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Weihnachtsbesuch und Holzklötzchen von Aello

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Vorwort

Anmerkung: "I must have been stoned-crazy" (Londonbeat), besser hätte ich selbst es nicht sagen können. Für Cat und Arana, die wissen, wieso. Eigentlich könnte das auch zu Ostern spielen, aber irgendwie habe ich die Idee nicht mehr aus dem Kopf bekommen, nachdem ich mit Arana diese eine Unterhaltung geführt habe...

Lose Fortsetzung von "Holzklötzchen und Haselnüsse", kann aber auch allein gelesen werden.

Spielt sehr deutlich nach Staffel 10 SG1 und Staffel 5 SGA!

Geschrieben für den Adventskalender des Stargate Palace 2006

Jack zupfte nervös an seinem Kragen, als er neben Daniel den vom Schnee frei geräumten Gartenweg entlang zum Haus schritt.

Fast sechs Jahre waren vergangen, seit er Carter das letzte Mal gesehen hatte. Als sie noch Carter hieß.

Sie hatte ihm eine Karte geschickt und ihn zur Hochzeit eingeladen. Er war nicht hingegangen. Er hatte sich immer gesagt, es wäre einfach zeitlich nicht machbar gewesen. Es war nicht so, dass er es ihr nicht gönnte, glücklich zu sein. Aber es hatte Momente gegeben, in denen er sich einzureden versucht hatte, dass sich die Dinge zwischen ihnen ändern könnten, wenn er nicht mehr ihr Vorgesetzter wäre.

Einmal hatte sie ihn in Washington besucht und es war, gelinde ausgedrückt, eine Katastrophe gewesen. Die Dinge zwischen ihnen hatten sich nicht geändert, Carter hatte ihn immer noch mit seinem Rang angesprochen und sie anzufassen hatte sich in seinen Phantasien weitaus besser angefühlt.

Er schüttelte den Gedanken ab und ließ seinen Blick über den verschneiten Garten wandern. Zwei Schlitten lagen umgeworfen auf dem Rasen, der an manchen Stellen grün und braun durchschimmerte und ein einzelner kleiner blauer Handschuh. Jack lächelte wehmütig.

Ein gellender Schrei drang aus dem Haus, gefolgt von ärgerlichem Rufen.

"Auf in die Schlacht!", murmelte Daniel aufmunternd, als er Jacks Blick bemerkte. Er ahnte, dass es für Jack um einiges schwieriger sein würde, Sam nach all den Jahren wieder zu sehen. Sie hatten nie darüber geredet, aber Jack war Sam wohl näher gewesen, als er sich selbst einzugestehen bereit gewesen war. Wenn er nicht so ein alter Sturkopf gewesen wäre, dachte Daniel, dann würde Sam nun vielleicht seinen Namen tragen und seine Kinder großziehen.

Jack holte tief Luft und klopfte an die Türe.

"Moment", hörten sie Sam laut rufen, leiser und kaum hörbar fügte sie etwas hinzu.

Daniel sah ihn zwinkernd an. "Es wird schon nicht so schlimm werden!"

Bevor Jack etwas erwidern konnte, wurde die Türe einen Spalt geöffnet. Ein etwa fünfjähriger, dunkelblonder Junge sah erwartungsvoll zu ihnen hoch. "Habt ihr Geschenke mitgebracht?"

"Jakob!", wies ihn eine männliche Stimme aus dem Hintergrund zurecht.

Jakob rollte mit den Augen, trat ein paar Schritte zurück und ließ sie herein. Als er die große Tüte in Daniels Hand sah, ging ein Strahlen über sein Gesicht.

Daniel streckte ihm die Hand entgegen: "Hallo Jakob, ich bin Daniel und das ist Jack. Und ja, wir haben Geschenke mitgebracht." Er lächelte dem Jungen verschwörerisch zu und trat ins Haus. Der warme Duft von Kuchen und Tannenzweigen umfing ihn und seine Brille begann zu beschlagen.

"Hallo Jack", sprudelte der Junge hervor, ohne Jack wirklich anzusehen und griff nach Daniels Hand. Verwundert sah Jack Daniel und dem Jungen hinterher und schloss langsam die Türe.

