Kapitel 4
Verträumt betrachtete Sam die vorbeiziehenden Sterne, die sie aus einem
Fenster des Raumschiffes sehen konnte. Schon lange nicht mehr hatte sie die
Sterne so intensiv beobachten können. Ihr Vater hatte ihr früher immer
gesagt, sie würden jedem, der sie auch nur stark genug ansah, eine kleinen
Geschichte erzählen. Damals hatte sie ständig in die Sterne gesehen und
versucht ihre Geschichten zu erkennen, aber nie ist es ihr gelungen. Und
auch dieses Mal gelang es ihr nicht. Je mehr sie sich auch anstrengte, es
wollte ihr einfach nicht gelingen.
"Geht es dir gut, Sam?" Ihr Vater war leise hinter Sam getreten und
beobachtete jetzt auch die Sterne. Sam musste lachen. Warum sollte es ihr
gut gehen? Immerhin war es gut möglich, dass sie die nächste Woche nicht
mehr erleben würde. Sie wandte sich von den Sternen ab und sah ihrem Vater
in die Augen. Am liebsten würde sie sich jetzt bei ihrem Vater ausheulen,
aber sie konnte nicht. Sie wusste nicht was sie tun oder fühlen sollte.
Einerseits war dies für das Stargate-Programm eine durchaus "normale"
Situation, schon oft genug ist sie und SG1 in eine solche Situation
gekommen. Andererseits konnte man bei dieser Mission wirklich nicht sagen,
wie gefährlich sie ist. Entweder sie sind erfolgreich und vereiteln den Plan
von Apophis oder die komplette Erde und jede Menge Tok'ra werden getötet.
Wie konnten ihr Vater oder Colonel O'Neill nur so ruhig bleiben, wenn sie
doch genau wussten was passieren könnte. Und es war sehr wahrscheinlich,
dass es passiert. Apophis allein war schon stark genug und jetzt hatte er
auch noch die Unterstützung der Asgard. Das war bei dieser Mission überhaupt
das größte Rätsel. Wie konnten die überaus freundlichen Asgard, die
normalerweise keiner Fliege etwas zuleide tun konnten, jetzt der Menschheit
so den Rücken zukehren?
"Hey, Sam. Was ist los?", fragte Jacob, als er immer noch keine Antwort von
seiner Tochter bekam.
"Oh, entschuldige Dad! Ich war etwas in Gedanken."
"Etwas in Gedanken ist gut, du hast gar nicht wahrgenommen, dass ich dich
angesprochen habe."
Verschämt sah Sam zu Boden. Sie war wirklich ein wenig zu sehr verträumt
gewesen. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, dass alles um sie herum
verschwamm.
"Du hast Angst, nicht wahr?" Jacob legte Sam eine Hand auf ihre Schulter.
"Mach dir keine Sorgen, Sam. Wir alle haben Angst, auch wenn man es von
Außen nicht sieht. Wir schaffen das schon. Bis jetzt haben wir es immer
geschafft."
Jacob küsste seiner Tochter auf die Stirn und nahm sie in seine Arme. Eine
ganze Weile standen sie so da und Sam war dankbar dafür, dass sie noch bei
ihrem Vater sein durfte, bevor sie die schlimmste Mission ihres Lebens
antritt.
"Ich will die traute Familienidylle ja nicht zerstören, aber Teal'c hat
gesagt, dass wir gleich auf Position sind, um uns mit eurer hochgelobten
Technologie auf diesen gottverlassenen Planeten zu beamen. Also schlage ich
vor, dass sie langsam mal ihre Sachen packen, damit wir es schnell hinter
uns bringen können." Und damit ging Jack auch schon wieder rüber zu Teal'c,
Daniel, Anise und den beiden Tok'ra Mel'kal und Kellro, die gerade damit
beschäftigt waren über den Plan zu reden, den sie auf dem Weg hierher
ausgetüftelt hatten. Wenn man es überhaupt einen Plan nennen konnte. Er
bestand nur daraus, in Apophis' Raumschiff reinzugehen, es zu sprengen,
wobei sie noch nicht mal richtig wussten wie, und dann wieder zu
verschwinden. Einen "Plan B" gab es nicht. Wenn dieser nicht klappen würde,
bräuchte man sich auch keinen zweiten mehr auszudenken. Es wäre dann eh zu
spät. Die Erde würde zerstört werden und auch wichtige Kolonien der Tok'ra
hätten dann ein riesiges Problem. Man hoffte also, dass dieser Plan gelingen
würde.
