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Daniels Geburtstag von Jenny

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Vorwort

Diese Geschichte wurde ursprünglich auf der (ehemaligen) Seite 'Chevron26' veröffentlicht!
Daniels Geburtstag


"Und noch ein Geschenk für unseren lieben Daniel!" grinsend reichte O`Neill seinem Freund ein kleines Päckchen, dass dieser verlegen annahm.
"Das...das wäre doch echt nicht nötig gewesen..."
Jack klopfte ihm auf die Schulter.
"Dann machen sie es erst mal auf- ich denke schon, dass es nötig ist..."
Daniel sah in die Runde am Tisch der Kantine, noch immer erstaunt, wie viele Leute sich an seinen Geburtstag erinnerten.
Er hätte niemals damit gerechnet, dass mehr als dreißig SGC- Mitglieder für ihn eine Überraschungsparty organisiert hatten, geschweige denn Geschenke.
Eigentlich wollte er es dieses Jahr ruhiger angehen, sich nicht so betrunken machen lassen wie beim letzen Mal, als sie alle bis zum frühen Morgen Volkslieder zu original Irischem Whiskey gesungen hatten, bis die Leute aus der Bar sie vor die Tür setzten.
Aber auch nicht so wie das Jahr zuvor, kurz nachdem Sha`uri...
Wie er sich in seinem Labor eingeschlossen hatte, sich selbst bedauerte...nein, er wollte das alles vergessen.
Stattdessen öffnete er gespannt Jack's Päckchen, noch immer etwas verlegen.
Kurz bevor er das Geschenkpapier entfernte sah er noch mal in die Runde.
Das war ein tolles Gefühl, so viele Freunde um sich zu haben...
"Es wäre aber wirklich..." , weiter kam er nicht als ihn ein Chor aus den Stimmen der anderen unterbrach:
"Nun mach es schon auf!"
"Jaja..."
Er entfernte das Geschenkpapier und musste lächeln, als er ein Extralarge- First- Aid- Kit in den Händen hielt.
"Damit unser kleiner Spacemonkey sich ab jetzt immer selbst versorgen kann, wenn er in Schwierigkeiten kommt..."
Daniel grinste und drückte seinen Freund.
Er legte das Geschenk zu dem Haufen der anderen, angefangen von Büchern über "Außerirdische im Weltall" über Museumsgutscheine und einen Gutschein für eine Whiskeybar von Sam und Teal`c.
"Danke Leute...ich weiß echt nicht, wie ich das jemals gut machen soll..."
Jack klopfte ihm erneut auf die Schulter.
"Bleiben sie einfach so, wie sie sind..."
Daniel nickte.
"Lasst uns die ganzen Sachen in sein Labor schleppen, bevor die Big Party losgeht!" schlug Makintyre von SG-7 vor, mit dem er schon unzählige Ausgrabungen gemacht hatte.
"Ihr wollt schon wieder so viel trinken?"
Jackson seufzte, als Saventsky von SG-11 seinen Arm um ihn legte.
"Nein, wir werden was trinken gehen, Dannyboy...sie schulden mir noch zwei Drinks!"
"Jaja, meinetwegen, aber ich will morgen noch zu meiner Wohnung finden, verstanden?"
Jeder nickte, lächelte dann aber.
"Wir werden sehen..." sprach O`Neill gelassen und trug einige der Geschenke zu Daniels Labor.

Als sie ankamen zögerte er erst, ging aber dann auf Jack zu.
"Wann gedenken sie, wollen wir mit der Party anfangen?" fragte er etwas verlegen und nahm sein Handy.
"Warum nicht gleich jetzt?...Herrgott, es ist ihr Geburtstag, was kann denn so wichtig sein, dass sie sogar ihre eigene Party aufschieben müssen?"
O`Neill hatte es aus seinen Augen gelesen, das wusste er.
"Ich wollte heute eigentlich zu einem alten Freund, ich hatte nicht damit gerechnet, das sie an meinen Geburtstag denken...ich mach es auch nur ganz kurz..."
"Na schön, dann können sie auch gleich Makintyre und Sam mitnehmen, damit sie die Getränke besorgen können."
Daniel nickte.
Er reichte ihm seinen Wohnungsschlüssel, damit es sich seine Gäste schon bequem machen konnte.
"Aber erwarten sie nicht zuviel- ich habe nicht aufgeräumt!"
Jack lächelte ihn an.
"Alles klar, Kumpel...aber fahren sie vorsichtig und bleiben sie nicht zu lange weg..."

Keine Viertelstunde später saß Daniel in dem Hummer, der ihm vom Komplex zur freien Verfügung gestellt worden war- Kathrin hatte ihre Verbindungen spielen lassen, als sie erfuhr, dass er sich damals keinen eigenen Wagen leisten konnte.
Auf dem Beifahrersitz hatte Hugh Makintyre Platz genommen, Sam auf der Rückbank.
Der Colonel schaltete das Radio auf einen Oldiesender, während er sich anschnallte.
"Muss das sein?" fragte Daniel und wechselte den Kanal.
"Hey Jackson...das ist Geschichte live, meinst du nicht auch?" mit diesen Worten suchte er wieder den Sender.
Daniel bog auf den Highway ein und beschleunigte den großen Jeep auf mehr als 90mph.
Sam wollte ein Fenster aufmachen, genügte sich aber dann mit der Klimaanlage.
"Also- wie fühlt man sich ein Jahr älter?"
"Blöde Frage!" antwortete er Sam und überholte einen schwarzen Ford Explorer.
Als er auch an einem alten GMC vorbeizog, hielt Makintyre sich an dem Griff an der Tür fest.
"Du hast es aber ziemlich eilig, oder?"
"Tja...ehrlich gesagt ja- ich habe Jeffrey lange nicht gesehen und wir haben einiges nachzuholen..."
"Und deine Brille hast du auch nicht auf...siehst du überhaupt die Straße?"
Daniel seufzte wieder.
"Ich weiß, wie man Auto fährt, Hugh!"
Im Gegensatz zu den anderen duzte er sich mit dem Colonel.
Seit die beiden zusammen mehr als siebzehn Stunden an den Ruinen eines Tempels auf P7R334 verbracht hatten, waren sie wie Brüder.
Kurioserweise war Hugh einer der wenigen Leute, die Daniels Leidenschaft für alte Kulturen durchaus teilten, weshalb er ihm bei Ausgrabungen gerne half.
An jenem Tag hatten sie viel Spaß miteinander gehabt.
Während Jackson verschiedene Schriftzeichen analysieren wollte, war Makintyre damit beschäftigt gewesen, ihn über so ziemlich alles, was die Archäologie umfasste auszufragen und ihn damit abzulenken.
Das war auch der Grund weshalb er am Ende absolut gar nicht vorangekommen war, weder mit den Schriftzeichen, noch mit den Ausgrabungen.
Aber beide waren sehr gute Freunde geworden, trafen sich regelmäßig auf ein Bier und Makintyre war gerne bereit, ihn wann er wollte zu archäologischen Ausgrabungen zu begleiten.
Sie waren schon anderthalb Stunden gefahren, als der Colonel begann, des öfteren nervös in den Rückspiegel zu blicken.
"Stimmt was nicht?" hatte Daniel gefragt und etwas abgebremst.
Hugh antwortete nicht gleich, zögerte, als auch Daniel den schwarzen Ford Explorer wieder hinter ihnen auftauchen sah.
"Folgen die uns etwa?" fragte Sam beunruhigt und blickte durch die Heckscheibe.
"Kommt mir jedenfalls so vor- Daniel, hältst du am nächsten Parkplatz?"
Jackson nickte und beschleunigte wieder.
Sie fuhren auf die Andrew's Bridge zu, einer relativ kleinen Betonbrücke, die vor sieben Jahren neu erbaut wurde.
Wieder überholte Daniel und stellte jetzt ebenfalls fest, dass sie verfolgt wurden, als auch der Explorer an dem Wagen vorbeizog.
Er beschleunigte auf 110mph, mehr gab der Jeep nicht her.
Wie zu erwarten wurden auch ihre Verfolger schneller.
Plötzlich klingelte Daniels Handy.
"Das ist jetzt wahrscheinlich nicht der richtige Moment für deine Zwiegespräche..." kommentierte Makintyre als er das Telefon ans Ohr nahm.
"Ja?"
"Ehm,...hier ist Jack...ich wollte nur sagen, dass sie vielleicht noch etwas Champus mitbringen sollten, der in ihrem Kühlschrank war ungenießbar!"
"Ja...eh...ich kann im Moment nicht gut sprechen, wenn sie also..."
Der Jeep fuhr neben sie, kam gefährlich nahe an den Hummer heran.
Daniel konnte erkennen, wie jemand mit einer Waffe auf seinen Kopf zielte.
Erschrocken ließ er das Handy fallen und blickte zu dem Wagen.
Er sah noch, wie der Beifahrer des Explorers abdrückte, als ihn Makintyre am Genick packte und runterdrückte, um der Kugel auszuweichen.
Daniel konnte die Fahrbahn nicht mehr sehen, traute sich aber andererseits auch nicht, wieder hochzukommen.
Der Wagen geriet ins Schleudern.
Trotz aller Angst blickte er hoch, sah wie der Ford ihn auf einmal rammte.
Sein Kotflügel presste sich in Daniels Fahrertür und stieß sein Bein von der Bremse weg.
Jacksons Schienbein wurde unter das Cockpit geschleudert und begann schrecklich weh zu tun.
Neben ihm lag Makintyre mit einer Schusswunde im Kopf, bewegungslos...tot.
Schockiert versuchte Jackson weiterhin, den Jeep wieder unter Kontrolle zu bekommen, aber das tonnenschwere Gefährt fuhr immer größere Bögen, raste jetzt auf das Brückengeländer zu.
Daniel riss das Steuer in die andere Richtung, wich im selben Moment einer Kugel aus, die seinem Kopf galt, hörte Sams Schreine hinter sich...
Er fand die Bremse nicht mehr!
Er sah die Bremse nicht mehr!
Eine Scherbe der Seitenscheibe war neben seinem Auge eingeschlagen und ließ ihn nur noch verschwommen sehen.
Der Wagen kollabierte, die Federn quietschten auf, ebenso wie die Handbremse, die Sam angezogen hatte.
Daniel erkannte, wie sie auf den Abgrund zurasten, zwanzig Meter Steinbruch,...Waldrand...
"Du musst auf die andere Seite lenken!" schrie Sam verzweifelt, obwohl auch sie wusste, dass es zu spät war.
Der Hummer raste durch das Geländer der Brücke, die Frontscheibe zerbarst , sekundenlang absolute Stille, das monotone Brummen des Motors, der Reifen, die auf einmal keinen Boden mehr unter sich hatten.
Sam schrie auf.
Jeder sah der Wand aus Bäumen und Kies entgegen, auf die sie stürzen würden.
Der Wagen kam immer näher,...schlug mit einem gewaltigen Knall auf, der Motor wurde ins Führerhaus gedrückt, als der Jeep an einem Baumstamm gestoppt wurde, der Rest der Scheiben wurde zerstört.
Daniel sah, wie sich das Cockpit des Autos auf ihn zu bewegte, unfähig auszuweichen.
Der Aufprall hatte seiner Wirbelsäule nicht besonders gut getan- er konnte nicht schnell genug agieren,...sich vom Gurt losreißen.
Es raste auf ihn zu, schlug mit ungeminderter Härte auf seine Brust, ließ den Sitz nach hinten rutschen.
Makintyres Kopf wurde durch die Beifahrerseite geschleudert, blieb regungslos an seinem Körper hängen.
Daniel lehnte sich halbbewusstlos an die Nackenstütze des Hummer, sah, wie der Jeep am Seitenstreifen der Brücke gehalten hatte und deren Insassen sie jetzt beobachteten.
Absicht...das war pure Absicht gewesen...
Seine Lunge schmerze, und er bekam gerade noch mit, wie sich warmes Blut auf dem Weg zu seinem Hals machte...

