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Der Jungbrunnen von Hyndara71

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Als Mike Sheridan endlich die Tür zu dem Apartment aufschloß, in dem er gemeinsam mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Julie Bryant wohnte, erwartete ihn neben der Dunkelheit nur Schweigen.
„Julie?" rief er in dieses Schweigen hinein in der Hoffnung, sie sei vielleicht nur eingeschlafen. Immerhin hatte er noch etwas seinen kleinen Sieg über Caine gefeiert und sie sollte mittlerweile von ihrer Tätigkeit als Krankenschwester in einer kleinen Privatklinik draußen in den Everglades zurück sein.
Doch das Apartment war leer und unberührt, so wie sie beide es am Morgen gemeinsam verlassen hatten.
Mike sah sich mißmutig um und fühlte in sich den plötzlichen Drang, irgendetwas zu zerschlagen.
Dem Richter mochte er weis gemacht haben, daß er Julie nicht mehr verprügelte, der Wahrheit entsprach das nicht. Er war nur kleverer geworden und seine Aggressionsschübe traten nicht mehr so häufig auf wie früher. Die Therapie hatte insofern Früchte getragen, als daß er in ihrem Verlauf lernte, wie er sein Opfer so schlagen konnte, daß keine oberflächlichen Wunden oder Blutergüsse zurückblieben.
Der Alkohol aber, den er nach der erfolgreichen Verhandlung getrunken hatte, ließ seine Hemmschwelle bedenklich sinken. Wäre Julie jetzt hier, Mike hätte sie geschlagen, einfach um seine innere Wut und Frustration abzubauen.
„Verdammte Doppelschicht!" knurrte er schließlich, nachdem er sich überzeugt hatte, daß seine Lebensgefährtin tatsächlich nicht anwesend war. Wenn er diesen Dr. Sowieso mal in die Finger kriegen würde, er würde ihm schon etwas erzählen können zum Thema Neueinstellungen.
Mike wandte sich unwillig dem Küchentresen zu. Der Anrufbeantworter, ein Handy konnte er sich schon lange nicht mehr leisten, blinkte und zeigte gleich mehrere eingegangene Nachrichten an.
Mike ging hinüber und betrachtete die Anzeige, ehe er den Abspielmodus aktivierte und wartete.
„Mike?" hörte er dann Julies verzerrte Stimme. „Hör zu, es tut mir wirklich leid, aber, wenn du das hier hörst, dann hab ich es nicht zu der Verhandlung geschafft. Wir sind hier viel zu wenige, aber Professor Hehnenburgh kann einfach nicht mehr Leute einstellen. Du weißt ja, ich hatte auch schon wegen dir gefragt. Naja, jedenfalls komme ich nicht weg. Ich bringe uns dann etwas vom Chinesen mit, bye!"
Mike verzog wieder unwillig das Gesicht.
„Hey, ich bins noch einmal", meldete sich erneut Julies Stimme. „Du, hier ist irgendetwas eigenartig. Ruth kam vorhin vorbei und meinte, ich solle der Putzkolonne Bescheid geben wegen Zimmer 113. Ich war gerade selbst da und ... es ist leer! Dabei ist aber auch keine Anwendung oder Therapie eingetragen. Es ist, als sei die Patientin, diese Miss Doe, einfach verschwunden."
Mike stutzte.
Doe? Nannte man so nicht im allgemeinen Unbekannte, die ihren richtigen Namen nicht nennen wollten oder konnten?
„Mike? Wenn du da bist, dann geh bitte ran, ja?" Dieses Mal klang Julie verängstigt. „Mike, bitte. Ich glaube ... Mike, da stimmt was nicht. Zi..." Das Freizeichen ertönte.
Mike stutzte, beugte sich über den Anrufbeantworter und rief die Nachrichten erneut auf, mit dem selben Ergebnis.
Plötzlich war er nüchtern, doch er wußte nicht so recht warum. Er machte sich nur Sorgen um Julie und verstand nicht, warum das letzte Gespräch so abrupt endete.
Morgen, beschloß er, morgen würde er zur Polizei gehen. Wenn dieser Caine ihm schon nicht mehr nachstellen konnte, dann sollte er sich zumindest nützlich machen.

Vashtu kam auf die Terrasse hinaus und begann zu lächeln, als sie John sah, der in der Hollywoodschaukel saß und diese mit seinen langen Beinen langsam vor und zurück schwenken ließ.
