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36 von Aello

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Vorwort

Slash - das bedeutet, zwei erwachsene Menschen des gleichen Geschlechts tun Sachen, die manche Leute nicht lesen wollen. Wenn dich der Gedanke abschreckt, dass sich bspw. zwei Männer küssen, dann lies bitte nicht weiter!

A/N: Ich hatte da ein Bild im Kopf von der Hundemarke (ich fürchte, ich entwickle hier einen Fetisch...) doch dann kam mir Shakespeare dazwischen und das ist das Ergebnis. (-; Schuld ist Frau Hotz-Davies und ihre wirklich phantastische zweiteilige Vorlesung "Same Sex Desire" - ich seh' überall nur noch Slash... (-; (06./07.10.05)

Fortsetzung von "Kommandokette" - kann aber auch allein gelesen werden...

Ich kann deutlich Daniels Blick auf meiner Brust spüren. So deutlich, wie ich die Kette mit den Erkennungsmarken spüren kann.

Einsatzbesprechung.

Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass diese keine der Missionen sein wird, die in kürzester Zeit erledigt sind. Vor allem, wenn ein SG-Team seit 4 Stunden überfällig ist und irgendwelche blutrünstigen Eingeborenen ihre Finger im Spiel haben. Ich kenne die Prozedur. Am liebsten würde ich selbst mit der Waffe in der Hand für die sichere Rückkehr meiner Leute sorgen, aber diesmal bin ich es, der am Kopf des Besprechungstisches sitzt, die Entscheidungen treffen und die Verantwortung übernehmen muss. Während andere ihren Allerwertesten in die Schusslinie bewegen, muss ich meinen auf einem - zugegebenermaßen sehr bequemen - Sessel breitsitzen und Däumchen drehen, bis alle hoffentlich gesund und munter wieder zurück in der Basis sind.

Und das nach mehreren Stunden Durcharbeiten von ödem Papierkram - an einem zu früh begonnenen Morgen nach einer zu kurzen Nacht, die ich noch nicht einmal in meinem eigenen Bett verbracht habe. Schließlich konnte ich nicht ahnen, dass dieser Notfall eintreten würde; manchmal bin ich einfach nur ein Kerl, der Zeit mit seinem stürmischen, jüngeren Liebhaber verbringen will. Carter fasst die Ergebnisse der Aufzeichnungen des UAVs von vor knapp sechzig Minuten zusammen und wenn ich den Kopf nur ein wenig drehen würde, um Daniel anzusehen, der zwischen Carter und mir sitzt, könnte ich sicher sehen, wie seine Lippen lautlos die "36" formen. Selbst wenn er es ausspräche, für Teal'c, Carter, die Mitglieder von SG-4 und SG-7 und Dr. Lam wäre es lediglich eine Zahl. Das war es für mich auch - zuerst, an dem Morgen "danach" vor so ziemlich genau 4 Monaten.

*

Nachdem ich den festen Vorsatz gefasst hatte, den Dienst zu quittieren, um das zu tun, was ich seit Monaten hatte tun wollen - Daniel zu küssen. Ich hatte ihn geküsst an jenem Abend und war am darauf folgenden Morgen neben ihm aufgewacht. Er hat mich überredet, den Dienst nicht zu quittieren - mit wirklich überzeugenden Argumenten. Als ich nach einem sehr knappen, gemeinsamen Frühstück mit Daniel und einer langen, einsamen Fahrt zur Basis mein Büro betrat, fand ich einen gelben Klebezettel auf meinem Schreibtisch.

"36, D."

Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich herausgefunden hatte, was es damit auf sich hatte.

Es war Daniels Schrift, das hatte ich auf den ersten Blick erkannt, aber was er mit der Zahl meinte, war mir  ein Rätsel. Ich vermutete natürlich sofort, dass es ein Hinweis auf irgendein klassisches Zitat war. Die Bibel, Daniel in der Löwengrube, oder was in der Art. Die Psalmen zumindest waren ein Fehlschlag. "Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und seine Wahrheit, so weit die Wolken gehen." Ich konnte nichts damit anfangen und mir auch nicht vorstellen, dass Daniel mir ausgerechnet damit etwas sagen wollte. Nachdem ich fast eine Stunde lang im Internet gesucht und die Bibel und die Klassiker, die mir in den Sinn kamen, auf die Zahl "36" abgeklopft hatte, griff ich nach dem Telefonhörer.

