Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Vashtu von Hyndara71

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Jetzt:

Nach ihren Worten stand er einen Moment lang steif da, nur seine Augen bewegten sich, glitten über ihren Körper. Sie fühlte diese Blicke wie feine Nadelstiche auf sich, richtete sich noch mehr auf und kreuzte die Arme vor der Brust.
„Eine Wächterin, soso ..."
Vashtu betrachtete ihn wieder, wie er gespielt lässig auf der anderen Seite des Gitters stand, ein verwegenes, aber auch unsicheres Lächeln auf den Lippen. Doch den Blick aus seinen Augen vermied sie.
„Wenn ich zu lange ... wenn ich die Zellen in mir zu lange aktiviert halte, steigen Aggressionen in mir auf, die ich nur mit Mühe beherrschen kann. Dann übernimmt der Instinkt meine Handlungen", erklärte sie.
Sheppard nickte nachdenklich, kreuzte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf fragend. „Aber ... eine Antiker? Ich bin mir nicht sicher ..." Auch er wich ihren Augen aus, wie sie feststellte.
„Ich lebe seit mehr als zehntausend Jahren, Lt. Colonel Sheppard", erklärte sie, hob die Hände. „Ich sah, wie Atlantis unterging, ich erlebte mit, wie alle anderen meines Volkes sich von hier durch das zurückzogen, was Sie Stargate nennen. Lange befand ich mich in Stasis, dann wachte ich wieder auf. Ich konnte spüren, wie die Energie ... Ihre ZPMs, sich immer mehr entluden, bis ihr kamt."
Sheppard runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
Vashtu schüttelte den Kopf. „Ich wollte mit Ihnen sprechen, darum sorgte ich dafür, daß ihr mich wahrnehmt. Ich wollte wieder unter anderen sein. Lange Zeit war ich allein, schon bevor Atlantis verlassen wurde."
Colonel Sheppard musterte sie genau. „Teyla sagte mir, Sie seien nicht das, was wir dachten. Woher soll ich jetzt wissen ... Ich meine, Sie sind so jung. Sie sehen zumindest recht jung aus."
Vashtu lächelte. „Danke." Sie neigte den Kopf ein wenig. „Um zu verstehen, warum das so ist, sollte ich meine Geschichte erzählen, Lt. Colonel Sheppard. Aber ich kann Ihnen versichern, einen Teil der Wahrheit kennen Sie bereits."
Er sah sie nachdenklich an. „Sie sehen nicht aus wie ein Wraith."
„Weil ich keiner bin. Ich war eine Antikerin, wie ihr uns nennt. Durch ein Experiment wurde ich zu dem, was ich nun bin. Nur der Rat erkannte es nicht an. Ich mußte andere Wege beschreiten. Wollen Sie die Geschichte hören?"
Sie sah die Neugier in seinen Augen. Er war offen ihr gegenüber, nicht von Vorurteilen zerfressen. Sie spürte deutlich, er wollte ihr eine Chance geben. Und damit hatte sie vielleicht tatsächlich das Ende erreicht. Vielleicht würde ihr Plan doch noch aufgehen.
„Wo haben Sie so zu kämpfen gelernt? Keinem meiner Männer wurde ein wirkliches Leid angetan, niemand wurde tatsächlich verletzt, bis auf Teyla. Und sie besteht darauf, daß sie ausgerutscht sei und Sie ihr helfen wollten", fragte er.
Vashtu schloß kurz die Augen, atmete tief und bewußt ein. „Ich hatte eine lange Zeit, um zu dem zu werden, was ich nun bin, Lt. Colonel."
Sheppard musterte sie wieder, vermied aber, wie auch sie, ihr noch einmal in die Augen zu sehen. Ein kleiner Ruck schien durch seinen Körper zu gehen, dann setzte er sich vollkommen unvermutet auf den Boden vor ihrer Zelle.
„Wenn die Geschichte wirklich so lang ist, dann sollten wir es uns ein bißchen gemütlicher machen. Kaffee?"

Vashtus Geschichte

Meine Familie war angesehen. Immer wieder durften wir für den Rat Dinge erforschen. Wir waren Wissenschaftler, wie ihr heute sagt. Unsere Forschung diente dazu, den anderen das Leben angenehm zu gestalten und sie vor Krankheiten zu schützen.
