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Vashtu von Hyndara71

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Plötzlich war es absolut still in der Kommandozentrale, alle Augen richteten sich auf die großen Fenster.
Weir, die sich gerade mit einem der Techniker unterhalten hatte, drehte sich um und sah den Puddlejumper mit der Nummer 13 an der Seite, wie er gerade noch im Torraum schwebte, sacht nach oben gezogen wurde. Der Gleiter schwebte falsch herum, mit dem Heck zur Treppe, als wolle er gerade abreisen und würde nicht ankommen. Beulen und Schrammen zierten die Außenhülle und an der Heckklappe befand sich ein häßlicher schwarzer Streifen.
„Wie ist der denn angekommen?" fragte endlich einer der Techniker.
Weir schüttelte ungläubig den Kopf. Sie traute Sheppard ja eine Menge zu, aber ... Da fiel ihr ein, als Jumper 13 losgeflogen war, hatte Vashtu am Steuer gesessen. Sollte die Antikerin etwa ... ?
Weir kümmerte sich nicht mehr um ihren vorhergehenden Gesprächspartner, marschierte los zur Treppe, um in den Hangar zu darauf betrat sie die Puddlejumper-Base und konnte beobachten, wie die Nummer 13 sanft landete. Auch hier standen einige Mechaniker ungläubig staunend und betrachteten das verbeulte Chassis. Mit einem widerstrebenden Stöhnen öffnete sich die Hecklucke und Johnson stürzte mit leichenblassem Gesicht heraus, beide Hände vor den Mund geschlagen. Weir konnte kurz darauf seine Würgelaute hören.
Was war passiert?
Als nächster verließ ein ebenfalls ziemlich blasser McKay den Jumper, aus dem jetzt zwei laute Stimmen zu hören waren. Weir trat näher.
„Was ist passiert?"
McKay sah sie leidend an, hielt sich den Magen. Dann kniff er die Lippen aufeinander und versuchte sich aufzurichten. „So eine Sheppard-Sache", antwortete er, nickte zurück. „Allerdings von der Antikerin."
Sheppard-Sache?
Weir lugte in den Jumper, sah die beiden Gestalten, wie sie sich gegenüberstanden.
„... Befehl gebe!" bellte Sheppards Stimme.
McKay winkte ab und ging.
Weir runzelte die Stirn und betrat zögernd den Jumper.
„Das nächste Mal lasse ich uns von dem Wraith atomisieren, wenn du so darauf bestehst!" Vashtu.
Die Leiterin der Expedition trat in den Durchgang zum Cockpit. Sheppard und die Antikerin standen sich in dem engen Raum gegenüber, beide die Arme vor der Brust gekreuzt, und blitzten sich wütend an.
„Ich habe gesagt, du sollst nicht in das Meteoritenfeld fliegen. Und was tust du? Natürlich fliegst du mitten rein." Sheppard reckte wütend den Hals.
„Wohin hätte ich denn sonst fliegen sollen? Dort hatten wir zumindest etwas Deckung. Außerdem war nicht ich es, die die Drohnen in die Felsen gejagt hat", gab Vashtu zurück.
„Wenn du Mitglied meines Teams sein willst, hast du dich meinen Befehlen zu fügen und nicht irgendwelche irrsinnigen Stunts aufzuführen. Was hast du dir davon versprochen? Das hätte das Gerät auch nicht zurückgebracht. Wir wären beinahe draufgegangen, falls dir das entgangen sein sollte!"
Vashtus Augen weiteten sich. Nun reckte auch sie den Hals, funkelte den, fast um einen Kopf größeren Sheppard an. „Ich weiß, wieviel die Jumper aushalten, John, ich bin sie oft genug geflogen. Ich wußte, was ich tue. Du hättest früher einwählen können, denn um alles konnte ich mich auch nicht kümmern!" Sie neigte leicht den Kopf, schob den Unterkiefer vor. „Und was heißt hier Mitglied deines Teams? Du wolltest mich doch dabei haben. Du hast mich doch gar nicht gefragt!"
„Du warst damit einverstanden!"
„Weil ich helfen wollte!"
„Danke, aber das nächste Mal brauchen wir deine Hilfe nicht!"
„Ihr würdet sie auch nicht bekommen!"
