Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Blutsbrüder von Pandora

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Vorwort

Short-Cut: John hat nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft von Kolya Alpträume.
Spoiler: 3x07 Common Ground
Charaktere: Sheppard, Multi-Charakter
Kategorie: Virtual Episode
Rating: PG-13
Author's Note: Grundlage dieser Geschichte ist die Folge "Common Ground" in der John eine "seltsame Begegnung" mit einem Wraith hat. Ich lasse John in Traumsequenzen die Erlebnisse in der Hand Kolyas in Form von Alpträumen wieder erleben. Diese sind kursiv geschrieben und teilweise nacherzählt, aber in der Ich-Form geschrieben.
Der Wraith mit dem er eingesperrt ist, ist anders als alle anderen die er bisher erlebt hatte. Ich spinne den Faden weiter und frage: Was weiß John noch nicht von den Wraith? Ich versuche mir vorzustellen, was ist wenn die beiden eine Art "Blutsbruderschaft" eingehen. Er hat ihm ja schließlich die Lebensenergie zurückgegeben. In Traumsequenzen lasse ich John alles noch einmal durchleben und am Ende, weiß er etwas mehr und eine Art telepatische Verbindung besteht zwischen ihm und seinem "Blutsbruder". Alles ist also nur meiner Phantasie entsprungen.
Widmung: Mein besonderer Dank gilt Levi und Nefertit, die für mich als Beta zur Verfügung standen und mir nützliche Tipps und Hinweise gaben.
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Ist wie eine Reise durch das Sternentor

Blutsbrüder (Part I)


Sie landeten getarnt auf einem Planeten, die Umgebung sichernd und bedacht darauf nicht die Aufmerksamkeit der Wraithjäger auf sich zu ziehen, halfen die Soldaten den Wraith aus dem Jumper zu bringen. John zeigte, wo sie ihn ablegen sollten und gab den Befehl nach Atlantis zu fliegen.

"Ich lasse Sie doch nicht allein mit diesem…", protestierte Ronon und zielte mit seiner Waffe auf den am Boden liegenden Wraith.

"Ronon", schrie John, war mit einem Satz bei dem Satedaner und drückte ihm die Hand mit der Waffe nach unten.

"Sheppard! Er ist ein Wraith, widersprach Ronon wütend.

"Ja, ist er. Aber ich halte mich an mein Versprechen", erklärte John und stellte sich zwischen den Wraith und Ronon. Wütend drehte der Satedaner sich um und bestieg den getarnten Jumper.

Doktor Beckett, Rodney und Teyla, wollten gerade auch ihre Bedenken zu Johns Plan äußern, als der sie unterbrach.

"Da gibt's nichts zu diskutieren. Ich weiß was ich tue", antwortete John bestimmend und seine Augen sagten, dass es ihm durchaus Ernst war.

"Das ist ein Wraithplanet und sie sind auf der Jagd, Colonel…"

"Schon klar Teyla, doch ich denke ich kann auf mich aufpassen", erwiderte John und drehte sich zu dem immer noch bewusstlosen Wraith.

"Lasst das Gate auf ich komme gleich nach", sagte John und blickte seinen Freuden nach, wie sie widerwillig in den Jumper stiegen. Die Heckklappe schloss sich, dann flogen sie durch das geöffnete Gate. John war allein mit ihm. Über ihnen kreisten Wraithjäger.

******

John lehnte an einem Baum und beobachtete den "schlafenden" Wraith. "So sieht er fast friedlich aus", dachte er und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Trauen? Nein trauen würde er ihm nicht. Er war ein Wraith. John wusste nicht, was er von ihm halten sollte. "Wieso hat er mich nicht einfach getötet? Stattdessen gibt er mir mein Leben zurück?", grübelte John.

John streckte sich, alles tat ihm weh. Die letzten Tage waren anstrengend. Er hätte nie geglaubt lebend aus dieser Sache raus zukommen. Wenn, da nicht der Wraith gewesen wäre und Kolya dieser Mistkerl, hat sich mal wieder aus dem Staub gemacht. "Irgendwann bekomme ich ihn und dann werde ich ihn töten", sinnierte John. Er setzte sich auf den Boden und versuchte wach zu bleiben doch die Müdigkeit übermannte ihn, irgendwann fielen ihm dann die Augen zu. Die Ereignisse der letzten Tage waren doch nicht ganz spurlos an ihm vorübergegangen.

"Nein, tut ihm nichts", rufe ich, springe auf und halte Ronon davon ab meinen seltsamen "Freund" zu erschießen.

In die erstaunten Gesichter meiner Freunde zu sehen, freut mich und verblüfft mich gleichzeitig. Ihre Fragen, kann ich nicht beantworten. Ich kann sie mir ja selbst nicht beantworten. Wie kann sein, was eigentlich nicht sein kann. Ich beruhige sie und freue mich, dass sie doch noch gekommen sind. Doch erklären, erklären kann ich es nicht, das muss warten bis ich mein Versprechen eingelöst habe.

Ronon will ihn töten und ist wütend, dass ich es nicht getan habe. Ich halte mich an mein Versprechen uns beide lebend von diesem Planeten zu bringen. Es gibt genug Planeten auf denen die Wraith präsent sind und im vollen Bewusstsein dessen, dass man mich dort gefangen nehmen kann, gebe ich den Befehl uns dort hin zu bringen. Ronon's Begeisterung hält sich in Grenzen. Mit geladener Waffe beobachtete er den betäubten Wraith argwöhnisch. Wenn er sich nur bewegen würde, dann…

Rodney schaut von der Seite und fragt mit einem neidischem Gesichtsausdruck, der mich fast zum Lachen bringt: "Wie kann es sein, dass Sie viel jünger aussehen?"

Ich hebe unwissend die Schultern. "Das kann ich Ihnen nicht beantworten Rodney."

"Was hat er gemacht und geht das überhaupt?", bohrt er weiter.

"Offensichtlich schon, Rodney!", erwidere ich genervt und versuche mich auf den Flug des Jumpers zu konzentrieren.

Doktor Beckett hätte am liebsten bereits an Bord des Jumpers Blutproben von mir genommen. Doch das muss warten. Carson wird noch genug Gelegenheiten haben um mich als Versuchskaninchen zu benutzen. Inzwischen hat er bereits dem Wraith eine Blutprobe abgenommen. Die Ergebnisse werden sicherlich das Bild der Wraith ergänzen. Wir wissen wirklich noch sehr wenig über ihre Rasse.


******

John erwachte, ein Geräusch hatte ihn geweckt. Er schaute sich um, der Wraith lag nicht mehr zu seinen Füßen. Aufmerksam beobachtete er die Umgebung. Immer noch kreisten Jäger über seinem Kopf. "Wo zum Henker ist der Kerl hin", fragte sich John, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.

"Nicht bewegen", sagte ein Stimme und John wusste zu wem sie gehörte. Vorsichtig drehte er sich danach um und blickte in die Augen seines merkwürdigen Freundes.

"John Sheppard, ich hatte dir gesagt, dass du noch nicht alles über die Wraith weißt. Ich will dir einiges über unser Volk zeigen, wenn du mich lässt."

John blickte den Wraith erwartungsvoll an. "Wie soll das gehen?"

"Ich werde dich mitnehmen. Man wird dir nichts antun. Da ich dir dein Leben wieder gegeben habe, werden die anderen meines Volkes dich als meinen persönlichen Gefolgsmann anerkennen", beantwortete der Wraith Johns Frage.

"Ich habe eigentlich nicht das Bedürfnis in einen Wraithbasisschiff zu erwachen", erwiderte John und spürte immer noch die Hand des Wraith auf seiner Schulter.

"Keine Angst, ich werde dich nur virtuell mitnehmen."

"Wie", fragte John.

Der Wraith drückte John einen seiner spitzen Fingernägel nahe der Halsschlagader in den Hals und John sank bewusstlos zu Boden.

******

Ronon hatte sich nicht an die Befehle des Colonels gehalten und war zurückgeflogen. Er wollte auf keinen Fall seinen Freund in den Händen der Wraith wissen. Teyla, Rodney und Doktor Carson, wollten ihn begleiten und so gab Doktor Weir ihnen die Erlaubnis, nach Colonel Sheppard zu suchen und wenn nötig mit Gewalt nach Atlantis zurückzubringen.

Als sie jetzt den Jumper unweit der Stelle landeten, an der sie John und den Wraith zurückgelassen hatten, war Ronon der Erste, der aus dem Jumper stürmte.

"Ronon", rief ihm Teyla hinterher und versuchte den Satedaner aufzuhalten. Doch er hatte bereits mit gezogener Waffe den Jumper verlassen. Teyla versuchte Ronon zu folgen, doch der war bereits ein ganzes Stück vom Jumper entfernt.

Ronon hatte nicht lange suchen müssen bis er John leblos an einem Baum lehnend fand. Von dem Wraith gab es keine Spur. Er kniete sich neben Sheppard und fühlte seinen Puls.

