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Schöne Bescherung von Nyada

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Kapitel Bemerkung: A/N: Ich fand das Benehmen von Dave in ‚Outcast’ etwas daneben, also habe ich mir die Freiheit genommen, seine Figur etwas… naja, wie soll ich es sagen… freundlicher geschrieben habe.
I'm driving home for Christmas
I can't wait to see those faces
I'm driving home for Christmas, Yeah
I'm moving down that line
And it's been so long
But I will be there
I sing this song
To pass the time away
Driving in my car
Driving home for Christmas
Chris Rea – Driving Home For Christmas



T.J. hatte Dave und Amanda bisher nur einmal gesehen und war damals noch zu klein gewesen, um zu verstehen, dass es sich bei dem Mann mit den eisblauen Augen um seinen Onkel und bei der netten Blondine mit dem Strahlelächeln um seine Tante handelte. Fasziniert hatten die beiden sich über die Wiege gelehnt und das hilflose Baby mit ihren riesigen Köpfen dabei so sehr verängstigt, dass der sechs Monate alte Säugling wie eine Feuersirene aufgejault hatte und die beiden den ganzen Nachmittag nicht mehr aus den Augen gelassen und zu Schreien begonnen hatte, kaum dass Dave und Amanda sich ihm genähert hatten.

Jetzt- fünf Jahre später- leuchteten seine braunen Augen jedoch, als er aus dem Fenster blickte und Daves dunklen Volvo erspähte, der gerade auf den verschneiten Hof vor dem Haus vorfuhr. Aufgeregt begann der Fünfjährige mit so einem Elan auf der Fensterbank auf und ab zu hüpfen, dass John befürchtete, er würde fallen und sich etwas brechen.

„T.J., sei vorsichtig“, mahnte er seinen Sohn, der ihm jedoch nicht zu zuhören schien, denn seine ungeteilte Aufmerksamkeit galt seinen soeben eingetroffenen Verwandten, die aus ihrem Wagen ausstiegen.

„Onkel Dave ist da!“, rief T.J. und begann um John herumzuhüpfen. „Komm, Daddy, Onkel Dave ist da! Nun komm schon!“ Seine kleine Hand griff nach der seines Vaters. „Komm, Daddy!“

„Moment, Moment“, lachte John und folgte seinem Sohn aus dem Kaminzimmer hinaus in den Hausflur. „Immer mit der Ruhe, Kumpel. Nicht so schnell!“

„Daddy“, jaulte T.J., dessen freudiges Gejauchze nun auch den Rest des Haushaltes auf den rief; Teyla und Mrs. Broderick kamen durch die Küchentür und auch Mr. Hopps, der grimmige Stallmeister, der mindestens genauso lange wie Mrs. Broderick für die Familie angestellt war, erschien auf der Bildfläche.

„Mein Gott, von diesem Geschrei bekomme ich Migräne“, schimpfte der Mann mit dem starken Südstaatenakzent, obwohl alle wussten, dass sich der stämmige Stallmeister und der kleine Sohn des jüngsten Abkömmlings Patrick Sheppards bereits am ersten Tag angefreundet hatten. Arthur „Art“ Hopps hatte T.J. bei einem von dessen Streifzügen durch die Pferdeställe aufgegabelt und den kleinen Jungen mit den wirren braunen Haaren und den blitzenden braunen Augen sofort ins Herz geschlossen.

„Onkel Dave ist da“, erklärte T.J. Mr. Hopps und begann wieder zu zappeln, eine seiner Angewohnheiten, die seine Eltern ihm vergebens abzugewöhnen versuchten. Ungeduldig zog er an Johns Hand.

Mrs. Broderick und Mr. Hopps lachten und der Stallmeister fragte, an Teyla gewandt: „Und Sie sind sich sicher, dass das mit dem zweiten Kind so eine gute Idee war?“

„Ich fürchte, Mr. Hopps, dass es jetzt zu spät ist, es zu ändern“, erwiderte die Athosianerin ihm höflich. Wieder war dröhnendes Lachen von den beiden Hausangestellten die Antwort, in welches Teyla kurz einstimmte, nur um wenige Sekunden später ihren Sohn zurückzurufen, der sich inzwischen von der Hand seines Vaters gelöst hatte und zur Haustür geflitzt war- ohne Erfolg; der Junge war bereits durch die Tür ins Freie verschwunden, nur in seinem Pyjama und dicken Socken.

