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Der Jungbrunnen von Hyndara71

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John floh beinahe aus dem Wagen, sobald O'Neill angehalten hatte. Dem General schien es sicherer, wenn er fuhr. Immerhin war dessen Führerschein wohl nicht abgelaufen wie der von John ...
Jetzt stand er in einer Auffahrt, sah sich etwas hilflos um. Einige moderne Bauten wiesen darauf hin, daß sich das Geschäft hier, mitten in den Everglades, doch wohl lohnte. Die Auffahrt war, wie eine dieser Villen aus alten Hollywoodschinken, groß und ausladend angelegt, mit einem überdimensionalen Blumenbeet inklusive Springbrunnen in der Mitte.
John rieb sich die Arme, als sei ihm kalt. Dann hatte er endlich einen Mann ins Auge gefaßt, unter dessen Sakko sich der Griff einer Waffe abzeichnete und in dessen Ohr einer dieser Ohrstöpsel steckte, wie sie immer wieder gern von den verschiedenen Geheimdiensten benutzt wurden. Um das Klischee voll zu machen hatte der Sicherheitsmann auch noch eine Sonnenbrille auf der Nase.
Gute Idee, ging John auf. Während er langsam zu dem anderen hinüberging und dabei kurz nach O'Neill sah, der den Wagen abstellte, holte er seine Sonnenbrille aus der Brusttasche und setzte sie sich auf die Nase.
„Kann ich Ihnen helfen, Sir?" wandte der Wachmann sich sofort an ihn, als er in dessen Nähe kam.
John blieb stehen, zückte den niegelnagelneuen Ausweis und hielt ihn dem anderen hin.
„Colonel John Sheppard, USAF", stellte er sich vor. „Sir, ich hätte da einige Fragen, eine Vermißte betreffend."
Mr. Security seufzte, verzog dann die Lippen. „Hören Sie, Colonel Sheppard von der USAF, die Polizei war schon mehrmals da und ich kann Ihnen nur das gleiche wie denen sagen: Keines ihrer Mordopfer hatte ein Zimmer in diesem Hotel. Für alles andere wenden Sie sich bitte an den Ältestenrat des Stammes."
John verstaute den Ausweis wieder und nickte, während er jetzt ein Foto von Vashtu aus seiner Brieftasche holte. „Es ist nur eine Frage, aber haben Sie vielleicht diese Frau gesehen?" Er hielt dem anderen das Bild unter die Nase und hoffte einfach nur das beste.
„Habe ich mich nicht gerade klar und deutlich ..."
„Wow, wer kommt denn mit einem Heli hier heraus?" unterbrach O'Neills Stimme das Abwiegeln.
Johns Blick irrte einen Moment lang ziellos hin und her, ehe er fand, was der General gemeint hatte: Ein äußerst gepflegt wirkender Helikopter dümpelte hinter den letzten Wirtschaftsgebäuden in einem Wasserarm und wartete offensichtlich nur darauf, daß irgendjemand ihn startete.
„Das ist vertraulich", wandte Mr. Security sich nun an O'Neill.
Der nickte, trat an Johns Seite. „Och, wissen Sie, kann doch nicht schaden, wenn Sie ein bißchen angeben", befand er.
„Bedaure, Sir", wiederholte Mr. Security und schüttelte ansatzweise den Kopf. „Einige unserer Kunden legen besonderen Wert auf Diskretion und Unabhängigkeit. Sie wissen sicher, wie es ist, über Nacht ein Star zu sein ..."
In O'Neills Gesicht zuckte nicht ein Muskel. „Um ehrlich zu sein nicht", antwortete er, zog jetzt seinerseits den Ausweis. „General Jack O'Neill von der Air Force. Der Colonel und ich sind auf der Suche nach einer vermißten Offizierin, die wir gern wieder hätten. Sehen Sie sich das Foto doch noch einmal an."
In weiter Ferne heulte plötzlich ein Motor auf.
John zuckte zusammen. „Was war das denn?"
„Ein Sumpfboot", Mr. Security war weiterhin die Ruhe selbst, doch zumindest hatte er jetzt einmal das Foto in die Hand genommen und schien es zu studieren. „Wenn es windstill ist wie heute kann man die Dinger meilenweit hören. Die Naturschutzbehörde versucht seit Jahren, die Boote aus dem Verkehr zu ziehen. Angeblich werden die Tiere von dem Lärm krank."
