Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Vashtu von Hyndara71

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Einen Tag später

Vashtu betrat den Konferenzraum von Atlantis, blickte sich um. Sie hatte sich gewappnet, da Sheppard ihr erzählt hatte, daß zu dieser Versammlung auch McKay erscheinen würde. Doch noch war nur Dr. Beckett anwesend, der sich mit einem schmalen Mann mit wirrem Haar und einer Brille unterhielt.
Sheppard trat hinter ihr ein, geleitete sie zu dem Tisch und setzte sich neben sie. Beckett und dem anderen nickte er freundlich zu.
„Das ist Dr. Zelenka, ein richtig kluger Kopf", wisperte der Colonel ihr zu.
Vashtu nickte. Kurz spürte sie hinaus, doch da war nichts, was sie mit ihm verbinden konnte. Nein, er trug das Erbe nicht in sich wie Beckett oder Sheppard. Doch er sah kurz hinüber, lächelte ihr zu. Seine Augen blickten freundlich.
„Johnson, warum nehmen Sie sich nicht auch einen Stuhl", schlug Sheppard dem Marine vor, der neben den Türen stand, sich offensichtlich sehr unwohl fühlte.
Vashtu spürte kurz zu Beckett hinaus, zog sich dann sofort wieder zurück. Vielleicht sollte sie mit ihm über das Problem sprechen, daß sie mit McKays ... Bewußtsein hatte. Er schien ihr zumindest der richtige Ansprechpartner zu sein.
In diesem Moment betrat Dr. Weir, gefolgt von McKay, den Raum. Die Leiterin der Expedition ließ sich am Kopfende des Tisches nieder, McKay setzte sich neben Zelenka, musterte die Antikerin abschätzend.
Wieder wollten seine Gedanken mit voller Wucht auf sie einstürzten. Doch dieses Mal war Vashtu gewappnet. Sie hatte einen geistigen Schild errichtet, so daß seine Gedanken von ihr abgeschirmt waren.
„Vashtu Uruhk, ich freue mich, daß wir uns jetzt endlich kennenlernen. Ich hoffe, Sie fühlen sich inzwischen wohl bei uns. Wie ich hörte, führt Colonel Sheppard Sie ein wenig herum und zeigt Ihnen unsere Einrichtungen", begrüßte Weir sie.
Vashtu nickte, beugte den Kopf weit, um ihre Ehrerbietung zu zeigen. „Ich danke Ihnen, daß Sie mich hier aufgenommen haben. Ich weiß, es ist nicht selbstverständlich, daß Sie mir all das ermöglichten."
McKay starrte sie an.
Weir lächelte. „Nun, es freut mich, wenn es Ihnen hier gefällt. Sie werden sicher verstehen, daß wir noch die ein oder andere Frage an Sie haben, wenn Sie sich eingewöhnt haben, versteht sich. Sie werden sicher mehr Antworten kennen als wir."
Vashtu zögerte, ehe sie nickte. „Ich denke, ich kann bei dem einen oder anderen helfen. Darum ... darum haben Colonel Sheppard und ich ja auch um dieses Treffen gebeten."
Weir sah etwas überrascht aus, beugte sich ein wenig vor. „An mich war nur der Colonel herangetreten und hat sehr geheimnisvoll getan."
„Ich wollte, daß sie Ihnen das selbst sagt, Elizabeth", antwortete Sheppard wie auf eine Frage.
„Inwiefern meinen Sie denn, Sie könnten uns helfen, Vashtu? Indem Sie unseren munteren Colonel noch weiter in seine Rolle treiben? Im Moment fühlt er sich ja wohl wieder wie Captain Kirk", wandte McKay ein.
Sheppard schüttelte resignierend den Kopf, als wüßte er, was jetzt geschehen würde.
„Ich weiß nicht, wer Captain Kirk ist, Dr. McKay. Aber ich denke schon, ich kann helfen. Ihre, teils doch recht stümperhaften Versuche, unsere Technik mit der Ihren zu verbinden, haben bereits einigen Schaden angerichtet. Letztendlich war das auch der Grund, aus dem ich Sie auf mich aufmerksam machte", entgegnete Vashtu. Die letzten Worte richtete sie wieder an Weir. „Ich kenne zwar auch nicht alle Einzelheiten und Geräte in dieser Stadt, aber ich denke, ich könnte Ihnen weiterhelfen. Wie mit den ZPMs."
