrerseits wieder in ihren Sessel fallen. „Hoffentlich können die etwas Licht ins Dunkel bringen...“

Zwanzig Minuten später startete ein getarnter Jumper mit ST 1 und AR 1 an Bord aus dem Hangar des Kommandokreuzers und flog in Richtung Planetenoberfläche. Franzi hatte das Steuer übernommen, während Jack sich daran machte, die beiden Teams über die Mission zu informieren. „Willkommen auf M3K-459“, begann der altgediente Militär und deutete mit dem Daumen nach hinten aus dem Cockpitfenster. „Wir landen auf dem Südkontinent und sollen dem Oberkommando Informationen zur Lage beschaffen.“ Max Wickers beugte sich nach vorne und blickte verwirrt drein. „Äh... Jack? Ist dafür nicht TRAV zuständig? Ich dachte, wir wären die Kavallerie und nicht die Schnüffler.“ „Ach ne“, fügte Anna von Schönhausen neckend hinzu. „Deine Kombinationsgabe überrascht mich jedes Mal.“ Max lächelte sie schmierig an. „Wir können ja nicht alle mit deinem Verstand gesegnet sein. Vielleicht willst Du mir dann ja die Frage beantworten.“ „Meine Güte“, sagte Jules und schüttelte mit dem Kopf. „Benehmt ihr euch immer, wie ein Haufen Kleinkinder? Mein Vierjähriger verhält sich ja erwachsener als ihr.“ „Annas Sohn auch“, brummte Ernst Allert. Jack räusperte sich und fuhr sich über die Schläfen. „Kann ich mal weitermachen, oder will sonst noch jemand von den billigen Plätzen was loswerden?“ Ronon und Teal'C sahen sich gegenseitig an, dann schüttelten sie stumm den Kopf. Auch die anderen verhielten sich nun ruhiger, auch wenn Max und Anna flüsternd weiter stritten. Jack sah dies jedoch als gutes Zeichen, denn wenn in seinem Team mal Ruhe herrschte, dann musste irgendwas nicht stimmen. Darum lächelte er nur gutmütig und fuhr mit dem Briefing fort: „Um Maxs Frage zu beantworten: TRAV hatte absolut kein Glück Informationen zu beschaffen, also sind wir dran. Wir sollen uns entweder in die Sicherheitssysteme der hiesigen Garnison hacken oder auf sonstigem Wege die Pläne der Ori erfahren.“ „Klingt nach einem Spaziergang, jedenfalls verglichen mit unseren sonstigen Auftragen“, meinte Ralf, der gerade noch einmal sein Cheytac M-200 überprüfte. „Für Sie wird es eine Standardmission“, meinte Jack. „Sie begeben sich auf einen der nahen Hügel und geben uns Rückendeckung.“ Er griff sein PDA und rief eine Landkarte auf, um Ralf seine Position zu zeigen. Ralf kratzte sich am Kinn. „1,5 Kilometer Entfernung... ich glaub, das krieg ich hin, aber ich könnte Vala als Spotter gebrauchen.“ Jack nickte diese Wahl gutmütig ab, da sich die beiden inzwischen außergewöhnlich gut verstanden – wenn da nicht noch mehr war, aber das gehörte hier nicht hin. „Gut, ansonsten gehen wir normal vor. Also Schalldämpfer auf die Waffen und keine unnötigen Geräusche.“ Er unterbrach sich und warf Max und Anna einen alles sagenden Blick zu. „Ronon, Teal'C, Colonel Rust und Max gehen in den Hauptkomplex hinein, der Rest sieht sich mit mir in der restlichen Garnison um.“ „Alles klar“, bestätigte Jules und fütterte ihr SCAR mit einem frischen Magazin. „Gut, dann raus mit uns“, meinte Franzi gleichzeitig mit dem Ruck, der durch den Jumper ging, und sie wissen ließ, dass sie aufgesetzt hatten. „Move it“, befahl Jack und stieg aus, sein eigenes Sturmgewehr im Anschlag. Sie waren am Rande eines kleinen Berges gelandet, der 1,5 Kilometer vom Komplex entfernt lag. Franzi schloss die Heckluke des Jumpers mit der Fernbedienung und ging dann mit ihrem Trupp in Richtung Komplex davon. Jack folgte ihr auf dem Fuße. Nur Ralf und Vala blieben zurück, schnappten sich ihre Ausrüstung und begaben sich auf den Berg.

