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Unbeantwortete Fragen von Maja

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Vorwort

Diese Geschichte wurde ursprünglich auf der (ehemaligen) Seite 'Chevron26' veröffentlicht!
Kapitel Bemerkung: Spoiler: Gipfeltreffen, 5. Staffel
Anmerkung: Das ist meine erste Fanfiction. Feedbacks werden gespannt erwartet! ;-) Ich muss noch meiner Schwester danken! :-)
Unbeantwortete Fragen


Liebe Samantha,

wie ein Wolkenbruch
kamst du über mich
völlig unerwartet
mit dieser Heftigkeit.
Die ganzen alten Gedanken
hast du weggespült
und als Sonne
hast du alles in einen neuen Glanz getaucht.

Sam saß auf ihrer Couch und las sich dieses Gedicht schon zum 3. Mal vor. Es
war in Druckschrift geschrieben und nirgends befand sich ein Name oder ein
Absender. Wer hatte ihn geschrieben? Sie musste zugeben, es klang eigentlich
ganz nett, aber sie war sich sicher, dass der Brief von Kindern war, die sich
einen kleinen Spaß machen wollten. Sam stand auf, knüllte den Brief samt
Umschlag zusammen und warf ihn gleichgültig in den Mülleimer.

****

"Major Carter, was haben die Daten der Sonde ergeben?" General Hammond und
SG-1 saßen zusammen am Tisch im Besprechungsraum, um über eine Mission nach
P3X202 zu entscheiden. Der General schaute seinen Major nun erwartungsvoll an
und wartete auf eine Antwort ihrerseits.
"General, der Sauerstoffgehalt auf P3X202 ist äußerst gering. Wenn Sie eine
Mission genehmigen, müssten wir also Sauerstoffmasken tragen. Eine weitere
Auffälligkeit ist die geringe Luftfeuchtigkeit von gerade mal 10%. Die
Lufttemperatur beträgt 50 Grad Celsius, die Bodentemperatur 60 Grad Celsius."
"Uh, ganz schön heiß." Col. O'Neill schaute Sam mit großen Augen an.
"Allerdings. Aber das ist noch nicht das größte Problem, Col.." Sam lächelte
Jack leicht an und wendete sich dann wieder dem General zu.
"Die Sonde konnte radioaktive Strahlungen registrieren, Sir. Keine Anzeichen
auf irgendwelche Lebewesen oder Mineralien. Die Atmosphäre auf P3X202 ist
unerträglich und lässt keine uns bekannten Lebensformen zu, Sir."
"Wir haben aber auch nie Glück." Sam lächelte ihrem Col. wieder kurz an und
richtete ihre Aufmerksamkeit auf den General.
"Tja, angesichts dieser Befunde werde ich eine Mission zu P3X202 natürlich
nicht genehmigen. Wir sehen uns in 8 Tagen um Punkt 0800 zur Lagesprechung
hier im Besprechungsraum. Sie haben die Erlaubnis, die Basis zu verlassen.
Wegtreten."
Alle Teilnehmer der Besprechung erhoben sich und gingen auf die Tür zu.
"Ah, General?" Jack blieb vor Hammond stehen und schaute ihn etwas verwirrt
an.
"Noch Fragen, Col.?"
"Haben Sie gerade gesagt, dass wir uns in 8 Tagen wiedersehen, Sir?" Hammond
zog kurz einen Mundwinkel hoch, wurde dann aber sofort wieder ernst.
"Ja, Col. Ich hoffe doch, dass Sie zugehört haben?"
"Oh, ja, natürlich, Sir. Danke." Der Col. salutierte und lief dann seinen
Teammitgliedern hinterher. Er freute sich, dass er endlich einmal wieder
fischen gehen konnte.
"Carter, das nächste Mal suchen Sie uns einen besseren Planeten aus,
verstanden? Ich komme mir schon vor, als ob ich im Ruhestand wäre, obwohl das kein
schlechtes Gefühl ist."
Jack lief nun neben seinem Major und stieß ihr leicht gegen ihre Schulter.
Sam lächelte. Die letzten 3 Planeten stellten sich als Nieten heraus und so
hatte SG-1 seit Anfang der Woche keine Mission zugeteilt bekommen.
"Ich werd's versuchen, Sir." Jack nickte nur kurz und fragte dann:
"Und, Major, Sie bleiben doch sicher in ihrem muffeligen Labor mit all dem
Technik-Zeugs drin, während ich die größten Fische aus einem kleinen schönen
See fische, hab' ich recht?" Ihm war klar, dass Sam die meiste Zeit hier in
der Basis sein würde.
"Nein, Sir."
"Ah, das hab ich mir doch...was?" Sam schmunzelte, ihr gefiel es, ihren
Vorgesetzten auch einmal in die Pfanne zu hauen.
"Sir?"
"Haben Sie gerade 'Nein, Sir" gesagt?"
"Ja, Sir."
"Ah, Sie fahren also nach Hause."
"Ja, Sir."
"Und denken Sie daran, auch fischen zu gehen?" Jack schaute sie gespannt an.
"Nein, Sir. Ich muss Ihre Einladung leider dankend ablehnen. Ich werde meine
Arbeit zu Hause am Laptop erledigen, Sir." Sam schaute Jack nicht an. Sie
wusste, dass er enttäuscht war, auch wenn er versuchte, es nicht zu zeigen.
"Ich hab' Sie doch gar nicht eingeladen, Carter." Sam schüttelte lächelnd
den Kopf. Ihm fiel doch immer etwas neues ein.
"Also dann, Carter. Viel Spaß Ihnen...zu Hause." Sam verabschiedete sich von
allen und verschwand dann, um sich umzuziehen und ihre Sachen zu holen.

****

Sam parkte ihr Auto auf ihrem Grundstück und holte eine Einkaufstasche und
ihren Laptop aus dem Kofferraum. Vor dem Briefkasten blieb sie stehen und
öffnete ihn. Erstaunt nahm sie einen roten Briefumschlag heraus und trug ihn mit
ins Haus. Erschöpft fiel sie auf die Couch und holte den Brief heraus. Sie
drehte ihn, aber es war kein Absender oder ein Empfänger angegeben. Mit
leichter Vorfreude öffnete sie vorsichtig den Brief und faltete den Zettel
auseinander, den sie im Inneren gefunden hatte.

Liebe Samantha,

nachts, wenn es dunkel wird,
erhellst du meine Träume.
Nachts, wenn es kälter wird,
wärmt mich der Gedanke an dich.
Nachts, wenn ich einsam bin,
freue ich mich auf unser nächstes Zusammensein.

