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Mut und Dummheit von Jenny

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Kapitel 2

Fraiser beobachtete, wie Teal`c zum wiederholtem Mal sein Funkgerät bediente und noch immer keine Antwort von O`Neill oder Daniel bekam.

Gut, nach dem, was Sam erzählt hatte, wäre sie sehr überrascht, eine Antwort von Daniel zu hören, aber sie gab die Hoffnung nicht auf.

Die beiden durften nicht einfach von einer fremden außerirdischen Rasse getötet worden sein!

Jack war ein viel zu erfahrender Krieger, um einfach...

Wenigstens war Sam in Sicherheit.

Die Ärmste hatte schlimm ausgesehen, vor allem mit dem ganzen Blut, das an ihrer Haut klebte, aber es war nicht ihres.

Jedenfalls größtenteils nicht.

Fraiser musste schnell entscheiden, was sie machen würde und ließ sie anschließend, begleitet von einem Soldaten zurück zum Stargate gehen.

Ihre Kratzer waren bei weitem weniger schlimm als die, die ihr von Daniel beschrieben wurden.

Janet hatte von Schädel- Hirn- Trauma bis zu schwersten inneren Verletzungen mit allem zu rechnen.

Gott, dieser Mann schaffte es immer wieder, sich ernsthaft in Lebensgefahr zu bringen.

"Teal`c?"

Dieser Ruf ließ jeden von dem fünfköpfigen Rettungstrupp erstarren.

"Colonel O`Neill?"

"Ich bin hier!"

Janet blickte sich um und versuchte die Richtung zu lokalisieren, aus der der Ruf gekommen war.

Teal`c war schneller und rannte einige Meter vorwärts auf ein riesiges Gebüsch zu.

Nervös folgte ihm die Ärztin und entdeckte O`Neill tatsächlich in einer kleinen Einbuchtung im Stein, kniend, mit dem Rücken zu ihnen.

"Colonel?" vergewisserte sie sich und entdeckte, dass Daniel vor ihm lag und Jack gerade mit Wiederbelebungsmaßnahmen beschäftigt war.

"Er hat eben aufgehört zu atmen und ich kann keinen Puls mehr finden- helfen sie mir, Janet!"

In Windeseile hatte die Assistenzkrankenschwester an ihrer Seite die medizinische Ausrüstung am Boden ausgebreitet und wartete auf Befehle.

Fraiser kroch an Daniels Seite und tastete nach dem Puls, überprüfte Atmung und Pupillenreflexe.

"OK, er ist asystolisch- Mary, hol die Beatmungsmaske her und mach den Defib bereit!"

Sie fuhr anstelle von Jack mit der Herzmassage fort, fand aber auch nach der dritten Kompression noch keinen Puls.

"Das gibt’s doch nicht! Colonel, wie lange genau ist es her, als er aufgehört hat, zu atmen?"

"Drei, vielleicht vier Minuten!"

O`Neill kniete nervös neben ihr und betätigte die Sauerstoffmaske.

Janet erkannte die Schusswunde in seiner Schulter.

"OK, Mary, ich brauche 5 Milligramm Epinephrin, mach den Difib auf 150 bereit!"

Die Krankenschwester machte sich an die Arbeit, als Fraiser plötzlich wieder hoch schreckte.

"Halt!...Ich habe einen Puls- er kommt zurück."

Sichtlich erschöpft begann sie einen Bodycheck und verabreichte ihm anschließend verschiedene Mittel zur Kreislaufstabilisation.

O`Neill war seitdem nicht mehr von Daniels Seite gewichen und ließ sich auch nicht untersuchen.

Wie ein Wachhund blieb er bei seinem Freund sitzen und beobachtete Fraisers Vorgehen.

Erst als Teal`c sich mit den anderen für den Rückmarsch vorbereitete, schien Jack wieder voll zu Bewusstsein zu kommen.

Am Ende seiner Kräfte ließ er sich von dem Jaffa stützen, kurz bevor er nur wenige Meter weiter erneut bewusstlos wurde.

Oh Mann, Daniel sieht fast noch schlimmer aus, wie ich gedacht hatte...

Er liegt vor mir auf dem OP- Tisch und langsam wird das Maß seiner Verletzungen deutlich sichtbar.

Dunkle Flecken haben sich über einige gebrochene Rippen gelegt, aber das ist noch mein geringstes Problem.

Ich habe ihn an einige Bluttransfusionen angeschlossen, aber durch die vielen Verletzungen verliert er das meiste davon wieder.

Gott, wo soll ich nur anfangen?

Diese viele Schnitte...teilweise stecken noch Glasscherben in den Wunden...Gott, Sam hat mir gesagt, dass er durch eine Scheibe gesprungen und dann in die Tiefe gestürzt ist.

"...nur um uns zu retten, Janet...oh Gott...er hat sich für uns geopfert..."

Ich beobachte das EKG.

Die Werte sehen nicht besonders gut aus- ich kann machen, was ich will, ich bekomme seinen Blutdruck nicht mehr unter Kontrolle...

Eine Krankenschwester bringt mir die Resultate des EEG.

Gut, es gibt keine Hirnverletzungen, jetzt muss das CT von Brust- und Beckenbereich nur noch so gut sein, dann...oh nein, das gefällt mir nicht.

Ich stecke die Röntgenbilder an die Leuchttafel und schaue mir die lädierte Rippenpartie an.

Großartig...

Beckenbereich sieht gut aus, um den Arm müssen wir uns später kümmern.

Die EKG- Monitore schlagen Alarm.

Verdammt, ich hab es kommen sehen!

Ich schnappe mir mein Stethoskop und höre ihn ab.

Gut, er wird nicht von den inneren Verletzungen instabil.

Die Lunge ist unverletzt und arbeitet akzeptabel, aber er wird von dem Sturz eine riesige Stauchung im Rücken haben, wenn...die Monitore werden hektischer und nach wenigen Sekunden zeigen sie eine Flatline an.

"5mg Epi, hol den Defibrilator!"

Komm schon, Daniel...wer wird denn hier gleich aufgeben wollen?!

Es muss von dem starken Blutverlust kommen, aber ich kann ihn nicht an mehr Infusionen hängen, ohne ihm zu schaden.

Mir sind die Hände gebunden.

Daniels Gesicht wirkt so blass, wie mein Arztkittel und ich checke seine Pupillenreflexe.

Nichts...

Ich beginne mit der Herzdruckmassage, während Wesley ihn beatmet.

Komm schon, Daniel, du musst uns ein bisschen helfen...!

Nach der ersten Kompression schaue ich auf den Monitor, erhalte aber wieder die Flatline als Antwort.

"OK, wir versuchen es noch einmal...eins...zwei...drei...vier...fünf..."

Wesley drückt die Sauerstoffmaske zusammen, aber es kommt keine Reaktion seitens Daniel.

Seine Haut wirkt unter meinem Handballen kalt, als sei er schon...

"Also gut, Defib auf 150- schnell!"

Ich stelle mir vor, wie Jack reagieren würde, wenn er uns jetzt unter den Händen wegstirbt.

Die Schwester reicht mir die Paddels und ich reibe sie kurz aneinander um die Leitflüssigkeit zu verteilen.

Insgeheim gebe ich Daniel noch ein paar Sekunden, um von alleine den Weg zurück zu uns zu finden.

Fehlanzeige.

Ich lege die Paddels an seine Brust und sehe seinen Körper in die Höhe schnellen, aber noch keine Reaktion vom EKG.

"Laden auf 200!"

Plötzlich lässt ein Piepen und stoppen.

Die Flatline verschwindet vom Monitor und wird durch kleinere Ausschläge ersetzt.

Das wird wohl jetzt sein neues Hobby...

Noch immer etwas angespannt reiche ich der Krankenschwester die Paddels und überprüfe die Pupillenreflexe erneut.

Er scheint langsam wieder zurück zu kommen.

Gut, wo waren wir stehen geblieben?

Die Schnittwunden...wie konnte ich sie auch übersehen, wo Daniels Blut schon jetzt den halben OP- Tisch überschwemmt hat.

Ich fange am besten mit der langen und tiefen über seinem Hals an.

Vorsichtig desinfiziere ich die Wunde und sehe einige kleine Scherben unter dem Blut hervortreten.

Nervös lasse ich mir die Pinzette geben und entferne sie.

Jetzt bitte nicht wieder asystolisch werden, Daniel, sonst schwöre ich...

Blut strömt aus der Wunde, als ich die letzte Scherbe herausziehe und auf ein Tablett lege.

Blut, das eigentlich in ihn hinein gehört und auf dem OP- Tisch nichts zu suchen hat.

Aber wenn ich ihm jetzt Verdickungsmittel gebe, bekommen wir bei den inneren Verletzungen nachher Probleme...

Ich sehe mir die Wunde vorsichtshalber noch mal an und entdecke, dass die Halsschlagader nur Millimeter davon entfernt liegt.

Mal wieder mehr Glück als Verstand, Daniel…

Ich fürchte, es wird eine lange Nacht werden.

Wesley soll Cassie anrufen und Bescheid sagen, dass ich nicht Abend essen machen kann, weil ich Daniel wieder zusammen flicken muss.

Hoffentlich ist sie nicht böse...

Ich werde durch die alarmierenden Moitore erneut aus den Gedanken geholt.

Nein, Daniel...bitte, nicht schon wieder...

"Colonel O‘Neill?"

Ein grelles Licht drang in seine schmerzenden Augen und ließ ihn stöhnen.

"Es ist alles in Ordnung, Colonel. Sie sind auf der Krankenstation."

Er spürte, wie Fraiser seinen Puls am Handgelenk prüfte und hörte, wie sie die Werte anschließend in das Krankenblatt eintrug.

Mühsam öffnete er die Augen und erkannte verschwommen Sam’s erschöpft wirkendes Gesicht neben sich.

Zwar versuchte sie zu lächeln, aber irgendeine beunruhigende Besorgtheit steckte hinter ihren glasigen blauen Augen.

"Wie geht es ihnen, Sir?"

Ihre Stimme klang heiser.

Jack kämpfte erfolgreich gegen das Schwindelgefühl in sich an und hob experimentell seine zerschnittene rechte Hand, um zu testen, ob sie nach der Schussverletzung noch funktionsfähig war.

Zufrieden grinste er und richtete sich auf.

Ein riesiger Druck entstand mit der Bewegung in seinen Ohren, ebbte dann aber wieder ab.

"Gut...und ihnen, Carter?"

Sie seufzte.

"Ach, nur ein paar Kratzer..."

"Und wie geht es Daniel?"

Die Frage schien Sam das Herz zu brechen.

Eine Träne lief aus ihrem Augen und machte sich auf den Weg über ihre Wange.

"Carter?"

Auch Fraiser hatte sich zu ihnen gestellt und beobachtete O`Neill besorgt von der Bettkante aus.

Hilfesuchend blickte Sam zu der Ärztin und ließ sie sprechen.

"Nun...er lebt noch...ich habe die Verletzungen so gut es ging behandelt, aber der enorme Blutverlust, den er erlitten hat und der Schock sind nicht zu unterschätzen. Er ist mehrmals instabil geworden und wir können nichts dagegen tun. Im Moment können wir nur die Verletzungen behandeln und hoffen, das sein Körper stark genug ist, um die Zeit zu überbrücken, bis die Blutmenge wieder auf Normalwerte gestiegen ist..."

"Was soll das heißen?"

Was soll das Jack? Du weißt genau, was sie meint!

"Die nächsten achtundvierzig Stunden entscheiden für ihn über Leben und Tod."

"Was?"

Aber er war doch noch wach, als ich wieder zu mir gekommen bin auf P3X irgendwas...er hat mir doch gesagt, dass ich...mir keine Vorwürfe machen soll...oh mein Gott...

