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TGE Combined - Fire of War von Atlan, Colonel Maybourne

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1.14 Das Ende und der Beginn
von Atlan




Der Planet Mars war nach dem Ende des Goa'Uld-Krieges mit der erste Ort im Sonnensystem gewesen, den man kolonisiert hatte. Noch war das Terraforming im Anfangsstadium und trotz Asgardtechnologie würde es sicher noch ein Jahrzehnt dauern, bis Menschen außerhalb der Atmosphärenkuppeln leben konnte. Dennoch war der Mars absolut keine tote Welt. Zwölf Kuppeln waren in den letzten drei Jahren von verschiedenen Firmen und Nationalstaaten errichtet worden, in denen insgesamt bereits 22.000 Menschen lebten. Die rote Welt beherbergte jedoch auch einen dreizehnten Komplex, in dem Menschen leben konnten, doch dieser lag tief unter dem roten Marsboden auf der südlichen Halbkugel des vierten Solplaneten. In diesem Komplex war der Psi-Akademie der Erdstreitkräfte untergebracht, gut verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit, schließlich waren paranormalbegabte Menschen ein Trumpf, den die UN vorerst noch im Ärmel behalten wollte.
Direktorin Amanda Wilson, Leiterin der Psi-Akademie, war einige Tage auf der Erde gewesen, um ihren Vorgesetzten bei der UN von den Fortschritten zu berichten und kehrte erst am Abend des 5. Februar 2012 zurück auf den Mars, an Bord eines intersolaren Passagierschiffes von Air Mars, einer kommerziellen Raumfahrtgesellschaft und Tochterfirma eines irdischen Unternehmens, dessen Name ihr aber entfallen war. Amanda Wilson flog natürlich erster Klasse und ging auf dem zweistündigen Flug zum Mars noch einmal die Anweisungen durch, die sie von ihren Vorgesetzten erhalten hatte. Sie schnaubte verächtlich. 'Diese Leute kennen nur die Berichte und maßen sich Urteile an', dachte die Direktorin verärgert.
Amanda arbeitete jetzt schon seit gut zwei Jahren an diesem Projekt und hatte alle Mitglieder der Akademie, Ausbilder, Experten und Paranormale, persönlich angeworben. Wenn sich jemand ein Urteil über die Einsatzbereitschaft dieser 'Truppe' erlauben konnte, dann ja wohl sie und niemand, der momentan 200 Millionen Kilometer entfernt hinter einem Schreibtisch im UN-Gebäude saß. Doch ihre Vorgesetzten waren da anderer Meinung und meinten, dass man nach zwei Jahren intensiver Arbeit und geschätzten 600 Millionen Euro pro Jahr mehr erwarten konnte, als 'billige Taschenspielertricks unter Laborbedingungen', um die Anweisungen zu zitieren.
Amanda sah auf ihre Uhr. Noch eine Stunde bis zur Landung und eine weitere, bis sie in der Akademie war. „Stewardess“, sprach sie die Flugbegleiterin an. „Ja, Miss Wilson, was darf ich ihnen bringen?“, fragte die Stewardess. Amanda war Vielfliegerin bei Air Mars und deshalb recht bekannt. „Ich hätte gerne einen Martini“, sagte Amanda und wandte sich dem nächsten Bericht zu. In Gedanken fügte sie hinzu: 'Ich brauche was, um meinen Ärger runterzuspülen....“


Zwei Stunden später fuhr Amandas Marsbuggie im Haupteingangstor der Akademie ein. Die beiden Wachen in Raumanzügen waren mit Sturmgewehren bewaffnet und winkten nach der Kontrolle Amanda durch. Sie lenkte den Buggy auf ein Parkfeld, das kurz darauf nach unten fuhr und verschlossen wurde. Nach diversen Lautsprecherdurchsagen, dass es nun Atmosphäre gebe und man sich vor einsetzender Schwerkraft in Acht nehmen sollte, war Amanda auch schon in der Akademie angelangt. Sie schälte sich aus dem Raumanzug und ging sofort auf Samuel Rosenbaum, ihren Assistenten zu, der sie erwartet hatte. „Willkommen zurück, Ma'am“, sagte Rosenbaum. „Danke, Sam. Wissen Sie, wo Teyla ist?“ Er überlegte kurz, musste dann aber doch zum PDA greifen, um die Information aufzurufen. „Miss Emmagan ist in Übungsraum 2 und trainiert mit Andrew“, antwortete er. Amanda nickte ihm dankbar zu und ging schnellen Schrittes zu den Übungsräumen.


„Also“, begann Teyla und schritt hinter dem neuen Rekruten Andrew Jackson auf und ab. Als stärkste Psibegabte und Amanda Wilsons engste Vertraute war sie gleichzeitig die Chefausbilderin. Ein gelangweilter Ausbilder saß Jackson gegenüber und blicke auf eine Spielkarte. „Ich warte...“
„Ich konzentrier mich ja“, sagte Andrew angespannt. Er war zwar nicht auf dem unteren Ende der Psiskala, aber seine telepathische Gabe musste erst noch entwickelt werden. „Pik... Ass.“ Der Ausbilder rollte mit den Augen. „Knapp daneben. Es ist...“ „Herz Dame“, sagte Teyla aus dem Stehgreif. Der Ausbilder drehte die Karte um. „Richtig. Punkt für Sie. Und jetzt Andrew, versuchen wir es noch mal.“ Der Telepath im Training schnaubte kurz, dann konzentrierte er sich wieder auf den Ausbilder, der sich seinerseits auf eine neue Spielkarte konzentrierte. „Karo... König.“ Der Ausbilder sah auf und grinste. „Na, es geht doch. Gleich noch mal.“ Andrew nickte ermutigt und gleich machten sie weiter, während Teyla den Raum verließ, da sie gemerkt hatte, wie sich Amanda Wilson näherte.

