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TGE Combined - Fire of War von Atlan, Colonel Maybourne

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1.34 Gladiatura
von Atlan




„Basis One, hier ist die EDS Enterprise, Paket ist auf dem Weg.“
Die EDS Enterprise, Flaggschiff der 3. Flotte unter dem Befehl von Admiral Armelia hatte im 4520. Sternensystem der Pegasusgalaxie geankert, damit Richard Woolsey und AR 1 die Chance hatten ein Gipfeltreffen mit neuen Verbündeten abzuhalten. Das wäre sicherlich nichts aufregendes gewesen, wären diese Verbündeten nicht ein kleiner Wraith-Stamm gewesen, von dem Todd als Commander akzeptiert worden war. Deswegen hatte sich Armelia es sich nicht nehmen lassen das Team eigenhändig herzufliegen.
Armelia war absolut nicht froh über diesen Punkt und wippte mit ihrem Bein ungeduldig auf und ab, während sie von ihrem Kommandantensessel aus beobachtete, wie ein Jumper, eskortiert von zwei Hammerheads, seinen Weg zum Basisschiff antrat. „Haben die Wraith schon geantwortet?“, fragte sie den Kommunikationsmaat. Der zuständige Petty Officer hörte noch einige Sekunden in seine Anlage hinein, dann antwortete er: „Basis One bestätigt und heißt Jumper-023 willkommen. Sie bitten um die Erlaubnis längsseits kommen zu dürfen, während das Gipfeltreffen stattfindet.“ Armelia verzog das Gesicht. Unter Todd's Kommando oder nicht, sie traute den Wraith nicht. Doch Woolsey hatte von der UN eindeutige Befehle erhalten, was die Wraith betraf: Sollte es möglich sein die Wraith als Verbündete im Kampf gegen die Ori zu bekommen, dann sollten alle Navy- und Heeresoffiziere versuchen darauf hinzuarbeiten und möglichst freundlich zu den Wraith zu sein. Deshalb antwortete Armelia schließlich: „Meine Empfehlung an den Officer of the Watch des Basisschiffs, Erlaubnis erteilt. Steuermann, Kurs und Geschwindigkeit anpassen. Lassen Sie uns nett zu unseren potenziellen Verbündeten sein...“


Jumper-023 dockte wenige Minuten später im Backbordhangar des Basisschiffs an, die Hammerheads waren bereits abgedreht und zur Enterprise zurückgekehrt. Jack O'Neill, der an den Kontrollen saß, schaltete nun die Bordsysteme aus und sah seine Teammitglieder an. Anna von Schönhausen, der man Extrazeit mit ihrem Sohn zugestehen wollte, und Oberstleutnant Allert, der in Abwesenheit von O'Neill und Woolsey das Kommando hatte, waren nicht anwesend, dafür begleitete aber Doktor Anja Heinrich das Team. 90% ihrer Bewaffnungen waren zu Hause geblieben, schließlich war dies ein Freundschaftsbesuch. Einzig und allein auf ihre Faustfeuerwaffen hatte Woolsey bestanden, der nun gerade seine M1911 Colt Gouvernment überprüfte und dann wieder in das verdeckte Schulterholster unter seinem Jackett verstaute. Trotz des freundschaftlichen Anlasses würde er sich nicht mit heruntergelassenen Hosen zeigen. Er rückte seine Brille zurecht und sah noch einmal jeden eindringlich an. „Verhalten Sie sich alle ruhig. Ich werde das Gespräch führen, Sie sprechen nur, wenn um ihre Meinung gebeten wird. Doktor Heinrich wird das Gespräch übernehmen, wenn wir zur Gentherapie kommen. Ronon, Sie halten sich insbesonders zurück.“ Ronon Dex blickte brummig drein und schaltete seine Energiepistole in den Betäubungsmodus. Woolsey's Rat war sicher angebracht, denn unter den Wraith war Ronon als der 'Überall-zu-gleich-Töter' bekannt. Offiziell gingen mehr als 4000 Krieger auf sein Kill-Konto, doch inoffiziell sollten es sogar noch mehr sein, was jedoch niemand zugeben wollte. „Wickers, Sie werden sich neben mich setzen und mich anstoßen, wenn ich irgendwas sage, was gegen das Protokoll verstößt oder ich unbemerkt etwas unhöfliches von mir gegeben habe.“ „Geht klar“, bestätigte Max Wickers. „Hoffentlich wird hiernach Ihr Schienbein nicht in allen Regenbogenfarben leuchten...“ Den letzten Satz nuschelte er und hüstelte im Anschluss. Woolsey ignorierte den Spruch des Archäologen und Hobby-Casanovas. „Gut, packen wir es an. Colonel, die Luke.“ Jack nickte stumm und aktivierte den Öffnungsmechanismus, dann setzte er sein nachtschwarzes Barett mit dem Atlantisabzeichen auf und erhob sich. „Ronon, Spalier bilden.“ Er rückte seine Einsatzweste zurecht, die er anstelle des klobigen Kampfpanzers trug. Ronon, ebenfalls in einer regulären Kampfmontur, jedoch stark nach persönlichen Wünschen modifiziert und abgewandelt, nickte und stieg zusammen mit Jack vor den anderen aus, um sich links und rechts des Jumpers zu positionieren. Dann trat Woolsey hinaus und blickte erstaunt auf die Landeplattform.
„Achtung an Deck!“, brüllte ein Wraithoffizier auf Englisch und eine ganze Kompanie Wraithkrieger präsentierte ihre Blastergewehre und stand nach irdischem Militärprotokoll stramm. Fünf Offiziere hatten direkt davor positioniert und salutierten einigermaßen gekonnt.