McKay lachte, während ansonsten plötzlich absolute Stille im Raum herrschte. „Eine Antikerin, und Sie kennen sich nicht einmal mit Ihrer eigenen Technik aus?" Ihm schien plötzlich aufzugehen, daß alle anderen gespannt schwiegen, räusperte sich und verstummte.
Vashtu hatte ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt und nickte. „Ich bin kein Universalgenie, Dr. McKay. Das waren wir alle nicht. Ich habe nur ungefähres Wissen über bestimmte Techniken, andere dagegen beherrsche ich im Schlaf. Wir hatten Techniker, Wissenschaftler, Ärzte, ein Militär. Denken Sie etwa, jeder von uns hätte jedes einzelne Detail gewußt? Atlantis war, als ich hierher kam, schon einige Jahrmillionen alt. Selbst wir, die hier lebten, kannten sich nicht mit allem aus, was wir vorfanden. Aber die Technologie reagierte auf uns, wir konnten sie verändern, wir wußten, wie wir etwas reparieren konnten, wenn es zerstört oder beschädigt wurde." Sie wandte sich wieder Weir zu. „Ich möchte mich in ihre Gesellschaft einfügen, Dr. Weir. Es mag sein, daß ich bereits auf einer höheren Stufe stehe als sie, aber ich möchte es versuchen. Bisher ist es mir gelungen, wenn ich Colonel Sheppard und Dr. Beckett glauben darf. Ich möchte Ihnen mein Wissen und meine Kraft zur Verfügung stellen. Im Gegenzug möchte ich hier bleiben, mich frei bewegen und mich vielleicht einem Forschungsteam anschließen dürfen. Ich möchte ein Leben, ein freies Leben. Und ich bin bereit, für diese Freiheit zu arbeiten."
Weir lehnte sich nachdenklich zurück. „Sie erwähnten die ZPMs. Was hat es damit auf sich?"
Vashtu lächelte, breitete ihre Hände vor sich auf dem Tisch aus, die Handflächen nach oben. „Das ist der Grund, aus dem Colonel Sheppard Sie um diese Unterredung bat. Es geht um mein Wissen, über das Sie nicht verfügen. Die ZPMs sind wie ... wie ..." Hilfesuchend sah sie zu Sheppard. Er hatte ihr diesen Vergleich vorgeschlagen, doch irgendwie begriff sie ihn noch nicht so ganz.
„Akkus", half der aus, beugte sich jetzt ebenfalls vor. „ZPMs sind offenbar wiederaufladbar, nachdem sie verbraucht sind. Wir müssen uns ein Ladegerät besorgen und sind erst einmal alle Sorgen los." Er faltete die Hände auf dem Tisch und lächelte sehr zufrieden.
„Das ist vollkommen unmöglich!" brauste McKay auf. „Die Null-Zeit im Vakuum kann nicht zweimal in die gleiche Kammer gelangen."
„Wenn sie verbraucht ist schon", entgegnete Sheppard.
„Das ist richtig. Sie müssen entladen sein, dann kann man ihnen neue Energien zuführen", bestätigte Vashtu.
Weir setzte sich wieder auf. „Und Sie wissen von so einem Ladegerät?"
Sheppard grinste und hob die Finger. „Wir wissen von drei Ladegeräten", antwortete er, zuckte mit den Schultern. „Sofern sie noch existieren und funktionstüchtig sind. Wir haben sogar eine Gate-Adresse."
„Was Sie da erzählen, ist schlicht ein wundervolles Märchen, Vashtu." McKay hob eine Hand und begann zu gestikulieren, als wolle er seine Worte unterstreichen. „ZPMs nutzen die Energie der Null-Zeit, soviel dürfte Ihnen auch klar sein. Nur allein die Struktur des ganzen ist nicht dazu angelegt, diese Vakuumenergie neu zu ordnen, geschweige denn, sie erneut aufzunehmen. Ist ein ZPM entladen, bleibt es entladen."
„Das ist nicht ganz richtig, Rodney", wandte nun Zelenka mit akzentschwerer Stimme ein. „Gerade die Kristallstruktur ist für riesige Speichermengen geeignet, die weit über unser Vorstellungvermögen reichen. Denken Sie nur an die Speicher des Stargates. Wenn die Energie des Vakuums aufgebraucht ist, gibt es kein Vakuum mehr. Um es wieder zu einem Vakuum zu machen, muß man ihm wieder Energie zuführen."