Sie trat auf den Gang heraus und wartete geduldig, bis sie das Klacken von Amandas Absätzen hörte. „Willkommen zurück, Amanda“, begrüßte Teyla sie. Amanda lächelte leicht und umarmte Teyla, die inzwischen zu einer guten Freundin geworden war, auch wenn ihr Verhältnis sehr holprig begonnen hatte. Das war zu Beginn des Psi-Programms gewesen und Amanda Wilson, eine karrierefixierte, junge Frau, hatte sich nicht groß drum geschert, wie sie neue Rekruten bekam. Jede Art, war ihr recht gewesen. Doch dann kam die Zusammenarbeit mit Teyla und Amanda erkannte immer mehr, wie falsch sie alles angegangen war und wie viel produktiver man doch in einer entspannteren Umgebung arbeiten konnte. Es waren zwei lange Jahre gewesen, doch inzwischen hatten Amanda und Teyla, die erst vor kurzem Amandas Stellvertreterin geworden war, eine gute Arbeitsbeziehung. „Danke, Teyla, es ist immer wieder schön hier zu sein. Wie läufts so?“ „Ziemlich gut“, antwortete Teyla. „Andrews Fähigkeiten zeigen sich jetzt immer stärker. Noch ein paar Tage Training, dann können wir ihn einschätzen. Ich schätze ihn aber auf so ungefähr Stufe 3.“ Amanda nickte nachdenklich. „Gut, gut.“ Die Enttäuschung in ihrer Stimme war klar rauszuhören und sicherlich auch nicht zu verdenken. Auf der Psi-Skala von 1 bis 12 war ein Mentalbegabter Stufe 3 kaum mehr als mittelprächtiger Telepath. Verglichen mit Teyla, die auf Stufe 12 stand, spielte er in der Kreisklasse und nicht in der Bundesliga. Dennoch war jeder Mensch mit paranormalen Fähigkeiten, der für das Programm gewonnen werden konnte, ein Segen, denn momentan gab es nur etwa fünfzig Menschen im Programm, einige von ihnen sogar von alliierten Planeten, wie Remus oder Galana. Die Erfassung neuer Mitglieder war äußerst schwer, bedachte man die Geheimhaltung. Manchmal hatte Amanda Glück und fand in kürzen Abständen Paranormale, doch meistens ging sie bei ihren Suchen leer aus.
Teyla wechselte das Thema. „Es gibt doch etwas, worüber du mit mir reden möchtest, oder?“ Amanda grinste schelmisch. „Waren meine Gedanken so gut hörbar?“ Teyla konnte das nur bestätigen. „Sehr laut. Es war schwer nicht unbeabsichtigt in deine Gedanken einzudringen. Also, was ist es?“ „Nicht hier, in meinem Büro“, meinte Amanda und ging voraus zu ihrem Büro. Teyla folgte ihr ohne Mühe. Da sie sowohl über telepathische, als auch über mäßigstarke telekinetische Fähigkeiten verfügte, konnte sie beides als eine Art Sonar verwenden und ähnlich einer Fledermaus Wänden und Personen ausweichen. Es hatte sie Monate gekostet diese Fähigkeit zu entwickeln, aber es gab ihr immerhin die Eingenständigkeit zurück.
Mit einem Aufzug fuhren sie zwei Stockwerke hinauf und begaben sich dann in Amandas Büro, das von einem Soldaten bewacht wurde. Sie ließen sich auf eine bequeme Couch nieder und Amanda verzog die Lippen. „Den Verantwortlichen auf der Erde geht das Projekt zu langsam voran und viel zu theoretisch. Sie haben deshalb einen Praxistest angeordnet, damit wir beweisen, dass wir es wert sind, dass man jährlich so viele Millionen hier reinsteckt.“ Teyla seufzte. „Und du konntest sie nicht überzeugn uns mehr Zeit zu lassen? Wir haben etwa fünfzig Telepathen und von denen sind nur Jacob, Sandra, Kimiko, Tanaka, Steve und Jason auf einem über Stufe 9. Sie wären die einzigen, mit denen man einen Feldtest durchführen könnte.“ „Darüber bin ich mir durchaus ihm klaren“, entgegnete Amanda. „Aber wir haben keine Wahl, wenn wir nicht wollen, dass das Projekt auf Eis gelegt wird oder das Militär die Kontrolle erhält, wo es jetzt doch noch so ist, dass es uns untersteht.“ Sie schüttelte langsam den Kopf und seufzte. „Es bringt auch nichts jetzt zu diskutieren. Sei bitte morgen früh im Besprechungsraum. Ich werde mit unseren sechs Telepathen den Einsatz besprechen.“ Teyla nickte, erhob sich und verließ das Büro.


Am nächsten Morgen hatten im Besprechungsraum der Basis zehn Menschen versammelt. Amanda und Teyla saßen je vor Kopf des Konferenztisches, an den Seiten die sechs Telepathen Jacob Mendoza, Sandra Berger, Kimiko Chung, Tanaka Saiko, Steve Osterman und Jason O'Brian, sowie Captain Robert Hiller von den Marines, Chef der Marines, die der Akademie unterstellt waren und Leutnant Schmidt, ein Agent von TRAV.
„Ladies, Gentlemen“, begann Amanda als alle anwesend waren. „Danke für ihr Erscheinen, ich möchte dann auch gleich anfangen.“ Sie machte eine kurze Pause und begann dann die Leute aufzuklären. „Die UN hat beschlossen, dass es Zeit wird einen Feldtest mit unseren Telepathen durchzuführen. Sie Sechs“, sie sprach die Telepathen an, „sind als einzige qualifiziert für diese Mission. Lieutenant, ich denke, Sie sollten erklären, worum es bei diesem Feldtest geht.“ Der Geheimdienstler nickte und räusperte sich. „Wie Sie sicherlich wissen, sind die Priore der Ori ihre direkten Mittelsmänner, nur noch übertroffen von den Orici, den Abgesandten der Ori in Menschenform. Es ist äußerst schwer einen Prior aufzuhalten. Bisher haben wir das Ori-Störgerät der Antiker benutzt, doch inzwischen ist das auch unwirksam. Priore können wir seitdem nur noch mit der Panzerfaust unschädlich machen. Doch so kommen wir an keine Informationen.“ „Und welche Rolle spielen wir dabei?“, fragte Steve Osterman. Der Leutenant räusperte sich erneut. „Wie die Antiker uns mehrmals bewiesen haben, können gute Telepathen die Kräfte der Priore lahmlegen. Direktor König möchte das nun in der Praxis testen und...“ Er unterbrach sich, weil Amanda ihn wütend anfunkelte. „So, es ist also Colonel König gewesen, die der UN vorgeschlagen hat, einen Praxistest zu machen. Ich hätte mir denken können, dass sie ihre Finger im Spiel hat.“ Zum wiederholten Male räusperte sich der Leutnant. Es war für ihn einfacher, als zu bemerken, dass Amanda Glück hatte, dass die Psi-Akademie nicht dem Geheimdienst unterstellt war. „Ja, das hat sie. Können wir jetzt zum Geschäftlichen zurückkommen? Sie können die Direktorin ja später anrufen und das unter sich ausmachen.“ Amanda nickte stumm. „Wie dem auch sei. Wir werden auf Hydra VI an Bord der Fregatte Musashi gehen und ins 2305. Sternsystem aufbrechen, wo wir einen bestimmten Prior exekutieren werden“, erklärte der Geheimdienstler. „Da es sich um einen ersten Feldtest handelt, werden wir klein anfangen und ihn nur solange blockieren, bis wir ihm eine Kugel durch den Kopf gejagt haben. Der Verteidigungsrat will damit die Botschaft an die Priore schicken, dass sie wieder verwundbar sind.“ „In Ordnung“, meinte Amanda und wandt sich an Captain Hiller. „Hiller, stellen Sie vier ihrer besten Männer ab, darunter einen Scharfschützen. Wenn man uns zu einem Feldtest schickt, dann ist es nur fair, wenn auch einer von unseren Leuten den Abschuss kassiert.“ Hiller lächelte dankbar. „Wird erledigt, Ma'am.“ „Gut, wenn es keine Fragen mehr gibt...“, sagte Amanda und wartete kurz auf Meldungen, die jedoch nicht kamen, worauf hin sie ihren Satz beendete: „Dann ist die Sitzung beendet. In zwei Stunden startet die Operation. Ich schlage vor, sie bereiten sich vor.“