John wollte schon nicken, als er plötzlich noch einmal zusammenzuckte, und noch einmal. Beim dritten peitschenden Knall aus weiter Ferne fuhr er zu O'Neill herum, der ebenfalls lauschte.
„Das waren Schüsse!"
Was, wenn genau in diesem Moment auf Vashtu geschossen wurde? Was, wenn sie verletzt war und dringend Hilfe brauchte? Was, wenn ... ?
Der Lärm des Sumpfbootes wurde lauter und lauter. Und dann ...
John riß die Augen auf und strengte sich an, so gut er eben konnte.
Er fühlte sie! Vashtu war hier, ganz in der Nähe. Und sie kam näher und näher und ...
Das Boot mit dem überdimensionalen Rotor am Heck und dem extrem niedrigen Tiefgang tauchte so plötzlich auf, daß John, hätte er nicht Ausschau nach ihr gehalten, sie gar nicht bemerkt hätte. Sie hockte wie auf einem Referee-Stuhl direkt vor dem Rotor und steuerte ganz offensichtlich das Boot. Und ... es stimmte etwas mit ihrer Hautfarbe nicht!
Den Mann, der auf einem der beiden unteren Sitze hockte nahm John nur am Rande wahr, er sah einzig und allein Vashtu, wie sie das fremdartige Gefährt steuerte, an ihm vorbeifuhr und dem Kanal weiter folgte.
Dem Sumpfboot dicht auf den Fersen war ein normales kleines Boot mit Außenbordmotor, in dem zwei Menschen saßen: Einer hinten, der das Gefährt steuerte, einer hockte vorn im Bug und ...
John wirbelte zu O'Neill herum. „Sie ist es!"
Der General sah den beiden Wasserfahrzeugen besorgt nach. „Gehen Sie schon", sagte er.
John jagte los, bis zum Helikopter, der am einzigen Pier des Casinos vertäut lag. Kurz sah er sich suchend um, dann öffnete er die Tür und kletterte in das Innere des Fluggerätes.
Wie war das noch?
John stockte einen Moment, dann begann er so schnell wie möglich die nötigen Hebel und Schalter umzulegen, um den Motor starten zu können.
Himmel, er war jahrelang nicht mehr mit einem Heli unterwegs gewesen, ging ihm auf.
Als er kurz nach draußen sah konnte er beobachten, wie der Security-Mann auf O'Neill losging, der ihn offensichtlich davon abhalten wollte, ihn, John, wieder aus dem kostbaren fliegenden Untersatz eines der besser situierten Kunden des Casinos zu zerren. Und er sah, wie ein weiterer Wagen oben an der Zufahrt anhielt und ein rothaariger Mann, der ihm inzwischen leider mehr als bekannt war, auf ihn zuhielt, die Hand am Holster.
John fluchte, nahm den Knüppel in die Hand.
Er würde Vashtu folgen, und wenn es das letzte war, was er je tun würde. Er würde nicht weiter danebenstehen und zusehen, wie sein Traum von einer Familie zerplatzte, ehe sie drei ihn richtig genießen konnten.
John gab vorsichtig Gas. Der Heli ruckte nach vorn, schwenkte dann zur Seite.
Da wurde die Tür auf der anderen Seite aufgerissen und der rothaarige Polizist, der ihn gestern den ganzen Tag bearbeitet hatte, kletterte wenig elegant auf den Copilotensitz.
Der Helikopter kam endlich vom Kai los und schwenkte auf die offene Wasserfläche.
„Können Sie denen hinterher?" brüllte Caine ihn an.
John kniff die Lippen aufeinander, nickte aber stumm. Der Polizist schien ihn noch nicht erkannt zu haben, ein Umstand, den er sich zu nutze machen wollte, solange er eben dauern würde.
Der Helikopter unter ihm bebten einmal, zweimal, dann verlor das Fluggerät den Boden-, respektive Wasserkontakt.

Mike wurde übel bei dieser rasanten Fahrt durch eines der Feuchtgebiete der riesigen Everglades. Nicht nur, daß er von dem ganzen Spritzwasser inzwischen tropfnaß (und wahrscheinlich von diesen ... Amöben für den Rest seiner Tage verseucht) war, diese Frau, die er aus Zimmer 113 befreit hatte, fuhr wie eine Wahnsinnige. Vielleicht, ging es ihm durch den Kopf, wollte sie sie beide tatsächlich umbringen. Potenzial in diese Richtung konnte er ihr jedenfalls nicht absprechen.