Max pfiff schräg eine Melodie. „Schneidig, da hat unser lieber Todd ja einiges erreicht...“ „Wenn man vom Teufel spricht“, murmelte Jack und blickte den Ehrenspalier hinab, wo Todd nun auf den Jumper zuschritt. Er trug seinen typischen Ledermantel, doch dieser war mit edlen Spickereien und Symbolen verziert worden und an der Seite trug er eine Blankwaffe, die einem Paradedegen ähnelte, wenn auch im Wraithstil. „Willkommen an Bord“, sagte er höflich und reichte Woolsey die Hand. Der ergriff sie ohne viel Zögern. „Danke für den Empfang, Commander.“ Todd gönnte sich eines seiner verschlagenen Lächeln. „Nun, ich habe genug Zeit unter den Menschen verbracht, um mir das eine oder andere abzugucken. Es ist erstaunlich, was ein paar einfache Exerzierreglements doch für Wunder bewirken können.“ Woolsey fiel in das Lächeln ein und blickte am Commander des Stammes auf und ab. „Sie haben es weit gebracht, Todd, und das in sehr kurzer Zeit.“ Todd zuckte geschmeichelt mit den Schultern. „Nun, ich hatte auch eine Portion Glück. Eine neue Queen erreichte das Erwachsenenalter und gründete ihren Stamm. Meine Expertise und mein Genius fanden schnell Verwendung und ich wurde Commander.“ „Glückwunsch“, presste Ronon hervor. Todd nickte dem Sateder höflich zu. Die Beiden würden nie Freunde werden, doch wenigstens sahen sie sich nicht mehr länger als Feinde, sondern zumindest als Verbündete. Das genügte Woolsey und auch Jack, der sich nun räusperte. „Vielleicht sollte wir fortfahren. Es ist ungewiss, wie lange wir ungestört sprechen können.“ Todd nickte und wies mit Gesten Woolsey an neben ihm herzuschreiten.
Zusammen nahmen sie eine kurze Parade der Kriegerdrohnen ab, Jack, Max, Ronon und Doktor Heinrich direkt hinter ihnen. Anschließend folgten sie Todd aus dem Hangar heraus.
Max und Ronon betrachteten aus den Augenwinkeln die Offiziere, die ihnen vorhin die Ehrenbezeugung erboten hatten. Nun blickten sie der Abordnung argwöhnisch hinterher. „Das gefällt mir nicht“, sagte Ronon im Vertrauen zu Max, als sie außer Sicht- und Hörweite waren. „Die Offiziere sahen nicht gerade glücklich über unsere Anwesenheit aus.“ „Über zehn Jahrtausende Misstrauen, Krieg und Naturinstinkte“, entgegnete Max nachdenklich. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das alles innerhalb von Monaten zu Grabe tragen kann.“ „Ja, aber ich mach in deren Gegenwart trotzdem kein Auge zu“, antwortete Ronon. „Gut, dann kannst Du ja auf uns Andere aufpassen wenn wir es tun“, scherzte Max und hüstelte.

Nach einem halben Dutzend Korridoren, zwei Aufzügen und einem Teleporter erreichten sie schließlich den Konferenzraum und traten ein. Im Inneren wartete bereits die Königin auf sie. Woolsey verbeugte sich als erster, Todd machte sogar einen Kniefall, nur um sich dann an die Seite seiner Queen zu stellen, die auf einem schmucklosen Thron am Kopf des Tisches saß. „Meine Königin, Richard Woolsey, Kommandeur von Atlantis, Abgesandter der Erde , sowie Doktor Anja Heinrich, Chefärztin von Atlantis, und Colonel Jack O'Neill, Ronon Dex und Max Wickers von AR 1.“ Die Queen warf einen Blick auf die vier Männer, die sich unterschiedlich stark – Ronon begnügte sich mit einem starken Kopfnicken – verbeugten. Es war schon erstaunlich. Laut Todd war diese Queen keine neunzehn Jahre alt, wirkte jedoch um einige Jahre älter. Das war sowieso so ein Ding: niemand konnte das Alter eines Wraith schätzen. Eine Queen sah meist zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig aus, egal wie alt sie war. Bei den Offizieren verhielt es sich ähnlich. Todd war – seinen diversen Anspielungen nach – schätzungsweise 13.000 Jahre alt, wirkte jedoch keinen Tag älter als Mitte Vierzig.
Die Queen fühlte sich sichtlich geschmeichelt von dieser Ehrerbietung durch einen offiziellen Feind der Wraithheit und führte eine gebieterische Handbewegung aus. „Bitte, erhebt euch, nehmt Platz.“ Woolsey nickte stumm und setzte sich an das andere Ende des Tisches, der Queen gegenüber. Der Rest seines Teams und Todd nahmen ebenfalls Platz. „Also“, begann die junge Queen. „wie weit sind sie mit der Gentherapie?“ Alle Blicke wanderten zu Anja Heinrich. Die Chefärztin räusperte sich und suchte kurz nach Worten. Bei diesem Treffen ging es um nichts anderes, als die Gentherapie, die Wraith die Möglichkeit geben sollte sich von richtiger Nahrung ernähren zu können und nicht mehr von Menschen. Todd hatte seinen Stamm davon überzeugen können und die junge Queen, die wie alle Königinnen natürlich ihre Macht mehren wollte, hatte erkannt, dass man so nicht nur einen Waffenstillstand und ein mögliches Bündnis mit den Erdmenschen eingehen könnte, nein der Stamm könnte sogar unbegrenzt expandieren, wenn es keinen Nahrungsmangel mehr gab.
