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Der Jungbrunnen von Hyndara71

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Trotz der Tatsache, daß die Sonne gerade erst am östlichen Horizont erschien und scheinbar mühsam den Himmel hinaufkroch, saß Horacio Caines Sonnenbrille schon auf seiner Nase.
Calleigh Duquesne, eigentlich seine Stellvertreterin beim CSI, seufzte schwer und beugte sich über das flache Grab, neben dem die Pathologin Alexx Woods hockte und die Tote einer ersten Untersuchung unterzog.
„Dieses Mal ist Gewalt angewendet worden", bemerkte die Afro-Amerikanerin und wies mit einem perfekt manikürten Fingernagel auf das kleine Loch in der Brust des Leichnames.
Calleigh nickte und fragte sich wieder, wie Alexx es schaffte, bei ihrer Knochenarbeit solche Nägel zu besitzen. Früher einmal war sie schlichtweg davon ausgegangen, daß die Pathologin vielleicht falsche Fingernägel benutzte, inzwischen aber wußte sie es besser.
Calleigh beugte sich über das deutliche Einschußloch. Wenn es eine Begabung gab, die sie besaß, dann war es ihre Kenntnis über Schußwaffen und alle möglichen und unmöglichen Wunden, die man damit zufügen konnte.
„Ein eher kleines Kaliber", merkte sie an. „Vielleicht eine 25er? Wenn die Kugel noch steckt, sollte sie eigentlich recht leicht zu identifizieren sein. Diese Kleinkaliber sind schon zum Großteil aus dem Verkehr gezogen."
„Ich laß dir die Kugel zukommen." Alexx lächelte. „Und es gibt keine Austrittswunde."
„Und keine Schmauchspuren, zumindest keine offensichtlichen ..." Calleigh nahm aus ihrer Tasche, die sie neben die Grube mit der Leiche abgestellt hatte, ein Papierpat und strich kurz über die Haut um die Wunde herum, ehe sie ein bestimmtes Spray benutzte, das unsichtbare Verbrennungsspuren einer Feuerwaffe sichtbar machte. „Nichts." Sie seufzte schwer.
„Ich kenne die Tote", merkte in diesem Moment Horacio an.
Calleigh ging auf, daß es eindeutig zu früh am Tag war für sie. Sie hatte schlechte Laune, und es wurde nicht besser dadurch, daß ihr Vorgesetzter sich jetzt auch noch in ihre Untersuchung einmischen wollte. Widerwillig blickte sie also auf und wartete.
Horacio nahm sich mit Bedacht die Sonnenbrille wieder ab und hockte sich Alexx gegenüber über das flache Grab. „Das ist Julie Bryant", erklärte er dann endlich, nachdem er den Aufschlag seines Sakkos bedeutungsschwer hinter seine Marke geschoben hatte. Sinnend richtete er sich auf und setzte sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase. „Ganz sicher. Und damit haben wir auch endlich einen Verdächtigen ... Mike Sheridan!" Seine Stimme klang triumphierend.
Calleigh schluckte die harte Antwort, die ihr auf der Zunge brannte, hinunter, flüsterte statt dessen tonlos einen Fluch auf spanisch, ehe auch sie sich wieder aufrichtete.
„Denkst du nicht, du bist jetzt ein bißchen schnell?" merkte sie an.
Alexx rammte dem Leichnam ein Thermometer in den Leib, um die Lebertemperatur zu messen. Als die Meßsonde auf das schlaffe, tote Fleisch traf, erzeugte es ein schmatzendes Geräusch, das Calleigh im Moment einen Schauer über den Rücken jagte.
„Ich vergesse nie ein Gesicht", behaarte Horacio.
Irgendwie ging ihm diese ganze Sache mit der Unterlassungsklage ziemlich an die Nieren, fiel Calleigh zum wiederholten Male auf. Allmählich wurde dieser Sheridan zur Nemesis ihrer ganzen Abteilung, wenn Horacio nicht doch noch irgendetwas fand, dessen er ihn überführen konnte.
