Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

TGE Combined - Fire of War von Atlan, Colonel Maybourne

[Reviews - 1]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
1.18 Heilung
von Atlan




„Na hoffentlich geht das gut...“, murmelte Max Wickers vor sich hin, während er wie der Rest seines Teams dem verkabelten Todd lauschte, der sich auf dem Planeten unter ihnen befand. Das Team von Colonel Jack O'Neill befand sich an Bord eines getarnten TRAV-Al'Keshs in der Umlaufbahn von M-31Z-243, wo die Wraithfraktionen der Pegasusgalaxie sich momentan versammelt und eine Krisensitzung abhielten. Das wollte die Erde natürlich nicht versäumen und hatte AR 1 und Todd losgeschickt, um den Gipfel zu unterwandern und Informationen zu sammeln. Im Orbit befanden sich mehr als vierzig Basisschiffe, weshalb an einen Angriff nicht zu denken gewesen wäre und selbst wenn, hätte man keine Königin oder hochrangigen Offizier erwischen können, weshalb es letztendlich bei einer Geheimdienstmission geblieben war.
„Das sagst Du jetzt seit über einer Stunde“, entgegnete Ernst Allert gelangweilt. „Sie haben Todd noch nicht erwischt und solange das so ist, kein Unken mehr.“
„Ruhe jetzt!“, befahl Jack wütend, denn Todd hatte gerade die kleine Minikamera hinzu geschaltet, die man zusätzlich zum Hochleistungsmikro an ihn befestigt hatte. Auf einem Holoschirm des Al'Kesh wurde nun ein großer Konferenzraum im Stil der Wraith sichtbar, alles aus der Perspektive Todds. Der Wraith stand weit entfernt vom Konferenztisch, an den sich nun Abgesandte der Wraithstämme begaben, um sich von einem Angehörigen der Wissenschaftszunft die neuen Technologien erklären zu lassen, die die Stämme in Kooperation erdacht hatten. „Näher ran, Todd“, sagte Jack über Funk. „Wir können hier ja kaum was hören.“ Um sich nicht zu verraten, antwortete Todd nicht, schlängelte sich jedoch etwas weiter nach vorne, damit AR 1 mithören konnte.
„...Wie ihr sehen könnt, haben wir die alten Panzer aus dem Großen Krieg reaktiviert und modernisiert“, erklärte gerade ein Wissenschaftler. Ein von ihm präsentiertes Hologramm zeigte einen der Schwebepanzer, die Richard Woolsey ihnen basierend auf seinen Erinnerungen als Apollo beschrieben hatte. Dieser Schwebepanzer glich dem alten Modell sehr, unterschied sich jedoch durch eine modernisierte Panzerung und erweiterte Waffensysteme, wie der Wissenschaftler kurz darauf erklärte. Max Wickers, der dafür sorgte, dass auch alle Informationen vom Computer aufgezeichnet wurden, lächelte schelmisch. „Danke, meine lieben Vampire, dass ihr uns die Früchte eurer harten Arbeit verratet...“ Die Anderen antworteten darauf nur mit einem ähnlich schelmischen Lächeln und hörten dann wieder zu, wie ein anderer Wissenschaftler gerade von den neuen Kriegerdrohnen berichtete: „Die neuen Drohnen wurden in allen Aspekten verbessert. So sind sie wesentlich stärker und militärisch besser gedrillt, als ihre Vorgänger. Von Geburt an sind sie voll und ganz auf die atlantischen Bodenkampftaktiken vorbereitet und darauf, wie man sie effektiv bekämpft. Ihre Kampfpanzer können nun schwerer von atlantischen Projektilwaffen durchdrungen werden. Sie bleiben natürlich weiterhin völlig kontrollierbar durch ihre Offiziere.“ Während sich die Wraith darüber sehr freuten, fanden die Mitglieder von AR 1 das weniger gut. Zwar wussten sie nun, was demnächst auf sie zu kommen würde, dennoch behagte ihnen es nicht bald gegen diese verbesserten Kriegerdrohnen antreten zu müssen. Plötzlich wurden sie jedoch aus ihren Überlegungen gerissen, als Todd entdeckt wurde.

Der befreundete Wraith hatte sich anscheinend zu weit hervor getraut und war von einem der Vortragenden erkannt worden. Dieser hatte das natürlich sofort bekannt gegeben und Wachen ergriffen den Geächteten. „Ich könnt hier etwas Hilfe brauchen, wenn ihr nicht zu beschäftigt seit!“, bellte Todd ins Funkgerät und versuchte sich gleichzeitig loszureißen. Jack aktivierte augenblicklich den Antrieb. „Ihr habt den... Mann gehört! Holen wir ihn raus, hab mich inzwischen zu sehr an in gewöhnt.“ Ronon brummelte nur etwas unverständliches, ging dann aber in den Frachtbereich zu den Ringen und legte den Körperpanzer an und griff zu einem bereits bereitliegenden MG4 mit 200 Schuss Patronengurt, während Ernst zu einer Schrotflinte und Anna zu einem traditionellen Karabiner M8 griff. Jack und Max kümmerten sich um die Schiffskontrollen.
Jack gab einen Sturzflug zur Anlage ein, in der sich Todd befand. „Hier kommt die Kavallerie...“ „Alle Energien umgeleitet“, bestätigte Max dem Piloten und schnallte sich dann lieber an. Der getarnte Al'Keshbomber stürzte sich daraufhin in die Atmosphäre und stieß mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit auf Todds Position zu. Jack steuerte das Al'Kesh gekonnt in Position und meinte dann zu den drei bereitstehenden Teammitgliedern: „Ich werde mich kurz enttarnen und einen Durchgang schießen, damit ihr euch rein ringen könnt. Beeilt euch damit, Todd zu holen.“ „Wir sind so schnell, wie es geht wieder da“, meinte Ronon ruhig, entsicherte das leichte Maschinengewehr und überprüfte seine Energiepistole. Jack enttarnte das Al'Kesh kurz um vier Energiestöße aus dem Plasmageschütz abzugeben. Das Waffenfeuer schmolz ein Loch in den Komplex, nur wenige hundert Meter von Todds letzter Position, dann ringten sich Ronon, Ernst und Anna hinein.