"Es tut mir Leid, Colonel, aber mehr können wir im Moment nicht tun. Ich werde ihnen ein Beruhigungsmittel geben..."

"Vergessen sie’s!"

O`Neills harter Ton ließ die zierliche Ärztin zusammen zucken.

Wenn sein Freund schon im Sterben lag, dann wollte er dabei sein, wenn sein Herz aufhörte zu schlagen- auch wenn er sich dann nur noch mehr Vorwürfe machen würde.

"Sir, sie können nichts daran ändern, sie haben sich auf dem Planeten richtig verhalten."

"Einen Dreck hab ich, Fraiser!"

Jack erhob sich wütend und schwang die Beine von dem unbequemen Krankenbett.

"Sir, sie sollten sich noch nicht überanstrengen!"

Sam versuchte ihn am gesunden Arm festzuhalten, doch O`Neill warf ihr einen hasserfüllten Blick zu.

"Ich will zu ihm!"

"Colonel, ich weiß nicht, ob das gut ist..."

Fraisers Worte gingen an ihm vorüber und Jack war bereits auf den Beinen, schnappte sich den Infusionsbeutel, der mit seinem Arm verbunden war und marschierte im Krankenhaushemd durch die Korridore.

"Colonel!" warnte die Ärztin, blieb aber dann resigniert in der Krankenstation zurück.

"Sir, seien sie vorsichtig..."

Sam lief halb weinend neben ihm her und versuchte ihn zu stützen.

"Mir geht’s gut Carter! Wo liegt er?"

"Hier."

Sie hielt abrupt an und deutete auf ein Nebenzimmer der Intensivstation.

Ohne weiteres stürmte O`Neill hinein und erstarrte, als sein Alptraum sich zwei Meter vor ihm auf einem Krankenhausbett erstreckte.

Eine Schwester war in dem Raum, verließ ihn aber sofort mit ihren überlauten Stöckelschuhen, um Jack einige Minuten alleine mit seinem Freund zu geben.

Sam berührte ihn vorsichtig am Arm, als O`Neill den Kopf senkte und die Augen zusammenkniff.

"Wollen sie wieder zurück?"

"Nein, Carter- lassen sie mich nur einen Augenblick allein...bitte..."

Sie nickte verkrampft und Jack wusste, dass sie draußen auf dem Korridor weinen würde.

Er wartete, bis sie an ihm vorbeigegangen war und hörte sie die Türklinke betätigen, ahnte aber, dass sie durch einen Spalt in den Raum sah.

Jack lief humpelnd auf das Bett seines Freundes zu, den Mund noch immer schockiert geöffnet.

Daniel lag vor ihm...

So blass, so schwach...so nahe dem Tod...

Fraiser hatte dicke Verbände über die vielen Schnittwunden angebracht, doch er sah bereits wieder rote Streifen unter dem weißen Stoff durchweichen.

O`Neill zählte zwei Bluttransfusionen über Daniels Bett, an die er angeschlossen war und zwei weitere, mit irgendeiner durchsichtigen Flüssigkeit.

Unter der Sauerstoffmaske erkannte Jack seine blassen Lippen und biss sich verzweifelt auf die Zunge.

Sekundenlang stand er einfach nur so da, beobachtete seinen Freund ein- und ausatmen, die bläulichen Fingerspitzen, den stark angeschwollenen Unterarm, den Fraiser offensichtlich noch nicht behandelt hatte, sondern nur einen Verband für die Schnittverletzungen darüber angelegt hatte.

Als Jack spürte, wie sein Fuß zu bluten begann, setzte er sich auf ein nebenstehendes Krankenbett.

Sein Schwindelgefühlt musste sich erst wieder legen, aber dann blickte Jack zu seinem Freund.

Neben dem Bett hingen Röntgenaufnahmen von Brustkorb und Becken und er erkannte schon von seiner Position aus die vielen gebrochenen Rippen.

Das Piepen des EKG- Monitors war lange Zeit der einzige Ton, der den Raum erfüllt, als O`Neill es nicht mehr aushielt.

"Wir haben es geschafft, Daniel..."

Aber für welchen Preis?

Müde senkte er den Kopf, hob ihn dann aber wieder um weiterzusprechen.

"Ich habe ihnen doch gesagt, sie müssen nur durchhalten..."

Am liebsten hätte er jetzt das Zimmer verwüstet, laut geschrieen, geweint, oder irgendetwas getan, um seine Wut, Verzweiflung und Erschütterung rauszulassen, doch er hatte ein Versprechen gegeben.

"Keine Vorwürfe...sie haben nichts falsch gemacht, Jack..."

"OK..."

Als Daniels Augen geschlossen blieben und auch keine Anstalten machten, sich in naher Zukunft zu öffnen, stand O`Neill wieder auf.

"Ach, verdammt, kommen sie schon!...ein Schuss mit einer Stabwaffe konnte sie nicht aufhalten, unter Wasser gefangen zu sein, konnte sie nicht aufhalten, Herrgott...tot zu sein, konnte sie nicht aufhalten. Und das hier schaffen sie auch..."

Vorsichtig berührte er ihn an der Schulter.

"Ich kann sonst mein Versprechen nicht halten...was die Vorwürfe betrifft...ich...könnte es nicht ertragen, wenn..."

Das leise Knarren einer geöffneten Tür ließ ihn auffahren.

"Colonel?"

Ein besorgter Hammond stand ihn mit gesenkten Schultern gegenüber.

"General?"

"Colonel, sie sollten nicht hier sein..."

Sam stand hinter dem korpulenten Mann und sah Jack traurig in die Augen.

"Ich...muss aber...Sir, er ist einfach..."

"Ich weiß, Colonel. Major Carter hat mir bereits erzählt, was passiert ist. Kommen sie wieder zurück zur Krankenstation. Sie müssen sich ausruhen."

Jack wusste, es war ein Befehl.

Er nickte und humpelte von dem Bett weg.

Sam und Hammond stützten ihn auf dem Weg zurück zur Krankenstation, doch O`Neills Gedanken waren noch immer in dem Zimmer, bei seinem Freund, der lieber selbst sterben wollte, als zu erleben, wie seine Freunde getötet werden...

Teal`c fühlte sein schlechtes Gewissen schwerer als sonst auf sich lasten, als er auf Bitten von O`Neill Daniel Jacksons Krankenzimmer betrat.

Zwar hatte der Archäologe ihn schon vor langer Zeit gebeten, das Geschehene zu vergessen und einfach wieder in die Zukunft zu blicken, anstatt sich Vorwürfe wegen Sha`uri zu machen, aber dennoch fühlte sich Teal`c noch immer schuldig für das, was er bewusst unter Apophis Namen getan hatte.

Leise betrat er den Raum und stellte sich neben das Bett seines Freundes.

Daniel Jackson lag so still vor ihm, dass der Jaffa beinahe dachte, er sei schon tot, wären nicht die EKG- Monitore gewesen.

Doktor Fraiser hatte vorhin noch einmal persönlich mit allen drei SG-1- Mitgliedern gesprochen und gesagt, dass es ein harter Kampf für Daniel Jackson werden wird, wenn er die nächsten zwei Nächte überstehen will und das er möglicherweise nicht gewinnen würde.

Zwar wusste Teal`c nicht genau, wie er zu diesen Verletzungen kam, aber Major Carter hatte gesagt, sie wären gefangen gewesen und Daniel Jackson hätte sich für ihr Überleben opfern wollen.

Er hatte nie daran gezweifelt, dass in dem schwach wirkendem Archäologen ein mutiger Krieger steckte aber heute spürte er es sogar.

Daniel Jackson musste einfach überleben.

Als er ihn genauer musterte, erinnerte Teal`c sich wieder an jenen Nachmittag, nachdem er Sha`uri getötet hatte.

Daniel hatte ihn mit diesem vorwurfsvollen Blick angesehen, als er auf der Erde wieder zu sich gekommen war.

Er selbst hatte darüber nachgedacht, ob er richtig gehandelt hatte, indem er Sha`uri/ Amonette tötete, aber er entschied sich dafür, das Richtige getan zu haben, denn somit hatte er das Leben eines seiner bedeutendsten Freunde gerettet.

Wofür er sich aber nie vergeben würde war die Tatsache, dass er Sha`uri damals ausgesucht und in Apophis Harem gesteckt hatte.

Was wäre ihnen alles für Leid erspart geblieben, wenn er sie nicht ausgesucht hätte?

In Gedanken versunken begann Teal`c im Stehen mit Kel`Norem.

Vielleicht würde er in diesem Zustand Vergebung für seine Seele finden.

Die erste halbe Stunde brach an, die Hammond nun in der Krankenstation verbrachte und Fraiser dabei beobachtete, wie sie sich um Colonel O`Neill kümmerte.

Seit Teal`c durch das Tor getreten war und sagte, der Rest von SG-1 sei gefangen genommen worden war für Hammond klar, das alles auf einen ziemlich schlechten Tag zusteuerte.

Und dann, Stunden später war plötzlich Major Carter mit einem Soldaten aufgetaucht, hatte schrecklich geweint und von Colonel O`Neill und Doktor Jackson erzählt.

In dem Moment war Hammond das Blut in den Adern gefroren.

"Da war dieser Außerirdische- er hat den Colonel angeschossen und Daniel hat sich auf ihn gestürzt. Beide sind durch die Scheibe und anschließend sieben Meter in die Tiefe gefallen...Sir, ich weiß nicht, ob Daniel noch..."

Bei der Erinnerung an ihre Worte stellten sich bei Hammond automatisch die kurzen Nackenhaare auf.

Er hatte dieses Szenario irgendwann kommen sehen.

Seit Sha`uri’s Tod und dem sicher verstecktem Harsesis Kind hatte Jackson nichts mehr zu verlieren.

Das merkte der General schon daran, dass er öfter als sonst verletzt wurde- zwar meist nichts schlimmeres, aber immer mit den Worten verbunden:" Er hat den Typen mit der Waffe bewusst gereizt obwohl ihm klar war, dass er dafür ein paar Schläge einfangen würde...als hätte er es gewollt..." oder "Da springt dieser Irre mitten zwischen den Jaffa durch nur um seinen Rucksack zu holen. Dummerweise wurde er von einer Stabwaffe getroffen."

Für Außenstehende hätte es wahrscheinlich nicht viel bedeutet, aber Hammond wusste, warum der junge Mann das tat.

Der Tod machte ihm längst nicht mehr soviel aus wie damals, als er unbedingt seine Frau wiederfinden wollte.

Jetzt wurde er nur noch von dem Willen begleitet, die Goa`uld für das, was sie Sha`uri und anderen angetan hatten auszurotten- und das ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben.

Aber auf das der anderen, wie er heute feststellte.

Am meisten hatte es Hammond berührt, dass Daniel vor nicht mal drei Wochen zu ihm gekommen war, vier weiße Umschläge in der Hand, auf jedem der Name seiner Teammitglieder und einer mit dem Namen des Generals.

"Ich...wollte sie ihnen nur geben, für den Fall, dass doch mal etwas Unvorhergesehenes passiert und ich möglicherweise...getötet werde. Sie enthalten nur ein paar persönliche Botschaften und etwas, das ich vor meinem Tod vielleicht versäumt haben könnte, zu erwähnen...bitte General, würden sie sie an sich nehmen?"

"Aber Doktor, finden sie nicht, dafür ist ein wenig früh?"

"Nein...General; unser Job ist gefährlich, und falls es wirklich mal soweit sein sollte, möchte ich, dass sie die Umschläge Jack, Sam und Teal`c geben, bitte."

Hammond hatte genickt und die vier Umschläge in seiner Schreibtischschublade versteckt.

Doch jetzt begann er langsam daran zu denken, sie wieder hervor zu holen.