„Nun, im Großen und Ganzen sind wir fertig“, antwortete Anja schließlich. Sie wies auf Todd. „Ihr Commander ist das lebende Beispiel. Ich habe die neuste Version der Gentherapie an ihm getestet und es gibt nun keine Nebenwirkungen mehr.“ „Das stimmt“, fügte Todd hinzu. „Ich habe mich seit zehn Monaten nicht mehr nähren müssen und Menschennahrung genügt vollkommen.“ Die Queen sah beeindruckt aus. „Ich möchte mehr davon erfahren. Wie funktioniert die Gentherapie genau?“ „Nun, man kann die Abhängigkeit der Wraith von Menschen als Nahrung und der Unfähigkeit menschliche Nahrung zu verarbeiten mit der Laktoseintoleranz bei erwachsenen Menschen vergleichen. Als Kinder haben sie die Fähigkeit Milchprodukte zu sich zu nehmen, im Erwachsenenalter verlieren sie die Fähigkeit.“ Hier übernahm Woolsey: „Doktor Heinrich kam also auf die großartige Idee es mit einem ähnlichen Medikament, wie L34-I zu versuchen, das ist ein Medikament, das Laktoseintoleranz behebt. So ist die Gentherapie entstanden.“ Doc Heinrich lächelte geschmeichelt und die Queen nickte. „Dann ist es wohl Zeit es mit einer größeren Forschungsreihe zu beginnen. Ich werde einige Einheiten Krieger und Offiziere anweisen sich der Therapie zu unterziehen.“ „Einfach so?“, warf Jack plötzlich ein und fing sich einen Tritt unter dem Tisch von Max und Woolsey zugleich ein. Die Queen aber störte sich an der Frage von der Seitenlinie nicht, sondern gönnte sich nur ein zufriedenes Lächeln. „Der Commander hat mich bereits vor einigen Wochen überzeugt. Ich wollte dieses Treffen jedoch nutzen, um unsere zerrütteten Verhältnisse etwas auszubessern.“ „Eine kluge Entscheidung“, meinte Woolsey aufrichtig. Die Queen nickte ihm dankend für das Kompliment zu und fuhr fort: „Ich bin nicht so auf die alte Ordnung fixiert, wie meine Schwestern und Vorfahren. Ich war noch jung, als Ihr Volk das erste Mal in unsere Galaxie kam, Mister Woolsey, und inzwischen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man sie nicht stoppen kann. Dafür seit ihr Erdmenschen zu gefährlich und zielstrebig. Wir können uns letztendlich nur euch entgegenstellen und am Ende überrollt werden, auf das die Geschichte uns zu Grabe trägt, oder wir passen uns an und formen ein Bündnis gegen die Ori.“
Todd lächelte zufrieden. Die letzten acht Monate der harten Arbeit hatten sich wirklich gelohnt, besonders wenn er sich die erstaunten Gesichter seiner irdischen Freunde betrachtete. „Was sagen Sie, Mister Woolsey?“, fragte er schließlich in die Stille hinein. Woolsey räusperte sich. „Nun, das kommt überraschend. Es ist natürlich an der UN dies zu entscheiden, aber ich denke, wir befinden uns auf einem guten Weg zur besseren Verständnis.“ Die Queen und Todd nickten gleichzeitig. „Doktor Heinrich, wir wären erfreut, wenn Sie augenblicklich anfangen könnten. Wir stellen Ihnen ein Labor und eine Unterkunft bereit“, sagte die Queen. „Sie Anderen dürfen natürlich als unsere Gäste bleiben.“ „Das nehmen wir gerne an“, sagte Ronon rau. „Danke.“
Woolsey erhob sich zufrieden. „Gut, ich denke, wir sollten loslegen, wir haben noch viel zu tun.“


Die nächsten drei Wochen vergingen beinahe wie im Fluge. Anja Heinrich, Jack, Ronon und Max verblieben auf dem Basisschiff, während Woolsey bereits nach Atlantis zurückgekehrt war. Admiral Armelia und die EDS Enterprise verblieben in der Gesellschaft des Basisschiffs. Schließlich war der Punkt gekommen, an dem die Queen mit den Ergebnissen der Testreihe zufrieden war und schließlich ihren ganzen Stamm mit der Gentherapie behandeln ließ.
Am selben Abend traf sich die Queen mit Todd in ihrem Quartier. Sie saßen zusammen an einem Tisch und blickten durch ein großes Panoramafenster hinaus ins All, wo gerade einige Geschwader des Basisschiffs Manöver durchführten – zum Missfallen von Admiral Armelia, die ihr Missfallen versuchte herunterzuschlucken, natürlich nur auf Anweisung des Oberkommandos.
„Es war gut von Dir, diese Vereinbarung zu arrangieren, Klarer-Geist“, sagte die Queen lobend zu Todd. Als Commander war er nicht nur ihr Erster Offizier, sondern auch ihr einziger Gefährte und Gatte – unter anderem ein Grund dafür, dass der Posten des Commanders so begehrt unter den Offizieren war. „Ich habe nur meinen Teil dazu beigetragen, dass unser Volk seinen Glanz nicht verliert“, spielte Todd seine Rolle hinunter. „Ich habe Dir schon mehrmals gesagt, dass Du in meiner Gegenwart nicht so bescheiden sein musst“, antwortete die Queen belustigt, wurde dann aber wieder ernst. „Wie dem auch sei: ich habe eine Mitteilung von Solacium erhalten.“ Todd stockte. Solacium war die Heimat der Wraith, geheimgehalten und die Position war nur der Königin selbst bekannt. Hier hatte vor über 20.000 Jahren die erste empfindungsfähige Königin das Licht der Welt erblickt und das Volk der Wraith gegründet. Nach dem Krieg gegen die Antiker waren die Wraith heimgekehrt und hatten Solacium aufgebaut, das Zentrum des Imperiums. Doch als das Imperium im Laufe der Jahre durch kleinliche Bürgerkriege und Dekadenz zerfallen war hatte auch Solacium an Bedeutung verloren. Erst mit Auftauchen der Erdmenschen und später der Ori war Solacium wieder zu alter Blüte zurückgekehrt. „Was hat der Rat gesagt?“ Der Rat bestand aus allen Königinnen der ursprünglichen Wraithstämme, von denen es nur noch fünfundzwanzig gab, fünfundzwanzig von ehemals 312.