Kaum waren die Ringe verschwunden eröffneten die Drei das Feuer auf die heran gestürmten Wraithkrieger, die glücklicherweise noch von den alten, tumben Drohnen repräsentiert wurden. Sie metzelten den kleinen Trupp Wraith, die durch die Ringe auf den Plan gerufen worden waren, schnell nieder und begaben sich dann auf die Suche nach Todd. Anna klappte ihr Helmvisier über die Augen und hatte sogleich ihr HUD im Blick. Per Funk fragte sie: „Lüstling, wo ist der Blasse?“ „Jetzt 600 Meter östlich von euch. Ich schicks dir auf dein Display, Süße“, antwortete Max ebenso wortgewandt, wie Anna. Anna hatte den Plan innerhalb weniger Augenblicke auf dem HUD und leitete ihre Kameraden durch die Massen an Wraithwissenschaftlern, Kriegern und Diplomaten, die versuchten durch dieses große Durcheinander zu fliehen oder die Eindringlinge aufzuhalten. Ronon bewegte sich mit dem Maschinengewehr behände durch die Menge und verschoss Salve um Salve aus der Hüfte, während Ernst mit seiner Schrotflinte der vorstürmenden und gezielt feuernd Feinde aus dem Weg räumenden Anna Rückendeckung gab und dem ein oder anderen Wraith eine Ladung Schrotmunition verehrte. Nach zwei Minuten hatten sie sich endlich einen Weg zu Todd gebahnt, der gerade Anstalten machte sich selbst zu befreien. Er zehrte an den beiden Wächtern, die ihn je links und rechts gepackt hatten und hatte sie zudem zum Stillstand gebracht. Anna schaltete auf Einzelfeuer und streckte den rechten, Ronon mit seinem Blaster den linken nieder. „Danke, aber ich hät mich auch selbst befreien können“, meinte Todd trocken, als die drei Menschen zu ihm aufgeschlossen hatten. „Ein einfaches Danke hätte auch gerecht, Nosferatu“, brummelte Ernst und reichte Todd eine halbautomatische Glock 17. „Dann mal los, unser Taxi wartet.“ Gemeinsam machten sich die vier wieder auf zu dem Punkt, wo das Al'Kesh sie abholen sollte. „Wir sind auf Position, Jack, hol uns raus!“, rief Ernst über Funk, als er in Position stand. Doch kaum hatte Jack eine Bestätigung durchgegeben tauchte aus einer Ecke plötzlich ein Trupp Kriegerdrohnen mit neuartig aussehenden Handfeuerwaffen auf und eröffnete das Feuer auf die Nachhut, die von Todd und Anna gebildet wurde. Die tiefblauen Strahlen verfehlten Todd nur um Haaresbreite und erwischten Anna in der Nierengegend. Unter Schmerzensschreien ging die Sanitäterin zu Boden, Todd wirbelte herum und eröffnete das Feuer auf die Angreifer und streckte sie mit schnellen und präzisen Schüssen nieder. Dann entriss er einer der Leiche die neuartige Energiewaffe, die wie ein Hybrid aus einem irdischen Sturmgewehr und einem Wraithblaster aussah und griff sich mit dem anderen Arm Anna. Mit den Ringen brachten sich die Vier schließlich in Sicherheit, das Al'Kesh verließ erst die Atmosphäre, dann den Normalraum und setzte Kurs auf den nächsten Außenposten der Erde.
Endlich in Sicherheit, atmeten alle auf und Ernst machte sich daran Anna zu wecken. „Aufwachen, Prinzessin, die Sonne lacht...“ Als die junge Frau jedoch auch nach mehrmaligem Rufen nicht aufwachte, versuchten die Anderen es erst mit sanften Klapsen, dann mit Kneifen. „Holt sofort den Scanner, irgendwas stimmt nicht“, sagte Max schließlich.


34 Stunden später standen die AR 1-Mitglieder zusammen mit Richard Woolsey in einem Beobachtungsraum über einem der Isolabs der Krankenstation von Atlantis und beobachteten, wie Chefärztin Anja Heinrich und ihre Mitarbeiter die immer noch bewusstlose Anna gründlich untersuchten. „Wie konnte das passieren?“, fragte Woolsey schließlich im strengen Ton. Ernst hüstelte. „Wir waren auf dem Rückweg zum Al'Kesh, als die Krieger plötzlich auftauchten und hatten kaum Reaktionszeit, Sir. Dass Anna noch nicht aufgewacht ist kann ich mir nur so vorstellen, dass diese Waffe auf einem neuen Ansatz beruht.“ Diese Hypothese konnte gleich darauf von den Eintretenden, Doktor Fumiko Haibara und Todd, bestätigt werden. Die Beiden betraten schnellen Schrittes den Raum und hatten brisante Neuigkeiten. „Es liegt an dem neuen Gewehr“, erklärte Fumiko außer Atem und Ernst setzte ein triumphierendes Lächeln auf. „Ähnlich wie die alten Blaster greifen sie das Nervensystem an“, sagte Todd. „doch wesentlich aggressiver.“ Erneut übernahm Fumiko. „Offensichtlich sollte es eigentlich töten, aber es muss noch nicht ausgereift sein, ein Prototyp sozusagen, aber der hat genug Schaden angerichtet, wie man an der Frau Stabsunteroffizier sehen kann. Wir können jetzt nur versuchen anhand der Waffe eine Möglichkeit zu suchen sie wieder aufzuwecken. Dazu müssten Todd und ich die Waffe praktisch umpolen.“ „Dann machen sie sich an die Arbeit“, befahl Woolsey und blickte wieder ins Isolab hinunter. Auch die anderen im Team richteten sich auf eine längere Wartezeit ein.