"Da...Daniel?"
Er antwortete nicht mehr.
Skeptisch wollte Jack auflegen, als er plötzlich Sam's Schreie im Hintergrund hörte.
"Du musst auf die andere Seite lenken!"
Dann einen lauten Aufprall.
"Carter?...Daniel?! Könnt ihr mich hören?"
Die Leute in Jacksons Wohnung hatten aufgehört, miteinander zu reden und hörten jetzt dem Colonel zu.
Allerdings bekam er als Antwort, dass auf einmal die Verbindung unterbrochen wurde.
O`Neill legte auf, wählte erneut Daniels Handynummer.
"The person you've called is temporary not available...the person you've called is temporary not available!"
"Verdammt!"
Saventsky kam auf ihn zu, sah ihn besorgt an.
"Was ist los?"
Jack schüttelte den Kopf.
"Da stimmt irgendwas nicht- komm, wir fahren ihnen hinterher!"
Der Major nickte und beide verließen Daniels Wohnung Richtung Colorado Springs.

Sam musste husten.
Der Qualm aus Kohlenstoffdioxid und Stickstoff zog in ihre Nase, gefolgt von dem Geruch verbrennender Reifen.
Sie öffnete die Augen.
Rauch- überall war Rauch.
Sam tastete sich ab, stellte fest, dass sie ihren linken Knöcheln nicht bewegen konnte, weil er unter Daniels Fahrersitz eingeklemmt war.
Daniel!
Was war mit ihm?
Mit Makintyre?
Sie griff in Richtung des Sitzes, spürte Jacksons Schultern, leblos...vielleicht tot?
Sam tastete nach seinem Hals, atmete tief durch, als sie einen schwachen Puls spürte.
Um sicher zu gehen wollte sie seine Atmung prüfen, erschrak, als die Hand, die sie unter seine Nase gehalten hatte blutgetränkt war.
"Daniel..."
Sie musste wieder husten, sah, wie sich die giftigen Gase im ganzen Wagen ausbreiteten.
"Makintyre!"
Sam schaffte es, sich loszuschnallen, unter großen Schmerzen ihren Knöchel freizulegen, der blutgetränkt eine rote Spur hinterließ, als sie über die Rücksitzbank kletterte.
Der Colonel lag bewegungslos in seinem Sitz, den Kopf durch die Scheibe geschlagen.
Nervös versuchte sie, nach seinem Hals zu greifen, als Makintyres Gesicht sich in ihre Richtung bewegte und Sam seine offenen Augen sah, ins Leere gerichtet, das Genick merkwürdig verdreht, eine Schusswunde in der Schläfe.
Erschrocken wich sie zurück, wollte nach ihrem Handy suchen als sie die Flammen sah, die aus der Motorhaube drangen.
Sie mussten hier raus!
Sam wollte Daniels Gurt lösen, als sie das schwere Cockpit sah, dass seine Brust einklemmte.
Mit ihrem unverletzten Fuß stemmte sie sich dagegen, öffnete den Gurt und zog ihren Freund zu sich auf die Rückbank.
Das Cockpit gab nach und rutschte nun auf Makintyre.
Jacksons Augen waren geschlossen, Blut lief aus seiner Nase und seinem Mund, Schnittwunden waren in seinem Gesicht.
"Also schön..."
Sie packte ihn unter den Armen, wie sie es bei der Air Force gelernt hatte, kletterte über die kaputte Kofferraumscheibe nach draußen, zerschnitt sich die Arme an den Scherben, die überall verteilt lagen.
Sam hatte die Freiheit erreicht, zog nun Daniel heraus.
Ihre Lungen wollten endlich wieder Sauerstoff einatmen, doch der Qualm des brennenden Autos widersprach ihrem Wunsch.
Sie musste Daniel in Sicherheit bringen, anschließend Makintyre aus dem Wagen holen.
Ein Blick nach oben verriet ihr, dass sie sich mehr als sieben Meter unter der Brücke auf einem kleinen Plateau aus Kies und Bäumen befanden, dass offensichtlich einmal dazu gedient hatte, Baufahrzeuge dort zu platzieren.
Sam sah hoch- der Rauch war schon weit in den Himmel gestiegen; sie wusste nicht, wie lange sie ohnmächtig gewesen war.
Ihr Husten holte sie wieder in die Realität.
Sie zog Daniel den kleinen Hügel Richtung Highway hinauf, konnte vor Schmerzen kaum noch klar denken.
Nur nicht aufgeben, Carter! Du schaffst es!
Zum Glück war ihr Gewissen optimistischer als ihr logischer Verstand, trieb sie unermüdlich den Hang hinauf.
Sam sah noch oben, noch einige Meter, dann hatte sie den Fahrbahnrand erreicht, den Standstreifen, von dem aus sie Hilfe holen konnte.
Sie hörte Daniel kurz husten, sah besorgt nach ihm.
Er war bei Bewusstsein, obwohl seine Augen geschlossen waren.
Durch den beißenden Rauch liefen Tränen von seinen Wangen herunter.
Sam konnte sehen, dass es ihm nicht gut ging.
Sie kniete sich neben ihn, nahm sein Gesicht in ihre Hände.
"Daniel?...Kannst du mich verstehen?"
Er wollte wahrscheinlich antworten, musste aber Husten und Blut lief wieder aus seinem Mund.
"Ganz ruhig,...wir haben es gleich geschafft!"
Daniel schüttelte den Kopf.
"Kann...n...nicht..."
"Doch...komm schon, du darfst nicht aufgeben!"
Auch sie musste weinen.
Allerdings mehr aus Angst um Daniel.
"Bleib wach...bitte..."
Er stöhnte leicht auf, versuchte schwerfällig zu atmen.
Eine Explosion störte ihr Gespräch, gefolgt von noch mehr Qualm, der ihnen jetzt folgte.
"NEIN!" schrie Carter, als sie sah, dass es der Wagen war, in dem noch immer Makintyre gesessen hatte, eingeklemmt von dem schweren Cockpit, verletzt, unfähig sich zu bewegen.
Gerne wäre sie zurück gerannt, aber sie musste sich um Daniel kümmern, damit seine Lunge nicht noch mehr von den giftigen Abgasen geschädigt wurde.
Sie sah wieder nach ihm, wie er zittern in ihrem Armen lag, die Augen vor Schmerzen zusammengekniffen.
"Noch ein kleines Stück, Daniel, dann haben wir es geschafft..."
Erneut packte sie ihn unter den Armen, hörte, wie er hustete, wollte nicht sehen, wie er sich vor lauter Blut fast übergeben musste.
Von weitem hörte Sam Sirenen.
Offensichtlich mussten Autofahrer die Ambulanz gerufen haben, als sie das brennende Wrack entdeckt hatten.
"Hier unten!" schrie sie, müde, unfähig, weiter zu laufen.
Mit letzter Kraft schleppte sie sich mit Daniel auf den rettenden Standstreifen, brach auf dem Asphalt zusammen, Jackson in ihren Armen.
Erschöpft sah sie ihn atmen, langsam aber regelmäßig- wenigstens war er gerettet...aber was war mit Hugh?
Sie wollte wieder aufstehen, nach dem Colonel sehen, als Hände sie nach unten drückten.
"Ganz ruhig, Miss...ist alles in Ordnung?"
Aber ganz bestimmt, wollte sie sagen, musste aber erneut husten, sah wie ein anderer Helfer Daniel auf den Rücken legte, das Blut, das in sein Hemd hineinlief.
"OK, wir haben hier offensichtlich innere Verletzungen, wie sieht's bei dir aus?"
"Schock, Hämatome, Schnittwunden, Knöcheln sieht aus wie gebrochen, wahrscheinlich Rauchvergiftung- ich gebe ihr gleich Sauerstoff!" sprach der Mann an ihrer Seite.
"Im Auto...ist noch jemand..." flüsterte sie erschöpft.
