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Der Jungbrunnen von Hyndara71

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John war noch mehrere Runden über das Gehölz geflogen, bis er endlich aufgab. Weder das Sumpfboot noch der Außenborder tauchten zwischen dem dichten Laubdach wieder auf, unter das sie mit Höchstgeschwindigkeit geflohen waren.
Vashtu hatte ihn nicht erkannt, ging ihm auf, während er den Helikopter so nahe wie möglich an dem Gehölz landete. Er hatte direkt vor ihr in der Luft geklebt, doch das Sonnenlicht mochte auf den Scheiben reflektiert haben. Die Antikerin hatte nur einen weiteren Haken geschlagen und war dem Kanal in das Gehölz gefolgt.
John stellte die Rotoren ab und atmete tief durch.
Vashtu war mutiert, sie war, als er sie gesehen hatte, fast schon ein Wraith gewesen. Und er wußte sowohl von ihr wie auch aus den verschiedensten Aufzeichnungen, was das bedeutete: Ganz offensichtlich hatte man die Antikerin unter Drogen gesetzt.
„Wir sollten zurückfliegen", schlug Caine seltsam handzahm vor.
John zögerte einen Moment, als er zum wiederholten Male das Funkgerät betrachtete, öffnete dann aber die Tür auf seiner Seite und verließ den Helikopter.
Vielleicht hätte er den seltenen Flug sogar genießen können, wenn er nicht so in Sorge wäre, ging ihm auf, während er mit langen Schritten den Grashügel in Richtung auf das Wäldchen hinuntermarschierte.
„Hey!" rief Caine ihm nach.
Und wenn schon! Was sollte der Polizist hier draußen unternehmen? Ihn festnehmen und mit Handschellen fesseln? Und wie sollte Caine selbst dann wieder von hier wegkommen?
Johns Lippen verzogen sich zu einem zynischen Lächeln, während er unbeirrbar weiter marschierte.
Er konnte immer noch Vashtus Anwesenheit fühlen, sie war nahe. Aber was er sonst empfand hatte wenig mit dem gemeinsam, wie es sonst war, mit ihr verbunden zu sein. Da war eine eigenartige, unmenschliche Kälte, die von ihr zu ihm hinüberstrahlte und sämtliche Warnsignale in seinem Inneren läuten ließ.
John war klar, was das bedeutete: Die Verwandlung war abgeschlossen und er hatte jetzt das seltene Vergnügen, seine Lebensgefährtin als Wraith-Königin wahrnehmen zu dürfen. Keine sonderlich verlockende Aussicht, aber im Moment alles, was er eben hatte. Dabei hoffte er, die Verbindung zu Jordan würde durch die Entfernung abgeschwächt. Auf keinen Fall sollte das Kind seine Mutter so erleben!
„Hey, warten Sie! Sie können doch nicht so einfach ..."
Schritte näherten sich ihm, dann wurde er unsanft an der Schulter gepackt und herumgerissen.
John preßte die Kiefer aufeinander, nahm sich endlich die Sonnenbrille ab und sah Horacio herausfordernd an.
Der bekam große Augen. „Sie?"
„John Sheppard, immer noch. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen - ich möchte meine Lebensgefährtin wiederfinden und die Kerle, die sie gejagt haben, dingfest machen. Was dann mit ihnen geschieht stört mich nicht weiter." Er riß sich los und wandte sich wieder um.
„Sie haben gerade einen Helikopter gestohlen, Colonel Sheppard. Ich könnte Sie auf der Stelle festnehmen." Caine würde nicht so einfach aufgeben, das war ja klar gewesen.
„Sie sind in dem gestohlenen Helikopter mitgeflogen", entgegnete John, konnte den sehr befriedigten Unterton in seienr Stimme nicht wirklich unterdrücken. „Mitgefangen, mitgehangen."
„Ich bin in einem Einsatz ... Haben Sie überhaupt einen Flugschein?"
„Ich denke, ich bin so ziemlich alles gängige schon geflogen, das es gibt. Was soviel heißt wie: Ja, ich habe einen Flugschein."
„Trotzdem haben Sie ein Fluggerät ohne Genehmigung benutzt und den Flugverkehr dadurch gefährdet, daß Sie ohne Funkkontakt zu einer Flugleitstelle abgehoben sind."
„Ich war nie höher als für einen solchen Fall erlaubt."
Caine kam immer noch hinter ihm her. John hätte den Polizisten am liebsten am anderen Ende des Sumpfes gewußt, aber nun waren sie beide hier und mußten das beste aus iher Lage machen.
Vashtu als Wraith, ein persönlicher Alptraum von ihm wurde Wirklichkeit ...