„Und warum haben wir bisher nichts davon gefunden?" ereiferte McKay sich.
„Weil Sie an den falschen Stellen gesucht haben", antwortete Vashtu trocken, fühlte wieder alle Blicke auf sich gerichtet. „Dr. Zelenka hat recht. Echte Vakuumenergie kann wieder zugeführt werden, nur werden dafür selbst riesige Energien aufgewendet. Dennoch war es einfacher, die ZPMs aufzuladen als sie ständig neu herzustellen."
Sheppard nickte, Zelenka ebenso.
„Sie haben doch gerade noch selbst gesagt, Sie würden sich nicht in allen Bereichen auskennen. Und Sie bezeichnen sich selbst als Genetikerin. Was hat das mit Physik zu tun? Das ist ... das ist, als würde ich einen Frosch bitten, eine Atombombe zu bauen."
Vashtu stutzte wieder, wandte sich dann an Weir: „Die Vakuumenergie eines ZPMs wieder herzustellen, benötigt, wie gesagt, selbst gewaltige Kräfte. Und genau darum wurden die Ladegeräte auf anderen Planeten gebaut. Es war zu gefährlich, sie hier zu benutzen. Wenn also die Geräte noch funktionsfähig sind, sollten wir sie dort lassen oder auf einen anderen Planeten bringen und dort ein Kraftwerk errichten."
Sheppard nickte ernst.
„Projekt Arkturos", sagte Zelenka, warf einen langen Blick auf McKay.
Vashtu runzelte die Stirn. „Arkturos? Was hat Arkturos damit zu tun? Es war schon zu meiner Zeit gescheitert und hatte eine gesamte Zivilisation ausgelöscht."
Sheppard lehnte sich zurück, kreuzte die Arme vor der Brust. „Inzwischen ein bißchen mehr als nur eine Zivilisation", bemerkte er.
Vashtu warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Fünf Sechstel des Sonnensystems sind zerstört, wenn wir genau sein wollen", erklärte er ihr leise.
„Arkturos kam zu früh, die Antiker konnten es nicht beherrschen", erklärte McKay. „Wenn es Ladegeräte für ZPMs geben würde, und wenn diese eine noch gewaltigere Energie benötigen, um die Null-Zeit herzustellen, was anderes als Arkturos bliebe übrig?"
„Geothermische Energie", wandte Sheppard ein.
Vashtu hob die Hand. „Moment, bitte. Ich habe verfolgt, daß Sie sich über Arkturos informiert haben. Aber warum sollte ein abgeschalteter Reaktor plötzlich wieder anlaufen?"
Sheppard nickte zu McKay hinüber. „Er hatt's eingeschaltet."
Vashtu blieb der Mund offen stehen. Mit großen Augen starrte sie McKay an.
„Sie waren mit dabei, Colonel. Reden Sie sich jetzt nicht hinaus", verteidigte dieser sich, woraufhin Sheppard nachdenklich nickte, den Blick auf den Tisch vor sich gerichtet. „Außerdem tut das nichts zur Sache. Es ist physikalisch vollkommen unmöglich, ein ZPM wieder aufzuladen, wenn es sich entladen hat."
„Haben Sie in Ihrem Größenwahn vollkommen den Verstand verloren, Dr. McKay?" brauste Vashtu auf. „Haben Sie eine Ahnung, wieviele Leben dieses Projekt damals gekostet hat? Es war kein Irrtum, es kam auch nicht zu früh, es war schlicht der falsche Weg. Keen hatte sich in etwas verrannt, daß er nicht beherrschen konnte. Und dann kommen Sie zehntausend Jahre später und schalten einen Reaktor wieder ein, über den Sie vorher gelesen haben, daß er schlichtweg gemeingefährlich ist? Ich kannte einige der Wissenschaftler, die damals ihr Leben gelassen haben, als das Gerät überlud. Es waren gute und fähige Leute, die eine große Zukunft vor sich gehabt hätten, hätte Keen sich nicht in diese Sache verrannt!"
Sheppard warf ihr einen fragenden Blick zu. „Keen?"