„Jordan schläft jetzt", berichtete sie schließlich nach einigen Minuten, in denen sie ihn nur stumm beobachtet hatte, wie er den Abendhimmel betrachtete und ab und an an dem Weinglas nippte, das er in einer Hand hielt. „Aber erst mußte mir natürlich alles zum Thema Delphine und Wale erzählt werden, einschließlich einer groben Einschätzung, ob eine solche Spezies auf Nirana leben könnte."
John hielt die Schaukel mit den Beinen auf, damit sie sich neben ihn setzen konnte. Zärtlich legte er den freien Arm um sie und ließ es zu, daß sie sich an ihn kuschelte, wie sie es so gern tat.
„Und zu welchem Ergebnis ist Jordan gekommen?" erkundigte er sich amüsiert.
„Daß es wohl eher unwahrscheinlich ist", antwortete Vashtu und sog seinen männlichen Duft tief in ihre Lungen. „Ich dachte, ich erzähle besser nichts von Rodneys Walen auf Lantea."
John lachte leise, nippte dann an einem Weinglas. „Seaworld war wohl ziemlich aufregend", bemerkte er.
Vashtu nickte, kuschelte sich an seine Brust und schloß kurz die Augen, während er mit seiner freien Hand sanft ihren bloßen Arm streichelte. „Du darfst nicht vergessen, Jordan kommt von einer Welt, auf der eine Eiszeit herrscht", bemerkte sie schließlich. „Und dann siedelte die Stadt auf einen anderen Eisplaneten um. Jordan staunt über jedes tierische Leben."
„Ihr sucht euch aber auch immer eigenartige Plätze aus für Vineta", kommentierte er trocken und erntete einen liebevollen Rippenstoß. „Na, ist doch so! Wir suchen für Atlantis zumindest noch Wasserplaneten", verteidigte er sein Argument.
„Wenn ich Vineta auf einem Wasserplaneten landen wollte, bräuchten wir zu allererst eine Taucherglocke. Unser Schutzschild würde das nicht schaffen. Dazu ist er nicht konzipiert. Vineta würde untergehen." Vashtus Blick fiel auf das schnurlose Telefon, das auf dem Gartentisch neben der Schaukel lag. „Hast du George erreicht?" fragte sie daraufhin das Thema wechselnd.
John schüttelte den Kopf. „Der Verwalter war dran und meinte, er sei noch mindestens bis Ende der Woche in Colorado. Als ich im SGC anrief, wußte keiner etwas."
Vashtu seufzte und schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie hatte es schlichtweg vergessen, und jetzt war es ein bißchen spät, den Urlaub noch umzudisponieren.
„Mh?" machte John fragend.
„Lauries Todestag", sagte sie daraufhin einfach. „Ich hatte nicht mehr daran gedacht. George zieht sich immer zurück in dieser Zeit. Ich denke, die Erinnerungen an seine Familie stürzen dann auf ihn ein und er will deshalb für sich sein. Trauer läßt sich schlecht teilen."
„Das wußte ich nicht." Johns Stimme klang dumpf. Unbewußt drückte er sie fester an sich.
Vashtu ließ es nur zu gern zu und schloß die Augen, um „ihrer" Toten zu gedenken für einen Moment, ehe sie zu dem kommen wollte, was sie eigentlich belastete, seit sie die Konferenz verlassen hatten.
„Ich weiß, du redest nicht gern über deine Familie", begann sie schließlich zögernd. „Und du weißt, daß ich normalerweise nicht fragen würde. Aber Dave Sheppard hat die Konferenz ausgerichtet, genauer gesagt der Firmenverband, dem er vorsteht. Ich möchte ungern zwischen die Fronten geraten bei euch beiden. Immerhin geht es dabei nicht allein um meine Arbeit. Aber ich denke, auch Jordan hat ein Recht darauf zu erfahren, was da zwischen euch ist."
Sie fühlte, wie John sich anspannte, er vielleicht wirklich einen Moment lang von ihr abrücken wollte, ehe er aufgab. Den Kopf hatte er wieder erhoben, doch jetzt starrte er blicklos auf das letzte schwache Licht des Tages, das sich immer mehr gegen die hereinbrechende Nacht verlor.
