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Vashtu von Hyndara71

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Einen Tag später

Vashtu starrte frustriert auf die einzelnen Teile des Ladegerätes. Ohne den Generator, der auch gleichzeitig der Umwandler war, würde ihnen das alles nicht viel nutzen. So wie das Gerät jetzt war, war es nicht mehr als ein dekoratives Schaustück.
Die Tür hinter ihr öffnete sich.
Vashtu drehte sich um und sah Dr. Weir auf sich zukommen.
Die Expeditionsleiterin musterte die Antikerin forschend, stellte sich dann neben ihr auf.
„Ich habe Ihren Bericht gelesen", begann sie schließlich.
Vashtu verzog das Gesicht.
Weir betrachtete forschend das defekte Ladegerät. „Und Sie sind sich sicher, daß der Generator zerstört worden ist?"
Die Antikerin nickte. „Ich fürchte, Johnson selbst hat ihn zerstört, aber letztendlich klären werden wir das nie. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ihn hätte reparieren können, wenn es Colonel Sheppard und mir gelungen wäre, ihn zu bergen."
Weir runzelte die Stirn, kreuzte die Arme vor der Brust und ging ein paar Schritte.
„Ich habe mit der Erde gesprochen", sagte sie schließlich. „Die meisten ZPMs haben wir bisher in der Milchstraße gefunden. Halten Sie es für möglich, daß es dort ein solches Ladegerät gibt und es noch aktiv ist?"
Vashtu starrte einen Moment vor sich hin, dann biß sie sich auf die Lippen und nickte mit gesenktem Kopf. „Das könnte sein, ja. Es ist sogar recht wahrscheinlich."
Weir drehte sich wieder zu ihr um und sah sie an. Vashtu spürte den Blick der anderen auf sich, wagte einen Moment lang nicht aufzusehen, um nicht diese Frage in Weirs Augen lesen zu müssen.
Atlantis war ihre Heimat, und hier wollte sie bleiben. Sie wollte nicht fortgehen, weder um etwas zu suchen, noch um irgendwo anders zu leben. Und doch ...
Sie erinnerte sich an ihre Pflicht. Sie hatte sich selbst die Aufgabe gestellt. Sie wollte für die Menschen nützlich sein und sich so ihren Platz hier verdienen. Sie war gescheitert, und doch bot sich ihr vielleicht eine Möglichkeit.
Schließlich blickte sie auf, wenn auch widerstrebend, und nickte.
Weir lächelte sie aufmunternd an und schloß die Augen. „Bleiben Sie noch ein Weilchen und erholen Sie sich. Außerdem denke ich, da ist noch eine Sache offen, nicht wahr?"
Vashtu nickte wieder.