"Ich habe ihn gefunden und er lebt", hörte Teyla seine Rufe und drehte sich nach Carson und Rodney um. Ihr Gesicht zeigte ihnen, dass sie sich beeilen mussten. Carson holte seine Medizintasche und wollte Ronon entgegen gehen. Doch Ronon hatte John bereits vorsichtig auf seine Schultern genommen und brachte ihn zurück in den getarnten Jumper.

Doktor Beckett untersuchte ihn, fand aber außer einer kleinen Verletzung am Hals keine weiteren. Teyla und Rodney kümmerten sich um John, während Carson den Jumper zurück nach Atlantis flog und über Funk ein medizinisches Team in den Jumperhangar anforderte.

******

Auf die Moralpredigt von Elizabeth hätte John gerne verzichtet, doch er hatte dem Wraith nun einmal sein Wort gegeben und daran hatte er sich auch gehalten. Auch wenn er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, was auf dem Planeten mit ihm geschehen war. Nur Wortfetzen, Bilder und seltsame Geräusche, dass war das einzige woran er sich noch erinnern konnte.

Es hatte mehrere Tage gedauert bis John sich einigermaßen erholt hatte. Doch eine Erklärung, was mit ihm auf diesem Planeten geschehen war konnte er nicht geben. Kopfschmerzen und seltsame Bilder spukten seither durch seinen Kopf. Doktor Beckett hatte John wohl hundert Mal, nach seinem Auffinden auf dem Wraithplaneten medizinisch untersucht.

Die Flucht aus Kolyas Gefangenschaft, sowie die Rückgabe der Lebensenergie durch den seltsamen Wraith, waren auch ihm immer noch rätselhaft. Bisher hatte er nichts gefunden, was auch nur ansatzweise darauf hin deutete, wieso John noch lebte. Es gab keinerlei Anzeichen der Nährung durch den Wraith in und an seinem Körper, keine Anzeichen von Alterung, keine Zellabnormitäten, nichts. Außer einer kleinen Wunde unmittelbar neben der Halsschlagader, konnte Carson keine weiteren Verletzungen an John feststellen. Er konnte sich das nicht erklären. Teyla kannte keinen Menschen, der jemals die Lebensenergie wiedererhalten hatte und auch Ronon war nicht bekannt, dass je ein Wraith die Umkehr des Nährungsprozesses an einem Menschen vollzogen hatte.

Doktor Beckett wusste nur, bisher waren alle Menschen, die dieses traumatische Erlebnis hatten, gestorben.

"Also, was zum Geier hat der Kerl mit John gemacht", rätselte Carson, während er Colonel Sheppard erneut Blut abnahm.

John rutschte unruhig auf der Untersuchungsliege hin und her. "Sind Sie endlich fertig, Doktor?"

"Ja, fürs Erste", antwortete der Mediziner in Gedanken und brachte die Blutproben in sein Labor. "Es muss etwas geben", überlegte Carson und bereitete eine weitere Probe für den Test vor.

"Fürs Erste?", rief ihm John hinterher, sprang von der Untersuchungsliege und blickte neugierig in Richtung Labor.

"Was wollen Sie eigentlich noch. Bisher haben Sie doch nichts gefunden oder?"

"Nein. Sie sind gesund. Dennoch haben wir alle gesehen, was der Wraith mit Ihnen gemacht hat und eigentlich…"

"…eigentlich dürfte ich nicht mehr leben. Wollten Sie das sagen Doktor?" unterbrach ihn John.

"Ja, das meine ich damit. Ich habe dafür keine Erklärung. So etwas ist bisher noch nie geschehen. Zumindest weiß niemand etwas darüber. Wir wissen ja noch nicht einmal, was bei einem Nährungsvorgang vorgeht. Sie sind der erste Mensch, der so etwas unbeschadet überstanden hat. Deshalb sollten wir weiter machen mit den Untersuchungen. Vielleicht finden wir ja eine Erklärung und haben die Möglichkeit anderen Menschen zu helfen", erwiderte Carson erklärend und kam aus dem Labor.

"Na unbeschadet ist leicht übertrieben Doktor", entgegnete John und zog sich sein T - Shirt an. "Die Schmerzen die ich dabei empfunden habe waren sehr real und ich hatte zeitweise nicht mehr den Glauben, lebend aus dieser Situation heraus zukommen."

"Ich weiß, wir haben es gesehen und ehrlich gesagt, habe ich gedacht ich müsste einen Leichensack mit auf den Planeten nehmen", erwiderte Carson ernst.

"Zum Glück für mich, dass Sie das nicht mussten", erwiderte John mit einem leicht gequälten Lächeln.

"Eine Frage. Wieso brauchen Sie jeden zweiten Tag von mir eine Blutprobe? Denken Sie in zwei Tagen haben sich meine Blutwerte so dramatisch verschlechtert?"

"Nein, dass haben sie nicht."

"Dann erklären Sie mir bitte, warum Sie literweise Blut von mir benötigen", fragte John weiter.

"Wollen Sie nicht wissen, was passiert ist?", stellte Carson die Gegenfrage.

"Doch schon, aber langsam sollten Sie ausreichende Blutkonserven von mir haben. Die müssten doch für die diversen Tests reichen. Oder?"

"Sicher…"

"Gut Doc, dann schreiben Sie mich endlich diensttauglich, damit ich meine Arbeit machen kann", verabschiedete sich John und wollte die Krankenstation verlassen.

"Moment! Nicht so schnell", äußerte sich Carson nachdenklich. "Was ist mit Ihren Kopfschmerzen und den Schlafstörungen, Colonel?"

"Geben Sie mir was für alle Fälle und…"

"…und wenn es schlimmer wird?", wollte Carson wissen.

"Dann komme ich sofort zu Ihnen Doc", erklärte John und drehte sich erneut um, um die Krankenstation zu verlassen.

"Das werden Sie nicht, dass macht kaum einer meiner Patienten", erwiderte Carson und reichte John eine Packung mit Schmerztabletten und dem Hinweis, nicht so viele davon zu nehmen, sondern in die Krankenstation zu kommen wenn es schlimmer würde.

"Okay"

"Ich möchte Sie morgen noch mal sehen und dann werde ich entscheiden", erwiderte Carson und verschwand in seinem Labor.

"Sie bekommen keinen Tropfen mehr Doktor" rief ihm John noch hinterher.

Doktor Beckett lächelte. "Na, so schlimm ist es ja nun auch nicht. Es ist nur Blut, was ich von Ihnen möchte."

******

John rieb sich den Arm. Ein blauer Fleck zeigte sich an der Stelle, wo der Doktor Blut abgenommen hatte. Rodney kam ihm entgegen und bemerkte die blaue Stelle auf seinem Arm.

"Hat er schon wieder…"

"Ja, er hat schon wieder", erwiderte John mit leicht zerknirschtem Gesichtausdruck.

Rodney blickte ihn mitleidig von der Seite an.

"Sagen Sie nichts", sagte John, noch bevor Rodney zu einer Antwort ansetzen konnte.

"Ich hab doch…"

"Aber Sie wollten gerade. Ich komm mir vor, wie eine Laborratte. Mediziner", schimpfte John und ließ Rodney mitten auf dem Gang zu den Quartieren stehen.

Rodney schaute verdutzt, als sich die Türe hinter John schloss. Doktor Weir, die auf dem Weg in die Krankenstation war, fand den immer noch verblüfften McKay allein auf dem Gang vor.

"Rodney? Was ist los?"

"Ähm, nichts", stotterte Rodney und hatte es plötzlich eilig in die Kommandozentrale zu gelangen.

Elizabeth blickte ihm hinterher, schüttelte den Kopf und betrat die Krankenstation.

Doktor Beckett, arbeitet vertieft an seinem Mikroskop. Doch auch diese Probe brachte nicht wirklich den gewünschten Erfolg.

"Was ist mit Rodney los?", fragte sie als sie das Labor betrat. Carson schaute von seiner Arbeit auf. "Wieso?"

"Ich habe ihn völlig verstört auf dem Gang zu den Quartieren vorgefunden."

"Rodney? Verstört? Keine Ahnung, ich habe Rodney heute den ganzen Tag noch nicht gesehen. Wer weiß, was ihn so aus der Fassung gebracht hat", erwiderte Carson und widmete sich wieder seinen Proben.

"Gibt es etwas Neues", wollte Elizabeth wissen und trat näher.

Carson atmete tief durch. "Nein, ich habe alles untersucht und habe nichts in Colonel Sheppards Blut gefunden. Er ist kerngesund, auch wenn er über leichte Kopfschmerzen und Schlafstörungen klagt, geht es ihm gut. Seine Werte sind sogar noch besser als bei seiner letzten Untersuchung. Ich habe keine Vergleichswerte, außer der des Wraith und kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, was mit ihm auf dem Planeten passiert ist und was der Wraith mit ihm gemacht hat ist mir ein Rätsel. Ehrlich gesagt kann ich ihn nicht mehr von seiner Arbeit zurückhalten."

Elizabeth verstand. "Er ist ungeduldig?", fragte sie lächelnd.

"Ja, dass ist er."

"Gut, machen Sie weiter und unterrichten Sie mich Doktor, wenn es etwas Neues gibt", sagte Elizabeth und verließ die Krankenstation. Carson nickte nur kurz und vertiefte sich wieder in seine Arbeit.