„Bringen wir doch wieder etwas Ruhe in die Runde", sagte Weir scharf, sandte sowohl McKay als auch Sheppard und Vashtu strenge Blicke. „John, Sie warfen da gerade einen Begriff in den Raum. Was meinen Sie damit?"
Sheppard drehte sich mit seinem Stuhl zu Vashtu herum. „Ich denke, daß sollte Sie besser erklären."
Vashtu nickte. „Die Reaktoren der Ladegeräte liefen über stabile geothermische Energien. Die Anlagen an sich waren sehr klein, ich selbst habe einmal eine gesehen. Mittels eines Dorns wurden die Energien des jeweiligen Planeten oder Mondes angezapft und direkt in die nötige Energie für die ZPMs umgewandelt."
„Der Haken war, sie konnten die Ladegeräte nicht abschalten", fuhr Sheppard fort. „Für uns gut. Wir können die Energiesignaturen orten. Für die Antiker schlecht, denn die Wraith konnten die Energien ebenfalls orten. Darum sind wir nicht ganz sicher, ob noch alle drei Geräte funktionieren."
McKay lachte bitter auf.
„Sie wurden regelmäßig auf andere Himmelskörper gebracht, nachdem die Wraith aufgetaucht waren. Eine der letzten Stationen deckte sich zufällig mit einem meiner Forschungsziele", berichtete Vashtu weiter. „Darum kenne ich die Gate-Adresse. Ich kann Ihnen auch sagen, daß sich dieses Tor im Weltraum befindet. Über die anderen beiden Stationen weiß ich nichts. Doch es sollte mir nicht schwerfallen, sie im Hauptcomputer ausfindig zu machen."
„Sehen Sie denn nicht, daß das alles ein riesengroßes Märchen ist?" McKay sah hilfesuchend in die Runde. „Selbst wenn es diese Geräte gegeben hat, wenn man sie nicht abschalten konnte, dürften sie inzwischen überladen und vielleicht sogar die jeweiligen Standorte mit sich gerissen haben. Ganz zu schweigen davon, daß geothermische Energie alles andere als stabil ist, zumal, wenn man sie anzapft. Ich bitte Sie, Vashtu. Diesen Bären können Sie jemand anderen aufbinden."
„Bei der Menge der entnommenen Energie aus dem jeweiligen Planetenkern handelte es sich um einen Bruchteil seiner eigenen Kraft, Dr. McKay. Selbst wenn ich keine Physikerin bin, so weiß ich doch, wann und wo die kritische Masse erreicht wird. Und mit den Geräten konnte es kaum zu solchen Zwischenfällen kommen, es sei denn, der Kern selbst wird instabil."
Zelenka nickte anerkennend.
McKay hob stolz das Kinn. „Wie auch immer, ich denke, wir sollten kein einziges Wort glauben."
„Ihre Sache, Rodney", wandte Sheppard ein, neigte den Kopf und faltete die Hände wieder vor sich. „Ich glaube sie. Und, wenn ich das richtig sehe, bin ich da nicht ganz allein."
McKay warf dem neben ihm sitzenden Zelenka einen unsicheren Blick zu, dann wandte er sich ab.
Weir, die sich die Diskussion stirnrunzelnd angehört hatte, wandte sich jetzt auch dem Tschechen zu: „Was denken Sie, Radek?"
Zelenka sah Vashtu nachdenklich an, drehte sich dann zu der Leiterin um. „Ich denke, es ist möglich. Selbst ohne Berechnungen hätte ich vermuten können, daß die Antiker solche Geräte geschaffen haben, wir sind nur nie auf den Gedanken gekommen. Bedenken Sie doch, für was sie die ZPMs alles verwendeten."
Sheppard nickte.
Weir wandte sich wieder Vashtu zu. „Und Sie werden uns die Adresse freiwillig zur Verfügung stellen?"
Die Antikerin nickte.
Weir fiel auf, daß beide, sowohl Vashtu als auch Sheppard, genau die gleiche Haltung eingenommen hatten, schüttelte wie abwehrend den Kopf.
„Ich bleibe dabei, es ist unmöglich", ließ McKay sich leise vernehmen.
Weir beachtete ihn nicht weiter. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Vashtu. „Und was, wenn das Gerät beschädigt wurde? Dr. McKay hat recht, es sind über zehntausend Jahre vergangen."