„Was für ein Wirbelwind“, stellte Mrs. Broderick zum wiederholten Male fest und knuffte John im Vorbeigehen in den Ellbogen. „Da kommt er nach Dir, Jonathan.“

„Wohl wahr, wohl wahr, Percy“, pflichtete Art Hopps ihr bei, was ihm einen bitterbösen Blick des jüngsten Sohn seines Arbeitgebers einbrachte. Er folgte Mrs. Broderick, nicht ohne John ein letztes Mal zuzuzwinkern.

„Komm“, sagte Teyla, die sich bei ihrem Mann einhakte, als dieser die Augen verdrehte, „lass uns Deinen Bruder begrüßen.“

John sah sie an… und zögerte auf einmal. Sein Bruder. Fünf Jahre war es her, dass er den drei Jahre älteren Dave das letzte Mal gesehen hatte. Nach dem verheerenden Streit mit seinem Vater hatte es John nicht gewagt, seinem Bruder unter die Augen zu treten. Er hatte ihm in regelmäßigen Abständen Mails geschickt, um ihn und seine Familie auf dem Laufenden zu halten, aber das war nicht dasselbe. John behauptete nicht, dass er seinen Bruder vermisst hatte… aber genauso war es. Er hatte Dave vermisst. Dave war nach Mrs. Broderick die einzige Person gewesen, die nach dem Tod der Mutter zu ihm gehalten und ihn vor den Launen des Vaters beschützt hatte. Dave war stets Johns großes Vorbild gewesen. Sie beide hatten sich immer gut verstanden, abgesehen von den kleinen Streitigkeiten, die für Geschwisterkinder üblich waren und nicht selten mit blutenden Nasen, aufgeschürften Knien und blauen Flecken geendet hatten.
Johns Herz schlug hinsichtlich der Tatsache, dass er nun nach fünf langen Jahren endlich seinen großen Bruder wieder sehen würde, schneller und plötzlich konnte es ihm gar nicht schnell genug gehen.

„Onkel Dave!“ Auf einmal verspürte er eine ähnliche Euphorie wie T.J. und als er die Stimme seines Bruders außerhalb des Hauses vernahm, hatte John zum ersten Mal seit seiner Ankunft das Gefühl, wirklich Hause gekommen zu sein.

*~*~*


„Onkel Dave!“ Dave Sheppard hob den Kopf und drehte sich herum, als man ihn rief. Es dauerte einen Augenblick, ehe seine eisblauen Augen, die er von seinem Vater Patrick hatte, in dem kleinen, ihm entgegenkommenden Jungen seinen Neffen erkannten. Dave stockte für einen kurzen Moment der Atem, dann breitete sich ein fröhliches Lächeln auf seinem sonst so strengen Gesicht aus.

„Mein Gott, T.J.!“, rief er aus, ließ das Gepäck stehen, ging in die Knie und breitete die Arme aus, um seinen Neffen in Empfang zu nehmen. Lachend warf sich der Junge gegen seine Brust und Dave verspürte augenblicklich dasselbe warme Flattern in seinem Brustkorb wie damals, als er den Kleinen zum ersten Mal gesehen hatte. „Lass Dich ansehen!“, sagte er, nachdem er die stürmische Umarmung des Jungen kurz erwidert hatte. „Du meine Güte!“ Dave staunte nicht schlecht; aus dem kleinen, hilflosen Baby war ein fast sechsjähriger Bengel geworden. „Wie groß Du geworden bist!“

T.J. schenkte ihm ein schneidezahnloses Grinsen, welches Dave an den Vater des Jungen erinnerte, dem der Kleine bereits jetzt sehr ähnlich sah. Dieselben wirren, vom Wind zerzausten Haare, auch wenn sie etwas heller als Johns waren, und das gleiche abenteuerlustige Funkeln in den Augen. T.J’s Züge glichen denen seines Vaters sehr und für einen kurzen Moment glaubte Dave seinen kleinen Bruder in jungen Jahren vor sich zu haben.