Es dauerte ganze vier Tage, in denen Fumiko und Todd beinahe komplett durcharbeiteten, aber schließlich hatten sie eine Möglichkeit gefunden die Waffe umzupolen. Im Isolab waren alle anwesend um die Ergebnisse aus erster Hand zu sehen. Todd richtete nun den Blaster auf die bewusstlose Anna und drückte ab. Erneut traf ein blauer Energiestrahl auf Anna und es dauerte nur Sekunden, bis die Sanitäterin fast erschrocken wieder erwachte. „Guter Job“, lobte Woolsey Todd und Fumiko, während Anja Heinrich sich daran machte Anna zu untersuchen. „Na, Kleine, wie gehts uns denn?“, fragte Anja gut gelaunt und fuhr mit dem Handscanner über Anna. Anna sah sie jedoch nur verstört an und sah sich Orientierungslos um. Anja bemerkte das und fragte: „Alles in Ordnung?“ Anna fokussierte sich auf sie und Angst stieg in ihre Augen. „Nein. Wo zum Teufel bin ich hier und wer sind Sie?“ Das überraschte natürlich alle und Anja antwortete verwirrt: „Na auf Atlantis. Das musst Du doch...“ Sie unterbrach sich selbst, als ihr die Möglichkeit einer Amnesie in den Sinn kam. „Kennst du noch deinen Namen und dein Alter?“ Anna runzelte die Stirn. „Anna von Schönhausen und ich bin 17. Was zum Teufel ist das für eine beschissene Frage?“
Daraufhin massierte sich Woolsey die Schläfen und sagte an Jack gewandt, während man versuchte Anna die Situation zu erklären: „Und ich hatte so gehofft, dass es endlich mal einfach werden.“


Am nächsten Morgen standen Jack und Woolsey im Torraum der Stadt bereit um vier VIPs zu empfangen, die durch das Sternentor von der Erde eintreffen sollten. Das Wurmloch war bereits aktiv, aber noch kam niemand hindurch. Jack ließ einen missbilligenden Laut hören. „Ich weiß nicht, ob das so eine tolle Idee ist, um Anna zu helfen. Nachdem was Ronon mir erzählt hat, hat Annas Familie nicht gerade eine beruhigende Wirkung auf sie. Und auf mich sicherlich auch nicht.“ „Sie schaffen das schon, Colonel. Denken Sie immer daran, für wen sie es tun“, meinte Woolsey und kurz darauf traten Annas Vater, Mutter und Geschwister aus dem Tor, das sich hinter ihnen wieder abschaltete. Die Mutter, Honoria Fürstin von Schönhausen, und Annas jüngere Geschwister Frederika und Hermann, traten genauso auf, wie Anna es vor Jahren einmal beschrieben hatte: hochnäsig, arrogant und absolut versnobt. Annas Vater, Kapitän zur See A.D. Wilhelm Fürst von Schönhausen, machte da schon ein besseres Bild. Wenn man auch den Adeligen in ihm sicher auf einem Kilometer Entfernung riechen konnte, bemühte er sich jedoch sehr bürgerlich zu wirken und kam schnellen Schrittes auf Woolsey zu und streckte die Hand auf. „Mister Woolsey nehme ich an?“ „Ganz recht“, erwiderte Woolsey und nahm die angebotene Hand an, um kurz darauf Jack vorzustellen: „Herr Fürst, ich darf Colonel Jack O'Neill vorstellen, Militärkommandant und Teamleiter ihrer Tochter.“ „Natürlich, ich habe schon viel von Ihnen gehört, Colonel“, sagte Annas Vater und gab auch ihm die Hand. Dann stellte er seinerseits seine Familie vor und nach einer steifen, eiskalten Begrüßung durch Honoria von Schönhausen fuhr diese Jack auch sofort an: „Wie konnten Sie es nur zulassen, dass meiner Tochter so etwas geschehen konnte, Colonel?“ „Unser Beruf ist nun einmal mit Risiken verbunden, Fürstin“, entgegnete Jack gemäßigt. „Machen Sie also nicht mich verantwortlich.“ „Das hab ich dir auch schon gesagt, Mutter“, sagte plötzlich Hermann von Schönhausen, Annas 20jähriger Bruder. „Sie ist selbst Schuld, wollte ja unbedingt Rambo spielen.“ Jack ignorierte dies und sah dann, dass Woolsey und Annas Vater bereits verschwunden waren. Deshalb winkte er schnell Oberfeldwebel Hoffmann heran. „Der Oberfeldwebel wird Sie jetzt übernehmen. Wenn Sie mich entschuldigen, ich muss weg.“ „Na da Dank ich auch schön, Sir“, zischte Hoffmann seinem davon eilenden Vorgesetzten mit aufgesetztem Galgenhumor vor, lächelte dann aber die Adeligen an, ohne seine Gequältheit groß zu verbergen. „Sie wollen sicherlich sofort zu ihrer Tochter.“ „Zuerst zeigen Sie uns die Quartiere, die man für uns bereit gemacht hat“, sagte Annas Mutter. „Anna kann sicherlich noch warten.“ „Selbstverständlich“, sagte Hoffmann zähneknirschend und dankte Gott, dass er nicht solche Verwandten hatte. Dann führte er sie zu den Gästequartieren.


Zu diesem Zeitpunkt standen Ernst, Max und Ronon bereits vor Annas Krankenzimmer und beobachteten sie und Sam Carter, die extra um ihren Krankenbesuch absolvieren die Valley Forge in 10.000 Lichtjahren Entfernung zurückgelassen hatte, durch eine halb durchsichtige Beobachtungsscheibe. „Zu Sam scheint sie Vertrauen gefasst zu haben“, sagte Ronon überraschend, als er die Lage beobachtete. Anna und Sam waren seit mehr als fünfzehn Minuten in ein Gespräch verwickelt und Anna schien sehr offen, anders als es bisher der Fall gewesen war, denn obwohl man ihr die Lage erklärt hatte war sie immer noch sehr misstrauisch.
„Weibliche Intuition“, kommentierte Max, was von Ernst mit einem: „Sprach der Experte...“, kommentiert wurde. Die Situation war für die drei Männer einfach nur sehr merkwürdig, betrachtete sich Anna doch schließlich als 17jährige Teenagerin und benahm sich auch entsprechend.
Inzwischen hatten Woolsey und Wilhelm von Schönhausen die Krankenstation betreten und gingen auf das Beobachtungsfenster zu. Nach einer allgemeinen Begrüßung fragte Annas Vater: „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich meine Tochter besuche?“ „Nur zu, Commander Carter wird sicher nichts dagegen haben“, meinte Woolsey und öffnete für Wilhelm die Zimmertür.
Von Schönhausen trat ein und blickte seine Tochter freundlich an. „Hallo, Liebling.“ Anna sah erst verwirrt über sein Altern an, dann wandelte sich ihr Gesichtsausdruck in rasende Wut. „Du?!“, schrie sie ihren Vater an, griff zu einem Metallbehälter und warf diesen nach ihrem Vater. „Was wagst Du es mich aufzusuchen, mieses Schwein! Nach allem, was du mir angetan hast!“ Sie wollte gerade auf ihn losgehen, doch Sam hielt sie mit einem Polizeigriff zurück, lange genug, damit Annas geschockter Vater verschwinden und Anja Heinrich mit einem Beruhigungsmittel hereinkommen konnte.