„Ich habe ihnen von unserem Vorhaben berichtet“, erklärte die Queen und fühlte mit dem Daumen über ihren Nährmund, der nun auch für sie seine einstmals wichtige Bedeutung verloren hatte. Auch sie hatte sich der Gentherapie unterzogen. „Sie wollen nichts davon wissen“, erklärte die Queen. „Nichts?“, wiederholte Todd ungläubig und schlug wütend auf den Tisch. Die Queen nickte. „Sie verharren starr in der Vergangenheit und wollen lieber sterben, als diese Gentherapie anzunehmen.“ „Diese Narren“, verfluchte Todd die anderen Stämme. „Können wir irgendwas tun?“ Die Queen nickte. „Wir fliegen nach Solacium und sprechen gemeinsam vor dem Rat vor.“ Todd nickte kämpferisch. Noch war er nicht bereit aufzugeben und seine harte Arbeit zu nichte machen zu sehen. Die Queen erhob sich. „So gerne ich die Gesellschaft unserer Gäste genossen habe, nun müssen sie leider gehen. Wohin wir gehen können sie nicht mit...“


Selbst bei maximaler Hypergeschwindigkeit dauerte es siebzehn Tage, bis das Basisschiff Solacium erreichte. Dies lag hauptsächlich daran, dass die Queen während dieser Zeit selbst das Steuer übernehmen musste und die vorgeschriebenen zehn Zufallshypersprünge ausführen musste, damit auch ja niemand den Wraith nach Solacium folgte.
„Wir sind da“, sagte die Queen schließlich und wandte sich zu Todd, der andächtig den Bildschirm der Kommandobrücke betrachtete. „Solacium...“, murmelte Todd fasziniert, bewegt und andächtig zugleich. Solacium war einzigartig. Der Heimatplanet der Wraith war etwas größer als die Erde, jedoch bei weitem nicht so bebaut wie diese. Es gab wenige große Städte, doch diese konnte man dafür vom Orbit aussehen. Der Großteil der Oberfläche diente wie in alten Zeiten der Ausbrütung und Aufziehung der Nachkommen, wobei Königinnen, Offiziere und Fußkrieger separat voneinander aufgezogen wurden. Im Orbit schwebte eine gewaltige Raumfestung, Solacium One, das militärische und exekutive Zentrum des Wraithimperiums. Drumherum waren die großen Raumdocks verakert, in denen die Schiffe repariert, gewartet oder gebaut wurden. Das Basischiff flog behände an einer Dreadnoght vorbei, die sich in der letzten Bauphase befand. Der Mensch, den man mit dem Schiffs-Virus infiziert hatte, hatte sich inzwischen vollkommen zu einer Dreadnoght verwandelt und Techniker installierten gerade Waffensysteme und Innenausstattung. Sowohl Todd, als auch die Queen besahen sich neidisch das Schiff. Ihr Stamm war praktisch brandneu, weshalb sie auch nur ein Basisschiff besaßen. Es fehlte ihnen noch an Macht, Einfluss und entgegengebrachtem Respekt, um eine größere Flotte zu betreiben. Das stand auf Todd's 'To-Do-Liste' ganz weit oben.
„Solacium Dockkontrolle, hier ist Commander Klarer-Geist vom Seraph-Stamm, wir bitten um Einweisung“, meldete sich Todd über Funk bei Solacium One an. „Bestätigt, Seraph-Stamm“, entgegnete eine Stimme kurz darauf. „Dockerlaubnis an Bucht Vier. Wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt.“ Die Queen übergab das Steuer einem rangniederen Offizier und begab sich dann mit Todd zur Andockschleuse. „Es wird Zeit dem Rat gegenüberzutreten“, sagte die Queen und Todd nickte entschlossen.

Die Kammer des Rates befand sich auf der obersten Etage von Solacium One in einer gigantischen Beobachtungslounge. Die Architekten hatten vor tausenden Jahren versucht die Ratskammer mit einem prachtvollen Garten zu verbinden, indem sich alle Pflanzen tummelten, die den Wraith(königinnen) gefielen. Todd fand, dass die Architekten gute Arbeit geleistet hatten, als er in Begleitung seiner Queen den Weg zum Rat antrat. Insgesamt musste man vom Grund des Ratturms 312 Stufen hinaufsteigen, bis man den Imperialen Rat erreichte. 312, für jeden der ursprünglichen Stämme eine Stufe und auf die jeweilige Stufe war in feiner Schrift der jeweilige Name aufgetragen. Todd war diese Stufen in seinem langen Leben bisher erst zweimal hinauf geschritten. Einst, als man ihn zum Leiter der Wissenschaftsakademie ernannt hatte, das war noch vor dem Antikerkrieg gewesen und das zweite Mal am Ende des Krieges, als der letzte Kaiser der Wraith ihn und einige andere wichtige Offiziere und Fußsoldaten für ihre Rolle im Krieg ausgezeichnet hatte.
Todd schwelgte gerne in Erinnerungen, erinnerte sich gerne an die gute, alte Zeit wo noch viel mehr dazu gehörte ein Wraithoffizier zu sein, als heute. Damals, vor dem Krieg, waren alle Offiziere Wissenschaftler und Krieger zugleich gewesen. Damals, als die Wraith noch jung gewesen waren und unbedingt auf den Stand der Antiker kommen wollten. Damals, als aus den 312 Stämmen noch ein Kaiser hervorging, im Gladiatura gestählt und von den Schöpfungsgöttern auserwählt das Volk zu leiten. Todd hatte, aufgrund seiner Position als Leiter der Wissenschaftsakademie, die letzten zwei Kaiserpaare kennengelernt. Weise-Faust, unter dem Solacium vollendet wurde und der Fortschritt seinen Höhepunkt erreichte und Besonnener-Krieg, er die Armeen der Wraith zusammen mit seiner Kaiserin in den Sieg gegen die Antiker geführt hatte.