„O mein Gott, ist das T.J.?“ Daves Frau Amanda hatte den Kleinen erst jetzt entdeckt und strahlte ihren Neffen an.

„Ja, das bin ich“, antwortete T.J. brav und ging daran, seine Tante zu umarmen, wenn auch etwas zurückhaltender als er es bei Dave getan hatte. „Hallo, Tante Mandy“, grüßte er sie höflich.

„Du bist ja richtig in die Höhe geschossen“, wunderte sich nun auch Amanda und drückte das Kind lachend an sich. Auch sie schien es nicht glauben zu können, dass es sich bei dem kleinen Baby aus ihrer Erinnerung und dem kecken Jungen, der nun vor ihr stand, um ein und dieselbe Person handelte.

„Dave! Amanda!“, riss eine wohlbekannte, aber viel zu selten gehörte Stimme die beiden aus ihrer faszinierten Betrachtung ihres Neffen. Als Dave sich umwandte, sah er seinen Bruder auf sich zukommen. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen, als er vor Dave zum Stehen kam, ein absolut ehrliches Lächeln, welches keinen Zweifel mehr daran ließ, dass er sich freute, ihn wiederzusehen.

„John“, begrüßte Dave ihn dennoch etwas zurückhaltend. Nach fünf langen Jahren wusste er nicht, wie er ihm am besten gegenübertreten sollte, vor allem nicht nach allem, was passiert war. Er hatte den Streit zwischen John und ihrem Vater selbstverständlich mitbekommen und ihm war auch nicht entgangen, dass sein Bruder danach wutentbrannt samt Frau und Kind das Haus verlassen hatte. Seit diesem Tag vor fünf Jahren hatte er seinen kleinen Bruder nicht mehr gesehen; nun stand er vor ihm, mit einem Grinsen im Gesicht und diesem Funkeln in den Augen, von dem Dave nicht wusste, was er davon halten sollte.

„Hey“, war Johns für ihn typische Erwiderung und er streckte die Hand aus, doch Dave schloss seinen Bruder kurzerhand in eine Umarmung und klopfte ihm auf die Schulter.

„Es ist schön Dich wiederzusehen, John“, sagte er. „Ich… hätte nicht gedacht, dass Du dieses Jahr tatsächlich kommst.“

„Ich auch nicht“, erwiderte sein Bruder nach einer kurzen Pause und Dave nickte. Er wusste, was sein Bruder damit sagen wollte, es brauchte keine Worte, um dem, was in Johns Kopf vorging, Ausdruck zu verleihen. Also beließ es Dave bei einem Schweigen und wandte sich stattdessen seiner Schwägerin zu, die ebenso breit lächelte wie ihr Mann.

„Teyla…“ Er küsste sie liebevoll auf die Wange. „Wie schön Dich zu sehen.“ Sein Blick fiel auf ihren sich unter ihrem langen Cardigan wölbenden Bauch. „So viel mehr von Dir.“

„Es ist auch schön, Dich zu sehen, David.“ Johns Frau war die einzige Person, die ihn bei seinem vollen Namen ansprach; nicht einmal sein Vater nannte ihn David. Sie neigte den Kopf leicht zur Seite, lächelte und begrüßte dann auch Amanda.

„Du meine Güte“, rief Daves Frau aus, als sie ihre Schwägerin kurz, aber herzlich umarmt hatte, und sah auf Teylas Bauch herab. „Was hat er Dir angetan?“ Lachend schüttelten die beiden Frauen ihre Köpfe und John schlang den Arm um die Hüfte seiner Frau.

Seinem Bruder und dessen Frau zuzwinkernd, meinte er: „Es ist ja nicht so, dass sie sich dagegen gewehrt hätte.“ Teyla verdrehte die Augen und knuffte ihn in den Ellenbogen.

„Wann ist es denn soweit?“, wollte Amanda, immer noch lachend, wissen.

„In zwei Wochen“, antwortete Teyla.