Ernst, Max, Ronon, Woolsey und ein gerade eingetroffener Jack sahen ihn fassungslos an und hörten Anna tobend schreien: „Du hast es mir weggenommen! Warum?!“ Ihr Zorn schlug daraufhin in Traurigkeit über und sie weinte sich an Sams Schulter aus.
Ronon hatte sich als erster wieder gefasst. „Was haben Sie ihr weggenommen und warum ist sie so sauer?“, fragte der Sateder. Wilhelm von Schönhausen öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und suchte händeringend nach Worten. Schließlich fragte er trocken: „Anna hat die letzten sechs Jahre und ein paar Monate vergessen, oder?“ Die Anwesenden nickten einstimmig. „...Dann kann ich verstehen, warum Sie so wild wurde. Als Anna in diesem Alter war.... hatte sie ein Kind bekommen, sie war mit 16 geschwängert worden.“ Wilhelm unterbrach sich erneut, da ihm das Statement sehr schwer fiel und auch nicht wollte, dass jemand anderes als die fünf Männer es mitbekamen. „Wir... Ich... haben es weggegeben, wegen Annas Willen. Ich glaube, sie hat es bis heute uns nicht verziehen, aber aus ihrer jetzigen Perspektive ist es gerade einmal ein paar Wochen her.“ Darauf konnte und wollte niemand antworten.


Eine Stunde später hatte Chefärztin Heinrich Annas Familie und Freunde in ihrem Büro versammelt, um das weitere Vorgehen zu erklären. „Nach diesem ersten, wie soll man sagen, fiaskoartigem Aufeinandertreffen, müssen wir es anders angehen“, begann die Ärztin. „Jeder von ihnen muss behutsam mit Anna Kontakt aufnehmen, Erinnerungen durchleben und Konversation betreiben, mit ihr die Aktivitäten durchführen, die sie sonst auch immer mit ihr tun.“ Sie sah zu Sam. „Hat sie sich inzwischen beruhigt?“ Sam nickte nachdenklich. „Ich hab sie einigermaßen beruhigt, aber sie hat auch klar gemacht, dass sie ihren Vater nicht sehen will, unter keinen Umständen. Als ich sie fragte, ob sie bereit sei ihre Mutter und Geschwister zu sehen, war sie einverstanden.“ Anja Heinrich sah zufrieden drein. „Sehr gut, dann beginnen wir damit. Fürstin?“ „Wir werden sie gleich besuchen“, sagte Annas Mutter und wies auf sich und ihre Kinder. „Wir werden meine kleine Anna schon erinnern.“ Die Geschwister sahen weniger enthusiastisch aus, nickten aber zustimmend. Annas Vater Wilhelm zog sich schweigend und aufgewühlt aus dem Büro zurück. Der Rest der Familie Schönhausen machte sich auf den Weg, während Anja mit dem Rest des Teams, Sam und Woolsey noch besprach, wie sie am besten Erinnerungen in Anna weckten.


Eine halbe Stunde später war Anja Heinrich wieder im Krankenrevier unterwegs, um sich um ihre anderen Patienten zu kümmern. Während dieser spontanen Visite kam sie auch an Annas Krankenzimmer vorbei und sah, wie Anna, ihre Mutter und Geschwister an einem Tisch beisammen saßen und miteinander redeten. Die junge Ärztin wollte gerade weitergehen, als das Gesprochene sie stocken ließ. Trotz geschlossener Tür konnte sie das im Inneren gesagte gut verstehen. Es war Annas Mutter Honoria, die sprach. „Wie ich schon sagte, Schatz, hier ist der Brief den Du mir geschickt hast und indem Du schreibst, um deine Entlassung aus dem Militärdienst beten zu wollen. Les ihn selbst, wenn du mir nicht glaubst.“ Anja runzelte die Stirn. Es war nicht an ihr vorbeigegangen, dass Annas Familie einen Groll gegen die Vorstellung hegte, dass die Tochter eines Fürstengeschlechts als einfache Soldatin bei den Erdstreitkräften in einem intergalaktischen Konflikt diente. Auch wusste sie, dass Honoria von Schönhausen jedes Mittel Recht war, Anna ins Zivilleben zurückzuholen. 'Was für ein hinterhältiges Biest', dachte Anja wütend und aktivierte ihr Headset. „Ronon, hier ist Doc Heinrich. Kommen Sie schnell auf die Krankenstation. Es gibt Ärger mit Annas Mutter.“ „Bin sofort da“, war Ronons Antwort. Das war eine Untertreibung, denn schon siebzig Sekunden später kam der Sateder um die Ecke gerannt und hielt direkt vor der Chefärztin. „Was gibts?“, fragte er, wie aus der Kanone geschossen. Anja nickte zum Beobachtungsfenster. „Die Blaublütigen wollen Anna mit einem miesen Trick davon überzeugen aus der Armee auszutreten. Haben ihr einen gefälschten Brief vorgelegt, sehen Sie selbst.“ Ronon trat näher heran um das Gespräch mitzubekommen. Doch lange hörte er nicht zu, statt dessen öffnete er die Tür kraftvoll und stapfte bedrohlich herein.