In Liebe Jack

Sam war wie gelähmt. Geistesabwesend ging sie zu ihrem Laptop und rief eine
gespeicherte Datei auf, die in Col. O'Neills Handschrift geschrieben war. Sie
erkannte sofort die Ähnlichkeit des Briefes mit dieser Datei. Trotzdem hielt
sie das Gedicht mit zitternder Hand neben den Bildschirm. Konnte das wahr
sein? Hatte ihr Vorgesetzter diesen Brief geschrieben? Sie verglich die Schrift
noch einmal, doch auch dieses mal waren sie identisch. Ihr wurde plötzlich
schwindelig und sie musste sich am Tisch abstützen. War das nur ein Traum?
Wann wacht sie endlich auf? Oder soll sie sich freuen? So etwas Schönes hatte
noch nie jemand über sie gesagt, aber warum freute sie sich dann nicht einfach?
Wann hatte er ihn geschrieben und eingesteckt? Sie war schon länger nicht
mehr zu Hause gewesen. Aber ihr war nichts Besonderes an ihm aufgefallen. Sam
schüttelte den Kopf, doch es half nichts. Jack musste dieses Gedicht
geschrieben haben. Was sollte sie jetzt tun? Zu ihm gehen und ihn fragen. Nein, das
konnte sie nicht. Dazu hatte sie nicht den nötigen Mut. Abwarten. Das war doch
schon einmal ein Anfang. Vielleicht spricht er sie darauf an?
'Nein, nein, nein, das kann doch alles nicht wahr sein.' Ihr ganzer Kopf war
voller Fragen, die unbeantwortet waren und sie mit ihrer Last fast
erdrückten. Sie fühlte sich plötzlich sehr müde und beschloss, erst einmal ein
bisschen zu schlafen, wenn sie konnte. Sie war sich sicher, dass diese Fragen noch
einige Zeit unbeantwortet in ihr rumschwirren würden und so fiel Sam nach
langem Hin- und Herwälzen in einen unruhigen Schlaf, in dem ihr wieder die Fragen
vor die Augen kamen.

****

"Sie haben eine Nachricht erhalten." Eine simulierte Stimme erklang und riss
Sam aus ihrem Schlaf. Sie hatte höllische Kopfschmerzen und da waren die
ganzen Fragen. Worüber waren sie? Sam war einen Moment etwas orientierungslos,
doch als ihr Blick auf den roten Briefumschlag fiel, erinnerte sie sich wieder
an alles. Die Fragen in ihrem Kopf bekamen wieder einen Sinn, doch
beantworten konnte sie sie nicht. Sie wischte sich mit den Händen übers Gesicht und
lief dann gähnend zu ihrem Laptop. Sam erstarrte, als kein Absender der
eingetroffenen Mail angegeben war. Was ging hier vor. Hatte Jack...
'Jetzt geh doch nicht gleich wieder vom Schlimmsten aus. Es liegt
wahrscheinlich irgend ein Fehler vor, durch den der Absender...`

Liebe Samantha,

meine Hände streichen in Gedanken über deine haut
und ein Schauer durchfährt mich.
Meine Lippen berühren im Geist deinen Mund
und mir wird ganz schwindelig.
Deine Augen schauen mich im Traum an
und ein Glücksgefühl erfasst mich.

In Liebe Jack

Sam's Gefühle überschlugen sich. Nein, das konnte nicht wahr sein. Sie
versuchte, den Absender ausfindig zu machen, doch all ihre Bemühungen waren
umsonst.
"Komm schon...los. Sag mir, dass das nur ein Traum ist." Warum musste das so
kommen? Jack bedeutete ihr viel, mehr als erlaubt und er hatte es damals
auch zugegeben, als man glaubte, sie seinen Za'tarcs. Aber würde er es ihr noch
einmal mit Hilfe von Briefen sagen? Solchen Briefen? Sie rief sich selbst
immer wieder den gleichen Satz ins Gedächtnis.
'Es ist seine Handschrift.' Sam merkte, wie in ihr Wut aufstieg.
Entschlossen ging sie zurück zum Laptop und löschte die E-Mail. Auch den Brief schmiss
sie in den Mülleimer. Sie wollte ihre Arbeit nicht aufs Spiel setzen. Er
musste sie schon ansprechen, aber nicht auf diese Tour.
Sie würde nicht auf seine Briefe eingehen. Wenn er sie wirklich liebte,
sollte er es ihr persönlich sagen, aber so brachte er sie völlig durcheinander.
Sam wusste nicht, was sie denken sollte. Sie atmete tief durch. Ja, jetzt
fühlte sie sich schon besser. Sie beschloss, Janet anzurufen und sie zu fragen,
ob sie vorbei kommen möchte. Nein, Sam wollte nicht mit ihr über ihre Gefühle
für Jack reden. Sie musste damit fertig werden. Sie war sich sicher, dass sie
das schaffen würde.
'Jetzt lügst du dich schon selbst an.' Na gut, vielleicht wurde sie doch
nicht damit fertig. Bis jetzt hatte sie ihre Gefühle im Zaum halten können. Die
Angst, ihn während einer Mission zu verlieren, war immer da und nahm von Tag
zu Tag zu. Sie ließ Sam nicht mehr richtig atmen und engte sie ein. Warum war
Jack so feige? Wenn er dachte, dass sie zu ihm gehen würde, hatte er sich
geschnitten. Sollte er ihr doch zeigen, was sie ihm bedeutete.
Sam ging zum Telefonhörer und wählte.
"Hier ist Major Carter. Ich möchte mit Doc. Janet Fraiser sprechen. Danke.
Janet? Hi, ich bin's, Sam. Mir geht es gut. Ja, wir haben 8 Tage frei
bekommen. Ich weiß. Ich wollte dich fragen, ob du nicht nach der Arbeit bei mir
vorbeischauen willst. Cassandra ist doch im Ferienlager und da dachte ich, du
bräuchtest vielleicht ein bisschen Gesellschaft. Was sagst du? Okay, danke. Bis
dann."
Erleichtert legte Sam den Hörer wieder auf. Auch ihr würde ein bisschen
nette Gesellschaft nicht schaden. Janet war ihr im Laufe der Jahre ziemlich ans
Her gewachsen. Sie half ihr, wo sie konnte und hatte immer mindestens ein
offenes Ohr für Sam. Aber dieses Mal wollte sie ihre Last nicht mit Janet teilen.
Sie würde das schon irgendwie auf die Reihe bekommen... oder? Sam seufzte.
Wenig später klingelte es an der Haustür. Sam öffnete sie und Janet lächelte
sie an.
"Hi Sam. Du siehst gar nicht gut aus, wenn ich das mal sagen darf."
"Darfst du ruhig. Komm rein." Sam umarmte ihre Freundin kurz und machte eine
einladende Geste. Janet setzte sich gleich auf die gemütliche Couch und
deutete Sam an, das gleiche zu tun.
"Und, gibt es was neues in der Basis?" Sam interessierte sich nicht wirklich
für die Neuigkeiten, aber sie befürchtete, dass Janet sie fragen würde,
warum sie so schlecht aussah.
"Eigentlich nichts. Es ist ganz schön still ohne SG-1. Aber auch sonst ist
zur Zeit wenig Betrieb. Und was machst du so den ganzen Tag?" Sam seufzte
innerlich. Es war ja klar, dass Janet das fragen würde.
"Ach, ich mache auch..."
"Sie haben eine Nachricht erhalten." Die simulierte Stimme aus ihrem Laptop
erklang wieder und ließ Sam schweigen. Was, wenn es wieder eine Nachricht von
Jack war? Sie wusste, dass sie ihre Gefühle nicht vor Janet verstecken
konnte. Was sollte sie...
"Sam? Willst du nicht nachsehen, wer dir geschrieben hat? Sam!" Janet
schaute Sam verwirrt an und Sam guckte genau so verwirrt zurück.
'Komm schon, Sam. Bleib ganz ruhig. Das schaff' ich nie im Leben.'
"Äh..ja..na klar." Sam stand auf und ging mit weichen Knien auf ihren Laptop
zu. Bevor sie ankam, fragte Janet:
"Ist alles in Ordnung mit dir?" Sam drehte sich zu ihr um und versuchte ein
lockeres Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, was ihr nicht ganz gelang.
Schnell drehte sie sich wieder in Richtung Laptop um.
"Ja, alles in Ordnung. Ich war nur...oh nein." Sie starrte angespannt auf
den Bildschirm. Kein Absender.
"Sam, was ist los mit dir? Du bist schon die ganze Zeit so nervös. Geht es
dir wirklich gut?" Janet stand auf und ging auf Sam zu, die sich jetzt zu ihr
umdrehte. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt, die nur darauf warteten, sich
ihren Weg zu suchen.
"Nein." Sam ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie konnte sie nicht länger
unterdrücken. Warum tat er das? Janet nahm sie tröstend in den Arm und führte sie
zurück auf die Couch.
"Hey Sam. Ist ja gut. Was ist denn überhaupt los?" Sie streichelte Sam
tröstend über die Hand und reichte ihr ein Taschentuch. Mit tränenerdrückter
Stimme sagte Sam:
"Lies' dir die Nachricht durch, die gerade angekommen ist." Sie deutete auf
den Laptop und wischte sich die Tränen weg, doch immer wieder suchten sich
neue ihren Weg. Janet ging zum Bildschirm, öffnete die Mail und las:

Liebe Samantha,

klar und rein
wie ein Sternenhimmel
in einer Winternacht.
Frisch wie der Tau
an einem Frühlingsmorgen.
Traumhaft und bezaubernd
wie ein Sonnenuntergang
im Sommer.
Schillernd in allen Farben
wie die Blätter
im Herbst.

So bist du

In Liebe Jack

Nein, das konnte doch nicht wahr sein. Der sonst so coole und disziplinierte
Colonel sollte dieses Gedicht für Sam geschrieben haben?
"Ich konnte es zuerst auch nicht glauben, aber es gibt keinen Zweifel." Sam
griff so Janet's Gedankengänge auf. Sie hatte sich etwas beruhigt und
beschloss, Janet doch alles zu erzählen.
"Das ist jetzt schon die zweite E-Mail. Davor sind schon 2 Briefe
angekommen. Sie waren in Handschrift geschrieben." Sie machte eine Pause, weil sie
merkte, dass ihr wieder Tränen in die Augen stiegen. Janet ging wieder zurück zur
Couch und reichte ihr ein neues Taschentuch.
"Jack's Handschrift. Ich hab' sie verglichen, es ist seine Schrift. Er...er
hat sich nichts anmerken lassen. Ich dachte, dass ich meine Gefühle für ihn
unter Kontrolle hätte, aber jetzt..." Sam ließ ihrem Schmerz wieder freien
Lauf. Was nützte es, ihn zu unterdrücken? Dadurch wurde es ja nur noch
schlimmer.
"Hör zu, Sam. Ich weiß nicht, warum er das tut. Ich kann es nur vermuten.
Vielleicht weiß er sich nicht anders zu helfen. Du weißt sicher mehr als ich
über seine Vergangenheit. Ich denke, es fällt ihm unglaublich schwer, wieder
jemanden zu lieben und das demjenigen auch noch zu sagen."
"Aber warum ruft er mich nicht an oder kommt vorbei? Wenn er denkt, dass ich
zu ihm gehe hat er sich getäuscht." Janet musste über den Trotz in Sam's
Stimme schmunzeln.
"Ich weiß nicht, warum er es dir bis jetzt noch nicht persönlich gesagt hat,
vielleicht braucht er noch ein bisschen Zeit, verstehst du?" Sam musste
Janet recht geben. In ihrer Wut hatte sie nie richtig darüber nachgedacht. Aber
sie war sich immer noch sicher, dass er zu ihr kommen musste.
"Darf ich die anderen Briefe auch noch lesen, Sam?" Janet schaute sie
vorsichtig an und bekam ein schiefes lächeln zurück.
"Ich hab' sie alle weggeschmissen." Jetzt lächelte auch Janet. Sam war froh,
ihre Freundin bei sich zu haben. Sie hatte ihr eine andere Sichtweise der
Briefe gezeigt und hatte ihr einfach nur zugehört.
Im Laufe des Abends entspannte sich Sam immer mehr und konnte sogar für
einen Moment vergessen, in welcher Lage sie war.
"Ich gehe mal kurz ins Bad, Janet." Sam verschwand aus dem Wohnzimmer. Wenig
später klingelte das Telefon. Etwas unsicher lauschte Janet, ob Sam an das
Telefon gehen würde, doch sie schien noch beschäftigt zu sein. Nichts ahnend
ging Janet zum Telefon und hob ab.
"Bei Sam Carter." Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
"Hallo? Wer ist da?"
"Hallo Janet.", ertönte nun eine männliche Stimme, die fast flüsterte.
"Wer ist denn da? Was wollen Sie?"
"Ich bin's." Sie merkte, wie in ihr langsam ein Verdacht aufstieg.
"Col. O'Neill, sind Sie das?"
"Ja.", hauchte er kaum hörbar.
"Was wollen Sie?" Wieder blieb es still am anderen Ende. Janet wurde langsam
ungeduldig. Manchmal war sein Humor schwer zu verstehen und einige seiner
Bemerkungen empfand sie manchmal als überflüssig und unpassend.
"Hören Sie zu Col.! Wenn das wieder einer Ihrer blöden Scherze ist, kann ich
Ihnen sagen, dass es langsam eintönig wird. Also, WAS wollen Sie?"
"Ich will, dass du gehst." Was war mit ihm los? Warum verhielt er sich so?
"Col., geht es Ihnen gut?" Sie machte sich Sorgen um ihn, vielleicht hatte
er etwas getrunken?
"Mir geht es gut. Und dir?"
"Auch...aber..."
"Das ist gut, hoffen wir, dass das auch so bleibt. Du musst vorsichtig sein.
Du und...Sam."
Vor dem letzten Wort hatte er eine Pause gemacht und es dann nur geflüstert.
Bevor Janet etwas erwidern konnte, legte Jack auf. Janet blieb mit dem Hörer
in der Hand wie erstarrt stehen. Erst jetzt merkte sie, dass ihr Schweiß von
der Stirn lief. Schweiß, den man bekam, wenn einem das Herz bis zum Hals
schlug und man unfähig war, sich zu bewegen, wenn man Angst hatte.
"Janet?" Sam stand in der Tür und schaute ihre Freundin erschrocken an.
Janet drehte sich zu ihr um und sah ihr in die Augen. Sam erschrak bei ihrem
Anblick. Man konnte sehen, dass sie schwitzte, sie war verwirrt.
"Sam, wir gehen. Du kommst mit zu mir nach Hause. Ich lass' dich nicht
alleine." In Sam stieg langsam Angst auf. Wer hatte angerufen und was hatte er
gesagt, dass es ihr solche Angst machte?
"Janet, wer war das?" Sie sprach so ihre Gedanken aus und schaute Janet
unsicher in die Augen.
"Es war Jack. Er ... er war so seltsam. Lass' uns bitte gehen, Sam." Janet
wollte ihr nicht sagen, dass sie sich sogar etwas vor ihm gefürchtet hatte.
Warum hatte er geflüstert und seinen Worten diese bedrohliche Betonung gegeben?
Janet musste sich widerwillig an die Telefonanrufe in den Horrorfilmen
erinnern, aber sie verwarf den Gedanken daran schnell wieder. Er musste etwas
getrunken haben, das war es. Sam nickte ihr nur zu, aber sie wüsste nur zu gerne,
was Jack gesagt hatte, dass Janet so erstarren ließ. Sie ging noch schnell
zu ihrem Laptop und löschte die vorhin angekommene Mail wieder. Zusammen
gingen sie zur Tür und Sam öffnete sie. Sie wollte gerade einen Schritt nach
draußen machen, als sie ruckartig stehen blieb, sodass Janet hinter ihr beinahe
gegen sie lief.
"Ah, Sam!" Sam starrte auf den Boden vor ihr und bückte sich langsam.
"Was ist?" Sie drehte sich langsam zu Janet um und hielt ihr mit einem
missglücktem Lächeln einen Briefumschlag vor die Nase. In Janet stieg gegen ihren
Willen die Angst an. Was war, wenn er wieder von Jack war? Als sie kam, lag
der Briefumschlag noch nicht da. Er musste hier gewesen sein. Oder war er noch
hier?
'Janet, jetzt mach dich nicht selbst verrückt. Du tust ja gerade so, als ob
Jack ein Durchgeknallter wäre, der dich und Sam verfolgt.' Sie schaute sich
kurz um. Es war dunkel draußen...
'Komm schon Janet, hör endlich auf damit.' Sie rief sich selbst zur Ordnung
und wendete sich dann wieder Sam zu, die gerade den Brief öffnete und laut
vorlas:

Liebe Samantha,

Wenn ich einsam bin,
dann bist du in meiner Nähe.
Wenn ich kraftlos bin,
dann baust du mich wieder auf.
Wenn mir kalt ist,
dann wärmst du mich.
Samantha, ich liebe Dich.

Dein dich liebender Jack


PS: Warum hast du meine Nachrichten gelöscht? Jetzt werde ich langsam sauer.
Deine
Freundin kann dir nun auch nicht mehr helfen. Das ist kein guter Anfang. Du
hast es
in der Hand, mach keinen Fehler.

Janet hatte ihr entsetzt zugehört. Er wusste, dass sie die Nachrichten
gelöscht hatte. Er musste diesen Brief geschrieben haben, nachdem sie mit ihm
telefoniert hatte. Er war hier gewesen und hatte den Brief vor die Tür gelegt.
"Janet, lass' uns bitte gehen." Sam schaute sie angsterfüllt an. Vielleicht
erlaubte er sich nur einen dummen Streich?
'Nein, er weiß, wo Spaß aufhört. Warum tut er das? Was hab ich ihm getan?
Hätte ich ihn anrufen sollen? Nein, das kann es nicht sein. Warum reagiert er
so über?'
"Komm schon, Sam. Schließ ab und dann lass uns verschwinden." Mit dem Brief
in ihrer zitternden Hand gelang es Sam erst nach mehreren Versuchen, den
Schlüssel in das Schloss zu stecken und ihn umzudrehen. Janet und sie gingen nun
schnell den langen, dunklen Weg zur Straße entlang. Er war ihr noch nie so
duster vorgekommen. Ihr Atem verließ stoßweise ihren Mund und wurde als weißer
Rauch in der kalten Luft sichtbar. Sie schaute sich immer wieder zu den
Seiten um. Es kam ihr so vor, als ob sich überall etwas bewegte oder
vorbeihuschte.
'Bleib ruhig. Wir sind gleich am Auto.' Die letzten Meter zum Wagen rannten
sie fast. Sam blieb an der Beifahrertür stehen und Janet lief um das Auto
herum. Was war das? Sam bemerkte eine Bewegung auf der anderen Straßenseite.
Jemand kam aus dem Park gegenüber angelaufen. Geradewegs auf sie zu.
"Janet, beeil' dich! Mach schon! Schließ' das verdammte Auto auf!" Sam
schrie Janet an und hatte ihren Blick dabei immer auf die Gestalt gerichtet, die
immer näher kam. Jetzt erkannte sie, dass dieser jemand eine Kapuze aufhatte,
die es Sam unmöglich machte, das Gesicht zu erkennen. War es Jack? Die Riegel
der Autotüren schoben sich mit einem leisen Klicken beiseite. Beide setzten
sich gleichzeitig ins Auto. Janet's Herz schlug ihr bis zum Hals. War es
Jack, der sie verfolgte? Sie war nicht im Stande, klar zu denken. Die Gestalt war
nun fast am Auto angelangt, doch auch jetzt war es zu dunkel, um sie zu
erkennen.
"Janet, halt die Tür zu!" Sam hatte als erstes wieder einen klaren Gedanken
gefasst. Krampfhaft hielt Janet die Tür fest, die von außen aufgezogen wurde.