„Wir hätten zumindest einen Ansatz. Wenn das Gerät tatsächlich defekt sein sollte, können wir es mit hierher nehmen und vielleicht reparieren. Ich denke, mit der Hilfe Ihrer Wissenschaftler müßte ich das schaffen", antwortete die Antikerin.
„Wir?" Weirs Blick glitt von ihr zu Sheppard. Der saß auf seinem Stuhl, lächelte sie mit großen, unschuldigen Augen bittend an. Sie seufzte. „Diese Entscheidung werde ich später treffen. Dr. Zelenka, Vashtu, ich würde gern noch mit Ihnen sprechen, allein", sagte sie.

Einige Tage später

Weir betrat die Sporthalle. Sie hatte sich erkundigt, wo sie die Antikerin finden könnte, und war auf eben diesen Ort verwiesen worden.
Sie war sich immer noch nicht ganz sicher über Vashtu, doch etwas in ihr sagte ihr, daß sie ihr doch vertrauen konnte. Inzwischen hatte es einige Unterredungen mit ihr gegeben, größtenteils über die Möglichkeit, ein ZPM-Ladegerät zu teilte nicht ganz Vashtus Vertrauen in die Technik ihres Volkes, dafür hatte sie inzwischen zuviel erlebt. Doch sie mußte zugeben, der Reiz eine solche Quelle an Energie zu besitzen, für immer sicher vor den Wraith zu sein sowie diese Technik der Antiker auf der Erde als kostengünstige Variante der Energiegewinnung zu nutzen, all das reizte sie.
Nur einige Kleinigkeiten machten ihr noch Sorgen, darum war sie hergekommen.
„Vashtu?"
Die Antikerin drehte sich zu ihr um, neigte den Kopf. „Dr. Weir?"
Weir lächelte ein wenig unsicher, als sie die Stöcke bemerkte, die ihr Gegenüber in den Händen hielt. „Üben Sie allein?"
Vashtu schüttelte den Kopf. „Ich warte auf Lt. Colonel Sheppard. Wir haben einen Handel geschlossen, er und ich", antwortete sie.
Weir hob das Kinn, kreuzte die Arme vor der Brust. „Ich habe davon gehört, daß er Sie hat testen lassen. Wie waren die Ergebnisse?"
Vashtu wirkte etwas verschämt. „Im Schießen bin ich wohl nicht ganz so gut", gestand sie ein. Sie legte die Stöcke zurück und sah Weir offen an. „Aber ich denke, Sie sind nicht deshalb gekommen. Sie möchten etwas anderes mit mir besprechen."
Weir atmete tief ein. „Das ist richtig. Ich habe eine Anfrage von Colonel Sheppard. Er möchte Sie zumindest vorerst in sein Team aufnehmen für diese Mission."
Vashtu nickte verständnisvoll und senkte den Kopf.
„Ehe ich eine endgültige Entscheidung treffe, möchte ich noch einige letzte Fragen an Sie richten, Vashtu", fuhr Weir fort.
Die Antikerin blickte wieder auf, eine leise Hoffnung in ihren Augen.
Weir schüttelte wie benommen den Kopf. „Es ist mir nicht ... Ich frage mich, wie Sie diese Jahrtausende überstehen konnten, ohne zu altern. Irgendwie fällt es mir wirklich schwer, Sie als ..."
„Ich kenne die Berichte über das, was Janus getan hat", fiel Vashtu ihr ins Wort. Bedauernd hob sie die Schultern, ließ sie wieder sinken. „Hätte ich gewußt, daß noch jemand in der Stadt war, ich hätte versucht, Ihr Ebenbild zu retten. Ich ... wahrscheinlich wäre ich selbst dann auch stärker gealtert, doch es wäre gleich gewesen. Woran es liegt, daß ich noch so jung wirke? Es sind die Wraith-Zellen in mir, Dr. Weir. Wie Dr. Beckett schon bemerkte, sind Wraith-Gene bar jeder Form der Alterung. Da sie in meinem Genom ein Drittel einnehmen, habe ich den gleichen Vorteil. Ich bin schwer zu töten und lebe, wenn das nicht eintrifft, nahezu ewig. Gealtert bin ich, das können Sie mir glauben. Aber ich war selbst überrascht, wie wenig, als ich mich das erste Mal in einem Spiegel sah."