Nach dem Ende des Antikerkrieges gab es nie mehr einen Wraithkaiser und auch keine Kaiserin. Die Commander der Stämme sahen keinen Grund mehr darin Gladiatura zu fordern, den gefährlichsten Kampf, den ein Wraith bestreiten konnte. Warum auch? Es ging ihnen doch auch so gut. Niemand kümmerte sich mehr um den Erhalt und die Mehrung des Imperiums. Niemand wollte sich mehr gegen die Königinnen erheben und die von ihnen angesetzte Ordnung ankämpfen (Königinen regieren, Offiziere denken und befehligen, Kriegerdrohnen kämpfen und sterben). Schließlich stagnierte das Imperium und bröckelte nun langsam vor sich hin. Von 312 Stämmen gab es nur noch fünfundzwanzig. Die Wissenschaftsakademie hatte man vor über 8000 Jahren geschlossen und Todd hatte sich seitdem als Commander durchschlagen müssen. Offiziere waren keine Wissenschaftlerkrieger mehr, nur noch Krieger oder Wissenschaftler. Musik, Kunst und Philosophie interessierte nur noch die alten Wraith und von denen gab es nur noch wenige. Todd machte das krank, fast sprichwörtlich seit Jahrtausenden. Vielleicht fühlte er sich deshalb so zu den Erdmenschen hingezogen. Sie hatten noch Feuer, den Willen über sich hinauszuwachsen.

Er schreckte aus seinen Gedanken bei Stufe 219 hoch, als eine Zwischenebene begann und er in nur wenigen Metern Entfernung, in eine Unterhaltung mit einem anderen Commander versunken, niemand anderen sah, als Kampf-Seele. Kampf-Seele, Todd's ehemaliger Stellvertreter und Freund, bis er ihn eines Tages, als er in einem Genii-Gefängnis dahinsiechte, eine Klinge in den Rücken gestoßen und seinen Platz eingenommen hatte. Seine Rückkehr war alles andere, als ein Triumphzug geworden und Kampf-Seele, oder Kenny wie ihn die Menschen nannten, und die Königin seines ehemaligen Stammes hatten ihn so lange ausgenutzt, wie er nützlich war, um den intergalaktischen Hyperantrieb zu akquirieren. Anschließend hatte Todd sich dann mit den Menschen verbündet, um Rache zu nehmen. Doch die Rache war seit über zwei Jahren ausgeblieben. Erst war Kampf-Seele rechtzeitig aus der Schlacht entkommen, dann war er in die Pegasusgalaxie zurückgekehrt und hatte erneut versucht Atlantis Ärger zu machen, nur um wieder rechtzeitig zu fliehen. Und nun stand er hier, direkt vor Todd. Einen Augenblick überlegte er sein Schwert zu ziehen und Kampf-Seele augenblicklich zu enthaupten, doch dann entschied er sich dagegen. Das war zu primitiv und keine Genugtuung. Nicht nur an Kampf-Seele wollte er sich rächen, sondern auch an dieser falschen Schlange von Königin, die seinen Stamm zu Grund gewirtschaftet hatte.
Endlich bemerkte Kampf-Seele Todd und legte sogleich seine Hand auf den Griff des Paradedegens. Er neigte – wie es sich für eine falsche Schlange gehörte – respektvoll den Kopf. „Oh, Commander Klarer-Geist, es ist schön, Dich wiederzusehen.“ „Kampf-Seele“, entgegnete Todd mit weit weniger blumigen Unterton. „Ich beglückwünsche Dich zu Deiner neuen Position, Klarer-Geist. Nicht viele Wraith haben das... Glück in deiner Position zu sein und einer neuen Königin zu dienen.“ Kampf-Seele blickte abwertend zu Todd's Königin. Eigentlich eine Tat, die in den alten Zeiten mit augenblicklicher Exekution geahndet worden wäre. Doch Zeiten hatten sich geändert. Junge Königinnen waren kein Segen mehr, sie wurden belächelt, weil ihr Stamm keiner der ursprünglichen 312 mehr war. In der alten Zeit hätte man sie als Gleiche unter Gleichen behandelt. Früher... Todd versuchte nicht abzuschweifen. „Wir werden uns wieder begegnen, Kampf-Seele, dann klären wir unsere Angelegenheiten.“ Kampf-Seele nickte stumm. Todd wusste genau welche Knöpfe man bei Kampf-Seele drücken musste, damit er ins Schwitzen geriet. Er war einer von denen, die reine Krieger waren, also nur ein halber Wraithoffizier. Todd hatte einst versucht ihm als Mentor zu dienen, doch Kampf-Seele hatte nichts davon hören wollen. Er konnte sogar nicht anders, die Königinnen programmierten ihre Kinder inzwischen so. Angeblich um sie zu besseren Kriegern zu machen, doch eigentlich war es das Gegenteil: sie wurden zu schlechteren Kriegern. Todd drehte sich ab und begleitete seine Königin, die aufgrund des Vorfalls arg in ins Grübeln geraten war, die restlichen Stufen hinauf. Kampf-Seele blieb unten zurück und starrte ihnen hinterher.

Der Rat hatte bereits zusammengefunden, als Todd und die Queen, die sich inzwischen wieder gefasst hatte, die letzte Stufe erreichten und vor den Rat traten. Die fünfundzwanzig Königinnen, unter denen Todd auch seine ehemalige Königin erkannte, standen auf einer hohen, halbmondförmigen Plattform gut fünf Meter über Todd und seiner Queen. In der alten Zeit war die Plattform größer gewesen. Man zog sie nicht mehr aus. Warum auch? Von den noch über zweihundert Stämmen hatten schließlich nur fünfundzwanzig das Anrecht auf einen Sitz. Über 170 Stämme hatten keinen Sitz im Rat. Todd's Meinung nach einer der Grund für die vielen Bürgerkriege der letzten Jahrtausende. Aber was wusste er schon, er hatte ja nur 12.000 Jahre Lebenserfahrung...