„Was fällt ihnen ein, sie Höhlenmensch!“, entrüstete sich Annas Bruder und stand von seinem Stuhl auf. „Was fällt Ihnen ein hier hereinplatzen. Sehen Sie nicht, dass wir uns mit meiner Schwester unterhalten?“ Ronon schnaubte verdrossen. „Stör ich etwa beim Lügen auftischen?“ Er sah Anna direkt an. „Hör nicht auf die, die wollen deinen Zustand ausnutzen und dich beeinflussen. Du hast nie so einen Brief abgeschickt, Du bist hier glücklich. Wenn Du mir nicht glaubst, dann seh in deinem Tagebuch nach, hast mir mal erzählt, dass du seit Jahren eins führst.“ Erneut wand er sich den Blaublütern zu. „Kein Wunder, dass Sie nichts mehr mit euch zu tun haben wollte. Und jetzt raus hier!“ „So können Sie nicht mit mir sprechen!“, schrie Annas Bruder fast mit sich überschlagender Stimme und hielt Ronon den Zeigefinger vor die Nase – eine törichte Entscheidung, wie er kurz darauf lernen würde. Ronon griff sich kalt lächelnd seinen Unterarm und riss ihn mit einer schnellen Bewegung nach rechts. Ein lautes Knacken war zu hören und der Unterarm von Hermann von Schönhausen war an zwei Stellen gebrochen, schmerzerfüllt lag der Blaublüter auf dem Boden. Ronon war fast als hätte er Anna darüber fies lächeln sehen. Annas Mutter war jetzt außer sich und schrie nach der Sicherheit.
Die kündigte sich kurz darauf in Form von Woolsey und zwei Corporals der Militärpolizei an.
„Ronon, was ist hier schon wieder los?“, fragte Woolsey fast schon prophetisch. „Diese merkwürdigen... Verwandten wollten Anna verarschen“, meinte Ronon, griff sich den gefälschten Brief und reichte ihn Woolsey, der den Inhalt kurz überflog. Er sah Honoria von Schönhausen tadelnd und verächtlich an, sagte jedoch nichts. Sein Gegenüber blähte jedoch nur die Nüstern auf. „Mister Woolsey, verhaften Sie sofort diese Bestie! Ich bestehe darauf!“ „Ich soll Ronon also verhaften... aber weswegen?“, fragte Woolsey unschuldig. Honoria deutete mit vor Wut zitternder Hand auf ihren Sohn, der mit Mühe den Schmerz ertrug. „Ach so“, kommentierte Woolsey dies und nickte verständnisvoll. „Natürlich, das kann ich nicht so stehen lassen. Ronon, Sie werden unter Arrest gestellt.“ Ronon brummelte nur irgendetwas unverständliches und Woolsey sah zu den Militärpolizisten. „Meine Herren, nehmen sie Mister Dex in Gewahrsam. Für fünf Sekunden.“
Noch ehe Honoria protestieren konnte, nahmen zwei grinsende Militärpolizisten Ronon in ihre Mitte und hielten ihn lach fest. Der eine MP zählte laut: „Eins, zwei, drei, vier... fünf.“ Dann ließen sie Ronon wieder los. Woolsey wand sich zum gehen. „Damit dürfte der Gerechtigkeit genüge getan sein. Und jetzt bringen Sie ihren Sohn besser zu einem Arzt. Guten Tag.“ Damit war für Woolsey alles gesagt. Er machte den drei Schönhausens Platz und zeigte ihnen damit wortlos, dass sie hier nichts mehr verloren hatten. Annas Mutter verstand dies und verschwand.
„Ronon“, begann Woolsey als er sich noch einmal an den Sateder wand. „passen Sie auf diese Blaublütigen auf. Ich hab das Gefühl, sobald Sie nicht hinsehen, versuchen die es noch mal.“ Ronon nickte, wechselte noch einen Blickkontakt mit Anna und ging dann, während Woolsey sich zu Anna setzte, um einerseits die Lage zu klären und andererseits ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.


Der Rest des Tages war für Anna äußerst langweilig. Zwar hatte sie einigermaßen interessanten Besuch von Jack und Ernst gehabt, die mit ihr über die ersten zwei Jahre hier auf Atlantis gesprochen hatten, um Erinnerungen wachzurütteln, aber danach zog sich der Tag nur noch hin wie Kaugummi. Doc Heinrich hatte sie in ihr Quartier entlassen, in der Hoffnung, dass sie vielleicht dort einige Erinnerungen wiederfand. Doch auch das hatte nicht großartig geholfen. Die Identität, die das Zimmer von Anna ausstrahlte, war definitiv sie, das hatte sie auf den ersten Blick gemerkt, doch mit den Fotos und den meisten Besitztümern konnte sie nichts anfangen, sie erinnerte sich nicht, wann sie gemacht worden waren oder wann sie welches Stück erworben hatte. Das einzige, was sie auf Anhieb wiedererkannt hatte, war ihr geliebter Teddybär gewesen. Ein uraltes Ding, das sie schon seit sehr frühen Jahren besaß. Der Zahn der Zeit hatte aber auch daran gedreht, war er doch jetzt noch etwas abgenutzter, ein Auge war sichtbar wieder angenäht worden und ein Ohr gestopft. Draußen war es schon dunkel geworden und mit dem Teddy auf dem Bauch lag sie auf ihrem Bett und versuchte sich nun schon seit Stunden zu erinnern – ohne Erfolg bisher.
Als es dann plötzlich an der Tür klingelte, sprang sie auf und sah nach, wer sie denn da sprechen wollte. Auf Betätigen des Türsensors schwang die Tür zur Seite und gab Ronon preis, der mit einem Sixpack Bier auf dem Flur stand. „Komm, reden wir“, meinte er. „Ob heute oder morgen, ich helf dir schon dich zu erinnern.“ Anna nickte einwilligend, zog sich schnell Schuhe an und folgte dem Sateder.