Zwei Tage später

Sheppard schlich sich vorsichtig in den Jumper-Hangar. Irgendwie hatte ihn plötzlich das Gefühl überkommen, er müßte fliegen. Er konnte selbst nicht genau sagen, warum. Manchmal überkam ihn eben dieser Drang.
Doch seit seinem Ausflug mit Vashtu hatte Weir die strikte Order erteilt, die Jumper nur noch im Bedarfsfall einzusetzen. Also mußte er sich wohl kurzzeitig einen ausleihen.
Er pirschte um die Ecke und sah bereits Jumper 1 auf sich zukommen, als er eine Bewegung wahrnahm und abrupt stehenblieb. Als er sich umdrehte, stand er unvermittelt Vashtu gegenüber, die ihn schuldbewußt ansah.
„Was machst du denn hier?" zischte er, packte sie am Arm und zog sie in den Schatten der Fluggeräte.
„Und was willst du hier?" fragte sie leise zurück.
Sheppard richtete sich wieder auf und sah vorsichtig um die Ecke. „Ich wollte ein wenig nachdenken", antwortete er schließlich.
„Und ein bißchen fliegen", setzte sie hinzu.
Warum konnte er vor dieser Frau nur nichts verbergen?
Schuldbewußt nickte er und drehte sich zu ihr herum. Sie grinste. „Dann hatten wir ja den gleichen Gedanken."
Er runzelte die Stirn, dann erhellte sich sein Gesicht wieder. „Stimmt."
„Colonel, was tun Sie denn hier?"
Sheppard erstarrte und drehte sich langsam um, noch immer das breite und zufriedene Grinsen Vashtus vor Augen, während sie um die Ecke glitt. Der Mechaniker hatte sie nicht gesehen, ihn dagegen schon.
Sheppard trat zwischen den Jumpern hervor, bemerkte am Rande, daß sie zwischen den beiden Nummern 1 und 13 gestanden hatten. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr.
Warum eigentlich nicht?
Er beschleunigte seine Schritte, als wolle er zurück zur Treppe. Auf diese Weise zwang er den Mechaniker, dem Jumper den Rücken zuzuwenden.
„Ich wollte sehen, wie weit die Reparatur von Jumper 13 ist", erklärte er schließlich, drehte sich wieder um.
Die Innenbeleuchtung des kleinen Gleiters war angesprungen, und Vashtu saß auf dem Pilotensitz und winkte ihm übermütig zu. Sheppard schmunzelte, sah den Mechaniker an.
„Wir sind fast fertig, Colonel. Ich wundere mich nur, weil ..."
Sheppard blickte wieder nach oben. Vashtu saß ein wenig stutzend und hilflos da, sah schließlich zu ihm hinunter, mit einer stummen Frage in den Augen.
So unauffällig wie möglich zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß, Dr. Weir hat Vergnügungsflüge bis auf weiteres ausgesetzt. Aber Sie kennen mich ja."
Die Beleuchtung erlosch, die Antikerin kam zwischen den beiden Fluggeräten wieder zum Vorschein und erntete einen bitterbösen Blick, als sie sich kurzzeitig der Nummer 1 zuwenden wollte. Beschwichtigend hob sie die Hände und drehte ab, um zur anderen Seite zu schlüpfen, wo die Nummer 9 bereit stand.
„Sie sagte sogar, wir sollten dafür sorgen, das Sie ..."
In diesem Moment hob der Jumper vom Boden ab und die Dachschleuse öffnete sich.
Der Mechaniker blinzelte verständnislos in das helle Tageslicht, drehte sich schließlich verblüfft um und sah die Maschine, wie sie in der Luft schwebte.
Sheppard ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen. So schnell wie möglich sprang er in seine geliebte Nummer 1 und fuhr die Triebwerke hoch. Dann folgte er Vashtu dicht auf in den blauen Himmel über der Stadt hinauf.

Im Kontrollraum saß Bowman ein wenig gelangweilt herum, bis er plötzlich die zwei Stimmen hörte, die über Funk hereinkamen. Dann sah er zu seinem Nachbarn hinüber, der etwas irritiert die Sensoren beobachtete.
„Da sind zwei Puddlejumper draußen. Aber warum?"
Bowman lauschte den undeutlichen Stimmen. Sie mußten die Frequenz falsch eingestellt haben, denn er konnte zwar ihre Stimmen hören, aber nicht verstehen, was sie sich zu sagen hatten. Dafür aber erkannte er sie und begann zu grinsen.
Dr. Weir betrat die Kommandozentrale und sah sich um. Dann blieb ihr Blick an den Sensorenanzeigen hängen. „Wer ist denn da unterwegs?" fragte sie interessiert und trat näher.
Bowman und sein Nachbar tauschten einen Blick. „Es scheint so, als seien es der Colonel und die Antikerin, Dr. Weir", antwortete Bowman nach einigem Zögern. Er wollte den beiden keine Unannehmlichkeiten bereiten.
Doch Weir nickte nur gedankenversunken. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
„Soll ich sie anfunken, damit sie zurückkommen?" fragte Bowman.
„Nein, das ist nicht nötig. Lassen wir ihnen heute ihren Spaß." Damit ging die Expeditionsleiterin wieder, ließ den armen Bowman vollkommen verwirrt zurück.