Wie aufs Stichwort klingelte plötzlich das Handy von Horacio.
John warf einen Blick über die Schulter und nickte befriedigt, als er sah, daß der Polizist angehalten hatte, um das Gespräch entgegenzunehmen. Er selbst tat noch genug Schritte, um außer Hörweite zu sein, ehe er aus seiner Hosentasche den antikischen Kommunikator zog und aktivierte.
„Sheppard, ich versuche schon eine Weile, Sie zu erreichen", meldete sich augenblicklich O'Neill. Der General klang besorgt.
John seufzte, warf einen Blick auf Caine. „Wir haben Vashtu verloren. Sie hat sich in irgendein Gehölz am Kanalrand versteckt. Und ... Sir, Sie sollten sich Genelab noch einmal sehr genau ansehen. Vashtu ist mutiert."
„Mutiert wie ... was?" O'Neill zögerte, ehe er das letzte Wort seiner Frage aussprach. „Mutiert wie ein riesiger Käfer, oder mutiert wie ... ich könnte der Brüller auf der nächsten Halloweenfeier werden?"
„Letzteres. Da sind Drogen im Spiel, Sir", antwortete John. „Jemand sollte nach Jordan sehen, ob es ihr gut geht. Vashtus Empfindungen haben sich in der letzten halben Stunde ziemlich verändert, Sir."
„Kann ich mir denken." O'Neill klang wenig begeistert. „Aber das ist nicht, weswegen wir Sie suchen. Sie haben schon recht, Sheppard. Tatsache ist, einer der Firmengründer von Genelab spielt falsch."
John richtete sich alarmiert auf. „Was meinen Sie?"
„Storm war noch einmal bei Ihrem Bruder, nachdem er die Firmenunterlagen von Genelab kontrolliert hatte", berichtete O'Neill so kurz wie möglich. „Was genau da vor sich geht, wissen wir noch nicht. Aber irgendwie stand Genelab mit dem Trust in Verbindung bis vor einigen Wochen."
John holte tief Atem.
Der Trust! Hatte Storm nicht sogar noch selbst auf der Nemesis davon gesprochen? Diese Vereinigung niederer Goa'uld hatte sich bisher als so gut wie unzerstörbar erwiesen. Und es wußte niemand wirklich, wie viele der außerirdischen Parasiten sich auf die Erde geflüchtet hatten nach dem Ende der Systemlords.
John sah zu dem Wäldchen hinunter und runzelte die Stirn. „Es wäre eine Erklärung für die beiden Typen im Verfolgerboot", räumte er ein.
„Storm ist bereits unterwegs zur Klinik mit einem Team Marines. Wir hätten uns anschließen sollen, allerdings ..."
„Fahren Sie allein, Sir. Ich suche weiter nach Vashtu. Ich bin ihr dicht auf den Fersen."
„Kann ich mir denken ... Wie ist es mit diesem Caine? Der war das doch, der noch in den Heli gesprungen ist als Sie starteten, oder?"
John drehte sich wieder um und beobachtete einen Moment lang Horacio, der immer noch telefonierte. „Den habe ich im Griff, Sir. Aber es sollte wirklich auch nach Jordan gesehen werden. Wenn der Trust dahintersteckt ..."
„Es ist schon ein Team nach Wisconsin unterwegs. Machen Sie sich keine Sorgen." O'Neills Stimme klang beruhigend. „Wird das mit Vashtu wieder werden? Wie weit kann sie mutiert sein nach zwei Tagen."
John seufzte. „Ich weiß es nicht", gestand er schließlich.
„Aber Sie trauen ihr nicht zu, die Seiten zu wechseln, oder?"
„Nein!"
„Sie müssen sich übrigens auch keine Gedanken wegen des ... ausgeliehenen Helikopters machen", wechselte O'Neill das Thema. „Sie werden lachen, die Kiste gehört dem Typen, der Colonel Danning spielt."
John stutzte. „Der wen spielt?"
O'Neill schien sein Fauxpas aufzugehen. „Vashtu wird das verstehen. Wormhole extreme."
Schritte näherten sich.
„Ich muß Schluß machen, Sir. Wir reden später." John deaktivierte den Kommunikator und ließ ihn wieder in seiner Hosentasche verschwinden. „Sehen wir nach, ob wir meine Lebensgefährtin finden", wandte er sich dann so locker wie möglich an Horacio, ging bereits weiter.
Wormhole extreme und eine mutierte Antikerin - vielleicht hätte er sich damals in McMurdo krank melden sollen ...

Mike stapfte hinter ihr her, behielt sie immer im Auge.