"Grüße von Marcus Antonius", meinte er nur und ich war so klug wie zuvor.

Ich glaube, ich saß fünf Minuten da und starrte auf den Telefonhörer, grübelnd, was er damit meinte. Es war wirklich nicht einer meiner hellsten Momente, und ich wette, Daniel hat sich bei dem Gedanken an mein dummes Gesicht kaputt gelacht. Als das Telefon klingelte, dachte ich zuerst, es wäre Daniel, der mir ein wenig auf die Sprünge helfen wollte. Es war Dr. Weir, die mich zu sich bat - und mir meine Beförderung zum Brigadier General und damit die Ernennung zum Leiter des Stargate-Centers übermittelte. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, was das bedeutete. Nicht mehr zusammen mit Daniel zu Missionen aufzubrechen, würde einige Probleme aus der Welt schaffen - uns aber auch vor etliche neue stellen.

Nachdem ich Daniel, Teal'c und Carter die Neuigkeit erzählt und mir zahlreiche Glückwünsche und gute Ratschläge - Neuigkeiten verbreiten sich in der Basis verdammt schnell - angehört hatte, beschloss ich, mich ein wenig abzulenken. Schließlich hatte ich noch ein Rätsel zu lösen.

Zurück in meinem Büro - das noch mein Büro war - gab ich den Namen "Marcus Antonius" in die Suchmaschine im Internet ein. Vom Hinweis auf den römischen Feldherren, der in einer Tragödie bei Shakespeare eine zentrale Rolle spielt, auf die Idee zu kommen, die Zahl nicht auf arabisch, sondern auf römisch - in Verbindung mit Shakespeare in die Suchmaschine einzugeben, brauchte ich eine Weile. Aber schließlich landete ich bei Shakespeares Sonetten.

"Ich will dich niemals vor der Welt bekennen,
Denn meine Schuld wird deine Schande dort.
Du sollst nicht ehrend meinen Namen nennen,
sonst nimmst du Ehre deinem Namen fort."


Es war seltsam, diese Zeilen zu lesen und ich hatte einen Moment der Erkenntnis, in dem ich plötzlich Daniel und seine Faszination für versunkene Kulturen verstehen konnte. Irgend jemand hatte etwas vor so langer Zeit in einem anderen Land auf einem anderen Kontinent zu Papier gebracht und es hatte nicht nur die Jahrhunderte überdauert, sondern auch für mich in jenem Moment, in dem ich in diesem Bunker hunderte Meter unter der Erde an einem PC saß und diese Zeilen las, immer noch eine Bedeutung. Besonders, nachdem ich kurz zuvor befördert wurde und eine mögliche Entdeckung meiner Beziehung zu Daniel wirklich sehr ernsthafte Konsequenzen für uns beide hätte haben können. Aber ich war nicht bereit, nach all der Zeit, die ich mich heimlich nach ihm gesehnt und nachdem ich endlich den Mut aufgebracht hatte, ihm meine Gefühle zu gestehen, zu beenden, was kaum begonnen hatte. Offensichtlich war Daniel es auch nicht und mir war klar, dass sich zwischen uns einiges ändern würde.

Ich will Daniel auch jetzt nicht verleugnen und ich bin auch über den Punkt hinaus, mich meiner Gefühle für ihn zu schämen. Doch ich habe begriffen, dass das, was uns verbindet, mehr als nur körperliche Anziehungskraft ist - auch wenn wir manchmal so verrückt nacheinander sind, dass wir es fast nicht von der Haustüre zum Schlafzimmer schaffen. Aber wer schafft das schon in den ersten Wochen einer Beziehung, wenn noch allein der Gedanke an den nackten Körper des anderen genügt, um einen heiß zu machen? Wäre Daniel einfach nur irgendein Typ, den ich aus dem Fitness-Studio kenne, würde ich niemals so stark für ihn empfinden. Das, was ich an ihm liebe, ist das Ergebnis dessen, was wir jeden Tag tun. Gegen Aliens zu kämpfen, die Schlangen im Kopf haben und zuzusehen, selbst keine Schlange abzubekommen, Sachen in der Art. Doch zu Daniel zu stehen, mich zu ihm öffentlich zu bekennen, würde in letzter Konsequenz bedeuten, das, was uns ausmacht, unweigerlich aufgeben zu müssen. Daniel hat mir klargemacht, dass wir beides haben können und müssen - uns und unsere Berufe, der mehr als nur Jobs sind.