Andererseits war ihm jetzt schon mehr als eine Kugel um die Ohren geflogen, und das Boot, das an ihnen klebte wie angekoppelt, war bedrohlich nahe.
Jedenfalls, so schloß Mike aus dem Gesicht der Frau, das hochkonzentriert war, schien sie soetwas nicht zum ersten Mal zu tun. Vielleicht nicht unbedingt mit einem Sumpfboot, aber die Art, wie sie das Wasserfahrzeug steuerte, verriet, daß sie sich mit Verfolgungen auskannte - jedenfalls damit, gejagt zu werden.
Ein Helikopter tauchte über ihnen auf, zog dann nach rechts weg, um kurz darauf zurückzukehren.
Die Fremde legte den Kopf in den Nacken, dann konzentrierte sie sich wieder auf den Weg und ließ das Boot einen Haken schlagen.
„Scheiße! Paß doch auf!" brüllte Mike, als er sich plötzlich dem Mann im Bug des Bootes gegenübersah.
Der kam ihm bekannt vor. War das nicht ... ?
Der nächste Haken, während schon wieder der Helikopter über ihnen klebte.
Mike prustete sich das Wasser aus dem Mund, in der Hoffnung, so eine innere Verseuchung verhindern zu können. Das fehlte ihm gerade noch! Diese komischen Miniviecher, wie sie in ihm herumschwammen und noch mehr Schaden anrichteten.
Das Boot machte den nächsten Schlenker, und allmählich ging ihm auf, wohin die Fremde wollte: Ein kurzes Stück weiter vorn begann einer der Magrovensümpfe der Everglades, Süßwassermangroven, um genau zu sein. Vom Delta zum Golf waren sie noch meilenweit entfernt ...
Riesige Bäume, deren Bezeichnung Mike nicht kannte, ragten bis dicht über die Wasserfläche und würden verhindern, daß der Helikopter sie weiter verfolgen konnte. Blieb dann nur noch das Verfolgerboot - und irgendwie war er sich ziemlich sicher, daß sie auch dafür eine Lösung finden würde ...
Der nächste Schuß schrammte über die Aufhängung des Pilotensitzes und ließ Mikes Zähne schmerzen. Das laute Quietschen war selbst über den Lärm des Propellers zu hören.
Das Boot schlug den nächsten Haken und er wurde allmählich seekrank.
Dem Piloten des Helikopters schien ebenfalls aufzugehen, daß er bald nicht mehr weiterkonnte, den plötzlich tauchte das Fluggerät direkt vor ihnen auf, vielleicht einen oder zwei Meter über der Wasseroberfläche, die die Rotoren aufpeitschten.
Mike riß die Augen ungläubig auf, als er erkannte, wer da auf dem Copilotensitz saß. Den Piloten dagegen konnte er nicht ausmachen, die Sonne strahlte zu sehr. Dafür aber erkannte er seine persönliche Nemesis: Horacio Caine, der gerade damit beschäftigt zu sein schien, die Tür auf seiner Seite zu öffnen.
„Das ist die Polizei!" brüllte Mike nach hinten, doch die Fremde hörte nicht.
Mit einem halsbrecherischen Schlenker umkurvte das Sumpfboot den tieffliegenden Helikopter und raste dann weiter bis direkt unter die Bäume.
Mike drehte sich wieder um und sah nach oben.
Sie schien voll konzentriert zu sein, behielt die schmale Wasserschneise im Auge, während ihr Kopf kurz mal nach links, mal nach rechts ruckte auf der Suche nach einem Ausweg. Erst im zweiten Hinsehen bemerkte er den Unterschied: Sie hatte sich noch weiter verändert! Ihre Haut war inzwischen wirklich hellgrün und glänzte. Und an beiden Seiten ihrer schmalen Nase befanden sich zwei hellrote Striche, sehr schmal und wie aufgemalt wirkend. Und ihre Augen ... Waren die nicht bis vor einer Stunde dunkel gewesen?
Sie riß das Boot aus der Fahrrinne und ...
Mike krallte sich an seinem Sitz fest, als er erkannte, daß sie über eine der natürlichen Erdwälle in einen anderen Kanal wechseln wollte.
Theoretisch war das möglich, das wußte er. Sumpfboote konnten sich kurzfristig über Land fortbewegen, da sie keinen tiefen Kiel oder gar ein Schwert besaßen. Andererseits ...
Er hatte keine Zeit mehr, dem Gedanken bis zu seinem Ende zu folgen. Das Boot stieß auf Land und arbeitete sich den schmalen Hügel hinauf, um auf der anderen Seite sofort wieder unsanft ins Wasser zurückzuplumpsen.