Kurioserweise schien es ihr nichts auszumachen, daß sie nicht einmal Schuhe trug und ihre OP-Kluft alles andere als widerstandsfähig war in dieser Umgebung. Seine eigenen Phobien dagegen steigerten sich mit jedem Schritt, den er tat.
Wer war diese Mutantin? Wieso war sie so plötzlich von einer normalen Frau zu dem geworden, was er jetzt bewundern durfte? Und warum war sie so stark?
Vor einer kleinen Weile hatte sie zu ihm gesagt, er solle die Beine in die Hand nehmen, gab sie ihm ein Zeichen, weil dann sein Leben nicht mehr sicher sein würde. Sie war nicht weiter darauf eingegangen, WAS genau dann geschehen würde, aber er war sich ziemlich sicher, es hatte etwas mit dem zu tun, was sie ihm bereits gezeigt hatte.
„Wie lange geht das?" brach er die Stille zwischen ihnen.
Sie hob den Kopf, drehte ihn kurz in seine Richtung, ehe sie mit den Schultern zuckte. „Das erste Mal ist es ... vor Jahren passiert", antwortete sie. „Damals dauerte es mehrere Tage."
„So richtig kannst du dich immer noch nicht erinnern, oder?"
„Stimmt." Sie nickte.
„Und was ... was ist das? Ich meine, gibt es solche Wesen wie dich wirklich, ohne daß ihnen irgendwelche Genetika gespritzt werden?"
Sie blieb wieder stehen, ein Fauchen entwich ihren Lippen, während sie die Nase in die Luft hob. „Wraith", antwortete sie endlich. „Sie nennen sich Wraith und es gibt sie wirklich." Unvermittelt drehte sie sich zu ihm um und musterte ihn emotionslos. „Ich bin jetzt eine Königin. Aber ich werde es nicht für immer sein - hoffe ich zumindest."
Mike wich unwillkürlich unter ihrem Blick zurück und holte tief Atem.
„Eigentlich solltest du das alles nicht wissen, Mike Sheridan", fuhr sie fort. „Eigentlich solltest du nicht einmal mich sehen dürfen. Ich bin dir dankbar, daß du mir bei der Flucht geholfen hast, und das ist auch der einzige Grund, aus dem du noch lebst. Ein Frauenprügler wie du hätte es eigentlich wirklich verdient, mein Opfer zu werden. Und langsam kehrt der Hunger zurück." Mit einem kleinen Fauchen bewegte sie sich einen Schritt auf ihn zu.
Mikes Beine wurden weich.
Würde sie ihn jetzt töten? Aber sie hatte ihm das Zeichen nicht gegeben. Sie hatte ihm eine Chance lassen wollen, er sollte überleben.
„Ich habe Julie geliebt!" keuchte er endlich.
Sie blieb wieder stehen und neigte den Kopf. Und jetzt nahm er endlich war, daß da jemand in seinen Gedanken herumstocherte, in seinen Erinnerungen kramte und seine Erfahrungen durchblätterte. Ungläubig weiteten sich seine Augen, als er erkannte, daß sie es war. Irgendwie steckte sie in seinem Kopf, wenn er auch nicht wußte ...
Das Bild der kleinen, so glücklich wirkenden Familie tauchte plötzlich auf, wurde von ihr hervorgezerrt. Wieder beobachtete Mike, wie der Mann mit seinem Gesicht die Frau, die sie bis vor einigen Stunden gewesen war, liebevoll küßte, wie sie dem Kind zärtlich eine Gute Nacht wünschte.
Mit einem weiteren Fauchen zog sie sich zurück, wandte sich abrupt von ihm ab.
Mike schluckte hart und wartete.
„Du wirst niemals wieder eine Frau schlagen, Mike", knurrte sie nach einer Weile. „Niemals wieder, hörst du? Es ist gleich, was du dir als Ausrede noch ausdenken magst. Es gibt keine Entschuldigung dafür, jemanden zu verprügeln, der liebt. Und es ist erst recht kein Zeichen von Gegenliebe, wie du dir einreden willst. Das ist auch kein rüdes Vorspiel, das ist einfach krank!"
Mike kramte in seinem Inneren nach der Aggression, nach dem, was er bis dato als seine Männlichkeit begriffen hatte. Doch ... da war nichts mehr.
„Ich habe es dir genommen." Sie ging langsam weiter.
Mike starrte ihr einen Moment lang nach, dann beeilte er sich, wieder zu ihr aufzuschließen. „Wieso ... ? Warum hast du das getan?"
„Weil ich es kann", war ihr Antwort.