"Wie geht es Colonel O`Neill?" fragte er Fraiser, als sie mit der Untersuchung ihres Patienten fertig war.

"Den Umständen entsprechend, Sir. Daniels Zustand hat ihn sehr mitgenommen und ich musste ihm eine Beruhigungsmittel geben. Physisch ist er auf dem Wege der Besserung, aber psychisch..."

"Ich verstehe."

Die Ärztin blickte ihn wie ein Dackel an und wollte sich abwenden, als Hammond sie noch einmal zurück rief.

"Wie sieht es mit Doktor Jackson aus? Schon irgendwelche Neuigkeiten?"

"Leider nein, Sir. Sein Zustand ist unverändert schlecht. Wie ich bereits gesagt habe- es liegt an ihm. Er muss kämpfen, aber die Chancen stehen nicht besonders gut..."

"Danke, Doktor."

Als der General aus dem Raum treten wollte fiel sein Blick auf Sam, die an O`Neills Bettseite saß, den Kopf müde auf die Matratze gelegt.

Für Sekunden haderte er mit sich, sie zu wecken und arbeiten lassen, um dem Major etwas Abwechslung zu verschaffen, aber nach reichlicher Überlegung ließ er sie weiterschlafen.

Vielleicht würde sie die nächsten zwei Nächte nicht viel Gelegenheit dazu haben.

Die Nacht war schon weit vorangeschritten, als Teal`c wieder wach wurde.

Noch immer stand er wie ein Fels in dem kleinen Raum, die Hände ineinander verschränkt.

Er hatte geträumt.

Irgendeinen fremden Traum...

Teal`c musste sich kurz auf das zweite Krankenbett in dem Zimmer setzen um sich zu erinnern.

Nach Sekunden klärte sich das Bild in seinem Geist.

"Teal`c?"

"Ja, Daniel Jackson?"

"Ich…ich wollte mit dir reden."

"Natürlich."

"Weißt du, ich...ich war dir wirklich böse, als du Sha`uri getötet hast...töten musstest...aber ich möchte, dass du mir verzeihst. Weißt du, ich war sehr impulsiv und habe nur mich selbst bemitleidet ohne Rücksicht auf das, was du empfinden könntest."

"Daniel Jackson, ich habe dir schon längst verziehen...aber auch ich muss dich um Verzeihung bitten, dafür, dass ich es zuließ, das deine geliebte Frau Sha`uri erst zu einem Wirt für die Goa`uld gemacht wurde..."

"Du konntest nicht anders. Und selbst wenn du dich geweigert hättest, wären andere an deine Stelle getreten und hätten sie entführt- und du wärst tot und könntest uns beim Kampf gegen die Goa`uld nicht mehr helfen."

"Ich danke dir, Daniel Jackson..."

"Und...noch etwas, Teal`c...wenn....falls ich mal sterben sollte- welchen Hintergrund auch immer das haben sollte....versprichst du mir, auf Sam und Jack aufzupassen? Ich möchte nicht, dass das Team wegen mir zerbricht. Tust du das für mich?"

"Natürlich, Daniel Jackson. Ich verspreche es dir bei meiner Seele."

Teal`c stand wieder auf und versuchte, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten.

"Bitte lass mich dein Versprechen noch nicht so früh einlösen, Daniel Jackson."

Er wollte das Zimmer verlassen, aber irgendetwas hielt ihn dort.

Wieder zurück auf seinen bewusstlosen Freund blickend gewann der Jaffa neue Macht über seine Gefühle und wischte sich eine Träne aus dem Auge.

Als die Monitore plötzlich Alarm schlugen, wusste er, warum er dageblieben war.

Hammond lehnte sich schwer in seinem Ledersessel zurück, nachdem Fraiser angerufen und gemeldet hatte, das Daniel ein weiteres Mal instabil geworden war und nun im OP um sein Leben kämpfte.

Wann war er das letzte Mal nur so besorgt gewesen?

Beim Militär hatte er immer gelernt, Distanz zu bewahren, aber sein Verhältnis zu SG-1 war durch alles andere als Distanz geprägt.

Er mochte jedem aus dem Team auf seine Art.

O`Neill war ein großartiger Kämpfer, auf den man sich verlassen konnte, manchmal etwas ungehobelt, aber ein guter Mann.

Doktor Jackson war ein brillanter Wissenschaftler und insgeheim das Herzstück von SG-1.

Er machte aus den anderen drei Soldaten Individuen mit einem Gewissen und prägte jeden von ihnen durch seinen Ehrgeiz, seine Leidenschaft und sein Gefühl für andere Kulturen.

Major Carter, einzige Frau im Team war für Hammond mit Abstand die mutigste Soldatin, die er in seiner langen Laufbahn beim Militär kennen gelernt haben durfte.

Der General mochte sie sehr, vor allem, wie Sam es immer wieder schaffte, Wissenschaft mit Militär und Emotionen zu verbinden.

Und Teal`c war der unermüdliche Krieger von SG-1.

Dieser Mann hatte mehr bewiesen, ein Mensch zu sein, als irgendein krawattentragender NID- Offizier es jemals konnte...

Hammond sah auf die Uhr.

Fraisers Anruf war zehn Minuten her und noch keine Antwort, ob Daniel es geschafft hatte, oder nicht.

Mit zitternden Händen griff er in die Schublade seines Schreibtisches und holte die versteckten Umschläge heraus.

Als er den gefunden hatte, auf den Daniel "General George Hammond" geschrieben hatte, legte er die anderen wieder beiseite.

Vorsichtig öffnete er den Umschlag und holte den Zettel hervor, der darin lag.

Hallo General Hammond,

Ich fürchte, wenn sie das lesen bin ich entweder tot oder kurz davor, zu sterben, also…tja, wo soll ich anfangen?

Ich wollte ihnen sagen, dass ich sie immer für ihre Art bewunderte.

Sie waren der erste Offizier den ich getroffen habe- neben Jack und Sam- der unter seinem Hemd auch ein Herz hatte.

Dafür habe ich sie immer hoch angesehen.

Wissen sie noch, als ich sie damals so angeschrieen habe- das war unter dem Einfluss der Droge, aber trotzdem...es tut mir Leid.

Wirklich, es war nicht ehrlich gemeint.

Ich wollte sie darum bitten, auf Jack, Sam und Teal`c aufzupassen.

Das Team darf nicht wegen mir auseinander gehen.

Finden sie einen passenden Ersatz für mich und achten sie bitte darauf, dass Jack nicht zu hart zu ihm ist, sie kennen ihn ja..

Als letztes möchte ich noch sagen, dass es mir eine Ehre war, unter ihrem Kommando zu dienen und ich mir wünsche, dass sie auf den kommenden Sternentorreisen doch irgendwann noch mal etwas finden, um die Welt zu retten und die Goa`uld endgültig auszurotten.

In Hochachtung,

Dr. Daniel Jackson

"Ich bin es, der sie zu bewundern hat, Doktor Jackson…"

Hammond senkte den Kopf für eine lange Zeit, blickte erst wieder auf, als das Telefon klingelte.

Mit einer unangenehmen Berührung seiner Schusswunde weckte Fraiser O`Neill wieder auf.

Stöhnend versuchte der Colonel, ihre Hände von der Verletzung zu ziehen, doch die Ärztin gab nicht auf.

"Halten sie still, ich muss den Verband noch fest machen!"

In Windeseile jagten ihre Finger über seine Schulter und nach kurzer Zeit saß die neue Binde.

"Wie fühlen sie sich, Colonel?"

Jack kämpfte gegen das Übelkeitsgefühl in sich an und gewann.

"Geht so."

Sein Fußgelenk war ebenfalls neu verbunden, bereitete ihm aber noch die selben Schmerzen wie beim ersten Aufwachen.

"Erinnern sie mich daran, dass ich es das nächste mal nicht zulassen, dass sie mir Schlafmittel geben, Doc."

Ein kurzes Lächeln huschte über Fraisers Gesicht, verwandelte sich dann aber wieder in die alte sachliche Fassade.

"Wie geht es Daniel?"

Die Ärztin atmete zischend aus und schüttelte anschließend den Kopf.

"...Noch nicht besser- leider. Er ist ein weiteres Mal instabil geworden und...wir konnten ihn zurück holen- die Frage ist nur, für wie lange..."

Dieser Nachricht bereitete O`Neill mehr Schmerzen, als all seine Wunden, denn diese Nachricht traf seine Seele...

Düster nickte er und wollte sich noch einmal kurz zurück lehnen um Kraft zu sammeln, damit er Daniel besuchen konnte, doch plötzlich trat Hammond durch die Tür.

Jack nickte ihm zu und beobachtete, wie der General neben ihm Platz nahm und Fraiser andeutete, sie alleine zu lassen.

"Wie geht es ihnen, Colonel?"

"Besser...ich muss zu Daniel, Sir."

Hammond nickte und senkte dann den Kopf.

"Darüber wollte ich mit ihnen reden...Dok-...Daniel hat mich vor einiger Zeit um etwas gebeten..."

Der General seufzte und holte einen Brief aus seiner Uniformtasche.

"Er hat mich darum gebeten, dass....falls er sterben sollte...ich ihnen das hier gebe..."

Damit reichte er Jack den weißen Umschlag mit der Aufschrift "Colonel Jack O`Neill "

Dieser blickte ihn düster an, gab den Brief dann zurück.

"Daniel wird nicht sterben, Sir. Ich glaube, sie können ihn behalten."

Stille breitete sich zwischen den beiden aus und ließ Jack immer nervöser werden.

"Er...er hat schon so viel anderen Mist überlebt, General...Daniel ist ein Kämpfer, so schnell gibt er nicht auf..."

"Ja...aber...ich wollte es ihnen nur geben, falls er es doch nicht...schafft. Er sagte, es sei etwas, das er schon vor langer Zeit hätte sagen sollen."

Damit legte er ihm den Umschlag auf die Bettdecke und stand auf.

"Ich muss jetzt wieder in mein Büro. Wenn sich Doktor Jacksons Zustand ändert, werden sie es als Erster erfahren, Colonel, das verspreche ihn ihnen...ruhen sie sich jetzt aus, das ist ein Befehl!"

Damit verließ er die Krankenstation und ließ Jack allein.

Langsam hob er den Umschlag auf und blickte ihn an.

Die Schrift war eindeutig von Daniel, nur er schaffte es, in das C drei so seltsame Bögen zu machen, so dass es wie irgendein fremdes Schriftzeichen aussah.

Vorsichtig drehte er ihn und sah, dass die offene Seite nicht zugeklebt war.

Die Lasche steckte lose in dem Umschlag und lud ihn fast ein, sie herauszuziehen und zu lesen, was in dem Brief stand.

Nein, er konnte nicht...er wollte ihn noch nicht aufgeben!

Als sich Schritte der Eingangstür zur Krankenstation näherten, versteckte O`Neill den Umschlag unter der Bettdecke.

Vielleicht würde er ihn später lesen...vielleicht...

Sam erschrak etwas, als sie ihr Labor kurz betrat um etwas für Major Kovaczek zu holen.

Vor ihr auf dem Schreibtisch lag unter der angeschalteten Halogenlampe ein weißer Umschlag.

Sie trat näher heran und musste fast weinen, als sie die Schrift darauf erkannte.

"Major Doktor Samantha Carter"

"Oh nein...bitte nicht..."

Sam setzte sich auf den alten Drehstuhl und berührte vorsichtig den Umschlag, als sei er etwas Heiliges, das sie sich nicht getraute zu öffnen.

Ihre Finger fuhren über den dünnen Brief und spürten den Zettel im Inneren.

Zitternd nahm sie ihn in die Hände und hielt ihn für Sekunden an ihre Brust.