Er keuchte, drehte sich wieder um. „Bist du wahnsinnig, du Schlampe?" brüllte er sie an. „Du sitzt hier nicht allein!"
Das Adrenalin sang in seinen Adern und er hatte Mühe, seine Lungen mit genug Sauerstoff zu füllen.
„Festhalten!" schrie sie und nahm den nächsten Kanal in Angriff.
Offensichtlich wollte sie soviele Hindernisse wie möglich zwischen sich und ihre Verfolger bringen, ging Mike auf. Vielleicht nicht gerade die kleverste Lösung, bedachte man, daß sie allein durch den Lärm auffielen wie ein bunter Hund. Diese Sumpfboote jedenfalls waren nicht dafür berühmt, daß sie sonderlich gehörschonend waren. Wahrscheinlich konnte man sie noch in einigen Meilen Entfernung hören.
Doch sie beide irrten sich.
Der nächste Erdwall zwischen den Kanälen war zu hoch für das Boot, noch dazu hatte sie wohl irgendetwas übersehen. Jedenfalls verlor sie die Kontrolle über das Fahrzeug, das sich daraufhin gefährlich zur Seite neigte. Der Rotor geriet zwischen die dicken Äste eines uralt erscheinenden Baumes, selbst das Gestänge aus Metall half da nicht mehr viel. Im Holz schien ebenfalls Metall eingegraben zu sein, jedenfalls zersplitterten die beiden Flügel des Propellers noch bevor das Boot sich plötzlich überschlug und irgendwie doch noch auf der anderen Seite ins Wasser rutschte - um gleich unterzugehen, da etwas den Rumpf leck geschlagen hatte.
Mike wurde durch die Wucht aus seinem Sitz geschleudert und landete auf dem Boden neben den Überresten des Bootes. Den Kopf schrammte er sich an einer Luftwurzel an, ein großer Stein bohrte sich in seine Seite. Halb bewußtlos blieb er liegen und mußte warten, bis die Welt aufgehört hatte, sich wie irr um ihn zu drehen.
Er fühlte sich, als hätte er in einem Fleischwolf gesteckt, gestand er sich schließlich ein, während er sich ächzend auf den Rücken rollte und einfach nur keuchend einatmete.
Er hatte ein Held sein wollen, kein Wunder, daß er dafür bestraft wurde. Er war kein Held, war es auch noch nie gewesen. Er hätte es besser wissen müssen, ehe er loszog auf der Suche nach Julie.
In einiger Entfernung konnte er den Motor des Außenborders hören, der Helikopter dagegen schien verschwunden zu sein.
Dann hörte er das würgende Keuchen - und sofort war die Wut wieder da.
Er rappelte sich, die Schmerzen vergessend, die ihn peinigten, auf und humpelte zu ihr hinüber, um sofort mit einem Fußtritt auf sich aufmerksam zu machen.
Auch sie war wohl aus dem Sitz geschleudert worden, hatte sogar eine weichere Landung als er hinter sich ... sah man von den Dornen ab, die das Gestrüpp, in dem sie gelandet war, an seinen dünnen Ästen hatte. Über seinen Tritt krümmte sie sich zusammen und rollte aus dem Busch heraus, um würgend liegenzubleiben und sich den Magen zu halten.
Hatte er sie nicht in der Seite getroffen?
Egal!
Mike trat über sie und beugte sich hinab. „Du blöde Kuh! Was denkst du dir dabei? Beinahe hättest du uns beide umgebracht!" brüllte er sie an, ballte die Rechte zu Faust und holte aus, um sie ihr mitten in ihr grünes Mutantengesicht zu rammen. Vielleicht würde ihn das ein bißchen von dem Trip runterholen ...
Doch soweit kam er nicht. Gerade als er zuschlagen wollte, riß sie die Augen auf und fuhr ihre Linke aus. Ihre Finger gruben sich schmerzhaft in seine Faust, während sie sich jetzt langsam aufrappelte, ihm den Arm dabei verdrehend.
„Mach das nie wieder, Mike", zischte sie.
Ihre Stimme ... sie klang anders, unmenschlich!
Mike ächzte und versuchte sich irgendwie loszuwinden.
Verdammt, dieses Weibstück war einen Kopf kleiner als er! Das konnte doch nicht wahr sein, was hier gerade geschah.