Sam löste sich aus der Umarmung und sah ihm Fest in die Augen.
"Ich hab' dich lieb, Dad." Sie ging in den Lagerraum im hinteren Teil des
Raumschiffes und packte ihren Rucksack mit allem was man eben brauchte, wenn
man ein paar Goua'uld jagen wollte. Zwei Handfeuerwaffen mit genügend
Munition, eine Zat, eine Menge C4, Handgranaten, ein paar technische
Spielereien wie Nachtsichtgeräte und eine MG. So bepackt ging sie zu den
anderen und signalisierte ihnen, dass sie startbereit war.
"Na dann los!", hörte sie Jack sagen und folgte ihm und den anderen, um
Position einzunehmen. Jetzt gab es kein Zurück mehr, ab jetzt würden alle
ihre Handlungen Einfluss auf den Verlauf der Mission nehmen. Sie zwang sich
in ihrem Inneren zur Ruhe, als die Transportringe sie umgaben und auf den
Planeten materialisieren ließen, der ihre Zukunft bedeutete.
Sie materialisierten ungefähr zwei Kilometer von Apophis entfernt, damit sie
nicht sofort entdeckt wurden. Instinktiv griffen SG1 und die beiden Tok'ra
nach ihren Waffen, sicherten ihre Position und verständigten sich durch
Handzeichen und Blicke. Daniel griff nach einem dieser Superferngläser, mit
denen man auch sehr große Entfernungen überblicken konnte, während sich Sam,
Teal'c, Mel'kal und Kellro in der Umgebung umsahen.
"Und, Daniel?" Jack stellte sich neben Daniel und war sichtlich angespannt.
"Wie schlimm ist es?"
"Wie wir erwartet haben wird es verdammt schwierig werden." Ohne ihn
anzusehen reichte er Jack das Fernglas. Jack schaute kurz zu Daniel und
versuchte sich vorzustellen, was er gleich sehen würde. Er sah hindurch und
konnte seinen Augen kaum trauen. Es war wirklich schlimmer als angenommen.
Apophis Raumschiff glich wirklich einer Festung, die nicht mal ein
Wahnsinniger freiwillig zu nah kommen, geschweige denn angreifen würde.
Bestimmt fünfzig Wachen bewachten die Umgebung, darunter auch das Stargate
des Planeten. Langsam zweifelte sogar Jack daran, ob sie es jemals schaffen
würden auch nur in die Nähe des Schiffes zu kommen.
Jetzt waren auch die anderen zu Daniel und Jack getreten und sahen sich die
Situation an.
"Das wird nicht leicht, O'Neill", sagte Teal'c, als er das Fernglas an
Kellro weitergab. Jack konnte nur nicken.
"Ich weiß, Teal'c. Ich weiß. Aber was sollen wir machen? Wir werden erst in
4 Stunden von Anise und Jacob abgeholt. Also vertreiben wir uns doch die
Langeweile, indem wir ein paar Goua'uld in den Arsch treten. Abmarsch!"
Damit marschierte Jack los und schickte ein Stoßgebet in den Himmel, dass es
dieses Mal keine Probleme gab.
Nach ungefähr einer Stunde kamen sie an den letzten sicheren Hang und legten
eine kleine Pause ein, um sich noch mal ein Bild von der Situation zu
machen. Langsam dämmerte es. Bald würde die Nacht hereinberechen und die
Mission um einiges erschweren. Es waren immer noch genauso viele Wachen
außerhalb des Raumschiff wie vor einer Stunde und die Mission schien immer
noch aussichtslos.