"Daniel", rief Sam von irgendwoher, "hängt doch eure Mäntel an die Garderobe, ich komme gleich."

"Können vor Lachen", erwiderte Daniel, warf Jack über die Schulter ein Lächeln zu und gestikulierte entschuldigend mit der Hand, in der er noch die Tüte hielt.

Seufzend löste Jack den Schal um seinen Hals und sah sich verstohlen um. Es war offensichtlich, dass in diesem Haus Kinder lebten. Kleine Schuhe in verschiedenen Größen, bunte Mützen, Schals und Handschuhe, Hausschuhe und Spielsachen lagen bei der Garderobe und Kinderzeichnungen und Stundenpläne waren an der Wand befestigt. Langsam zog er seine Jacke aus.

*

"Mama", rief Jakob, mit Daniel im Schlepptau die Küche betrat. "Aber jetzt sind sie da. Jetzt krieg' ich doch ein Stück Kuchen!"

Sam, die gerade die Kaffeemaschine befüllte, lachte und drehte sich um.

"Hallo Daniel", sie lächelte entschuldigend. "Entschuldige bitte, aber..." Sie zuckte mit den Schultern und strich Jakob über den Kopf. "Nun lass ihn doch erst mal seine Jacke ausziehen, Jakob."

Daniel grinste. "Wenn's ums Essen geht, ist er ganz der Papa."
 
*

Jack hörte Schritte auf der Treppe, als er seine Jacke einfach über eine andere Jacke hängte, da kein Haken mehr frei war. Er zögerte einen Moment, dann drehte er sich langsam um.

"McKay."

Rodney McKay schritt langsam die Treppe herunter, ein Baby an die Brust gedrückt, dessen Rücken er sanft massierte, das Fläschchen noch in der Hand.

"O'Neill", erwiderte Rodney mit einem ironischen Lächeln.

Einen Moment musterten sich die Männer abschätzig und Jack kam sich ein wenig vor wie in einem billigen Western, in dem sich die beiden schießwütigen Helden mit den Händen an den Hüften, zum Schuss bereit, belauerten.

Es war aber auch eine seltsame Situation. Jahrelang waren Sam und er umeinander herum geschlichen und hatten es einfach nicht auf die Reihe gebracht, die Dinge, die zwischen ihnen standen, auszuräumen. Sie waren beide nicht bereit gewesen, berufliche Abstriche zu machen. Was hatte er erwartet? Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, genau wie er.

Aber ausgerechnet McKay? Der Kerl war ein Idiot! Zugegebenermaßen hatte er auf der Atlantis-Mission einige wissenschaftliche Sensationen zuwege gebracht, aber...

Bevor Jack dazu kam, in Gedanken fortzufahren, rülpste das Baby auf Rodneys Armen und die Miene des glücklichen Vaters verfinsterte sich.

"Manchmal glaube ich, sie holt das nach, was ihre Mutter gern gemacht hätte", erklärte er trocken mit leicht zusammengekniffenen Augen.

Jack lächelte und der Bann war gebrochen.

Es war kein Geheimnis gewesen, dass McKay und Carter sich vom ersten Moment an spinnefeind gewesen waren. "Charlie hatte das auch, als er etwa drei, vier Monate alt war", erwiderte er und dachte daran, wie viele Hemden Charlie ihm versaut hatte.

Rodney sah ihn mitleidig an und reichte ihm das Fläschchen. "Wenigstens hat sie diesmal nicht auf mein Lieblingshemd gespuckt, sondern auf das Tuch." Er drehte sich ein wenig zur Seite und Jack konnte das Tuch sehen, dass auf Rodneys Schulter lag. Rodney legte seine Hand in den Nacken des Babys und legte es
an die andere Schulter, dann wischte er vorsichtig seinen Mund mit einem Zipfel des Tuchs ab.

Jack drehte das Fläschchen in seinen Händen und sah Rodney verwundert zu. Wie hatte sich der Mann verändert! Äußerlich war er noch der Selbe, nur seine Schläfen waren ein wenig angegraut. Den Rodney McKay, den er im SGC kennengelernt hatte, war ein schlecht angezogener, egomanischer Soziopath gewesen, der andere mit Herablassung und triefendem Zynismus bedacht und sich selbst für das größte jemals lebende Genie gehalten hatte.