Die Vorstellung, etwas ganz anderes zu tun, etwas, das nichts mit dem Stargate oder den Goa'uld zu tun hat, ist manchmal sehr verlockend. Besonders gerade jetzt, wo ich die Erinnerung an die vergangene Nacht nicht aus dem Kopf bekomme, während ich praktisch über Leben und Tod zu entscheiden habe. Ich kann noch die Berührung seiner Hände auf meinen Körper spüren, das Kribbeln das seine Haut an meiner auslöst. Und ich habe immer noch deutlich sein Stöhnen im Ohr, als er mir "Härter, härter" zuraunt.

"General?", unterbricht Carter meinen Gedankengang und reißt mich aus meinen Träumen. Zum Glück ist die Armee ein straff organisierter Laden und somit auch das Stargate-Center; für jeden Vorgang gibt es eine Dienstanweisung oder ein Merkblatt und diese Einsatzbesprechungen folgen einem eisernen Schema. Vor mir liegt ein schmaler Hefter, und das, was ich von Carters Vortrag nicht mitbekommen habe, kann ich hier, auf einer Seite zusammengefasst, nachlesen.

Keine Frage, dass wir unser Team da rausholen. Was mir allerdings immer noch nicht behagt, ist der Gedanke daran, dass Daniel ohne mich da draußen sein wird. Ich weiß, Daniel ist inzwischen ein großer Junge, der allein auf sich aufpassen kann - vielleicht sollte ich mir mehr um die Gesundheit der Bewohner dieses Planeten Gedanken machen, die sich unser Team geschnappt haben. Und außerdem sind Teal'c, Carter und zwei weitere SG-Teams bei ihm, die ihn wie ihren Augapfel hüten. Daniel hat mir vor ein paar Tagen erklärt, dass mein grimmiger Gesichtsausdruck und das beiläufige "Und achtet ein wenig auf Daniel" bei der letzten Missionsbesprechung, an der SG-7 beteiligt war, keinen Zweifel daran gelassen hätten, was ich mit ihnen anstellen würde, falls Daniel nicht in dem Zustand, in dem er die Basis verlassen hatte, zurückkehren würde. Zum Glück denken alle, dass ich nun, da ich mich selbst in Washington verantworten muss - und kein Hammond mehr da ist, der seine Hand schützend über mich halten kann - noch besorgter um Daniel bin, weil ich keine Lust habe, wegen eines Zivilisten einen Eintrag in der Personalakte zu riskieren. Und ich sehe keinen Grund, diese Vermutungen und Gerüchte, die sonst so lästig sein können, zu widerlegen, wo sie mir gerade wie gerufen kommen.

Ich sehe zu Carter und bemerke Daniels Blick auf meine Brust, auf meine Hundemarken. Natürlich weiß er, was in mir vorgeht. Er weiß, dass es mir lieber wäre, wenn er nicht zu dieser halsbrecherischen Rettungsmission aufbrechen müsste, sondern zu einer stinklangweiligen, aber sicheren archäologischen Mission, auf der er irgendwelche Ausgrabungen überwachen  könnte. Wir hatten diese Diskussion mehr als ein dutzend Mal in den vergangenen vier Monaten, mehr oder weniger heftig. Jedes Mal stand für uns beide fest, dass ein Rückzug vom Stargate-Programm völlig außer Frage stand und es endete jedes Mal mit wirklich gutem Sex - doch das Problem selbst konnten wir natürlich nicht lösen.

Meine Aufgabe, auf die ich mich nun konzentrieren muss, ist es, für die Rückkehr der vermißten SG-Mitglieder zu sorgen und zu diesem Zweck ein Team zusammenzustellen, das den Eingeborenen - oder wer auch immer dahinter steckt - zeigt, dass sich die Tau'ri nichts gefallen lassen und jede Aktion eine Gegenreaktion auslöst. Dabei muss ich das Risiko in Kauf nehmen, dass der Mensch, den ich über alles liebe, verletzt oder getötet werden kann. Also schiebe ich diese wenig erfreulichen Gedanken beiseite, um meine Arbeit zu machen.

