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Vashtu von Hyndara71

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Zwei Pfleger hoben die Trage hoch und machten sich auf den Weg in die Krankenstation. Auf dieser Bahre lag, bewußtlos, Dr. Rodney McKay.
Vashtu Uruhk, die Antikerin, die sich dem menschlichen Team von Atlantis anschließen wollte, saß auf einer Stufe der Treppe und beobachtete, wie die Pfleger den Wissenschaftler wegbrachten. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Dr. Beckett zu, der ihren Arm gewissenhaft untersuchte.
„Sie haben einen Haufen Glück gehabt, nach dem, was Sie erzählten, Vashtu", sagte er gerade in einem leicht tadelnden Tonfall.
„Was ist mit Dr. McKay?" Sie nickte in die Richtung, in der die Bahre verschwunden war.
„Er hat einen ziemlichen Stromschlag abbekommen." Beckett drehte ihren Arm, um die Beweglichkeit der Schulter zu überprüfen.
Vashtu senkte ihren Blick auf ihren Unterarm. Dort zeichneten sich fünf blutunterlaufende Halbmonde ab. So fest hatte Lt. Colonel John Sheppard sie gekrallt, doch genutzt hatte es ihm wenig. Er war in das Tor und wahrscheinlich auch durch das Wurmloch gezogen worden.
Die Antikerin dagegen hatte kaum eine Blessur abbekommen. Die Fingerknöchel ihrer rechten Hand waren blutig und ein Schnitt in der Handfläche der linken. Ein paar Prellungen, die sich gerade bemerkbar machten. Nichts, womit sie nicht fertig werden würde.
Doch was in ihr vor sich ging, war etwas ganz anderes. Sie hätte sich verfluchen können, von dem Moment an, als sie bemerkte, daß etwas aus dem geöffneten Wurmloch zu ihnen zu gelangen suchte. Sie hätte schneller reagieren und nicht erst um Einverständnis bitten sollen. Dann wäre Sheppard nie verloren gegangen.
Mit Hilfe ihrer Wraith- und Iratus-Käfer-Gene war es ihr schließlich gelungen, dem Tor die Energie zu entziehen. Und daraufhin war das Wurmloch zusammengebrochen. Doch sie hatte den Colonel, den sie festgehalten hatte, loslassen müssen dafür. Er hatte sich nicht halten können und war abgerutscht und wohl in das geöffnete Wurmloch hineingezogen worden.
Dr. Elizabeth Weir, die Leiterin der Expedition auf Atlantis, kam mit ernstem Gesicht aus dem Kontrollraum und stellte sich neben sie.
Vashtu wagte nicht aufzublicken. Sie fühlte sich so verdammt schuldig!
„Was ist passiert?" fragte Weir.
Vashtu atmete tief ein, schüttelte dann den Kopf. „Ich konnte ihn nicht festhalten. Er ist in das Tor gerutscht."
„Das konnten wir alle sehen. Aber wie konnten Sie ihn vorher so lange festhalten? Es muß ein gewaltiger Sog geherrscht haben."
Vashtu blickte nun doch auf, Weir ins Gesicht. „Ich habe meine fremden Gene eingesetzt. Aber selbst damit ist mir nicht leicht gefallen."
Weir nickte stirnrunzelnd.
Beckett erhob sich nun, blickte ebenfalls auf sie hinunter. „Sie sollten mit in die Krankenstation kommen. Ihre Schultern wurden bei dieser Kraft beinahe ausgekugelt, und die Schnitte könnten sich entzünden. Außerdem ..."
Vashtu seufzte. „Es geht mir gut." Sie sah wieder Weir an. „Er ist weg, nicht wahr? Wir werden ihn nie wieder sehen."
Weirs Gesicht zeigte keine Emotion. „Das wissen wir noch nicht genau. Solche Arten von Unfällen sind selten, aber manchmal gibt es sie. Das Wurmloch brach in dem Moment zusammen, als er gerade hineingezogen wurde. Vielleicht ... Ich weiß es nicht."
Vashtu schloß die Augen und senkte den Kopf wieder.
Das alles war ihre Schuld. Sie hatte den einzigen, der von Anfang an freundlich zu ihr gewesen war, in den Tod stürzen lassen. Sie hätte ihn irgendwie retten müssen.