Dreizehn Minuten waren Ralf und Vala auf Position und hatten ihre Instrumente aufgebaut. Ralf lag bereits hinter seinem Cheytac M-200 und Vala stöpselte einen Hochleistungsfeldstecker in ihren Anzughelm. Das HUD eines Exoskeletts Mark 1 verfügte zwar über ein eingebautes Fernglas, doch für die Aufgaben eines Spotters war es nur unzureichend. „Kanns losgehen?“, fragte Franzi über Funk. Ralf blickte durch das Zielfernrohr seines Scharfschützengewehrs und suchte mithilfe seines HUDs nach seinen Teamkameraden. Nach zwei Sekunden hatte er sie im Bild. Sie waren nun am Rand der Garnison, die hauptsächlich aus einem Basislager aus Containern und einfachen Metallbauten bestand, am äußersten Rand lagen ein großangelegtes Landefeld mit einigen geparkten Maschinen. Das einzige richtige Gebäude war ein drei Stockwerke hohes Gebäude, das einem unnötig hohen Flugzeughangar ähnelte. Die Ori hatten erst begonnen ihre Präsenz auf den gesicherten Planeten auszubauen, weshalb dies der perfekte Ort war, um zuzuschlagen. „Ja, alles klar“, bestätigte Ralf und entsicherte das Gewehr. Langsam zog Nebel auf. „Beeilt euch, keine Ahnung, wie lange wir noch Unterstützungsfeuer geben können.“ Sicherheitshalber schraubte er ein Zusatzvisier auf, das Nebel bis zu einer gewissen Stärke durchdringen konnte.
„Verstanden“, bestätigte Franzi und winkte ihrem Trupp zu. Ronon, Teal'C und Max folgten ihr auf leisen Sohlen, wobei Teal'C in seinem Anzug den Abschluss machte. Jack, Anna, Ernst und Jules warteten, bis der Nebel den anderen Trupp verschluckt hatte. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Jules, die sich in diesem Nebel nicht sehr wohl fühlte. Ernst verteilte einige Pakete C5-Sprengstoff. „Wir machen das, was wir am besten können: einen Haufen Gülle hochjagen.“ „Klingt nach nem Plan“, sagte Jules grinsend und tippte Anna. „Na los, Schwester, suchen wir uns was schönes aus.“ „Sucht euch ein paar schöne Gebäude aus, wir nehmen uns das Flugfeld vor“, zischte Jack ihnen noch nach und machte sich dann mit Ernst auf.

Für Franzi und ihren Trupp war es äußerst heikel sich unbemerkt durch den Stützpunkt zu manövrieren. Ihre Sicht war eingeschränkt und an jeder Ecke stromerten einige Orikrieger umher, unterhielten sich oder schlichen sich zu verbotenen Glücksspielen davon. Zweimal hatte Franzi schon anhalten lassen und darauf warten müssen, dass die Feinde vorbeigegangen waren, bevor sie ihren Weg hatten fortsetzen können. Schließlich waren sie kurz vor dem Südeingang des Hauptkomplexes angelangt und an dem Punkt angelangt, wo der Einsatz von Waffengewalt notwendig wurde. Zwei Orikrieger in voller Kampfmontur und mit Typ-33A2 Plasmagewehren bewaffnet standen Wache und machten absolut keine Anstalten sich zu bewegen. „Und jetzt?“, fragte Max. „Was glaubst Du denn?“, fragte Ronon und zog den Schlitten seiner schallgedämpften Mk.23 zurück. „Ich kann sie schnell genug erwischen, dass sie keinen Alarm mehr geben können.“ „Beide?“, fragte Teal'C. „Zusehen und lernen“, nuschelte Ronon und stürmte, bevor Franzi noch etwas sagen konnte, nach vorne. Im Laufen feuerte er seine Pistole ab, schoss dem einen Krieger in die Stirn. Blut spritzte auf die Wand hinter ihm. Sein Kamerad hatte keine Zeit zu reagieren, denn Ronon hatte bereits seine Waffe auf ihn gerichtet und schoss ihm ins rechte Auge. Auch der zweite Krieger sackte zu Boden, wie ein nasser Kartoffelsack. Franzi und Teal'C sahen Max sprachlos an. Er grinste, auch wenn er ihre Gesichter unter den Helmen der Mark 1 nicht sehen konnte. „Macht er so was öfter?