Nun stand vor ihm ein Mann in ausgewaschenem Pullover, Jeans und in geringelten Wollstrümpfen, dem gerade seine kleine Tochter auf die Schulter gespuckt hatte. Der so gar nichts Geniales an sich hatte und den das offensichtlich auch nicht weiter störte.

"Wie heißt sie denn?", fragte Jack, als Rodney das Tuch von seiner Schulter nahm, über das Treppengeländer legte und der Kleinen liebevoll über den Kopf strich.

"Ha!", machte er und in seinen Augen blitzte es. "Joy." Er schüttelte den Kopf, doch als die Kleine mit der Hand nach seinem Pullover griff, lächelte er. Er griff nach der kleinen Hand und setzte ein wichtiges Gesicht auf.

"Eigentlich Jocelyn", erklärte er Jack. "Nach Jocelyn Bell Burnell, die während ihres Studiums 1968 den ersten Pulsar entdeckte. Eigentlich hätte sie ja einen Nobelpreis bekommen sollen, aber die Lorbeeren hat ihr Vorgesetzter Hewish..."

Jack schüttelte den Kopf und drückte ihm das Fläschchen in die Hand. "Manche Dinge ändern sich einfach nicht."

"Wie meinen Sie das?"

Bevor Jack erklären konnte, wie er das meinte, trat Daniel mit der Jacke in der Hand in den Flur.

*

Daniel lächelte, als er sich mit der Tasse in der Hand gegen die Rückenlehne des Sofas sinken ließ und sich ein wenig aus der Unterhaltung zurückzog.

Sie hatten im Wohnzimmer auf zwei bequemen Sofas Platz genommen, zwischen denen ein niedriger Holztisch stand. Neben der Terrassentüre stand noch ein geschmückter Tannenbaum. Jakob war nach drei Stücken Kuchen (ohne Zitrone und Nüssen, wegen Rodneys und Jakobs Allergien) aus dem Haus gestürzt, als er im Garten den Nachbarsjungen gesehen hatte.

Nun saß Sam mit übereinander geschlagenen Beinen, den Arm auf der Lehne aufgestützt und die Hand in Rodneys Nacken gelegt, entspannt auf dem anderen Sofa. Rodney, der zufrieden lächelnd die kleine Jocelyn im Arm hielt, tauschte mit Jack Anekdoten aus, wie es nur Väter konnten.

Er hatte die Befürchtung gehabt, dass dieses Treffen in einer völligen Katastrophe enden und den Graben zwischen Sam und Jack noch weiter vertiefen könnte.

Als Jack vor fast sieben Jahren nach Washington gegangen war, hätte er gewettet, dass es kein Jahr dauern würde, bis Sam ihn anrufen und ihm sagen würde, dass sie und Jack nun ein Paar wären.

Angerufen hatte sie ihn, und von einem Besuch in Washington hatte sie auch berichtet. Was genau passiert war, hatten ihm weder Jack noch Sam verraten. Aber kurz darauf war sie nach Atlantis gegangen und ein paar Monate später, nur wenige Wochen nach Carson Becketts Tod, hatten sie und Rodney sich wieder auf die Erde versetzen lassen, um zu heiraten.

Doch Jacks anfängliche Zurückhaltung hatte sich gelöst, er saß neben ihm, entspannt an seinem Kaffee nippend und hin und wieder verstohlene Blicke auf Rodney werfend. Vermutlich konnte er immer noch nicht fassen, was die beiden verband.

Sam und Rodney waren wie Feuer und Wasser gewesen, als sie sich das erste Mal getroffen hatten. Militär und Wissenschaft. Fast wie bei ihm und Jack, sinnierte Daniel.

Zwei entgegengesetzte Geisteshaltungen, die aufeinander trafen. Der eine so unnachgiebig wie der andere. Sie hatten sich gehaßt und lauthals gestritten. Nicht, weil sie so verschieden waren, sondern weil sie sich ähnlicher waren, als sie sich eingestehen konnten. Zumindest in ihrer konsequenten Art, wenn sie der festen Ansicht waren, Recht zu haben. Und am Ende hatten sie doch zueinander gefunden.