******

John hatte geduscht, frische Kleidung angezogen und sich auf sein Bett gesetzt. Solange er kein Okay vom Doc bekam, konnte er an keinen Außenmissionen teilnehmen und musste auf der Station arbeiten. Gut, Einsatzberichte schreiben war nicht so sein Ding, doch der Stapel, der auf dem Tisch lag, sollte langsam abgearbeitet werden.

Es klopft an der Tür. John legte die Akte wieder zurück auf den Stapel und öffnete die Tür. Rodney hatte aus der Kantine zwei Kaffee geholt und fragte fast schüchtern ob er eintreten könne. John nickte und gewährte ihm Einlass.

"Kaffee?"

"Ja, ganz frisch. Ich dachte mir Sie brauchen vielleicht eine Tasse."

John lächelte und Rodney reichte ihm eine der mitgebrachten Tassen. Er setzte sich zu John aufs Bett und schweigend genossen sie die dunkle, dampfende Flüssigkeit.

"Was ist los?"

"Entschuldigung", sprachen beide gleichzeitig und begannen zu lachen. Rodney wartete bis John von allein anfing zu erzählen.

"Nichts. Ich habe nur keine Lust als Laborkaninchen zu fungieren", antwortet er enttäuscht. "Jeder behandelt mich wie ein rohes Ei."

"Wir machen uns nur Sorgen", erwiderte Rodney und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse.

"Danke, aber mir geht es gut und ich kann nicht erklären was da auf dem Planeten passiert ist. Ich weiß es ja nicht einmal selbst. Erst hat er mir, bis auf einen kleinen Rest, die Lebensenergie ausgesaugt und im nächsten Augenblick lebe ich wieder."

"Sie wissen wirklich nicht, wie er es gemacht hat?"

"Genauso als ob er sich an mir nähren will, nur anders herum", John hob unwissend die Schultern. "Keine Ahnung, ich weiß es nicht."

Rodney blickte John nachdenklich an und war jetzt auch nicht viel schlauer als vor einigen Stunden.

"Ich sollte gehen, ich muss noch einige Berechnungen durchführen", sagte Rodney plötzlich, stand auf und ging zur Tür.

"Rodney", rief John.

"Ja?"

"Danke für den Kaffee."

Rodney nickte kurz und verließ das Quartier. John saß noch eine Weile in Gedanken und nahm sich die erste Akte vom Tisch und legte sie gleich wieder hin. Irgendwie hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich Interesse daran Missionsberichte zu schreiben. Er stand auf und machte sich auf den Weg in die Kantine.

Als er eintrat bemerkte er bereits Teyla und Ronon, die an einem Tisch etwas abseits der anderen saßen. John holte sich etwas zu Essen und ging zu seinen Freunden.

"Sheppard ist in letzter Zeit merkwürdig", sprach Ronon zu Teyla ohne zu bemerken, dass John bereits neben ihm stand.

"Ach tatsächlich", fragte John lächelnd und setzte sich auf den Stuhl neben Teyla.

Ronon blickte John nachdenklich an. "Ja, irgendwie gehen Sie uns aus dem Weg", meinte er und senkte seinen Blick.

"Ich gehe niemandem aus dem Weg. Ich habe zurzeit ein paar andere Aufgaben", antwortete John und trank einen Schluck Kaffee.

Teyla drehte sich leicht zu John und sah ihn seitlich an. "Es war ein traumatisches Erlebnis und wir alle verstehen, dass Sie etwas Zeit brauchen."

"Danke, aber ich brauche keine Zeit. Ich will nur wieder richtig arbeiten können und nicht andauernd zu meinem Gesundheitszustand befragt werden. Auf die Dauer nervt das nämlich."

"Ich verstehe", antwortete Teyla und sah dabei zu Ronon.

"Was hat Doktor Beckett gesagt", wollte sie wissen.

"Das ich gesund bin", beantwortete John Teylas Frage.

"Das ist gut", sagte Teyla und lächelte.

"Gut? Ich weiß nicht, wenn es gut wäre, würde ich wieder mit euch auf Außenmission gehen."

"Im Moment ist nicht viel los Sheppard, ein paar Tage Ruhe können Sie gut gebrauchen", äußerte sich Ronon.

John hob seine Augenbraue und nickte. "Schon klar und was habt ihr beiden vor?", wollte er wissen.

"Wir werden nachher unsere Kampftechnik trainieren. Vielleicht haben Sie ja Zeit und kommen auch dazu", entgegnete Teyla.

"Okay, dann bis später", sagte John, nahm sein Tablett und verließ die beiden.

******

John ging in Gedanken durch die Flure von Atlantis. Die Menschen die ihm begegneten sah er nicht.

"John."

John schaute sich um. Außer einem Techniker, der ihm gerade entgegen kam, war niemand auf dem Flur unterwegs.

"Haben Sie etwas gesagt", fragte John ihn.

"Nein Sir", erwiderte der junge Mann und ging hastig weiter.

John schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg in die Kommandozentrale. Doktor Zelenka arbeitete an den Sensoren und Rodney hatte mehrere Tabellen mit Berechnungen auf dem Computer geöffnet.

Die beiden blickten kurz auf und nickten ihm zu. Doktor Weir saß in ihrem Büro und arbeitete an einigen Übersetzungen. John lenkte seinen Gang in Richtung der Trainingsräume. Teyla hatte ihr Training mit den Stöcken beendet und wollte gerade den Raum verlassen.

"Colonel. Wollen Sie üben?"

"Nein, jetzt nicht", erwiderte John und setzte seinen Rundgang fort.

Teyla blickte ihm besorgt hinterher. "Er ist viel zu oft allein", stellte sie fest.

Ronon trat neben sie. "Er braucht noch Zeit", meinte er nur und blickte seinen Freund hinterher.

******

Viele Stunden später

Die Nachtschicht hatte bereits ihren Dienst angetreten und die meisten auf Atlantis hatten sich in ihre Quartiere zurückgezogen. Elizabeth legte ihre Akten zur Seite und machte sich auch auf den Weg in ihr Quartier. Rodney überprüfte Daten auf seinem Laptop und Doktor Beckett arbeitete an den Krankenberichten. Also alles im grünen Bereich. John hatte seinen Rundgang beendet und betrat die Kommandozentrale, um Rodney davon abzuhalten wieder eine Nacht durch zu arbeiten.

"Wollen Sie nicht auch Schluss machen", fragte John.

Rodney blickte auf "Ja gleich", antwortete er und tippte weitere Zahlen in eine Berechnungstabelle.

"Denken Sie nicht, dass kann auch morgen noch gemacht werden", fragte John. Er wusste, wenn man Rodney nicht zwang seine Arbeit beiseite zu legen, dann würde er die Nacht durcharbeiten und am nächsten Morgen unausstehlich sein.

"Es ist wichtig", antwortet Rodney leicht genervt und verglich Zahlenreihen für Zahlenreihen auf seinem Laptop.

John trat näher, stützte sich auf dem Kommunikationsterminal ab und beugte sich zu Rodney. "Denken Sie, etwas Schlaf könnte Ihnen schaden?"

Rodney blickte erstaunt von seiner Arbeit auf. "Was für eine komisch Frage", dachte er und sagte: "Nein, wie kommen Sie darauf?"

"Na, wie lange arbeiten Sie jetzt schon an diesen Zahlen?", bohrte John weiter.

Rodney plusterte seine Backen auf und hob die Schultern. "Keine Ahnung, schon lange."

"Dann machen Sie für heute Schuss oder kommen Sie heute noch zu einem wichtigen Ergebnis? Morgen ist auch noch ein Tag. Ich mach noch mal ne Runde und wenn ich zurückkomme, dann sind Sie nicht mehr hier."

"Ist das ein Befehl?", rief Rodney John hinterher.

"Ja, wenn Sie es so wollen", erwiderte John und war bereits um die Ecke verschwunden.

Rodney fragte sich, was manchmal in Johns Kopf vorging. Glaubte er etwa, dass man diese Arbeit so einfach unterbrechen konnte, wie er die Arbeit an seinen Missionsberichten? Das hier waren hoch komplizierte Berechnungen.

Dennoch speicherte er die Zahlen, beendete das Programm und klappte den Laptop zu. Mit dem Laptop unter dem Arm, wünschte er dem Nachtpersonal eine gute Nacht und marschierte in Richtung Quartier. Irgendwie hatte John ja Recht, er arbeitete zu viel. Doch irgendjemand musste es ja machen.

Er hatte gerade die Tür zu seinem Quartier geöffnet, als John neben ihm stand.

Erschrocken schaute er ihn an. "Sind Sie die Kontrollrunde geflogen?", fragte er erstaunt.

"Nein, ich hatte vorhin schon das meiste geschafft - außerdem..."

"Wollten Sie kontrollieren ob ich auch wirklich Schluss gemacht habe", vollendete Rodney Johns Satz.

"Ja, so was in der Art", antwortet John lächelnd, wünschte Rodney eine gute Nacht und verschwand in Richtung seines eigenen Quartiers.

Rodney schaute ihm nach und schüttelte den Kopf. "Irgendwie ist er komisch."