Einige Stunden später

Sheppard nahm voller Energie die Treppen hoch zu Elizabeth Weirs Büro. Seine Augen funkelten und sein Körper schien von einer neuen Kraft beseelt.
Endlich hatten sie sich ausgesprochen! Endlich hatten sie einmal richtig miteinander reden können. Und ihr gemeinsamer Flug über den Planeten hinweg ... Er fühlte sich einfach nur gut. Und genau jetzt war der richtige Moment, um der Expeditionsleiterin die Änderung seines Teams mitzuteilen. Jetzt würde er sich holen, was ihm zustand, und könnte wesentlich mehr Zeit mit der Antikerin verbringen.
Er stürmte das Büro geradezu und lächelte Weir an. „Elizabeth, ich wollte mit Ihnen sprechen. Haben Sie kurz Zeit?"
Weir blickte von ihrem Bildschirm auf und nickte.
Sheppard ließ sich in den Sessel vor ihrem Schreibtisch fallen, beugte sich vor. „Ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen, daß es eine Personaländerung in meinem Team geben wird. Übermorgen rücken wir aus, und da Ronon noch immer nicht zurückgekommen ist, möchte ich Vashtu mitnehmen."
Weir sah ihn nachdenklich an und nickte. „Gut."
„Vashtu wird im Team bleiben", tastete er sich, durch ihre zurückhaltende Reaktion ein wenig vorsichtiger geworden, weiter vor.
Weir blickte wieder auf ihren Bildschirm, legte ihn schließlich zu Seite. Die Hände vor sich auf der Arbeitsfläche des Tisches faltend, sah sie ihn wieder an. „Ich glaube, das wird nicht möglich sein, Colonel", sagte sie nach einer Weile.
Sheppard hatte in ihren Augen gelesen und wich nun zurück, den Kopf fragend zur Seite geneigt.
Weir betrachtete die Unterlagen vor sich, zog schließlich ein Blatt unter einem Stapel hervor und reichte es ihm. „Ich habe mit dem SG-Command gesprochen. Vashtu wird zur Erde gehen", sagte sie dabei.
Sheppards Hände zitterten, während er das Dossier las. Ungläubig hoben sich seine Brauen.
„Sie soll ein funktionsfähiges Ladegerät finden. Außerdem, so versicherte mir General Landry, benötigt die Erde im Kampf gegen die Ori jeden mit dem Antiker-Gen, den sie finden können. Die Frage war, sollen Sie gehen, John, oder Vashtu. Sie hat sich selbst entschieden."
Er preßte die Lippen zusammen, blickte hilflos auf.
Weir lehnte sich in ihrem Sessel wieder zurück. „Es ist die beste Lösung, John, glauben Sie mir. Zwei von Ihrem Kaliber kann Atlantis nicht gebrauchen. Mit der Zeit ..."
„Was soll das heißen?" Hilflos runzelte er die Stirn. „Vashtu hat alles ihr mögliche getan, mehr noch! Sie hätten sie auf dem Basis-Schiff sehen sollen! Jemanden wie sie brauchen wir hier auf Atlantis."
Weir schüttelte den Kopf. „Es ist ihre eigene Entscheidung gewesen, Colonel. Es tut mir leid. Es liegt nicht mehr bei uns."
Sheppard starrte sie nur an. Dann erhob er sich mit zusammengepressten Lippen und ging, betont langsam, zur Tür.
„In zwei Wochen reist sie ab", sagte Weir noch hinter ihm.
Voller unterdrückter Wut krachte seine Faust draußen vor ihrer Tür auf das Geländer.

