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INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (1) von moth-to-flame

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3. Kapitel

Das Geflüster wurde lauter, aber Daniel war, als würde ihn jemand festhalten. Ihn zwingen, zu bleiben, wo seine Füße den Boden berührten. Vergeblich versuchte er, etwas zu erkennen. So musste das Gefühl sein, wenn man blind war. Zu wissen, dass etwas oder jemand in der Nähe war, aber es nicht sehen. Nacktes Entsetzen erfüllte ihn und er spürte, wie ihm der Angstschweiß aus allen Poren drang. Sein Körper bebte. Daniels Atem kam stoßweise. Er lauschte angestrengt in die Schwärze, die ihn umgab. Das Geräusch war jetzt so laut, als würden zwei Personen neben ihm stehen und sich leise unterhalten.

Plötzlich spürte er einen Luftzug, der auf seiner feuchtgeschwitzten Haut eine Gänsehaut verursachte. Das Wispern kam jetzt von hinten. Daniel wollte sich umdrehen, seinem Feind ins Angesicht schauen. Aber alles, was er erfassen konnte, war dieses Geräusch, das wie gedämpfte Stimmen klang und immer deutlicher wurde. Es waren immer die gleichen Silben, die wiederholt wurden. Wieder und wieder. Bei jeder Wiederholung um eine Tonstufe lauter. Näher kommend. Daniels Angst wuchs ins Unermessliche und er hielt die Luft an, um die Quelle des Lautes ausmachen zu können. Es war immer noch hinter ihm. Blitzartig schwoll der Pegel an und das anfängliche Wispern wurde zu lautem Geschrei, das Daniel nicht verstand. Spätestens jetzt wusste der Wissenschafter, was es hieß, Todesängste auszustehen.

Wieder spürte er einen Windhauch und dann fühlte er, wie etwas in ihn eindrang. Schmerz durchfuhr seinen Kopf wie ein heißer Strahl. Seine Gedanken vernebelten sich. Wie eine Wolke, die sich vor die Sonne schob und ihre Strahlen abfing. Sein Kopf kippte nach vorne auf seinen Brustkorb, seine Brille rutschte ihm von der Nase und zerbrach auf dem harten Steinboden in tausend Stücke. Seine Augen traten aus ihren Höhlen und er schlug sich verzweifelt mit den Fäusten gegen die Schläfen.

Doch das nahm er im nächsten Augenblick gar nicht mehr richtig wahr. Er wusste, dass es um ihn herum dunkel war, und trotzdem sah er plötzlich. Daniel erblickte eine Gestalt vor seinem geistigen Auge. Sie sah aus wie eine menschliche Frau. Wunderschön und anmutig stand sie in einem hellen Raum.. Lange, goldfarbene Locken umrahmten ihr Gesicht. Sie trug einen Umhang, dessen Farbe nicht sich jeder Umschreibung entzog. Sie schien den Boden nicht zu berühren, sondern schwebte wie ein Engel knapp darüber. Daniels Gedanken waren plötzlich wieder frei. Die Fremde lächelte und Daniel fixierte ihre Augen, gefangen im Anblick der Frau. Etwas Schöneres hatte er noch nie im Leben gesehen. Er hatte das Gefühl, dass sie ihm etwas mitteilen wollte und versuchte, sich mit seinen Gedanken ganz auf die Gestalt zu konzentrieren, die er vor sich sah, als wäre sie aus Fleisch und Blut.

Das musste Telepathie sein. Die Art, ohne Lautäußerungen, nur anhand von Gedanken zu kommunizieren.

***

"So ist es.", ertönte jäh eine Stimme in seinem Kopf, ohne dass die Lippen der unbekannten Schönheit sich bewegten. Sie war leise, aber eindringlich.

"Versuch es, Daniel. Konzentriere dich nur auf das, was du mir mitteilen willst.".

Daniel hob den Kopf und tat, wie ihm geheißen. Noch im selben Augenblick hörte er seine eigene Stimme. "Woher kennst du meinen Namen?", fragte er.

"Ich kenne deine Gedanken. Ich weiß alles, was du je gedacht hast.", antwortete sie mystisch.

"Das ist unglaublich...wer...wer bist du?", 'dachte' er.

"Ich bin Shoshana, mein Volk nennt sich die Konshimen, was in deine Sprache übersetzt soviel wie 'die Gerechten' bedeutet.", teilte sie ihm mit. "Du beherrscht viele Sprachen und ich musste mich sammeln, um die richtige zu finden.".

Daniel wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Die ganze Situation überwältigte ihn.

"Ich dachte, dieser Tempel sei Goa'uld.", äußerte er schließlich.

"Das ist er auch. Aber unsere Spezies zeigt Zeichen ihrer Kultur einzig und allein auf unserem Heimatplaneten Koshim. Alles, was außerhalb davon liegt, tarnen wir mit den typischen Merkmalen anderer Rassen. Dieser Ort ist so etwas wie ein Treffpunkt für Angehörige unseres Volkes, um nach Koshim zurückkehren zu können.", erklärte sie.

"Wie?...Es gibt doch Tausende von Sternentoren. Warum benutzt ihr die nicht?", fragte Daniel.

"Sternentore...sind eine sehr junge Technologie. Nur selten sind wir gezwungen, uns auf sie zu berufen..", sagte die Schöne geheimnisvoll.

"Warum bist du hier?", wollte er wissen.

"Jeder unserer Außenposten besitzt einen Wächter. Der hier nach dem Rechten sieht.", informierte sie ihn. Doch Daniels Wissensdurst war noch lange nicht gestillt.

