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Der Jungbrunnen von Hyndara71

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Mike schloß so leise wie möglich die Tür hinter sich und seufzte.
Endlich!
Die letzten Tage hatte er erst damit verbracht, sich mit dem Gebäudekomplex vertraut zu machen, ehe er dann dazu überging, gezielt Zimmer 113 in Angriff zu nehmen. Etwas, was sich allerdings als einiges schwieriger erwiesen hatte als er zunächst annahm. Erst einmal lag Zimmer 113 in einem abgelegenen Seitenflügel, in den sich kaum je jemand verirrte, dann war der Raum durch Kameras abgesichert, von denen Julie ihm nie etwas erzählt hatte. Und schließlich und endlich hatten die letzten zwei Tage zwei Typen quasi Vierundzwanzig-Stunden-Schichten geschoben und den Raum so gut wie nie verlassen. Tatsächlich hatte sich erst jetzt die Möglichkeit geboten, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Mike drückte einen Moment lang seine Stirn gegen die kühle Tür und betete, daß er Julie halbwegs unversehrt finden würde, sobald er sich umdrehte und die Augen öffnete. Was auch immer er ihr früher angetan hatte, sie war immer zu ihm zurückgekommen - und irgendwann einmal war ihm aufgegangen, daß sie ihn liebte, und daß er sie dafür liebte, daß sie all das auf sich nahm, trotz seiner Aggression.
Ein regelmäßiges Piepen durchbrach seine Gedanken, gefolgt von einem ebenso regelmäßigen pumpenden Geräusch.
Er hatte zu Anfang mit dem Personal gesprochen, um vielleicht etwas herauszufinden. Aber keine der Pflege- oder Reinigungskräfte wußte, was sich hinter der Tür von Zimmer 113 verbarg. Es gab wilde Gerüchte. Spekulationen über Forschungen an verbotenen Virenstämmen, mittels Gentechnik gezüchtete Mutanten oder einfach nur einem Spleen der beiden Gesellschafter. Letztendlich aber wußte niemand, WAS sich genau hinter der Tür verbarg.
Und nun war er endlich soweit vorgedrungen, in der Hoffnung, Julie wiederzufinden, sie zu retten und ihr einmal zeigen zu können, daß ihre Anstrengungen, trotz der Gewalt bei ihm zu bleiben, nicht ganz vergebens waren.
Mike zögerte noch einen Atemzug, doch er wußte, er hatte nicht viel Zeit. Bald würde einer der beiden Typen zurückkehren, und bis dahin mußte er erledigt haben, was er erledigen wollte.
Er drehte sich um und öffnete die Augen ... und bitter enttäuscht zu werden.
Ein einsames Bett stand an der Wand. Und in diesem Bett lag eine Gestalt. Eine Frau, soviel wurde ihm klar angesichts des, durch das Laken nur angedeuteten Körperbaus. Aber diese Frau war kleiner und schmaler als Julie, und sie hatte die falsche Haarfarbe: schwarz.
Die Fremde wand sich, ein unterdrückter Laut drang aus ihrer Kehle, wie auch immer ihr das gelungen war, denn ihr steckte offensichtlich ein Tubus in der Luftröhre.
Mike ging auf, daß die Frau sich wehrte, sie wand sich auf dem Bett, hatte den Kopf gehoben, soweit ihr das möglich war und versuchte offenbar allein mit den Augen mit ihm zu kommunizieren. Dunkelbraune Augen.
Er zögerte. Er wollte sich hier nicht in irgendeine notwendige Behandlung einmischen, die dieser Fremden vielleicht das Leben kosten konnte. Andererseits aber wußte sie vielleicht etwas von Julie und konnte ihm weiterhelfen.
Mit einem lauten Ratschen gab der erste Gurt nach, eine Hand der Fremden tauchte unter dem Laken auf, tastete sofort nach dem Beatmungsschlauch.
„Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das tun sollten ..." wandte Mike sich an sie. Als Antwort erntete er einen ungeduldigen Blick, während sie weiter versuchte, sich die Maske, die den Beatmungsschlauch fixierte, abzunehmen. Irgendwie schien sie ihm bekannt, wenn er auch nicht recht sagen konnte, woher.
Krank sah sie eigentlich nicht aus ...
Mike gab sich endlich einen Ruck und trat an das Bett. „Wir haben leider nicht viel Zeit", sagte er, schlug das Laken zur Seite und öffnete den zweiten Gurt. Das Handgelenk, das darunter zum Vorschein kam, war blutig gescheuert.
Mit beiden Händen gelang es der Fremden endlich, die Maske zu lösen, während sie es ihm überließ, auch ihre Knöchel aus den Fixierungsfesseln zu befreien. Sie rollte sich, so gut es ging, zur Seite und zog an dem Schlauch in ihrem Hals.
Mike wandte sich ab und öffnete die restlichen Gurte, während er dem röchelnden Husten lauschte, das sie ausstieß, als sie sich den Tubus selbst zog. Er biß sich auf die Lippen und blickte wieder hoch, während sie sich keuchend vornüberlehnte und einfach nur atmete.
„Kennen Sie vielleicht Julie? Wissen Sie, was mit ihr passiert ist?" platzte es plötzlich aus ihm heraus.
Die Fremde schluckte sichtbar, drehte dann langsam den Kopf und sah ihn an. „John ... ?" flüsterte sie heiser.

