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Der Jungbrunnen von Hyndara71

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Lokaler Nachrichtensender:
Tracy Fields lächelte geschäftsmäßig in die Kamera, während sie das neueste vom Tage vom Prompter ablas.
Die Moderatorin war beliebt bei den jungen Familien der Umgebung. Zwar hatte sie es noch nicht zur Anchorwoman gebracht, aber ihr gehörten zumindest die letzten Kurznachrichten vor der großen Abendshow.
Tracy verkaufte sich gut mit ihrem natürlichen Blondhaar und den angenehm dunklen Augen. Letztere waren allerdings ein Werk der Schönheit dank getönter Kontaktlinsen. Das tat aber dem Gesamteindruck keinen Abbruch.
„Heute morgen wurde am Miami Beach das zwölfte Opfer des sogenannten Beach Killers gefunden. Wieder lag der Leichnam nur grob verscharrt in der gleichen Senke wie schon bei den vormaligen Leichenfunden. Laut der Polizei und des Coroners handelt es sich ebenfalls wieder um eine blonde junge Frau, die auch bereits identifiziert werden konnte. Allerdings wird der Name des Opfers auf Rücksicht auf die Wünsche der Familie dieses Mal nicht veröffentlicht."

Tracy las weiter die Stichworte ab, die auf dem Prompter erschienen. In der Küche des Tagungszentrums von Miami Dade allerdings hatte im Moment kaum jemand Zeit, sich um die neuesten Nachrichten oder gar Tracys Aussehen zu kümmern. Die Servicekräfte des Partydienstes hatten alle Hände voll damit zu tun, das Buffet für die Teilnehmer an dieser Konferenz aufzubauen. So achtete auch niemand wirklich auf den hochgewachsenen, sehnigen Mann in legerer Kleidung, der ein kleines, schwarzhaariges Kind an der Hand durch die Küche führte und kurz mit halbem Ohr auf die Stimme der Nachrichtensprecherin lauschte.
Das Kind an seiner Seite blieb artig, bis sich die Schwingtür in den großen Messesaal öffnete. Als es die Stimme hörte, die, durch Lautsprecher verstärkt, gerade einen Vortrag hielt, wurde es unruhig.
„Mummy!" rief es.
Colonel John Sheppard hielt eisern die Hand des Kindes fest und kniete sich vor ihm nieder, um auf Augenhöhe mit ihm sein zu können.
Einer weiblichen Servicekraft, die gerade den Salat arrangierte, fiel die Ähnlichkeit zwischen beiden auf. Lächelnd wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Vater und Kind, und die Mutter war wohl offensichtlich drüben im Messesaal und die beiden wollten sie abholen. Sicherlich eine hübsche kleine Familie.
„Jordan", John suchte den Blickkontakt zu den dunkelbraunen Augen, die ihn immer sehr an die Mutter dieses Kindes erinnerten. Er schüttelte ansatzweise den Kopf und versuchte, eine strenge Miene aufzusetzen. „Du hattest Mum und mir doch etwas versprochen. Erinnerst du dich?"
Jordan blinzelte mit großen, unschuldigen Augen. „Ich darf nicht losrennen oder Wände hochklettern oder Tische hochheben oder was andere sonst auch nicht können", sagte es dann leise.
John nickte ernst. „Und du sollst immer bei Mum oder mir an der Hand gehen. Wir sind hier nicht zu Hause und du könntest dir böse wehtun."
Jordan runzelte die kindliche Stirn, nickte dann aber, daß die wilde Mähne nur so hin und herflog.
John seufzte.
Wenn er seinem Kind doch nur einmal etwas abschlagen könnte. Aber dazu war Jordan einfach zu unwiderstehlich. Nicht nur, daß das Kleine inzwischen halb Atlantis mit dem ganz eigenen kindlichen Charme eingewickelt hatte, vom SGC redete er jetzt gar nicht, er selbst konnte dem Kind nichts abschlagen und Ver- oder Gebote aufzustellen erwies sich als wahre Knochenarbeit.
„... wir die Zukunft gesichert. Eine neue Generation ..."
„Mummy redet aber laut." Jordan grinste breit und rieb sich mit einer Hand das Ohr, das dem Saal am nächsten war.
John seufzte. „Mum spricht in ein Mikrofon", erklärte er. „Soetwas kennst du doch von Daddy, mh?"
Jordan nickte wieder eifrig.
Ihm ging endlich auf, daß die Angestellten des Partyservices jetzt schon seit einigen Minuten um sie beide herumgehen mußten und kam wieder auf die Beine.
