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Ausgerechnet Minnesota von Mel

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Kapitel Bemerkung:
Widmung: Für Shipper und solche, die es werden wollen.
Anmerkung:Mel, Chris und ein AOL Instant Messenger... eine gefährliche Kombination... Für alle, die's noch kranker wollen: Mel hat eine NC-17 dazu geschrieben, zu erfragen bei der Autorin. ;-)
Ausgerechnet Minnesota


Als Maybourne sich zum Gehen wandte, rief Sam ihm hinterher: "Wir telefonieren, Harry!" Jack zog eine Augenbraue hoch. "Harry?!"

"Ja, Harry", gab Sam schnippisch zurück. Dann drehte sie sich um und ging. Jack fiel die Kinnlade herunter. Von den anderen am Tisch erntete er nur ein Grinsen.

 

Sam floh regelrecht vom Ort des Geschehens. Sie wusste nicht, was in sie gefahren war, ihren Vorgesetzten so zu behandeln. 'Vielleicht bin ich einfach nur urlaubsreif.' Dachte sie und eilte auf den Lift zu. Die Lifttür schloss sich hinter ihr. Überrascht stellte sie fest, dass Colonel Maybourne ebenfalls im Lift stand. Einen Moment lang herrschte peinliches Schweigen zwischen ihnen. "Nach ganz oben?" fragte der Colonel des NDI und es klang in Sams Ohren fast zweideutig. "Ja, bitte."

"Mit Vergnügen", lächelte er und drückte auf den entsprechenden Knopf. Er schien gut gelaunt zu sein. 'Kommt bestimmt nicht oft vor, dass die Leute nett zu ihm sind', schoss es Sam durch den Kopf. Wieder trat Schweigen zwischen den beiden ein. Doch diesmal war es ein fast kameradschaftliches. "Nach Ihnen, Major", sagte Maybourne, als sich die Lifttüre öffnete und ließ Sam den Vortritt.

Als sie im Parkhaus angelangt waren, ergriffen beide gleichzeitig das Wort. "Hey, ich..." - "also, ich..." Sie fingen an zu lachen, und Maybourne machte eine einladende Geste. "Sie zuerst."

"Also, ich muss sagen, wie war.. bin.. ehrlich überrascht, wie gut wir die Situation doch gemeistert haben. Und... mich für Ihr Vertrauen bedanken, Sir."

Maybourne schluckte ein paar Mal, dann hatte er die Sprache wiedergefunden. Soviel Freundlichkeit an einem Tag war er nicht gewöhnt. "Äh... das Gleiche gilt für mich, Major. Es war mir ein Vergnügen. Ich wünschte, wir könnten unsere Differenzen öfter außer acht lassen."

"Ja, das wäre gut.. und hilfreich." Sam zögerte, nicht sicher, was sie jetzt noch sagen sollte. Nach den letzten Tagen gab es einiges, was sie Harry noch sagen wollte aber... *Harry? Gott, Sam - reiß Dich zusammen.*

"Tja dann, bis zum nächsten Mal, Colonel. Hat mich gefreut, diesmal wirklich", und ein strahlendes Lächeln begleitete ihre Worte. 'Mein Gott, die Frau hat vielleicht ein Lächeln...' Maybourne wurde es heiß und kalt. O'Neill hatte nicht übertrieben. Er fasste sich ein Herz. "Ähm, Major?"

"Ja, Sir?" Sam sah ihn fragend an. Was wollte er denn noch sagen? 'Bilden Sie sich nichts darauf ein, die nächste Runde geht wieder an mich?' Doch statt einer Antwort bekam sie nur einen Blick, den sie nicht zu deuten vermochte. *Verdammt Harry, nun sag's schon* Aber Maybourne bekam kein Wort heraus. Dann salutierte er kurz und sagte, "Wir telefonieren, Major." So schnell er konnte, eilte er zu seinem Auto und betete, dass es anspringen würde. Sam starrte ihm perplex nach. "Gerne... ", murmelte sie und öffnete die Tür von ihrem Wagen.

 

Maybourne drehte den Zündschlüssel um. Der Wagen gab ein erbärmliches Winseln von sich und verstummte dann wieder. "Komm schon", fluchte der Colonel und versuchte es erneut. Diesmal gab es überhaupt kein Geräusch mehr. "Blöde Kiste, elende....." Maybourne gab seinem Auto eine letzte Chance. Nichts. Frustriert schlug er auf das Lenkrad ein, aber auch das brachte keinen Erfolg. Er seufzte tief und machte sich daran wieder aus dem Wagen auszusteigen. Sam hatte ihren Wagen schon ausgeparkt, als sie bemerkte, dass Colonel Maybourne nicht, wie erwartet, vor ihr auf der Ausfahrtsspur war. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel und sah ihn überraschender Weise neben seinem Auto stehen.

Ihre Blicke trafen sich, und seine Hilflosigkeit, mit der er sie ansah, war etwas so Untypisches für ihn, dass sie einfach abbremsen musste. Sie legte den Rückwärtsgang ein und kam neben ihm zum Stehen. "Stimmt was nicht?" fragte sie. Maybourne trat demonstrativ gegen den Reifen seines Autos. "Die blöde Karre springt nicht an!" Sam stellte den Motor ab und stieg aus. "Darf ich mal?" - "Klar doch, er gehört Ihnen", erwiderte der Colonel und machte eine einladende Geste. Sam musterte das Auto etwas genau. "Nein, danke. So eine Schrottkiste habe ich auf Dauer selber", lachte sie. Dann öffnete sie die Motorhaube und begann die Kabel zu kontrollieren.