„Meine Familie ... Das ist eine lange und traurige Geschichte. Wir sollten es bei der Kurzfassung belassen", berichtete er endlich dumpf. „Dave und ich sind die klassischen Gegensätze. Nicht alle Geschwister passen so gut zueinander wie du und Enkil, oft genug gibt es Reibereien. So wie bei Dave und mir." Er verzog kurz den Mund und seufzte. „Sagen wir, ich bin aus der Art geschlagen, während Dave eigentlich der sheppardsche Vorzeigesohn ist, nur hat das unser Vater nicht immer so gesehen. Ich kam mehr nach unserer Mutter und rebellierte früh. Dave hat das nie getan. Er war immer der folgsame Sohn."
„Und dir hält er jetzt deine Individualität vor?" fragte Vashtu leise.
John blinzelte, schüttelte dann den Kopf. „Nein, eigentlich ... Ich bin damals fortgegangen, zur Air Force, und wollte mir meinen Traum erfüllen. Dave dagegen stieg in das Familiengeschäft ein und wurde schließlich zur rechten Hand unseres Vaters. Ich hatte lange keinen Kontakt mehr ... bis unser Vater starb."
„Kein besonders schöner Anlaß, sich wieder zu begegnen ..." Vashtu fühlte Mitleid in sich aufkommen für die beiden Brüder, denen das Schicksal bisher wohl keine echte Chance eingeräumt hatte.
John zuckte hilflos mit den Schultern. „Damals gerieten wir wieder in Streit, allerdings dachte ich am Ende, wir hätten zumindest einen Waffenstillstand geschlossen."
„Und warum fällst du ihn dann an wie ein hungriger Devi?"
John schmunzelte wider Willen und senkte den Kopf. Langsam drehte er sich zu ihr um und sah sie an. „Vash ..."
Die Antikerin lächelte und ließ es zu, daß er sie zärtlich mit dem Handrücken über die Wange strich. In seinen Augen stand ein tiefer Schmerz zu lesen, den sie nur sehr selten gesehen hatte.
„Wie weit würdest du für Jordan gehen?" fragte er schließlich leise.
„Du weißt, wie weit ich gehen würde", antwortete Vashtu fest. „Du hast es bereits erlebt. Ich opfere mein Leben für Jordan, wenn ich dazu gezwungen werde."
Er sah sie immer noch an. „Es wird schwer werden für euch beide, wenn Jordan auf der Erde zur Schule geht und du zurückkehrst nach Vineta. Ihr werdet euch wochenlang nicht sehen können", fuhr er fort.
Ja, davor fürchtete sie sich, mußte Vashtu zugeben. Vor dem Moment, an dem sie begreifen mußte, daß Jordan eben nicht in ihrem gemeinsamen Quartier wartete oder mit den Erethianer-Kindern zusammen wieder irgendeinen Unsinn ausheckte. In dem Moment, in dem ihr Kind eben nicht mehr nur einen Ruf entfernt sein würde, sondern weit, weit fort auf der Erde.
„Ich habe Jordan dazu erzogen, auch allein zurechtzukommen. Ich denke, das wird auch klappen", antwortete Vashtu ausweichend.
John nickte. „Ich weiß, daß Jordan selbstständiger ist als die meisten anderen Fünfjährigen. Darum geht es auch nicht." Er sah sie immer noch an und holte tief Atem, ehe er fragte: „Wenn man dir eine Stelle hier auf der Erde anbieten würde, vornehmlich da, wo auch Jordan zur Schule gehen wird, würdest du Vineta verlassen?"
Vashtu begriff endlich. Langsam aber unmißverständlich schüttelte sie den Kopf. „Nein", antwortete sie. „Ich wäre sicherlich versucht und würde darüber nachdenken, aber ich kann nicht weg aus Vineta. Wir wissen immer noch nicht, wie die Stadt reagiert, wenn der Steuerkristall entfernt würde. Außerdem ... auch wenn wir das Bündnis mit dem Wächtervolk geschlossen haben, herrscht immer noch Krieg mit den Devi, ganz zu schweigen von der herandämmernden Bedrohung durch die Asuraner. Was die Stadt vielleicht selbst noch unter Verschluß hält, daran denke ich jetzt besser gar nicht. Ich würde nicht gehen, sicher nicht."
John nickte, kniff die Lippen aufeinander und schien nachzudenken. Dann sah er ihr wieder in die Augen. „Dave will dir den Chefsessel bei Genelab anbieten", erklärte er dann endlich.