Der Sanitäter sprang auf, sah die Brücke hinunter, das brennende, weiterhin explodierende Wrack des Hummer Jeeps.
"Es tut mir Leid, Miss, aber das muss die Feuerwehr machen; ich rufe sie gleich..."
Der Mann rannte weg, kam Sekunden später wieder.
"Sie werden bald da sein...beruhigen sie sich, sie müssen tief einatmen..."
Er stülpte ihr eine Sauerstoffmaske über das Gesicht, die sie erneut husten ließ.
Sam musste nach Daniel sehen, aber der Mann stand im Weg.
Sie wollte ihn mit dem Arm beiseite stupsen, doch er schüttelte mit dem Kopf.
"Nicht bewegen, Miss, ich werde ihnen jetzt eine Infusion anlegen..." er stach mit einer langen Nadel in ihren ohnehin schmerzenden Arm, während Sam wieder nach ihm sehen wollte.
Diesmal verstand der Sanitäter, was sie meinte.
"Ihrem Freund wird bereits geholfen, machen sie sich jetzt keine Sorgen um ihn, lieber um sich selbst..."
"Hilft du mir kurz beim intubieren?" fragte der andere Sanitäter und der Mann drehte sich zu Daniel.
Sam sah, wie sie ihm irgendein metallischen Gerät in den Hals steckten und dann daran einen Sauerstoffschlauch in bis seine Lunge schoben.
Daniels Gesicht war blass, seine Hände zitterten noch immer, so als sei er wach.
Der Sanitäter hatte ihm das Hemd ausgezogen und sie sah die vielen Schnittwunden an seinem Oberkörper.
Wie er langsam und unter schlimmsten Schmerzen versuchte zu atmen.
"Ähm...Jim, ich glaube er kollabiert!" sprach der andere und klebte Elektroden an Daniels Brust.
Sekundenspäter war ein unregelmäßiges Bib...bib, bip...bip....bip zu hören.
Das klang nicht gut...
Sam kroch auf die Männer zu.
"Ich bekomme rechts keine Lungengeräusche- Chester, mach du mit der Beatmung weiter, ich muss im Krankenhaus anrufen..."
Der Sanitäter rannte wieder zum Wagen...war sekundenspäter mit einem Headset im Ohr zurück.
"Ja, Sandy...Patient ist männlich, schätze mal Mitte dreißig, vielleicht hundertfünfzig Pfund...Quetschungen im Oberkörper, ich tippe mal auf Lungenkontusion- bekomme rechts keine Atmengeräusche, haben einen Endotrachialtubus eingeführt, 7mg Heparin verabreicht, EKG ist unregelmäßig, Blutdruck schwankt zwischen 110 und 85 systolisch, Puls 54 und sinkend. Ist seit unserem Eintreffen bewusstlos, Pupillen sind erweitert, hämorhagischer Schock, Blutungen aus den Atemwegen, Hämatome auf dem gesamtem Thorax, möglicherweise pnematischer Thorax...er ist kurz vorm kollabieren..."
Sam verstand nicht, was die Frau in den Kopfhörer sprach, beobachtete die Schaulustigen, die extra langsam an ihnen vorbeifuhren.
Sie verfluchte sie alle!
Der Sanitäter sprang wieder auf, rannte in den Ambulanzwagen und holte einen weiteren Koffer.
"Daniel..." wisperte sie leise, wollte seine Wange berühren, zögerte aber schließlich aus Angst, ihm noch mehr Schmerzen zuzufügen.
"Ich kann es versuchen, aber das ist normalerweise eure Aufgabe!" sprach er.
Sam erkannte, wie dieser Jim vorsichtig einer Isolierdecke unter Jackson legte, ein Skalpell und ein durchsichtiges Plastikröhrchen aus dem Koffer holte.
Sie sah seine Hände zittern und wurde nervös.
"Also schön,...ich bin soweit..."
Wieder sprach die Ärztin und Carter verstand nichts.
Der Sanitäter begann, Daniels Rippen auf der rechten Seite abzuzählen.
"...zwei...drei...ja, hab's gefunden," seine Gummihandschuhe suchten eine freie Stelle zwischen den Knochen. Plötzlich sah Sam das Skalpell in seinen Händen.
"Was machen sie da?" fragte sie, ärgerte sich selbst, den Mann jetzt zu stören.
"Ich versuche ihren Freund lebend ins Hospital zu bringen, Miss..."
Sicher schnitt er einen kleinen Spalt zwischen die Rippen und sah nach Chester.
"Wie ist die Atmung?"
"Unregelmäßig, Puls sinkt, Blutdruck sinkt auf 80 systolisch- ich würde mich an deiner Stelle beeilen!"
"OK, Sandy, da bin ich wieder- was jetzt?"
Der Sanitäter nickte, als ob er vor ihr stände.
"Ja...ich sehe es...Sekunde..."
Sam sah, wie er tiefer in die Wunde schnitt und plötzlich massenhaft Blut an seinem Skalpell auf den Boden tropfte.
"Ich bin drin...was jetzt?"
Er nickte wieder, kniete sich mit dem Gesicht direkt vor den Schnitt, ließ sich von Chester eine Augenlampe in den Mund stecken um einen Teil des Brustraumes auszuleuchten.
Jim nahm das Plastikröhrchen, dass jetzt mit einem kleinen leeren Infusionsbeutel verbunden war und schob es vorsichtig zwischen seine Rippen.
Sam war kurz davor durchzudrehen, einfach wegzurennen, so zu tun als sei alles ein böser Traum, aber sie musste jetzt bei ihrem Freund bleiben.
Vergessen war Makintyre, der Jeep, Herrgott, sogar ihr Husten war vergessen.
Gespannt starrte sie wieder auf die zwei Sanitäter.
Jim hatte das Röhrchen jetzt mehr als zehn Zentimeter in die Wunde geschoben als das Blut, dass die ganze Zeit auf den Boden getropft war in den Infusionsbeutel floss.
"Atmung, Chester?" fragte er, die Taschenlampe wie eine Zigarette im Mund.
"Wird gleichmäßiger, Puls steigt auf 57, Blutdruck konstant bei 92/51."
Er wollte neben dem Drücken der Sauerstoffflasche, durch die er Daniel beatmete, ihren Freund abhören, doch der Versuch misslang und er wollte schon aufgeben, als Sam an seine Seite kroch.
Still nahm sie die Sauerstoffflasche an sich, drückte sie regelmäßig zusammen, ignorierte Jim's Blick.
"Ich hab das schon mal gemacht..." wisperte sie, nahm die O²- Maske ab.
Chester hörte ihn ab, nickte zufrieden.
"Wir bekommen rechts wieder Atemgeräusche..."
Der andere Sanitäter nickte ebenfalls.
"Der Infusionsbeutel wird nicht ewig reichen- wir müssen uns beeilen, damit er eine Bluttransfusion bekommt und an eine HLM angeschlossen wird!"
Jim holte eine Trage aus dem Ambulanzwagen.
"Kommst du jetzt alleine klar?" fragte er Chester und der nickte.
"Und jetzt kümmere ich mich wieder um sie, Miss." sprach der Mann, ließ Sam die Sauerstoffflasche weiterhin in den Händen halten und drücken..
"Jack..." wisperte sie schwach.
"Ist das ihr Freund?...Jack?"
Sie schüttelte müde den Kopf.
"Dan...iel..."
"Dann ist das Daniel...und Jack ist der Mann in dem Auto, da unten?"
Sam konnte nicht mehr.
Der Sanitäter sah das offensichtlich, nahm ihr die Sauerstoffflasche ab und half Chester, Daniel in den Wagen zu bringen, wo er an eine Beatmungsmaschine angeschlossen wurde.
Das letzte, was sie vor Augen sah war die große Blutlache, die sich auf dem Standstreifen gebildet hatte und sich immer weiter ausbreitete.
Sam legte sich daneben, gleichgültig, was als nächstes geschah...

