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To be late von Xily

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Short-Cut: Sie waren sich fremd geworden. Wo war dieses Band, das zwischen ihnen existiert hatte? Wo war dieses Vertrauen? Seit wann war es verschwunden?
Spoiler: -
Charakter: Weir, Sheppard/OC
Kategorie: Tragik
Rating: PG-13
Author's Note: Hm…eigentlich wollte ich nichts Trauriges schreiben…naja…meine Muse hatte eben etwas anderes vor ;)
Widmung: Für KTJ ;) Und an Nin, die unbedingt auch eine Widmung haben wollte :P Vielen Dank für die Beta ^^
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: feff@gmx.de

To be late


"Ich…kann das nicht…ich brauche Zeit", murmelte sie leise und spürte noch den warmen Druck seiner Lippen auf ihren.
"Das hast du letztes Mal auch schon gesagt", meinte er flüsternd und sie erinnerte sich.
Ja, sie hatten eben dieses Gespräch schon einmal gehabt und auch damals war sie es gewesen, die um mehr Zeit gebeten hatte.
Also wieso tat sie es schon wieder? War nicht schon genug Zeit vergangen?
Irgendetwas in ihr wollte den nächsten Schritt nicht tun, sondern stattdessen in dieser Phase stehenbleiben. Hier, wo etwas zwischen ihnen existierte, das ihr jeden Tag aufs Neue half, das ihr Geborgenheit gab, wenn sie nachts alleine im Bett lag und das ihr immer wieder das Gefühl gab, nicht alleine zu sein.
Also wieso sollte sie das aufgeben und einen Schritt weitermachen? Es war schön so.
"Nur noch…kurze Zeit", sagte sie und lächelte ihn mit warmen Augen an.
Er nickte nur, aber sie fühlte sich glücklich, als er sich zu ihr beugte, ihr einen sanften Kuss gab und flüsterte: "Nur noch kurze Zeit!"


Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann genau dieses Gespräch stattgefunden hatte, aber es war lange Zeit her. Wie auch das Mal zuvor hatte sie aus dieser kurzen Zeit Wochen und Monate gemacht. Oder sogar Jahre? Ihr wurde beinahe übel, als ihr Bewusstsein signalisierte, dass es sich tatsächlich um Jahre handeln musste.
Wieso hatte sie das getan? Wieso hatte sie ihn immer wieder auf diese Weise hingehalten?
Es schien alles so unwirklich zu sein. So verschwommen. Trüb. Neblig.
Ihre gesamte Umgebung verschwand in einem einzigen undurchdringbaren Schleier und sie konnte irgendwie nichts tun, um diesen Schleier zu vertreiben oder daraus auszubrechen.
Sie hatte das Gefühl, bereits seit Jahren darin gefangen zu sein, aber tatsächlich waren es nur ein paar Tage. Es war erst so kurz, seitdem ihre Welt zusammen gebrochen war und seitdem hatte sie ihr Zeitgefühl verloren.
Es war einfacher außerhalb der Zeit zu leben, denn so war man nicht gezwungen, sich an irgendetwas zu halten. Man konnte tun und lassen, was man wollte und es gab keinen Tag und keine Nacht. Es gab keinen Wecker, der einen Morgens weckte und einem signalisierte, dass ein neuer Tag angebrochen war. All das gab es nicht.
Stattdessen gab es ein ineinander übergehendes Seil an Sekunden, Minuten, Stunden und Tagen, welches sie nicht einzeln, sondern nur als komplettes Seil realisierte.
Ein kleiner Teil in Elizabeth wusste, dass sie so nicht ewig weitermachen konnte.
Irgendwann musste sie wieder in die reale Welt zurückkehren. In eine Welt, wo es keine Schleier und stattdessen eine Uhrzeit gab.
Im Moment war es jedoch noch einfacher, sich darüber keine Gedanken zu machen. Sie stand an dem großen Pier von Atlantis und ihre Jacke legte sich um ihren Körper, jedes Mal, wenn eine weitere Windböe kam.
Es war nicht unbedingt ein freundlicher Tag, aber der leichte Regen und der Wind waren nichts, was sie sonderlich störte.
Es war schön hier zu stehen. Am Abgrund von Atlantis. Am Ende der Stadt.
Sie hörte die lauten Wellen, wie sie unten gegen die Mauern schlugen und ein penetranter Salzgeruch lag in der Luft.
Der Himmel verdunkelte sich langsam und zeigte ihr, dass sich der Tag wandte und es nicht mehr lange dauern würde, bis sich die Dunkelheit um die Stadt gelegt haben würde. Und dann würde ein weiterer Tag vorbei sein. Ein weiterer Tag, den sie mit der Gewissheit überlebt hatte, dass…
Sie schlang die Arme um sich. Nicht, um sich zu wärmen, sondern eher, um zu verhindern, dass sie zerbrach.
Es tat weh und sie war nicht wirklich darauf vorbereitet gewesen. Sonst ertrug sie Schmerzen gut und jetzt wusste sie kaum, wie sie damit umgehen sollte.
Was tat man gegen einen Schmerz, der einen zu zerreißen drohte? Der so stark und so stechend war, dass keine Ablenkung ihn dämpfte? Dass nicht einmal der Schlaf ihn vertreiben konnte?