Maybourne wollte beleidigt sein, weil sie sein Auto "Schrottkiste" genannt hatte, aber im Grunde genommen hatte sie recht. Carter war bis zur Hüfte unter der Motorhaube verschwunden und drehte und zog an den Kabeln herum. Irgendwann tauchte sie wieder auf, das Gesicht und ihr T-Shirt mit schwarzen Flecken übersäht. "Versuchen Sie's noch mal", keuchte sie. Maybourne blinzelte verwirrt. "Na, starten!" - "OH!" machte er und setzte sich schnell wieder hinter das Lenkrad. Der erste Versuch brachte noch kein Ergebnis, aber als Harry fluchend ein zweites Mal den Zündschlüssel betätigte und gleichzeitig auf das Gaspedal trat, gab das Auto ein Heulen von sich, das von einem gleichmäßigen Knattern des Motors abgelöst wurde. "JA!" schrie Sam triumphierend auf und schloss die Motorhaube. Dann sah sie an sich herunter und seufzte. Maybourne ließ den Motor laufen und stieg wieder aus. "Major, ich schulde Ihnen was." - "Wie wär's mit einem neuen T-Shirt?" scherzte Sam. Dann winkte sie ab. "Ach was, wir sind quitt." - "Nein nein nein, wirklich. Nicht nur für das Auto. Ich habe Ihnen soviel Schwierigkeiten bereitet... kann ich was für Sie tun? Ich könnte Ihnen Urlaub besorgen! Meine Verbindungen spielen lassen!"

Der Major sah ihn ungläubig an. Maybourne fühlte sich in ihrer Schuld? Und er versprach ihr Urlaub? Es war als hätte er vorhin im Gateraum ihre Gedanken gelesen. "Äh, Sir..." Carter spielte nervös am Saum ihrer Jacke herum. "Ich... ich glaube nicht, daß das in Ordnung wäre..." "Ach kommen Sie schon", unterbrach Maybourne sie, "ich möchte meine Verbindungen endlich mal für einen guten Zweck einsetzen!" Sam wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als ein paar freie Tage. Dann gab sie sich einen Ruck. "Das klingt großartig, Sir!" sagte sie begeisterter als sie beabsichtigt hatte. "Ahem, ich meine... Ich liebe meine Arbeit.. das wissen Sie, aber in der letzen Zeit..." Verdammt, warum stottere ich denn jetzt? Mir steht auch Urlaub zu. Und selbst Jack hat gesagt... Jack. Die blonde Frau seufzte. Urlaub - auf jeden Fall.

"Ich verstehe, Major", erwiderte Maybourne und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. Als er seine Hand ein wenig länger als beabsichtigt dort ließ, wurde Sam rot. Maybourne scharrte nervös mit den Füßen. "Und... äh... was machen Sie mit Ihrer freien Zeit?" Sam lächelte. "Schlafen", kam es wie aus der Pistole geschossen. "So?" machte Maybourne. Sam nickte. Er sah sie ernst an. "Sie bekommen wohl nicht viel Schlaf, was? Weiß Colonel O'Neill, wie ungesund das ist, seinen 2IC nächtelang durchackern zu lassen?"

"Na ja, das ist nicht alleine die Schuld des Colonels", nahm Sam ihren Vorgesetzten in Schutz. "Auch meine. Aber egal, ich werde den Urlaub diesmal wirklich zum Ausspannen benutzen. Vielleicht finde ich ja einen netten Fleck, wo ich den ganzen Tag in der Sonne liegen kann und lesen.." "Lesen? Doch hoffentlich keine wissenschaftlichen Essays, Major?" lachte Maybourne sie an. "Nein, Trash-Romane", kam es wie aus der Pistole geschossen zurück. Dann errötete Sam schon wieder. "Aha." Das war alles, was Maybourne noch einfiel. Beide starrten sich kurz an, dann brachen sie in Gelächter aus. Es tat gut, zu lachen. Sie beide taten es viel zu selten. Nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, bemerkte Maybourne immer noch grinsend, "Hey, ich hätte da übrigens einen netten Fleck..." - "Sir?" - "Ich hab ein Ferienhaus in Minnesota an einem See, wo die Barsche SO fett werden!" sagte er und deutete die vermeintliche Größe des Fisches mit ausgestreckten Armen an. Sam fing wieder an zu kichern. "Äh... hab ich was Falsches gesagt?" erkundigte sich der Colonel verwirrt.

'Gott, was ist das nur mit Männern und Fischen und Minnesota?' dachte Sam. Laut aber sagte sie: "Nein, Sir." Dann holte sie noch einmal tief Luft und sprach schnell weiter: "Ich nehme Ihre Einladung sehr gerne an. Auch wenn ich nicht glaube, dass die Barsche SO" - sie breitet die Arme noch weiter aus, wie der Colonel - "werden." Da mussten beide wieder grinsen. Und erst eine kleine Weile später realisierte der Colonel, was die gutaussehende Frau vor ihm gerade gesagt hatte.