Mit quietschenden reifen hielt Jacks Wagen vor der Andrew's Bridge, mitten auf der Fahrbahn.
Die Straße war gesperrt worden, wegen irgendeinem Unfall- O`Neill wusste, es hatte mit Carter, Makintyre und Daniel zu tun.
Er sprintete zu den Feuerwehrautos, die den Weg versperrten und lief auf einen Polizeiofficer zu.
"Hey...was ist hier passiert?" fragte er schroff.
Der Mann blickte ihn und Saventsky skeptisch an und ließ sich erst ihre Militärausweise vorzeigen.
"Ein Wagen ist die Brücke runter gestürzt. Schaulustige haben gesagt, er wäre von einem anderen großen Jeep beschossen und abgedrängt worden. Wir haben zwei Verletzte ins Krankenhaus gebracht- einen anderen konnten wir nur noch tot bergen...wir bringen ihn grade zur Gerichtsmedizin."
Jack wurde schlecht vor Angst um seine Freunde.
"Ein dunkelgrüner Militärjeep?" fragte Saventsky nervös.
Der Policeofficer zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung- gehen sie zu den Feuerwehrleuten, die können ihnen weiterhelfen."
Sie liefen, rannten fast zu dem nächsten Menschen in roter Schutzkleidung, den sie finden konnten.
"Colonel O`Neill, Major Saventsky, Militär..." begann er und sah in den Abgrund, in dem unverkennbar der Jeep ausgebrannt lag.
"W...wissen sie, wo die Überlebenden hingebracht wurden?"
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, seine Finger zitterten, seine Stimme wurde brüchiger.
Er sah eine Pfütze aus Blut vor ihm auf dem Asphalt, ein rotes, kariertes, blutgetränktes Hemd, dass ihm der Mann reichte, wollte und konnte sich nicht vorstellen, dass das von Carter, Makintyre oder Daniel sein konnte.
Jack war nicht mehr in der Lage nachzudenken.
Wer hatte nur das Hemd an?
Sowohl Makintyre als auch Daniel waren zivil gekleidet- verdammt, er war kurz vorm durchdrehen!
"Das hier lag noch da, als die Sanitäter weggefahren sind. Vielleicht können sie was damit anfangen. Sie haben sie in das Madison gebracht, eine Spezialklinik..."
Ein innerer Alarm ging bei den Worten in O`Neill an.
"Für was?"
"Für Kardiologie..."
"Wissen sie, wen sie dahin gebracht haben?"
Der Feuerwehrmann schüttelte den Kopf.
"Ich weiß nur, dass es eine Frau und ein Mann war- die Frau hat ständig von Jack und Daniel gesprochen...könnten sie uns da weiterhelfen?"
O`Neill schluckte, sah Sam vor seinem inneren Auge, blutend auf dem Asphalt, um Hilfe schreien.
"Ich bin Jack..." antwortete er dann und lief wieder zu seinem Auto.