"Sam, drück' deinen Knopf runter!" Natürlich, warum war sie nicht selbst auf
diese Idee gekommen? Mit einer schnellen Handbewegung verschloss sie die
Türen. Janet startete den Motor, während die Gestalt nun mit voller Wucht gegen
die Fensterscheibe einschlug, die einen Riss bekam und zu zerspringen drohte.
"Los, los! Fahr los!" Janet löste die Handbremse und der Wagen fuhr mit
quietschenden Reifen davon. Sam atmete heftig. Ihr lief Schweiß an der Schläfe
hinunter. Janet erging es genauso. Als sich beide ein bisschen beruhigt hatten,
schaute Sam Janet an.
"Hast du sein Gesicht erkennen können?" Janet sah immer wieder das gleiche
Bild vor sich. Ein Gesicht, dass sie nur zu gut kannte.
"Jack." Sam blieb der Atem stehen. Das konnte nicht sein. Wie konnte sich
ein Mensch so verändern?
"Bist du dir sicher, Janet?"
"Ja, ich hab ihn ganz genau gesehen." Für Sam brach eine Welt zusammen. Der
Mann, den sie liebte, wollte ihr und Janet etwas antun. Er lauerte ihnen auf
und machte ihnen Angst. Todesangst.
"Wir sollten die Polizei anrufen." Sam war gezwungen, diesen Vorfall zu
melden. Sie griff nach dem Autotelefon, als sie von Janet zurück gehalten wurde.
"Sam, glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist? Die Polizei wird ihn
dann suchen, aber was ist, wenn er sich irgendwo versteckt und sie ihn nicht
schnell genug finden? Ich denke, dass wir jetzt erst einmal zu mir fahren
und danach zur Basis."
Sam musste Janet recht geben. Es war wohl am besten, die Polizei aus dem
Spiel zu lassen. Warum tat er das? Sie merkte, wie ihre Augen wieder glasig
wurden. Irgendwann musste sie gegen Jack aussagen. Gegen den Mann, den sie einst
liebte.
Sie weinte nun und auch Janet merkte, wie sich in Klos in ihrem Hals
bildete. Doch sie wollte nicht auch noch weinen, sie musste sich einfach
beherrschen.

"Soll ich uns einen Tee machen?" Janet schaute Sam fragend an, die
zusammengekauert auf der Couch in Janet's Haus saß. Sie nickte ihr kurz zu und
fixierte dann wieder einen Punkt auf dem Boden vor ihr. Was sollte sie jetzt von ihm
denken? Was hatte sie ihm angetan? In ihr war etwas, dass sie noch nie
gefühlt hatte, wenn sie an ihn dachte. Es war ein Gefühl, dass ihr nicht fremd
war. Sie hatte es schon oft gespürt. Auf Missionen, wenn sie in Schwierigkeiten
geraten waren. Oder wenn sie früher an ihren kranken Vater gedacht hatte.
Doch es war neu in Verbindung mit Jack. Dieses Gefühl machte es ihr unmöglich,
klar zu denken. Es erdrückte ihr Herz und machte das Atmen fast unmöglich. Wie
sehr sie auch versuchte, es zu unterdrücken, es blieb da. Angst. Angst vor
jemanden, dem sie früher blind vertrauen konnte. Es tat ihr weh zu wissen,
dass sie ihn nie richtig gekannt hatte.
"Hier." Janet hielt ihr eine Tasse mit gut riechendem Tee hin.
"Sam, ich werde zu Jack fahren und ihn zur Rede stellen." Sie versuchte das
so ruhig wie möglich zu sagen, doch innerlich fürchtete sie sich vor einem
weiteren Zusammentreffen mit ihm.
"Ich muss einfach wissen, warum er das tut.. Du bleibst hier und wartest auf
mich. Wenn irgend etwas ist, rufst du sofort die Polizei. Okay?" Janet
schaute Sam entschlossen an.
"Okay. Sei vorsichtig und nimm dein Handy mit." Janet nickte ihr zu und
beide umarmten sich, bevor Janet aufstand, das Haus verließ.

****

Mit klopfenden Herzen ging Janet zu Jack's Haustür. Sie bemerkte, dass noch
Licht im Haus brannte. Er war also noch wach. Zaghaft klopfte sie 3 mal gegen
die schwere Holztür. Nach kurzer Zeit hörte sie Schritte im inneren des
Hauses. Die Tür wurde von innen aufgeschlossen und öffnete sich kurz danach.
Janet erschrak, als sie in Jack's Gesicht schaute. Es war das gleiche, dass sie
in ihrem Auto gesehen hatte. Ihr Atem wurde schneller und sie hatte das
Bedürfnis, sich umzudrehen und davon zu rennen.
"Hey Janet. Was machen Sie denn noch hier? Haben Sie mal auf die Uhr
geschaut?" Janet schaute ihn verwirrt an. Er ließ sich nichts anmerken und auch sie
zwang sich zur Ruhe. Sie wollte keine Schwäche zeigen.
"Warum sind Sie denn noch wach?" Ihre Stimme zitterte und sie war bereit,
jederzeit zu flüchten, doch Jack verhielt sich keineswegs komisch oder gar
aggressiv.
"Ich bin erwachsen, ich gehe nicht um 7.00 Uhr ins Bett. Nein, ich komme
gerade vom Fischen. Ich habe einige Sachen vergessen und deshalb bin ich noch
mal nach Hause gefahren. Wollen Sie rein kommen? Sie sehen irgendwie fertig
aus, wenn ich das mal so sagen darf?" In Janet gingen wieder die Alarmglocken
an. Sie wollte keinesfalls mit Jack alleine in seinem Haus sein. Auch wenn er
sich jetzt nichts anmerken ließ, wer weiß, was er machen würde, wenn sie mit
ihm im Haus war.
"Nein, nein. Ich werde dann mal wieder gehen. Ich will Sie nicht weiter
stören." Verwirrt nickte ihr Jack zu und schloss dann die Tür. Janet ging ein
paar Schritte rückwärts, eh sie sich umdrehte und so schnell wie möglich zu
ihrem Auto lief. Warum ließ er sie so einfach gehen?