„Dann laß uns einmal sehen, wie weit Mum jetzt ist", schlug er vor, verstärkte seinen Griff etwas, damit Jordan dieses Mal auch daran dachte, nicht wieder blindwütig loszurennen, um möglichst schnell zu Mummy zu kommen.
Die doppelflügelige Tür in den angrenzenden Saal öffnete sich automatisch, sobald sie die Bewegungsmelder passierten. Jordan warf ihm einen triumphierenden Blick zu, als hätte es gerade selbst diese Türöffner erfunden. Wahrscheinlich fühlte es sich an seine Heimat erinnert, die Stadt, in der es die letzten fünf Jahre aufgewachsen war.
„... Gefahr. Das Metamose-Verfahren birgt keine Risiken und ist auch nicht aus der umstrittenen Stammzellenforschung entstanden. Ich bin stolz darauf, daß dieses Verfahren jetzt in den ersten Kliniken angewendet werden kann und hoffe, daß sich der Einsatz für die gesamte Menschheit gelohnt hat. Ich danke Ihnen für Ihre Geduld."
Die weibliche, dunkle Stimme mit dem eigenartigen Akzent, den er immer noch nicht zuordnen konnte nach all den Jahren, verstummte, gerade als er zur Tribüne hinübersah.
„Mummy! Mummy!" Jordan winkte, doch er war sicher, sie würde es nicht sehen können. Also nahm er das Kleine auf den Arm und richtete sich ächzend auf.
„Du wirst mit jedem Tag schwerer", stöhnte er, gerade als sie zu ihnen hinübersah.
Wenn es überhaupt möglich war, strahlte sie noch mehr, als sie sie erkannte. In ihren braunen Augen leuchtete Stolz.
John fühlte selbst, wie sein Herz schwoll. Wie lange war es her, daß es ihm klar geworden war? Er wußte es nicht mehr genau, es mußte irgendwann um den Zeitpunkt herum gewesen sein, als sie beide Jordan zeugten. Seit damals hatte er immer wieder gehofft und gebangt, daß man endlich ihre wissenschaftliche Arbeit anerkannte, so wie man vorher die Kriegerin, zu der sie hatte werden müssen, anerkannt hatte.
Lange hatte es gedauert, und eigentlich war es eher ein Zufall gewesen, daß man im SGC über die Forschungen stolperte, die sie damals gemeinsam mit dem leitenden Arzt unternommen hatte, um ihre Verbündeten vor dem Tod zu retten. Und endlich hatte man erkannt, welchen Schatz die Zeit wirklich für sie alle preisgegeben hatte vor gut acht Jahren.
„Danke, Colonel Uruhk, vielen Dank." Ein älterer Mann, dem man den Wissenschaftler so deutlich ansah als hätte er sich dieses Wort mit einem Marker auf die Stirn geschrieben, war neben Vashtu auf das Podest getreten, applaudierte ihr jetzt.
John konnte es auf diese Entfernung zwar nur schätzen, doch er meinte, Vashtu sei tatsächlich vor Verlegenheit das Blut ins Gesicht geschossen. Jetzt jedenfalls senkte sie wie verschämt den Kopf und schüttelte dem anderen die Hand, ehe sie das Rednerpult verließ.
„Geht das um diese Spritze, die Onkel Pete und Mummy damals zusammengemischt haben, als Onkel Danea so krank war?" fragte Jordan.
John setzte sein Kind langsam wieder ab und nickte. „Stimmt, es geht um die Impfung, die Mum entwickelt hat. Damit hat sie nämlich auch auf der Erde schon einige Leben gerettet, weißt du?" Mit der Fingerspitze stupste er die kindliche Stupsnase an und grinste breit.
Jordan streckte ihm die Zunge heraus, kicherte dann aber haltlos los, als er mit einer Hand begann, es zu kitzeln.
Wenn er ehrlich war, er würde erst wieder richtig froh sein, wenn sie alle drei in ihrem Ferienhaus zurück waren. John fühlte sich einfach nicht mehr wohl in solchen menschlichen Großaufgeboten, wie er sie hier und jetzt wieder einmal antraf. Andererseits aber war Vashtu eingeladen worden zu dieser Genetikerkonferenz. Da die Daten sich überschnitten hatten und das ganze nur fünf Tage dauern sollte hatte er sich einverstanden erklärt, einen Teil ihres gemeinsamen Urlaubs zu opfern, ehe sie sich wieder auf die Suche nach einer passenden Schule für ihr Kind machten.