"Sie... Sie nehmen... äh... Sie..." Maybourne fehlten die Worte. Sam sah auf ihre Uhr und dann dem Colonel in die Augen. "Rufen Sie mich an? Ich muss langsam los." - "Aber mit Vergnügen", murmelte dieser, aber Sam war schon in ihr Auto gestiegen und losgefahren. Langsam setzte sich Harry hinter das Steuer seines Wagens und schlug dann dreimal betont sorgfältig die Stirn gegen das Lenkrad. Dann drehte er den Zündschlüssel um. Der Motor sprang ohne viel Aufhebens an. Der Wachposten, der alles mitangesehen hatte, schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seinem Kreuzworträtsel zu.

 

Noch am gleichen Abend hatte Sam ein längeres Telefon mit dem Colonel gehabt und dann sofort mit ihren Urlaubsarrangements begonnen. Am nächsten Samstag sollte es losgehen. Sie musste im Cheyenne Mountain noch einige Projekte beende beziehungsweise sicher verwahren, während ihrer Abwesenheit. Auch stand ihr noch ein Gespräch mit dem Team und vor allem Colonel O'Neill bevor. 'Erzähl ihm bloß nicht, dass Du zum Fischen fährst. Das verkraftet er nicht.' erinnerte Sam sich immer wieder selbst. Worüber sie aber so wenig wie möglich nachzudenken versuchte, waren ihre Beweggründe mit Colonel Maybourne zu verreisen.

'Mädchen, was denkst du dir nur dabei?' schoss es ihr durch den Kopf, während sie sich auf den Weg zum Umkleideraum machte. 'Geht dich überhaupt nichts an,' gab der andere Teil ihrer inneren Stimme zurück. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass Jolinar noch am Leben war. Jedenfalls hatte sie irgendwie ihren Sarkasmus übernommen. Am Umkleideraum angekommen, trat sie zweimal mit dem Fuß gegen die Tür, weil sie die Arme voll mit Abschlußberichten ihrer Projekte hatte. "Seid ihr gesellschaftsfähig?" rief sie. "Ja-ha!" kam von drinnen Daniels Stimme; und Sam trat ein. Die Männer hatten schon ihre Uniform angezogen und blickten sie verwundert an. "Major, wieso sind Sie noch in Zivil?" fragte O'Neill mit gespieltem Ernst. "Ich habe Urlaub, Sir", gab Sam mit einem zuckersüßen Lächeln zurück. "U... Urlaub? Aber aber aber..."

'Shit! Der General hat es ihnen noch nicht gesagt, nicht mal dem Colonel.' Innerlich plötzlich aus der Bahn geworfen, von Jacks fragendem Blick, gab sie dennoch ruhig Antwort: "Ja, Urlaub. Der General hat ihn bewilligt. Um 1400 bin ich ganz offiziell und legal raus hier, für zwei ganze Wochen. Tut mir leid, euch das so zwischen Tür und Angel zu sagen, aber ich muss gleich los. Mein Taxi wartet."

'Sam und Urlaub? Und freiwillig? Und sie freut sich auch noch?' Während die Gedanken nur so durch Jacks Gehirn rasten, nahmen seine Ohren die Betonung des Wortes 'Taxi' nur schwach war. Doch etwas in ihm trieb ihn, diese Taxi-Sache näher zu erfragen: "Taxi, Major? Fliegen Sie in den Urlaub?"

*ShitshitshitshitSHIT!* "Äh, ja Sir... wir - ICH, ich fliege in einen anderen Bundesstaat." - "Oh." - "Ja." - "Ah so." Jack musterte seinen Major aus zusammengekniffenen Augen. "Sagten Sie gerade 'wir', Major?" - "Nein Sir." - "Nein?" - "Nein." -"Ah. Ich dachte." - "Nein." - "Gut." - "Ja Sir." Daniel schüttelte den Kopf und konnte die Ein-Wort-Dialoge nicht mehr ertragen. "Jack, lass die arme Frau endlich in Frieden, sie hat sich ihren Urlaub verdient!" O'Neill warf ihm einen bösen Blick zu.

Sam schenkte dem jungen Archäologen ein kleines Lächeln und deutete mit den Lippen ein 'Danke' an. Schweigend räumte sie die mitgebrachten Berichte in ihren Spind. "Nun dann, ich wünsche Euch viel Glück bei der nächsten Mission. Wir sehen uns dann in zwei Wochen." Sie drehte sich auf dem Absatz und floh förmlich vor Jacks eindringlichem Blick. Als sie, auf dem Weg nach draußen, die letzte Sicherheitskontrolle passiert hatte und den Wagen die Bundesstraße entlang fuhr, fühlte Sam sich so frei wie schon lange nicht mehr. Das Radio spielte plötzlich eines ihrer Lieblingslieder und sie wusste, dass dieser Urlaub etwas Besonderes sein würde.

Jack knallte beleidigt die Tür seines Spindes zu. Daniel zuckte erschrocken zusammen und Teal'c warf dem Colonel einen fragenden Blick zu. Jack hob eine Hand und starrte die beiden Männer an. "Kein! Wort!" zischte er und stapfte nach draußen.

 

Das Taxi kam pünktlich, ihr Flug war pünktlich, das Wetter war herrlich... fast schien es Sam, als hätte Maybourne ein wenig zu sehr seine Beziehungen spielen lassen. Aber als sie sein Gesicht in der Menge am Flughafen erkannte, freute sie sich doch. "Colonel", sagte sie und wollte ihm die Hand schütteln. "Lassen wir das", gab Maybourne zurück und lächelte. "Ich bin Harry."