"Wie kommt es, dass ihr nicht den vier großen Rassen angehört, wenn ihr so hochentwickelt seid, dass sogar die Sternentore für euch primitiv sind?", fragte er erneut.

"Deine Neugier ist faszinierend...Wir sind ein sehr altes Volk. Wir waren schon da, als es die vier wichtigsten Rassen noch gar nicht gab. Die Zeitspanne, in der es uns schon gibt, übersteigt deine Vorstellungskraft. Die meisten kennen uns nur aus alten Legenden und haben uns noch nie getroffen. Wir halten uns zurück. Aber du, du bist hier sozusagen eingedrungen. Ich bin erstaunt, dass ein anderer als ein Goa'uld die Zeichen lesen kann. Vor allem hier auf diesem unbewohnten Planeten, dachten wir, unentdeckbar zu sein. Dieser Planet ist alt und seit der Zeit, in der das Netzwerk der Sternentore erbaut worden sind, weit von seiner ursprünglichen Umlaufbahn um seine Sonne abgedriftet und daher nicht mehr durch das Tor erreichbar.", erklärte sie geduldig.

"Das ist für uns längst kein Problem mehr.", sagte Daniel stolz.

"Ich weiß.", antwortete die Frau gefühlskalt.

Wieder zögerte er. Es war unheimlich, wenn nicht einmal mehr seine Gedanken ihm alleine gehörten.

"Weißt du wirklich alles, was ich weiß?", fragte er verwirrt.

"Deine Gedanken sind voller Hass auf die Goa'uld. Das ist nicht gut. Jede Rasse hat ein Recht, so zu leben wie es ihrer Art bestimmt ist.", sagte Shoshana, als wollte sie ihm beweisen, dass dem so war.

"Aber die Goa'uld...", begann Daniel.

"Genug!", herrschte die Frau plötzlich energisch.

"Ich weiß, dass du in deinem Leben viele Verluste ertragen musstest. Dass du nach neuen Zielen suchst. Du glaubst, deinem Volk nicht dienlich genug zu sein. Ihr führt einen ewigen Kampf gegen euren Feind. Er ist stärker, als ihr glaubt.", sagte sie.

"Die Goa'uld haben Millionen von Menschenleben auf dem Gewissen. Sie beuten aus, vernichten ganze Planeten. All ihre hochentwickelte Technologie basiert auf gestohlenem Wissen anderer, von ihnen ausgelöschter Kulturen!", ereiferte sich der Archäologe.

"Wer gibt dir das Recht, die Lebensweise einer anderen Spezies zu beurteilen? Wenn es die Natur aller Dinge will, dann sei es so.", kam es zurück.

"Dein Volk kann die Gräueltaten der Goa'uld doch nicht gutheißen...", zweifelte Daniel.

"Wir heißen auch deine voreingenommene Haltung nicht gut.", antwortete sie kühl.

Daniel wollte weiter argumentieren, der Frau erklären, welche Leiden die Menschen durch die Goa'uld auf vielen Planeten erdulden müssen. Was sie auch den Menschen auf der Erde angetan hatten. Aber bevor er seine Konzentration wieder auf die Kommunikation mit ihr legen konnte, sprach sie wieder:

"Komm mit mir. Und ich werde dir zeigen, wie das Volk der Konshimen lebt. Vielleicht verstehst du dann unser Denken."

"Dein Angebot ehrt mich. Aber meine Freunde werden mich suchen.", widersprach er.

"Du musst dich entscheiden. Komm mit mir. Wir haben mehr Informationen über die verschiedenen Rassen als du dir überhaupt vorstellen kannst.", lockte Shoshana.

Die Gestalt, die Daniel immer noch in seinen Gedanken vor sich sah, streckte ihre Hand aus. Und wieder hatte er das Gefühl, dass er nicht widerstehen konnte. Ihre Schönheit intensivierte das Empfinden nur noch und schließlich willigte er ein. Aber wollte er diesen Weg wirklich ohne seine Freunde gehen?

***

Shoshana ließ ihm keine Zeit zum Überlegen. Seine Gedanken vernebelten sich wieder und dann spürte er ihre Anwesenheit plötzlich nicht mehr. Daniel sah neben sich, wo die schöne Frau aus seinen Gedanken nun Gestalt angenommen hatte. Shoshana legte ihre Hand an die Wand des Tempels und im nächsten Moment war der gesamte Raum, der vorher noch stockdunkel gewesen war, in ein grünliches Licht getaucht. Sie lächelte wieder dieses einnehmende Lächeln und hielt Daniel ihre Hand hin. Dieser konnte diese Geste nicht zurückweisen. Er griff nach ihrer Hand und staunte, wie real es sich anfühlte. Warm und schmal wie die Hand einer normalen Frau lag sie in der seinen. Sie fühlte sich zerbrechlich an und doch wagte es Daniel nicht, sie ganz zu umschließen.

Shoshana führte ihn in eine Ecke des Raumes, wo dort, wo bis jetzt Dunkelheit geherrscht hatte, eine Plattform auftauchte. Auf der steinernen Plattform befand sich in der Mitte ein Bereich, der ein wenig heller war als das Umfeld. Dorthin stellten sich die beiden. Dann wurde alles in ein noch grelleres Licht getaucht und Daniel fühlte, wie die Moleküle seines Körpers dematerialisiert wurden wie beim Tritt durch den Ereignishorizont des Sternentores.

weiter: Kapitel 4
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