74 Stunden später war die EDS Musashi in Position über dem dritten Planeten des 2305. Sternsystems. Die Reise war recht kurz gewesen, da die Musashi nur wenige Sektoren entfernt gewartet hatte und das Einsatzteam von Hydra VI, dem nächsten befreundeten Planeten mit Stargate, abgeholt hatte.
Teyla, die auf Bitten Amandas als Beobachterin mitgekommen war, saß auf der Brücke der Fregatte, von wo aus die Mission geleitet wurde. „So, dann wollen wir mal“, meinte TRAV-Leutnant Schmidt, als er auf die Uhr sah. „Captain?“ Commander Morris McDooley, CO der Musashi, nickte und erhob sich aus seinem Kommandosessel. „Petty Officer, stellen sie eine Verbindung her.“ Der Funker bestätigte den Befehl. „OPZ an Team Bravo, OPZ an Team Bravo. Bitte melden!“ Es rauschte einige Sekunden, dann meldete sich das Bravo-Team. „Bravo hier, Sergeant Markov. Befinden uns in Position, zwei Klicks vom Ziel.“ „Was ist mit Alpha?“, fragte Teyla. Alpha war der Codename für die Telepathen. „Befinden sich auf dem Marktplatz beim Gebet. Der Prior sollte gleich erscheinen. Alpha hält aus Sicherheitsgründen Funkstille.“ „In Ordnung, Sergeant, bleiben Sie auf Position und legen Sie los, sobal Alpha das Signal gibt“, befahl Leutnant Schmidt. „Verstanden, Sir. Markov Ende.“


'Wo bleibt er nur?', fragte Sandra Berger Steve Osterman telepathisch. Die beiden Telepathen standen zusammen mit ihren vier Gefährten verkleidet in der Menge von gläubigen Dorfbewohnern auf dem Marktplatz und warteten, mit dem Buch des Ursprungs in der Hand, darauf, dass der Prior zum Gottesdienst erschien. 'Geduld, Sandra, Geduld', antwortete Steve in Gedanken. 'Es wird nicht mehr lange dauern.' 'Da kommt er', kam es von Jacob Mendoza. Und tatsächlich trat der Prior, flankiert von zwei bewaffneten Orisoldaten, auf den Podest, wo alle Anhänger ihn sehen konnten. „Ehre sei den Ori, meine Kinder“, verkündete der Prior. „Ehre sei den Ori!“, erwiderten die Gläubigen und auch die Telepathen von Team Alpha. 'Jetzt gilt es', dachte Osterman. 'Gebt euer bestes.' Die sechs Telepathen begannen nun sich zu konzentrieren und auf ihre mentalen Kräfte Zugriff zu nehmen. Ihre Geister streckten ihre Arme nach dem Prior aus, um ihn zu fassen zu kriegen und ihn zu studieren. Langsam begannen sie dann in ihn einzudringen und seine Kräfte festzuhalten, damit diese nicht funtionieren konnten. Das schloss auch seinen persönlichen Schild mit ein. Steve Osterman griff zum Funkgerät und drückte zweimal hintereinander die Senden-Taste – das Zeichen für den Angriff. Der Prior sah auf, als er erschreckt bemerkte, dass da jemand telepathisch nach ihm griff. „Telepathe...“ Weiter kam der Abgesandte der Ori nicht, da ihm ein 12.7x99mm Geschoss aus einem Barret M82 den Kopf von den Schultern riss und sich hinter ihm tief in den Steinboden bohrte. In einer bedrückenden Stille fiel der leblose Körper wie ein nasser Sack zu Boden. Plötzlich war die Hölle los. Alle Anwesenden verfielen in Panik über den Angriff des Heckenschützen und stoben schreiend auseinander. Dieser Tumult kam dem Alpha-Team nur gelegen, da sie so die Möglichkeit hatten sich abzusetzen.

Sergeant Markov, der gerade sein M82 verstaute, grinste und funkte zur Musashi: „Musashi, hier Markov. Mission erfolgreich beendet. Schlagen uns jetzt zum Sammelpunkt durch. Schickt schon mal die Walküre um uns abzuholen.“ Er nickte seinem Team zu abzurücken. „Gehen wir, Marines. Ich denke, damit haben wir den Ori eine nette kleine Botschaft geschickt.“ Die Marines rückten zum Sammelpunkt ab, wo sie zusammen mit den Telepathen abgeholt und zur Musashi verschifft wurden, die kurz darauf im Hyperraum verschwand.