“, fragte Franzi. „Ein bis zweimal die Woche“, entgegnete Max und setzte sich in Bewegung, um zu Ronon aufzuschließen, der gerade versuchte die Tür aufzubekommen. „Die Ori haben dazugelernt“, meinte Max und deutete auf einen Handflächenscanner an der Tür. „Das haben wir gleich“, meinte Franzi und zückte eine Machete. Mit einer schnellen Hackbewegung trennte sie die rechte Hand eines der toten Soldaten ab und legte sie auf den Handflächenscanner. Die Tür sprang auf und Franzi reichte Max die Hand. „Nicht verlieren, wir könnten sie noch brauchen.“ Max betrachtete die Hand angeekelt, bevor er sie verstaute. „Und da geht mein Appetit dahin.“ Teal'C nahm indes Kontakt zu Ralf auf. „Ralf Sikermann, hier ist Teal'C. Wir betreten jetzt den Hauptkomplex. „Verstanden“, bestätigte Ralf. „Ich behalte dann die anderen im Auge, meldet euch, wenn ihr fertig seit.“
Die vier betraten nun das Hauptgebäude und Franzi zückte warf einen Blick auf den Antiker-Lebenszeichnendetektor, der in ihr HUD eingebaut war. „Wir haben Glück, nur zwei Wachen auf der obersten Etage.“ „Dann suchen wir mal nach dem Computerkern“, meinte Max und ging voran, jedoch nicht ohne ein angemessenes Maß an Vorsicht walten zu lassen und die Waffe erhoben zu lassen.


Zur gleichen Zeit hatten Ralf und Vala auf ihrer Position alles unter Kontrolle. Bisher hatten sie noch keinen Schuss abgeben müssen, niemand hatte weder Franzis, noch Jacks Team erwischt. Vala drehte das Mikro ihres Funkgeräts ab, um die Gelegenheit zu nutzen und mit Ralf zu sprechen. Seitdem er Rache an Baal genommen und ihn getötet hatte, hatte er sich verändert – zum besseren. Sie waren sich nähergekommen, wenn auch noch nicht so nah, wie beide es sich wünschten. Deshalb versuchte Vala etwas Konversation zu betreiben. „Irgendwie hoffe ich, dass die herausfinden, dass die Ori wirklich den Krieg beenden wollen.“ Ralf schaltete auch sein Mikro aus. „Ja, das hätte was.“ „Was würdest Du zuerst machen, wenn es wahr wäre?“, fragte Vala interessiert. „Hmm“, meinte Ralf nachdenklich und starrte weiterhin angestrengt durch das Zielfernrohr. „Ich würde abwarten, ob es beim Frieden bleibt und dann nach ein paar Monaten meinen Abschied nehmen. Ich hät nichts dagegen den Rest meines Lebens in Frieden zu verbringen.“ „Ich hät auch nichts dagegen den Rest meines Lebens in Frieden zu verbringen“, sagte Vala. Ralf sah auf und lächelte unter seinem Helm. „Warum machen wir nicht ein Duett draus.“ „Nichts dagegen einzuwenden“, meinte Vala glücklich – und wurde gleich zurück in die Realität gerufen, als sie die dumpfen Alarmsirenen aus der Ferne wahrnahmen und Franzi über die allgemeine Frequenz brüllte: „Wir wurden entdeckt! Colonel, wir könnten Ihre Hilfe gebrauchen!“ „Negativ, Colonel, sie haben uns schon“, entgegnete Jack gepresst. Ralf aktivierte wieder das Mikro und schwenkte das Zielfernrohr herum, um einen Blick auf das Landefeld zu werfen. O'Neills Viererteam war von einer ganzen Kompanie Orikrieger umstellt und hatten bereits die Waffen gestreckt. „Verdammte Scheiße“, murmelte Ralf und schwenkte zurück zum Komplex, wo gerade Franzis Gruppe mit erhobenen Armen aus dem Komplex geführt wurde. „Franzi?“, funkte Vala und bekam keine Antwort, sondern nur rauschen. „Macht euch bereit, wir hauen euch da raus“, murmelte Vala schließlich und machte sich daran für Ralf alle nötigen Daten zu bestimmen. „Negativ“, entgegnete Ralf kopfschüttelnd. „Warum?“, fragte Vala. „Bis die wissen, wo wir sind haben wir das Team freigeschossen.“ „Nicht wirklich. Als Scharfschütze muss man auch wissen, man sich sich geschlagen gibt und seinem Team am besten helfen kann“, erklärte Ralf und schaltete sein Funkgerät aus. „Schalte dein Funkgerät aus und komm mit.“ Vala warf noch einen Blick nach unten, wo das Team gerade zusammengelegt und in eine Art Gefängniskomplex gebracht wurden, und robbte dann mit Ralf nach hinten. „Und jetzt?“ Ralf griff seinen Rucksack und kramte eine Langstreckencomeinheit heraus. „Wir telefonieren nach Hause, Vala.“