"Carter, sie übernehmen die Leitung der Mission", bestimme ich und erkläre, dass ich unter keinen Umständen möchte, dass noch mehr Mitglieder von SG-Teams verloren gehen oder unter Umständen verletzt oder getötet werden. "Sicherheit geht vor, Carter. Ich habe zwei weitere SG-Teams in Bereitschaft, die sie jederzeit als Verstärkung anfordern können. SG-9 und SG-10 können ihre Einsätze notfalls unterbrechen und zu ihnen stoßen."

Eine Bewegung von Daniel lenkt mich ab und ich sehe aus dem Augenwinkel, wie er etwas auf seinen Block kritzelt.

"Verstanden, General", bestätigt Carter.

"Ich werde meine Leute in Bereitschaft versetzten, möglicherweise Schwerverletzte zu versorgen", erklärt Dr. Lam mit einem grimmigen Blick und ich vermisse Fraisers immer zuversichtliche Ausstrahlung.

Es gibt keine Nachfragen mehr, alle wissen, was sie zu tun haben und so beende ich die Einsatzbesprechung. Während Dr. Lam in die Krankenstation zurückkehrt, um ihre Mitarbeiter vorzubereiten und die anderen sich auf den Weg in die Umkleiden begeben, um sich startklar zu machen, sammelt Daniel betont langsam seine Unterlagen zusammen. Ich habe das übergroße Bedürfnis, ihn ganz fest an mich zu drücken und gleichzeitig weiß ich, dass ich es nicht tun werde. Auf dem obersten Blatt auf dem Stapel, der vor ihm liegt, ist deutlich die "36" zu lesen und ich muss unwillkürlich lächeln.

"36", murmle ich leise vor mich hin und Daniel sieht mich fragend an. Ich liebe diesen verwirrten Ausdruck, den er gerade zur Schau stellt. Die Falte auf seiner Stirn, die zusammengeschobenen Augenbrauen und diesen Blick. "36", wiederhole ich lauter und innerhalb von Sekunden entspannt sich seine Mine. Er lächelt mich an und sein Blick wandert von meinen Lippen zu den Erkennungsmarken auf meiner Brust. Das Funkeln in seinen Augen verrät mir, dass er an das Selbe denkt wie ich.

An letzte Nacht, als wir es wieder einmal fast nicht zum Bett geschafft hatten und eine verräterische Kleiderspur von der Türe zum Schlafzimmer noch heute morgen Bände sprach. An leidenschaftliche Küsse und Berührungen, die immer fordernder wurden und wie wir uns schließlich stöhnend auf Daniels Bett gewälzt haben. Daran, wie ich zwischen seinen gespreizten Beinen lag, die Hände neben seinem Kopf auf dem Kissen aufgestützt und mit langsamen, gleichmäßigen Bewegungen immer wieder in ihn stieß. Wie die beiden Plaketten an der Kette mit einem leisen Geräusch abwechselnd gegen Daniels und meine nackte Brust schlugen und sich auf dem blanken Metall unser Schweiß vermischte.

Auf den Plaketten, die ich eben in der Einsatzbesprechung für alle sichtbar über dem T-Shirt trug und auf denen Daniels Blick nun ruht. Manchmal denke ich, es macht ihm einen höllischen Spaß, mich zu bitten, die Hundemarke *nicht* abzulegen, wenn wir uns lieben. Er weiß genau, was er mit mir macht, wenn er in der Basis - vorzugsweise bei Einsatzbesprechungen - mit diesem Gesichtsausdruck meine Brust mustert. Und sein Lieblingskalauer mit dem Verweis von der Hundemarke zur Hündchenstellung macht es auch nicht einfacher, die Erkennungsmarken mit der nötigen Würde zu tragen.

Er sieht auf und mir direkt in die Augen, er lächelt und mir wird richtig warm. Ich verkneife mir den Satz "Pass auf dich auf", der mir auf der Zunge liegt, denn ich weiß, dass er das tun wird. Außerdem möchte ich nicht unnötig sentimental werden. Sein Lächeln wird zu einem Grinsen, als er den Besprechungsraum verlässt, um den anderen zu folgen. Sicher denkt er wie ich daran, wie wir unser Wiedersehen feiern werden, wenn er zurückkommt. Lächelnd mache ich mich auf den Weg zum Gateraum.