******

John betrat sein Quartier, der Stapel von unerledigten Missionsberichten war nicht wirklich kleiner geworden. Er nahm eine Akte in die Hand und legte sie gleich wieder auf den Stapel zurück. "Ich schimpfe auf Rodney und mache es selbst", überlegte er kurz, ging ins Bad und machte sich fertig für die Nacht. Als es an seiner Tür klopfte.

"Rodney, was ist denn noch", rief er und öffnete die Tür.

Doch nicht Rodney stand vor seiner Tür. Erschrocken blickte John auf die Gestalt die aus dem Dunklen trat. Es war der Wraith.

"Wie zum Teufel sind Sie auf die Station gekommen und wieso gibt es keinen Alarm?", rief John misstrauisch und griff instinktiv an seinen Körper. Keine Waffe und der Wraith unmittelbar vor ihm.

"Sie stellen viele Fragen John Sheppard", erwiderte der Wraith.

John schob ihn beiseite, trat auf den Gang. Doch da befand sich niemand, keine Alarmsirenen hallte durch die Station, keine Soldaten eilten die Gänge entlang. Träumte er? Als er sich wieder umdrehte, war der Wraith weg. Ungläubig und nachdenklich ging er zurück in sein Quartier.

"Ich sollte vielleicht Doktor Heightmeyer aufsuchen. Ich sehe schon Gespenster", grübelte John und die Tür schloss sich hinter ihm.

Müde, mit Kopfschmerzen, die er bereits seit der Rückkehr von diesem Planeten hatte, fiel er in einen unruhigen Schlaf.

Wo bin ich hier eigentlich? Die kahlen Wände und die Gitterstäbe sagen mir, dass ich mich in einem Gefängnis befinde. Ich stehe am Gitter und koche vor Wut. "Kolya", schreie ich, doch meine Schreie verhallen. Kolya! - ich könnte den Kerl erwürgen. Genii und ihr Wort, es ist nicht viel Wert. Ich hätte ihn abknallen sollen, schimpfe ich und laufe auf und ab. Plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit. Ich trete an die Gitterstäbe der Nachbarzelle und versuche etwas zu sehen. Im Dunkeln kann ich eine Gestalt ausmachen. Also bin ich nicht der einzige Gefangene hier unten.

"Was hast du verbrochen?", frage ich.

"Ich war dumm genug mich lebend gefangen nehmen zu lassen", erhalte ich als Antwort. Ich verstehe was er damit sagen will.

Schritte. Soldaten kommen um mich zu holen. Ich werde es ihnen nicht leicht machen. Ich muss hier raus.

Die Zelle wird geöffnet und ein grimmig drein schauender Soldat bedroht mich mit der Waffe.

Ich will nicht mit und meine lose Zunge kann ich mal wieder nicht im Zaum halten. Ein Schuss knallt durch die Gänge, knapp an meinem Ohr vorbei. "Ist der bescheuert, dass tut doch weh", stelle ich fest. Ich sollte es lassen und mit ihnen gehen, ob ich will oder nicht. Ich versuche trotzdem einen Fluchtversuch. Blöde Idee, doch er war es wert. Schmerzen, die elektrische Ladung trifft mich. Dunkelheit.

******

Ich werde in einen Raum gebracht und auf einen Stuhl gefesselt. Kolya steht wie immer arrogant und von sich eingenommen vor mir. Was soll die Kamera? "Coole Harpune", gestehe ich und blicke ihm in die Augen.

"Eine besondere Waffe um einen besonderen Soldaten zu fangen", erwidert er kurz.

Ich werte dies als Kompliment, auch wenn ich weiß, dass es keines ist. Er ruft Atlantis. Jetzt verstehe ich wozu er die Kamera benötigt. Man bindet mir den Mund zu. "Was soll das?"

Rodneys und Elizabeths Stimme zu hören ist doch schon was. Doch sollte ich sie warnen. wenn ich schon nicht fliehen kann. Ich befehle, nicht auf seine Forderungen einzugehen. Sie knebeln mich wieder. "Sollte er erneut versuchen Atlantis zu erobern?" Ich verwerfe diesen Gedanken. Das hat er bereits und kein Glück gehabt. Also was will er dann?

Die Tür geht auf und man bringt ein Wesen herein. Mir wird schlecht und ich versuche die Fesseln zu lockern. Geht nicht. Ich bin ihm ausgeliefert. Schmerzen unbändige Schmerzen, ich bäume mich auf. Merke wie meine Kraft schwindet. "Aufhören, er soll endlich aufhören", versuche ich zu schreien. Der Knebel im Mund verhinderte es. Leise kaum hörbar entweicht meinem Mund der Schrei den niemand hört.

"Seht ihr es? Seht ihr, was er mit mir macht?" Was wird in den anderen vorgehen?

Aus der Ferne der Befehl "Genug". Er lässt ab von mir. Nur die Schmerzen bleiben. Rauschen, Blut das durch meine Adern raßt.

"Bringt ihn weg", höre ich Kolyas Stimme bevor es dunkel wird.

******

Langsam werde ich wache. Oh Mann, ich fühle mich alt und schwach. Erzähle es meinem Mitgefangenen, welche Qualen ich erleiden musste.

"Wenn er nicht befohlen hätte aufzuhören, dann…" und bekomme den größten Schock meines Lebens. Mein Nachbar ist der Wraith, der mir das Leben aussaugt. Ich kann es nicht fassen. Ausgerechnet hier unten muss ich diesem Wesen begegnen. Ich schäume vor Wut.

Wieso ich, was habe ich verbrochen - habe ich ein Schild auf der Stirn? Was zum Geier ist nun wieder schief gegangen? Es sollte doch nur eine leichte Mission werden und entpuppte sich als Falle. Zu viel Vertrauen ist ungesund. Merkt man deutlich an mir. Das geht schief. Ist es ja auch. Ich sitze - nein liege in einer Zelle und nebenan der Wraith, nur durch Gitter von mir getrennt. Wie viele Jahre meines Lebens sind es, die er mir genommen hat? Keine Ahnung, aber es müssen Tausend sein, so wie ich mich gerade fühle.

Der Kerl nebenan ist wütend, weil er nicht alles bekam und faselt was von - wir sind beide Gefangene. Mich interessieren seine Argumente nicht. Er soll mich einfach nur in Ruhe lassen.

Kolya, verdammter Scheißkerl. Irgendwann, bekomme ich dich und dann gnade dir Gott. Hätte ich dich doch damals abknallt. Nein stattdessen lasse ich mich gefangen nehmen und sitze hier, warte darauf, was er nun schon wieder für eine Schweinerei vorhat. Der Kerl geht mir eindeutig auf die Nerven. Ich sollte lernen nicht jedem zu trauen.

Ich laufe in meiner Zelle auf und ab. Der Wraith hält endlich seinen Mund, dachte ich zumindest.

"Wo sind deine Freunde", fragt der Wraith.

"Die werden bald kommen", antworte ich wütend.

"Es gibt kein Entrinnen aus dieser Anlage", erklärt der Wraith.

"Wenn du hier bleiben willst gern, ich habe ein Leben da draußen und da will ich auch wieder hin", reagiere ich wütend.

Ein Wraith der aufgegeben hat? Ganz was Neues. Ich mag nicht mehr mit ihm sprechen. Er soll einfach nur die Klappe halten. Setze mich erschöpft auf den Boden und will nur schlafen.

******

Schritte. Sie holen mich wieder. Toll, wieder Schmerzen, noch mehr Jahre die er mir nimmt.

Elizabeth gibt nicht nach und wieder legt sich die Hand des Wraith's auf meine Brust. Ich spüre wie mir die Jahre entrinnen. Es ist viel schlimmer als beim ersten Mal. Ich kann nicht schreien, kann kaum Luft holen und die Schmerzen sind unerträglich. Ich fühle mich kraftlos. "Bring es endlich zu Ende", möchte ich ihm und Kolya ins Gesicht schreien. Es geht nicht. Er sollte langsam erkennen, dass Elizabeth nicht mit ihm verhandelt. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich muss durchhalten und ihnen Zeit geben mich zu finden.

"Ich hoffe ihr findet mich bevor der Wraith all meine Kraft genommen hat", und falle in die Dunkelheit.

******

Langsam erwache ich wieder. Oh Gott, ich muss hier raus. Vielleicht, vielleicht können wir ja beide fliehen. Sollte ich ihn fragen? Einen Feind fragen ob wir unsere Feindschaft für den Moment begraben können, um gemeinsam einen Weg aus dieser Falle zu finden?

"Wie gut kennst du dich in dieser Anlage aus?", frage ich ihn.

"Es hat noch niemand die Flucht aus dieser Anlage geschafft."

"Was hast du zu verlieren?"

"Mein Leben", antwortet er.

"Toll, dass ist auch ein Leben", erwidere ich und sehe die Wut in ihm hochsteigen.

Was ist nur mit diesem Wraith los? Er hat keinen Lebenswillen mehr, doch nur gemeinsam können wir die Flucht schaffen.