"Du willst Atlantis verlassen?", fragte sie vollkommen perplex und wusste für einen Moment nicht, wie sie reagieren sollte; was sie sagen sollte.
Es war das Letzte, mit dem sie gerechnet hatte. Dass Letzte, was sie jemals vermutet hätte. Und dabei hatte sie gedacht, sie würde ihn kennen.
"Ja, ich werde zur Erde zurück gehen", sagte er langsam und sah sie mit einem Blick an, den sie nicht ganz einordnen konnte.
Seit wann konnte sie das nicht mehr? Seit wann konnte sie nicht mehr aus seinen Augen lesen und sehen, was er dachte?
Ihr Magen zog sich zusammen, da sie das dumpfe Gefühl hatte, dass das nicht die Augen waren, die sie liebte. Es war anders. Der Ausdruck war anders. Seit wann?
"Aber…aber wieso?" Sie schluckte und presste die Lippen aufeinander, als sie hörte, wie brüchig sich ihre Stimme anhörte. Wie sie zitterte.
"Elizabeth…" Nun war es an ihm zu stocken. Er blickte sie an und sie hatte den Eindruck, dass er nicht wusste, wie er es ihr erklären sollte.
Ihre Gedanken rasten. Es war alles so anders. So fremd. Konfus.
Sie konnte nicht mehr in seinen Augen lesen. Sie hatte nicht vorhersagen können, dass er solch eine Entscheidung treffen würde. Und nun standen sie sich gegenüber und konnten nicht einmal mehr miteinander reden?
Ihr Herz raste und sie atmete tief durch, als ihr verwirrtes Bewusstsein signalisierte, dass die Luft knapp wurde.
Was war passiert? Was hatte sie verpasst? Wie kam es, dass sie hier standen und sich alles falsch anfühlte?
"Ich werde mit Sarah zur Erde gehen."
Sarah?
"Sarah?", fragte sie leise und runzelte die Stirn. Ihr Brustkorb schmerzte und sie drückte die Faust gegen das Brustbein und sah ihn nur an, auch wenn langsam alles vor ihren Augen verschwamm.
"Sarah Stevens. Du kennst sie, Elizabeth. Wir…sind seit einiger Zeit zusammen. Ich dachte, dass wüsstest du."
Sie atmete zitternd aus und starrte ihn an. Nein, sie hatte es nicht gewusst. Sie hatte es nicht geahnt. Sie hatte absolut NICHTS davon realisiert und sie spürte, wie ihre Hand zitterte.
Er hatte eine Beziehung. Er hatte ein anderes Leben. Und sie konnte nicht mehr in seinen Augen lesen. Sie waren sich fremd geworden. Wo war dieses Band, das zwischen ihnen existiert hatte? Wo war dieses Vertrauen? Seit wann war es verschwunden?
Was hatte sie alles verpasst?
Wieso war es ihr nicht aufgefallen?
Seit wann?