"Hat einer von euch einen Vorschlag, wie wir in das Schiff kommen, ohne das
man uns entdeckt?" Jack blickte Sam an. Normalerweise hatte sie immer die
besten Ideen.
"Nun ja, Sir, wir müssen die Wachen irgendwie ablenken. Aber wie wir das
anstellen sollen, weiß ich leider auch nicht. Ich habe nicht mit so vielen
Wachen gerechnet." Entschuldigend sah sie ihm ins Gesicht. Jack wandte sich
an Teal'c, der allerdings auch keine Idee hatte.
"Mich brauchen Sie gar nicht erst anzusehen, Jack. Es ist aussichtslos in
diese Festung reinzukommen. Wir sollten uns einen anderen Plan ausdenken.",
sagte Daniel zu Jack, bevor dieser auch nur etwas sagen konnte. Jetzt war
der beste Zeitpunkt für Plan "B", den es ja gar nicht gab. Sie hatten
wirklich nicht damit gerechnet, dass es auch nur annähernd so schwer sein
würde in dieses Raumschiff zu kommen.
"Die einzige Möglichkeit besteht darin, dass einer von uns sich opfern muss
und die Wachen angreift. Dadurch sind die Wachen abgelenkt und die anderen
können sich in das Raumschiff schleichen.", meldete sich einer der Tok'ra zu
Wort.
"Das ist doch nicht etwa dein Ernst!", herrschte Jack den Tok'ra an. "Hier
wird sich niemand opfern. Ist das klar?"
"Es gibt keine andere Möglichkeit. Es ist die einzige Chance, dass überhaupt
jemand in das Schiff kommt.", verteidigte sich Kellro.
"Schwachsinn, es muss noch eine andere Lösung geben!"
"Außerdem würde das zu viel Aufmerksamkeit erregen und die
Sicherheitsvorkehrungen im Raumschiff würden bestimmt erhöht werden.",
mischte sich Sam in das Gespräch ein.
"Ja, das stimmt. Ich würde euch nicht raten, es auch nur zu versuchen, ihr
jämmerlichen Tau're!"
Plötzlich vibrierte der Boden unter ihren Füßen und ein blau-rot
schimmerndes Energiefeld in Form einer Pyramide baute sich um sie herum auf.
Um das Energiefeld herum standen an jeder Ecke zwei Goua'uld Wachen. Sofort
griffen SG1 und die beiden Tok'ra nach ihren Waffen.
"Die werden euch nichts nützen.", antwortete der Goua'uld, der auch vor
wenigen Sekunden gesprochen hatte. Langsam konnte man den Goua'uld erkennen,
denn nun näherte er sich dem Energiefeld, bei dem es wesentlich heller war.
"Alle Projektil- und Energiewaffen sind innerhalb des Feldes unbrauchbar.
Eine wunderbare Technologie, nicht wahr?" Er war nun direkt vor das
Energiefeld getreten und blickte verachtend auf die Gefangenen hinunter. Er
war riesig. Einer der größten Goua'uld, denen SG1 je begegnet ist. Wie die
übrigen anwesenden Wachen auch hatte er die übliche Goua'uld Kleidung an und
eine Stabwaffe in der Hand, auf die er sich gelassen stützte. Er wirkte
beinahe eingebildet.
Teal'c zielte mit seiner Stabwaffe und schoss auf das Energiefeld, was
allerdings nicht viel bewirkte, denn der Schuss wurde sofort von dem Feld
absorbiert. Sofort zielte Jack mit seiner M16 und wollte schießen, doch Sam
drückte im letzten Moment die Waffe herunter, sodass sich eine Kugel löste
und auf dem Boden einschlug.
"Carter, verdammt! Was soll das? Sind Sie übergeschnappt?", herrschte Jack
Sam an.