„Jetzt also Serienmord?" seufzte sie schwer, stutzte dann und trat an ihrem Vorgesetzten vorbei zur anderen Seite der Senke.
„Ich sage nicht, daß er für alle Morde verantwortlich ist, aber für den an Julie Bryant sicherlich", antwortete Horacio. „Er war doch sogar auf dem Revier, um sie als vermißt zu melden."
„Einunddreißig Grad", rief Alexx Calleigh zu, die sofort rechnete.
„Also gestern gegen abend ist sie erschossen worden." Die Tatortermittlerin lächelte freundlich. „Und da Sheridan schon vor drei Tagen auf dem Revier war ..."
Für sie war er damit ausgeschieden aus der sehr kleinen Runde der Verdächtigen. Ganz ausschließen konnte sie ihn zwar nicht, aber er paßte nicht so recht ins Profil. Und so wie sie Horacio kannte, würde der Sheridan sicher vorladen lassen. Und damit war der dann aus dem Schneider.
Calleigh hockte sich an die neue Stelle und wies auf den Sand. „Das ist Blut", kommentierte sie, neigte den Kopf leicht, um das ganze besser überschauen zu können. „Sieht aus, als wäre hier jemand hingefallen und dann ..." Sie erhob sich wieder, den Kopf immer noch schief haltend drehte sie sich um und folgte der undeutlichen Spur mit den Augen. „Ich schätze, unser Killer hat sein nächstes Opfer gleich hier eingesackt und mitgenommen", beendete sie schließlich ihre Ausführung.
„Vielleicht stammt das Blut auch vom Täter. Möglicherweise hat Julie Sheridan vorher kratzen können", schlug Horacio vor.
Calleigh schnappte sich die Kamera und die Hütchen und begann mit der Sicherung des Beweismaterials. „Wir werden sehen, was am Ende dabei herauskommt." Mehr sagte sie nicht. Mehr war allerdings auch nicht nötig, denn Horacio, offensichtlich beflügelt von der Vorstellung, endlich den gemeingefährlichen Mike Sheridan doch noch aus dem Verkehr ziehen zu können, hatte bereits den Rückzug zu den Fahrzeugen angetreten. Und sicherlich würde er auf direktem Wege den nächsten Richter aufsuchen, da war Calleigh sich sicher.

Das war ganz sicher nicht sein Tag, beschloß John, nachdem Jordan sich losgewunden und in das Polizeirevier hineingestürmt war. Er selbst war im Moment einfach nur kraftlos.
Die ganze Nacht war er auf den Beinen gewesen, hatte zweimal die Strecke, die sie üblicherweise zum Joggen nahmen, abgelaufen auf der Suche nach Vashtu, mit diversen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Unfallkliniken telefoniert, schließlich denn doch noch Cheyenne-Mountain kontaktiert und Mitchell darüber in Kenntnis gesetzt, daß die Antikerin spurlos verschwunden war. Er sollte Hilfe bei der Suche erhalten, wie und von wem, darüber hatte der ehemalige Leader von SG-1 sich ausgeschwiegen. Die Nemesis würde in der Umlaufbahn bleiben und die Odyssey und die Apollo bei der Suche von oben unterstützen und eventuell Truppen bereitstellen. Am Boden oblag es John selbst, zu den zuständigen Stellen Kontakt aufzunehmen und die nötigen Informationen herauszupressen, wenn es nicht anders ging.
Damit war der langersehnte Urlaub erst einmal auf Eis gelegt. Im Moment wartete John eigentlich darauf, daß das SGC George Dorn ausfindig machte, damit sich der sich um Jordan kümmern konnte und er freie Hand hatte. Und ob sie ihren Urlaub fortsetzen konnten, wenn Vashtu wieder aufgetaucht war, daran glaubte John nicht so recht.
Erst die Konferenz, jetzt das Verschwinden. Die Schulsuche für Jordan war ebenso ad akta gelegt wie die Freizeit.
John bedauerte es nicht, im Gegenteil war er kurz davor, eigenhändig den verdammten Strand umzugraben, wenn das irgendeinen Hinweis bringen würde. Er wollte einfach seine kleine Familie wiederhaben, mehr nicht.