„Du wirst weder mich noch sonst eine Frau jemals wieder schlagen, hast du das verstanden?" knurrte sie, riß ihn herum und warf ihn dabei flach auf den Boden. Nicht einmal einen Atemzug später hockte sie rittlinks auf ihm und ihre rechte Hand drückte sich in seinen Halsansatz, genau dort, wo Adern, Venen sowie Luft- und Speiseröhre saßen. Und augenblicklich fühlte Mike einen schneidenden kalten Schmerz, der seine gesamte Wahrnehmung beanspruchen wollte.
„Nie wieder, hörst du?" knurrte sie, beugte sich zu ihm herunter. „Sonst werde ich dich töten, Mike, verstehst du?"
„Was ... was bist du?" keuchte er. „Was für ein Freak ... ?"
Weiter kam er nicht, den augenblicklich überstieg der Schmerz alles, was er geglaubt hatte wahrnehmen zu können. Voller Argonie heulte er auf, bis seine Welt wieder ein wenig klarer wurde.
„Ich bin dein Alptraum, Mike Sheridan", zischte sie in sein Ohr und hob die Rechte, um sie ihm über das Gesicht zu halten.
Die Handfläche war blutverschmiert, doch das war nicht das, was ihn an seinem Verstand zweifeln ließ. Mitten in dieser Innenfläche befand sich ein pulsierender Schlitz, der jetzt ein wenig geöffnet war, so daß er einen Blick auf eine Art spitzer Röhre werfen konnte. Eine LEBENDE Röhre, die sich zurückzog in das Innere der Gliedmaße.
Fauchend kam die Fremde wieder auf die Beine und sah sich um.
Mike tastete mit zitternden Fingern nach der schmerzenden Stelle und fühlte sich bestätigt: es war sein Blut, das an ihrer Hand klebte. Langsam rappelte er sich auf bis in eine kniende Haltung.
„Julie ... war sie blond, mit glatten Haaren? Sehr weiblich und relativ groß?" fragte die Fremde plötzlich in die entstandene Stille hinein.
Mike schluckte, nickte dann aber. Sein Hals schmerzte und er hatte Angst. Angst vor diesem ... Monster! Wie kam er am besten von hier weg? Wie konnte er sich gefahrlos von ihr trennen?
Er wußte es nicht, und als sie sich zu ihm umdrehte und ihn mit ihren kalten, gelben Augen musterte, sank sein Mut unter Null.
Sie hockte sich bei ihm hin, fuhr sich mit der Hand durch ihr wirres, schwarzes Haar. „Ich kann mich ein bißchen erinnern", gestand sie ihm zu wissen. „Und ich weiß, daß ich, ehe ich in diesem Bett aufwachte, am Strand war und dort eine Leiche gesehen habe. Eine Leiche und ... noch jemanden." Sie schüttelte den Kopf.
Mike schluckte, tastete dann nach seiner Brieftasche. „Ich ... hab da ein Foto", flüsterte er heiser.
Sie nickte und beugte sich über ihn, als er ihr die geöffnete Brieftasche hinhielt. Dann wandte sie sich ab und richtete sich auf. Einige Male öffnete sie leicht die Lippen, kniff sie dann wieder zusammen, ehe sie schließlich wieder stumm nickte.
Mike schloß die Augen und wandte sich ab.
„Wir müssen hier verschwinden, ehe die wieder hinter uns herkommen", sagte sie nach einer Weile, in der sie beide nur stumm ihren eigenen Gedanken nachgehangen hatten.
Mike zögerte, rappelte sich aber schließlich wieder auf. Offensichtlich war die Gefahr erst einmal gebannt. Stand zu hoffen, daß das so bleiben würde ...
„Haben die dir das angetan?" fragte er, mutig geworden durch das, was vor einigen Minuten geschehen war.
„Zum Teil. Zu einem anderen steckte es in mir", antwortete sie ausweichend, hielt sich noch immer abgewandt. Jetzt, da ihr Zorn ebenfalls verflogen war, schien es ihr geradezu peinlich, daß er sie sehen konnte.
„Und ... und was ist das jetzt?"
„Die Art meines Körpers, mit Drogen umzugehen", antwortete sie, drehte sich dann plötzlich um und starrte in den Sumpf hinein. „Jemand kommt. Wir müssen verschwinden."
Mike war sicher, er machte gerade einen Fehler, dennoch aber folgte er ihr ohne Widerstand. Im Moment war sie wohl der sicherste Weg zum Überleben - solange sie nicht über ihn herfiel ...
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