Es dauert keine fünf Minuten und die SG-Teams, die ich zur Rettungsmission eingeteilt habe, haben sich an der Rampe versammelt.

"Dann mal los", fordere ich die Teams auf, als der Ereignishorizont sich glättet. Daniel sieht mich an, bis nur noch er, Teal'c und Carter auf der Rampe stehen.

Zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Minuten muss ich mir einen gut gemeinten Rat verkneifen. Carter sieht mich erwartungsvoll an und ich bin nahe dran, sie noch an alles mögliche zu erinnern. Sie ist ein verdammt guter Offizier und wird unsere Jungs da rausholen - auch ohne meine Tipps. Ich klopfe Teal'c auf die Schulter und nicke ihr aufmunternd zu. Sie zurrt den Gurt ihres Helmes noch mal fest und lächelt mir zu. Teal'c zieht kommentarlos die Augenbraue hoch und Daniel raunt mir mit einem mehr als lüsternen Blick, den keiner außer mir sehen kann, "36" zu, als ich ihm auf die Schulter klopfe. Ich weiß nicht, was mich dazu bringt, nicht "36" zu erwidern, sondern, einer spontanen Eingebung folgend die erste Zahl, die mir in den Sinn kommt.

"129" flüstere ich ihm grinsend zu und Daniel sieht mich einen Moment lang fragend an, dann folgt er  Teal'c durch das Stargate. Carter scheint zu überlegen, ob sie mich nach der Bedeutung der Zahl fragen soll, entscheidet sich dann aber offensichtlich dagegen. Mit einem Grinsen tippt sie sich an den Helm. "General", meint sie und folgt Daniel und Teal'c.

Mit den Händen in den Taschen starre ich auf den Ereignishorizont, der sich ein paar Momente, nachdem Carter durch ihn hindurch ist, auflöst. Die Erkennungsmarken klappern leise, als ich die Rampe hinuntergehe und den Gateraum verlasse, um in mein Büro zu gehen. Ich werde keine Zeit haben, mir Sorgen um Daniel zu machen, schließlich hat ein General ständig wichtige Dinge zu erledigen. Mit dem Präsidenten telefonieren, stapelweise Urlaubsanträge signieren, Missionspläne erstellen, Dinge in der Art. Außerdem muss ich noch im Internet nachsehen, was ich Daniel gerade geflüstert habe.

Ende

Schlusswort:

Für die, die es interessiert, aber zu faul zum selber googeln sind:

Shakespeares Sonette (Übersetzt von Therese Robinson, Quelle: http://pages.unibas.ch/shine/translatorsgerman2.htm)

XXXVI.

Lass michs gestehn, wenn wir auch eins im Lieben,
So müssen wir doch zwei sein, du und ich,
Damit die Flecken, die mein Leben trüben,
Von mir getragen werden ohne dich.

Wenn auch ein Geist nur unsre Liebe führt,
Wir haben doch den Zweispalt oft empfunden,
Der nicht der Liebe tiefsten Kern berührt,
Doch uns bestiehlt um süße Liebesstunden.

Ich will dich niemals vor der Welt bekennen,
Denn meine Schuld wird deine Schande dort.
Du sollst nicht ehrend meinen Namen nennen,
sonst nimmst du Ehre deinem Namen fort.

Doch tu dies nicht, so schließt mein Herz dich ein,
dass, da du mein, auch deine Ehre mein.

 

CXXIX.
 
Wollust, die Tat wird, geistiges Verprassen
In einem Pfuhl der Schmach; und vor der Tat
Meineidig, mörderisch und ehrverlassen,
Wild, grausam, blutig, roh und voll Verrat.


Wollust, die kaum gestillt, Verachtung trifft,
Die sinnlos wird erjagt, und kaum erhascht
Sinnlos verabscheut wie verschlung'nes Gift,
Ein Köder, daran toll wird, wer ihn nascht.

Toll nach Besitz und im Besitz noch toll,
Ersehnt, erreicht, vorloren stets Begehr,
Lust beim Versuch, versucht von Qualen voll,
Ersehnte Wonne erst, ein Traum nachher.


Wir wissen's alle, aber keiner flieht
Den Himmel, drin solch höllisch Feuer glüht.

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