„Was geht hier vor?" mischte Weir sich ein.
Sheppard straffte sich, drehte sich, betont kontrolliert, zu ihr um. „Elizabeth, schön Sie zu sehen."
Weir sah forschend von einem zum anderen. „Sie hatten eine etwas ... ungewöhnliche Landung, wie ich mitansehen durfte. Woran lag das?"
Sheppards Kiefer mahlten. „Ein Wraith-Aufklärer war hinter uns her. Der Tarnmodus hat versagt und die Drohnen ließen sich nicht richtig steuern. Und was die Landung angeht ... Beinahe wäre sie schiefgegangen!" Wütend funkelte er die Antikerin an.
„Es war knapp, ja, aber schiefgegangen wäre sie nicht. Ich wollte den Wraith erledigen, da du das ja nicht geschafft hast", gab Vashtu zurück.
Weir hob eine Hand. „Dann darf ich wohl davon ausgehen, daß Sie das Ladegerät nicht mitgebracht haben?"
Beide schüttelten die Köpfe.
„Der Mond, auf dem es sich befunden hat, existiert nicht mehr", antwortete Vashtu zögernd.
Weir nickte nachdenklich.
„Wahrscheinlich habt ihr ihn auch noch in die Luft gejagt", knurrte Sheppard.
„Das ist ..."
„Das haben wir alle nicht gehört, Colonel", fiel Weir der Antikerin ins Wort, nickte ihr dann zu. „Vashtu, ich möchte, daß Sie sich zum Hauptcomputer begeben und dort nach den anderen beiden Geräten forschen. Colonel Sheppard, mit Ihnen möchte ich noch ein paar Worte wechseln."
Vashtu zögerte plötzlich, senkte betreten den Kopf.
Weir stutzte. „Stimmt etwas nicht?" fragte sie.
Die Antikerin nagte unsicher an ihrer Unterlippe. „Ich ... ich bin mir nicht sicher, ob ..." Sie stockte, straffte die Schultern und blickte auf. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt eine Zugriffsberechtigung habe. Gut möglich, daß der Rat meine Daten gelöscht hat."
„Was? Und das sagst du erst jetzt?" Sheppard schien, wie ein zorniger Raubvogel, über die kleinere Frau herfallen zu wollen. „Das setzt dem ganzen ja jetzt wirklich noch die Krone auf! Du weißt nicht, ob du in den Hauptcomputer überhaupt reinkommst und erzählst uns von den Dingern? Und dann setzt du uns fast noch in einen riesigen Felsbrocken? Hast du den Verstand verloren?"
Vashtu riß ihren Kopf herum und starrte ihn voller Wut an. „Ich dachte, das Gerät existiert noch, Lt. Colonel, sonst hätte ich nichts davon erzählt. Konnte ich denn ahnen, daß der Mond durch irgendetwas vernichtet wird?"
Sheppard hob die Hände und rang sie. Eine Vene an seinem Hals trat hervor vor unterdrückter Wut.
„Wir werden eine Lösung finden", versuchte Weir die beiden zu beruhigen. „Gehen Sie jetzt bitte, Vashtu. Melden Sie sich auf dem Kommandoposten. Vielleicht ..." Den Rest des Satzes ließ sie offen.
Die Antikerin starrte den Lt. Colonel noch einen Moment lang haßerfüllt an, dann ging sie hocherhobenen Hauptes an Weir vorbei und verließ den Jumper.
Sheppard sah ihr mit wütend zusammengezogenen Brauen nach.
Weir wandte sich wieder ihrem militärischem Leiter zu. „Und jetzt, Colonel, beruhigen Sie sich bitte und erzählen Sie mir, was da draußen passiert ist."

Vashtu zögerte, während Smithers ihr Platz am Hauptrechner schuf.
Sie wußte nicht, was passieren konnte, sollten ihre Daten tatsächlich gelöscht oder schlimmeres sein. Sie hatte keine Ahnung, ob man nicht doch noch eine Gefahr in ihr sah, daß man ihr damals sogar zugetraut hätte, sich zu befreien. Und wie weit hatte Janus interveniert?
Eine gewisse Trauer überkam sie, als sie an ihren alten Freund und Helfer dachte. Warum er ihr ausgerechnet jetzt in den Sinn kam, wußte sie nicht.