Jordan stand bereits am Tresen und löcherte die blonde, junge Polizistin, die dahinter an einem Computer saß, als John endlich den Vorraum betrat. Mit einem zerknirschten Lächeln trat er neben sein Kind und hockte sich hin.
„Hatten wir beide nicht was besprochen?" fragte er gespielt streng.
Jordan sah nicht sehr viel besser aus als er, höchstens noch verquollener. Die halbe Nacht hatte das Kind geweint und nach seiner Mutter gerufen. Makepiece hatte Hilfe in Form eines weiblichen Marine-Lieutenants heruntergeschickt, damit John irgendetwas tun konnte bei seinen zahlreichen Konferenzen, Anrufen und Suchereien. Gebracht hatte das nicht viel. Jordan mochte vielleicht ein bißchen geschlafen haben, aber nicht sehr viel mehr als er.
Jetzt schwammen die rotumränderten Augen schon wieder in Tränen und der kleine, weiche Mund zitterte.
„Ist ja schon gut, Jordan." John umarmte das Kind liebevoll und drückte es zärtlich an sich. Jordan umschlang beinahe reflexartig seinen Hals mit beiden Armen und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge.
„Ich will Mummy wiederhaben!" schluchzte das Kind, wie es schon die ganze Nacht nach Vashtu verlangt hatte.
„Wir sind ja hier, damit wir herausfinden, wo Mummy ist, okay?" Ächzend hob John sein Kind hoch und trat an den Tresen. „Tut mir leid", wandte er sich mit einem zerknirschten Lächeln an die Polizistin.
Die lächelte geschäftsmäßig. „Was kann ich für Sie tun, Sir?"
Mit sanfter Gewalt befreite John sich von seinem kleinen Klammeraffen und beugte sich vor. „Ich weiß, es ist noch ein bißchen früh für eine Vermißtenanzeige. Aber ... meine Lebensgefährtin ist nicht vom Joggen zurückgekommen gestern abend. Ich habe die ganze Nacht telefoniert, bin die Strecke selbst mehrmals abgelaufen, die wir immer nehmen, und habe wahrscheinlich jeden Bekannten, der mir einfiel, aus dem Bett geklingelt."
Jordan rieb sich mit den geballten Händen die Tränen aus den Augen, drehte sich dann zu der Polizistin um und sah sie leidend an. „Du mußt meine Mummy finden!"
Die junge Frau mußte nun doch wider Willen kurz auflachen. „Na, du bist aber süß", sagte sie dann, an das Kind gewandt. „Und wir finden deine Mummy ganz sicher. Wir sind nämlich sehr gut darin, verschwundene Leute wiederzufinden." Sie sah zu John auf. „Ihr gemeinsames Kind?"
Er nickte und fühlte tatsächlich, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg unter den Augen der Polizistin. Eilig kramte er in seiner Jacke und fand, was er suchte. „Ich habe so aktuelle Fotos wie möglich zusammengesucht, hier." Wie um eine Abwehrmauer aufzubauen legte er das halbe Dutzend Fotos auf den Tresen.
Die Polizistin strich mit einer Hand über den Stapel, um ihn auszubreiten. Überrascht sah sie auf den Ausweis der Genetiker-Konferenz.
„Das ist das neueste." John zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, Sie werden jedes brauchen, daß Sie haben können, darum ..."
„Haben Sie schon bei anderen Teilnehmern dieser Konferenz nachgefragt?" erkundigte die Polizistin sich.
John zögerte, schüttelte dann den Kopf. „Wir sind eigentlich hergekommen, um Urlaub zu machen. Dann kam die Einladung zu dieser Konferenz und wir beschlossen, daß die fünf Tage in Ordnung sind. Tatsächlich aber kennt Vashtu ... meine Lebensgefährtin, niemanden auf dieser Konferenz. Und nach dem, wie sie sich über die anderen Teilnehmer geäußert hat, glaube ich auch nicht, daß sie sich mit einem der anderen treffen würde."