„Es ist die DNA dieser Lt. Colonel Uruhk." Mit diesen Worten betrat Calleigh den Raum, ließ eine Akte auf den polierten Tisch fallen und stieß diese an, bis sie hinüber zu Horacio rutschte. Der nahm sie und begann sofort begierig zu blättern.
„Wie dieser eigenartige dritte Genstrang in die Probe gelangen konnte, weiß ich zwar immer noch nicht, aber es ist ihr Blut. Ich habe es mit den Eintragungen in den zugänglichen Teil ihrer Akte verglichen", fuhr die blonde Tatortermittlerin fort und kreuzte angriffslustig die Arme vor der Brust.
„Und unser Freund Sheridan ist verschwunden." Horacios Stimme klang dumpf, aber auch ein wenig triumphierend.
Calleigh runzelte die Stirn. „Die Kugel, mit der Miss Bryant getötet wurde, stammt aus einer 25er Automatik. Eine typische Damenwaffe für die Handtasche und bisher nicht aktenkundig. Sie wurde bisher noch nicht verwendet."
Horacio blickte auf. „25er werden nicht mehr hergestellt. Sie gehen zu leicht los", bemerkte er.
Calleigh nickte. „Und diese hier stammt definitiv nicht aus den USA, sonst hätten wir sie in der Kartei."
„Wie hat es zu dieser Verunreinigung der DNA kommen können?" kehrte Caine zum ersten Thema zurück.
„Das weiß ich nicht. Und ich mag es auch nicht, wenn du dich in meine Fälle einmischt, Horacio." Calleigh hob stolz das Kinn. „Du hast dich in eine Sache verrannt, und das nicht zum ersten Mal. Der Beach Killer wurde mir von dir zugeteilt, wenn ich dich daran erinnern darf. Und ich lasse es nicht zu, daß du meine Nachforschungen torpedierst."
Horacio las weiter wie unbeteiligt die Akte. „Sonst noch irgendeine Spur?" fragte er nach einer unendlich erscheinenden Zeit des Schweigens.
„Hast du mir überhaupt zugehört?" Calleigh riß die Augen auf und beugte sich leicht vor.
Horacio sah endlich auf. Sein Gesicht blieb ausdruckslos wie das eines Pokerspielers. „Ich habe dir zugehört. Aber ich werde mich jetzt nicht aus den Ermittlungen zurückziehen. Wir haben im Moment ein bißchen Luft. Was ist mit diesen Pflanzenspuren, die ihr in den Reifenabdrücken gefunden habt?"
Calleigh japste einmal kurz nach Luft, dann starrte sie ihren Vorgesetzten herausfordernd an. „Kieselalgen", antwortete sie einsilbig.
„Kontrolliert ihr bereits, woher sie stammen könnten?"
„Everglades, im Reservat."
Horacio Caine hob den Kopf, ein kühles Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Interessant ..."
„Halt dich da heraus, ich warne dich zum letzten Mal." Calleigh richtete sich wieder auf, ließ die Arme jetzt aber locker an den Seiten ihres Körpers hängen.
„Sheridan ist als Täter draußen. Der macht sich fast in die Hose, wenn er in die Sümpfe soll." Wieder erschien dieses kalte Lächeln auf seinen Lippen. „Aber da war doch diese Konferenz, an der unser verschwundener Colonel teilgenommen hat ..."
„Das Genetiker-Treffen im Tagungszentrum, ich weiß."
„Vielleicht sollten wir uns da ein bißchen umhören. Ist nur so ein Gefühl, aber vielleicht ... Da draußen, in der Nähe des Casinos, stand doch das alte Tropenzentrum lange leer. Da ist doch letztes Jahr eine dieser Gen-Firmen eingezogen."
„Genelab. Ich habe Aktien von ihnen", antwortete Calleigh unwillig. „Was hast du vor?"
„Ich möchte mich nur erkundigen, ob Colonel Uruhk vielleicht irgendeine Verbindung zu Genelab hat und seit wann sie sich in Florida aufhält. Möglicherweise hat sie nur eine falsche Spur gelegt ..."
Calleigh fühlte sich wieder einmal überrumpelt, doch zumindest im Ansatz hatte Caine recht: Es gab da draußen, mitten im Sumpf, eine Klinik, und die wurde von Genelab betrieben, angeblich für weitere Forschungen, die man eben in Miami nicht durchführen konnte.
„Und noch eine interessante Tatsache", fuhr Horacio fort, „Julie Bryant war Krankenschwester."
„Ich werde das überprüfen." Calleigh zögerte, dann drehte sie sich aber doch um und verließ den Raum wieder, wenn auch mit deutlich gemischten Gefühlen.