******

Wieder Schritte, wieder Schmerzen - hoffentlich zum letzen Male. Wieder die gleiche Frage und die gleiche Antwort. Sie wird deine Forderungen nicht erfüllen, wann begreifst du es endlich Kolya.

"Nimm so viel du brauchst", gibt Kolya den Befehl.

Mir schwant Schlimmes und ich merke, wie mich Angst erfasst. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, dann bin ich tot. Fühle erneut seine Hand auf meinem Körper und wie das Leben schwindet.

Warum hört er auf? Warum hält er sich zurück? Unsere Blicke treffen sich. Ich kann nicht mehr.

"Er ist fast tot. Soll ich ihm den Rest geben", fragt der Wraith und ich hoffe, dass er es nicht macht. Aus der Ferne höre ich Kolyas Befehl mich wieder in die Zelle zu bringen.

******

Ich weiß nicht, wie lange ich hier liege und war mir sicher ich wache nie wieder auf. Wieso hat er sich zurückgehalten? Er hätte es beenden können und die Schmerzen wären endlich vorbei. Warum hat er es nicht getan? Sollte er…?

"Sie brauchen ihre Kraft noch für die Flucht", antwortet der Wraith.

"Na toll, jetzt will er fliehen", erwidere ich und flüchte mich in den Schlaf.

******

Das Spiel beginnt von neuem. Ich werde wieder hoch gezerrt. Den Wraith bringt man aus der anderen Zelle. Doch diesmal ist alles anders. Unsere Blicke treffen sich und wir beginnen die Soldaten außer Gefecht zu setzen. Schüsse treffen ihn, doch die behindern ihn nicht. Komische Situation - ich arbeite mit einem Wraith zusammen. Die Flucht gelingt, doch er ist verletzt, wir müssen zusammen halten, alleine werde ich es nicht zum Stargate schaffen.

Was meint er mit - ich wüsste noch nicht alles über die Wraith? Ich denke schon. Sie saugen den Menschen das Leben aus, verschleppen und töten ganze Völker. Was also, kann ich noch nicht wissen?

Er ist schwach, meine Kraft ist auch nicht besser. Wir müssen uns ausruhen. Ich übernehme die erste Wache.

Der Tag bricht an. Geräusche, plötzlich steht er neben mir. Ich werde panisch. Er hält sich nicht an unsere Vereinbarung.

"Sie kommen" und seine Hand legt sich auf meinen Körper. Wieder Schmerzen und dem Tode so nahe. Ich will schlafen…

******

Ich versuche aufzustehen, doch es geht nicht. Ich habe keine Kraft und bin an der Schwelle des Todes. Sieht so mein Tod aus? Nicht heroisch im Kampf gefallen? Sondern ausgesaugt von einem Wraith der sich nicht an die Vereinbarung hält?

"Bring es zu Ende", sage ich als der Wraith sich über mich beugt. Jetzt kann er auch den Rest meines Lebens haben.

Schon wieder dieser Hinweis - du weißt noch nicht alles über die Wraith John Sheppard - als seine Hand mich berührt. Nicht Tod sondern Leben spüre ich, was wieder in meine Adern fließt. Seltsame Wärme und Bilder, die ich noch nicht deuten kann schwirren in meinem Kopf herum. Warum tut es so weh? Ein Schrei entflieht meiner Kehle. Ich schließe meine Augen.


******

John erwachte, erschrocken, schweißgebadet setzte er sich in seinem Bett auf. Seine Hände strichen über sein Gesicht.

"Was war das jetzt für ein Alptraum. Muss ich das jetzt jede Nacht erleben? Ich werde mir morgen einen Termin bei Doktor Heightmeyer holen", überlegte er kurz, bevor er ins Bad ging.

John dreht den Wasserhahn auf und wusch sich das Gesicht. Das kalte Wasser in seinem Gesicht tat ihm gut.

Entsetzt sah er in den Spiegel. "So sah kein Mann aus, der einen gesunden Schlaf hat", stellte er fest und trocknete sich das Wasser im Gesicht ab. Die Kopfschmerzen waren trotz der Medikamente schlimmer geworden und die Erinnerung an diesen Alptraum auch.

Er öffnete den Spiegelschrank und suchte die Schmerztabletten die ihm Doktor Beckett für alle Fälle mitgegeben hatte. Er drehte die Schachtel hin und her. Die wievielte er bereits genommen hatte, sollte er lieber nicht dem Doktor sagen. Der würde ihn gleich für die nächsten Tage auf der Krankenstation behalten. Er nahm das Medikament und legte sich wieder in sein Bett. Müde und erschöpft schlief er endlich wieder ein.

"Was war das eben", frage ich und taste meinen Körper ab.

"Die Gabe des Lebens wird nur den Frommsten unter uns und unseren Brüdern gegeben", beantwortet er meine Frage. "Ich sagte dir bereits John Sheppard, du weißt noch nicht alles über die Wraith."

Langsam richte ich mich auf. Ich fühle mich gut. Nichts deutet daraufhin, dass ich fast tot war. Ich blicke an meinem Körper nach unten. Keine Spuren weisen darauf hin, dass er sich an mir genährt hat. Ungläubig und immer noch nicht verstehend, was da passiert ist, stehe ich auf und ordne meine Kleidung.

"Du kennst unser Volk nicht. Du weißt nicht, wie wir leben und warum wir so leben. Du kennst nur Erzählungen und Berichte", erzählt der Wraith und blickt John dabei durchdringend an.

"Etwas Erfahrung habe ich nun schon mit deinem Volk", erwidere ich. "Ich hatte bereits die eine oder anderen Begegnung mit ihnen und ich muss sagen, sie war nicht besonders schön."

"Ich verstehe."

Ich drehe mich um, muss erst einmal begreifen, was da gerade geschehen war. "Was hast du gemacht?", frage ich neugierig. "Du hättest mich töten können. Wieso?"

"Ja, dass hätte ich. Doch du hast mir mein Leben zurückgegeben, hast dich an die Vereinbarung gehalten. Mehr als ich jemals gehofft habe. Du hast Recht, auch ich kenne noch nicht alles von den Menschen."

"Schon klar, aber wieso?"

"Ich spürte, dass die Soldaten kamen und wusste, sie hätten uns leicht überwältigen können. Ich musste mich nähren um uns beide zu retten. Zu Zweit waren wir schwach. Deshalb nahm ich deine Lebensenergie um genug Kraft für uns beide zu haben."

Ich verstehe langsam und schaue mich um. Die Soldaten von Kolya sind alle tot und wie ich Kolya kenne, wird er sich wieder aus dem Staub machen, wie er es immer macht, wenn er verloren hat. Er ist und bleibt ein Feigling.

"Du hast gesagt - ihr lasst niemals einen Kameraden zurück", fragt der Wraith weiter.

"Ja, dass ist so bei uns. Wir lassen niemals einen Kameraden zurück", bestätige ich.

"Kamerad also", erwidert der Wraith.

"Wir brauchten einander um zu fliehen. Dafür haben wir für den Moment unsere Gegensätze beiseite geschoben. In diesem Augenblick waren wir Kameraden und wir lassen keine Kameraden zurück. Ich habe gesagt, wir kommen beide lebend von diesem Planeten."

"Werden sich deine Freunde auch daran halten?", fragt der Wraith.

"Ich weiß es nicht", erwidere ich und laufe unruhig hin und her.

"Wir lassen auch niemals einen unserer Brüder zurück. Wir sind nicht so verschieden John", erwidert der Wraith.

Das ist eine Erkenntnis die ich eigentlich nicht hören möchte. Ich möchte mich nicht mit einem Wraith vergleichen. "Wie kommst du darauf, wir sind nicht so verschieden", frage ich ihn und versuche seinen Blicken auszuweichen. "Soweit ich mich erinnere saugen wir keinen Menschen die Lebensenergie aus", entgegne ich.

"Wir müssen leben. Ich hatte es dir bereits im Gefängnis erklärt. Wir können nicht anders. Wir müssen uns nähren. Es gibt keine andere Möglichkeit für uns."

Ich höre auf umher zu laufen, bringt eh nichts. Die anderen sind noch nicht da und meine einzige Unterhaltung ist der Wraith.

"Wir sind mit jedem unserer Brüder telepatisch verbunden und durch die Wiedergabe des Lebens an dich, sind wir ab heute auch miteinander verbunden. Ich werde wissen wenn du in Gefahr bist und du wirst wissen wenn ich in Gefahr bin", spricht er weiter.

"So eine Art Blutsbruderschaft oder so", frage ich entsetzt.

"Wenn du es so nennen möchtest", antwortet der Wraith darauf.

Mir wird schlecht, wie soll ich den anderen erklären, dass ich jetzt "Blutsbruder" eines Wraith bin. "Tolles Gefühl", reagiere ich geschockt. "Du bist anders als die Wraith die mir bisher begegnet sind", versuche ich das Gespräch weiter zu führen.

"Du bist auch anderes", bestätigt der Wraith. "Ich bin…, wie nennt ihr bei euch Menschen die den Glauben weitergeben?", fragt er mich.

"Priester", beantworte ich seine Frage.

"Dann bin ich ein Priester meines Volkes."