"Ahem, Harry, Sir?" hakte sie nach. "Nun seien Sie nicht so, Sam. Wir sind 'außer Dienst' und diese förmlichen Umgangsformen haben während ein paar Tagen der Erholung nichts zu suchen." Dann grinste er und hielt ihr doch die Hand hin: "Harry Maybourne, Harry für Sie, Madame." Sam war platt. "Sam... " entgegnete sie schwach. "Freue mich Ihre Bekanntschaft zu machen." witzelte Harry weiter. Dann nahm er einen Teil ihres Gepäcks und ging auf den Ausgang zu. "Ganz meinerseits", murmelte Sam, die über diese Seite des Colonels nur staunte. "Ganz meinerseits...."

 

Nachdem sie die Koffer in Maybournes Geländewagen verstaut hatten, gingen sie noch in einen nahe gelegenen Supermarkt, um sich mit ein paar Lebensmitteln einzudecken für den Fall, dass die Barsche doch etwas kleiner ausfielen. Sie scherzten, veranstalteten ein Rennen mit den Einkaufswagen in den Gängen und kicherten wie zwei alberne Teenager. Die bösen Blicke des Personals ignorierten sie. Sam seufzte glücklich. So gut hatte sie sich schon seit Monaten nicht mehr gefühlt. Es tat so gut, sich nicht ständig nach Jaffa-Wächtern oder Replikatoren umsehen zu müssen oder jeden Moment einen Angriff von Todesgleitern zu erwarten. Vierzehn Tage. Vier-zehn Ta-ge. Das musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und dazu noch mit einem überaus netten Colonel, den sie von einer ganz neuen Seite kennenlernte. Als sie beide gleichzeitig nach einem Glas Erdnussbutter griffen und ihre Hände sich berührten, sah sie, wie Maybourne rot wurde. Sie grinste.

'Mensch, Harry, jetzt benimm dich doch nicht wie ein Schuljunge bei seinem ersten Date.' Schoß es dem Colonel durch den Kopf. Doch zu spät, Sam hatte seine Verlegenheitsröte schon gesehen und mit einem strahlenden Lächeln quittiert. Ihm wurde warm ums Herz.. und in tiefergelegenen Regionen. Als in der Drogerieabteilung sein Blick auch noch unwillkürlich auf eine Packung Kondome fiel, war es mit seiner Fassung benahe vorbei. Er würde mit dieser wunderbaren Frau 2 Wochen verbringen. Sie würden die meiste Zeit alleine sein, in einer Gegend die weniger als 'dünn besiedelt' war. Die Szenen die sich vor seinem inneren Auge abspielten waren nicht mehr jugendfrei. 'Es wird Zeit an etwas anderes zu denken, oder es könnte peinlich für dich werden, Harry', sagte eine spöttische Stimme in seinem Kopf. "Ja, ja", brummte der Offizier nur und verließ schnell die Abteilung, zu schnell - denn schon am Ende des Regals stieß er mit Sam zusammen.

"Autsch!" entfuhr es Sam, als sie zu Boden ging und unsanft auf ihrem Allerwertesten landete. "Tut mir leid, tut mir so leid," versicherte Harry ihr mehrmals und hielt ihr beide Hände hin. Sam ergriff sie und wurde schwungvoll auf die Füße gezogen. Sie standen so nahe beieinander, daß ihre Nasenspitzen sich fast berührten. Schnell nahmen sie wieder ein wenig Abstand und suchten geschäftig nach ihren Einkaufswagen. "Haben wir jetzt alles?" versuchte Sam die Atmosphäre wieder in normalere Gefilde zurückzulenken. "Ich glaube schon", meinte Harry. Innerlich verfluchte er sich für seine Unsicherheit. Der See war einige Stunden Fahrt von der Stadt entfernt. Sam war schon kurz nach Beginn der Fahrt eingeschlafen. Sie schien sehr erschöpft zu sein. Harry legte seine Jacke über sie und versuchte verzweifelt, sich auf die überaus uninteressante Straße und nicht auf die wunderschöne schlafende Frau neben ihm zu konzentrieren. Am See angekommen, schaffte er zuerst das Gepäck und die Lebensmittel in die Hütte und machte Feuer, denn Anfang Herbst war es hier oben in den Bergen schon empfindlich kühl. Erst dann ging er zurück zum Wagen, um Sam zu wecken. Harry öffnete die Tür und überlegte fieberhaft, welches die angemessenste Art und Weise wäre, Sam zu wecken - allein schon deshalb, weil sie einen Alptraum zu haben schien und unruhig etwas vor sich hin murmelte.

Er beugte sich vorsichtig über Sam, die jetzt im Sitz hin und her rutschte. "Sam, wir sind da", begann er leise. Keine Reaktion. "Sam, kommen Sie. Werden Sie wach", versuchte Harry es erneut und diesmal lauter. Doch wach wurde die derzeit einzige Frau in seinem Leben nicht. Stattdessen begann sie im Traum um sich zu schlagen und ihre Hand verfehlte nur um Millimeter sein Gesicht. Erschrocken wich Harry zurück. "Oh verdammt", murmelte er. "Da muss etwas ganz schön schiefgelaufen sein." Er betrachtete Sam genauer, sehr genau. Und zum ersten Mal fiel ihm auf, wie sehr sie sich von dem Captain unterschied, den er vor fast drei Jahren kennengelernt hatte. Sie war nicht nur älter geworden sondern auch reifer, hatte Dinge gesehen, die man besser nicht sieht. Gefechte erlebt, die man besser meidet. Ja, trotz allen Abenteuers waren die letzten Jahre eher gefährlich als aufregend gewesen. Sam, SG-1 und natürlich auch die anderen SG-Teams hatten sehr viel durchgemacht, um das Leben auf diesem Planeten zu sichern und sie würden auch weiterhin ihr Leben für diese Aufgabe aufs Spiel setzen. Und er hatte ihnen - ihr - das Leben nicht einfacher gemacht. Der Colonel seufzte, als er langsam begann die ganze Tragweite des Projekts 'Blue Book' zu verstehen. "Sam... ", begann er erneut und schüttelte sie.