Kurz darauf saßen die Beiden am Rand des Südpiers von Atlantis und sahen hinaus aufs Wasser. Ronon öffnete eine Dose und reichte sie Anna, dann nahm er sich selbst eine. „Danke“, meinte Anna und sah aufs Meer hinaus. „Netter Ort.“ Ronon nickte. „Ja, das ist er. Wie stehts mit deinem Gedächtnis?“ „Keine Ahnung“, gab Anna nach einigen schweigsamen Augenblicken zu. „Alles kommt mir irgendwie vertraut vor, fast wie bei einem Deja'vu, aber dann hab ich trotzdem keine Erinnerungen.“ „Das kommt noch, man muss sich nur lange genug damit beschäftigen“, meinte Ronon, trank seine Dose aus, warf sie ins Meer und nahm sich eine weitere. Dann kam er auf das Thema zu sprechen, weswegen er Anna ursprünglich sprechen wollte. „Hast du Lust über die Sache mit Deinem Vater zu sprechen?“ Annas Gesichtsausdruck zeigte sich abweisend, dennoch antwortete sie: „Von mir aus. Worüber genau?“ „Erzähl mir wie es genau dazu kam, dass man Dir dein Kind weg nahm“, antwortete Ronon und holte erklärend aus: „Auf Sateda wäre das undenkbar gewesen. Unsere Kinder waren uns – durch die Bedrohung durch die Wraith – viel zu wichtig, als dass wir sie abgetrieben oder weggegeben hätten. Mutter, egal in welchem Alter, wurden von ihren Eltern und der Gemeinde offen unterstützt. Das ist auf eurer Welt wohl anders.“ Anna lächelte für eine Nanosekunde. „Ja, bei uns ist das leider anders. Sateder waren wohl die besseren Eltern.“ Sie räusperte sich und trank noch einen Schluck. „Na gut... Weißt du, ich war gerade einmal 16 und hab meine Versetzung in die 11. Klasse gefeiert mit meinen Freunden. Viel zu viel Alk für viel zu junge Menschen, eins führte zum anderen. Da war dieser Junge, mit dem ich gerade zusammen war... Nun ja, wir hatten jedenfalls Sex, ohne Kondom, und dadurch wurde ich schwanger. Meine Eltern haben es erst erfahren, als meine Schwangerschaftsgefühle deutlich wurden.“ Langsam kamen Anna die Tränen, doch sie rang noch mit sich. „Es gab ein riesiges Geschrei mit meiner Familie, doch schließlich konnte ich das Kind kriegen und hab mich gegen meine Mutter gewährt. Mein Vater hat mich verteidigt, hat sich für mich eingesetzt. Und dann...“ Jetzt rollten Annas Tränen und sie lehnte sich an Ronons Schulter, der sie versuchte zu trösten. „und dann... eine Woche nach der Geburt... hat er mir mein Baby weggenommen und ich hab es nie wieder gesehen!“ Die letzten Worte schrie sie voller Schmerz und es dauerte fast zehn Minuten bis sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte.

Jetzt kam Ronon dazu Partei für Wilhelm von Schönhausen zu ergreifen. Er hatte ihn, bis auf heute, nur einmal gesehen, vor zwei Jahren auf einer Schönhausen-Familienfeier, doch er war ihm gleich sympathisch gewesen. Doch was noch wichtiger war: Er und Anna waren liebevoll miteinander umgegangen. Sie mussten sich also irgendwann versöhnt haben. Die Schlussfolgerung brachte er nun auch Anna näher. „Hmm“, war alles, was sie dazu sagen konnte. „Ich weiß ja nicht.“ „Ich bin davon überzeugt, anders kann ich mir das nicht vorstellen“, entgegnete Ronon. „Aber das wirst Du nie erfahren, wenn Du nicht mit ihm sprichst.“ Anna rümpfte die Nase. „Ich überlegs mir.“ Sie sah sich um. Das Bier war alle. „Wollen wir? Mir wirds langsam zu kalt.“
Ronon nickte und stand zusammen mit ihr auf, dann brachte er sie wieder zu ihrem Quartier. Auf dem Weg dahin sprachen sie noch etwas über vergangene Nichtigkeiten. Schließlich waren sie wieder an Annas Quartier angekommen und sie betätigte den Sensor, die Tür schob sich beinahe lautlos auf. „Danke für deine Gesellschaft“, sagte Anna zu Ronon und machte mit Ronon den ST-Team-Handschlag zur Verabschiedung. Doch auf der Schwelle drehte sie sich noch einmal um. „Sag mal, Du hast mir nicht gesagt, wie wir zu einander standen.“ Ronon lächelte und kratzte sich am Kinnbart. „Wir waren Freunde, gute Freunde. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Schade“, entgegnete Anna viel sagend und verschwand in ihrem Quartier, während Ronon das seine aufsuchte.