****

Als Sam gerade einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse nehmen wollte,
klingelte das Telefon. Sam zuckte zusammen und schaute auf die Uhr. 03.28. Wer ruft
jetzt an? Ihr Atem wurde heftiger, sie fing an zu zittern. Ihr Herz raste,
Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie zuckte zusammen, als sie Jacks
Stimme vernahm.
"Hallo Sam. Ich weiß, dass du da bist. Geh doch ans Telefon. Na los, meine
kleine Sammy. Du kannst mir vertrauen. Du bist alleine, hab' ich recht?
Fürchtest du dich? Das brauchst du nicht, ich bin doch ganz in deiner Nähe. Ich
passe auf dich auf. Was deine Freundin angeht, sie ist ganz schön mutig, nachts,
wenn es dunkel ist, geht sie ganz alleine raus. Sie sollte aufpassen." Piep.
Sams Augen weiteten sich bei dem letzten Satz. Hastig lief sie zum Telefon
und wählte Janet's Handynummer.
"Komm schon, komm schon. Geh endlich ran! Janet?"
"Sam. Was ist los? Ist alles in Ordnung bei dir?"
"Ja und bei dir?"
"Ich war gerade bei Jack. Er hat sich nichts anmerken lassen. Er meinte,
dass er noch einige Sachen zu Hause fürs Fischen abholen würde."
"Hör zu, Janet. Er hat gerade hier angerufen. Er weiß, dass ich alleine bin.
Ich ruf' jetzt die Polizei an, ich halt es nicht mehr aus. Du musst
vorsichtig sein, hörst du?" Sam's Stimme bebte. Sie hatte jetzt mehr Angst um Janet,
als um sich.
"Ja, bin ich. Ich müsste in ca. 5 Minuten bei dir sein. Mach dir keine
Sorgen. Ich leg jetzt auf."
Sam setzte sich auf den Boden, das Telefon fest in ihrer Hand. Sie konnte
sich nicht bewegen. Die Vorstellung, Janet könnte etwas zustoßen, lies sie
erschauern.

Janet fuhr auf ihre Tiefgarage zu und blieb stehen, um sie zu öffnen. Sie
holte eine Fernbedienung hervor und drückte einen Knopf, der die Garagentür
hochfahren ließ. Langsam fuhr sie hinein und stellte den Motor ab. Mit der
Fernbedienung und dem Schlüssel in der Hand griff sie nach der Türklinke und
drückte sie runter. Kaum ein Stück offen wurde sie wieder zugeschlagen.
Erschrocken blickte Janet durch die Fensterscheibe und starrte in ein mit einer Kapuze
verdecktes Gesicht. Sie schrie auf und riegelte automatisch die Türen zu. Die
Gestalt klopfte an die Scheibe, sodass Janet wieder hochsah. Die Gestalt zog
sich die Kapuze zurück und Janet erkannte Jacks Gesicht. Er grinste sie
zynisch an und fasste sich dann hinter seinen Kopf. Janet erstarrte, als er sich
mit einer Hand eine Maske vom Gesicht zog. Zum Vorschein kam ein
schwarzhaariger Mann, der Jack ähnlich sah. Janet schrie noch mal auf, aber ihr Schrei
erstickte, als er eine Bohrmaschine aufhob und damit die Scheibe ihres Autos
einschlug. Sie hielt schützend ihre Hände vors Gesicht, um keine Glasscherben
abzubekommen. Als sie sie wieder wegnahm, sah sie nur noch die Bohrmaschine
auf sich zukommen. Danach war alles schwarz.

Sam saß weinend auf dem Boden. Sie hatte gehört, wie die Tiefgarage
aufgegangen war, doch sie hatte vergeblich darauf gewartet, dass sie wieder zuging.
Mit zitternder Hand wählte sie die Nummer der Polizei. Sie schilderte kurz,
was passiert war, gab ihnen die Adresse von Janet und sagte noch, dass sie
einen Krankenwagen mitschicken sollten. Nachdem sie aufgelegt hatte, stand sie
auf und ging vorsichtig in die Küche. Sie durchwühlte hektisch die Schränke und
nahm schließlich ein großes Messer aus einem der Schubladen. Das Messer
immer vor sich haltend, schlich sie zur Hintertür, die zur Tiefgarage führte. Ihr
kamen immer wieder schreckliche Bilder vor ihr inneres Auge. Sie wollte sich
nicht vorstellen, was sich da hinter der Tür befand. Vor der Tür blieb sie
stehen und schaute noch einmal zurück. Alles war still. Sie atmete noch einmal
tief durch, bevor sie die Tür mit einem Ruck öffnete und sich gegen die Wand
lehnte. Nichts geschah. Langsam, das Messer immer bereit vor sich haltend,
trat sie einen Schritt hervor und riss entsetzt die Augen auf. Sie sah Janet's
Auto stehen, die Fahrertür war weit aufgerissen und im inneren des Autos sah
sie Janet sitzen. Sam stürzte auf sie zu. Janet saß mit gesenktem Kopf
blutüberströmt auf dem Sitz. Sam erkannte, dass sie schwere Kopfverletzungen hatte
und überprüfte ihren Puls und ihre Atmung, als auch schon die Polizei und
der Krankenwagen mit lautem Sirenengeheul vor ihrem Haus parkten und Janet und
sie ins SG-Center brachten.