Schließlich schaffte er es doch, Sam zu wecken. Sie zuckte zusammen und schlug seine Hände so heftig weg, dass er beinahe rückwärts getaumelt wäre. Gleichzeitig gab sie einen erschrockenen Schrei von sich. "Hey, ganz ruhig", versuchte es Harry, doch sie blickte sich verwirrt um und wehrte sich noch immer. "HEY! SAM! Ich bin's!" Endlich beruhigte sie sich und starrte ihn an. "Tut... tut mir leid. Ich hab schlecht geträumt." - "Das war nicht zu übersehen", sagte Harry und half ihr aus dem Wagen. Dann zeigte er mit stolzer Geste auf die Hütte. "Tadaaa!" Sam blickte sich um und hauchte: "Gott, ist das schön..." Die untergehende Sonne warf einen sanften Schimmer auf die Wasseroberfläche des Sees und tauchte die Hütte in einen orangeroten Schein. Überall ragten hohe Laubbäume in den Himmel, die dem Ort eine geschützte und geborgene Atmosphäre verliehen. Harry führte Sam zur Hütte und hielt ihr die Tür auf. Wieder blieb Sam der Mund offen stehen. Sie drehte sich halb zu Maybourne um und sagte nur: "Wow." Mehr fiel ihr nicht ein. "Wow?" grinste der Colonel. Sam erstarrte kurz und lächelte dann nervös. "Es ist nur... ich fühle mich so sicher hier, das bin ich nicht gewohnt..." - "Ich verstehe", nickte Harry und bot ihr einen Platz auf dem Sofa an, in dessen Kissen man versinken konnte, wenn man nicht aufpasste.

 

Aufatmend ließ sich Sam auf der Couch nieder. 'Klasse, da hast Du den Urlaub ja prima begonnen... gleich deinen Gastgeber niedergeschlagen. Wunderbar.' Doch als sie ruhiger wurde, erschien ihr die ganze Sache nicht mehr ganz so peinlich. Maybourne war trotz allem auch Offizier und hatte Erfahrungen gemacht, die ihn bestimmt nicht ruhig schlafen ließen. Sie war sich seines Verständnisses sicher. 'Bitte?' sage diese nervende Stimme in ihrem Kopf höhnisch. 'Du traust ihm ein Gewissen zu? Sammylein, woher der Sinneswandel? Hat er dir was in den Kaffee getan?' "Ach, sei doch still...", verwünschte Sam das Jolinar-Etwas in ihrem Kopf. "Wie bitte, Sam?" fragte Harry sofort. Er hatte Tee gemacht und trug ihn auf einem Tablett zu der kleine Sitzgruppe rüber. "Gar nichts. Entschuldigen Sie bitte. Immer noch der Traum..." Sam lächelte ihn scheu an und nahm mit einem dankbaren Nicken den Tee entgegen.

Harry nahm seine Tasse und ließ sich ihr gegenüber auf einem Sessel nieder. "Lassen wir doch das Sie. Ich werde den ganzen Tag über gesiezt, ich kann's nicht mehr hören." - "Okay", nickte Sam und nippte an ihrem Tee. *Apfel-Zimt. Woher weiß er, dass ich Apfel-Zimt liebe?* - 'Steht wahrscheinlich in deiner Akte.' - *Hab ich dir nicht gesagt, du sollst die Klappe halten?* Wenn das Jolinar-Etwas eine Zunge gehabt hätte, hätte es sie jetzt herausgestreckt. Harrys Stimme riss Sam aus ihren Gedanken. "Willst du darüber reden?"

"Du musst nicht, aber es soll helfen... sagt mein Psychologe zumindest."

"Ach", grinste Sam ihn an. "Deiner auch?" Und dann lachten sie beide befreit auf.

"Es ist bloß...", Sam drehte ihre Teetasse in den Händen und betrachtete den Dampf, der von ihr aufstieg, "In den letzten Monaten hatte ich... hatte SG-1 einige unangenehme Erlebnisse und Begegnungen. Ich schätze, wir hatten nie richtig Gelegenheit, das zu verarbeiten. Man packt es einfach weg und hofft, nicht daran denken zu müssen." - "Bis es dann im unpassendsten Moment zum Vorschein kommt", ergänzte Harry. Sam sah auf und lächelte. "Genau." Schweigend tranken sie ihren Tee, während draußen die Sonne hinter dem Horizont versank. Die ersten Sterne begannen zu leuchten. Plötzlich musste Sam gähnen. "Wenn du ins Bett willst...", begann Harry, dann unterbrach er sich. *Ups. Schlecht formuliert.* "Äh, ich meine... also... ich habe leider nur ein Bett..."