Am nächsten Morgen war Anna dann mit Sam und Max unterwegs, die sich angeboten hatten, ihr die Stadt Atlantis wieder näher zu bringen. Sie waren in einem der Nebentürme des zentralen Turms und liefen auf einem der Dachgärten herum, die man zur Zerstreuung eingerichtet hatte. „Wow“, sagte Anna immer wieder, als sie das erstaunliche Panorama erblickte. Die Türme von Atlantis vor dem Hintergrund des lantheanischen Meeres bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel konnten nicht anders beschrieben werden. Sam und Max grinsten viel sagend als sie Anna dabei zusahen, wie sie Atlantis in sich aufnahm. „Wie ein kleines Kind“, murmelte Sam belustigt. „Ist sie doch, Sam“, meinte Max ebenso grinsend und ging auf Anna zu. „Beeindruckend, oder?“ Anna nickte nur. „Wie groß ist das hier?“ „Etwa 1,5mal so breit wie Manhattan, also so um die fünf Kilometer von Nord- zu Südpier“, erklärte Sam. „Eine Meisterleistung so etwas ins All zu kriegen.“ „Das muss man den Antikern lassen“, stimmte Max zu. „Auch wenn sie schwächliche Feiglinge sind, Architektur und Coolness beherrschen sie.“ Sie gingen einige Schritte, während der Anna mit Sam in ein Gespräch vertieft war. „Dein eigenes Schiff. Klingt cool“, meinte Anna, als sie gehört hatte, dass Commander Sam Carter ihr eigenes Schiff, die EDS Valley Forge (A), kommandierte. „Ist es auch“, stimmte Sam zu. „Anfangs glaubt man, dass man festen Boden unter seinen Füßen vermisst, doch auf der Forge ist es einfach großartig. Viele finden sie zu klein und zu schäbig, aber ich finde sie genau richtig, meine alte Lady.“ Während Sam nur so von ihrer kleinen Fregatte schwärmte und Anna detailliert berichtete, wie oft sie schon AR 1 zu Hilfe gekommen war, war Max mal wieder auf Schürzenjagd gegangen. Zwar war er die Rolle, die er den anderen seit Jahr und Tag verkaufte und selbst nur ungern annahm, inzwischen Leid und wäre viel lieber er selbst, doch dachte er sich, dass Anna sich eher an Schürzenjäger-Max, als an den verbitterten und verbrauchten Max Wickers, erinnern würde. Er setzte also sein bestes Lächeln auf und schmiss sich an eine junge Frau aus Ägypten – der Uniform nach zu schließen einer Pilotin der Jumperflotte – die gerade die Sonne genießen wollte. „Hallo... Lieutenant“, sagte Max zur Begrüßung auf die Rangabzeichen spähend. „Das erste Mal auf Atlantis?“ Die junge Ägypterin sah ihn genervt an. „Das stimmt, Dr. Wickers.“ Jetzt war Max baff. „Woher...“ „Unser Staffelführer hat uns Frauen vor ihnen gewarnt“, erklärte sie. „Ich bin inzwischen also schon berühmt“, sagte er geschmeichelt. Sie grinste amüsiert. „Eher berüchtigt, Doktor, eher berüchtigt. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe noch zu tun.“ Damit ging sie einfach weg und Max sah zu seinen beiden Begleiterinnen, die lachend in seiner Nähe standen. Er setzte einen Blick auf, wie ein Hund bei sieben Tagen Regenwetter, wartete jedoch innerlich auf eine Reaktion von Anna. Die kam prompt. „Geb es auf, Casanova, dich lässt jeder abblitzen.“ Als sie aufhörte zu lachen sah sie nur den zufriedenen Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht, den sie aber nicht verstand.


„Es kommt also langsam alles wieder?“, fragte Todd, als er am Nachmittag mit Anna in ihrem Quartier war und beide an Annas Xbox 720 Spielkonsole saßen. Während sie 'Batman: Arkhum Asylum 3' spielten, unterhielten sie sich über Annas Gesundheitszustand. Erst hatte Anna den, wie sie ihn genannt hatte 'Blutsauger' nicht in ihr Quartier lassen, als er mit Doc Heinrich aufgetaucht war, doch die Ärztin konnte Anna versichern, dass er sie sicher nicht als Snack missbrauchen würde. Seit einigen Wochen nahm der Wraith nun schon Doc Heinrichs Wraithserum nahm, das speziell auf ihn abgestimmt war und verhinderte, dass Todd sich an Menschen nähren musste. Er konnte statt dessen mit traditionellem Essen vorlieb nehmen. Todd führte gerade einen Spezialangriff mit seinem Charakter durch, den Anna jedoch leicht abwehrte. „Es kommt also alles wieder?“ „So langsam“, meinte Anna beiläufig und konzentrierte sich lieber auf das Spiel. „Immer in so Brocken, mal große, mal kleine. Aber alles aus den letzten zwei, drei Jahren.“ „Deine Familie ist noch hier?“, fragte Todd als er einen Angriff von Annas Batgirl-Charakter einstecken musste. Sein Joker musste harte Prügel einstecken. „Alle bis auf meinen alten Herrn“, meinte Anna. Ihre Wut auf ihn war mit immer mehr wiederkehrenden Erinnerungen langsam geringer geworden, so wie Ronon es vermutet hatte. „Hast Du vor mit ihm zu reden?“, kam es erneut von Todd. „Vielleicht“, murmelte Anna. „Doch wohl eher nicht. Kommt drauf an.“ Sie wechselte schnell das Thema. „Gib auf, Nosferatu! Du kannst mich nicht schlagen, nur Sam hat mich bisher auf der Konsole schlagen können. Und jetzt nimm das!“ Mit diesen Worten führte sie eine Angriffskombination aus und ließ Todds Joker mit nur noch wenigen Lebenspunkten zu Boden gehen. Sie grinste breit. „Fast so schmerzhaft, wie eine Trainingseinheit mit Ronon.“ „Daran erinnerst Du dich also“, meinte Todd triumphierend. „Du hast dich grad wieder an etwas erinnert.“ Davon war Anna so abgelenkt, dass sie Todd verwirrt ansah und nicht mehr auf den Bildschirm achtete, sodass Todd schnell Annas Charakter ausschaltete und damit besiegte. Er legte den Controller beiseite und ging zur Tür zu. Mit einem Wraithlächeln meinte er noch: „Wie eine alte Redewendung eures Volkes so schön besagt: 'Du wurdest gepwnd'. Gute Besserung noch.“ „Alter Cheater“, entgegnete Anna und streckte dem Wraith die Zunge raus. Der verließ den Raum grinsend.