"Er hat schwere innere Verletzungen, Verdacht auf Leberruptur, die Lunge hat es böse erwischt, höchstwahrscheinlich Lungenkontusion, wir haben intubiert, versucht seine Werte zu stabilisieren..."
Ich weiß zuerst gar nicht, wo ich bin, als ich die Augen öffne.
Meine Brust tut tierisch weh, ja...eigentlich tut alles in mir weh.
Ein starkes Pulsieren kommt aus meinem Bein, lässt mich fast wieder ohnmächtig werden.
Jemand leuchtet mir in die Augen.
"Pupillen sind erweitert- er steht unter Schock- bringt ihn schleunigst in den Traumaraum!"
Wo ist Sam?
Sie war doch vorhin noch da...
Hoffentlich ist ihr nichts passiert.
Ich habe Angst.
Schreckliche Angst.
Ich will nicht sterben,...nicht an meinem Geburtstag, nicht so...
Schmerzen, überall sind nur Schmerzen.
Ich will einatmen, aber es funktioniert nicht.
Ich bin auf einen Sanitäter angewiesen, der mich beatmet.
Die Ärztin sieht mich an, blickt in meine Augen.
"Können sie mich verstehen? Wie heißt er?...Daniel?...also gut, Daniel, sie sind im Madison Spezialklinikum, wir werden jetzt versuchen, ihre Verletzungen zu behandeln...wie lange ist er schon so?" fragt sie einen der Sanitäter.
"Seit etwa fünf Minuten, war bis dahin bewusstlos, haben versucht mit ihm zu reden, aber er reagiert nicht..."
Ach, tatsächlich?
Davon weiß ich doch gar nichts.
Die Liege rollt noch immer diesen endlosen Korridor entlang.
Meine Schmerzen werden stärker- ich will nur noch schlafen...
Für einen fast Toten bist du erstaunlich wach, Jackson spricht eine Stimme in mir und ich sehe eine Krankenschwester an.
"Doktor, er reagiert!" schreit sie gleich.
Die Ärztin leuchtete mir erneut in die Augen- widerlich, besonders wenn einem der Kopf sowieso schon weh tut!
"Es wird alles wieder gut, versuchen sie sich nicht zu bewegen, verstanden?...gib ihm 7mg Midozolam, er ist mir eindeutig zu wach- der Mann muss uns nicht gleich unter den Fingern wegsterben!"
Zu wach? Was wollten die eigentlich? Erst soll ich wach bleiben, jetzt soll ich schlafen?
Eine spitze Nadel wird in meinen Arm gerammt, gefolgt von einem Gefühl der Leichtigkeit, das mich umgibt.
Trotzdem spüre ich noch immer die Schmerzen von all den Sachen, die in beziehungsweise an mir stecken.
Soweit ich es feststellen kann, steckt in meinem Hals ein Rohr, durch das kalter Sauerstoff in meine Lungen strömt und welches ich nicht aushusten kann; ein stechender Schmerz aus meiner rechten Brusthälfte legt mein Denken fast flach, in meinem Arm spüre ich Kanülen und Infusionen, mein linkes Bein ist mittlerweile geschient.
Warum zum Teufel bin ich eigentlich so hellwach?
Nachdem, was die Sanitäter gesagt hatten müsste ich doch schon längst so gut wie tot sein?
Stattdessen bekomme ich alles mit, was die Ärzte sprechen.
"Die Pupillen reagieren nicht auf Licht, habt ihr irgendwelche Kopfverletzungen gefunden?"
Kopfverletzungen? Was soll der Quatsch, ich bin fast noch voll bei Bewusstsein!
"Nein, jedenfalls keine offenen Wunden."
"OK, hämorhagischer Schock, Verdacht auf Schädel- Hirn- Trauma, Verdacht auf Lungenkontusion mit Thoraxtrauma, Rauchvergiftung, Beatmung mit PEEP, Hämoptyse aufgrund von Lungenkontusion, Verdacht auf Leberruptur, hier sind Hämatome und mehrere Rippenfrakturen über der Leber- mach den OP2 bereit! Ich brauche Röntgenaufnahmen von Schädel und Thorax, eine Bronchoskopie, ein ausführliches EEG, PET- Scan und Röntgenaufnahmen vom dem linken Unterschenkel, möglicherweise Fraktur..."
OP? Oh Mann, das hört sich nicht gut an.
Ich sehe die Lampen über mir vorbeifahren, werde müde.
Das Piepen des EKG neben mir wirkt nahezu hypnotisch.
Plötzlich höre ich, wie sich das Bip...bip...bip in ein biiiiiiiiiiiiiiiiip verwandelt.
Mein Herz tut weh; ich sehe zu der Ärztin, wie sie auf mich springt, meinen Atem überprüft.
"OK, Jessy, er kollabiert, beginne mit Herzdruckmassage- eins...zwei...drei...vier...fünf..."
Irgendjemand presst Luft meine schmerzenden Lungen, bevor die Ärztin weiter macht.
"Kein Puls...eins...zwei...drei...wartet...er kommt wieder zurück...Puls stabilisiert sich auf 52, das ist annehmbar..."
Ich öffne wieder die Augen, sehe, wie wir in den OP kommen, spüre, wie Krankenschwestern mir Hose und Schuhe ausziehen.
"Ist er noch wach?" fragt eine von ihnen hektisch.
Die Ärztin zuckt mit den Schultern.
"Wir haben ihm 7mg Midozolam verabreicht, aber offensichtlich reagiert er nicht- rufen sie einen Anästhesisten- wir sollten ihn vorsichtshalber stärker betäuben!"
Wieder kommt sie auf mich zu.
"Hey,...ich weiß, sie können mich verstehen, also bleiben sie einfach ganz ruhig, OK? Sie werden gleich einschlafen, dann hören die Schmerzen auf...einfach ganz ruhig bleiben..."
Natürlich, ich bin auf dem besten Wege zu sterben und alles was ihr einfällt ist `bleiben sie ruhig´.
Wieder werde ich müde.
Aber auf einmal sehe ich eine leuchtende Person über mir.
Ich will sie anlächeln, doch plötzliche Schmerzen überall aus meinem Körper kommen auf, lassen mich zittern.
"Komm zu mir, Daniel..." spricht die leuchtende Frau.
Irgendwoher kenne ich sie doch?
Ja...richtig, Oma Desala- wie zum Teufel kommt die hierher?
Naja, jedenfalls vergesse ich für Sekunden meine Schmerzen.
"Du musst keine Angst haben- komm einfach zu mir!"
Der leuchtende Geist kommt auf mich zu, berührt mich an der Wange, während im Hintergrund weitere Ärzte in den OP rennen.
Sie legt ihre Hand auf meine Brust.
Ich höre, wie das EKG neben mir Alarm schlägt, werde unruhig.
"Keine Angst,...es ist alles in Ordnung..."
Sie hilft mir die Augen zu schließen.
"Du machst jetzt eine lange Reise, Daniel..." spricht sie immer und immer wieder, ihre Stimme entfernt sich allerdings und auch das Leuchten verschwindet langsam, verwandelt sich in ein todbringendes Schwarz...

"Doktor Daniel Jackson, nehme ich an?"
Sie schüttelte dem jungen Mann die Hand.
"Ich bin Doktor Samantha Carter, Doktor der Astrophysik..."
"Ich dachte, sie bevorzugen es, mit ihrem militärischem Rang angesprochen zu werden, anstatt mit ihren akademischen Titel?"
Jacks Stimme verschwand, verwandelte sich wieder in die von Daniel.
"Also ist das DHD in etwa aufgebaut wie ein..."
"Telefon!"
"Ja, genau, Telefon, das gefällt mir..."
Sie schwebte wie ein Geist in all ihren Erinnerungen.
All die Schmerzen waren vergessen, physisch wie psychisch.
"Daniel, zeigen sie mir einen Anthropolgen der so rumläuft!"
Die Szene veränderte sich in eine Wohnung.
"Oh, wow...er muss das geschrieben haben, kurz nachdem er wieder auf der Erde war: "Jack sagt wir werden sie finden- wenn es irgendjemand kann, dann er..."
"Oh man, Carter- es ist sein Tagebuch- was würde er denken, wenn sie einfach so..."
Jacks Stimme, wie ein Echo in ihr:
"Daniel Jackson...schuf diese Einrichtung. Als ein Mitglied von SG-1 war er unsere Stimme, unser Gewissen. Er war ein sehr couragierte Mann...ein guter Mann...für die, die das Glück hatten, ihn zu kennen war er auch ein Freund..."
"Gott, sie haben einfach keinen Respekt vor mir!"
Sie war wieder in der Mine.
"Ihr Plan hat nicht funktioniert- jetzt bestimme ich!"
"Sir, der Sarkophag wird ihn töten!"
Sam sah das Gesicht eines alten Mannes vor sich.
"Dann bist du um keinen Dold besser, als die Goa`uld!...Ich will nicht sterben!"
"Ich sehe hier einen alten Mann, der kurz davor ist, an Lungenversagen zu sterben, Sam..."
"Gib nicht auf, Daniel- halte durch..."
Für Momente schwand ihre Erinnerung, verwandelte sich anschließend in eine Gummizelle.
"Sie kommen...ich höre ihre Schritte!"
"Sir, wir sollten die Wachen holen..."
Plötzlich sah sie Daniel in dem Krankenbett.
"Ich habe ihnen ein paar der Schokonussplätzchen mitgebracht, die sie so mögen..."
"Ich konnte sie nicht retten...all die Wunder, die wir ersonnen haben und ich konnte sie nicht retten!"
"Es ist wichtig, sich diese Erinnerungen zu bewahren, Daniel..."
"Diese Diskussion ist noch nicht beendet!"
"Nein, Daniel- es ist niemals wirklich beendet bei ihnen, es ist immer dasselbe verdammte Thema!"
"Das hat doch überhaupt nichts mit mir zu tun!"
"Ist ihnen irgendwann einmal aufgefallen, was sie uns anbieten?"
"Aber für welchen Preis?"
"Doktor Jacksons Zustand hat sich verschlechtert, Colonel- er ist in ein tiefes Koma gefallen- es ist besser, sie kommen zurück..."
Damit wachte sie auf.