"Das kannst du nicht gemacht haben, Daniel...sag mir, dass das nicht wahr ist..."

Sam griff unbewusst durch die offene Lasche und zog den kleinen Zettel hervor.

Daniel hatte extra mit Kugelschreiber geschrieben, damit sie seine Schrift entziffern konnte und sie sah schon an der ersten Zeile, wie sehr seine Finger gezittert hatten.

Hallo Sam,



Wie ich sehe hat ihnen General Hammond den Brief gegeben.

Das ist gut,...nun, eigentlich ist es nicht gut, denn es bedeutet, dass ich wohl tot bin...Gott, was soll ich sagen...?

Ich habe in der letzten Zeit oft über den Tod nachgedacht, nicht nur wegen Sha`uri oder Shifu, sondern weil ich...ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll, ich hatte so ein seltsames Gefühl.

Ich hoffe, es ist nicht auf der Mission nach P4X335 passiert, wo ich mit SG-4 eine Ausgrabung machen sollte, denn ich habe mich schon so sehr darauf gefreut.

Aber ich kann es nicht leugnen, irgendetwas in mir scheint es geahnt zu haben.

Nun, ich hoffe, das ich wenigstens halbwegs vernünftig gestorben bin, wenn man es so ausdrücken kann.

Ich bin zwar kein Krieger, aber hoffentlich war mein Tod nicht allzu sinnlos.

Sam, als erstes möchte ich sie bitten, nicht zu weinen- gut, das klingt ein wenig seltsam, aber ich kenne sie und ich möchte einfach nicht, dass sie sich für etwas, das mir passiert ist die Schuld geben und weinen, denn das sollen sie nicht.

Ihr hübsches Gesicht ist viel zu schade, um es mit sinnlosen Tränen zu verunstalten.

Erinnern sie sich mit einen Lächeln an mich und vergessen sie nicht, Jack beim Schach nie gewinnen zu lassen.

Sie wissen ja, wie ihn unsere wöchentlichen Sitzungen immer aufgebaut haben.

Passen sie bitte auf, dass er sich nicht zu sehr von den anderen distanziert und keinen mehr an sich ran lässt.

Und ihnen, Sam, wünsche ich viel Glück für die Zukunft.

Ich wünsche mir so sehr, das sie noch mal jemanden finden, den sie so lieben können wie Martouf, aber...eigentlich muss ich mir da keine Sorgen machen, denn jeder, der sie kennt, ersehnt sich eine Freundin wie sie, mich eingeschlossen.

Bleiben sie so stark, ehrgeizig, aufopfernd, mitfühlend und liebevoll, wie sie es waren, seit wir uns das erste mal getroffen haben.

Ich passen von einem anderen Ort auf sie und den Rest des SGC’s auf.

Vergessen sie mich nicht zu schnell,

In Liebe,

Daniel

"Gott, Daniel...wie könnte ich dich jemals vergessen?"

Sams Gesicht glich einem Meer aus Tränen als sie den Brief erneut fest an ihre Brust drückte.

"Ich vermisse dich schon jetzt so sehr, Daniel...bitte gib nicht auf...kämpfe!"

"Ahnung, Daniel?"

Er sah sich wieder die Bilder an der Wand vor ihm an.

Ein archaisches Dorf, schon eher eine Stadt.

Das kulturelle Zentrum schien der Marktplatz zu sein mit den vielen Menschen in Gestalt von bunten Farbtupfern.

"Um ehrlich zu sein: nein..."

Woran erinnerte ihn das nur?

Das Geschehe zog wie ein Film an ihm vorüber und wieder befanden sie sich in der Zelle.

""Nein- die waren ehrlich gesagt nicht besonders gesprächig. Das einzige, was die immer gesagt haben war so was wie ni’itae. Haben sie ne Ahnung, was das bedeuten könnte?"

"Ehm...Händler? Kumpanen? Klingt wie eine alte griechische Schriftsprache, aber ich weiß es nicht genau, tut mir Leid... ich fühle mich im Moment ein wenig desorientiert, verwirrt...müde..."

Unterworfene Täter- abgeleitet von ni’teanes, alte asiatische Literatursprache...

Warum zum Teufel ging ihm das Wort nicht mehr aus dem Kopf?

Täter...was mochte dieses Wort in der damaligen Zeit nur für eine Bedeutung gehabt haben?

Wer konnte in so einer frühen Dynastie als Täter beschimpft worden sein?

Sklaven? Eindringlinge? Diebe? Mörder?

Vielleicht Menschen, die ohne auf irgendwelche Warnungen zu achten in fremdes Gebiet eingedrungen waren?

Täter wurden immer mit dem Tode bestraft, das ging aus den alten Aufzeichnungen hervor.

Sie gehörten zur unbekannten untersten Schicht der Gesellschaftsstruktur.

"Oh mein Gott...Jack, wir hatte niemals eine Chance hier rauszukommen- die haben uns nur gefangen genommen um uns zu töten- egal wie viel wir ihnen angeboten hätten...wir waren für die so was wie ein netter Zeitvertreib!"

O`Neill sah nicht mal in seine Richtung als er das sprach, sondern beobachtete wieder erschrocken, wie Daniel sich mit dem Außerirdischen durch die Scheibe katapultierte.

Und plötzlich wurde alles schwarz.

Jack hatte sich wieder angezogen und saß fertig zum Verlassen der Krankenstation auf seinem Bett.

Fraiser wollte zunächst noch einen letztes Test mit seiner verletzten Schulter machen, das schmerzende Fußgelenk neu bandagieren, dann durfte er gehen.

Nun hing die Ärztin seit mehr als einer halben Stunde an ihm und checkte Puls, Pupillenreflexe, Atmung, Blut- alles Unwichtige.

Sie sollte stattdessen bei Daniel bleiben, er brauchte ihre Hilfe mit Sicherheit mehr.

"Also gut, Colonel- sehen sie sich als entlassen. Aber kommen sie heute Abend noch mal vorbei, damit ich die Verbände überprüfen kann."

"Jaja..."

Er huschte mit den Fingern unter die Bettdecke und versteckte in Windeseile Daniels Brief unter seiner Jacke.

"Kann ich jetzt endlich abhauen?"

Fraiser nickte.

"...Bleiben sie aber nicht zu lange bei Daniel. Er braucht viel Ruhe um Kraft zu sammeln, wenn er es schaffen will."

Erschrocken über ihre Vorahnung nickte Jack nur kurz und lief die paar Meter humpelnd bis zu Daniels Zimmer.

Wie vor einigen Stunden begrüßten ihn auch jetzt wieder die EKG- Monitore mit ihrem monotonen Piepen.

Leise schloss er die Tür hinter sich und trat in den leblosen Raum.

Sein Freund schien sich keinen Zentimeter bewegt zu haben, nur der Defibrilator, der jetzt neben dem Bett stand war neu.

Sekunden vergingen und Jack setzte sich auf die Liege, um seinen schmerzenden Fuß zu entlasten.

Daniel war noch immer sehr blass.

Dunkle Ränder waren unter seinen Augen aufgetaucht und ließen ihn wie eine Leiche erscheinen.

Man hatte ihm das Krankenhausshirt nach dem letzten Kreislaufstillstand ausgezogen um ihn schneller wiederbeleben zu können und Jack erkannte einige der Schnittwunden an seiner Schulter wieder.

Fraiser hatte offensichtlich die meisten Verbände austauschen müssen und den gebrochenen Arm geschient, damit sich die Verletzung nicht noch verschlimmerte.

Aber besser ließ ihn das auch nicht aussehen.

Ein Blick auf die Uhr verriet O`Neill, dass Daniel das Schlimmste noch vor sich hatte.

Die Ärztin sagte etwas von zwei Nächten, und die erste war noch nicht einmal angebrochen!

Jack wünschte sich so sehr, mit seinen Freund zu tauschen, selbst in dem Bett zu liegen, um das Überleben kämpfend.

Wie konnte er es nur zulassen, das Daniel all das tat, um Sam und ihn zu retten?

Niemals hätte Jack selbst so etwas getan.

Tiefe Schuldgefühle lagen über seiner Seele und nicht einmal Daniels Worte änderten diese Tatsache.

"Keine Vorwürfe..."

Selbst schwer verletzt kümmerte er sich noch mehr um andere, als sich selbst!

Mit zitternden Händen griff er in seine Jacke und holte den weißen Umschlag heraus.

"Colonel Jack O`Neill"

Diese drei Worte legten sich wie eine dunkle Wolke über ihn, ließen ihn schon jetzt niemals Vergebung für sich finden.

Daniel hatte damit gerechnet, irgendwann auf einer Mission ums Leben zu kommen!

Gott, er hatte es gewusst.

Und er hatte offensichtlich auch gewusst, dass O`Neill ihn nicht vor diesem Schicksal bewahren konnte...weil er...es nicht konnte...

Jack hätte ihn aufhalten sollen, als Daniel den Außerirdischen angreifen wollte, anstatt einfach nur zu schreien.

Er hätte ihn aufhalten sollen und damit sichergehen...dass jeder von ihnen erschossen werden würde...verdammt, Daniel hatte ja so richtig gehandelt...so unvernünftig und falsch.

Wie konnte er O`Neill so etwas antun?

Jeder andere wäre in Jacks Augen ein Held gewesen, aber sein Dannyboy?

Sein Dannyboy würde sich für O`Neill opfern?

Das war gegen die Regeln!

Vorsichtig zog er die Lasche des Umschlages heraus und blickte auf die Umrisse des Zettels, den er in den Händen hielt.

Was konnte er nur geschrieben haben?

Hoffentlich nichts Gutes über O`Neill, sonst wusste der Colonel nicht, wie er die Beherrschung behalten sollte...

Hallo Jack,

Heute ist der 24. Januar und wir kennen uns schon mehr als vier Jahre.

Ich habe in der Zeit viel gelernt, erlebt und einen großartigen Freund gefunden, dem ich mehr als irgendjemandem sonst vertraue, der für mich wie ein großer Bruder geworden ist und wahrscheinlich auch der erste und einzige Seelenverwandte, den ich je getroffen habe.

Ich kenne nicht die Umstände, unter denen General Hammond ihnen diesen Brief gegeben hat, aber wie schlimm sie auch sein mögen, sie sollen wissen, das, was auch immer passiert ist, egal ob es ein Fehler von mir, ihnen oder irgendeiner außerirdischen Rasse war, der uns zu dem Punkt geführt hat, an dem wir uns jetzt befinden: ich bin ihnen nicht böse.

Ich würde lieber meine Seele verkaufen als dem besten Freund, den ich je hatte irgendeine Schuld anzulasten.

Und ich möchte auch, dass sie sich deshalb keine Vorwürfe machen.

Jack, was sollte es bringen, sich voller Selbsthass zurück zu ziehen, niemanden mehr an sich ran zu lassen, nur noch in einer Welt voller Zweifel und Vorwürfen zu leben?

Sie haben schon so viel durchmachen müssen und ich möchte mich nicht zu den Leuten zählen, die dafür sorgen, dass ihre endlose Leidenszeit fortgeführt wird.

Ich habe nie ganz erfahren, wie das mit Charlie passiert ist, aber ich weiß, dass sie ein guter Vater waren und Charlie wusste es auch.

Hören sie auf, den Vater, den er so liebte für etwas die Schuld zu geben, für das er nicht verantwortlich ist, es niemals war.

Dasselbe gilt für mich.

Kommen sie bloß nicht auf die Idee, sich für etwas verantwortlich zu fühlen dass mit meinem Tod zu tun hat.

Machen sie mit ihrer guten Arbeit weiter, bleiben sie der mutige und selbstlose, herzensgute Krieger, der sie immer waren, auch wenn es mich einige Zeit kostete, das herauszufinden.