Nur 24 Stunden später, als die Psi-Akademie und TRAV noch ihren Erfolg feierten, waren die Ori dabei Gegenmaßnahmen zu treffen. Orici Kel, der Anführer ¼ der Oriarmee in der Milchstraße und unter dessen Zuständigkeit das 2305. System fiel, hatte seine menschlichen Generäle und wichtigsten Priore auf sein Kommandoschiff gerufen, um den Vorfall im 2305. Sternsystem zu besprechen. „Wie konnte das geschehen?“, fragte Kel wütend, als endlich all seine Vizes eingetroffen waren. Die einzige Antwort, die er bekam war Schweigen, bis Seelen-Admiral (Anmerkung des Autors: Seelen-Admiral entspricht Konteradmiral) Faaron Dakamar das Wort ergriff. Der meisterhafte Kommandeur, der erst vor kurzem Johannes Heimeshoff die Stirn geboten hatte, griff in seine Tasche und zog ein Tuch heraus in dessen Inneren eine zersplitterte Kugel vom Kaliber .50 befand. „Die Erdmenschen haben einen ihrer Scharfschützen eingesetzt, um den Prior hinzurichten. Der Analyse dieses Projektils nach wohl mit einem irdischen Gewehr namens 'Barret M82'.“ „Darüber bin ich mir im klaren, Admiral Dakamar“, erwiderte der Orici etwas gelassener. „Ich verlange zu wissen, wie den Erdmenschen dies gelungen ist. Das Blockiergerät der Antiker ist längst unwirksam geworden und neue technische Methoden können sie in der kurzen Zeit nicht entwickelt haben.“ „Dazu wollte ich noch kommen, mein Herr Orici“, sagte Faaron Dakamar kühl. Kel rünpfte die Nase. Ihm missfiel es, wie der Admiral mit ihm sprach. Dakamar war ein „gläubiger“ Orianhänger und der vielleicht fähigste Kommandeur der Oriarmee, aber er hatte die dumme Angewohnheit Leuten – und vor allem Prioren und Orici – zu zeigen, dass er sie nicht mochte, beziehungsweise sie ihn gerade nervten. Ein anderer Admiral oder General wäre wohl im besten Fall gemaßregelt, im schlimmsten Fall auf der Stelle exekutiert worden, doch bei Dakamar traute sich das niemand so recht, da man auf ihn angewiesen war und er das wusste und ausnutzte. „Dann sprich, Seelen-Admiral“, sagte Kel schließlich. Der Admiral nickte dankbar und fuhr fort. „Die beiden Wachen, die zum Schutz des Priors abgestellt waren, haben berichtet, dass das letzte Wort, dass der Prior sprach mit 'Telepath' begann, aber nicht mehr ausgesprochen werden konnte. Daraus ist zu schließen, dass die Erdmenschen über einen oder mehrere ihrer Art verfügen, die der Telepathie mächtig sind. Sie besitzen also auch die Gabe.“ Als 'Gabe' verstand man bei den Orianhängern die Fähigkeiten, die die Priore und die Orici von den Ori erhalten hatten, um ihren Willen auszuführen.
„Das ist unmöglich“, kommentierte ein Prior. „Die Menschen sind sind hoch genug entwickelt, um die Gabe zu erhalten.“ „Aber einige Menschen stammen in direkter Linie von den Antikern ab“, entgegnete Dakamar spitzfindig. „Und die Antiker verfügten über die Gabe. Es ist also nur logisch anzunehmen, dass ihre Nachkommen ebenfalls die Gabe entwickelt haben, oder zumindest in kleinen Teilen. Darunter Telepathie, mit der sie die Kräfte der Priore theoretisch für kurze Zeit blockieren können.“ Kel nickte nachdenklich. „Plausibel. Du scheinst dir darüber Gedanken gemacht zu haben, Seelen-Admiral.“ „Das habe ich, mein Herr Orici“, antwortete Faaron Dakamar. „Ich habe mir auch überlegt, wie man sie ausschalten könnte und damit dieses Problem schon einmal aus der Welt schaffen kann: die Strafe der Ungläubigen.“ Die 'Strafe der Ungläubigen' war die Oribezeichnung für die Priorpest. „Die Menschen besitzen Gegenmittel gegen die Strafe. Seit fast zwei Zyklen verteilen sie sie über die ganze Galaxie“, gab ein Prior zu bedenken. „Ja, gegen die normale Strafe haben sie Gegenmittel“, antwortete Dakamar leicht genervt. „aber ich spreche von einer modifizierten Version. Einer, die nur ihre Telepathen befällt. Bis sie auch hierfür ein Gegenmittel haben, dürften schon gut siebzig bis neunzig Prozent aller, die die Gabe haben, tot sein. Sie werden sicherlich noch einige Gabenempfänger besitzen, sobald sie die Strafe besiegt haben, aber damit verletzen wir sie sehr stark und begrenzen ihren Zugriff auf diese Menschen.“ Kel gönnte sich ein Lächeln und nickte zustimmend. „Das gefällt mir, Seelen-Admiral. Doch wie gedenkst du, die Menschen zu infizieren?“ Dakamar lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Das dachte ich mir ungefähr so...“


Vierzehn weitere Tage vergingen und auf dem Mars ging alles seinen gewohnten Gang. Amanda Wilson saß in ihrem Büro und bearbeitete einige Formulare, als ihr ein unangenehmer Besuch angekündigt wurde, in der Form von Leutnant Schmidt. „Lieutenant“, begrüßte Amanda ihn monoton. „Was führt Sie denn dieses Mal in mein Etablisment?“ Der Leutnant lächelte knapp. „Ein neuer Auftrag für ihre Telepathen. Es wird Zeit für die nächste Stufe und wir haben uns schon ein nettes Ziel ausgedacht...“