„Bitte", Smithers lächelte schüchtern.
Vashtu nickte stumm und trat an das Panel.
Warum hatte Sheppard nur so reagiert? Sie hatte doch nichts unrechtes getan. Es war schlicht zu knapp gewesen, um die Plätze zu tauschen. Sie fühlte sich einfach nur schlecht und falsch behandelt. Und ihre Mutlosigkeit nahm noch zu, als sie die Hände hob und die Kristalle bediente.
Sie erwartete nicht wirklich, daß irgendetwas geschah. Wahrscheinlich besaß sie so wenig Zugriff wie die Menschen von der Erde.
„Sei gegrüßt, Vashtu Uruhk", sagte eine bekannte Stimme.
Sie erstarrte, ihr Atem stockte.
Ein erstauntes Gemurmel erhob sich, alle Arbeitenden wichen etwas von ihren Plätzen zurück. Dann erhaschte sie einen ersten Blick auf ein Gesicht, ein bekanntes Gesicht!
Vashtu fuhr zum Hauptbildschirm hinter ihr herum.
Janus!
Er lächelte scheinbar auf sie hinunter, und auf jedem Bildschirm im Raum konnte sie sein Gesicht noch einmal sehen, mal schärfer, mal verwaschener.
„Du hast es also endlich gewagt, dich an den Rechner zu begeben. Ich habe gehofft, daß du das versuchen würdest", fuhr Janus fort.
Vashtu wurden die Knie weich, sie stützte sich mit beiden Händen schwer auf die Konsole und konnte den Blick nicht von dem verschwommenen Gesicht vor sich lösen.
„Aber ich hoffe ebenso, du tust es aus einen guten Grund und nicht wegen niedriger Instinkte. Ja, ich habe dir nicht alles gesagt, wie du inzwischen wahrscheinlich selbst hast herausfinden dürfen. Und daß du hier stehst, beweist mir, daß du meinen anderen Plan inzwischen kennst."
Unbewußt nickte sie.
Janus' Augen schienen sehr weich zu werden, sein Lächeln väterlich. „Die Menschen, die dir zur Flucht verholfen haben, erscheinen mir als wahre Erben unseres Wissens, Vashtu. Aus diesem Grund hoffe ich, du stehst ihnen mit deinem Rat und deinem Wissen zur Seite. Du warst eine der wenigen, die sich aktiv am Krieg beteiligt haben, wenn auch nicht immer im Namen unserer Führer. Doch deine Motive waren ehrlich, und darum habe ich dir auch geholfen."
Ein Klumpen wuchs in ihrem Hals, ihre Lippen begannen zu beben.
„Wenn du hier stehst, werden wir uns niemals wiedersehen. Du wirst eine der letzten sein, die es von uns noch gibt. Du hast deine Wahl vielleicht zu früh getroffen, doch du hast sie getroffen und nichts kann sie jemals wieder rückgängig machen. Ich kann nur hoffen, du bereust es nicht inzwischen."
Weir und Sheppard betraten Seite an Seite den Raum, blieben stehen. Die Expeditionsleiterin atmete tief ein.
„Janus!"
Plötzlich ging es Vashtu auf, was ihr Überleben bedeutete. Sie begriff endlich wirklich, daß sie wahrscheinlich niemanden, den sie damals gekannt hatte, jemals wiedersehen würde. Ihr Vater, Enkil, Janus, der Rat, alle anderen Freunde und Bekannten, sie alle waren verschwunden und würden nie wieder zu ihr zurückkehren. Niemand war mehr übrig, niemand außer ihr.
Natürlich hatte sie gewußt, daß ihr Volk nicht mehr existierte. Doch jetzt erst verstand sie wirklich, was das für sie bedeutete. Und dieses Begreifen allein trieb ihr die Tränen in die Augen.
Sheppard sah, wie ihre Schultern sich krampfhaft hoben. Er konnte nicht anders, langsam drängte er sich an Weir vorbei und trat auf sie zu.