Jack, wenn sie wollen können sie den ganzen Kram aus meiner Wohnung haben, wenn nicht, schicken sie ihn an die Universität von Chicago, Fakultät für kulturhistorische Anthropologie.

Sie dürfen alle mein Missionstagebücher haben, so können sie sich immer mit einen Lächeln an mich erinnern.

Nun...ich wünschte, es hätte eine andere Möglichkeit gegeben, ihnen all das zu sagen, was ich jetzt gesagt habe, aber wahrscheinlich lag es entweder an meiner Feigheit, es ihnen ins Gesicht zu sagen, oder daran, dass sich die passende Möglichkeit nie ergeben hat.

Ich weiß, wir hatten am Anfang wirklich Schwierigkeiten miteinander, um nicht zu sagen, dass wir uns nicht besonders gut leiden konnten, aber ich glaube, wir haben das noch ganz gut hinbekommen.

Jedenfalls bin ich stolz und glücklich, jemanden wie sie meinen Freund genannt haben zu dürfen, der mir etwas zurückgegeben hat, das ich schon längst verloren geglaubt hatte, nämlich meine Seele,

Passen sie gut auf sich und die anderen auf,

Daniel Jackson

Ohnmächtig hielt Jack den Zettel in seinen Händen, krampfhaft die Augen zugekniffen, um es keiner Träne zu erlauben, ihren Weg nach draußen zu finden.

Er atmete schwer aus, fühlte sich wie kurz vor einem Zusammenbruch, hilflos, unfähig, seinem Freund zu helfen, der nur einen Meter weiter um sein Leben kämpfen musste.

O`Neill wünschte sich so sehr, dass er es schaffte, wollte ihm auch sagen, wie viel ihm diese Freundschaft bedeutete, wie sehr es ihm wehtäte, wenn sie so abrupt enden würde.

Die Tür wurde vorsichtig geöffnet und Hammond trat leise in den Raum.

Jack spürte, wie der Mann ihn beobachtete, hielt aber weiterhin den Zettel vor sich, während seine Finger das Blatt Papier so sehr drückten, dass sie weiß wurden.

"Es ist doch so, als sei er noch hier...als würde er in irgendeinem Korridor herumrennen und nach etwas suchen..."

Die Stimme des Generals klang verletzt, ungläubig und hoffnungsvoll zugleich.

"Insgeheim mache ich mir Vorwürfe, dass ich die Mission genehmigt habe, obwohl sie und Doktor Jackson so protestiert haben."

O`Neill senkte den Kopf, wollte das schreckliche Gefühl, weinen zu müssen verbergen, wie er es auch nach Charlies Tod getan hatte- damals erfolgreich, heute vermutlich nicht.

"Wenn Doktor Jackson wirklich sterben würde, wäre das ein enormer Verlust für diese Einrichtung und ich wage zu sagen, dass sie somit eine ganze Menge an Menschlichkeit verloren hätte..."

Er soll aufhören!

Jack blickte düster zu dem Mann, vergaß die einzelne Träne, die seine Wange hinunter lief.

"Er schafft das schon!...er schafft es..."

"Ich wünsche es mir so sehr...wie ich sehe, habe sie seinen Brief gelesen..."

Der General deutete auf das mittlerweile zusammengefaltete Blatt Papier in O`Neills Händen.

"Mhm."

"Nun, dann...wollen sie noch ein bisschen bei ihm bleiben? Ansonsten kann ich ja Teal`c herschicken..."

Jack schüttelte den Kopf.

"Ich bleibe bei ihm bis er aufwacht."

"Colonel?...Sie...sollten trotzdem noch an ihre Gesundheit denken...sie sind selbst verletzt."

"Aber ich wäre tot, wenn er nicht gewesen wäre- ich bin es ihm schuldig, General!"

"Ich verstehe..."

Hammond nickte und verließ ohne ein Geräusch zu machen wieder den Raum.

Müde blickte Jack in das Gesicht seines Freundes.

Selbst mit der Sauerstoffmaske wirkte es so friedlich, so, als würde er nur schlafen...

"Sie wissen, ich war nie der Typ für geschwollene Reden, aber...ich...ich würde..."

O`Neill stoppte, als seine Herzfrequenz anstieg.

Sekunden später stabilisierte sie sich wieder bei 58 und er sprach weiter.

"Ich würde es nicht verkraften, wenn sie sterben...und Sam wahrscheinlich auch nicht- sie ist ja jetzt schon mit den Nerven am Ende. Machen sie’s uns nicht so schwer...ich will ihnen doch für das danken, was sie auf diesem verdammten Planeten gemacht haben...ich...ach kommen sie schon! Was soll denn das für ein Ende sein, wo der Held stirbt?"

Für den Bruchteil einer Sekunde schien Daniel sich bewegt zu haben und O`Neill schnellte hoch.

Seine Hand erreichte Jacksons blasse Wange und berührte sie vorsichtig.

"Daniel...sind sie wach? Na los, kämpfen sie! Kommen sie zu sich!"

Das Herz des Colonels schlug ihm bis zum Hals und er zitterte am ganzen Körper.

"Bitte Daniel, kommen sie zu sich!"

Er drückte den roten Knopf über dem Bett und ließ Fraiser ausrufen.

In der Zwischenzeit war seine Herzfrequenz weiter gestiegen und O`Neill voller Euphorie.

Hoffnungsvoll fuhr er damit fort, seinem Freund kleinere Schläge gegen die Wange zu geben, aber Daniel zeigte keine Reaktion.

Die Tür schnellte auf und Fraiser stürmte in den Raum.

"Was ist los, Colonel?"

Jack schüttelte den Kopf.

"Er hat sich kurz bewegt, ich glaube, er wacht auf!"

Die Ärztin zog hektisch ihre Augenlampe hervor und überprüfte damit die Pupillenreflexe.

Nervös stellte O`Neill sich hinter sie und beobachtete, wie Janet die Werte vom EKG überprüfte.

Als sie ihm dann ein weiteres Mal in die Augen leuchtete, verlor er die Hoffnung.

"Wie sieht’s aus?"

Fraiser schüttelte enttäuscht den Kopf.

"Er zeigt keine Anzeichen, aufzuwachen. Vielleicht träumt er in der Bewusstlosigkeit oder es war eine Reaktion seines Gehirns auf irgendetwas. Tut mir Leid, Colonel..."

Jack wollte sich zurück auf das Bett setzen, als sie ihn vorwurfsvoll anblickte.

"Ich habe doch gesagt, sie sollen es kurz machen...bitte. Sie können ihm bei diesem Kampf nicht helfen, den muss er allein gewinnen."

Böse sah er zu der Ärztin.

"Möglicherweise ist es ihnen noch nicht aufgefallen, Doc, aber mein bester Freund liegt hier im Sterben und ich werde erst von seiner Seite weggehen, wenn die Arktis einfriert, klar?!...Ich bleibe bei ihm, selbst wenn er den Kampf verliert!"

Janet seufzte, sah dann auf Daniels Brief, der noch immer auf dem nebenstehendem Bett lag.

"Was ist das?"

"Etwas, das ich lieber nicht noch mal zu Gesicht bekommen will..."

Schnell faltete er den Zettel endgültig zusammen und steckte ihn wieder in den Umschlag.

Fraiser sah ihn skeptisch an und verließ anschließend den Raum.

Jack schnappte sich einen Stuhl und stellte ihn neben Daniels Bett.

Wieder setzte er sich hin und fuhr damit fort, seinen Freund zu mustern.

Er würde hier warten- so lange, bis die Arktis einfriert!

"Teal`c"

Verwundert nahm der Jaffa den weißen Umschlag an, der ihm von Hammond in die Hände gedrückt wurde.

Es sah aus, als hätte Daniel Jackson sich die Mühe gemacht, ihm einen Brief zu schreiben, obwohl Teal`c doch nur einige Türen von ihm weg sein Quartier hatte.

"General Hammond?"

Der stämmige Mann nickte ihm verbittert zu.

"Den hat mir Doktor Jackson vor einer Weile gegeben, für den Fall, dass er bei einer Mission ums Leben kommen sollte. Ich möchte nichts beschwören, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich ihn dir jetzt schon gebe."

Der Jaffa nickte und lief in sein Quartier um zu lesen, was Daniel Jackson geschrieben haben könnte.

Neugierig schaltete er das Licht ein und suchte sich einen geeigneten Platz zwischen all seinen Kerzen, um zu lesen, was in dem Brief stand.

Hallo Teal`c,

Es mag dir vielleicht ein wenig seltsam vorkommen, was es mit diesem Brief auf sich hat, aber ich dachte mir, dass vielleicht doch irgendwann mal etwas Unvorhergesehenes passieren und ich sterben könnte und deshalb habe ich hier geschrieben, was ich dir in dem Fall unbedingt noch sagen möchte.

Ich weiß, wir hatten diese Diskussion schon so oft, aber trotzdem wollte ich dich noch einmal bitten, keine Schuldgefühle mehr wegen der Sache mit Sha`uri zu haben.

Es ist traurig, aber es ist nicht mehr zu ändern.

Ich wollte dir sagen, dass ich dich immer für einen tapferen Krieger gehalten habe und deinen Mut, dich gegen Apophis zu stellen bewunderte.

Ich wage nicht zu spekulieren, was ich in deiner Situation getan hätte.

Wenn dein Sohn auch nur das kleinste Bisschen Mut von seinem Vater geerbt habt, könnt ihr eines Tages zusammen gegen die Goa`uld kämpfen- und ihr werdet siegen.

Passe auf Jack, Sam und die Anderen weiterhin so gut auf und mache dein Volk stolz auf so einen großartigen Krieger.

Glaube mir, eines Tages werden sie dich verstehen.

Vergesse bitte niemals, wie wichtig du mir in den vier Jahren, die wir mittlerweile zusammen arbeiten geworden bist.

Zwar habe ich es dir nicht oft gezeigt, aber ich danke dir für alles, was du für mich getan hast, einschließlich der Tatsache, dass du Amonette töten musstest, um mich zu retten.

Bitte vergib mir für meine Starrsinnigkeit.

Ich wünsche dir, dass du und deine Familie eines Tages in Frieden vor den Goa`uld auf Chulac leben könnt,

Hochachtungsvoll,

Daniel Jackson

"Ich verspreche es dir, Daniel Jackson."

Damit zündete er seine Kerzen an und versuchte während Kel`Norem seine Besorgnis vor Daniel Jacksons Tod durch die Ehrfurcht, die er diesem Mann entgegen brachte zu ersetzen.

Zufrieden beobachtete Hammond, wie Colonel O`Neill endlich eingeschlafen war.

Um ehrlich zu sein, machte es ihn nicht hundertprozentig zufrieden, aber so konnte der Mann sich wenigstens eine kurze Zeit lang ausruhen.

Der General sah auf die Uhr, die über der Tür zu Daniels Krankenzimmer hing und seufzte leicht.

Viertel nach vier- also mitten in der Nacht.

Noch mindestens 36 Stunden, bevor Fraiser genau sagen konnte, ob Doktor Jackson überleben würde oder nicht.

Müde fuhr er sich mit der Hand über das, von Sorgenfalten geprägte Gesicht und realisierte erst jetzt, wie sehr ihn all das hier mitnahm.

Es war schon schwer gewesen, damals Major Carter und Colonel O`Neill unter dem Verdacht, sie seien Zartaks in Zellen einsperren zu müssen und zu warten, dass sie sich selbst umbrachten, mit anzusehen, wie Teal`c ohne Goa`uldlarve um sein Überleben kämpfen musste und bitter um Vergebung für das bat, was Apophis ihn mit Hilfe einer Gehirnwäsche gezwungen hatte zu tun... aber das riss ihn im Moment in Stücke, denn nicht nur Doktor Jacksons Gesundheit stand hier auf dem Spiel, nein, sein Zustand brachte jeden von SG-1 an das Ende seiner Kräfte.