"Sir, es könnte möglich sein, dass die Kugel von dem Feld abprallt und wie
wild hin und her schießt. Es wäre zu gefährlich!"
"Nicht schlecht, Tau're, du hast vollkommen Recht. Es wäre wirklich
Selbstmord mit euren primitiven Projektilwaffen auf das Feld zu schießen.
Aber ich habe es ja auch schon vorher gesagt, dass eure Waffen innerhalb des
Feldes nicht wirken."
Ein überlegenes Grinsen huschte über das Gesicht des Goua'uld. Jack blickte
entschuldigend zu Sam, die fast unmerklich nickte.
"Wer bist du?" Jack legte seine M16 beiseite und trat einen Schritt nach
vorne, um den Goua'uld besser sehen zu können. Inzwischen war es vollkommen
dunkel geworden und nur das Schimmern des Energiefeldes spendete ein wenig
Licht.
"Ich bin der erste Primus von Apophis, dem einzig wahren Gott", antwortete
er und wirkte noch bedrohlicher als vorhin. "Und ich habe den Auftrag euch
zu meinem Herrn und unserem Verbündeten Thor zu bringen."
Kapitel 5
Unter der strengen Bewachung der Goua'uld wurde SG1 zum Mutterschiff
gebracht. Keiner der Gefangenen wagte es, auch nur ein Wort zu sagen. Die
Gänge des Raumschiffes schienen Unendlich zu sein, jedoch konnte das auch
daran liegen, dass dieses Raumschiff auch unbeschreiblich groß war. Der
Goua'uld, der sich als erster Primus Apohpis' zu erkennen gab, schritt allen
voran und wirkte beinahe so, als würde er vor Stolz bald platzen.
Nun waren sie im Kommandoraum angekommen und die Wachen zwangen SG1 und die
beiden Tok'ra sich hinzuknien.
"Carter, ein Plan wäre jetzt ganz nützlich!", flüsterte Jack zu Sam, die
genau neben ihm kniete.
"Tut mir leid, Sir, aber jetzt zu fliehen würde einem Selbstmord gleichen.",
wisperte Sam so leise wie möglich zurück. Jedoch nicht leise genug.
"Schweigt!" Apophis betrat den Raum und plötzlich standen alle Wachen
stramm. Selbst der erste Primus schien sich anzuspannen. Jack beobachtete
jeden seiner Schritte und versuchte fieberhaft einen Plan auszuhecken. Doch
auf einmal wurde er aus seinen Gedanken gerissen, denn plötzlich stand auch
Thor im Raum. Er hatte einige Sekunden nach Apophis den Raum betreten und
wirkte irgendwie anders als sonst. Er sah boshaft aus. Ein Anblick, der
einem bei einem Asgard stutzen lässt.
"Lord Apophis, ich bringe euch die Tau're von der Erde und zwei von den
Tok'ra! Sie haben sich in der Nähe des Raumschiffes versteckt."
"Sehr gut, Une'rak! Du wirst entsprechend belohnt werden!" Une'rak senkte
dankbar den Kopf.
"Endlich kann ich mich also an euch rächen, nach all dem was ihr mir angetan
habt! Und vor allem freue ich mich darauf dich, Sho'va, genügend zu
bestrafen! Habe ich nicht Recht, Thor?"
Thor kam aus dem Hintergrund hervor und schaute sich die Gefangenen genauer
an. Als sich seiner und Jacks Blick trafen, hatte Jack das Gefühl, so etwas
wie Wut und Verzweiflung in seinen Augen zu erkennen. Jedoch wirkte Thor
überhaupt sehr seltsam. Gar nicht so wie früher, als die Asgard noch mit der
Erde befreundet waren. Was war nur mit ihm geschehen?
"Was ist los, Thor? Haben sie eine Gehirnwäsche bei dir durchgeführt, oder
hast du 'nen Hirnschaden?"