„Geehrte Königinnen“, begann Todd's Queen nun zu sprechen. Es war armselig, dass eine Königin sich so vor ihresgleichen unterwerfen musste. Noch dazu eine junge Königin, die mehr Potenzial, Intelligenz und Weitsicht hatte, als alle von diesen Fünfundzwanzig in nur einem Finger. „ihr wisst, warum ich vor den Rat getreten bin?“
„Wir wissen es, Königin des Seraph-Stamms“, antwortete eine Königin. Auch das war eine Beleidigung. Dem Stamm wurde das Adjektiv 'ehrenhafter' vorenthalten. Ein kleines Wort, aber für jeden anständigen Wraith eine Beleidigung. Auch dies schluckte die Queen zum Wohle der Sache. Es waren Momente wie dieser, in denen Todd es am Meisten freute, Commander der Queen zu sein. Sie war vom Geist der alten Kaiserinnen durchdrungen, die gemeinsam mit ihren Commandern als Team über die Wraith herrschten. „Und Du kennst unsere Antwort bereits, Königin des Seraph-Stamms“, sagte nun Kampf-Seele's Königin. „Diese 'Gentherapie' ist eine Beleidigung für jeden anständigen Wraith und würde den Genpool auf alle Ewigkeiten verunreinigen.“
Das war nun absoluter Unsinn, dachte sich Todd. Eines der ersten Kaiserpaare hatte bereits einmal den Genpool manipuliert, damit sich die Wraith nur noch ein Drittel so oft nähren mussten. Das hatte in den Anfangsjahren des Imperiums, als Menschen noch nicht über so viele Welten verstreut waren, das Leben gerettet. Aber daran erinnerte sich keiner mehr, es war vor fünf Jahrtausenden aus den Geschichtsbüchern und dem genetischen Gedächtnis der Königinnen gelöscht worden. Manchmal tat es einfach weh sich zu erinnern.
„Es ist keine Schande das Volk zu erhalten“, entgegnete Todd's Queen voller Inbrunst. „Wir können nicht so weiter machen, wie bisher. Wir müssen unseren Weg überdenken, oder unser Volk ist für immer dem Untergang geweiht und...“ „Hüte deine Zunge, junge Königin!“, zischte eine weitere Königin. „Der Rat hat gesprochen. Entferne Dich mit Deinem... Commander, oder wir lassen Dich entfernen.“ Todd fühlte durch die leichten telepathischen Kräfte, die Teil jedes Wraith waren, in seinem Inneren, wie seine Queen innerlich am Zerbrechen war. Auch die anderen Königinnen sahen dies und grinsten allesamt.
Das war's. Todd hatte genug. Genug von den ewigen Demütigungen, genug von der Vernichtung seine Volkes durch Dilettanten. Er legte seine Hand auf den Degen und tat etwas, das er schon lange hätte tun sollen. Er zückte seinen Degen und legte ihn die linke Handfläche, an seinen Nährmund. Ein lautes, fünfundzwanzigstimmiges Stöhnen ging durch den Raum, als Todd sich in die Hand schnitt und mit zeremonieller Langsamkeit Blut auf den Boden der Ratskammer tropfen ließ. „Ich fordere Gladiatura, ich fordere einen Anspruch auf den Titel des Kaisers, ich fordere ein, was die Schöpfungsgötter mir als mein Schicksal zu verstehen gaben.“ Das war's. Es gab kein Zurück mehr.


Am Abend saß Todd einsam in seiner Kammer und war in Gedanken versunken. Seine Wunde war bereits wieder verheilt, doch die Wunde lag nun auf dem Imperium. Gladiatura. Der Kampf um die Führung des Imperiums. Ein traditioneller und in 90% aller Fälle tödlicher Kampf. Sprichwörtlich, denn jedes Mal, wenn ein Kaiser verstorben war hatte es mindestens 90 Bewerber gebraucht, um einen Nachfolger zu wählen. Der Kampf selbst war Wahnsinn in Perfektion.