Es waren zwei weitere Tage vergangen, als Anna mit Richard Woolsey durch einen Korridor des Hauptturms schritt. „Die letzten drei Jahre sind also wieder da?“, fragte Woolsey erstaunt über den schnellen Heilungsverlauf. „Mehr oder weniger, Sir“, entgegnete Anna. „Bis auf einige Details, doch sicher nichts bedeutendes.“ „Freut mich“, kommentierte Woolsey und bog um eine Ecke. Dort kam ihnen zufälligerweise Annas Vater entgegen. „Hallo, Anna“, sagte Wilhelm Fürst von Schönhausen begrüßend, doch Anna ging einfach an ihm vorbei, ohne ein großartiges Wort der Begrüßung. „Was haben Sie eigentlich für ein Problem, Hein?“, fragte Woolsey und ließ Anna anhalten, ebenso bat er Wilhelm zu ihnen zu kommen. „Fragen Sie ihn das, Sir“, meinte Anna und nickte in die Richtung ihres Vaters, der sie schmerzlich getroffen und gebrochen ansah. Woolsey blieb das nicht verborgen und nahm sich vor das zu ändern. „Meiner fachlichen Meinung nach, müssen sie beide, die sich wie Kleinkinder benehmen, wo man doch meinen könnte, sie seien Erwachsene, endlich mal aussprechen. Mitkommen.“ Mit diesen Worten packte er Vater und Tochter je an einer Schulter und schob sie sanft in einen leer stehenden Raum, den er hinter ihnen schloss. Er stellte sich vor die Tür und gab ihnen zu verstehen, dass sie nicht raus kämen. „Also los, reden sie endlich miteinander.“ Als Anna jedoch nicht die Anstalt machte, auch nur ein einzelnes Wort zu sagen und Wilhelm nicht zu wissen schien, wie er anfangen konnte, brachte Woolsey den Stein ins Rollen. „Fürst, ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie ihrer Tochter das Kind freiwillig weggenommen haben. Dafür haben Sie ihre Tochter viel zu sehr geliebt und unterstützt.“ Wilhelm nickte langsam und Anna verschränkte die Arme vor der Brust. „Na los, dann sag mir deine miesen Gründe, mich unglücklich zu machen.“ Wilhelm räusperte sich und gab sich dann endlich einen Ruck mit der Sprache rauszurücken. „Ich hätte es dir schon früher erzählen sollen, aber ich wusste nicht, wie du drauf reagieren würdest, beziehungsweise unsere Verwandtschaft. Hier ist die Wahrheit: Ja, ich habe deinen Sohn genommen und weggebracht, aber Du musst die ganze Geschichte kennen. Deine Mutter wollte ursprünglich, dass du das Kind abtreibst.“ Er machte hier eine Pause und Anna reagierte nicht, war das doch typisch ihre herrschsüchtige Mutter von einer Aristokratin. Er fuhr fort: „Die Familie stand hinter ihr. Der Plan war schon gefasst, dich auszuschalten und mit Gewalt abtreiben lassen. Es gibt genug Geld und Einfluss in unserer Familie, als dass das ohne Probleme geglückt wäre. Ich konnte einen Deal eingehen, da ich wusste, dass du das Kind unbedingt wolltest. Du durftest es bekommen, aber danach musste ich es zur Adoption freigeben.“ „Toller Deal“, zischte Anna wütend. „Lass mich ausreden, Kind“, entgegnete ihr Vater nun selbstsicherer. „Ich habe das Kind in Sicherheit gebracht, außerhalb des Einflusses der Familie. Mit einem nicht adligen Vater und unehelich empfangen, hätte das nicht gut geendet, Deal oder nicht. Ich habe ihn zu einer entfernten Verwandten von mir gegeben, dort ist er aufgewachsen und lebt dort immer noch.“ Anna riss die Augen weit auf. Ihr Vater händigte ihr ein Kärtchen mit einer Adresse aus. „Dort lebt er. Meine Verwandte wird ihn Dir mitgeben, alles ist dafür geregelt. Jetzt wird die Familie es akzeptieren müssen, dass Du den kleinen Cameron hast.“ „Cameron?“, fragte Anna erstaunt, denn das war der Name gewesen, den sie ihrem Sohn hatte geben wollen. Ihr Vater nickte. „Cameron Wilhelm von Schönhausen, Sohn von Anna Hein. Hol Ihn bitte bald, auch wenn er nichts von dir, noch von mir weiß.“ Er kratzte sich am Kinn und atmete tief durch. „Was immer Du jetzt von mir denkst: Ich wollte dir nie etwas böses und auch nicht dem Kind. Es tut mir so unendlich Leid, dass du so viel Zeit mit ihm verpasst hast. Ich hoffe, Du kannst mir irgendwann verzeihen.“ Mit diesen Worten ging er, Woolsey ließ ihn passieren.

Als sich die Tür wieder geschlossen hatte, sah Woolsey die vor Freude weinende Anna an.
„Können Sie ihm verzeihen?“ Anna sah ihn unsicher an. „Ich... ich weiß es nicht, Sir. Einerseits hab ich nur durch ihn jetzt die Chance meinen Sohn endlich kennenzulernen, andererseits hat er mir ihn auch so lange vorenthalten.“ Woolsey kratzte sich am Hinterkopf und überlegte kurz. „Da haben Sie wohl recht, aber sie sollten eines bedenken, Anna: Ihre ganze Familie ist gegen sie, jeder einzelne. Ihr Vater ist der einzige, der je zu ihnen gehalten hat. Ob seine Methoden mögen nicht gut sein, aber wie hätten Sie bei so einer Situation gehandelt? Tatsache ist, dass Sie es nicht wissen können, bis Sie selbst in so einer Situation sind. Schließen Sie ihren Frieden mit ihm, söhnen Sie sich aus und lassen Sie die Wunden heilen.“ Anna nickte, Tränen liefen ihr über die Wangen. „Dann los, das ist ein Befehl!“, grummelte Woolsey wütend und schuppte Anna fast hinaus. Die lief sofort ihrem Vater nach, der den Korridor entlang schlurfte.
„Papa!“, rief sie und rannte auf ihm zu. Er blieb stehen, drehte sich um und wurde gleich darauf von Anna in den Arm genommen. Eine Minute verblieben sie so, dann sagte Anna leise: „Ich vergebe Dir.“ Wilhelm atmete auf und erwiderte den Druck von Anna. „Ich verspreche Dir, mein Schatz, wir schaffen es, dass sich alles wieder normalisiert.“ Woolsey sah aus der Ferne zu, wie die beiden sich entfernten und daran arbeiteten, ihr Verhältnis zu normalisieren.


Gut eine Woche später wurde ein kleiner, sechsjähriger Junge namens Cameron, der bei seiner Großtante Sarah in Süddeutschland wohnte, von Anna aufgesucht. Die junge Frau betrat glücklich lächelnd das Zimmer des kleinen Cameron. „Hallo, Cameron.“ „Hallo, wer bist Du denn?“, fragte der Junge neugierig. Sie kniete sich hin, um auf einer Augenhöhe zu sein, Tränen drangen in ihre Augen. „Mein Name ist Anna von Schönhausen. Ich bin deine Mama.“




Ende der Folge
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.