Sie haben einen Glauben, dass hätte ich nie gedacht. "Man kann euch nicht unterscheiden, wer was bei euch ist."

"Schau mich an", spricht der Wraith weiter. "Was siehst du?"

"Einen Wraith. Woran soll ich einen Priester oder was immer ihr auch seit erkennen? Offensichtlich müssen sich auch Priester nähren", und zeige auf die toten Soldaten.

"So ist es. Die Wellenlinie…" und weist auf seine Tätowierung auf der linke Seite seines Gesichtes oberhalb der Stirn und unterhalb des Auges "…haben nur die Priester in unserem Volk. Sie nehmen eine besondere Stellung ein. Sie verbreiten den Glauben, haben die Gabe des Lebens und sind unantastbar. Selbst die Anführerin, unsere Königin, beugt sich dem Glaube und dessen was wir repräsentieren."

"Schön, daran kann man euch erkennen und weiter", dränge ich auf mehr Informationen.

"Wir leben in einer Gemeinschaft von vielen..."

"Ja viele seit ihr", antworte ich sarkastisch.

"Es gibt viele Basisschiffe und jedes wird von einer Königin geführt. Was weißt du über unser Volk?", will der Wraith mit Nachdruck wissen und ich überlege nicht lange mit der Antwort.

"Ihr verschleppt Menschen und nährt euch an ihnen. Ihr seit immer auf der Suche nach neuen Weidegründen oder wie ihr das nennt. Hattet Krieg mit den Antikern, sie besiegt und ihr stammt vom Eratuskäfer ab, wenn ich mich entsinne", gebe ich ihm zur Antwort. "Ach und ihr könnt offensichtlich nicht nur Leben nehmen, sondern auch wieder zurückgeben. Das ist etwas Neues, das habe ich bisher nicht gewusst."

Wieder lächelt der Wraith. "Dann weißt du wirklich noch nicht alles."

Ich blicke mich erneut um, hier auf diesem Planeten befindet sich irgendwo das Stargate. Wieso sind die anderen noch nicht da. Die Gesellschaft des Wraith bereitet mir Unbehagen, er ist seltsam, nicht wie die anderen.


******

Wieder schreckte John aus dem Schlaf hoch, sein Puls raste, wieder tropfte ihm der Schweiß von der Stirn und langsam legte er sich zurück in die Kissen.

"John", hörte er eine Stimme und war plötzlich hellwach. Er versuchte seine Waffe zu greifen die neben seinen Sachen am Boden lag. Er schaute sich um, soviel wie er im Halbdunkeln seines Quartiers sehen konnte.

"Wer ist da?"

Keine Antwort. "Vielleicht zu viele Tabletten", überlegte er kurz. Niemand war hier drin, er war allein und die Alpträume kamen nur dann, wenn er versuchte zu schlafen. John schlug die Decke zurück und stellte seine Füße auf den Boden. Er wartete etwas bevor er aufstand und ins Bad ging.

Der erneute Blick in den Spiegel ließ ihn erschrecken. Doch er sah nicht sein, sondern das Gesicht des Wraith. Erschrocken und tief durchatmend schüttelte John mit dem Kopf und blickte erneut in den Spiegel. Die tiefen Augenringe zeigten ihm, dass die Nacht nicht erholsam für ihn war und die Fragen die darauf folgten, würde er nicht beantworten können. "Ein Königreich für etwas Make-Up", lächelte er seinem Ich im Spiegel zu. "Da haben es Frauen einfacher. Sie schminkten sich die Folgen einer nicht optimalen Nacht einfach aus dem Gesicht."

Immer noch schaute ihn das Gesicht mit den dunklen Augenringen an. So konnte er auf keinen Fall in die Krankenstation gehen. Carson würde sofort wissen, dass etwas nicht stimmt. Er stellte sich unter die Dusche und ließ das warme Wasser über seinen Körper fließen. Er schloss die Augen - wieder sah er das Bild des Wraith.

"Möchtest du mehr wissen?", fragt er mich und schaut mich neugierig an. "Du müsstest mich begleiten", sprach er weiter.

"Nicht wirklich", antworte ich daraufhin. Die Vorstellung auf einem Basisschiff in einem Kokon zu stecken bereitet mir Unbehagen.

"Du hast Angst?"

"So kann man es ausdrücken", erwidere ich und blicke den Wraith durchdringend an.

"Die anderen würden dir nichts anhaben", spricht er weiter.

Ich lächle, aber eigentlich ist mir nicht zum Lachen. Bisher war das Aufeinandertreffen von Wraith und Menschen eher unfreundlich und da darf man schon etwas misstrauisch sein. "Sie können mir nichts anhaben? Bist du dir da sicher?", frage ich weiter.

Der Wraith nickt mir zu. "Ich habe dir bereits mehr als einmal erklärt John Sheppard, dass du noch nicht alles von den Wraith weißt."

Ich schlucke und blicke mich erneut Hilfe suchend um. Nein sie sind noch nicht da. Vielleicht sollten wir aufbrechen und das Gate suchen?

"Ihr habt eine Königin getötet und dadurch wurden tausende erweckt, alle gleichzeitig, tausende von Lebewesen die unbändigen Hunger verspürten", spricht er plötzlich weiter.

"Ja, aber das wollten wir nicht." Ich schlucke, das weibliche Wesen war also eine Königin. "Auch da wollten wir keinen unserer Kameraden zurücklassen", entgegne ich und muss gleichzeitig an den Tod von Colonel Marshall Sumner denken.

"Ich weiß, dass du es warst. Als ich mich nährte, wusste ich bereits alles über dich.", erklärt der Wraith weiter.

Hoffentlich habe ich nicht die Koordinaten der Erde verraten, denke ich und versuche meine Panik zu verbergen. "Warum hast du mich dann nicht getötet?"

"Weil ich einen solchen starken Menschen noch nie begegnet bin. Mit dir kam endlich die Hoffnung aus dieser Zelle und von diesem Planeten zu kommen. Es gibt viele Parallelen zwischen deinem und meinem Volk, John. Auch wir folgend Befehlen und wir können nicht, plötzlich Menschen werden. Die Evolution, wie ihr sie nennt, lässt sich nicht durch ein paar Injektionen aufhalten. Dazwischen liegen Jahrtausende. So, wie bei deiner Rasse. Was wäre, wenn ich dich in einen Wraith verwandeln würde? Ohne Gedächtnis, ohne Vergangenheit - Wie würdest du darauf reagieren?"

"Du sprichst…"

"…ich spreche von dem Retrovirus. Ja, John auch das weiß ich bereits. Einer unserer Brüder, ihr nennt ihn Michael, wurde durch euch gewandelt. Doch auch hier konntet ihr seine wahre Natur nicht aufhalten. Er wurde wieder zu dem, was er immer war, ein Wraith. Mit dem Wissen, Menschen kann man nicht vertrauen. Er tut es dennoch und ihr habt ihn mehr als nur einmal betrogen. Ich sollte wütend sein, doch bisher hast du dich an jede deiner Aussagen gehalten. Also, wieso sollte ich mich nicht an die meinen halten. Du bist ein Bruder."

"Ist nicht wirklich das was ich angestrebt habe", entgegne ich mit leicht gequältem Gesichtsausdruck.

"Ich verstehe, doch es ist nun einmal so. Ich kann mich nicht noch einmal an dir nähren. Dir das Leben zurück zu geben, war meine Entscheidung und meine Revanche, was du für mich getan hast. Die anderen wissen oder werden es wissen und dann muss ich erklären, weshalb ich es getan habe."

"Was meinst du damit", frage ich neugierig.

"Sie werden es nicht verstehen. Hass, Angst und Unkenntnis besteht zwischen unseren Völkern. Es wird nicht leicht werden sie vom Gegenteil zu überzeugen. Das gleiche gilt auch für dein Volk, John."

"Na toll, ich weiß nicht ob jemand meines oder eines unserer befreundeten Völker es verstehen wird. Michael hatte wenigstens die Chance als Mensch zu leben", erwidere ich und setze mich auf den Boden.

"Ihr habt nicht gefragt, ob es sein Wunsch ist, oder?"

"Nein, haben wir nicht und ich bin mir nicht sicher ob dies der richtige Weg war. Doch es ist nun mal geschehen."

"Wisst ihr, was ihr damit angerichtet habt", fragt der Wraith und setzt sich mit etwas Abstand neben mich.

"Nein, anfänglich nicht. Es war uns nicht bewusst, welche Auswirkungen es auf euch hat" versuche ich zu erklären.

"Michael ist nun weder bei den Menschen noch bei den Wraith willkommen. Ihr habt ihm sein Leben genommen, welches er bisher führte."

"Wir müssen uns verteidigen", rechtfertige ich mich.

"Wieso seit ihr dann so anders als die Wraith", fragt er weiter und ich kenne die Antwort nicht.