Sie war wie willenlos hinter ihm hergestolpert, wenn sie auch nicht recht wußte warum. Ihr war eigentlich recht schnell klar gewesen, daß er nicht John war ... wobei sich die Frage stellte, WER John war. Spätestens als sein Handabdruck auf ihrer Wange prankte hatte sie gewußt, daß er nicht der war, für den sie ihn zunächst gehalten hatte.
Aber ... welche andere Wahl hatte sie? Wäre sie in dem Zimmer geblieben, wären diese beiden Schreckgespenster mit ihren Nadeln und Tupfern wieder gekommen und hätten, während sie sie damit drangsalierten, irgendwelches wirre Zeug geredet, mit dem sie nicht wirklich etwas anfangen konnte.
Sie hatte Schmerzen. In unregelmäßigen Abständen schien sich ihr Innerstes nach außen kehren zu wollen. Ihre Hände zitterten und kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn.
Diese Symptome sollten ihr bekannt sein, ging ihr auf, während sie ihm über eine Treppe nach unten folgte, sie sollte wissen, was mit ihr geschah und warum es so schnell ging. Andererseits ...
Sie strengte sich an, doch die Mauer in ihrem Kopf war immer noch da. Nichts ergab wirklich einen Sinn. Immer wieder blitzten plötzlich Gesichter, Orte, Handlungen auf, die sie aber nicht wirklich zusammenfügen konnte.
Die enge Treppe endete in einem düsteren, dreckigen Raum, der nach draußen in einen Kanal öffnete. Wasser schwappte träge und brackig gegen eine Betonkante. Und auf den wie ölig schimmernden Wellen schwamm ein eigenartiges Ding.
„Was ist das?" fragte sie leise, kreuzte wie haltsuchend die Arme vor der Brust.
„Ein Sumpfboot. Mann, was für eine Krücke bist du denn?" Die anfängliche Freundlichkeit des Mannes war momentan vollkommen verflogen.
Sie hielt es für besser, wenn sie ihn erst einmal nicht weiter behelligte, trat vorsichtig an die Kante heran und starrte in die Brühe hinunter.
Sie hatte Durst. Noch im Krankenzimmer hatte sie die ganze Karaffe Wasser leer getrunken, die auf einem der Labortische gestanden hatte. Aber viel brachte das nicht. Ihr Hals kratzte immer noch. Sie war sich auch ziemlich sicher, daß der Tubus nur einen gewissen Anteil an ihrem jetzigen Zustand hatte.
Langsam hockte sie sich hin, starrte auf ihr verschwommenes Spiegelbild hinunter. Was sie sah waren wenig mehr als immer wieder auseinanderbrechende Umrisse, doch plötzlich schien das Bild sich zu überlagern.