„Wie nicht anders zu erwarten war hat der Rat deine Zugänge gelöscht", erklärte Janus nun gerade. „Aber mir ist es gelungen, dir doch Berechtigung zu ermöglichen. Ein Zugangskristall sollte jetzt sein Versteck preisgeben. Ich gebe dir die absolute Macht über unsere Stadt, kleine Vashtu, wenn du sie denn willst. Aber du solltest bedenken, auch die Menschen haben eine Berechtigung, hier zu sein. Entscheide also selbst, willst du dir erneut Feinde schaffen oder dieses Mal auf Freundschaft und Vertrauen bauen."
Vashtus Lippen bebten und sie zitterte am ganzen Leib. Sie spürte, wie sich hinter ihr eine kleine, verborgene Klappe öffnete. Ohne ihre Augen von der unscharfen, immer wieder leicht ruckenden Darstellung ihres alten Freundes zu nehmen, griff sie instinktiv nach dem Kristall, der sich in ihre Handfläche schmiegte.
Sheppard tat vorsichtig einen letzten Schritt, stand jetzt direkt neben ihr. In seinem Gesicht spiegelten sich Hilflosigkeit und -bereitschaft.
Janus lächelte immer noch. „Ich vertraue dir, Vashtu, das habe ich schon immer getan. Du warst vielleicht zu früh für unser Volk gekommen, aber jedenfalls zu spät für unsere Zivilisation in dieser Galaxie. Vielleicht ist die Zeit der Menschen die richtige für dich, ich jedenfalls hoffe es nach dem, was ich erfahren habe."
Tränen rannen über Vashtus Wangen.
Sheppard sah es, hob langsam die Hand, doch er konnte sie ihr nicht wie geplant auf die Schulter legen. Es ging einfach nicht. So blieb er unverrichteter Dinge stehen, den Arm halb erhoben.
Janus' Gesicht wurde ernst. „Laß dich nicht von Dingen einnehmen, die niemals deine Ziele waren", mahnte er. „Denk an Enkil. Er hoffte auf die Lösung, doch für ihn kam sie zu spät. Laß du es nicht auch zu spät sein. Du kannst dich anpassen, glaube mir. Du bist jung genug und dein Geist noch offen. Tue nichts, was du später bereuen würdest. Dies sage ich dir auch im Namen deines Vaters. Sei wie du bist, die Menschen werden dich verstehen, davon bin ich überzeugt." Er schwieg, das Bild wurde einen Moment unscharf. „Ich muß dich jetzt verlassen, kleine Freundin, und ich fürchte, es wird für immer sein. In Gedanken bin ich bei dir, solange mein Leben währt. Ich hoffe, dir wird man eines zugestehen. Ich hoffe es wirklich. Leb wohl."
Sein Gesicht blieb noch einen Moment sichtbar, dann schaltete sich die Aufnahme ab.
Vashtu weinte stumm vor sich hin, ergeben von der Trauer um ihr Volk. So viele Erinnerungen stürzten auf sie ein, von einem Leben, daß sie nie wirklich geführt hatte. Immer war sie angeeckt, immer war ja jemand gewesen, der sie maßregelte. Doch war es ihr Volk, für daß sie zu kämpfen gewagt hatte. Und doch gab es auch positive Erinnerungen, an andere Antiker, an Geschehnisse, die sie längst vergessen zu haben glaubte. All das war verloren, für immer verloren.
Sie wandte den Blick vom leeren Bildschirm ab, schloß einen Moment die Augen. Dann sah sie schemenhaft die Gestalt neben sich, die erhobene Hand, die kurz über ihrer Schulter in der Luft schwebte. Sie blickte auf, in das hilflose Gesicht von Sheppard.
Dann drehte sie sich um, sah Weir in der Tür stehen und sie mustern.
Ja, sie hatte ihr Volk verloren, sie würde niemanden je wiedersehen, den sie gekannt hatte. Aber, und das ging ihr jetzt plötzlich auf, all ihre Bemühungen waren umsonst gewesen. Sie hätte all das nicht tun brauchen, was sie getan hatte.
Vashtu begriff, sie hatte ein neues Volk gefunden, und zumindest einige aus diesem Volk boten ihr an, wonach sie sich schon ihr ganzes Leben gesehnt hatte. Und sie würde sich bemühen, dieses Angebot zu danken.
Ihr Blick glitt wieder zu Sheppard zurück. Sie lächelte hinter ihren Tränen und zeigte ihm den Kristall.
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