Etwa fünfzehn Minuten darauf saßen die Teammitglieder von AR 1und ST 1 an einem langen Tisch im Gefängnis der Ori, waren an ihre Stühle gekettet und ihre Ausrüstung und die Exoskelette waren vor ihnen ausgebreitet. Sechs schwer bewaffnete Wachen standen hinter ihnen, bereit jederzeit einzugreifen, wenn sie auch nur eine falsche Bewegung machten. Überraschenderweise hatte man sie bisher außergewöhnlich gut behandelt. Außergewöhnlich gut jedenfalls für Oristandards in der Pegasusgalaxie, denn hier führte Admiral Piet Hata, 'der Schlächter', das Kommando. Sie warfen sich gegenseitig vielsagende Blicke zu. Wahrscheinlich war Admiral Armelia auf der Enterprise bereits dabei, ihr Schiff Feuer und Verderben spucken zu lassen. Sie musste nur das Verhör durch den Prior durchhalten. „Und Achtung!“, bellte plötzlich ein Unteroffizier der Originarmee in der Verkehrssprache der Ori und die Wachen nahmen Haltung an, um dem eintretenden Prior ihre Ehrerbietung zu demonstrieren.
Der Prior war ein typisches Exemplar seiner Gattung. Groß, hager, glatzköpfig und weiß, wie ein Geist. Er setzte sich den beiden Teams gegenüber und begann tatsächlich zu lächeln. Er faltete die Hände und meinte: „Erstaunlich. Die berühmten ST 1 und AR 1 Teams. Es ist mir eine Ehre, sie kennen zu lernen. Colonel Rust, Colonel O'Neill.“ Er nickte beiden Kommandeuren zu und Franzi und Jack nickten irritiert zurück. „Ihr Plan, Informationen zu beschaffen, war gut, aber unnötig. Die Ori meinen es ernst, sie wollen den Krieg beenden.“ Dieser simple Satz schlug ein, wie eine 16 Megatonnen Bombe. „Verarschen Sie uns nicht“, meinte Ronon brummig. „Ich kann Ihnen versichern, Ronon Dex, dass ich Sie nicht verarsche“, entgegnete der Prior. „Als Zeichen der Aufrichtigkeit, haben die Ori beschlossen, sie acht freizulassen.“ Er nickte den Wachen zu und diese lösten die Fesseln. „Sie sind frei, aber ich möchte sie noch um etwas bitten“, sagte der Prior und überreichte Jack ein Datenpad. „Was ist das?“ „Namen. Schiffs- und Planetennahmen“, entgegnete der Prior. „Die Ori werden besagte Schiffe aus dieser Galaxie abziehen und besagte Planeten den Erdstreitkräften übergeben. Und wenn ihr Geheimdienst in der Milchstraße nachsieht, werden sie merken, dass Admiral Dakamar in die Heimat zurückgerufen worden ist.“ „Warum?“, fragte Franzi augenblicklich. „Warum geben die Ori einfach so den Krieg auf?“ Der Prior lächelte milde. „Ich bin nur ein Bote, ein Hirte für die Herde der Gläubigen. Es steht mir nicht zu, die Anweisungen der Ori nach meinem Belieben zu interpretieren. Ich weiß nur, dass sie es aufrichtig meinen und den Krieg gegen die Erde beenden wollen. Ach ja... und als Zeichen des guten Willens, dürfen sie gehen und werden nicht für die Ermordung der Wachen belangt. Sehen wir es einfach als... Missverständnis.“ „Okay, wir bringe das auf jeden Fall zu unseren Leuten“, meinte Franzi und begann in ihr Exoskelett zu schlüpfen. „Sehr schön, sehr schön“, meinte der Prior, erhob sich und verließ das Gefängnis, die Tür blieb offen stehen und die Wachen folgten ihm. Die Teams waren alleine.