„Die UN – oder besser gesagt TRAV – wollen jetzt mit der nächsten Stufe beginnen“, berichtete Amanda eine Stunde später bei einem Meeting mit Teyla und den sechs Top-Telepathen. „Anlass dafür ist der Besuch eines ranghohen Priors auf einem noch vor kurzem umkämpften, aber jetzt gesicherten, Planeten. Dieser Prior verfügt über brisante Informationen, die für die solare Sicherheit sehr nützlich sein könnten. Nebenbei sollen wir testen, ob wir einen Prior fangen können. Sein Besuch auf diesem Planeten ist ideal, da es noch genug Lücken im Sicherheitsgitter gibt. Wir können rein und mit dem Prior im Gepäck wieder rausschlüpfen. Fragen?“ Es gabe einige triviale Fragen und nach der Beantwortung dieser begaben sich Teyla und die Telepathen direkt zur Waffenkammer. Da sie diesmal nicht verdeckt arbeiten würden und aktiv bei der Entführung des Priors dabei sein würden, sollten sie auch bewaffnet werden. „Meint ihr, wir kriegen das hin?“, fragte Kimiko Chung ihre Kameraden. „Sicher“, meinte Jason O'Brian sofort. „Gegen uns sechs hat dieser Prior keine Chance und sobald er den Drogencocktail im Blut hat ist es nur noch ein Klacks.“ Die Anderen äußersten sich ebenso positiv wie Jason. Teyla grinste, als sie dem Übermut der jungen Telepathen lauschte. Und innerlich hoffte sie, dass es wirklich so einfach gehen würde und ihr Gefühl, das ihr gerade sagte, dass es sicherlich nicht so einfach würde, sich irrte.


Erneut war es die EDS Musashi, die die Telepathen und das Team um Sergeant Markov transportierte. Die Fregatte, die sich im Stealthmodus befand, kreiste im Orbit um Teka III, der Welt, auf der man sich den Prior schnappen wollte, und entließ eine ihrer Walküren. Der kleine Transporter trat schnell in die Atmosphäre ein, um vom feindlichen Sensorsystem nicht erfasst zu werden. Nach einer Landung, die sehr stark an einen kontrollierten Absturz erinnerte, schwärmten Telepathen und Marines sofort aus. „Sergeant, wie ist unsere genaue Position?“, fragte Teyla. Sie war sicherheitshalber mitgekommen, falls die Kräfte der sechs Telepathen nicht ausreichen würden, um die Kräfte des Priors lange genug zu unterdrücken, bis die Drogen wirkten. Sergeant Markov besah sich die Karte, die er auf seinem PDA aufgestellt hatte. „In Ordnung... Also wir befinden uns einen halben Klick von der Position entfernt, wo wir in drei Stunden zugreifen sollen. Ich denke, wir sollten uns eingraben.“ Teyla kam auf ihn zu. „Wie stellen Sie sich den Hinterhalt vor, Sergeant?“ „Ich positioniere mich mit einem weiteren Mitglied meiner Einheit mit Scharfschützengewehren in dem ausgebrannten Hubrauberwrack im Osten“, begann er und deutete Richtung Osten, wo in etwa fünfhundert Meter Entfernung ein zerschossener Hubschrauber vom Typ Heint , der den Bewohnern des Planeten von der Erde verkauft worden sein musste und dann im Abwehrkampf gegen die Ori abgeschossen wurde, einsam ruhte. „Die Umgebung ist einfach perfekt für einen Hinterhalt und wenn die Ori das wissen, dann schicken sie Verstärkung mit. Die kann ich mit meinem M82 aber sicher ausschalten“, erklärte der Sergeant weiterhin. Teyla sah sich um. Mit ihrem 'Sonar' konnte sie grob die Umgebung erkennen. Es war eine Sandwüste auf dem halben Weg zwischen Stargate und der nächsten Stadt. Jeder, der vom Stargate aus in die Stadt oder umgekehrt wollte, musste hier durch. „Gut ausgedacht, Sergeant. Dann fangen wir an.“


„Da kommt er“, sagte Sergeant Markov über Funk, während er weiterhin durch sein Zielfernrohr blickte. Zwei Schwebewagen der Ori waren gerade aus dem Tor gesaust und hielt auf die Stadt zu. „Im ersten Wagen sitzen Wachen, im zweiten der Prior“, fügte der zweite Scharfschütze hinzu. „Alle Bereit?“, fragte jetzt Teyla über Funk. Alle meldeten sich mit einmal Klicken des Funkgeräts als Bereits. „Dann legen wir los, Sergeant, darf ich bitten?“ Markov grinste und entsicherte sein Präzisionswerkzeug. Er wartete, bis der erste Schwebewagen auf Höhe der eingegrabenen Marines und Telepathen war, dann drückte er ab. Die schwere Kugel durchschlug die Vorderseite des Schwebewagens und zerstörte die Flugautomatik. Der Wagen bockte und stürzte ab. Ebenso erging es Augenblicke später dem zweiten Wagen. Die Insassen beider Vehikel wurden stark durchgeschüttelt, doch das war erst einmal alles. Zumindest bis die Marines und die Telepathen aus getarnten Schützenlöchern auftauchten und mit ihren M8 Sturmgewehren die Krieger durchsiebten. Die konnten gerade einmal den Mund aufmachen, um ein Stoßgebet gen Himmel zu schicken, dann war fielen sie schon zu Boden, Einschusslöcher in Brust und Schädel. Durch die Hilfe der beiden Scharfschützen war der Zugriff binnen weniger Sekunden 'sauber' erledigt und nur der Prior hatte überlebt. Er wollte als Reaktion mit seinen telekinetischen Kräften einige Marines durch die Gegend wirbeln, doch Teyla und die sechs Telepathen waren schneller und blockierten ihn. Das ließ einem Marine die Gelegenheit dem Prior einen Betäubungspfeil, gespickt mit den neusten Drogen auf dem Gebiet der Priorabwehr, in den Hals zu jagen. Ohne richtig realisiert zu haben, was geschehen war, stürzte der Prior zu Boden und konnte von den Marines eingesackt werden. Auch diese Mission war erfolgreich beendet worden – jedoch ganz im Sinne der Ori.