Sie trat aus der Dusche hervor und griff sich ein Handtuch. Im Spiegel gegenüber waren wenig mehr als ihre Umrisse wahrnehmbar.
„Bist du soweit?" fragte eine Stimme von außerhalb des Raumes, ein leises Klopfen an der metallenen Tür. „O'Neill möchte anfangen, also beeil dich."
„Bin schon unterwegs", antwortete sie unternehmungslustig.
Heute war der Tag - heute war ihr Tag! Heute würde sie endlich den Lohn für all die Jahre Kampf, Schmerz und Angst erhalten. Heute war der Tag ihrer Beförderung ...


Sie blinzelte.
Beförderung? Was für eine Beförderung? Wer war O'Neill?
Auf der Suche nach Antworten beugte sie sich weiter über die Kante, fühlte sich dann aber plötzlich unsanft zurückgerissen.
„Bist du lebensmüde?" herrschte er, der nicht John war, sie an. „In diesem Wasser da schwimmt alles mögliche giftige Zeug herum. Bakterien, fiese kleine Biester ... Möbiuse oder so."
„Amöben", kam die Antwort wie aufs Stichwort von ihr. Ungläubig riß sie daraufhin die Augen auf.
Woher wußte sie, was in diesem Wasser war? Wieso ... ?
Sein Blick fiel auf ihre Hände. Mit einer hilflosen Geste wandte er sich ab. „Oh Mann, ich hab mir einen Junkie aufgehalst!" stöhnte er.

Marc Boyer beugte sich wie ein lauerndes Raubtier über sie. „Sie sind auf turkey, Major!" Seine Stimme klang vorwurfsvoll.

Major, war sie das?
Sie fühlte hilflose Wut in sich und richtete sich wieder auf. „Ich bin kein Junkie!" herrschte sie ihn an.
Ein Dienstgrad kam ihr in den Sinn: Colonel.
Sie stolperte einen Schritt zurück und hielt sich mit beiden Händen die Schläfen, als könnten diese gleich von ihrem Schädel springen.
„Scheiße, wenn ich sage, daß du ein verdammter Junkie bist, dann bist du das", herrschte er sie an. „Sieh dich doch an! Du bist doch schon ganz grün! Und wegen sowas wie dir riskiere ich meinen Hals! Du weißt doch nicht einmal, wo Julie ist."

„Sie haben sich ... verändert." Marc Boyer stand vor den Gittern und sah sie an.
Sie fühlte eine unbändige Wut in sich keimen und mußte einen wütenden Schrei unterdrücken. Hilflos ballte sie die Hände zu Fäusten, starrte auf ihre Arme hinunter. Deren Haut war fahl, leicht grünlich. Und in ihrer rechten Handfläche ...


Ungläubig starrte sie auf ihre bloßen Arme hinunter, drehte dann langsam die rechte Hand, so daß sie deren Innenfläche betrachten konnte. Ein feiner Schmerz zuckte durch die Mitte, die Haut dort war leicht gerötet, während sie ansonsten ... einen leichten, grünlichen Schimmer hatte.
„Es beginnt ..." flüsterte sie, wußte selbst nicht genau, WAS begann. Aber sie fühlte, wie sie sich veränderte, wie da etwas an ihrem Bewußtsein kratzte, was sie nicht loslassen wollte.
Mit einem Ruck erhob sie sich wieder.
Irgendetwas mußte sie tun, irgendwie mußte sie aufhalten, was sich da in Gang gesetzt hatte.
„Und was jetzt?" Er klang hämisch.
Sie schluckte, drehte sich zur Treppe um und zögerte.
Nein, sie konnte nicht mehr zurück. Sie fühlte, was da oben geschehen war, war ohne ihre Einwilligung geschehen. Irgendetwas war vorher passiert. Irgendetwas, woran sie sich nicht mehr erinnerte. Verdammt! Sie wußte nicht einmal mehr ihren Namen.
Namen!
Sie drehte sich zu ihm herum. „Wie heißen Sie?"
Er sah aus wie John, nur wußte sie nicht wirklich, wer John war. Sie wußte nur, sie vertraute John. Er und sie ... und da war noch etwas.

Große, braune Augen unter einem wirren, schwarzen Haarschopf sahen sie mitleidheischend an. Der kleine Mund zitterte, während sich die Arme ausstreckten.
„Mummy!"