Der Rückzug von ST 1 und AR 1 war einer der schnellsten in der Geschichte beider Einheiten. Sie eilten zurück zur Landestelle, nur um Ralf, Vala und achtzig Marines dort vorzufinden, die gerade Panzer einfliegen ließen. „Was macht ihr denn hier?“, fragte Vala mehr als überrascht. „Ich würd mal sagen, es sieht nach ner strategischen Flucht aus“, meinte Jules mit ihrem üblichen Galgenhumor-Unterton in der Stimme. „Die Ori haben uns laufen lassen.“ „Ernsthaft?“, fragte Ralf. „Nein, wir sind immer noch Gefangen und sind Erscheinungen“, meinte Ernst und begab sich zum Jumper. „Ich hab die Schnauze voll, lasst uns nach Hause fahren.“ Ralf, Vala und die Marines standen nur mit offenem Mund da. „Wie jetzt?“ „Ich erklärs unterwegs“, meinte Franzi. „Sagen wir nur, dass es sein könnte, dass der Krieg zu Ende ist.“


„Wenn wir fertig sind, ist der Krieg zu Ende“, sagte Seelenadmiral Faaron Dakamar zu seinem engen Freund und Flaggkommandanten Teeral Rehma. Der gezwungenermaßen im Dienste der Ori stehende Admiral goss sich noch ein Glas heredionischen Whiskey ein und warf einen Blick ins All aus dem großen Fenster seines Privatquartiers. Er hatte seine Flagge vorübergehend von der Heredions Stolz auf ein anderes Kriegsschiff tragen müssen und Rehma gleich mitgebracht. „Ich wünschte, ich könnte deinen Optimismus teilen, Faaron“, kommentierte Rehma die letzte Aussage seines langjährigen Freundes. „Ich glaube nicht, dass die Erdlinge so dumm sind und auf diese offensichtliche Flinte reinfallen.“ „Nun ja, 'offensichtlich' würde ich diese Finte zur Abwechslung mal nicht nennen“, entgegnete Dakamar und nippte an seinem Drink. „Das muss man Hata lassen, er weiß, wie man Leute verarscht.“ „Dann muss ich mir ja keine Sorgen mehr machen“, scherzte Rehma und hob freudig die Arme. „Was kann schon schiefgehen, wenn Du deine Strategien mit Hatas Verarschkünsten kombinierst?“ „Eine ganze Menge sogar, Teeral, ich weiߓ, meinte Dakamar. „Aber wir müssen es ja wohl eingehen, oder? Unsere lieben Freunde im Hauptquartier haben ja klargemacht, dass gefälligst diesmal alles glatt laufen muss.“ „Schon klar, Faaron“, sagte Teeral und versuchte eine bequemere Sitzposition zu finden. „Ich hoffe auch, dass Operation Gänseblümchen ein Erfolg wird. Dann ist der Krieg wenigstens endlich vorbei und wir können wieder nach Hause.“
Operation Gänseblümchen: ein harmloser Name, hinter dem sich eine hochexplosive militärische Operation steckte, vielleicht die größte Operation der letzten zehntausend Jahre. Sie war der geistige Nachfolger von Dakamars vorheriger Operation, Operation Flammenschwert, die vor fünf Monaten zwar erfolgreich gestartet war, sich jedoch im Endeffekt totgelaufen hatte. Dakamar hatte von Anfang an darauf bestanden gehabt, dass er einfach mehr Kräfte benötigte, um in zwei Galaxien die Erdstreitkräfte vernichtend zu schlagen. Der Generalstab hatte nicht hören wollen und das war das Verhängnis gewesen, dass Operation Flammenschwert den Todesstoß versetzt hatte.