Jack hatte sich damals geweigert, Sams Einladung zur Hochzeit anzunehmen. Es wäre zeitlich nicht machbar gewesen, nach Kanada zu fliegen, hatte er als Ausrede angebracht.

Daniel hatte Jack zu gut gekannt, um es einfach für gekränkten, männlichen Stolz zu halten.

Was es war, hatte er erst begriffen, als er zwei Jahre später Jack in Washington besucht hatte, um ihn zu überreden, zu Jakobs Taufe mitzukommen.

*

"Ich kann nicht." Mit gequältem Ausdruck sah Jack ihn einen Moment an, dann wandte er sich ab.

"Warum nicht?", bohrte Daniel weiter. "Ist es verletzter, männlicher Stolz? Jahrelang hast du sie hingehalten, schön praktisch auf Armeslänge Abstand. Du hast sie nah genug an dich heran gelassen, dass sie in der Hoffnung leben konnte, dass du eines Tages doch noch bereit wärest, es mit ihr zu versuchen. Aber nie nah genug, um eure ach so wichtigen Regeln zu verletzen. Was denkst du, warum sie Pete den Laufpass gegeben hat?"

"Ich habe nie von ihr verlangt, dass sie das tun soll."

"Nein, natürlich hast du das nicht! Dafür bis du viel zu klug. Denn das wäre eine definitive Aussage von dir gewesen." Wütend ballte Daniel seine Hände zu Fäusten. "Statt dessen hast du subtil gegen Pete gestichelt, weil du genau wußtest, wie sehr sie Wert auf deine Zustimmung legt. Und nun erzähl mir nicht, das hättest du nicht gemerkt! Und sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede."

Langsam drehte Jack sich um.
 
"Daniel. Ich kann nicht."

"Warum? Erklär' es mir, Jack! Weil sie mit einem anderen Mann schläft? Weil sie es geschafft hat, sich etwas aufzubauen, ohne darauf zu hoffen, dass du sie eines Tages wie der Ritter in weißer Rüstung in dein Traumschloss entführst? Weil du sie noch immer begehrst und es nicht erträgst, dass sie Rodneys Frau geworden ist?"

Jack packte seine Schultern und sah im fest in die Augen. Erst da bemerkte Daniel den schmerzerfüllten Blick in Jacks Augen.

"Ich gönne es ihr. Ich gönne es ihr wirklich. Aber erwarte nicht von mir, dass ich daneben stehe und zusehe."

Verwirrt musterte Daniel Jacks Gesicht. Plötzlich begann er zu begreifen. "Charlie?", flüsterte er. "Oh, Gott, es tut mir leid. Es tut mir so leid, Jack." Ohne darüber nachzudenken, schlang er seine Arme um Jack und zog ihn an sich. "Es tut mir leid..."

Einen Moment stand Jack steif vor ihm, dann brach der Damm. Jack legte seine Arme um Daniels Schultern und Daniel konnte ihn still in seinen Nacken weinen spüren.


*

"Daniel", Jacks Ellbogen in seiner Seite riss ihn aus seinen Gedanken. "Carter redet mit dir."

"Bitte?", Daniel sah verwirrt auf.

"Carter-McKay", verbesserte Rodney, während Sam in Daniels Richtung lächelte.

"Müsst ihr heute noch zurück?"

Aus den Augenwinkeln sah Daniel wie Jack die Tasse absetzte. "Sind ja nur ein paar tausend Meilen..." Jack zögerte einen Moment, sah stirnrunzelnd von Sam zu Rodney, dann fuhr er fort: "Sam."

"Wow, Sir", sie betonte den Titel mit ironischem Unterton. "Wenn ich gewusst hätte, dass es einen Doppelnamen braucht, damit Sie meinen Vornamen aussprechen, hätte ich schon viel früher geheiratet."

"An mir lag es nicht!", meinte Rodney mit bemüht ernster Miene. "Ich wusste ja von Anfang an, dass du mich unwiderstehlich findest..."

"Er konnte das nur nicht so richtig zeigen, was?" Sam zwinkerte Jack zu und Daniel grinste.