"Kein Problem, ich nehme die Couch", hörte Sam sich sagen, während Jolinars GeistErinnerungWasauchimmer in ihr zeterte und schimpfte. "Nichts da, die Couch nehme ich. Du legst dich ins Bett, damit du mal richtig Schlaf bekommst", widersprach Harry und nahm Sam die leere Teetasse aus der Hand, um sie in die Küche zu bringen. "Ja Mama", rief Sam ihm hinterher und duckte sich, als ein Kissen geflogen kam.

Sie schaffte es gerade noch sich umzuziehen, dann fiel sie auch schon wie ein Stein ins Bett.

 

Als Sam am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich immer noch wie zerschlagen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es schon später Vormittag war und sie länger geschlafen hatte wie sonst. Dennoch war sie nicht wirklich fit. Sie krabbelte aus dem Bett und schaffte sich unter die Dusche, doch auch das kalte Wasser half ihr nicht auf Touren zu kommen. Fertig angezogen schlurfte sie in die Küche und sah Harry mit einer Zeitung am Tisch sitzen."Guten Morgen, Sam... Fühlen Sie sich nicht gut, Major?" Maybourne war bei Sams Anblick sofort in seine Beschützer- und damit Vorgesetztenrolle geschlüpft.

"Ich sehe wahrscheinlich aus, wie ich mich fühle", grummelte Sam und goss sich demonstrativ eine große Tasse Kaffee ein. *Sie sieht fantastisch aus,* schoss es Harry durch den Kopf, aber das sagte er nicht. Todmüde setzte sie sich an den Tisch und starrte in ihren Kaffee. "Sandwich?" fragte Maybourne und schob ihr einen Teller hin. Als Sam stumm den Kopf schüttelte, sah er sie besorgt an. "Hey! Hier wird nicht in den Hungerstreik getreten!" Die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf ihrem erschöpften Gesicht, als sie fragte: "Ist das ein Befehl, Sir?" Maybourne grinste und plusterte sich ein wenig auf. "Essen! Kree!" Nun schaffte Sam es nicht mehr, griesgrämig dreinzublicken. "Kree?!" - "Man kriegt so einiges mit", erwiderte Harry schulterzuckend und rührte in seinen Cornflakes herum. Dann sah er auf. "Ich wollte Sie... dich ja heute eigentlich einmal um den See schleppen und dir die Gegend zeigen, aber in Anbetracht deines Zustandes würde ich sagen, wir setzen uns faul an den Strand und schauen mal, ob die Barsche beißen."

"Das klingt gut, obwohl ich lieber in einen Roman schauen werde als nach den Barschen", bemerkte Sam und machte sich eine Schüssel Cornflakes zurecht. "Normalerweise frühstücke ich gar nicht", entschuldigte sie sich bei Harry für die kleine Portion in ihrem Teller. "Schon gut, Sam. Mach nur was du möchtest, das ist dein Urlaub." Sam blickte bei seinen ruhigen Worten auf. "Aber gegessen wird trotzdem, alles was auf den Tisch kommt", ergänzte der Colonel."Jawohl, Sir! Verstanden, Sir!" meinte Sam nur und salutierte mit dem Löffel.

Maybourne lachte auf und pflückte dann Sam vorsichtig ein Cornflake aus dem Haar, das mit dem Löffel beim Salutieren dort hingewandert war. Stille trat zwischen die beiden, bis Sam sich räusperte und weiteraß. Mittlerweile war die Sonne über die Baumwipfel gekrochen und vertrieb die letzten Nebelschleier auf dem kleinen See. Harry und Sam hatten sich auf dem Steg vor der Hütte niedergelassen. Der Colonel warf die Angel aus, während Sam es sich mit einem Buch auf der Decke gemütlich machte. Maybourne schielte und schielte, aber er konnte den Titel des Buches nicht erkennen. Als Sam eine Seite umblätterte, machte er, "HA!" - "Was denn?" Verwirrt sah sie auf. "Da! Was hab ich da gesehen! War das etwa eine Formel da auf der Seite?" - "N-nein!" - "Leugnen ist zwecklos, ich hab's gesehen. Sie lesen WISSENSCHAFTLICHE Literatur! Sofort her damit! Sie sind im Urlaub!" Und schon war ein Kampf um das Buch entbrannt. Sam sprang auf, drückte das Buch an ihre Brust und begann zu rennen. "Neiiiiiin!" quiekte sie dabei. Harry rannte hinter ihr her, den Blick erst starr auf sein Ziel, dann nur noch auf den Po seines Ziels gerichtet. Das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer und das hatte nicht nur mit der ungewohnten Rennerei zu tun.

Der Major drehte sich und sah sich suchend nach dem Colonel um. Dass sie soviel Vorsprung herausgeholt hatte, hätte sie nie vermutet. Doch dann fiel ihr auf, das Harry gar nicht mehr rannte. Er hätte ein fast entrücktes Lächeln auf den Lippen und schritt gemächlich auf sie zu. "Gut, Du hast gewonnen Sam", sagte er einschmeichelnd. "Du darfst das Buch behalten und weiterlesen...." Er kam immer näher. Sam ließ sich von seinen freundlichen Worten ablenken. 'Gott-sei-Dank, macht er wegen des Buchs kein Theater', dachte sie und schenkte Harry ein strahlendes Lächeln. "Danke, Sir. Zu großzügig, Sir", äffte sie und wollte an ihm vorbeigehen, als Harry blitzschnell die Arme ausstreckte und ihr das Buch entwand. "... weiterlesen, wenn Dein Urlaub zu Ende ist", sagte er trocken. Dann lief er Richtung See zurück. "Im Haus sind noch ein paar Terry Pratchett Bücher meiner Nichte. Viel Spaß damit!"