Dakamar selbst verglich sich in dieser Situation gerne mit George S. Patton jr., dessen Plan zur Operation Overlord nicht angenommen worden war, sondern stattdessen eine abgewandelte Version von Bernard Law Montgomery. Das Resultat war das gleiche gewesen: ein Fehlschlag. In beiden Fällen hatten die Initiatoren zwar Fuß im feindlichen Gebiet fassen können, doch das war es dann auch gewesen. Erst die Operation nach Overlord, der Plan Cobra von Patton und General Omar Bradley, hatte den Sieg der Alliierten gefestigt. 'Geschichte wiederholt sich ständig', dachte Dakamar fast belustigt. Gänseblümchen sollte den Sieg für die Ori sichern und den Erdstreitkräften astronomische Verluste bescheren. Seit vier Monaten arbeitete er an diesem Plan, hatte alle Schiffe und Soldaten zusammengezogen, die er nur konnte.
„Teeral?“, meinte Dakamar und wandte sich vom Fenster ab. Der Flaggkommandant sah auf. „Ja?“ „Komm doch bitte mal hier her und sag mir, dass die Menschen das hier schlagen können.“ Teeral Rehma erhob sich und trat neben Faaron Dakamar ans Fenster. In relativer Entfernung zu ihrem Schiff befanden sich mindestens einhundert Kriegsschiffe der unterschiedlichsten Größen und sowohl Dakamar, als auch Rehma kannten die genaue Zahl: 147. 147 Schlachtschiffe, Schlachtkreuzer, Kreuzer, Zerstörer, Fregatten und Truppentransporter ankerten da im Orbit von Ortus Mallum. 147 Schiffe, die – kombiniert mit den Einheiten aus Milchstraße und Pegasusgalaxie – eine Gesamtzahl von 259 ergaben. Ganz zu schweigen von 12 Millionen bereitstehenden, gut ausgebildeten Soldaten und tausenden Panzern, Artilleriegeschützen und Gunships. Manchmal ließen sich Quantität und Qualität doch miteinander vereinbaren, dafür hatte er gesorgt. „Damit sollten wir den Krieg beenden können“, sagte Dakamar überzeugt. „Und wenn nicht... dann weiß ich auch nicht mehr weiter.“ „Ja, wahrscheinlich hast Du recht.“ Rehma verschränkte die Arme vor der Brust. „Es schmeckt mir nur nicht wirklich, dass wir so eine Scharade aufziehen. Seit einem Monat spielt die Originarmee Kuscheltier und nicht Tiger. Alles in mir sträubt sich dagegen.“ Dakamar lächelte leicht und klopfte seinem Waffenbruder auf die Schulter. „Nicht mehr lange, Teeral, nicht mehr lange.“ Teeral sah ihn ernst an. „Weißt Du schon, wann es losgehen wird?“ Dakamar nickte. „Hata hat mir heute Mittag eine Nachricht zukommen lassen. Der Bau des neuen Supertors der Pegasusgalaxie ist abgeschlossen. Diesmal hat er seine Fehler nicht wiederholt und stattdessen den Bau gut bewachen lassen. Die gesamte Pegasusflotte wartet direkt am Supertor darauf, dass wir uns mit ihr vereinigen und Gänseblümchen anlaufen lassen.“
Teeral Rehma grinste. „Dann wird es ja Zeit, dass wir ins Threshold-System aufbrechen. Wann gehts los?“ Dakamar erwiderte das Grinsen. „Morgen früh brechen wir nach Threshold auf. Dann kann sich Atlantis warm anziehen.“





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