Er freute sich wirklich, Sam so glücklich und entspannt in Jacks Gegenwart zu sehen. Er hatte Monate gebraucht, bis er sich eingestanden hatte, warum ihm die Sache mit Sam und Jack so nahe gegangen war. Er hatte sich nicht aus altruistischen Gründen für Sam und Jack eingesetzt, weil sie seine Freunde waren, die einen Schubs hätten brauchen können. Sams Heirat war so etwas wie ein Katalysator gewesen, und er hatte begriffen, dass er nicht wegen Jacks Verhalten gegenüber Sam so wütend war, sondern dass er auf sich selbst wütend war. Dass all das, was er Jack vorgeworfen hatte, auch und vor allem für sich selbst galt. Seine eigene Unfähigkeit, Jack das zu sagen, was er für ihn empfand.

"Ich...", begann Rodney, doch Sam unterbrach seinen Verteidigungsversuch, indem sie sich an die Stirn griff und eine blonde Locke um den Finger wickelte.

"Ich sag nur ein Wort, mein Lieber: blond."

Jack sah Daniel fragend an, doch Daniel zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung, worauf Sam anspielte.

"Warum werden Sie denn plötzlich so rot, McKay?", fragte Jack beiläufig und lehnte sich lässig ins Sofa zurück.

"Offensichtlich hat Sam etwas angesprochen, das ihm irgendwie peinlich ist", hackte Daniel in die gleiche Kerbe und zwinkerte Rodney zu, dessen Wangen immer dunkler wurden.

"Findet ihr nicht auch, dass Weihnachten immer viel zu plötzlich kommt und auch wieder viel zu schnell vorbei ist?"

Jack musterte Rodney und unterdrückte ein Grinsen. "Netter Versuch, McKay, aber so einfach kommen Sie aus der Nummer nicht raus."

Plötzlich hielt er inne und griff hinter sich zwischen die Sofakissen. Als er den Arm wieder hervorzog, hielt er einen kleinen, roten Holzquader in der Hand.

"Ich glaube, ich habe ein geheimes Versteck entdeckt."

Sam seufzte. "Ja, Jakob lässt seine Holzklötzchen einfach überall herumliegen."

Versonnen lächelnd sank Jack zurück gegen die Lehne und schloss die Finger um das kleine Stück Holz.

"Als Charlie etwa in Jakobs Alter war hat er diese Dinger geliebt", begann Jack und rieb mit dem Daumen an der schmalen Seite des Holzstückchens, das aus seiner Faust ragte.

"Ich erinnere mich an ein Weihnachten... Charlie zeigte mir, wie man richtig einen Turm aus Bauklötzen baut, als er plötzlich von irgendwas abgelenkt wurde. Wir hatten eine große Tanne im Garten, in dem sich ein Eichhörnchen eingenistet hatte. Und das hatte er gesehen und wollte es unbedingt füttern."

Er stockte und legte das Holzklötzchen mit einer langsamen Bewegung auf den Tisch.

Daniel fing Rodneys Blick auf, der von Jack zu Sam und zurück und dann zu ihm wanderte.

"Oh, Daniel, da fällt mir ein, ich wollte dir noch unbedingt etwas zeigen!" Mühsam stemmte er sich aus dem Sofa und nickte in Richtung Flur.

"Äh, ja...", murmelte Daniel mit einem Seitenblick auf Jack und folgte Rodney aus dem Zimmer.

*

Schweigend lag Jack auf dem Rücken und starrte in der Dunkelheit an die Decke. Daniel lag gleichmäßig atmend neben ihm und schlief wahrscheinlich schon tief und fest.

All die Jahre verschwendet, dachte er. Er war Sam all die Jahre, die er in Washington verbracht hatte, aus dem Weg gegangen. Weil er es nicht ertragen hatte, dass sie das hatte, was er sich immer erträumt hatte. Familie und Kinder. Einen verständnisvollen Partner, der ihn so nahm, wie er war.

Jahrelang, während er ihr Vorgesetzter war, hatte er sich eingeredet, dass sie die Frau wäre, mit der er wieder Kinder haben wollte. Er hatte es als Verrat empfunden, dass sie nach Atlantis gegangen war und später McKay geheiratet hatte. Die ganzen alternativen Universen, in denen sie verheiratet waren...