Vashtus Augen weiteten sich.
Genelab? Das war eine noch junge, aber schon recht erfolgreiche Firma mit Hauptsitz hier in Miami, die sich vornehmlich mit der Stammzellenforschung beschäftigte. Seit man in der Fachwelt von ihr Notiz nahm, spähte auch sie ab und an über den Tellerrand und hielt sich auf dem Laufenden. Also war ihr selbstverständlich auch Genelab nicht entgangen. Die Firma hatte in den letzten zwei Jahren einige interessante Patente angemeldet und fuhr keinen schlechten Gewinn ein. Genug zumindest, um eine Privatklinik mit angeschlossenem Labor finanzieren zu können.
Vashtu rief sich zur Ordnung, schüttelte erneut den Kopf. „Dann sollte Dave besser zuhören und sich informieren. Genelab arbeitet mit genau den Verfahren, die ich ablehne. Ich würde einen Teufel tun und es mir ausgerechnet dort gemütlich machen." Sie runzelte die Stirn. „Allerdings war mir neu, daß der Name Sheppard im Zusammenhang mit Genelab genannt wird", fügte sie dann hinzu.
„Wird er auch nicht." John lehnte sich wieder zurück und blickte in den Himmel hinauf. „Womit mein Großvater bereits seine erste Million verdiente ist der Ankauf und das Abstoßen von anderen Firmen, teils mit, teils ohne Sanierung. Damit ist sehr viel Geld zu machen, wenn man gut darin ist. Und Dave ist gut, er hat von meinem Vater gelernt, und der war schon ein verdammter Fuchs, wenn es ums Geschäft ging."
Vashtu verstand. „Dave will mich hierher locken, weil ihm das Gewinn beim Verkauf von Genelab verspricht", schoß sie ins Blaue.
John nickte, nippte endlich wieder an seinem Wein. „Genauso ist es", sagte er, nachdem er geschluckt hatte. Langsam drehte er den Kopf und sah sie erneut an. „Und darum möchte ich dich bitten, dich in dieser Hinsicht auf nichts einzulassen, Vash. Dave hat genug Geld, er muß dich nicht noch unglücklich machen."
„Das wird er so schnell nicht schaffen, glaube mir." Vashtu lächelte, schob und sich wieder näher an ihn heran, um sich an ihn zu kuscheln. „Ich hoffe, daß George Jordan nehmen kann, dann wird es nicht ganz so schwer. Aber zurück auf die Erde? Nur um Urlaub zu machen."
Sie schloß die Augen und fühlte, wie John sie wieder an sich drückte und meinte, ein leises Danke über das Rauschen der Wellen gehört zu haben.

Zimmer 113:

Als sie zu sich kam, fühlte sie als erstes den Schlauch, den man ihr in die Luftröhre eingeführt hatte. Als sie die Augen öffnete, erdrückte die Finsternis sie beinahe, wurde dann aber abgelöst durch einen Lichtstrahl, als sich langsam die Tür öffnete.
Man hatte sie ans Bett fixiert, ging ihr auf, als sie ihre Augen mit der Hand schützen wollte wegen des plötzlich aufleuchtenden Lichtes. Geblendet wandte sie den Kopf, so weit der Beatmungsschlauch dies zuließ.
„Julie, Julie, Julie ..." seufzte eine Stimme.
Julie Bryant hob ruckhaft den Kopf, starrte die Gestalt an, die sich langsam über sie beugte.
„Man sollte nie zu neugierig sein, wissen Sie?" erklärte die Stimme.
Eine Nadel stach in ihren Arm.
Julie nahm all ihren Mut und ihre Kraft zusammen und begann sich zu winden.
„So oder so, es wird nicht besser, wenn Sie sich wehren. Im Gegenteil sollten Sie stolz darauf sein, Teil eines ganzen zu werden, dessen letztendliches Ergebnis die Welt aus den Angeln heben wird", erklärte die Stimme des Schattenrists über ihr. Sie fühlte, wie ihr etwas injiziert wurde.
„Bleiben Sie ruhig, Julie", sagte die Stimme. „Sie werden der Triumpf sein nach all den Fehlversuchen. Ich fühle, ich bin der Lösung nahe."
Dann verschwamm die Welt wieder und ihr Bewußtsein sank tief unter die Oberfläche ...
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