Weir nickte nachdenklich, sah sie forschend an.
„Das ist es aber nicht, was Sie wirklich interessiert, nicht wahr?" Vashtu lächelte freundlich.
„Es ist mir unangenehm, aber ... Ihr Verhältnis zu Colonel Sheppard. Er hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit Sie aus der Zelle kamen. Und seit Sie sich in der Stadt frei bewegen dürfen, sieht man Sie kaum ohne ihn. Dann die Sache mit dem Puddlejumper. Vashtu, ich möchte Ihnen nichts unterstellen, doch sie beide verhalten sich ... etwas merkwürdig."
Die Antikerin senkte den Blick, ihre Finger strichen über einen der Stöcke. Dann sah sie wieder auf, Weir direkt in die Augen.
Was keine der beiden Frauen bemerkt hatte, war, daß Sheppard seit einiger Zeit vor der geöffneten Tür stand und mithörte. Stirnrunzelnd wartete er jetzt auf Vashtus Antwort.
„Wenn Sie meinen, ob meine Absichten ehrlich sind, kann ich Ihnen nur sagen ja", erklärte die Antikerin nun. „Lt. Colonel Sheppard und ich haben viel gemeinsam, vielleicht mehr, als Sie ahnen. Zwischen uns besteht ein gewisses Band. Sie müssen wissen, daß es diese Art von Verbindung schon zu meiner Zeit gegeben hat. Dieses Band zu zerstören ... Nun, es ist nicht ratsam." Sie seufzte. „Falls Sie sich fragen, wie weit dieses Band reicht ... die Antwort darauf ist unendlich. Es kann alles geschehen, doch es muß nicht. Es kommt auf die an, die es tragen. Tut mir leid, besser kann ich es Ihnen nicht erklären."
Sheppard runzelte die Stirn.
„Ich werde ihn nicht verletzen, wenn es das ist, was Sie vielleicht glauben. Ich würde mich selbst verletzen. Nein, ich würde das niemals tun. Noch ist alles möglich, die Zeit wird zeigen, wie dieses Band sich zwischen uns entwickelt. Aber ändern können wir beide es nicht mehr."
Sheppard atmete tief ein.
„Weiß er davon?" erkundigte Weir sich.
„Nicht bewußt", antwortete Vashtu. „Sehen Sie, wie, wann und warum ein solches Band entsteht, das ist völlig willkürlich. Sie haben vielleicht einen anderen Begriff dafür, heute, auf der Erde. Ich kann nur von dem sprechen, das ich kenne. Das Band zwischen dem Lt. Colonel und mir ist noch frisch, noch sehr stark. Es hat sich noch nicht in eine Richtung entwickelt. Darum sage ich, es ist noch alles offen."
„Das kommt mir etwas anders vor. Ich kenne John Sheppard schon eine Weile, Vashtu. Und ich kann Ihnen sagen, bisher hat er sich noch nie so vernarrt verhalten wie jetzt bei Ihnen. Und umgekehrt scheint es ebenso zu sein."
Sheppard wurde dieses Gespräch allmählich etwas zu privat. Er überlegte noch einen Moment, dann betrat er die Turnhalle.
Weir wandte sich ihm zu, als sie sah, wie Vashtus Augen plötzlich aufleuchteten.
„Bin da, wie abgesprochen." Sheppard klatschte in die Hände. „Störe ich?"
Die beiden Frauen wechselten einen Blick, dann sagte Weir: „Nein, wir sind hier fertig. Danke für Ihre Antworten, Vashtu."
Die Antikerin nickte, griff jetzt wieder nach den Kampfstöcken.
Weir ging zur Tür, blieb dann aber stehen und drehte sich um. „Ach, John", sagte sie in einem möglichst neutralen Ton, „wie hat Ihre Kandidatin abgeschnitten?"
Sheppard, der sich gerade selbst zwei Stöcke geholt hatte, hob den Kopf. Ein schiefes Lächeln lag auf seinen Lippen, als fühle er sich ertappt. „Im Nahkampf sehr gut. Im Schießen ... 76 von 100."
Weir nickte, kreuzte wieder die Arme vor der Brust. „War das nicht auch Ihr Wert bei Ihrer letzten Prüfung?"
Sheppard kniff die Lippen zusammen, während Vashtu ihn amüsiert musterte. Langsam nickte er. „Genau der gleiche Wert", gab er zerknirscht zu.