Sam stapfte wutschnaubend zum Haus und schnappte sich "Lords und Ladies". Als sie zum Fenster hinaussah, winkte Harry ihr zu. Sie wollte wieder hinaus gehen, als das Handy klingelte. Zögernd blieb sie stehen. Sollte sie rangehen? Es war nicht ihr Handy, es ging sie nichts an. Aber wenn es wichtig war? Schließlich entschloss sie sich, das Handy mit nach draußen zu nehmen. Sie joggte den Steg entlang und warf es Harry zu, der gerade noch rechtzeitig rangehen konnte, bevor das Klingeln verstummte. "Ja?" meldete er sich. Dann schwieg er eine ganze Weile, während er der ärgerlichen Männerstimme zuhörte, die aus dem Hörer drang. Dabei nahm er seinen Blick nicht von Sam. "Das... Problem ist erledigt, Sir", sagte er schließlich unsicher, worauf Sam überrascht von ihrem Buch aufsah. Hastig beendete Harry das Gespräch und zuckte dann mit den Schultern. "NID." - "Oh", machte Sam und verfiel dann in eisiges Schweigen.

'Na klasse, ich darf nicht mal ein wichtiges Buch lesen, aber er führt dienstliche Gespräche', dachte Sam sauer. 'Wie kann er nur, erst schleppt er mich hier raus, in diese Einöde und dann lässt er mich links liegen.' Sam hörte in ihrem Kopf ein leises Lachen. Die Reste Jolinars schienen wieder mit ihr reden zu wollen. 'Was willst Du?' fragte Sam sich selbst genervt. 'Nichts, es ist nur... Du benimmst Dich, wie ein Teenie der mehr von seinem ersten Date erwartet hat.' - 'Tu ich nicht' - 'Tust Du doch... und jetzt streitest Du sogar noch mit Dir selbst. Was kommt als nächstes? Blümchen zupfen... er liebt mich, er liebt mich nicht.' "Ach, verdammt", rief Sam gefrustet auf und verließ die ruhige Stelle am See. Harry schaute ihr irritiert hinterher, als sie im Haus verschwand.

 

Frustriert ließ Sam sich auf das Sofa fallen. Ihr Blick schweifte durch den Raum, aber sie fand nichts, was sich zur Herstellung eines wissenschaftlichen Apparates hätte eignen können. Das Terry-Pratchett-Buch schien auch nicht mehr so interessant wie noch vor ein paar Minuten. Schließlich ließ sie sich in die weichen Kissen fallen und zog die Wolldecke, die auf dem Sofa lag, über sich. 'Na super. Wenn du nicht weißt was du machen sollst, pennst du? Am helllichten Tag?' - *Jolinar?* dachte Sam, und hätte sie es laut ausgesprochen, hätte es einen sehr gefährlichen Unterton gehabt. 'Ja?' kam die Stimme in ihrem Kopf mit genau dem gleichen Tonfall. *HALT ENDLICH DIE KLAPPE!*

 

Harry saß immer noch auf dem Steg und starrte hinaus auf den See. Inzwischen schien ein Fisch angebissen zu haben, aber das interessierte ihn nicht mehr. *Ich hab's versaut*, schoss es ihm durch den Kopf. Dann nahm er das Handy und schleuderte es weit weg, bis es mit einem leisen Platschen im See landete und holte die Angel ein. Den Fisch, den er gefangen hatte, entließ er wieder in die Freiheit. Als er schließlich zum Haus zurückkehrte, fand er Sam schlafend auf dem Sofa vor. Er dachte an die unzähligen Male, als er ihr und ihrem Team das Leben schwer gemacht hatte und kam sich plötzlich schäbig vor. Seufzend ging er in die Küche, um das Mittagessen vorzubereiten

 

Sam grinste, ihr Ärger war verflogen. "Ich komme gleich, nur noch mal schnell ins Bad mich frisch machen." Kurze Zeit später saßen beide am Tischen, aßen die köstlichen Steaks und unterhielten sich wie alte Freunde. "Ich hätte nie gedacht, dass Du kochen kannst, Harry", bemerkte Sam, während sie sehnsüchtig auf den letzten Rest Vanillepudding in der Schüssel starrte. "Tja, Mädchen, beim NID lernt man so einiges.... ", gab dieser nur gelassen zurück und schob fast unbemerkt die Puddingschüssel näher zu Sam. "Magst Du den Rest?" Der Duft von Steaks, der Sam in die Nase stieg, weckte sie. Langsam setzte sie sich auf und lies ihren Blick durch den Wohnraum wandern. Der Esstisch war gedeckt worden und Harry kam gerade mit einem Teller voll Folienkartoffeln in den Raum. "Hey Sam, schön dass du dich entschlossen hast, wenigstens zum Essen aufzustehen... Ich bin auch fast fertig, du musst nur noch essen", neckte der Colonel sie.