Weir hockte sich plötzlich neben sie und legte ihr schüchtern eine Hand auf die Schulter. Die Berührung brannte wie Feuer.
„Wenn es möglich ist, werden wir ihn zurückholen, Vashtu. Und vielleicht können Sie dabei sogar mithelfen. Und jetzt sollten Sie auf Dr. Beckett hören und zur Krankenstation gehen. Oder möchten Sie lieber einen Rollstuhl?"
Die Antikerin erhob sich, verzog kurz das Gesicht. Dann nickte sie und folgte Beckett.

Eine Stunde später

Weir trat nachdenklich in die Krankenstation, winkte Beckett zu sich. Ein Stück entfernt sah sie die Antikerin auf einem der Untersuchungstische sitzen. Eine Krankenschwester war gerade damit beschäftigt, ihre oberflächlichen Wunden zu versorgen.
Wenn Vashtu Sheppard wirklich so ähnlich war, würden die Pflaster allerdings nicht sonderlich lange halten. Wahrscheinlich wartete sie nur darauf, von hier fortzukommen. Und wenn sie Sheppard ähnlich war, würde sie ...
„Elizabeth, gibt es Neuigkeiten?" Beckett war näher zu ihr gekommen.
Weir trat durch die Tür nach draußen auf den Gang und wartete, bis der Mediziner ihr folgte. „Bowman und Hornbach arbeiten an dem Problem. Beide sind sich ziemlich sicher, daß noch nicht alles verloren ist. Aber zunächst muß die Energieversorgung zum Tor wiederhergestellt werden", erklärte sie.
Beckett nickte. „Hornbach? Ach, dieser Neue. Er soll ein sehr guter Theoretiker sein, hörte ich."
Weir nickte. „Aber das ist nicht das, was mir Sorgen bereitet. Wie geht es Vashtu?"
„Ein paar Schrunden und Prellungen, nichts lebensgefährliches."
Weir nickte. „Sie waren nicht dabei, Carson, als sie im Torraum waren. Sheppard stürmte in seiner üblichen Art vor, und sie lief hinterher. Wenn sie nicht gewesen wäre ..." Sie schloß einen Moment den Mund. „Mir bereitet ihre Gentherapie Unbehagen. Sie war plötzlich weit kräftiger als jeder Mensch es je sein könnte. Was, wenn sie diese fremden Zellen in sich nicht richtig unter Kontrolle hat?"
Beckett nickte verständnisvoll. „Ich kann Sie beruhigen, Elizabeth. Ich nahm ihr noch einmal Blut ab. Bisher habe ich zwar nur einen oberflächlichen Blick darauf werfen können, aber es sieht völlig normal aus. Sie hatte mir ja bereits erklärt, daß sie die fremden Gene willentlich steuert und gerade darum für uns so normal wirkt."
Weir sah ihn an. „Und wenn etwas geschieht, das nicht geschehen sollte? Wenn sie diese Gene plötzlich nicht mehr steuern kann?"
„Sie trägt sie jetzt seit mehr als zehntausend Jahren. Ich glaube nicht, daß soetwas geschieht. Aber wenn es Sie beruhigt, werde ich ihre Proben miteinander vergleichen, ob es vielleicht zu irgendeiner Art Mutation gekommen ist", sagte Beckett lächelnd. Dann aber wurde er ernst. „Die andere Frage ist jetzt, wie sie vielleicht helfen kann. Sie hat sehr große Schuldgefühle, weil sie den Colonel losgelassen hat."
„Er ist abgerutscht. Sie versuchte noch nachzufassen, doch er war schon außerhalb ihrer Reichweite", berichtigte Weir.
„Sie sieht das ein wenig anders." Beckett lächelte wieder, wenn auch humorlos. „Sie hat Atlantis in den wenigen Wochen, die sie hier ist, ganz schön durcheinander gebracht. Und dann ist da immer noch der Colonel. Sie liebt ihn, wenn Sie mich fragen."
Weir zögerte mit einer Antwort. „Sie versucht, sich ins Team einzufügen. Die Frage allerdings lautet eher, kann Atlantis zwei John Sheppards verkraften." Sie erinnerte sich an eine kurze Szene, deren Zeugin sie vor kurzem gewesen war. „Auf der anderen Seite wird ihm einmal vor Augen geführt, wie er selbst ist. Das heißt, wenn ..."