Zwei Tage später waren die sieben Telepathen wieder auf dem Mars. Der gefangene Prior war von TRAV auf halbem Weg zur Erde übernommen worden und zu einer geheimen Zentrale des Geheimdienstes gebracht worden, wo er untersucht werden sollte. Amanda Wilson hatte den Mitgliedern des Einsatzteams, Telepathen wie Marines, einen einwöchigen Sonderurlaub genehmigt, da die UN den Einsatz höchst erfreulich gefunden und erklärt hatte, dass bis auf weiteres die Akademie ihren Wert bewiesen und weiterhin eine gesicherte Finanzierung und Unterstützung haben würde. Das feierten Amanda und Teyla bei einem gemeinsamen Mittagessen in einem privaten Speisezimmer. Sie warteten noch auf ihr Essen, als Amanda eine Unterhaltung begann. „Wie gehts deinen Leuten? Haben sie sich schon im Epsilon Indi System eingelebt?“ „Halbwegs“, meinte Teyla. „Es fiel ihnen schwer, die Pegasusgalaxie verlassen, aber in letzter Zeit war es immer schwerer geworden dort zu überleben, trotz der Hilfe aus Atlantis. Eine entgültige Umsiedlung ins Herrschaftsgebiet der Erde war der einzige Weg unser Volk zu erhalten und wieder eine Aufgabe zu haben.“ Amanda lächelte. „Und was für eine Aufgabe. Ich stell es mir nicht einfach vor mit etwa einhundert Menschen eine Kolonialisierung von Epsilon Indi vorzubereiten.“ „Es ist sogar recht einfach“, meinte Teyla heiser und nahm einen großen Schluck Wasser. Schnell war ihr Glas leer und sie füllte es sofort nach, nur um es wieder auszutrinken. „Durstig?“, fragte Amanda besorgt. Teyla schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Es ist nichts. Wo war ich... ah ja: Es ist eigentlich recht einfach eine Kolonie aufzubauen, wenn man darin Übung hat, so wie wir. Ich schätze mal, dass in drei Monaten die zweite Welle kommen kann.“ Amanda nickte, während das Essen kam. Der Basiskoch brachte zwei große Teller mit Steaks und Kartoffeln. Amanda nahm das Besteck. „Ich hoffe es schmeckt dir. Centaurianisches Bison. Guten Appetit.“ Sie begann das Steak zu bearbeiten, während Teyla innehielt und schlucken musste. Sie schob den Teller weg. „Nimm es mir bitte nicht übel, aber mir ist plötzlich nicht so sehr nach essen.“ Amanda nickte nachdenklich, als sie Teyla ansah. Der anderen Frau brach Schweiß aus und gesund sah sie erst recht nicht aus. „Keine Entschuldigungen. Geh besser zur Krankenstation. Ich bring dich eben hin.“ Teyla winkte ab und stand auf. „Nein, lass mal. Das schaff ich schon a...“ Weiter kam Teyla nicht. Ihr wurde schwarz vor den Augen und sie kippte ohnmächtig nach vorne auf den Boden. Amanda sprang sofort auf und ließ sich neben ihr nieder, um ihr den Puls zu fühlen. Er war regelmäßig, jedoch sehr schwach. Amanda rannte zum nächsten Wandtelefon. „Wilson hier. Teyla ist ohnmächtig geworden. Einen Santitäter in meinen privaten Speiseraum. Aber schnell!“ Sie ging zurück zu Teyla und begann Erste Hilfe zu leisten.


Eine Stunde später saß Amanda in ihrem Büro und wartete darauf, dass man ihr eine Videoverbindung mit ihren Vorgesetzten von der UN herstellte. Die Lage war nicht besser geworden. Teyla war nicht die einzige, die erkrankt war, sondern auch mehrere andere, jedoch alles Telepathen. Amanda trommelte mit ihren Fingern ungeduldig auf dem Tisch. Dahinter mussten einfach die Ori stecken. Es konnte kein Zufall sein, dass es nur Telepathen waren, die erkrankten. Sie unterbrach sich in ihren Gedanken, als der Bildschirm anspring und das Gesicht ihres Vorgesetzten zeigte. Amanda hatte seinen Namen aus Sicherheitsgründen nie erfahren, weshalb sie ihn auch nicht mit Namen ansprach. „Sir. Wir haben wir einen Zwischenfall.“ „Was für einen, Miss Wilson?“, fragte der Mann mit leicht niederländischem Akzent. „Einige meiner Telepathen sind erkrankt, darunter Teyla Emmagan. Ich vermute, dass es mit den Ori zusammenhängt. Sie erinnern sich sicher an den Auftrag, den Prior zu fangen.“ Der Vorgesetzte nickte nachdenklich. „Sie haben sicher recht, Miss Wilson. Normale sind nicht erkrankt?“ „Normale Menschen sind bisher nicht erkrankt. Deswegen glaube ich ja, dass die Ori ihre Finger im Spiel haben müssen“, antwortete Amanda. Erneut nickte der Vorgesetzte. „Ich verstehe, was Sie meinen“, sagte der Vorgesetzte. „Ich verhänge augenblicklich eine Quarantäne über Komplex 13. Niemand kommt rein, niemand geht raus, bis wir nicht wissen, womit wir es zu tun haben.“ „Ich verstehe, Sir“, bestätigte Amanda. „Könnten Sie veranlassen, dass TRAV den Prior untersucht, wenn Sie ihn schon bekommen haben?“ „Betrachten Sie es als erledigt. Viel Glück, Miss Wilson“, antwortete der Vorgesetzte und kappte die Verbindung. Amanda blieb noch einen Moment sitzen, dann rief sie auf der Krankenstation an. „Doktor, wie geht es ihnen?“ „Sie sind alle soweit stabil, aber es haben sich gerade wieder zwei Leute gemeldet“, antwortete der Chefarzt einige Augenblicke später. „Telepathen?“, fragte Amanda ahnend. „Ja, Miss Wilson. Genauer gesagt fast alle aus dem Einsatzteam. Bis auf Osterman sind jetzt alle hier oder auf dem Weg.“ „Lassen Sie Osterman vorsorglich einliefern und abgesondert untersuchen. Ich will gründliche Tests, Doc. Ich will wissen, womit wir es zu tun haben“, befahl Amanda und legte auf. Sie tätigte einen dritten Anruf und befahl die komplette Abschottung von Komplex 13. Die Psi-Akademie stand unter Quarantäne.