Epilog

Zwei Wochen später

Sheppard betrat leise die Turnhalle. Das Morgenlicht tauchte den Raum in ein angenehmes, verspieltes Licht. Etwas, was er sonst sehr mochte. Doch dieses Mal war ihm das Herz schwer.
Teyla drehte sich zu ihm um, als sie seine Schritte hörte. Ein wissendes Lächeln schob sich auf ihre Lippen und sie verbeugte sich vor ihrer Trainingspartnerin.
Die jedoch hatte nur Augen für den Colonel, der etwas unschlüssig an der Wand stehengeblieben war und ihren Blick einfach nur erwiderte. Die Athosianerin konnte in beiden Gesichtern wieder einmal das gleiche lesen, einen tiefen Schmerz, den zu heilen ihr leider nicht möglich war.
Sie trat an Sheppard heran und hielt ihm ihre Kampfstöcke hin. Ohne einen Blick von Vashtu zu wenden, nahm er sie, ging an Teyla vorbei.
„Ich bin nicht gut in solchen Sachen", war tatsächlich das erste, was er sagte.
Vashtu sah ihn nur stumm an.
Teyla lehnte sich an die Wand und betrachtete das ungleiche Paar.
Ein Ruck schien durch die Gestalt des Colonels zu gehen. Er nahm die Stöcke in beide Hände und stellte sich der Antikerin gegenüber in Grundposition auf.
„Wie ein Tanz?" fragte er.
Ein Lächeln glitt über Vashtus im Schatten liegendes Gesicht. Auch sie nahm die Grundhaltung ein und antwortete: „Wie ein Tanz."
Langsam und konzentriert begannen sie sich zu umkreisen, ließen nur die Stöcke sich berühren. Zu Anfang stockten sie ab und an, doch dann gewannen beide die Sicherheit und schienen tatsächlich einen eigenartigen, langsamen Tanz aufzuführen.
Teyla kreuzte die Arme vor der Brust. Sie fühlte sich ein wenig unwohl, als Zeugin dieses eigenartigen Abschiedsrituals. Auf der anderen Seite schienen beide sie vollkommen vergessen zu haben. Was sie da taten, hatte mehr etwas von einem Ritualkampf als von ernstlichem Training. Einen Abschiedstanz.
Und dann, plötzlich, glitten Sheppard die Stöcke aus den Händen. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und starrte der Antikerin in die Augen. Vashtu hielt der Intensität dieses Blickes nur einen Atemzug stand, dann ließ auch sie die Stöcke fallen, die dumpf auf dem Boden aufprallten, und erwiderte sein Starren. Und wieder konnte Teyla so viel in ihren Gesichtern lesen, senkte den Kopf.
So starke Empfindungen und sie durften doch nicht zusammenbleiben. So viel hatten sie gemeinsam durchgemacht, und doch verließ sie ihn.
Teyla blickte wieder hoch und wurde Zeuge von etwas, das sie bisher noch nie mit dem Colonel erlebt hatte.
Plötzlich hob Sheppard die Arme, trat einen Schritt vor und fing Vashtu richtig ein, preßte sie fest an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Und die Antikerin erwiderte diese Umarmung nicht weniger heftig. Es war, als wollten die beiden Körper, die sich fast einen Geist zu teilen schienen, sich jetzt und hier vereinen in ihren Urzustand.
„Geh nicht", wisperte Sheppard in ihr Haar.
Und Vashtu preßte sich nur noch enger an ihn, hielt die Augen fest geschlossen und versuchte sich alles einzuprägen, jede einzelne Empfindung. Seinen Duft, seine Haut, die Muskeln in seinen Armen, die sie fest und sicher hielten. Sein Herz schlug an dem ihren, seine Lungen hoben und senkten sich. Sein Gesicht in ihrem Haar. Die Art, wie er sich an sie klammerte, die Art, wie sie diese Umklammerung erwiderte.
Und in diesem Moment öffnete sich die Tür und Dr. Weir trat ein.
Vashtu fühlte auch das, spürte, wie seine Muskeln sich verkrampfen wollten bei dieser Störung. Und sie wußte, wenn sie wirklich gehen wollte, war dies der einzige Augenblick.
Widerstrebend löste sie sich von ihm, ließ es zu, daß er noch nach ihrer Hand griff, sie kurz drückte, ehe sie sich von ihm befreite.
„Ich komme wieder", wisperte sie ihm zu, ehe sie Dr. Weir hinaus folgte.
Zurück blieb, wie erstarrt in seiner Haltung, Lt. Colonel John Sheppard. Und in seinen Augen lag ein abgrundtiefer Schmerz.

ENDE
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