Es war nicht leicht. Ich kann mich noch daran erinnern, als Kind auf einem Planeten aufgewachsen zu sein. Doch dann kamen die Wraith und wir flohen nach Atlantis. Der Rat gewährte uns die Möglichkeit, unsere Forschungen weiter zu führen. Wenn es anders gekommen wäre, wäre mein Vater vielleicht sogar eines Tages Mitglied dieses Rates geworden, Bestrebungen dazu gab es.
Wir, das waren meine Eltern, Gilgak mein Vater und Meoch meine Mutter, und mein Bruder Enkil. Unser Familienname lautete Uruhk.
Als ich älter wurde, wurde ich Wissenschaftlerin, trat damit in die Fußstapfen meiner Eltern, ebenso wie Enkil.
Dann kam der Tag, an dem ich mit meinen Eltern zusammen nach Nasra ging, einem Waldplaneten. Wir erhofften dort zumindest Bestandteile zu finden. Bestandteile für ein Medikament gegen die Seuche, denn der Rat überlegte bereits, Atlantis aufzugeben.
Ob die Wraith wirklich wußten, daß einige von uns dort waren oder ob es nur Zufall war, kann ich nicht sagen. Wir wurden überfallen und gefangen genommen. Und meine Mutter ... Ein Wraith nährte sich vor den Augen meines Vaters und mir an ihr, saugte sie vollkommen aus.
Ein Kriegsschiff aus Atlantis kam uns zu Hilfe, ehe man uns fortschaffen konnte. Wir kehrten nach Atlantis zurück, doch mein Vater war verändert.
Sie müssen wissen, Lt. Colonel, wir waren an für sich ein friedliebendes Volk. Wir wollten diesen Krieg nicht und es gab wenige echte Schlachten. Wir gingen den Wraith lieber aus dem Weg, versteckten uns in der versenkten Stadt und hofften, daß wir überlebten.
Mein Vater aber ... Er hatte meine Mutter sehr geliebt. Als er hat mitansehen müssen, wie ihr das Leben ausgesaugt wurde, als er ihre Schreie hörte ... Nun, mir ging es ähnlich wie ihm. Er war besessen davon, die Wraith ein für allemal zu vernichten. Er wollte eine perfekte Waffe schaffen, etwas, daß die Wraith auf einen Schlag vernichtete.
Wir wußten einiges über unsere Gegner, und so machten wir uns daran. Uns war klar, daß wir die beste Chance hatten, wenn wir uns ihrem Genom zuwandten. Wer letztendlich auf die Idee gekommen ist, das ganze an uns selbst anzuwenden, den perfekten Krieger zu schaffen ... ich weiß es nicht mehr. Irgendwann wandten wir uns von der Waffe ab, um eine andere zu hatten wir, mit dem wir arbeiten konnten. Wir wußten von den Iratus-Käfern, aus denen sich die Wraith entwickelt hatten. Und dort war auch unser Ansatz.
Lt. Colonel, Sie können sich nicht vorstellen, was für ein Gefühl es war, als wir dachten, wir hätten es geschafft.
Mittels der kombinierten Genome von Wraith, Iratus und uns Antikern selbst hatten wir da etwas, eine Gentherapie, wie Sie es heute nennen würden. In Simulationen und einigen Zellexperimenten funktionierte die Therapie, vollkommen ohne Nebenwirkungen. Das Ergebnis war erstaunlich: Ein Individuum, das mit unglaublichen regenerativen Kräften ausgestattet war, sich aber nicht zu nähren brauchte, sondern weiterhin normale Nahrung zu sich nehmen konnte, wenn auch ... Nun, inzwischen weiß ich, ich brauche mehr Nahrung als ein normaler Mensch.
Mein Vater ging zum Rat, erbat sich die Genehmigung für erste Experimente an einem Individuum. Und der Rat stimmte zu. Sie waren interessiert an einem Krieger, der den Wraith gewachsen war.
Mein Bruder Enkil meldete sich freiwillig und unterzog sich der Therapie. Zunächst schien auch alles wie simuliert zu funktionieren. Er blieb weiter, wer er war, nur verfügte er über wesentlich mehr Kraft, brauchte weniger Schlaf, konnte härter arbeiten. Seine Ausdauer war erstaunlich.