„Jordan ..."
„Was? Nein, ich heiße nicht Jordan. Damit du's weißt, ich bin Mike, Mike Sheridan. Merk dir das gut!"
Sie schüttelte den Kopf, preßte vor Anstrengung die Augen zusammen. „Jordan ist ... mein Kind", sagte sie dann endlich. Unwillkürlich stieg ein Triumphgefühl in ihr auf.
Sie erinnerte sich! Sie erinnerte sich an ihr Kind!
Mike schien nach ihren letzten Worten wie erstarrt zu sein. Dann sog er scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „Scheiße! Ich wußte doch, daß du mir bekannt vorkommst!"
Sie sah ihn an. Und wieder war da dieses Gefühl und der Name John wisperte in ihrem Geist.
Jordan und John, da war irgendetwas.
„Oh Mist!" Mike schlug mit der Faust auf die Luft ein und wandte sich ab. „Der Alptraum ist Realität!"
„Welcher Alptraum?" fragte sie.
Er drehte sich halb zu ihr um und musterte sie. „Wash, Ash, irgendwie so hat er dich genannt. Ist irgendetwas davon dein Name?"

John beugte sich über sie, während seine Arme sie fest und sicher hielten. In seinen Augen stand Liebe zu lesen. Liebe für sie.
„Vash ..."
Ihre Lippen berührten sich zärtlich.


„Ich ... ich weiß es nicht", gestand sie endlich und erntete einen ungläubigen Blick. Hilflos zog sie die Schultern hoch. „Ich kann mich nicht erinnern."
Mikes Kiefer mahlten, während er sie weiter musterte. Dann nickte er. „Okay, ich hab euch einmal beobachtet vor ein paar Tagen. Da war dieses Kind, du hast mit ihm gespielt. Dann war da noch ein junger Mann mit Brille und ... dieser ... Verdammt! Der Typ sah aus wie ich! Ich hab's für einen Alptraum gehalten ..."
Sie nickte. „Wo war das?"
Mike schüttelte ungläubig den Kopf. „Hälst du das für normal? Hallo! Dein Stecher sieht aus wie ich!"

Sie sah Janus noch einen Moment lang mißtrauisch an, dann trat sie endlich an die Stasiskammer heran und senkte den Blick - um zu fühlen, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich.
„John!"


„Das ist schon einmal passiert." Sie schüttelte über sich selbst den Kopf.
Mike hatte recht, ging ihr auf. Sie sollte normalerweise viel aufgebrachter sein über das, was geschehen war. Aber ...
Ein schriller Ton dröhnte die Treppe hinunter.
„Was ist das?" fragte sie, den Kopf in den Nacken gelegt.
„Der Alarm. Mist, die haben gemerkt, daß du weg bist."
Sie trat näher an die Treppe heran und lauschte. Dann drehte sie sich herum. „Es kommt jemand."
Mike starrte sie an. „Red keinen Blödsinn, Schlampe! Ich hab mich hier die letzten zwei Tage versteckt. Hier kommt keiner runter!"
Doch dann erstarrte auch er, als er endlich die hastigen Schritte hörte und das Licht in der schmalen Treppenflucht aufleuchtete.
„Das Boot, schnell!" Sie griff nach ihm und zerrte ihn mit sich zu diesem eigentümlichen Wassergefährt hinüber.
Diese Männer durften sie nicht wieder einfangen, das war ihr schlagartig klar geworden. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht, aber nicht so, wie Mike es vielleicht glaubte.
Sie schwang sich auf den Hochsitz, der auf dem flachen Rumpf befestigt war, fand den Hebel für die Treibstoffzufuhr wie blind, drückte dann einen grünen Knopf.
Mit einem lauten Rattern und Stottern erwachte das eigenartige Wasserfahrzeug zum Leben, gerade als Mike das Seil, mit dem das Boot festgemacht gewesen war, gelöst hatte und seinerseits hineinkletterte.
„Hinsetzen!" befahl sie scharf, nachdem sie begriffen hatte, wie die Steuerung funktionierte. Irgendwie erinnerte das ganze sie an ein Leichtflugzeug, wie sie es einmal in einem Urlaub geflogen hatte.
Keine Erinnerungen jetzt, rief sie sich zur Ordnung und ließ das Boot auf das brackige Wasser hinausfahren.
Keine Sekunde zu früh, denn über den Krach des Motors und des Propellers hinweg hörte sie das dumpfe Bellen zweier Pistolen und duckte sich unwillkürlich.
„Ich komme zurück, Jordan, John ..." flüsterte sie, auch wenn ihre Stimme vom Lärm des Fahrzeugs komplett geschluckt wurde.
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