Sechs Stunden verstrichen ohne besondere Ergebnisse. Zwei weitere Telepathen, die nicht zum Einsatzteam gehört hatten, hatten sich indes mit Unwohlsein auf der Krankenstation gemeldet, während die Laboranten im Labor der Basis zu Hochtouren aufliefen. Sechs Stunden lang analysierten sie die Blutproben der Erkrankten. „Schau dir das mal an“, meinte eine Laborantin zwischen zwei herzhaften Gähnern und holte einen Kollegen an ihren Computer. „Ich hab gerade den Upload von der Erde erhalten, den ich von der medizinischen Datenbank angefordert hatte.“ „Was interessantes dabei rausgekommen?“, fragte ihr Kollege. Sie nickte. „Ja, ich hab eine Vergleichsanalyse veranlasst und das dabei rausgekriegt.“ Sie zeigte ihrem Kollegen die Werte. Dieser musste schlucken. „Die Priorpest?“ Seine Kollegin nickte. „Zu etwa 70%. Das ist der Grund, warum wir sie erst jetzt erkannt haben.“ Der Laborant kratzte sich am Kinn. „Wilson muss das sofort erfahren...“ Seine Kollegin war ihm einen Schritt voraus und verließ das Labor zur angrenzenden Krankenstation. Amanda Wilson hatte die letzten fünf Stunden hier verbracht, an den Krankenbetten ihrer Mitarbeiter verbracht, besonders an Teylas. Die Laborantin räusperte sich, als sie von hinten an Amanda herantrat. „Was gibt es?“, fragte Amanda müde. „Ma'am, wir wissen jetzt, mit was wir es zu tun haben.“ Auf einen Schlag war Amanda wieder hellwach. Sie sprang auf und ging auf die andere Frau zu. „Was ist es?“ „Ein Ableger der Priorpest. Sie greift nur Telepathen an“, antwortete die Laborantin und händigte der Direktorin den Bericht aus. Amanda zog die Lippen zusammen. Sie hatte es geahnt, aber wirklich gehofft, dass es nicht die Priorpest war. Dann nickte sie und setzte sich wieder zu Teyla. „Danke. Machen Sie jetzt bitte weiter.“


Ein weiterer Tag verstrich und die Situation verschlechterte sich zusehends. Aus diesem Grunde hatte Amanda um ein Vieraugengespräch mit dem Chefarzt gebeten. Amanda hatte zuletzt etwas Schlaf nachgeholt, weswegen sie fragte: „Wie viele?“ „74“, antwortete der Chefarzt. „74 von 107. Dieses Version der Priorpest breitet sich nicht so schnell aus, wie die normale Version.“ „Wissen wir, wer Patient X ist?“, fragte Amanda. Sie bezog sich damit auf den ersten Infizierten dieser Pestversion, jemand der die Krankheit nur übertragen konnte. „Osterman“, antwortete der Arzt knapp. „Er hat bestätigt, dass er als erster mit dem Prior Kontakt hatte. Er ist seit gestern in Quarantäne in seinem Quartier. Mir gehen die Betten und Isolabs aus.“ „Ich weiß, Doc, aber halten Sie sich ran. 107 Leben stehen hier auf dem Spiel“, erwiderte Amanda. „Wenn es kritisch wird, gibt es immer noch die Stasiskapseln. Die Stauffenberg verschifft sie gerade zum Mars. Wir können etwa zwölf kriegen. Mehr gibt es auf der Erde noch nicht. Die ersten kritischen Patienten werden in die Kapseln gebracht, um sie vor dem Tod zu bewahren.“ Der Arzt nickte. „Mein Team arbeitet an der Blutprobe des gefangenen Priors. Sein Blut muss den Schlüssel haben, um ein Heilmittel zu synthetisieren.“ „Wie lange brauchen sie?“, fragte Amanda. „Wir arbeiten seit 24 Stunden daran, aber es ist furchtbar kompliziert, diese Priorpest ist zehnmal komprimierter als das Original. Mindestens noch vier Tage, vielleicht länger, vielleicht weniger. Aber dann dürfte es für die meisten zu spät sein. Es tut mir Leid.“ Amanda nickte langsam, fast, als hätte sie es nicht richtig verstanden. „Danke, Doktor. Ich weiß, dass Sie alles tun.“ Der Arzt erhob sich, hielt kurz inne und räusperte sich. Ma'am, Sie... Sie sollten wieder zu ihnen gehen. Ich weiß nicht, ob einige nicht vor der Ankunft der Stasiskapseln sterben. Sie sollten die Chance haben sich zu verabschieden.“ „Sie haben sicher recht, Doc“, meinte Amanda mit brüchiger Stimme.


Teyla wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, doch egal wie lange es auch war, müde war sie immer noch. Hinzu kam ein Gefühl von unerklärlicher Übelkeit, das scheinbar von überall und dann doch von nirgendwo kam. Sie sah sich um und das erste, was sie bemerkte, waren Amandas Gedankenströme vor ihr. „Hey“, sagte Amanda mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen, als sie sah, dass Teyla wach war. „Wie lange war ich bewusstlos?“, fragte Teyla mit trockener Kehle. Amanda reichte ihr ein Glas Wasser und half ihr beim trinken. „Etwas über zwei Tage. Ich hatte nicht gedacht, dass du...“ Sie unterbrach sich. „Dass ich noch mal wach werde, bevor ich sterbe?“, beendete Teyla die Frage für sie. „Du stirbst nicht“, sagte Amanda eindringlich. „Wir haben von der Erde Stasiskapseln gekrieht, wir verlegen dich und die kritischen Patienten.“ „Ja, aber ihr habt nicht genug für alle“, sagte Teyla, die wieder einmal Amandas wildherumfliegende Gedankenfetzen aufgefangen hatte. „Also rette nicht mich, rette jemand anderen an meiner Stelle.“ „Nein“, zischte Amanda wütend und leise, damit niemand es mitbekam. „Du kommst in eine Kapsel, ob du willst oder nicht!“ „Nein!“, sagte Teyla. „Ich will das nicht! Nimm jemand anderen, ich will es nicht. Ich bin es Leid! Leid immer Gedanken in meinem Kopf zu hören, leid immer Kopfschmerzen haben, leid nie zur Ruhe zu kommen. Wenn das also die Art ist, wie ich sterben soll, dann begrüße ich es. Aber das alles sind noch Kinder. Gib einem von ihnen die Chance weiterzuleben. Ich...“ Weiter kam Teyla nicht. Die Aufregung war anscheinend zu viel für ihren geschwächten Körper. Sie begann zu kollabieren und sich in Krämpfen zu winden. „Doktor!“