****

Sam saß auf einem Stuhl vor der Krankenstation und hatte den Kopf in die
Hände gestützt, als Doc. Brown aus einem der Räume kam und zu ihr ging. Sie hob
den Kopf und wartete angespannt darauf, was der Arzt sagen würde.
"Sie hat schwerste Kopfverletzungen, die wir bis eben gerichtet haben. Sie
hat viel Blut verloren und ist bewusstlos. Das wird auch noch mindestens die
nächsten 3 Tage der Fall sein. Aber machen Sie sich keine Sorgen, sie wird es
schaffen, dank Ihrer Hilfe Major. Wenn Sie nicht so schnell einen
Krankenwagen gerufen hätten, wäre mit Sicherheit jede Hilfe zu spät gekommen."
Der Arzt klopfte ihr anerkennend auf die Schulter und wollte sich wieder zum
gehen umdrehen.
"Doc. Brown, kann ich zu ihr?"
"Nein, sie braucht jetzt noch viel Ruhe. Und Sie auch, Sie sehen erschöpft
aus." Sam nickte ihm zu und setzte sich wieder auf den Stuhl. Sie hatte noch
immer nicht realisiert, was passiert war. Aus ihrer Sicht war es klar, wer
Janet so zugerichtet hatte. Wie konnte er so etwas grausames...
"Major Carter, Sie sollen unverzüglich zu General Hammond ins Büro kommen."
Ein Soldat hatte sich vor Sam hingestellt und ihr diese Nachricht überbracht.
Sam nickte ihm kurz zu und stand dann auf, um sich auf den Weg zu machen.
Was war, wenn Jack schon in der Basis war? Man hatte ihn sicher rufen lassen.
Sie verlängerte ihre Schritte. Es war noch früh am Morgen und so waren die
Gänge der Basis fast leer. Ab und zu kam ein Soldat vorbei oder verschwand in
einem der Zimmer. Die Beleuchtung in den Gängen war etwas runtergeschraubt.
Schummriges Licht und diese Leere ließen Sam noch schneller laufen. Bei dem
Gedanken daran, dass sich Jack schon in der Basis aufhalten würde, lief ihr ein
kalter Schauer den Rücken hinunter. Moment, was war das? Sie blieb stehen und
lauschte angespannt. Da war es schon wieder. Es waren Schritte. Lange
Schritte, die immer lauter wurden, auf sie zu kamen. Ihr Atem wurde schneller und
sie begann zu zittern. Es könnte ein Soldat sein, aber diese Schritte waren
anders. Sie ließen sie erschauern. Warum? Sie drehte sich um und lief so
unauffällig wie möglich weiter den Gang hinunter, aber die Schritte waren immer
hinter ihr. Sie drehte sich noch einmal um und sah, wie jemand um die Ecke bog
und nun genau auf sie zu kam. Sie konnte nicht erkennen, wer es war, aber
irgend etwas in ihr drängte sie dazu, weiterzulaufen. Wie ein Tier auf der Flucht
begann sie zu rennen, immer auf die Schritte hinter ihr hörend. Jetzt
begannen auch sie zu rennen. Mit rasendem Herzen rannte Sam auf die Aufzüge zu und
drückte panisch alle Knöpfe.
'Bitte, bitte, geht auf.' Endlich schob sich die Tür genau vor ihr auf und
sie schlüpfte hinein, um gleich danach auf den Knopf zu drücken, der sie nach
oben brachte und die Tür schloss. Sie sah noch, wie Jack jetzt schnell auf
den Aufzug zugerannt kam und sie gemein angrinste. Sam lehnte sich gegen die
Wand und schloss die Augen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das war nur
ein böser Alptraum, aus dem sie bald aufwachen würde, aber so sehr sie sich
das wünschte, sie blieb alleine in dem Fahrstuhl mit der Angst und der Trauer,
die ihr das Atmen schwer fallen ließen. Sie erinnerte sich an schöne Momente
mit Jack, doch sie verblassten mehr und mehr. Das Gefühl der Geborgenheit in
seiner Nähe war dem der Angst gewichen. Nichts würde mehr so sein, wie
früher.
Sie schaute auf die Anzeige über der Tür des Fahrstuhls. Gleich würde sich
die Tür öffnen. Unverzüglich fing sie wieder an zu zittern. Sie drückte sich
so weit es ging an die Wand. Jetzt blieb der Fahrstuhl stehen und die Tür
schob sich nach beiden Seiten zurück. Sam atmete laut aus. Diese Etage war voll
beleuchtet und hier und da standen Soldaten vor den Türen. Erleichtert verließ
Sam den Aufzug und schaute sich noch einmal um, bevor sie zu Hammond's Tür
ging und anklopfte.
"Herein.", ertönte eine männliche Stimme von drinnen. Sam betrat den Raum
und fand Hammond hinter seinem Schreibtisch sitzen. Er deutete ihr an, sich zu
setzen.
"Major. Ich habe eben von dem Vorfall mit Doc. Fraiser erfahren. Ich denke,
Sie können mir mehr erzählen." Sam setzte sich auf einen der Stühle und legte
sich im Kopf die richtigen Worte zurecht.
"Ja, Sir. Deswegen bin ich hier. Bevor Sie uns zur unserer letzten
Besprechung riefen, habe ich einen anonymen...Liebesbrief bekommen, Sir." Der General
hob erstaunt die Augenbrauen und wies ihr an, weiter zu erzählen.
"Aber es blieb nicht bei dem einen, Sir. Es kam noch ein Brief und danach
zwei E-Mails, die alle in...Col O'Neills Handschrift geschrieben waren. Ich
habe den zweiten Brief mit einer Datei aus meinem Laptop verglichen. Sir, es
gibt keinen Zweifel. Col O'Neill hat sie geschrieben." Der General hielt einen
Moment inne, bevor er antwortete:
"Major, auch wenn mich das ehrlich gesagt schockt, verstehe ich nicht ganz,
was das alles mit dem Unfall von Doc. Fraiser zu tun hat." Der General
schaute Sam fragend an und wartete auf eine Antwort.
"Mehr, als Sie jetzt vielleicht glauben, Sir. Nach Dienstschluss hat mich
Doc. Fraiser besucht. Sie hat einen Anruf von Col. O'Neill bekommen. Sir, ich
habe sie noch nie so verwirrt gesehen. Sie hatte Angst und wollte mich mit zu
sich nehmen. Vor meinem Haus haben wir noch einen Brief vom Col. gefunden,
der eindeutig eine Drohung enthielt. Als wir am Auto angekommen waren, kam eine
Gestalt auf uns zu und wollte uns gewaltsam daran hindern, loszufahren. Wir
konnten flüchten. Doc. Fraiser konnte die Figur identifizieren, Sir. Es war
Col. O'Neill. Bei ihr zu Hause sagte sie mir, dass sie zu ihm fahren wollte,
um ihn nach dem Vorfall zu befragen. Sir, ich weiß, dass ich sie nicht alleine
hätte gehen lassen dürfen, aber ich stand wahrscheinlich unter Schock. Als
Doc. Fraiser das Haus verlassen hatte, bekam ich einen erneuten Anruf vom
Col., in dem er eindeutig zu verstehen gab, dass Doc. Fraiser in Gefahr war. Ich
habe sie auf ihrem Handy angerufen und ihr von dem Telefonat berichtet, Sir.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sie den Besuch bei Col. O'Neill schon hinter sich
und erzählte mir, dass er sich ganz normal verhalten hatte. Ich wartete auf
sie und als ich hörte, dass die Tiefgarage auf, aber nicht mehr zu
ging...wusste ich...dass etwas passiert war und bin mit einem Messer bewaffnet in die
Garage gegangen und habe sie schwer verletzt vorgefunden Ich hatte schon vorher
im Haus die Polizei und einen Krankenwagen gerufen, Sir."
Sam hatte versucht, ihren Bericht so gefasst wie möglich wiederzugeben, doch
mehr als einmal schossen ihr Tränen in die Augen. Es tat weh, alles noch
einmal zu erzählen. Sie sah genau die Bilder vor sich. Alles war so
unrealistisch und doch wahr.
General Hammond hatte seinem Major entsetzt zugehört. Er konnte nicht
glauben, dass einer seiner besten, wenn nicht sogar der beste Soldat, zu solchen
Taten fähig war. Er dachte, dass er Col O'Neill kennen würde, doch er hatte
sich wohl sehr in ihm getäuscht.
"General, hält sich Col. O'Neill zur Zeit in dieser Basis auf?" Sie wollte
Hammond nichts von ihrem Erlebnis auf den Gängen erzählen. Vielleicht hatte
sie es sich auch nur alles...
"Ja, er ist hier. Ich werde ihn suchen lassen. Ich hätte nie gedacht, dass
er im Stande wäre, so etwas zu tun. Ich frage mich nur immer wieder, warum."
General Hammond stand mit dem Rücken zu Sam und starrte auf das geschlossene
Stargate. Sam konnte ihn nur zu gut verstehen.
"Ich weiß es nicht, Sir. Mit ihrer Erlaubnis würde ich mich jetzt gerne noch
ein bisschen ausruhen. Ich habe kaum geschlafen, Sir." Sam hielt es nicht
mehr aus. Ein dicker Klos bildete sich in ihrem Hals und die Tränen warteten
nur darauf, endlich laufen zu dürfen.
General Hammond nickte ihr zu und Sam verließ fluchtartig sein Büro. Sie war
froh, dass sie niemandem auf dem Weg in ihr Quartier begegnete. In ihrem
Quartier angekommen schloss sie die Tür und lehnte sich mit dem Rücken gegen
sie. Eine Träne rollte ihr über die Wange und fiel dann zu Boden. Sam rutschte
an der Tür hinunter und blieb eine Weile so sitzen. Warum konnte sie nicht
richtig weinen? Irgend etwas in ihr hinderte sie daran. Es war noch nicht
vorbei. Er lief noch frei herum. Er musste gefasst werden. Er musste für das
bezahlen, was er ihr und Janet angetan hatte. Und dann? Was würde dann passieren?
Würde sie einfach so weiterleben?
Nach einiger Zeit legte sie sich aufs Bett und schlief erschöpft ein.