„Tut Mummy auch nicht. Mummy hat meinen Daddy nämlich ganz doll lieb", betonte Jordan augenblicklich toternst und schüttelte den Kopf.
Die Polizistin lächelte, schob die Fotos wieder zusammen. „Und Sie sagten, Ihre Lebensgefährtin sei wann verschwunden?"
„Gestern abend. Sie wollte noch laufen gehen und sagte mir, sie werde in etwa einer Stunde zurück sein, ich bräuchte nicht auf sie zu warten. Aber sie kam nicht zurück."
„Mummy hat geweint, als sie von der Arbeit kam", fügte Jordan toternst hinzu.
Sofort ruckte der Kopf der Polizistin herum. „Geweint?"
John seufzte schwer. „Es gab ... ein bißchen Ärger mit dem Ausrichter der Konferenz. Deshalb wollte sie ja noch laufen gehen", antwortete er.
„Möglicherweise ein Verdächtiger? Wer hat diese Konferenz denn ausgerichtet?"
John verzog unwillig das Gesicht. „Mein Bruder", seufzte er schließlich und zog die Schultern hoch. „Wir stehen uns nicht sehr nahe und er hat meine Lebensgefährtin gestern ziemlich aufgebracht. Ihn habe ich bereits gesprochen und ich glaube nicht, daß er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat."
„Also kannte sie doch jemanden auf dieser Veranstaltung", merkte die Polizistin an.
Hinter ihr, durch die spiegelnden gläsernen Wände kaum auszumachen, war plötzlich Bewegung.
John schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Kontakt zu meiner Familie. Wir sind seit Jahren zerstritten. Es war nichts als ein dummer Zufall, daß meine Lebensgefährtin da hineingeraten ist. Sie wollte wohl Frieden stiften zwischen meinem Bruder und mir, schätze ich. Nur ging diese Bemühung nach hinten los."
„Und wer hat diese Konferenz jetzt ausgerichtet?"
„Onkel Dave", antwortete Jordan und zog etwas aus der Hosentasche, um damit zu spielen.
John bekam große Augen, als er erkannte, daß das Kind irgendwie den Kommunikator eingesteckt hatte. Dabei war er sicher gewesen, ihn wieder zurückgelegt zu haben.
„Dave Sheppard", antwortete er endlich, wollte nach Jordans Hand greifen, doch das Kind wandte sich demonstrativ ab.
Die Polizistin stockte. „Dave Shepp... DER Dave Sheppard?" fragte sie mit großen Augen.
John lächelte zerknirscht. „Sieht so aus, ja", murmelte er verlegen, rückte näher an Jordan heran, um dem Kind den Kommunikator wieder abzunehmen.
„Wenn das nicht mein alter Freund Mike Sheridan ist ..." bemerkte in diesem Moment eine Stimme hinter ihm.
Die Polizistin richtete sich auf und John stutzte.
Was ging hier gerade vor?
Jordan hob den Kopf und sah mit großen Augen auf das, was sich da hinter ihm abspielte.
Und wenn schon, er war hier, um mehr über Vashtus Verschwinden herauszufinden.
„Wir sind nicht verheiratet, aber ich habe hier eine beglaubigte Genehmigung", wandte er sich wieder an die Polizistin und zog das nächste Blatt aus seiner Tasche. Vashtu, fiel ihm ein, besaß das gleiche Schreiben, wenn es um ihn ging. Plötzlich begannen seine Finger zu zittern und ein Kloß steckte in seinem Hals.
„Mike, darf ich fragen, was Sie nun wieder herführt?" fragte die Stimme in seinem Rücken weiter.
Die Polizistin sah ihn wieder an, dann griff sie nach der Genehmigung. „Ich kann noch keine Vermißtenanzeige aufnehmen", erklärte sie, wenn auch deutlich unsicher.