Das allerdings nagte ziemlich an Vashtu, wie er wußte. Sie wollte ihr Kind nicht weggeben, schon gar nicht auf der Erde lassen, während sie sich mindestens zwei Galaxien entfernt mit allerlei Feinden herumprügeln mußte, um zu verhindern, daß irgendjemand oder irgendetwas, was nicht hierher gehörte, auf Atlantis oder gar der Erde landete. Es fiel ihr ja schon schwer, Jordan einmal im Monat an ihn abzutreten. Das Kleine jetzt komplett auf der Erde zu lassen überstieg fast ihre Kräfte und ließ den Mutterinstinkt in ihr schlichtweg überkochen.
John mußte zugeben, ihm war auch nicht ganz wohl dabei, aber er wußte auch um die Notwendigkeit. Jordan sollte als normales Kind aufwachsen, oder doch zumindest als so gut wie ein normales Kind. Und um die Schulpflicht kamen sie alle drei nun einmal nicht herum. Die Air Force war schon mehr als kulant zu ihnen gewesen bisher, aber weiter konnten auch die eingeweihten Generäle nicht gehen. Jordan mußte zur Schule wie jedes Kind. Als kleines Bonbon wollte die Regierung eventuelle Ausgaben übernehmen. Man hatte ihnen sogar die Möglichkeit geboten, Jordan auf ein sündhaft teures Internat im Ausland zu schicken. Doch, da waren sie beide sich wirklich einig, das hatten sie abgelehnt.
„Oh, wenn das nicht die süße Maus ist, die ich schon so vermißt habe!" Vashtu kam von hinten auf Jordan zu und umarmte ihr Kind, um ihm einen schmatzenden Kuß auf den Hals zu drücken. „Was hab ich euch beide vermißt!" Unter ihrem Pony sah sie auf, und Johns Herz schmolz noch weiter wie Eiscreme in der Sonne.
„Wie war's? So schlimm, wie ich dachte?" fragte er und beugte sich vor, um seinerseits einen liebevollen Willkommenskuß zu erhalten. Mit der Hand streifte er Vashtus Arm als müsse er sich selbst davon überzeugen, daß sie wieder in seiner Nähe war.
„Es geht. Ich hätte nur nicht gedacht, daß etwas, was bei euch als 'junge Wissenschaft' bezeichnet wird, mit so vielen gesetzten Herren aufwartet." Sie verzog das Gesicht, sah dann zu Jordan hinunter. „Und was ist mit euch beiden? Was habt ihr denn heute erlebt, mh?"
„Wir waren bei ganz vielen Fischen", berichtete Jordan sofort wie aus der Pistole geschossen. „Aber der Mann meinte, das seien keine Fische, sondern Säugetiere."
John sah den irritierten Blick und zuckte mit den Schultern. „Seaworld", kommentierte er nur. „Ich hielt das für eine gute Idee."
Vashtu nickte, wurde dann aber ernst, im gleichen Moment, in dem er bemerkte, daß jemand hinter ihm stand.
„Dr. Uruhk?" fragte eine Stimme.
John überlief es eiskalt und Jordan verstummte, als es sein Gesicht sah. Die braunen Augen blickten ratlos.
„Mr. Sheppard, ich freue mich." Vashtu richtete sich wieder auf und schob den engen Rock, der zu ihrem Kostüm gehörte, zurecht.
„Ist das Ihre Familie?" erkundigte die Stimme sich.
John nahm wieder Jordans Hand, damit das Kleine nicht das Weite suchte und richtete sich langsam auf. „Hey, Dave", sagte er betont ruhig und gelassen, als er sich zu dem Mann umdrehte, der hinter ihm stand.
Dave Sheppards geschäftsmäßiges Lächeln gefror zu einer gequälten Grimasse.
„Vash, darf ich dir meinen Bruder vorstellen? Dave. Dave, das ist meine Lebensgefährtin Lt. Colonel Vashtu Uruhk und unser gemeinsames Kind Jordan", stellte er die unmittelbar Beteiligten einander vor.
Daves Augen glitten nach unten, zu Jordan, und starrten das Kleine einen Moment lang an, ehe er Vashtu musterte, schließlich dann wieder John. Ein abgehacktes, gekünsteltes Lachen brach aus seiner Kehle.
„Das ist ja eine Überraschung! John, wie lange ist das her?"
„Kurz nach Dads Trauerfeier", antwortete John kühl.
Vashtu schien aufzugehen, daß nicht alles so verlief, wie sie es vielleicht gehofft hatte. Aus den Augenwinkeln sah John, wie sie Jordans Hand nahm.
„Komm", sagte sie dann, „sehen wir einmal nach, was es leckeres am Buffet zu finden gibt."
Jordan folgte, starrte seinen unverhofft aufgetauchten Onkel aber weiter an, bis es zwischen den anderen Anwesenden verschwunden war.