Ein Herausforderer musste sich allen Commandern der offiziellen Wraithstämme im Schwertkampf stellen, gleichzeitig. Morgen um diese Zeit würde Todd es mit fünfundzwanzig Wraithcommandern aufnehmen. Keiner von ihnen über sechstausend Jahren alt. Sie alle waren jung, ambitioniert und gehörten nicht zu einer aussterbenden Generation, wie Todd. „Ich habe das richtige getan“, versicherte sich Todd in einem Selbstgespräch, als sich plötzlich das Schott seines Quartiers öffnete. Todd sprang auf die Beine, als er erkannte, dass es seine Queen war, sichtlich mitgenommen und besorgt. Er machte einen Kniefall, auch wenn ihn immer bat es zu lassen. Er konnte halt nicht anders, er war ein Wraith vom alten Schlag. „Meine Gebieterin.“ „Klarer-Geist“, begann sie tadelnd. „Ich weiß nicht, ob Dein Name so gerechtfertigt ist.“ „Meine Königin?“, fragte Todd verwirrt. „Gladiatura, Klarer-Geist. Du bist verrückt, wenn Du glaubst den Kampf um die Führung zu überleben. Ich fühle mich äußerst geschmeichelt, dass Du willst, dass wir Beide das erste Kaiserpaar seit zehn Jahrtausenden sein sollen, aber meine Vernunft sagt mir, dass es Wahnsinn ist.“ Todd gönnte sich ein Lächeln. „In Wirklichkeit habe ich eine faire Chance, fairer als in der alten Zeit. Ich muss nur gegen fünfundzwanzig Commander antreten. Wären es 312, dann müsste ich mir Gedanken machen“, sagte er. Die Queen schien das leicht aufzuheitern. „Ich hoffe, Du hast Recht.“ „Das hoffe ich auch“, sagte Todd nachdenklich, als die Türklingel seines Quartiers bedient wurde. Nur der Queen war es gestattet unüberrascht 'Inspektionen' durchzuführen. „Herein!“, befahl Todd ungeduldig und ein kleiner, verschrumpelter Wraithoffizier kam heran. Klein für einen Wraith natürlich. Er maß keine 1,80 Meter, bei der normalen Größe eines Wraith von zwei Metern. Seine Falten deuteten zwei Dinge an. Dieser Wraith war fünfzehntausend Jahre alt und hatte die meiste oder gesamte Zeit davon wach verbracht, ohne Winterschlaf. Er war Klinge-Prophet, der größte Schwertschmied, der noch lebte. Als Todd Commander geworden war, war seine erste Handlung gewesen Klinge-Prophet aufzusprüren und in den Stamm einzuladen. Der alte Wraith, der Todd's Ruf aus der guten alten Zeit kannte und dem und dessen aussterbenden Handwerk nicht mehr die nötige Ehrerbietung entgegen gebracht wurde, war augenblicklich gefolgt. Heutzutage verwandt jeder einfache Offizier und Commander nur noch einen Blaster. Eine fortschrittliche und primitive Waffe zu gleich. Im Kampf war ein Blaster wesentlich nützlicher, als ein altmodisches Schwert, doch der traditionelle Schwertkampf war immer ein Teil der Ausbildung eines Wraithoffiziers gewesen. Das hatte sich natürlich vor Jahrtausenden geändert und Offiziere lernten wirklich erst den Umgang mit dem Schwert, wenn sie zum Commander aufgestiegen waren. Todd hingegen hatte den Schwertkampf vor vor über elf Jahrtausenden erlernt, als er noch ein junger Wraith von 945 Jahren gewesen war. Das war sein entscheidender Vorteil. Todd erwies dem ehrwürdigen Schwertmeister seine Ehrerbietung, indem er sich verbeugte. „Meister Klinge-Prophet, habt Ihr es?“ „Ja, Commander“, sagte Klinge-Prophet voller Stolz und enthüllte ein Schwert, genauer gesagt ein Zweihänder. Es war wunderschön. Der Griff bestand aus einem nachtschwarzen Material, der Knauf bestand aus einem dicken roten Rubin. Die Klinge selbst war zweischneidig, 103cm lang und 3,8cm breit. Die Klinge schimmerte silbern und war mit einer Gravur versehen. 'Dies ist Taa, Klinge von Klarer-Geist', stand da in einer wunderschönen alten Wraithhandschrift. Fast sentimental besah Todd es sich. „Es ist eine wunderbare Arbeit, Meister Klinge-Prophet.“ Der alte Schwertschmied lächelte zufrieden. „Ihr habt euch selbst übertroffen“, sagte nun auch die Queen und Klinge-Prophet verneigte sich tief. „Habt Dank, meine Gebieterin.“ „Wie lange habt Ihr gebraucht?“, fragte die Queen interessiert und gefesselt von der schönen Blankwaffe. „Nicht lange, meine Gebieterin. Sieben Standardmonate“, erklärte Klinge-Prophet. Das war eine gewaltige Untertreibung, denn ein Meisterschwert dauerte in seiner Herstellung höchstens viereinhalb, vielleicht fünf Monate. Dies hier war also etwas neues, ein Legendenschwert, wenn man so wollte. Der Schwertmeister sah, dass die Queen sich die Klinge genauer besah. „Sie besteht aus Trinium, meine Gebieterin. Ein außergewöhnliches Metall, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf. Der Commander darf sich glücklich schätzen eine kleine Menge davon in seinen Besitz gebracht zu haben. Äußerst schwer zu formen, aber es lohnt sich. Ich habe sie so stark verdichtet, wie es mir meine bescheidenen Mittel erlaubten. Die Klinge ist nun fast unzerstörbar.“ „Unzerstörbar?“, fragte die Queen ungläubig. Der Schwertschmied nickte stolz. „Selbst die Bearbeitung mit einem stationären Plasmageschütz hat Taa nichts anhaben können.“ Klinge-Prophet berührte die Klinge nun mit zwei Fingern pro Hand und sprach ein uraltes Gebet. Er schloss mit: „Hiermit ist Taa Dein, Klarer-Geist, zukünftiger Kaiser der Wraith. Mögest Du mit dieser Klinge das Imperium wiederherstellen und auf den rechten Pfad zurückführen.“ „Ich danke Dir, ehrwürdiger Schwertschmied“, entgegnete Todd und ließ das Schwert in seine Scheide fahren. Der Schwertmeister nickte Beiden höflich zu, dann verschwand er lautlos.
Die Queen sah nun Todd direkt in die Augen. „Nun gut, siege. Ich glaube an Dich.“ Todd ergriff ihre Hand und nickte ihr stumm zu. Dann führte sie ihn zu seinem Bett. Diese Nacht war so gut, wie jede andere, um ihn entgültig als ihren Gefährten zu akzeptieren, indem sie sich vereinigten.


Der große Tag war schneller gekommen, als erwartet. Todd hatte nur wenige Stunden geschlafen, um alles vorzubereiten, seine Queen hatte ihm seine nötige Alleinzeit eingeräumt. Er hatten an seinem Privatschrein zu den Schöpfungsgöttern gebetet, hatte eine Locke seines Haares als Opfergabe verbrannt und sich die nächsten Stunden mit den Eigenheiten von Taa bekannt gemacht. Nun machte er sich kampfbereit. Er legte seine Rüstung an. Diese gehörte zum Zeremoniell, auch wenn er sicher war, dass sich niemand außer ihm darum kümmern würde. Er legte den leichten Brustharnisch an, ebenso die Lederhandschuhe. Anschließend band er seine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Schlussendlich legte er seinen Gürtel mit dem Schwert an und verließ sein Quartier. Er ließ das Licht an, das war eher eine ungeschriebene, leicht alberne Tradition. Nun musste man zurückkommen, weil man noch das Licht ausschalten musste.