Daves Augenbrauen hoben sich. „Zwei Wochen?“, echote er, bevor er seinem Bruder einen Seitenblick zuwarf. „Wie hast Du sie in diesem Zustand durch die Sicherheitszonen bekommen?“

John lachte. „Sagen wir’ so: Ich hatte bei einem alten Freund von der Akademie noch was gut. Er hat uns geflogen. Aber…“ Er klatschte in die Hände. „Kommt doch erst einmal rein.“

„Ihr müsst bestimmt völlig erschöpft sein“, stimmte Teyla ihm zu. „Mrs. Broderick hat gerade frischen Kaffee aufgesetzt.“

„Und Plätzchen“, rief T.J. aufgeregt, von einem Fuß auf den anderen tapsend dazwischen und die Erwachsenen brachen erneut in Gelächter aus.

Amanda seufzte. „Hhm, ihr glaubt ja gar nicht, wie gut sich das anhört.“ Dave stimmte ihr gedanklich zu. Eine fünf Stunden lange Autofahrt lag hinter ihnen und es gab nichts, wonach er sich mehr sehnte, als nach einem starken Kaffee und einem beheizten Raum. Voller Vorfreude schnappte er sich die eine Hälfte des Gepäcks, während John sich um die andere Hälfte kümmerte. Ihren Frauen und T.J. folgend, gingen die beiden Brüder wortlos nebeneinander her. Sie waren schon fast an der Haustür angekommen, als John ihn ansah, lächelte und meinte:

„Willkommen zuhause, Davis

Dave grinste seinen kleinen Bruder an. Dann: „Willkommen zuhause… Johnnyboy


*~*~*


Den heißen Kaffee genießend, stand John am Fenster der hauseigenen Bibliothek, von wo aus er beinahe das ganze, schneebedeckte Anwesen überblicken konnte; den großen Garten, die nun Winterschlaf haltenden Obstgärten, den Rosengarten, den runden Teich, in dem er und Dave als Kinder immer geschwommen waren, die schneebedeckten, weißeingezäunten Pferdekoppeln, das kleine, an das Grundstück angrenzende Waldstück.

John lächelte in den Dunst des Kaffees hinein. Von den vielen Häusern, in denen er als Kind gewohnt hatte, war dieses ihm besonders ans Herz gewachsen. Es war jenes Haus, das ihm am meisten ähnelte. Es war schlicht und einfach, die klaren Formen und Strukturen der Architektur hatten John schon als kleiner Junge gefallen. Er hasste die pompösen Aufmachungen der anderen Häuser, die hohen Decken, die edlen Holzböden, die verzierten Stuckleisten, denen eh kein Mensch Beachtung schenkte, da sie viel zu weit unten waren, um Aufmerksamkeit zu erregen. Nein, dieses Haus war anders. Dieses Haus strahlte Natürlichkeit aus. In diesem Haus war John geboren worden. Hier war er aufgewachsen, hier hatte er den Großteil seiner Kindheit verbracht, hier hatte er mit seiner Mutter gelebt. Sie hatte dieses Haus genauso geliebt wie er und sich geweigert in eines dieser überteuerten Stadthäuser zu ziehen, so wie Johns Vater es gewollt hatte. Sie hatte um ihr Recht, in diesem Haus zu wohnen, gekämpft. Für sie hatte dieses Haus einen besonderen Wert gehabt- genau wie für John.

Der Soldat war so sehr in seinen Gedanken versunken, dass er seinen Bruder, der neben ihm aufgetaucht war, erst bemerkte, als er zu sprechen begann.

„Sie hat dieses Haus geliebt.“ Daves Stimme war ruhig, dennoch zuckte John zusammen, aber vielmehr weil er sich wieder einmal von seinem großen Bruder ertappt fühlte. Dave war schon immer Meister darin gewesen, zu erkennen, was ihm durch den Kopf ging. Egal wie sehr John versucht hatte, seine wahren Gefühle und Empfindungen vor seinem Bruder zu verstecken, Dave hatte immer gewusst, wie es um ihn bestellt war. So auch jetzt.