„Das nenne ich eine Überraschung!" Dave sah den beiden kopfschüttelnd nach. „Aber ich hätte es mir denken können als ich 'Air Force' in ihrem Lebenslauf las und dann die gleichen Einträge fand wie bei dir." Mit kühlem Blick begegnete er nun John. „Gab es da nicht früher so eine Klausel zum Thema Untergebene bei der Armee?"
„Vashtu ist mir nicht unterstellt. Sie leitet ihre eigene Basis", antwortete John.
„Tja, aber mindestens einmal seid ihr zwei euch ja wohl über den Weg gelaufen, sonst hättest du dich ja nicht, wie heißt es in Genetikerkreisen?, reproduzieren können." Ein kühles Lächeln erschien auf Daves Lippen.
John trat drohend einen Schritt näher. „Ich kenne Vashtu schon lange, schon ehe sie der Air Force beitrat. Wir beide lieben uns."
Dave nickte. „Sicher", seine Stimme trof vor Sarkasmus. „Weiß sie über dich Bescheid?"
„Du kannst sicher sein, bis vor fünf Minuten wußte sie nicht einmal, daß Sheppard Inc. meine Familie ist. Es geht nicht ums Geld."
„Es geht immer ums Geld, John. Nur du willst das nicht begreifen." Dave sah zum Buffet hinüber und schüttelte den Kopf. „Sie hat sich doch nur schwängern lassen, um an unser Vermögen zu kommen. So sind die Frauen."
„Schließ nicht von deinem Bekanntenkreis auf meinen", entgegnete John sofort. „Laß Vashtu und das Kind in Ruhe, Dave. Die beiden haben nichts mit der ganzen Sache zu tun."
„Willst du mir damit sagen, ich soll mein Angebot zurückziehen? Dürfte für dich doch auch von Interesse sein. Immerhin geht das Gerücht, daß die brilliante Dr. Uruhk derzeit einige Sorgen hat, weil sie ihr Kind nicht länger an ihrem Stützpunkt aufziehen darf."
Johns Augen wurden schmal. „Du hast Erkundigungen über Vashtu eingezogen?"
Dave zuckte mit den Schultern. „Man tut was man kann, wenn es gut fürs Geschäft ist. Und eine Wissenschaftlerin, die einfach wie aus dem Nichts auftaucht mit einer lebensrettenden Impfung, noch dazu ganz respektabel aussieht und ein typisch weibliches Problem hat ... das ist gut fürs Geschäft. Zumindest, wenn dieses Geschäft Genelab heißt."
John atmete tief ein. „Seit wann investierst du in Gentechnik?" fragte er.
„Seit es Gewinn verspricht. Und deine Dr. Uruhk verspricht eine Menge Gewinn, wenn sie sich weiter so herrlich melken läßt wie bisher. Ist doch ganz einfach: Sie verläßt die Air Force, kommt nach Miami und übernimmt die Leitung von Genelab. Binnen Sekundenfrist dürften die Aktien der Firma in den Weltraum schießen, in den du ja immer so gern wolltest. Habe ich genug Gewinn gemacht, wird Genelab abgestoßen. Das alte Geschäft, und ich habe sogar noch etwas gutes getan." Er lächelte wieder kühl.
John mußte sich wirklich zusammenreißen, um seinem Bruder nicht seine Faust ins Gesicht zu rammen.
Dave sah wieder zum Buffet hinüber. „Allerdings ergibt sich jetzt eine etwas andere Konstellation. Es wird wohl nicht mehr so einfach sein, deine 'Lebensgefährtin' nebst Anhang zufrieden zu stellen wie ich dachte. Was glaubst du? Reichen ihr wohl zehn Millionen?"
John trat drohend einen Schritt näher. „Wage es ja nicht!" zischte er mühsam beherrscht. „Vashtu wird die Air Force nicht verlassen, das kann ich dir sogar schriftlich geben. Auch nicht für ihr Kind. Das wird schon allein Washington nicht zulassen. Also laß deine Finger von ihr und Jordan, ist das klar?"
„Jordan ..." Dave verzog das Gesicht, sah wieder in seine Augen. „Wie Dad es sagte: Du hast zuviel von unserer Muter geerbt. Das war schon immer dein Problem. Du denkst zu humanistisch." Damit drehte er sich um und verschwand in der Menge.
John mußte einige Male tief durchatmen, ehe er sich wieder halbwegs im Griff hatte. Kochend vor Wut sah er seinem Bruder nach und ballte immer wieder die Hände zu Fäusten. Erst nach einigen Minuten drehte er sich um, um nach seiner kleinen Familie zu suchen und zumindest noch etwas von dem zu retten, was er bis zu Daves Auftauchen empfunden hatte.
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