Der Kampf um die Führung wurde auf einer der mittleren Ebenen der Raumstation ausgetragen. Normalerweise fanden hier zur Belustigung der hohen Offiziere und Königinnen Schaukämpfe zwischen Kriegerdrohnen und seltenen Tieren oder auch besondere Menschen statt. Heute waren sie gewichen, damit Gladiatura stattfinden konnte. Todd war erstaunt, dass man nicht versucht hatte ihn auf dem Weg zum Ring hinterrücks zu ermorden. Soviel Selbstachtung gab es also noch unter diesen Zeitgenossen. Alles in allem ein gutes Zeichen. Er betrat die große Arena, die einem übergroßen Boxring ähnelte, der von allen Seiten von einem mehreren Meter hohen Gitter umschlossen wurde. Einmal drinnen kam man erst wieder raus, wenn man gewann. Todd stellte sich vollkommen ruhig in die Mitte und wartete, bis sich der Käfig langsam mit den fünfundzwanzig Commandern füllte. Kampf-Seele war einer der letzten, der eintrat und sah eher so aus, als würde er lieber gleich kehrt machen, als Todd gegenüberzustehen.
Eine der Königinnen richtete sich nun an Todd: „Klarer-Geist vom Seraph-Stamm. Dein Gladiatura beginnt jetzt. Der Kampf geht bis entweder Du tot bist, oder deine Gegner. Beginnt.“
Mit diesem Wort zog Todd sein Schwert Taa und blockte augenblicklich einen feigen Angriff ab, der von hinten kam. Eine kleine Bewegung reichte aus, um den Commander aufzuschlitzen. Einen hatte er. „Na los, holt mich!“, bellte Todd den Commandern entgegen. Worauf hatten sie sich da nur einlassen müssen. Da fühlte man sich ja wie ein Mensch, der zur Schlachtbank geführt wurde. Und dennoch griffen sie an – alle gemeinsam. Kampf-Seele blieb in der zweiten Angriffswelle zurück. Todd spannte alle Muskeln in seinem Körper an, dann begann das Abschlachten.
Er blockte zwei schnelle Angriffe und attackierte dann selber mit zwei präzisen Enthauptungen. Er ging in die Defensive und parierte mindestens dreißig Schlägen. Er zerbrach mit der Triniumklinge von Taa drei Schwerter und schlitzte anschließend ihre Brustkörbe auf. Dann ging alles sehr schnell. Drei Gegner starben mit zwei Hieben, zwei weitere Commander wurden von ihm durchbohrt. Drei Commandern spaltete er den Schädel. Dann musste er einstecken. Zweimal bohrte sich ein Schwert in seine Seite. Aus den Augenwinkeln sah er, dass es Kampf-Seele war. Er war wirklich eine Schande für seinen Namen, wie er Andere kämpfen ließ und hier und da eingriff und versuchte ihn zu schwächen. Doch nicht mit Todd. Er unterdrückte den Schmerz und besiegte dann die restlichen Commander. Nun war es ein 1:1 Kampf. In der Arena war es so leise, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Die Königinnen hatten bereits realisiert, dass das Imperium ein neues Kaiserpaar hatte und ihre Tage der Herrschaft gezählt waren.
Kampf-Seele stand wie paralysiert in einer Ecke, das Schwert locker in den Händen. Fast nebensächlich kam Todd näher, zerstückelte die Klinge nach und nach und schleuderte sie dann Kampf-Seele aus der Hand. Er lächelte grimmig. „Ich sagte doch, dass wir unseren Disput beilegen würden.“ Er schlug Kampf-Seele beide Hände ab. Der Wraithcommander schrie vor Schmerzen auf. Dann machte Todd mit dem nächsten Körperteil weiter – es dauerte fünf Minuten bis Kampf-Seele starb. Todd, der designierte Kaiser der Wraithheit, hatte sich beeilt.


Die Krönung von Todd und seiner Queen verlief schnell und mit wenig Zeremoniell. Sie erhielten das Reichszepter und besondere Umhänge und wurden von einem Priester geweiht. Die ganze Zeremonie wurde über Subraumfunk in alle Winkel der Galaxie übertragen. Todd musste sich ein Lächeln verkneifen, als er sich die überraschten und baffen Gesichter in Atlantis vorstellte.
Der Priester trat zwei Schritte zurück und Todd und seine Queen drehten sich zu den zehntausend Wraith, die vor ihnen in der Ratskammer standen und sich nun niederknieten. „Heil dem Kaiser, Heil der Kaiserin! Lang mögen sie leben, lang mögen wir ihnen dienen!“ Dieses Mantra wiederholten sie mehrmals, bevor Todd seinen Arm hob und Schweigen gebot. „Wraith, hört mich an! Heute beginnt eine neue Epoche in unserer Zeitrechnung. Wir verlassen dieses finstere Zeitalter und beginnen damit unser Reich wieder aufzubauen und dem alten Weg zuzuführen. Die Gentherapie der Menschen wird von jedem Wraith akzeptiert und angenommen werden und ein Bündnis mit den Menschen gegen die Ori wird hiermit angestrebt. Die Wraith ziehen von nun an an der Seite ihrer Verbündeten in die Schlacht!“
Augenblicke war es still und Todd fürchtete schon die ersten Empörungen zu hören, doch schließlich antworteten allesamt lauthals: „Heil dem Kaiser! Heil der Kaiserin! Was ihr befiehlt ist Gesetz!“
So begann die glorreiche Herrschaft von Kaiser Klarer-Geist, unter den Menschen bekannt als Todd.



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