Jack war kurz davor, zu platzen.
"Keineswegs, Jack O'Neill. Die Asgard und die Goua'uld haben nur endlich
ihre Differenzen beigelegt und begriffen, dass ihre Vorstellungen über die
Beherrschung des Universums keineswegs unterschiedlich sind."
"Jaja, jetzt red' dich mal nicht raus, du kleiner grauer..."
"Jack, seien sie still!", Daniel unterbrach Jack, bevor er noch mehr
Unüberlegtes von sich gab. Jack zwang sich zur Ruhe und Thor stellte sich
neben Apophis.
"Was willst du jetzt mit den Gefangenen machen, Apophis?", fragte Thor
seelenruhig.
"Die beiden Tok'ra werden uns sicherlich durch Foltern den Hauptsitz der
Tok'ra verraten. Außerdem werde ich mich höchstpersönlich der Folter des
Sho'va annehmen. Die restlichen drei werden getötet! Une'rak, bringe die
Tok'ra und den Sho'va hinaus und bereite sie zum Foltern vor. Die drei
Tau're werden hier getötet. Dieses Mal will ich sicher sein, dass sie auch
wirklich tot sind."
"Ja, Gebieter!" Une'rak verbeugte sich und wollte gerade Teal'c, Mel'kal und
Kellro zum Aufstehen bewegen, als Thor anfing zu sprechen.
"Einen Moment! Apophis, es wäre nicht klug die drei Menschen zu töten. Meine
Wissenschaftler würden sich freuen, mit dem Brillenträger ein paar
Experimente durchzuführen."
"Gut, dann werden eben nur die beiden anderen getötet."
"Ich glaube der weibliche und der männliche Mensch könnten dir nützlicher
sein, als du denkst. Immerhin hast du immer noch keine Nachfolger."
"Sprich weiter, Thor!"
"Da du das Harsesis-Kind nicht finden konntest, musst du jemand anderes
finden. Die Gene des starken und mutigen Menschen und der intelligenten Frau
sind nahezu perfekt, wenn man sie mischt. Ein Kind von den beiden wäre der
perfekte Wirt."
Apophis blickte einen Moment Jack und Sam an, die entsetzt erst Thor und
dann sich selbst ansahen.
"Sehr gute Idee, mein Freund! Bereitet die Hochzeit und ein Zimmer vor."
"Bitte was?", fragten Sam und Jack gleichzeitig wie aus einem Mund.
"Moment mal, das geht nicht!" Doch Apophis und Thor ignorierten Sams Protest
und ließen sie von zwei Wachen abführen.
"Halt, wo bringt ihr Sam hin? Was wird hier eigentlich gespielt? Thor,
antworte!" Jack wusste überhaupt nicht, was los war. Hatte er sich verhört,
oder bildete er sich nur ein, dass er zusammen mit Sam ein Kind zeugen
sollte?
Mittlerweile wurden auch Teal'c und die beiden Tok'ra abgeführt und so waren
Jack und Daniel allein im Kommandoraum mit Thor und Apophis.
"Jack O'Neill, deines und das Leben von Samantha Carter werden verschont.
Von euch wird nur eine kleine Gefälligkeit abverlangt. Was ist daran nicht
zu verstehen? Führt ihn ab, bringt den anderen Menschen auf mein Schiff ins
Labor!"
Kapitel 6
Sam wurde von fünf weiblichen Goua`uld in einen Raum geführt. Sie wusste
nicht, was mit ihr geschah und ob sie richtig verstanden hatte, was sie und
Jack gleich tun sollten. Eben noch hatte Thor sie vor dem sicheren Tod
bewahrt, jedoch hatte die Sache einen kleinen Haken: Sie würde nur am Leben
bleiben, wenn Jack und Sam heiraten und ein Kind zeugen, welches als
Nachfolger von Apophis bestimmt war.
Aber konnte man das wirklich als Haken bezeichnen? Sie musste es zugeben.