John nickte seufzend. „Ich weiß, erst nach drei Tagen. Aber vielleicht können Sie mir sagen, ob es in der letzten Nacht irgendwelche Unfälle gegeben hat, oder ob eine Unbekannte, auf die die Beschreibung meiner Lebensgefährtin paßt, in eine Klinik eingeliefert wurde oder was weiß ich was. Und Sie könnten das bereits vermerken für den Fall, daß sie nicht wieder auftaucht. Ein solches Verhalten ist nicht normal für sie, wissen Sie?"
„Das ist eine interessante Auslegung des richtertlichen Urteils, Mike. Finden Sie nicht auch? Mich einfach ignorieren ..."
John preßte kurz die Kiefer aufeinander, drehte sich dann um und sah sich unvermittelt einem rothaarigen Mann gegenüber, der eine Sonnenbrille auf der Nase trug. Sein Sakko hatte der Fremde rechts nach hinten gestrichen, so daß er die Polizeimarke und die Waffe sehen konnte - eine unüberhörbare, jedoch stille Drohung ...
„Reden Sie mit mir?" fragte John höflich aber kühl.
Sein Gegenüber lächelte verächtlich. „Wir haben Julie gefunden, Mike. Und es dürfte Sie nicht überraschen zu hören, daß sie tot ist."
„Daddy?" Jordan rückte wieder näher. Eine kleine Hand legte sich auf seinen Schulter.
John schüttelte den Kopf. „Wer ist Julie?" fragte er verwirrt.
Die Aufmerksamkeit seines Gegenübers hatte sich augenblicklich auf Jordan gerichtet, nachdem das Kind eine so offensichtliche Geste zu seinen Gunsten getan hatte.
„Woher haben Sie das Kind, Mike? Haben Sie es etwa den leiblichen Eltern gestohlen?"
Johns Augen wurden groß.
Allmählich ging ihm auf, daß man ihn offensichtlich verwechselte. Es schien da noch jemanden zu geben, der ihm erstaunlich ähnlich sah.
„Hören Sie, das muß eine Verwechslung sein. Ich kenne Sie nicht und ich weiß nicht, wer Julie ist. Das Kind ist mein Kind und heißt Jordan. Ich bin hier, um meine Lebensgefährtin als vermißt zu melden", erklärte er mit erhobenen Händen.
„Da werden wir wohl auf unsere alten Tage pädophil, was, Mike?" Mit einem Schritt war der Fremde bei ihm und packte ihn grob.
„DADDY!" brüllte Jordan los, als er von dem Kind weggerissen wurde. Sofort setzte die nächste Tränenflut ein. Jordan sprang von dem Tresen herunter und wollte zu ihm rennen.
„Jordan, nein!" befahl er, während dieser Kerl mit der Marke ihm die Arme verdrehte. Er leistete keinen Widerstand, dafür war ihm gerade eine Idee gekommen.
Jordan blieb stocksteif mit bebenden Lippen stehen und sah ihn an wie ein getretener Hund.
„Sag Onkel Ernie Bescheid, hörst du? Sag ihm, Daddy sei verhaftet worden und braucht Hilfe", befahl John.
„Wo hast du das Kind her, Mike?" fragte der Rothaarige endlich und stieß ihn zu einer Glastür hinüber, durch die er wohl gekommen war und die sich in genau diesem Moment öffnete. Eine schlanke Blonde mit langem Haar kam heraus. „Horacio!" sagte sie vorwurfsvoll.
„Daddy, bitte, komm wieder her. Daddy!" Jordan stand noch immer da, wo es stehengeblieben war und jammerte jetzt auch noch nach ihm.
John schnürte es die Kehle zu, doch er wußte, es war jetzt besser, so wenig wie möglich zu sagen. Solange er nicht offiziell festgenommen worden war konnte er nicht anrufen. Und ebensolange würde der Kommunikator, den Jordan stibizt hatte, die einzige Möglichkeit sein, hier wieder heraus zu kommen.
„Kümmer dich um das Kind, Calleigh. Vielleicht rückt es ja damit heraus, wer seine Eltern sind. Ansonsten ruf die Jugendfürsorge an", befahl der Rothaarige und zerrte John durch die Tür.
Jordan blieb allein zurück ...