Bis ihm irgendwann klar geworden war, dass es nicht um Sam ging, sondern um eine Vorstellung, die er von seinem Leben gehabt hatte, bevor Charlie gestorben war. Sam stand für etwas, das immer nahe genug gewesen war, um ein Anreiz zu sein, aber dennoch außer Reichweite. Sie war der einfache Ausweg gewesen, die logische Alternative. Und er hatte sie nie haben können, wegen der Regeln.

Es war niemals um Sam gegangen. Sondern um Daniel. Immer nur um Daniel.

Der in sein Leben getreten war und ihn völlig überrumpelt hatte und in ihm Gefühle geweckt hatte, die er nicht hätte haben sollen. Die er sich erst eingestanden hatte, nachdem ihn Daniel wütend zur Rede gestellt hatte, weil er nicht zur Taufe von Sams und Rodneys Baby hatte fliegen wollen.

"Charlie?", hatte Daniel geflüstert. "Oh, Gott, es tut mir leid. Es tut mir so leid, Jack." Daniel hatte seine Arme um ihn geschlungen und ihn an sich gezogen. Er hatte seinen Tränen freien Lauf gelassen und plötzlich begriffen, dass er nicht wegen Sam trauerte, sondern wegen Daniel, dem er nie seine Gefühle zu gestehen gewagt hatte.

Jack lächelte wehmütig, als er an ihre erste gemeinsame Nacht dachte. Er, General Jack O'Neill, hatte weinend in den Armen eines völlig verdutzten Daniel gelegen, der ihn einfach nur gehalten hatte.

Seufzend drehte er sich auf die Seite und rückte näher an Daniel.

"Danke", flüsterte und legte seinen Arm um Daniels Mitte.

"Wofür?", murmelte Daniel schläfrig und drückte Jacks Hand.

"Für alles", erklärte Jack. "Mich nach Kanada zu entführen, mich dazu zu bringen, mit Carter..."

"Carter-McKay", unterbrach ihn Daniel glucksend.

"Klugscheißer!", entgegnete Jack schüttelte den Kopf. "Mit Sam zu reden. Du weißt schon..."

"Hm..."

Eine Weile lagen sie schweigend aneinander gekuschelt. Dann unterbrach Daniels Stimme die Stille. "Woran denkst du, Jack?"

"Ich frage mich immer noch, was McKay zu ihr gesagt hat."

*

"Rodney", murmelte Sam verschlafen. "Mach das Licht aus und hör auf, mich zu nerven!"

Rodney löschte das Licht und rutschte näher an Sam heran. "Was die beiden wohl gerade machen?" Er fuhr mit dem Zeigefinger über ihre nackte Schulter und küsste ihren Nacken.

"Wenn sie nicht schlafen?"

"Hmm." Rodneys Hand glitt unter die Bettdecke.

"Jack wird sich fragen, was du zu mir gesagt hast und wenn Daniel es ihm nicht verrät, dann..."

Rodney zog seine Hand zurück und knipste das Licht wieder an. "Du hast es ihm doch nicht etwa gesagt?" fragte er entgeistert.

Sam rollte sich auf den Rücken und wischte sich mit der Hand über die Augen. "Was gesagt?"

"Du weißt genau, was ich meine, Sam."

"Ach, das mit der dummen Blondine?" Sam blinzelte ihn schlaftrunken an und verkniff sich ein Grinsen.

"Ich bin tot!", murmelte Rodney und rieb sich nervös die Hände. "Ich bin so tot!"

Kopfschüttelnd legte ihm Sam die Hand an die Wange. "Schätzchen, du hast in der Pegasusgalaxie mit viel schlimmeren Gegnern zu tun gehabt."

"Da hatte ich meistens noch Ronon in meinem Team zur Verteidigung. Und ich fürchte, Jakob ist als Sparringspartner auch nicht..."

"Rodney", unterbrach ihn Sam und küsste ihn sanft. "Es ist Weihnachten. Das Fest der Liebe. Ich denke nicht, dass die beiden dir ausgerechnet jetzt ans Leder wollen."

"Oh, wie beruhigend. Du denkst, sie warten damit bis Neujahr?"

"Du bist süß, wenn du panisch bist", stellte Sam grinsend fest.

Stirnrunzelnd sah Rodney zu Sam hinunter. "Manchmal frage ich mich, was du an mir findest?"

"Wenn du das Licht ausmachst, zeig ich es dir vielleicht."


fin

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