Ein Notfallteam samt Reanimationswagen kam sofort angerast und begann Teyla zu stabilisieren. Amanda sah, wie sie verweifelt versuchten Teyla zu stabilisieren und ihr Herzschlag laut Anzeige trotzdem auf Null stand. „In die Stasiskapsel mit ihr!“, rief Amanda schließlich. „Ma'am?“, fragte der zuständige Arzt. „Sie haben es gehört, in die Kapsel mit ihr. Das wird sie am Leben erhalten. Und jetzt schnell!“, schrie Amanda fast schon. Ihre Stimme überschlug sich. Das Team reagierte, löste alle Gerätschaften und rollte Teyla schnell in ein Nebenzimmer, wo man noch dabei war die zwölf Stasiskapseln anzuschließen. Während man weiterhin versuchte Teyla zu beartmen, wurde ihre Kapsel vorbereitet. Als es dann soweit war, fast anderthalb Minuten nachdem Teyla kollabiert war, wurde sie schließlich in die Kapsel gesteckt und auf Eis gelegt. Erleichtert atmeten die Mediziner auf. „Und?“, fragte Amanda. Der Doktor überlegte kurz, was er sagen sollte. „Nun, das waren jetzt fast zwei Minuten. Vorausgesetzt, wir kriegen sie da wieder raus, spritzen ihr das Gegenmittel und heilen sie vollkommen, gibt es immer noch die Chance auf Hirnschäden.“ Amanda schluckte. „Danke, Doc. Ich weiß, dass Sie ihr bestes getan haben. Wenn Sie nichts dagegen haben, wäre ich jetzt gerne kurz allein.“ Die Mediziner verließen den Raum, nachdem sie sichergestellt hatten, dass die Kapsel funktionierte. Amanda trat auf die Kapsel zu und legte ihre Hand auf die vereiste Sichtscheibe. „Verzeih mir, aber ich bin nicht bereit, dich gehen zu lassen“, flüsterte sie ihrer Freundin zu, dann drehte sie sich um und ging.


Sechs Tage war Steve Osterman nun schon in Quarantäne in seinem Quartier und fing langsam an durchzudrehen. Niemand wollte ihm sagen, was draußen vor sich ging oder was mit den anderen war. Er saß auf seinem Bett, als sich die Tür öffnete und Amanda Wilson eintrat – zumindest das Gespenst von Amanda Wilson. Die energische Frau war nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Übermütet, verzweifelt, ohne Hoffnung. „Steve“, sagte sie zur Begrüßung und nickte ihm zu. „Ich hab was für dich.“ Sie zeigte ihm eine Hochdruckspritze. „Das Gegenmittel.“ Er streckte sofort seinen Arm aus und erhielt das Gegenmittel. „Amanda, was ist los? Seit einer Woche will keiner mit mir sprechen.“ Amanda zog die Lippen zusammen und musste sich zusammenreißen nicht zu weinen, doch ihr Schmerz war offensichtlich. „Bis auf... bis auf fünfzehn sind alle tot.“ Steve Osterman konnte nicht glauben, was er da hörte. „Alle bis auf fünfzehn? Wer?“ Amanda nahm ihre Kraft zusammen. „Teyla, Jacob, Tanaka, Kimiko, einige Stufe 5er und ansonsten nur niedrige Stufen. Die Ärzte... glauben, dass es mit der Stärke der Kräfte zusammenhängt, aber ich weiß nicht.“ Sie konnte sich nicht mehr halten und begann laut zu weinen. Steve versuchte sie zu trösten, doch wie tröstete man jemanden, der sechs Tage lang dabei zugesehen hat, wie 93 Menschen gestorben sind?


Zwei Wochen später saß Amanda allein in ihrem Büro, als Steve Osterman eintrat. „Sie wollten mich sprechen, Amanda?“ Die Direktorin nickte. „Ja. Die UN kürzt unsere Mittel, nach dem 'Zwischenfall', wie sie es nennen. Sie meinen, dass wir uns bedeckt halten sollen, solange die Ori da draußen sind.“ „Ein toller Weg unseren toten Freunden zu gedenken: Aufgeben“, erwiderte Osterman wütend. Amanda nickte zustimmend. „Ich weiß, Steve. Aber ich nehme diese Chance für einen Neuanfang. Das ist auch der Grund, weswegen ich Sie gerufen habe. Setzen Sie sich doch bitte.“ Steve kam der Aufforderung nach. „Ich habe Teyla im Krankenhaus besucht. Sie ist auf dem Wege der Besserung, aber wie schon befürchtet, hat der Hirnschaden dafür gesorgt, dass ihre Fähigkeiten, bis auf ihre Wraithgene, verschwunden sind.“ „Hat sie etwas gesagt, wegen der Sache mit dem Einfrieren gegen ihren Willen?“, fragte Steve. „Ja. Sie kann es verstehen, hat mir aber klar gemacht, dass sie es mir nicht verzeihen wird, ihren Wünschen nicht nachgekommen zu sein.“ „Doch, das wird sie“, meinte Steve. „Geben Sie ihr nur etwas Zeit.“ Amanda nickte stumm und kam zum eigentlichen Thema zurück. „Nun, da wir im Prinzip wieder am Anfang sind, bin ich entschlossen diesmal alles richtig zu machen. Diesmal werden wir härter vorgehen und uns nicht von TRAV oder sonst jemanden benutzen lassen. Ich will, dass Sie bezeugen, Steve, wie ich einen Eid ablege. Ich schwöre, dass ich, solange ich lebe, dafür Sorge trage, dass nie wieder ein Telepath sinnlos stirbt und, dass diese Organisation nie wieder ein Spielball von TRAV oder sonst jemandem ist.“ Steve atmete tief durch. „Und ich werde ihnen dabei helfen.“ „Ich hatte das gehofft, Steve“, sagte Amanda und presste ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Ich werde Sie zum stellvertretenden Leiter ernennen. Es wird Zeit alles wieder aufzubauen.“ Steve erhob sich und ging zur Tür zu, als Amanda ihn noch einmal ansprach. „Ach und Steve?“ „Ja?“ „Wir sind nun nicht länger die Psi-Akademie. Die Psi-Akademie starb mit unseren Freunden“, sagte Amanda. „Wir sind jetzt das Psi-Korps.“
Steve lächelte und verließ wortlos das Büro, während Amanda sich ihrer Arbeit zuwendete.
„Zeit zum Neubeginn...“, murmelte sie vor sich hin.





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