Weir hob das Kinn, schmunzelte. Dann wurde sie übergangslos wieder ernst. „Dann würde ich vorschlagen, nach Ihrem Training beginnen Sie mit den Vorbereitungen für Ihre neue Mission, mit zwei neuen Teammitgliedern. Aushilfsweise erst einmal, solange Teyla und Ronon noch auf der Krankenstation liegen."
Und wieder hatte sie das Vergnügen, den gleichen Gesichtsausdruck auf zwei verschiedenen Gesichtern zu sehen. Es war immer noch unheimlich, doch allmählich glaubte sie zu verstehen.
Sie überlegte kurz, dann ging sie zu der Bank, die an der Seite stand, und setzte sich.
Sheppard wurde übergangslos wieder ernst. In seinen Augen stand ein gewisser Schrecken zu lesen.
„Wenn ich Ihnen schon diese Mission genehmige, möchte ich selbst sehen, was ein Mitglied Ihres Teams leisten kann", antwortete Weir auf die stumme Frage, die sich daraufhin in ein eindringliches Flehen verwandelte.
Dann seufzte Sheppard schließlich ergeben.
Vashtu nahm eine bestimmte Haltung ein, einen Arm mit dem Stock nach vorn und oben, den anderen hinter ihrem Rücken. „Na komm, Mister ich-schaffe-100-Punkte."
Sheppard seufzte, stellte sich jetzt ähnlich wie sie auf.
Vashtu hob eine Braue, sagte aber nichts, sondern griff an. Ihre Stöcke trommelten einen Moment auf seinen erhobenen, dann traf sie seine Hand, was Sheppard vor Schmerz aufstöhnen ließ. So schnell wie möglich brachte er die andere Hand hoch, tat einen Schritt zurück.
Weir betrachtete den ungleichen Kampf aufmerksam. Selbst Teyla hätte Schwierigkeiten, gegen eine Gegnerin wie die Antikerin zu bestehen, ging ihr auf, nachdem der Lt. Colonel in drei rasch aufeinander folgenden sehr kurzen Gefechten seine eigenen Waffen verloren hatte und sich rote Striemen auf seinen Handrücken und -gelenken deutlich abzeichneten.
„Du kannst es wirklich nicht", seufzte Vashtu ergeben und schüttelte den Kopf. „Im Nahkampf bist du besser."
Sheppard nahm seine Stöcke wieder auf. „Ich frage mich ohnehin, warum diese Art von Waffen in dieser Galaxie gebräuchlich sind. Die Wraith sind doch keine Vampire ... naja, zumindest im herkömmlichen, irdischen Sinn."
„Vampire?"
Sheppard winkte ab, nahm wieder seine Grundhaltung ein. „Eine Legende von der Erde. Nur sollen unsere Vampire Blut trinken statt ihren Opfern die Lebensenergie zu entziehen."
Vashtu runzelte die Stirn. „Und warum erinnern dich die Stöcke an Vampire?"
Weir beugte sich interessiert vor.
Sheppard zuckte mit den Schultern. „Von den Vampiren heißt es, mit einem Holzpfahl ins Herz könne man sie töten", antwortete er.
Vashtu nickte nachdenklich, verzog dann das Gesicht ein wenig. „So geht das nicht, John", sagte sie. „Du bist zu steif. Du mußt den Stockkampf wie einen Tanz sehen. Dein Gegner ist dein Tanzpartner. Paß auf."
Sie stellte sich vor ihm auf, nahm ihre Grundstellung ein. „Jetzt stellst du dich mir gegenüber, spiegelverkehrt in der gleichen Haltung", befahl sie.
Weir ging auf, daß die beiden sie tatsächlich vollkommen vergessen hatten. Schmunzelnd beugte sie sich vor, stützte die Ellenbogen auf ihre Oberschenkel und beobachtete das so eigenartige Paar.
Vashtu gab sich viel Mühe, bewegte sich in Zeitlupe, erklärte Sheppard jede einzelne Bewegung. Und allmählich ging es tatsächlich voran, zumindest wurden beide schneller, wenn das Tempo auch immer wieder stockte.
Weir dachte nach, während sie das Paar beobachtete. Dann nickte sie schließlich, erhob sich und verließ die Turnhalle.
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.