Major Davis hatte vor lange Zeit einmal gesagt, Daniel sei der Kleber, der SG-1 zusammen hielt- offensichtlich hatte er recht.

Irgendetwas umgab den Mann und ließ ihn so wertvoll und unersetzlich erscheinen, das es alle- eingeschlossen ihn- schwer traf, wenn ihm etwas zustieß, ganz zu schweigen für den Fall, er würde sterben....

Hammond konnte es einfach nicht beschreiben.

Mit Sicherheit hatte Doktor Jackson auch seine schlechten Seiten, er war impulsiv, ungeduldig, emotional, manchmal etwas leichtgläubig, aber seine guten Eigenschaften glichen das voll und ganz aus.

Und offen gesagt schien er der erste zu sein, der es geschafft hatte, in Jack O`Neills Seele einzudringen, die er nach dem Tod seines Sohnes so vor anderen verschlossen hatte, als wolle er niemals wieder jemanden hinein lassen.

Jetzt sah er diesen stahlharten Colonel an seinem Bett Wache halten, mit seinem Freund leiden und sogar eine Träne wegen ihm vergießen.

Einfach unbeschreiblich.

Hammond wurde durch das schneller werdende Piepen des EKG- Monitors aus den Gedanken gerissen und beobachtete die Kurve.

Offensichtlich erhöhte sich seine Herzfrequenz...Fraiser hatte vorhin schon mal etwas ähnliches erwähnt- er würde doch nicht aufwachen?

Der General lief an seine Seite und sah den Mann an.

Keine Bewegung, nicht mal ein Zwinkern.

Jackson war eindeutig bewusstlos.

Auch O`Neill war durch die Hektik wieder wach geworden und blickte Hammond etwas erstaunt an.

"General? Sie hier?"

Der stämmige Mann nickte und sah noch einmal in Daniels Richtung, in der Hoffnung, dieses Sorgenkind würde endlich die Augen aufschlagen und ihm den ganzen Ballast von der Seele nehmen.

Erneut erhielt er keine Reaktion und auch die Herzfrequenz sank wieder.

"Sie müssen ihm Zeit geben..." sprach O`Neill nach einer Weile Ruhe und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

"Der Kampf wird nicht von heute auf morgen entschieden sein, aber wenn er es ist...wird er als Sieger hervor gehen..."

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend machte Sam sich auf den Weg zum Stargateraum, nachdem per Lautsprecher die Ankunft ihres Vaters angekündigt wurde.

Was wollte er hier?

Was würde sie ihm sagen?

Warum jetzt, mitten in der Nacht?

Mit einer letzten Handbewegung versuchte sie ergebnislos ihr Haar in eine Richtung zu streifen und trat durch die große Schiebetür, die sie von Korridor und Stargate trennte.

Jacob stand bereits am Fuß der Rampe und beobachtete sie besorgt.

"Sam, mein Engel- was ist los, du siehst grauenhaft aus..."

Sie schüttelte den Kopf.

Die Neuigkeiten würden später kommen.

"Nichts weiter. Wie geht es dir? Warum bist du hergekommen?"

Der Tok`Ra senkte den Kopf und kurze Zeit später war Selmaks besorgte Stimme zu hören.

"Vor einiger Zeit ist einer unserer Spione von einer bisher unbekannten Rasse, wir nennen sie jetzt Lados, gefangen genommen worden. Erstaunlicherweise ist ihm vorgestern die Flucht gelungen und er konnte zu uns zurück kehren. Er erzählte davon, dass auch Tauri gefangen genommen worden seien, die ihm die Flucht durch die Tötung des Anführers der Lados ermöglichten. Ich wollte nur wissen, was es damit auf sich hat..."

Sam schluckte, schloss die Augen und sah zu Boden.

"Was ist los, Liebling?"

Jacob zwang sie mit einem Finger unter ihrem Kinn nach oben zu sehen.

"Wir waren das, Dad..."

Die Augen des Tok`Ra weiteten sich vor Erstaunen.

"Ihr?...warum hätte ich es mir nicht gleich denken können...."

Es war zu spät, um die Tränen, die Sams Wangen hinunter liefen zu verbergen.

"Da steckt doch noch mehr dahinter...was ist wirklich passiert?"

Hilfesuchend sah sie zur Kommandozentrale, aber von Hammond war weit und breit keine Spur.

"Wir...wir sind gefangen genommen worden. Dieser Anführer wollte uns töten, als Daniel sich auf ihn gestürzt hat. Sie sind durch eine große Scheibe gefallen und erst Meter tiefer auf dem Boden aufgeschlagen...im Moment steht es...ist er noch nicht über den Berg..."

"Oh mein Gott...es tut mir so Leid, Sam!"

Jacob drückte seine Tochter fest an sich, spürte sie wie Espenlaub zittern.

"Wie schlimm ist es?"

Sie löste sich wieder aus seinem Griff und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

"Janet hat gesagt, er hätte durch die Schnittwunden viel Blut verloren...er muss versuchen noch die nächste Nacht zu überstehen um über den Berg zu kommen, aber es sieht nicht besonders gut aus..."

Jacob schüttelte den Kopf.

"Gib nicht auf...Daniel schafft es bestimmt, du kennst ihn doch..."

"Das kann jemand leicht sagen, der eine Goa`uldlarve in sich trägt- euch kann ja so schnell nichts passieren!"

Das Gesicht ihres Vaters wirkte einen Moment erschüttert.

"Also das war jetzt nicht fair...glaub mir, wenn es möglich wäre, würden wir Daniel sofort helfen..."

Sam nickte, als sie realisierte, was sie Jacob eben vorgeworfen hatte.

"Tut mir Leid, es ist einfach nur so, dass...verdammt, wir sitzen hier und können absolut nichts für ihn tun...ich sehe ihn immer noch durch diese Scheibe springen...um unser Leben zu retten...und ich habe nichts unternommen....Gott, was habe ich getan?"

"Daniel Jackson?"

"Teal`c?"

Der Jaffa hob eine Augenbraue und lief auf seinen Freund zu.

"Daniel Jackson- es freut mich, dich wohlauf zu sehen..."

Der Archäologe blickte sich verwirrt um, erkannte aber nichts außer der Dunkelheit, die beide umgab.

"Mich auch...was machen wir hier?"

Teal`c hatte den letzten Meter zu ihm überwunden und musterte Daniel Jackson eine Weile.

"Ich weiß es nicht. Ich habe das Ritual des Kel`Norem vollzogen- plötzlich fand ich mich hier wieder."

"Mhm...und ich...weiß nicht mehr, was passiert ist, nachdem ich mit diesem Außerirdischem über Kaffee gesprochen habe..."

Der Jaffa erkannte, dass es sich hier offenbar um einen Traum handeln musste und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter.

"Daniel Jackson, ich möchte dir sagen, dass alle Leute auf der Basis sich große Sorgen um deinen Gesundheitszustand machen."

"Kann ich mir vorstellen..."

Der Archäologe senkte den Kopf und setzte sich anschließend auf den Boden.

"Weißt du was, Teal`c?...Mir geht es im Moment so wie jemanden, der beim Tauchen zu tief unter die Wasseroberfläche gekommen ist...ich weiß, dass mir die Luft fehlt um wieder zurück nach oben zu kommen und akzeptiere stattdessen lieber das Schicksal, das mir droht, als meine letzten Minuten mit sinnlosen Herumstrampeln zu vergeuden..."

Besorgt hob der Jaffa eine Augenbraue.

"Willst du nicht um dein Überleben kämpfen?"

Daniel seufzte und legte sich resigniert auf den Rücken.

"Was für einen Sinn hätte das noch?"

"Das klingt nicht nach meinem Menschenfreund."

Teal`c setzte sich neben ihn und beobachtete, wie Daniel sich nervös mit den Fingern über die Nase rieb.

"Es...es gibt da noch etwas anderes..."

"Was?"

"Als...als wir in dieser Zelle gefangen waren, hat Jack mich etwas gefragt, eine Bedeutung für ein fremdes Wort. Ich war noch nicht ganz wach nachdem die Außerirdischen uns narkotisiert haben und machte mir keine Mühe, es zu übersetzen- hätte ich es gemacht, hätten wir gleich gewusst, dass ein Handel mit dieser Rasse um unser Leben zu retten sinnlos gewesen wäre. Stattdessen ist Jack wegen mir angeschossen worden..."

Teal`c verstand nicht ganz, weshalb sein Freund sich über solche Banalitäten so aufregte.

"Aber Colonel O`Neill geht es wieder gut und er ist dir bestimmt nicht böse- er macht sich große Sorgen um dich."

Daniel richtete sich auf und zog die Knie an seine Brust.

"Ich habe versagt, als Jack mich am meisten gebraucht hat- ich werde mir nie verzeihen können."

"Wieso sagst du so etwas Daniel Jackson? Jeder von uns sieht dich als Held."

"Nein, Teal`c...letztendlich habe ich nur für Schadensbegrenzung gesorgt. Wenn ich es nicht getan hätte, wären wir alle jetzt tot."

"Ich verstehe. Aber Colonel O`Neill versucht gerade, die Asgard zu kontaktieren- vielleicht haben sie eine Möglichkeit, dich zu heilen..."

"Nein."

Daniel schreckte von seiner Position auf.

"Das...das kann er nicht machen..."

"Warum nicht?"

"Die Frage ist wohl eher, warum? Jack versucht alles mögliche, um mein Leben zu retten, aber er sollte es nicht tun."

"Ich verstehe dich nicht, Daniel Jackson..."

"Jack kann nicht wegen jedem Menschen, dessen Leben in Gefahr ist zu unseren Verbündeten rennen und sie um ihre Hilfe anbetteln...und er soll ja nicht behaupten, dass mein Leben wichtiger ist als das eines anderen Menschen! Wenn ich nun mal sterbe, dann ist es nicht zu ändern- auch nicht auf diese Art..."

Der Jaffa spürte langsam, wie er wieder aufwachte und fasste sich kurz.

"Daniel Jackson, du hast mir einmal gesagt, dass Fehler da sind, um begangen zu werden und das jeder in seinem Leben Fehler machen muss, um daraus zu lernen....in meinen Augen bist du ein Held, ob du es nun leugnen willst oder nicht.

Daniel Jackson, ich möchte dir als Letztes sagen, dass ich glaube, das der Kampf, den du so fürchtest, es wert ist, gewonnen zu werden..."

Der Archäologe antwortete nicht mehr und verschwand Sekunden später aus Teal`cs Sichtfeld, wurde durch Jacks Gesicht ersetzt.

"Hey Kumpel, was ist los?"

Der Jaffa stand konfus auf und stellte fest, dass er im Zustand des Kel`Norem aufgestanden und herumgewandert war.

"Ich hatte einen Traum, O`Neill."

Beide lehnten sich an die Wand des Korridors.

"Einen Traum? Muss aber ganz schön schlimm gewesen sein, wenn du schon aus deinem Zimmer abhaust..."

Teal`c zog eine Augenbraue hoch und blickte dann in die Richtung seines Quartiers.

Sogar die Tür stand noch offen.

"Ich habe von Daniel Jackson geträumt. Er hat sich Vorwürfe wegen eines falsch übersetzten Begriffes gemacht."

Jack schien bei diesen Worten aufzuschrecken.

"Einen Begriff? Welchen denn?"

"Das wollte er mir nicht sagen, O`Neill."

Nervös wippte der Colonel an der Wand hin und her.

"Da gab es tatsächlich einen Begriff, den diese Außerirdischen für uns verwendeten. Daniel und ich haben darüber diskutiert, aber er war noch nicht wieder ganz bei Bewusstsein."...allein deswegen hätte ich ihn nicht aus den Augen lassen dürfen..