Eines ihrer tiefsten verborgensten und vor allem unmöglichsten Geheimnisse
war, mit Jack zusammen zu kommen. Aber sie hatte sich längst damit
abgefunden, dass das auch für immer ein Geheimnis bleiben wird.
"Hey, was soll das?" Eine der Goua`uld versuchte ihre Jacke auszuziehen.
"Was macht ihr mit mir? Wo ist Colonel O`Neill?"
Keine der fünf Goua`uld antwortete, sondern versuchten jetzt auch noch ihre
Hose auszuziehen. Erst jetzt sah Sam, dass in einer Ecke des nahezu
überdimensional großen Raumes eine Vertiefung im Boden war. Eine Goua`uld -
Frau ging auf dieses "Loch" zu, goss eine Flüssigkeit hinein, die nach
Lavendel roch, und betätigte einen Knopf. Nur wenige Sekunden später war das
"Loch" mit warmen Wasser gefüllt.
"Eine Badewanne.", dachte Sam laut. Natürlich. Warum ist ihr das nicht
gleich eingefallen? Wenn man heiratet ist man ja möglichst gut angezogen und
riecht nicht, als hätte man sich seit Tagen nicht gewaschen. Also ließ sich
Sam von den Goua`uld ausziehen und nachher zur Badewanne führen. Als Sam in
dem warmen Wasser lag, fing die Goua`uld, die das Wasser in die Badewanne
gelassen hatte, an zu sprechen:
"Du hast jetzt eine halbe Stunde eurer Zeitrechnung Zeit, dich zu waschen
und anzukleiden." Danach verließen die Goua`uld den Raum und Sam hatte jetzt
endlich die Zeit, die sie brauchte, um darüber nachzudenken, was gleich
passieren sollte. Eine Hochzeit mit Jack. Wieso war sie jetzt nicht so aus
dem Häuschen, wie sie eigentlich sein müsste? Einerseits hatte sie schon
immer davon geträumt, aber doch nicht so. Sie hatte immer gehofft, dass sie
und Jack auf der Erde mit ihren Freunden und Verwandten heiraten würden.
Sam stuckte ihren Kopf unter Wasser und fuhr mit ihren Händen durch ihr
kurzes Haar. Bei dem Gedanken an die nächsten Stunden wurde ihr schlecht.
Zum einen wegen ihrer Nervosität und zum anderen über die Reaktion von Jack.
Bis vor kurzem hatte sie noch gedacht, Jack würde sie lieben. Aber jetzt
hatte sie das Gefühl, dass sie sich das nur eingebildet hatte. Sie versuchte
sich noch mal die Worte ins Gedächtnis zurück zu rufen, die Jack sagte, als
sie von Anise getestet wurde, ob sie Za'tarc wären.
"Du hast alles getan was du konntest?"
"Ja."
"Aber du konntest sie nicht retten?"
"Nein."
"Aber du hättest dich selbst noch retten können?"
"Ja."
"Wie hast du dich gefühlt?"
"Wie jemand, der bald sterben würde."
"Sir!"
"Ich konnte nicht weg, weil ich lieber gestorben wäre, als Carter zu
verlieren."
"Warum?"
"Weil sie mir etwas bedeutet. Viel mehr als sie mir eigentlich bedeuten
dürfte."
Sie hatte diese Worte fast vergessen. Wie konnte sie nur? Diese wenigen
Sätze sagten alles, was Jack für Sam empfand.
Langsam stieg Sam aus der Wanne und griff sich ein Handtuch, dass für sie
bereitgelegt wurde. Sie trocknete sich gründlich ab und sucht nach den
Sachen, die sie anziehen sollte. Neben der Tür sah sie auf einem kleinen
Tisch etwas weißes liegen. Mit dem um ihren Körper gewickelten Handtuch ging
sie langsam dort hin. Als sie angekommen war, nahm sie den samtigen Stoff in
die Höhe und sah ihn sich genauer an.