Doch dann ...Wenn ich behaupten würde, er wurde zu einem Wraith, wäre das nicht richtig. Er verlor auch nicht wirklich den Verstand. Aber er wurde unberechenbar und aggressiv. Und irgendwann ... Er war auch in diesem Käfig, Lt. Colonel.
Ich besuchte ihn oft, sah zu, wie er immer mehr degenerierte. Irgendwann erkannte er mich nicht mehr, versuchte mich anzugreifen.
Der Rat zog seine Einwilligung zurück, erklärte das Experiment für gescheitert.
Aber ich ...
Es hatte in allen Versuchen und Simulationen funktioniert. Warum verwandelte Enkil sich aber in eine Bestie? Warum konnte er das Gen plötzlich nicht mehr kontrollieren?
Ohne das Wissen des Rates arbeitete ich weiter. Mein Vater war in einen anderen Teil der Stadt versetzt worden, wir sahen uns kaum noch.
Ich kann Ihnen nicht sagen, warum ich so besessen war. Vielleicht waren es wirklich die Schreie meiner sterbenden Mutter, die mich bis in den Schlaf verfolgten. Vielleicht die Augen von Enkil, deren Verstand immer mehr erlosch.
Und dann verstand ich das Problem. Unsere Proben, mit denen wir die Tests durchgeführt hatten, waren weiblich. Das Genom von Frauen verfügt über größere regenerative Kräfte als das von Männern. Nur eine Frau konnte die Therapie unbeschadet überstehen.
Ein anderer Wissenschaftler half mir, und ich sprach dem Rat vor. Ich wollte ein weiteres Experiment wagen, einen weiteren Kanidaten, eine Frau, für den Test. Doch der Rat lehnte ab. Ich war verzweifelt.
Und in meiner Verzweiflung griff ich zu dem letzten Mittel, um zu beweisen, daß unsere Forschungen nicht umsonst gewesen waren: Ich selbst unterzog mich der Therapie und wurde zu dem Hybridwesen, das ich noch heute bin.
Wieder sprach ich beim Rat vor, ich sagte ihnen, was ich getan hatte und wie es auf mich wirkte. Und der Rat ... Es wurde entschieden, mich wegzusperren. Unter strenger Aufsicht durfte ich an meinen sonstigen Experimenten arbeiten, aber ich durfte den Flügel der Stadt nicht mehr verlassen, durfte keinen Kontakt zu anderen aufnehmen.
Die Pläne zur Evakuierung liefen bereits im vollen Gange, doch ich stand nicht mit auf der Liste. Ich sollte hier bleiben, eingeschlossen in ein Untergeschoß, und auf meinen Tod warten.
Und wieder trat der andere Wissenschaftler an mich heran. Den Namen kennen Sie. Es war Janus.
Er wollte mir die Flucht ermöglichen und organisierte ein Schiff. Auf einem anderen Planeten wäre ich sicher, meinte er. Und so ... eines Tages stieg ich in einen der Gleiter, die Sie Puddlejumper nennen.
Doch ich kam nicht weit. Die Belagerung war undurchdringlich. Ich schoß Wraith-Jäger ab, hetzte sie vor mich her, doch immer mehr erschienen. Man ließ mich nicht gehen. Es war ein Gemetzel.
Schließlich kehrte ich zurück in die Stadt, mir blieb keine andere Wahl. Meine versuchte Flucht war bemerkt worden und ich danach noch schärfer bewacht. Dennoch gelang es Janus immer wieder, in Kontakt mit mir zu treten.
Einige Male gelang es uns zunächst sogar noch, mich auf ein Wraith-Schiff zu schmuggeln. So lernte ich den Nahkampf. Ich tötete viele von ihnen, auch einige ihrer Königinnen.
Für mich war das die Bestätigung. Ich hatte richtig gehandelt. Das Gen funktionierte. Ich konnte kämpfen wie kein anderer. Ich konnte die Wraith zwar nicht endgültig zurück-, aber ihnen standhalten. Wenn es mehr wie mich gegeben hätte, hätten wir vielleicht eine Chance gehabt.
Doch irgendwann kam dem Rat zu Ohren, daß ich trotz allem immer noch aus meinem Gefängnis entkam, daß ich verantwortlich war für die Gemetzel auf den Schiffen. Man stellte mich unter schwerere Bewachung und verschloß die Tür zu dem Bereich, in dem ich mich aufhielt.
Fort konnte ich nicht, auf Ihren Heimatplaneten auch nicht. Das Gate wurde streng bewacht, die Hangar inzwischen ebenso.