Teal`c nickte und wollte zurück zu seinem Quartier laufen um die verschwitzten Sachen gegen frische Kleidung umzutauschen.

"Ich dachte, du wolltest Kontakt zu den Asgard aufnehmen...?"

O`Neill nickte kurz und folgte ihm einige Meter.

"Ja, aber es funktioniert nicht. Dann wollte ich zu Daniel, doch Fraiser macht gerade noch mal so was wie ne Generaluntersuchung- jedenfalls hat sie mich rausgejagt. Aber in zehn Minuten stehe ich wieder vor der Krankenstation, da kann sie sich drauf verlassen..."

"Die Werte des EKGs sind zwar nicht gerade ermutigend, aber die Schnittwunden beginnen zu heilen, Sir..."

"Verbessert das seinen Zustand, Doktor?"

"Nun ja, ich würde es schon einen Fortschritt nennen, aber solange das EKG nicht besser wird, würde ich mich nicht sehr darauf stützen. Er hat noch immer einen harten Kampf vor sich, wobei ich nicht negativ klingen möchte, aber ich habe schon viel gesündere Patienten in so einem Zustand sterben sehen."

"Ich verstehe sie voll und ganz..."

Daniel kamen die Sekunden, die er brauchte, um seine Augen zu öffnen, wie Jahre vor.

Vielmehr erschein es ihm so, als hätte Janet sie mit chirurgischem Klebeband versiegelt, aber als er das erste Mal blinzelte, wiederlegte es seine Befürchtung.

Da war wieder dieser typische Geruch nach Desinfektionsmitteln, Monitore, die jede Lebensfunktion aufzeichneten, ein viel zu helles Licht über dem Bett.

Er wollte stöhnen, irgendetwas tun, um Aufmerksamkeit auf sich zu regen, aber absolut nichts kam aus seinem ausgetrocknetem Mund.

Daniel wagte es nicht einmal zu schlucken.

Langsam konnten seine Augen die Umgebung wieder fokussieren und entdeckten schon bald die zwei Personen neben seinem Bett.

"Wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben- er ist stark und außerdem bekanntermaßen dazu in der Lage, Wunder zu bewirken!"

Wovon redeten sie?

Beiden standen mit dem Rücken zu ihm und er erkannte nur Fraisers kurzen Arztkittel und den Minirock darunter, daneben eine überbreites, spannendes Militärkostüm- definitiv das von Hammond.

Was zum Teufel konnte er nur tun um ihre Aufmerksamkeit zu erregen?

Zum Sprechen fehlte ihm die Kraft...mit der Hand rumwedeln?...Keine gute Idee...vielleicht gab es die Möglichkeit, dass er versuchte, seinen Blutdruck zu erhöhen und damit die Monitore Alarm schlagen ließ?

Daniel versuchte sich also aufzuregen.

Tja, was gab es da, worüber er absolut nicht hinwegkam, was ihn immer wieder auf die Spitze trieb?

In dem Moment, in dem es ihm einfiel wurde er auch schon wieder durch das Zuschlagen einer Tür aus den Gedanken gerissen.

Nein, das durfte nicht wahr sein!

Fraiser und Hammond hatten den Raum verlassen!

Verdammt!

Schon bald breitete sich die Erschöpfung der wenigen Sekunden bei Bewusstsein aus und zwang Daniel dazu, die Augen wieder zu schließen.

Vielleicht hatte er das nächste Mal mehr Erfolg...

Sekunden später wurde die Tür erneut geöffnet und Jack betrat den Raum.

Wie auch beim letzten Mal setzte er sich wieder auf den bereitgestellten Stuhl und beobachtete seinen Freund.

Irgendetwas schien plötzlich anders zu sein, als beim letzten Mal, als er ihn besuchte.

Jack konnte es nicht definieren, und genau das bereitete ihm Sorgen.

Obwohl Daniel noch genauso aussah, wie zuvor schien er sich doch verändert zu haben.

Irgendwie...

Gott, er war zu müde, um sich über so etwas Gedanken zu machen.

Und dieser verdammte EKG- Monitor trieb ihn noch in den Wahnsinn!

Die Uhr verkündete, dass die erste Nacht schon fast überstanden war, jetzt musste er nur noch knapp 21 Stunden überleben, um es sicher zu schaffen.

Oh man, was konnte in der Zeit nur alles passieren?

Jack war nicht mehr in der Lage, ruhig sitzen bleiben, während sein Freund einen solch schweren Kampf ausfechten musste!

Stattdessen stand er trotz schlimmer Schmerzen im Fuß auf und lief zur anderen Seite des Raumes, betrachtete den Schrank voll Medikationen, Epiniphrin, Tylenol, Morphium, Heparin, Midozolam, Diazephan...all die Wunder, die wir ersonnen haben, trotzdem konnte ich sie nicht retten...

Die andere Seite schien weniger interessant, dort befand sich nur das zweite Krankenbett und ein ausgeschalteter EKG- Monitor.

Trotzdem lief O`Neill auch dort hin und genoss den Schmerz, der langsam stärker wurde.

Wenigstens lenkte ihn das ein wenig ab.

Die andere Seite wurde wieder angesteuert, doch diesmal hielt Jack es nicht mehr aus.

Wütend griff er nach dem Stuhl, den Fraiser ihm bereit gestellt hatte und schleuderte ihn gegen die Wand.

Der Knall hätte sogar Tote geweckt, doch Daniel bleib regungslos.

So einfach machst du es dir nicht! Du kannst nicht einfach sterben und jedem von uns ein nettes Briefchen hinterlassen. Das ist keine Art zu sterben, auch nicht für einen Helden!

Erstaunlicherweise wurde die Tür nicht aufgeschlagen und Fraiser stand ihm wütend gegenüber- niemand kam.

Tief ein- und ausatmend nahm O`Neill den Stuhl wieder, stellte den, mit teilweise blutigen Gummihandschuhen gefüllten Abfalleimer vor die Beule in der Wand und setzte sich hin.

Er braucht einfach nur Zeit Jack, keine Sorge, er schafft das schon...

Zum Glück war sein Gewissen noch optimistisch.

Wieder stand er auf und wanderte zur anderen Seite des Bettes.

Da war plötzlich dieser Ausdruck in Daniels Gesicht- er konnte nicht bewusstlos sein!

Vorsichtig berührte er ihn an der Wange und erhielt...nichts.

"Na kommen sie schon...Kaffee ist fertig...."

Weder das EKG, noch der Gesichtsausdruck seines Freundes veränderten sich, aber...war da plötzlich ein Geräusch gewesen?

Trotz schlechtem Gewissen nahm er ihm die Sauerstoffmaske ab und legte sie auf das Kopfkissen.

"Hey Daniel, ich weiß, sie können es schaffen, machen sie die Augen auf!"

Jack erschrak fast, als seine Unterlippe sich bewegte und er irgendetwas sagen wollte.

Sofort drückte er wieder den roten Knopf und sah nach seinem Freund.

"Weiter so, sie haben es gleich geschafft! Na los, lassen sie mich Fraiser nicht schon wieder umsonst geholt haben!"

Langsam, wie in Zeitlupe öffnet er endlich seine rot umrandeten Augen, schien Jack aber nicht zu erkennen.

"Ja, genau so! Willkommen zurück bei den Lebenden, Daniel!"

Noch nie war in solch kurzer Zeit soviel Ballast von O`Neills Seele gefallen wie jetzt.

Glücklich legte er ihm eine Hand auf die unverletzte Schulter.

"Sie können vielleicht Sachen machen! Ich hatte richtig Angst um sie!"

Daniels Augen fokussierten ihn noch immer nicht sondern irrten ziellos im Raum herum.

Im selben Augenblick stürmte Fraiser in den kleinen Raum.

"Colonel?"

"Er ist wach!" triumphierend erhob Jack sich von der Bettkante und machte ihr den Blick auf seinen Freund frei.

"Wach? Das…das…"

Sie holte ihre Augenlampe und wollte die Pupillenreflexe testen, doch Daniel drehte stur seinen Kopf zur Seite.

"Hey, was soll das?" fragte sie halbherzig, verstand ihn aber nach einer Weile und überprüfte die Infusionen.

"Sie haben uns ganz schön in Atem gehalten, Daniel...machen sie bloß nie wieder so was."

Langsam drehte er seinen Kopf wieder in ihre und Jacks Richtung und blickte die beiden müde an.

"Alles in Ordnung, Dannyboy. Wir sind bei ihnen, es wird alles wieder gut..."

Die Ärztin legte ihm wieder die Sauerstoffmaske aufs Gesicht und tastete an seinem Handgelenk nach dem Puls.

In der Zwischenzeit lief O`Neill an die andere Seite des Bettes und traf Daniels Blick.

Er schien schon wieder kurz vor dem Eintritt ins Lalaland zu stehen, deswegen verzichtete der Colonel auf weitere Bemerkungen und genoss es, wie sein Freund sich tapfer seinem Schicksal entgegen stellte.

"Er ist noch sehr schwach und will jetzt wahrscheinlich schlafen..."

Fraisers Bitte war höflich, aber strikt und akzeptierte keine Wiederrede.

Als beide den Raum verließen hatte Daniel die Augen bereits wieder geschlossen und schlief tief und fest.

Erst draußen auf dem Korridor hielt Jack die Ärztin am Arm zurück.

"Heißt das, er schafft es jetzt?"

Über das vorherige Lächeln der Ärztin huschte plötzlich wieder dieser besorgte Ausdruck.

"Nun...den Krieg hat er noch lange nicht gewonnen, aber die erste Schlacht..."

"General, ich wünschte, die Tok`Ra könnten ihnen helfen..."

Hammond freute sich zwar über Jacobs Versuche, die Sturheit seiner Vorgesetzten was Technologie anbetraf zu überspielen, trotzdem konnte er es einfach nicht mehr mitanhören.

"Ja...ist schon gut. Ich hoffe nur, dass es ihrem Spion auch gut geht."

"Natürlich- er war nur leicht verletzt und im Moment versuchen die Tok`Ra, mehr über diese Rasse herauszufinden."

Gut, macht ihr euch da lieber die Hände schmutzig...

Sam, die nur körperlich anwesend zu sein schien sah zum fünften mal binnen zwei Minuten auf die Uhr.

"Major?"

Sie blickte auf und konnte die Tränen nicht länger verdrängen.

"Gehen sie zu Doktor Jackson. Ich lasse sie ausrufen, falls ich sie brauche, einverstanden?"

Nickend stand sie auf.

"Danke, Sir..."

Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.

Halb rennend verließ sie den Konferenzraum und verschwand im Korridor zur Krankenstation.

"Die Sache mit Daniel nimmt die sehr mit, oder George? Ich erkenne sie kaum noch wieder..."

Jacob sah ihn fast durchbohrend an.

"Ja, ich kann es ihr durchaus nachfühlen. Hätte Doktor Jackson nicht sein eigenes Lebens aufs Spiel gesetzt, gäbe es jetzt kein SG-1 mehr."

"Ich verstehe. Daniel hat damit auch das Leben unseres Tok`Ra- Spions gerettet und wir stehen tief in ihrer Schuld."

Hammonds Blick wurde ernster.

"Erinnern sie mich das nächste Mal daran, wenn wir Unterstützung im Kampf gegen die Goa`uld brauchen!"

Die Fahrstuhltüren zur Krankenstation öffneten sich und Sam brauchte nicht lange zu suchen, um Doktor Fraiser zu finden, die sich erschöpft an die Korridorwand gelehnt hatte.

Besorgt lief sie auf ihre Freundin zu, schluckte kurz, legte ihr dann eine Hand auf die Schulter.