Jack's Reifen qualmten, als sie neben dem Hospital zum Stehen kamen.
Er riss die Tür des Wagens auf, unfähig auch nur annähern etwas anderes zu tun als in den OP zu rennen und nach seinen Leuten zu fragen.
Gott, er war kurz davor auszurasten!
Seine Augen brannten; er wollte es tun...vor Angst heulen- wie ein kleines Kind.
Verdammt, er musste sich zusammen reißen.
Saventsky folgte ihm, vorbei an der Anmeldung, auf direktem Weg zur Intensivstation.
Schreiende Krankenschwestern rannten hinter ihnen her, riefen das Wachpersonal.
Von all dem bekam Jack nichts mit...immer nur sah er das Bild von Carter, Daniel, Makintyre...blutend...schwer verletzt...
Als sich ihm ein Sicherheitsmann in den Weg stellte, holte er seinen Militärausweis erneut heraus.
"Ich bin Colonel O`Neill- zwei meiner Leute sind hier eingeliefert worden, Major Samantha Carter und Doktor Daniel Jackson oder Colonel Hugh Makintyre! Ich muss zu ihnen!"
Er sah, wie sich der Blick des schwergewichtigem Mannes mit dem der Krankenschwestern traf.
Nein...bitte nicht das sagen, was ich jetzt denke...sie dürfen nicht...tot sein...
Sam...Daniel...Hugh, oh mein Gott,...bitte nicht...
"Sie dürfen hier nicht hinein- warten sie in dem Zimmer dort!"
Eine Krankenschwester stand neben ihm, sah seine Angst, legte ihm die Hand auf die Schulter.
"Wie geht es ihnen?" fragte Jack, seine Stimme war kurz vorm Zerbrechen.
Seine Knie zitterten, sein Herz raste.
"Die Ärzte haben beide in den OP gebracht, es wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis sie fertig sind..."
"Wie sahen sie aus?" fragte Saventsky, unsicher, ob sie hier auch beide von den selben Leuten sprachen.
"Wir haben nur eine blonde Frau gesehen und einen Mann mit hellbraunen kurzen Haaren, tut mir Leid..."
"Wie kurz?"
Jack war nun wirklich nahe davor, auszurasten.
"Ehm...normal..."
O`Neill musste nicht weiter fragen, um zu wissen, dass es Daniel war.
Sein Herz zerbrach fast an dem Gedanken, dass Makintyre tot sein sollte...
Sie waren gute Freunde gewesen, zusammen im Krieg, hatten Seite an Seite gekämpft...
"Wie schwer sind sie verletzt?"
Diese Worte kosteten ihn mehr Mut als alle Heldentaten der letzten vierzig Jahre zusammen.
Die schlanke Frau sah zu Boden, versuchte sich zu erinnern.
"Die Frau war bewusstlos, sie haben was von Fraktur gesagt, der Mann musste künstlich beatmet werden und er hat sehr stark geblutet...ich kann ihnen nicht mehr sagen, tut mir Leid..."
Saventsky nickte, schnappte sich Jack am Arm, zog ihn mit in den Warteraum.
"Sie schaffen es, Jack,...keine Angst...sie schaffen es...."