Sie schluckte krampfhaft und versuchte, die Bilder zu vertreiben. Sie wollte sich nicht daran erinnern, wollte sich nicht damit auseinander setzen. Nicht jetzt.
Wenn sie das tun würde, dann würde sie wieder im Hier und Jetzt existieren müssen und nicht mehr in diesem endlosen Strang an Zeit, der unbedeutend schien.
Sie würde sich ihrem Schmerz stellen müssen und das war etwas, was schon bei dem alleinigen Gedanken daran alles in ihrem Inneren zusammen ziehen ließ.
Es tat schon genug weh. Es war bereits schmerzhaft. So stark, dass ihr ein leises Stöhnen entwich und sie wieder fest die Arme um sich schlang.
Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie es sich anfühlen würde, wenn ihr klar werden würde, dass sie einfach unaufmerksam gewesen war. Dass sie alles als reine Gewohnheit und als selbstverständlich hingenommen hatte.
Es hatte dieses Band zwischen ihnen existiert, diese einmalige und tröstende Band und wie es schien hatte eben dieses Band nicht gehalten. Irgendwann war es zerrissen und es war ihr nicht einmal aufgefallen. Irgendwann hatte er beschlossen, dass das Band nicht genug war und sie hatte es nicht gemerkt, sondern stattdessen in der Gewissheit gelebt, dass es in ihrer Welt noch existierte.
Und jetzt hatte sie auf schmerzhafte Weise feststellen müssen, dass ihre Welt voller Harmonie und Freude lediglich ein Schein gewesen war. Kreiert von ihrem eigenen Bewusstsein.
Die Realität sah anders aus. Härter. Dunkler. Schmerzhafter.
Wieso hatte sie nicht auf die Zeichen geachtet? Rückblickend würden mit Sicherheit genug da sein. Aber sie hatte sie vermutlich einfach nicht sehen wollen. Jetzt stand sie hier und musste für diese Verleugnung zahlen.
"Elizabeth?"
Sie war so in ihrer eigenen Welt verschwunden, dass sie erst gar nicht reagierte und nur langsam wanderte es in ihre Gedanken, dass jemand ihren Namen sagte.
Es erforderte einiges an Anstrengung überhaupt den Kopf zu drehen, aber sie tat es trotzdem und blickte ihn das Gesicht von John Sheppard.
Sollte er nicht weg sein? Wann flog er zurück zur Erde? Tagelang hatte sie sich geweigert über etwas nachzudenken und nun fiel es ihr schwer, sich überhaupt daran zu erinnern, wann er hatte gehen wollen. Wie viel Zeit war verstrichen?
Sie blickte ihn nur an und sagte nichts. Der Wind war wieder etwas stärker geworden und wehte ihr die Haare ins Gesicht, die sie mit einer reflexartigen Bewegung wieder nach hinten strich.
"Ich…wollte mich von dir verabschieden", sagte er und musste lauter sprechen, um den Wind und die Wellen zu übertönen.
Es brauchte auch dieses Mal einige Sekunden, ehe ihr Gehirn das Gesprochene verarbeitet hatte und sie hatte das Gefühl, dass sie seltsam unbeteiligt war. Sie stand hier, aber es war kein Schmerz in ihrem Inneren. Keine Wut. Keine Trauer. Sie war leer.
Sie nickte nur und kurz huschte ein eigenartiger Ausdruck über sein Gesicht, aber sie konnte ihn nicht zuordnen. Wie lange hatte sie seine Gesichtsausdrücke falsch interpretiert, weil sie einfach nicht genau hatte sehen wollen? Tage? Wochen? Oder sogar schon Monate?
"Ich wünsche dir alles Gute, Elizabeth", sagte er und irgendetwas in ihr drängte sie, die Worte zurückzugeben, aber ihre Zunge weigerte sich.
Stattdessen formte sie ein anderes Wort: "Warum?" Sie brauchte nicht mehr zu sagen, da er genau wusste, was sie meinte.
"Es war…einfach zu spät", sagte er und holte sie aus ihren Gedanken und seine Worte stießen in ihr Inneres und rissen es auf. Es war einfach zu spät.
Sie hatte ihre Chance nicht genutzt. Sie hatte gewartet und ihn vertröstet. Mit einem Schlag wurde ihr das alles schmerzhaft bewusst und sie keuchte leise.
"Es tut mir leid." Seine Worte klangen dumpf in ihren Ohren und mit einem letzten Blick drehte er sich herum und lief den Pier zurück nach Atlantis.
Sie wollte ihm hinterher laufen. Ihm sagen, dass sie ihn liebte. Dass es ihr leid tat. Dass sie die verpasste Zeit nachholen wollte.
Aber es war zu spät. Sie hatte die Wahrheit nicht sehen wollen. Wie er ihr nach und nach entwichen war. Sie hatte nichts getan, um es zu verhindern. Um ihn zu halten. Um ihm zu zeigen, wie sie wirklich fühlte.
Zweimal hatte sie die Möglichkeit gehabt. Und nun war es zu spät…

THE END
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