"Ein Kleid. Natürlich. Warum ausgerechnet ein Kleid?", murmelte sie leise
vor sich hin. Doch da es in dem Raum nichts anderes zum anziehen gab, war
sie gezwungen dieses Kleid anzuziehen.
Etwa zehn Minuten und mindestens genauso vielen versuchen dieses Ding
anzuziehen, betrachtete sie sich in dem großen Spiegel, der direkt neben der
Tür stand. Sie probierte mit diesem Kleid ein bisschen zu laufen. Wie
ungewohnt das für sie war. In den Hosen, die sie immer trug, war es wirklich
einfach damit zu laufen. Aber in einem Kleid konnte sie doch nicht rennen,
wenn sich die Möglichkeit einer Flucht ergab. Bei jedem Schritt musste sie
aufpassen, dass sie nicht stolperte oder auf den Umhang trat. Jedoch wurde
sie nach jedem Schritt, den sie tat sicherer und hätte sich auch zugetraut
in diesem Kleid ein wenig zu rennen.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und zwei der Goua`uld, die auch vorhin
anwesend waren, traten ein. Sie trugen beide zwei kleine Kisten, etwa so
groß wie ein kleiner Umzugskarton. Die, die links von Sam stand, stellte
ihre Kiste auf den kleinen Tisch, auf dem das Kleid gelegen hatte. Dann nahm
sie der anderen Goua`uld die Kiste ab, öffnete sie und stellte sich neben
Sam hin. Sam beobachtete diese Szene mit gemischten Gefühlen. Sie hatte
gedacht, dass sie jetzt zu Jack geführt und dann der "schönste Moment ihres
Lebens" durchgeführt würde.
Jedoch hatte sie vergessen, dass jede Goua`uld - Frau immer perfekt
geschminkt und mit Schmuck behängt war.
Schminke hatte sie noch nie so richtig gemocht. Nur bei öffentlichen
Anlässen schminkte sie sich, zum Beispiel war das bei ihrer Beförderung zum
Major der Fall. Sie mochte nicht dieses Gefühl, dass etwas auf ihren Lippen
oder auf ihren Augenlidern klebte. Aber da musste sie jetzt durch. Sie
schloss die Augen und ließ die Goua`uld ihr Gesicht schminken. Als sie
merkte, dass die Hände der einen Goua`uld sie nicht mehr berührten, öffnete
sie die Augen und wollte gerade in den Spiegel sehen, als sie von der
anderen Goua`uld herumgedreht wurde. Die beiden Frauen hatten jetzt ihre
Plätze getauscht. Nun stand die, die Sam geschminkt hatte neben ihr und
hatte die zweite Kiste geöffnet in den Händen. Die zweite Goua`uld - Frau
nahm einen goldenen Armreif aus der Truhe und befestigte ihn an Sams rechtem
Handgelenk. Danach nahm sie zwei weitere Armreifen heraus und befestigte sie
an ihren linken und rechten Oberarm. Sie waren auch aus Gold, nur wesentlich
dünner als der erste. Zum Schluss nahm die Goua`uld noch eine Kette aus der
Truhe. Diese Kette wurde Sam auf den Kopf gelegt, so, dass der
tropfenförmige Anhänger zwischen Sams Augen hing. Jetzt durfte sich Sam
endlich im Spiegel betrachten. Sie hätte sich fast selbst nicht
wiedererkannt. Sie sah jetzt nicht nur aus wie eine Ägypterin, sie fühlte
sich auch fast so. Ob Jack sie überhaupt erkennen würde?
Ein Knall ließ sie aus ihren Gedanken hochschrecken. Die beiden Goua`uld
hatten gleichzeitig die Truhen mit solcher Wucht zugeschlagen, dass sie
beinahe einen Herzanfall bekommen hätte. Sie gaben ihr zu verstehen, dass
sie mitkommen sollte. Sam ging widerstandslos mit und versuchte sich zu
beruhigen.
weiter: Kapitel 7