An jenem Nachmittag wurden Sekunden zu Minuten, Minuten zu Stunden, Stunden zu Wochen, gar Jahren...
Jack spürte, wie er vor Angst um Jahrzehnte zu altern schien.
Seit fünf Stunden saßen sie hier, nichts war passiert, keine Notärzte waren auf dem Korridor erschienen, niemand, der ihnen sagen konnte, wie es den beiden ging, verdammt, nicht mal ein Leichenbeschauer war zu sehen.
Sein Herz raste mit ungeminderter Schnelligkeit, sein Gehirn konnte keinen klaren Gedanken fassen, nur an seine Freunde denken.
Saventsky stellte ihn einen Kaffe auf den Tisch, doch Jack ignorierte ihn.
Er sah Sam vor sich, lächelnd.
"Keine Angst, Sir- ich habe mit Puppen gespielt, als ich ein Kind war..."
Ohne es verhindern zu können entglitt eine Tränen seinem rechten Auge, machte sich auf den Weg zu seiner Wange.
"Ich...konnte sie nicht zurück lassen,...weil ich lieber gestorben wäre, als Carter zu verlieren..."
Gott...ich raste aus!
Hier und jetzt!
Frustriert legte er seinen Kopf in seine Hände, schüttelte ihn hin und her.
Ich halte das nicht mehr aus.
Ich kann nicht mehr warten.
Ein Knarren der ER-Türen ließ ihn hochschnellen.
O`Neill zitterte wie Espenlaub, kurz davor den nächstbesten Arzt anzuspringen, den er traf.
Eine kleine zierliche Frau machte sich auf den Weg zu ihnen.
Zu ihnen...
Jack lief auf sie zu, ließ Saventsky alleine auf der Couch.
"Wie geht es ihnen"? fragte er aufgeregt, ließ die Ärztin kaum Luft holen.
"Gehören sie zu der Familie der zwei Personen mit dem Autounfall?"
"Daniel und Sam...sie heißen Daniel Jackson und Sam Carter- Daniel hat keine Familie- ich bin sein Colonel. Wie geht es ihnen?"
"Sandy MacDowell, Chirurgie, Ich bin die Ärztin, die Daniel behandelt hat. Sie sollten sich setzen..."
Alle Gefühle der letzten Stunden kamen wieder hoch in Jack, seine Finger zitterten so sehr, dass es sogar der Frau auffiel.
Sie sah kurz zu Boden, suchte nach Worten.
"Sie wissen, welches Glück die beiden hatten, so einen schweren Autounfall zu überleben?"
Was sollte diese verdammte Frage?
Was ist mit ihm?
"Was ist los?"
Sie sah ihn lange an.
"Daniel hat ein multiples Thoraxtrauma erlitten..."
"Halt!" schrie O`Neill sie nervös an.
"So, dass auch ich es verstehe!"
Sie zögerte kurz, fuhr dann fort.
"Er hat schwere Verletzungen im Brust- und Bauchbereich erlitten. Sein rechter Lungenflügel ist nahezu zerstört, die Leber wurde schwer beschädigt, mehrere innere Organe wurden verletzt und arbeiten nur noch mit halber Kraft. Dazu kommen Rippenfrakturen und ein komplizierter Beinbruch..."
"Kommen sie zum Punkt, Doktor!"
Jack spürte die Tränen, sein Herzklopfen.
Eigentlich wollte er nicht hören, was jetzt kam, aber er musste es.
"Es steht nicht besonders gut um ihn, um es so auszudrücken. Selbst wenn seine Leber wieder optimal heilen würde, würde sie doch nur noch mit maximal 30% ihrer vorigen Leistung arbeiten, bei seiner Lunge sieht es noch schlimmer aus.
Wir können im Moment nicht die Schäden an den anderen Organen behandeln, weil wir ihn nur auf ein Minimum der nötigen Menge betäuben können, um seinem Körper nicht...den Gnadenschuss zu verpassen...wir versuchen die Lunge soweit zu reparieren, dass wir ihn wenigstens in ein künstliches Koma versetzen können, um die anderen Verletzungen zu behandeln..."
"Und was soll das jetzt heißen? Er wird doch wieder gesund, oder?"
Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie antwortete.
"Ich fürchte nicht..."
"Wa..."
"Sir,...es tut mir Leid, aber die Verletzungen sind zu schwer. Wir wissen nicht einmal, ob er noch Schädelverletzungen hat, weil wir kein CT machen können..."
Ungewollt verließ erneut eine Träne sein versteinertes Gesicht.
"Selbst wenn er dass überleben würde, wäre er nie wieder der Mensch, der er einst war, das sollten sie wissen..."
"Wie lange noch...?"
Jack wurde wieder schlecht.
Sein Kreislauf war kurz davor, zu kollabieren.
"Um Ehrlich zu sein denke ich nicht, dass ihm mehr zwei Stunden bleiben Sir, aber Pessimismus ist etwas, dass Daniel im Moment nicht gebrauchen kann..."
"Ich muss zu ihm..."
O`Neills Stimme war kaum mehr ein Flüstern.
Ohne Einwand nickte die Ärztin, stieg auf, begleitete ihn auf die Intensivstation.
Das ist alles nur ein böser Traum, Jack...
Heute ist Daniel's Geburtstag- vielleicht will er sich nur für das Saufgelage vom letzten Jahr revengieren- makaberer Scherz, Jackson, aber ich hab's für ne ganze Weile abgekauft- jetzt hör endlich mit dem Scheiß auf!
Nur noch zwei Stunden...das reichte nicht annähernd, um alles zu sagen, was zu sagen war.
Nicht einmal, um sich zu entschuldigen.
Dafür, dass er nicht an seiner Seite war, als es passierte, dafür, dass er ihm nie gezeigt hatte, das er sein Freund war, dafür, dass...es gab zu viele Gründe...
Gott, das durfte nicht wahr sein!
Sie stoppte vor einem Zimmer, die Tür war offen, er sah ein Fenster, durch das helles Tageslicht in den Raum kam.
Monitore fiepten vor sich hin...und dann sah er das Bett.
Nein...er durfte nicht weiter in den Raum sehen.
Die Ärztin berührte seine Schulter.
"Seien sie für ihn da, solange sie noch die Möglichkeit dazu haben. Ich hole ihnen Kaffee...rufen sie mich, falls er wach wird, OK?"
O`Neill nickte stoisch.
Sein Blick war auf den Boden gerichtet.
Er schämte sich zu sehr, konnte nicht aufschauen.
Sekunden vergingen...verwandelten sich in Jahrhunderte.
Jack musste hinsehen- das war er Daniel schuldig.
"Oh...nein..."
Es war kein Traum...es war ein Albtraum.
Es war wirklich Daniel, der vor ihm lag,...so nahe dem Tod.
"Oh...nein..." wiederholte er immer wieder, kurz davor, in Tränen auszubrechen.
Jack sah seinen Freund an, wie er still dalag, keines von diesen verdammten Krankenhausshirts trug, nur seine schwarzen Shorts an hatte, die O`Neill sah, weil die Bettdecke lediglich bis zu seiner Hüfte gezogen war.
Darüber waren blutige Verbände, ein EKG-Gerät, eine Beatmungsmaschine, Infusionen und Pflaster, mehr nicht...
"Oh mein Gott...Daniel, es tut mir so Leid...ich hätte bei dir sein müssen..."
Er kniete sich neben sein Bett, hielt seine kalte Hand.
"Es tut mir so verdammt Leid...Gott..."
Jack sah die blutigen Schnittwunden in seinem Gesicht, die Augen geschlossen und durch die Medikamenten rot entzündet, seine leichenblasse Haut, ein Schlauch aus seinem Mund, der dafür sorgte, dass O`Neill ihn sterben sehen durfte.
Unter dem großen Pflaster auf seiner Brust sah Jack die kaputten Rippen, dachte an die unheimlichen Schmerzen, die er aushalten musste.
Ein Schlauch ragte an der Seite aus dem Brustkorb heraus, durch den langsam dunkles Blut floss und in einen Auffangbehälter tropfte.
Für einen Moment wollte er ihn zudecken, doch dann kam die Ärztin wieder, brachte ihm einen Kaffee.
Was zum Teufel sollte er damit anfangen?
Sich den Tag versüßen?
Sie verließ den Raum wieder, ließ ihm die wenige Zeit, die ihm noch blieb.
"Komm schon, Kumpel...du musst das jetzt schaffen...bitte...nur noch dieses eine Mal..."
Jack legte seinen Kopf neben Daniels Hand, hörte ihn mit Hilfe der Maschine atmen, das langsame Piepen des EKG.
Das durfte alles nicht wahr sein.
Wie konnte so etwas von einen Moment auf den anderen passieren, unverhofft,...tödlich...
Gott, er wünschte sich, niemals mit der Ärztin gesprochen zu haben, aber er sah es Daniel an.
Sein Körper war am Ende, wurde nur noch von den Maschinen am Leben erhalten...sein Gesicht...so blass...so müde...
Diesmal war es nicht so wie damals, als Nem sie glauben lassen wollte, er sei tot, diesmal war es real...
Warum musste er sich auch so mit Daniel anfreunden?
Wenn er ihn weiterhin so missachtet hätte wie damals auf Abydos, säße er jetzt nicht hier.
Quatsch nicht so einen Scheiß, O`Neill!
Er braucht dich jetzt- sei für ihn da, wenigstens einmal...
Müde drückte er seinen Arm, wollte ihn so zurück ins Leben holen.
"Du darfst nicht...ich könnte mir das nie verzeihen..."
O`Neill dachte schon daran, sich selbst umzubringen, um Daniel seine Organe zu spenden, als seine Hand vorsichtig gedrückt wurde.
Er sah auf...niemand war in dem Raum...außer ihm und...Daniel.
Jack sah, wie er nach seiner Hand griff, sie drückte,...so,...als wolle er ihm good bye sagen.
O`Neill hielt seine Hand fest, passte auf, dass er nicht in die Nähe der Kanüle kam, die darin steckte.
"Ganz ruhig, Kumpel...Ich bin hier...Jack..."
Er wusste, dass Daniel wach war, obwohl seine Augen nach wie vor geschlossen waren.
Ein Schaudern ging durch seinen Körper, ließ ihn seine Hand noch fester halten.
Nicht sterben, Daniel...bitte, nicht sterben...
O`Neill sah eine Träne, die aus seinem Auge floss, langsam über die Kratzer hinweg zu seiner Wange rutschte, aber von dem Tubus aufgehalten wurde.
Jack wusste, dass er Angst hatte.
"Es...tut mir so Leid, Daniel...bei Gott, ich wünschte ich wäre an deiner Stelle..."
Langsam und vorsichtig öffnete er die Augen, sah seinen Freund an.
Sofort wollte O`Neill lächeln, doch sein Gesicht war wie versteinert.
Er konnte gerade noch eine Träne aufhalten, blickte seinen Freund so neutral wie möglich an.
"Es wird alles wieder gut...du musst nur noch ein wenig Geduld haben,...das Schlimmste ist überstanden..."
Gott, er konnte ihm hier nichts vormachen!
Er durfte ihn jetzt nicht noch anlügen.
Verdammt, O`Neill hatte schon so viele Tote gesehen, selbst schon getötet, jemanden für tot erklärt...und doch brachte ihn der Gedanke fast um, jetzt neben dem Bett zu sitzen, nichts tun zu können außer zuzusehen, wie er den Kampf um sein Leben verlieren würde...
Wieder liefen Tränen aus Daniels Augen, so als wolle er sagen:
"Quatsch doch nicht, Jack- ich weiß, was läuft...ich werde sterben...und ich habe so schreckliche Angst davor..."
"Du musst keine Angst haben, es wird alles wieder gut...nur keine Angst haben..."
O`Neill sah ihm seine Schmerzen an, durfte ihn nicht so quälen.
"Wart ´ne Sekunde, ich rufe die Ärztin...sie wird dir was für die Schmerzen geben..."
Es brach ihm das Herz, aber solche Leiden hatte sein Freund nicht verdient.
Jack rief nach Sandy MacDowell, ließ sie ein leichtes Betäubungsmittel mischen.
Als O`Neill wieder zurück in den Raum kam, war Daniel noch immer wach, die Augen auf ihn gerichtet.
"Sie wird dir helfen..."
Seine Stimme brach, die so lange zurück gehaltenen Emotionen konnte er nicht mehr zurück halten.
Jack wusste, dass er ihn das letzte Mal so sah, und Daniel wusste es auch.
Beide Männer blickten sich eine Zeit lang an, erinnerten sich zusammen an ihre gemeinsame Zeit, ihre Abenteuer, ihre Streits, die unzähligen Diskussionen...aber auch ihre Freundschaft.
Wie sie zusammen das erste Mal durch das Stargate geschritten waren, sich dabei fast gegenseitig an die Kehle gesprungen waren, anschließend gemeinsam den Planeten von Ra gerettet hatten...
O`Neill konnte ihm keinen größeren Dienst erweisen als gerade jetzt da zu sein, als er ihn wirklich brauchte.
An seiner Seite...mit ihm litt, sich mit ihm fürchtete...
Vergessen war alles, was die beiden je getrennt hatte, Jack's militärisches Denken, Daniels Sturheit...
Noch immer hielt er seine Hand, drückte sie so fest er nur konnte, spürte sie ebenso zittern wie seine.
"Keine...Angst...du musst keine Angst haben..."
Daniel weinte noch immer, ließ sich das Mittel spritzen, seelenruhig,...bereit.
O`Neill sah, dass sein Körper kurz davor war, aufzugeben, sein Herz immer langsamer schlug.
Der Colonel hielt seine Hand fest, sah, wie ihm langsam die Augen zu fielen.
Noch einmal nickte er Jack kaum merklich zu, ein Dank für die letzten Minuten, dann schlief er ein.
"Schlaf gut, Daniel...träum was hübsches...und wenn...wenn du wieder aufwachst...geht es dir besser, versprochen...ich werde solange hier bleiben und auf dich aufpassen..."
Jack weinte, als Daniels Griff sich lockerte, hielt noch minutenlang so an seiner Seite Wache, ließ erst los, als die Ärztin Bescheid sagte, dass Carter wach sei.
"Machs gut, mein Freund..." sprach er, als er den Raum verließ.
"Und lass es dir gut gehen..."