Funkspruch an die Nemesis:

Kinderstimme: (weinerlich) Onkel Ernie? Bist du da?
Col. Makepiece: Das ist doch ... Jordan, bist du das etwa?
Jordan Uruhk: Onkel Ernie, Daddy ist auch weg! (ein Schluchzen)
Makepiece: Dein Daddy ist weg? Wo ist dein Daddy denn?
Jordan: Dieser böse Mann mit der dicken Sonnenbrille hat ihn mitgenommen. Ich will meinen Daddy wiederhaben!
Makepiece: Schon gut, schon gut. Jordan, wir orten dich gerade. Dann beamen wir dich auf das Schiff. Ist das okay?
Jordan: Kannst du auch meinen Daddy hochbeamen?
Makepiece: Kannst du mir sagen, was das für ein Mann mit der Sonnenbrille war? Ihr zwei wolltet doch zur Polizei und eine Anzeige aufgeben. Seid ihr überfallen worden? Wurde dein Daddy entführt?
Jordan: (Stimme zittert) Wir sind im Polizeirevier. Daddy hat der Frau am Eingang Fotos von Mummy gegeben und gesagt, daß er schon mit Onkel Dave gesprochen hat und daß sie Mummy suchen sollen. Und dann ist da plötzlich dieser böse Mann mit der Sonnenbrille gekommen, hat Daddy so komisch angesprochen und ihm dann Handschellen angelegt. Und Daddy hat sich nicht gewehrt, dabei hat er doch gar nichts getan (wieder ein Schluchzen). Und dann hat Daddy mir gesagt, ich soll dir Bescheid sagen. Und der böse Mann mit der Sonnenbrille will, daß ich sage, wer meine Mummy und mein Daddy sind, und wenn ich es nicht sage, dann komme ich ins Heim. Aber als ich die Wahrheit gesagt habe, hat er gesagt, ich würde lügen. Onkel Ernie, ich will zu Mummy!
Makepiece: Dann ist dieser böse Mann mit der Sonnenbrille ein Polizist?
Jordan: Weiß nicht. Darf ich jetzt zu Daddy?
Makepiece: (seufzt) Wir holen dich erst einmal auf die Nemesis, Kleines. Hier kannst du dich ausruhen und dann geht es dir bestimmt auch bald wieder besser. Dann sehen wir, was wir für deinen Daddy tun können, einverstanden?
Jordan: Aber wenn Mummy und Daddy weg sind, dann bin ich allein!
Makepiece: Jordan, ich bin doch da und Onkel Peter. Und wenn du möchtest kann ich nachfragen, ob meine Frau und meine Kinder Zeit haben. Du wolltest doch schon immer Sean kennenlernen, oder? Das ist mein Sohn, der so alt ist wie du. Ihr zwei werdet bestimmt viel Spaß haben miteinander.
Jordan: Und Mummy und Daddy?
Makepiece: Die kommen nach so schnell sie können, ich schwöre es dir. Großes Indianerehrenwort!
Jordan: Was sind Indianer?
Makepiece: Das erkläre ich dir, wenn du auf dem Schiff bist. Du kennst die Nemesis doch, du warst doch schon einige Male hier, mh?
Jordan: Darf ich auch mal fliegen, so wie Mummy?
Makepiece: Darüber reden wir später. Wir beamen dich jetzt hoch, okay?
Jordan: Aber du darfst nicht vergessen, daß du Mummy und Daddy helfen willst und daß sie nachkommen, Onkel Ernie.
Makepiece: Das werde ich bestimmt nicht. Und ich freu mich schon auf deine erste Zahnlücke. Onkel Peter hat mir davon erzählt.

Als Miss Elroy, Mitarbeiterin der Jugendfürsorge, wenig später nach dem Kind, das sich Jordan-Ghoria Uruhk nannte, sehen wollte, um es abzuholen und zu einer Pflegefamilie zu bringen, war das Kind verschwunden. Selbst eine umfangreiche Suche im ganzen Polizeirevier inklusive der CSI-Labore brachte kein Ergebnis.
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