John wartete, bis Daves Bemerkung nicht mehr so erdrückend in der Luft hing, dann begegnete er dem Blick seines Bruders. Dave lächelte.

„Es ist nicht schwer, zu erkennen, woran Du denkst“, fasste er das Offensichtliche in Worte. „Du warst schon immer leicht zu durchschauen, John.“

„Und Du warst schon immer gut darin, mir mit Deinen besserwisserischen Getue auf die Nerven zu gehen.“ Die Brüder schmunzelten.

„Denkst Du noch oft an sie?“, fragte Dave schließlich nach einer kurzen Pause und John sah wieder aus dem Fenster.

„Du etwa nicht?“

Dave schüttelte mit dem Kopf, seufzte. „Ich will nicht lügen“, sagte er leise, „ich denke jeden Tag an sie. Sie hat Weihnachten geliebt. Es war ihr Lieblingsfest. Sie ist den ganzen Tag durchs Haus geschwebt, wie auf einer Wolke.“ Seine Mundwinkel begannen zu zucken. „Fast so, als wäre sie in ihrer eigenen Welt gewesen.“

John schmunzelte. „Trotzdem hat sie uns immer dieses scheußliche Gebräu vorgesetzt.“ Er wusste noch immer nicht, was es gewesen war. Das dunkle Gebräu, das seine Mutter ihm und Dave am Weihnachtsmorgen immer gekocht hatte, hatte ihm danach noch tagelang vorm Magen gelegen. Die Besinnlichkeit seiner Mutter an den Weihnachtsfeiertagen in allen Ehren, aber dieses Zeug war seelischer Grausamkeit gleichgekommen.

„Mir hat’s geschmeckt“, meinte Dave schulterzuckend, was ihm einen entsetzten Blick seines kleinen Bruders einbrachte. „Hey, das war ein Scherz“, ruderte er rasch zurück und lachte, als John ein Stück von ihm abrückte. Wieder entstand ein kurzes Schweigen zwischen ihnen, ehe Dave sich räusperte.

„Ich würde alles tun, um sie dieses Jahr dabeizuhaben“, meinte er.

John nickte einfach nur. „Ich auch“, sagte er, dann: „Sie hätte das alles niemals zugelassen.“ Dave wusste genau, wovon sein Bruder sprach, unterbrach ihn jedoch nicht sondern ließ ihn weiterreden. „Sie hätte mich zurechtgewiesen und Dad…“ John brach ab, schüttelte mit dem Kopf.

„…sie hätte Dad auf den Topf gesetzt“, beendete Dave seinen Satz. Die Brüder sahen einander an. Sekunden später grinsten sie.

„Es ist schön, wieder hier zu sein“, meinte John und nippte an seinem Kaffee. „Nach all den Jahren fühlt es sich zum ersten Mal nicht mehr… falsch an.“

„Dad hat das, was er damals zu Dir gesagt hat nicht ernst gemeint, John. Es war nur furchtbar viel für ihn, als du nach sechs Jahren wieder aufgetaucht bist und ihm aus heiterem Himmel eine neue Schwiegertochter und einen Enkelsohn präsentiert hast. Wie hättest Du an seinerstatt reagiert?“, fragte Dave.

„Jedenfalls nicht so“, antwortete John. „Für mich stand damals fest, dass ich nie wieder zurückkommen würde.“

„Dennoch hast Du’s getan.“

John nickte. „Ich… ich hielt es für richtig. Ich bin es Teyla und T.J. schuldig. Ihr seid die einzige Familie, die die beiden noch haben. Und jetzt, wo das Baby bald kommt…“

Dave grinste. „Also bist Du nicht gekommen, weil Du Deinen großen Bruder vermisst hast?“

„Um Himmel Willen, nein“, stöhnte John. „Deine Visage hätte ich auch noch ein, zwei Jährchen länger missen können.“ Ein freches Grinsen huschte über seine Lippen. Dann: „Gut, vielleicht ein klitzekleines bisschen.“ Bevor Dave etwas erwidern konnte, hob er die Hände. „Aber mach jetzt bloß keine Szene, Mann!“