Es war ein schwerer Gang, den O`Neill beschritt, als er aus Daniels Zimmer trat, sich im gleichen Moment unendlich schuldig fühlte.
Seine Seele hing wie Blei über ihm und drängte ihn dazu, zurückzukehren, wieder seine Hand zu halten, bis zum letzten Atemzug.
Aber Daniel hatte sich von ihm verabschiedet, ihm gedankt.
O`Neill musste ihn schlafen lassen.
Er wollte nicht, dass er weiter litt, obwohl ein anderer Teil in ihm Daniel liebend gern noch Stunden so daliegen gesehen hätte, nur um zu wissen dass sein Körper am Leben erhalten wurde und er unendliche Schmerzen durchmachte...nur um sein schlechtes Gewissen zu verbergen.
Er hatte ihm die letzte Ehre erwiesen, einen Trost, als er ihn wirklich gebraucht hatte und nun sollte er schlafen.
Jack musste seine Gedanken frei machen, zu Carter gehen und sich über das Auto informieren, dass sie angegriffen hatte.
Oder war sie vielleicht auch so schwer...nein, der liebe Gott, an den er nicht glaubte würde ihm so was nicht antun.
O`Neill wusste schon jetzt nicht, wie er ihr beibringen sollte, dass ihr Freund drei Zimmer weiter im Sterben lag.
Seine Gedanken musste jetzt Carter gelten, nicht mehr Daniel.
Zu schmerzhaft waren diese frischen Wunden und er würde durchdrehen, wenn er weiter hin daran dachte.
Jetzt von neuem gefasst wischte er sich die ungewohnten Tränen aus den Augen, öffnete vorsichtig die Tür zu ihrem Zimmer.
Sam saß bereits wieder in ihrem Bett.
Die Sauerstoffmaske lag auf dem Kopfkissen daneben.
Jemand schien ihr offensichtlich Koffein anstatt Diazephan verabreicht zu haben.
Schweren Herzens schritt er auf sie zu, setzte sich auf das Krankenbett.
"Wie geht's ihnen, Carter?"
Blöde Frage, O`Neill.
Wirklich blöde Frage...
"Gut, wie geht's Daniel? Die Ärzte wollen mir nichts über seinen Zustand sagen..."
Jack wollte lächeln, stattdessen bildeten sich neue Tränen in seinen Augen.
"Ihm...geht's gut, er ist auf dem Wege der Besserung. Ich hoffe, ihnen ist nichts Schlimmeres passiert?"
Er wusste, dass sie die Antwort aus seinen Augen gelesen hatte und jetzt um Fassung rang.
"Es geht mir gut...da war ein Jeep, der uns einfach gerammt hat. Die Leute darin haben auf Daniel und Makintyre geschossen- sie haben Hugh am Kopf erwischt...er ist tot..."
Sie weinte...O`Neill drückte sie fest an sich.
"Ich konnte überhaupt nichts machen..."
Jack sah ihren vergipsten Knöchel, die vielen kleinen Pflaster auf ihrem Körper.
"Ganz ruhig,...es wird alles wieder gut...ich weiß, dass sie alles in ihrer Macht stehende getan haben, Carter...machen sie sich nicht fertig..."
Sie zögerte erst, dann sah sie ihn an.
"Es ist schlimm mit Daniel, oder?"
Ihr Gesicht sprach mehr als tausend Bände.
Jack nickte und biss sich auf die Lippe.
"Er wird sterben, Sam..."
O`Neill sah, wie sie in der ersten Sekunde erstarrte, unfähig das zu glauben, was er gesagt hatte, dann begann sie zu weinen,...bitterlich, so wie seine Frau als Charlie...
"Oh mein Gott...Jack, ich habe zu lange gebraucht, um ihn zu den Sanitätern zu bringen..." flüsterte sie leise unter ihrer tränenerstickten Stimme.
"...das darf doch nicht wahr sein...nicht auch noch Daniel..."
O`Neill bereute, es ihr gesagt zu haben, aber er konnte sie nicht belügen.
Wieder drückte er sie fest an sich, streichelte sanft ihren Rücken als sie vor Weinen fast zusammen brach.
"Ich muss zu ihm..."
Er wusste, dass sie das sagen würde.
"Nein..." sprach er bestimmt," Lassen sie ihm sein letztes bisschen Ruhe...die Ärztin hat ihn betäubt, so dass er die Schmerzen nicht zu stark spürt..."
"Ich muss aber..."
Sie wollte aufspringen, doch der Colonel hielt sie zurück.
"Behalten sie ihn so in Erinnerung, wie er war, Carter- beten sie lieber, dass noch ein Wunder geschieht!"
Sam stürzte weinend auf den Fußboden, ihr Hospitalshirt war bereits jetzt tränendurchnässt.
Mit keiner Silbe erwähnte Jack seine letzten Minuten mit Daniel.
Das war etwas, dass nur sie beide anging, zu wertvoll, um es weiter zu erzählen.
Sicher hätte er sich gefreut, Sam zu sehen, aber Jack wusste, dass es ein Fehler wäre, ihn jetzt noch mal zu wecken.
"Bitte Jack...nur noch einmal seine Hand halten...bitte..."
Sie weinte so bitterlich...er konnte nichts dagegen tun.
O`Neill musste ihr den Wunsch erfüllen...sie hatte genauso das Recht dazu wie er.
Erschöpft half er ihr auf, setzte sie wieder auf ihr Bett.
"Sie bleiben hier- ich besorge einen Rollstuhl, verstanden?"
Sam nickte nicht- ihr Gesicht hatte binnen weniger Sekunden jegliche Farbe verloren.
Ihr Hemd war zerzaust, viele der Pflaster waren abgerissen und die Wunden bluteten jetzt wieder.
Er schloss die Tür hinter sich.
Du musst dich jetzt aber beeilen, dachte Jack sich, als er einen Rollstuhl auf dem Korridor entdeckte.
Hoffentlich kommen wir noch nicht zu spät...

Minuten später war Carter in den Rollstuhl verfrachtet und Jack machte sich schweren Herzens mit ihr auf den Weg zu Daniels Zimmer.
Sie kamen nur langsam voran; weniger wegen Sam, vielmehr wegen O`Neills Angst.
Er hatte mit all dem abgeschlossen, wollte nicht noch einmal damit konfrontiert werden.
Nicht noch einmal Daniel sterben sehen...
Aber ob es ihm nun gefiel oder nicht, jetzt standen sie vor der Tür.
Jack atmete ein letztes Mal tief durch, drückte dann leise die Klinke nach unten.
Wieder war da das Fenster, das Licht,...das Bett.
Er spürte, wie Sam innerlich zusammenzuckte, nur schweren Herzens in den Raum blickte.
O`Neill griff nach ihrer Hand, drückte sie fest und biss sich auf die Lippe.
Reiß dich zusammen, O`Neill!
Es reicht schon, dass du vorhin vor Daniels Augen heulen musstest, nicht noch einmal!
Jack rollte sie in den Raum, beobachtete, wie ihr Blick auf das Bett glitt und dort erstarrte.
Hatte er es ihr nicht gesagt?
Er hätte sie in ihrem Zimmer lassen sollen, verdammt!
Als sie nach Sekunden noch immer nicht aufgeschaut hatte folgte er ihrem Blick, erstarrte ebenfalls.
Das Bett war leer...
Die Monitore waren abgeschalten, die EKG- Pads lagen noch immer dort, der Schlauch der Beatmungsmaschine war auf dem Kopfkissen.
Es war zu spät...
Daniel war verschwunden...den Verletzungen erlegen...gestorben.
Wieder bildeten sich Tränen in seinen Augen, lenkten ihn von seinen Erinnerungen an ihn ab.
Verdammt...sie hatte doch gesagt zwei Stunden!
Sie war doch auch bei ihm gewesen vor ein paar Minuten...
Sie...
Er konnte den Tränen nicht mehr stand halten, drehte sich verlegen zum Fenster.
All diese verdammten scheiß Expeditionen, all die Risiken ihr Leben zu verlieren und nun starb sein bester Freund bei einem Autounfall- einem beabsichtigtem Autounfall.
Er würde die Killer finden, das schwor er sich.
Nein, nicht weiter an ihn denken, O`Neill...
Aber er sah ihn, immer und immer wieder...
"Lass mich dich etwas fragen, Jack- wenn wir jetzt nicht gehen und plötzlich greifen die Goa`uld an, wie würdest du dich fühlen?"
Wie ein Idiot...ich würde mich wie ein Idiot fühlen- so wie jetzt.
Ich hätte ihm vielleicht helfen können, wenigstens bei ihm bleiben können bis sein Herz aufhört zu schlagen...wenigstens bis dahin...
"Hatte er sehr starke Schmerzen?" unterbrach Sam ihn weinend.
"Nein..." seine Stimme zerbrach fast.
"Er ist friedlich eingeschlafen..."
Draußen, wo alte Leute im Park die Enten fütterten, ging das Leben weiter- hier machte es eine Pause.
Es war eine Ehre mit ihnen zusammengearbeitet zu haben, Doktor Jackson...

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