"Janet? Alles klar?"

Ihre eigene winselnde Stimme erschrak die Astrophysikerin fast noch mehr als die Tränen in Fraisers Augen.

"Mhm..."

Die Ärztin wischte sie sich verlegen von der Wange und schien sich wieder fassen zu wollen.

"Stimmt was nicht? Was ist denn los?" Hat es mit Daniel zu tun?

Sie schüttelte den Kopf und lief zurück in die Krankenstation, gefolgt von Sam.

Erst als sie in ihrem Büro waren, sprach Janet.

"Daniel ist vorhin ohne Vorwarnung erneut instabil geworden..."

"Oh mein Gott..."
Sam erschrak bei ihren Worten dermaßen, dass sie instinktiv wieder nach draußen rennen und ihn suchen wollte.

"Und...?"

"Natürlich konnten wir ihn wieder zurück holen, aber..."

Ihre Stimme klang nicht besonders glücklich- gerade im Gegenteil.

"Jedes mal, wenn ich denke, wir sind über dem Berg gibt es wieder etwas, dass uns zurückwirft...er war vorhin noch wach, als Jack ihn besucht hat und auf einmal...auf einmal bleibt sein Herz stehen und ich habe gottverdammtnochmal keine Erklärung dafür!"

Frustriert wischte sie mit einer Handbewegung all ihre Akten vom Schreibtisch.

"So was ist doch unfair! Ich versuche ihm zu helfen und sobald ich denke, es geht ihm besser wird es nur noch schlimmer! Ich habe garantiert nicht die letzten zwei Nächte wach gelegen, nur um ihm jetzt beim Sterben zuzusehen!"

Sam sprang auf die weinende Ärztin zu und umarmte sie.

Zu gerne hätte sie jetzt irgendwelche tröstenden Worte gesprochen, aber es gab keine.

Nicht in einhundert Jahren würde sie selbst über Daniels Tod hinwegkommen, falls er es wirklich nicht schaffen sollte.

Es war bereits später Nachmittag, als Teal`c Daniels Zimmer erneut betrat.

Die Euphorie der letzten Stunden war seit seinem Herzstillstand wieder in blanke Besorgnis umgeschlagen und erfasste den ganzen Komplex.

Teal`c fiel aus, dass sich wirklich eine Menge Leute über den Zustand von Daniel Jackson informierten und das berührte ihn sehr.

Vor seiner Entscheidung, mit den Kriegern von Tauri gegen die Goa`uld zu kämpfen, kannte er nur absolute Loyalität, Egoismus, Autorität, Gewalt, Tod...aber jetzt...er hatte gelernt, ein Mensch zu werden, mit all den Gefühlen, die das mit sich brachte.

Als er den Raum betrat, lag sein Freund noch immer still den dem Bett, so als sei gar nichts gewesen und er würde nur schlafen.

Besorgt stellte er sich neben ihn und tief in seinem Inneren wollte Teal`c mit ihm über seinen Traum sprechen.

Es schien, als wolle Daniel Jackson tatsächlich aufgeben, um sein Überleben zu kämpfen, aber das durfte nicht sein.

Er war einer der eigentlichen Begründer des Stargateprogrammes, ein brillanter Wissenschaftler- und er gehörte zu SG-1.

Genau wie bei O`Neill oder Major Carter würde ihm irgendetwas aus dem Herzen gerissen, wenn sie plötzlich nicht mehr zu viert auf der Rampe stünden, sich vor der nächsten Mission berieten, miteinander Witze machten.

Es schien, als seien diese vier Menschen füreinander bestimmt, und ob es Daniel Jackson nun gefiel oder nicht, er musste überleben, um seinen Platz im Team wieder einzunehmen.

Er wurde gebraucht und er wurde geliebt, nur offenbar wusste er es nicht.

Die Tür öffnete sich und Teal`c sah O`Neill im Rahmen stehen und ihn besorgt anblicken.

"Hey..."

Der Jaffa nickte ihm zu und machte dem blassen Mann Platz um nach seinem Freund zu sehen.

"Gibt es irgendwelche Neuigkeiten über seinen Zustand?"

"Nein, O`Neill. Daniel Jackson ist seit seinem letzten Rückfall nicht mehr zu sich gekommen."

Jack setzte sich unter Schmerzen auf das zweite Krankenbett und blickte zu Boden.

Tiefe Sorgenfalten lagen über seinem Gesicht und Teal`c sah seine Hände zittern.

Er wirkte so verändert, so...als würde auch er einen Teil von sich selbst mit dem möglichen Tod von Daniel Jackson verlieren.

"Teal`c?"

"Ja, O`Neill?"

"Du sagtest, du hättest einen Traum gehabt- von Daniel."

"Ja."

"Worum genau ging es darin?"

"Ich habe mich mit Daniel Jackson über den Tod unterhalten."

"Und was hat er gesagt?"

Teal`c senkte ebenfalls den Kopf und dachte nach.

Sollte er ihm die Wahrheit sagen?

Als er ihn wieder anhob, bedeckte ein Lächeln sein Gesicht.

"Daniel Jackson hat mir versichert, dass er mit allen Mitteln kämpfen wird, um zu überleben."

Kopfschmerzen...

Großartig, er liebte es, aufzuwachen und Kopfschmerzen zu haben...

Die Luft, die er einatme war so stickig, dass er schon fast wieder einschlafen wollte.

Fast- aber da waren diese Stimmen, die ihn zwangen, wach zu werden.

Er wollte sich mit ihnen unterhalten, dann frische Luft tanken, vielleicht noch einen Kaffee trinken...oh Gott, der Rücken...OK, das mit dem Kaffee sollte er verschieben- auf unbegrenzte Zeit.

Daniel schlug die Augen auf.

Verdammt, tat das gut.

Er fühlte sich, als hätte er Wochen geschlafen und wollte nun endlich aufstehen.

Als alles um ihn herum einigermaßen scharf wurde und er die Umrisse zweier Personen erkannte, stöhnte er leicht.

Keine Reaktion- die beiden unterhielten sich einfach weiter!

Über der Eingangstür hing eine Uhr und er schaffte es nach mehreren Anläufen, die Zeit abzulesen.

Schon kurz vor sechs?

Oh man, was war den bloß passiert?

Eine Hand berührte seine Wange und Daniel sah in die Richtung.

Es war Jack!

Glücklich, seinen Freund zu sehen wollte er lächeln, aber seine Kräfte ließen es noch nicht zu.

"Daniel! Können sie mich verstehen?"

Er zwinkerte ihm zu und das reichte dem Colonel.

"Verdammt, wenn sie uns noch mal so einen Schrecken einjagen...! Ich schwör’s, ich steck sie das nächste mal in ne Zwangsjacke, wenn wir auf Mission gehen!"

Müde blickte er weiter in den Raum und erkannte Teal`c, der ebenfalls neben dem Bett stand.

An irgendein Gespräch mit dem Jaffa erinnerte er sich doch...

Nun gut, das war im Moment nicht weiter wichtig.

Er wollte nur wieder vollkommen wach werden, denn geschlafen hatte er lange genug.

Fraiser kam in den Raum gestürzt und lächelte ihn an.

"Daniel! Schön, sie mal wieder bei Bewusstsein zu sehen!"

Er lächelte zurück und versuchte vorsichtig die Sauerstoffmaske von seinem Gesicht zu entfernen, aber Jack machte es schon für ihn.

Die Ärztin tastete nach seinem linken Handgelenk und prüfte den Puls, während Daniel plötzlich seinen rechten geschienten Arm entdeckte.

"Keine Angst, ist halb so schlimm- zwei Wochen Gips, dann sind sie wieder der Alte!"

Jack hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und hörte überhaupt nicht mehr auf zu lächeln.

"Also gut, Daniel. Was macht der Rücken?"

"Schrecklich."

"Ist ihnen übel? Schwindlig?"

"Etwas..."

"Der Arm?"

"Spüre ich im Moment noch nicht."

"Müde?"

"Nicht mehr so sehr. Meine Brust tut weh..."

Er sah nach unten und entdeckte den großen Bluterguss über seinem Solar Plexus.

"Wir mussten sie wiederbeleben. Außerdem sind von ihrem Sturz noch einige Rippen gebrochen...aber...sie sehen gut aus, um ehrlich zu sein. Hoffen wir, dass es so bleibt. Ich möchte sie noch bis morgen an der Bluttransfusion lassen und dann sehen wir weiter...Ich denke, sie wollen sich jetzt ein wenig mit Colonel O`Neill unterhalten, ich komme später wieder und tausche die Verbände an den Schnittwunden aus, OK?"

Daniel nickte und beobachtete, wie die Ärztin- neunzig Prozent unbesorgter- aus dem Raum trat um den anderen Bescheid zu sagen, dass er wach war.

Sam stürmte den Korridor entlang, als sie Fraiser entdeckte, die in ihr Büro lief.

"Janet!"

Die Ärztin hielt an und wartete, bis Carter sie erreicht hatte.

"Wie geht es ihm?"

Fraiser konnte ein Lächeln nicht verbergen und verschränkte dann die Arme vor der Brust.

"Er ist eben zu sich gekommen. Seine Werte sehen gut aus, um nicht zu sagen großartig; nichts im Vergleich zum letzten Mal..."

Instinktiv sah die Astrophysikerin auf die Uhr.

"Er muss aber noch die paar Stunden bis Mitternacht durchhalten, um es sicher zu schaffen, oder?"

Die Ärztin nickte.

"So aufgezogen wie er im Moment ist, zweifle ich keine Sekunde mehr daran, dass es ihm gut geht. Ich glaube, ich kann ihnen schon jetzt garantieren, dass unser lieber Doktor Action- Jackson es mal wieder geschafft hat, dem Tod von der Schippe zu springen und uns allen eine Heidenangst einzujagen...!"

"Also: Wie fühlen sie sich?"

Jack musterte ihn von oben bis unten, als ob er sich wirklich vergewissern wollte, dass er mit einem lebenden Menschen sprach.

"Eigentlich gut, die Schnitte tun weh, der Kopf, Rücken, Handgelenk, einfach alles, aber trotzdem: gut."

O`Neill lächelte wieder und schüttelte den Kopf.

"Soll ich Carter rufen?"

"Nein, ich denke, Janet wird es ihr noch früh genug erzählen..." seine Stimme klang so heiser, als hätte er wochenlang nicht gesprochen,"...leider erinnere ich mich kaum noch an das, was geschehen ist...wär’ bestimmt ein toller Abenteuerfilm geworden, oder?"

"Mit Sicherheit, aber da reden wir am besten später noch mal drüber, denn...eigentlich gefällt mir die Idee mit der Zwangsjacke..."

Daniel grinste und legte vorsichtig seinen geschienten Arm auf die Bettdecke.

"Ich fühle mich, als wäre ich den Mount Everest hinunter gestürzt- eigentlich noch schlimmer..."

"Mhm...", O`Neill blickte zu Teal`c, "...war ja eigentlich auch fast schlimmer...mal davon abgesehen, dass es kein Berg war, aber Ruhe jetzt davon- sie sollten sich noch ein wenig entspannen, bevor Machtzwerg- Fraiser kommt und sie behandelt. Glauben sie mir, es wird ihnen nicht gefallen!"

Grinsend und müde legte er seinen schmerzenden Kopf wieder auf das Kissen und beobachtete, wie Jack und Teal`c sich schon abwenden wollten, als der Jaffa sich noch einmal umdrehte und zurücklief.

Er sah ihn triumphierend an und bückte sich dann zu ihm hinunter:

"Ich habe es dir doch gesagt, Daniel Jackson. Es gibt Kämpfe, die es wert sind, gewonnen zu werden..."

Daniel nickte lächelnd.

*fin*

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