****

Sam erwachte plötzlich aus ihrem unruhigen Schlaf. Warum war das Licht aus?
Hatte sie es nicht angelassen? Ja, sie wollte nicht, dass es dunkel war, wenn
sie aufwachen würde. Doch sie sah nichts. Was hatte sie geweckt? Sie griff
nach ihrer Waffe, die sie unter ihrem Kopfkissen hatte und hielt sie schützend
vor sich. Da, sie hörte etwas. Etwas war in ihrem Zimmer. Jemand. Sie hörte
jemanden atmen. Sie fing an wie Espenlaub zu zittern. Sie traute sich kaum zu
atmen und starrte in die Dunkelheit, aus der das Atmen zu hören war. Sie
wollte gerade aufstehen, als jemand ein Feuerzeug anmachte und es sich unters
Gesicht hielt. Sam wollte schreien, doch aus ihrer Kehle war nur ein
unterdrücktes Keuchen zu hören. Sie wusste, wer vor ihr Stand und sie angrinste. Sofort
schossen ihr wieder die Tränen in die Augen, doch die Angst hielt sie
zurück.
"Jack...bitte...was willst du von mir?" Ihre Stimme war kaum zu hören. Jack
drehte sich um und knipste das Licht an. Er blieb mit den Rücken zu ihr
stehen. Sie konnte erkennen, dass er schwer atmete. Jetzt hob er einen Arm, sodass
Sam ihn nicht sehen konnte. Dann ließ er ihn wieder sinken. In seiner Hand
hielt er nun ein Messer. Plötzlich drehte er sich um und stürzte auf sie zu.
Sam stand auf. Sie hatte ihre Waffe in der Hand, aber sie war unfähig, sie zu
benutzen. Es ging alles zu schnell. Jack drückte sie an die Wand, drehte ihre
linke Hand mit der Waffe zur Seite und hielt ihr das Messer an die Kehle.
Sam verzog schmerzvoll das Gesicht. Sie schaute ihn nicht an, sie wollte ihm
nicht in die Augen sehen.
"Sammy, du brauchst doch keine Angst haben." Jetzt schaute sie ihn
entgeistert an. Das war nicht Jack. Die Stimme, die eben gesprochen hatte, gehörte
eindeutig nicht ihm.
"Na, überrascht?" Ihr wurde schwindelig. Es war nicht Jack, es war die ganze
Zeit nicht Jack gewesen. Jetzt liefen ihr die Tränen wieder unaufhaltsam die
Wange hinunter.
"Weißt du, ich dachte, du magst mich. Es würde nicht so enden, hättest du
mich nicht sauer gemacht. Deine kleine Freundin war im Weg, das musst du
verstehen. Du hattest es in der Hand und du hast versagt. Du hast mich enttäuscht."
Sam schüttelte den Kopf. Sie hatte sich die ganze Zeit geirrt.
"Wird Zeit, dass du mich kennen lernst." Der Mann ließ Sam's rechte Hand
los, fasste sich hinter den Kopf und riss sich die Maske vom Gesicht. Das konnte
doch nicht wahr sein. Er hatte sie und Janet die ganze Zeit getäuscht. Er
sah ihm auch so ähnlich.
"Ich bin Jeffrey. Weißt du, ich bin fasziniert von dir. Ich habe dich lange
Zeit beobachtet. Deine Gewohnheiten und das alles. Aber ich dachte, dass du
verständnisvoller wärst. Siehst du, ich habe mich in dir getäuscht, so wie du
dich auch in mir getäuscht hast. Das ist schade, stimmt's. Wir hätten doch
zusammen gepasst, oder?" Jeffrey schien sie mit seinen Augen zu durchbohren. Er
fing an zu zittern und schien gleich zu explodieren.
"ODER?", brüllte er und stieß Sam hart gegen die Wand, sodass ihr einen
Moment lang schwarz vor den Augen wurde. Warum hörte ihn denn keiner der
Soldaten?
"Sammy, Sammy...du machst mich traurig. Ich glaube, du musst jetzt gehen.
Ich werde dir dabei helfen. Ich komme dann gleich nach, dann sind wir wieder
zusammen." Jeffrey lächelte sie an und streichelte ihr mit zitternder Hand über
das Gesicht. Sam schloss angewidert die Augen. Sie sah keinen Ausweg mehr
und wehrte sich nicht. Sie schloss einfach nur die Augen. Jeffrey setzte das
Messer noch einmal neu an ihre Kehle. Erst jetzt bemerkte Sam, dass ihre rechte
Hand frei war. Mit einer schnellen Handbewegung griff sie nach der Pistole,
hielt sie an seinem Körper und feuerte 4 Mal ab. Jeffrey schaute sie entsetzt
an und ließ das Messer zu Boden fallen. Er kippte nach vorne über und fiel
neben Sam, die noch immer krampfhaft die Waffe auf ihn gerichtet hatte, zu
Boden. Die Last, die sie mit sich trug, verschwand, aber ein Teil blieb zurück.

****

SG-1 hatte 3 Wochen frei bekommen, damit sich Sam erholen konnte. Janet war
wieder aufgewacht und wohl auf. Jack besuchte Sam jeden Tag. Er wollte so
viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen, damit sie ihm wieder vertrauen konnte.
Anfangs fühlte sich Sam nicht wohl, doch jetzt hatte sie sich mit ihm
ausgesprochen. Sie lachte wieder und das machte ihn auch glücklich. Sam merkte,
dass ihr Vertrauen zu ihm noch viel fester als vorher war. Er passte auf sie auf
und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Sie verstand ihn und er verstand
sie. Auf Missionen waren sie wieder ein eingespieltes Team.
Eigentlich war alles perfekt, doch da war eine Frage in ihrem Herzen, die
noch ungelöst war und nur darauf wartete, beantwortet zu werden.

The End

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