Ich weiß nicht, wie es Janus gelang, doch immer wieder kam er zu mir. Gemeinsam arbeiteten wir einen anderen Plan aus.
Wenn ich schon nicht mit den anderen gehen durfte, sollte ich zumindest versuchen, solange wie möglich zu überleben und die Stadt zu schützen.
Janus ermöglichte mir Zugriff auf die Hauptcomputer. Ich besaß zwar nur Sicht, konnte keine Programme ändern oder neu schreiben, aber ich war auf dem laufenden. Und er brachte mir eine Stasiskammer.
Ich habe in Ihren Protokollen gelesen, seit sie hier angekommen sind. Ich weiß inzwischen, daß Janus noch einen zweiten Trumpf hatte und mir deshalb dieses Überleben ermöglichte. Er wußte, ich war nicht wie Enkil geworden. Ich konnte das Gen beherrschen, an dem mein Bruder gescheitert war. Vielleicht hoffte er, wie ich es jetzt tue, daß Sie das ebenfalls erkennen und mir eine zweite Chance geben würden.
Irgendwann war ich allein auf Atlantis, zumindest dachte ich das. Mittels der Scanner konnte ich beobachten, wie die Wraith irgendwann abzogen. Ich hoffte, daß mein Volk zurückkehren würde, doch das tat es nicht. Und so ... irgendwann begab ich mich in Stasis, weil ich die Einsamkeit nicht mehr ertragen konnte. Einige Male in dieser langen Zeit erwachte ich für kurze Zeit, um zu kontrollieren, ob es inzwischen neues Leben auf diesem Planeten gab. Doch nichts geschah, nur die ZPMs entluden sich immer mehr.
Und dann ... betraten Sie die Stadt und Atlantis erwachte aus seinem langen Schlaf. Und die Stadt weckte mich. Zunächst wußte ich nicht, was ich tun sollte, so beobachtete ich weiter Ihr Vorgehen und Ihren Umgang mit Atlantis. Doch ... ich weiß nicht, ob Sie wissen, was Einsamkeit ist, Lt. Colonel. Ich wollte wieder unter meinesgleichen sein, wollte wieder ein Leben. Und so faßte ich den Plan, Sie auf mich aufmerksam zu machen.
Doch als dieser Mann in mein Labor trat ... Er war eine Gefahr für mich. Die Wraith-Zellen in mir waren wach. Ich kämpfte mit ihm und schlug ihn nieder. Verstehen Sie mich recht, ich wollte ihn nicht verletzen, doch ich hatte Angst. Ich wollte Kontakt zu Ihnen, doch nicht so. Man sollte mir zuhören, einmal sollte man mir zuhören!
Ich bin bereit, mich von Ihren Wissenschaftlern untersuchen zu lassen. Und ich bin bereit, bis zu einer endgültigen Entscheidung hier zu bleiben. Aber ich möchte Sie um eines bitten, Lt. Colonel Sheppard. Wenn man sich gegen mich entscheidet, gewähren Sie mir einen Gang durch das Tor. Ich werde nie wieder Atlantis betreten oder Kontakt zu Ihnen suchen. Ich werde mich vor Ihnen verstecken und verschwunden sein. Von mir droht keine Gefahr, und was geschehen ist ... Sie nannten es einen Fehlstart, und ich möchte mich dessen anschließen."

Sheppard hatte sich die ganze Geschichte genau angehört, nagte jetzt nachdenklich an der Innenseite seiner Unterlippe. Die Beine hatte er halb angezogen und seine Arme locker darauf gestützt, sein Blick ging ins Leere.
Vashtu schwieg, sah ihn nur an und wartete.
Sein Blick klärte sich endlich wieder, er sah zu ihr, und diesmal trafen sich ihre Blicke wieder, wenn auch nur für eine Sekunde, ehe er den Kontakt abbrach. Sein Gesicht war sehr ernst.
Vashtu hatte sich auf der anderen Seite des Käfigs ebenfalls irgendwann niedergelassen, saß ihm im Lotossitz gegenüber. Ihr Gesicht war offen, ihre Worte klangen ehrlich.
Sheppard nickte, rappelte sich auf und trat an den Käfig heran. Noch einmal musterte er sie genau und nachdenklich. Dann sagte er: „Nenn mich John."
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.