„Sie werden schon eine Lösung finden", sagte Beckett im Brustton der Überzeugung. „Ob Vashtu dabei allerdings eine Hilfe sein wird, das weiß ich nicht. Sie brütet im Moment zu sehr, als daß da nicht noch etwas wäre. Meines Wissens hat sie zwar ein, für unsere Verhältnisse, sehr großes Allgemeinwissen, aber möglicherweise stößt diese Sache dann doch an ihre Grenzen."
Weirs Gesicht blieb ausdruckslos. Eigentlich war sie hierher gekommen, um die Antikerin um ihre Mithilfe zu bitten. Wenn diese sich aber mit der Wurmlochphysik nicht auskannte ...
„Wie geht es Rodney?" fragte sie.
Beckett zuckte mit den Schultern. „Er ist immer noch bewußtlos. Und leider kann ich Ihnen auch nicht sagen, wann er wieder zu sich kommen wird. Durch seinen Körper ist eine sehr hohe Ladung Strom geflossen. Das hätte ihn auch töten können."
Weir seufzte. „Danke, Carson. Kann ich jetzt mit Vashtu reden?"
Der Mediziner machte eine einladende Geste. „Gehen Sie nur hinein."
Vashtu war inzwischen versorgt. Um ihre Schultern lag ein Stützverband, der sie körperlich bei ihren Bewegungen störte. Ein paar Pflaster verdeckten die Schrammen. Als sie sich wieder das T-Shirt übergestreift hatte, das sie während des Unfalls getragen hatte, war ihr der Gedanke gekommen, Teyla zu besuchen, die seit ihrem Auftauchen hier in einem Bett der Krankenstation mit einem gebrochenen Knöchel lag.
Noch etwas, weswegen sie sich Vorwürfe machte. Sie hatte mit der Athosianerin reden wollen damals. Doch ihr vorheriges Auftreten hatte das Vertrauen selbstverständlich nicht unbedingt wachsen lassen. Immerhin hatte sie das Sicherheitsteam, das Sheppard damals angeführt hatte, bis auf Teyla und den Colonel zusammenschrumpfen lassen und die Soldaten einen nach dem anderen ausgeschaltet. Verletzt nicht, nein, nur bewußtlos geschlagen.
Vashtu erinnerte sich, wie sie Teyla damals gegenübergestanden hatte. Wie sie versuchte, auf die andere einzureden, ihr zu sagen, daß sie ihr kein Leid antun würde.
Teyla hatte gezögert, doch dann ...
Die Athosianerin war auf der Treppe ausgerutscht und hinuntergestürzt. Dabei hatte sie sich den Knöchel gebrochen. Vashtu wollte helfen, da kam dann Sheppard dazu und sie wurde gefangen genommen.
Jetzt setzte die Antikerin sich an das Bett der Kranken. Teyla lächelte sie an. Vashtu dagegen konnte dieses Lächeln nicht erwidern.
„Ich habe gehört, was geschehen ist", begann Teyla.
Vashtu blickte auf, senkte den Kopf aber gleich wieder.
„Sie sind eine Heldin", fuhr die Athosianerin fort.
Vashtu zog die Schultern hoch. „Haben Sie auch gehört, daß der Lt. Colonel ... ?" Sie brach ab.
Teylas Gesicht wurde ernst. „Ich bin sicher, Sie haben getan, was Sie konnten. Es gibt Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Sich über solche Dinge Sorgen zu machen ist müßig und überflüssig. Ich bin sicher, es wird schon einen Weg geben."
Vashtu sah wieder auf, doch Teyla blickte sie nicht an. Ihre Augen schweiften ab und blieben an einem anderen Bett hängen. Dem Bett, in dem Dr. McKay lag. Sie schloß die Augen wieder.
„Waren alle Vorfahren wie Sie?" fragte Teyla leise.
Vashtu hielt die Augen weiter geschlossen, dachte nach. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. „Die wenigsten, fürchte ich", antwortete sie, kreuzte die Arme vor der Brust, wobei der Verband um ihre Schultern unangenehm spannte. Dennoch krümmte sie sich zusammen, als könne sie so ihre Schuldgefühle abstreifen.
Sie fühlte Teylas Blick auf sich, doch weigerte sie sich immer noch, der anderen in die Augen zu sehen. Die Schuldgefühle nagten an ihr. Wenn sie Sheppard nur fester gepackt hätte. Wenn sie ihn irgendwie in den Kontrollraum hätte zurückbringen können, ehe der Schild versagte.