„Nicht gerade sehr höflich, im Kopf eines anderen herumzustochern, findest du nicht?" fuhr er fort. „Ich weiß, daß es nicht richtig war. Man hat mich oft genug zu diesen Aggressions-Abbau-Training-Sitzungen verdonnert."
„Dann brauche ich dir darüber zumindest nicht auch noch einen Vortrag zu halten."
„Und wenn ich jetzt angegriffen werde? Was, wenn ich mich verteidigen muß?" Mike kratzte alles, was er noch aufbieten konnte an klarem Verstand zusammen, in der Hoffnung, aufzuwachen und sich neben Julie liegend vorzufinden. Sie beide würden über diesen Traum lachen. Und wie sie lachen würden!
Sie blieb wieder stehen und musterte ihn von oben bis unten. „Du hast keine Ahnung, wie gut du es hast, Mike Sheridan. Du glaubst, wenn du keinen Zugriff auf deine Aggressionen hast, kannst du dich gegen Böse Buben nicht verteidigen? Aber, antworte mir, wie oft wurdest du denn in deinem Leben schon überfallen? Wie oft war dein Leben bedroht? Wann hättest du je auf das Tier in dir zugreifen müssen?"
Mike schüttelte nur stumm den Kopf.
Sie bedachte ihn noch mit einem Blick, dann ging sie weiter.
„Ich bin jetzt in Gefahr und müßte mich vielleicht gegen dich oder diese Kerle, die uns verfolgen, verteidigen", wandte er schließlich ein.
Sie lächelte humorlos. „Ich schätze, du kannst dich da ganz auf mich verlassen, Mike. Ich hab da so meine Erfahrungen. Die einzige Gefahr, die dir droht, bist du selbst. Früher oder später wirst wieder im Gefängnis sitzen und dieses Mal vielleicht wirklich erniedrigt werden. Es gibt oft genug einen Stärkeren. Man muß nur schlauer sein als er."
„Oder sich in einen Freak verwandeln? Oh Verzeihung ... Wraith, ich meinte Wraith."
Sie antwortete nicht, doch das Zischen, das ihrer Kehle entwich, zeigte mehr als deutlich, daß er gerade dabei war, wirklich sein Leben in Gefahr zu bringen.
Mike biß sich auf die Lippen, stapfte weiter hinter ihr her und beobachtete sie dabei.
Wraith, was war das? Wieso wußte er nichts darüber? Woher kamen diese Wraith? Wurden sie etwa genetisch hergestellt? Immerhin war er ja in eine Klinik eingebrochen, die von Genelab finanziert wurde.
Plötzlich blieb sie stocksteif stehen und er begriff erst jetzt, daß sie auch weiterhin in seinen Gedanken gelesen hatte, ohne daß er es bemerkte.
Langsam drehte sie sich herum. „Ich war in der Aqua Vitae-Klinik?" fragte sie.
Ihr Gedächtnis, fiel ihm ein. Sie wußte immer noch nicht, wer sie war und wie sie hieß. Auch seine Hinweise hatten da offenbar wenig gebracht. Es schien zwar, als würde ihr immer wieder das eine oder andere einfallen, aber es war offenbar noch längst nicht genug, um ihr Leben wieder herzustellen.
„Ja, in Zimmer 113 der Aqua Vitae-Klinik, die durch Genelab betrieben wird", antwortete er endlich, auch wenn er glaubte, sie habe die Antwort schon aus seinen Gedanken gefiltert.
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Das nächste Fauchen, das sie ausstieß, klang ungleich drohender und gefährlicher als die Laute, die sie bisher produziert hatte.
„Dann werden wir uns jetzt ein paar Antworten holen", knurrte sie und marschierte strammen Schrittes an ihm vorbei ... den Wildpfad zurück, dem sie bisher gefolgt waren.
„Aber ..." Mike drehte sich um und starrte in die Richtung, in die sie gegangen waren.
Er wollte hier heraus, nach Möglichkeit ganz aus den Everglades heraus und sie niemals in seinem Leben wieder betreten. Vielleicht würde er sogar umziehen, jetzt, nach Julies Tod hielt ihn zumindest nichts mehr in Florida. Hauptsache aber erst einmal aus diesem Sumpf heraus.
Andererseits war sie wohl im Moment so ziemlich die einzige Chance, die er überhaupt hatte. Er war unbewaffnet und hier lebten allerlei wilde Tiere - auch bedrohliche wie Puma oder gar die Alligatoren ...
„Verdammter Mist!" Er drehte sich zu ihr herum und joggte ihr so schnell wie möglich nach. Er durfte sich auf keinen Fall abhängen lassen - auf gar keinen Fall!
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