"Ich liebe es, wenn du meine Gedanken liest", gab Sam zurück und quittierte das Angebot des Colonels mit einem strahlenden Lächeln, bevor sie die Schüssel zu sich heran zog. Harry lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte dramatisch beide Hände auf sein Herz und sagte dann ganz unvermittelt, "Gott, das ist einfach der Wahnsinn" - "Waf denn?" fragte Sam mit vollem Mund. "Dein Lächeln." - "Meim Läffeln? Waf foll damit fein?" - "Es ist wunderschön", erwiderte der Colonel und sah dann erschrocken unter sich, als könnte er nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. Sams Löffel blieb auf halbem Weg zwischen der Schüssel und ihrem Mund hängen, als sie ihn anstarrte. Dann schluckte sie und sagte leise: "Das hat noch nie jemand zu mir gesagt." Überrascht blickte Maybourne wieder auf. "Das ist nicht dein Ernst! Noch nicht mal einer von den Jungs aus deinem Team?" - "Nein", antwortete Sam, und in ihrer Stimme schwang ein wenig Traurigkeit mit.

Es entstand eine peinliche Stille. Harry hatte mehr gesagt, als er beabsichtigt hatte zu sagen und Sam ihm, ihrer Meinung nach, viel zu ehrlich Antwort gegeben. Schweigend löffelte sie den Rest Pudding in sich rein und begann dann den Tisch abzuräumen. "Sam, lass doch. Ich machte heute komplette Küchendienst, du bist morgen dran." Harry stand auch auf und griff nach dem Geschirr in Sams Händen - und berührte dabei diese. Ein elektrischer Schlag fuhr durch Sams Körper, fast hätte sie vor Schreck alles fallen gelassen. Sie blickte Harry verunsichert an und reichte ihm mit gespreizten Fingern das Geschirr. "Ok, Deal steht. Dann geh ich jetzt sonnenbaden." Und damit lief sie erneut an diesem Tag vor ihm davon.

Sonnenbaden. Hatte sie gerade sonnenbaden gesagt? Oh. Mein. Gott. Harry schluckte und stellte das Geschirr betont vorsichtig in der Spüle ab. Er zwang sich dazu, nicht aus dem Fenster zu sehen, wo Sam sich im Badeanzug auf die Wiese vor dem See gelegt hatte. Das hielt er auch eisern durch, und zwar volle dreißig Sekunden. Dann hob er doch den Kopf und sah zu der Frau hinüber, die es geschafft hatte, daß er an einem Wochenende mehr gelacht hatte als in den drei Jahren zuvor. Er mußte wieder schlucken.

 

Als Maybourne mit dem Küchendienst fertig war, schnappte er sich ebenfalls ein Buch und ging nach draußen. Sam sah kurz auf, als er sich neben ihr niederließ und schloss dann wieder die Augen. Eine Weile sagte keiner von ihnen etwas, doch dann fasste sich Harry ein Herz. "Was ist das für eine Narbe?" fragte er. Sam öffnete ein Auge. "Welche?" - "Die da", antwortete Harry und deutete auf eine kleine Narbe an ihrem Fußgelenk. Er hatte nicht beabsichtigt, sie zu berühren, aber das Timing war schlecht, als Sam ihren Fuß hob. Wieder zuckte sie zurück, als hätte sie ein elektrischer Schlag getroffen. "Oh, die! Weiß nicht mehr. Vermutlich Fußfesseln. Irgendwelche verärgerten Einheimischen oder ein schlecht gelaunter Goa'uld."

"Oh", machte Harry und deutete dann auf einen hässlichen blauen Fleck an ihrem Oberarm, "und der?" Sam lächelte. "Da bin ich gegen den Türrahmen gelaufen. Ganz heldenhaft."

'Oh Gott, sie tut es schon wieder, sie lächelt', schoss es ihm durch den Kopf und er nahm die volle Bedeutung ihrer Worte von Fußfesseln und Goa'uld gar nicht richtig war. Was für ihn in diesem Moment einzig und allein zählte, war dir Frau an seiner Seite und das sie weiter lächelte und so entspannt aussah wie jetzt. Harry zwang sich dazu ein paar Mal tief durchzuatmen, sonst hätte sein Körper ihn an dieser Stelle verraten. "Sam... ", sagte er und sah ihr fragend in die Augen, doch dann wartete Harry ihre Antwort nicht ab, sonder beugte sich nach vorne. Als ihre Lippen sich zu einem ersten Kuss trafen, dachte Sam die Welt müsse stehen bleiben. Colonel Harry Maybourne küsste sie. Hier und jetzt und... er hatte angefangen. Vor lauter Verwirrung beendete sie den Kuss, indem sie ihre Kopf wegbog. Harry entging diese wortlose Zurückweisung nicht und er setzte sich sofort wieder gerade hin. "Ahem, Sam, das eben...", stotterte er verlegen.

Doch Sam legte sanft eine Hand über seinen Mund und stoppte ihn. "Schon gut... sehr gut", murmelte sie und ließ ihre Hand zu seinem Nacken wandern. Dann zog sie Harry erneut zu sich ran.

"Sollen wir", begann Sam keuchend, wurde aber von einem weiteren Kuss unterbrochen. "Hm?" meinte Harry, der mindestens genauso außer Atem war wie sie. "Sollen wir's nicht lieber nach drinnen verlegen?" Sie deutete mit dem Kopf zu der Hütte, die am anderen Ufer des Sees stand. "Gute Idee", lächelte Harry und half ihr auf. Dann grinste er und hob sie mit einer schwungvollen Bewegung hoch, um sie ins Haus zu tragen. "Wer wohnt eigentlich da drüben?" fragte Sam.

"Keine Ahnung," antwortete Harry und stieß die Tür mit dem Fuß auf, "Ich glaube, ein anderer Air-Force-Colonel... wieso lachst du so?"

 
Ende

 

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