„Die Menschen von der Erde haben schon viele Probleme gemeistert", sagte Teyla in diesem Moment.
Das wußte Vashtu auch. Sie kannte jede einzelne Mission, die unternommen worden war. Alles hatte sie gelesen, sich immer wieder gefragt, ob und wie sie sich bemerkbar machen konnte. Den Menschen war es gelungen, Atlantis vor den Wraith zu schützen. Zwar um einen hohen Preis, aber es war ihnen geglückt.
Hätte sie nur nicht diesen unseligen Plan gefaßt! Hätte sie sich nur nicht so sehr auf John Sheppard versteift. Warum hatte sie das tun müssen? Warum war sie nicht einfach in ihre Stasiskammer zurückgekehrt und hatte auf das Ende gewartet?
Vashtu preßte die Lippen fest aufeinander.
Natürlich war es einfach zu behaupten, die Wraith-Gene in ihr hätten reagiert und sich ihrer Kontrolle entzogen. Doch so war es nicht gewesen. Sie hatte einen starken Fürsprecher gebraucht und gewußt, daß sie, eben durch die veränderten Erbinformationen, in Gefahr war, wenn sie sich an die Menschen wandte. Also hatte sie den Plan gefaßt, einen Anführer für sich einzunehmen. Mittels Pheromonen hatte sie Sheppard damals in den Gängen rund um ihr einstiges Labor benebelt. Immer wieder hatte sie Spuren gelegt, die er nicht bewußt wahrnahm, auf die er aber dennoch reagierte. Für die anderen mußte er danach wie von ihr besessen gewirkt haben. Es hatte sie selbst erschreckt, wie sehr er plötzlich von ihr abhängig zu sein schien. Und darum hatte sie ihre fremdartigen Duftstoffe bereits während der Quarantäne abgesetzt. Doch da war es schon geschehen und der Colonel konnte sich nicht mehr von ihr lösen. Bis zu der unseligen Mission, bei der sie am Steuer gesessen hatte.
„Vashtu?"
Sie zuckte zusammen, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. Ihre Schultern brannten von der plötzlichen Bewegung.
„Es freut mich, Sie zu sehen, Dr. Weir", begrüßte Teyla die Expeditionsleiterin.
Vashtu blickte langsam auf, verzog das Gesicht, daß man vielleicht ein Lächeln in ihm lesen konnte.
Weir sah besorgt auf sie hinunter. „Es gibt Neuigkeiten. Ich dachte, das würde Sie interessieren."
Mit einem Ruck saß Vashtu aufrecht, ein kleiner Hoffnungsschimmer lag in ihren Augen. „Neuigkeiten?"
Weir nickte. „Es könnte sein, daß Colonel Sheppard vom Tor noch nicht abgestrahlt worden ist. Bowman ist sich ziemlich sicher, daß, wenn er das DHD wieder in Betrieb nehmen kann, er die Daten des Colonel finden wird." Sie lächelte. „Wie es aussieht, haben Sie genau im richtigen Moment das Tor abschalten können, Vashtu."
Der Mut der Antikerin sank. Sie zog die Brauen zusammen. „Seine Daten sind im Tor gespeichert?" Sie grübelte, ihr Blick glitt wieder ab.
Sie wußte, wie die Tore arbeiteten. Sie wußte auch, daß das betreffende Objekt erst durch das Wurmloch geschickt wurde, wenn es vollständig im Ereignishorizont verschwunden war. Aber ...
Ihr Mut sank. Sie hatte noch nie gehört, daß man diese Daten wieder abrufen konnte. Und selbst, wenn das möglich sein sollte, hätte sie keine Ahnung, wie.
„Das sind doch sehr gute Nachrichten", sagte Teyla.
Vashtu schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, ich werde Ihnen dabei nicht helfen können. Wenn ein Schaden an Tor oder DHD passiert wäre ... Aber die Speicher? Nein, ich weiß nicht, was man tun kann." Ihre Stimme klang dumpf.
Sie fühlte Weirs Blick auf sich, hörte dann ein Seufzen. „Dann sollten wir alle hoffen, daß Dr. McKay schnell wieder zu sich kommt. Er ist der einzige, der weiß, was zu tun ist."
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