John erschrak, jetzt hatte er diese Alpträume bereits unter der Dusche. Es half alles nichts, er musste mit jemandem sprechen. Er trocknete sich ab, zog sich die Uniform an und verließ das Quartier. Der erste Termin war Doktor Beckett und so wie er aussah, würde Carson sicherlich fragen, ob er gut geschlafen habe. Er konnte ihm ja schließlich nicht sagen, dass er die letzten Nächte immer denselben Alptraum hatte und die Kopfschmerzen nicht weg gehen würden. Aber so wie er aussah, würde es der Doc eh merken. Also machte er sich fertig und auf den Weg in die Krankenstation.

******

Es war noch ruhig auf Atlantis. Das hektische Treiben auf der Station hatte noch nicht begonnen und nur wenige Menschen waren unterwegs. John betrat den Balkon im Außenbereich der Stadt. Das Meer war ruhig, kleine Wellen umspielten die Landungsbrücke und die Sonne hatte sich rot über den Horizont erhoben. John genoss das Schauspiel, was ihn jedes Mal an die Erde erinnerte. Es sollte ja nicht heißen, er hätte nie die Sonne aufgehen sehen auf der Erde. Doch allein, ohne Menschen um ihn herum, schon lange nicht mehr.

"Colonel"

John hatte nicht bemerkt, dass Elizabeth den Balkon betreten hatte.

"Colonel", sprach sie ihn erneut an.

"Oh, Elizabeth. Guten Morgen, Sie sind auch ein Frühaufsteher. Ich habe Sie nicht kommen hören", erwiderte John, stützte seine Arme auf der Brüstung ab und blickte wieder auf das tiefblaue Meer.

Elizabeth trat näher und stellte sich neben ihn.

"Schöner Anblick. Erinnert mich an die Erde", versuchte Liz ein Gespräch zu beginnen.

"Ja, ist es", erwiderte John knapp. Er hatte eigentlich keine Lust mit ihr zu sprechen. Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte und die Fragerei nach seinem Gesundheitszustand hatte er langsam satt. Er war Soldat und wollte endlich wieder auf Missionen gehen und nicht in Atlantis Schreibtischarbeiten erledigen.

Elizabeth blickte John an. "Ich weiß, wie sich fühlen…"

"…wissen Sie nicht", unterbrach er sie. "Entschuldigung, ich wollte Sie nicht unterbrechen", korrigierte sich John.

"Schon in Ordnung, John. Sie haben einiges durchgemacht, was keiner durchleben sollte. Doch Sie sind hier. Hier bei uns und Sie leben, nach allem, was Ihnen angetan wurde", begann Elizabeth ruhig zu sprechen.

"Schon klar. Aber denken Sie nicht ich bin nützlicher da draußen, als hinter einem Schreibtisch", entgegnete John und sah dabei Elizabeth neugierig an. "Auch wenn Doktor Beckett mich weitere hundert Mal untersucht und noch mehr Blutproben nimmt, wird er sicherlich nichts finden", sprach er weiter und drehte sich wieder in Richtung Meer.

"Das ist nicht meine Entscheidung, dass ist eine medizinische", erwiderte Elizabeth "und dagegen kann ich nicht wirklich etwas machen. Sie sollten sich ausruhen und mehr Geduld haben."

"Geduld", fragte John und blickte Elizabeth durchdringend an und schüttelte mit dem Kopf.

"Okay, ich habe einen Termin beim Doc Elizabeth, dann will ich mich mal auf den Weg in die Krankenstation machen. Doktor Beckett wird bestimmt schon warten", entgegnete John und verließ den Außenbereich der Stadt.

Elizabeth blieb allein auf dem Balkon und schaute John nachdenklich hinterher.

******

Krankenstation

Er begab sich zu einer weiteren Untersuchung in die Krankenstation. Schon als er eintrat bemerkte er den skeptischen Blick des Doktors.

"Was ist los", fragte er, ließ sich auf einer der Behandlungsliegen nieder und machte seinen Arm frei.

Doktor Beckett desinfizierte die Stelle und nahm erneut eine Blutprobe. Er lockerte die Bandage und drückte ein Pflaster auf die Einstichstelle. Dann schaute er seinen Patienten genauer an.

"Sie sehen nicht gut aus", merkte er mit sorgenvoller Mine an. "Seit wann sind die Kopfschmerzen so intensiv", fragte er erneut.

John schaute auf seinen Arm. "Seit ich von diesem Planeten wieder zurückgekommen bin", antwortete er und rollte seinen Ärmel wieder herunter.

"Wo Sie in Gefangenschaft waren?"

"Nein, der Wraithplanet."

"Wenn Ihre Kopfschmerzen so schlimm sind, warum sind Sie nicht gleich gekommen? Wie ich es Ihnen gesagt habe", fragte Carson und reichte John eine Schmerztablette und holte ein Glas Wasser.

John nahm das Schmerzmittel ein und reichte Carson das leere Glas. "Was ist los Doc", fragte John und stützte sich auf der Untersuchungsliege ab.

Carson verschränkte seine Arme vor der Brust und schaute John nachdenklich an. "Es ist mir nicht gleich aufgefallen und ich konnte es auch erst nach mehreren Tests nachweisen."

"Was nachweisen?", wollte John wissen.

Carson räusperte sich und zeigt John sein Ergebnis auf dem Computer.

"Und? Was sehe ich da?", fragte John neugierig.

"Das sind die Blutwerte der letzten Tage und dies ist ein Blutwert bevor Sie in die Gewalt von Kolya geraten sind", erklärte Carson.

"Ja und?"

"In der letzten Blutprobe, konnte ich eine kleine Veränderung der Zellstruktur feststellen."

"Was bedeutet das jetzt? Werde ich ein Wraith", fragte John mit entsetzter Stimme.

"Nein, Sie werden kein Wraith. Wenn es so wäre, dann hätten Sie bereits die ersten Anzeichen einer Verwandlung", versuchte Carson John zu beruhigen.

"Was dann?", hakte John nach.

"Ich glaube, durch die Umkehrung des Nährungsprozesses, ist ein Teil der DNA des Wraith an Sie übertragen worden. Bei meinen Vergleichen mit den Proben des Wraith, habe ich dasselbe Gen bei ihm entdeckt. Es ist mir fast nicht aufgefallen"

"Blutsbrüder", rutschte es John raus.

"Wie Bitte?", fragte der Arzt verwundert.

"Der Wraith hat es mir gesagt, dass durch die Rückgabe des Lebens so was geschieht", entgegnete John.

"Was kann man dagegen tun?", erkundigte sich John.

"Nichts", erwiderte Carson und fuhr sich nachdenklich mit den Fingern durch sein Haar "Zumindest jetzt noch nicht. Haben Sie irgendwelche Veränderungen an sich bemerkt?"

"Außer, dass mir der Schädel platzt und ich andauernd Alpträume habe nichts", erwiderte John.

"Okay, wir sollten ein Gehirnscann machen, um zu sehen ob wir da eine Erklärung für die Kopfschmerzen finden. Dann wäre es sicher hilfreich, wenn Sie sich etwas entspannen. Vielleicht kann Ihnen ja Teyla helfen."

"Meditation?"

"Ja", fuhr Carson fort. "Das Unterbewusstsein hält Sie die Nacht wach und lässt Sie nicht zur Ruhe kommen. Sie müssen das Erlebte erst vollständig verarbeiten, dass geht mit Meditation oder durch Gespräche bei Doktor Heightmeyer."

"Ich bin nicht wirklich gut im meditieren Doktor und Psychologen, die mag ich nicht besonders", entgegnete John.

"Ich verstehe. Kommen Sie", erwiderte Carson und schob John in einen Nebenraum.

Mehrere Computer und eine Untersuchungsliege in der Mitte des Raumes, gaben dem Mediziner die Möglichkeit, einen vollständigen Scann des Körpers durchzuführen. Die besondere Untersuchungsliege kannte John bereits. Er hatte bereits das eine oder andere Male auf ihr gelegen, wenn er mal wieder verletzt von einer Mission kam.

"Ziehen Sie das an und legen Sie sich hin Colonel."

John nahm das weiße Hemdchen das Carson ihm reichte und schaute verdutzt. "Ist nicht Ihr Ernst?"

"Doch! Ich kann Sie nicht durch die Uniform untersuchen Colonel, also zieren Sie sich nicht so, wir sind allein hier", erwiderte Carson und machte das Gerät für die Untersuchung bereit.

John zog seine Uniform aus und setzte sich auf die Liege. "Was machen Sie jetzt Doktor", wollte er wissen und legte sich hin.

"Wir werden erst Ihren Kopf scannen um festzustellen, ob Veränderungen am Hirn oder an der Hirnrinde bestehen. Es muss ja eine Ursache für Ihre Kopfschmerzen geben. Danach einen kompletten Körperscann", antwortet der Mediziner. "Sie müssen jetzt ruhig liegen, es tut nicht weh und dauert nicht lange."

Carson stellte das Gerät ein und beobachtete die Anzeigen. Körperlich war John gesund, doch am Hypocalamus stellte er eine leichte Veränderung fest.

"Und", fragte John.

"Gleich", erwiderte Carson und beendete den Scann.

"Sie können aufstehen und sich anziehen. Ich kenne jetzt die Ursache Ihrer Schlafstörung."

"Schön und würden Sie mich bitte aufklären", forderte John Carson auf, während er sich wieder seine Uniform anzog.