„Ich glaube, dass wir beide langsam zu alt dafür sind, Johnny“, schmunzelte Dave, bevor er seinen Bruder wenige Sekunden später ernst ansah und ihn fragte: „Hast Du schon mit Dad gesprochen?“

John seufzte. „Hab ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen“, antwortete er. „Er ist in seinem Büro verschwunden, nachdem er uns mehr oder weniger in Empfang genommen hat.“

„Und Dir kam nicht in den Sinn, zu ihm zu gehen?“ Tadelnd schüttelte Dave mit dem Kopf, ehe er meinte: „Ihr beide seid so was von stur.“

„Ich bin nicht stur“, entgegnete John trotzig, „nur etwas eigen.“

Dave lachte. „Du bist sturer als ein Esel, Johnny, genau wie Dad. An euch beiden beißen sich die Leute die Zähne aus. Kein Wunder, dass es kracht, wenn ihr beide allein seid. Ihr seid euch einfach zu ähnlich.“

„Was willst Du damit andeuten, Dave?“, seufzte John.

Dave lehnte sich gegen den Fensterrahmen, ließ seinen Blick über den Garten und die angrenzenden Pferdekoppeln schweifen. Er ließ die Frage seines Bruders einige Sekunden in der Luft hängen, ehe er antwortete.

„Es ist Weihnachten, Johnny“, sagte er.

John rollte wieder mit den Augen. „Was für eine spitzfindige Bemerkung. Deine Gabe, das Offensichtliche in Worte zu fassen, überrascht mich immer wieder, Bruderherz.“

„Dein Sarkasmus gefällt mir überhaupt nicht. Es wundert mich, dass Teyla Dir das durchgehen lässt.“

„Sie hat beschlossen, es zu ignorieren“, entgegnete John schulterzuckend. Dann: „Du hast mir noch immer keine Antwort auf meine Frage gegeben?“

„Doch, habe ich.“ Dave verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist Weihnachten. Denkst Du nicht auch, dass es langsam an der Zeit ist, die Sache zwischen Dir und Dad endgültig aus der Welt zu schaffen?“


Lautes Gehupe ertönte, ehe er Johns Antwort zu hören bekam, und Amanda steckte ihren blonden, Lockenkopf durch die Tür.

„Emmett und Graham sind da“, verkündete sie die Ankunft ihrer beiden Söhne mit einem strahlenden Lächeln und bedeutete John und Dave mit einem aufgeregten Winken, ihr zu folgen. „Nun kommt schon, ihr wollt die beiden doch nicht da draußen stehen lassen, oder?“

„Wir kommen gleich, Darling“, sagte Dave und wartete, bis Amanda verschwunden war. Er warf seinem Bruder einen durchdringenden Blick zu, dem John zu seiner Überraschung erwiderte und nicht wie gewohnt auswich. „Ich will mich nicht mit Dir streiten, John.“

„Hatte nicht vor, 'nen Streit anzufangen“, war Johns flapsige Erwiderung, gepaart mit einem bitterbösen, vor Sarkasmus nur so triefenden Lächeln. Er stellte seine Kaffeetasse beiseite und ging daran, die Bibliothek zu verlassen, um seine beiden Neffen in Empfang zu nehmen. Als er an der massiven Holztür angekommen war, drehte er sich noch einmal zu Dave um. „Aber ich sag’ Dir eins, Dave: Misch Dich ja nicht in meine Angelegenheiten ein, klar? Das ist 'ne Sache zwischen mir und Dad.“

Dave grinste. „Ich bin doch nicht lebensmüde. Es ist Weihnachten und ich will meinen Kopf noch etwas behalten.“

John stand regungslos im Türrahmen, dann lächelte auch er, sagte jedoch nichts. Die Stimmen von Daves Söhnen Emmett und Graham ertönten im Hausflur, ebenso T.J’s Quieken, als er von einem seiner Cousins in die Luft befördert wurde. Weitere Familienmitglieder waren eingetroffen, die dieses Weihnachtsfest noch familiärer machen sollten. Ohne noch ein Wort zu verlieren, verließen Dave und John die Bibliothek um die beiden Frischeingetroffenen zu begrüßen.

TBC
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