"Ich vermute es hängt mit dem Hypocalamus zusammen. Es bewirkt, dass Sie nicht schlafen können. Das würde auch die erhöhten Werte aus dem Bluttest erklären."

"Wieso", wollte John wissen.

"Das kann mehrere Ursachen haben. Eine davon könnten die traumatischen Erlebnisse, während des Nährungsprozesses gewesen sein. Eine andere die Rückgabe der Lebensenergie durch den Wraith. Sie waren allein mit dem Wraith auf dem Planeten und als wir Sie fanden, waren Sie bewusstlos. Weiß der Geier, was in dieser Zeit passiert sein konnte. All diese Faktoren können dazu führen, dass Ihr Körper nicht den richtigen Schlafzyklus findet."

"Was kann man dagegen machen", erkundigte sich John verunsichert.

"Wie sie schon sagte, meditieren oder mit Dr. Heightmeyer sprechen", intonierte John und Doktor Beckett nickte zustimmend.

"Okay, dann werde ich mein Glück mit Teyla und der Meditation versuchen und wenn alle Stränge reißen, Doktor Heightmeyer aufsuchen."

Carson nickte, viel konnte er jetzt nicht für John machen. Er musste eine Möglichkeit finden, mit dem Erlebten fertig zu werden und dies konnte durchaus länger dauern.

******

Teylas Quartier

John stand bereits seit mehreren Minuten vor Teylas Quartier ohne, dass er geklopft oder geklingelt hat und wollte gerade umkehren als sie ihre Tür öffnete.

"John", sagte sie erfreut. "Wollten Sie zu mir?"

John begann zu stottern. "Ähm, ja wollte ich."

"Dann treten Sie ein", antwortet Teyla, trat beiseite und bat ihn mit einer einladenden Geste einzutreten.

"Ich muss mit jemanden sprechen", begann John und setzte sich unaufgefordert auf das Bett. Teyla trat näher und blickte ihn besorgt an.

"Ich bemerke schon seit längerem, dass Sie nicht mehr der John sind den ich kenne. In Ihnen nagt etwas und ich kann mir vorstellen, dass es mit den Erlebnissen auf dem Planeten zu tun hat", sagte sie sanft.

John nickte.

Teyla sprach weiter. "Nachdem ich Sie gesund auf dem Planeten gesehen haben, fiel mir eine Erzählung meines Volkes ein, die ich bisher vergessen hatte." John schaute Teyla von der Seite an. "Wovon handelt sie?

"Es gab in unserem Volk Berichte von Menschen, die gesund, stärker und jünger als zu vor von einem Wraithausdünnungszug zurückkehrten. Bisher hatte ich dies immer als Legende und Erzählung der Alten abgetan. Bis ich Sie sah, John."

Teyla legte sanft ihre Hand auf die des Colonels und blickte ihn lächelnd an.

"Mein Alpträume?", fragte John.

"Ich denke Sie haben jetzt wie ich Wraith DNA in sich und sind in der Lage sie zu spüren."

John hob ungläubig die Augenbrauen. "So was Ähnliches hat Carson auch gemeint", erwiderte er. "Hilft mir aber nicht wirklich meine seltsamen Träume zu verarbeiten, die ich seit mehreren Tagen habe und die mich nicht schlafen lassen."

"Vielleicht kann ich Ihnen helfen", entgegnete Teyla lächelnd und zeigte auf den Boden.

"Ich bin nicht gut in…"

"…in Meditation", fragte Teyla und John nickte. "Solange Sie nicht dabei einschlafen, wie Ronon", schmunzelte Teyla setzte sich auf den Boden und zeigte auf den Platz an ihrer Seite. John stand zögerlich auf und setzte sich neben Teyla. Er versuchte, ihren Anweisungen folgend, sein inneres Gleichgewicht herzustellen. Wieder drangen die seltsamen Bilder in sein Gedächtnis und wieder konnte er sie nicht deuten.

"Entschuldigung, ich kann mich nicht konzentrieren", sagte John und wollte wieder aufstehen. Doch Teyla berührte ihn an der Hand und nickte kurz mit dem Kopf.

"Erzählen Sie mir von den Bildern. Vielleicht können wir gemeinsam diese Bilder deuten" und drückte John mit festem Griff die Hand. John setzte sich erneut hin und begann zu erzählen.

"Er sagte immer - ich wüsste noch nicht alles von den Wraith. Deshalb nahm er mich mit. Aber nicht auf ein Basisschiff", erläuterte John.

"Wo dann", fragte Teyla erschrocken.

"Ich befand mich die ganze Zeit auf dem Planeten", erklärte John weiter.

Teyla blickte John neugierig an. "Sprechen Sie weiter."

"Ich befand mich auf einem Basisschiff. Die anderen Wraith ignorierten mich. War komisch. Ich hörte ihre Gespräche, konnte aber die Sprache nicht verstehen. Er nahm mich mit in den Thronsaal, wie er ihn nannte. Dort sah ich die Königin, die nicht nur Anführerin, sondern auch die Erschafferin der Wraith auf diesem Basisschiff war. Tausende von Kokons über ihr und sie brachte immer mehr zur Welt. Ich denke ihre Zivilisation funktioniert, wie ein Bienenvolk oder ein Ameisenvolk. Tausende von Helfern, tausende von Soldaten die sich um die Brut kümmerten. Gibt es keine Nahrung mehr dann ziehen sie weiter."

Teyla war ganz ruhig geworden und John machte sich etwas Sorgen.

"Ist was?", fragte er.

"Nein. Aber einiges verstehe ich jetzt besser", erwiderte Teyla und forderte John auf weiter zu erzählen.

"Sie sind durch Telepathie miteinander verbunden und spüren wenn einer in ihrem Volk in Gefahr ist oder getötet wird. Sie kommen ihn holen und ihre Rache ist furchtbar."

"Das wissen wir bereits", entgegnete Teyla.

"Sie sterben, es sind zu viele, die sie ernähren müssen. Ihre Art wird untergehen, zum einen weil sie nicht mehr geeint vorgehen, sondern in einzelnen Gruppen operieren und zum anderen, weil einzelne Basisschiffe in Kämpfe mit einem Feind verwickelt sind, denn sie nicht bekämpfen oder gewachsen sind."

Teyla blickte John wieder von der Seite an. "Ein Feind den sie nicht bekämpfen können?"

"Ich habe keine Ahnung, wer dieser Feind sein soll", sagte John, stand auf und lief in Teylas Quartier auf und ab.

"Das sind interessante Nachrichten", entgegnete Teyla. "Haben Sie Doktor Weir davon in Kenntnis gesetzt?", wollte sie wissen und stand ebenfalls auf.

"Nein, habe ich nicht. Ich habe keine Informationen darüber. Vielleicht kann mir mein komischer Freund irgendwann weiterhelfen. Ich spüre ihn im Moment nicht", antwortete John und setzte sich wieder hin. Er rieb sich die Schläfen, wieder dieser pochende Schmerz. Teyla trat zu John und hob mit ihrer Hand Johns Kopf vorsichtig an.

"Ich helfe ihnen zu meditieren, dann werden die Schmerzen vorübergehen und sie sind in der Lage ihr Unterbewusstsein besser zu kontrollieren."

Beide setzten sich auf den Boden und begannen damit Atemübungen zu machen.

******

Einige Zeit später

John fühlte sich besser und dank Teylas Hilfe hatte er auch einigermaßen die Kopfschmerzen im Griff. Er machte sich auf den Weg zur Krankenstation. Doktor Beckett konnte er nicht finden. Also ging er weiter und fand ihn in Elizabeths Büro.

"John", lächelte Elizabeth als er eintrat. John nickte kurz zu Doktor Beckett und setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.

"Ich muss Ihnen was sagen", begann John.

"Teyla hat mich bereits informiert", erklärte Elizabeth.

"Na das ging aber schnell", lächelte John und blickte dabei Carson an.

"Allerdings andere Informationen, als die, die ich bereits Teyla gegeben habe, habe ich nicht. Also ich weiß nicht, wer oder was dieser Feind ist und ich weiß auch nicht, ob wir ihn im Kampf gegen die Wraith gewinnen können."

"Schon klar", erwiderte Elizabeth und stand auf. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah John durchdringend an. "Wenn er wieder Kontakt zu Ihnen aufnimmt, dann will ich darüber informiert werden."

"Ja", antwortete John und stand ebenfalls auf. Sein Blick ging erneut zu Carson. "Kann ich meinen Dienst wieder aufnehmen Doc?", fragte er.

Carson nickte. "Wenn es Probleme gibt, kommen Sie sofort…"

"Ja, Doktor", unterbrach ihn John und verließ das Büro. Carson und Elizabeth schauten ihm sorgenvoll hinterher.

******

John betrat nach einem langen Tag endlich sein Quartier. Der Stapel an unerledigten Akten war immer noch da, doch dafür war er heute einfach zu müde. Er setzte sich auf sein Bett, zog sich die Schuhe aus und legte sich zurück. Es dauerte nicht lange und er schlief das erste Mal ohne Alpträume und Kopfschmerzen ein.


weiter: Blutsbrüder, Part 2
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.